Backpacker raus
oder
Nicht mein Jahr
Kambodscha
1. Tag – A380 zerstört
Der Tag fing schon gut an. Da ich mich in der Abfahrtzeit des Busses vertan hatte, musste ich 30 Minuten auf denselben warten. Wenn eine Reise schon so anfängt, was kann da noch schief gehen. Der Check-In ging schnell, schließlich war ich trotz der Verzögerung noch früh am Flughafen und die Schalter waren leer. Also ab in die Business Lounge und den Apfelwein leer machen. Sozusagen Business (Lounge) as usual.
Im Flieger saß ich ganz vorne, also wirklich ganz vorne, direkt in der Schnauze. Der Pilot muss direkt über mir gesessen haben (hoffte ich zumindest). Neben mir saß ein junges Pärchen, das zum Tauchen nach Phuket wollte. Sie hatten 6 Stunden Aufenthalt in Bangkok, wogegen ich nur 1 Stunde und 20 Minuten zur Verfügung hatte. Zieht man die Boarding Zeit noch ab, blieben unendliche 40 Minuten. Die Frage war, was besser ist.
Bei der Essensausgabe gab es kein vegetarisches Gericht zur Auswahl. Wer vorher nicht vegetarisch vorbestellt hatte, musste halt mit Fleisch leben. Um dies erträglicher zu machen, wollte ich am Bord Entertainment Programm teilnehmen. Dazu benutzte ich meinen eigenen Kopfhörer, weil dieser gerade greifbar war. Allerdings, chinesische Qualität sei Dank, brach mir nach kurzer Zeit, wie das auch immer geschehen konnte, der Stecker ab. Dieser steckte nun tief in der Buchse und verhinderte, dass ich den Thai Airways eigenen Kopfhörer verwenden konnte. Ich zerstörte somit einen A380, der nun monatelang in die Wartung musste, um den Stecker aus der Buchse zu befördern.
Somit erübrigte sich aber auch das Bordprogramm, denn Filme ohne Ton waren schon ziemlich langweilig. Besonders in Englisch. Und die Stewardess mochte ich nicht rufen, zur Beseitigung des Problems. Am Schluss hätte ich den A380 noch bezahlen müssen. Ich versuchte also etwas zu schlafen, aber auch das gelang nicht richtig.
Das ist nicht mein Jahr.
2. Tag – Ich hab noch einen Koffer in Berlin
Die kurze Transferzeit veranlasste mich dazu, etwas in Hektik zu geraten. Zum Glück saß ich ja ganz vorne und konnte als einer der Ersten raus. Auch waren wir etwas früher gelandet, so dass ich eine volle Stunde bis zum Boarding hatte. Das reduzierte sich noch etwas, denn bis ich draußen war, waren nur noch 45 Minuten übrig. Das musste doch zu machen sein, dachte ich, denn ich hatte immerhin noch 5 Minuten mehr als geplant. Doch…
Ich hatte mich schon zuhause über die Transfer-Prozedur informiert. Man sollte der Beschilderung „Transfer Desk“ folgen, schauen ob das Gate in West oder Ost liegt und dort in den 3. Stock. Jetzt gab es hier einen langen Gang dem man folgen musste, aber keine Anzeigetafel, auf dem die Gates angezeigt wurden. Ich hatte also keine Ahnung welches Gate und ob Ost oder West. Ich kam zu einem zentralen Platz, aber auch hier keine Anzeige. Ich fragte einen Angestellten und dieser meinte ich solle einen Stock höher. 35 Minuten übrig. Praktischerweise war hier eine Rolltreppe, doch vor dieser stand eine Angestellte und ließ immer nur wenige Leute durch. Dadurch hatte sich schon eine riesen Schlange gebildet. Ich ging zur Angestellten und bat darum vorgelassen zu werden, da mein Flug in 30 Minuten ginge, aber das interessierte sie nicht. „Flug verpassen“ war für sie kein Argument. Sie schickte mich an das Ende der Schlange. Ich rief daraufhin meine ganze zehnjährige Erfahrung im Vordrängeln auf und quetschte mich sozusagen als Quereinsteiger von der Seite in den Kopf der Schlange.
Relativ schnell konnte ich so das Hindernis Rolltreppe überwinden, wobei ich oben den Grund der Sperrung feststellen konnte. Hier befand sich eine Sicherheitskontrolle und diese war total überfüllt. Und damit man nicht bis auf die Rolltreppe zurückstaut, hat man diese dann geschlossen. Jetzt wurde ich langsam richtig nervös. 30 Minuten Restzeit. Die Frau hinter mir meinte, sie hätte es noch nie so voll hier erlebt. Das beruhigt. Zum Glück ging es relativ schnell vorwärts. In Frankfurt hätte das 1 ½ Stunden gedauert, hier 15 Minuten. Also 15 Minuten Restzeit. Ich fragte am Infoschalter direkt hinter der Sicherheitskontrolle nach meinem Gate und dort wies man mir F2A zu. Direkt neben dem Infoschalter stand übrigens die Anzeigetafel, aber dafür hatte ich in dem Moment keinen Blick mehr. Mein Verstand war nur noch im Panikmodus.
Gate F war 900 Meter entfernt. Also war ich hier in West und musste nach Ost oder umgekehrt. Ich lief also so schnell ich konnte. Es gab kein Laufband und so zogen sich die 900 Meter extrem. Ich hatte nicht einmal Zeit auf die Toilette zu gehen, aber 230 Meter vor dem Ziel hielt ich es nicht mehr aus. Um Punkt 7 Uhr kam ich am Gate an.
Das Boarding war dann 11 Minuten später und es ging mit dem Bus zum Flieger. Ich hätte mir dann doch noch etwas mehr Zeit lassen können, aber nicht viel. Zumal, als wir am Flugzeug angekommen waren, wir nicht aus dem Bus aussteigen durften, bis ein alter Mann die Treppe erklommen hatte. Dieser war aber so gebrechlich, dass man ihn mehr hochtragen musste, als das er allein die Treppe bewältigen konnte. Es dauerte auf jeden Fall gefühlte 15 Minuten bis er oben war. Warum dürfen solche Leute zuerst einsteigen? So behindert ein Mann 200 Passagiere. Wenn man ihn zuletzt einsteigen lässt, könnte man ihn wenigstens zurücklassen, wenn es zu lange dauert.
Im Flugzeug saß neben mir ein ziemlich hektischer Inder, der zudem auch noch als einer der letzten n Bord kam. Da waren wohl nicht alle so schnell am Gate wie ich.
Nachdem wir gelandet waren konnte ich durch mein E-Visa direkt zur Passkontrolle. Alle anderen bogen vorher ab zum VISA-On-Arrival Schalter. So hatte ich den Einreiseschalter ganz für mich allein und war in 5 Minuten eingereist.
Ich wartete anschließend am Gepäckband auf meinen Koffer, doch der kam und kam nicht. Und das bis zum Schluss. Mein schlimmster Albtraum wurde war. Ohne Gepäck in Kambodscha. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass mein Gepäck verschwunden war. Das ist nicht mein Jahr. Ich selbst hatte den kurzen Transfer gemeistert, mein Gepäck wohl nicht.
Jetzt ist es ja nicht so schlimm wenn das auf der Heimreise passiert oder unterwegs, wenn man nur noch ein paar Resttage hat. Aber jetzt? Schließlich hatte ich noch die vollen 14 Tage vor mir. Und das nur mit einer Unterhose. Und die hatte ich auch noch an (seit 2 Tagen).
Mit mir warteten auch noch etwa 15 andere Personen vergeblich auf ihr Gepäck. Die meisten kamen aus London. Wäre ich nicht auch selbst betroffen gewesen, hätte ich gesagt: das haben die Verdient.
Also zum „Lost and Found“ Schalter und eine Vermisstenmeldung aufgeben. Das dauerte, auch aufgrund der vielen Vermissten, relativ lange. Aber ohne Gepäck hatte ich erst einmal Zeit. Einen Koffer musste ich ja nicht zum Hotel bringen.
Jetzt war ich nur heute und morgen in Phnom Peng und wollte meine nächste Adresse in Siam Reap auch hinterlegen, falls es etwas länger dauert das Gepäck aufzutreiben. Doch das interessierte keinen am Schalter. Wahrscheinlich war es so, dass wenn das Gepäck nicht in 24 Stunden auftaucht, es nie mehr auftaucht. Oder es wird versteigert. Der Angestellte meinte, dass das Gepäck eventuell mit der Maschine um 20 Uhr kommen würde und man es mir dann ins Hotel liefern würde. Das könnte dann bis 22 Uhr dauern. Da hatte ich noch Glück, denn die Engländer hatten ein Hotel 4 Stunden entfernt. Ihr Gepäck wollte man dann in den nächsten Tagen mit dem Bus vorbeischicken. Ich bekam noch einen Zettel mit einer Vorgangsnummer und einer Telefonnummer, wo ich anrufen konnte, falls kein Gepäck im Hotel auftauchte oder meine Unterhose mit der Haut verwachsen war.
Somit war mein Zeitvorsprung, den ich mir durch das E-Visa erkauft hatte, auch schon wieder weg. Am Ausgang wurde ich direkt von einem TukTuk Fahrer abgefangen. Er wollte 10 $ statt der im Internet recherchierten 7 $, aber das war mir in diesem Moment egal. Viel wichtiger war die Frage, wohin er mich fahren sollte. Ich hatte ja nur einen kleinen Rucksack mit meinem technischen Equipment und meinen Unterlagen. Einen Koffer, den ich beim Hotel hinterlegen hätte müssen, hatte ich nicht. Es war erst gegen 10 Uhr und die Frage stellte sich, ob ich nicht direkt mit den Sehenswürdigkeiten anfangen sollte. Ich entschied mich trotzdem erst einmal zum Hotel zu fahren, denn ehrlich gesagt wusste ich kein besseres Ziel. Ich hatte einfach nicht geplant direkt etwas anderes als das Hotel anzufahren.
Nach 45 Minuten kamen wir am Hotel an. Als der TukTuk Fahrer dann auch noch Trinkgeld haben wollte, klärte ich ihn erst einmal über die üblichen Fahrpreise auf und meinte 3 $ Trinkgeld wären wohl genug. Darauf kam nicht einmal ein leiser Protest. Er hatte wohl verstanden. Der dachte bestimmt ich wäre ein dummer Tourist ohne Koffer.
Ich sprach an der Rezeption vor und siehe da, mein Zimmer war schon beziehbar. Als ich allerdings versuchte dieses mit meiner Kreditkarte zu bezahlen, verweigerte dies die Maschine. Das machte mir etwas Angst. Nicht nur ohne Kleider in Kambodscha, jetzt auch ohne Geld. Und ohne Geld keine neuen Kleider. Zum Glück funktionierte meine zweite Kreditkarte.
Das Zimmer befand sich im 4. Stock, aber das Hotel hatte glücklicherweise einen Aufzug. Und da ich keinen Koffer auszupacken hatte, konnte ich direkt wieder aufbrechen. Es ging zum Wat Phnom. Dies ist der Haupttempel in der Stadt und für den ersten Eindruck sicherlich gut geeignet. Man verlangte nur von Touristen einen Dollar Eintritt (Einheimische hatten freien Eintritt). Dafür durfte man den Hügel hoch und eine Schuh aus/ Schuh an Reise antreten. Ja Buddha liebt Käse und so war es auf der ganzen Reise obligatorisch vor Betreten der Tempel sich seiner Schuhe zu entledigen. Deswegen hatten wohl auch alle Badeschuhe oder, vor allem die Touristen, Flip Flops an.
Nächster Besichtigungspunkt solle die französische Botschaft sein. Allerdings hatte ich diese wohl auf meiner Karte falsch eingezeichnet, denn an der Stelle, wo sie sein sollte, war die Nationalbibliothek. Die stand auch auf meiner Liste, hatte aber sonntags zu. Na, Super. Ich suchte jetzt im Reiseführer nach der Adresse der Botschaft (Bitte nicht fragen, warum ich unbedingt die französische Botschaft von außen ansehen wollte. Sie stand nun mal im Reiseführer) und folgte meinen Stadtplan. Doch an der neuen Stelle war sie auch nicht. War das eine Wanderbotschaft?
Nach einigem Suchen in MapsMe fand ich dann auch die Botschaft auf der Karte. Allerdings hätte ich wieder komplett zurück gemusst. Das hab ich mir dann bei 34 Grad erspart. Wie gesagt, Botschaft von außen. So viel Historisches kann da gar nicht passiert sein.
Meinen nächsten Besichtigungspunkt, Psar Thmei, konnte ich gar nicht einordnen, da ich im falschen Reiseführer nach der Beschreibung suchte. Erst als ich ankam, erkannte ich, dass es eine Markthalle war. Sie war neu renoviert, was natürlich auch viele Touristen anlockte. In ihr gab es nachgemachte Klamotten, Elektronik, aber auch Drogerieartikel und Lebensmittel. Hier konnte ich mich zumindest morgen mit dem Notwendigsten eindecken, wenn meine Tasche nicht mehr auftauchte.
Ich verlies die Shoppingmeile und ging zum Wat Koh. Dieses war recht verfallen und nur von hunderten Katzen bevölkert. Ich dachte schon es hätte zu, denn die Seiteneingänge waren verschlossen und überall lag Müll herum. Im Wat Saravan war da schon mehr los. Im Tempel gab es recht schöne Malereien zu bewundern. Dabei schauten mich zwei Besucherinnen ganz böse an, als ich versuchte diese mittels meiner Kamera für die Nachwelt festzuhalten. Aber der Wachmönch zündete sich genüsslich eine Zigarette an und legte sich gemütlich nieder. Somit war ich sicher. Mönch schlägt Besucherinnen.
Nächstes Wat war das Wat Ounaiom. Auf dem Weg dorthin aß ich erst einmal etwas in dem Restaurant Kabbas und nutzte die Happy Hour von 14-22 Uhr, in der das Bier nur 0,5 $ kostete. Also hier kann man billig (und schnell) betrunken werden. Im Wat suchte ich im Tempel verzweifelt die Treppe, die mich zu irgendeiner Reliquie von Buddha führen sollte, wie es im Reiseführer beschrieben stand. Allerdings war keine zu finden, auch wenn ein weiteres Stockwerk existierte.
Ich dachte, vielleicht ist das ja der falsche Tempel und ich versuchte es in einem anderen Gebäude. Hier gab es eine Treppe, doch als ich diese hoch wollte, fing auf einmal eine Frau an zu schreien. Das war‘s wohl auch nicht. Wahrscheinlich hatte ich den Mönchs-Harem erwischt. Auf den Schreck beschloss ich erst einmal zum Hotel zurückzukehren. Für den ersten Tag hatte ich schon genug erlebt. Ich erwarb in einem kleinen Tante Emma Laden noch 3 Bier für je 1 $. Das war jetzt nicht teuer, aber in der Bar zur Happy Hour kostete es nur die Hälfte.
Im Hotel legte ich mich kurz hin, denn die Hitze machte einen schon ganz schön fertig. Um 18 Uhr brach ich dann wieder auf, um etwas zu Essen. Auch wollte ich die Busstation suchen, von der ich in 2 Tagen abfahren sollte. Direkt an der Stelle befand sich der Nachtmarkt und ich nutzte die Gelegenheit, um mir diesen einmal anzusehen. Hier war eine Bühne aufgebaut, auf der sich Nachwuchstalente mit Gesangseinlagen austobten. Angeboten wurden vor allem Klamotten, aber es gab auch einen Platz an dem viele Essensstände lagen. Dies wollte ich später probieren. Aber zuerst zur Busstation. Ich musste einige Zeit suchen, denn es fand sich kein freier Platz, der sich meiner Meinung nach als Busparkplatz eignen würde. Schließlich fand ich das Büro der Busgesellschaft und stellte fest, dass die Busse einfach auf der Straße vor dem Büro hielten und die Leute hier ein und ausstiegen.
Ich ging also schlau zu den Essensständen zurück und erwarb gebratene Nudeln. In der Mitte des Platzes lagen Teppiche aus und man setzte sich, nachdem man wieder einmal die Schuhe ausgezogen hatte, auf den Boden oder besser auf den Teppich. Kellner brachten einem dann das bestellte Essen und kassierten anschließend ab. Das klappte ganz prima. Das einzige was störte war, dass ständig irgendwelche Leute über die Schuhe stolperten, die vor dem Teppich standen. Da dies meine einzigen paar Schuhe waren, die ich jetzt hatte, zumal meine Tasche ja weg war, passte ich natürlich besonders auf diese auf und war bei jeder noch so kleinen Berührung hoch sensibel.
Ich ging zurück zum Hotel, denn wenn meine Tasche noch kommen sollte, dann musste es bald soweit sein. Ich überlegte, ob ich mich in die Bar setzen und dort auf die Tasche warten sollte, aber bei den Preisen befürchtete ich, dass ich dies nicht mehr mitbekommen würde, also geistig. Alkohol war einfach viel zu billig. So ging ich aufs Zimmer und hoffte, dass man mich anrufen würde, wenn die Tasche eintrifft. Der Rezeptionist wusste zumindest Bescheid. Ich wartete bis 23 Uhr, doch nichts passierte. Ich legte mich dann schließlich schlafen, wobei von Schlafen keine Rede sein konnte, denn mir ging dauernd im Kopf herum, was ich einkaufen müsste, um die nächsten 14 Tage notdürftig zu überstehen.
3. Tag – Besuch beim König
Um 6 Uhr klingelte der Wecker. Allerdings war ich extrem müde, weil ich bis 2 Uhr in Erwartung meiner nicht vorhandenen Tasche nur vor mich hin gedöst hatte. Danach hatte ich trotz des Schlafmangels auch nicht wirklich geschlafen, da ich statt Schäfchen die Klamotten gezählt hatte, die ich jetzt wohl erwerben musste. Ich beschloss meinen Nicht-Schlaf 30 Minuten zu verlängern und im Bett zu bleiben. Ich hatte ja sowieso nichts, womit ich mich Rasieren konnte und Kontaktlinsen hatte ich auch keine. Das spart Zeit. Zum Glück waren unter den kostenlosen Hotel-Toilettenartikeln ein Kamm und eine Zahnbürste mit Zahnpasta. Gut wenn man etwas teurer bucht.
Die Zahnbürste war allerdings so weich, da hätte ich auch ein Tempo-Taschentuch verwenden können. Dafür hat die Zahnpasta den Schmutz (und den Zahnschmelz) von alleine weggeätzt. Notiz: Unbedingt vernünftige Zahnreinigungsartikel erwerben, wenn der Koffer nicht kommt.
Ich ging dann mit meiner Brille zum Frühstück. Das Tragen einer Sonnenbrille hatte sich ohne Kontaktlinsen dann auch erübrigt. Was macht es schon wenn man blind wird. Hauptsache gesund. Ich hatte aber den Zettel von der Lost and Found Station dabei, auf dem meine Vorgangsnummer stand, um anzurufen und festzustellen, in welchem Land mein Koffer angekommen war. Ich wollte dies von der Rezeption aus machen, denn dort lässt man einen oft in solchen Notsituationen kostenlos telefonieren. Außerdem hat man jemanden als Hilfe, wenn die Person am anderen Ende der Leitung kein Englisch spricht.
Ich fragte also nach und was stand da, mein Koffer. Ich hatte ihn gar nicht erkannt, so lange waren wir voneinander getrennt. Die Nachtwache hatte den Koffer einfach angenommen ohne mir Bescheid zu geben. Dann also doch heute Königspalast statt Shopping Tour.
Ich ging aber erst einmal Frühstücken. Jetzt war ich schon so lange ohne Koffer ausgekommen und Zeit hatte ich auch. Schließlich musste ich nicht Einkaufen gehen.
Ich wählte das Continental Breakfirst. Also, ein kleinerer Teller hätte geholfen es nicht so erbärmlich aussehen zu lassen. Es war ein ganz kleiner Klecks Butter und Marmelade, ein Toast und ein Pfannküchlein auf dem Teller. Es war ein Wunder, dass der Tee nicht in einer Espressotasse serviert wurde.
Ich ging jetzt mit meiner Tasche wieder zurück aufs Zimmer um meine Toilette fortzusetzen. Ich rasierte mich erst einmal, wobei es kein richtiges Licht im Bad gab. Das machte es etwas gefährlich. Auch das Einsetzen der Kontaktlinsen war dadurch etwas langwieriger. Gut, frische Unterwäsche ging auch ohne extreme Beleuchtung, wobei ich mir kurz überlegte die alten Stümpfe anzubehalten. Nicht aus Sicherheitsgründen, aber eigentlich waren sie noch nicht durch. Ich wechselte sie trotzdem. Ein bisschen Dekadenz muss schon sein.
Aufgrund dieser nicht erwarteten Verzögerung kam ich erst kurz nach 8 Uhr zum Königspalast. Hier war alles abgesperrt. Allerding wohl weniger wegen der Gefahr eines Anschlags als mehr wegen lärmender Autos, denn es wurden keine Panzersperren verwendet, sondern nur profane Gitter.
Als Eintritt verlangte man 10 $ statt der im Internet angeschlagenen 6,5 $. Also entweder hatte man in den letzten 7 Tagen die Preise erhöht oder der Kassierer hatte etwas Trinkgeld für sich aufgeschlagen. Beurteilen konnte ich das nicht, denn die Preise waren nur in Rial angeschlagen und ich war noch nicht des Umrechnens so sicher, dass ich in der Eile der Zeit den Dollarbetrag errechnen konnte. Aber ich hatte ja sowieso keine Wahl, wenn ich rein wollte. Der König wird’s schon richtig machen.
Man merkte dass langsam die Nebensaison anfing, denn es war nicht sonderlich voll. Nur ein paar Gruppen nervten, aber auch denen konnte man gut aus dem Weg gehen. Allerdings war es schlimm, wie sich manche hier anzogen. Es gab zwar eine Kleiderordnung, die wurde aber leider zu großzügig ausgelegt und toleriert. Ich war froh, dass ich doch meine Sonnenbrille anziehen konnte. Ich wäre wirklich Blind geworden, aber nicht durch die Sonne.
Die ganze Anlage war jetzt nicht so eindrucksvoll. In den Thronsaal konnte man nur von außen rein sehen und die Silberhalle mit dem großartigen Silberboden war mit einem Teppich bedeckt. Ich arbeitete die Gebäude nach den Nummern ab, die auf dem Ticket waren, und nahm noch am Ausgang die Ausstellungen mit. Diese waren dorthin ausgelagert. Zusätzlich konnte man noch 2 typische einheimische Musterhäuser besichtigen, was ich auch als einziger Besucher tat. Um Punkt 11 Uhr war ich fertig und verließ das Palastgelände.
Anschließend ging ich noch zum königlichen Anlegeplatz, wo der Hausherr mit seiner Barke ablegte. Aber hier war alles total versifft. Da tat mir der König schon fast leid. Aber vielleicht wurde ja vorher noch aufgeräumt, wenn er mal über den Mekong schippern wollte.
Ich ging nun zum National Museum, das direkt um die Ecke lag. Optimistisch nahm ich auch den Audioguide, den es nicht in Deutsch, aber in Englisch gab. Ich begann alles abzuhören, stellte aber fest, dass es 288 Tracks, also Beschreibungen gab. Jede dauerte 2 bis 3 Minuten, so dass man optimistisch gesehen auf 10 Stunden Spielzeit kam. Ich folgte weiter der Taktik alles hören zu wollen, gab aber nach 2,5 Stunden auf. Inzwischen war es fast 14 Uhr. Ich hatte gerade einmal 80 Tracks abgearbeitet und war 1 ½ Säle weit gekommen. Es war zusätzlich auch ziemlich anstrengend das Ganze auf Englisch zu hören. Ich schaute mir den Rest des Museums ohne Kommentar an, brauchte hierfür aber noch einmal eine Stunde. Wenn ich an den letzten Tagen noch etwas Zeit hätte wollte ich noch einmal wiederkommen und mir weitere Kommentare anhören.
Ich ging zu dem Lokal von gestern, das zufällig in der nächsten Straße lag und erwarb erst einmal 3 Bier und ein Curry. Happy Hour kann so schön sein. Es war mir viel zu warm in Kambodscha. Ich war jetzt bereits fix und fertig. Trotzdem ging es weiter zum Wat Botum. Die eigentliche Halle war schwer zu finden in der Klosteranlage. Gerade war hier die Mönchs-Abschlussfeier fertig und es wurden viele Fotos gemacht. Trotzdem bat man mich herein und bot mir am Schluss sogar noch ein Wasser an. Sah ich denn so fertig aus? Ich lehnte dankend ab. Andere hatten dies bestimmt mehr notwendig. Bin ich nicht ein ziemlicher Angeber?
Ich besuchte noch das Vietnamesisch-Kambodschanische Freundschaftsdenkmal, das auf dem Platz nebenan aufgestellt war. Anschließend ging es zurück zum Hotel. Auf dem Weg schaute ich mir schon einmal das Hotel an, das ich am Ende der Reise aufsuchen wollte. Das sah allerdings billiger aus als mein jetziges, es war ja auch preiswerter. Es war wohl besser, wenn ich meinen Koffer nicht noch mal verlieren würde. Hier erwartete ich nicht, dass ich eine kostenlose Zahnbürste im Zimmer vorfinden würde.
Ich kühlte kurz mein Zimmer mit der Klimaanlage herunter und ging dann in das Hotelrestaurant um mich selbst von innen mit Bier herunter zu kühlen.
4. Tag – Bus nach Siam Reap
Ich konnte nachts wieder nicht schlafen und so begab ich mich in das Internet, um offene Fragen bezüglich der weiteren Reise zu klären. Vor allem hatte ich mir überlegt Angkor Wat per Fahrrad zu besuchen. Allerdings gab ich nach einiger Recherche dieses Vorhaben schnell auf. Von der Innenstadt Siam Reaps bis zur Tempelanlage Angkor Wat sollten es 20 Minuten mit dem Fahrrad sein. Die Hitze machte mich beim Laufen schon fix und fertig. Wie sollte das erst auf dem Fahrrad sein. Dazu war ich inzwischen einfach zu alt. Ich musste mir also eine Alternative ausdenken.
Ich stand sicherheitshalber schon um 5 Uhr auf. Als Frühstück wählte ich diesmal Asiatisch. Das hatte ich gestern gar nicht gesehen, da es ganz unten auf der Karte stand und ich vielleicht auch noch so aufgeregt wegen meiner Tasche war. Die asiatische Variante bestand aus gebratenem Reis mit Hühnchen und war echt lecker. Allerdings hätte die Portion wieder einmal größer sein können.
Mit meinem Lauf zur Giant Ibis Busstation begann die Hetzjagd der TukTuk Fahrer auf mich. Diese vermuteten, dass ich zum Flughafen wollte und witterten ein lohnendes Geschäft. Aber mein Ziel lag ja nur 2 Häuserblöcke weiter. Im Büro der Buslinie fragte ich nach dem Bus nach Siam Reap und man sagte mir ich müsste noch warten. Ich war ja auch wieder zu früh, wie gewohnt. Es waren schon einige Passagiere hier und warteten vor der Tür auf den Bus. Ich blieb lieber im klimatisierten Büro und setzte mich auf die bereitgestellten Sitzmöglichkeiten. Plötzlich wurde der Bus nach Ho-Chi-Ming-Stadt aufgerufen und ich war auf einmal ganz allein. Ich sah einen zweiten Bus herumstehen und fragte die Damen an der Theke. Nach einigem hin und her stellte sich heraus, dass dies mein Bus war.
Ich stieg also in den Bus und dieser füllte sich nach und nach bis auf den letzten Platz. Gut, dass ich so früh die Fahrkarten im Internet gebucht hatte. So saß ich ganz vorne und hatte einen schönen Ausblick und viel Beinfreiheit. Im Bus waren nur Rucksäcke, also Backpacker. Mir fiel auf, dass diese überall sparen, so zum Beispiel an Hotelzimmer und an Inlandsfahrten. Aber sie holten immer die teuersten Kopfhörer, Smartphones und Tablets aus ihren Rucksäcken. Und unterwegs ernährten sie sich nur von Cola und Pringels. Wirklich. Übrigens rannte ständig irgendjemand wieder aus dem Bus während wir warteten, um Nachschub an Pringels zu erwerben. Das nervte schon ziemlich. Schließlich machten wir keine Weltreise und unterwegs gab es noch einen Mittagessen Stopp.
Bis zum Schluss hoffte ich, dass der Platz neben mir leer blieb, aber kurz vor Abfahrt setzte sich doch noch ein übrigens ziemlich unsympathischer Typ neben mich. Er war wohl noch bis zur letzten Minute Pringels kaufen.
Der Bus war neuwertig, aber sehr plastikbehaftet. Es gab eine Flugbegleiterin, die sich während der Fahrt auf einen Klappstuhl in den Gang setzte. Wie gesagt, alles belegt. Es gab sogar 2 Fahrer, die sich auf halber Strecke abwechselten.
Nach einer Stunde gab es die erste Pinkelpause und nach weiteren eineinhalb Stunden machten wir die angekündigte Mittagspause. Am Restaurant standen insgesamt 3 Giant Ibis Busse, trotzdem war Ruck Zuck das Essen da. Und günstig war es auch. Ich zahlte gerade einmal 4 $ für eine Cola und gebratene Nudeln mit Tofu. Das ganze erinnerte mich übrigens stark an meine vergangenen Gruppenreisen. Nicht vom Preis, sondern von der Atmosphäre.
Dafür war dann die 2. Hälfte der Fahrt super anstrengend. Warum es dort keine weitere Pause mehr gab erschloss mir sich nicht wirklich. Wahrscheinlich weil dort die Tankstellen erst fertig gebaut werden mussten, wie man am Straßenrand sah. Zum Glück hatten wir genug Benzin an Bord. Wir erreichten den Busbahnhof schon kurz vor 15 Uhr. Das war schneller als gedacht. Aber wenn man keine Pause macht…
Nachdem ich mich erkundigt hatte, dass dies auch der Busbahnhof sei, an dem ich in etwas mehr als 7 Tagen wieder zurückfahren wollte, verließ ich das Areal um in die Hände unzähliger TukTuk Fahrer zu fallen. Allerdings wollte ich keinen von diesen in Anspruch nehmen, sondern laufen, da das Hotel auf der Karte sehr nah gelegen aussah. Ich folgte meinem Routenplaner und der schickte mich über eine Schotterpiste. Dabei ruinierte ich mir meinen Koffer, so dass ein TukTuk mich weitaus günstiger gekommen wäre. Aber dafür hatte ich etwas vom Ort gesehen. In der Straße angekommen, in der das Hotel liegen sollte, fand ich es zuerst nicht. Ich fragte einen TukTuk Fahrer und dieser zeigte auf eine kleine Seitenstraße. Hier war kein Hinweisschild auf ein Hotel, aber wenn sowieso alle TukTuk fahren, ist dies eventuell gar nicht notwendig. Der Kutscher kennt den Weg.
Das Hotel stellte sich als Luxusherberge heraus. Es gab 2 Pools, das Zimmer war klasse und hatte einen Balkon mit Blick auf einen der Pools. Außerdem gab es ein Restaurant. Hier konnte man es aushalten.
Ich schaute mir anschließend erst einmal die Umgebung an. Es gab ausreichend Restaurants und schließlich fand ich auch einen Supermarkt, in dem ich Bier erwarb. Zurück im Hotel ging ich erst einmal in den Pool. Scheinbar waren viele Italiener hier. Ein Pärchen war die ganze Zeit am Reden, egal ob diese im Wasser waren oder auf der Liege lagen. Man hatte nicht eine Minute vor Ihnen Ruhe.
Ich hatte gleich den Verdacht, dass dies ein Hotel war in dem viele Gruppen übernachteten und so war es dann auch. Jeden Tag (oder zweiten) wechselte dadurch die Nationalität der Mitbewohner.
Ich ging zur Rezeption und fragte, ob man hier ein TukTuk für Ausflüge buchen konnte. Das war möglich und man konnte das sogar auf die Hotelrechnung schreiben lassen. Das sparte das lästige Geldabheben, denn ich konnte alles mit Kreditkarte zahlen. Außerdem war ich relativ sicher, dass man mich nicht übers Ohr hauen würde. Auch war der Preis von 15 $ pro Tag gar nicht so schlecht. Außerhalb kostete es 13 $-15 $ und ich hatte eigentlich mit 20 $ gerechnet. Nur die Fahrt nach Koah Ker war nur mit einem Taxi möglich und sollte ungefähr 90 $ kosten. Das musste ich mir noch überlegen. Das war schon ganz schön happig für eine Person. Ich bestellte aber schon mal für den nächsten Morgen ein TukTuk samt Fahrer, denn selbst fahren wollte ich nicht.
Zum Essen ging ich zum Lilypop Restaurant. Das war in der gleichen Straße wie das Hotel gelegen. Ich wollte mich draußen an einen Tisch setzen, doch die Kellnerin meinte der Tisch wäre reserviert. Ich musste mich also in das Lokal setzen. Das war jetzt nicht so schlimm, denn draußen war es wärmer als drinnen. Die reservierten Gäste kamen dann auch viel später wie ich und gingen viel früher. Das muss ja ein riesen Geschäft gewesen sein, wenn man dadurch einen künftigen Stammgast (also mich) vergrault. Aber das Essen war gut, die Karte reichhaltig und es wurde in einer offenen Küche frisch gekocht. Hier kann man wieder herkommen, wenn nicht alles reserviert ist.
Um 20 Uhr waren es immer noch 30 Grad. Selbst für den Balkon war es zu heiß. Ich zog mich also in das klimatisierte Zimmer zurück und trank noch etwas Bier.
5. Tag – Hitzeschlacht
Um Punkt 5:30 Uhr ging ich zum Frühstück. Es gab ein riesen Buffet. Das war weitaus besser als der Klecks in Phnom Penh. Man merkte spätestens jetzt, dass hier viele Gruppen verkehrten, denn Frühstück a la Card war bei Massenabfertigung nicht möglich. Da musste man auf Buffet umschwenken.
Um 8 Uhr ging ich zur Rezeption und von da aus geleitete man mich zu meinem TukTuk Fahrer und seinem Gefährt. Der Fahrer war ein junger Kerl und recht sympathisch. Liebe auf den ersten Blick.
Heute war die kleine Runde dran, also die innen liegenden Tempel. Doch zuerst ging es zum zentralen Ticketverkauf. Hier gab es unzählige Schalter, aber nur einen, der für 7-Tages Tickets reserviert war. Ich wäre hier auch der einzige gewesen, hätte nicht ein Einweiser einige 3 Tages Karten Erwerber an meinen Schalter und somit vor mich gelotst. Trotzdem dauerte die ganze Prozedur nur 5 Minuten, wie der Rezeptionist vorausgesagt hatte, als ich ihn gestern gefragt hatte. 72$ kostete der Spaß, dafür wurde die Karte aber auch gleich in Folie eingeschweißt. Das war durchaus sinnvoll bei meiner Schweißabsonderung. Ansonsten wäre die Karte sicherlich nach einer Stunde nicht mehr lesbar gewesen, so heiß war es. Wir fuhren zur Kontrollstation, die direkt an der Straße lag und hier wurde gleich ein Loch in die Karte hinein gestanzt. Dies wiederholte sich jeden Tag, so dass man nachvollziehen konnte an wie vielen Tagen die Karte benutz worden war.
Wir fuhren weiter zum Südtor. Der Fahrer hielt an und fragte mich, ob ich Fotos machen möchte. Aber ich war viel zu verwirrt von den neuen Eindrücken und hatte auch noch keinen Überblick und so stieg ich nur kurz aus, machte von weitem ein Foto und stieg wieder ein. Hierdurch verpasste ich die Gelegenheit die schöne Brücke und einen Tempel nebenan zu besichtigen.
Der Weg hierher war schon ziemlich weit gewesen, wie auch im Internet berichtet. Ich bedauerte die Fahrradfahrer, die bei 36 Grad im Schatten von uns überholt wurden. Zum Glück hatte ich mir ein TukTuk genommen. Und bedenkt man, dass ein Fahrrad zu leihen am Tag auch 2-4 $ (je nach Qualität) kostete, war der Preisunterschied gar nicht so groß, denn der Betrug gerade mal 11 $.
Wir fuhren am Angkor Wat vorbei, denn gerade war die Hauptbusgruppenbesuchszeit. Die Massen strömten geradezu hinein. Am Mittag sollte es leerer sein laut Fahrer (und Reiseführer). Am Bayon Tempel wurde ich dann abgesetzt. Der Fahrer wollte am Parkplatz auf mich warten, bis ich mit der Besichtigung der Tempel (und das waren nicht wenige) auf dem Areal fertig war. Und ich wollte mir entsprechend Zeit lassen, denn ich hatte ja ein 7 Tages Ticket. Die Hitze tat dann ihr übriges, damit ich nicht in hektische Bewegungen verfiel.
Ich war am Hintereingang abgesetzt worden und der Reiseführer sprach immer von Ostwand, Südwand, Nordwand, Westwand. Ich hatte allerdings im Moment kein Gefühl für Himmelsrichtungen und so konnte ich den Plan nicht interpretieren. Ich irrte also erst einmal planlos durch meinen ersten Tempel. Nach einiger Zeit fand ich dann doch noch den Haupteingang, wo ich meine Erkundigungen begann.
Ich fand die Orientierung wieder und schaute mir die äußeren Reliefs an. Die unzähligen Besuchergruppen nervten und versperrten die Sicht. Doch je weiter man kam, umso weniger standen von diesen im Weg rum. Die Reiseführer zeigten ihren Gruppen wohl immer nur die ersten 2-3 Reliefs und brachen dann aus Zeitmangel oder Faulheit ab. Umso mehr war dann für mich zu sehen. Ich ging einmal um den Tempel herum, immer die Reliefs mit meinem Reiseführer vergleichend. Allerdings konnte ich vieles, das darin beschrieben war gar nicht auf den Reliefs erkennen. Und das lag nicht immer an der schlechten Qualität dieser. Viel war auch der Phantasie der Reiseführer Autoren geschuldet.
Anschließend besuchte ich die inneren Reliefs, was nicht bedeutet, dass diese im Inneren des Tempels sind. Sie sind nur an der inneren Außenwand angebracht. Es stellte sich heraus, dass dies eine größere Kletterpartie erforderte, da Sie im ersten Stock angebracht waren. Hierbei schlug ich mir mal wieder mein Schienenbein an einem Stein an und trotz langer, dicker Hose trug ich eine schmerzhafte tiefe Schürfwunde davon. Und klitschnass geschwitzt war ich auch noch.
Zum Glück ließen die Schmerzen bald nach, so dass ich endlich den Tempel selbst besteigen konnte. Es ging bis in den 3. Stock (Damenunterwäsche) wo man den unzähligen Steinköpfen ganz nah sein konnte. Das hatten auch unzählige andere Touristen im Blick und so war hier vor lauter Menschenmassen kein Vorankommen. Ich ging in das Heiligste, wo ich erst einmal einen Anschiss bekam, da ich meinen Hut noch aufhatte. Das ist aber auch so kompliziert mit den vielen Religionen. Die einen wollen einen Hut, die anderen nicht, bei den einen zieht man seine Schuhe aus, bei den anderen möglichst nicht. Ich glaube die meisten Religionskriege fanden nicht wegen unterschiedlicher Götter, sondern wegen unterschiedlicher Kleiderordnungen statt.
Ich verbrachte Stunden alleine in diesem Tempel, doch auf dem ganzen Areal waren noch unzählige andere. Also machte ich mich auf den Weg zum Baphuon. Laut Reiseführer wurde dieser einmal zur Renovierung komplett abgebaut, doch vor dem Wiederaufbau kam der Krieg und dabei gingen die Baupläne verloren. Somit war dies das größte Puzzle der Welt. Wahrscheinlich wurde zur Unterstützung damals ein Ingenieur von Lego eingeflogen.
Direkt vor dem Tempel machte ein Hochzeitspaar gerade Fotos. Die hatten dann mich und tausende andere Touristen als ewige Erinnerung auf ihrer Kommode stehen. Das kommt davon, wenn man unbedingt an Touristenorten heiraten will.
Über einen langen Holzsteg, unter dem früher wohl einmal Wasser war, ging es zum Heiligtum. Eine steile Holztreppe ging es anschließend hoch bis aufs Dach. Das war ganz super für meine Höhenangst. Wieder runter zu gehen war eine noch größere Herausforderung. Ich war dabei der Einzige, der die Treppen Rückwerts hinunter ging. Den im Reiseführer beschriebenen liegenden Buddha fand ich auch noch durch Zufall. Mehr Schilder bitte (Also nicht die mit „Vorsicht Mienen“)!
Ich hatte nun die Wahl zurückzugehen, wobei ich den halben Tempel hätte umrunden müssen (da ich den Tempel auf der Rückseite verlassen hatte) oder einer obskuren Beschilderung zu folgen, die allerdings kein echtes Ziel angab, sondern nur den weiteren Besichtigungsweg anzeigte. Da ich faul bin, entschloss ich mich den Wegweisern zu folgen und diese führten mich tatsächlich zum Königspalast und Phimeanaks. Also besser gesagt war der Königspalast nicht mehr da, denn den hatte man damals aus Holz gebaut. Aber der Tempel, den man stattdessen darauf gestellt hatte, war noch umrundbar.
Allerdings endeten hier die Beschilderungen und da ich blind diesen gefolgt war, hatte ich keine Ahnung in welche Richtung ich weiter musste. Und obwohl ich GPS benutzte, verfehlte ich den Weg anfangs. Als ich mich dann endlich orientiert hatte, fragte mich eine Touristin, ob ich sie fotografieren könne. Sie drückte mir eine Kamera in die Hand, die so klein war, dass ich nichts auf dem Bildschirm erkennen konnte. Ich drückte also blind ab und verlies so schnell wie möglich den Tatort.
Ich fand den Weg zum Preah Palilay dann doch recht schnell. Dieser Tempel war zerstört und ehemals von einem Baum überwuchert, den man aber aus Landschaftsschutzgründen entfernt hatte. Somit hatte man auch eine Touristenfalle weniger.
Erwartet wurde ich von einem jungen Kerl, der mir nichts Besonderes im Tempel zeigen konnte, außer dass ich langsam für solche Kletterpartien zu alt werde. Dafür wollte er auch noch Trinkgeld. Ich gab ihm einen Dollar, doch er wollte zwei. Raffgieriges Pack. Ich sagte natürlich nein. Am Schluss hätte er es sowieso nur versoffen.
Nächster Punkt war der Tep Pranam. Hier war wenig Altes übrig. Es stand dort nur eine riesige (neuere) Buddha Statue, sonst nichts. Ich machte mir noch nicht mal die Mühe die Schuhe auszuziehen, um die Statue aus der Nähe fotografieren zu können. Langsam machte mir die Hitze zu schaffen und ich war schon ziemlich kaputt. Aber es lag noch einiges vor mir.
Zum Beispiel die Lepra und die Elefanten Terrasse. Zu diesen ging ich jetzt. Am Anfang oder besser gesagt an dem Ende an dem ich anfing, war ein schmaler Gang mit vielen Reliefs von Gestalten. Dieser Weg wurde aber von Chinesen blockiert, die vor lauter Staunen vergaßen, dass dies ein Gang war und Gang kommt von gehen. Wenn man darin stehen soll, würde es ja Steh heißen. Ich drängelte mich vorbei, denn ich hatte ja keine Zeit. Ich folgte dann der Terrasse auf der oberen Ebene bis zum anderen Ende. Die Terrasse führte fast bis zum Baphuon zurück. Dann ging ich unten wieder zurück, um auch wirklich alles zu sehen.
Ich traf dabei meinen Fahrer, der es gut meinte und mich abholen wollte. Allerdings teilte ich ihm mit, dass ich noch nicht fertig sei und er wollte unter einem Baum im Schatten auf mich warten. Ich machte mich in der Sonne auf die andere Seite des Parkplatzes auf, wo die restlichen Attraktionen auf mich warteten.
Das Herumlaufen wurde allmählich zur echten Qual. Der Preah Pithu bestand aus gefühlten tausenden von Tempeln. Vermutlich sind einem damals keine weiteren Namen eingefallen und so hatte man Sie einfach durchnummeriert. Ich besuchte einige davon und stieß auf meinem Weg auf rote Fahnen, die in die Erde gesteckt waren. Das sollten doch nicht etwa Mienenwarnungen gewesen sein? Ich ging vorsichtig vorbei, denn wer wird denn schon in die Luft gehen?
Die vielen Türme, die hier aufgereiht waren nannte man Prasat Suor Prat und keiner wusste wohl so recht, wozu sie einmal gut gewesen waren. Mir dienten Sie auf jeden Fall als Schattenspender, selbst wenn ich dazu mühsam in den Turm klettern musste. Ich bekam kaum noch Luft und war kurz vor einem Kreislauf Kollaps. Ich war froh, dass ich lebendig am TukTuk ankam.
Wir fuhren nun zum Höhepunkt, dem Angkor Wat. Es war inzwischen 14:30 Uhr und zum Glück waren jetzt nur wenige Menschen da. Aber auch das war relativ. Über einen langen Steg überbrückte man den Wassergraben und gelangte zu den äußeren Mauern des Wats. Eine der jungen Damen, die an der Wand in Stein gemeißelt waren, sollte ganz besonders lachen, aber ich konnte da nichts entdecken. Ich glaube ich muss da mal im Internet nachsehen und bei meinem nächsten Besuch noch einmal versuchen ihr ein Lächeln hervorzuzaubern.
Ich schaute mir die äußeren Reliefs an (also Reliefs haben die viele) und ging dann bis zur 3. Ebene hinauf. Allerdings machte ich das nur im Schnelldurchlauf, denn ich wollte noch einmal ausführlich wiederkommen und dann auch einen Audioguide mieten, dessen Vermietstation ich am Parkplatz entdeckt hatte. Es war schon spät, da die Reliefs viel Zeit gekostet hatten und so ging ich zurück zum TukTuk. Ich machte mit dem Fahrer aus, dass wir am nächsten Morgen die Sonnenaufgangs Tour machen (Toristenpflicht) und dass er mich jetzt zum Supermarkt fährt, so dass ich mich mit Bier und Wasser versorgen könnte.
Zurück im Hotel ging es erst einmal an oder besser in den Pool. Auch gut, wenn man am Pool WiFi- Empfang hat, das spart Zeit. Also die Hotelwahl war wirklich gut. Allerdings verließ ich zum Abendessen dieses. Das Restaurant direkt gegenüber des Hotels hatte geschlossen mit der Begründung „Sold out“. Am nächsten Tag war es übrigens wieder auf. Also entweder hatte der Besitzer kurzfristig gewechselt oder es war überraschenderweise eine Busladung hungriger Äthiopier vorbeigekommen.
Ich ging wieder ins Lilypop Restaurant. Das Essen war gut, die Auswahl groß und was konnte der Laden dafür, dass er solche Bedienungen hatte. Ich saß an einem großen Tisch und ein Kambodschaner wurde hinzu gesetzt. Andere Gäste mussten aus Platzmangel abgewiesen werden. Also hier muss man früh kommen um einen Platz zu bekommen. Oder es kamen einfach nur die Stammgäste des Ausverkauft-Restaurants.
Ich ging zurück zum Hotel, doch für den Balkon war es immer noch zu heiß. Es war 20 Uhr und das Smartphone wies 32 Grad aus.
6. Tag - Tempelberg
Ich war, wie mit dem Fahrer verabredet, um 5 Uhr an der Rezeption. Natürlich war noch alles Dunkel, schließlich wollten wir ja den Sonnenaufgang bewundern. Allerdings konnte ich den Fahrer nicht finden. Ich entdeckte ihn dann doch in seinem TukTuk in einer Hängematte schlafend. Er hatte diese Nacht Hotelbereitschaft und musste tief in der Nacht einen Koreaner abholen, dessen Flugzeug um 1Uhr gelandet war. Das war wohl eine kurze Nacht gewesen.
Ein weiterer Mann streunte um diese unchristliche Uhrzeit an der Rezeption herum und es stellte sich heraus, dass dieser Deutscher war und auch den Sonnenaufgang fotografieren wollte. Da kein weiteres TukTuk heute Morgen vorhanden war, war ich in meiner Großzügigkeit bereit, meines zu teilen. Er war etwas älter und gehörte zu einer Reisegruppe. Allerdings musste er um 7:30 Uhr zurück sein, da seine Gruppe um diese Zeit einen Fahrradausflug geplant hatte.
Wir fuhren also zu Angkor Wat und in tiefer Dunkelheit ging es zum Teich, von dem aus jeder Kambodscha Tourist ein Foto vom Sonnenaufgang haben sollte. Ich erkämpfte mir mühsam einen guten Platz in der dritten Reihe, was aber total sinnlos war. Kaum wurde es um 7 Uhr etwas hell, sind alle gegangen. Als dann die Sonne hinter Angkor Wat hervorkam, waren schon fast alle weg. Hatten die alle Fahrradausflüge? Oder dachten die, da kommt nichts mehr? Heute zu bewölkt? Also dafür brauch ich dann auch nicht so früh aufzustehen, um vor der Sensation zu verschwinden.
Mein Mitreisender hatte übrigens eine komplette Profi-Fotoausrüstung dabei, inklusive Stirnband mit Taschenlampe, 3 Kameras und ein Stativ. Also das sollte doch für einen einzigen Sonnenaufgang reichen.
Es war verabredet, dass der Fahrer ihn um kurz nach 7 Uhr zum Hotel zurückfährt und dann wieder zurück zu Angkor Wat kommt, um mit mir die weitere Tagestour zu unternehmen. Ich wollte mir in der Zwischenzeit bis gegen 9 Uhr Angkor Wat weiter ansehen.
Die Zeit reichte natürlich hinten und vorne nicht und so musste ich einen weiteren Besuch einplanen. Aber immerhin bin ich auf den höchsten Turm, in dem das Heiligtum liegt, gekommen. Da nur 100 Personen gleichzeitig oben sein durften, was durch Badges auch streng kontrolliert wurde (wann immer einer den Turm verlies, gab er sein Badge dem nächsten Wartenden, der dann den Turm besteigen durfte), musste man hierzu 20 Minuten in der Schlange warten. Das war es aber auch wert. Dadurch wurde aber die Zeit knapp.
Ich ging zurück zum TukTuk und fand meinen Fahrer schlafend vor. Mein Mitfahrer sei nicht aufgetaucht, meinte dieser. Vielleicht hat er sich auch einfach nicht getraut ihn zu wecken.
Kurz vor dem Südtor hielten wir am Phnom Bakheng. Mir war nicht bewusst, dass der Tempel auf einem Berg liegt. Ja mir war nicht einmal bewusst, dass es hier Berge gab. Und so stand ich vor einem Schild, das mir erklärte, dass es einen sicheren Pfad, einen gefährlichen Pfad und einen Elefantenpfad (ja, man konnte hier mit Elefanten hochreiten. Es waren nicht besonders dicke Personen gemeint für die der Weg verstärkt worden war) nach oben gab. Ratet mal welchen ich genommen habe. Ein Tipp: Es war nicht der Elefantenpfad, obwohl dieser auch angebracht gewesen wäre. Nach 20 Minuten war ich dann sicher oben angekommen.
Der Tempel war wohl sehr begehrt, um von dort den Sonnenuntergang anzusehen. Deshalb war der Zugang auf 300 Leute limitiert. Allerdings war es noch sehr früh und so wurden hier keine Badges ausgeteilt. Nach dem Bergaufstieg ging es dann weitere unzählige steile Treppen auf den Tempel selbst hinauf. Das hatte sich zwar gelohnt, aber so war ich schon zu Beginn des heutigen Ausflugs fix und fertig. Zum Glück hatte ich heute genug Trinkwasser dabei.
Ich ging den gleichen Weg wieder runter, obwohl auf dem Schild stand, dass der Weg zwischen 8 Uhr und 10 Uhr gesperrt sei. Warum? Kommen um die Uhrzeit die Elefanten oder die Besuchergruppen einem entgegen? Was war hier um diese Zeit, dass man den Weg nicht betreten durfte? Hochwasser konnte es nicht sein. Unten empfing mich eine Band, die Musik für einen guten Zweck machte. Allerdings vermute ich der gute Zweck waren die Musiker selbst.
Ich fuhr mit dem TukTuk ein kurzes Stück (also so 50-100 Meter) weiter zum Baksei Chamkrong. Das war ein hoher Tempel, der nur aus Turm mit vielen steilen unebenen Stufen bestand. Diese sahen extrem gefährlich aus. Deswegen und wegen meiner Höhenangst verzichtete ich auf einen Aufstieg. Oben waren vielleicht auch nur ein paar tote Ratten und das hätte sich dann wirklich nicht gelohnt.
Gleich nebenan war das Prasat Bei. Diesmal lief ich direkt hin, dazu musste ich den Fahrer nicht bemühen. Ist auch besser für die Umwelt, wenn man nicht mit dem Auto zum Briefkasten fährt. Am Tempel erwarteten mich wieder einmal 2 Jugendliche. Doch diesmal wollten diese mir nicht alles für ein üppiges Trinkgeld zeigen, sondern einfach nur in Ruhe Komasaufen. Dazu bot sich der Tempel auch an, da sich hierher nur wenige Touristen verirrten, obwohl der Tempel ganz nah an der Hauptstraße stand.
Und da das Südtor direkt um die Ecke lag, lief ich einfach weiter. Aber hier standen immer irgendwelche Touristen im Weg herum. Konnten die nicht am Prasat den Jugendlichen beim Saufen zusehen? Warum kann man Touristen nicht gleichmäßig auf Sehenswürdigkeiten aufteilen? Oder einfach: mehr Badges.
Ich sammelte meinen Fahrer auf und weiter ging es zum Victory Gate. Das sah genauso aus wie das Südtor, nur viel verfallener. Deswegen waren hier auch kaum Touristen. Allerdings schafften es diese wenigen immer direkt im Fotomotiv zu stehen. Wir erreichten dann das Say Tevoda und direkt gegenüber lag das Thommanon. Zwei Tempel auf einen Streich sozusagen.
Als ich auf dem Thommanon herum kletterte entdeckte ich den Mitreisenden von heute Morgen. Und auch ein österreichisches Pärchen, das auch in meinem Hotel verweilte (aber nicht zur Gruppe des Mitreisenden gehörte), sah ich herumstreunen. Scheinbar machten heute alle dieselbe Tour. Ich sprach aber keinen von denen an, das war mir zu blöd. Ich brauche keine Brieffreundschaften.
Diesmal waren an den Tempeln wenig Treppen, was eine ganz gute Entlastung für meine Knie war. Und wieder einmal wurden meine Fotomotive ständig von einem Pärchen blockiert, diesmal aus der Schweiz.
Eine Einheimische fragte mich, ob ich ein Hemd kaufen wollte. Ich meinte „Ich hätte doch schon eins an“, worauf Sie sagte, ich solle ein zweites kaufen. Darauf meinte ich nur, dass es für 2 Hemden doch ein wenig zu warm wäre. Das brachte sie ins Grübeln.
Weiter ging es zur Speam Thmor Brücke. Das waren eigentlich nur ein paar Steine am Wegesrand. Ich wunderte mich, dass mein Fahrer diese überhaupt kannte. Das ging dann schnell und so fuhren wir weiter zum Ta Keo Tempel. Mein Fahrer meinte, er würde auf der anderen Seite des Tempels warten und was blieb mir anderes übrig als zuzustimmen. Der Tempel war wieder einmal mit ausreichend Treppen ausgestattet, die auch noch gefährlich hoch und steil waren. Ich musste mich schon beim Hochgehen mit den Händen auf diesen abstützen und dementsprechend schmutzig waren diese auch. Ein dreckiger Aufstieg eben. Aber ich kam ganz oben an. Immerhin. Beim Runtergehen scherzte ich etwas mit einem Österreicher, der denselben Weg hatte. Ich meinte ich würde mich das ganze Jahr nicht so viel bewegen, wie ich es hier tun würde und als er mich ansah konnte er das nur bestätigen.
Auf der anderen Seite des Tempels suchte ich mein TukTuk. Ich folgte einem Waldweg und tatsächlich, auf halber Strecke stand er. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass mein Fahrer einer Rasterfahndung entgehen wollte, so wie er sich immer versteckte. Oder er suchte einfach nur den Schatten.
Über eine Schotterpiste ging es zum Ta Nei Tempel, der tief im Wald lag. Dabei wären wir beinah im tiefen Sand steckengeblieben. Hier erwarteten uns ein Rastafari, der mit dem Fahrrad gekommen war und ein Pärchen mit Führer. Das war sehr angenehm leer hier. Nur der Kartenkontrolleur tat mir leid. Dieser Außenposten erschien mir doch sehr langweilig. Aber es waren dann doch zu viele Leute hier um sich zu verdrücken und früher Feierabend zu machen. Deswegen musste er sich weiter die Zeit vertreiben. Zum Glück gab es Handyempfang.
Ich ging zur Rückseite des Tempels und arbeitete mich innen zur Vorderseite durch. Hier war alles mit riesen Steinblöcken voll und man kam sich vor wie bei Tomb Raider. Das war schon viel cooler als die Treppentempel.
Nach der Besichtigung fuhren wir alle gleichzeitig los, also das Pärchen mit Reiseführer im Auto, der Rastafari auf dem Fahrrad und wir mit dem TukTuk. Mal abgesehen von dem Bild, das dies abgab... Die Straße was so schlecht, dass der Rastafari auf seinem Fahrrad sogar das Auto überholte.
Schließlich kamen wir zum Ta Phrom, dem „echten“ Tomb Raider Tempel. Nicht weil hier Angelina Jolie ihr Kind adoptiert hatte, sondern weil im Tempel ein paar Szenen des Films gedreht worden waren. Ich fand auch den richteigen Baum, der im Film vorkam. Allerdings nur, weil unzählige Touristen davor standen und ein Reiseführer ausführlich den Film erklärte. Mist, jetzt kenn ich das Ende schon.
Der ganze Tempel war ein einziger Irrgarten und viele Bäume hatten sich in die Mauern gefressen (oder umgekehrt). Vielleicht hatte man aber auch nur die Mauern um die Bäume gebaut, um später einmal mehr Touristen anzulocken.
Der Fahrer wartete wieder einmal auf der anderen Seite des Tempels und pünktlich, als ich ihn auf einem Parkplatz gefunden hatte, fing es an wie aus Kübeln zu schütten. An ein Weiterfahren war erst einmal nicht zu denken, obwohl mein Fahrer aufbrechen wollte. Ich lud ihn aber erst einmal zu mir in den trockenen Wagen ein und wir planten die weitere Reise. Eine Frau irrte umher und suchte ein TukTuk. Ich war mir nicht sicher, ob ihrs oder irgendeins. Andererseits standen hier ja genug herum. So schwierig konnte das ja nicht sein.
Nach 45 Minuten hörte der Regen langsam auf. Die Frau irrte immer noch umher und suchte ein TukTuk. Es war noch früh am Tag und so ging es weiter zum Banteay Kdei. Und wieder wartete mein Fahrer auf der anderen Seite. Langsam wurde das auffällig. Also blieb mir nichts anderes übrig, als einmal komplett durch den Tempel zu gehen. Zum Glück war dies ein flacher Tempel ohne Treppen. Diese wären nach dem Regen ganz schön schlüpfrig gewesen. Aber erneut stellte der Tempel sich als Irrgarten heraus und aufgeräumt war auch wieder nicht.
Kurz bevor ich fertig war wurde der Tempel richtig voll. Es hatten wohl alle den Regen abgewartet und kamen jetzt aus ihren Höhlen. Da hatte ich noch einmal richtig Glück gehabt. Gegenüber war noch der Ra Sang, ein Seechen halt mit antikem Anlegeplatz in Trümmern. Weiter ging es zum Prasat Kravan. Dieser hatte 5 Türme, wobei nur 2 innen mit Fresken versehen waren. Zum Glück hatte man den Bau eingestellt. Ich war so schnell beim Ansehen, dass ich fast die alte Schrift an der Eingangstür übersehen hatte. Ein archäologisches Schild machte mich darauf aufmerksam und so musste ich mit der Besichtigung noch einmal von vorne anfangen.
Zurück im Hotel gab ich dem Fahrer erst einmal 5 $ Trinkgeld, um die weitere Zusammenarbeit zu stärken. Anschließend ging ich zum Supermarkt. Es kamen gerade diverse Reisegruppen im Hotel an. Als ich wieder zurückkam, hatten diese bereits eingecheckt und so nutzte ich die Chance um nach dem Preis nach Banteay Srei zu fragen. Man erklärte mir stundenlang warum die Fahrt nicht mit einem TukTuk möglich sei. 90 $ wollte man für eine Fahrt im Auto. So stand es übrigens auch auf der Preistafel, die neben der Rezeption hing und die ich gar nicht gesehen hatte. Wenn man übrigens so etwas besser platziert, muss man nicht stundenlang Preisauskünfte geben.
Ich ging anschließend an den Pool, allerdings waren hier alle Liegen durch Froschfresser belegt. Auch gab es keine Handtücher mehr. Ich legte also mein Zeug auf den Boden und ging ins Wasser um mich abzukühlen. Inzwischen kam eine Angestellte und brachte neue Handtücher. Diese war noch nicht wieder gegangen, da sprang eine Frau aus dem Wasser und nahm alle, ja wirklich alle Handtücher und legt diese an ihren Platz. Zum Glück kamen noch einmal Handtücher und so schnappte ich mir schnell eins, bevor diese wieder weg waren.
Diesen Abend ging ich ins Hotelrestaurant zum Essen. Für einen Long Island Ice Tea und ein asiatisches Menü zahlte ich gerade einmal 10 $. Das war relativ günstig, wenn man bedenkt, dass das Menü aus kompletten Portionen von Salat, Suppe, Curry und Nachtisch bestand und nicht aus Kindertellern. Wenn nur das Bier im Hotel nicht so teuer wäre (2 $). Wahrscheinlich war deshalb das Restaurant komplett leer. Wenn ich doch nur einmal Tipps geben könnte, das Restaurant wäre proper voll. Zur Abrechnung schickten die Kellner ein Kind. Das erzeugt Mitleid und fördert das Trinkgeld, ist aber streng genommen Kinderarbeit. Und da das Kind das super professionell gemacht hatte, denke ich dass dies nicht das erste Mal war.
7. Tag – Tempel Hopping
Ich ging mal wieder pünktlich um 6:30 Uhr zum Frühstück. Die Franzosengruppe lief direkt vor mir ein und stürmte direkt zur Eierbraterei. Das kommt davon, wenn man sich von der Bedienung einen Tisch aufwendig zuweisen lässt. Das kostet unnötig Zeit. Also holte ich erst einmal Nudeln und Gemüse. Und mit den Eiern hat es später dann auch noch geklappt.
Der Fahrer hat schon auf mich gewartet. Was so ein kleines Trinkgeld ausmacht. Es ging zuerst zum Preah Khan. Der Reiseführer sagt, man kann dort den ganzen Tag verbringen. Also ich war nach einer Stunde durch. Zum Glück gab es keine Treppen. Dafür stand in den engen Kammern immer einer im Weg und das nicht nur aus Sicht des Fotomotivs. Mein TukTuk Fahrer wartete wieder auf der anderen Seite des Tempels auf mich, um mich dann zum Neak Prean zu bringen. Dies war im Prinzip ein Turm in einem Wasserbecken, das auf einer Insel in einem See lag und über einen langen Steg zu erreichen war. Rund um den Turm waren Wasserspeier mit unterschiedlichen Köpfen angeordnet. Allerdings waren die Umrisse beim besten Willen nicht mehr auszumachen. Ich weiß nicht wie ein Reiseführer so was erkennen kann. Alles war großzügig abgesperrt, so dass man sowieso keine Details aus dieser Entfernung sehen konnte. Offiziell damit Einheimische hier kein Picknick machen. Sollen die doch einfach auch für Einheimische 72 $ Eintritt nehmen. Da kommen die niemals auf die Idee hier Picknick zu machen. Mein Fahrer wartete diesmal zum Glück nicht auf der anderen Seite. Da hätte ich auch durch den See schwimmen müssen, um ihn zu erreichen.
Mein Glück war, dass es heute nur 5 Tempel zu besichtigen gab. Allerdings musste ich auch entsprechend aufpassen, dass ich nicht zu früh fertig war. Man traf, wie schon erwähnt, immer wieder dieselben Leute in den Tempeln. Alle machen die gleiche Tour und verbleiben auch ungefähr gleich lang in den Tempeln. Sogar die Österreicher vom Sonnenaufgang traf ich immer wieder. Am Ende des Tages liegen die dann auch alle an meinem Pool und blockieren die Liegen und Handtücher.
Ta Som war ein kleiner Tempel, wieder ohne Treppen. Heute muss mein Glückstag sein. Dafür war ich dann auch entsprechend schnell durch. Jeder Tempel hatte so seine Besonderheit, hier waren es die halbnackten Tänzerinnen an der Wand.
So ging es weiter zum Östlichen Baray. Dort gab es endlich die ersten Treppenansätze. Früher lag der Tempel komplett im See und war nur mit einem Boot zu erreichen. Heute war alles staubtrocken und ich wünschte mir noch etwas Trinkwasser zu haben. Es gab mehrere nicht so hohe Ebenen. Ich ging immer um eine Ebene herum und dann auf die nächste hoch. So war das Ganze nicht so anstrengend. Trotzdem brannten die Oberschenkel mit der Zeit ganz schön. Und das war kein Sonnenbrand.
In diesem Tempel waren die Reliefs in den Türstürzen der oberen Türme besonders zu betrachten. Der Reiseführer sprach immer von zum Beispiel Nord—Ost Turm, aber in Ermangelung eines Kompasses hatte ich keine Ahnung, wo Norden war. Und da die Sonne genau über mir stand, konnte ich auch von da keine Hilfe erwarten. Mit Hilfe der Karte auf meinem Smartphone konnte ich aber dann doch noch die Himmelsrichtungen nach einiger Zeit zuweisen.
Der letzte Tempel für heute war der Pre Rup. Zum Glück gab es hier Holztreppen auf einer Seite. Diese waren doch viel angenehmer zu besteigen als die Ungleichmäßigen aus Stein. Entdeckt habe ich die Holztreppen durch meine neue Rundgeh-um-die Ebene-Taktik. Es war zwar dadurch nicht anstrengend den Gipfel zu besteigen, allerdings hat die Sonne umso mehr gebrannt, da es hier keinen Schatten gab. Und zu diesem Zeitpunkt war die größte Mittagshitze. Da ich nicht zu früh im Hotel sein wollte, hatte ich den Besuch noch etwas hinaus gezögert, aber nach einiger Zeit wollte ich nur noch raus aus dem Platz an der Sonne und zurück ins Hotel. Um 14 Uhr waren wir dann auch schon zurück. Nachdem ich mit dem Fahrer das Programm für den nächsten Tag durchgesprochen hatte, zog es mich an den Pool, bevor die Froschfresser diesen wieder in Beschlag nahmen. Die Ersten kamen dann auch gegen 16 Uhr und belegten gleich 5 Liegen. Außerdem nahmen Sie auch sofort beim Eintreffen wieder alle Handtücher an sich.
Zum Essen ging ich wieder ins Lilypop Restaurant. Diesmal durfte ich sogar draußen essen. Langsam werde ich wirklich zum Stammgast. Das Essen ist hier so gut, dass eine Frau extra mit dem Fahrrad kam, um Essen zum Mitnehmen zu holen. Oder war das der Lieferservice?
8. Tag – Verpasste Gelegenheit
Ich war so früh wach, dass ich die „heute show“ live im Internet sehen konnte. Um kurz vor 6:30 Uhr war ich beim Frühstück. Langsam kennt man mich hier. Ich schlang schnell etwas gebratenen Reis und 2 Croissants in mich hinein, da es heute um 7 Uhr schon los gehen sollte. Mit dem TukTuk fuhren wir 1 Stunde zum Banteay Srei. Unterwegs fuhren wir direkt am Minenmuseum vorbei. Das ärgerte mich, denn ich wusste dies nicht und hatte so verpasst dieses in meinen Besuchsplan für den Fahrer einzubauen. So verpasste ich unnötig eine Sensation.
Um 8 Uhr kamen wir am Gelände an. Noch war alles leer. Man konnte hier einen ganz kleinen Tempel mit sehr schönen Türstürzen besuchen. Ich fand es hier durch die Winzigkeit der Anlage mit 10 Personen schon sehr voll. Dann kam die erste kleine Gruppe und dann die zweite, große, chinesische. Das wurde mir langsam zu eng. Fotografieren konnte man auch kaum noch, weil sich alle gegenseitig im Weg standen und so ging ich langsam. Das stellte sich als Glück heraus, denn auf dem Rückweg kamen mir hunderte Gruppen (nicht Personen) entgegen. Gut dass ich so früh aufgestanden war. Oliver Welke sei Dank.
Ich ging zum Abschluss noch in die uninteressante Ausstellung am Eingang und dann auf die Toilette. Beide waren mehr (Toilette) oder weniger (Ausstellung) erstaunlich leer. Als ich die Toilette wieder verließ, hielt direkt vor ihr eine deutsche Reisegruppe an und der Reiseleiter erklärte die Vorzüge der leeren Toilette. Reiseführer können so nützliche Informationen vermitteln.
Insgesamt war der Tempel sehr schön (nur bis 8:30 Uhr). Da hatten sich die 30 $ für den Tagesausflug schon gelohnt.
Es ging nun weitere 30 Minuten zum Kbal Spean. Der Fahrer ist dabei geheizt, als wären die roten Khmer hinter uns her. Weitere 30 Minuten ging es den Berg hoch, allerdings zu Fuß. Dabei gab es keinen wirklichen Weg. Man stieg über alles, was die Natur so zu bieten hatte an festem Untergrund. Das Ganze 1500 Meter und immer bergauf. Man kam sich vor wie Indiana Jones. Überall musste man sich Halt suchen und manchmal fand man den weiteren Weg nicht. Hier gaben dann oft nur noch Fußspuren von Vorläufern einen Hinweis, wo es weiter ging.
Als ich endlich oben war ging es in die eine Richtung nach kurzer Zeit nicht weiter. Der Reiseführer gab jetzt auch keine echten Hinweise, wohin man zu gehen hatte. Alles stimmte irgendwie nicht mit der Realität überein. Ich ging also in die andere Richtung, wobei ich den Weg mal wieder nur durch Zufall fand. Es folgte nach einigen Metern ein Wasserfall und nachdem ich diesen ausführlichst betrachtet hatte, ging es wieder zurück zum Ursprungsweg.
Später bemerkte ich, dass es wohl doch noch mehr zu sehen gegeben hätte. Allerdings nur, weil ich auf dem Rückweg die Gruppe, die vor mir den Wasserfall verlassen hatte, nicht überholt hatte. Das war ärgerlich, denn die Fahrt hierher war lang und teuer. Das war wirklich nicht mein Jahr.
Runter zu gehen war übrigens schwieriger als hoch, weil die Schwerkraft das Tempo beschleunigte und die wenigen anderen Touristen den Weg versperrten. Man musste also aufpassen, dass man nicht in sie hinein rannte. Der Fahrer lag unten in seiner Hängematte im TukTuk. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich alles verpasse und deshalb so schnell wieder zurück war.
Auf dem Rückweg erledigten wir auch noch den Banteay Samre Tempel. Dies war wieder ein schöner Tempel mit Türstürzen. Und wieder einmal hatten die Stürze mit den Beschreibungen im Reiseführer nichts gemein. Oder sie waren einfach nur so verwittert, dass jeder etwas anderes hinein interpretiert hatte, je nach Alkoholkonsum. Der Tempel war eine ziemliche Kletterei und die leichten Holztreppen waren nicht für 90 Kilo ausgelegt. Zusätzlich nervte eine kleine chinesische Gruppe, die unbedingt Pseudo-Modefotos machen wollten.
Am Hotel angekommen verhandelte ich mit dem Fahrer über den morgigen Ausflug. Dieser sollte mit dem Auto passieren, da die Strecke recht lang ist. Er wollte 90 $, genauso viel wie das Hotel. Also Geschäfte macht man anders. Da versucht man zu unterbieten. Aber ich wollte jetzt keine dritte Meinung einholen und so sagte ich ihm zu. Sparen konnte ich sowieso nicht.
Um 14:30 Uhr war ich im Hotel und da ich noch so viel Zeit hatte, bestellte ich an der Rezeption für 16 Uhr eine Khmer Massage. Solange legte ich mich an den Pool, da das Massage Zentrum auch dort gelegen war. Eine belgische Großfamilie nervte heute ziemlich. Wenn es nicht die Froschfresser sind, sind es die Frittenkönige.
Ich war pünktlich im Spa, aber es kam niemand zur Massage. Nebenan saß ein Mann in einem Büro, doch er meinte, er wäre nicht zuständig. Das soll er noch mal sagen, wenn er seinen Gehaltsscheck am Ende des Monats haben will. Er setzte mich aber schon einmal in den Massage Raum. Als der Rezeptionist ihm irgendwelche Listen brachte, erkundigte er sich noch einmal per Telefon irgendwo und meinte die Masseurin wäre unterwegs. 30 Minuten später kam auch ein kleines Mädchen. Dieses gab sich auch alle Mühe mir die Beine komplett auszurenken und zu brechen. Ich hatte lange nicht mehr so große Schmerzen. Hatte ich versehentlich die rote Khmer Massage geordert? Bei meinem Bauch fragte sie mich, ob ich ein Baby bekommen würde. Zum Glück sprach sie ziemlich schlecht Englisch, so dass ich nicht noch mehr Spott über mich ergehen lassen musste. Dafür hat sie mich aber extrem angebaggert und versucht an Stellen zu massieren… Da ich keinen Tip dabei hatte, musste ich noch einmal aufs Zimmer und Geld holen. Hätte ich das mit der Massage mal gelassen. Da hätte ich weniger Stress und Schmerzen gehabt.
Abends ging’s wieder ins Lilypop. Die umfangreiche Speisekarte lies einen mehrfachen Besuch durchaus zu. Ich bestellte heute einmal einen Mai Tai. Besser heute kein Bier, wegen dem Bauch. Das macht einen doch ein bisschen nachdenklich. Diesmal nervte ein deutsches Pärchen am Nebentisch. Man sah der Frau an, dass sie genervt und unzufrieden war. Sie war mehr der Typ Luxusreise, er der Typ Sparbrötchen. Das passte gar nicht zusammen, alles billig, aber im Luxus. Da sollte man besser zuhause bleiben. Am anderen Tisch saß eine Frau, Typ alternative Oberlehrerein. Sie bestellte 5-mal hintereinander den Mangosalat, als wenn die Bedienung das nicht verstanden hätte. Und wenn sie zurück nach Hause kommt, erklärt sie ihren Schülern 5-mal, was sie für eine tolle 6 monatige Abenteuerreise gemacht hat.
Inzwischen war ich total zerstochen von irgendwelchen Stechmücken. Dabei hatte ich nachts immer die Klimaanlage angelassen. Aber ich denke das hilft nur in Südafrika. Vielleicht konnten die Mücken hier aber auch kein Afrikaans und so wussten sie einfach nicht, dass sie bei Kälte in den Schrank mussten.
9. Tag - Ägypten reloaded
Wieder ging es schnell beim Frühstück. Inzwischen kannte man auch meine Zimmernummer. Solche Stammgäste wie ich sind hier wohl auch selten. Die meisten verschwanden nach 1-2 Tagen wieder. Ich packte mir den Teller erneut bis zum Rand voll. Gut dass es keine tiefen Teller gab. Es gab heute Morgen weder Reis noch Nudeln. So mussten andere Dinge für die Sättigung sorgen.
Ich war um 7 Uhr wie verabredet auf der Straße. Mein Fahrer wollte verständlicherweise nicht in die Hoteleinfahrt fahren. Er stand schon da und hatte einen riesen Lexus dabei. Man gönnt sich ja sonst nichts. Das Auto gehörte einem Freund und dieser fuhr heute den TukTuk. Was ein Abstieg.
Ein anderer Freund wollte uns begleiten, hatte sich aber nicht getraut einfach mitzufahren. Ich meinte er könne ruhig mit. Schließlich müsste das Auto nicht halb leer durch das Land bewegt werden. Und meistens kennen die Einheimischen ihre Attraktionen am schlechtesten, obwohl der Eintritt für sie frei ist. So kann man ihnen ihr Land einmal zeigen.
Wir fuhren also erst einmal zu einem Hotel, wo der Freund an der Rezeption angeblich arbeiteten sollte und Nachtschicht gehabt hatte. Diese war nun um 7 Uhr zu Ende und so kam er gerade von der Arbeit. Allerdings glaubte ich das mit der Rezeption nicht, denn dafür war sein Englisch zu schlecht und die Bekleidung zu abgewetzt.
Wir fuhren 1 ½ Stunden nach Beng Mealea. Man merkte an der Unsicherheit, dass mein Fahrer öfter TukTuk als Auto fuhr. Ich fragte auch nicht nach, ob er überhaupt einen Autoführerschein hat (wenn es sowas in diesem Land gibt, was ich manchmal bezweifelte). Auch zeigte mir die Tatsache, dass sein Freund immer auf dem Smartphone einen Routenplaner offen hatte, dass er die Strecke wohl noch nie gefahren war. Mir war das aber egal.
Dieser Tempel in Beang Mealea ist sehr begehrt bei Chinesischen Gruppen und so war ich froh, dass der Parkplatz noch leer war. Es war aber auch erst 8:45 Uhr. Zum Glück war es auch innen genauso leer wie außen auf dem Parkplatz. Im Tempel lag alles in Trümmern. Ein Holzsteg führte über diese und alles war mit Bäumen und anderen Pflanzen verwachsen. Wie sagte der Reiseführer zu recht, mehr Indiana Jones geht nicht. Der Holzsteg endete in einer Sackgasse mit Panoramablick und so musste ich anschließend den Weg wieder zurück.
Ich lies mich mit einem Mönch fotografieren. Doch diesmal war es umgekehrt, der Mönch bat mich, ob ich mit aufs Bild könnte. Mit meinem Bauch hatte ich wohl irgendwas von Buddha. Inzwischen wurde es etwas voller und das reichte um den schmalen Steg stundenlang zu blockieren. Auch weil immer wieder irgendjemand unbedingt super Fotos machen musste. Also diese, die erst scharf werden, wenn man 15 Minuten für ein Bild an der Kamera geschraubt hat. Aus meiner Erfahrung will diese kunstvollen Detailaufnahmen zu Hause sowieso keiner sehen. Da kommen die Aufnahmen des abendlichen Essens im Restaurant viel besser an.
Es war inzwischen 9:30 Uhr und nun kamen die Chinesen geballt. Eine Gruppe nach der anderen kam mir entgegen. Es war kein Durchkommen mehr auf dem Steg. Also ging ich noch einmal gemütlich komplett um den Tempel herum und dann zum Auto. Der Fahrer und sein Freund waren noch beim Frühstück. Na besser als mit den Chinesen um jeden Zentimeter Planke kämpfen zu müssen.
Wir fuhren eine weitere Stunde zu unserem nächsten Ziel, Koh Ker. Dies war eine alte Stadt mit unzähligen Tempeln, wobei diese mehr oder weniger gut erhalten waren und viele davon sogar im Minenfeld lagen. Der Reiseführer hatte einige wenige davon aufgeführt, die ich auch anfahren lassen wollte. Da meine Jungs diese natürlich nicht kannten, versuchten wir per Navi App auf dem Smartphone die Richtigen zu finden. Ich zeigte ihnen in meinem Reiseführer welche Tempel ich sehen wollte und diese sollten dann ihr Bestes zur korrekten Ansteuerung tun. Es ging zunächst zum berühmtesten Tempel, Prasat Krahom. Hier war auch ein obligatorischer Parkplatz. Der Tempel war recht durchschnittlich und ziemlich verfallen. Aber wenn man ihn durchschritten hatte, folgte der Prasat Thom, eine 40 Meter hohe Sandsteinpyramide. Meine Jungs folgten mir immer in gewissem Abstand. Aufgrund ihrer Smartphone Foto-Anzahl konnte ich davon ausgehen, dass sie sowas vorher noch nie gesehen hatten. Ich dagegen hatte schon die Kopien hiervon in Ägypten bewundern dürfen.
Auf der Pyramide sah ich Leute, was eigentlich nicht hätte sein dürfen. Denn laut Reiseführer war ein Aufstieg nicht möglich, weil die außen angebrachte Holztreppe zu marode sei. Bei näherer Betrachtung sah diese aber recht annehmbar aus. Gesperrt war sie auch nicht und so beschloss ich mich in Lebensgefahr zu begeben und diese zu erklimmen. Es kamen mir einige Personen auf der Treppe entgegen, deshalb musste man es durchaus überleben können. Und nach der Massage von gestern hatte ich auch keine Schmerzen mehr (dafür aber blaue Flecken am Arm). Wie ein 18 Jähriger ging es die Stufen hoch.
Oben war es fast leer. Und ich hatte seltsamerweise gar keine Höhenangst mehr. Auch auf der wackeligen Holztreppe nicht. Das war mir erst jetzt aufgefallen. Auch die letzten Tage hatte ich beim Klettern auf den Tempeln keine Probleme mit der Höhe gehabt.
Inzwischen kamen auch meine beiden Jungs nach oben. Die hätten vor Erstaunen fast geschrien. Sowas hatten die noch nie gesehen. Allerdings hatten Sie aus Überschwang wohl zu viele Fotos gemacht, denn kaum waren wir wieder am Auto, bemerkten sie, dass der Akku von ihrem Smartphone fast leer war. Und da dieses als Navi diente, müsste ich ihnen meines geben, damit wir den weiteren Weg finden konnten.
Die nächsten 2 Tempel waren auch nur im Reiseführer zu finden und nicht auf MapsMe, also unserem neuen Navigationssystem. Entweder gab es da Unstimmigkeiten bei der Übersetzung oder die Tempel lagen mitten im Mienenfeld (Hier gab es im Reiseführer wieder die Warnung bloß nicht vom Weg abzukommen). Wir besuchten dann einen ähnlich klingenden Tempel. Auch hier war ein riesen Klöppel drin. Namen sind Schall und Rauch. Nach ein paar weiteren Knüppel Tempeln auf dem Weg (wir suchten einfach die auf, die nicht komplett zerstört waren), kamen wir zum Prasat Bram. Hier waren die Steintürme fast komplett von Bäumen umwachsen. Und zum Glück gab es hier keine Chinesen. Die mögen sowas.
Zurück fuhren wir 2 ½ Stunden. Das Außenthermometer zeigte 37 Grad an. Wir nahmen dann noch die Roluos Gruppe mit, die aus drei Tempeln bestand und die ältesten Anlagen waren. Das sah man dem Lolei Tempel auch an, der nur noch aus ein paar Trümmertürmen bestand, die eingekleidet mit Gerüsten inmitten eines Klosters standen. Es war 14:30 Uhr und hier war ich schnell durch. Als ich zurück kam stand die Motorhaube des Autos offen und ich fragte meinen Fahrer, ob das Auto kaputt sei. Aber mein Fahrer meinte nur, er wolle den Motor nach der langen Fahrt nur abkühlen. Parken im Schatten hätte es vielleicht auch getan und hätte mir einen Schock erspart.
Der Preah Ko war der nächste Tempel auf der Liste. Dort störten die Besuchergruppen, die wahrscheinlich gerade hier gebündelt auftraten, weil es im Lolei nichts zu sehen gab. Vor allem eine große deutsche Gruppe nervte. Es waren einfach zu viele Personen und dadurch stand immer einer im Weg herum. Dann gab es eine spanische Gruppe, die sich mitten vor einem Turm nieder gelassen hatte, um dem Reiseführer bei seinen Geschichten über Vietnam zu lauschen. Also so was können die auch wirklich im Bus machen. Da wäre es auch noch klimatisiert. Hier vermiesten sie mir einfach nur ein schönes Fotomotiv.
Die ganze Anlage bestand aus 6 Türmen, wobei vorne immer die Männer und hinten die Frauen auf den Türstürzen abgebildet waren, so wie es sich gehört.
Letzter Tempel für heute war der Bakon. Diesmal wartete der Fahrer wieder auf der anderen Seite des Tempels auf mich. Endlich. Ich war schon ganz orientierungslos.
Der Tempel war mal wieder eine 5 stöckige Pyramide. Wie ein Reh sprintete ich dort hoch oder besser wie ein Steinbock. Dabei bin ich doch Krebs. Und wieder waren einfach zu viele Leute im Weg, diesmal vor allem amerikanische Teenie-Touristen im Selfi-Wahn. Wie Cool ist denn Kambodscha, vor allem in Facebook.
Apropos Cool. Ich wollte mich beim „Cool Mini Market“ absetzen lassen, um Bier und Wasser zu erwerben, aber den kannte mein Fahrer nicht. Zum Glück lag dieser direkt gegenüber vom Lilypop Restaurant und das ist ja als bestes Haus in der Stadt bekannt, also auch bei meinem Fahrer.
Ich gab meinem Fahrer 100 $ und das machte ihn besonders glücklich. Endlich mal jemand, der nicht den Preis drücken wollte, sondern sogar noch aufrundete.
Ich ging zum Pool. Hier gab es zwar freie Liegen, aber keine Handtücher. Andere holten diese vom zweiten Pool, ich war aber zu faul und legte mich nass, wie ich war, direkt auf die Liege. Am Schluss wären noch die Liegen alle belegt gewesen durch eine ankommende Froschfresser-/ Pommes-Gruppe, wenn ich anschließend zurückgekommen wäre. Dann hätte ich zwar ein Handtuch aber keine Liege. Das wäre ja auch nichts gewesen.
Ich ging wieder im Hotel Abendessen. Ausflüge hatte ich heute schon genug gehabt. Ich nahm wieder das Asia Menü und für die Masse an Essen war es günstig. Und weil Fasching war, schaute ich im Internet „Mainz bleibt Mainz“ an. Allerdings schlief ich dabei ein. Ein Narr wer Übles dabei denkt.
10. Tag - Resterampe
Ich war um 6:35 Uhr beim Frühstück und aus unerklärlichen Gründen (ja gut, es waren viele Leute da) war schon alles überfüllt. Ich bekam dann entsprechend einen Platz ganz hinten an der Rezeption zugewiesen. Von wegen Stammgast. Dafür nahm ich mir ausreichend Zeit, denn ich wollte heute nur in Ruhe noch einmal den Bayon und Angkor Wat ansehen. Resteverwertung sozusagen. Das sollte ein lockerer Tag für den Fahrer werden. Nur zum Bayon fahren, Schlafen, zum Angkor Wat, Schlafen, nach Hause, Schlafen. Leicht verdientes Geld, sozusagen im Schlaf.
Um 9 Uhr ging es los und ich bekam an der Kontrollstelle mein sechstes und damit vorletztes Loch in die Eintrittskarte gestanzt. Ab jetzt würde jeder Kontrolleur genau nachzählen.
Im Bayon war heute ein Teil des Reliefs gesperrt. Zum Glück hatte ich es schon vorher gesehen. Ich hab doch gesagt, dass dieses Herumgeklettere den Ruinen nicht gut tut. Nächste Woche sind wahrscheinlich alle Reliefs im Tempel gesperrt und übernächste Woche ist die komplette Anlage zu. Gut dass ich noch rechtzeitig gekommen war.
Ich ging noch einmal gemütlich außen an der Mauer entlang und einmal innen am Tempel. Diesmal hatte ich mich nicht verletzt, aber manche Menschen lernen ja. Auch war von meiner Höhenangst nichts zu spüren. Ich bin geheilt. Ein Wunder.
Anschließend stieg ich nach oben auf das Dach, aber da war es so voll, dass ich schnell wieder runter bin. Das zweite Relief war vorhin zu voll mit Betrachtern, um überhaupt etwas zu sehen, jetzt war es komplett leer. Alle Leute waren im Moment garantiert oben auf dem Dach. Man muss hier echt sehen, wann man wo dran ist. Bitte Nummer ziehen!
Es war inzwischen halb zwölf. Wie die Zeit vergeht… Ich hatte dem Fahrer gesagt, dass ich zwischen 12 Uhr und 13 Uhr am Parkplatz sein werde und er bis dahin machen könne, was er wolle. Somit hatte ich noch etwas Zeit und die verbrachte ich damit die Elefanten-Terrasse oder besser die Elefanten an der Terrasse zu fotografieren. Dann habe ich mir die Kleangs noch einmal angesehen. Als ich um einen herum ging, entdeckte ich auf der Rückseite einen im Reiseführer unbeschriebenen neueren Tempel, der über einen alten Tempel gebaut war. Dass dieser noch in Betrieb war, erkannte man schnell an der lauten Musik. Ich sah mir das in Ruhe (Achtung! Wortwitz!) an und besichtigte anschließend die gegenüberliegende öffentliche Toilette. Viele Reisebusse taten das auch. Also letzteres, die Toilette…
Dann schaute ich mir noch einmal die Figuren an der Lepra Tribüne an und so war es dann halb eins. Der Fahrer rollte gerade seine Hängematte zusammen und es ging zu Angkor Wat. Ich meinte zum Fahrer, dass er mich zu dem Audioguide Stand fahren sollte, aber den kannte er nicht, obwohl er jedes Mal direkt nebenan geparkt hatte. Unterwegs holte er noch Eis und Wasser, obwohl dies jetzt fast schon zu spät war. Den Stand kannte er aber.
Der Bedarf nach Audioguides schien hier nicht so groß zu sein, denn der Verkäufer bedankte sich tausendmal bei mir. Aber vielleicht war es auch einfach nur Freundlichkeit. Das sind wir Deutschen ja nicht gewohnt. Der Audioguide kostete 7 $, beinhaltete 18 Stationen und war sogar auf Deutsch. Er stellte sich als sehr interessant heraus. Aber es war, nichts desto trotz, kein Wunder, dass niemand einen Audioguide auslieh. Es waren ja nur entweder Gruppen oder Sparbrötchen-Backpacker hier und der Rest fand einfach den Stand nicht.
Beim zweiten Relief (Station 11 auf dem Audioguide) war meine Speicherkarte von der Kamera voll. Na super, das passt. Ich fotografierte so gut es ging mit meinem Smartphone weiter, in der Hoffnung, dass der Akku hielt und die Qualität der Bilder ausreichend war. Der Akku war dann auch nach der 18. Station fast leer und so ging ich zurück zum Parkplatz. Inzwischen war es 15:30 Uhr und das reichte mir dann auch. Wir fuhren zurück zum Hotel und ich verabschiedete mich von meinem Fahrer. Das war schließlich unsere letzte gemeinsame Fahrt.
Im Zimmer musste ich feststellen, dass das Internet nicht ging. Ein falsches Kennwort wurde hier angemeckert. Ich ging also zur Rezeption und ohne dass ich auch nur ein Wort gesagt hatte, drückte man mir einen Zettel mit dem neuen Kennwort in die Hand. Ich muss schon viereckige Augen haben, dass man mir das ansah. Heute war wohl der wöchentliche Kennwort-Wechsel-Tag.
Ich ging wieder zurück aufs Zimmer und suchte meine Ersatz SD-Karten. Nach einigem Suchen fand ich sie dann auch… in meinem Rucksack. Ich hatte sie die ganze Zeit dabei gehabt. Ich hätte mir also das ganze Smartphone Fotografieren sparen können. Das ist nicht mein Jahr…
Frustriert ging ich an den Pool. Hier war alles leer und es waren sogar tausende Handtücher da. Es sind wohl alle Besuchergruppen heute Morgen abgereist und noch keine Neuen nachgekommen. Heute war nicht nur Kennwort-Wechsel-Tag, sondern auch Gruppen-Wechsel-Tag. Oder man hatte einfach die Chance genutzt, das Kennwort nach Jahren endlich wieder zu wechseln, da heute mal keine Gruppen da waren, die alle auf einmal an die Rezeption stürzten, um sich über ein falsches Kennwort zu beschweren.
Wieder ging es zum Abendessen zu Lilypop. Heute war nur ganz hinten im Innenraum etwas frei. Und dies, wo keine Gruppen da waren. Dafür fing der junge Kellner an zu tanzen. Umsatzfördernd sieht anders aus. Ich versuchte einmal den Wassermelonen Mai Tai, aber der zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass er wenig Alkohol hatte. Dann habe ich halt zwei getrunken.
11. Tag – Stadtbesichtigung
Ich hatte heute wieder Zeit gemütlich zu frühstücken. Doch erneut wollte man mich direkt an die Rezeption setzen. Mit Stammgästen geht man anders um. Als ich protestierte durfte ich mich dann doch auf die andere Seite, also in die Nähe des Eingangs, setzen.
Ein Techniker hängte hier, während der Frühstückszeit, auf einer riesen Leiter stehend, eine Bananenstaude direkt vor der Eingangstür auf. Hierzu benutzte er ein Elektrokabel, da eine Schnur wohl nicht zur Hand war und auch noch gut ausgesehen hätte. Aber Zweck erfüllt und die Frühstücksgäste wurden auch noch unterhalten. Später konnten sich die Gäste dann mit einem Messer Bananen abschneiden. Lustige Idee. Im Zoo macht man sowas auch mit den Affen, damit diese beschäftigt sind und nicht durchdrehen.
Um 8 Uhr begann ich meine Siam Reap Besichtigung zu Fuß. Ich lief bis zum Wat Thmei, dessen Sensation ein Schädelhaufen von Kämpfern oder Opfern der Roten Khmer hinter Glas in einer Stupa war. Deswegen hielt hier auch ab und zu ein Bus an, der eigentlich nach Angkor Wat fuhr, und hunderte Chinesen stürmten den Tempel. Danach wurde es ganz schnell wieder ruhig. Unterwegs entdeckte ich übrigens einen weiteren Tempel, der nicht auf meiner Liste stand. Hier hatte man die Toten eines Krieges auf mehreren Mauern verewigt, also besser gesagt die Namen. Allerdings hatten hier die Toten nicht ausgereicht, denn die letzten Mauern waren halb leer. Sonst ist das immer umgekehrt. Scheint also nur ein kleiner Krieg gewesen zu sein.
Der nächste Tempel war das Wat Preah Enkosai. Es befand sich gegenüber eines moderneren Tempels, den ich mir natürlich auch angesehen habe, und war der älteste Tempel der Stadt. Das merkte man auch schnell, denn hier standen nur noch 2 verfallene Türme. Eine sehr alte Frau fragte mich, wo ich herkomme und ob ich die Schule fotografieren wolle. Wollte ich aber nicht. Ich fragte mich ernsthaft warum? Fand sie, dass der Tempel einfach zu alt und hässlich sei, um nur ihn alleine zu fotografieren?
Das Wat Preah Enkosa sollte sich gegenüber der nächsten Brücke befinden. Allerdings war die Brücke weg. Genauso wie das zweite Boot, dass die Besonderheit des Tempels darstellen und vor diesem stehen sollte. Es war nur eins da. Das Zweite wurde wohl zum Brückenbau benötigt und war verliehen.
Im Wat Po Lanka saßen meditierende Mönche unter einem Baum. Also keine Echten, das wäre wohl zu langweilig für die Mönche gewesen, sondern lebensgroße Figuren aus Plastik. Ich wollte in den Tempel, aber ein Hund lag direkt vor dem Eingang und knurrte mich an. Der war wahrscheinlich auf Touristen abgerichtet. So verzichtete ich auf einen möglichen Biss in die Wade und einen Besuch des Tempelinneren.
Um die Ecke hatte ein Künstler ein Miniaturmodell von Angkor Wat und von anderen Tempeln in seinem Hinterhof aufgebaut. Es war heute nur die Frau des Künstlers da. Aber ein persönliches Erscheinen war auch nicht nötig. Ein Besucheransturm war hier nicht zu erwarten, obwohl das alles recht hübsch anzusehen war. Das Modell vom Bajon hatte allerdings mit der Realität nicht viel zu tun. Die Frau wies mir noch den Weg auf die Terrasse, von wo man die Modelle von oben betrachten konnte. Ohne Höhenangst geht das auch. Allerdings könnten die Bäume mal wieder gestutzt werden, das würde das Sehvergnügen noch viel größer werden lassen.
Der so groß klingende Royal Garden waren nur ein paar Blumenbeete auf einer Rasenfläche. Am Rande von diesen stand der Preah Ang Chek und Preah Ang Chrom (Geschwisterpaar) Tempel. Eine Band spielte Livemusik. Man musste vor dem Eingang für die Bewachung der Schuhe. Derer man sich wieder einmal entledigen musste, Geld hinterlassen. Das ging dann halt von dem Trinkgeld für die Band ab. Zum Glück hatte ich noch 2000 Riel gehabt. Diese waren die eigentliche Währung Kambodschas und bekam man immer als Wechselgeld, wenn man mit Dollar, der bei Touristen gebräuchlichen Währung, bezahlte.
Mitten auf der angrenzenden Straße auf einer Verkehrsinsel unter einem Baum war der Ya Tep Schrein. Dieser war weitaus besser besucht als der Tempel nebenan, was kein Wunder war, denn hier wollte man ja auch kein Geld für die Bewachung der Schuhe.
Ein gutes Stück die Straße herauf war das Wat Keseraram. Es lag kein Hund vor der Tür und so konnte ich in den Tempel hineingehen. Anschließend ging es zum Nationalmuseum. Dieses war ein neuer Bau und ich landete erst einmal auf dem Parkplatz. Alte Eingänge finde ich leichter. Ich ging um die Ecke herum zum Haupteingang und kürzte den Weg frech über den frisch gewachsenen Rasen ab.
Dass das Museum noch abgezahlt werden musste, merkte man am Eintrittspreis. 12 $ plus 5 $ für den Audioguide ernährten eine Familie hier eine ganze Woche, ach was, einen ganzen Monat. Vor dem Besuch musste man dann noch den Rucksack abgeben und Fotos durfte man auch keine machen. Das war doch mal ein Angebot. Aber man muss zugeben, dass das Museum selbst ganz nett war. 3 Stunden vergingen wie im Flug. An vielen Stellen wurden Videos gezeigt und vor dem Filmstart konnte man die Sprache wählen. Als die chinesischen Besucher dies kapiert hatten, liefen alle Filme nur noch auf Chinesisch. Die waren einfach immer schneller und auch zu viele von denen im Museum unterwegs. Bis ich am Knopf war, war immer schon einer vor mir da. Das hat ziemlich genervt. Ich habe die ganze Zeit gekämpft, die Filme noch einmal auf Englisch zu sehen, doch beim Letzten musste ich schließlich entnervt aufgegeben.
Es war inzwischen 15 Uhr und ich überlegte kurz, ob ich mir noch einen Tempel ansehen sollte. Aber ich ging lieber zurück ins Hotel. Unterwegs holte ich noch Bier und erkundigte mich nach den Mietkosten für Fahrräder, die in der Nähe meines Hotels vermietet wurden. Damit wollte ich eventuell die morgige Tour bewältigen. 2 $ sollte ein normales Rad und 4 $ ein Mountainbike kosten. Nach Begutachtung der Räder sollte man aber unbedingt 4 $ investieren, wollte man keinen Rahmen- und Beinbruch haben.
Der Pool war zwar wieder einmal leer, aber alle Liegen waren mit Handtüchern belegt. Englische oder deutsche Gruppe? Konnte ich nicht sagen, war ja keiner da. Ich hatte mir zum Glück ein Bier mitgenommen, denn es kam üblicherweise kein Kellner zum Pool. Geschäftstüchtig könnte so schön sein. Zwei schreiende Kleinkinder mit Eltern aus Frankreich oder Belgien machten später den Aufenthalt so richtig unangenehm. Erziehung gibt es heutzutage nicht mehr…
Ich nutzte den Lärm am Pool und googelte nach dem Tempel, den ich morgen besuchen wollte. Dieser lag ganz oben auf einem Berg. Ich denke, ich sollte doch lieber ein TukTuk nehmen. Bergauf mit Fahrrad bei 37 Grad? Klingt nicht verlockend.
Den Abend verbrachte ich wieder bei Lylipop. Inzwischen erkannte mich der Kellner auch wieder und das war mir 2 Mai Thai wert, ohne Wassermelone, mit Alkohol.
12. Tag – Bergtour mit Mofa
Nach dem Frühstück suchte ich um kurz nach 8 Uhr erst einmal ein TukTuk. Bei meinem Glück war kein einziges zu finden. Sonst kann man keinen Schritt machen ohne tausendmal gefragt zu werden, ob man ein TukTuk will und jetzt war keins da. Ich wagte mich sogar bis auf die Straße, aber auch hier war keines zu finden. Die haben garantiert gestern am Monatsletzten Gehalt bekommen und dies ausgiebig gefeiert. Ich lief mehrmals die Straße hoch und runter. Ein Fahrer schlief sogar in seinem TukTuk (also doch zu viel gefeiert). Gerade dieser wurde dann von einem Kollegen für mich aufgeweckt. Na hoffentlich hat der nicht zu viel Restalkohol.
Er wollte 15 $ für die Fahrt, was ich akzeptabel fand. Allerdings hatte er nur ein ganz schwaches Mofa vor sein TukTuk gespannt und kein Motorrad. (Führerschein verloren wegen Restalkohol?). Ich fragte mich, ob er damit den Berg hochkommen würde.
Es ging also langsam Richtung Süden (und damit meine ich wirklich langsam, siehe Mofa). Ziel war das Phnom Krom. Als er hielt war ich mir nicht sicher, ob wir wirklich richtig waren. Ich wollte eigentlich den Berg hochgefahren werden, nun stand ich am Fuße einer steilen, hohen Treppe. Optimistisch erstieg ich diese und war natürlich fix und fertig, als ich oben ankam. Da hätte ich mir auch ein Fahrrad leihen können.
Hier schien mir dann die Kontrollstation für das Ticket zu sein. Ja, auch hier benötigte man den Angkor Wat Tagesausweis. Allerdings war niemand zu sehen und so zog ich weiter den Berg hinauf, denn ich war noch lange nicht oben am Tempel angekommen. Unterwegs kam plötzlich ein Mann auf einem Motorrad vorbei und kontrollierte doch noch das Ticket. Als sich der Weg teilte, entschied ich mich wieder einmal für den längeren Weg. Das war wirklich nicht mein Tag, ach was, mein Jahr.
Zuerst kam man zu einem normalen „modernen“ Wat und anschließend zu 3 verfallenen alten Türmen mit umliegenden Gesteinsresten. Der Fahrer folgte mir unauffällig, auch als ich wieder runter ging. Er hatte wohl Angst dass ich einen Herzinfarkt bekäme und die Rechnung nicht begleichen könne.
Nächster Punkt war das Wat Athvea. Dies war ein kleines ganz gut erhaltenes Wat. Der Kontrolleur meinte ich wäre der erste Besucher heute. Somit hatte ich genug Platz um etwas herum zu klettern, während sich mein Fahrer mit dem Kontrolleur unterhielt. Auf dem Rückweg hielten wir noch am Dam Nak, wo ich aber die im Reiseführer beschriebene öffentliche Bibliothek nicht finden konnte. So war ich schnell durch.
Wir fuhren zurück zum Hotel. Es war erst 11 Uhr. Das war wieder einmal schnell verdientes Geld für den Fahrer. Nächstes Mal mache ich einen Stundenpreis aus. Mein Zimmer war zum Glück schon gemacht und so machte ich erst einmal 1 Stunde Pause. Anschließend brach ich ohne meinen Rucksack auf, nur mit dem Notwendigsten ausgestattet.
Das Wat Bo war 15 Minuten entfernt und als ich ankam, kam mir auch direkt ein Mönch entgegen und fragte, ob er mir den Tempel aufschließen solle. Ich sagte natürlich ja. Das konnte ich nicht ablehnen. Er machte alle Fenster und Türen auf, damit ich die sehr alten Wandbilder fotografieren konnte. Für diese unglaubliche Mühe wollte ich etwas Geld in die Spendenbox werfen, allerdings musste ich feststellen, dass ich kein Kleingeld mehr hatte. Das ging alles gestern für die Schuhe drauf. Ich gab also alle Riel die ich hatte, allerdings waren das nur umgerechnet 25 Cent. Ich warf diese dann auch erst in die Spenden-Box als der Mönch nicht hinsah, so dass er nicht mitbekam wie viel ich eingeworfen hatte. Aber am Schluss sah er nicht glücklich aus. Buddha weiß eben alles und ist eine Petze.
Als nächstes ging es zum Wat Preah Prohm Rath. Dies war scheinbar ein Touristenspot, denn viele TukTuk Fahrer brachten hier Touristen an. Aber eventuell war das nur gut anzufahren und es gab einen kostenlosen Parkplatz. Deshalb war es erste Wahl, wenn ein Tourist nach einem schönen Tempel fragte.
Nachvollziehen konnte man den Ansturm nicht wirklich. Schon vor dem Innenhof musste man die Schuhe ausziehen. PS: Ich denke der Buddhismus konnte sich deswegen vor allem nur im südlichen Asien durchsetzen, weil man ständig die Schuhe ausziehen muss. Denn hier ist es ganzjährig warm. Als man den Buddhismus in den nördlichen Gegenden versuchte, sind die Anhänger alle schnell mit Lungenentzündung weggestorben, weil sie immer kalte Füße hatten.
Im Vorhof waren dann wie üblich ein paar Buddha Geschichten auf die Innenseite der Mauern gemalt worden. Der Tempel selbst war innen recht spärlich ausgestattet. Ein Tourist ließ mal wieder trotz englischem Hinweis und Piktogramm seinen Hut im Tempel auf. Also ignoranter kann man kaum sein.
Ich ging noch am Alten Markt vorbei, um ein paar Mitbringsel zu besorgen. Im Hotel angekommen ging es wieder an den Pool. Noch war er leer, doch schon nach kurzer Zeit kam eine Gruppe Russen und das französische Pärchen mit den 2 ungezogenen Bälgern. Wie man sich vorstellen kann, wurde es jetzt richtig Laut. Zum Glück gingen beide nach angemessener Zeit wieder.
Zum Abendessen habe ich noch einmal ausgiebig bei Lylipop gespeist. Auf dem Rückweg zum Zimmer habe ich dann schon meine Hotelrechnung bezahlt. Was weg ist, ist weg und wer weiß wer morgen alles genau zu meiner Zeit auch abreisen will. In diesem Hotel ging zum Glück meine Kreditkarte (wenn nicht, hätte ich 2 Jahre Teller spülen müssen), aber das Papier im Drucker war leer. So musste ich etwas warten. Als ich dann die Rechnung bekam, waren die einzelnen Positionen ohne Bezeichnung aufgelistet. Ich war mir nicht mal sicher, ob man den genius Rabatt von booking.com abgezogen hatte. Durch die vielen TukTuk Fahrten, Essen im Restaurant und Sonderausgaben, die alle über die Rechnung abgewickelt wurden, blickte ich nicht mehr durch. Wie gesagt, keine Erklärung bei den Positionen. Egal, ich hab dann einfach bezahlt. Dann gibt’s halt morgen kein Trinkgeld.
Ich ging früh ins Bett, denn Morgen ging es wieder per Bus zurück nach Phnom Peng.
13. Tag - Rückfahrt
Ich nahm heute mein letztes Frühstück in diesem Hotel ein. Ich ging etwas früher hin und bekam auch meinen Stammplatz. Eine spanische Gruppe war wieder einmal extrem laut. Weil ich wohl im Gegensatz dazu so ein angenehmer Geselle war, fragte mich die Bedienung, wie lange ich denn noch bleiben würde. Ich musste Sie aber enttäuschen, denn ich meinte ich würde heute abreisen. Vielleicht wollte sie aber auch nur wissen wann sie mich loswerden würde.
Um kurz vor 8 Uhr war ich an der Rezeption und nach überstandenen Zimmer Check nahm ich ein TukTuk zur Giant Ibis Bus Station. Diesmal verzichtete ich darauf zu laufen. Das hätte wohl meine Tasche nicht mehr ausgehalten.
Man musste sich an einem Schalter anmelden, doch dieser wurde die ganze Zeit von einem Typ blockiert, der irgendwelche Ungereimtheiten melden wollte. Dann kamen 2 Chinesinnen, die wohl Probleme mit dem Ticket hatten. Ich setzte mich erst einmal an die Seite und schaute mir das alles an. Als dann der Schalter endlich frei war, ging auch ich an diesen und lies mich auf der Liste der teilnehmenden Businsassen abhacken. Die beiden Chinesinnen mussten sich gedulden, bis alle im Bus waren. Ibis hatte wohl überbucht und die Chinesinnen mussten warten, ob etwas frei bleibt, also jemand sein TukTuk zum Bus verpasst hatte.
Auf der Fahrt wurden Filme gezeigt, aber ohne Ton und ohne Untertitel. Das war super unterhaltend. Ich habe dann lieber meine Mails gelesen. Manche Filme kenn ich ja auswendig, aber gerade die hier gezeigten waren mir nicht bekannt. Der Fahrer hat auf der Fahrt mehr gehupt, als dass er gefahren ist. Wenigstens etwas Ton, dachte er wohl.
Unterwegs machten wir dann 10 Minuten Toilettenpause. 3 Busse hatten an der Station gleichzeitig Halt gemacht. Das muss die beste Toilette zwischen Siam Reap und Phnom Peng gewesen sein. Seltsamerweise war der Shop besser gefüllt als die Toilette selbst. Vielleicht war es doch nicht die Beste, sondern die Billigste, also vom Shopping her.
Beim Mittagessen saß ein älteres Pärchen an meinem Tisch, da sich auch hier wieder alle Busse trafen und so kein anderer Tisch mehr frei war. Bestes Restaurant, ach was… Sie erzählten, dass sie aus England kämen und schon 6 Jahre hier lebten. Also Angkor Wat war ja sehr groß und 6 Jahre zum Erkunden waren angemessen, aber was das an Eintritt kostet…
Auf der Weiterfahrt haute mir mein Nebenmann ständig seinen Ellenbogen in meine Seite. Und als wir dann am Ziel angekommen waren und warten sollten, bis das Gepäck ausgeladen war, rannte er raus mit dem Kommentar, er hätte kein Gepäck. Also ich weiß nicht warum er es so extrem eilig hatte, denn auf meinem weiteren Weg sah ich ihn mehrmals auf der Straße stehen und in sein Smartphone blickend. Wahrscheinlich folgte er mir, weil ihm der „Ellenbogen in Seite“ Partner fehlte.
Ich lief gemütlich zu meinem Gasthaus. Ich wusste ja schon wo es war. Beim Check-In wollte man meinen Pass nicht sehen. Es wäre alles schon durch booking.com geregelt. Die Kreditkartennummer ist scheinbar wichtiger wie ein gültiges Ausweisdokument. Dafür bekam ich ein schönes großes Zimmer mit Balkon. Allerdings lag dieses im 4. Stock und das ohne Aufzug.
Im Gegensatz zu den Restaurants in der Umgebung gab es hier im Hotel kein Happy Hour Bier. Und auf der Speisekarte gab es als einziges asiatisches Gericht nur gebratene Nudeln und gebratenen Reis zur Auswahl. Also ich glaube nicht, dass man hier ernsthaft Essen verkaufen wollte.
Es war noch früh und so brach ich gleich wieder auf, um noch ein paar Sensationen abzuarbeiten. Ich wollte zum Wat Langka. Hierzu musste ich einen riesen Kreisel überqueren, was eine totale Herausforderung war. Mitten auf dem Kreisel war das Unabhängigkeitsdenkmal. Dieses hatte ich an einem ganz anderen Platz vermutet, aber 2 Fliegen mit einer Klappe…
Im Wat sah ich mir erst einmal die Meditationshalle an. Hier war alles dunkel, also ging ich in die andere Halle, die sich schräg gegenüber im ersten Stock befand. Eine Menge Schuhe standen vor der Tür, also ging ich rein. Ich sah mich einer Zeremonie beiwohnend. Der Mönch nickte einem Typen zu und wies in meine Richtung. Da wusste ich was die Stunde geschlagen hatte. Der Aufpasser kam auf mich zu und begleitete mich hinaus. Das sei eine Privatveranstaltung meinte er. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass ich aus einem Tempel herausgeschmissen wurde.
Ich ging dann nebenan zum Norodom Sihanouk Denkmal. Während ich wartete, dass die Touristen aus meinem Objektiv verschwanden, suchte ich auf meinem Smartphone schon einmal den Weg zu meinem nächsten Besichtigungspunkt. Das ging wie am Fließband und passte, denn es waren die Prayuvong Buddha Fabriken, laut Reiseführer eine Produktionsstätte für Buddha Figuren auf einem Wat Gelände. Es ging durch enge Gassen, wie im Irrgarten, aber ich konnte keine Buddhas entdecken. Auch fand ich keinen Eingang zu einem Wat. Man konnte aber von der Straße aus in die Wohnzimmer der Anwohner sehen. Aber aus Respekt habe ich lieber keine Fotos gemacht.
Ich ging zurück und kehrte im Restaurant Kabbas ein, dass ich ja schon von meinem ersten Aufenthalt in Phnom Peng kannte. Die Bierpreise waren hier einfach so günstig und das Essen gut.
Natürlich kam ich nur wegen des Essens. Ich trank 3 Bier und aß eine süß-saure Suppe. Anschließend ging ich zum Hotel zurück. An der Rezeption fragte ich, wie man am besten zu den Killing Fields käme. Der Angestellte rief gleich den Chef des Hotels, ein Holländer, der vor der Tür saß (wie fast immer wenn ich vorbei ging). Dieser meinte ein TukTuk sei die einzige Möglichkeit. Ich dachte mir, Selbstmord wohl eine andere, schließlich war das ein Massengrab, aber diese Möglichkeit ließ ich außer Acht. Das TukTuk würde ungefähr 15 $ kosten. Selbstmord wäre billiger, aber wie gesagt...
Ich setzte mich auf den Balkon, aber da gab es kein Licht. Wahrscheinlich wegen der Mücken. Nach 3 Bier ging ich runter zur Bar und bestellte einen Long Island Ice Tea. Der Rezeptionist, der auch noch die Bar bediente, hatte keine Ahnung von harten alkoholischen Getränken. Er servierte einfach den Cocktail in einem Cola-Glas. Cola war ja auch drin. Aber wohl mehr Alkohol, denn es schmeckte wie purer Spiritus. Deswegen trank ich auch gleich zwei davon.
14. Tag – Arschbacken zusammen kneifen
Ich ging um 8 Uhr los zum Tuol Sleng Genozid Museum und bin fast eine Stunde gelaufen. Aber es war noch kühl, somit war es nicht allzu schlimm. Nur die dauernden TukTuk Rufe vom Seitenrand nervten mit der Zeit.
Das Museum war eine ehemalige Schule, die als Gefängnis missbraucht und in der auch gefoltert worden war. Ich holte mir erst einmal den obligatorischen Audioguide. Wieder einmal behinderten die unzähligen Reisegruppen alles. Aber außer den Gruppenreisenden gab es auch viele Backpacker. Wenn die Gruppen aus einem Raum verschwunden waren, kamen die Backpacker. Gemütliches Besuchen sah anders aus. Fotografieren war (wie in Auschwitz) verboten, aber alle machten trotzdem Fotos (wie in Auschwitz). Die Leute haben einfach kein Respekt vor den Toten. Ich stelle mir immer vor, was wäre, wenn auf der Beerdigung eines Elternteils ein wildfremder mit einer Kamera auftaucht und stundenlang Fotos am offenen Sarg macht. Und die dann auch noch ins Internet stellt. Schaut mal was ich tolles gesehen habe...
Im Garten sah ich dann die ersten Opfer der Flip Flop Kletter Unfälle. Ein Mädchen hatte ein total aufgeschürftes Bein und ein anderes ein dickes Knie. Aber immer noch Flip Flops an. Manche lernen es nie. Gutes Schuhwerk hilft.
Beim Rausgehen war inzwischen eine riesen Schlange an der Kasse. Diese bestand nur aus Backpackern (man schläft halt gerne etwas länger in diesen Kreisen), die mühsam ihre Dollars aus dem Portmonee zusammensuchten während sie warteten. Wahrscheinlich mussten die heute Morgen ihr Zimmer für 8,5$ bezahlen und nun war die Kohle knapp.
Ich hatte kein Zeitgefühl, aber sicherlich war ich 4 Stunden im Museum gewesen. Ein halber Schultag sozusagen.
Es ging nun zum Wat Moha Montrei. Bei der Umrundung des Tempels bellte mich ein Hund an. Also flüchtete ich schnell in den Tempel, denn da durften keine Hunde rein. Hoffentlich kann der Hund auch die Verbotsschilder lesen. Und hoffentlich frisst er nicht meine Schuhe, die ich vor der Tür lassen musste. Drinnen schlief ein Mönch. Deshalb habe ich auch besonders leise Fotografiert.
Im Olympiastadion, nein hier waren nie Olympische Spiele, waren alle Tore offen, also nicht nur die Fußballtore. Ein schönes Stadion, aber komplett leer. Aber was auch sonst, wie gesagt hier waren ja nie Olympischen Spiele und es werden wohl auch nie welche hier stattfinden. Da wurde es auch nicht gebraucht.
Ich wollte clever sein und das Stadion im Norden verlassen, da ich in diese Richtung weiter musste. Hier war ebenfalls das Tor auf, allerdings war die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt. Also musste ich wieder komplett zurück, einmal um das komplette Stadion herum, nach Süden wo ich her gekommen war. Und inzwischen war es nicht mehr so kühl. Jeder Meter schmerzte.
Mein Plan war in einem der Touristen-Restaurants etwas zu essen und dann zur Nationalbibliothek zu gehen. Doch kurz vor dem Hotel meinte mein Magen etwas anderes. Also ging ich flotten Schrittes zum Hotel und dort mit einem Hechtsprung auf die Toilette. Mutig ging ich dann doch etwas Essen und zwar zu dem Chinesen neben Kabbas.
Der chinesische Koch versprach eine Nudelshow, wenn man Nudeln bestellte. Aber das galt wohl nicht für gebratene Nudeln oder für einen einzigen Tourist. Mir zeigte er zumindest nicht seine Künste. Ich trank dann ein Bier zum Essen. Ob das nicht mal ein Fehler war.
Ich ging wie geplant zur Nationalbibliothek. Innen war alles alt und staubig. Wie man sich so eine heruntergekommene Bibliothek halt vorstellt. Aber es gab eine ganze Menge deutscher Bücher. Wahrscheinlich alles, was Backpacker in den Hostels vergessen hatten. Ich habe übrigens keine Fotos gemacht, denn das sieht blöd aus, lesende Menschen, die ihre Ruhe haben wollen, zu fotografieren.
Ich hatte gerade ein Viertel des Weges zurückgelegt, da meldete sich wieder mein Magen. Nun wurde es knapp, denn es war noch ein langer Weg zum Hotel. Jetzt hieß es Arschbacken zusammen kneifen. Trotzdem oder aus Trotz ging ich unterwegs noch in den Minimarkt und holte Cola und Wasser. Ja, kein Bier, wirklich.
Auf den letzten Drücker (im wahrsten Sinne des Wortes) kam ich am Hotel an. Jetzt fand der Rezeptionist meinen Zimmerschlüssel nicht. Ich bin fast wahnsinnig geworden. Wieder rettete mich nur ein Hechtsprung.
Ich ging wieder mutig zum Abendessen. Es gab an der Hauptstrasse nur indische Restaurants mit Khmer Küche. Ich habe dann halt eins von denen genommen. Und extra das, in dem kein Gast war. Wenn das Essen schon schlecht war, dann ging die Lieferung wenigstens schneller. Ich bestellte 2 Frösche und ein Curry. Davon sollten die Inder wenigstens Ahnung haben, also vom Curry. Beim Frosch war ich mir nicht so sicher. Natürlich sind beide Gerichte gleichzeitig gekommen, obwohl die Frösche als Vorspeise ausgewiesen worden waren. Ich aß also auch erst die Frösche und dann das Curry. Kalte Frösche wären auch ekelhaft gewesen.
Anschließend ging ich noch zum Minimarkt um die Ecke um Wasser zu holen. Und wieder verspürte ich einen Toilettendrang. Also was war denn heute los? Alkoholprobleme?
An der Rezeption wurde ich von dem TukTuk Fahrer abgefangen, der auch hier nachts an der Rezeption arbeitete. Na wenn ein Job nicht reicht. Dabei ist doch das Bier so billig. Er wollte 16$ führ die Fahrt zu den Killing Fields. Das war schon ein seltsamer Preis. 15$ oder 20$ hätte ich als Verhandlungsbasis verstanden, aber 16$?
Vor lauter Cola konnte ich nicht einschlafen. Auch begannen meine Zehen weh zu tun und mein Fuß anzuschwellen. Verdammte Gicht. Ich trinke die nächsten Tage besser keinen Alkohol mehr. Auch wenn das mir meinen Schlaf raubt.
15. Tag - Massengrab
Ich stand schon um 6 Uhr auf, vor allem um zu sehen, ob mein Magen hält oder ob ich den heutigen Ausflug kurzfristig absagen muss. In der Nacht war alles in Ordnung und auch jetzt sah alles gut aus. Also ging ich um 8 Uhr an die Rezeption, wo auch schon mein TukTuk Fahrer wartete.
Wir fuhren etwa 45 Minuten zu den Killing Fields, also Choeung Ek, wie es eigentlich heißt. Der Fahrer versuchte anfangs noch Gespräche mit mir zu führen, aber dafür war es einfach zu laut. Nach einiger Zeit bog er von der Hauptstraße ab und fuhr eine Abkürzung quer durch die Dörfer über eine Holperstrecke. Wenigstens gab es keine Touristen-Gruppen-Busse hier.
Angekommen gab es sogar einen Audioguide in Deutsch. Mit mir waren zum selben Zeitpunkt, ebenfalls per TukTuk, 4 Backpacker angekommen. Eine Frau hatte sich gerade einmal etwas über den String- Tanga drüber geworfen. Soviel zum Thema Respekt vor Friedhöfen und Massengräbern. Es wird Zeit, dass die Backpacker aus dem Land verschwinden.
Eine Japanische Schulklasse blockierte wieder einmal alles und so lief ich erst einmal um den See und hörte mir das Audioguide Zusatzmaterial an. Dieses bestand vor allem aus Zeugenaussagen und war dem entsprechend weniger interessant.
Mehrere Besuchergruppen kamen mir auf dem weiteren Weg entgegen, allerdings gingen sie nicht in der vorgeschriebenen Richtung. Und was macht man da als guter Handtuchblockierender Deutscher, man stellt sich extra so in den Weg, dass diese nichts sehen konnten. Wenn schon schlechtes Karma dieses Jahr, dann richtig. Zum Ende der Besichtigung ging es in die Stupa mit den Knochen der aufgefundenen Leichen. Innen war kaum Platz um herumzugehen. Das hätte man besser für die Touristen, vor allem die Dicken, planen können.
Es blieb noch das sogenannte Museum, also eigentlich ein Einraum-Museum. Man musste auch hier seine Schuhe ausziehen. Der Film im Nebenraum fing gerade an, ging 15 Minuten und war wenig interessant. Anschließend konnte man einen kleinen Raum und einen größeren Raum besichtigen. Das Beste dabei war, dass man seine Füße auslüften konnte. Vor lauter Begeisterung hätte ich dann beinah auch noch 3 Tracks auf dem Audioguide vergessen anzuhören.
Mein Fahrer telefonierte auf dem Parkplatz mit einem Freund in Thailand und ließ es sich nicht nehmen gleich ein Foto von mir zu schicken. Auf dem Weg zurück sahen wir dann einen alten, sehr alten Backpacker mit einem riesen Loch im Ohrläppchen. Da hätte locker meine Faust durch gepasst. Ja wenn das Bindegewebe nachlässt. Habe ich eigentlich schon etwas über Backpacker gesagt?
Am Schluss wollte mir der Fahrer noch ein paar Pseudo-Ausflüge verkaufen. Diese gingen zu Orten, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Aber ich meinte nur zu ihm, dass diese nicht in meinem Reiseführer wären, deshalb könnte das nichts sein.
Als wir im Hotel ankamen war wieder ein Toilettengang notwendig. Na das konnte ja was werden. Ich machte 30 Minuten Pause und ging dann Richtung Mittagessen. Ich entdeckte einen Thai um die Ecke. Dieser hatte eine so große Auswahl, dass ich mich nach 10 Minuten immer noch nicht entscheiden konnte. Am Schluss gab es Frühlingsrollen und Curry. Das Ganze war sehr lecker, aber der junge Kellner, wohl der Sohn, war eine Null. Na wenn man die Familienmitglieder mitschleifen muss…
Mein Magen war nicht besser und so legte ich mich noch einmal eine Stunde hin. Um 17 Uhr ging ich dann am Ufer des Mekong spazieren. Ich folgte ihm bis zum Fährhafen, wobei ich unterwegs fast von einem betrunkenen Einheimischen angefallen wurde. Auf dem Rückweg lag dieser dann regungslos auf dem Boden. Jetzt habe ich auch noch den bösen Blick.
Ich lief zurück bis auf Höhe des Nachtmarkts und dann kehrte ich wieder beim Thai ein. Die Karte war ja umfangreich genug. Danach ging ich zum Nachtmarkt und schaute mir das Warenangebot an. Hier war wirklich alles falsch.
Im Hotel zurück sah ich, dass mein Nebenzimmer besetzt war. Die Tür stand offen und ich sah nur nackte Frauenbeine in Flip Flops. Das sagte schon alles. Das Zimmer war nach so kurzer Zeit bereits total zugemüllt. Auf dem Tisch standen dann auch die obligatorischen Pringels, die typische Backpacker Nahrung. Billig und Kalorienreich.
16. Tag – Airport Running
Heute stand ich früher auf als gewollt. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Es ging also auch ohne Cola nicht. Ich war wohl wieder zu aufgeregt. Schließlich stand der Rückflug mit super kurzem Transfer an.
Um kurz nach 9 Uhr ging ich zur Rezeption und auch in diesem Hotel funktionierte meine Kreditkarte. Dafür war der Preis wieder etwas höher als gedacht. Langsam gewöhnt man sich daran. Unverbindliche Preisempfehlung. Oder Touristensteuer, die wieder nicht im Angebot aufgeführt wurde.
Ich ließ mein Gepäck im Storage Room, der eigentlich für die Getränke vorgesehen war und auch noch Restbestände gelagert hatte. Anschlie0end ging es Richtung Nationalmuseum. Ich hatte bereits alle Sehenswürdigkeiten in Stadtnähe gesehen und hier wollte ich deshalb den Tag verbringen bis zum Abflug.
Unterwegs holte ich mir 2 Flaschen Wasser und etwas Gebäck, so dass ich auch ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt war. Am Eingang lieh ich mir dann einen Audioguide aus. 10 Stunden Tracks auf diesem sollten reichen, um mir die Zeit zu vertreiben.
Nach jedem Raum machte ich gemütlich eine Pause und aß und trank etwas. Nach kurzer Zeit musste ich allerdings den ersten Audioguide schon tauschen, weil die Batterie leer war. Der Audioguide war nämlich ein umgebautes Smartphone und ich hatte es irgendwie geschafft die Taschenlampe zu aktivieren. Allerdings hatte ich keinen Weg gefunden diese auch wieder auszuschalten. Das hat natürlich Akku gezogen ohne Ende.
Um die Mittagszeit kamen dann die Reisegruppen. Aber wirklich alle auf einmal. Natürlich war auch wieder alles voll mit Backpacker, die man daran erkenn konnte, dass sie keinen Audioguide hatten. Eine Frage der Finanzen wohl. Auffällig war auch, dass alle Fotografierten, obwohl das ausdrücklich verboten war. Aber Aufpasser waren nicht zu erkennen. Das waren wohl die, die auf dem Smartphone streamten, schliefen oder Blumen an Besucher verkauften.
Alle Einheimischen fassten trotz Hinweisschilder die Statuen an. Verehrung ist ja gut, aber wenn alle immer den Statuen übers Knie streichen und Blumen niederlegen ist bald nichts mehr übrig, was dann angebetet werden kann. Da muss man sich dann neue Götter suchen. Das kommt davon wenn Einheimische freien Eintritt haben und das Museum mit einem Tempel verwechseln.
Einen Deppen habe ich dann auch auf das Berühr-Verbot hingewiesen. Mir war gerade danach einen anzumachen. Der konnte froh sein, dass ich nicht noch zusätzlich meinen bösen Blick eingesetzt hatte.
Um 14:30 Uhr war ich mit dem alten Zeug durch. Ich hätte jetzt noch eine Stunde das neue Zeug abarbeiten können, aber 5 Stunden englischen Text anzuhören hat gereicht. Ich ging also noch schnell durch die Buddha Ausstellung, auf die Toilette und dann zu Kabbas, um noch etwas zu essen vor dem Flug. Am Flughafen ist es teuer und man weiß nie was man im Flieger bekommt.
Ich bekam einen leichten Schreck, denn alle Tische waren besetzt. Der Laden und insbesondere die Bierpreise hatten sich wohl rumgesprochen. Ich bestellte Amok (ja so heißt das Gericht wirklich) und entsprechend lange hat es auch gedauert bis zur Lieferung. Aber das war nicht schlimm, denn ich hatte wieder einmal massig Zeit bis ich zum Flughafen musste.
Ich war schon um 15:30 Uhr im Hotel. Vor diesem fing mich direkt ein TukTuk Fahrer ab und hier war es das erste Mal sinnvoll. Er wollte 8$ zum Flughafen und bedenkt man die 10$ am ersten Tag vom Flughafen in die Stadt schien mir das ehrlich.
Ich holte meinen Koffer und los ging’s. Schnell standen wir in einem Stau, der durch eine Baustelle verursacht wurde. Als wir dann endlich dort durch waren, fuhr der Kamerad erst mal an die Tankstelle. Nicht um sich Alkohol zu besorgen, sondern um für 1$ zu tanken. Gut, das sollte bis zum Flughafen reichen. Ich war erleichtert.
Apropos erleichtet. Nach dem Tanken fuhr er erst einmal zum Tankstellen-Gebäude und rannte auf die Toilette. Also entweder war das so dringend oder er wollte Zeit schinden, damit ich nicht so lange am Flughafen bis zum Abflug warten musste. Er entschuldigte sich anschließend, aber ich meinte es wäre kein Problem, ich hätte schließlich genug Zeit.
Um 16:30 Uhr waren wir am Flughafen und ich gab ihm 9 $. Er hat sich darüber gefreut wie ein Schneekönig und umarmte mich herzlich. Oder war es doch antanzen? Meine Brieftasche und mein Pass waren allerdings anschließend noch da. Für die 1 $ Trinkgeld ist er sicherlich direkt wieder an die Tankstelle gefahren und hat noch einmal vollgetankt. Da war die Rückfahrt gesichert.
Im Flughafen setzte ich mich erst einmal hin und packte meine Taschen um. An der Anzeigetafel war noch lange kein Schalter zu sehen, wo man sich zum Check-In anstellen konnte. Ich setzte mich also in den Wartebereich und begann etwas zu lesen. Es war schon seltsam, wie viele Leute sich vor so einem Flug umziehen mussten. Die Toilette war mehr Umkleidekabine als Notdurftanstalt. Und wehe man musste einmal dringend. Dann hieß es „bitte ein Kärtchen mit Anzahl der Kleiderstücke“ ziehen.
Kurz nach 18 Uhr fragte ich spaßeshalber an der Information nach, wann denn der Thai Schalter aufmacht. Sie meinte, dass der Schalter 2 Stunden vorher aufmachen würde und es wäre üblicherweise Schalter 20 und 21. Diese Information nutzte ich gleich aus und stellte mich auf Verdacht an dem leeren Schalter 20 an. Bevor ich mir den Hintern platt sitze, stand ich mir lieber hier die Füße platt. Wenigstens war ich ganz vorn, kein anderer hatte sich angestellt. Es war ja auch keiner so schlau und hat an der Information nachgefragt. Aber deshalb hieß diese ja Information.
Nach kurzer Zeit fing ein Mann an Schilder von Thai und anderen Kleinkram auf die Schalter vor mir zu stellen. Somit war ich sicher, dass ich richtig stand und die Information wie immer recht hatte. An meinen Schalter setzte sich dann eine alte Frau um mich abzufertigen. Jetzt gab es zwei Möglichkeiten. Entweder es ging schnell, weil sie viel Erfahrung hatte oder langsam, weil sie mit der Technik überfordert war. 2 ½ Stunden vor Abflug machte sie den Schalter auf und ersteres war der Fall, also es ging sehr schnell. Ich bestand dann auf einen Anhänger „Hot Transfer“ für meinen Koffer. Den Anhänger hatte ich zufällig gesehen. Aus Schaden wird man klug. Ich hätte mir gerne auch so einen Anhänger um den Hals gehängt, denn ich hatte mal wieder nur eine Stunde Transferzeit. Aber ich denke nicht, dass so was helfen würde.
Als ich fertig eingecheckt hatte und mich umdrehte stand eine riesen Schlange hinter mir. Also so langsam war ich jetzt auch nicht gewesen. Aber das lag wohl eher daran, dass die Anzeige über den Schaltern angeschaltet worden war. Dadurch, dass ich so früh abgefertigt worden war, waren die Passkontrolle und die Sicherheitskontrolle komplett leer. Es zahlt sich doch aus, wenn man clever ist. Ich war super schnell durch und fand auch noch im Wartebereich einen Sitz mit Stromstecker, so dass ich meine Technik aufladen konnte. Wenn das mal kein gutes Jahr wird. Ok, das war ein Scherz.
Das Boarding begann dann erst einmal 10 Minuten später. Trotzdem saßen alle pünktlich in der Maschine. Nur scheinbar der Pilot nicht, denn der Flieger hob 20 Minuten später ab. Aber nicht dass er dann auch 20 Minuten später angekommen wäre, was meine Transferzeit von einer Stunde auf 40 Minuten verkürzt hätte. Nein, die Landebahn wurde repariert und so kamen noch einmal 15 Minuten Verspätung hinzu. Also hatte ich noch 25 Minuten für Aussteigen, Sicherheitskontrolle und Gate-Wechsel. So oft habe ich während eines Fluges noch nie auf die Uhr oder besser gesagt mein Smartphone gesehen. Und nach der Landung fuhr das Flugzeug gemütlich auf eine Außenposition. Mehr Stress geht nicht.
Ich stürmte gleich nach vorne, als das Flugzeug zum Stehen kam. Die Stewardess meinte ich solle mir keine Sorgen machen, da der Flug nach Frankfurt immer zu spät war. Ich hätte ja noch eine Stunde Zeit. Aber sag das mal den Sicherheitsbeamten an der Kontrolle. Und womöglich noch in Thai. Und bei meinem Glück war der Flieger heute pünktlich.
Ich konnte dann glücklicherweise in den ersten Bus einsteigen und damit auch nichts bei dem vielen Verkehr passiert, fuhr dieser extrem langsam und gemütlich zum Terminal. In der Zwischenzeit hatte ich ein innerliches Armageddon.
Ich rannte vom Bus über das Laufband zur Infotafel. Dort stand Gate D1A. Aber wo ist das? Ost- oder West-Flügel? Panik! Ich rannte zur Information, doch der Mann hinter dem Schalter war gerade in einem Beratungsgespräch. Egal! Ich brüllte einfach über die Theke und fragte wo Gate D ist und in welche Richtung ich gehen müsste. Er zeigte in eine Richtung und ich rannte schnell weiter. Ich erreichte den Aufgang zur Sicherheitskontrolle und diese war zum Glück komplett leer. Keine Schlange wie beim Hinflug. In 3 Minuten war ich durch. Und Gate D1 war direkt dahinter. Geschafft. Diesmal kam ich nicht ohne Koffer, sondern ohne Nerven an.
Im Flieger waren dann lauter „Alt-Koh Samui“ Typen, die scheinbar den Absprung verpasst hatten. Die kleideten sich wie 20, hatten aber Falten wie 55. Und jedes Jahr an dieselbe Strandbar in Süd-Thailand. Und wahrscheinlich auch dieselbe Thai-Freundin.
Es ging dann wieder in einen Bus und von da zum Flugzeug. Dass man mit dem Bus zum Übersehflieger gebracht wird, hatte ich vorher auch nur einmal gesehen. Und da war das Gate blockiert. So was will ein Drehkreutz sein.
Beim Aussteigen aus dem Bus bekam ich dann auch gleich wieder das Bangkok Feeling. Hohe Luftfeuchtigkeit und Klatschnass. Als ich im Flieger saß brauchte ich erst einmal einen Gin Tonic. Allerdings trank ich dann auf dem weitern Flug nur noch Tonic, ohne Gin. Schließlich musste ich nach der Landung gleich arbeiten.
Natürlich war dann auch noch mein Kopfhörer kaputt. Erst hörte man nur noch etwas auf einer Seite, dann gar nichts mehr. Nach kurzer Prüfung, dass das nicht mein Tinitus war, klingelte ich nach der Stewardess. Aber das wurde einfach ignoriert. Bei der Getränkeausgabe sagte ich es dann wieder einer Stewardess, aber das wurde erneut ignoriert. Bei der Essenausgabe beschwerte ich mich noch einmal und endlich bekam ich dann einen neuen Kopfhörer. Inzwischen hatte ich 2 Filme verpasst.
Habe ich schon erwähnt, dass dies nicht mein Jahr ist. Ich warte das Jahr einfach nur noch ab…