Die größte Müllkippe der Welt
oder
Wie ich lernte für meine Schuhe zu bezahlen
Indien
1.Tag – Air India
Zum Glück war ich schon früh am Flughafen, denn die Schlange zum Check-In erreichte schon Stunden vor Abflug astronomische Ausmaße. Jedes Klischee von Rucksacktouristen und älteren Gruppenreisenden wurde bestens bedient. Inder waren weniger zu sehen, aber die kommen auch immer erst etwas verspätet, wie die Spanier. Eine halbe Stunde verbrachte ich in der Schlange und auch meine neu erflogene Frequent Traveller Karte brachte mir hier wieder keinen Vorteil. Wofür fliege ich eigentlich so viel?
Als ich endlich die Schlange abgestanden hatte, bekam ich doch einen extra Schalter zugeteilt, nicht wegen meines Status, sondern weil meine Reise (hoffentlich) nicht in Delhi enden sollte, sondern in Udaipur. Mein Gepäck müsste ich aber in Delhi abholen und neu aufgeben. Na gut, ich hatte 6 Stunden Zwischenstopp, das müsste irgendwie zu machen sein.
Die Sicherheitskontrolle ging quälend langsam, wohl aus Solidarität zu den zurzeit streikenden Kollegen in Hamburg. Meine Frequent Treveller Karte wollte man gar nicht sehen, als ich mich bei der Business Class anstellte. Ich zeigte Sie trotzdem, schließlich wollte ich nicht für den Verlust eines Arbeitsplatzes wegen Pflichtverletzung verantwortlich sein. Vor mir wollte ein Mann eine komplette Flasche Whiskey durch das Handgepäck schleusen. War der schon öfters mit Air India geflogen? Als diese entsorgt wurde, verlangte der Mann den Vorgesetzten zu sehen und er wollte sich dort furchtbar beschweren. Das hätte er mal lieber bei Al Kaida gemacht. Ein „trink die Flasche doch einfach aus“, verkniff ich mir. Schließlich kann man nie wissen, ob der Mann nicht später im Flieger neben einem sitzt. Außerdem machte mich das lange Warten recht unsarkastisch.
Am Ende hatte ich trotz meiner frühen Anreise nur eine Stunde in der Business Longe (in die ich mit meiner Frequent Traveller Karte durfte, obwohl Air India nicht in Star Allianz ist. Wäre ich mit Germanwings, der Tochter von Lufthansa geflogen, hätte ich nicht rein gedurft.). Aufgrund der knappen Zeit konzentrierte ich mich darauf, möglichst schnell, möglichst viel Bier zu trinken. Ich musste schon oft die Erfahrung machen, dass Nicht-Lufthansa Airlines knapp mit Alkohol haushalten.
Das Boarding ging dann recht schnell, da all die Studiodus Reisenden brav auf den Aufruf ihrer Sitzreihen warteten. Da ich ganz hinten saß, war ich auch schnell im Flieger.
An Bordunterhaltung wurde extrem gespart. Die Filme, 4 aktuelle an der Zahl, waren einfach nur B-Filme. Sonst gab es noch ca. 10 alte Classic Filme und ca. 150 Bollywood Streifen. Auch die Getränke trugen nicht zur Unterhaltung bei. Während des gesamten Fluges wurde nur einmal mit dem Getränkewagen der Unterhaltungswert gesteigert. Und als ich sowas schon ahnend, zum Bier einen Whiskey haben wollte, wurde dies entrüstet abgelehnt. Jetzt weiß ich warum jeder versucht seinen eigenen einzuschmuggeln.
Neben mir saß ein junges Pärchen, das, wie ich, sorgfältig alle Reiseschritte in Schnellhefter sortiert hatten. Na, wenn man der Jugend noch was beibringen kann. Allerdings waren sie 6 Stunden damit beschäftigt, diese neu zu ordnen, zu markieren und mit den Reiseführern abzugleichen. Na, sowas macht man doch zuhause. Ich beobachtete sie eine Weile, beschäftigte mich dann aber lieber mit dem Studium der unermesslichen Auswahl an B-Filmen.
2. Tag – Flughafen Delhi
Dieser Tag sollte ganz für den Transfer nach Udaipur verwendet werden. So war es schon von Anfang an geplant. Ich sollte um 9:30 Uhr landen und um 16:00 Uhr weiterfliegen. Die Zeit dazwischen gönnte man mir für einen Sightseeing Aufenthalt am Flughafen. Die Einreise mit Visakontrolle ging recht schnell. Mein Koffer kam mal wieder als einer der Letzten vom Band, aber immerhin kam er. Ich musste durch den Zoll und landete in der normalen Ankunftshalle. Transfer stellt man sich anders vor. Rechts um die Ecke war ein separater Eingang für den Domestic Transfer, doch meinen Versuch diesen zu betreten wurde von einem Sicherheitsbeamten abgeschmettert mit der Begründung es wäre noch zu früh. Recht hatte er ja, aber mir wäre es lieber gewesen, wenn Air India die nächsten 5 Stunden auf meine Tasche aufgepasst hätte. Bei Air China ging das ja auch.
Ich zog also erst mal 10000 Rupien (100 Rs = 1,40 €) vom Geldautomat und entschloss mich einen Teil davon im angrenzenden Weinladen in Bier zu reinvestieren. Es gab also um 10:30 Uhr Erdinger Weißbier für 235 Rs. Das nennt man Frühstück in Indien. Ich las ein wenig BILD-Zeitung und ging um 12:00 Uhr Essen. Viele Läden gab es nicht und so blieb ich an einem hängen, der Thali, also eine gemischte Platte mit Fladenbrot anbot. Das Essen war nicht nur nicht besonders gut, der Koch musste auch noch von einem Kollegen darin unterwiesen werden wie er das fertig vorbereitete Fladenbrot auf der Grillplatte zu erwärmen hatte. Da war das Ergebnis auch kein Wunder. Und da alles so lange gedauert hatte, war es dann inzwischen kalt. Nur der Fladen war extrem heiß. Zum Schluss erhielt ich noch einen Fragebogen, auf dem ich in Hinblick auf Qualität des Essens und Personals log, dass sich die Balken bogen. Schließlich saß ich noch ein paar Stunden in Sichtweite. Inzwischen war mir eingefallen, dass ich die BILD-Zeitung an meinem vorherigen Sitzplatz vergessen hatte und als ich wieder zurückkam war diese natürlich weg.
Ich ging zur Toilette und als ich zurückkam, saßen an meinem alten Platz zwei Inder, die Touristen vom Flughafen abholten, und zum Zeitvertreib vergnüglich in der BILD-Zeitung blätterten. Ich denke nicht, dass diese ein Wort verstanden, aber die Bilder der leicht bekleideten Frauen schienen ihnen doch so gut zu gefallen, dass sie auch noch den Sportteil mitnahmen. Nach einiger Zeit gingen sie, wohl war wieder ein Flieger mit Abzuholenden gelandet, und sie ließen die Zeitung zurück. Ich nahm sie daraufhin wieder an mich, damit auch ich bei der Weiterreise in den Genuss der Bilder kommen konnte.
Nach geraumer Zeit begab ich mich zum Transfer Schalter und diesmal wurde ich eingelassen. Es waren 3 Schalter von Air India offen und alle wurden bereits von einer zwanzigköpfigen indischen Großfamilie in Beschlag genommen. Geschlagene 20 Minuten stand ich, und inzwischen viele andere zukünftige Passagiere, inzwischen an. Die konnten doch nicht alle geheiratet und einen Namenswechsel vollzogen haben. Ich wollte mich schon beschweren, dass dies ein Flughafen sei und nicht der Ort der letzten Ruhe, allerdings hatte ich schlechte Argumente, da ja mein Flug erst in Stunden ging. Als ich dann doch endlich dran kam, musste ich einfach nur meine Tasche abgeben. Na, das hat sich gelohnt. Es ging zu einem Aufzug und hier ließ ich die bekannte Großfamilie lieber vor. Die Gefahr war mir einfach zu groß, dass diese auch den Aufzug so lange unterwegs aufhalten würden.
Der Aufzug führte direkt in die normale Abflughalle, in der man sein Gepäck normal aufgeben konnte. Somit erschloss sich mir der Sinn des Transfer Schalters nicht ganz. Aber auf meinen Reisen hatte ich gelernt, solche unsinnigen Sachen zu ignorieren und lieber für meine Erzählungen zu nutzen.
Ich ging also durch den normalen Sicherheitscheck, bekam dabei noch einen Tischtennisschläger mit einer Nummer in die Hand gedrückt, der mit der Nummer des Korbs übereinstimmte, in dem mein Tablet lag und anschließend zum Gate. Zum Glück ging ich mir nach einiger Zeit noch ein Bier holen, denn auf dem Weg sah ich, dass mein Gate gewechselt hatte. So oft wie dieser Flug in der Vergangenheit schon verschoben wurde, wunderte mich gar nichts mehr. Als ich einsteigen wollte wurde ich angehalten, weil meine Tasche keinen Anhänger mit Stempel hatte. Dieser wird wohl bei der Sicherheitskontrolle angehängt und abgestempelt. Da mir das aber keiner gesagt hatte, hatte ich keinen und meine Tasche wurde noch einmal manuell untersucht. Auch hier ist mir der Sinn nicht ganz klar, denn zwischen Sicherheitskontrolle und Gate kann so viel gefährliches Zeug der Tasche hinzugefügt oder entnommen werden. Auch kann ich die Anhänger beliebig hin und her tauschen, da diese nur mit einem Gummiband befestigt werden. Aber Sinnvoll oder nicht, demnächst werde ich darauf achten immer einen abgestempelten Anhänger zu haben, auch um den Sicherheitsbeamten zusätzliche Arbeit zu ersparen.
Der Flughafen in Udaipur war ähnlich klein wie der in Sukhothai, allerdings nicht so schön. In der ersten Reihe des Fliegers hatte ein Mann gesessen, vor dem im Flughafen Gebäude nun alle salutierten. Da dies nicht China und keine Metro war, muss das wohl der Maharadscha von Udaipur gewesen sein.
Ich nahm ein Prepaid-Taxi, bei dem man im Voraus den Preis bezahlt und dem Fahrer nur noch die Quittung zeigt. Das bewahrt vor Abzocke, da dieser Service von der Polizei organisiert wird. Der Fahrer ließ mich dann auch nach 45 Minuten (und mehrmaligem Nachfragen bei Kollegen) am Fuß einer kleinen Gasse aus dem Wagen, mit dem Hinweis, dass ich den Rest des Weges laufen müsse, weil die Straße zu eng wäre und er mit dem Taxi nicht hineinfahren könne. Da er es erst gar nicht versucht hatte, kostete dies sein Trinkgeld.
Das Gasthouse, das ich gebucht hatte, hatte einen engen Eingang und der Innenhof machte einen dreckigen Eindruck. Ein kleiner Junge holte einen älteren Mann aus dem Hinterzimmer und dieser zeigte mir mein Zimmer im ersten Stock. Hier wartete ich bis ein junger Mann mit meinem Pass kam und mit mir ein volles DIN A4 Blatt mit allen möglichen Angaben ausfüllte. Im Prinzip hat nur die Schuhgröße gefehlt. Es war gut, dass ich ein eigenes Schloss auf Anraten des Reiseführers dabei hatte, denn dieses fehlte an der Tür, wie auch die Handtücher, wie ich erst später bemerkte. Da das Zimmer aber nur 400 Rs pro Nacht kostete, konnte man beides auch nicht wirklich erwarten. Zumindest gab es kostenloses Shampoo und Toilettenpapier, was mir viel wichtiger war (also nicht das Shampoo).
Inzwischen wurde es dunkel und ich ging noch etwas spazieren, um die Umgebung nach Alkohol abzusuchen. Ich bog die größere Straße vor der Gasse meines Hotels nach links ab und erreichte den City Palast, den ich morgen besichtigen wollte. Von hier zweigten 2 weitere Straßen ab, eine mit lauter Basar Geschäften, also Touristen Shops, und eine führte zum Uhrturm, einer weiteren Sehenswürdigkeit, die eigentlich erst am nächsten Tag fällig gewesen wäre. Aber auf beiden Wegen fand sich kein Geschäft, das Alkohol verkaufte. Auch die Restaurants und Cafés waren nicht bereit mich mit erfrischenden Bier zu versorgen. Zu allem Unglück trat ich auch noch in einen riesigen Kuhfladen. Ich hoffte, dass dies wenigstens für die nächsten Tage Glück bringen würde.
3. Tag - Udaipur an einem Tag
Es wurde richtig kalt in der Nacht und ich musste eine zweite Decke vom anderen Bett nehmen. Dies erschwerte es herauszufinden, welche davon nach alten Füßen roch. Nun gut bei 400 Rs die Nacht darf man nicht zu viel verlangen. Diese Befürchtung hatte ich auch, als ich duschte, doch das Wasser wechselte dann doch irgendwann von Kalt auf Warm. Allerdings bemerkte ich jetzt erst, dass es keine Handtücher gab. Warm Wasser und Handtücher waren für diesen Preis halt nicht zu erwarten. Ich hatte zum Glück ein Handtuch für die Zugreisen dabei, aber mir stellte sich schon jetzt die Frage, wie ich das nasse Handtuch später transportieren soll. Ein Fön wie in Vietnam war nicht vorhanden, so dass ich die Befürchtung hatte, dass das Handtuch nass in meiner Tasche transportiert werden müsste.
Das Internet war ganz langsam, so dass ich beschloss lieber herauszufinden, wie das mit dem Frühstück funktioniert. Als ich das Zimmer verließ, kamen 2 junge Mädels aus der gegenüberliegenden Tür und gingen die Treppe hinauf. Da im Erdgeschoss keine Tische waren und auf meiner Etage nur Zimmer, entschied ich mich es ihnen gleichzutun. Einen Stock höher gab es einen Tisch, doch der war besetzt. Ich ging also noch höher, denn es gab noch diverse Stockwerke. Hier war eine Chill-Out Zone unter freiem Himmel mit Schnapsflachen in einem kleinen Regal und einem Fernseher der garantiert 20 Jahre nicht mehr gelaufen war. Ich ging wieder nach unten, denn das sah mir nicht sehr vielversprechend aus. Im vorherigen Stockwerk war eine junge Inderin und meine Nachfrage nach Frühstück beantwortete sie mir mit der Darreichung einer Menükarte. Ich sagte, dass mein Frühstück im Preis inbegriffen sei und wir einigten uns darauf, dass es aus Omelette, Buttertost und Tee bestehen sollte. Ich setzte mich an den vormalig besetzten Tisch, der gerade frei wurde und mein Essen wurde auf derselben Etage in einem kleinen Raum von 2 sehr alten Damen zubereitet. Die zwei jungen Mädels, Französinnen, kamen dann von oben und setzten sich zu mir. Scheinbar hatten sie vergeblich vor der Minibar auf den Kellner gewartet. Dafür vergaßen Sie sich dann Tee zu bestellen. So jung und schon so vergesslich.
Ich brach auf zum City Palast. Den Weg zu finden fiel mir leicht, denn ich war ja gestern schon da gewesen. Empfangen wurde ich von einer langen Schlange an der Kasse, vornehmlich Touristen. Es gab 2 Schalter. Ein Schalter verkaufte Karte für alles außer dem City Palast und der war leer. Der andere Schalter, hier gab es ausschließlich Karten für den Palast, war dementsprechend voll. Die Karte für den Palast in meinen Händen, erwarb ich gleich noch die Karten für die Cristal Gallery, schließlich war jetzt der zweite Schalter noch leer. Heute Nachmittag konnte sich ja alles ändern. Ich wollte auch noch eine Bootstour über den See buchen, allerdings war das etwas verwirrend, was mir da erklärt wurde, vor allem wie flexibel die Gültigkeitsdauer wäre. Das Einzige was ich verstanden hatte war, dass die Boote morgen nur bis 14:00 Uhr fahren würden. Da ich noch keinerlei Zeitgefühl für Sehenswürdigkeiten in Indien hatte, beschloss ich die Karte lieber bei Bedarf zu erwerben.
Den Raum, in dem mein bereits erworbener Audioguide ausgegeben wurde, fand ich erst nach Nachfragen beim Aufpasser, so gut war der Ausgabeort versteckt. Das ersparte aber auch die langen Warteschlangen, da wohl keiner diesen Raum fand. Auch bemerkte ich langsam, dass Englisch in Indien nicht viel mit dem Original zu tun hat und ich immer zig-mal nachfragen musste, bevor ich den Sinn einer Aussage verstand. Dies wurde während der gesamten Reise eine nette Quizshow. Nur hier konnte man keinen Telefonjoker anrufen.
Für den Audioguide musste man einen Ausweis hinterlegen und ich hatte zum Glück meinen Personalausweis dabei. Einen Verlust dessen ließ sich einfacher verschmerzen als den des Passes. Der Audioguide war sogar in Deutsch und sehr informativ. Als Alleinreisender hat man zusätzlich den Vorteil, dass sich mal jemand mit einem unterhält.
Die Anlage selbst war sehr schön, leider störte wieder eine deutsche Reisegruppe, dessen Führer in jedem Raum auf den dampfbetriebenen Ventilator hinweisen musste. Das war im ersten Raum noch lustig, nervte aber mit der Zeit, da es einige davon gab, Räume und Ventilatoren. Hätte man mal jedem in der Gruppe einen Audioguide in die Hand gedrückt. Das wäre wohl weitaus informativer und nicht so nervig gewesen, zumal der Führer immer die Bilder erklärte, die gerade nicht in meinem Audioguide erwähnt wurden. Da die Gänge durch den Palast alle eng und verwinkelt waren, um anstürmende Feinde das Vorankommen schwierig zu machen, hatte dies auch bei den Reisegruppen Erfolg. Es gelang mir aber durch geschickte Überholmanöver den Besuch nach 2 Stunden abzuschließen. Zum Glück habe ich darin inzwischen Übung, auch wenn einige andere Besucher unter Umständen blaue Flecken nach Hause trugen. Ellenbogen hilft (nicht nur bei Flugreisen).
Ich ging weiter zur Cristal Gallery, wo so ein Sultan kistenweise Kristallzeug in England bestellt hatte und, da dieser vor Fertigstellung verstarb (ja die Engländer sind manchmal wirklich langsam), blieb das Zeug 110 Jahre in den Kisten. Wohl aus Geldmangel wurde dies nun in der Gallery des Veranstaltungssaals ausgestellt. Dieser liegt in einem heutigen Hotel und der Weg war wieder einmal zu kompliziert für mich, so dass ich erst mal in der Hotelbar landete. Aber Instinkt ist halt Instinkt. Das Kristallbett war dann auch zu sehen, der Thron aus Kristall nicht. Dafür war dann auch das versprochene Freigetränk mit dem Thron auf Reisen und ich musste durstig meine Erkundigungen fortsetzen.
Das Gouvernement Museum fand ich erst nach mehrmaligem Nachfragen, da man, um zu ihm zu kommen, durch den Hof des City Palasts musste. Damit hatten wohl auch noch andere Besucher Probleme, denn das Museum war nicht nur leer, es bestand auch nur aus 3 schmutzigen Räumen, die auch selbst noch halb leer an Attraktionen waren. Aber dafür kostete es auch nur 50 Rs, also ca. eine Rupie pro Ausstellungsstück, ein echtes Schnäppchen also.
Ich wollte danach zum Ahra Museum, da dieses am nächsten Tag zu hatte. Also hielt ich einen Tuc Tuc Fahrer an, der mir erst mal einen Preis von 100 Rs nannte. Wie sich nach wenigen Metern herausstellte, hatte er keine Ahnung wo ich hinwollte und er fragte erst mal einen Kollegen. Dies erhöhte den Preis auf 350 Rs inklusive Wartezeit. Faire Preise sehen anders aus, wenn jede Strecke in der Stadt, egal wohin, 100 Rs kostet. Ich bin mir sicher Einheimische zahlen wirklich nach Entfernung und nicht pauschal.
Prompt fuhr mich der der Fahrer durch die halbe Stadt und wir landeten nicht am Museum, sondern am Ahra Ausgrabungsgebiet. Das war zwar nicht der Plan, aber ich nahm es gerne mit, denn das Areal war übersät von Tempeln. Er lud mich am Nebeneingang ab und wollte dann am Haupteingang auf mich warten. Das ersparte mir den Wachmann, der womöglich noch das Fotografier Verbot durchgesetzt hätte. So machte ich fleißig Fotos, bis ein Mann ohne Uniform auf mich zu kam, da mein Fahrer ihn auf mich aufmerksam gemacht machte. Er wies mich auf das Fotografier Verbot hin und gab mir für 100 Rs seine Erlaubnis. Leider hatte er sich nicht mit dem Wachmann abgestimmt, denn als ich unvorsichtiger Weise meine Kamera beim Herausgehen in der Hand hielt, fragte dieser direkt, ob ich Fotos gemacht hätte. Ich konnte ihn dadurch ablenken, indem ich ihn nach dem eigentlichen Museum fragte und dies beschäftigte ihn und meinen Fahrer so, dass er die vorherige Frage vergas. Zum Glück habe nicht nur ich Alzheimer. Ich bot dem Fahrer 100 Rs extra für den Umweg, denn schließlich war dies der Hauptgrund meiner langen Fahrt. Das Museum selbst war nur 20 Meter entfernt und war genauso ein 3 Raum Museum wie das Gouvernement Museum, aber noch leerer. Eine alte Frau auf Krücken begleitete mich ständig, so dass ich annahm, dass diese der Aufgabe des Wächters nachkam. Ich war kurz davor einmal testweise eine Statue unter den Arm zu nehmen und loszurennen, um zu sehen was passiert.
Auf dem Weg zurück machte mir der Fahrer das Angebot mich am Abend zu einem Festival fahren zu wollen und als ich das ablehnte, stieg ein Freund zu, um dies zu wiederholen und um sich noch einmal eine Abfuhr abzuholen. Auch in besserem Englisch hatte ich wirklich kein Interesse. Da das Tuc Tuc nun ständig ausging, beschloss der Fahrer lieber zu tanken. Weil wohl die Einnahmen der letzten Tage gegen Null waren, musste ich ihm zum Tanken einen Vorschuss geben. Ich gab ihm einen 500er und am Schluss der Reise durfte er den Rest behalten, weil er mich nicht in eine Shopping Hall verschleppt hatte, sondern nach mehrmaliger Aufforderung direkt zurück zum City Palast.
Hier erwarb ich dann auch die Karte für die Bootsfahrt, wobei 2 Preise angeschlagen waren. Laut Reiseführer gab es eine kurze und eine lange Tour und so ordnete ich auch die Preise zu. Das verwirrte den Verkäufer und seine Antworten im Umkehrschluss dann auch mich. Es stellte sich am Ende heraus, dass die teure Tour die Sonnenuntergangstour ist und diese nach 14:00 Uhr generell berechnet wird. Und das obwohl die Sonne erst um 18:00 Uhr unterging.
Ich musste ziemlich rennen, denn es war kurz vor 15 Uhr und das Boot fuhr zu jeder vollen Stunde. Um zum Ablegeplatz zu kommen, musste man durch den gesamten City Palast Komplex und noch ein gutes Stück weiter. Unterwegs musste ich zusätzlich noch mehrmals nach dem Weg fragen, da eine fehlende Beschriftung die Touristenunfreundlichkeit unterstützen sollte. Ich schaffte gerade so das Boot und musste den Platz auf der falschen Seite nehmen, der keinen so schönen Ausblick auf das Ufer bot. Na ja, wer zu spät kommt…
Wir fuhren zu einer Insel, auf der wohl so was wie ein Hotel sein sollte. Allerdings waren weder Zimmer noch Rezeption zu erkennen. Ich vermute der Hauptumsatz wurde durch Bootsreisende gemacht die hier ihren Durst und Hunger stillen sollten. Hier gab es Bier für unverschämte 400 Rs und als ich nach 10 Minuten einmal um den Komplex herum gelaufen war, entschloss ich mich das gestern gesparte Geld in Bier und Essen zu investieren. Das Ambiente hat dann auch für den Preis entschädigt. Allerdings verhinderte ein Inder am Nebentisch, der unbedingt vor seinen westlichen Freunden angeben wollte, eine zügige Bestellung, indem er alle Kellner lautstark in Beschlag nahm. Aber das ist typisch für die Inder, nur ein Zehntel zahlen, aber durch langes diskutieren alles aufhalten müssen.
Ich ging noch etwas im Garten spazieren und fand mich dann alleine im Boot an der Ablegestelle vor. Zum Glück animierte dies schnell mehrere andere Besucher zur Abreise, so dass wir dann doch recht bald ablegten.
Im City Palast führte der Weg an einer Bar vorbei, wo das Bier nur die Hälfte kostete, da gerade Happy Hour war. Das wollte ich mitnehmen und ohne Aufforderung bekam ich nach dem Bier die Rechnung und musste statt der 350 Rs Listenpreis nur 250Rs zahlen. Die Hälfte sieht eigentlich anders aus. Da war wohl wieder ein Touristenaufschlag dabei. Auf dem Rückweg fand ich noch das Ghat mit dem Museum, das ich für morgen eingeplant hatte. Zumindest konnte ich mich hier nicht verlaufen.
Im Hotel angekommen, wollte ich in den Bar Bereich, da es dort recht gemütlich aussah. Allerdings gab es hier keinen Internet Empfang, was diesen Ort unbrauchbar machte. Ich ging also ein Stockwerk tiefer und dort nahm der jungen Kerl, der mich bereits eingecheckt hatte, einen weiteren Eincheck Vorgang mit neuen Gästen vor. Wie sich herausstellte waren dies 2 Slowenen und wir kamen ins Gespräch. Die Bar war übrigens nur eine Sammlung von leeren Flaschen, die vorherige Gäste zurückgelassen hatten. Hier gab es keinen Alkohol. Somit erübrigte sich meine Hoffnung auf rauschende Ballnächte.
Nach geraumer Zeit verabschiedete ich mich, da ich noch Essen gehen wollte. Ich ging Richtung City Palast, da hier die Restaurant Dichte am größten war und landete in einer Seitenstraße in einem Restaurant. Da alle Stockwerke gut gefüllt waren, setzte man mich auf das Dach. Es war inzwischen kalt (und dunkel), also stellte man mir eine Kerze zur Erwärmung auf den Tisch. Hier gab es auch Bier, was wohl die vollen Tische erklärten und ich spülte das Getränk mit einem Chicken Massala herunter. Große Gläser konnte der Kellner nicht finden, kein Wunder bei dem diffusen Kerzenlicht, so dass ich nur ein kleines Glas bekam. Das macht dann auch nicht so schnell betrunken. Im Hotel war das Internet wieder so langsam, dass es mir nicht schwer fiel schnell zu schlafen, trotz Fußgeruch
4. Tag - Langeweile in Udaipur
Ich stand um 8 Uhr auf. Die zwei Französinnen von gestern saßen schon am Frühstückstisch und ich setzte mich einfach dazu. Allerdings fehlte heute das junge Mädchen zum Bestellen und wartete ich ihre eventuelle Rückkehr ab. In der Zwischenzeit bekamen die Französinnen von einer alten Frau Tost mit Marmelade gereicht, doch noch immer war kein Kellner zu sehen. Da kam ein Pärchen aus einem der Zimmer auf diesem Stockwerk und bestellte direkt Frühstück in der kleinen Küche. Was die können, kann ich auch, dachte ich und suchte die Küche auf. Diese war mit 3 alten Damen besetzt und entgegen meiner Erwartung konnten diese meine Bestellung in Englisch aufnehmen. Kein Wunder bei 60 Jahren Berufserfahrung. Ein weiterer Gast kam Barfuß von der oberen Etage und da er wohl nur leere Flaschen an der Bar vorgefunden hatte, bestellte er, nachdem er meine Technik abgeschaut hatte, direkt in der Küche feste Nahrung. Na gut, ich hab’s ja auch abgeschaut, aber auf den Reisen durch China lernt man das Kopieren.
Das Omelette, der Tost und der Tee dauerten dann 15 Minuten. Ich will mich aber nicht beschweren, schließlich ist man im Alter nicht mehr ganz so schnell. Das merke ich auch jeden Tag mehr und mehr. Aus Solidarität bekam ich mein Essen vor dem Pärchen, das weit vor mir bestellt hatte. Vielleicht griffen die alten Damen aber auch nur meine Theorie auf, dass ich auch immer langsamer werde und so der Verzehr länger dauern würde.
Ich packte meine Tasche fertig, wobei ich mein nasses Handtuch in meine einzige Plastiktüte tat. Dort verstaute ich normalerweise meine schmutzige Wäsche, doch hier war man mit Tüten nicht so freizügig beim Einkaufen wie in anderen Ländern und so blieb für den Rest der Reise die Seitentasche der bevorzugte Aufenthaltsort für meine getragene Unterwäsche.
Und wie der Zufall es so will, traf ich den jungen Inder vom Check-In, so dass ich hier auch gleich den Check-Out vornehmen konnte. Meine Tasche stellte ich in einen vollgemüllten Nebenraum und wir unterhielten uns noch etwas über Gäste, die ohne zu bezahlen verschwinden würden. Also manches kann ich wirklich nachvollziehen.
Ich ging meines Weges zum Bagore-Ki-Haveli Museum. Eine ältere Dame hatte gerade Windows hochgefahren und druckte meine Eintrittskarte auf einem 9-Nadeldrucker aus. Dies kostete 30 Rs plus 30 Rs für die Kamera. Ich wollte fragen, wo ich die soeben erworbene Kamera abholen könne, denn so günstig bekommt man so schnell keine mehr, verkniff mir das aber, da natürlich die Erlaubnis eine Kamera zu benutzen gemeint war. Da ich schon in der Vergangenheit in Asien Probleme mit meinem Humor hatte, beschloss ich hier einiges mehr runterzuschlucken und mich lieber mit meinen Audioguides zu unterhalten. Der lachte zwar auch nicht über meine Scherze, nahm mir diese aber auch nicht übel.
Es ging die Treppe hoch zu einer unnötigen Handpuppenausstellung. Um den Teppich zu schonen und notwendige Reinigung zu vermeiden, musste man die Schuhe ausziehen. Hier fiel mir auf, dass Japanerinnen Schuhe in Kindergröße trugen, und dies ohne die Füße abzubinden. Schuhe in dieser Größe hängt man normalerweise an den Rückspiegel eines Autos.
Es ging nun eine Treppe höher auf das Dach. Von hier aus hatte man eine schöne Aussicht auf das Ghat und man konnte gut erkennen, wie schmutzig das Wasser war in dem sich die Frauen wuschen. Kein Wunder, denn der Dreck aus der Wäsche musste ja irgendwo hin und da bot sich der Fluss an. Ein schöner Anblick war das nicht für einen Westeuropäer. Hier hätten die Grünen viel zu tun (aber wohl auch keine Wähler). Das Museum stellte sich dann als ein Innenhof mit 2 Stockwerken heraus. Oben befand sich eine Balustrade auf der man den Rundgang begann und von der kleine Zimmer abgingen.
Die Putzfrau kontrollierte schnell meine Eintrittskarte und dann ging es auch schon in das erste Zimmer. Dies war das Empfangszimmer der Königin und entsprechend pompös ausgestattet (jawohl Herr Glööckler). Dann ging es in das Ankleidezimmer und das Bad. Desweiteren gab es einen Raum mit Spielsachen und Musikinstrumenten und zum Abschluss folgte das Zimmer der Queen Mum. Hier fehlte allerdings der Gin.
Ich wollte die Besichtigung schon beenden, da kam eine kleine indische Reisegruppe und der Führer machte eine verschlossene Tür am Ende des Ganges auf. Ich ging natürlich ganz unschuldig, wenn man das so nennen darf, hinterher und landete in der eigentlichen Schatzkammer des Museums. Hier befanden sich mehrere Räume mit alten Malereien an den Wänden und ein prachtvoller Spiegelsaal. Beim Herausgehen ließ ich bewusst die Tür offen, damit zukünftige Generationen von Touristen auch in diesen Genuss kommen konnten.
Im unteren Stock befand sich eine uninteressante Turban Ausstellung, mit einem riesigen und vielen kleinen Turbanen. Dies erstreckte sich über 3 Räume. In einem weiteren Raum waren allerlei Gebäude aus einem weißen Material, Marmor war es jedenfalls nicht, ausgestellt. Hier fanden sich dann unter anderem die Freiheitsstatue und der Eifelturm, aber auch wie überall das Taj Mahal.
In einem Nebengebäude wurde dann eine typische königliche Hochzeit in 9 Stufen mit Puppen ausgestellt. Das war recht interessant, wie auch die kleine Waffenschau im Nebengebäude. Die Waffen waren unter den zugehörigen (?) Königsbildern drapiert und mit rostigen Nägeln befestigt. In diesem Ambiente dehnten die dazugehörigen Bauarbeiter von der Nebenbaustelle gerade ihre Mittagspause auf geschätzte 8 Stunden aus.
Ich beendete den Besuch des Museums und ging zum Jagdish Tempel. Wieder musste man eine steile Treppe hinauf und oben angekommen, beim Schuhe ausziehen, wurde man auch gleich wieder mit einem freundlichen „where do you come from“ begrüßt. Ich ignorierte dies, denn ich glaube nicht, dass man an einer ehrlichen Antwort interessiert war. Ich umrundete den Tempel auf Socken und machte Fotos von außen. Die schwarze Statue innen durfte man nicht fotografieren. Im Tempel waren überall Schilder, dass man Geld nur in die Spendenbox werfen sollte und als ich das mit meinen 10 Rs auch tun wollte, meinte eine alte Frau ich sollte diese doch lieber auf einen Teller auf dem Tisch legen. Ich wollte der alten Frauen nicht wiedersprechen. Allerdings wurde der nächste Spendenwillige nicht daran gehindert sein Geld in die Box zu werfen. Ob ich jetzt mehr Glück haben werde oder nur einfach besser betrogen wurde, kann ich nicht beurteilen.
Als ich draußen meine Schuhe anzog, kam ein junger Kerl zu mir und wollte „Paper“ für das Schuhe bewachen. Also erstens wieso „Paper“, ich rauche doch gar nicht und zweitens wieso bewachen? Die Schuhe waren doch noch da. Er bekam nichts und dafür erschien “where do you come from“ wieder und entschloss sich ein Länderraten zu starten. Sein erster Versuch „England“ war genauso falsch wie sein zweiter „Italien“ und so ließ ich ihn unwissend zurück. Soll er es erst mal mit der 500 Euro Frage versuchen.
Ich wollte weiter zum Uhrturm, verwechselte aber die Straße. Na gut, denn eben erst zum Sajjan Niwas Park. „Welcome to the Zoo“ stand da schon und an diesem vorbei ging es durch diverse Blumenbeete mit Brunnen zu einem alten Palast. Dieser wurde wohl als Bibliothek genutzt, wie ein Blick durch die Tür zeigte. Allerdings schien es hier keine Bücher sondern nur Zeitungen im „Reading Room“ (so stand es an der Wand) zu geben. Ghandi wachte in Front des Palastes darüber, dass man auch nur einheimische Lektüre zu sich nahm. Ich ging zum Zoo, stellte aber fest, dass Einheimische mit 10 Rs, Fremde aber mit 75 Rs zur Kasse gebeten wurden. Diesen Trend wollte ich nicht unterstützen, zumal der Zoo nicht wirklich interessant aussah und so verzichtete ich auf einen Besuch.
Ich ging zurück und diesmal über die richtige Straße zum Uhrturm, weiter dann über die Baazar Straße Richtung Meat Market. Ich suchte verzweifelt nach einem Restaurant, allerdings waren diese bei weitem nicht so zahlreich wie in China. Im Gegenteil, ich vermute die Menschen hier sind einfach zu Arm um Essen zu gehen. Auf dem ganzen Weg gab es nicht eine Fressbude und da der Meat Markt auch nicht zu finden war, das Wort Meat machte mir Hoffnung auf etwas Essbares, kehrte ich um zum City Palast, denn hier gab es Touristen Restaurants. Auf Pizza und Pasta hatte ich wenig Lust, deshalb zog ich weiter Richtung Lal Ghat. Hier suchte ich mir ein Cafe mit Dachterrasse aus. Es ging eine enge Treppe hinauf und im ersten Stock wurde seltsame Musik gespielt und junge Menschen spielten barfuß seltsame Spiele. Spätestens hier hätte ich umkehren sollen, aber ausgewählt ist ausgewählt. Ich begab mich ein Stockwerk höher auf die Terrasse. Hier saß nur ein Pärchen und schreckliche Musik gab es auch nicht, also ließ ich mich nieder. Der Kellner erklärte mir dann, dass der Chef im Urlaub wäre und es deshalb kein Essen gäbe (ich glaube allerdings eher, dass dieser bekifft im ersten Stock seltsame Spiele spielte), aber ich konnte ihn dann doch zu einem Sandwich überreden. Hierzu genoss ich gemütlich meine Cola Light, um die viele Zeit, die ich noch hatte, zu überbrücken. Alle Sehenswürdigkeiten waren schließlich gesehen. Und so konnte ich beobachten, wie 3 Holländerinnen kamen und mit meinem Kellner einen Kochkurs durchführten. Dieser wurde hier überall angeboten und fand in einem abgesperrten Bereich auf der Terrasse statt. Ich fragte mich, warum ich kein Essen bekommen konnte, es aber möglich war einen Kochkurs abzuhalten. Na ja, Geld und Brüste, das zieht immer.
Ich bemerkte, dass ich mein T-Shirt links herum anhatte, doch beim anschließenden Toilettenbesuch vergaß ich vor lauter Ekel dieses zu korrigieren. Ich entschloss mich meine Sehenswürdigkeitenliste um die City Hall zu erweitern, die nicht im Reiseführer erwähnt war, aber auf der Karte stand. Hierzu ging ich am Hotel vorbei und musste feststellen, dass an der nächsten Straßenecke ein Weinladen war. Wäre ich nicht immer Links zum City Palast gegangen, sondern Rechts, hätte ich Alkohol bis zum Abwinken (oder finanziellen Ruin) erwerben können.
Der Weg zur City Hall führte über die Schnellstraße und jetzt weiß ich auch, warum alle auf der Straße laufen. Der Bürgersteig bestand aus lauter Löchern, in denen Kinder locker hätten verschwinden können. Dann doch lieber vom Auto überfahren. Die City Hall war nicht wirklich berauschend, kein Wunder dass diese keine Aufnahme in den Reiseführern fand. Aber erstaunlich wenige Leute bevölkerten hier den Rasen. Das war ich anders aus Delhi gewohnt. Aber wie gesagt, hier gab es ja auch nichts Besonderes.
Ich ging also zurück und wollte vor der anstehenden Zugfahrt nach Jaipur noch etwas Essen. Direkt vor dem Hotel führte eine Brücke über den Fluss und hier waren auch 2 Restaurants. Im Ersten waren alle Tische voll und so suchte ich das Zweite auf. Dieses wurde beworben mit einer Empfehlung von Lonely Planet (nach einem Blick in die Speisekarte bestimmt in der Rubrik Vegetarisch) und da ich diesen Reiseführer auf meinem Tablet hatte schaute ich gleich nach. Die Empfehlung bezog sich auf die Freundlichkeit des Personals und weniger auf das Essen, was ich nach dem Verzehr eines mittelmäßigen Peanuts Currys bestätigen kann. Bedient hat ein Inder, der original aussah wie Atze Schröder. Selbst die Locken haben gestimmt. Daher vielleicht die Empfehlung für das Personal.
Ein junges Pärchen setzte sich an den Nebentisch und die Frau rannte gleich hinter den Vorhang um dort eine Toilette zu finden, doch der verkniffene Gesichtsausdruck und die Bestätigung von Atze sagte uns, dass es keine Toilette gab. Gut, dass es hier auch keinen Alkohol gab, da drückt es nicht so.
Ich wollte gerade gehen, da kamen die 2 Slowenen aus dem Hotel. So klein ist doch Udaipur. Kein Wunder, dass man alles an einem Tag ansehen kann. Wir unterhielten uns noch kurz und ich ging zum Hotel. Dort wollte ich noch etwas im Internet surfen und so setzte ich mich in den zweiten Stock an den Frühstückstisch. Allerdings fiel genau in diesem Moment der Strom aus und obwohl er nach einiger Zeit wieder da war, gelang es mir nicht wieder ins Internet zu kommen. So ging es auch dem französischen Pärchen von heute Morgen. Doch ich konnte wenigstens mein Tablet für die lange Nacht aufladen.
Als ich so einige Zeit da saß, kam aus der Regenrinne eine Menge Wasser geschossen und flutete den Balkon. Ich hielt das für das Zeichen, dass ich genug Strom gestohlen hatte und beschloss aufzubrechen. Ich ging zur Hauptstraße, nicht ohne wieder meinen Slowenen zu begegnen (ja sind die denn überall) und nahm ein Tuc Tuc für unverschämte 150 Rs, die der Fahrer damit begründete, dass eine Straße gesperrt wäre. Unterwegs versuchte er den Preis noch mal zu rechtfertigen, indem er in den engen Gassen betonte wie gefährlich die Fahrerei wäre. Aber erstens ist das ja sein Job und zweitens ein Zeichen für sein schlechtes Gewissen.
Ich sollte nun endlich meine ersten Erfahrungen mit dem indischen Eisenbahnverkehr sammeln. Ich hatte einen erste Klasse Schlafwagen und die Zuteilung des Wagens und des Bettes sollte anhand einer ausgehängten Liste erfolgen. So stand es im Internet. Allerdings hing noch nirgends eine Liste aus.
Ich hatte noch massig Zeit und so suchte ich einen Warteraum, den ich auch in Form eines VIP Warteraums fand. Ein alter Mann fragte mich nach meiner Zugkarte und er wollte mich in das goldene Buch eintragen. Doch der Ausdruck des e-Tickets machte ihm dann doch zu schaffen. So oft kauft hier wohl keiner Zugkarten über das Internet. Ich setzte mich auf einen freien Platz direkt neben der Tür zur Toilette und so roch es auch. Das war dann keine Erste Klasse. Direkt am Eingang befand sich ein Kasten mit 4 Steckdosen und diese Plätze waren heiß begehrt, denn fast jeder versuchte hier sein Handy aufzuladen. Diese Notwendigkeit kann ich mir nur dadurch erklären, dass die Akkus extrem schlecht sind (also meiner hält 4 Tage), die Leute zu viel Telefonieren oder zu Hause keinen Strom haben. Ein Chinese setzte sich mir schräg gegenüber hin und versuchte mit einem furchtbar schlechten Englisch ein nicht zu verstehendes Gespräch mit mir anzufangen. Er war wohl schon mal in Berlin und Europa, so viel habe ich verstanden. Den Rest weniger, er hätte fast Inder sein können. Dessen Englisch verstehe ich auch nicht. 2 Inder, ein junger und ein älterer, bekamen das mit und amüsierten sich prächtig. In der Zwischenzeit kamen immer mehr Chinesen hinein und alle kannten meinen Gesprächspartner. Die Chinesen in Indien sind halt eine kleine Gesellschaft. Der Raum füllte sich langsam und so ging ich raus und traf dort die 2 Inder. Wir kamen ins Gespräch über Taj Mahal und Jaipur, allerdings waren meine Versuche mehr über die Details des Zugfahrens zu erfahren weniger erfolgreich.
Es war 2 Stunden vor Abfahrt und mein Zug fuhr ein. Ich wollte noch einmal nach der Liste schauen, um zu erfahren in welchen Wagen ich musste, doch da hing noch immer nichts. Also fragte ich bei der Information und die schickten mich in das Nachbarbüro. Hier saß ein Mann vor Metern von mit Nadeldrucker gedruckten Listen und fand heraus, dass ich in Abteil C bin. Allerdings erfuhr ich nicht in welchem Wagen. Ich fragte noch einmal meinen Inder und der sagte mir, dass die erste Klasse meistens vorne wäre und da begab ich mich auch hin. Es stellte sich heraus, dass der erste Klasse Wagen nur ein halber erste Klasse Wagen war, da die andere Hälfte aus der 2. Klasse bestand. Deshalb hatte ich anfangs auch Probleme diesen zu finden. Und siehe da, die gesuchte Liste hing dann auch direkt an der Tür und nicht öffentlich im Bahnhof. Und da es nur diesen halben Wagen gab, hatte dieser auch keine extra Nummer, sondern nur ein Abteil A, B und C.
Ich wollte direkt einsteigen, doch die Türen waren verschlossen. Ich war gerade dabei zurückzugehen und mich zu beschweren, da kam mir wieder mein Inder entgegen und erklärte mir, ohne dass ich irgendetwas sagte, dass die Türen jetzt aufgemacht werden. Woher wusste der das nur? Und warum wollte mir partout keiner die Geheimnisse des indischen Zugfahrens erklären?
Abteil A und B waren 4er Abteile und wurden vor allem von Chinesen belegt, während mein Abteil ein 2er Abteil war und laut Liste war ich der einzige Bewohner.
Ich hatte gerade meine Tasche abgestellt, da kam ein Inder herein und meinte mein Abteil wäre seiner Freundin versprochen worden und das wäre alles ein Fehler. Er wollte meine Fahrkarte sehen, was ziemlich sinnlos war, denn auf der Fahrkarte steht ja nicht das Abteil, sondern nur auf der Liste an der Tür. Er fährt wohl nicht so oft erster Klasse. Dann zog er ab, soll er das doch mit dem Schaffner (oder seiner Freundin) klären.
Es gab hier sogar einen Stecker zum Aufladen des Handys (das lässt mich wieder auf die 3 Theorien zurückkommen), den ich zum Aufladen meines Tablets nutzen wollte. Allerdings war dieser genau auf Höhe der oberen Pritsche. Ich klappte diese etwas hoch, doch dann fiel der Stecker dauernd raus. Seltsamerweise funktionierte es, wenn ich meinen Adapter benutzte, der eigentlich gar nicht notwendig war.
Wir fuhren los und da kam auch schon der Schaffner um die Fahrkarte zu kontrollieren und mir 45 Rs abzuknöpfen, denn inzwischen wurden die Preise erhöht. Und hier zählen nicht die Preise zu denen man bucht, sondern die zu denen man fährt. Ich wollte mich mit dem Schaffner noch etwas unterhalten, doch dieser war an meiner Lebensgeschichte nicht interessiert. Er bestätigte mir noch, dass ich allein im Abteil sei und sagte ich könne die Tür in einer Stunde verriegeln. Warum erst in einer Stunde war mir nicht bewusst. Ich machte mein Bett, verriegelte die Tür direkt, denn ich erwartete keinen Besuch mehr (oder sollte doch noch die Freundin vorbei kommen?), und schlief gegen 23 Uhr ein.
5. Tag - Bloß Fort
Ich hatte relativ gut geschlafen, aber ich wurde ja auch nicht von Mitreisenden gestört. Der Wecker klingelte um 5 Uhr und ich überprüfte erst mal meine Position mit Hilfe des GPS. Wir waren relativ pünktlich und so konnte ich beruhigt zum Toilettengang aufbrechen. Die Toiletten waren im westlichen Stil, also kein Loch im Boden, doch dadurch wurde das Verlangen diese zu Benutzen auch nicht unbedingt gesteigert. Da waren wohl die Nacht ziemlich viel Chinesen unterwegs gewesen. Diese stiegen dann auch in Jaipur mit mir aus, um da die Toiletten zu beschmutzen.
Es war noch dunkel und ich wollte zum Hotel laufen, denn dies sah auf dem Plan nicht allzu weit entfernt aus. Ich wanderte durch Baustellen und wurde auf meinem Weg ständig von Tuc Tuc Fahrern angesprochen. Da der Weg doch weiter war als gedacht, wurde das recht nervig. Die Rezeption war um diese frühe Zeit schon mit 2 Angestellten besetzt und zu meinem Glück konnte ich mein Zimmer schon beziehen. Zur Strafe musste ich aber in ein 1,5 Meter breites Buch alle meine Daten eintragen. Dies dauerte gefühlte Stunden und mir tat schon die Hand weh.
Einer der Angestellten begleitete mich zu meinem Zimmer und überreichte mir ein dickes Vorhängeschloss. Dies war also mein Zimmerschlüssel. Diesmal gab es Handtücher, aber dafür kein Toilettenpapier. Das brachte zum Glück der Angestellte wenige Minuten später und dafür bekam er auch das Trinkgeld, das ich vergessen hatte ihm zu geben, als er meine Tasche hochtrug.
Ich surfte noch etwas im Internet und legte mich auch noch mal 20 Minuten hin. Dann zog ich los Richtung Old City. Die Wahl des Hotels war wohl nicht so günstig, denn ich musste 45 Minuten eine unendlich lange Straße entlang laufen. Schon hier fielen mir die vielen kleinen Müllhaufen am Straßenrand auf. Diese wurden nur unterbrochen von großen Müllhalden.
Die Old City wurde eingeschlossen von Mauern und Ladengeschäften und trotz GPS fiel es mir schwer einen Eingang zu finden. Diesen dann doch gefunden, irrte ich durch die Straßen, um hier den Palast der Winde zu finden, der als erstes morgens aufmachen sollte. Am Schluss landete ich wieder außerhalb der Old City Stadtmauer, wo ich durch einen separaten Eingang durch Souvenirstände, die zum Glück um diese Uhrzeit noch nicht auf Touristen eingestellt waren, also noch nicht komplett aufgebaut, geführt wurde.
Endlich fand ich den Ticketschalter und beim Hineingehen wurde ich gefragt, ob ich einen Audioguide möchte. Ich sagte “warum nicht“ nach meinen guten Erfahrungen und nach Hinterlegung meines Personalausweises und einem Obolus rannte ich eine Stunde treppauf (oder besser Rampe auf, denn es gab keine Stufen, damit die Träger besser hochkamen) und treppab. Der Palast selbst ist etwas ernüchternd, da er nichts weiter als eine Mauer mit Hinterhof und vielen Wohnungen ist. Und im Gegensatz zu Macao war das so geplant.
Ich folgte den Schildern zum Ausgang und landete auf der Straße, weit vom Eingang entfernt. Nun musste ich dort aber meinen Personalausweis wieder gegen den Audioguide eintauschen und so ging es zurück zum Eingang. Der Ausgang war wohl geplant worden, als es noch keine Audioguides gab.
Ich ging daraufhin den ganzen Weg zurück zum City Palast, wobei mir der Weg diesmal nicht so schwer fiel, denn ich hatte durch das anfängliche Umherirren mir die Lage der restlichen Sehenswürdigkeiten schon ganz gut eingeprägt.
Ich holte mir auch hier einen Audioguide, denn inzwischen war ich auf den Geschmack gekommen, dass auf der Reise wenigstens einer mit mir redet. Allerdings musste ich feststellen, dass ich am Hintereingang war und um Punkt 1 des Audioguides zu erreichen musste ich erst mal durch den ganzen Palast. Aber schließlich wollte ich ja nicht das Ende vorwegnehmen. Etwas Überraschung soll ja noch bleiben.
Ich fing also im ersten Gebäude an und dieses war in ein Textilmuseum umgewandelt worden. Ich machte gleich ein Foto, wurde aber angeschnauzt, dass fotografieren nur außerhalb der Gebäude erlaubt sei. Sollen die doch größere Schilder aufstellen, schließlich bin ich alt und kurzsichtig. Eine Frau hat das wohl auch nicht sehen wollen, doch diese musste die Bilder vor den Augen des Aufsehers löschen. Strenge Sitten hier. Nun sind Stoffe nicht wirklich mein Favorit in Museen und so war das Museum auch nicht wirklich interessant. Einzig das Kleid eines XXXXL Maharadschas und die Polo Kleidung eines nicht ganz so dicken Nachfolgers erregten ein Bisschen mein Interesse.
Es gab dann noch eine Waffenausstellung und 2 Vasen, mit denen der Maharadscha auf einer London Reise Ganges Wasser transportiert hatte. Als wenn es das dreckige Themse Wasser nicht auch getan hätte. Am Schluss dann noch ein Hinterhof mit 4 schönen Türen und der Thronsaal. Ein Wärter wollte unbedingt, dass ich ein Foto mit ihm mache, aber ich verzichtete dankend. Der wollte dann garantiert wieder nur das Foto löschen.
Ich verließ den Palast und ging direkt um die Ecke zum Jantar Mantar, einem alten Observatorium. Hier waren riesige Gerätschaften auf freiem Feld aufgestellt. Ich erwarb eine Kombikarte für verschiedene Sehenswürdigkeiten, wobei ich mich wieder furchtbar über Einheimische aufregen musste, die anstatt einfach eine Karte zu kaufen, eine Diskutierrunde eröffnen mussten und so meinen Wissensdurst behinderten.
Ich fragte am Eingang nach einem Audioguide, doch diese waren alle vergeben und ich sollte 5 Minuten warten. Soviel Zeit hatte ich aber nicht und da auch kein (vom Reiseführer empfohlener) menschlicher Führer da war, versuchte ich anhand der englischen Tafeln den Sinn der Gerätschaften zu erahnen, was natürlich überhaupt nicht gelang. Die wirren Beschreibungen waren wohl Absicht, damit man sein Geld in nicht vorhandene Audioguides oder Führer investiert. Ab und zu schaute ich zur Hütte, wo die Audioguides vergeben wurden, aber während der gesamten Besuchszeit sah ich dort niemanden, der seinen Audioguide zurückgab. Das wären lange 5 Minuten gewesen. Der Besuch war dann am Ende recht kurz und sinnlos.
Ich ging zurück zur Hauptstraße und nahm ein Tuc Tuc zur Albert Hall, in der das Zentralmuseum untergebracht war. Auch hier lieh ich mir einen Audioguide aus, doch das Museum selbst war recht mittelmäßig. Als ich fertig war ging ich zu den am Straßenrand warteten Tuc Tuc Fahrern und fragte, was es kosten würde alle 3 Forts von Jaipur zu besuchen. Schließlich hatte ich durch die Kombikarte für alle Forts schon den Eintritt bezahlt und es war erst früher Nachmittag. Es wurden 1000 Rs in den Raum geworfen und nach kurzem Überlegen sagte ich zu. Scheinbar war das ein etwas überhöhter Preis, denn plötzlich rissen sich alle um den Job. Ich wählte dann schließlich den jüngsten Fahrer, denn der erschien mir am sympathischsten und hatte noch Zukunft. Sein Tuc Tuc war wohl auch das langsamste, aber das störte mich nicht, solange wir alle Forts schaffen. Sein Englisch war bescheiden und so mussten wir wieder anhalten und klären wo ich eigentlich hin wollte. Wie gesagt, erst zusagen, dann klären wohin, das war hier so üblich. Zum Glück fing er nicht auch noch an den Preis neu zu verhandeln.
Wir fuhren relativ lang zum Jaigar Fort und dies war nicht angenehm, denn es zog gewaltig im offenen Tuc Tuc. Es hatte richtig Mühe den Berg hinauf zu kommen. Aber von Oben ließ es sich nun mal besser herunterschießen und so befanden sich die Forts alle auf den Bergen rund um Jaipur.
Am Eingang angekommen begann eine Diskussion zwischen mir, der Einlasskontrolle und dem Fahrer, wobei unser aller schlechtes Englisch eine klare Übereinkunft verhinderte. Wir einigten uns darauf, dass ich zusätzlich zu meiner vorhandenen Eintrittskarte noch 50 Rs fürs Fotografieren und 50 Rs fürs Tuc Tuc zahlen sollte. Dies tat ich auch und so durfte mein Gefährt mich direkt vor die riesen Kanone auf der Spitze des Forts fahren. Das war wohl die größte Kanone Indiens, was mir auch durch einen trinkgeldpflichtigen wie auch unnützen Führer bestätigt wurde.
Wir fuhren zurück zu dem eigentlichen Palast, der nur noch aus leeren, teilweise unüberdachten Räumen bestand. Den sich anbietenden Führer lies ich links liegen, denn ich hatte ja keine Zeit (es gab ja noch 2 Forts zu sehen) und so irrte ich etwas durch die in Irrgarten Art angelegten Gänge und Räume. Aber ein Führer hätte sich bei den leeren Räumen mit den nackten Wänden auch nicht wirklich gelohnt.
Als ich zurückkam war der Fahrer gerade am Essen und höflich, wie ich nun mal bin, lies ich ihn dies auch in Ruhe zu Ende bringen indem ich noch ein paar Fotos machte. Anschließend ging es weiter zum Nahargarth Fort. Hier wurden nur 10 Rs Wegezoll gefordert. Es sah aber mehr so aus, als wenn da jemand selbst seine Durchfahrtsscheine privat druckt.
Kaum im Palast wurde ich auch schon von einem Führer abgefangen. Da hier die Wände wenigstens bemalt waren, folgte ich ihm. Aber er huschte nur von Raum zu Raum und zeigte mir die Ausblicke durch die Fenster auf die umliegende Landschaft. Gesagt und damit erklärt hat er wenig. Doch ich wagte nichts zu sagen, denn er schwang ständig einen langen Stock um sich herum. Na toll, da hatte ich den einzigen taubstummen Führer erwischt und der war auch noch bewaffnet.
Nachdem ich den Ausblick von allen Räumen im ersten Stock bewundern durfte, gab ich ihm sein Trinkgeld und verabschiedete mich von ihm. Ich ging dann noch etwas alleine herum und als ich ihm zufällig wieder begegnete konnte man an seinem Gesicht ablesen, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Hatte er mir doch nicht alle Fenster gezeigt, mag er sich gefragt haben.
Mein Fahrer hielt auf dem Weg zum nächsten Fort extra noch mal an der alten Stadtmauer an, damit ich noch ein paar Fotos machen konnte. Auch stellte er sich endlich vor, schließlich hatten wir schon einen langen Weg miteinander verbracht. Er hieß Khan, wie der Bollywood Star. Das war einfach zu merken.
Weiter ging es zum Amber Fort, aber nicht ohne unterwegs noch an einem buddhistischen Temple mit einem Aussichtsturm zu halten. Auf der Treppe traf ich eine Bulgarin mit Führer und wie immer tauschte man sich über den bisherigen und künftigen Reiseweg aus (Das war schon fast Tradition). Zum Glück nicht über Krankheiten. Ich hatte nicht damit gerechnet hier Touristen zu finden.
Wir erreichten einen kleinen Ort am Amber Fort und wurden gleich von Einheimischen bedrängt. Es war wohl nicht möglich mit dem Tuc Tuc direkt zum Eingang zu fahren, nicht mal für einen Obolus. Man konnte aber für 280 Rs mit einem Jeep fahren. Seltsam, da geht das. Ich entschloss mich zu Laufen und ich war auch in 10 Minuten da, obwohl es bergauf ging (Ich erwähnte schon, wegen des runter Schießens).
Ich wollte einen Audio Guide ausleihen, doch an der Kasse zickte man etwas herum. Da gerade ein Führer kam, alt und zahnlos, heuerte ich diesen für 200 Rs an. Zwar zeigte er mir alles, doch die Informationen waren recht oberflächlich und wir waren in einer halben Stunde durch.
Am Ende verließ er mich am Fluchttunnel, der von einem Wärter bewacht wurde und dessen Tür angelehnt war. Ich ging aber noch einmal zurück, um weitere Fotos zu machen. Als ich am Brunnen ankam, öffnete ein Wächter eine Tür und begleitete mich nach unten. Hier machte ich 3 Fotos von dem Tümpel. Ich dachte nicht, dass dies so teuer sei, aber am Schluss verlangte der Wächter 100 RS. Da er stärker aussah als ich, bezahlte ich unter Protest. Hier machten einige Wärter zusätzlichen Umsatz, indem Sie Orte, die eigentlich zur Sehenswürdigkeit gehören, nur gegen zusätzliches Bargeld öffnen. Aber bei wem beschweren?
Wenn ich schon dafür zahlen sollte, wollte ich auch den Fluchttunnel besuchen. Aber als ich dort ankam, war der Wachmann weg und der Tunnel zu. Da hat er halt Pech gehabt und die Familie muss hungern. Wer keine Überstunden macht ist selbst schuld.
Inzwischen waren auch meine 3 Akkus von der Kamera fast leer und ich ging zum Parkplatz wo ich mich mit meinem Tuc Tuc Fahrer verabredet hatte. Dieser war genauso ein Schussel wie ich, denn er hatte seinen Schlüssel verloren. Nach kurzem Suchen fand er ihn zum Glück auf dem Parkplatz, doch kaum wollten wir los, wurde ich von 3 Gesellen bedrängt. Das Recht dort zu Parken sollte wohl mit meinem Besuch in einer Kunstausstellung bezahlt werden. Nun hatte ich keine Lust wieder so eine Touristen Verkaufsshow über mich ergehen zu lassen und ich konnte die Meute davon überzeugen, dass ich noch nie etwas gekauft hätte und es auch diesmal nicht tun werde.
Wir fuhren zurück zur Albert Hall, hielten aber noch für ein Foto beim Jal Malhal, einem Palast im See, den man leider nicht besichtigen konnte. Als wir am Ziel ankamen, gab ich dem Fahrer 1200 Rs statt der vereinbarten 1000 Rs, schließlich war er schnell gefahren (und ich hatte Geld am Tunnel gespart). Ich ging von dannen und sah, dass gleich ein Kollege kam und seinen Anteil wollte. Mein Fahrer freute sich riesig (wahrscheinlich weil er morgen frei machen konnte, soviel wie er heute verdient hatte) und winkte mir hinterher.
Ich lief weiter Richtung Sanganeri Tor, einem alten Stadttor, das wieder aufgebaut worden war. Der Weg war gepflastert von Müll und als ich an mir herunter sah, musste ich feststellen, dass ich über und über mit Mücken überseht war. Da diese kleinen Mücken mich wohl mit den Kadavern auf dem Boden verwechselten, wechselte ich schnell die Straßenseite. Dort lagen weniger Müll und weniger Kadaver. Dies verringerte dann auch die Anzahl der Mücken.
Nach dem Sanganeri Tor ging ich zum Ajmeri Tor, auch restauriert, nur im Westen, also mehr in Richtung meines Hotels gelegen. Hierzu benutzte ich die Seitenstraße, parallel zur Kadaver gepflasterten Hauptstraße, in der viele Geschäfte ansässig waren, die wohl für künftige Touristen geplant worden waren. Da ich aber der einzige Tourist war, nutzte man jetzt die Geschäfte um den Müll davor zu lagern. Jaipur war einfach eine der dreckigsten Städte die ich je gesehen habe.
Am Stadttor angekommen wollte ich es gerade fotografieren, da fuhr ein Tuc Tuc Fahrer mir direkt vor die Linse und fragte ob ich mitfahren will. Na jetzt bestimmt nicht mehr, so kann man sich auch sein Geschäft verderben. Ich lief dann zurück zum Hotel, wo ich gegen 18:30 Uhr ankam.
Als ich an der Rezeption meinen Schlüssel holte, fragte man mich, ob ich Bier haben wolle. Und so ausgedörrt wie ich war, war die Antwort gar keine Frage. Ein Rezeptionist kam mit aufs Zimmer und fragte mich, ob ich eins oder zwei möchte. Bei einem Preis von 100 Rs entschied ich mich für 3. Die nächste Frage war ob light oder strong und als guter Deutscher nimmt man natürlich strong. Es stellte sich heraus, dass light ein normales Bier war und strong ein dunkles Bier. Und strong hieß hier richtig strong. Das Geld kassierte er im Voraus. Na, ein wenig Vertrauen gehört dazu, wenn es um Alkohol geht.
Während ich auf den Kellner wartete, startete ich meine Ladeorgie, denn dieser Tag hatte fast alle Akkus aufgefressen. 20 Minuten später kam dann auch der Rezeptionist mit einer Plastiktüte voller Bier. Ein bisschen Vertrauen lohnt doch. Die erste Flasche trank ich auf Ex und ging danach in das Dachrestaurant zum Essen.
Die Karte bestand aus Bezeichnungen von Speisen ohne zu erwähnen, was das war oder was es enthielt. Und Speisen gab es hunderte. Ich fragte den Kellner nach einem guten Curry, da kam gerade die Chefin des Hotels mit ihrem 16 jährigen Sohn und riet mir zu einem Thali. Curry musste wohl nicht weg, Thali schon.
Es kam ein chinesisches Pärchen, dass stolz damit angab schon mal in Deutschland gewesen zu sein, woraufhin ich gleich konterte, dass ich auch schon in China war. Angeben kann ich besser. Kurz darauf erschienen ein paar Russen, die es furchtbar eilig hatten mit dem Essen. Ich hatte es bisher noch nicht erlebt, dass in Indien Essen schnell kommt, da alles frisch zubereitet wird (und die Kochprofis würden sagen, die Karte ist zu groß). Als diese sich dann mehrmals beschwerten, dachte ich nur, dass sie wohl besser zu McDonalds gegangen wären. Zur Strafe bekam der mit dem größten Maul auch noch die falsche Suppe und so musste er noch länger warten, bis endlich die Korrekte kam. Das nenne ich Karma.
Ich unterhielt mich mit der Hotel Besitzerin über booking.com und die Wichtigkeit der Gästebewertungen dort, was zur Folge hatte, dass der Sohn mich den ganzen Abend verfolgte (am Schluss bis zum Aufzug) mit der Aufforderung doch eine gute Empfehlung abzugeben. Ich sagte dem Kellner er solle die Rechnung auf mein Zimmer schreiben und ging zu diesem, denn dort wartete mein Bier auf mich. Doch kaum an der Zimmertür angekommen, wartete auch der Kellner dort schon mit der Rechnung, die ich noch unterschreiben musste. Also da hatte ich mehr vertrauen. Aber wo Russen sind… Und wie kam der Kellner so schnell zu meinem Zimmer?
6. Tag - Dreck-pur
Ab 3 Uhr habe ich mich nur noch im Bett herumgewälzt. Entweder hatte ich zu viel Zugfahrt oder doch Bier im Kopf. Das Wasser an der Dusche hat eine gefühlte halbe Stunde gebraucht, bis es warm wurde. Ich packte meine Tasche, bezahlte die 1400 Rs für die Übernachtung und das Essen und ließ meine Tasche im Hotel zurück.
Ich ging Richtung Bissu Haus und Kherti Niwas. Dies sollten zwei alte Paläste sein, die in Hotels umgewandelt worden waren. Hierzu musste ich durch die Seitenstraßen in der Nähe der Old City und die Gegend wurde immer schlimmer. Der Boden war schlammig, überall lag Müll, größtenteils auf Haufen in denen Schweine aßen. Kinder brachten in ihren Säcken Nachschub. Diesen sammelten sie von der Straße auf, wobei sie vorher die besten Stücke mit den Händen heraus suchten. Mit diesen Händen wurde man dann angefasst, wenn die Kinder um Rupien bettelten.
Die Hotels fand ich natürlich nicht, wer würde auch in so eine Gegend Hotels bauen. Wo diese laut meinem Plan sein sollten, waren freie Plätze, natürlich voller Müll. Wahrscheinlich hat man die Hotels abgerissen, um mehr Platz für Müll zu haben. Ich wollte danach einmal später im Internet googeln, also nicht nach dem Müll, denn der war hier einfach zu finden. Auf dem Rückweg versuchte ich mein Tablet so wenig wie möglich aus der Tasche zu holen, so wie ich es in Slums gerne praktiziere um keine Begehrlichkeiten zu wecken.
Ich suchte nun das Iswari Minar, ein Minarett, das man besteigen konnte. Wann hatte man als nicht-Muslim schon einmal so eine Gelegenheit. Das Minarett war nicht explizit auf meinem Plan eingezeichnet, sondern nur im Reiseführer grob lokalisiert und da ich den Turm auch nicht sehen konnte, irrte ich einige Zeit planlos durch die Altstadt. Ich wollte schon aufgeben und ging zu meinem nächsten Ziel, da sah ich zumindest das Minarett von weitem. Ich befand mich außerhalb der Stadtmauern der Altstadt und folgte dieser bis auf Höhe des Minaretts. Allerdings war dort kein Durchgang. Ich ging also wieder zurück und fand eine winzige Gasse, die mich auf einen Platz und dann auch zum Minarett führte.
Der Aufstieg war leicht, denn es gab anstatt Stufen eine Rampe. Ein Dank an die faulen Islamisten. Oben überkam mich eine furchtbare Höhenangst, was mich aber nicht daran hinderte meine obligatorischen Fotos zu machen. Zum Gebet gerufen habe ich nicht. Da hatte es mir doch die Stimme verschlagen (Höhenangst und Rampe).
Ich lief Richtung Süden zum Museum of Indology. Der Weg war weit, aber ich hatte noch genug Zeit, denn mein Zug nach Agra ging erst um 15:45 Uhr. Ich lief also mehr oder weniger zügig und fand das Museum in einer kleinen Seitenstraße.
Man wollte happige 100 Rs Eintritt, die ich auch entrichtete, schließlich sollte der Weg nicht umsonst gewesen sein. Zur Belohnung durfte ich einen kleinen Raum mit uralten Schriften betreten. Ein junger Kerl kam und erklärte mir alles in mehr schlecht als rechtem Englisch. Im oberen Geschoß war ein größerer Raum mit einer Empore und vielen Glasvitrinen. Zum Glück kam gerade ein indisches Pärchen, so dass der Führer beschäftigt war und ich in Ruhe alles ansehen konnte. Unten waren Waffen, Steine, alte Malereien und Münzen, oben Spielzeug, ein Zauberwürfel (genau der ungarische), Schlösser, Steine, Gewürze und Statuen ausgestellt. Alle waren mit einem einzigen Schild pro Vitrine beschriftet, so dass man näheres nur durch den Führer erfahren konnte. Wenn dieser doch nur Englisch könnte. Trotzdem fing er mich am Ende ab, nachdem er das indische Pärchen befriedigt hatte, und zeigte mir, zurück im ersten Raum, unter einer Lupe ein Reiskorn mit einem Bild und ein Haar mit Schrift drauf. Allerdings waren diese für mich schwer zu erkennen, meine Augen werden halt immer schlechter, aber dafür kann er ja nichts. Er führte mich noch in den Keller, wo in einem Raum Briefmarken aus aller Welt (nur nicht indische), Geldnoten, Porzellan und als Höhepunkt ein gläsernes Bett ausgestellt waren.
Zur Belohnung und für einen Englischkurs gab es für den Führer 50 Rs Trinkgeld und beim Hinausgehen musste ich mich auch noch ins Gästebuch eintragen. Und siehe da, 2 Einträge vorher war ein Eintrag von jemand aus Frankfurt. So klein ist Indien.
Ich wollte noch am Rambagh-Palast vorbei, ebenfalls ein Palast, der in ein Hotel umgewandelt wurde. Doch nach meinen Erfahrungen von heute Morgen und angesichts der Tatsache, dass drum herum der Citypark lag, den ich erst in der prallen Sonne hätte durchqueren müssen, sparte ich mir den Weg und ging direkt zurück zum Hotel. Der Weg war so schon weit genug.
Angekommen im Hotel setzte ich mich vor die Rezeption auf einen Stuhl, denn dort hatte ich durch das WIFI, das zum Glück nicht an Mauern halt macht, Internet Zugang. Ein herumstehender Tuc Tuc Fahrer fragte mich über mein Tablet aus und so kamen wir ins Gespräch. Moderne Kommunikation verbindet. Es stellte sich heraus, dass die Straße zum Bahnhof heute für Tuc Tucs gesperrt sei und ich wohl laufen müsse und so holte ich meine Tasche und brach sofort auf.
Ich nahm diesmal einen anderen Weg, wie bei meiner Ankunft in Jaipur, denn ich wollte im Berufsverkehr nicht meine Tasche durch die Baustellen ziehen. Das hatte zur Folge, dass ich trotz des vor Kurzem noch vielgepriesenen Tablets die Orientierung etwas verlor. Das konnte natürlich auch am Tageslicht liegen, denn schließlich kannte ich den Weg zum Bahnhof nur im Dunkeln. Ein angesprochener Tuc Tuc Fahrer wies mir dann den richtigen Weg, nicht ohne mich darauf hinzuweisen, dass er mich für 50 Rs auch direkt vor die Tür fahren würde. Ich nahm das Angebot natürlich nicht an und lief die 100 Meter lieber.
Am Bahnhof musste ich zuerst mit meiner Tasche durch eine Sicherheitskontrolle. Alle Taschen wurden durch ein Röntgengerät gefahren, wobei keiner der Sicherheitsbeamten auch nur einen Blick auf den Bildschirm warf. Man selbst musste durch einen Metalldetektor, der in einer Tour piepste, da geschätzte 100 Personen pro Minute hindurchgingen ohne die Taschen zu leeren. Auf der anderen Seite der Halle war dann der Ausgang, an dem niemand kontrollierte und so gingen alle Bombenleger einfach hier herein. So viel zum Thema Sicherheit.
Ich schaute auf die große Anzeigetafel und hier war zwar mein Zug aufgelistet, doch nur als Freitag fahrend und heute war Mittwoch. Da der Infostand leer war, ging ich zur Touristen Information, wofür ist man denn Frequent Traveller. Hier meinte man, der Zug führe jeden Tag und ich sollte für irgendwas zu Raum 16 gehen. Ich also dahin und dabei wollte ich gleich hinterfragen, wie das mit dem Zugfahren hier so funktioniert. Hierzu schickte man mich zu einem dicken Mann hinter einem Schreibtisch. Alles was er mir zu sagen hatte war, dass mein Wagen B2 wäre und ich schlafen könnte. Das half, so ein Schelm. Man muss dazu sagen, dass mein Zug ein Übernacht Zug war und ich Schlafwagen dritter Klasse gebucht hatte. Meine Fahrt ging aber nur bis 20:55 Uhr und so wurden die Liegen tagsüber zu Bänken umfunktioniert.
Ich kaufte mir am Bahnsteig an einem Getränkestand eine Art vegetarischen Burger, kalt, für 20 Rs und ging in den VIP Warteraum. Ich beobachtete die Kofferträger, die mehrere Koffer auf Ihrem Kopf balancierten und zusätzlich noch einige an den Händen hielten. Da die Träger aber pro Gepäckstück bezahlt wurden, machte diese Kunstfertigkeit durchaus Sinn.
Um 15:00 Uhr verließ ich den Warteraum. Ein Angestellter fegte den Müll, der hier auch zu Hauff auf dem Bahnsteig lag, einfach auf die Gleise. Ich beobachtete auch eine Frau, die wie ich einen Burger erwarb, diesen aber nach geraumer Zeit wieder zurückbrachte. Er wurde dann ohne Prüfung einfach wieder in die Auslage gelegt. Ich glaube hier kaufe ich nie wieder Burger, auch nicht von anderen Marken, wie Veggie und Co.
Der Zug kam 8 Minuten früher und ich war froh keine 3. Klasse über Nacht in meinem Reiseplan zu haben. Quer zum Zug waren je 4 Betten übereinander und längs 2 Betten. Dazwischen war der Gang und es gab keine Türen, nur Vorhänge. Der Kontrolleur kam und ich musste diesmal 83 Rs nachzahlen. Hierzu nahm er sich viel Zeit und setzte sich erst mal. Doch auch er wollte meine Lebensgeschichte nicht hören. Dabei hätte ich so viel Interessantes zu erzählen. Ich erwarb noch Wasser, Chips und Erdnüsse, die mit Masala gewürzt waren. Seltsam, aber ganz gut.
2 Stationen vor der Agra Fort Station hatten wir 50 Minuten Verspätung, doch wie durch ein Wunder waren diese kurz vor dem Ziel auf 5 Minuten zusammengeschmolzen. Da hätte ich doch noch beinah hier schlafen müssen.
Zur Einfahrt des Zuges, machten Reisende noch während der Fahrt die Türen auf, so dass man besser herausstürzen konnte. Da ich nicht wirklich sicher war, ob ich am richtigen Bahnhof war und es an den Gleisen keine Schilder gab, wollte ich so schnell wie möglich Richtung Bahnhofshalle, um dort ein Schild mit dem Stationsnamen zu finden und im Notfall wieder zum Zug zurückzukehren, denn dieser hatte hier 15 Minuten Aufenthalt. Ich rannte also mit meiner Tasche die Treppen rauf und was soll ich sagen, ich stürzte natürlich wieder. Wieder ohne Alkohol oder gerade deswegen? Wie man es macht, macht man es verkehrt.
In der Halle wurde ich wieder von Tuc Tuc Fahrern empfangen, die mir aggressiv ihre Dienste anboten. Ich ignorierte diese erst mal, da ich nie das erst Beste nehme. Wie im Supermarkt, immer die Ware aus den hinteren Reihen nehmen, die ist frischer. Aber auch draußen wollte man 350 Rs für ein Taxi und 200 Rs für ein TucTuc. Was für Touristenpreise. Es gab ein großes Gezanke und am Schluss landete ich bei dem ersten besten Fahrer aus der Halle, der dann 180 Rs haben wollte. Ich wollte nur 150 Rs zahlen, da es ja nur 5 Minuten bis zum Hotel waren. Dies wollte er mir nicht glauben, aber nach 5 Minuten waren wir am Ziel. Ich hatte schließlich GPS, er nicht.
Das Hotel sah von außen recht seltsam und gar nicht wie ein solches aus. Die Rezeption war von der Straße durch eine große Glas Schiebetür getrennt. Ich musste direkt bezahlen, dafür war das Internet entgegen der Reiseunterlagen frei. Ging man durch die Rezeption, landete man in einem Innenhof, der als Restaurant genutzt wurde. Rings herum waren die Zimmer über 2 Stockwerke angeordnet. Ein Kofferträger brachte meine Tasche zu einem Zimmer im ersten Stock. Dieses war groß und geräumig und hatte natürlich kein Schloss. Gut dass ich mein eigenes mit mir hatte.
Ich ging in den Hof um etwas zu essen, denn das gab es nur bis 22 Uhr. Und siehe da, mein Kofferträger war auch der Kellner. Ich bestellte ein gemischtes Gemüse Curry und eine Cola, denn hier gab es weder Fleisch noch Alkohol. Lecker war‘s trotzdem, aber 3 Tage lang kein Fleisch und kein Alkohol?
7. Tag - Taj Mahal
Ich stand um 6 Uhr auf, denn das Taj Mahal soll zum Sonnenaufgang am schönsten sein. Kurz vor 7 Uhr ging es los. An der Rezeption erwähnte ich, dass ich zum Taj Mahal wollte und ich bekam den Hotel eigenen Tuc Tuc Fahrer zur Verfügung gestellt. Na gut, der hatte sowie so um diese Uhrzeit nichts zu tun und er war wohl mehr mit einem von der Rezeption bekannt, als angestellt, aber immerhin. Er fuhr mich direkt ans Westtor, wo ich noch 50 Meter gehen musste, da Tuc Tucs und Autos aus Umweltgründen nicht direkt am Taj Mahal erlaubt sind. Also ich glaube in Indien macht das auch nichts mehr aus. Aber das ergibt 50 Meter mehr auf denen man von Einheimischen belästigt werden kann. Er gab mir noch den guten Rat auf den Weg, dass ich keinen Führer nehmen solle. Das hatte ich auch nicht vor, wofür gibt es denn Audioguides.
Am Ticketschalter war erstaunlich wenig los. Nur einige Chinesen nervten wieder, weil sie sich von der Seite vordrängeln wollten, da sie entweder mit der Menge der gekauften Karten oder mit dem Wechselgeld nicht zufrieden waren. Doch da verstand der Mann am Schalter keinen Spaß und so bediente er stur die Schlange der Wartenden und ignorierte die chinesischen Nörgler. Hat wohl in Deutschland sein Handwerk gelernt. Neben dem Kassenhäuschen stand ein Schild, dass der Sonnenaufgang um 7:23 Uhr sei, allerdings war es kurz nach 7 Uhr und bereits seit geraumer Zeit hell. Aber wenn man die Zeit am Schild nie nicht ändert, stimmt sie wohl auch im Jahresdurchschnitt.
Die Schlange um hereinzukommen war da schon etwas länger als die an der Kasse. Man musste sich getrennt nach Ausländer, Inder, Mann und Frau anstellen. Das hat schon einige überfordert. Allerdings warteten am Ende sowieso nur 2 Kartenkontrolleure, die Abwechselnd rechts und links die Karten kontrollierten. Hatte man diese passiert, musste man durch einen Metalldetektor. Ich vergaß hierbei meinen Schlüssel in meiner Bauchtasche und so musste ich erst mal meine Hose öffnen, um diesen herauszufischen. Also den Schlüssel natürlich.
Anschließend ging es zu einem Schalter, an dem man seine Tasche röntgen lassen musste. Eigentlich hätte man auch vorbei gehen können, denn ich sah keinen Wachmann der dies kontrollierte. Aber als guter Deutscher mit einem guten Gewissen macht man das doch gerne.
Nun riet der Reiseführer, man solle eine Taschenlampe mitnehmen, um das Grab auszuleuchten und so hatte ich auch eine kleine Taschenlampe in Form eines Schlüsselanhängers dabei. Etwas Schweiß brach aus, als meiner Vorgängerin die Taschenlampe konfisziert wurde. Doch zum Glück übersahen sie meine. Nicht dass ich diese irgendwie gebraucht hätte, aber der Aufwand diese wieder zurückzubekommen hätte doch genervt.
Ich ging gleich zum Schalter, um einen Audioguide zu erwerben und als ich schon etwas vorangeschritten war, fiel mir auf, dass ich mein Wechselgeld vergessen hatte. Ich ging also zurück, doch die Angestellte erklärte mir, dass sie sowieso kein Kleingeld hätte und ich mein Wechselgeld bekommen würde, wenn ich das Gerät wieder abgebe. Also entweder habe ich das beim Erwerb nicht mitbekommen oder das war nach dem Motto: Man kann es ja mal versuchen.
Ich folgte dem Audioguide zuerst durch den Garten. Es war leider nebelig, so dass keine schönen Fotos möglich waren. Auch kam irgendwie der Sonnenaufgang von der falschen Seite. Ich erreichte die Plattform auf der das Taj Mahal steht und hier gab es einen Schuhstand an dem man selbige abgeben konnte. In Socken ging es dann über die Plattform und anschließend zurück Richtung Grabkammer. Hier ging ich durch den Ausgang und nicht den Eingang zum Grabgebäude, da dies die Richtung war, die der Audioguide anzeigte. Da muss wohl noch was optimiert werden.
Im Taj Mahal war das Fotografieren verboten und so ging ich zweimal um die Särge rum. Beim Herausgehen sah ich, dass mehrere Leute durch ein Gitter Fotos machten und das tat ich dann auch. Der Wachmann, der dies wohl verhindern sollte, lies sich von den Touristen begeistert die Fotos zeigen, aber nicht um diese zu löschen, sondern eher um sein Bakschisch zu erhalten. Deswegen vermied ich es meine Fotos mit ihm zu teilen und ging schnell weiter.
Ich holte meine Schuhe ab und obwohl dort ein Schild stand, dass alles kostenlos sei, verlangte der Schuhaufpasser frech einen Tipp. Das ignorierte ich mit Hinweis auf das Schild und ging diesmal mit Schuhen über die Plattform zur Moschee. Man lernt ja dazu. Vor der Moschee zog ich natürlich wieder die Schuhe aus, allerdings wollte da auch keiner darauf aufpassen, was bei der geringen Anzahl von potentiellen Dieben auch nicht nötig war. Ich ging dann noch etwas weiter zum Museum, das aus ein paar wenigen Schriften und Zeichnungen bestand und somit recht enttäuschend war. Ich überlegte mir noch einmal in das Grabmal zu gehen, aber dann hätte ich meine Schuhe wieder bei dem Schuhstand abgeben müssen. Da hätte der Aufpasser sicherlich rein gespuckt. Viele Leute hatten Plastik Schuh Überzieher dabei, doch ich konnte nirgends einen Ort finden wo diese verteilt wurden. Also verweilte ich noch ein bisschen und ging dann raus. Vorher tauschte ich noch meinen Audioguide gegen mein Wechselgeld ein.
Ich wollte ein Tuc Tuc suchen und zum Agra Fort fahren und wie der Zufall es will, wurde ich gleich von einem Fahrer angesprochen, der allerding mehr wie ein Taliban, als wie ein Inder aussah. Da er dieses aber so öffentlich zur Schau stellte, dachte ich mir, dass dies ja nicht gefährlich sein konnte. Allerdings sah sein Tuc Tuc aus, wie wenn er mehrere Monate durch Afghanistan durchs Kreuzfeuer gefahren war.
Als wir am Fort angekommen waren, bot er mir an mich weiter zu den nächsten Sehenswürdigkeiten zu befördern und auf mich zu warten, was mir auch ganz recht war, denn dann musste ich nur einmal um den Preis feilschen.
Am Eingang des Forts wurde ich gleich von einem Führer abgefangen. Ich erklärte ihm, dass ich lieber einen Audioguide nehmen würde, worauf er meinte, dieser würde keine Fragen beantworten und er würde nur 150 Rs kosten, statt 200 Rs wie der Audioguide. Ich war sowieso heute Rede faul und wenn ich es nötig hätte, Fragen stellen zu müssen, wäre das nur ein Zeichen gewesen, dass er mir nicht alles ausreichend erklärt hätte. Außerdem kostete der Audioguide nur 120 Rs, was ihn als Lügner und nicht vertrauenswürdig einstufte und so ließ ich ihn einfach stehen.
Am Audioguide Stand angekommen, hatte ich nur einen Tourist vor mir, doch der schaffte es mich total zu nerven. Zuerst hatte er keinen Ausweis als Sicherheit. Na, ohne Ausweis zu reisen kann teuer werden. Seine Kreditkarte wollte er nicht abgeben und so wurde erst mal verhandelt. Man einigte sich darauf die in den Vertragsbestimmungen stehenden 2000 Rs Kaution zu hinterlegen. Dann bekam er seinen Audioguide und der Kopfhörer ging nicht. Als er einen anderen bekommen sollte, wollte er lieber seinen eigenen benutzen. Allerdings wollte er dann etwas von der Kaution abziehen. Ich bin nebenan fast wahnsinnig geworden. Soll er doch einen Führer nehmen, dem hätte er auch Fragen stellen können. Und am Schluss war ich so genervt, dass ich wirklich das Wechselgeld vergessen hatte. Die Ausgabeprozedur lädt aber auch dazu ein, so dass ich denke dass dies wirklich eine Masche ist. Zuerst wird das Geld kassiert und in eine Schublade gelegt. Dann bekommt man den Audioguide oder die Eintrittskarte, bekommt noch alles ausführlich erklärt und dann erst bekommt man das Wechselgeld. Wer jetzt nicht länger erwartungsfroh auf dieses wartet, dem wird nicht hinterhergerufen „Halt, sie haben das Wechselgeld vergessen“.
Ich wanderte also mit dem Audioguide durch die Anlage und beim Hinausgehen traf ich wieder den Führer. Dieser fragte ganz schnippisch wie denn der Audioguide gewesen wäre und ich antwortete genauso schnippisch zurück „sehr gut“. Darauf fiel ihm nichts mehr ein und er schaute dumm. Vielleicht hat er auch gemerkt, dass die Technik ihn bald arbeitslos macht.
Ich fand meinen Taliban Fahrer wieder und wir fuhren durch die halbe Stadt über eine Brücke auf die andere Seite des Flusses zum Itimad-Ud-Daulah oder dem Baby-Taj, wie es auch genannt wurde. Dies war wirklich eine Kopie des Taj Mahal in klein. Innen wartete schon ein Führer und wollte mir die besten Fotomotive zeigen. Er deutete wahllos auf irgendwelche alten Malereien und bekam dafür natürlich wieder sein Bakschisch. Ich ging dann noch einmal alleine rum und fotografierte das wirklich Interessante. Ich tappte dann unachtsam mit meinen Schuhen auf die äußere Plattform, wofür ich gleich einen riesigen Rüffel von einem herumsitzenden Inder bekam.
Es ging weiter zum Chini-Ka-Rauza, wieder so eine Grabanlage, die wegen seiner chinesischen Kacheln an der Außenseite im Reiseführer stand. Die Anlage war so versteckt, dass selbst mein Fahrer erst mal nach dem Weg fragen musste. Aber immerhin hat er jetzt eine neue Sensation für die nächsten Touristen.
Viel war allerdings innen nicht zu sehen. Alles war leer. Ein Führer sagte mir 2 Worte zur Decke und als ich raus ging und meine Überzieher auszog, kam in einer Tour „Did you like this“ um sein Trinkgeld einzufordern. Ich sagte ihm, dass er langsam machen soll. Wenn ein Inder vor einem in der Schlange steht, hat dieser alle Zeit der Welt, aber wenn es darum geht den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen, kann es nicht schnell genug gehen.
Es ging weiter zum Mehtab Bagh, einem Garten auf der anderen Flussseite gegenüber des Taj Majhal. Dieses konnte man von hier sehr gut von hinten sehen. Nicht alle stehen darauf und so war es hier auch angenehm leer und friedlich.
Anschließend ging es zurück zum Hotel, das mein Fahrer auch überraschenderweise fand. Hier lud ich erst mal wieder alle Batterien auf, denn diese waren von den vielen Sehenswürdigkeiten heute wieder überentladen. In der Zwischenzeit labte ich mich an einem vegetarischen Gericht im Hofrestaurant. Ich wollte noch schnell den Kinari Basar besuchen, musste aber vorher noch Geld holen. Ich fragte zuerst aber einmal an der Rezeption, ob man einen Ausflug nach Fatehpur Sikri für morgen organisieren könne und natürlich war ich auch an einem Preis interessiert. Man sagte mir, man wolle das anfragen. Meine Frage nach dem nächsten Geldautomaten wurde wie in Thailand mit „rechts, links, rechts“ beantwortet und nach den Erfahrungen dort wollte ich lieber am Agra Fort Bahnhof nach einem Geldautomaten suchen. Zumal man mir sagte, dass der andere nur manchmal funktioniert.
Ich lief Richtung Bahnhof und musste feststellen, dass hier auf den Straßen genau so viele Müllberge rumlagen, wie in Jaipur. Nur rund um die Touristenspots hatte man diese wohl großräumig beseitigt.
Ich fand gleich außerhalb des Bahnhofs ein ATM, der sogar von einem Sicherheitsbeamten bewacht wurde. Allerdings musste ich zweimal Geld holen, da pro Transaktion nur 10000 Rs ausgegeben wurden. Draußen wartete ungeduldig ein Inder, dem es nicht schnell genug ging. Wie war das mit den Indern vor einem in der Schlange und dem 20 fachen Preis. Und wenn man höhere Preise zahlen muss, muss man auch mehr Geld holen.
Ich ging um die Ecke zum Kinari Basar. Dieser sah aus wie jeder andere Basar, enge Gassen, viele Kleider und anderes unnützes Zeug zum Verkaufen. Alles war etwas schmuddelig und überfüllt, woran man erkennen konnte, dass die Hauptkundschaft nicht aus Touristen bestand. Ich ging zur Jama Masjid, einer riesigen Moschee, dessen Außenmauer zwar nicht zu übersehen war, dessen Eingang aber schon eher und durch die vielen engen Basar Gassen schwer zu finden war. Hatte man diesen erreicht, wurde man gleich von einem Führer abgefangen. Nach kurzer Führung wurde ich in eine stille Ecke geführt, wo man mir das Spendenbuch zeigte. Man konnte sich schlecht entziehen und musste auch etwas spenden, aber die Zahlen von 10000 – 50000 Rs schienen dann doch sehr hoch. Ich denke da hat jemand überall ein paar Nullen nachträglich drangehängt. Ich spendete 300 Rs (die nach meinem Besuch wahrscheinlich als 30000 Rs im Buch auftauchten) und gab dem Führer 100 Rs Trinkgeld, denn die waren in der Spende nicht enthalten. Das war schon sehr teuer für die 10 Minuten.
Ich ging zurück zum Hotel über den Highway, wie er auf dem Stadtplan genannt wurde. Doch dies war einfach eine kleine schmutzige Straße, wie alle anderen. Highway hieß diese wohl nur wegen ihrer strategischen Bedeutung.
Im Hotel fragte ich nach dem Preis für den Ausflug, doch man hatte mich wohl irgendwie nicht ernst genommen, denn man konnte mir noch keinen nennen. Ich war kaum im Zimmer, wo ich feststellte, dass das Internet nicht ging, da klopfte es auch schon an der Tür und man nannte mir einen Preis von 1200 Rs, was mir günstig erschien. Ich sagte also gleich zu.
Daraufhin setzte ich mich in den Hof, um etwas zu lesen und da kein Platz mehr frei war, setzte sich ein Tourist zu mir an den Tisch. Es stellte sich heraus, dass dieser Deutscher war, 4 Wochen durch Indien reist und auch er in Zukunft Indien nicht mehr bereisen will. Er schloss sich meiner Meinung an, dass es hier dreckig ist und es nichts Besonderes zu sehen gibt. Er wollte heute den Nachtzug nach Varanasi nehmen, den auch ich gebucht hatte. Er fuhr nur 2 Tage vor mir.
Man muss dazu sagen, dass dieser Zug wegen der Nebelsaison bis 14.2. nicht in Agra halten sollte und umgeleitet wurde. Allerdings konnte sich die Nebelsaison jederzeit verkürzen oder verlängern. Nun war hier in Agra wenig Nebel, so dass ich guter Hoffnung war, dass der Zug auch fuhr. Auch hatte ich keine Benachrichtigung bekommen, dass sich an meinem Buchungsstatus etwas geändert hätte.
Ich unterhielt mich noch geraume Zeit mit dem Deutschen. Mein Kofferträger, jetzt wieder Kellner, bereitete mir ein spezielles Essen zu, außerhalb der Karte, aber auch nicht mit Fleisch. Das Internet ging zwar wieder, war aber quälend langsam. So ging ich lieber ins Bett.
8. Tag - Reife Leistung
Ich stand um 6 Uhr auf, denn um 7 Uhr sollte es nach Fatehpur Sikiri und Sikandra losgehen. An der Rezeption lehnte ich das Angebot meines Kofferträgers ab, Frühstück zu genießen. Er meinte mein Fahrer würde noch das Auto putzen und ich meinte, darauf könnte ich verzichten, wir sollten lieber losfahren. Das Auto war klein und alt, was bei dem Preis zu erwarten war, und das Putzen hat hier auch nicht mehr viel geholfen. Wir fuhren los, tankten für 51 Rs Diesel unterwegs und hielten plötzlich auf freier Strecke abrupt an. Ich solle aussteigen, sagte mein Fahrer und in mir kamen furchtbare Bedenken hoch. Sollte ich überfallen werden, ausgesetzt mitten in der Pampa? Doch dann deutete er auf den Reifen hinten, genau auf der Seite wo ich gesessen hatte und dieser war platt wie eine Flunder. Ich glaube ich muss doch langsam etwas abnehmen.
Er wechselte den Reifen. Der Ersatzreifen schien zwar nicht kaputt, doch er hatte so gut wie keine Luft. Ich setzte mich also auf die andere Seite um den Reifen zu entlasten und mit einem laut vernehmlichen Flap-Flap ging es langsam weiter. In der nächsten Ortschaft hielten wir bei einem Reifenhändler. Ich hätte jetzt nicht erwartet, dass direkt in der nächsten Ortschaft ein solcher ansässig ist. Wäre es nicht logisch, wenn dieser Nägel oder ähnliches kurz vor der Ortschaft auslegt hätte, um so Geschäfte zu machen. Aber ich will hier nicht zu viel hinein interpretieren.
Der Fahrer nahm den kaputten Reifen mit in die Werkstatt, um diesen reparieren zu lassen und pumpte mit einem irrsinnig langen Schlauch in der Zwischenzeit den Ersatzreifen, der jetzt der eigentliche Reifen war, auf. Das ganze dauerte nur ungefähr 15 Minuten. Natürlich hielt der Ersatzreifen keine 500 Meter, da machte es schon wieder Flap-Flap. Schließlich war der Reifen auf dem Weg zur Werkstatt so durchgewalkt worden, dass er spätestens jetzt kaputt sein musste. Aber diesmal verschwendete der Fahrer keine zusätzliche Zeit sondern fuhr die restlichen 9 Kilometer einfach mit plattem Reifen weiter.
Wie durch ein Wunder kamen wir heil an einem Parkplatz an. Hier erwartete uns auch gleich ein Führer, der mich für 600 Rs durch die Moschee und den Palast führen wollte. Ich nahm das Angebot an und er führte mich zur und durch die Moschee. Hinter dem marmornen Tempel musste ich für 500 Rs Stoff, Blumen und ein Band kaufen. Wir gingen in den weißen Tempel und ich musste eine Plastikkappe aufsetzen, abwaschbar gegen Filzläuse. Der erworbene Stoff wurde auf das Grab gelegt und dann kamen die Blumen drauf. Anschließend musste ich das Bändchen an die Gitterwand binden. Na wenn das kein Glück und Segen bringt, vor allem bei dem Preis.
Danach ging es zum Palast. Mein Führer verabschiedete sich und übergab mich an einen anderen Führer, wohl der Palast Spezialist. Dieser sah mit seinen gegelten Haaren recht schleimig aus und das rote Zeug in seinen Zähnen, wohl Kautabak, machte ihn auch nicht attraktiver. Doch sein Englisch war sehr gut und ebenso seine Informationen, so dass ich über sein Aussehen großzügig hinwegsah und er nach getaner Arbeit 100 Rs Trinkgeld bekam. Ich ging noch einmal alleine durch die Anlage und traf meinen ersten Führer wieder, der mir auf dem Weg zurück zum Parkplatz die Ohren vollheute, dass die Führer in einer Warteschlange auf Touristen warteten müssen und wenn man einen abbekommen hatte, wieder hinten eingereiht würde und recht lange warten müsste bis man wieder einen neuen Touristen bekam. Damit wollte er sicherlich die Höhe des Trinkgelds beeinflussen. Aber ich hatte schon so viel bezahlt. Das hätte er lieber seinem Boss vorgeheult, denn der bekam dann die vereinbarten 600 Rs. Mein Führer musste sich mit den üblichen 100 Rs zufrieden geben.
Es war 10:30 Uhr und in der Zwischenzeit hatte mein Fahrer den Reifen gewechselt. Es konnte also los gehen zu Akbar’s Mausoleum. Hier konnte ich erfolgreich sämtliche Führer abwimmeln. Es gab wenig Touristen und so auch keine Warteschlangen. Wie bei den alten Ägyptern ging es einen langen Marmorgang hinunter in die Tiefe. Dort war eine weiße Kammer, die laut Reiseführer früher einmal prächtig geschmückt war, aber inzwischen zerstört und weiß übertüncht worden war. Da haben wohl die Protestanten wieder zugeschlagen, Bildersturm in Indien. In der Mitte stand der Sarkophag, den ich in alter Sitte einmal umrundete. Es gab eine weitere Parallele zu den alten Ägyptern, denn auch dieses Gebäude hatte Scheintüren. Da auch hier das Bakschisch so verbreitet war wie in Ägypten glaube ich nicht mehr an Zufälle. Hier sind dieselben Außerirdischen gelandet wie in Gizeh.
Ich ging anschließend zurück zum Fahrer und fragte ihn, ob wir kurz zu Miriams Tomb fahren könnten, der Grabanlage von Akbars Frau, gerade schräg gegenüber. Er wollte 200 Rs extra dafür. Ich wollte ihn auf 150 runterhandeln, denn das war gerade mal 1 Kilometer entfernt, aber er meinte er wolle 50 Rs fürs Parken und 150 Rs fürs Fahren. Ich sagte nur „Na, wenn‘s Parken drin ist“ und lies ihn gewähren oder besser fahren.
Natürlich war der Parkplatz kostenfrei. Das Grabgebäude war innen komplett leer und enttäuschend. Man musste noch nicht mal die Schuhe ausziehen. Ich ging einmal rum und wollte schon wieder gehen, da bemerkte ich 2 Männer, die eine Treppe nach unten bewachten (oder einfach nur davor saßen und quatschten. Auf jeden Fall wollten sie keinen Tipp). Und hier lag auch die Ehefrau Nummer 12.
Auf dem Rückweg landeten wir dann in einem riesigen Stau. Mein Fahrer erwies sich hierbei als Künstler im Aufmachen von neuen Spuren. Wenn links kein Platz mehr war, fand er links immer noch eine Spur. Hierbei ging es über den Bürgersteig, zwischen Mülleimern hindurch, einfach jeder Millimeter wurde ausgenutzt. Nach geraumer Zeit konnten wir dann rechts abbiegen und selbst der Fahrer brach in Jubel aus. Vielleicht war es aber auch nur wegen dem absehbaren Trinkgeld.
Am Hotel gab ich dem Fahrer die 200 Rs für Miriam und 200 Rs Trinkgeld. Er ging mit mir hinein und wartete wohl auf das Geld, das ich für die eigentliche Fahrt an der Rezeption bezahlte, bzw. seinen Anteil. Ich denke das Hotel (oder ein Angestellter) hat wie üblich eine großzügige Provision abgezogen.
Ich ging gleich im Hofrestaurant Essen und verbrachte den restlichen Nachmittag damit mich mit dem langsamen Internet herumzuplagen. In Ermangelung an weiteren Attraktionen wollte ich morgen noch einmal das Taj Mahal besuchen und so ging ich dann zum Abendessen. Ich setzte mich und musste mit Erschrecken im Internet feststellen, dass die Nebelsaison bis 6.3. verlängert worden war und somit mein Zug nicht in Agra hielt. Und prompt in diesem Moment kam auch der Deutsche, der gestern mit dem Zug fahren wollte, an meinen Tisch. Er erzählte, dass er am Bahnhof stand und kein Zug fuhr. Er müsse nach Mathura fahren, sagte man ihm, eine halbe Stunde und 1600 RS entfernt. Allerdings würde der Zug in einer halben Stunde in Mathura losfahren und so war es ihm zu riskant das Geld in ein Taxi zu investieren und auf gut Glück hinzufahren, obwohl man ihm sagte, dass der Zug wohl Verspätung haben würde. Er bekam sein Geld erstattet und wollte nun zurück Richtung Delhi. Ich wollte morgen früh dann doch lieber Richtung Bahnhof und die Situation erfragen und nicht ins Taj Mahal. Eventuell müsste ich alle Pläne umwerfen, aber zum Glück gab es hier nichts mehr zu sehen und ich hatte den ganzen Tag frei. Das Internet arbeitete weiterhin mehr schlecht als recht und stürzte ständig ab. Das war in so einer Situation wenig hilfreich, vor allem wenn man Zugverbindungen auf der Webpage suchte.
9. Tag - Umleitung
Ich wollte um 8 Uhr zum Bahnhof fahren, um die Lage zu erkunden. Im Hof traf ich meinen deutschen Freund, der gerade am Frühstücken war. Nach kurzem Smalltalk fuhr ich mit dem hoteleigenen Tuc Tuc Fahrer zum Bahnhof. Dieser sagte mir schon, dass es keinen Sinn hat Fahrkarten nach Mathura zu reservieren, aber als guter Deutscher will man lieber selbst auf die Schnauze fliegen.
Ich ging erst mal zum Computer Schalter, was immer das auch bedeutete. Aber schließlich hatte ich im Internet gebucht. Ich stand an der Schlange und immer drängelte sich einer vor. Als ich endlich, nein nicht dran kam, sondern mich durchgesetzt hatte, reichte ich dem Mann am Schalter meinen Ausdruck der Fahrkarte und er meinte ich müsste nach Mathura. Eine Fahrkarte dahin wollte er mir aber nicht ausstellen.
Ich ging daraufhin auf die andere Seite des Bahnhofs zu den Nicht-Computer Schaltern. Doch hier waren so viel Menschen vor den Schaltern, dass ich in Anbetracht der erfahrenen Vordrängler keine Chance sah in der nächsten Stunde dranzukommen. Ich verlies also rat- und planlos das Bahnhofsgebäude, als ein Taxifahrer mir anbot mich für 600 Rs nach Mathura zu fahren. Der Preis war zwar gut, aber ich wollte ja jetzt noch nicht fahren, sondern erst heute Abend. Ich bestieg also wieder mein Tuc Tuc, das auf mich gewartet hatte und der Fahrer meinte ich solle entweder direkt zum Bahnhof, mir ein Ticket kaufen und in den nächsten Zug steigen oder mit dem Bus fahren. Ersteres war mir schon wegen des Fahrkarten Kaufens ein zu großes Risiko, also entschloss ich mich für den Bus. Außerdem war das wieder eine neue Erfahrung. Mein Fahrer meinte ich solle schon früher fahren, denn in Mathura gäbe es einen großen Tempel und das wollte ich dann auch tun. Ich beschloss also gegen 11 Uhr aufzubrechen.
Im Hotel wieder angekommen, setzte ich mich zu dem Deutschen an den Tisch und Frühstückte erst mal Pfannkuchen mit Banane und Tee. Die Tische hatte man direkt unter die Balustrade gestellt, da es geregnet hatte. Dadurch hatte man zur weiteren Unterhaltung durch die Fenster noch zusätzlichen Einblick in die Zimmer, die hier lagen.
Wir warteten beide auf die Rechnung, meine betrug dann 930 Rs. Ich packte meinen Koffer und lies mich mit einem Taxi, mein Tuc Tuc Fahrer war wohl andersweiteig unterwegs (untreue Seele), zum Busbahnhof fahren. An einem kleinen Häuschen erwarb ich einen Fahrschein und gleich der erste Bus ging Richtung Delhi über Mathura. Ich nahm meine Tasche mit in den Bus, denn es gab keinen offensichtlichen Kofferraum. Doch die Tasche war viel zu groß für die Gepäckablage und so stellte ich sie erst mal in den Gang. Der Bus war uralt und noch schlechter als die Buse in Thailand. Als wir losgefahren waren, fiel mir auf, dass mein Vorhängeschoss weg war. Dieses benutzte ich in den Hotels für die Tür und während des Transfers für meine Tasche. Also entweder hatte ich es an der Tasche nicht richtig zugemacht und es ist abgefallen oder ich habe es im Hotel vergessen. Auf jeden Fall freut sich jetzt ein Inder über ein gutes deutsches Qualitätsprodukt.
Wir fuhren ca. 1 ½ Stunden immer die Hauptstraße 2 entlang. Ich beobachtete die ganze Zeit die Strecke per GPS und sah, dass die Hauptstraße nicht durch Mathura hindurch führte. Mithilfe zweier indischen Mitreisenden und GPS fand ich die richtige Ausstiegsstelle, die auf der Hauptstraße in Höhe von Mathura war. Dabei hielt der Bus nicht wirklich an, sonder wurde nur recht langsam und die Einsteigenden stoßen mich aus der Tür. Dabei hatte ich natürlich noch meine Tasche in der Hand und den Rucksack auf.
Dies überlebt, nahm ich erst einmal ein Tuc Tuc, um zum Bahnhof zu fahren und dort meine Tasche bei der Gepäckaufbewahrung zu hinterlegen. Wir waren gerade losgefahren, da sah ich aus dem Augenwinkel einen Schlossverkäufer. So ein Pech für ihn und für mich. Die Fahrt war recht lange, denn die Hauptstraße lag recht weit vom Stadtzentrum entfernt, und angekommen suchte ich erst einmal den Clark Room. Ich musste mehrmals Fragen, bis man mir Raum 1 empfahl. Was auch sonst. Diesen gefunden wollte ich meine Tasche abgeben, doch man erklärte mir, dass dies nur ginge, wenn diese mit einem Schloss verschlossen wäre. Na toll, wenn man Pech haben kann, dann aber richtig. Womit habe ich so viel schlechtes Karma verdient.
Ich fragte den Angestellten wo ich denn ein Schloss erwerben könne und dieser antwortete etwas, was man wieder mehr erraten musste als verstand bei dem furchtbaren Hindu-Englisch. An einem Verkaufsstand für Essen, Trinken und allerlei Zeug wurde ich dann fündig und erwarb für 15 Rs ein klitzekleines Schloss, das man mit dem Fingernagel hätte aufkratzen können. Aber immerhin ein Schloss und so ging ich zurück, um die Tasche endlich abzugeben. Ich musste meine Adresse angeben, worauf ich fragte, ob sie mir die Tasche zuschicken wollten, wenn ich sie nicht abhole. Das fanden sie gar nicht lustig und so schrieben sie zur Strafe mit Kreide die Abholnummer doppelt so fett auf die Tasche wie üblich.
Im Ort gab es laut Reiseführer zwei Sensationen, ein Museum mit außergewöhnlichen Statuen und einen Tempel, in dem Krischna geboren sein soll. Eine Moschee lag direkt am Tempel, war aber nicht zu besichtigen. Hier hatte es wohl einmal Übergriffe von den so friedlichen Buddhisten gegeben und so ist die Moschee nun Hochsicherheitszone, wird von Stacheldraht umzäunt und von Soldaten bewacht.
Ich ging zuerst durch die halbe Stadt zum Museum. Hier musste ich erst einmal meine Tasche abgeben. Warum weiß ich nicht, denn keine der Skulpturen hätte in die kleine Umhängetasche gepasst. Vielleicht wollte man mir aber auch nur Gewicht abnehmen, womöglich auf Dauer.
Es gab sehr viele schöne Statuen in einer halbrunden Halle zu bestaunen. Im Hof standen auch noch einige herum, zu denen sich sämtliche Angestellten und Wärter hinzugesellten und schwatzten. Die Bronzeausstellung war hingegen enttäuschend. Da stand dann auch keiner.
Der Besucherandrang hielt sich auch in Grenzen. Es gab zwei wohl lesbische Italienerinnen, die eine fotografierte jede Kleinigkeit und die andere, der männliche Part, musste auf erstere warten und den Bodyguard spielen. Und dann gab es noch einen Inder der mit seiner Kamera jedes Stück professionell mit einem Stativ ablichtete.
Ich ging zweimal durch das Museum, denn ich hatte viel Zeit. Anschließend holte ich meine Tasche wieder ab (noch volles Gewicht) und ging zum Krishna Janmbhoomi Tempel, wo Krishna geboren worden sein soll. Ich musste durch die halbe Stadt und kam wieder durch Gegenden, wo man sein Tablet besser nicht aus der Tasche holt.
Im Tempel waren keine elektrischen Geräte oder Handys erlaubt. Deshalb gab ich meine Tasche an der Taschenabgabe neben dem Eingang ab. Jedes elektrische Gerät wurde in ein großes Buch geschrieben und jeweils 2 Rs extra dafür verlangt. Fürs Schreiben oder fürs Aufbewahren? Wer weiß.
Nach meiner Taj Mahal Erfahrung, packte ich diesmal gleich den Brustbeutel in der Warteschlange aus und als ein Soldat dies und das darin befindliche Geld sah, sagte er nur „Dollar“. Ich weiß nicht, was er damit sagen wollte, aber wie ich das Land hier kennen gelernt habe, hatte es sicherlich etwas mit Trinkgeld zu tun. Ich nickte nur und bestätigte, dass dies Dollar seien, ignorierte aber sein Verlangen danach trotz seiner Uniform.
Ich wurde erst mal abgetastet, musste durch einen Metalldetektor und wurde danach noch einmal abgetastet. Dann stand ich ziemlich hilflos im Hof, denn alle Schilder waren nur auf Hindi und in meinem Reiseführer wurde der Ort nur namentlich erwähnt. Wie üblich kam aber gleich ein Führer und bot seine Dienste für 200 Rs an. Ich dachte mir bevor man gar nichts mitbekommt, investiert man halt mal was.
Als erstes zeigte er mir den Schuhstand, an dem ich meine Treter wieder einmal abgeben musste. In Socken ging es zum Tempel des Baby Krishna, wo dieser geboren sein soll. Wir gingen in einen Raum voller Leute, wo, wie bei einer Bühne, ein Teil mit einem Vorhang abgetrennt war. Nach 2 Minuten ging der Vorhang auf, alle stürmten nach vorne und man sah, Tata, eine Steinplatte. Das war fast wie Kasperletheater. Kein Wunder, dass es hier so voll war. Zum Abschied bekam ich noch ein paar Blumen um den Hals und schon ging es weiter zum eigentlichen Tempel, der allerdings erst 30 Jahre alt war.
Der Führer versuchte mir alle Götter näherzubringen, aber das meiste verstand ich nur akustisch. Danach warfen wir noch von oben einen Blick auf die Moschee, die streng bewacht da lag. Soldaten patrollierten und ich sah nur 2 Besucher. Das ganze sah mehr aus wie ein KZ als wie ein Gebetshaus.
Ich wollte dann noch durch den künstlichen Berg mit den Disneyartigen Figuren, der außerhalb am Eingang lag. Man musste durch einen engen Tunnel, in dem die Taten von Krishna mit Plastikfiguren dargestellt wurden. An Leute in Strümpfe hatte man dabei nicht gedacht, denn der Boden bestand aus Sand und dementsprechend bald auch meine Socken. Bezeichnenderweise war die nächste Attraktion der Schuhstand, damit man nicht so viel Sand verlor. Und obwohl wieder extra aufgeführt war, dass alles kostenlos sei, wurde ich auf Anraten des Führers wieder genötigt 10 Rs Tipp zu geben.
Ich ging wieder zurück Richtung Bahnhof und erwarb unterwegs 2 frittierte Teigteile, in der Hoffnung, dass mich das Fett nicht zu einem vorzeitigen Toilettenbesuch zwingen würde. Aber ich hatte nur die Pfannkuchen gefrühstückt und es schien mir hier keine andere Gelegenheit zum Essen zu geben.
Um 17:15 Uhr kam ich am Bahnhof an und ich setzte mich erst mal in die VIP Wartehalle. Das hatte ich schon gelernt. Auf dem großen Übersichtsplan konnte ich meinen Zug nicht finden, was im Nachhinein nicht verwunderlich war, denn er war ja umgeleitet. Und so fragte ich wieder einmal in einem dieser Büros nach, die voll waren mit Nadeldruckerlisten. Man sagte mir, dass dieser auf Gleis 7 fahren würde und nachdem ich den Weg dorthin nachvollzogen hatte, holte ich mir noch einmal 2 frittierte Teile und setzte ich mich wieder in die Wartehalle, mit der Hoffnung, was einmal klappt, klappt auch zweimal. Die Toiletten waren hier wirklich nicht benutzbar. Ich konnte einen Platz an den Steckdosen ergattern und so lud ich erst einmal alles auf, was einen Akku hatte.
Mit meiner Wahl den Bus zu nehmen hatte ich richtig Glück, denn alle Züge von Agra nach Mathura, die ich gestern rausgesucht hatte, hatten mindestens 1 Stunde Verspätung, wie ich an der Tafel sehen konnte. Ich holte dann meine Tasche von der Gepäckaufbewahrung. Hier bediente mich ein Einarmiger, der bei der Gepäckausgabe genau den richtigen Job gefunden hatte. Ich nahm erwartungsgemäß meine Tasche selbst aus dem Regal. Die Gebühr kassieren ging aber auch mit einem Arm. Wo war nur Dr. Kimble, wenn man ihn mal braucht.
Ich ging zurück und gerade zu diesem Zeitpunkt wechselte die Anzeige für meinen Zug von „pünktliche Ankunft“ auf „1 ½ Stunden Verspätung“. Da verlies mich wohl mein Glück. Wahrscheinlich wollte der Zug auf die Zubringerzüge von Agra warten. Die Anzeige änderte sich auf nur noch 1 Stunde Verspätung und nach einiger Zeit ging ich zum Gleis. Am Schluss waren es dann doch insgesamt 2 Stunden Verspätung. Auf die indische Eisenbahn ist halt Verlass. Pünktlichkeit wäre auch eine Zumutung gewesen.
Die Schlafpritschen waren nur durch einen Vorhang vom Gang getrennt und meine war längs zum Gang. Zum Glück war ich der Einzige, der schnarchte. Aber es konnte ja sowieso keiner aussteigen und vor mir flüchten.
Ich versuchte meine Tasche auf die Pritsche zu legen und mich daneben, damit diese nicht gestohlen wird. Doch die Pritsche war nicht für uns beide ausgelegt, sondern nur für kleinen Inder. Ich hatte nun mal kein Schloss mehr, um die Tasche irgendwo anzuschließen. Also stellte ich dann die Tasche doch unter mein Bett, zusammen mit meinen Schuhen, denn wenn man die Tasche stehlen würde, dann können sie auch gleich meine Schuhe mitnehmen. Aber vielleicht hält der Geruch auch die Diebe ab.
Ich machte gleich mein Bett und legte mich hin. Doch kaum getan, kam auch schon der Schaffner und ich sollte meine 20 Rs nachzahlen. Er konnte allerdings meinen 500 Rs Schein nicht wechseln und so war ich gerade wieder am Einnicken als er zurückkam, um mir das Wechselgeld zu überreichen. Ich hatte wohl vergessen, das „Bitte nicht stören“ Schild rauszuhängen.
Es war ein komisches Gefühl in Fahrtrichtung zu schlafen und so wurde ich um 5 Uhr wach und blieb es auch. 20 Minuten später hielten wir, doch mein GPS fand den aktuellen Standort nicht. Laut Zeitplan müssten wir in Kanpur City sein und ich wollte den Schaffner suchen, um dies zu erfragen. An den Toiletten fand ich einen Mann, wohl Zugsklave, der auf einer Pritsche im Eingangsbereich schlief und dieser meinte diese Station wäre Kanpur Was-auch-immer, die nächste Station wäre erst Kanpur City. Dort fand auch mein GPS wieder den Standort und ich den Schaffner, der mir die GPS Position auch noch mal bestätigte. Ich döste beruhigt noch eine Stunde weiter.
10. Tag - Trunken in Lucknow
Die Türen waren bei der Einfahrt des Zuges in Lucknow wieder geöffnet. Das sollte man mal im Flugzeug einführen. Da wären selbst die Trödler Ruck Zuck ausgestiegen. Diesmal lies ich es mit meinem Koffer aber langsamer angehen, denn schließlich wollte ich nicht schon wieder stürzen.
Am Bahnhofsvorplatz wurde ich wieder einmal von einem Tuc Tuc Fahrer angesprochen. Ich meinte aber, dass ich lieber ein Vorverkaufsvoucher erwerben möchte, worauf er mich auch gleich zu dem entsprechenden Häuschen auf dem Parkplatz begleitete. Der Fahrer redete etwas mit dem Verkäufer und dieser füllte darauf auch den Schein aus, behielt die Kopie und ich musste den Fahrer direkt bezahlen. Also wieder ging alles nicht mit rechten Dingen zu, aber so was merkt man sich. Es kostete dann aber trotzdem nur 65 Rs. Na, wenn man die Gebühren in die eigene Tasche stecken kann und nicht von der Provision leben muss.
Das Hotel lag in einem Hinterhof, vorne war eine dazugehörige Bar. Das sah schon sehr vielversprechend aus. Hinter den Tresen der Rezeption warteten schon mehrere Angestellte und gaben mir nach wieder unzähligen Reservierungsformalitäten auch gleich ein Zimmer. In der Minibar oder besser Maxibar, denn dies war ein richtiger Kühlschrank, befand sich auch Bier. Leider war es noch etwas früh und bei meinem Entzug befürchtete ich nach dem ersten Schluck zu betrunken für Sightseeing zu sein. So brach ich lieber nüchtern auf.
Es ging zur Bara Imambra und der am Straßenrand angehaltene Tuc Tuc Fahrer wollte 300 Rs für die Fahrt dahin. Wo wenige Touristen sind, versucht man halt doppelt hinzulangen. An der Bara Imambra erwarb ich gleich ein Kombiticket, um zumindest beim Eintritt etwas Geld zu sparen.
Der Abzocke bewusst, hatte man hier ein Schild aufgestellt, dass ein Führer 100 Rs kostet und wenn einer mehr verlangt, man eine bestimmte Telefonnummer anrufen solle. Wahrscheinlich war aber am anderen Ende der Leitung ein Mensch vom Führerverband, der einem erklärte, dass es mehr kostet wenn Vollmond ist, es regnet und/ oder man Tourist ist. Also wären die 500 Rs in Ordnung und man solle nicht wegen jeder Kleinigkeit anrufen.
Innen war alles leer und bis auf einige Aufpasser nichts zu sehen. Und diese wollten auch gleich die Gelegenheit nutzen und auf meine Schuhe aufpassen. Da es die Nacht geregnet hatte, zog ich diese erst kurz vor der Tür zur Halle aus. Da war auch kein offizieller Schuhstand. Ich ging in die große Halle, wo wieder mal ein Sultan begraben war, doch mein Hauptaugenmerk richtete sich auf die Suche nach dem Eingang zum Labyrinth, beschrieben im Reiseführer. Dies sollte aus lauter Gängen oberhalb der Halle bestehen, in denen man sich ohne Führer leicht verirren konnte.
Ich verirrte mich aber schon vorher, denn ich konnte den Eingang einfach nicht finden. Das war auch kein Wunder, denn der Eingang war außerhalb der Halle. Ich lief also wieder raus, über die Plattform vor der Halle zum Eingang des Labyrinths, was zur Folge hatte, dass sich meine Socken mit Regenwasser vollsaugten. Wie Jesus lief ich nun über Wasser und das in einer Moschee.
Ein Führer bot sich mir an, doch dieser konnte kein Englisch, wodurch ich zwar 100 Rs sparte (oder bei Vollmond 500 Rs), sich die Gefahr aber erhöhte, dass mein Skelett irgendwann im Labyrinth gefunden würde (oder auch nicht, je nachdem wie gut der Führer war).
Ich ging also alleine die Treppe hoch und bog rechts in den ersten Gang ab. Nach kurzer Zeit kam mir schon ein Mann entgegen und fragte mich, ob ich wüsste, wo es denn heraus geht. Das machte mir doch etwas Angst. Er hatte wohl auch keinen Englisch sprechenden Führer gefunden.
Ich irrte durch die Gänge und hatte zum Glück meine Taschenlampe dabei (wie es der Reiseführer empfohlen hatte). Man hatte einen schönen Blick in die Halle unter einem, wenn man keine Höhenangst hat. Und obwohl ich mir meines Weges sicher war, verirrte ich mich und fand nur mit viel Glück den Weg zur Treppe zurück, von der ich gekommen war. Ich folgte dieser weiter nach oben und kam zum Dach mit einem schönen Ausblick. Ich wurde gleich mit einem „Where are you from“ empfangen, was inzwischen ziemlich nervte. Ich ging also nach kurzer Zeit wieder runter und ignorierte den Schuhaufpasser, denn schließlich gab es kein Schild mit offiziellen Schuhaufpasser Preisen und Beschwerdestellen. Es kommt mir so vor, als wenn jeder Bekannte eines Angestellten, der keinen Job hat, in die Sehenswürdigkeit geht, in der sein Bekannter arbeitet, und dort mit Schuhe Aufpassen sein Geld verdient.
Da die dazugehörige Moschee geschlossen hatte, ging ich weiter zur Hussainabad Imambara. Der Weg führte durch das alte Stadttor und war nicht ganz so dreckig wie die Wege in Jaipur. Allerdings wollte ich hier auch nicht vom Boden essen. Das Imambara hatte einen schönen Garten mit einem Mini Spielzeug Taj Mahal, das allerdings nicht besonders toll nachgebaut war. In der eigentlichen Gebetshalle empfing mich gleich wieder ein Führer, um mir alles zu erklären.
Es war alles voll mit belgischen Kronleuchtern, französischen Uhren und deutschen Lampen. Den Thron und die Krone hatte man wohl nach London verscherbelt, um noch mehr Kronleuchter kaufen zu können. Ich gab dem Führer gleich 100 Rs Tipp, auch um die Preise zu verderben. Zur Belohnung musste ich für die Schuhe noch mal extra bezahlen.
Ich ging den Weg zurück um zum Uhrturm zu gelangen. Dieser war abgeschlossen und der Abschnitt auf dem Kombiticket bezog sich dann wohl auch eher auf die anliegende Galerie. Hier stieg gerade ein Mann von seinem Mofa und pisste auf einen Müllhaufen. Ob er dabei an die Kinder dachte, die in Kürze darin herumwühlten oder an die Touristen, die von diesen Kindern anschließend angetatscht wurden?
Die Galerie bestand aus einem kleinen Raum, in dem an den Wänden Portraits von Gouverneuren und Königen hingen. Wieder erklärte mir ein Führer in ganz schlechtem Englisch irgendwas über die Bilder und nachdem ich ihm 50 Rs Tipp gab, in etwas besserem Englisch, etwas von Eintritt und Tipp und überhaupt. Ich gab ihm nach Diskussion von zwei, die sich nicht Verständigen konnten, noch mal 50 Rs und als ich herauskam gab es ein Gelächter unter den Angestellten. Na, wohl wieder einen Touristen abgezockt.
Ich lief zur Residency, einem Gelände mit zerstörten Gebäuden, in denen sich die Engländer vor den aufbegehrenden Indern verschanzten. Die wollten wohl schon damals Tipp fürs Schuhe Aufpassen und Führer Leistungen, was die Engländer nicht zahlen wollten, und damit einen Aufstand der indischen Schuhaufpasser und Führer Gewerkschaft (ISFG) provozierten. Ich beschloss in Zukunft meinen Obolus brav zu entrichten.
Ich kam zwar zu einem Tor mit zugehörigem Schild, dort ließ man mich aber nicht rein. Ich musste dann noch gefühlte 2 Kilometer laufen, um dann an der Kasse zu erfahren, dass man meinen 500 Rs Schein nicht wechseln konnte. Man schrieb dann auf die Rückseite meines Tickets etwas und ich sollte nach meinem Besuch wiederkommen. Ich schaute mir die Trümmer sorgfältig an, wobei ich die eine oder andere Plakette, die im Reiseführer beschrieben stand, nicht finden konnte. Na gut, ist nicht kriegsentscheidend, hält in Bewegung und versetzt Zuschauer in Erstaunen. Ich wollte dann in das Museum, musste aber mein Handy und meine Kamera in einer kleinen Hütte einschließen. Ich ließ gleich meine ganze Tasche da, doch da man mein Ticket noch einmal sehen wollte (Warum? Ich war doch nicht über den Zaun geklettert.) und ich dieses in der Tasche hatte, musste ich noch einmal zurück. So eine Zeitverschwendung. Zumal das Museum überhaupt nicht informativ war und die Hälfte der Säle verschlossen waren.
Als ich wieder hinausging hatte man an der Kasse mein Wechselgeld schon vorbereitet. Wenigstens darauf war Verlass. Allerdings erregte dies auch die Aufmerksamkeit einer Frau, die mir gleich ihre Kinderschaar zum Betteln hinterherschickte. Doch in Anbetracht an die Erinnerung an den pinkelnden Mannes versuchte ich so viel wie möglich Abstand zu halten.
Ich lief weiter Richtung Kaiserbagh. In einem Park am vermuteten Zielort entdeckte ich gleich, da ziemlich groß, die Nawabi Gräber. Als ich das Erste betreten wollte, wurde mir die Tür vor der Nase zugemacht. Scheinbar wurden beide von innen neu aufgebaut, denn von Außen konnte man sehen, dass Innen wenig Gräber, aber umso mehr Zementsäcke aufgebahrt wurden. Im ganzen Garten spielten Kinder Kricket und als ich kurz meine Wasserflasche abstellte, musste ich aufpassen, dass diese nicht zum Pfanderwerb entwendet wurde. Aber da es heiß war und die Flasche noch halb voll, war mir meine Flüssigkeitsaufnahme wichtiger als Entwicklungshilfe. Ich suchte das eigentliche Kaiserbagh, fand es aber nicht. Hier waren nur 2 Parks, durch ein Gebäude getrennt. Aber das konnte es nicht sein.
Das nächste Museum sollte am Zoo sein und da der Weg recht weit war, wollte ich ein Tuc Tuc nehmen. Ich hatte etwas Schwierigkeiten eines zu finden und das einzige, das anhielt war besetzt. Auf der Rückbank saß ein Mann mit einem riesen Stapel von Steppdecken, so dass hier kein Platz war. Also setzte ich mich mit dem Fahrer vorne auf den Einzelsitz und ich musste mich mit der rechten Hand krampfhaft an Rahmen festhalten, sonst wäre ich rausgefallen. Zum Glück hatte ich aus dem Hotel eine Karte mit den Abbildungen aller Sehenswürdigkeiten mitgenommen und da gehörte der Zoo auch dazu. Der Mann auf der Rückbank konnte Englisch, der Fahrer nicht, aber die Abbildung, der Beifahrer und meine Hände halfen das Ziel festzulegen. Unterwegs wollte man mich wieder zu einer Verkaufsausstellung einladen, ich vermute Steppdecken, aber ich lehnte dankend ab. Somit war der Fahrer gezwungen mich an meinem Ziel, dem Zoo, abzuliefern.
Ich lief durch eine Popkornstraße (von mir so genannt, weil die ganze Straße entlang Süßigkeiten für Kinder verkauft wurden) zum Haupteingang. Hier konnte ich kein Museum entdecken und so ging ich wieder zurück und umrundete fast das ganze Zoogelände ohne ein Museum zu entdecken. Ich ging wieder zurück zum Haupteingang ohne Süßkram zu erwerben und fragte einen Einlasskontrolleur nach dem Museum. Nach Rücksprache mit einem Kollegen war er sich sicher, dass im Zoo ein Museum wäre. Dafür musste ich mir aber erst mal eine Karte für den Zoo kaufen. Die Kasse war überfüllt mit Indern, aber meine zwischenzeitlich gewonnenen Erfahrungen machten mich zu einem gleichwertigen Gegner im Vordrängeln und so konnte ich viele Inder hinter mir lassen.
Ich durchlief den ganzen Zoo, um das Museum zu finden. Die Tiere wurden hier weitaus besser gehalten, als in anderen Zoos in Asien, die Auswahl war aber genauso wenig spektakulär. Für das Aquarium sollte man noch einmal extra bezahlen, so sparte ich mir das. Am Museum angekommen, musste ich dann doch noch mal in die Tasche greifen und ein extra Ticket kaufen. 50 Rs für Ausländer, 4 Rs für Einheimische. Was nichts kostet ist auch nichts Wert und so benahmen sich auch die Inder im Museum. Was hilft es wenn man die Preise so runter drückt, dass sich jeder Inder eine Karte leisten kann und dadurch die Museen zu Rummelplätzen werden.
Im Untergeschoß waren 3 Galerien mit Statuen. Ich durchquerte diese zwei Mal, da ich so viel Zeit hatte. Ein Stock höher wurde nichts ausgestellt und so ging ich noch eine Treppe höher. Die obligatorische Mumie lag als Hauptattraktion gleich im Vorraum. Die umliegenden Galerien zeigten Waffen, Münzen und Buddhas. Mal was Neues. Eine weitere Treppe höher gab es noch Malereien und ausgestopfte Tiere. Hier fragte mich eine Gruppe junger Kerle, ob ich sie fotografieren könnte. Dabei verwackelte der erste Versuch total. Ohne Alkohol geht das eben nicht. Hätte ich heute Morgen doch die Maxibar geplündert.
Neben dem Museum war noch eine Halle mit fremden Statuen (ja, so hieß die wirklich offiziell), die aus Statuen von Queen Victoria und unbekannten Männern bestand. Zumindest musste man hier keinen extra Eintritt bezahlen, aber wie war das mit „was nichts kostet“… Hier traf es hundertprozentig zu.
Ich lief zurück zum Hotel, das nicht weit weg war und entriss der Mini/ Maxibar erst einmal ein Bier, auch um das Zittern abzustellen. Wer weiß wen ich noch Fotografieren sollte. Der Flaschenöffner lag in einer Pfütze (Flüssigkeit unbekannt) und war total verrostet und auch im Kühlschrank war ein Ableger einer solchen Lache vorhanden. Sehr schmuddelig auf den zweiten Blick. Das Badezimmer lag auch ziemlich darnieder und nach einer Dusche ging ich ins Restaurant für ein spätes Mittagessen.
Das Restaurant war bis auf die Bedienung leer und die Kellner nutzten die freie Zeit, um Kricket im Fernsehen zu sehen, was sie auch nur kurz unterbrachen, um meine Bestellung aufzunehmen. Ich bestellte Chicken Curry, Reis und Bier. Als man mir das Bier brachte, wurde ich gefragt, ob ich Chicken Curry bestellt hatte. Und als der Kellner dieses brachte, musste ich den Reis erneut bestellen. Da der Koch inzwischen auch Kricket schaute, dauerte die Lieferung etwas länger. Kricket ist hier in Indien halt eine Art Droge und scheint wie alle Drogen vergesslich zu machen.
Ich setzte mich danach in die Lobby des Hotels, die der einzige Ort mit Internet Empfang war. Dafür war die Verbindung recht schnell, was ich auch gleich ausnutzte. So verging die Zeit und ich wollte eigentlich Kebab versuchen zu erwerben, aber der nächste Laden war laut Internet weit weg. Auch war der ATM schon zu und ich hatte kein Bargeld mehr und so landete ich wieder im Restaurant. Ich entschloss mich diesmal für ein Chicken Tandoori und diesmal wurde alles auf einmal ohne Nachbestellung gebracht. Es gab ja auch kein Kricket mehr im Fernsehen, sondern eine Art Hasselhoff auf Indisch. Ich machte noch etwas Internet in der Lobby und ging dann aufs Zimmer, wo ich meine Akkus auflud. Zum Gesamtbild des Hotels passte auch, dass die Fernbedienung nicht ging. Und zu guter Letzt, erwischte ich auch noch bei der Suche nach dem Lichtschalter eine Klingel und so musste ich den heran stürzenden Hausboy erst mal wieder abwimmeln. Zu früh aufs Trinkgeld gefreut.
11. Tag - Dopplereffekt am ATM
Ich schlief heute etwas länger, denn es gab in Lucknow nicht mehr so viel zu sehen. Etwas länger bedeutet übrigens bei mit 7:45 Uhr. Ich packte meine Sachen und wollte meine Tasche an der Rezeption hinterlegen. Doch kaum war ich im Erdgeschoss aus dem Aufzug gestiegen, wurde mir die Tasche förmlich aus der Hand gerissen und ein Kofferträger wollte sich mit den 5 Metern zur Rezeption noch ein Trinkgeld verdienen. Natürlich fiel dann die Tasche herunter und nur wiederwillig bezahlte ich auch noch dafür. Etwas bereitwilliger bezahlte ich die Hotelrechnung und während diese erstellt wurde, lud ich gemütlich auf der Couch den Focus aus dem Internet auf mein Tablet. Die Rechnung brachten mir dann 3 weitere Kofferträger, so dass auch noch jeder von ihnen ein Trinkgeld bekam. Diese Abzocke und die fast 3000 Rs Hotelrechnung verlangte, dass ich vor der Weiterreise noch einmal einen Geldautomaten aufsuchen musste.
Ich hatte gestern direkt neben dem Hotel einen Geldautomaten gesehen und diesen suchte ich auf. Der Bildschirm war etwas defekt und es wurde alles doppelt angezeigt, aber mutig begann ich mit der Geldabhebung. Ich dachte, vielleicht war ich auch einfach nur noch etwas betrunken oder der Geldautomat war es. Vielleicht erschien er mir deshalb trotz allem sympathisch. Ich steckte also die Karte hinein und alles ging gut, bis ich versuchte den Betrag einzugeben. Ich konnte einfach nicht erkennen, welchen Betrag ich eingegeben hatte und da mir das mit den doppelten Nullen zu gefährlich war, entschloss ich mich hier den Vorgang abzubrechen. Ich drückte somit auf die Abbruchtaste. Der Bildschirm wurde schwarz und meine Kreditkarte blieb im Automaten. Jetzt kann man sich sicherlich vorstellen, wie viele Herzinfarkte ich bekommen habe. In Bruchteilen von Sekunden lief mein Reiseleben vor mir ab. Vor lauter Verzweiflung drückte ich noch einmal auf die Abbruchtaste und die Karte kam glücklicherweise heraus. So schnell habe ich noch nie eine Karte aus einem Automaten entnommen, ja, geradezu entrissen.
Nun konnte ich nicht aufgeben und mich von meinem Schock erholen, denn schließlich hatte ich kaum noch Geld, also suchte ich einen weiteren Geldautomaten etwas weiter entfernt auf. Auch diesen hatte ich gestern Abend erspäht. Doch kaum hatte ich hier die Karte eingesteckt, sagte mir der Automat, die Karte wäre ungültig. Sollte der erste Automat die Karte zerstört haben? Mir wurde immer wärmer und das nicht durch die Hitze. Mein Reiseleben lief erneut vor mir ab. Jetzt hatte ich nichts mehr zu verlieren, also steckte ich die Karte noch einmal in den Automat. Und siehe da, diesmal ging sie und es kam sogar Geld heraus. Mir fiel ein ganzer Himalaja vom Herzen. Allerdings wurde meine Freude etwas getrübt, weil nur 1000Rs Scheine aus dem Automaten kamen. Und die waren für Trinkgeld äußerst unpraktisch, also von meiner Seite aus gesehen.
Ich ging nun Richtung Norden, immer geradeaus der Straße entlang zur Shah Najaf Imambara. Es ging vorbei am Botanischen Garten, der auch auf meiner Sehenswürdigkeiten Liste stand. Aber ich hatte keine Lust in der Sonne durch Blütenmeere zu wandeln. Ich wäre lieber gegenüber durch den Kebab Imbiss gewandelt, doch es war noch viel zu früh und er hatte noch nicht auf.
Diesmal warteten auf meine Schuhe kein Aufpasser, was doch etwas Panik auslöste, denn was wenn diese gestohlen würden? Aber immerhin auf den Führer im Inneren war Verlass, der dann auch für seine Zuverlässigkeit prompt mit 100 Rs entlohnt wurde.
Ich ging wieder zurück und Richtung La Martiniere, das jetzt ein College beherbergt. Dieses war relativ weit entfernt und man musste, um es zu erreichen, wieder eine Schellstraße überqueren und an mehreren Sportplätzen vorbei. Das Rennen über die Schnellstraße konnte somit für die Schulkinder als Aufwärmen für den Sport dienen. Das war doch ganz praktisch angeordnet.
Das Eingangstor zur Schule wurde bewacht. Es wäre ja auch zu blöd wenn jedes Kind einfach so in die Schule könnte. Nach einigem Zögern fragte ich, ob ich herein dürfte, schließlich war ich kein schulpflichtiges Kind. Dies wurde mir gewährt. Ich musste mich aber vorher wieder in das goldene Buch eintragen. Auch hier mit Adresse, als wenn man mir zum Geburtstag eine Glückwunschkarte schicken wollte. Ich machte von den Gebäuden einige Fotos, wollte aber nicht den Unterricht stören und verzichtete so auf jegliche Innenaufnahmen. Immerhin traf ich noch ein anderes älteres Touristenpärchen. Dessen Adresse könnte ich sicherlich dem Buch entnehmen.
Ich ging zurück zum Hotel, wieder am Zoo vorbei, doch diesmal einen etwas anderen Weg nehmend. Und siehe da, um die Ecke von meinem Hotel war eine Bäckerei, ganz sauber und modern eingerichtet. Und da man nie weiß, was es am Bahnhof zu Essen gibt, entschloss ich mich hier mein Mittagessen einzunehmen. Ich suchte mir an der Theke einen Hot Dog und ein Bun aus, doch man verwies mich zur Kasse, wo ich erst zahlen sollte. Kaum mit meiner Neuerwerbung gesetzt, entdeckte ich eine Cola im Kühlregal. Doch während Hot Dog an der Kasse verstanden wurde, war das orale Ermitteln der richtigen Cola Größenverpackung und damit des einzutippenden Preises eine größere Herausforderung.
Im Hot Dog war dann auch kein Dog, ja noch nicht einmal Fleisch. Dafür wurde alles mit deutschen Maschinen gemacht, womit man auch gerne warb. Deutsche Bäckerei war allerdings etwas übertrieben, denn das einzige Deutsche waren wirklich nur die Maschinen, was man auch am fehlenden Hund erkennen konnte. Solch eine unlautere Bezeichnung hätte es in Deutschland nicht gegeben, vor allem beim Billig-Chinesen.
Als ich kurz nach zwölf zum Hotel kam, musste ich die Wartezeit auf meine hinterlegte Tasche mit dem Ausfüllen eines Zufriedenheitsfragebogens überbrücken. Da dieser nicht anonym war, besser gesagt der Rezeptionist schaute die ganze Zeit auf meine Finger, entschloss ich mich wieder mal zu lügen, dass sich die Balken bogen.
Einer der Kofferträger brachte mich an die Straße, wo auch schon ein Tuc Tuc Fahrer schlafend auf mich wartete. Nachdem dieser geweckt worden war, machte der Kofferträger einen günstigen Preis von 50 Rs aus. So ein Preisverderber. Als wir am Bahnhof ankamen, musste der Fahrer meinen Hunderter erst mal am Straßenrand wechseln. Das hat er nun von seinen Billigpreisen.
Im Bahnhof gab es ein Restaurant, das auf den ersten Blick recht gut aussah, doch ein zweiter Blick auf die Töpfe und die Mitarbeiter ließ mich den Entschluss fassen, es erst mal bei dem Nicht-Hot-Dog zu belassen. So einen großen Hunger hatte ich jetzt nicht, dass ich mir etwas einfangen wollte.
Ich ging also gleich in den VIP Warteraum, den ich jetzt übrigens immer benutze, egal welche Klasse ich hatte. Doch dieser hatte keinen Bildschirm mit den aktuellen Zugdaten. Außerdem war er total überfüllt und so ging ich in die Halle und schaute nach dem Gleis und meinem Zug auf der großen Anzeigetafel. Diese zeigte keine Verspätung für meinen Zug an und so setzte ich mich für eine Weile auf das entsprechende Gleis. Hier war es nicht so voll. Ein Mann füllte die Löcher auf dem Gleis mit einem kleinen Spachtel und verwendete hierzu Steine und Sand. Dass das nicht lange hält kann man auf unseren Straßen nach einem langen Winter sehen, aber hier war das wohl mehr Beschäftigungstherapie und die Winter waren wohl auch nicht so hart. Ich ging noch mal zur Anzeigetafel in der Halle und siehe da, 30 Minuten Verspätung. Auf die Unpünktlichkeit der indischen Bahn war zum wiederholten Male Verlass.
Ich ging also wieder zurück zum Gleis und nach einiger Zeit fuhr ein Zug ein. Allerdings stand auf dem Zug nicht meine Zugnummer 12332. Ich fragte mehrere Personen und alle meinten, dies wäre nicht der Zug. Ich wollte gerade zurück zur Anzeigetafel, als an der Brücke ein Kontrolleur die Tickets der ankommenden Reisenden kontrollierte. Dieser meinte der Zug käme danach und so kehrte ich wieder um. Wieder am Gleis angekommen gab es eine Durchsage, die ich nicht verstand, doch alle Warteten sprangen auf und verließen das Gleis. Ich fragte einen Aufspringenden und es fand tatsächlich ein Gleiswechsel statt. Mein Zug fuhr jetzt von Gleis 3 statt 4. Fuhr war relativ, denn er hatte wieder mal die gewohnte Stunde Verspätung. Auf der Übergangsbrücke wurde ich dann von dem Kontrolleur abgefangen, der wohl ein schlechtes Gewissen hatte und mir den Gleiswechsel noch einmal bestätigte.
Im Zug hatte ich mich gerade gesetzt, da erschien ein Mann mit Essen. Und da ich hier nicht in die Töpfe schauen konnte, um festzustellen wie ekelhaft diese waren, nahm ich ein Thali für 200 Rs plus Tipp, was nicht nur teuer, sondern auch sehr scharf und vegetarisch war. Den Jogurt und das rohe Gemüse lies ich liegen. Wenn schon Montezuma, dann wenigstens nicht offensichtlich.
70 Minuten nach Plan fuhr der Zug dann los und als der Schaffner kam und die 15 Rs Fahrpreis nachforderte, war ich beruhigt, dass ich im richtigen Zug saß. Dafür zahlt man doch gerne den Nachschlag. Das Ausfüllen der Quittung dauerte ewig und ich fragte mich, ob es nicht günstiger wäre solche Kleinbeträge gar nicht erst einzufordern. Da waren das Papier und die Arbeitszeit teurer.
Um nicht unter dem wohl vorgeschriebenen Verspätungslimit zu bleiben, hielt der Zug auf offener Strecke noch mal 30 Minuten an. Am nächsten Bahnhof hatten wir dann die geforderten 3 Stunden Verspätung. Auch rief das Hotel an, ob ich überhaupt noch kommen würde. Ein Inder stieg zu und als er seinen gepflegten Anzug zum Schlafen auszog, kam ein fleckiges Unterhemd heraus. Außen Hui und innen Pfui. Hier hatte das Ganges Wasser zum Waschen wohl wieder versagt oder es war nicht genug Persil vom Vorgänger in der Brühe übrig gewesen.
Auf dem letzten Teilstück holte der Zug noch eine Stunde auf und als wir in Varanasi ankamen war es Nacht. Ich musste über hunderte Leute im Bahnhof steigen, die hier schliefen. Man fand kaum einen Platz, wo man seine Füße ablegen konnte. Hier hatte das Hotel wohl nicht angerufen und die Zimmer waren inzwischen weg. Gut dass ich meine Telefonnummer hinterlegt hatte.
Die Tuc Tuc Prepaid Bude hatte schon zu und so stieg ich wieder in das erst beste Tuc Tuc. Egal, nur ins Hotel, bevor das Zimmer weg ist und ich am Bahnhof schlafen muss. Natürlich kannte der Fahrer das Broadway Hotel nicht, was sich wieder erst herausstellte, als er unterwegs anhielt und nach dem Weg fragte. Also hier kann selbst ich Tuc Tuc Fahrer werden. Ortskenntnis ist nicht erforderlich. Dank meiner Ausdrucke und mehrerer Schaulustigen fanden wir dann den Weg zum Hotel.
Ich wurde schon erwartet und bekam ein richtig großes Delux Zimmer. Allerdings war das Bad mal wieder muffig und das Internet langsam. Und zur Abwechslung war das Zimmer extrem laut. Man kam sich vor, als wenn man auf der Straße schläft. Da hätte ich auch im Bahnhof bleiben können.
12. Tag - Ghats noch
Ich stand um 7 Uhr auf und musste wieder einmal feststellen, dass die vom Hotel bereitgestellten Tüten mit Shampoo so gut eingeschweißt waren, dass diese einfach nicht zu öffnen waren. Benutzbar waren diese dadurch weniger und dies sollte wohl das Nachfüllen ersparen. Aber es war wohl auch gut für die Umwelt. Im Ganges war schließlich schon genug Seife.
Um 8 Uhr ging ich los und ich wollte die Ghats von Norden nach Süden ablaufen. Also lief ich langsam Richtung Norden zum Assi Ghat, welches das erste Sehenswerte war. Ich hatte die Befürchtung, dass, wenn ich von Ghat zu Ghat gelangen wollte, ich immer wieder auf die Hauptstraße zurück musste und von da Richtung Fluss, doch zum Glück konnte man einfach unten am Ganges entlang laufen. Allerding musste ich auch feststellen, dass die Liste der Ghats, die ich aus dem Internet heruntergeladen hatte ziemlich nutzlos war, denn die Ghats, die in der Regel nur eine Ufermauer mit angrenzendem Haus oder Tempel waren, gingen meistens ineinander über und nur an wenigen Mauern stand auch der Name. So stellte man mit Erstaunen oftmals fest, an wie vielen Ghats man schon vorbeigelaufen war, wenn man wirklich mal wieder einen Namen an der Mauer fand. Am Anfang versuchte ich auch noch die steilen Treppen in der Hitze hinaufzuklettern, um oben einen beschriebenen Tempel zu finden, doch diese Versuche endeten dann in kleinen Gassen, in denen unzählige Tempelchen waren und keiner war meiner Reiseführerbeschreibung zuzuordnen. Somit ließ ich solche Versuche nach kurzer Zeit sein. In den meisten Ghats wurde mehr gebadet als gewaschen, was bei dem dreckigen Wasser wohl gut für das Aussehen, aber weniger gut für die Gesundheit ist.
Ich will nur die Ghats mit den jeweiligen Namen hier beschreiben (damit ich wenigstens damit angeben kann, dort gewesen zu sein). Nach dem Assi Ghat folgten Tulsi, Bachraj, Chet Singh, Shivala, Dandi, Hanuman, Karnataka State, und schließlich Harishchandra, in dem die Toten verbrannt werden. Scheinbar standen aber keine zur Verfügung, gebadet wird später, und so gab es nur kleine Holzfeuer. Wahrscheinlich wurden hier Ratten zur Übung verbrannt. Aber es gab eine Menge Gurus, die unter bunten Tüchern lagerten. Eine Frau fragte mich 10 Minuten später wie weit es denn noch zu diesem Ghat wäre und ich konnte ihr tatsächlich Antwort geben.
Es folgten dann das Kedera, Chauki, Someswar, Raj, Chaumsathi, Munshi, Ahalya Bai und Dashaswamedha Ghat. Letzteres war total überbevölkert, berühmt und voller Blumenverkäufer. Die Beliebtheit hatte aber wohl weniger mit der Ausstattung zu tun, als mit der vorteilhaften Lage mit einer breiten Zugangsstraße, durch die die Touristen bevorzugt zu den Ghats strömten. Nach diesem Ghat hat mich dann auch keiner gefragt. Das war wohl allen bekannt.
Nebenan im Man Mandir Gath gab es ein Gebäude auf dessen Dach sich ein weiteres altes Observatorium befand. Der Zugang war in einer Seitenstraße und sehr schwer zu finden, so dass mangels Besuch der Wärter mir erst mal das uninteressante zugehörige Einraummuseum mit nur einigen Fotos aufschließen musste. 2 Kinder führten mich dann, bewaffnet mit einem Stock, auf das Dach, wo sich die wissenschaftlichen Instrumente befanden. Den Stock hatten sie sicherlich dabei, um mich vor den Jugendlichen zu beschützen, die sich ebenfalls auf dem Dach tummelten und weniger Interesse an den Instrumenten zu haben schienen. Betrunken konnten sie nicht sein, denn es gab ja keinen Alkohol. Für ihre Bodyguard Dienste bekamen die Kleinen dann auch demonstrativ ein Trinkgeld, was den Wärter zu einem Lächeln verleitete. Wahrscheinlich waren es seine Kinder und das Ziel war wieder erreicht. Kindern gibt man halt eher etwas.
Im Meer Ghat fand ich dann den berühmten Nepali Tempel nicht, dafür wurde ich am nächsten Ghat von oben mit einem Beutel Fäkalien beworfen, der knapp neben mir aufschlug und aufplatzte. Es kam deshalb in mir ein leiser Verdacht auf, dass Touristen hier unerwünscht sind. Also ging ich zügig weiter.
Es folgten noch das Lalita, Manikarnik, Datteatreya, Scindia, Ram, Panchganga, Gai und Trilochana Ghat. Im Manikarnik Ghat wurden dann richtige Leichen verbrannt. Hier wurde wohl öfter im Ganges gebadet. Man durfte nicht Fotografieren und nicht am Ufer entlang gehen, sondern musste eine parallel verlaufende Seitenstraße entlang, bei der das aufgestapelte Brennholz den Blick auf den Brennvorgang versperrte.
Die letzten noch folgenden Ghats habe ich mir wegen Fußschmerzen dann gespart, denn diese waren entfernungstechnisch weiter weg und kennt man ein Ghat kennt man alle.
Zu erwähnen wäre noch eine Moschee an einem Ghat, die ich mir allerdings auch nur von außen angesehen habe, da wieder Führer lauerten und das Innere von außen nicht wirklich sehenswert aussah.
Außerdem waren da noch die Leute, die tatsächlich in der dreckigen Ganges Brühe badeten. Einer davon war ein Tourist und ein Anderer sprang mit der Zahnbürste im Mund in die Fluten und putzte sich auch noch die Zähne. Wir sehen uns in Kürze am Verbrennungs-Ghat
Und zu aller Überfluss schaute mir immer jemand über die Schultern, wenn ich die Beschreibungen der Ghats in meinem Tablet nachlas. Das war schon richtiges Stalking.
Es war erst 12 Uhr und ich ging zurück Richtung Meer Ghat, auch um noch einmal den vermissten Tempel zu suchen (den ich natürlich auch im zweiten Anlauf nicht fand), aber hauptsächlich um zum Haupttempel der Stadt, dem Vishwanatha Tempel, zu gelangen. Ich landete in einem Gewirr von kleinen Gassen und nach kurzer Zeit waren diese so voll mit Menschen, dass kein Durchkommen mehr war. Überall standen Polizisten herum und kontrollierten die Zugänge zu den kleinen Tempeln, die hier ab und zu in der Menschenmenge auftauchten. Ich wollte zur Hauptstraße um wieder etwas Luft zu bekommen, aber ein Polizist hinderte mich daran und schickte mich eine Straße weiter. Hier konnte ich schließlich zu dieser abbiegen.
Auf der Hauptstraße war eine Menschenschlange von ungefähr 2 Kilometern (ungelogen, keine Übertreibung. Die Schlange ging die ganze Hauptstraße entlang und an der nächsten großen Kreuzung noch um die Ecke). Und alle standen an dem Tempel an, zu dem ich auch wollte. Jetzt war natürlich dieses berühmte Kumbh Mela Fest, dass alle 12 Jahre stattfindet und in dem man sich im Ganges badete. Ich hätte damit rechnen müssen, dass man nach dem Baden in der Kloake erst mal beten will, dass man nicht krank wird und auf dem Scheiterhaufen landet. Ich hatte also nicht die geringste Chance den Tempel zu besuchen, obwohl, eventuell mit vorher Baden. Nein, kein Gedanke…
Ich ging also erst mal ins Hotel zurück, um im dazugehörigen Restaurant zu Mittag zu essen. Ich bestellte ein Spezial Kebab, was dann als Bifteki daher kam. Der Kellner bot mir Bier an, doch das wollte ich lieber auf den Abend verschieben, denn schließlich hatte ich noch was vor. Ich wollte anschließend noch die Sehenswürdigkeiten im Süden der Stadt besuchen, denn es war ja noch früh am Tag.
Es war ein gutes Stück zu laufen, bis ich den Durga Tempel erreichte, der an einem kleinen See lag (oder umgekehrt). Hier wollte der obligatorische Schuhaufpasser mir den Tempel zeigen. Es gelang mir aber ihn zu ignorieren, wie auch den Mann, der mir unbedingt einen Punkt auf die Stirn malen wollte. Wenn ein Japaner einen Dom in Europa besucht, bekommt er ja auch kein Kreuz umgehängt.
Im Tempel war nur ein kleines Gebäude, um das ich einmal herum ging. Auch hier musste ich den Farbklecksen im Gesicht ausweichen. Als ich herausging, wollte ich 100 Rs in die bereitgestellte Box werfen, damit es etwas Glück bringt, doch der Mann am Eingang, der die Farbkleckse verteilte, riss den Geldschein an sich. Das hat wohl der Schuhaufpasser mitbekommen und damit auch er einen Teil meines Vermögens abbekommt, drängte er mich gleich in einen Seiten-Tempel wo er mir erklärte, dass wenn ich Geld in eine Nische legen würde, ich noch mehr Glück haben würde. Mehr Glück konnte ich gebrauchen und ich legte 20 Rs hin, um mir das nicht entgehen zu lassen. Irgendwie muss ich das falsch verstanden haben, denn das Geld steckte er sich in die eigene Hosentasche und somit war der Einzige, der Glück hatte, er, der wieder einen dummen Touristen gefunden hatte.
Ich wollte meine Schuhe anziehen, da wollte er schon wieder Geld. Ich sagte nur „Slowly“, zog in Ruhe meine Schuhe an und gab ihm 10 Rs. Daraufhin verlangte er doch tatsächlich 50 Rs, was dadurch noch unverschämter wurde, dass ich gesehen hatte, wie ein Einheimischer vor mir ihm 5 Rs fürs Aufpassen gegeben hatte. Ich habe ihn dann einfach stehen gelassen. Ignoranz lernt man hier nach einiger Zeit.
Etwas weiter kam dann der Tulsi Manas Tempel, der zum Glück entgegen dem Reiseführer keine Mittagspause hatte. Leider hatten die Schuhaufpasser aber auch keine Mittagspause. Der Tempel schien aus Marmor, zumindest war er ganz Weiß. Im unteren Stockwerk sah alles aus wie ein normaler Tempel. Die Wände waren mit Hindu Schrift bemalt und ich vermute einmal das sind Buddhas Reden. Man merkt er hatte viel zu sagen.
Im ersten Stock war dann in der hintersten Ecke eine Art kleines Disneyland, also eher Buddhaland. Für nur 3 Rs Eintritt, also ohne Touristenaufschlag, konnte man kleine bewegte Figuren ansehen, die irgendwelches Zeug machten. Das Ganze war zwar nicht toll und billig gemacht, aber was will man für den Preis erwarten? Micky Maus? Der Eintritt reicht ja noch nicht mal für die Lizenzgebühren.
Weiter ging es zum Sankat Mochan Tempel. Hier musste man wieder einmal alle Taschen und die Handys abgeben. Das war mir dann doch etwas suspekt und da der Tempel nur in einem Reiseführer kurz erwähnt war, schien es mir nicht Wert mich hier anzustellen. Ich wollte später vielleicht noch mal wiederkommen, wenn ich viel Zeit hätte (was niemals geschah). Also ging ich weiter Richtung Unigelände. Es war ein weiter Weg und als ich am Bharat Kala Bhawan Museum ankam, das sich auf dem Gelände befand, war dieses nur noch 45 Minuten offen. Das erschien mir zu kurz für einen heutigen Besuch und so ging ich direkt weiter zum New Vishwanatha Tempel. Die Sensation war hier ein Mann, der mit einem heiligen Stein zusammen eingezäunt war und dem man Blumengebinde reichte, die er dann über die Reliquie legte. Nach einiger Zeit gab er sie dann wieder zurück und ab und zu goss er Wasser über das Ganze. Wohl damit es nicht so staubt.
Im ersten Stock standen dann auch wieder Figuren, allerdings nicht ganz so Disney-like. Dafür kostete es auch keinen Eintritt. Deshalb reichte es wohl noch nicht einmal für die Lizenzgebühren für Buddha. Ich schaute mir unten noch die Altäre an und ständig wollte man mir einen Punkt auf die Stirn malen. So eine blöde Angewohnheit.
Ich ging zurück zum Hotel. Mir fielen wieder die Inder auf, die beim Telefonieren das Handy zum Sprechen vor den Mund hielten und zum Horchen weg vom Ohr. Das macht Sinn, denn wenn man normal in das Handy sprechen würde, wäre es nicht so laut, dass man das Handy vom Ohr weghalten müsste. Und dann würde der Nachbar auch nicht gestört.
Ich wollte am Abend zur Lichterprozession am Dehaswamedh Ghat und hatte noch eine Stunde Zeit zum Ruhen. Doch daraus wurde nichts, denn es klingelte an meiner Tür. Ein Angestellter wollte jetzt das Zimmer aufräumen und ein zweiter Mann mit einer Spritze auf dem Rücken wollte wohl die Ameise töten, die ich heute Morgen im Bad gesehen hatte. Ich lehnte ab, weil mir das zu spät war und Tiere töten gibt ein schlechtes Karma.
Ich ging um halb sieben los. Auf den Straßen war viel Verkehr und es waren viele Menschen unterwegs, so dass kaum ein Durchkommen war. Die Schlange vor dem Tempel war immer noch so lang und ich verirrte mich noch zusätzlich in einer Seitenstraße und musste umkehren. Als ich endlich am Ghat ankam, hatte die Vorführung schon angefangen. Die Treppe zum Ghat war überfüllt mit Menschen und so musste ich oben stehen bleiben. Einige Männer schwenkten unten, auf einem Podest stehend, brennende Fackeln und vor ihnen standen brennende Tannenbäume. Es lief immer dieselbe Musik und nach 4 Wiederholungen (schlimmer als bei RTL) war es auch mir genug. Außerdem musste ich ständig aus dem Weg gehen, weil tausende Inder den Ort nach jeder Wiederholung verlassen wollten und ich stand nun mal ganz oben.
Auf dem Rückweg erstand ich noch eine Cola und im Restaurant dann Hammel Masala und endlich mein Bier. Da dieses Restaurant aber keine Schankerlaubnis hatte, wurde mir das Bier in einer Thermokanne auf den Tisch gestellt. Ich bestellte noch 2 Bier fürs Zimmer (in der Hoffnung keine Thermokanne zu bekommen) und als ich in diesem ankam, klingelte es wieder und man fragte mich, ob ich Light oder Strong wollte. Das hätte man auch im Restaurant erledigen können. Da ich am nächsten Tag nach Sarnath wollte, nahm ich lieber kein Strong. Ich gab ihm gleich 500 Rs und nach 30 Minuten bekam ich auch mein Bier, allerdings ohne Wechselgeld. Aus den 2 Minuten für das Restgeld wurden dann noch mal 30 Minuten, aber wenigstens hatte ich schon mal das Bier, auch wenn es warm war. Sicherlich hat der Kellner dies privat irgendwo erworben.
13. Tag - Ausflug nach Sarath
Ich wollte nach Sarath, wo Buddha seine erste Rede hielt, und beging wieder den Fehler den Rezeptionist nach einem Tuc Tuc zu fragen. Die Rezeptionisten, und nicht nur die, wollen immer etwas verdienen und anstatt ehrlich Antwort zu geben, wurde einem immer ein überteuerter Ausflug offeriert. Wie auch hier. Man bot mir ein Auto für 2000 Rs plus Parkgebühren an und ich sagte nach einiger Überlegung zu. Viel Wahl blieb leider nicht um diese Uhrzeit. Der Rezeptionist steckte das Geld in seine persönliche Brieftasche und rief jemanden an. Dies war wohl sein Schwager, der auch nach 45 Minuten mit einem total versifften Wagen kam.
Wir fuhren ca. 1 Stunde und hielten an der Chaukhandi Stupa an, die erfreulicherweise mal keinen Eintritt kostete. Einmal rumgelaufen und weiter ging es zum Museum. Hier wurde zwar Eintritt erhoben, aber mit 5 Rs und ohne Touristenzuschlag war das mehr als annehmbar. Die Tasche mit Handy und Kamera musste man allerdings am Eingang abgeben.
Das Museum bestand aus 5 Räumen. Direkt in der Eingangshalle standen die Prunkstücke. Da waren die 4 Löwen, die als Kopf einer Säule dienten und ein Wahrzeichen von Indien waren und 2 große Buddha Statuen rechts und links davon. Außerdem befanden sich hier noch Reste eines Rades, das sich auf dem Kopf der Löwen befunden hatte. Rechts und links von diesem Saal schlossen sich jeweils 2 weitere Säle an, die voller Buddha Statuen waren. Das Museum war voll mit italienischen Reisegruppen. Zusätzlich irrten noch einige Chinesen herum, die natürlich wieder alles anfassen mussten, trotz „Don’t touch“ Schilder.
Weiter ging es zum Archäologischen Garten, wo Buddha das erste Mal zu seinen 5 Jüngern gepredigt hatte. Heute waren hier allerdings nur noch knöchelhohe Mauerreste von Tempeln und Stupas zu sehen. Die Dhamekh Stupa war das einzig erhaltene Gebäude und man konnte nur um sie herumgehen. Als ich das dann auch tat, erreichte mich eine SMS von Jet Airlines, dass mein Flug statt 17:30 Uhr schon um 14:30 Uhr ging. Das war mir sehr recht, denn mit Varanasi war ich soweit fertig. Ich hatte wenig Hoffnung den Haupttempel noch diese Woche zu sehen, wenn ich mich anstellte und so verschwendete ich erst gar keinen Gedanken daran. Wieder starrte ein Junge auf mein Tablet, was mich dazu bewegte einfach einmal zurückzustarren. Das verunsicherte ihn dann doch etwas und er verschwand. Zumindest hat er jetzt mal mitbekommen, wie das ist, wenn jeder mitlesen will. Eine Malaysische Reisegruppe hatte sich einen Mönch in gelber Kutte als Führer ausgesucht. Ob man dadurch bessere Informationen bekommt, durch den direkten Draht nach oben?
Mein Fahrer erwartete mich beim Rausgehen, doch ich wollte noch kurz zur Mulgandha Kuti Vita, einem Tempel gleich um die Ecke. Er wollte mich unbedingt zu Fuß begleiten, wenn er mich schon nicht mit dem Auto die 20 Meter fahren durfte. Allerdings hatte der Tempel zu, es war wohl gerade Mittagspause. Hier liefen viele Barfuß, was auch viel praktischer ist, bei dem vielen Schuhe An- und Ausziehen. Außerdem spart man sich das Trinkgeld für die Schuhaufpasser.
Nächster Punkt war das Ramnagar Fort in Varasani. Es wurden wieder unverschämte 150 Rs Touristeneintritt fällig. Dafür wurde man von langsamen, alten, humpelnden Frauen behindert, die für ein Appel und ein Ei den Weg blockierten. Also entweder hatten Sie noch nicht im Ganges gebadet oder erst recht?
Man betrat einen langen Gang in dem auf der Seite Kutschen, Autos und Sänften standen. Alle in einem beklagenswerten Zustand, staubig, verrostet, vergilbt und dreckig. Das war noch schlimmer als das National Museum in Bangkok. Und kaum hatte ich die ersten Dreckschleudern (Achtung Wortspiel) von Autos betrachtet, fiel der Strom aus und alles war dunkel. Zum Glück hatte ich meine Taschenlampe dabei und konnte so die Besichtigung fortsetzen, bis das Licht wieder anging.
Die folgende Waffen Ausstellung war dann wieder ganz interessant. Die Waffen waren alle von 1900 herum und viele Arten hatte ich vorher noch nicht gesehen. In den nächsten Zimmern wurden Uhren und andere Gebrauchsgegenstände gezeigt. Man konnte dann einen Blick in den Hauptempfangssaal werfen, der allerdings, ganz dem Gesamteindruck folgend, mit alten Ausstellungsstücken, die Zentimeter dick mit Staub bedeckt waren, vollgestellt war. Es gab noch ein paar vergilbte Bilder von Mogulen an den Wänden und das war es dann auch. Durch einen Tunnel gelangte man zu einem kleinen Tempel an der Südseite des Forts. Aber außer ein paar unnötigen Fotos gab dieser wenig her.
Ich lief zurück zum Auto, doch es war verlassen. Wie sich herausstellte verdiente der Fahrer gerade sein Geld im Schlaf im Tuc Tuc nebenan. Ausgeruht erklärte ich dem Fahrer den Weg zum Bharat Kala Bhawan Museum, das ich gestern nicht besucht hatte, weil die Zeit zu knapp war. Über holprige Straßen ging es dann zu selbigem.
Ich zahlte im Museum 100 Rs Eintritt und 50 Rs für die Kamera. Als ich durch den Eingang wollte bemerkte ich ein Schild, dass man Taschen, Handys und Kameras abgeben soll. Jetzt hatte ich aber einen Haufen Geld für die Kamera bezahlt und sollte sie abgeben. Womit mach ich dann meine Fotos? Der Wärter erklärte mir, dass ich eine Kamera mitnehmen könne. Gut, ich hatte nicht mehr, aber den Unterschied habe ich nicht verstanden. Ob ich eine Kamera oder mehrere Kameras mitnehme, wo ist da der Unterschied? Befürchtete man, dass man 3D Bilder machen würde? Zumindest durfte ich mich wieder ins goldene Buch eintragen, mit Adresse. Vielleicht wollten sie mir ja noch eine Kamera zuschicken.
Es gab eine große Halle mit Bildern, diesmal keine Miniaturen (deswegen wohl auch die große Halle), sondern unterschiedliche Stilrichtungen. Dann kam ein Saal mit Textilien, der so langweilig war, dass selbst der Wärter hier schlief. Im ersten Stock folgte dann eine Ausstellung über die Geschichte von Varanasi, wobei das Interessanteste alte historische Bilder von den Ghats waren. Die Münzausstellung hatte geschlossen. Diese hatte laut Schild nur offen von 10 Uhr bis 11:50 Uhr. Allerdings machte das Museum erst um 10:30 Uhr auf. Da musste man sich schon ganz schön beeilen, um Einlass zu erlangen.
Im Erdgeschoß folgte dann ein Saal mit Buddha Skulpturen. Ein typischer chinesischer oder japanischer Geschäftsreisender mit Führer waren die einzigen anderen Besucher. Hierbei las der Führer die Schilder an den Statuen 1:1 dem Begleiter vor, während dieser wirklich von jeder Statue ein Foto mit seinem iPhone machte. So musste er wenigstens seine Kamera nicht absetzen. Das war die Erfindung der Fließband-Museums-Fotographie. Mit mehreren Kameras wäre das allerdings auch nicht nötig gewesen.
Ich ging zurück zum Auto und was machte der Fahrer? Schlafen natürlich. So möchte ich auch mal mein Geld verdienen. Zumindest auf der Fahrt zurück zum Hotel erschien er mir wach.
An der Rezeption fragte ich nach einem Auto für die Fahrt zum Flughafen. 1200 Rs wollte der Wucherkönig dafür haben. Ich wollte keinen Stress und handelte ihn schließlich auf 1000 Rs herunter. Um 10 Uhr wollte ich abgeholt werden.
Ich ging dann an der nächsten Ecke in ein Einkaufscenter um dort eventuell billiger zu Essen. Am Eingang musste man durch einen Metalldetektor und man wurde sogar nach Feuerzeugen befragt. Wie ich dann später feststellte, war am Ausgang nicht die geringste Kontrolle. Da war eine Tür, die offenstand und durch die man ohne Probleme rein und raus hätte gehen konnte. Das war gut für die Durchlüftung, aber schlecht für die Sicherheit.
Im ersten Stock gab es dann Fast Food Thali. Dies war allerdings auch nicht viel billiger als das Essen im Restaurant und somit beschloss ich das Abendessen lieber im Restaurant einzunehmen. Dort wurde man auch nicht durchsucht und konnte sein Feuerzeug behalten.
Zurück im Hotel wollte ich meinen Flugstatus von Jet Airways überprüfen, doch das Internet ging nicht. Ich ging auf den Flur zur Treppe die zur Rezeption führte und konnte mich von dort mit dem Internet im Erdgeschoß verbinden. Die Angestellten, die von Zeit zu Zeit vorbeikamen, sahen mich zwar komisch an, aber Hauptsache ich hatte einen Flugstatus. Allerdings funktionierte das Online Einchecken nicht. Zurück im Zimmer ging auch dort das Internet, aber nur ganz kurz. Anstatt mich zu Ärgern, ging ich lieber ins Restaurant zum Abendessen. Hier waren die Kellner enttäuscht, dass ich kein Bier wollte, sondern nur Wasser. Sicherlich hatten sie schon die Thermokanne vollgemacht.
Heute kam kein Zimmerservice, allerdings klingelte es trotzdem und ein Angestellter stand vor der Tür. Bevor ich Reagieren konnte, huschte er ins Bad und erklärte mir wie das Heißwasser funktionierte. Nach 2 Tagen wurde das auch Zeit. Als wenn ich das nicht inzwischen selbst herausgefunden hätte. Ich denke er hat mitbekommen, dass ich morgen abreise und so wollte er noch die letzte Gelegenheit nutzen, um Trinkgeld zu bekommen. Das erbettelte er sich dann auch, indem er nicht aus dem Zimmer ging, bis er etwas bekam.
14. Tag - Endlich Fliegen
Um 7 Uhr klingelte das Telefon, mein Taxi wäre da. Ich bin zwar gern früh am Flughafen, aber so früh auch wieder nicht. Ich war dann um 9:30 Uhr an der Rezeption. Für den Preis konnte der Fahrer auch 2 1/2 Stunden warten. Meine Rechnung wurde ausgedruckt und der Rezeptionist musste noch in 2 Büchern blättern, bevor er mich abkassierte. War dies die Gebrauchsanweisung zum Geldmachen? Ich wagte nicht zu fragen.
Das Auto stand schon da und als ich eingestiegen war, stellten sich 2 Angestellte gleich hinzu, wohl um abzukassieren. Ich hatte diese noch nie vorher gesehen und allein für den Anblick gebe ich nichts. Also ignorierte ich sie einfach.
Das Auto gehörte ins Museum im Fort, so alt war es. Unterwegs wurden noch der Bruder und der Kumpel eingeladen. Ich wollte den Preis dann teilen, aber der Fahrer telefonierte die ganze Strecke und war so unansprechbar. Das ist wohl eine neue indische Kaste, die unansprechbaren, telefonierenden Taxifahrer.
Nachdem der Bruder abgeladen war, erreichten wir den Flughafen. An der Eingangstür wurde schon mal der Pass kontrolliert. Dann wurde der Koffer durch ein Röntgengerät gefahren und versiegelt. Ich nutzte geschickt eine deutsche Reisegruppe, um mit diesen mitzuschwimmen und nicht Anstehen zu müssen. Es waren fast ausschließlich Reisegruppen im Flughafen, die beinah alle Sitzgelegenheiten blockierten. Um meinen Hunger zu bändigen erwarb ich 2 Frühlingsrollen für 280 Rs.
Genau 2 Stunden vor Abflug machte der Check-In Schalter auf. Ich wurde jedoch direkt wieder zurückgeschickt, denn ich hatte das falsche Siegel, nicht das von Jet Airlines, an meinem Koffer. Ich musste also zurück zu demselben Röntgengerät, die Tasche wurde noch einmal durchleuchtet und ich bekam nun ein anderes Siegel. Jetzt kam ich mir schon viel sicherer vor.
Ich wollte schon mal durch die Sicherheitskontrolle, denn diese war komplett leer. Allerdings wurde ich zurückgeschickt, ich solle um 14:00 Uhr wiederkommen. Nun war das Boarding auf 13:50 Uhr angesetzt, doch scheinbar übertrug man hier die Zugverspätungen auch auf den Flugverkehr. Um 13:30 Uhr durften wir dann doch durch die Kontrolle. Im ersten Stock, wo das Gate war, war noch nichts los, also sah ich mich unten etwas um. Hier gab es an einem Stand Bier, allerdings war mir die Zeit zu knapp und wie ich in China lernen musste ist Alkohol auf Inlandsflügen nicht erlaubt. Zusätzlich bestand die dazugehörige Seating Lounge aus dem Schild, auf dem diese angekündigt wurde und sonst nichts, also keine Stühle und kein Tisch. Ich hätte mich also auf den Boden setzen müssen.
Um 14 Uhr fing das Boarding dann an, die Verspätung konnte also mit den Zügen nicht mithalten. Der Flug kam von Lucknow und machte hier einen Zwischenstopp um Passagiere aufzunehmen. Getränke und Snacks musste man käuflich erwerben, dies war also so etwas wie Ryanair auf Indisch.
Nach der Landung in Kalkutta oder Kolkatta, wie es jetzt offiziell heißt, ging ich gleich zur Prepaid Box um ein Taxi zu bekommen. Man merkte, dass diese wieder unter Polizeiaufsicht stand, denn hier gab es eine Quittung und der Preis von 290 RS war auch sehr günstig. Ein kleiner Junge nahm mir den Koffer ab und zeigte mir mein Taxi, worauf ich ihm 20 Rs Trinkgeld gab. Daraufhin meinte er, dass er mehr verdient hätte, das wäre ja nicht mal ein Euro. Aktienkurse im Kopf, aber Kofferschleppen. Scheinbar lohnt sich das Trinkgeldgeschäft mehr als ordentlich Geld zu verdienen oder zur Schule zu gehen.
Der Taxifahrer hatte ungelogen nur ein Auge und von der Verkleidung im Inneren des Taxis war nicht mehr viel zu sehen. Die Straßen sahen relativ gepflegt aus, so wunderte es mich etwas, dass diese Stadt so dreckig sein soll. Da habe ich anderes in Jaipur gesehen.
Der Fahrer musste zweimal nachfragen, wo mein Hotel ist. Na, mit nur einem Auge kein Wunder. Man muss ihm aber zugutehalten, dass der Eingang nur aus einer kleinen Treppe bestand, die in den ersten Stock führte. Die hätte ich auch mit zwei Augen übersehen. Ich wurde freundlich empfangen und in mein Zimmer geführt. Hierzu musste man einen Vorraum oder auch Aufenthaltsraum durchqueren. Dort lief ein Fernseher und mehrere Leute saßen die ganze Zeit dort herum und qualmten. Mein Zimmer war fensterlos, eng, etwas verwohnt, aber ganz in Ordnung. Das Internet war hierfür extrem schnell und die Verbindung gut.
Ich wollte noch etwas aus dem Hotel heraus und mich umsehen. Beim Herausgehen fragte ich nach einem Restaurant und man empfahl mir den Flying Monk in der nächsten Straße. Allerdings war dieser komplett leer und sah recht teuer aus. Eine Menükarte mit Preisen war auch nicht ausgestellt und so ging ich erst mal weiter.
Es waren viele Menschen unterwegs, obwohl es schon recht spät und dunkel war, und so war es schwierig voranzukommen. Ich entschloss mich umzukehren und entdeckte auf dem Rückweg an der Ecke eine Bäckerei mit angeschlossenem Fast Food. Diese wollte ich ausprobieren. An der Kasse bestellte ich Thali. Ich gebe zu, ich bestellte es vor allem, weil ich mir den Namen der anderen Speisen von der Menütafel bis zur Kasse nicht merken konnte. Man wird halt langsam alt. Das System war aber einfach zu durchschauen. Man bekam einen Bon mit einer Nummer und es gab mehrere Schalter, auch mit einer Nummer. Da holte man sich sein Essen dann entsprechend ab. Wenn es nicht wieder etwas länger dauert, weil, wie in meinem Fall, das entsprechende Brot nicht da war und es dauerte, bis es nachgebacken war. Und das in einer Bäckerei.
Direkt unter meinem Hotel war eine Bar, doch diese sah mir so obskur aus, dass ich für die paar restlichen Tage auf einen Besuch verzichten wollte. Man gewöhnt sich langsam an Alkoholfrei.
15. Tag – Kalkutta liegt am Ganges?
Ich stand recht früh auf, denn hier war mal wieder Frühstück inklusive. Nach dem Duschen ging ich an die Rezeption und fragte wo es denn das Frühstück gebe. Daraufhin erklärte man mir, dass dieses aufs Zimmer gebracht würde und so genoss ich auf meinem klitzekleinen Tisch ein hervorragendes Omelette, Buttertost und Tee, der allerdings erst 15 Minuten später nachgeliefert wurde. So wie es aussah hatte eine saubere Tasse gefehlt. Allerdings hatte man dann doch keine gefunden, worauf hin man mir diese Tasse brachte.
Kurz vor 8 Uhr ging ich zur Metro und kaufte einen Einlass-Chip für 4 Rs am Schalter. Hierbei versuchte man mich wieder zu veräppeln, denn als ich ankam waren alle 4 Schalter zu und als ich fragte, wo ich eine Karte bekommen könnte, war der Schalter ganz rechts plötzlich auf. Das erinnerte mich etwas an ein Hütchenspiel.
Man musste seine Zielstation beim Fahrkartenkauf ansagen und dementsprechend wurde der Fahrpreis berechnet. Die Metro war erstaunlicherweise leer Anbetracht der Menge an Menschen, die gestern Abend unterwegs war. Aber eventuell sind die 4 Rs noch zu viel und so läuft man lieber.
An der Mahatma Ghandi Road stieg ich aus und musste noch ein gutes Stück laufen um zur Catholic Church zu kommen. Ich verirrte mich zuerst in den Seitenstraßen, las dann im Reiseführer, dass die Kirche an der Hauptstraße liegt und fand diese dann, als ich der Straße folgte, verschlossen vor. Als nächstes war die Armenian Church dran, deren Turm ich schon beim Umherirren durch die Gassen erblickt hatte und so fiel es mir leichter diese zu finden. Der Eingang war in einer Nebengasse und der Wächter lies mich passieren, nachdem ich mich wieder in ein goldenes Buch eingetragen hatte. Man durfte nur außerhalb die Gräber fotografieren, aber innen war es auch nicht besonders eindrucksvoll.
Weiter ging es zur Old Silver Mint, der alten Prägeanstalt. Diese sollte laut Reiseführer inzwischen zu einem Museum oder Hotel umgebaut worden sein, doch zunächst einmal erwischte ich die falsche Straße und sah das Gebäude nur von hinten. Von hier sah es weder wie ein Museum, noch wie ein Hotel aus. Und als ich um das Gebäude herum ging, änderte sich das auch erwartungsgemäß nicht. Das Ganze war eine alte verfallene Baracke, die vom Militär bewacht wurde. Nebenan war wohl eine Offiziersmesse. Ich machte deshalb nur vorsichtig ein Foto von der Seite.
Ich ging weiter zum Armenian Ghat. Hier durchquerte ich erst einmal eine geschlossene Bahnschranke. Die Züge haben hier so viel Verspätung, da hätte ich sicherlich Stunden warten müssen, bis diese hoch gegangen wäre. Die Gefahr überrollt zu werden war somit gering. Direkt am Anfang der Straße war ein alter baufälliger Tempel mit Zugang zum Wasser. Hier wusch man sich auch, aber nicht rituell, sondern mit Seife. Das war mir auch lieber im Hinblick auf die zwangsweise Körpernähe zu den Einheimischen. Ging man weiter, durchquerte man eine enge Gasse mit lauter Verkaufsständen. Einige Touristen kamen mir entgegen, die wohl als Ziel für die Stände gedacht waren.
Ich kam an der Howrah Brücke an und da ich nicht zurück wollte, schließlich kam in Stunden der Zug, ging ich die Treppe hinauf, um die Brücke zu überqueren und dem Howrah Bahnhof einen Besuch abzustatten, wenn man schon mal da ist. Auf der Brücke kamen mir alle entgegen, keiner wollte in meine Richtung, was die Flussüberquerung nicht einfacher machte. Auf der anderen Seite ging ich in die Unterführung, da die Straßen hier breit und unüberwindlich schienen, doch auch hier musste ich gegen einen Strom von Menschen ankämpfen, der mir entgegen kam. Endlich im Bahnhof angekommen konnte man von der schönen Fassade nichts erkennen. Da war der Blick von der Brücke auf den Bahnhof viel eindrucksvoller.
Zurück im Tunnelsystem hatte ich mich fast verirrt. Das war ja fast so schlimm wie in Vietnam. Zurück über die Brücke ging es aber schneller, schließlich schwamm ich jetzt mit dem Strom.
Weiter ging es zur Nakhoda Moschee. Diese war mehrstöckig und so groß, dass sie fast einen kompletten Häuserblock umfasste. Der Mann am Eingang meinte ich dürfte nur 10 Minuten rein, weil heute Freitag wäre. Daran hatte ich natürlich nicht gedacht. Ich durfte auf der einen Seite die Treppe hoch und auf der anderen Seite wieder runter. Auf halben Weg stand eine Box mit lauter Plastikkappen und ich fragte mich, ob ich eine aufsetzen sollte. Allerdings fragte ich mich auch, wer diese vorher auf hatte und so ließ ich es lieber. Lieber angeschnauzt werden, als Läuse zu bekommen.
In der Hauptgebetshalle wurde ich böse angesehen, deshalb ging ich lieber nicht rein und machte auch keine Fotos. Mit Käppi wär das wohl nicht passiert. Weil ich nur 9 Minuten brauchte, durfte ich noch kurz in den Hof. Dafür gab ich auch 100 Rs in die Spendenbox. Und fürs Schuhe Aufpassen musste ich auch nichts zahlen.
Ich wollte weiter zum Nam Soon Tempel, diesmal ein chinesisches Haus. Als ich so durch die engen Gassen eilte, fuhr mir tatsächlich ein Radfahrer mit Anhänger direkt in die Wade. Zum Glück wurde diese nur blau und es gab nur eine kleine Wunde. Die Schmerzen gingen dann auch schnell weg. Das wäre was gewesen, 2 Tage vor Schluss.
Den Tempel fand ich dann auch mehr durch Zufall als durch Plan. Das war auch kein Wunder, denn es war ein ganz kleiner chinesischer Tempel in einer Straßenecke, wobei eigentlich nur der Altar überhaupt chinesisch aussah.
Der folgende Chinease Sae Ip Tempel an der Hauptstraße war da einfacher zu finden. Ich fragte einen Mann an der Tür um Einlass und dieser machte mir die Tür zum ersten Stock auf, wo sich ein kleiner Altar befand. Ich spendete nochmal 50 Rs für Bernardos neuen Arbeitsplatz. Diesmal sollten die chinesischen Götter helfen. Der alte Mann wollte mir noch einen Tempel direkt um die Ecke zeigen und so gingen wir zu einem alten großen Haus, das mit einem Tempel nicht das Geringste zu tun hatte. Das war mehr eine Baustelle und die Straße davor die örtliche Müllkippe, denn die ganze Straße war kniehoch voller Müll und dieser wurde von fleißigen Indern sortiert.
Das Haus war verschlossen, doch nach wenigen Augenblicken kam ein Mann und schloss auf. Als wenn er auf den ersten Touristen seit 10 Jahren gewartet hätte. Das Haus war innen komplett leer und wurde wohl gerade renoviert. Im ersten Stock wurde mir eine Tür in einen großen Raum geöffnet und hier befand sich in einer Nische ein Altar. Ich spendete 100 Rs und durfte mich dafür in ein Spendenbuch eintragen. Eine Quittung fürs Finanzamt gab es aber nicht. Dem alten Mann gab ich draußen noch einmal extra Tipp und ich lief vor lauter Glück in die falsche Richtung. Vielleicht sollte ich das Geld lieber für mich spenden, als für Bernardo.
In der St. Andrews Church ging ich schon wieder erst von der Rückseite auf das Gelände, wo dann kein Eingang war. Was war denn heute nur los? Von vorne und von innen war es dann eine recht schöne Kirche. An der Wand hingen lauter Plaketten für Tote, Lebendige und zum Andenken an Persönlichkeiten. Ich traute mich über die morsche Treppe in den ersten Stock und hier lagerte, wie sollte es auch in Indien anders sein, der Kirchen Müll, also alte Stühle und Teppiche.
Das Writers Building nebenan war ein schönes Gebäude, wie auch das General Post Office. Bei letzterem war ich mir nicht sicher ob es noch in Gebrauch war oder nur am Verfallen. Die Metcalfe Hall war eindeutig am Verfallen. Im Reiseführer stand, dass das Gebäude heute als Bibliothek genutzt wird, aber der Eintrag muss mindestens 50 Jahre alt gewesen sein, so wie es heute aussieht. Und die Beschriftung sagte eindeutig aus, dass ich am richtigen Gebäude war.
Ich ging weiter zur St. Johns Church. Am Eingang wurde ich gleich von einem Wärter zurückgepfiffen. Wie man auf einer Tafel nachlesen konnte, wurden Gebühren für Touristenbusse, Autos, Fahrräder und Fußgänger verlangt. Als letzterer sollte ich 10 Rs abdrücken. Ich gab ihm einen Zehner, doch den wollte er nicht, da er zu verbraucht und eingerissen wäre. Die Schuhaufpasser waren da nicht so pingelig. Schließlich gab ich ihm nach kurzer Diskussion einen anderen Schein.
In der Kirche hing ein Gemälde mit dem letzten Abendmahl auf dem sich lauter bekannte Bürger aus Kalkutta wiederfanden. Dies erinnerte an Peru und das Meerschweinchen beim Abendmahl. Auf der Terrasse war dann noch das Grabmal einer Frau, im Garten ein Mausoleum für Irgendjemanden und ein Denkmal für die Opfer vom schwarzen Loch.
Es ging weiter zur City Hall, in der nun das Panorama Museum untergebracht war. Auch hier wollte der Kassierer meinen Zehner nicht annehmen. Da wurde es mir zu bunt, waren die schnäubisch hier. Ich erklärte ihm, dass dies ein gültiges Zahlungsmittel wäre und dass ihm die Polizei das gerne bestätigen könne. Da nahm er den Fetzen schließlich. Gut so, denn ich hatte nicht vor meine Schuhe heute noch einmal abzugeben, um den Schein loszuwerden.
Ich wurde in eine leere Wartehalle geführt und es wurde ein Video für mich angemacht. Plötzlich kam ein Inder nach dem anderen herein und schnell waren keine Stühle mehr verfügbar. Als wenn es sich herumgesprochen hatte, dass man hier eingerissene Geldscheine akzeptiert. Eine Frau führte uns dann durch das Museum, zum Glück auf Englisch, wohl nur wegen mir, als einzigem Nicht-Inder. Es wurden erst normale Figuren gezeigt, dann beweglich Figuren. Das alles war für einen Europäer mehr lächerlich. Wir kamen dann zu einem Raum, in dem sich hinter Glas ein Computerraum mit ca. 15 alten Computern und ca. 10 noch älteren Monitoren befand. Ich dachte zuerst das gehört zur historischen Ausstellung, doch wie sich herausstellte dienten diese zur Steuerung des Panorama Kinos. Die Frau startete einen Film über die Unabhängigkeit Indiens. Allerdings wurde der 360 Grad Leinwand Ring nur zu 90 Grad genutzt. Da hätte man auch eine normale Leinwand nehmen können, aber dann wäre es ja nicht das Panorama Museum gewesen. Es kamen noch ein paar Stationen mit Filmplakaten, Sportlerfotos und einer Puppe mit der Originalstimme von Irgendjemand, den wohl nur die anwesenden Inder zuordnen konnten.
Kaum wieder draußen ging es vorbei am Old Legislative Council, dem Vidhan Sabh und dem High Court. Das alles waren schöne Gebäude, aber nicht zu besichtigen und streng bewacht, verursacht durch Ihre Funktion als Gerichtsgebäude. Überall schwirrten Anwälte in schwarzen Roben herum und die Straße war so eng zugeparkt, dass man als Fußgänger nicht zwischen 2 Autos hindurch kam. Ich fragte mich, wie die Leute hier ausparken. Hier müssen alle zur gleichen Zeit Feierabend haben und losfahren, anders geht das nicht.
Nebenan war das Raj Bhavan, auch ein schönes Gebäude im Kolonialstil, auch nur durch das Tor zu betrachten, da heute Sitz des Gouverneurs. Und der wollte sich nicht von Touristen auf den Teller schauen lassen.
Ich wollte nun zur Shahid Minar. Ich dachte dies wäre eine Moschee und hatte meine Befürchtungen wegen Freitag und wieder nur 10 Minuten, doch es war nur ein Turm mitten auf einem freien Feld. Ich sagte doch, ich wollte heute nicht nochmal meine Schuhe ausziehen. Der Turm selbst war nicht begehbar, da er gerade restauriert wurde. Hätten die mal lieber die fehlende Moschee gebaut, statt den Turm schon vorher zu restaurieren.
Ich ging am ehemaligen Grand Hotel vorbei, oder besser gesagt was ich dafür hielt, direkt zum Indischen Museum. Dabei musste ich mir den Weg durch eine Gasse von Souvenirhändlern bahnen, was das Ganze endlich mal wieder etwas Touristisch erscheinen ließ. Wie hatte ich das vermisst. Man merkte, die Touristensensation konnte nicht mehr weit sein.
Das Museumsticket kostete 150 Rs und für die Kamera sollte ich im Museum eine Erlaubnis erwerben. Ich musste meine Tasche durchleuchten lassen und danach abgeben. Aha. In einem Raum saß ein Mann und brachte einen Anhänger an meine Tasche an. Dann musste ich selbst die Tasche in das Regal legen. Zu faul zum Aufstehen. Mein Tablet nahm ich sicherheitshalber mit. Wahrscheinlich war der Kerl auch noch zu faul um auf die Tasche aufzupassen.
Innen suchte ich erst mal den Ort, wo ich die Fotolizenz erwerben konnte. Es gab kein Schild an der Wand und nur ein Blick auf den ausgestellten Geländeplan zeigte mir den Shop, wo diese erwerbbar war. Bevor mir dort die Lizenz verkauft wurde, musste der Angestellte wieder in einem Buch blättern. Seltsam, genauso wie es auch der Rezeptionist in Varasani getan hat, bevor er mich abkassiert hatte. Was schaute man da immer nach? Wie man Kunden schnell und freundlich bedient kann es nicht gewesen sein.
Jetzt war an meiner Kamera nichts, woran ich den Anhänger befestigen konnte, den ich bekam. Da hat man nicht mit der Windschnittigkeit von Olympus gerechnet. Es waren einfach keine abstehenden Teile vorhanden. Somit machte ich den Anhänger wieder einmal an meinem Hemd fest, in der Hoffnung, dass dies nicht als Zeichen interpretiert würde mich zu fotografieren.
Zuerst kam ein kleiner Saal mit Terrakotta Figuren, als nächstes ein riesen Saal mit Mineralien. Hier wurden in unzähligen Vitrinen unzählige Steinchen ausgestellt. Das war total sinnlos, daran änderte auch die Beschriftung nichts. Dann wurden in Schaukästen Indiens Völkergruppen mit ein paar dazugehörigen Utensilien vorgestellt. Ein weiterer großer Saal beherbergte die üblichen ausgestopften Tiere. Die eigentliche Sensation, um die sich alle scharrten, waren Föten von Menschenbabys und missgebildeten Tieren die hier in Aspik eingelegt waren. Froh war ich dann, dass die Insektenausstellung zu hatte. Da hatte ich mir wohl einiges erspart.
Das Highlight und wohl einzig wirklich interessante war die Archäologische Abteilung mit vielen Statuen. In einem Nebenraum wurden Münzen ausgestellt, wobei viele nur als Fotographie auslagen. Da kann man sich auch das Museum sparen, da kauf ich mir lieber ein Buch. Ein weiterer Höhepunkt waren Teile einer Stupa in einem klimatisierten Raum. Wobei die Frage des Höhepunkts für beides gelten könnte, die Stupa und der klimatisierte Raum.
Im ersten Stock war eine mäßige Bilderausstellung mit meist neueren Werken. Dazu noch ausgestopfte Vögel und Fische, meistens aus Pappmaschee und, wie im Erdgeschoß bei den Steinen, ein Saal mit hunderten Vitrinen, diesmal gefüllt mit Fossilien. Da wurde wieder jede Muschel ausgestellt. Manchmal ist weniger mehr. Oh, und es gab noch den kleinen ägyptischen Saal mit der obligatorischen Mumie. Gut dass früher so viele produziert wurden. Ich glaube in ganz Ägypten findet man keine Mumien mehr. Alle in Indien!
Beim Abholen meiner Tasche stand der Taschenaufpasser wieder nicht auf. Ich musste meine Tasche selbst wieder aus dem Regal holen. Dafür gab es auch kein Trinkgeld. Vor dem Raum war ein riesiger Stapel von Taschen in der Ecke. Komisch, wollte man diese nicht abgeben um Trinkgeld zu sparen? Die Aufbewahrung jedenfalls kostete nichts. Oder hatte man, wie ich, kein Vertrauen in die Aufpassfähigkeit des Angestellten? Immer noch besser unbeaufsichtigt draußen, als bei dem Halunken innen, dachte man vielleicht. Gut dass ich mein Tablet mitgenommen hatte.
Ich ging ein wenig um den Maidan herum, dem größten Stadtpark der Welt, vorbei am Fort William. Im Park standen überall Schilder, dass dieser Militärbesitz sei, was die Leute nicht daran hinderte den Rasen zu betreten und ihren Müll darauf zurückzulassen.
Südlich ging es zum Viktoria Memorial. Königin Viktoria war nie hier, doch es war wohl damals modern alles nach der alten Dame zu benennen. Vor dem Memorial standen lauter silberne Kutschen, gezogen von furchtbar abgemagerten Pferden. Dieses touristische Angebot lehnte ich aber ab, denn ich wollte nur nachsehen was der Eintritt kostete. Die veranschlagten 150 Rs wollte ich aber erst morgen abgeben, da es heute schon zu spät war. Ich ging weiter am Birla Planetarium vorbei. Um 13:30 Uhr war täglich eine englische Show, aber ich fand das etwas sinnlos, denn Sterne schaue ich mir lieber unter freiem Himmel an.
In der St. Pauls Cathedral wurde der Zugang zum Altar und zu den schönen Fenstern, der eigentlichen Sensation, durch ein Absperrband schon von weitem verwehrt. Von den Fenstern konnte man wenig erkennen und fotografieren war auch verboten. So eine Touristen unfreundliche Kirche.
Ein Stück weiter war die Academy of Fine Arts. Im Erdgeschoss waren 4 Säle mit zeitgenössiger Kunst. Es kostete keinen Eintritt, doch an Tischen saßen die Künstler und hofften ihre Werke bestmöglich zu verscherbeln. Im ersten Stock sollte ein Museum sein. Ein kleiner Raum zeigte Fotos und Kleider von Irgendjemand (mal wieder). Der angrenzende große Raum war wieder recht schmuddelig und wurde von 2 Damen neu ausgeschmuddelt. Es gab noch eine weitere Treppe nach oben, doch diese traute ich mich nicht zu gehen. Versiffgefahr!
Ich wollte mir dann draußen an einem Stand etwas zu Trinken kaufen, doch vor mir stand mal wieder ein Inder im Weg, der mit dem Verkäufer größeren Diskutier Bedarf hatte. Da der Verkäufer nicht in einem Buch nachblätterte von wegen schneller Bedienung und ich nicht an der Verkaufsstelle verdursten wollte, ging ich weiter. Die müssen endlich mal lernen, wie man keinen Umsatz macht.
Das Rabindra Sadan, nach dem auch meine Metro Station benannt war (oder umgekehrt), war ein Theater, dass original aussah, wie wenn es aus der DDR übriggeblieben war. Von hier war es auch nicht mehr weit zu meinem Hotel.
Zum Essen ging ich wieder in meine Fast Food Bäckerei. Diesmal gab es eine Chinesische Combo Box, leicht zu merken vom Schild bis zur Kasse. Und siehe da, ich saß wieder genau auf demselben Platz wie gestern. Alles wiederholt sich im Leben. Oder es war doch nur ein Fehler in der Matrix.
16. Tag – Mutter Theresa
Ich stand wieder früh auf. Diesmal bestellte ich mein Frühstück telefonisch direkt beim Room Service. Wieder nahm ich Omelette mit Buttertost und Tee. Da weiß man, was man hat. Und diesmal kam der Tee tatsächlich in einer Thermokanne (Ja, ich habe mich überzeugt, dass kein Bier drin ist) zusammen mit dem Essen. Diesmal hatte man sich wohl besser vorbereitet und gar nicht erst versucht eine saubere Tasse zu finden.
Um 8 Uhr ging ich los, wobei ich beim Herausgehen vom Rezeptionist gefragt wurde, ob ich jetzt Frühstück haben wolle. Ich nutzte die Gelegenheit und bestellte statt Frühstück für den nächsten Tag um 3 Uhr einen Weckruf und für 4 Uhr ein Taxi zum Flughafen.
Ich ging zur Metro. Mein Ziel war die Tollygunge Station, die als Endstation auf meinem Metroplan eingezeichnet war. Nun hatte ich Mangels Gedächtnisses und Aussprachfähigkeiten den Namen der Station nicht parat, als ich am Schalter den Metro Chip erwarb und so sagte ich „zur letzten Station“. Das kostete mich dann gleich unnötige 8 Rs, denn inzwischen wurde wohl die Strecke verlängert und meine Station war gar nicht mehr die Letzte.
Diesmal war Berufsverkehr und die Metro übervoll. Ich drängte mich also zu den gefühlten eine Milliarde Indern in die Bahn. Zum Glück leerte sich diese mit der Zeit, denn die Fahrt war recht lang. Als ich auf den Plan an der Wand schaute, musste ich feststellen, dass es keine Station mit dem Namen Tollygunge gab, nur eine Station mit einem anderen Namen und dem Untertitel „Tollygunge Area“. Mangels Alternativen stieg ich hier aus, wollte aber sicherheitshalber per GPS überprüfen, ob ich wirklich richtig sei, so dass ich im Notfall die nächste Bahn zurück hätte nehmen können, ohne ein neues Ticket zu erwerben. Allerdings bekam ich unter dem eisernen Regendach keine GPS Verbindung und da man mich schon komisch anzusehen begann und man mich vielleicht für einen Terroristen halten könnte, begab ich mich auf gut Glück zum Ausgang.
Zum Glück war ich richtig und so begab ich mich nach kurzem Fußweg zur Tipu Sultan Moschee. Diese sah auf dem Bild, das auf dem Stadtplan war, den mir das Hotel gegeben hatte, viel größer aus als in Wirklichkeit. Im Garten waren ein paar Gräber, die ich zuerst besuchte. Vor der Moschee saß ein Mann auf einem Stuhl, der Türsteher sozusagen. Er war wohl auch für die Schuhe verantwortlich, denn als ich diese auszog und dabei mit einem Schuh die erste Stufe auch nur berührte, fing er gleich an zu schreien. Sind die penibel hier. Wahrscheinlich haben sie diese Stelle nach meinem Verlassen 3 Tage desinfiziert.
Der Mann schickte mich die Treppe hoch und auf dem Dach machte ich ein paar Fotos. Nach kurzer Zeit kam der Mann jedoch nach oben und meinte ich müsse jetzt wieder runter. Waren denn die üblichen 10 Minuten rum und war heute Freitag? Ich besuchte dann noch einmal die Gräber, diesmal aber ohne Schuhe. Schließlich wollte ich den alten Mann nicht noch mehr verärgern.
Es ging zurück zur Metro und da ich mir diesmal die Mühe gemacht hatte mir die Station zu merken, musste ich auch nur 4 Rs bezahlen. Die Bahn war wieder extrem voll, doch diesmal wurde sie nicht leerer, sondern immer voller. Das war aber auch kein Wunder denn ich fuhr ja auch den Weg zurück. Ich hatte ziemliche Angst um meine Tasche und mein Tablet und musste mich an meiner Zielstation zum Ausgang kämpfen. Aber inzwischen bin ich ja Rush Hour in Asiens Metros gewohnt, so dass dies keine große Herausforderung darstellte.
Ich wollte zum Kalighat Kali Tempel und auf dem Weg dorthin wurde ich schon von 2 Führern ziemlich aufdringlich angesprochen. Ich versuchte ihnen zu entkommen indem ich erst mal am Tempel vorbei ging, um von außen ein paar Fotos zu machen. Dabei entdeckte ich den Eingang zum Nirmal Hriday, dem Sterbe-Krankenhaus von Mutter Theresa. Dieses hatte ich hier gar nicht erwartet und gedanklich hatte ich es schon von meiner Sehenswürdigkeiten Liste gestrichen, da es zu weit entfernt schien. Ich traute mich hinein, auch um den Führern zu entgehen.
Eine Krankenschwester kam auf mich zu und zeigte mir das komplette Krankenhaus. Das war schon sehr beeindruckend. Unzählige Volontäre aus westlichen Ländern verrichteten hier kostenlos Arbeiten. Ich fragte ob ich ein Foto von dem Stuhl von Mutter Theresa machen dürfte und wurde an den Chef verwiesen. Dieser wurde extra für mich gesucht, aber nicht gefunden. Ich wollte aber auch nicht für ein Foto den ganzen Laden aufmischen, zumal es nur ein Stuhl war, sondern lieber etwas spenden. Doch die Krankenschwester wollte das Geld nicht annehmen, ich solle dies doch lieber im Mutterhaus spenden. Dafür kramte sie aus einem Schrank ein Blechkästchen heraus, aus dem sie einen kleinen Zettel mit der Adresse holte und mir überreichte.
Ich ging zum Tempel, die Führer hatten sich inzwischen verzogen. Doch kaum hatte ich diesen betreten, kam ein Priester auf mich zu, um die Führungsaufgaben zu übernehmen. Natürlich wieder zuerst Schuhe aus, dann Blumen und 2 Ringe in die Hand (die innere Registrierkasse zählte schon mit), wobei ich die Hand vorher Waschen musste. Also so dreckig war diese auch nicht. Schließlich kam ich gerade aus dem Krankenhaus.
Zuerst führte er mich an einen Platz, wo man Ziegen schlachtete, da schwarze Ziegen den Teufel symbolisierten. Die Ziegen wurden nach dem Schlachten dann an Arme verfüttert. In Socken stand ich also in einem Siff aus Wasser, Blut, Vogeldreck und Sonstigem, dessen Zusammensetzung ich lieber nicht wissen möchte. Aber besser wie Barfuß.
Man führte mich anschließend zu einem Wunschbaum, wo die Leute Steine anbrachten und wenn die Wünsche in Erfüllung gingen, nahm man diese wieder ab. So voll wie der Baum war, schien das nicht ganz so gut zu funktionieren. Wenn ich aber an die Zugverspätungen und die Ticketverkäufer denke, dauert es vielleicht nur ein bisschen länger in Indien, bis auch die Wünsche in Erfüllung gingen.
Vor dem eigentlichen Tempel war eine riesen Schlange von Menschen. Bevor er mich an dieser vorbeiführte, segnete er noch schnell die Blumen in meiner frisch gewaschenen Hand. Innen war ein größeres Gedränge als in der Metro zur Rush Hour. Ich drängelte mich so gut es ging durch, auch hier half meine Metro Erfahrung. Ich sollte die Blumen in einen Raum werfen, was ich auch tat. Ich weiß bis heute nicht auf was. Aber teuer war es, denn nachdem wir wieder am Wunschbaum angelangt waren und ich die Ringe mit zugehörigen Wünschen angebracht hatte, wurde mir das Spendenbuch offenbart. Hier war wieder kein Betrag unter 5000 Rs. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand so viel spendet. Selbst Japaner können nicht so blöd sein. Da werden garantiert heimlich Nullen drangehängt. Ich gab 500 Rs. Der Gesichtsausdruck meines Führers war allerdings nicht mehr so freundlich. Er hatte wohl das Zehnfache erwartet, wahrscheinlich hielt er mich für einen Japaner.
Es ging zurück zu den Schuhen und hier bekam die Dame, die mir die Blumen überreicht hatte, auch noch mal 100 Rs. Zu guter Schluss wollte der Priester auch noch einen Tipp, denn er hätte mir ja alles so schön erklärt. Er musste dann mit 100 Rs zufrieden sein, denn ich wollte nicht noch einmal zum Geldautomaten so kurz vor der Abreise. So ein Tempelbesuch in Indien ist richtig teuer. Da ist ein Museumsbesuch trotz Touristenaufschlag weitaus billiger.
Ich wollte mit der Metro Richtung Norden bis zur vorletzten Station. Das Ganze dauerte 30 Minuten und Anfangs war der Zug auch noch recht voll, leerte sich aber auch hier wieder schnell. Die Rush Hour beginnt hier wohl erst ab 9 Uhr, also ziemlich spät. So ein faules Volk.
Am Parasnath Jain Tempel stand ein Schild, dass keine Socken, Gürtel, Taschen und Schuhe erlaubt sind. Hatte die Gottheit hier eine Lederallergie? Vor der Treppe zog ich also die Schuhe und Socken aus, wollte den Rest aber oben ablegen, damit dieser nicht in fremde Hände fällt. Schließlich gab es hier scheinbar keine Schuh und Lederwaren Aufpasser. Allerdings wurde ich sofort von einem Mann angeschnauzt und so ließ ich alles zurück, bis auf mein Tablet. Das war mir dann doch zu wertvoll. Dieses hatte allerdings eine Lederhülle, wobei ich hoffte, dass diese aus Kunstleder sei. Sonst ist der Gott vielleicht noch verschnupft (Wortspiel, Allergie).
Ich betrachtete noch belustigt ein Plakat mit einem nackten Mann, der Yoga machte, da wurde ich auch schon von einem (angezogenen) Mann angesprochen, der mir alles erklären wollte, was ich bereits gesehen hatte. Wenn man faul in der Sonne liegt, anstatt die Touristen direkt am Eingang abzufangen, da kann sowas schon mal passieren. Wer zu spät kommt… Jetzt weiß ich auch warum der Mann nackt Yoga macht. Dem kann man wenigstens nicht in die Taschen langen.
Ich wollte ein Taxi zum Dakshineswar Kali Tempel nehmen. Dieser war laut Plan nicht allzu weit weg, ich schätzte 50-100 Rs. Allerdings kam kein leeres Taxi vorbei und die, die herumstanden, waren verlassen. Also ging ich zurück zur Metrostation, in der Hoffnung dort ein Tuc Tuc zu bekommen. Hier standen zwar genug herum, doch als ich den mir zugewiesenen Fahrer fragte, behauptete er diesen Tempel nicht zu kennen. War wohl nicht sein Tisch. Ich müsse ein Taxi nehmen. Der Taxifahrer stand an einem Cafe (jetzt weiß ich auch warum alle Taxis verlassen waren) und verlangte unverschämte 250 Rs. Wenn die Hinfahrt schon so teuer war, was sollte da erst die Rückfahrt kosten. Und dann schon wieder das Gezeter, darauf hatte ich keine Lust. Und das nur für einen wohl wieder teuren Tempel. Ich verabschiedete mich und ging weg ohne auch nur den Versuch zu starten um den Preis zu feilschen. Soll er doch seiner Frau heute Abend erklären warum er den ganzen Tag mit seinen Kumpels an der Bar gestanden hat und kein Geld verdient hat. So blöd sind nicht alle Touristen, dass sie sich ständig abzocken lassen. Ich ging schnurstracks in die Metrostation und ignorierte auch sämtliche Hinterherrufe.
Mein Weg führte zurück zur Rabinddra Sadan Station. Ich musste dem Fahrkartenverkäufer aber die Station auf meinem Plan visuell zeigen, da er mich diesmal oral nicht verstand. Sonst ist es immer umgekehrt, da versteh ich die Leute nicht. Aber bei dem Namen ist das auch kein Wunder. In der Bahn stellte ich mich erst einmal in das Frauenabteil. Das merkte ich erst, als mich alle ganz blöd ansahen. Diskret bewegte ich mich dann Schrittchen für Schrittchen zu den Männern. Peinlich, Peinlich. Inzwischen waren die Bahnen nicht mehr so voll, denn es war bereits 11:30 Uhr und der Berufsverkehr war vorbei.
Ich ging direkt zum Victoria Monument. Hier wollte ich an der Kasse einen Tausender wechseln, der allzu häufig aus dem Geldautomaten kam. Ich dachte hier sind genug Touristen, die Hunderter und Fünfhunderter da lassen, allerdings war das ein Trugschluss. Ich bekam lauter Zehner, denn hier war wohl wieder die Hauptbesuchergruppe indische Touristen und die bezahlten nun mal nur 10 Rs statt 150 Rs.
Ich lief dann direkt zum Monument, vorbei an einer riesigen hässlichen Statue von Queen Victoria. Den umliegenden Garten ignorierte ich komplett. Das kostete nur unnötige Schuhsohlen. Schon von außerhalb des Zauns habe ich gesehen, dass dort nicht viel zu entdecken war. Ich wollte stattdessen einmal um das Gebäude herum laufen. Als ich auf der Rückseite fotografierte, wurde ich gleich wieder mit dem obligatorischen „Where are you from“ angesprochen. Wie gesagt, westliche Touristen waren selten, alles nur Inder. Doch diesmal sagte ich einfach „India“, was ja nicht ganz verkehrt war, schließlich hatte er mich nicht nach meinem Geburtsort gefragt. Der überraschte Gesichtsausdruck sagte so etwas aus wie „Ich lass dich ja in Ruhe“. Das hätte ich während meiner Reise öfters antworten sollen.
Nach der üblichen Sicherheitskontrolle wurde in der ersten Vorhalle des Memorials Fotos über die Geschichte des Gebäudes ausgestellt. Links in einer Gallery gab es noch Bilder von alten Tempeln und anderen Gebäuden. Die ovale Haupthalle lag unter der Kuppel und stellte Waffen, ein Klavier und Bilder aus dem Gouverneurs Haus, das ich gestern schon von außen bewundern durfte, aus. Jetzt weiß ich auch wie es von Innen aussieht. Weiter ging es zu einem Raum mit Ölgemälden aus der Kolonialzeit. Hier waren die Absperrungen so weit weg, dass man größtenteils die erklärenden Schilder nicht lesen konnte. Wenn die nicht wollen, dass man die Schilder liest, dann sollen die einfach keine aufhängen. Diese weiten Absperrungen sparen wohl vor allem Aufsichtspersonal, da die Inder ja alles antatschen müssen, was hier nicht so einfach möglich war. Jetzt mussten weniger Wärter auf ihren Stühlen schlafen.
Gegenüber war die berühmte Colcatta Gallery. Es begann interessant mit der gesamten Geschichte von Kolkatta. Ich hatte gar keine Zeit alles zu lesen, denn da war fast jedes Jahr seit der Gründung aufgeführt mit Bildern aus der entsprechenden Periode. Doch bald kamen nur noch Schriftstücke und uninformative Beschreibungen von lokalen Größen. Das wurde dann ganz schnell langweilig.
Im ersten Stock war eine Gallery mit riesigen Bildern von Mächtigen des 20. Jahrhunderts. Dazu ein paar wenige Malereien und Schriften. Ein Stock höher gelangte man auf die Balustrade der Kuppel. Natürlich lief ich erst mal falsch um diese herum, also gegen die vorgegebene Laufrichtung. Aber schließlich zahle ich auch fünfzehnmal mehr als die anderen. Da kann ich mir so was heraus nehmen. Da ich noch Zeit hatte, ging ich noch mal durch die Colcatta Gallery. Diese wurde dadurch aber auch nicht besser.
Ich ging dann Richtung Mutter Theresa Motherhouse, doch es war erst 14 Uhr und das Haus, oder besser die Schwestern, hatten Mittagspause bis 15 Uhr. Also ging ich zum St. Xavier College, das laut Reiseführer früher einmal ein Theater gewesen ist. Zuerst fotografierte ich allerdings das falsche Gebäude. Dies war weitaus schöner, aber leer und mit Stacheldraht umzäunt. Wahrscheinlich war es wieder von Militär besetzt. Das College selbst war weder schön, noch sehenswert. Wer schreibt denn solche Reiseführer?
Im Park Street Cemetery musste ich mich wieder in das goldene Buch eintragen, um hinein zu gelangen. Allerdings diesmal nicht mit meiner Heimatadresse, sondern mit der lokalen Adresse. Ja wollen die mir denn keine Geburtstagskarte schicken?
Hier gab es riesige imposante Grabsteine. Doch die zwei, die im Reiseführer extra beschrieben waren, konnte ich nicht finden. Dafür zeigte mir ein Wärter eines, das nicht drin stand und dessen Besitzer ich auch nicht kannte. Weitere Versuche des Wärters mir unbekannte Tote vorzustellen blockte ich ab, denn das kann hier recht schnell teuer werden. Es war inzwischen kurz nach 15 Uhr und ich ging hinaus. Am Ausgang meinte ein weiterer Wärter ich solle meine Eindrücke in ein Buch schreiben, das sich in seinem Häuschen befand. Doch als ich von außen die daneben stehende riesige gläserne Spenden Box sah, lehnte ich dankend ab und ging weiter. Langsam kennt man die Tricks.
Der weitere Weg führte an der Hauptstraße vorbei. Hier hatten sich wohl die Autowerkstätten angesiedelt und wie in Asien üblich, natürlich alle in einer Straße. Um die Vermüllung von Indien zu beschleunigen, machte man sich hier gar keine Gedanken um den Umweltschutz und so ließ man das Altöl direkt auf die Straße ab. Es konnte ja nicht im Grundwasser landen, dafür gab es ja Gullis. Der Rest setzte sich dann an meinen Schuhen fest, dann man wanderte durch einen See aus altem schwarzen Öl.
Am Mutter Theresa Motherhouse angekommen wollte mir eine Frau unbedingt den Eingang zeigen. Auch das ignorierte ich, denn so schwer ist es nicht eine Tür zu finden. Wie gesagt, man kennt inzwischen seine Pappenheimer (Gottfried Heinrich zu; Wallenstein). Am Eingang hing auch gleich ein Schild, mit der Warnung, dass Schuhe in der Vergangenheit gestohlen worden seien und es nicht nötig sei diese hier auszuziehen, auch wenn man das Grab betritt. Das macht Sinn, denn wir sind ja nicht in einer Moschee. Und Schuhaufpasser gab es auch keine. Hier verbrachte man lieber den Tag mit Beten, als mit Abzocken.
Eine Treppe führte zu einem kleinen Raum, in dem Mutter Theresa gelebt hatte. Hier standen ein einfaches Bett, ein Schreibtisch, ein Kästchen mit denen die Korrespondenz zur Verteilung an die Hilfsschwestern sortiert wurde und ein kleiner Schrank. Im Erdgeschoss war eine Ausstellung mit so ziemlich allem was einmal früher zusätzlich in dem Raum war. Visitenkarten, Tassen, Teller, Zahnbürste, Zahnpasta, Sandalen, also wirklich alles. Dazu kamen ca. 40 riesige Schautafeln mit Bildern und Stationen ihres Lebens, einige interessant, einige nicht. Am Grab zogen natürlich alle Ihre Schuhe aus, sogar die Touristen, trotz der eindeutigen Warnung. Ich tat das natürlich nicht, schließlich waren das die einzigen Treter die ich dabei hatte und barfuß wollte ich nicht in Frankfurt landen, nicht Anfang März. Das Grab war schlicht, aber riesig. Und da dies der einzige Ort war, wo man Fotos machen durfte, machte ich davon auch Gebrauch. Seltsam, sonst war es immer umgekehrt und man durfte von Gräbern keine Fotos machen.
Ich ging zurück zum Hotel. Es war zwar erst 16:00 Uhr, aber es war keine Sehenswürdigkeit mehr in der Nähe und ich wollte am letzten Tag keine Weltreise mehr machen. Auf dem Weg kam ich an einem Weinladen vorbei. Dieser war auch gar nicht so weit von meinem Hotel entfernt. Scheinbar war dies auf dieser Reise mein Schicksal, dass ich solche Läden immer erst zu spät fand. Da ich aber morgen so früh raus musste, entschloss ich mich lieber eine große Flasche indische Cola zu erwerben, die dann auch erwartungsgemäß ganz furchtbar schmeckte.
Das Essen nahm ich natürlich wieder in meiner Fast Food Bäckerei zu mir. Ich wollte noch einmal richtig zuschlagen und so bestellte ich zum Abschluss 2 Gerichte, einmal ein Thali mit Nan, also Brot, und einmal Dosa, wobei ich nicht wusste was dies genau war. Auf dem Foto sah es aber interessant aus. Ich holte zuerst das Thali, musste aber wieder warten, wie beim letzten Mal. Diesmal aber nicht weil das Brot wieder aus war, sondern weil jemand vor mir zig Thali zum Mitnehmen bestellt hatte und diese mussten alle erst eingeschweißt werden. Als ich dann endlich meins bekam, war kein freier Tisch zu finden und ich musste wieder etwas warten, bis im ersten Stock etwas frei wurde. Nachdem ich mit der Vorspeise fertig war, holte ich mein Dosa. Doch jetztl war wirklich kein Dosa da und ich musste wieder warten. Diesmal sogar recht lange, bis dann jemand endlich Nachschub brachte. Ich hatte schon Angst meinen Flug morgen zu verpassen, so lange stand ich in dem Laden schon herum. Dosa stellte sich als zusammengerollter Pfannkuchen vor, der mit Kartoffelbrei und Gemüse gefüllt ist. Dazu gab es eine Linsensuppe und eine weiße, kalte und total geschmacksneutrale Soße. Diese aß ich lieber nicht, so einen Tag vor Abflug. Wenigstens die Farbe erinnerte an Jogurt. Und wer weiß wie diese gelagert wurde. Es war auch kein Verlust, da sie ja sowieso nach nichts schmeckte.
Dieses Dosa Teil war extrem schwer zu essen, da es als Besteck nur einen Löffel für die Suppe gab. Die Rolle war aber auch zu groß, um sie in die Hand zu nehmen und zu weich um ein Stück abzureißen. Der Anblick meines Essversuches muss für Einheimische grausam gewesen sein. Ich konnte aber auch keine Vorbilder zum Abschauen (Chinesische Sitte) ausmachen, denn scheinbar bestellt keiner so was hier. Die wissen schon warum. Sowas bestellt man nur in Läden mit ordentlichem Besteck und Servierten.
Ich war kaum zurück in meinem Hotelzimmer, da bekam ich auch schon einen Anruf, dass ich die Rechnung noch unterschreiben müsse. Ich ging also zur Rezeption, um dies prompt zu erledigen. Man bestätigte den Weckruf um 3 Uhr und das Taxi um 3:30 Uhr. Allerdings wollte ich das Taxi um 4 Uhr. Wie oft sollte ich das noch sagen. Man sagte mir das wäre kein Problem, das Taxi würde solange warten. Allerdings würde kein Taxi kommen, sondern ein normaler Wagen, denn die Taxis würden morgen streiken. Deswegen kostet die Fahrt auch 500 Rs statt 300 Rs. Für mich war der Preis in Ordnung, schließlich hatte ich für Flughafenfahrten schon viel mehr hingeblättert, aber bisher hatte ich nicht den Eindruck gehabt, dass das Hotel mich abzocken wollte. Jetzt kam allerdings ein leiser Verdacht hoch. Ich sollte das Hotel noch bei Tripavisor empfehlen, was ich aber ablehnte, weil man dazu einen Facebook Zugang braucht. Und was soll ich schreiben nach der Taxistreik Geschichte? Diesmal freundlich Abgezockt?
Ich ging früh ins Bett, schlief aber schlecht. Das war wohl die indische Cola, die zwar einen schlechteren Geschmack, aber dafür genauso viel Koffein hat, wie echte Cola. Ich hätte doch Bier trinken sollen…
17. Tag – Endlich nach Hause
Um 2:55 Uhr kam der Weckruf, doch es war keiner dran. Auf der Toilette checkte ich noch einmal meine Emails und siehe da, Flugplanänderung! Das war die 7.(!) Flugplanänderung seit der Buchung und diese wurde am 2.3. um 19:30 Uhr verschickt. Da lag ich aber schon im Bett. Zum Glück wollte man mir mitteilen, dass mein Flug statt um 7 Uhr nun um 7:35 Uhr stattfindet. Na besser so wie umgekehrt. Und ich hatte immer noch fast 4 Stunden Zeit zum Umsteigen in Delhi. Um 3:30 Uhr bekam ich wieder einen Anruf. Genau, mein Taxi würde warten. Wie oft soll ich es noch sagen, 4 Uhr, 4 Uhr, 4 Uhr. Zum Glück war ich fast fertig, so dass ich 5 Minuten später aufbrechen konnte. In der Vorhalle schliefen noch einige Inder und das Rolltor zum Eingang wurde für mich aufgemacht.
Und siehe da, was stand vor der Tür? Ein Taxi. Von wegen Streik. Auch andere Taxis fuhren durch die Gegend. Es hätte mich auch gewundert, wenn man die knappen Einnahmen auch noch wegen eines Streiks hätte ausfallen lassen. Der Fahrer heizte durch die Stadt ohne auch nur einmal anzuhalten. So waren wir in 30 Minuten am Flughafen.
Bei der Kofferkontrolle fragte ich diesmal vorher nach, ob das Siegel auch von Air India ist. Das erspart mehrmaliges Durchleuchten. So kriegt die Tasche auch kein Hautkrebs.
Mein Flug fand sich nicht auf der Anzeigetafel, was mich etwas nervös machte. War das etwa die 8. Flugplanänderung? Alle angezeigten Flüge standen schon auf „Security Check“, auch Flüge, die nach 8 Uhr stattfanden. Ich fragte am Air India Schalter bei der Aufsicht nach und diese sagte es wäre alles in Ordnung, der Flug würde nur nicht auf der Tafel stehen. Ich frage mich, wofür man denn dann so eine Tafel hat, wenn man nichts drauf schreibt.
Ich könnte aber schon einchecken meinte der Aufsichtsbeamte und so stellte ich mich an der Schlange an. Auch meine Frequent Traveller Karte konnte mir hier keinen Vorteil verschaffen, denn erstens war Air India trotz mehrmaligen Bettelns nie in die Star Allianz aufgenommen worden und zweitens gab es hier gar keinen Business Class Schalter, der das Einchecken beschleunigen könnte. Es war erst 5:15 Uhr und ich hatte also noch viel Zeit, dank dem Taxi um 3:30 Uhr. 4 Uhr!
Direkt neben meinem Schalter wurde ein weiterer Schalter aufgemacht. Mit dem Gespür und der Schnelligkeit eines Vielfliegers nutzte ich die Chance und sprang als erstes aus der Reihe, um mich dort ganz vorne anzustellen.
Mein Gepäck würde diesmal bis Frankfurt durchgereicht. Das Abholen und wieder Einchecken wie beim Hinflug konnte ich mir also sparen. Allerdings musste der Angestellte meine Passdaten eingeben und das scheiterte daran, dass er den „Country Code“ von Deutschland nicht kannte. Zuerst fragte er einen Kollegen, dann fragte er in seiner Verzweiflung sogar mich, aber auch ich konnte nicht weiterhelfen. So gelang es ihm nur eine Boarding Card bis Delhi auszustellen. Das nützte allerdings nichts, denn mein Gepäck ging ja nach Frankfurt.
Die Schlange hinter mir wurde lang und ungeduldig (Wenn ich hier angestanden hätte, ich wäre ausgerastet. Zum Glück stand ich diesmal ganz vorne.) und nach 10 Minuten schickte man mich zur Aufsicht zurück, wobei der Angestellte meine Tasche erst mal zur Seite stellte. War wohl doch nichts mit direkt nach Frankfurt, zumindest nicht ohne Country Code.
Aber auch der Mann an dem Aufsichtsschalter scheiterte an dem Country Code, so dass er einen anderen Kollegen um Hilfe bat. Dieser kannte sich wohl auch aus. Ich konnte ja nicht der einzige Deutsche sein, der von Kalkutta über Delhi nach Deutschland fliegt. Doch die Tipps die der Kollege dem Mann an der Aufsicht gab fruchteten nicht. Es gelang ihm einfach nicht die Daten einzugeben. Wie das immer bei Aufsichten so ist, in der Theorie gut, aber die Praxis. Der Kollege nahm sich dann der Sache selbst an und siehe da, 30 Sekunden später hatte ich meine Bordkarte nach Frankfurt. Ich achtete dann noch darauf, dass meine Tasche wirklich wieder auf dem Band landete und ich dadurch in Frankfurt dreckige Unterhosen hatte und ging gleich durch die Sicherheitskontrolle.
Ich gönnte mir einen Chickenburger und einen Tee zum Frühstück, schließlich hatte ich nicht mehr beim Zimmerservice im Hotel anrufen können, um Frühstück zu bestellen, denn das Taxi kam ja schon um 3:30 Uhr. Dann ging es mit dem Bus zum Flugzeug und mit unglaublich wenigen 15 Minuten Verspätung ging es los. Auf dem Flug gab es dann noch mal richtiges Frühstück, denn der Flug nach Delhi dauerte doch 2 Stunden. Man hatte die Wahl zwischen Vegetarisch und Nicht-Vegetarisch. Ich nahm natürlich Nicht-Vegetarisch, aber anstatt Fleisch bekam ich ein Omelette. Also man kann es jetzt auch übertreiben. Der Umgang mit Brötchen, Butter und Marmelade muss aber noch von den Einheimischen geübt werden. Einige schnitten sich eine Tasche in die Brötchen und stopften alles rein, andere schmierten sich die Butter und Marmelade auf die Außenseite des Brötchens und bissen ab. Na gut, wenn die mich gesehen hätten, wie ich das Dosa gegessen hatte.
Zur weiteren Belustigung gab es Bollywood Streifen aus den Siebzigern mit englischen Untertiteln. Sehr amüsant und eine schöne Abwechslung zum Betrachten der Brötchen Esser.
Als wir gelandet waren, drängelte sich doch eine Oma rüpelhaft vor mich und verlies ganz schnell das Flugzeug um dann, kaum draußen angekommen, direkt in einen Rollstuhl zu steigen. Aha, hatte es wohl eilig zum Seniorenkaffee zu kommen.
Die wenigen Transfergäste wurden dann nicht mit einem Rollstuhl, sondern von einem Angestellten empfangen, der uns dann zum Internationalen Transfer führte. Allerdings hätte ich das auch so gefunden, denn es war gut ausgeschildert. Aber Service ist nun mal Service. Und wenn es schon keinen Rollstuhl für jeden gibt.
Man musste hier zuerst ein Ausreiseformular ausfüllen und dann ging es zur Passkontrolle. Es waren nur zwei Schalter offen und ungefähr 30 Personen vor mir, wobei der eine, alte Beamte den gesamten Vorgang mehr blockierte, als seinem Kollegen dabei zu helfen die Schlange abzubauen. Und so dauerte es geschlagene 45 Minuten bis ich meinen Ausreisestempel hatte. Zum Glück hatte ich genug Zeit. Ich will gar nicht wissen, wie es ist, wenn man es hier mal eilig hat. Und als wenn man nicht schon genug gewartet hätte, musste man noch nochmal durch die Sicherheitskontrolle und so verstrichen weitere 15 Minuten. Langsam begann Indien zu nerven.
Durch alle Schikanen gekommen, kaufte ich erst mal für Gabi Tee und für mich Bier. Von letzterem gab es auf dem Rückflug gerade einmal 2 Stück, danach nur noch Wasser. Aber inzwischen war ich ja daran gewöhnt nüchtern zu reisen. Mein Sitznachbar war übrigens ein Inder, der mit schlecht kopierten Unterlagen und einer total zugemüllten Tasche neue Kunden auf der Cebit auftun wollte. Na dann viel Glück im sauberen Deutschland. Ich konnte mich zum Glück etwas von ihm entziehen, indem ich so tat, als wenn ich Interesse an Bollywood Filmen haben würde.
Mein Fazit: Ohne Alkohol ist Indien einfach nicht zu ertragen. Das war das erste Land, bei dem ich froh war wieder nach Hause zu fahren.