Renovierungsbedürftiges Japan
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Japan
1.Tag – Air Koryo II
Ich begann meine Reise mal wieder mit Alkohol. Denn trotz meines Flugs mit ANA Airways durfte ich die Lufthansa Lounge besuchen. Star Alliance sei Dank. Plötzlich quatschte mich ein Typ aus New York an. Das lag einerseits daran, dass wir beide um 10 Uhr schon ein Bier in der Hand hatten (und damit Brüder im Geiste waren) und andererseits daran, dass ich ein New England T-Shirt trug und jeder Amerikaner denkt, dass dies auch nur Amerikaner tragen dürften. Er war schon ein wenig enttäuscht als er merkte, dass ich Deutscher war und nicht mit ihm nach Singapur fliegen würde.
Kurz vor Abflug wurde das Gate gewechselt. Das wunderte mich schon etwas und noch mehr wunderte es mich, dass wir in Busse verfrachtet und auf das Vorfeld gefahren wurden, wo wir in die Maschine stiegen. Dass man das bei einer nordkoreanischen Maschine machte, weil man diese nicht in der Nähe des Terminals haben mochte, kann ich noch nachvollziehen, aber ANA? Hatte diese Airline auch so einen schlechten Ruf? Bloß Abstand halten?
Der Pilot klärte uns dann per Durchsage auf. Die vorherige Maschine am Gate hatte ein Sicherheitsproblem (also doch Nordkorea?) und konnte somit das Gate nicht freimachen. Und damit wir nicht stundenlang auf Kim Jong Un warten mussten, hatte man sich entschlossen auf dem Vorfeld zu boarden.
Ich hatte die komplette mittlere Reihe für mich, konnte mich also hinlegen. Nicht bequem, aber immerhin. Trotzdem konnte ich nicht viel schlafen. Und da der Rotwein mal wieder nur in Pfützen ausgeschüttet wurde, schwenkte ich lieber auf Bier üm. Nüchtern wollte ich nicht in Japan ankommen, wenn ich schon unausgeschlafen war.
2. Tag – Erst mal Ankommen
Die Schlange an der Passkontrolle war unendlich lange und so beschloss ich das Bier im Niemandsland zu lassen, bevor ich mich an der Schlange anstellte. Diese Entscheidung war klug, jetzt nicht wegen der Einfuhrsteuer, sondern weil ich in der Schlange stehend nach geraumer Zeit an einem Schild vorbeikam „Ab hier 20 Minuten“. Nach insgesamt 45 Minuten hatte ich endlich mein Einreisevisa. Am Gepäckband war mein Koffer noch nicht da, dachte ich zumindest. Ich hatte tatsächlich in der Zwischenzeit vergessen wie er aussah, so lange hatte das mit der Passkontrolle gedauert. Ich nahm einfach die letzte Tasche vom Band und es war meine. An der Zollkontrolle wurde mein Pass dann noch mal gescannt. Wurde jetzt die Bier Einfuhrsteuer fällig? Dann müsste man mich aber jetzt auch noch wiegen.
Leicht genervt von der Warterei holte ich erst mal 30000 Yen (125 Yen = 1 Euro). Natürlich kamen drei zehntausender Scheine aus dem Geldautomaten. Kleingeld kann so praktisch sein. Als nächstes stand auf dem Programm meinen JR Pass abzuholen, die Fahrkarte für die ich schon viel Geld bezahlt hatte und die es mir ermöglichen sollte mit der Bahn 2 Wochen durch Japan zu reisen. Bislang hatte ich nur einen Abholgutschein bekommen. Der JR Schalter sollte um 9:45 Uhr aufmachen und jetzt, um 9:30 Uhr, war schon eine riesige Schlange davor. Ich fragte an der Information nach, ob es noch eine weitere Möglichkeit gab meinen Gutschein einzutauschen. Aber als man das verneinte musste ich mich wohl oder übel anstellen.
Um Punkt 7:45 Uhr wurde das Büro aufgemacht. Vorwärts ging es dann aber trotzdem nicht richtig. Irgendwann kam eine Frau und verteilte Zettel zum Ausfüllen. Vor mir hatte sich ein Mitglied einer Gruppe aus Uruguay angestellt und als dieser kurz vor dem Schalter war, holte er die restlichen 20 Gruppenmitglieder und verteilte diese vor den 2 offenen Schaltern um diese zu blockieren. Und damit dies nicht zu schnell ging, wurde jeder JR Pass auch noch ausdiskutiert. Dies dauerte 45 Minuten. Insgesamt stand ich eine Stunde an, um in 2 Minuten meinen Pass zu bekommen. Das lag aber nur daran, dass man gemerkt hatte, dass inzwischen die Schlange bis in die Innenstadt reichte und man einen dritten Schalter aufmachte. Dieser wurde natürlich auch zuerst von den Uruguayern belegt, weil die beiden neutralen Ansteher vor mir viel zu zögerlich waren und nicht an den Schalter treten wollten. Ich war am Schluss so genervt, dass ich gleich wieder heimfliegen wollte.
Als ich dann endlich am Schalter angekommen war, wurde ich gefragt, ob ich noch Fragen hätte, aber die einzige die ich hatte, wurde mir auch nicht richtig beantwortet. Rückfragen habe ich dann lieber gelassen, vor allem im Hinblick auf die anderen, inzwischen 100 weiteren Personen, in der Schlange. Vor lauter Hektik hatte ich auch noch vergessen eine Pasmo Karte am Fahrscheinautomaten zu holen. Diese berechtigte zum bargeldlosen Bezahlen bei allen öffentlichen Verkehrsmitteln in ganz Japan, wenn man diese vorher aufgeladen hatte (oder überhaupt erworben).
Dafür kam die Monorail, die Bahn in die Innenstadt, gleich. Zum Glück habe ich erst am Ende der Fahrt gesehen, dass dies eine Hochbahn ist. Ansonsten wäre mir schon ganz schön mulmig geworden. Beim Betreten und Verlassen der Station zeigte man seinen JR Pass am Schalter vor. Beim Rausgehen konnte ich jedoch keinen Schalter entdecken und so lief ich durch die geschlossene Schranke. Ich hatte noch keinen GPS Empfang, doch Google sei Dank, ich hatte mir Zuhause in Street View den Weg zum Hotel schon mal eingeprägt und so fand ich es schnell auch ohne Karte. Und da verlangen die Leute, dass alles gepixelt wird.
Ich konnte meinen Koffer hinterlegen und so zog ich gleich zum Zojo-ji Tempel mit dem Sangedatsumon Tor, der gleich um die Ecke lag. Hier wollte man 1000 Yen Eintritt für das Museum und ein paar wohl berühmte Gräber. Aber das habe ich nicht eingesehen. Nach Besichtigung des kostenlosen Teils, zog ich Richtung Kaiserpalast weiter. Ich beschloss nicht mit der Metro zu fahren, sondern zu laufen, vor allem auch um mich etwas abzuregen. Plötzlich bemerkte ich, dass ich meine Ersatzakkus für die Kamera im Koffer und damit im Hotel gelassen hatte. Jetzt hieß es etwas sparsamer mit den Bildern zu sein. Die Familie wird es danken.
Ich merkte, dass ich eine Sehenswürdigkeit komplett falsch in meinen Plan eingezeichnet hatte. Na, das fing ja gut an. Den Eingang zum Idemitsu Museum of Art fand ich dann auch nur nach längerem Suchen. Man musste durch einen Seiteneingang und dann mit dem Fahrstuhl in den 9. Stock fahren. Hier standen überall Aufpasser in Uniform und verbeugten sich ständig. Da hatten sie wohl an einen Kurs bei der ANA teilgenommen, denn die Stewardessen hatten dies auch ständig gemacht.
Da ich kein Kleingeld für die Garderobe hatte (danke Geldautomat), musste ich meine Tasche mitschleppen. Ich entdeckte zuerst den Nebenraum mit der Tonscherben Sammlung. In jeder Vitrine waren noch einmal mehrere Schubladen, die man herausziehen konnte und mit weiteren Scherben befüllt waren. Nachdem ich alle Keramiktrümmer angesehen hatte, entdeckte ich auch die Hauptaustellung. Diese zeigte lauter alte Zeichnungen. Zum Glück war Fotografieren verboten, so sparte ich Batterieleistung.
Den Kaiserpalast konnte man nur von außen betrachten, oder besser gesagt das Zugangstor zu diesem, da ich es versäumt hatte rechtzeitig Karten für eine Führung zu reservieren. Stattdessen ging ich dann in den östlichen Imperialen Palast Garten. Dieser war ganz schön anzusehen und beherbergte zusätzlich noch ein paar alte rekonstruierte Wachhäuser und Mauern. Statt Parkbänke gab es hier klimatisierte Rasthäuser (nicht –stätten). Dort gab es auch ungekühlte Getränke aus dem Automaten. Das war sicher im Winter ganz nützlich, im Sommer nicht so sehr.
Ich verlies den Park durch den Nordausgang, da dort direkt das National Museum of Modern Art lag. Praktisch dass man dieses direkt dorthin gebaut hatte. Die dazugehörige Crafts Gallerie nebenan sparte ich mir, da dort nur eine Sonderausstellung gezeigt wurde. Das Museum war am Anfang ganz nett, am Schluss wurde es aber wie befürchtet. Es ging im 4. Stock los und man ging (oder fuhr mit dem Fahrstuhl, so wie ich) Stock für Stock herunter. Besser als umgekehrt.
Durch den Kitanomaru-koen Park ging ich an der Sumo-Halle vorbei. Ich sah innen Menschen herumlaufen und so warf ich einen kurzen Blick hinein. Es fand wohl gerade ein Kinder Taekwondo Wettkampf statt und so war mir eine kurze Besichtigung möglich. Ich ging weiter zum Showa Memorial Museum. Aber am Eingang schreckte mich schon ab, dass alles nur Japanisch beschriftet war. Wie sollte es dann erst innen weitergehen. Ich entschloss mich den Eintritt zu sparen und mit der Metro zur Tokyo Station zu fahren. Doch hierzu musste ich nun endlich die Pasmo Karte erwerben. Ich ging also zu einem Fahrkartenautomaten und ein freundlicher uniformierter Angestellter wollte mich warnen, dass an diesem Automaten nur Karten für die Metro zu erwerben wären (nicht für das konkurrierende Unternehmen, das an dieser Station auch eine Zusteigemöglichkeit anbot). Als ich ihm zu verstehen gab, dass ich sowieso lieber eine Pasmo Karte haben wolle, konnte er mir hier weiterhelfen. Ich liebe kompetente Fachverkäufer.
Ich war mir nicht sicher, wie das mit dem Umsteigen funktioniert, da man sich mit der Karte sowohl anmelden, aber auch abmelden musste, bevor man die Linie wechselte. Im Internet stand etwas davon, dass man unbedingt die gelben Durchgänge verwenden solle. Allerdings gab es keine gelben, sondern nur pinke. Das war jetzt nicht wirklich ähnlich, selbst für Farbenblinde. Ich versuchte es trotzdem. Und tatsächlich, für den zweiten Fahrabschnitt wurde mir nichts von der Karte abgebucht.
An der Tokyo Station angekommen suchte ich das JP Gebäude auf. Dieses war ein Einkaufszentrum, beherbergte aber auch im zweiten Stock das Museum Intermediatheke. Allerdings ging ich erst einmal in das Untergeschoss, denn hier gab es den Food Corner. Inzwischen war es 14:30 Uhr und ich hatte noch nichts gegessen. Ich entschied mich für eine kalte Platte und ein Bier. Die dazugehörige Kartoffelspeise hielt ich zuerst für Meerrettich, was nicht an der Schärfe, sondern an der Portionsgröße lag.
Frisch gestärkt begab ich mich dann zum Museum. Hier wurde allerlei Krimskrams von der Universitätssammlung ausgestellt. Das ging von Tierskeletten, Steinen, Masken bis zu Werkzeuge, also einfach alles was man so in den Schubladen gefunden hatte. Eine Frau am Eingang redete auf mich ein und drückte mir einen Plan in die Hand. Allerdings verstand ich nichts, wahrscheinlich war ich auch einfach schon zu kaputt nach dem Flug und dem ganzen Resttag. Ich ging deshalb auch etwas schneller durch die Ausstellung und fuhr mit der Bahn zurück zum Hotel. Mein Zimmer lag im 13. Stock und ging auf einen offenen Innenhof. Man kann sich vorstellen wie ich immer an der Wand entlang zu meinem Zimmer gegangen bin.
Ich schlief erst einmal knapp eine Stunde, um dann zum Essen zu gehen. Es gab einige Restaurants, aber besonders hatte es mir eines angetan, an dem man am Automat bezahlte (ja wirklich, erst Geld rein), dann das Essen auf einem der vielen Knöpfe auswählte und zum Schluss einen Bon bekam und das Wechselgeld, wenn man den richtigen Knopf fand. Letzteres ist zu erwähnen, weil zwar außen stand, dass man den Automaten auf Englisch umschalten konnte. Tat man dies aber, wurden viel weniger Gerichte angezeigt und vor allem wurden nicht alle Knöpfe übersetzt. Zu diesen gehörte auch der Wechselgeld Rückgabeknopf. Und so drückte ich solange Knöpfe, bis unten Geld herauskam. Vielleicht transformierte der Automat aber auch nur nach Gebrauch zu einem Glücksspielautomat und ich hatte den Jackpot erwischt. Zumindest gab man dann den Zettel dem Kellner und erhielt dafür ein Glas Eiswasser. Und etwas später kam dann auch das Essen. Das war ganz praktisch und spart Zeit und Japanisch Kenntnisse. Direkt neben dem Hotel lag ein Family Mini Market und hier erwarb ich noch ein paar Bier, auch um etwas Kleingeld zu bekommen. Die Zehntausender Scheine waren schon etwas lästig.
3.Tag – Fischmarkt
Schon um 4:30 Uhr konnte ich nicht mehr schlafen. Lag dies am Jetlag oder am Alkohol? Oder einfach daran, dass hier die Sonne so früh aufging (und entsprechend früh unterging). Das war ja schließlich das Land der aufgehenden Sonne, nicht der untergehenden.
Um 8 Uhr brach ich schließlich zum Fischmarkt auf und war 20 Minuten später schon da. Eigentlich sind die Hallen erst ab 9 Uhr für Besucher geöffnet, aber in Unkenntnis dessen stürmte ich einfach hinein. Im Inneren wurden nur Styroporkartons gepackt und transportiert, nichts zu sehen von einem idyllischen Fischmarkt. Als ich dann den Zettel betrachtete, den mir ein freundlicher Polizist an der Straßenecke überreicht hatte und ich feststellte, dass ich viel zu früh hier war und zusätzlich auch noch ein paar Aufsichtspersonen auftauchten, beschloss ich erst einmal den Hongan-ji Tempel zu besuchen bis hier offizielle Öffnungszeit war.
Unterwegs kam ich an diversen Essensständen vorbei und ich entschied mich dazu erst einmal zu Frühstücken. Es gab Fleisch auf Reis, doch die Verkäuferin riet mir von meiner Fleischauswahl ab und deutete an, dass in dem riesen Topf Innereien vor sich hin köchelten. Aber der kleinere Topf wäre gut und dieses Fleisch nahm ich dann auch. Das ging dann auch gut innen rein.
Der Hongan-ji Tempel sah aus wie ein riesiger indischer Palast, auch von innen. Hier gab es viel Gold und jeder japanische Tourist wurde von einem Mönch begleitet und erhielt Erklärungen. Zum Glück ließen sie mich in Ruhe, denn morgens bin ich wirklich nicht besonders gesprächig.
Ich ging zurück zur Fischhalle, denn inzwischen war es nach 9 Uhr, und plötzlich waren da keine Berge von Kartons mehr. Fein säuberlich war nun der Fisch ausgestellt. Aha, das war jetzt alles nur für die Touristen so ausstaffiert. Vorher sah das ganz anders aus. Wahrscheinlich muss man, wenn man einen Stand hier haben will, von 9 Uhr bis 14 Uhr Überstunden machen und einen schönen Stand für die Touristen herrichten. Das Hauptbusiness machte man vorher. Allerdings langweilte mich der ganze Fisch recht schnell. Ein Fischmarkt sieht im Endeffekt aus wie der andere. Und wenn man Karten für die Hauptattraktion haben wollte, die Thunfisch-Versteigerung, sollte man um 4:30 Uhr schon da sein. Also so viel Bier wollte ich dann doch nicht trinken, dass ich so schlecht schlafen kann, um pünktlich hier zu sein.
Ich fuhr mit dem Zug nach Shibuya, im Westen von Tokyo. Hier gab es eine Hundestatue zu fotografieren. Dieser Hund wartet treu auf sein Herrchen und wird dadurch verehrt. Aber was bleibt ihm auch übrig, schließlich ist er aus Bronze und einzementiert. Direkt davor ist auch die berühmte Kreuzung, da wo am meisten Menschen auf einmal rüber laufen. Allerdings nicht montags um 10 Uhr. Es waren enttäuschend wenige Leute unterwegs. Trotzdem überquerte ich die Straße dreimal.
Ich ging dann noch zur berühmten Saign-Zaga Straße. Allerdings war dort auch alles zu und leer. Wenn man alle Sehenswürdigkeiten sehen will kann man sich halt nicht aussuchen, wann eine spezielle Attraktion zeitlich dran ist. Da müssen die schon mal ihre Läden früher aufmachen. Ich entdeckte am Bahnhof auch ein Sitzplatz Reservierungsbüro für Züge und da dort keine lange Schlange war, stellte ich mich an. Mit dem JR Pass kann man nämlich kostenlos Sitzplätze reservieren oder besser gesagt, man sollte es tun. Ansonsten muss man hoffen, dass in speziellen Wagen für nichtreservierte Plätze noch selbige frei sind. Ich zeigte meinen Ausdruck der geplanten Strecke nach Nikko und dann von Nikko zurück nach Kyoto vor und der Angestellte, der übrigens gut Englisch sprach, buchte laut meinen Wünschen.
Ich fuhr jetzt mit dem Zug nach Ueno. Dieser Zug, mehr so etwas wie eine S-Bahn, hatte den riesigen Vorteil, dass er im Kreis rund um die Stadt fuhr und somit sehr viele Sehenswürdigkeiten abdeckte. Auch kostete er mich keinen Pfennig oder besser Yen, denn ich konnte mit meinem JR Pass fahren. Man zeigte diesen nur am Schalter vor, bevor man den Bahnsteig betrat, und wenn man ihn wieder verließ (möglichst woanders, denn sonst hatte man sich verlaufen). Auch wenn man manchmal 10 Minuten länger unterwegs war, sparte das doch viel Geld.
Es kostete mich etwas Mühe den Weg zum Ueno Park zu finden. Ich stand geraume Zeit vor einer Infotafel im Bahnhof, konnte aber irgendwie das Ganze nicht richtig zuordnen. Ich musste feststellen, dass man diese Tafeln nicht mit Norden nach oben aufgehängt hatte, sondern so, wie man gerade steht, also in Blickrichtung. Da konnte es schon mal vorkommen, dass Norden unten war und das war schon ganz schön verwirrend, wenn man diese Karte mit der Karte auf seinem Tablet von Google Maps vergleichen wollte.
Der Park war dann weniger Park wie mehr Betonplatz. Und was begrüßte mich da direkt am Eingang? Der treue Hund, diesmal mit seinem Herrchen. Wie zum Teufel ist der nur so schnell hierhergekommen?
Erstes Highlight war der Kiyomazu kannon-do Tempel. Hier war mal wieder fotografieren verboten, aber Souvenirs wurden fleißig verkauft. Wenn das so weiter geht kommen irgendwann keine Touristen mehr. Sich alles zu merken und dann später abzuzeichnen ist doch etwas anstrengend.
Weiter ging es zum Tosho-gu Schrein. Auf dem Weg dorthin lag der dazugehörige Blumengarten. Man rief allerdings 700 Yen Eintritt auf. Für Blumen! Verrückt! Da war noch nicht mal ein Teich dabei. Wenn man die Blumen wenigstens rauchen könnte. Wie man meinen Worten entnehmen kann, lehnte ich dankend ab. Allerdings investierte ich 500 Yen, um den Schrein zu besichtigen. Was man hinter der Wand sah, war die Vorderseite des Schreins. Man konnte ihn weder betreten, noch hineinsehen. Das Ganze war in 5 Minuten erledigt. So ein Touristen-Nepp. Das nächste Mal nehme ich die Blumen und versuche sie trotzdem zu rauchen.
Ich setzte mich erst einmal in den Schatten und plante mein weiteres Besichtigungsprogramm. Außerdem tat mir mein Rücken weh. Diese Rückenschmerzen sollten mich die ganze Reise begleiten und mich zu diversen Pausen zwingen. Ich ging zurück in die grobe Richtung Bahnstation, allerdings bog ich rechts ab und ging über den See. Jetzt nicht wie Jesus, was an meine letzte Reise nach Israel erinnerte und damals gefehlt hatte, sondern über einen schon vorinstallierten Steg. Das führte mich zu dem Kyu Iwasaki-Teien, dem ehemaligen Wohnsitz des Mitsubishi Gründers. Hier war weniger der Garten, als das Haus zu besichtigen. Ich ging zuerst zum Billiardzimmer oder besser Billiardhaus, denn um ungestört seinem Hobby nachgehen zu können, hatte der Mann extra ein kleines Haus gebaut. Da konnte auch die Ehefrau nicht so einfach hinein platzen. Und damit man bei Regen nicht nass wurde, hat er das Billiardhaus unterirdisch durch einen Gang mit dem Haupthaus verbunden.
Um in das Haupthaus zu gelangen musste man zuerst seine Schuhe ausziehen und in einer bereitgestellten Plastiktüte mit sich führen. Man durfte aber leider nicht den unterirdischen Gang benutzen. Das Haus war riesig, allerdings gab es kein Schlafzimmer für den Hausherren, nur ein paar Gästezimmer. Wie sich herausstellte, diente dieses Haus im westlichen Stil nur als Gästehaus. Der Patriarch selbst hatte sich einen Anbau im japanischen Stil gegönnt, in dem er auf traditionelle Weise lebte. Gerade als ich diesen besuchte, begleiteten mich zwei dicke Weiber und liefen mir ständig ins Bild. Das war ärgerlich. Am Ende der Besichtigung wurden die Plastiktüten (ohne Schuhe) einfach weggeworfen. Ich glaube ein Großteil des Eintrittsgelds geht hier für den Erwerb von Tüten drauf.
Ich setzte mich anschließend noch in den Garten, um meine nächste Station zu planen, aber auch um meinen Rücken zu entlasten, der wieder anfing zu quälen. Ich raffte mich auf und ging zum Yushima Schrein. Hier opferte man für einen guten Uni-Abschluss. Und siehe da, wie wenn man das noch untermauern möchte, traf ich genau dort eine Schulklasse, die gerade ein Gruppenfoto machte. Wozu lernen, wenn man es auch einfacher haben kann. Schulausflug zum richtigen Tempel ist das Zauberwort.
Ich fuhr den ganzen Weg zurück um auch noch das Old Shinbashi Station Building mitzunehmen, der alte, inzwischen stillgelegte und von Restaurants belegte, Bahnhof. Hier wollte ich das verbliebene Museum besuchen, doch ich hatte nicht bedacht, dass heute Montag war und es, wie fast alle anderen Museen, zu hatte. Aber auch ein anderer Interessent hatte so wenig Wochentagsgefühl wie ich und stand vor verschlossener Museumstür. Aus Frust lief ich zum Hotel zurück. Am Abend besuchte ich wieder so ein Automatenrestaurant und diesmal war die Portion richtig japanisch, also klein, also für kleine Japaner angemessen, bemessen.
4.Tag – Tag der Museen
Ich wachte um 2 Uhr auf und, bitte nicht fragen warum, ich begann über meine Weiterreise nachzudenken. Ich stornierte mein Hotel in Kyoto, das als Gasthaus bezeichnet war, weil ich sah, dass man nur bis 20 Uhr einchecken konnte. Nicht dass ich das nicht geschafft hätte, aber in mir kam die Befürchtung auf, dass das Gasthaus keine Rezeption haben könnte, wie damals bei meinem Apartment in Taipei und wenn ich meine Tasche hinterlegen möchte, was notwendig war, ich wieder auf eine alte Oma mit Getränk auf der Straße warten musste. Ich fand recht schnell ein anderes, besseres Hotel, das allerdings über die 3 Nächte gesehen insgesamt 140 Euro teurer war. Aber was soll‘s. Teuer war es in Japan sowieso, da kann es auch extra teuer sein. Außerdem stellte ich fest, dass ich gestern dem Angestellten an der Sitzplatzreservierung die falsche Zugverbindung von Nikko nach Kyoto gezeigt und dieser diese dann auch noch gebucht hatte. Nicht nur, dass ich eine Stunde später ankommen würde, ich musste auch noch einmal mehr umsteigen. Ich versuchte mich wieder zur Ruhe zu begeben, konnte aber nur noch eine Stunde schlafen, denn um 4:30 Uhr ging ja schon die Sonne auf.
Ich hatte meine Jacke schon in den Koffer gepackt, weil die Sonne schien und es warm aussah, doch als ich meinen Innenhof betrat, merkte ich schnell, dass ich diesen Zustand ändern musste. Bevor ich meinen Koffer also an der Rezeption abgab, kramte ich die Jacke wieder heraus. Die Rezeptionistin fragte mich, wann ich denn den Koffer wieder abholen wolle und ich antwortete gegen 5 Uhr. Das hat sie irgendwie nicht verstanden und schrieb mir die Frage noch einmal auf, weil sie dachte ich hätte die Frage nicht verstanden. Hatte ich aber wohl, sie aber meine Antwort nicht.
Mein Frühstück holte ich im angrenzenden Family Markt und fuhr dann mit dem Zug wieder nach Ueno. Bis zu der Station, an der ich zustieg, war der Zug brechend voll. Schließlich war Berufsverkehr. Doch alle Leute schienen hier auszusteigen, denn der Zug war total leer als ich einstieg. Ich hatte mich schon gewundert, dass mir so viele Leute auf dem Weg zur Station entgegen kamen.
In Ueno fand ich dann den Weg sehr leicht, was ja nicht besonders verwunderlich war. Schließlich war ich gestern schon mal hier. Ich war um 9:20 Uhr am National Museum und hier stellte ein Angestellter uns Besucher an die Kassen vor verschlossene Rolltore. 4 Reihen für die normale Ausstellung, 3 Reihen für die Sonderausstellung. Ich stand in der ersten Reihe und als die Rolltore hochgingen stellte sich heraus, dass die ersten 2 Reihen, also auch meine, vor Ticketautomaten standen. Jetzt war vor dem ersten Automaten, also wieder einmal meinem, ein riesen Zettel geklebt auf dem wohl „Defekt“ auf Japanisch stand. Na Klasse. Zum Glück mischte uns die Aufsichtsperson im Reißverschluss System in die Reihe nebenan. So kam ich in angemessener Zeit an mein Ticket.
Das erste Gebäude war einer Sonderausstellung vorenthalten und so konnte ich gleich wieder umkehren. Im zweiten Gebäude wurde japanische Kunst ausgestellt. Das Ganze war sehr luftig aufdrapiert und somit schnell zu bewältigen. Nach einer Stunde war ich durch beide Stockwerke und den Keller durch. Das nächste Gebäude war der Frühgeschichte Japans gewidmet. Im Prinzip war das nur ein Raum. Viel Frühgeschichte scheint Japan nicht gehabt zu haben. Also jetzt zum Tresure Gebäude. Unterwegs konnte man noch das schwarze Tor bewundern. Das wurde allerdings nur am Wochenende aufgemacht. Im Schatzgebäude selbst waren von 6 Hallen lediglich zwei auf. Diese waren fast ausschließlich mit Buddhafiguren gefüllt. Also viel Tresure schien Japan auch nicht gehabt zu haben. Das beschleunigte die Durchsicht. Aber das war mir nicht unangenehm, schließlich hatte ich heute noch einen Zug zu bekommen.
Das letzte Gebäude war der asiatischen Kunst gewidmet. Es hatte zwar 5 Stockwerke, die meisten bestanden aber nur aus 2 kleinen Sälen. Alles was Japan je besetzt hatte, war bestens vertreten, zum Beispiel China und Korea. Das waren offensichtlich hier genauso Grabräuber wie die Engländer und Franzosen.
Mit dem ganzen Museum war ich um 12 Uhr fertig. Ich lief noch zur nächsten Ecke zum dazugehörigen Memorial, das hatte aber bis 2017 wegen Renovierung geschlossen. Das spart einerseits wieder Zeit, nervt aber auch, weil man wieder so viele unnötige Meter zurückgelegt hatte. Insgesamt hatte ich mir vom Nationalmuseum mehr versprochen.
So blieb mir aber genug Zeit für das Museum für westliche Kunst. Hier wurden vor allem westliche Bilder aus allen Generationen ausgestellt. Es gab eine Sonderausstellung Canavaggio, aber den Kameraden hatte ich schon genug gesehen, so dass ich mir das sparen konnte. Die Dauerausstellung war nicht besonders spektakulär, ein paar bekannte Künstler gab es sogar. Nur ein Raum stach hervor, denn er war voll mit Monet’s. Da hat wohl ein Sammler seine ganze Leidenschaft dem Museum vermacht. Nach einer Stunde war ich dann auch hier durch.
Also wollte ich die restliche Zeit im Museum für Natur und Wissenschaft verbringen. Ich ging zuerst in das neue Gebäude, denn trotz Plan fand ich den Zugang zum alten Gebäude nicht. Es gab 3 Stockwerk und 3 Kellergeschosse. Das nennt man auch Hoch-/Tiefbau. Teilweise war das alles sehr innovativ ausgestellt, aber die Frage ist, ob das auch besser war. Zumindest ein kleines Mädchen einer Austauschgruppe aus Amerika fand dies nicht, als sie auf dem Tisch lag und meinte „this is boring“.
Nachdem ich endlich den Plan durchschaut hatte, konnte ich auch zum alten Gebäude gehen. Hier gab es nur japanisches Getier und Gestein auf 3 Ebenen. Wie man sich vorstellen kann, war ich damit ganz schnell fertig. 1 ¼ Stunden hatte ich für das gesamte Museum gebraucht. Na gut, ich war jetzt auch nicht besonders sorgfältig gewesen.
Der Geruch zog mich in die Cafeteria. Hier bestellte ich Reis mit Fleischstückchen. Es kam eine Kinderportion für 690 Yen. Das Ganze war dann auch für Vegetarier geeignet, so wenig Fleisch war im Gericht. Aber es ging wenigstens schnell und dank neu gefundener Abkürzung zur Zugstation war ich um kurz nach 15 Uhr im Hotel.
Vorher holte ich mir im Family Markt noch ausreichend Stückchen und Wasser, da in der Beschreibung meines nächsten Hotels stand, dass man bis 18 Uhr im Hotel einchecken müsse, damit man ab 19 Uhr noch etwas zu essen bekommen könne. In der Nähe gäbe es keine offenen Restaurants mehr um diese Zeit. Warum liest man sowas nicht bevor man das Hotel bucht. Da ich 18 Uhr auf keinen Fall schaffen würde, versorgte ich mich halt vorsorglich mit Süßkram.
Der Zug zur Tokyo Station war gerappelt voll, aber nicht so voll dass man nicht mehr herauskommen konnte. Zu den Shinkansen Zügen gab es einen extra Zugang innerhalb des eigentlichen Zugangs. Ich hatte noch 90 Minuten Zeit und so setzte ich mich in den Warteraum mit Blick auf die Anzeigetafel. 15 Minuten vor Abfahrt begab ich mich zum Gleis. Gerade fuhr ein Zug ein und Passagiere stiegen aus. Ich fragte den Schaffner, ob das meiner wäre, denn das kam mir doch etwas früh vor. Dieser bejahte. Es stellte sich heraus, dass dies die Endstation war, der Zug nun gereinigt wurde und dann wieder zurück fuhr. Mit mir hoffentlich.
In 6 Minuten hatte die Reinigungscrew den gesamten Zug sauber gemacht, kam heraus und verbeugte sich. Zu Recht kann ich nur sagen. Da sollte sich die Deutsche Bahn einmal ein Beispiel nehmen.
Der Zug selbst war dann relativ leer. Ich hatte eine Dreierreihe komplett für mich alleine und auch die Zweierreihe gegenüber blieb leer. In Utsunomiya musste ich umsteigen in die Nikko Line. Diese hatte ein eigenes Gleis, das touristenfreundlich etwas auf nostalgisch gemacht worden war. Es fuhren aber weniger Touristen mit der Linie sondern mehr Einheimische. Der Zug selbst sah eher aus wie eine U-Bahn, fuhr aber so schnell wie ein Express-Zug. Er war voll mit lauter Schülern. Die waren auch schon heute Mittag im Museum unangenehm aufgefallen. Da fiel mir die Lehrerin wieder ein, die, nachdem sie ihre Schüler im Museum abgeliefert hatte, ihre Fahne einklappte und einen Gesichtsausdruck machte, als wenn Sie aus 30 Jahren Sklaverei befreit worden wäre.
Ich fuhr bis zur Endstation und suchte mein Hotel. Es sollte direkt am Bahnhof sein und ich war zu faul mein Tablet herauszuholen. Als ich schon die Seitengassen abklappern wollte, sah ich, dass es das riesen Gebäude direkt gegenüber war. So ein Luxushotel hatte ich gar nicht erwartet. Ich bekam einen Wifi Router beim Einchecken in die Hand gedrückt und wurde noch darauf hingewiesen, dass es einen kostenlosen SPA Bereich gibt. Der Fernseher auf dem Zimmer war größer als mein Bett und das war ein Doppelbett. Allerdings war ich auch ganz froh, dass ich erst nach 18 Uhr eingetroffen war, denn das Abendessen sollte 4500 Yen und das Frühstück 2000 Yen kosten. Das war happig.
Ich ging noch etwas spazieren und fand dabei drei offene Restaurant, in die ich allerdings nicht einkehrte, da ich ja genug unterwegs gegessen hatte. Aber ich fand einen 7eleven, in den ich einkehrte, um Bier zu holen. Dieses hatte ich unterwegs ja nicht getrunken.
5.Tag – Weltkulturerbe Nikko
Ich schlief heute das erste Mal fast durch, so müde war ich gewesen. Um 7:45 Uhr ging ich los. 30 Minuten sollte die Wanderung zu den Sehenswürdigkeiten dauern und natürlich ging der Weg immer Bergauf. Auf halber Strecke entdeckte ich ein Schild mit einer Stadtkarte am Wegesrand und weiteren Sehenswürdigkeiten. Das wollte ich mir merken, also erst einmal den Ort der Karte, nicht den Inhalt.
Erster Besichtigungspunkt war die Shin-Kyo Brücke, die schon damals vom Kaiser benutzt wurde. Und trotz 500 Yen Eintritt wurde sie auch nicht spektakulär. Ob der Kaiser damals auch den Obolus abdrücken musste für jede Überquerung? Gewundert hätte es mich nicht. Am Ende hatte man die Brücke auch noch zur Einbahnstraße gemacht, damit man den Touristen Zustrom besser kontrollieren konnte. Und damit man auch keine vernünftigen Fotos machen konnte, fegte sich eine Frau ständig durchs Bild. Auf der Straße staute sich der Verkehr und bis eine Fußgängerampel grün wurde dauerte es gefühlte Stunden.
Ich stand nun am Fuße des Berges und hatte keinen Plan wo ich lang musste. Hier hing zwar eine Karte, aber wie vorher schon festgestellt, hatten die Japaner es nicht so mit Proportionen und Himmelsrichtungen. Kein Wunder, dass das nie ein erfolgreiches Seefahrervolk gewesen war. Ich wählte also auf gut Glück den Weg, der mir am sinnvollsten erschien und dieser ging ganz schnell in Serpentinen über. Von wegen sinnvoll. Oben war ich fix und fertig, kam aber wenigstens direkt am Rinnoji Tempel raus.
Hier stand ein riesiges Gebäude und ich dachte schon, wer baut denn hier, mitten ins Weltkulturerbe, so ein hässliches Bürogebäude hin. Ich erwarb eine Kombikarte und wurde direkt zum Bürogebäude geschickt. Jetzt erst sah ich, dass dies der Haupttempel war, um den man das Gebäude herum gebaut hatte, damit man diesen trockenen Fußes restaurieren konnte. Innen war alles komplett Baustelle und es wurde nur ganz wenig ausgestellt. Als Ausgleich, nein man kam nicht auf die Idee weniger Eintritt zu verlangen, durfte man in den 7. Stock wo es eine Aussichtsplatform gab. Da habe ich mich gefreut, wie man sich vorstellen kann. Zum Glück hatte man an ein eigenes Treppenhaus gedacht, so dass der Aufstieg nicht so schwierig war. Oben war das dann ein Panoramarundgang, das hieß man musste einmal rum. Da wurde mir schon etwas mulmig. Ich bemühte mich wieder einmal möglichst schnell den Tempel in dieser luftigen Höhe zu umrunden. Dem Pärchen vor mir schien die Aussicht auch nicht so toll zu gefallen, denn sie waren wie ich ganz schön schnell unterwegs. Ich habe sie trotzdem überholt. Zum versprochenen Garten gab es keinen Zugang obwohl er nur eine Armlänge vom Ausgang entfernt war. Vielleicht gehörte er auch zum Restaurierungsprogramm.
Ich wollte an einem Stand einen Glückssticker kaufen, den man sich zuhause an die Wand hängen sollte, um vor Zeugen Jehovas oder anderen bösen Geistern geschützt zu sein. Diese waren aber nur an einem Stand zu erwerben und ich traf fast zeitgleich mit einer Frau ein. Gentlemen, der ich nun mal bin, ließ ich sie vor und sie gab 2 Bücher ab, die der Mann am Schalter zuerst abstempelte und dann in Schönschrift etwas herein schrieb. Das erste Buch dauerte schon Stunden, deshalb ging ich weiter. Das hat er jetzt von meiner Freundlichkeit. Und dass der Sticker kein Glück bringt, sah man ja hier. Da hat er so viele Sticker und trotzdem laufen die Kunden weg.
Ich ging also weiter zum Taiyuin Tempel, der den zweiten Teil meiner Kombikarte darstellte. Der Weg war zum Glück kürzer, als es auf dem Plan aussah. Der Zugang zum eigentlichen Grab war nicht möglich. Das Haupttor war zur Restaurierung eingekleidet und es ging tausende, ach was, Millionen Treppenstufen hoch. Dafür war zum Ausgleich hier mal wieder fotografieren verboten.
Gleich links war dann der Futaarasan Schrein, zumindest laut Plan war er es, denn es gab keine englischen Hinweistafeln oder irgendwas in lateinischer Schrift. Zumindest fand ich die tempeltypische Attraktion, die im Reiseführer beschrieben war. Eine Laterne, die ein Samurai mit seinem Schwert bearbeitet hatte. Die Kerben sollen immer noch zu sehen sein. Ich habe aber keine gefunden. Jetzt kommt zu meinem Alzheimer auch noch zunehmende Erblindung hinzu. Und könnte man es nicht schon vermuten, die Haupthalle war wegen Renovierung geschlossen.
Es war noch recht früh und so ging es zur Hauptattraktion, dem Toshogu Schrein. Ich kaufte wieder ein Kombiticket inklusive Museum. Nicht dass es billiger gewesen wäre, aber so musste man besser auf seine Eintrittskarte aufpassen. Es gab ein ganz berühmtes Tor und, ach was, es wurde wieder einmal renoviert. Ich glaube ich komme in 10 Jahren wieder, dann sind die vielleicht fertig mit Japans Wiederaufbau. Zeitgleich mit dem Berliner Flughafen. Der Haupttempel wurde diesmal nicht renoviert. Ohne Schuhe durfte man diesen auch betreten. Ein Mönch brachte hier gerade einem Pärchen bei, wie man betet oder besser klatscht, was hier wohl so Sitte ist. Da das nicht meine Religion ist, verzichtete ich auf zu viel Applaus.
Auf einem Seitenweg ging es zum eigentlichen Schrein, also Grabmal. Wieder bergauf mit tausenden, ach was, Milliarden Stufen. Und das alles um einmal um die überdimensionierte Urne herum zu gehen und anschließend die jetzt 10 Stufen abwärts wieder zurück. Auf dem Weg zum Ausgang ging es zum Crying Dragon Tempel. Die Besonderheit war ein gemalter Drache an der Decke, oder genauer, wenn man mit zwei Holzstäben unter dem Maul des Drachen stand und diese Zusammenschlug, gab es nur an dieser Stelle ein Echo, dass an das Schreien eines Drachen erinnern sollte. Nun, wer hatte schon mal das Schreien eines Drachen gehört und kann so beurteilen, dass das wirklich so klingt? Nur der, der schon einmal „Game of Thrones“ gesehen hatte. Und was war eigentlich zuerst da, das Echo oder der Drache an der Decke?
Ich wurde im Tempel blockiert von einer japanischen Reisegruppe, die im Weg stand. Aber man durfte sowieso nicht raus, bevor der Mönch seine Vorführung mit den Holzstäben beendet hatte. Und am Schluss gab es noch eine Verkaufsveranstaltung für Glücksbringer, die man am Ausgang im Museumsshop erwerben konnte. Nichts wie raus hier.
Ich ging erst einmal zum Toshogu Art Museum, da dieses hinter dem Tempel lag und ich mir so ein paar Meter Weg sparte. Laut Schuh Rack war ich ganz allein hier. 800 Yen Eintritt ließen mich schon etwas an der Notwendigkeit des Besuchs zweifeln. Das war ganz schön happig. Aber wer weiß, wann man mal wiederkommt. Ich wurde gleich in den ersten Stock geschickt. Es gab wohl nur bemalte Schiebetüren zu sehen, keine Bilder. So was scheint man in Japan nicht gekannt zu haben. Oben waren gerade einmal 2 kleine Räume. Toll, dachte ich, und dafür das ganze Geld. Aber unten ging es zum Glück weiter. Eine einheitlich gekleidete Gruppe mit Bauplänen in der Hand kam gerade herein. Die waren mir schon im Tempel aufgefallen. Ich vermute einmal, dass diese die nächsten Renovierungen planen. Es war vielleicht gar nicht so schlecht, dass ich dieses Museum noch einmal besucht hatte, bevor es für Jahre eingehüllt und geschlossen wird. Oder man baut eine riesige Glasglocke um das Haus, wie bei „Simpsons, der Film“. Dann können sich die Touristen die Nase dran plattdrücken, bei vollem Eintrittspreis.
Unten gab es noch viele Räume und dann ging es wieder hoch in den ersten Stock. Das ganze stellte sich dann doch als riesiges Haus heraus. Ich beschloss, dass dies mein nächstes Wochenendhaus wird. So gut hat mir das gefallen. Als ich die steile Treppe herunterging, begegnete ich gerade der Gruppe und ein Mann meinte „careful“ zu mir. Ich sagte brav „Danke“, dachte mir aber „Baut lieber mal eine Rolltreppe hier ein, wenn ihr schon am Renovieren seid“.
Jetzt endlich ging ich zum Toshogu Schrein Museum. Das war von außen riesig und ganz neu. Innen gab es Ticketautomaten und eine elektronische Schranke. Ich wurde von einer jungen Dame im ersten Stock empfangen, die mir das Kinoprogramm vorstellte. Es gab einen 8 minütigen Film über das verhüllte Tor (im Film natürlich unverhüllt) in Japanisch und einen 20 minütigen Zeichentrickfilm über das Leben der Leiche (der wo in der überdimensionierten Urne liegt) mit englischen Untertiteln. Warum diese bei dem Tor-Film nicht möglich waren, entzog sich meiner Logik. Schließlich waren hier fast ausschließlich westliche Touristen im Museum unterwegs.
Um 12:30 Uhr sollte der Zeichentrickfilm starten und solange wollte ich schon mal mit dem Besuch der Ausstellung anfangen. Eine Holztür ging auf und man wurde direkt von einer Samurai Rüstung empfangen. Das war schon etwas imponierend und ich schreckte direkt etwas zurück. In 10 Minuten war ich fast durch den ersten Raum durch. Es waren nur ein paar Alltagsgegenstände und Briefe ausgestellt. Jetzt war es aber auch Zeit für den Film. Die Leiche war wohl ein General und späterer Kaiser, der eigentlich Kriege hasste und deshalb für den Frieden Krieg führte und alle unterjocht hatte. Sehr sinnig.
Als ich raus ging, sah ich dass der Film über das Tor in 3 Minuten anfing. Und da ich es nur verhüllt gesehen hatte, setzte ich mich direkt wieder rein. Anschließend machte ich den ersten Ausstellungsraum noch fertig. In einem Computerterminal sah ich, dass morgen hier im Tempel ein Sake Fest stattfand. Da aber nichts kostenlos ausgeschenkt wurde, beschloss ich lieber nicht hinzugehen. Es gab noch einen zweiten kleinen Raum mit Schwertern. Allerdings waren diese nicht aus der Zeit des Generals, sondern alle Schwerter waren Geschenke zu irgendwelchen Jubiläumsfeiern, also zweihundertster Todestag oder so. Und das war es mit der Ausstellung. Das war ein ganz schön teurer Kinobesuch. Der Rest des Gebäudes bestand dann nur noch aus einem überteuerten Cafe. Da gab es noch viel Platz für kommende Schwertgeschenke.
Auf einem Plan am Wegesrand waren noch 3 weitere, nicht im Reiseführer aufgeführte, Sehenswürdigkeiten ausgezeichnet und da ich schon einmal auf dem Berg war und ich eigentlich mit meinem Programm durch war, wollte ich diese noch aufsuchen. Die erste Sehenswürdigkeit war am Parkplatz, aber da ich anhand des Namens mir nicht zusammen reimen konnte, was diese Sehenswürdigkeit überhaupt sein sollte, hatte ich auch gar keine Chance diese zu finden. Die beiden anderen Sehenswürdigkeiten waren 2 Tempel. Das war einfacher.
Den ersten Tempel fand ich an einem Kindergarten. Lauter süße kleine Kinder wollten hier gerade in einen Bus einsteigen. Doch anstatt durchzuzählen, schließlich waren es nur ungefähr 15, mussten sich diese in einem gewissen Abstand zum Bus aufstellen. Dann wurde der Name aufgerufen und das entsprechende Kind rannte dann in den Bus. So kann man auch einen Ausflug mit Sportunterricht verbinden.
Dieser Tempel war der Tempel, den ich im Rinnoji Tempel erwartet und nicht gefunden hatte. Da war mein Reiseführer doch extrem ungenau. Und auch den zweiten Tempel fand ich recht schnell, denn er befand sich in der Nähe der Brücke, wo ich heute Morgen mein Ausflugsprogramm begonnen hatte.
Es war nun 13:30 Uhr und ich wollte erst einmal etwas Essen. Ich beschloss, dass ich für heute mit dem Besuchsprogramm fertig sei, denn schließlich wollte ich noch etwas für morgen zum Besichtigen übrig haben. Direkt an der Brücke war ein Restaurant über einem Souvenirshop. Deshalb hatten hier also alle Restaurants so früh zu. Die Tempel schlossen alle um 17 Uhr, so auch die Souvenirshops und damit ebenso die Restaurants.
Ich aß eine Nudelsuppe. Das Bier sollte unverschämte 650 Yen kosten, also verzichtete ich darauf und trank lieber das kostenlose Wasser, dass in Japan zu jedem Gericht gereicht wurde. Es gab freies WiFi und so googelte ich, wie man richtig in heißen Quellen badet, um für das SPA im Hotel vorbereitet zu sein. Schließlich war es noch früh und man hatte ja noch viel Zeit zu vertreiben. Auf dem Weg zum Hotel erwarb ich in einem Laden noch das verzichtete Bier und trank es auf dem Rückweg.
Ich wollte dann noch die restlichen Sehenswürdigkeiten, laut Tafel auf halber Strecke, dieser Kleinstadt ansehen. Allerdings machte mir hier ein dringendes Bedürfnis einen Strich durch die Rechnung. Sojaallergie? Oder doch das kostenlose Eiswasser? Auf dem Weg zum Hotel ging ich aber noch beim 7eleven vorbei, denn mein Geld wurde knapp. Doch der dortige Geldautomat nahm keine ausländischen Kreditkarten. Ich kaufte trotzdem Bier und Wasser wie ein Irrer. Es gab ja noch einen Geldautomaten direkt am Hotel. Doch hier kam die Kreditkarte 3 mal wieder aus dem Automaten heraus mit der Begründung die Karte wäre defekt. Eigentlich kam sie 4 mal wieder raus, weil ich sie einmal verkehrt herum hereingesteckt hatte, aber das ist eine andere Geschichte. Da bekam ich doch schon etwas Panik. Wenn die Karte nun wirklich defekt war und ich kein Geld mehr bekommen konnte. Ich hatte zwar noch 300 Euro in bar für alle (also vor allem solche) Fälle dabei, doch das reichte hier ja keine 3 Tage bei den Preisen. Aber ich ging zuerst einmal zum Hotel, das wurde langsam wichtiger.
Erleichtert ging ich nach dem Hotelzwischenstopp zurück zum Bahnhof oder besser zur dortigen Touristeninformation. Die sollten doch wissen wo ein Geldautomat ist bei dem meine Karte nicht defekt ist. Hier schickte man mich gegenüber zur Post. Nun gab es da kein Schild ATM, ja nicht einmal ein Schild Post. Aber der Geldautomat vollbrachte eine Wunderheilung mit meiner Karte (das hätte ich eher in Israel erwartet) und so holte ich gleich 50000 Yen, so teuer wie das alles hier ist.
Aus Dankbarkeit ging ich wieder zurück zur Touristeninformation und fragte nach dem Bus zum Wasserfall, den ich eigentlich schon aus meinem Besuchsprogramm ausgeschlossen hatte, weil ich einerseits in Asien ungern Bus fahre und andererseits die einfache Fahrt 45 Minuten dauern sollte. Das war natürlich ein Zeitfresser. Aber so wie es aussah brauchte ich für Morgen eine Beschäftigung. Der Ticketschalter für den Bus machte morgens erst um 9 Uhr auf. Aber man sagte mir, dass man am normalen Ticketschalter auch die Bustickets früher erwerben könne. Diese würden für eine Hin- und Rückfahrt 2000 Yen kosten, was ganz schön teuer war. Aber beim Fahrer erworben, würde die Fahrt 2300 Yen kosten. Also arm darf man in Japan nicht sein. Deshalb gibt es hier auch keine Bettler. So viel kann man gar nicht zusammenbetteln, um hier zu überleben.
Jetzt endlich kam ich auch dazu die 6 verbleibenden Sensationen des Ortes zu erforschen. Die ersten zwei Tempel waren nah beieinander und abgeschlossen. Auf dem Weg dorthin stand noch ein Kirschbaum. Und wer mitgezählt hat sieht, dass wir schon die ersten 3 Sehenswürdigkeiten hinter uns haben. Für die Restlichen ging es zum Fluss. Dort sollte eine Stupa stehen. Warum diese so besonders war? Ich weiß es bis heute nicht. Allerdings war sie auf einem Friedhof und es standen tausende Stupas dort herum. Zum Glück hatte ich ein Foto von der Abbildung der Stupa auf der Tafel gemacht und so konnte ich mit Bestimmtheit sagen, dass ich sie nicht gefunden hatte. Ich wollte schon aufgeben und ging noch mal zu dem Gebäude in der Mitte des Friedhofs, um zu sehen was denn da versteckt war und siehe da, direkt daneben stand meine Stupa.
Die Stein Monumente auf der Abbildung, die nächste Sensation, waren wohl das ausgetrocknete Flussbett. So interpretierte ich das zumindest. Dafür entdeckte ich den örtlichen Supermarkt. Auch was. Und als letztes kam die Allee bei meinem Hotel. Alles gefunden! Jetzt war es aber auch Zeit etwas zu Essen.
Bei dem Inder, der immer auf hatte, hatte ich die letzten 2 Tage keinen einzigen Gast gesehen. Das deutete ich als ein schlechtes Zeichen. So ging ich zu einem Cafe, dass außen auf einer Tafel Nikko typisches Schweinefleisch anpries. Wahrscheinlich wurde das Schwein jeden Tag massiert. Allerdings war das Steak aus und so bestellte ich das Schweinefleisch im Carbonara Style, was sich als weder japanisch noch italienisch herausstellte. Es bestand aus Bandnudeln, Speck, Sahne war es nicht (wenn ich morgen Durchfall bekomme war es Soja) und Scheiben des Schweins (mit viel zu viel Pfeffer). Das Bier war aber gut.
Zurück im Hotel wollte ich den SPA Bereich besuchen. Nicht umsonst hatte ich mich den ganzen Nachmittag mit der Badezeremonie beschäftigt. Zum Glück war ich ganz allein, so konnte man mich nicht auslachen. Es gab einen Vorraum zum Umziehen, die Wertsachen packte man in einen Spint. Das war genau wie in der Sauna. Im Badebereich gab es einen kleinen Hocker in einer Nische. Hier war eine Dusche und eine Schüssel. Ich benutzte die Dusche, denn das mit der Schüssel wollte bei mir nicht klappen. Also zumindest nicht ohne Krampf in Arm und Bein. Den hatte ich alleine schon vom Sitzen. Innen gab es 2 Becken und außen war ein weiteres. Ich ging zuerst innen in ein Becken, um die Temperatur zu erfühlen. Ich empfand es jetzt nicht als zu heiß. Also ging ich mutig in das Außenbecken. Ich war ungefähr 10 Minuten im Wasser und begann furchtbar zu schwitzen. Leider gab es keine Uhr oder eine Eieruhr zum Umdrehen. So wusste ich nicht wie lange ich im Wasser saß. Der Männer und der Frauenbereich waren durch einen hohen Zaun getrennt und wie man hören konnte war auf der anderen Seite weitaus mehr los.
6.Tag – Restebesuch
Ich wollte um 6:30 Uhr aufstehen und den Bus zum Wasserfall um 7:55 Uhr nehmen. Allerdings hatte ich eine Sojabier Allergie und so schlief ich bis 8 Uhr. Ich wollte den See und den Wasserfall einfach ausfallen lassen. Er stand anfangs ja sowieso nicht auf meinem Plan und der Bus Fahrpreis war schon ziemlicher Nepp. Also schmiedete ich einen neuen Plan. Ich wollte nun zuerst zur Kanman-ga Fuchi Abyss laufen. Hierzu ging es wieder einmal die 30 Minuten zur Shin-Kyo Brücke bergauf, dann 20 Minuten westlich am Fluss entlang. Unterwegs nahm ich dann noch den Jyokoji Tempel mit, der nicht im Reiseführer stand. Also jetzt nicht physisch, dazu war er mir viel zu schwer…
Die Abyss war eigentlich ein Weg, der am Fluss entlang führte und an dessen Rand lauter Statuen standen, die rote Mützen und Lätzchen an hatten. Diese waren mehr oder weniger gut erhalten. Manchmal war nur noch ein Sockel übrig, auf den man dann einen Stein gestellt hatte, damit man einen Platz für das Mützchen hatte. Gartenzwerge auf Alt-Japanisch. Der Weg heißt so, weil man, wenn man die Statuen auf dem Hinweg und auf dem Rückweg zählt, immer unterschiedliche Ergebnisse bekommt. Dadurch könnte der Verdacht aufkommen, man wäre betrunken. Ich habe mit meinem Restalkohol gar nicht erst versucht zu zählen. Am Schluss hätte ich noch das gleiche Ergebnis auf dem Hin- und Rückweg herausbekommen.
Direkt in der Nähe war der Nikko Tamozawa Imperial Villa Park. Dies war der ehemalige Sommersitz des Kaisers. Wohl deshalb musste man schon vor der Kasse die Schuhe ausziehen. Es gab hier mehr als hundert Räume, alle sauber und spärlich möbliert. Ich muss mich korrigieren, ich denke, das wird mein neues Wochenendhaus. Mein neues Haus war ein riesiger Irrgarten, den man nur wieder verlassen konnte, wenn man den Schildern brav folgte. Als ich gehen wollte, wurde ich vom Türsteher, der diesmal wirklich aufpasste, dass man keine Turnschuhe an hatte, in den Garten geschickt. Der war im Haus-Eintrittspreis inbegriffen und so zog ich eine Runde. Man will ja nichts verschenken.
Auf dem Rückweg kam ich an einer Christlichen Kirche vorbei. Obwohl diese offen hatte, schreckten mich die Hausschuhe vor der Tür ab. Zu schon wieder „Schuh aus und Schuh an“ hatte ich keine Lust. Und so lugte ich nur durch die Tür. Sah aus wie eine Kirche.
Es war noch sehr früh, 11 Uhr, und ich dachte darüber nach doch noch den Wasserfall mit zu machen. Auf 4 Stunden SPA im Hotel hatte ich keine Lust. Ich setzte mir also als interne Deadline 13 Uhr. Wenn ich es schaffen würde bis dahin an der Eisenbahnstation zu sein, wo auch der Bus losfuhr, wollte ich das Abenteuer wagen.
Ich lief zum Takino Schrein, der sich genau auf der anderen Seite des Berges befand. Dazu nahm ich die Abkürzung über den Berg. Das war zwar anstrengender, aber hoch musste man ja irgendwann sowieso und es sparte vor allem Weg und Zeit. Am Kitano Schrein folgte ich der Straße parallel zur normalen Straße, wie es auf der Touristenkarte, die ich gestern mitgenommen hatte, aufgezeigt war. Der Weg war ein Waldweg mit lauter riesigen unebenen Pflastersteinen. Er war unglaublich schwer zu gehen. Dafür konnte man aber noch 2 uninteressante Stehlen zusätzlich sehen.
Direkt am Schrein gab es das Shiraito Wasserfällchen. Das war schon mehr ein Rinnsal als ein Wasserfall. Zum Schrein selbst ging es wieder einmal unzählige Treppen hoch. Englische Erklärungen wären hilfreich gewesen, aber die Besichtigungspunkte waren nur mit Tafeln mit den Nummern 1 bis 8 versehen gewesen. Wahrscheinlich für den Audioguide, den es nirgends gab. Vor den Altären lagen lauter kleine Tütchen mit einem weißen Pulver. Als wenn hier Koks geopfert würde. Das war wohl der Schrein für die Drogenabhängigen.
Um 12:05 Uhr war ich fertig. Jetzt hieß es sich zu beeilen, wollte ich meine Zielvorgabe erreichen. 13 Uhr sollte noch zu schaffen sein und so wählte ich diesmal den asphaltierten Weg, der nur zwei Meter vom steinigen Weg entfernt parallel verlief und viel angenehmer zu gehen war. Hätte ich nur mal auf dem Hinweg auf die 2 Stehlen verzichtet. Um 12:45 Uhr war ich auch schon an der Bushaltestelle und um 13:10 Uhr fuhr der nächste Bus. Das war perfekt, als wenn ich es geplant hätte. Ich ging also in die Station und holte mir die Busfahrkarte. Diese galt für 2 Tage und für beliebig viele Fahrten zwischen Nikko und Chuzenji-onsen, also dem Ort mit dem Wasserfall. Aber ich fragte mich wozu eigentlich? Was will man in den 2 Tagen mehrmals am Wasserfall?
Da ich noch Zeit hatte, holte ich im Bahnhof eine Lunchbox und aß diese an der Bushaltestelle. So hatte ich ein Mittagessen und konnte den Bus auch nicht verpassen. Und wieder gab es keinen Mülleimer, so dass ich die Verpackung mit den Resten in meine Tasche packen musste. Diese platzte dadurch fast. 45 Minuten sollte bekanntlich die Fahrt dauern.
Der Bus heizte über Serpentinen und überquerte dabei einen Berg. Zum Glück war Chuzenji-onsen die Endstation, so konnte ich den rechtzeitigen Ausstieg nicht verpassen. Und als wir dort ankamen, ging ich erst mal zur Touristeninfo, die direkt am Busbahnhof war, und fragte nach dem Weg zum Wasserfall. Dieser war zwar nur 200 Meter entfernt, aber langsam wird man zu faul, um selbst die einfachsten Wege selbst zu finden oder sogar sein Tablet einzuschalten.
Der Kegon Wasserfall war zwar ganz schön, aber nicht gerade spektakulär. Er war nur 100 Meter hoch, da habe ich schon besseres gesehen. Aber wenigstens gab es hier Mülleimer, wo ich meine Tasche entlasten konnte, auch wenn diese Müllentsorgungseinrichtungen zu den hier bestens vertretenen Verkaufsständen gehörten. Aber das war mir egal. Sollen die sich doch in Nikko beschweren, wo es keine Papierkörbe an der Bushaltestelle gibt.
Man konnte für 550 Yen mit einem Aufzug zum Fuß des Wasserfalls fahren, aber das schenkte ich mir. Die öffentlichen Aussichtsplatformen haben es auch getan. Ich machte für jeden Meter ein Foto und lief dann zum Chuzenji See. Das waren nur 5 Minuten Fußweg. Aber hier war auch gar nichts los. Alles hatte zu und geblüht hatte auch nichts. Und so wusste ich nicht was ich am See tun sollte. Also ging ich wieder zurück. Mein Bauchgefühl war schon richtig gewesen, nicht hierher zu fahren. Aber wenn man es nicht macht, ärgert man sich und wenn man es macht auch. Das kann man halt nicht wissen, wenn man nicht 2000 Yen herausgeschmissen hat.
Ich schaute auf den Fahrplan, den ich mit Erwerb der Busfahrkarte bekommen hatte und der nächste Bus ging in 5 Minuten. Ich beeilte mich extrem ohne in einen Sprint zu verfallen und ich konnte gerade noch aufspringen, bevor der Bus losfuhr. Ich war gerade einmal 30 Minuten hier gewesen, bin aber wenigstens meinen Müll losgeworden. Jetzt weiß ich auch, warum die Fahrkarte 2 Tage gültig war. Wenn man wieder einmal Müll hat und weiß nicht wohin, Chuzenji-onsen.
Kurz vor Nikko sind lauter Schulkinder in den Bus eingestiegen und da unterwegs noch mehr Touristen einstiegen, platzte der Bus fast aus allen Nähten. Wie meine Tasche auf dem Hinweg. Aber diesmal wurde der Müll in Nikko abgeladen. Das war wohl das Tauschgeschäft zwischen Nikko und Chuzenji-onsen: Plastikmüll gegen menschlichen Müll.
Ich wollte gleich Essen gehen, denn die ersten Restaurants hängten schon die Schilder raus mit „Last Order 16 Uhr“. Ich wollte zum Cafe von gestern, aber das hatte zu. Die hatten sich gestern wohl reich verdient. Da sieht man mal, was man verdienen kann, wenn man mal länger als 17 Uhr auf hat. Auch wenn man dann am nächsten Tag undbedingt einen Ruhetag braucht. Ich ging also zu einem Restaurant am Bahnhof über einem Souvenirshop. Das war im Prinzip das Spiegelbild von dem Restaurant oben am Berg in dem ich gestern Mittag war. Ich hoffte nur, dass ich diesmal nicht wieder eine Sojaallergie bekam. Diesmal war ich allerdings näher an meinem Hotel. Da konnte nicht viel passieren. Ich aß eine Nudelsuppe und beobachtete 2 fette deutsche Männer, die ihr Essen erst fotografierten und dann auffällig daran rochen. Und wenn das nicht schon genug gewesen wäre, reichten sie sich gegenseitig die Teller hinüber, um erneut daran zu riechen. Auch wenn das gut gemeint war, war es doch extrem peinlich. So benimmt man sich nicht im Ausland (und auch nicht im Inland).
Ich kaufte noch viele Getränke für heute Abend und morgen ein, aber diesmal kein Bier. Ich wollte heute einmal alkoholfrei bleiben. Im Hotel ging ich wieder in das Onsen, also in den SPA Bereich. Diesmal war ich nicht allein, aber der gute Mann war zum Glück gerade am gehen. Wohl auch angetrieben durch die Tatsache, dass nun ein Tourist kam. So wurde mir wieder einmal studieren oder blamieren erspart.
Trotz Warmwasserbehandlung konnte ich nicht einschlafen. Ich hatte wohl zu viel Cola und zu wenig Bier getrunken. Ich schaute noch etwas Fernseher und musste feststellen, dass es im Süden ein gewaltiges Erdbeben gegeben hatte. Bacchus hatte wohl gezürnt, weil ich keinen Alkohol getrunken hatte. Parallel überlegte ich, wie ich morgen fahren sollte. Ich hatte ja reservierte Sitzplätze, allerdings für einen ganz ungünstigen Zug. Und da ich zweimal Umsteigen musste und ich mal wieder Angst hatte eine Verbindung zu verpassen, beschloss ich eine Stunde früher hier loszufahren und eventuell sogar ohne Platzreservierung auf einem anderen Zug mein Glück zu versuchen.
7.Tag – Zugglück
Ich checkte um 7:40 Uhr im Hotel aus und ging zum Bahnhof gegenüber, um auf meinen Zug um 8:05 Uhr zu warten. Nachdem ich einige Zeit herumgelungert hatte und den anderen beim Warten zugeschaut hatte, fiel mir ein, dass man ja bei jedem Ticketschalter auch Platzreservierungen vornehmen konnte. Und der junge Mann am Durchgang zum Gleis, der auch gleichzeitig Fahrkartenverkäufer war, sah nicht überbeschäftigt aus. Ich fragte also bei ihm nach und ohne Probleme tauschte er mein Platzkarten gegen vernünftige Verbindungen aus. Damit war das ganze hin und her, mit welchem Zug und wohin ich fahren würde, komplett hinfällig. Und zusätzlich sollte ich schon um 13:11 Uhr statt 15:46 Uhr in Kyoto sein. Da war vielleicht sogar noch eine Besichtigung drin.
Ich setzte mich zufrieden in die Nikko Line, die bereits auf die Abfahrt wartete. Der Zug war total überhitzt, die Heizung lief auf Hochtouren. Da wollte wohl jemand seine Gäste möglichst schnell wieder draußen haben. Pünktlich waren wir in Utsunomiya. Von dort ging es mit dem Schnellzug nach Tokyo. Auf der Fahrt konnte ich in Ruhe meine Mails lesen. In Tokyo musste ich dann die Linie wechseln. Von Nord Bound nach Süd Bound, denn von Tokyo fuhren die Züge entweder nach Norden oder nach Süden, aber niemals durch Tokyo hindurch. Und ziehen sie keine 4000 Mark ein. Der Süd Bound Wartebereich war klein und dunkel, aber es gab Steckdosen. So konnte ich mein Tablet 10 Minuten laden. Jedes Prozent mehr Batterieleistung zählt.
Ich hatte Platzkarten für Wagen 14 und der war ganz hinten. Das kommt davon, wenn man so spät die Reservierungen holt. So musste ich mich über den ganzen Bahnsteig kämpfen, was leichter klingt als es war. Wer die Asiaten kennt weiß, dass das Beste was die können, im Weg zu stehen ist. Der Zug wurde wieder einmal gereinigt (natürlich in Rekordgeschwindigkeit), aber diesmal verbeugte man sich nicht beim Herausgehen. Man war wohl mit seiner eigenen Leistung nicht zufrieden.
Ein Pärchen wollte meinen Sitzplatz streitig machen, doch als sie auf ihre Karten schauten, meinten sie, sie wären wohl im falschen Wagen. Nach einiger Zeit kamen sie doch wieder zurück und setzten sich hinter mich. Das mussten wohl Amis gewesen sein, so planlos wie die waren. Kein Wunder, dass die keinen Krieg mehr seit 1945 gewonnen hatten.
Neben mir saß ein junges Pärchen aus Thailand. Die Zeit verging wie im Zug, Entschuldigung Flug. Ich erwarb noch bei der Saftschupse eine Lunchbox mit kaltem Fisch für 1000 Yen. So sparte ich mir das Mittagessen. Ich hoffte nur, dass die Kühlkette im Preis inbegriffen war.
In Kyoto angekommen, fuhr ich mit der Metro zum Hotel. Die kurze Fahrt kam mir recht teuer vor. Zum Glück hatte ich die Pasmo Card. Da merkt man nicht, wie überteuert man hier Metro fährt. Um 13:40 Uhr war ich im Hotel und konnte direkt einchecken. Ich brachte meine Tasche aufs Zimmer. Das war extrem klein, aber ich habe alles untergebracht. Ich hatte sogar einen Reißwolf auf dem Zimmer. Scheint ein beliebtes Business Hotel zu sein.
Ich wollte keine Zeit verlieren und brach gleich wieder auf. Gesessen hatte ich genug. Es zog mich zum Nishi Hongan-ji Tempel. Allerdings verwechselte ich diesen mit dem nächsten Ziel, dem Higashi Hongan-ji. Das wäre eigentlich nicht so schlimm gewesen, schließlich hätte ich ja sowieso beide besucht, doch so las ich den falschen Text in meinem Reiseführer. Ich zog also meine Schuhe aus, trug diese wie üblich in einer Plastiktüte durch den Tempel und suchte das Seil aus Haar, das es natürlich hier nicht gab. Sogar zweimal hatte ich die Schuhe ausgezogen, weil ich es nicht glauben konnte, diese Sensation nicht zu finden. Aber wie gesagt, die war ja im anderen Tempel. Zu diesem zog es mich dann auch. Und hier fand ich auch das Haarseil (nicht zu verwechseln mit einem Hanfseil) in einem Glaskasten. Viele Frauen hatten hier viele Haare gespendet, um daraus ein Seil zu machen, damit der Tempel mit diesem gebaut werden konnte. Ein Besuch bei OBI hätte es allerdings auch getan. Mit diesem Seil hat man dann (unter anderem) das zweitgrößte Holzhaus Japans gebaut. Mit Hilfe von OBI wäre es vielleicht das Größte geworden. Im Tempel waren alle Statuen hinter Türen verborgen, trotzdem war wieder einmal fotografieren verboten.
Ich lief weiter zum Sanjusangen-do Tempel. Dieser war berühmt für seine Holzstatuen, so stand es zumindest im Reiseführer. Der Weg zog sich allerdings länger als gedacht und so holte ich erst einmal ein Bier für den Weg. Ich wollte schließlich kein neues Erdbeben heraufbeschwören.
600 Yen Eintritt wurden fällig und hierfür sah man tausende geschnitzte Buddhas mit ein paar Wächtern (also auch aus Holz, nicht Museumswächter) davor, deren Funktion und Stellung auf Tafeln am Zaun erklärt wurden. Fotografieren war wieder einmal streng verboten. Das nervte schon langsam. Aus religiösen Gründen konnte das wieder einmal nicht gewesen sein, denn am Ausgang füllte man sich die Tempelkasse mit dem Verkauf von Postkarten auf denen die Statuen abgebildet waren. Es war inzwischen 16:30 Uhr und so lohnte sich der Besuch eines weiteren Tempels nicht. Alternativ wollte ich zum Museum of Kyoto gehen, denn das sollte bis 19:30 Uhr auf haben.
Ich irrte durch die Straßen, konnte das Museum aber nicht finden. Da wo es sein sollte, war einfach nichts. Nur eine Einkaufsstraße. Aber die half mir hier natürlich auch nicht weiter. Also ging ich zurück zum Hotel und anschließend etwas Essen. Ich fand wieder ein Automatenrestaurant und diesmal war der Automat komplett auf Englisch. Bei so viel Auswahl konnte ich mich dann auch nicht entscheiden und die Schlange hinter mir wurde immer länger. Ich erwarb unter anderem eine Miso Suppe mit hoffentlich frischen Muscheln für einen Euro. Ein echtes Schnäppchen. Das war garantiert ein Übersetzungsfehler. Mal sehen ob es morgen früh immer noch ein Schnäppchen war. Heute hatte ich die Kühlkette ganz schön auf die Probe gestellt.
Anschließend war ich wieder einmal zu kaputt für den Bar Besuch, also ging ich ins Bett. Ich musste ja auch morgen ganz früh raus für meinen Tagesausflug nach Nara.
8.Tag – Schmerzen in Nara
Nach dem Aufstehen machte ich mich gleich auf zum Bahnhof. Je früher desto besser dachte ich und so bekam ich schon den ersten Zug um 7:04 Uhr nach Nara. Lauter Schulkinder warteten am Bahnsteig und ich hatte deswegen die größten Befürchtungen. Allerdings stiegen die meisten unterwegs aus. Der Zug hielt alle 3 Minuten an einem Bahnhof. Das heißt hier also der Zusatz „Local“ (im Gegensatz zu Express) an der Anzeigetafel. Aber wie gesagt, dadurch leerte der Zug sich auch recht schnell bis zur Endstation. Um 8:13 Uhr kamen wir an und natürlich hatte die Touristeninfo noch zu. Alles Langschläfer, die Japaner. Ich wollte mir eigentlich eine Touristenkarte besorgen. Oft kann man mit dieser besser die Sehenswürdigkeiten finden als mit meinem Tablet. Und manchmal findet man auch mehr Sehenswürdigkeiten wie im Reiseführer beschrieben (und uninteressantere).
Ich ging also gezwungenermaßen direkt zum Kofuku-ji Tempel. Alles war noch leer auf den Straßen und die Geschäfte waren zu. Da hat wohl niemand damit gerechnet, dass ein Tourist so früh aufsteht und mit dem Local Schulzug kommt. Darauf hatte sich auch der Tempel verlassen und so öffnete er erst um 9 Uhr seine Hallen. Also schaute ich mir die zweit höchste Pagode Japans von außen an und da es noch 10 Minuten bis zur Öffnung waren, dachte ich, die Zeit kannst du auch benutzen um zu einem anderen, etwas abseits gelegenen, Tempel zu laufen, genannt Gango-ji, und diesen schon mal zu besichtigen. Unterwegs, also besser gesagt direkt auf dem Platz unter dem Tempel, war eine weitere Touristeninformation und diese hatte sogar schon offen. Ich ging gleich rein und bekam auch meine gewünschte Karte von zwei jungen Mädchen. Diese malten mir auch gleich den Weg in die Karte ein, den ich laufen sollte. Für was braucht man noch ein Navi, wenn man junge Frauen hat, die einem alles vorgeben.
Ich wollte dann wissen, wie lange man zum am weitesten entfernten Tempel laufen würde. Wie gesagt, mit Proportionen auf Karten hatte man es in Japan nicht so. Die Zeitangabe von den Beiden schwankte dann zwischen 30 und 50 Minuten. Die eine hatte scheinbar mehr meinen Bauch im Blick, die andere mehr meine Beine. Als ich fragte, ob das Nara Nationalmuseum einen Besuch wert wäre, meinte die eine, dass dort Bilder ausgestellt wären. Sie erzählte mir auch die Geschichte, die auf diesen Bildern erzählt wurde, allerdings verstand ich diese nicht. Das lag einerseits an ihrem schlechten Englisch, andererseits daran, dass ich geistig schon bei meinem nächsten Ziel war.
An diesem, dem Gango-ji Tempel, entrichtete ich 500 Yen und der Abkassierer an der Kasse zeigte mir auf einem Plan, wie ich durch die Tempelanlage laufen solle. Das scheint hier Mode zu sein, Touristen in die richtigen Bahnen zu leiten. Ich machte von dem Plan ein Foto. Sowas kann ich mir nicht merken. Ich wollte ja nicht versehentlich außer Plan laufen. Da wäre Buddha sicherlich ziemlich böse geworden. Es gab ein Museum mit ein paar furchtbar alten Figuren. Hier musste man seine Schuhe ausziehen und ein Paar bereitgestellte Hausschuhe anziehen. Diese waren so klein, dass mir nach kurzer Zeit die Füße weh taten. Und dann musste ich damit auch noch in den ersten Stock um ein paar blöde Ziegel anzusehen.
Ich lief zurück zum Kofuko-ji Tempel, wo ich nun, in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit, eine Kombikarte für die östliche Halle und das Museum erwarb. In ersterer waren ein paar Figuren um einen großen Buddha aufgestellt. Zuerst war ich allein mit Buddha, doch dann kamen die ersten Busladungen. Ich verzog mich dann recht schnell. Viel gab es hier ja auch nicht wirklich zu sehen.
Ich ging dann zum Museum und direkt vor mir betraten 3 Schulklassen das Museum. Die sind heute Morgen garantiert nur aus dem Zug ausgestiegen um sich zu versammeln und geballt nach Nara zu fahren. Ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen, nämlich dass ich vor lauter Schülern gar nichts sehen würde. Doch die meisten Jugendliche durften nicht stehenbleiben um sich etwas ansehen, so dass sie ruck zuck wieder draußen waren. Nur ein paar Sitzenbleiber versperrten mir die Sicht. Hier gab es etwas mehr Figuren wie in der Halle. In der Summe der beiden Attraktionen war dann die Kombikarte doch ihren Preis wert.
Ich ging anschließend weiter zum Nationalmuseum. Das Hauptgebäude war wegen Renovierung geschlossen. Ja wird denn ganz Japan neu aufgebaut, wenn ich schon einmal da bin. In einem Nebenflügel gab es eine kleine, ganz nette, Bronzeausstellung auf 2 Stockwerken. Der Eintritt war frei, dafür war Fotografieren verboten. Ich ging zu einem Nebengebäude, dass auf den Renovierungs-Hinweisschildern als neuer Eingang ausgezeichnet war. Hier waren die in der Touristeninfo erwähnten Bilder ausgestellt. Allerdings galt dies als Sonderausstellung und sollte 1300 Yen kosten. Ich lehnte dankend ab. Schließlich hatte ich die Geschichte schon nicht erzähltechnisch verstanden. Wie sollte das erst visuell mit japanischen Untertiteln werden.
Ich ging durch das Nandai-mon Tor zum Todai-ji Tempel. Die dortige Daibutsu-den Halle ist die größte (kostenpflichtige) Halle der Welt. Um dies zu untermauern, also das Kostenpflichtige, gab es 2 Kassenschalter, einen für normale Tickets und einen für Kombitickets inklusive Museum. Ich ging natürlich zum zweiten Schalter. Kombiticket war inzwischen mein zweiter Vorname. Doch zuerst hielt mir die Dame am Schalter ein Schild hin, auf dem in Englisch stand, dass dies der Schalter für Kombitickets sei. Ja hallo, für wie blöd hält man mich denn. Wenn das mit den 2 Schaltern keiner kapiert, dann können die auch die 2 unterschiedlichen Schalter abschaffen. Denn es dauert länger die Leute mit Schildern zu beglücken und dann von Schalter zu Schalter zu schicken, als direkt die Karte zu verkaufen.
In der Halle durfte man endlich mal wieder fotografieren. Ein der Größe der Halle angemessener großer Buddha stand darin. Das war jetzt nicht wirklich etwas Besonderes. Also zog es mich zum Museum. Hier standen gerade einmal 7 Figuren und ein bisschen Kleinzeug herum. Und das für insgesamt 800 Yen. Selbst wenn man viermal durch das Museum gegangen wäre, hätte sich das nicht gelohnt. Touristen Abzocke per Excellence.
Im Außengelände wurde man von tausenden zahmen oder weniger zahmen Rehen begleitet. Das lag daran, dass man an jeder Ecke für 150 Yen Kekse zum Anfüttern kaufen konnte. Die Rehe fressen einem hier buchstäblich aus der Hand. Ich beschloss einmal nachts wiederzukommen. So ein Bambi gebraten ist garantiert ganz lecker und das Einfangen ein Kinderspiel.
Bergauf ging es zum Glockenturm mit einer recht großen Glocke, was sonst. Weiter zur Nigatsu-do Halle. Diese seht auf Stehlen, was ganz toll aussieht, aber auch bedeutet, dass man wieder unzählige Treppenstufen hoch musste. Ich angelte mich nun von Wegweiserschild zu Wegweiserschild, da weder meine Touristeninfo Karte noch Google Maps genau genug waren, um die Sensationen auf Anhieb zu finden.
Die nächste Halle war die Sangatsu-do. Hier durfte man wieder in die Halle rein, allerdings nicht bevor man nicht 500 Yen Eintrittsgebühr entrichtet hatte. Man musste sich wieder seiner Schuhe entledigen, um dann wieder ein paar wenige Figuren zu betrachten. Wenigstens konnte man sich hier setzen, die Füße auslüften und etwas ausruhen. Ach so, natürlich, fotografieren verboten.
Weiter ging es nun zum Kasuga Tempel, dem weitest entfernten Ziel. Der Weg war jetzt nicht so weit, wie es die Touristeninfo angedroht hatte. Die Gebäude lagen in einem größeren Komplex und so ging ich erst einmal zum Haupttempel. Als ich meine 500 Yen Eintritt entrichtet hatte, zeigte ein Wachmann direkt vor mir auf den Boden. Ich verstand zuerst nicht was er wollte, entdeckte aber vor meinem Schuh ein 1 Yen Stück. Und unter meinem Schuh befand sich noch ein 10 Yen Stück. Die gehörten mir zwar nicht, aber ich sah das als Zeichen Buddhas. So konnte ich meine finanziellen Verluste, die ich heute durch die diversen Eintrittsgelder erlitten hatte, etwas abdämpfen.
Der mit der Eintrittskarte erworbene Plan des Tempels stimmte anfangs gar nicht mit selbigem überein. Mit etwas Phantasie und geistigem Anpassen der Größenverhältnisse ging es dann. In dem Tempel hingen dann viele Laternen herum, auch ein paar brennende in einem extra abgedunkelten Raum mit Spiegeln an den Wänden, um den Effekt noch zu verstärken. An der Tür zu einem abgegrenzten Bereich konnte man lesen, dass diese Tür seit 140 Jahren das erste Mal wieder offen sei, damit man die bösen Geister in dem Bereich abwehren könne. Allerding müssen die Geister in den letzten 140 Jahren aus lauter Langeweile die Gesinnung von böse auf gut gewechselt haben, denn die Tür war zwar offen, aber man hatte direkt dahinter eine Absperrung errichtet, so dass man nicht hindurch konnte. Vertreiben unmöglich.
Nach dem Tempel suchte ich das Treasure Museum, also den Schatz, der im Preis inbegriffen sein sollte. Ich folgte den Wegweisern und fand eine Halle, die gerade gebaut oder restauriert wurde, so genau konnte man das nicht unterscheiden. Aber ich sag nichts mehr. Jetzt musste ich den ganzen Berg wieder hoch, um weiter zum Wakamiya-jinja Tempel zu laufen. Von dem hatte ich mir auch mehr vorgestellt. Nicht mal ein richtiger Tempel war das, mehr ein Freiluftaltar.
Das war mein letzter Besichtigungspunkt hier in den Bergen und so ging ich zurück Richtung Bahnhof. Es war erst kurz nach eins und zurück in der Zivilisation, also da wo es Mini Märkte gab, holte ich mir erst einmal ein Bier und etwas zu essen. Frisch gestärkt beschloss ich zum alten Kaiserpalast zu laufen. Hinter dem Bahnhof waren das noch einmal 45 Minuten Fußmarsch in die entgegengesetzte Richtung. Die Sonne brannte inzwischen herunter. Die Jacke mitzunehmen war heute Morgen eine kluge Entscheidung, jetzt wurde sie zum Fluch. Zusätzlich bekam ich Rückenschmerzen wie Hund oder besser wie Reh. Ich konnte kaum noch laufen. Jeder Schritt tat weh. Auf dem letzten Zahnfleisch kam ich auf dem Gelände an.
Hier entdeckte ich zuerst nur ein paar knöchelhohe Mauerreste mit Säulenstümpfen und ein wiederaufgebautes Tor in weiterer Ferne. Nachdem ich mir die Stümpfe angesehen hatte kroch ich zum Tor. Das war ganz nett. Doch was musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, als ich durch das Tor blickte? Ein weiteres Gebäude in weiter Ferne, getrennt von mir durch einen riesigen Platz. Na toll, jetzt musste ich da auch noch hin. Hierzu musste ich die Gleise überqueren, dessen Schranke ungelogen alle 2 Minuten zu und auf ging. Das war wohl die Hauptzugstrecke nach Nara und dementsprechend viele Züge fuhren hier.
Der riesige Platz war vermutlich der damalige Versammlungsplatz für die Beamte und das dahinterliegende Gebäude der Thronsaal, den man frisch wieder aufgebaut hatte. Da hatten sich dann doch alle Mühen gelohnt, denn man konnte in das Gebäude hinein und den (natürlich auch nachgebauten) Thron besichtigen. Vom Balkon hatte man einen tollen Blick über den Platz und man fühlte sich etwas wie der Kaiser, nicht Franz, nicht von China.
Danach war ich total fertig und mein Rücken schmerzte furchtbar. Außerdem brannte die Sonne herunter und ich musste ja auch noch meine Jacke mitschleppen. Ich wollte nur zurück nach Hause. Plötzlich sah ich ein Schild, das in Richtung altes Verwaltungsgebäude, einem Museum und weiteren Ausgrabungen deutete. Ich dachte mir, was soll‘s. Noch mehr Schmerzen geht nicht und außerdem lag es sowieso grob in der Richtung in die ich gehen musste. Nach einiger Zeit erreichte ich auch die nachgebauten Verwaltungsgebäude. Von den geschätzten 10 Gebäuden hatte man bei zweien die Tür offen gelassen und ein paar Tische und Stühle hineingestellt, um anzudeuten, dass hier einmal Beamte ihren Dienst versehen hatten. So verschlafen sah das Ganze hier auch aus.
Direkt nebenan war das kleine Museum, das nur gebaut worden war, damit die Löcher im Boden nicht zugeregnet wurden, sozusagen als Überdachung. Man behauptete, dass in diesen Löchern einmal Säulen standen. Aber man kann viel behaupten, wenn einem die Sonne auf den Kopf schien, so wie heute.
Endlich ging es zurück Richtung Bahnhof. Unterwegs kam ich dann auch an den restlichen Ausgrabungen vorbei, die sich allerdings nicht von den Stümpfen am Anfang meiner archäologischen Exkursion unterschieden. Ich kam an dem alten Palast-Garten vorbei, wollte schon weitergehen, doch dann kam wieder das „was soll‘s“ inklusive schlechtem Gewissen, etwas verpassen zu können, hervor. Ich ging also hinein und es hat sich tatsächlich gelohnt. Der Garten war zwar sehr klein, aber auch sehr schön. Direkt hinter mir schloss der Wärter ab, dabei war es erst 16:04 Uhr. Letzter Einlass sollte 16:30 Uhr sein bei einer Öffnungszeit bis 17 Uhr. Da wollte wohl einer früher Feierabend machen. Hitzefrei vermutlich.
Endlich ging es Richtung Bahnhof und ich machte 3 Kreuze als ich endlich ankam. Ich überlegte kurz, ob ich am Ticketschalter schon mal die Platzkarten für die Weiterfahrt nach Hiroshima in 2 Tagen holen sollte, doch 2 offene Schalter bei einer riesigen Schlange schreckten mich ab. Es war 16:41 Uhr und um 16:42 sollte ein Rapid Zug nach Kyoto abfahren.
Ich beeilte mich furchtbar, denn ich wollte nicht wieder mit dem Local Zug alle 3 Minuten an einem Bahnhof anhalten. Zum Glück hatte der Zug 2 Minuten Verspätung, weswegen der Zugführer von seinem Vorgesetzten wahrscheinlich gezwungen wurde Harakiri zu begehen, denn so was durfte hier nicht vorkommen. Das war aber mein Glück. So konnte ich mich auf dem Sitz breit machen, bis eine Dame kam, die entweder schwanger oder nur dick war und sich auf natürlicher Weise auf dem Sitz breit machte.
In Kyoto suchte ich dann einen Ticketschalter um endlich meine Platzkarten zu holen. Ich sah aber nur Ticket-Automaten. Nach einiger Zeit fand ich ein Schild an der Wand mit Fotos, das den Weg zu den Schnellzügen beschrieb. Scheinbar gab es hier häufiger planlose Touristen. Dort sollten auch die Ticketschalter sein. Aber trotz Umgebungsfotos fand ich anfangs den Weg nicht. Das lag vor allem daran, dass schon die Richtung, in der man starten musste, für mich nicht ersichtlich war.
Nach einigem Suchen kam ich an der vermeintlichen Stelle an und hier war auch der Zugang zu den Schnellzügen. Allerdings gab es hier kein Ticketoffice. Ich musste erst einen Schaffner fragen, dann an allen Restaurants vorbei und da waren sie dann, die Schalter. Diese waren total leer, was ja auch kein Wunder war, denn sie waren ja auch nicht auffindbar. So erledigte ich schnell die Reservierung und fuhr mit der Metro zurück. Gelaufen war ich heute genug.
Ich fand auch noch heraus, wie man einen 7eleven Mitarbeiter von der Arbeit abhalten kann. Wenn dieser sich beim Kassieren verbeugt einfach zurückverbeugen. Dann verbeugt er sich wieder. Dann wieder zurückverbeugen. Das kann man stundenlang machen, bis ins Unendliche. Freundlichkeit kann so lästig sein.
Ich ging dann wieder in das Automatenrestaurant und angezogen von einem westlichen Touristen, also mir, kamen 2 ältere westliche Touristinnen herein. Nachdem diese zusammen 15 Minuten vor dem Automaten verbracht hatten und schließlich eine der Damen ihren Bon hatte, versuchte die andere diese Zeit noch einmal zu toppen. Da hatte sie wohl der ersten Dame nicht richtig zugeschaut. Der Kellner machte dem Spuck dann ein Ende, indem er helfend eingriff.
9.Tag – Abkassiert in Kyoto
Als ich aufwachte regnete es in Strömen. Und das an dem Tag, an dem ich so viele Tempel wie möglich besuchen wollte. Da hieß es Augen zu und durch, egal was für ein Wetter. Es hilft ja nichts. Ich kann ja schlecht sagen, es hat geregnet, also habe ich nichts von Kyoto gesehen.
Auf dem Weg nach unten wurde ich im Fahrstuhl von einer Frau ausgebremst, die unbedingt zusteigen wollte. Das ging ja schon gut los. Als wir gemeinsam vor die Tür traten, bemerkte ich, dass sie keinen Schirm dabei hatte. Das hat sie sich dann auch verdient. Kleine Sünden bestraft Buddha sofort. Ich hatte zum Glück meinen Knirps dabei.
Der Regen wechselte ständig zwischen viel, wenig und gar nichts. Ich brauchte 45 Minuten, oder 30-mal Schirm auf und zu, zum Kiyomizu-dera, einem Tempel auf einem Holzgestell ohne Nägel. Ich war um 8:30 Uhr da und zu dieser frühen Uhrzeit nervte nur eine holländische Reisegruppe. Aber die nerven ja immer, die Reisegruppen und die Holländer, also hier in doppelter Dosis. Nach Besichtigung des Haupttempels, 400 Yen Eintritt, ging es eine Tempel-Ebene höher. Hier sagt die Legende, wer 2 bestimmte Steine findet hat Glück in der Liebe. Allerdings waren die beiden Steine so offensichtlich und dicht beieinander, dass, wer diese nicht findet, eine Gruppe Holländer drum rum stehen haben oder bei „Bauer sucht Frau“ mitmachen müsste.
Anschließend ging es eine Ebene tiefer, wo ein Wasserfall die Attraktion war. Dieser kam aus Rohren und wer davon trinkt wird gesund oder erst recht krank. Zumindest war es ein beliebtes Selfiemotiv, um sich im Internet lächerlich zu machen. Ich ging die inzwischen gefühlten hunderte Stufen wieder nach oben um dann über einen Pfad zu gehen und ein paar Fotos zu machen. Dieser Pfad führte mich genau wieder nach unten zu dem Wasserfall. Da hätte ich mir auch die hunderte, ach was tausende Stufen sparen können.
Ich ging anschließend zum National Museum und war pünktlich zur Öffnungszeit da. Und siehe da, es war nur eine Sonderausstellung für 1500 Yen im Angebot, denn das Hauptgebäude wurde renoviert (für meinen nächsten nicht stattfindenden Besuch). Einerseits hatte ich dadurch wieder einmal Zeit gespart, andererseits aber auch verloren, schließlich hätte ich gar nicht hierher kriechen müssen. Für was googelt man denn im Vorfeld nach den Öffnungszeiten, wenn dann doch alles wegen Renovierung geschlossen ist.
Ich lief also weiter zum Kennin-ji, dem ältesten Tempel in Kyoto, in der Hoffnung, dass dieser nicht auch in der Zwischenzeit eine Renovierung nötig hatte. Da es ja der älteste Tempel war, war das nicht so unwahrscheinlich. Zuerst ging es durch den Garten in einen Seitentempel und für 500 Yen bekam man auch einen eigenen Erklärbär. Ich natürlich nicht, denn der Bär konnte scheinbar nur Japanisch. So musste ich die 3 bemalten Türen und den kleinen Tempel alleine erforschen. Ich wollte fast schon wieder gehen, da bemerkte ich, dass es noch einen größeren Tempel, den eigentlichen Haupttempel, zu besichtigen gab. Die Eintrittskarte vom Nebentempel galt nicht und so musste ich noch einmal 500 Yen auf den Tisch legen. Dafür durfte ich dann auch meine Schuhe wieder ausziehen. Hier gab es ein paar mehr Räume mit bemalter Schiebetür und das für den gleichen Preis wie in dem Nebentempel. Um dann zum eigentlichen Tempel zu gelangen musste man durch ein Tor und damit nicht jemand auf die Idee kam ohne Eintrittskarte hindurch zu gehen (denn das Tor war im öffentlichen Bereich) hatte man innen auf einem Schild die geheime Zahlenkombination angegeben. Und für die, die später einmal ohne Karte den Tempel besuchen wollen: Erst die 3 und dann 2 Sekunden auf den Knopf „Öffnen“ drücken. Etwas Komplizierteres traute man den Touristen offenbar nicht zu.
Der Mönch, der vor mir durch das Tor wollte, drückte es allerdings einfach so auf, ohne 3 und Öffnen. Na ja, der hatte auch göttlichen Beistand und kann sicher durch Wände gehen. Im Tempel war dann wieder mal ein riesiges Gemälde eines Drachens an der Decke. Allerdings brüllte dieser nicht, wenn man unter seinem Maul 2 Stöcke gegeneinander schlug. Es sei denn man hatte seine Finger dazwischen.
In der Nähe war der Kodai-ji Tempel. Ein Rundgang durch den Garten, durch ein paar Gebäude und durch das Museum kosteten 600 Yen. Letzteres lag über einem Restaurant, hatte einen winzigen Raum und 15 Ausstellungsstücke. Was ein Touristennepp. Zur Strafe ging ich auf die angrenzende Restauranttoilette. Nicht dass dies eine Strafe für das Museum gewesen wäre, aber ich musste ich ja irgendwie bzw. irgendwo meinen Frust ablassen.
Um zum Chion-in Tempel zu gelangen, musste man durch den Yasaka-jinja Garten. Hier musste man sich entscheiden, ob man den rechten oder den linken Weg nehmen wollte. Ich nahm natürlich nicht den rechten Weg, sondern den linken. Und dass es nicht der rechte Weg war, merkte man daran, dass es auf meinigem viel weniger zu sehen gab, als auf dem Anderen.
Am Eingang zum Tempel stand das größte Tor Japans. Und danach folgten die meisten Treppenstufen, so kam es mir auf jeden Fall vor. Die Haupthalle wurde mal wieder restauriert, was sonst. Ich warf einen Blick in die Nebenhalle, die recht neu war. Hier merkte man, dass man einfach nur einen Versammlungsraum zum Gebetsplatz umfunktioniert hatte, solange die Haupthalle geschlossen war. Dafür gab es die größte Glocke Japans zu sehen, die Live an Sylvester im Fernsehen geschlagen wurde.
Auf dem Weg zum Shoren-In musste ich mehrmals stehen bleiben, so schlimm schmerzte mein Rücken inzwischen. Zum Glück war der Tempel direkt nebenan und für 500 Yen wurde Einlass gewährt. Es ging schuhlos durch viele miteinander verbundene Gebäude. Man lief eigentlich um den Garten herum. So konnte ich mir den zusätzlichen Lauf durch diesen sparen.
Langsam kapierte ich das Prinzip eines japanischen Tempelkomplexes. Dieser besteht aus einem Garten mit ein paar normalen Gebäuden und einem speziellen Gebäude in dem ein Altar ist. Deshalb musste man auch immer für den Garten Eintritt zahlen, wenn man eigentlich nur den Tempel sehen wollte.
Tenju-an war eigentlich nur ein Garten, deshalb kostete er auch nur 400 Yen Gartengebühr. Ein Gärtner störte mit seinem Laubgebläse die ganze Idylle. Ich wollte schon mein Geld zurück verlangen. Da konnte man schon mal den technischen Fortschritt und die hohen Lohnkosten verfluchen. In China hätten 20 Wanderarbeiter das Laub mit der Hand aufgelesen. Am Ende des Rundgangs war ein großes Gebäude mit Altar. Das machte dann den Garten offiziell zum Tempel. Es hat mich gewundert, dass ich nicht nachzahlen musste.
Im Konchi-in hielt mir die Kassiererin gleich einen Zettel hin, dass nur der Garten, nicht aber der Tempel oder irgendein anderes Gebäude zu besichtigen sei. Wenigstens waren sie ehrlich. Allerdings wollten Sie trotzdem 400 Yen, Ehrlichkeit hin oder her. Im Garten war es sehr schön und es gab viele Kois im Teich. Angeschlossen war hier der Nanzen-ji Tempel Komplex. Dieser fing an mit dem Sanmon Tor. Das konnte man erklimmen und das nur für lächerliche 500 Yen. Das tat ich dann auch trotz meiner Höhenangst. Aber ich war bisher noch nie auf einem solchen Tor gewesen und wer weiß wann sich wieder einmal die Gelegenheit ergibt. Mann musste ohne Schuhe die Holzleiter hinauf und oben gab es sogar einen kleinen Altar. Man hätte nur ein paar Blumentöpfe hinstellen müssen und das Ganze wäre als Garten durchgegangen, bei doppelter Eintrittsgebühr natürlich. Ich ging einmal herum und wieder runter. Der Weg ist das Ziel.
Ich ging weiter zum eigentlichen Tempel. 300 Yen kostete der Besuch eines ganz kleinen Gartens, ein Einraumgarten sozusagen, und einem Gebäude mit Altar. Super. Es sollte nun zum Nanzen-ji oku-no-in gehen, einem idyllischen Ort mit Wasserfall, dem Geheimtipp des Reiseführers. Allerdings lieferte dieser eine ganz obskure Wegbeschreibung und so war ich erst einmal total falsch. So behält man auch den Status eines Geheimtipps bei.
Nachdem ich dann die richtige Richtung eingeschlagen hatte musste ich zuerst einen Tempel durchqueren. Beim Hinaustreten schlug ich mir wieder einmal den Kopf am Torbogen an. Wurde meine fehlende Demut wieder einmal bestraft? Ich glaube nach Israel brauche ich einen Kopf aus Stahl.
Ich fand den Ort dann nach einem kurzen Berg-Aufstieg. Der Wasserfall kam aus einem Rohr und zum eigentlichen Altar gab es noch einen kleinen Altar in einer Höhle ein paar Stufen höher. Auf dem Rückweg fragte mich ein entgegenkommender Tourist, ob es noch weit wäre. Dieser war genauso fertig wie ich auf dem Hinweg. Selig seien die Unsportlichen.
Für den Besuch der vielen Gebäude im Eikan-do verlangte man 600 Yen. Den Garten sparte ich mir diesmal. Ich hatte einfach zu wenig Zeit und langsam auch genug von Gärten. Ich ging dann den Path of Philosophie entlang. Dieser führte an einem kleinen Bach entlang nach Norden. Allerdings war der Weg sehr enttäuschend. Es gab zwar viel Gesträuch, doch nichts hat geblüht. Blöde Klimaerwärmung. Die Hotels waren trotzdem teuer zur Kirschblütenzeit. Und bitte keine Fragen, was das mit Philosophie zu tun hatte. Marketing ist alles.
Kurz vor Ende des Weges konnten man zum Honen-In Tempel abbiegen. Dieser machte laut Reiseführer um 16 Uhr zu und es war genau 16 Uhr als ich ankam. Mal sehen ob die Tempel in Japan genauso pünktlich sind wie die Züge. Jemand packte gerade sein Auto voll und so war das Tor noch offen. Ich schlüpfte schnell rein und machte noch ein paar Fotos. Viel gab es sowieso nicht zu sehen. Nicht einmal einen richtigen Garten gab es hier. Also zurück zum Weg und am Ende des Weges wartete der Ginkaku-in Tempel auf mich. Dies war eine richtige Touristenfalle oder offiziell gesagt er war ein beliebtes Besichtigungsziel. Der Weg dorthin führte schon durch eine Straße mit unzähligen Souvenirschops. Am Tempel angekommen stand am Eingang ein Mann mit einem Schild, dass der letzte Eintritt um 17 Uhr sei und der Tempel um 17:30 Uhr schloss. Jetzt war es gerade erst einmal 16:15 Uhr. Wie so häufig, bloß keine Überstunden.
Für 500 Yen wurde man dann in Reih und Glied durch den Garten gescheucht. Oder besser gesagt den Berg hoch und runter. Da war wenig Garten und gar kein Tempel. Ganz schlimm. An der Toilette waren sogar Wartebänke für die Männer, die auf Ihre toilettenbesuchenden Frauen warteten. Hier setzte ich mich auch erst mal hin und sah nach, wie ich denn jetzt am besten zum Hotel zurück kommen würde. Ich war schon ziemlich weit weg vom Schuss. Die nächste Metro Station war geschätzte 45 Minuten zu Fuß entfernt und zu der wollte ich auch laufen.
Ich hatte noch nichts gegessen oder getrunken. Und ausgerechnet der erste Mini Markt, der auf dem Weg zur Metro kam, war auf der anderen Straßenseite. Da hätte ich bis zur nächsten Ampel laufen müssen und dann wieder zurück. So hoffte ich doch lieber auf einen baldigen Mini Markt auf meiner Seite. Und wirklich, nach kurzer Zeit kam ein zweiter Markt, allerdings wieder auf der verkehrten, also anderen Seite. Doch diesmal war direkt vor dem Markt eine Ampel. Da hatten die Straßenplaner inzwischen etwas gelernt. Bierdurst macht weise.
Ich holte 2 Bier und 2 Stückchen, denn der Weg war noch weit. So trank ich gemütlich Bier auf dem Weg zur Metro. Unterwegs machte ich noch kurz ein Foto in einem Tempel, wobei ich noch ein gemütliches Bier in der Hand hielt. Ich glaube nun ist Buddha auf mich sauer. Bacchus ist sauer, wenn ich keinen Alkohol trinke, Buddha, wenn ich Alkohol trinke. Keinem kann man es recht machen. Mal sehen welcher Teil von Japan morgen untergeht.
Im 7eleven am Hotel entdeckte ich dann die Bier-Eigenmarke. Diese kostete nur die Hälfte wie das normale Bier. Anfangs war ich mir gar nicht sicher, ob das überhaupt Bier war. Schon wegen des Preises. Nicht dass das wieder Ananassaft war, wie in Chengdu. Aber als an der Kasse die obligatorische Abfrage kam, ob man über 20 Jahre alt sei, war ich mir sicher, dass es zumindest Alkohol enthielt. Und wenn es Ananassaft mit Wodka war.
Zum Abendessen ging ich diesmal in eine spezielle Nudelsuppenküche. Die Bedienung holte ein englisches Menü aus einem großen leeren Kochtopf und gab es mir. Die Auswahl bestand aus einer Buchstaben/ Zahlenkombination und zwar von A bis D und von 1 bis 4. 1 war wenig Nudeln und 4 war extra viel Nudeln. Seltsamerweise hatte alles von 1 bis 4 den gleichen Preis. Nudeln kosten hier scheinbar nichts. Die Einteilung gab es wahrscheinlich nur um zu wählen, ob man mehr oder weniger Reste wegwirft. A bis D waren dann die 4 unterschiedlichen Gerichte, die zur Auswahl standen. Als Fleisch gab es bei allen Speisen 3 Scheiben kalter Braten in einer Scheibendicke, wie wir es von Wurstscheiben kennen.
Gewählt wurde wieder am Automaten, der durch die ausgeklügelte Buchstaben/ Zahlen Kombination auch in Japanisch recht leicht zu bedienen war. Es war hier auch viel billiger als in den anderen Restaurants. Das war wahrscheinlich der Grund, warum der Laden ziemlich voll war. Ich musste sogar warten, bis jemand ging, um einen Sitzplatz zu bekommen. Und lecker war es auch noch.
5200 Yen hatte ich heute alleine an Eintritt bezahlt, also knapp 40 Euro. Und morgen sollte noch einiges dazu kommen.
10.Tag – Tempelreste
Ich ließ meine Tasche im Hotel und lief zur Nijo-jo Burg. Ich musste nur 20 Minuten laufen und obwohl die Burg um 8:45 Uhr aufgemacht hatte und ich um 8:50 Uhr dort eintraf, standen schon 5 Busse vor der Tür. Allerdings, unter Burg stellte man sich etwas anderes vor. Die Burg war eigentlich der Wohnsitz des Shoguns mit Empfangsräumen, Wartezimmern für Besucher, Thronsaal, aber auch dem privaten Schlafzimmer. Also alles was man für das Aussitzen einer Belagerung so braucht. Für 600 Yen Eintritt durfte man seine Schuhe ausziehen und durch mehrere Gebäude gehen. Ich fragte mich, ob der Schogun hier auch seine Schuhe ausgezogen hatte oder zumindest die Besucher, die er empfangen hatte.
Die Gruppen aus den 5 Bussen verstopften überall den Weg. Das war richtig nervig. Eine Gruppe nach der anderen wurde hier durchgeschleust. Dann kam man in den Garten oder besser gesagt in 2 Gärten (was den Eintrittspreis pro Garten wieder relativierte). Hier waren plötzlich keine Gruppen mehr zu sehen. Warum soll eine Reiseagentur auch etwas Schönes zeigen. Da kostet ja nur Zeit. Die kann man doch viel besser in Teppichknüpfereien mit angrenzendem Souvenirshop verbringen.
Nach etwas mehr als einer Stunde war ich durch die Anlage durch spaziert, zumal das zugehörige Museum geschlossen war. Diesmal nicht wegen Renovierung, sondern wegen der Herrichtung einer neuen Ausstellung. Ja wenn man die falsche Zeit für einen Besuch von Japan wählt, dann aber richtig.
Ich fuhr mit der Metro noch einmal zum Yasaka-jinja Garten. Beim letzten Mal hatte ich ja den uninteressanten Weg gewählt und diesmal wollte ich es besser machen. Und tatsächlich, ging man den anderen Weg, führte dieser einen durch eine riesige Tempelanlage. Im anschließenden Garten war die Kirschblüte Zeit schon vorbei und so sah er ziemlich trostlos aus.
Nächster Besichtigungspunkt war die Heian-jingu Tempelanlage mit einem riesigen Garten. Das war der schönste Garten bisher, kostete aber auch 600 Yen Eintritt. Es gab kleine und große Seen und hier hat auch einmal etwas geblüht. Tja, wenn man fleißig betet, dann wird es auch was mit der Kirschblüte. Beziehungen nach oben helfen.
Ich lief zur Metro zurück und fuhr in die entgegengesetzte Richtung zur Station Uzumasu Tenjingawa, die auch die Endstation war. Von hier aus waren es noch einmal 30 Minuten Fußweg zum Myoshin-ji Tempel. Ich folgte Google Maps und irrte durch die Straßen, fand aber keinen Eingang zum Tempel. Dafür fand ich den zugehörigen Garten, der 700 Yen Eintritt kosten sollte. Das war bisher der höchste Gartenpreis. Ja, ich würde sogar sagen Wucherpreis. Das war ich dann doch nicht bereit zu investieren.
Ich fand ein paar japanisch beschriftete Schilder mit roten Pfeilen und denen folgte ich dann auf Verdacht. Meistens führten diese zu Sensationen oder zur Toilette. Beides war nicht schlecht. Hier führten Sie zu einer Kasse mit einem englischen Schild. Irgendetwas, wohl zwei Gebäude, konnte man nur mit Führer besichtigen und das nur in Japanisch. Das alte Büro könne man aber kostenlos ohne Führer besuchen, wenn man nur die Schuhe auszog. Nun war das Japanisch nicht mein Problem, mehr aber die ungewisse Dauer der Führung. Ich wollte hier nicht 2 Stunden festsitzen, um 2 Gebäude anzusehen. Und so zog ich lieber meine Schuhe aus und besichtigte die Zimmer direkt vor mir ohne auch nur zu wissen, ob dies die beschriebenen, also richtigen Attraktionen waren. Schließlich stand nirgendwo was oder wo die alten Büros waren. Die japanischen Touristen, die auf den Beginn der Führung warteten, schauten etwas blöd. Aber sie konnten ja kein Englisch, so dass sie nicht wussten, dass es hier auch etwas umsonst gab.
Jetzt endlich war ich auch geographisch in der Tempelanlage angekommen und so ging ich zuerst Richtung Eingang, was ja auch Sinn macht. Hier fand ich ein Tor vor, das man wieder einmal besteigen konnte. Ich verzichtete allerdings darauf. Einmal ist genug. Ich hatte noch nicht einmal nach dem Preis geschaut. In dieser Tempelanlage war es das erste Mal, dass alle Preise und auch die Sehenswürdigkeiten selbst nicht mit den Informationen aus dem Internet oder den Reiseführern überein stimmten (jetzt mal abgesehen von den wenigen Renovierungen). Man hatte die Auswahl der Sehenswürdigkeiten wohl zum besseren Abzocken angepasst, wie auch die Preise.
Ich ging Richtung Nordausgang und beschloss die verbleibenden 75 Minuten, die ich noch für Besichtigungen hatte, zum Besuch des Ninna-ji Tempel zu nutzen, da er nicht allzu weit weg war. Ich hatte noch so viele unbesuchte Tempel und Gärten auf meiner Liste, da war es egal, was ich nun auswählte. Unwissend was diese genau beinhaltete, erwarb ich eine Kombikarte Palast und Museum für 800 Yen. Kombikarte klingt immer gut und der Preis war so hoch, da musste es doch etwas sein. Ich muss ehrlich sagen, anfangs war ich mir noch nicht mal sicher, ob dies der richtige Tempel war. Im westlichen Teil der Stadt gab es nur wenige englische Schilder. Nur in den östlichen Tempeln, wo alle Touristen ihr Geld lassen durften, gab es solche.
Ich ging zuerst in das Museum, da es auf dem Weg zum Palast lag. Zum Glück war es ein Einraummuseum mit 9 Figuren und ein paar Malereien und Schriften. Ich hatte doch keine Zeit. In 5 Minuten war ich durch. Ärgerlich war nur der hohe Preis dafür. Danach ging es zum Palast. Also Schuhe aus und durch die geschätzten 5 Gebäude im Eiltempo durch. Fotografieren war diesmal erlaubt und so fing die Kamera an zu glühen. Anschließend besuchte ich noch die Pagode und die Haupthalle, beide natürlich verschlossen.
Ich hatte meine geplante Besuchszeit leicht überschritten, aber zum Glück ging es auf dem Rückweg bergab und so brauchte ich nur 35 Minuten zur Metro. Diese ist in Kyoto genauso wie in Frankfurt, teuer und fährt dafür in viel zu großen Abständen. Um genauer zu sein, hier fuhr nur alle 8 Minuten eine Bahn. Dieser Takt ist sehr ungewöhnlich für Asien.
Ich war dann um 15:45 Uhr im Hotel, holte meinen Koffer und fuhr zum Bahnhof. Hier holte ich noch schnell meine Platzkarten für die Fahrt von Hiroshima nach Tokyo und setzte mich anschließend in den Warteraum, um mein Tablet mit Strom zu versorgen. Auf den Anzeigetafeln waren alle Beschriftungen auf Japanisch. Das beruhigt. Wenigstens die Uhrzeiten und die Zugnummern konnte man mit Fantasie erahnen. Aber die Züge waren wenigstens wieder einmal überpünktlich.
In Himeiji angekommen fand ich das Fremdenverkehrsbüro im Bahnhof noch offen vor. Ich nutze die Gelegenheit und deckte mich mit lauter unnützen Karten ein. Wegwerfen konnte man ja immer noch. Anschließend lief ich vom Bahnhof zum Hotel, wobei die beleuchtete Burg, die man ständig im Blick hatte, schon ein toller Anblick war. Um auf dem langen Weg nicht zu verdursten, kehrte ich in den erst besten (ich hoffe es war der Beste) Family Mini Markt ein, um Bier zu holen. An der Kasse durfte ich ein Los aus der Lostrommel ziehen und gewann gleich ein Getränk. Leider war es nicht alkoholisch. Doch eine Niete gezogen.
Nach dem Einchecken im Hotel ging ich zur so schön beleuchteten Burg. Ich wollte schon mal den Eingang suchen, damit ich es morgen leichter hätte, und so überquerte ich die Zugbrücke und fand einen kleinen Park vor mit ungewöhnlich vielen Joggern. Nach etwas Suchen fand ich dann auch den Eingang zur Burg. Morgen wäre dies viel leichter gewesen, da hätte ich nur den unzähligen Gruppen zu folgen brauchen. Ein herumstehendes Schild mit der Aufschrift „Wartezeit in Stunden und Minuten“ machte mich etwas nervös. Ich beschloss morgen lieber etwas früher zu kommen. Da ich ja hier nicht so viel zu tun hatte, suchte ich noch den Eingang zu dem Garten, der im Kombiticket eingeschlossen war.
Anschließend ging ich Richtung Bahnhof, um etwas zu Essen zu finden. Auf der vermeintlichen Hauptstraße, also der Straße, die auf direktem Weg vom Bahnhof zur Burg führte, hatte kein Geschäft oder Restaurant mehr auf. Alles machte um 18 Uhr oder 19 Uhr zu. Das war hier wie in Nikko. Scheinbar machten die Touristen hierher nur Tagesausflüge. Viel gab es ja auch nicht zu sehen. Kurz vor dem Bahnhof fand ich ein Restaurant das ausschließlich Nudelsuppen vertrieb. Man zeigte mir statt einer Karte vor dem Restaurant in einer Auslage die Auswahlmöglichkeiten in Plastik gemeißelt. Allerdings hätte man sich das sparen können, denn es gab nur die Wahl zwischen einer Suppe in klein oder groß. Ich nahm natürlich den großen Topf für 700 Yen. Genau den Betrag hatte ich heute durch den nicht getätigten Gartenbesuch gespart. Da sieht man wieder einmal, ein Gartenbesuch kostet hier genauso viel wie eine ganze Mahlzeit.
Ich landete versehentlich in einer Seitenstraße und hier gab es plötzlich viele offene Restaurants. Da stellt sich mal wieder heraus, wie viel man in Touristenstraßen tagsüber verdienen kann, so dass man es sich erlauben kann, früh Feierabend zu machen.
Im Fernsehen hatten übrigens alle Reporter weiße Helme auf. Hoffentlich wird das hier nicht zum Modetrend. Und nicht nur weil es dämlich aussah.
11.Tag – Burgfest
Ich stand, wie gestern Abend beschlossen, recht früh auf. Um kurz nach 8 Uhr checkte ich aus dem Hotel aus und hinterließ mein Gepäck. Um 8:15 Uhr war ich am Eingang der Burg. Hier war bereits mit Stangen ein Bereich abgesperrt. An der Vorderseite waren die Stangen mit einem Schild versehen, auf dem auf Japanisch etwas stand. Meine japanischen Mitfrühaufsteher deuteten an, dass man sich hier einpferchen lassen sollte. 2 Reisegruppen und ein paar vereinzelte Individualbesucher gesellten sich zu uns. Von mehrstündigen Wartezeiten war hier nichts zu sehen. Aber ich stand ja auch ganz vorne. Die eine Reisegruppe hatte ich übrigens gestern in der Burg von Kyoto gesehen, Franzosenpack. Die sind wohl auf Burgtour. Zum Glück war die Anzahl der Gruppen noch überschaubar.
Durch einen Zwischensprint war ich auch als erster an der Kasse, als diese dann öffnete, und holte mir mein Kombiticket, also Burg und Garten. Ich ließ die Gruppen erst einmal vor. Die hatten es sicherlich eilig, da noch 163 Burgen auf dem Programm standen. Nach kurzem Aufstieg ging es auf engen, steilen Treppen 6 Stockwerke hoch und 7 Stockwerke runter. Ja die Zahl stimmt, denn die Tour endete im Keller. Zum Glück hat es sich trotz der vielen Rentner in den Gruppen nur wenig gestaut. Mehr Gruppen wäre die Hölle gewesen und die Besichtigung hätte weitaus länger gedauert. Die Treppenerklimmung musste man übrigens wieder auf Socken erledigen. Die Schuhe trug man in einem Beutel mit sich.
Diesmal war die Burg wirklich eine Burg und nicht eine verkappte Ferienwohnung. Überall gab es Schießscharten, Halterungen für Lanzen und Verstecke für Hinterhalte. Es gab auch keine Wohnräume (zum Glück, ich konnte schon keine bemalten Schiebetüre mehr sehen).
Die ganze Burg wurde nur von 2 riesen Säulen aus Baumstämmen gehalten. Hätte ich das vorher gewusst, ich wäre nicht hinaufgestiegen. Vielleicht war deshalb im obersten Stockwerk ein Altar, damit man beten konnte, dass die Burg hielt, solange man sich darin aufhielt. Auf dem Weg runter hat es sich dann furchtbar gestaut. Waren die Treppen aufwärts noch zweispurig, waren sie nach unten nur einspurig. Im Keller gab es eine Toilette, also eine Historische, doch die war zu. Wahrscheinlich wegen der Verwechselungsgefahr. Denn die Aufpasser passten nicht auf, sondern waren eher zum Begrüßen aufgestellt. Ich glaube wenn ein Arbeitstag vorbei ist, haben die keinen Rücken mehr vor lauter Verbeugen. Nach einer Stunde war ich aus dem Gebäude draußen. Es folgte ein 15 minütiger Marsch zum Burg-Garten. Hier gab es eine 800 Meter lange Wandelhalle. Diese wurde unter anderem für die Mätressen und als Vorratslager verwendet. Oder war das jetzt für die Vorratshaltung der Mätressen?
Ich brauchte für die gesamte Burg insgesamt 2 Stunden. Die offizielle Aussage auf dem Schild am Eingang war, dass man 2 bis 3 Stunden einplanen sollte. Also 3 Stunden waren wohl eher für oder mit mehr Gruppen. Ich ging anschließend zu dem im Kombiticket enthaltenen Garten und verbrachte dort eine Stunde. Es gab sehr viele schöne Themengärten. Nur ein paar Touristen, die unbedingt ganz tolle Fotos machen wollten, die die Angehörigen dann sowieso nicht sehen wollen, hinderten die Anderen und vor allem mich am Vorankommen und nervten somit.
Anschließend ging ich weiter zum Kunstmuseum, das direkt an der Burg gelegen war. Die Sonderausstellung sah mir sehr modern aus und so kaufte ich nur eine Karte für die permanente Ausstellung. Führ 200 Yen durfte man einen winzigen Ausstellungsraum besuchen, doch der hatte es in sich. Bilder von Monet, Pissarro, Sissley, Pechstein, Matisse und vielen anderen berühmten Malern. Das alles war nur möglich, weil ein Japanischer Sammler dem Museum diese Kunstschätze vermacht hatte. Übrigens, bald muss ich alle Monets dieser Welt gesehen haben. Soviel kann ein Mensch alleine gar nicht gemalt haben.
Dann durfte ich mit meinem Ticket, und darauf wurde ich beim Kauf extra hingewiesen, noch ein paar Fische ansehen. Diesmal allerdings nicht im Gartenteich, sondern wie gemalt, also eigentlich wirklich gemalt. Nach 15 Minuten war ich hier fertig und anschließend ging ich zum Geschichtsmuseum der Präfektur Hyogo, das auch noch nie einen westlichen Touristen gesehen hatte. Außer vielleicht den Schreiber des Reiseführers, aber auch das bezweifele ich.
Es war ein großer moderner Bau, allerdings sah er wenig befüllt aus. Weder mit Ausstellungsstücken, noch mit Besuchern. Es ging eine Rolltreppe hoch, über einen Steg bis man zu einem Schild kam auf dem Stand: „Please show your Ticket“. Nun war da niemand, der es ansehen könnte. Also beschloss ich mein Ticket dem Schild zu zeigen. Da ich nun meiner Pflicht nachgekommen war, konnte ich den ersten kleinen Ausstellungsraum betreten. Hier wurden Nachbauten von diversen Burgen in kleinem Maßstab ausgestellt. Märklin-Burgen also. Dann gab es hier auch einen extra Aussichtspunkt mit Blick auf die Burg. Allerdings spann meine Kamera mal wieder. Sie stellte plötzlich das Heran-Zoomen ein. Das war blöd, denn ein Bild von der Burg von Hinten hatte ich noch nicht (Passt da nicht der Ausdruck Arschkarte?).
Der zweite Saal war den Volksfesten gewidmet. Er beinhaltete 2 große Umzugswagen und ein paar Kostüme und Masken. Karneval lässt grüßen. Im nächsten Saal gab es altes Spielzeug zu sehen. Das war auch am witzigsten. Plötzlich ging der Zoom meiner Kamera wieder und ich rannte zurück, um das vermisste Foto von der Burg nachzuholen.
Das war es dann auch schon im ersten Stock. An der Treppe abwärts saß eine Frau, aber auch die wollte mein Ticket nicht sehen. Meine Entscheidung, das Ticket dem Schild zu zeigen, war wohl doch die Richtige gewesen.
Im Erdgeschoß gab es einen Nachbau eines traditionellen japanischen Holzhauses. Allerdings war dies mehr für Kinder gedacht. Wohl damit diese einmal sehen können, wie sie gelebt hätten, wenn Japan sich nicht dem Westen geöffnet hätte und die industrielle Revolution nicht über den Teich geschwappt wäre.
Im Kino wurde gerade ein Film auf Japanisch gezeigt, der darüber handelte wie die Burg restauriert worden war. Da wurde übrigens auch das mit den zwei Balken, die die ganze Burg halten, gezeigt. Allerdings war dies keine Endlosschleife und als der Film zu Ende war, war er zu Ende. Und da ich auch der einzige Cineast war und dazu noch ein nicht japanischer, machte sich keiner die Mühe den Film neu zu starten. Also zog ich weiter, besuchte einen kleinen komischen Raum, dessen Inhalt ich unmöglich beschreiben kann, und ging zum Schluss in den Keller zur Ausstellung der Geschichte von Hyogo. Allerdings waren hier nur ein paar Modelle von Gebäuden, 5 religiöse Figuren, ein paar Bootsmodelle und Dinge von einer Schlacht zwischen 2 Clans ausgestellt. Für mich war das total wirr. Na gut, dafür hat es auch nur 210 Yen Eintritt gekostet.
Auf dem Rückweg ging ich an der Rückseite des Kunstmuseums vorbei und hier gab es einen kleinen Park mit lauter Skulpturen. Alle im Stil von Rodin, aber es war kein echter Rodin dabei. Das war wohl nur von der Werkstatt von Rodin. Der echte Rodin stand aber innen, den hatte ich schon gesehen.
Es war erst 13:30 Uhr und so wollte ich in Ruhe etwas Essen. Ich lief durch die Einkaufspassage. Jetzt hatte alles offen, was aber nicht wirklich einen Unterschied zu Abends darstellte, denn ich konnte nichts Vernünftiges zu Essen finden. Da hätten die auch zulassen können. Ein Lokal bot außen Nudelsuppe an, aber innen war das mehr ein Buffet Restaurant und so ging ich gleich wieder raus. In der nächsten Seitenstraße waren dann einige Restaurants mehr. Und hier fand ich es auch, mein geliebtes Automatenrestaurant.
Vor mir am Automat war ein deutsches Pärchen mit Kinderwagen. Ich fragte mich, was die hier wollen? Eine Burgbesichtigung? Mit dem Kinderwagen die Treppen in der Burg hoch? Eventuell werden ja bei der nächsten Renovierung ein Aufzug und eine Rollstuhlrampe eingebaut. Aber da die Burg hier die einzige Sehenswürdigkeit war, nochmal, was machen die hier? Die Zeit damit verbringen den Automaten in Restaurants zu blockieren? Bei mir gab es zumindest Hähnchen auf dem heißen Stein.
Ich ging zurück zum Hotel und holte meine Tasche. Um 14:30 Uhr war ich am Bahnhof, hatte also noch 3 Stunden Zeit. Es gab keinen extra Wartebereich, nur ein paar Bänke im Gang ohne Stromzugang und ohne Internet. Da hat sich das frühe Kommen ja wirklich gelohnt. 5 Minuten vor meinem Zug kam ein anderer Zug an meinem Gleis an, was eine erhöhte Aufmerksamkeit erforderte. Ich setzte mich also rechtzeitig an das Gleis, um auch ja den richtigen Zug zu bekommen.
Es ging nach Hiroshima. Apropos, wie lange ist die Halbwertszeit einer Atombombe eigentlich?
Der Bahnhof in Hiroshima war eine Baustelle und deswegen ging ich auf der falschen Seite hinaus. Ich wollte nicht zurücklaufen und so musste ich einmal den Bahnhof umrunden. Ich ging in den erst besten 7eleven und holte Bier und Frühstück für morgen. Wer weiß wann sich wieder so eine Gelegenheit bietet. Als ich meine Einkäufe vor dem Laden in meinen Rucksack verstaute, kommt ein Mädchen mit einem Schild auf mich zu. Irgendetwas mit 19:30 Uhr stand darauf. Dabei war es noch gar nicht so spät. Aber eventuell hat sie meine deutsche Überpünktlichkeit neugierig gemacht.
Dank GPS fand ich auch das Hotel und trank erst einmal 2 Bier. Ich wollte Richtung Burg gehen und dabei unterwegs zum Essen einkehren. Eine Zugbrücke führte in das Innere der Burganlage und da ein Jogger gerade hinein lief, ging ich auch rein. Das Tor sollte ja noch etwas offen haben, hoffte ich. Innen war ein riesiger Park. Alles war dunkel und kein Mensch zu sehen. Nicht einmal Jogger. Das machte die Suche nicht viel einfacher, also das mit der Dunkelheit. Die Jogger spielten keine Rolle. Ich umrundete fast den gesamten Park und näherte mich dadurch der Burg von hinten. Am dann doch noch gefundenen Eingang gab es kein Schild mit einer Ankündigung von stundenlangen Wartezeiten. Das machte Hoffnung.
Ich ging Richtung Atombombenpark, musste aber plötzlich dringend auf die Toilette. Ich war gerade an einem Einkaufszentrum und dachte, die haben doch garantiert eine Örtlichkeit. Der Weg nach oben war schon abgesperrt und die Toilette im Erdgeschoß war zugesperrt. Zum Glück hatte die Toilette im Parkhaus noch offen. Die habe ich dann auch ganz schön zugestrahlt (Wortwitz).
Wieder Platz geschaffen holte ich erst einmal ein Bier für den langen Weg. Wie man merkt, war hier jeder Weg lang, zumindest wenn es um den Bierkonsum ging. Ich kam dann am Atomic Bomb Dome an. Und hier war sie, die größte Sensation: der erste öffentliche Papierkorb in Japan. Ich ließ natürlich gleich meine leere Bierdose in diesem. Glücklich ging ich zurück zum Hotel. Allerdings war auf dem Weg kein Restaurant. Nicht dass diese alle schon zu hatten, es gab einfach keines. Ich entdeckte dann eine Mos Burger Filiale, wo ich einen Burger mit Pommes verspeiste. Der war genauso teuer wie ein vernünftiges Essen, aber woher nehmen?
12.Tag – Verdammte Bombe
Ich stand früh auf, denn ich wollte schon um 8 Uhr im Peace Memorial Park sein. Schließlich wollte ich alle 67 Besichtigungspunkte abarbeiten, die auf dem Plan des Parks eingezeichnet waren, den mir der Rezeptionist gestern Abend beim Einchecken gegeben hatte. Dir Plan war sogar auf Deutsch. Ich fing an beim Atomic Bomb Dome, diesmal nur im Hellen. Fast alle der 67 Memorial Attraktionen trugen die Bezeichnung „Frieden“ im Namen, egal ob Erinnerungsstein (Friedensstein), Buddha (Friedens-Buddha), Briefkasten (Friedensbriefkasten) oder Donut (Fiedensdonut). Mal war es ein einfacher (Friedens-) Stein für die Toten des Bäckerhandwerks, mal ein aufwendiges Denkmal für die toten Koreaner. Die machten hier einen riesen Hipe wegen der Bombe. Da werden die einmal von so etwas ein bisschen getroffen und da müssen die immer wieder darauf herumreiten.
Im Peace Memorial Museum musste ich mich erst mit Schulkindern und dann mit französischen Reisegruppen herumschlagen. Ich weiß nicht was schlimmer ist. Aber nie wieder Krieg! Der Eintritt hierfür kostete statt der im Internet ermittelten 50 Yen 200 Yen. Selbst auf meinem Plan vom Hotel standen noch 50 Yen. Da hat man wohl mal ganz schnell die Preise erhöht und damit es nicht auffällt nur um das Vierfache. Kirschblütenzeit! Beim nächsten Mal muss ich mit einer Webseite die Webseite prüfen. Wahrscheinlich hat man aber eher die Preise erhöht, weil nur die Hälfte des Museums zugänglich war. Irgendwie musste man ja die Bauarbeiten finanzieren.
In der Peace Memorial Hall traf ich dieselbe französische Reisegruppe, die ich auch gestern und vorgestern getroffen hatte. Die schienen dieselbe Tour wie ich zu machen. Das bestätigte mich darin, dass die Auswahl meiner Reisestationen gar nicht so schlecht gewesen sein konnte. Um 11:30 Uhr hatte ich alles gesehen, also alle 67 Friedensstationen. In Ermangelung eines Restaurants, was ich ja schon gestern Abend feststellen musste, ging ich zu einem 7eleven um Mittagessen zu holen. Ich holte eine Box mit Hühnchen und Reis und ein Bier. Das ließ ich mir an der Kasse aufwärmen, also nicht das Bier. Damit setzte ich mich am Dome auf eine Bank direkt neben einem Papierkorb und machte Mittag. Dabei beobachtete ich die anderen Touristen, die wohl gerade erst aus dem Bett gefallen waren und ihr Tageswerk jetzt begonnen. Ich hingegen begab mich zum Kunstmuseum.
Hier gab es eine Sonderausstellung vom, na wer hätte es geahnt, Museum of Fine Arts aus Boston über Venedig. Und das für nur 1400 Yen. Super. Ich glaube ich gehe nie wieder in Boston in ein Museum. Das meiste Zeug sehe ich sowieso auf meinen Reisen. Ich musste nun in den sauren Apfel beißen, denn die permanente Ausstellung konnte man nur zusammen mit der Sonderausstellung besuchen.
So sah ich 6 Hallen mit der Sonderausstellung, vor allem mit Grafiken von Plätzen in Venedig. Die Japaner waren ganz begeistert, wohl weil sie noch nie Venedig gesehen hatten. Die Chinesen kaufen wahrscheinlich inzwischen alle günstigen Flugtickets weg. Der letzte kleine Raum beherbergte dann die Dauerausstellung. Aber es war alles dabei, was man als Museum so braucht, Manet, Picasso, Monet (ja es gibt immer noch einen Neuen, aber langsam muss ich doch alle gesehen haben).
Nach einer Stunde war ich durch das Museum durch und so lief ich zur, bereits im Dunklen gefundenen, Burg Hiroshima-jo. Der Turm war nach dem Atombombenbefall komplett neu aufgebaut worden. Es hätte mich auch gewundert, wenn gerade dieser stehengeblieben wäre. Doch zuerst besuchte ich den Wandelgang in der Mauer neben dem Tor. Dieser hatte nicht viel Ausstellungsstücke zu bieten außer ein Computerquiz für Kinder, an dem ich kläglich scheiterte.
Nach einem kurzen Abstecher zu einem Schrein in der Anlage lief ich dann zum Turm. Diesmal musste man keine Schuhe ausziehen. Aber das Ganze war auch mehr ein Museum, als eine Burg. Innen war alles Modern und aus Beton. Vielleicht erhoffte man sich so den nächsten Bombeneinschlag zu überstehen.
Es wurde einiges über die Geschichte der Burg, des Turms und der Stadt erzählt. Zusätzlich waren noch ein paar Waffen ausgestellt. Ganz oben war eine Aussichtsplatform, wo ich aus der Tür heraus ein paar Fotos machte. Hinaus ging ich nicht. Da ich alle Filme angeschaut hatte und alles gelesen hatte, was man auch nur auf den Schildern lesen konnte, brauchte ich 2 Stunden für das Turmmuseum. Es war erst 15 Uhr und ich war fertig mit dem geplanten Besichtigungsprogramm. Da kam die Frage auf, was ich morgen machen sollte. Mein Zug fuhr ja erst mittags. Ich ging zum Hotel und holte Bier. Dort nutzte ich die freie Zeit um meine Kamerabatterien zu laden. Um 18 Uhr ging ich dann zum Essen. Ich hatte gestern ein Schnellrestaurant erspäht und dort ging ich hin. Ich bestellte einen Reis-Fleischtopf und noch vor dem Bezahlen war das Essen schon fertig. Also das nenne ich schnell (-Restaurant).
Ich ging nach dem Essen Richtung Shukkei-en Garten, denn dort wollte ich morgen den Vormittag verbringen. Das Suchen nach Eingängen hatte sich gestern schon bewährt und außerdem war das ein schöner Verdauungsspaziergang. Am Ende des Tages war ich schon um 20 Uhr im Bett.
13.Tag – Regen Fall-out
Als ich aufwachte regnete es wie aus Kübeln. Ich habe selten so viel Regen auf einmal gesehen. Da hatte ich mir mit dem Shukkei-en Garten ja genau das richtige Ziel für heute Morgen ausgesucht. Ich wartete noch bis 9:30 Uhr, aber es hörte nicht auf zu regnen. Das Prefectural Art Museum wäre das richtige Besuchsprogramm gewesen, aber durch eine Sonderausstellung war der Eintritt extrem teuer. Ich hinterließ also mein Gepäck an der Rezeption und ging zum Garten. Vor dem Hotel traf ich ein Touristenpärchen, das gerade ihre Fahrräder aufschloss. Diese hatten sie wohl ausgeliehen, die armen Schweine. Wenn ich da an meine Vietnam Regen-Fahrradtour denke. Und die beiden hatten nicht einmal ein Regencape.
Allerdings half mein Regenschirm auch nicht viel gegen den starken Regen. Da der Knirps zu klein war (ist das nicht schon wieder ein Wortwitz), wurde mein Rucksack auf dem Rücken nass. Und da das nicht sein durfte, schließlich waren da meine Ausdrucke, Fahrkarten und mein Tablet drin, nahm ich den Rucksack nach vorne auf den Bauch. Also wirklich, nicht vor den Bauch. Der Eintritt in den Garten kostete 260 Yen statt der recherchierten 230 Yen. Langsam merkte man hier wohl wie man es macht, also wie man Touristen abzockt. Das schwappte bestimmt alles aus Kyoto herüber.
Apropos schwappen, das war schon ein furchtbar feuchtes Vergnügen. Der Garten war zwar super schön, aber bei Sonnenschein wäre er noch schöner gewesen. Wann immer ich ein überdachtes trockenes Rasthaus fand, setzte ich mich hinein, um die Arme auszuruhen, die durch gleichzeitiges Tragen des Schirms, des Gartenplans und der Kamera ziemlich beansprucht waren. Zusätzlich war es wenigstens für kurze Zeit einmal trocken.
Es waren nur wenige Besucher im Garten, aber ob das jetzt wirklich ein Vorteil war? Es gab nicht eine Sekunde eine Regenpause. Oder dass der Regen wenigstens einmal kurz nachgelassen hätte. Gut dass ich den Peace Park und die Burg gestern besucht hatte. Das wäre ein Spaß geworden. Ich ging zwei Mal um den Park herum, einmal direkt am See und einmal etwas weiter außen. Immer darauf achtend, dass kein Wasser in meine Schuhe kam, was nicht hundertprozentig gelang.
Inzwischen waren die Hosenbeine und die Ärmel klitsch nass und natürlich auch die Schuhe. Das war wirklich kein Vergnügen mehr. Um kurz nach 11 Uhr war ich fertig, in jeder Hinsicht, und ich wollte mich lieber 2 ½ Stunden in den trockenen Bahnhof setzen, als weiter durch den Regen zu laufen. Ich holte also im 7eleven Proviant für die Bahnfahrt und im Hotel meine Tasche. Dann lief ich zum Bahnhof. Ich hoffte nur, dass meine Tasche für zumindest 15 Minuten Weg zum Bahnhof wasserdicht war.
Diesmal ging ich direkt zum Südeingang und nicht zum Nordeingang, wo die Shinkansen Züge los fuhren. So musste ich weniger durch den Regen laufen. Allerdings wollte ich nicht über die JR Gleise gehen, deshalb folgte ich den Schildern Richtung Shinkanse. Diese lockten mich in eine Unterführung und am Schluss kam ich doch bei den JR Gleisen an, nur eine Etage tiefer. Das war aber jetzt auch egal. Hauptsache kein Regen. Viele Touristen verließen die Stadt. Diese flüchteten wahrscheinlich vor der Sintflut. Der Regen hatte übrigens immer noch nicht nachgelassen. Dafür kamen als Touristen-Ersatz immer mehr Schulklassen an, die das Hiroshima Denkmal besuchen mussten. Vorweg die Lehrerin mit einer Fahne in der Hand. Und diese trug immer Stöckelschuhe. Das stellte ich mir sehr unbequem vor, so als Vorläuferin. Aber wenigstens war sie mit diesen genauso groß wie ihre Schüler.
In der Wartehalle genoss ich ein Sushi zum Selbstbauen, dass ich als Proviant erworben hatte. Das Algenblatt und der Reis waren hier separat verpackt und wenn man die Verpackungsfolie richtig aufmachte, brauchte man das Ganze nur noch aufzurollen. So weichte das Algenblatt nicht auf und war immer knackig und frisch, wie direkt vom Algenbaum gepflückt.
Am Bahnsteig winkten die Zugbegleiter oder besser die Bahnsteigbegleiter die Züge ein und aus. Also beim Flugzeug kann ich das ja noch verstehen, von wegen Verfahren auf dem Rollfeld und so, aber bei einem Zug?
Im Zug hatte ich bisher fast immer einen Fensterplatz ohne Nachbar und so auch diesmal. So konnte ich meine Schuhe zum Trocknen ausziehen, denn sowohl dieselben als auch die Strümpfe waren klitschnass. Allerdings hat das nur wenig genutzt. Viel trockener wurden sie nicht in der kurzen Zeit.
Nach dem notwendigen Umsteigen hatte ich zuerst wieder keinen Sitznachbarn, doch dann belegte ein Mann den Platz neben mir. Da wurde es schon ein bisschen eng, seitlich gesehen. Ich konnte aber trotzdem meine komplette Besuchsplanung für Tokyo erstellen. Da noch so viel unbesucht war, fiel die Auswahl der aus Zeitmangel wenigen zu besichtigenden Objekte nicht leicht.
In Tokyo angekommen, regnete es natürlich, aber nur leicht. Das war gar kein Vergleich zu Hiroshima. Aber manchmal kam so ein böiger Wind auf, dass ich meinen Schirm geschlossen lassen musste. Die Tasche schien allerdings den Regenmassen stand gehalten zu haben. Ich lief ohne Schirm zum Hotel. Das war trotz Regen nicht schlimm, aber auch nicht angenehm. Am Hoteleingang legte ich mein Tablet, das ich benutzt hatte, um das Hotel zu finden, auf dem Schirmständer ab, damit ich meinen Knirps einpacken konnte. Ich checkte ein und ging aufs Zimmer. Plötzlich merkte ich, dass mein Tablet nicht da war. Ich fuhr schnell mit dem Aufzug wieder hinunter und rannte zum Eingang und, was für ein Glück, das Tablet lag noch da. Ich hätte ohne Tablet meinen Urlaub abbrechen können. Wenn an einem Tag etwas schiefgeht…
Direkt gegenüber dem Hotel war ein Automaten Restaurant, wo ich auch eine Nudelsuppe mit Fleisch erwarb. Und der 7eleven lag direkt neben dem Hotel. Eine perfekte Lage nennt man das.
Diesmal föhnte ich am Abend meine Schuhe… Ich hatte ja nur das eine Paar dabei…
14.Tag – Kamera-Streik
Wann immer ich nachts aus dem Bett musste, nutzte ich die Gelegenheit um meine Schuhe weiter zu föhnen, denn diese waren immer noch feucht. Morgens merkte ich dann, dass meine Tasche doch nicht Hochwasser tauglich ist. Die Hosen und die T-Shirts, die etwas weiter unten in der Tasche lagen, waren stellenweise ganz schön nass. Und da ich nicht alles zum Trocknen ausbreiten konnte, schließlich wollte ich ja auch irgendwann einmal das Zimmer verlassen, hieß es noch etwas weiterföhnen.
Ich fuhr dann mit der Metro nach Asakusa. Obwohl es kurz vor 8 Uhr und Wochentag war hatte ich Glück, denn nur in der Gegenrichtung waren die Züge voll. Ich wollte von dort zum Senso-ji Tempel laufen, doch zuerst lief ich in die falsche Richtung. Verdammter Restalkohol. Das letzte Stück des Weges war dann wieder eingezäunt von Souivenirshops. Das ließ wieder einmal auf die Qualität der Sensation schließen. Zum Glück hatten die meisten Stände noch zu. Allerdings konnte ich am Tempel nicht nachvollziehen, warum dies so ein Touristenmagnet sein sollte. Aber irgendwo müssen sie ja diese Verkaufsstände hinstellen.
Jetzt machte auch meine Kamera nicht mehr mit. Sie wollte einfach die Helligkeit nicht mehr automatisch einstellen. Die Kamera behielt einfach die Einstellung der Helligkeit bei, die sie beim Einschalten ermittelte. Das bedeutete, sobald man etwas im Schatten anstatt in der Sonne fotografieren wollte (und umgekehrt), musste man die Kamera aus- und wieder einschalten. Das nervte. Auch ging der Zoom mal wieder nicht. Ich hoffte nur, dass wenigstens die Bilder noch gespeichert wurden und man diese nicht manuell in die SD-Karte einritzen musste.
Ich ging noch schnell am Asakusa Schrein nebenan vorbei und dann weiter zu meinem nächsten Ziel, dem Chingo-do Tempel. Dies war ein kleiner idyllischer Tempel, der mehr als Touristenattraktion geeignet wäre. Aber hier hätten nicht so viele Souvenirstände hineingepasst. Der Tempel sollte gegen Feuer helfen und so waren Raucher hier sicherlich unerwünscht.
Ich lief 30 Minuten zum Shitamachi Museum Annex. Das war eigentlich ein alter restaurierter Sake Verkaufsladen, also genau das Richtige für mich. Der Aufpasser nickte mir durch ein Fenster aus dem Nebenraum zu. Als wenn er dies erkannt hätte.
Der Weg führte mich weiter zum Jomyo-in Tempel. Hier standen tausende Buddha Figuren. Zwei Omas machten nebenan gerade Grabpflege und begrüßten mich. Also ich hoffe, dass sie da nicht irgendwas erkannt hatten.
Ich lief zur Uguisudahi Station und fuhr eine Station weiter zur Ueno Station. Ab jetzt konnte ich alles mit dem JR Pass fahren, es kostete mich also nichts extra. Hier angekommen ging ich in das Shitamachi Museum. Im unteren Stock war der Nachbau einer alten Straße. Im oberen Stock war halt altes Zeug. Oben blockierten Schulkinder alles, unten eine deutsche Reisegruppe. Ein kostenloser Führer wollte sich mir aufdrängen. Er sprach sogar etwas deutsch. Aber ohne ihn kam ich schneller durch. Außerdem, was will er mir denn erklären? Wenn sie vor lauter Schulkindern etwas sehen könnten, dann würden sie sehen?
Ich fuhr dann zur Suehirocho Station und ging von da zum Kanda-myin Schrein. Anschließend fuhr ich zur Shimbashi Station und besuchte hier meinen alten Bekannten, die Old Shinbahi Station, die ja bei meinem letzten Besuch zu hatte, weil Montag gewesen war. Die Ausstellung zeigte im ersten Stock allerdings nur ein paar Bilder mit japanischen Untertiteln. Im Keller waren dann ein paar wenige Fundstücke aus der Station. Na wenigstens Mission Completed.
Ich fuhr weiter zur Shinagawa Station. Von hier lief ich zuerst zur Kita Shinagawa Brücke. Laut Reiseführer sollte man einen tollen Blick auf alte Häuser und Boote haben. Allerdings war das total enttäuschend. Als ich das noch einmal nachlesen wollte, lud die Amazon Kiendle App den Reiseführer nicht. Ich hätte das Tablet aus Zorn fast in den Fluss geworfen. Jetzt hätte ich mir gewünscht, dass ich das Tablet gestern wirklich vor dem Hotel vergessen hätte.
Ich lief dann zum Sengaku-ji Schrein. Unterwegs hob ich noch einmal 5000 Yen beim Post Office ab. Ich hatte inzwischen die Pin fast vergessen und musste den Vorgang abbrechen. Zum Glück fiel sie mir wieder ein. Im Schrein waren 47 Samurai begraben, die für ihren Anführer starben. Das war eine ganz berühmte Geschichte in Japan. Die Ehrenhalle für den Anführer sparte ich mir. Man wollte 500 Yen und durfte für den Preis auch keine Fotos machen. Aber die Gräber aller Beteiligten lagen ja sowieso alle draußen. Und da jeder Grabliegende in einer anderen Helligkeitszone lag, war ich die ganze Zeit am Kamera ein- und ausschalten, um alle Gräber für die Nachwelt festzuhalten.
Weiter ging‘s zur Meguro Station. Hier war das Meguro Parasitological Museum, das einzige Museum weltweit über Parasiten. Im Museum stand viel Zeug in Spiritus herum mit fast ausschließlich japanischer Beschreibung. Aber es war größtenteils gut zu verstehen, die 4 Meter Bandwürmer waren sowieso selbst erklärend. Wenn man etwas im Museumsshop kaufen wollte, musste man per bereit gestelltem Telefon irgendwo anrufen. Das ganze Museum war komplett Aufseher-frei. So geht es auch. Normallerweise tippt das Aufsichtspersonal sowieso nur 8 Stunden auf dem Smartphone herum.
Meine nächste Station sollte laut Plan Bisu sein. Allerdings fand ich keine zugehörige Sehenswürdigkeit auf meinem Plan. Dafür hatte ich hier fast eine übersehen. War ich denn betrunken, als ich das Besuchsprogramm gestern zusammengestellt hatte? Na gut, ich glaube diese Frage erübrigt sich. War ich denn stock betrunken, als ich das gestern zusammengestellt hatte?
Sie fast übersehene Sehenswürdigkeit (ist das dann eigentlich eine Übersehenswürdigkeit?) war der Daien-ji Tempel. Von hier ging der Brand aus, der halb Tokyo zerstört hatte. Zur Strafe hatte man im Tempel tausende Buddhas aufgestellt. Das mag wohl Buddha besänftigen, aber was haben wohl die 5 Millionen Ex-Bewohner von Tokyo gesagt? Zumindest war es gut für die Touristen. Wahrscheinlich hat man extra Tokyo abgefackelt, um mehr Touristen in den Tempel zu bringen. Wann sieht man schon mal tausend Buddhas. Na gut, ich glaube ungefähr zehn bis zwanzig Mal, wenn man meinen Spuren durch Japan folgt.
Es war inzwischen 16 Uhr und der Tempel an der nächsten Station schloss gerade. Also fuhr ich zurück zum Hotel. Im Hotel nahm ich erst einmal alle nassen und weniger nassen Klamotten aus dem Koffer und breitete sie im Hotelzimmer zum Trocknen aus. Das war gar nicht so einfach auf 3 Quadratmetern. Viel größer war das Zimmer nicht. Dabei schüttete ich eine Bierdose um und es fiel mir nichts Besseres ein, als das Bier mit einem Handtuch aus dem Bad aufzuwischen. Dadurch stank das Bad angenehm nach Bier. Die Putzfrau wird sich morgen freuen, entweder weil es nach Bier stinkt oder weil es nach Bier stinkt.
15.Tag – Ver(w)irrt in Tokyo
Ich hinterließ um kurz nach 8 Uhr meine Tasche im Hotel und lief zur Tokyo Station. Prompt verlief ich mich, weil ich sonst immer nur die Strecke in die andere Richtung gelaufen war. Deshalb war ich auch erst um 8:45 Uhr am Bahnhof. Hier lud ich noch schnell meine Pasmo Karte auf. Man wusste ja nie, wie oft ich mich heute noch verfahren würde. Und wie sich später herausstellte, war das gar nicht mal so eine schlechte Idee.
Nach 30 Minuten Fahrt kam ich in Zuyoyogi an und von hier ging es noch einmal 10 Minuten zum Meji-jingu Tempel. Vor diesem stand das höchste Holztor Japans. Es war schon alles voll mit Reisegruppen. Da war ich wohl doch zu spät aufgestanden. Den Garten und das Museum, laut Reiseführer enttäuschend, sparte ich mir. Auch aus Zeitmangel und nicht nur wegen der Enttäuschung und den Tränen in den Augen. Ich wollte weiter zur Shinjuku Station, fuhr aber in die falsche Richtung. Na das ging ja heute gut los. Ich hatte mich an der Anzeige „Tokyo Station“ orientiert, um die Richtige Richtung zu finden. Da dies aber eine Ringstrecke war und ich mehr als die Hälfte zurückgelegt hatte, wurde die Tokyo Station plötzlich in der anderen Richtung angezeigt. Gut, das muss man jetzt nicht auf Anhieb verstehen. Ich hatte es ja auch nicht.
Zum Glück hatte ich meine Richtungsverfehlung dann doch recht schnell bemerkt und konnte an der nächsten Station direkt zurück fahren. Allerding hatte dies wieder wertvolle Zeit gekostet. Rund um die Shinjuku Station war samstags mehr los als an Wochentagen. Als ich an einem Auto vorbeiging, das an der Ampel stand, zog sich der Fahrer die Atemmaske herunter und zündete sich eine Zigarette an. Wenn schon Lungenkrebs, dann von der richtigen Quelle. Kein Kommentar…
Ich suchte das Bunka Gakuen Costume Museum. Hierzu hatte ich nur die Karte im Marco Polo Reiseführer zur Verfügung. Aber weder an der Stelle in der Karte, noch bei der angegebenen Adresse war irgendetwas zu finden, was auch nur ansatzweise wie ein Museum aussah. Ja nicht einmal ein Kleidergeschäft war dort. Ich wollte schon fast aufgeben, da entdeckte ich auf einer Infotafel ganz am Rand der Karte das Museum. Mit der Stelle im Reiseführer hatte das aber auch gar nichts gemeinsam. Wieder so ein Geheimtipp, der ein solcher bleiben sollte.
Ich lief also zum Museum. Doch es gab keine Ausstellung über Japanische Mode, sondern nur über westliche. Jetzt hatte ich so lange gesucht und wenn ich schon mal da war, entschloss ich mich mal anzusehen, was man im Westen so trägt. Es gab zwei kleine Galerien. In der ersten war die Mode vom Rokoko bis heute an ausgesuchten Beispielen zu sehen, in der zweiten Galerie Mode von Yves Saint Laurent, wobei ich sagen muss, dass ich noch nie so hässliche Kleider gesehen hatte. Im Museum waren nur Frauen und machten Notizen. Seltsamerweise zeichneten sie nicht die Kleider ab, sondern schrieben nur. Ich fragte mich ob sie vielleicht einmal so ein Rokoko Kleid nachnähen wollten.
Anschließend ging ich zum Rathaus. Hier konnte man den Nord- und den Südturm besteigen, also mit dem Fahrstuhl. Im 46. Stock befand sich dort jeweils eine Aussichtsplatform, die man kostenlos besuchen konnte. Ein Hochhaus pro Reise musste einfach sein und da ich es durch meine Höhenangst sowieso nicht genießen konnte, erschien diese günstige Variante genau richtig.
Ich entschied mich den Südturm zu erklimmen. Die Taschenkontrolle war eine Farce. Die Frau wollte gerade einmal in ein Fach von meinem Rucksack sehen. Oben gab es dann mehrere Souvenirstände und ein Restaurant. Irgendwie musste das ja finanziert werden. Ich machte meine Fotos und fuhr wieder runter. Wie gesagt, der Genussfaktor ist bei mir im 46. Stock nicht ganz so hoch.
Ich wollte noch auf den anderen Turm, allerdings entdeckte ich, dass es hier im Rathaus kostenloses Internet gab. Also nutzte ich dieses, um mich schon einmal für den morgigen Flug einzuchecken. Da das etwas dauerte, denn WiFi war zwar kostenlos, aber nicht das schnellste, ließ ich den anderen Turm links, ober besser nördlich, liegen und fuhr mit der Metro nach Idahashi.
Hier war der Yasukuni-jinja Tempel. Der Komplex war eingemauert und der Eingang war auf der Seite, die am weitesten entfernt von der Metro Station war. Man musste also erst einmal den kompletten Tempel außen ablaufen, bevor man innen den gleichen Weg noch mal zurück laufen konnte. Und den Rückweg erwähne ich hier gar nicht erst. Warum konnte man den Tempel nicht einfach richtig herum bauen, also mit dem Eingang zur Metro?
An einem Essensstand kaufte ich mir zur Stärkung einen Fladen gefüllt mit Nudeln, Ei und Mais. Mit diesem setzte mich auf einen Laternensockel in Ermangelung von Tischen und Stühlen und aß ihn dort. Frisch gestärkt fotografierte ich den Tempel. Nebenan gab es auf einer kleinen Bühne einen Wettstreit von Musikgruppen.
Direkt auf dem Tempelgelände war das Yushu-kann, ein Militär-Museum vom feinsten. Pearl Harbour wurde vorsorglich ganz verschwiegen und auch die Misshandlungen während der chinesischen und koreanischen Besetzung. Die Eroberung dieser Länder selbst wurde aber ausdrücklich gerühmt und auch die verantwortlichen Generäle. Das war schon fast wie wenn die Deutschen den Holocaust leugnen würden. Erklärt wurde viel auf Japanisch, aber es gab auch ein paar wenige englische Schilder. Auf dem Boden waren verschiedenfarbige Richtungspfeile für Rundwege angebracht mit unterschiedlichen daraus resultierenden Besuchszeiten. Ich folgte dem 2 Stunden Rundgang, also dem längsten, weil ich so hoffte, alles zu sehen. Und weil ich mich darauf beschränken konnte, also auf das Sehen, denn lesen konnte ich ja wenig, brauchte ich auch nur 45 Minuten. In den letzten 3 Sälen waren die Fotos aller japanischen Gefallenen des 2. Weltkriegs ausgestellt. Zumindest hatte man dieses Gefühl, so viele Soldaten-Fotos waren das.
Anschließend fuhr ich nach Nagatacho, um dem Hie Schrein einen Besuch abzustatten. Erst musste man die Straße bergab laufen, um dann eine riesen Treppe wieder hinauf zu klettern. Konnte man denn da keinen Steg bauen, der das Tal einfach überbrückt? Für diesen beteten wohl auch alle Besucher hier, denn es war eine riesige Schlange vor dem Altar.
Also wieder zurück zur Metro und zur Azabu-juban Station. Direkt am Ausgang war der Juban-inan-jinja, ein ganz kleiner Tempel zwischen 2 Häusern. Laut Reiseführer soll irgendein Frosch irgendetwas vor irgendwem gerettet haben und jetzt wird der Frosch hier verehrt. Details weiß Google. Allerdings war hier nichts von einem Frosch zu sehen. Nicht einmal im nicht besetzten Souvenirshop. Vielleicht war der Frosch wieder irgendwohin unterwegs um irgendetwas vor irgendwem zu retten.
Also lief ich weiter zum Zenpuku-ji Tempel, in dem der erste Botschafter der USA damals eingezogen war. Jetzt war natürlich kein Botschafter mehr im Tempel, aber eine Erinnerungstafel. Es war nun 15:30 Uhr und das Meiste machte um 16:00 Uhr zu. Nur ein Museum hatte noch bis 17 Uhr geöffnet, aber das war extrem weit weg. Auch hatte ich keine Lust mehr und so beschloss ich mein offizielles Sightseeing Programm in Japan einzustellen. Mit einer Sehenswürdigkeit zu enden, die mit „Z“ anfing war ja auch ein würdiger Abschluss. Und ich hatte genau die Hälfte der geplanten Attraktionen geschafft, also in Tokyo. In anderen Städten war ich erfolgreicher.
Ich war um kurz nach 16 Uhr beim Hotel. An der Metro Station verteilten 2 Verteiler penetrant Werbung. Nahm man diese von dem einen nicht an, bot der andere das Selbe noch einmal an. Und ich musste zweimal vorbei, da ich schon wieder in die falsche Richtung gelaufen war. Heute war nicht mein Tag. Das war jetzt das dritte Mal, dass ich vom rechten Weg abgekommen war und es sollte noch besser kommen.
Ich hatte für diese Nacht ein Hotel in Nähe des Flughafens gewählt. Das lag daran, dass ich zur Kontrolle meiner Abflugzeit zuhause auf meinen Eintrag in Outlook vertraut hatte. Dieser zeigte mir an, dass der Flug um 7:05 Uhr abheben sollte. Da es aber, wenn man früher am Flughafen sein wollte, mit der erste Metro aus Tokyo sehr knapp werden konnte, wollte ich keinen Stress aufkommen lassen und ein Hotel nahe am Flughafen nehmen. Dann hätte ich Notfalls auch ein Taxi nehmen können (oder sogar laufen). Was mir nicht bewusst war, war, dass die Zeit in Outlook in Ortszeit, also deutscher Zeit angezeigt wird. Mein Flug ging somit erst um 13:05 Uhr japanischer Zeit. Ich hätte also gar nicht umziehen müssen.
Jetzt kam auch noch hinzu, dass mein neues Hotel gar nicht an der Monorail lag, wie ich zuhause gedacht hatte, sondern an der Shinagawa Linie. Und jetzt wird es kompliziert. Ich hatte mir gestern eine Verbindung für 19 Uhr aus dem Internet herausgesucht. Bei dieser wollte ich zuerst mit der Monorail zum Flughafen fahren und dann mit der Shinagawa Linie eine Station zurück. Als ich dann aber in der Metro saß, die mich zur Monorail Startstation bringen sollte, fiel mir auf, dass, wenn ich ein paar Stationen weiter fahren würde, ich direkt in Sengkui in die Shinagawa Linie einsteigen und dann ohne Umweg über den Flughafen zum Hotel fahren konnte. Das wollte ich auch tun. Bei ersterer Variante hätte ich zwar den JR Pass benutzen können und so Geld gespart, allerdings hatte ich noch so viel Guthaben auf der Pasmo Karte und das wäre sowieso verfallen. Durch diese Variante hätte (ich betone hätte) es bequemer werden können.
Ich schaute an der Sengkui Station auf den Fahrplan und stellte fest, dass alle Züge von hier direkt zum Airport durchfuhren, also besser gesagt nicht an der Station hielten, an der mein Hotel lag. Das taten sie erst ab 19 Uhr. 2 Stunden wollte ich aber nicht unbedingt hier warten. Ich interpretierte den Plan aber so, dass von der nächsten Station, Shingawa, Local Trains fuhren, die ja bekanntlicherweise an jeder Hundehütte, also auch an meiner, hielten. So stieg ich in den nächsten Zug und fuhr eine Station weiter. Ich schaute hier auf die Anzeigetafel und da stand auch etwas von Local. Die Endstation der Züge war aber nicht der Flughafen. Ein Blick auf den Aushangfahrplan verwirrte mich dann noch mehr, denn von den Orten hatte ich noch nie etwas gehört.
Es blieb mir also nichts anderes übrig, als einen Angestellten zu fragen, der nutzlos rumstand. Dieser meinte ich sollte in den übernächsten Zug steigen, an der ersten Station raus und dort umsteigen. In welchen Zug behielt er für sich. Zusätzlich drückte er mir noch einen Zugfahrplan in Japanisch in die Hand und markierte darauf etwas. Das ist genau was ich liebe. Nächstes Mal fahre ich in den Bayrischen Wald. Mit der Deutschen Bahn! Nicht das diese besser wäre oder auch nur annähernd an den Standard hier herankommen würde. Aber wenigstens versteht man die Fahrpläne. Also manchmal… Wenige…
Ich stieg also an der ersten Station wieder aus und fragte den Schaffner oder besser Herauswinker, nachdem er meinen alten Zug hinaus gewunken hatte. Er meinte irgendwas mit Gleis 4 und Haneka Express. Ich schaute sicherheitshalber auf den Plan nach und sah, dass der Haneka Limited wieder durchgefahren wäre. Zum Glück kam aber der richtige Zug, der Express, und er hielt sogar an meiner Station. Ich fand direkt das Hotel, obwohl der Name nur in Japanisch draußen angeschlagen stand. Gute Vorbereitung ist halt alles. Und Eigenlob stinkt.
Nach dem Einchecken suchte ich erst einmal ein Bier zur Beruhigung und fand dieses in einem Mini Markt. Ich ging anschließend in ein Restaurant und bestellte eine XXL Portion Curry am Tresen. Allerdings wollte man mir dieses zum Mitnehmen mitgeben. Ich wusste allerdings nicht, wohin, also wo ich das Essen sollte. So deutete ich an, dass ich dann doch das Restaurant benutzen wolle, wobei man mir das komplette Essen noch einmal neu zubereitete. Also ein Umfüllen auf einen Teller hätte es auch getan. Oder einfach nur Besteck. Oder nur ein Glas Wasser.
16.Tag – Durchgereicht
Ich hatte ziemlich schlecht geschlafen. Um 7 Uhr stand ich auf, duschte und ging zum Frühstück ins Foyer. Hier war es bereits recht voll. Dafür war das Frühstück recht spartanisch. Es gab Reis, Congee, rohes Ei (ja wirklich), Kartoffelsalat mit Mayo und Miso Suppe. Den Kaffee entdeckte ich erst beim Rausgehen. Ich ging anschließend noch schnell zum gegenüber liegenden 7eleven. Nicht weil ich noch Hunger oder Durst hatte, ich wollte einfach noch etwas Kleingeld los werden.
Um 9:30 Uhr fuhr ich dann mit dem Aufzug nach unten, um den Bus um 9:45 Uhr zum Flughafen zu bekommen. Das Hotel bot einen kostenlosen Shuttle zum Flughafen an und man hatte mir bei der Anreise einen Plan in die Hand gedrückt mit 2 Tabellen, eine mit den Abfahrtszeiten für die Fahrten zum internationalen Terminal und eine Tabelle mit denen zum Domestic Terminal. Beide Busse sollten unter anderem um 9:45 Uhr losfahren. Jetzt stand hier nur ein Bus und ich fragte den Busfahrer, ob das der Bus zum internationalen Terminal sei und er sagte „Ok“. Na wenn der das nicht weiß, wer sonst. Das Geheimnis war, dass der Bus an beiden Terminals hielt, nur manchmal halt nicht. Bitte keine Nachfragen warum das so war. Diese Mitteilungen hätte man auf dem Fahrplan viel besser lösen können. Aber mit logischen Fahrplänen, Karten und Wegweisern hatten es die Japaner wirklich nicht.
Der Bus war relativ voll. Es schien sich für das Hotel zu lohnen, einen eigenen Bus zu unterhalten. Um 10 Uhr war ich am Flughafen und um 10:05 Uhr machten die Lufthansa Schalter auf. Allerdings primär für den Flug nach München, der 1 ½ Stunden vor meinem stattfinden sollte. Aber die Durchsage meinte, dass das Einchecken für München und Frankfurt möglich sei.
Ich setzte mich trotzdem erst einmal an die Seite und wartete, denn die Schlange an den Schaltern war richtig lang. Dabei baute sie sich ständig auf und ab, wurde aber nie richtig kurz. Um 10:45 Uhr wurde sie etwas kürzer und da nutzte ich direkt die Gelegenheit und stellte mich an. Die Dame am Schalter wollte meine Bordkarte haben, aber ich meinte die wollte ich eigentlich von ihr. Meinen Drucker hatte ich nämlich in Darmstadt im Büro gelassen.
Anschließend trank ich erst einmal ein Bier und wollte danach etwas Essen. Im ersten Stock waren mehrere Restaurant und eines davon war auch mit einem Automaten ausgestattet. Ich bestellte Suppe als Trennkost. Also man bekam eine Schüssel Brühe, eine Schüssel Nudeln und dazu Algenblätter. Zum Glück hatten meine Tischnachbarn genau das Selbe bestellt und so konnte ich bei diesen abschauen, wie man so etwas richtig isst.
Ich freute mich schon, dass die Sicherheitskontrolle zügig durchschritten werden konnte und dass an der Passkontrolle wenige Leute vor mir standen. Doch genau diese 3 Personen vor mir mussten ein langes Formular ausfüllen. Und das direkt am Schalter. Hätten die nicht mal die Leute vor lassen können, die legal eingereist waren.
Hinter der Sicherheitskontrolle waren nur Gucci Läden. Nicht mal etwas Vernünftiges zum Trinken gab es, außer man steht auf Parfüm. Na gut, hat auch Alkohol. Also wartete ich am Gate auf die Lufthansa Erstversorgung mit Alkohol. Ich stellte mich relativ früh an die Schlange zum Einchecken an und stand so relativ weit vorn. Allerdings kam plötzlich eine Durchsage und, Tinnitus sei Dank, verstand ich irgendetwas mit Gatewechsel. Ich trat also aus der Schlange heraus, um nachzusehen ob irgendetwas Abweichendes an der Anzeige stand. Aber da stand immer noch Frankfurt und so betrat ich wieder die Schlange. Allerdings hatte ich in der kurzen Zeit viele Plätze verloren. Plötzlich kam wieder eine Durchsage und ich verstand wieder so etwas Ähnliches wie Bahnhof und Gleiswechsel. Also ging ich erneut nach vorne und fragte eine Dame vom Bodenfachpersonal. Diese meinte, dass man durchgesagt hätte, dass sich das Boarding verzögern würde. Na toll, jetzt stand ich in der Schlange ganz hinten. Das nächste Mal nehme ich jemanden mit, der mir den Platz frei hält, einen Platzhalter.
Der Pilot entschuldigte sich dann direkt nach dem Einsteigen per Durchsage für die Verspätung. Beim Start auf dem Flug nach Tokyo hatte es wohl einen Vogelschlag in ein Triebwerk gegeben. Und jetzt müsste das Triebwerk erst einmal überprüft werden. Soll mich so eine Durchsage beruhigen? Also manchmal ist es besser nichts zu sagen. Hätte der Pilot nur seine Klappe gehalten…