Reisewarnung
oder
Schnee auf dem Libanonscharo
Libanon
1. Tag – Kleiner Kreis
Es war Sonntag und am Flughafen war beim Check-In Schalter nichts los. Aber ich glaube nicht, dass dies am Sonntag lag. Das konnte eher schon einmal ein Zeichen sein, dass die mitreisende Gruppe nicht allzu groß war. Oder ich war einfach wieder zu früh. Dafür war die Security später überfüllt. Das konnte ein Zeichen sein, dass die anderen nicht-mitreisenden Gruppen zu groß waren (oder die Sicherheitskräfte wieder einmal zu langsam).
Nach der Kofferabgabe setzte ich mich erst einmal hin und trank 2 Apfelwein. Diesen musste man sich übrigens selbst mitbringen, da er am Flughafen nicht erhältlich war. Eine Schande für Frankfurt. Unter Nationalgetränk stelle ich mir was Anderes vor. Aber Weißbier an jeder Ecke verkaufen…
Nach erfolgreichem Umtrunk ging ich direkt zum Gate. Es ging mit dem Bus zum Flieger, denn der stand auf Platz C5, ironischerweise direkt neben dem Flugzeug nach Israel von El Al. Und da Terminal C für den Mossad reserviert war, mussten wir von Terminal B aus mit dem Bus fahren.
Während des Fluges gab es sogar Rotwein. Zum Essen wurde Fisch gereicht. Also zumindest gab es mehr als beim Flug nach Jordanien. Eine Frau in meiner Reihe textete den ganzen Flug ihren Sitznachbarn voll. Sie saß ursprünglich auf dem mittleren Sitz, hatte aber zum Glück mit besagtem Nachbarn getauscht, um am Fenster zu sitzen. So konnte sie mir wenigstens nicht die Ohren blutig reden. Aber auch so war die Geräuschkulisse schon ziemlich nervig. Das Bordprogramm ignorierte ich weites gehendes. Es gab ein paar Filme in Englisch, die mich aber nicht besonders interessierten.
Am Flughafen angekommen hielt ich ständig Ausschau nach meinem Abholer. In Jordanien wurden wir ja schon vor der Passkontrolle abgeholt und man gewöhnt sich so ungern um. Hier war aber weit und breit noch nichts zu sehen. Die Passkontrolle ging super schnell und nachdem ich meinen Koffer geholt hatte, betrat ich die Schalterhalle. Hier erwartete mich ein englischsprachiger Mann mit einem Schild in der Hand. Wir waren insgesamt nur 4 Personen und so passten unsere Namen alle auf das Schild. Da war Sabine mit Tochter Daniela und Claudia. Erstgenannten hatten wir es übrigens zu verdanken, dass die Reise überhaupt stattfand. Mindestteilnehmerzahl waren 2 Personen und sowohl mein, als auch Claudias ursprünglicher Termin wurden mangels Masse abgesagt. So wurden wir zu den beiden hinzugepflanzt.
Der Abholer brachte uns nur zum Auto und war dann weg. So saßen wir alleine mit dem Fahrer im Kleinbus und fuhren durch Beirut zum Hotel. Dieses lag in einer Seitenstraße von einer belebten Einkaufsstraße. Das sah ja schon mal nicht so schlecht aus.
Ich dachte mir, dass ja noch ein Abendessen im Preis enthalten sein könnte. Da aber unser Abholer nicht verfügbar war und nichts erwähnt hatte, außer der morgendlichen Abholzeit, fragte ich an der Rezeption nach. Und siehe da, dort meinte man es wäre für 19:30 Uhr im Restaurant im ersten Stock gedeckt.
Es war also noch genug Zeit um die Gegend zu erkunden. Gleich am Eck war ein Minimarkt und schon von außen sah man die Bier und Schnapsflaschen in der Auslage. Allerdings war kein Preis angeschlagen. Aber dieser war mir heute egal. Bevor ich mich aber mit unnötigem Ballast versah, ging ich noch einmal die belebte Einkaufsstraße rauf und runter. Also unsicher sah es mir hier nicht aus. Von wegen Sicherheitswarnung.
Ich ging nun zum Minimarkt, um mich mit Ballast zu versehen. Ich erwarb 3 Bier und ein Wasser für 6500 Pfund. Das war billiger, als ich gedacht hatte. Ich musste dabei einen 50000 Pfund Schein wechseln, da der Geldautomat nichts Kleineres ausgegeben hatte. Der Kassierer hat ganz schön gekotzt. Soll er doch froh sein. Da muss er am Feierabend wenigstens nicht so viel Kleingeld zählen.
Im Restaurant war nur ein einziger Tisch gedeckt und das für 4 Personen. Dies musste zwangsläufig unserer sein. Das sollte sich übrigens auch die nächsten Tage nicht ändern. Ein gedeckter 4er Tisch im leeren Restaurant.
Ich bestellte erst einmal ein Bier, wobei es mir auch hier egal war, was es kostet. Hier ging es rein um Pegel Aufrechterhaltung. Zum Glück war das Bier mit Alkohol und nicht so eine 0,0 Promille Plörre.
Zum Essen gab es Salat, kalte Teigtaschen, etwas Fleisch und Humus. Als Nachtisch rechte man Obst. Auf dem Buffettisch standen schon die Beschreibungsschilder für das Frühstück. Als ich das so las, glaubte ich, dass ich verhungern muss. Zumindest beim Frühstück.
Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass Claudia nach dem Abenteuer hier weiter zu einer Freundin in den Sudan flog und Mutter und Tochter blieben noch eine weitere Woche in Beirut. Dazu hatten sie sich ein Apartment gemietet. Ich war also der einzige, der am letzten Tag um 4:30 Uhr abgeholt wurde und meine Flugreise nach Frankfurt antreten sollte. So stand es zumindest in dem Brief, den mir der Abholer am Flughafen überreicht hatte.
Nach dem Essen ging ich noch einmal raus und erwarb ein paar Nüsse, damit ich dann doch nicht verhungere, wenn das Frühstück nicht noch erweitert würde. Für ein paar Pistazien und Wahlnüsse bezahlte ich 5000 Pfund. Einheimische hätten sicherlich die Hälfte bezahlt. Und gut, dass ich keine Nussallergie habe.
2. Tag - Die Felsen von Beirut
Wie erwartet fiel das Frühstück sehr spärlich aus. Es gab für mich ein paar Gurken und Tomaten mit 2 gekochten Eiern. Einziges warmes Gericht waren Bohnen mit Öl und Zitrone. Allerdings waren mir diese zu sauer, so dass es bei einem einmaligen Versuch blieb. Es gab hier wohl einen Zitronenüberschuss, zumindest in den Bohnen. Claudia kam übrigens auch pünktlich um 7 Uhr zur Frühstückseröffnung. Mutter und Tochter schliefen lieber etwas länger.
Unser Reiseführer Daniel war pünktlich um 8:30 Uhr zur Stelle. Er war ein hagerer großer Mann, der sehr gut deutsch sprach. Wir benutzten den Kleinbus von gestern, der 2 Sitzreihen für jeweils 3 Personen hatte. Ich setzte mich nach hinten zusammen mit Claudia.
Wir fuhren zuerst zu 2 Felsen im Meer, die angeblich das Wahrzeichen von Beirut seien. Also auf T-Shirts hatte ich diese vorher noch nicht gesehen. Ich schätzte dies einmal als Reiseführer Gag ein. So ein Wahrzeichen würde man doch kennen.
Nach diesem kurzen Fotostopp ging es Richtung Süden des Landes. Der Reiseleiter war zum Glück nicht allzu geschwätzig, was recht angenehm war. Claudia hatte sich inzwischen nach vorne zu den beiden anderen Damen gesetzt. Sie hörte nicht mehr so gut und hoffte die Erklärungen vorne besser zu verstehen. Ich höre auch nicht mehr so gut, wollte aber auch nicht alles verstehen. So saß ich alleine hinten und die Damen zusammen vorne. Geschlechtertrennung oder Diskriminierung, wer kann das schon beurteilen. Aber zumindest hatte ich ab jetzt viel Platz.
Trotz der Hitze im Wagen machten die Damen die Klimaanlage aus. Es war ihnen wohl zu viel Wind im Auto. Da sie den Schalter hierfür über ihrem Platz hatten und die Mehrheit waren, beschwerte ich mich lieber nicht. Am Schluss heißt es noch ich wäre frauenfeindlich.
Kurz vor Sidon gab es unsere erste Polizeikontrolle. Diese sollten wir die nächsten Tage häufiger haben. Dabei werden die Wagen verlangsamt und man fährt an einem Soldaten vorbei. Dieser schaut nur in den Wagen und wenn ihm eine Nase oder ein anderer Körperteil nicht gefällt, wird genauer kontrolliert. Ansonsten ist es ein wenig störender Vorgang. Man gewöhnt sich schnell daran. Allerdings sollte man dabei nicht fotografieren.
Wir fuhren erst einmal durch Sidon hindurch nach Tyre. Kurz vor Tyre kam dann die nächste Kontrolle. Hier kontrollierte erst die Armee, dann die UN (vertreten durch Soldaten aus Korea, Süd) und danach der Zoll. Man merkte, dass wir uns der Grenze näherten. Außerdem wollte man so wohl die Terroristen aus den Städten raushalten. Selbstmordanschläge auf freien Feld richten halt nicht so viel Schaden an.
Erster Halt in Tyre war eine Archäologische Stelle, genauer gesagt eine Nekrophilie mit Pferderennbahn aus der Römerzeit. Ich habe noch nie so viele Sarkophage auf offenem Feld gesehen. Wahrscheinlich war kein Platz mehr im Museum. Müssen die halt hier draußen verrotten. Oder einfach der ideale Platz für einen Selbstmordanschlag. Freies Feld und gleichzeitig Friedhof, das passt!
Durch den Hadrian Bogen ging es zum Hippodrom. Laut Daniel war dies das best erhaltene der Welt, ach was, des Universums. Wie verfallen müssen da erst die anderen sein. Da war wohl wieder viel Nationalstolz bei dieser Behauptung dabei. Zum Glück ist sowas wie „best erhalten“ nicht messbar, außer vielleicht in Touristenzahlen.
Wir gingen auf die Tribüne und machten erst einmal Pause. Bei 4 Personen in der Gruppe und einem Land mit wenig Attraktionen muss man schon mal auf Zeit spielen.
Anschließend fuhren wir am Strand entlang zur zweiten Ausgrabungsstätte in dem Kaff. Hier gab es einen Säulengang zum alten Hafen zu bestaunen. Dieser Hafen war allerdings nicht mehr vorhanden. Das zugehörige Meer schon. Und halt ein paar Säulen…
Vorhanden war allerdings auch noch die Toilette, die durchaus 3 Sterne hatte. Im Gegensatz zu der Toilette an der ersten touristischen Stätte, die gerade einmal einen Stern verdient hatte. Der Busfahrer hatte gegen die Einbahnstraße geparkt und der Polizist, der die Touristen in der Anlage beschützen sollte, hatte das Auto mit einem Absperrband eingekesselt. Nicht als Strafe, sondern weil er uns besonders gut beschützen wollte. Somit wollte er wohl Sprengstoffattentäter fernhalten. Das war ihm auch nachweislich gelungen. Was man mit so einfachen Mitteln erreichen kann. Hätte man damals mal das World Trade Center mit solch einem Band abgesperrt.
Die LKW-Fahrer streikten heute und so ließen sie ihre Fahrzeuge einfach auf der Autobahn am Straßenrand stehen. Dadurch war die Straße nach Sidon relativ frei. Der Seitenstreifen weniger. Gut dass wir keine Panne hatten. In Sidon selbst war dann extrem viel Verkehr. Scheinbar waren alle LKW-Fahrer heute mit dem Auto unterwegs.
Wir aßen in einem Restaurant, das sich „Station“ nannte. Nomen est Omen. In Ermangelung einer vernünftigen vegetarischen Speise musste ich Hähnchen auf Kebab Art mit Brot, Pommes, Gurke und Tomate essen. Ein Großteil der Pommes und das komplette Brot gingen wieder zurück. Die 3 Damen wollten nur eine Kleinigkeit essen, bestellten aber viel zu viel. Zumal dieser Kleinkram nicht wirklich klein war. Ich warf beim Bezahlen 20000 Pfund in den Topf. Mutter und Tochter zahlten mit US-Dollar, die sie wohl tonnenweise mitgebracht hatten. Ich trank noch einen Kaffee und weiter ging es zum Tempel des Echnoun.
Hier gab es unter anderem viele Boden-Mosaike zu bestaunen. Diese wurden gerade restauriert und so kamen wir mit einer Restauratorin ins Gespräch. Diese nahm die Steinchen, die da so rumlagen und setzten sie wieder zu einem Mosaik zusammen. Wie man feststellte, welches Steinchen wo hingehört, blieb mir ein Rätsel. Bei der Frauenkirche waren die Steine wenigstens durchnummeriert. Sie meinte früher wäre viel kaputt restauriert worden. So wurden zum Beispiel Lücken einfach mit Beton aufgegossen. Das macht die Arbeit heute nicht viel einfacher (aber damals). Zu verstehen war das, denn bevor man so ein Steinchen an die falsche Stelle setzt…
Wir stiegen anschließend auf den Tempel, um uns einmal die Lage von oben anzusehen. Der Führer wusste einfach alles. Er kannte jede Schlacht und jede dazugehörige Jahreszahl. Aber schließlich hatte er auch Geschichte studiert. Dafür war er nicht sehr gesprächig bei privaten Themen. Er wollte wohl keine Unterhaltung. Wie schon gesagt, mir war das sehr recht.
Die Wasserburg von Sidon war verfallener als ich dachte. Wir stiegen auf den noch erhaltenen Turm und hatten eine schöne Aussicht. Anschließend wanderten wir durch die Souk oder den Basar oder auch Altstadt oder Touristenfalle. Je nach Nutzungsabsicht. Mit 3 Frauen in Shoppinglaune ging das sehr schleppend. Zum Glück gingen wir nicht auch noch in ein Teppichgeschäft, um uns die Herstellung von original libanesischer Teppichware erklären zu lassen.
Daniel ging so zügig wie möglich durch die engen Gassen. Für ihn war das wohl eher Pflicht statt Vergnügen. Es war halt ein typischer Basar und stand auf dem Besuchsprogramm. Daniel hätte lieber mit seinem Geschichtswissen glänzen wollen. So besuchten wir zum Schluss eine restaurierte Kamelstation mit riesen Pferdestall um doch noch etwas Wissen loszuwerden.
Zum Glück hatte ich mir gestern Abend noch die Nüsse geholt, denn ich hatte schon wieder Hunger. Wir waren früh zurück im Hotel und ich wollte die Zeit nutzen, um mir noch etwas Beirut anzusehen. Also wollte ich meine Sachen im Zimmer abladen und schnell wieder raus. Allerdings ging meine Zimmerkarte nicht mehr und so musste ich wieder runter zur Rezeption und diese neu initialisieren lassen. Ob die Reiseagentur die Zimmer-Rechnung nicht bezahlt hatte?
Als ich endlich im Zimmer war, merkte ich, dass ich meine Kamera irgendwo vergessen hatte. Ich hoffte, dass diese noch im Bus lag und wir morgen auch den selben Bus benutzen würden. Für den Abend beschloss ich zwangsweise mein Smartphone als Kameraalternative auszuprobieren. Da dies viel Batterie kosten wird, nahm ich mein Power Pack mit. Ich hatte schon einmal mein Smartphone als Kameraersatz benutzen müssen, als ich an einem Wochenendtrip meine Kamera vergessen hatte und musste damals feststellen, dass 1000 Fotos doch viel Energie brauchen.
Ich wollte zur Amerikanischen Universität. Claudia wollte gestern da hin, war aber nicht am Wachmann vorbei gekommen, da sie ihren Pass nicht dabei gehabt hatte. Das konnte mir nicht passieren, denn ich hatte diesen immer um den Hals hängen. Laut Reiseführer muss man den Pass an der Pforte abgeben und bekommt dafür eine Plastikkarte zum Rücktausch beim Verlassen des Geländes. Das verhinderte zwar nicht Selbstmordattentate, man konnte aber so leichter feststellen wer sich in die Luft gesprengt hatte.
Unterwegs entdeckte ich noch einen Laden, der Cola zero führte. Das war insofern erwähnenswert, weil es hier nur Pepsi zu geben schien. Selbst normale Coca Cola war nirgends zu finden. Allerdings stellte ich meine Gelüste erst einmal zurück. Die Uni geht vor. Schließlich will man ja noch etwas lernen und nicht nur Saufen. Na, gut, Studenten würden jetzt etwas Anderes sagen.
Ich fragte an der Uni brav bei der Security nach Einlass und wurde in einen Nebenraum geschickt. Da ich ungern meinen Pass aus der Hand gab, versuchte ich bei Nachfrage nach selbigen, dem Wachmann meinen Personalausweis unterzujubeln. Überraschenderweise gab er mir den Ausweis zurück und nicht eine Austauschkarte. Da hätte ich auch mit dem Pass arbeiten können.
In 45 Minuten war ich durch die Anlage durch, da man alle Häuser nur von außen ansehen konnte oder auch wollte. Innen schien alles mehr oder weniger modern zu sein. Das Museum hatte gerade zu gemacht. Einige Häuser waren älter, einige Neubau.
Ich verlies das Gelände durch den Haupteingang, gab nicht meine Austauschkarte ab (denn ich hatte ja keine) und ging Richtung Uferpromenade. Ich folgte hierbei meiner MapsMe App und landete prompt in einer dunklen kleinen unbevölkerten Seitengasse. Jetzt sollte es sich zeigen, wie sicher Beirut ist. Ein Mann lief hinter mir her und plötzlich sprintete er los. Zum Glück lief er aber an mir vorbei. Warum er das machte, eröffnete sich mir bis heute nicht. Also einen Bus konnte er nicht versucht haben zu erreichen. Hier gab es weit und breit keine Haltestelle.
Ich ging an der Promenade entlang bis zu den Felsen, die wir heute Morgen besichtigt hatten. So hatte ich noch ein paar Nachtaufnahmen vom Wahrzeichen von Beirut. Ich erreichte die Felsen um 18:30 Uhr und da es in einer Stunde Abendessen geben sollte, machte ich mich zurück auf den Weg zum Hotel.
Unterwegs entdeckte ich einen Obst- und Gemüseladen, wo ich etwas erwarb, also Obst und Gemüse. Er war nicht allzu weit vom Hotel entfernt und so wollte ich ihn mir merken. Eigentlich hätte ich ihn auch vergessen können, denn es blieb mein einziger Besuch dort.
Ich war pünktlich zum Abendessen im Hotel. Es gab Salat und Spinat, Hähnchen und Kartoffeln. Ich bekam das kleinste Stück Fleisch. Wahrscheinlich weil ich der schmalste war. Meine Kartoffeln habe ich an unsere Vegetarierin Claudia abgegeben, da sie kein spezielles vegetarisches Gericht bekommen hatte. Ich freute mich auf den Nachtisch, denn ich dachte es gibt wieder Obst wie gestern. Allerdings kam dann ein Pudding und so aß ich nur die Erdbeere Garnierung.
Nach dem Essen ging ich zum Coop Supermarkt, den ich auch auf dem Rückweg von den Felsen entdeckt hatte. Er war gerade einmal 2 Straßenecken weiter. Aber auch hier gab es keine Coca Cola, nur Pepsi. Ich stand verzweifelt vor dem Regal mit den Wasserflaschen, denn alles was da angeschlagen war, war extrem teuer. Am Schluss nahm ich einfach eine große Flasche, koste es was es wolle. Der Preis war aber dann doch wohl für den Sechserpack, denn ich zahlte nur 750 Pfund für die Flasche. Ich zahlte die Gesamtrechnung mit einem 100000 Pfund Schein, den mir der Geldautomat gegeben hatte. Und das bei einer Rechnung von 5752 Pfund. Aber irgendjemand musste mir den Schein ja schließlich wechseln und wenn ein Supermarkt nicht genug Kleingeld hat, wer dann?
3. Tag – Sommerpalast
Das Frühstück gestaltete sich wieder schwierig, denn es gab jeden Tag die identische Auswahl. Wir waren heute einmal alle 4 gemeinsam am Frühstückstisch und so ergriff ich die Gelegenheit und fragte die anderen, ob wir alle den Ausflug nach Baalbek antreten wollten. Dieser war nur Fakultativ und kostete 90 Euro. Das Problem war, dass die Mindestteilnehmeranzahl 4 war und da mussten bei unserer kleinen Gruppe schon alle Abenteuerlust verspüren. Schließlich hatte das Auswärtige Amt dringend vom Besuch abgeraten. Nach kurzer Überzeugungsarbeit waren aber alle bereit sich in Todesgefahr zu begeben und mitzufahren.
Der Busfahrer hatte meine Kamera im Bus gefunden. Damit hatte er sich ein Extratrinkgeld verdient. Da hatte ich noch einmal richtig Glück gehabt. Ich hatte schon Befürchtungen, dass ich mit dem Smartphone weiter fotografieren müsste. Mal abgesehen davon, dass ich die 500 Bilder vom ersten Tag verloren hätte. Da hätten wir die Strecke von gestern noch mal abfahren müssen. Nach dem Motto „doch kein Baalbek, dafür erster Tag nochmal“.
Es war hier demnächst Parlamentswahl, wohl zwischen Hamas und Hamas, und so hingen lauter Wahlplakate an der Straße. Sabine nervte unseren Führer Daniel die ganze Zeit (und auch die nächsten Tage) damit, dass er doch die Aussagen darauf übersetzen solle. Meistens stand nichts Vernünftiges drauf. Aber das ist ja bei uns genauso. Auf einem stand „Meine Stimme ist Berg“. Kein Kommentar…
Wir fuhren nach Beiteddine zum Sommerpalast des Präsidenten. Dieser wohnt immer noch im Sommer hier, trotzdem war der Palast zu besichtigen (oder gerade deswegen). Laut Daniel auch wenn er gerade da war, aber das konnte ich nicht überprüfen, denn es war ja Winter und ihm sicherlich zu kalt. So konnte man wenigstens auch sein Wohnzimmer besichtigen. Das Moussa Castle auf dem Weg dorthin wurde übrigens von der Reiseagentur aus dem Programm gestrichen. Keiner weiß warum. Wahrscheinlich Preise erhöht.
Ich hatte meine Ersatzakkus im Bus vergessen und so musste ich wieder einmal sparsam fotografieren. Dabei gab es hier tausend tolle Räume zu sehen. Zum Glück hatte ich noch einen relativ vollen Akku im Gerät. Das Sommerzimmer des Präsidenten wurde übrigens gerade geputzt. Fit für den Frühling, sag ich nur.
Es gab im Palast lauter byzantinische Mosaike, die man von überall hierher gebracht hatte. In Ermangelung von heimischer Bilderkunst hatte der Präsident diese alternativ zum Schmuck der Zimmer aufgestellt. Meine Kamera hat fast geglüht vor lauter Bilderflut. Mit letzter Energie, also Batterie, bin ich aus dem Palast raus.
Wir liefen anschließend durch die Altstadt von Deir al-Qamar. An dem gelangweilten Gang sah man Daniel richtig an, dass ihm sowas gar keinen Spaß macht. Aber es stand im Programm und musste abgearbeitet werden. Souk lässt grüßen.
Wir besuchten die im Programm stehende Moschee nicht, dafür aber 2 Kirchen. Auch den Palast des Sultans haben wir nicht besucht. Was wir heute alles nicht besucht haben…
Zum Abschluss gingen wir noch einmal in den Hof des Rathauses, um verschlossene Türen anzusehen. Es war relativ sinnlos gewesen durch die kleinen Gassen des Ortes zu spazieren, da störten auch die Türen nicht. Aber das war wohl mehr das Rahmenprogramm für den Besuch des Sommer-Palastes. Es musste sich ja lohnen so weit raus zu fahren.
Zum Mittagessen ging es in ein Restaurant oder besser in eine Autobahnraststätte. Dafür war es etwas teurer. Ich aß 12 Falafel mit etwas Salat und Humus. Man kann sich vorstellen, dass ich anschließend papp satt war. Da musste ich zum Verdauen erst einmal einen Kaffee trinken. Der wurde auch stilecht, wie es sich für eine Raststätte gehört, im Pappbecher serviert. Dafür hat er aber auch nur 1000 Pfund gekostet.
Auf dem Rückweg standen wir dann die ganze Zeit im Stau. Es gab wohl einen Unfall und alle kannten die Ausweichstrecke, die auch unser Fahrer kannte. Außerdem war gerade zusätzlich Schulschluss und wie in Deutschland blockierte die Eltern, die ihre Wattekinder abholten, die Fahrbahn mit ihren Autos.
Da wir sehr früh dran waren, zogen wir den Stadtbummel durch Beirut im Besuchsprogramm vor. Wir hielten also an der ehemaligen Grenzlinie vom Bürgerkrieg. Diese war heute eine vierspurige Straße (damals vielleicht auch?). Hier gab es auch direkt die Reste einer Kreuzritter Festung zu bestaunen. Allerdings nur hinter einem Zaun. Ich fotografierte dann weitere vermeintliche Ausgrabungen, als plötzlich ein Mann hinter mir her gerannt kam. Er zeigte auf meine Kamera. Wer weiß, was da noch alles ausgegraben wurde und was ich auf dem Bild hatte. Ich zeigte ihm auf meinem Menü den „Delete“ Eintrag und damit gab er sich zufrieden. Allerdings habe ich ihn nicht betätigt, also irgendwas gelöscht. Der Rest der Truppe hat diesen Vorfall gar nicht mitbekommen.
Wir liefen durch die Fußgängerzone, die fleißig von Autos befahren wurde. Warum so viel Fahrbahn verschwenden, wenn es sich doch überall sonst so staute. Wir besuchten noch ein Einkaufszentrum, ein zerbombtes Gebäude, ein zerfallenes römisches Bad und eine römische Siedlung. Alles ging recht schnell, da es nur von außen zu besichtigen war. Nachdem wir eine griechisch-orthodoxe Kirche von innen besichtigen durften ging es erstmal in ein benachbartes überteuertes Café, um selbigen zu trinken. Unser Führer seilte sich in der Zwischenzeit ab, denn er hatte keinen Vertrag für „kostenlosen Kaffee, weil Touristen angeschleppt“ mit diesem Lokal.
Beim Bezahlen der überteuerten Rechnung gab es ein riesen Kuttelmuddel, weil keiner passendes Kleingeld hatte. 4000 Pfund für einen türkischen Kaffee wurden aufgerufen. Das waren schon Markusplatz Preise.
Wir gingen anschließend zu einer weiteren Kirche und dann zur angrenzenden großen Moschee. Daniel blieb auch hier draußen, denn er war ein strenger Christ. Deswegen konnte er da auch nichts erzählen. Dafür erklärte sich dann ein Muhajedin bereit uns das Gebetshaus näher zu bringen. Meine Befürchtung nach einem erhöhten Trinkgeld oder besser Spende, wie ich es schon in so vielen Moscheen erlebt hatte, erfüllte sich nicht. Die Frauen mussten sich übrigens für den Besuch in ein Gewand verhüllen und ich wurde wieder dazu ausgesucht, das entsprechende Foto für die Lieben daheim zu machen. Sensation!
Es ging zurück zum Hotel. Diesmal habe ich die Kamera nicht im Bus gelassen. Das habe ich aber auch fünfmal kontrolliert. Vor dem Abendessen ging ich noch einmal zum Parc de Sanayeh. Hierbei über die Straße zu gehen war ein echtes Abenteuer, selbst mit Fußgängerampel. Ich habe das Gefühl, dass viele Länder Ampeln nur aufstellen um dafür EU-Subventionen zu erhalten.
Das Tor zum Park war zu, doch es waren Menschen innen. Deshalb umrundete ich den Park, um den Zugang zu finden. Bei meinem Glück war dieser natürlich auf der gegenüberliegenden Seite, also dem möglichst weit entferntesten Punkt. Im Park angekommen machte ich mein erstes Foto und wurde prompt von einem Wachmann angesprochen. Ich befürchtete schon, dass ich wieder alles Löschen soll, doch er wies mich darauf hin, dass ich nur Fotos machen dürfte, keine Videos. Also heute haben die es mit mir bzw. meiner Fotografie. Und der Sinn? Keine Ahnung. Videos können so gefährlich sein.
Auf dem Rückweg ging ich noch beim Coop vorbei. Der Weg zur Cola wurde mir diesmal durch einen den Boden putzenden Angestellten versperrt. Selbst schuld, Umsatzbremse. Da gab es halt nur Wasser.
Beim Abendessen im Hotel hatte es der Kellner besonders eilig. Sobald auch nur ein Teller ansatzweise leer war, wurde dieser schon wieder abgeräumt. Das lag wohl auch daran, dass wir wieder die einzigen Gäste waren. Da lohnte sich das Auflassen nicht. Oder er hatte noch etwas vor und war mit Freunden zum Shisha Rauchen verabredet.
Zum Nachtisch gab es wieder Obst, das meine Mitstreiterinnen diesmal nicht aßen, sondern in ihre Handtaschen packten. Wenn das der Manager mitbekommt gibt es morgen wieder schlechten Pudding. Sollen die den doch mal in die Handtasche packen.
Als wir hinaus gingen, schloss man hinter uns die Tür zu. Dachte ich mir doch.
4. Tag - Todesgefahr mit Wow
Beim Frühstück stellte sich Sabine als Gabriel Fan heraus. Also nicht Gunther, sondern Siegmar. Wie man Fan eines Politikers sein kann, kann ich jetzt nicht nachvollziehen (Gunther ginge ja vielleicht noch). Sigmar kommt wohl aus ihrer Gegend und hätte so viel Subventionen beschafft. Ob das jetzt so positiv ist (außer für die Gegend) möchte ich bezweifeln. Schließlich muss das ja jemand bezahlen. Also im Prinzip wir, die nicht da wohnen. Außerdem ist er der Außenminister gewesen, der sein gesamtes Personal bei jedem Flug von Berlin nach Braunschweig anreisen ließ, damit er 1 Stunde länger bei der Familie schlafen konnte. Für mich war das ein genauso korrupter Politiker wie jeder andere auch. Die Aussage fand sie gar nicht lustig.
Heute sollte es nach Baalbek gehen, wie bereits erwähnt, der gefährlichste Teil der Reise und mit einer Reisewarnung des Auswärtigen Amtes ausgestattet. Deshalb mussten wir nach 1 ½ Stunden Fahrt erst einmal eine Kaffee Pause einlegen. Zur Beruhigung! Meine Hände fingen schon an zu zittern.
Die Reisewarnung wurde garantiert wegen der syrischen Bettlerinnen ausgesprochen, die hier, wie auch in Frankfurt auf der Zeil, ihr Hartz 4 aufbesserten. Komisch, für die Zeil gab es keine Reisewarnung.
Wir fuhren durch die Bekaa-Ebene und erreichten Anjar. Durch die hier ansässige archäologische Stätte waren wir schnell durch. Außer knöchelhohen Trümmern gab es nur den großen Palast, den kleinen Palast und ein Bad (oder besser gesagt die Trümmer davon) zu bestaunen. Am Schluss hielten wir wieder an einem kleinen Souvenirshop an, denn hier gab es den kostenlosen Kaffee für Führer und Fahrer.
Wir fuhren anschließend weiter nach Baalbeck. Hier besuchten wir zuerst den Souvenirshop mit angrenzenden Steinbruch, oder umgekehrt. Das kommt darauf an, wo man die Prioritäten setzt. Zumindest lehnte ich das angebotene kostenlose Getränk in Form von Tee ab. Erst einmal wusste ich nicht, ob dieser gesüßt war und außerdem war ich kein Reiseführer. Ich bestaunte lieber den größten rausgehauenen Stein der Welt. Nun gut, das behautet jeder und es kommt wohl auch darauf an, was man misst, Höhe, Breite, Länge, Volumen. Da gab es viele Möglichkeiten. Zumindest hatte ich schon einige größte Steine in diversen Steinbrüchen dieser Welt gesehen. Die Römer hinterließen halt gerne große Spuren.
Im Souvenirladen entdeckte ich ein interessantes deutschsprachiges Buch über Baalbek. Das war nicht teuer (5000 Pfund) und so erwarb ich es dann auch. Da hätte ich nun auch den Tee verdient gehabt, aber jetzt wurde keiner mehr angeboten. Ist das Geld erst in der Kasse, kann man die Gastfreundlichkeit einstellen. Die anderen mussten auf mich warten, weil der Verkäufer zwar Tee, aber kein Wechselgeld hatte. So gab er mir das Restgeld in Form von US-Dollar zurück. Mal sehen, ob ich es in den USA gegen Waren eintauschen kann oder ob es genauso falsch ist wie die ausgestellten Antiquitäten.
Es ging nun zu den Hauptausgrabungen. Diese wurden damals von Kaiser Wilhelm II gefördert. Also wieder deutsch. Wahrscheinlich zahlen wir immer noch dafür. Der Bus ließ uns auf offener Straße raus, was zu einem Hupkonzert hinter uns führte, denn er blockierte die komplette kleine Straße. Weil dann alles so schnell gehen musste und es hektisch wurde, war die Autotür beim Losfahren nicht richtig zu und öffnete sich während der Fahrt. Ich hoffte nur, dass meine Tasche nicht rausfiel. Und vor allem, dass der Fahrer dies bemerkte und sie schloss, bevor er in die Frühstückspause verschwand.
Zuerst besuchten wir den Venustempel, der außerhalb der eigentlichen Anlage stand und eingezäunt war. Wahrscheinlich war er deshalb so gut erhalten. Hätte man einmal 1000 Jahre früher mit dem Einzäunen angefangen, dann könnten wir noch komplette Römerstädte besichtigen. Diese Trümmerkletterei half nicht wirklich bei der Erhaltung dieser.
Der Jupiter Tempel hatte dann den Wow Effekt, den Petra nicht hatte. Er war riesig und weitaus besser erhalten als die Trümmer in Jordanien.
Der nebenliegende Bacchustempel war der prachtvollste Tempel den ich seit langem gesehen hatte. Kein Wunder, denn Bacchus war ja auch der Gott des Weines und von der Alkoholsteuer konnte man locker so einen Tempel bauen. Wir gingen anschließend nicht in das Museum, das als solches ausgewiesen war, sondern nur zu einer komischen Ausstellung. Diese bestand fast nur aus Schrifttafeln. Die bisherigen Erklärungen unseres Führers waren super und hätten fast zu mehr Trinkgeld geführt, aber der Museums Verzicht machte das wieder zunichte. Ich las die unnötigen Tafeln und unterlies es hier abzubrechen und zu dem anderen Museum zurückzukehren. Das fiel mir erst später ein. Ich werde langsam alt und gewöhne mich zu sehr daran bei Gruppenreisen die Eigeninitiative abzuschalten.
Es war inzwischen 13:30 Uhr und alle hatten Hunger. Wir fuhren zu einem Restaurant, wo ich Hühnchen und Salat erwarb. Die Frauen aßen wieder einmal nur Kleinigkeiten. Ja die schlanke Linie und der antrainierte kleine Magen. Ich bin auf jeden Fall billig weggekommen, da Daniel die ständige Aufdröselei der Rechnung auf den Geist ging, zumal ja nie jemand den Betrag passend hatte, und so schlug er vor den Betrag einfach durch 4 zu teilen. Das war mir recht, denn so zahlte ich nur 14000 Pfund obwohl ich das teuerste Essen hatte.
Nun ging es zur Weinprobe ins Weingut Ksara. Wir wurden mit einigen anderen Ankömmlingen zusammengelegt und machten einen sinnlosen Rundgang durch den Weinkeller, der eigentlich aus mit Fässern gefüllten Naturhöhlen bestand. Das war ein einziges Labyrinth und so war ich froh, dass wir von einer jungen Dame geführt wurden. Eigentlich bin ich immer froh von einer jungen Dame geführt zu werden.
Diese leitete auch die Weinprobe im ersten Stock. Wie wichtig diese genommen wurde erkannte man daran, dass man einfach immer das gleiche Glas benutzte. Rose, Rotwein und Weißwein wurden nacheinander in das selbe Glas gefüllt ohne es auszuspülen. Kommt im Magen ja doch alles wieder zusammen. Ich denke, wer hier Wein kaufen will macht dies auch ohne Probe. Diese war mehr dazu gedacht das Publikum erst einmal zum Weingut zu locken.
Um die Kaufbereitschaft anzuregen wurde als letzte Probe ein Mascara gereicht. Und beim Wein mit dem höchsten Alkoholgehalt wurde auch am meisten ins Glas geschenkt. Ich nenne das Abfüllen um zum Kauf anzuregen. Betrunken fällt das Geld ausgeben doch weitaus leichter.
Bei mir hat das zumindest geklappt, denn ich erwarb eine Flasche Wein, die ich abends trinken wollte. Besser als ein billiger Rotwein aus dem Supermarkt dachte ich mir und so erwarb ich eine Flasche für 8 Dollar. Und besser als das Zucker-Bier war es auch. So mussten wieder alle auf mich warten bis ich den Einkauf abgeschlossen hatte. Die Bedienung an der Kasse war wieder sehr freundlich und so dauerte das Anstehen etwas länger. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass ich die Gruppe aufhielt. Langsam wird das auffällig. Aber heute war auch Einkaufstag.
Die 90 Euro für den Ausflug waren abgegolten und so ging es zurück zum Hotel. Hier ging meine Zimmerkarte schon wieder nicht. Das war echt nicht mein Tag. Also wieder runter zur Rezeption und aufladen lassen.
Ich wollte wieder die Zeit bis zum Abendessen nutzen und diesmal zum Heldenplatz laufen. Mit dem Auto waren wir auf dem Rückweg vorbeigefahren und so war mir die Lage gut bekannt. Im Prinzip musste man einfach nur geradeaus laufen. Das tat ich auch bis mir ein freundlicher Soldat den Weg versperrte. Diese Straße war wohl nicht für die Passage vorgesehen, was nachvollziehbar war, denn ich war im Regierungsviertel. Was genau nun vor mir beschützt werden sollte war mir nicht klar, aber der Soldat war nett und erklärte mir den Umweg. Dieser war riesig, also der Umweg (nicht der Soldat), denn wegen einer Demonstration waren auch alle Nachbarstraßen gesperrt. Allerdings konnte ich dadurch noch eine Kirche besichtigen, die nun unerwartet auf meinem Weg lag.
Ich erreichte dann doch irgendwann das Märtyrer Denkmal auf dem Heldenplatz und gegenüber das Mausoleum von Rafik Hariri. Keine Ahnung wer das war (also der Märtyrer war es nicht) und das Mausoleum war auch nur eine Grabplatte. Aber wieder eine Sensation abgehackt. Es war schon dunkel und so zog es mich wieder zum Hotel zurück. Unterwegs entschloss ich mich noch etwas Geld abzuheben. Ich wählte dafür aus Sicherheitsgründen extra einen Geldautomaten am Hauptsitz einer Bank aus, doch der Versuch scheiterte. So etwas mag ich ja gar nicht. Wer weiß, ob da nicht doch was abgebucht wird. Die Geheimzahl haben sie ja jetzt. Etwas weiter versuchte ich ein zweites Mal mein Glück und hier klappte es. Das Konto war also zumindest nicht gesperrt oder leergeräumt.
Ich hatte noch Zeit zum Coop zu gehen. Allerdings fand ich hier keinen Korkenzieher für meine Weinflasche. Andere Haushaltsgegenstände waren verfügbar. Ich wollte Obst erwerben, doch ich verstand die Waage zum Abwiegen nicht. Also fragte ich einen freundlichen Angestellten und lies es ihn tun. Gut dass es billige Arbeitskräfte gibt.
Zum Abendessen gab es wie heute Mittag Hühnchen. Na gut, der Koch konnte jetzt nicht wissen, dass dies eine Wiederholung war. Es war auch noch schlechter als heute Mittag. Aber auch das konnte der Koch nicht wissen. Langsam wurde es mir aber auch zu viel Fleisch. Zum Nachtisch gab es dann eine Creme aus Pflaume oder Feige. Ich war so feige und habe sie lieber stehen gelassen.
Nach dem Essen zog ich noch mal los, um eventuell einen Korkenzieher in einem Souvenirshop zu finden. Ich fand aber nur eine Fahne. Die Kaufoption wollte ich mir aber für Samstag merken, da ich die Fahne nicht durch den gesamten Libanon mitschleppen wollte. So patriotisch das auch gewesen wäre.
Ich lief auf der Parallelstraße zurück, da mir auf der Hauptstraße die Läden ausgingen. Hier war eine Bar neben der anderen. Von wegen trockenes Arabien. Es gab hier auch noch einen größeren Coop mit mehr Haushaltswaren. Allerdings hatte auch dieser keinen Korkenzieher im Angebot. War in einem arabischen Land wahrscheinlich auch kein Verkaufsschlager. Aus Frust holte ich an der Ecke 2 Bier. Für die hatte ich einen passenden Öffner dabei. Dann packte ich meine Tasche für den morgigen Hotelwechsel.
5. Tag – Byblos
Beim Frühstück gab es diesmal keinen Hirtenkäse, was meine Auswahl und Menge an essbaren Utensilien noch weiter einschränkte. Eine Angestellte sortierte aus Langeweile schon die Tomaten. Hätte man sie stattdessen einmal losgeschickt um Käse zu kaufen.
Beim Frühstück wurde immer erst eingedeckt während man schon am Essen war. Eindecken „on demand“ sozusagen. Wenn man sich an den Tisch setzte fehlte immer irgendwas. Mal eine Tasse, mal Besteck, mal ein Teller. Die Bedienung brachte dann immer die fehlenden Teile nach. Meist von einem anderen Tisch, so dass dann dort diese Utensilien fehlten. Auf die Idee einmal alles komplett einzudecken kam man nicht.
Beim Ausschecken musste ich 14000 Pfund für die abendlichen Getränke bezahlen. Dabei hatte ich nur ein Bier und eine Cola. Das war teuer. Wahrscheinlich habe ich für alle mitbezahlt.
Es ging heute erst einmal zum Nationalmuseum. Parkplatzsuche war unnötig, der Fahrer parkte einfach auf dem Bürgersteig vor dem Museum. Tourist first.
Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen wieder alles, aber auch alles, zu fotografieren. Daniel war schon etwas lustlos, weil ich immer etwas nachhing. Trotzdem hat er versucht alles zu erklären. Am Ende gab er entnervt auf und gab uns 30 Minuten Zeit, um den Rest der Ausstellung zu erkunden. Ein paar Stücke waren noch übrig. Bei den Mumien stand ich vor verschlossener Tür, da man einen Schalter drücken musste, damit die Tür aufgeht. Allerdings gab es keinen Hinweis darauf. Jetzt hatte die Tür zu den Toiletten den selben Mechanismus und sicherheitshalber probierte ich es dort erst einmal aus. Auf der Toilette gab es garantiert keinen Alarm, wenn man den falschen Schalter drückt. Da geht höchstens das Licht aus.
Meine Mitreisenden standen genauso vor dieser Tür wie ich. Stolz zeigte ich ihnen dann, wie man die Tür aufmacht. Ab jetzt Hahn im Korb. Ich versuchte anschließend noch alles zu fotografieren wofür ich bei der ersten Runde keine Zeit hatte. Allerdings konnte ich mich nur grob daran erinnern, was noch fehlte. Im Museumsshop gab es leider keinen Museumsführer. Da bleibt mein Regal halt leer.
Wir fuhren dann nach Harissa. Hier sollte es mit der Seilbahn den Berg hinauf gehen. Meine Lieblingsbeschäftigung. Zuvor standen wir aber fast die ganze Strecke auf der Autobahn im Stau. Wahrscheinlich war wieder Schulschluss. Hätten wir einen Stau doch auch bei der Seilbahn. Die Kabine war furchtbar klein, gerade für 4 Personen. Am Anfang ging es ziemlich flach nach oben und alles war gut. Dann ging es steil nach oben und es war nicht mehr gut.
Oben angekommen legten wir die letzten 50 Meter mit einer Zahnradbahn zurück. Das hätte man sich auch sparen können. Da wollte man wohl zeigen, was man alles hat. Man gab uns 30 Minuten Zeit zur Erkundung und so erklomm ich erst einmal die Marienstatue. Dann hatte ich es wenigstens hinter mir.
Oben wollte Sabine, dass ich ein Foto von ihr mache. Ich konnte allerdings nicht, denn ich musste mich festhalten. Es war aber auch so windig. Na gut, das war nicht der eigentliche Grund, denn es war auch ziemlich hoch. Ich ging deshalb auch schnell wieder runter. Jetzt ging ich zur Basilika, doch da war alles zu und abgeschlossen. So konnte ich nur ein paar unscharfe Fotos durch die Glastür machen.
Ich ging als nächstes durch den Souvenirladen, aber da gab es auch keinen Korkenzieher. Als Jesus das Wasser in Wein verwandelt hat, womit hat er damals die Flasche aufgemacht? Dafür gab es hier aber Weihwasser zu erwerben. Back to the roots.
Im ersten Stock war eine Ikonensammlung ausgewiesen. Ich hatte noch etwas Zeit und so sah ich mir die Schätze an. Das war allerdings eine reine Verkaufsveranstaltung. Die Ikonen waren neu, kamen aus Russland und kosteten bis zu 10000 Dollar. Eine ganz normale Ikone war nicht für unter 1000 Dollar zu haben. So religiös kann doch keiner sein.
Der nächste Souvenirshop verkaufte komplette Priester Ausstattungen, also Roben, Hemden und was man sonst noch braucht. Den Laden muss ich mir für Fasching merken.
Zurück ging es nicht mit der Seilbahn, sondern mit unserem Bus. Das war mir sehr recht. Allerdings heizte der Fahrer so den Berg hinunter, dass ich mich fragte, ob die Seilbahn nicht sicherer gewesen wäre.
Es war geplant nur eine Kleinigkeit zu essen. Gut dass ich gestern Obst gekauft hatte. Es war kein Vertragsrestaurant auf dem Weg und so kehrten wir in einer Bäckerei ein. Na super! Während die anderen ihre Backwaren aussuchten, trank ich einen Espresso für 1000 Pfund.
Es stellte sich heraus, dass Daniel auch Diabetes hat, nur nicht so schlimm. Ohne Medikamente hatte er einen Langzeitwert von 6,0, also direkt an der Grenze. Warum führte er uns eigentlich dann hierher, wenn er weiß was für ein Teufelszeug Brot und Kuchen ist.
Wir kamen recht früh in Byblos an und checkten im Hotel ein. Jedes Zimmer hatte einen Balkon mit Meerblick. Es stand nun die Stadtbesichtigung auf dem Programm. Wir liefen also erst einmal durch die Altstadt. Hier gab es lauter Restaurants, Bars und Souvenirshops. Das reinste Agia Napa vom Libanon. Und das Bier vom Fass wurde einem für nur 2 Dollar angepriesen. Wucherpreise. Zum Glück hatte ich noch eine Flasche Wein für heute Abend, allerdings keinen Öffner.
Wir besichtigten dann die Burg und die dazugehörigen Ausgrabungen. Alles für einen Preis. Daniel wusste wieder einmal alles. Eine Besonderheit war ein Sarkophag, der noch in der Grube lag, weil er einfach zu groß war, um ihn ans Tageslicht zu befördern. Deshalb musste ich auch beim Abstieg mein Smartphone als Taschenlampe missbrauchen. Weil er halt nicht am Tageslicht war, sondern im Dunkeln lag.
Wir setzten uns in eine Kirche und ich machte noch ein paar Fotos. Der Höhepunkt hier war aber eine junge Frau im Minikleid, die gerade eine Reportage fürs Fernsehen machte. Da hatte ich keinen Blick mehr für Fotos. Nach einem Blick auf den Hafen, es war erst 16:30 Uhr, verabschiedete sich Daniel. Vermutlich holte er sich jetzt erst einmal etwas Vernünftiges zu Essen.
Ich hingegen ging zur alten römischen Straße, auf der noch ein paar Säulen standen. Diese hatten wir auf unserem Weg links liegen gelassen. Daniel hatte an dieser Kreuzung auch großspurig einen Supermarkt angekündigt, doch dieser stellte sich als kleines Geschäft heraus. Ich konnte trotzdem etwas Obst erwerben. Wer weiß zu welcher Bäckerei es morgen wieder geht.
Ich ging zurück zum Hotel, nahm meine Flasche Wein in die Hand und ging damit zur Rezeption. Dort fragte ich höflich nach einem Korkenzieher und man rief extra einen jungen Mann an, der mir die Flasche (etwas ungeschickt) öffnete. Anschließend gab er mir auch noch ein Weinglas mit. Was ein Service. Laut Aushang im Zimmer war das Mitbringen von Getränke übrigens untersagt. Aber das war ja auch kein Getränk.
Ich trank bis 18:00 Uhr, bis es dunkel wurde. Also nicht bei mir, sondern außen. Ich hatte an den Säulen Lampen entdeckt und so nahm ich an, dass die Sensationen hier nachts beleuchtet werden. Und ich hatte recht. So ging ich zuerst zur römischen Straße, dann durch die Fußgängerzone und am Schluss zur Burg. Letztere wurde aber ziemlich schlecht angestrahlt. Ich beschloss mir morgen eine bessere Position zu suchen.
Ich ging zurück zum Hotel und der Wein schien schon zu wirken, denn ich lief direkt in die Glastür am Eingang. Zum Glück ist nichts passiert, weder mir noch, was wichtiger war, der Glastür. Es war einfach zu diesig und ich war wieder einmal nicht konzentriert genug.
Zum Essen ging es in den Keller. Wir waren wieder alleine, keine anderen Gäste, nur Daniel aß diesmal mit. Es gab zunächst extrem viele Vorspeisen, die uns der Hotelchef persönlich von seinen Angestellten bringen ließ. Als Hauptspeise bekam jeder einen ganzen Fisch. Er meinte bei der Anlieferung Hähnchen und Fisch würde man mit der Hand essen. Doch ich war der einzige, der dies auch umsetzte. Peinlich? Ach quatsch…
Er offerierte uns auch noch eine Flasche Weißwein zum Fisch. Wir lehnten aber ab. Bei mir passte das zwar zum Fisch, aber nicht zum Rotwein. Zum Nachtisch gab es dann eine riesen Obstplatte.
Anschließend diskutierten wir noch mit Daniel über die Bibel und deren Auslegung. Davon hatte er echt Ahnung. Was weiß der denn nicht, fragte ich mich langsam. Inzwischen war ein richtiger Sturm aufgezogen und so verließ ich das Hotel lieber nicht noch mal. Das war auch Glastür-freundlicher.
6. Tag – Schnee im Libanon
Dank des Rotweins hatte ich einen super Blutzuckerwert. Da hatte sich das Flaschenöffnen schon gelohnt. Beim Frühstück hier gab es genau die selbe Auswahl wie im vorherigen Hotel. Das war wohl Libanon Standard. Wenigstens musste man sich so nicht umgewöhnen.
Nach dem Frühstück ging es nach Bcharre (kein Tippfehler). Wir machten einen Fotostopp an einer Burg und an römischen Gräbern. Dann kam endlich die Kaffeepause. Ein Türkischer Kaffee für 2500 Pfund. Was ein Wucher. Da war die Toilettenbenutzungsgebühr bestimmt eingerechnet. Und auch der kostenlose Kaffee für unsere Begleiter.
Wir machten noch 2 Fotostopps um das Qadisha Tal abzulichten und fuhren dann zum Gibran Museum. Hier war fotografieren verboten. Schade, wieder 130 Fotos verpasst (so viele Werke waren ausgestellt). Gibran war Maler und Schriftsteller. Die Bilder waren schön, aber nicht herausragend. Also nicht ganz so ärgerlich, dass ich sie nicht auf Platte hatte. Der Sarg des Künstlers stand im Keller und war zu besichtigen. Also ich fragte mich, ob es für mich erstrebenswert sei, wenn hunderte Touristen täglich vor mir stehen und mich anstarren. Fotografieren ging ja nicht.
Es ging anschließend zum Zedernwald. Schließlich sollte uns der Nationalbaum auch einmal aus der Nähe gezeigt werden. Und wie der Seeadler in Amerika, musste die Zeder wohl auch im Reservat gehalten werden. Die Bäume waren eingezäunt, so dass sie nicht fliehen konnten.
Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass dies auf 2000 Metern Höhe passieren würde. Hier lag tatsächlich Schnee und es war eiskalt. Ich war für so eine Besichtigungstour viel zu dünn angezogen und fror wie ein Schneider.
Wir liefen eine Stunde durch den Schnee und mir fror fast die Hand ab, weil ich die Kamera halten musste. Schließlich musste ich durch das verpasste Museum heute viele Bilder nachholen. So machte ich halt die 130 Bilder von Bäumen statt von Gemälden.
Zum Glück gingen wir anschließend zum Aufwärmen ins angrenzende Restaurant. Hier erwarb ich Salat und einen gebackenen Haloumi. Etwas Warmes braucht der Mensch. Mit Kaffee und Wasser zahlte ich 18000 Pfund. Wieder einmal Touristenpreise, aber was verlange ich. Ich war ja Tourist.
Zurück fuhren wir dann eine andere Strecke um für Abwechslung zu sorgen. Allerdings sah das für mich genauso aus, wie der Hinweg. Auf Wunsch der Damen legten wir einen Kaffee Stopp mit Aussicht in das Tal ein. Diese Aussicht war dann ganz schön teuer, denn wir zahlten für einen Kaffee wieder 2500 Pfund. Aber Frauen waren schon immer etwas teurer. Wir machten anschließend nur noch einen Fotostopp an einem Kloster und fuhren dann zurück zum Hotel. Wieder waren wir früh zurück. Hier war halt nicht viel los.
Ich trank den Rest von meinem Wein und lief los Richtung Hafen. Dort besuchte ich die Trümmer des alten Hafens und ging dann weiter auf die Mole. Na gut, auch nicht besser als das Programm vom Vormittag.
Ich wollte den Tag im Wachsmuseum abschließen, der einzigen Attraktion in diesem Kaff, die ich noch nicht gesehen hatte. Allerdings entdeckte ich außen ein Schild, dass Fotografieren verboten sei (no photo) und damit war der Besuch für mich gestorben. Also dafür zahle ich keine 8000 Pfund.
Ich ging stattdessen zu den Souvenirläden um dort einen Anstecker mit Nationalfahne zu erwerben. Der erste Laden hatte gleich so einen, wollte aber 5000 Pfund für ihn weil handgemacht. Das war mir zu teuer. Also ging ich in den nächsten Laden. Dort entdeckte ich genau was ich gesucht hatte. Hier sollte der Anstecker auch 5000 Pfund kosten. Allerdings hatte der Verkäufer das Schild „Made in China“ übersehen, das auf dem Karton klebte, auf dem die Anstecker hingen. Also Handgemacht stimmt wohl, aber Handgemacht in China…
Da der Verkäufer nicht vom Preis herunter gehen wollte, sah ich vom Kauf ab. Für einen Pfennigartikel aus China zahle ich keine 3 Euro.
Ich holte mir stattdessen Bier und Obst und ging zurück zum Hotel. Da der Sturm inzwischen nachgelassen hatte, konnte ich mich auf den Balkon setzten und Bier trinken bis es dunkel wurde.
Ich ging dann los und fotografierte die Burg und den Hafen, diesmal im Dunkeln und angestrahlt. Außerdem nahm ich noch 2 Kirchen mit.
Zum Abendessen gab es dann alles, was ich nicht essen darf. Zwiebeln mit Linsen und Reis, Teigtaschen mit Kürbis und Spinat. Dann Spieße mit Huhn und Rind. Und zum Nachtisch gab es etwas Süßes und Obst. Der Besitzer versprach uns Arak, den er allerdings nie brachte. Damit das Essen dann ganz unvernünftig wurde, trank ich zwei davon an der Hotelbar. Das kostete mich 12000 Pfund. Anschließend trank ich zur Abrundung auf dem Hotelzimmer mein letztes Bier.
7. Tag – Atombunkerhöhle
Beim Frühstück checkte ich mich für den Rückflug ein. Gut dass es hier überall WiFi gab. Ich saß zumindest etwas weiter vorne als beim Hinflug. Mal sehen ob es etwas nützt.
Zum Abschluss ging es zuerst zur Jetta Höhle. Hier durfte man nicht nur keine Fotos machen, man musste auch seine Kameras und sein Smartphone in einem Schließfach deponieren. Ich ließ meine Utensilien gleich im Bus. Das kam mir sicherer vor. Ich fühlte mich auf jeden Fall ganz nackt.
Wir fuhren zuerst mit der Seilbahn, ja schon wieder, zur oberen Höhle. Es war halt eine Tropfsteinhöhle. Was daran so geheim war, dass man keine Fotos machen dürfte, kann ich nicht nachvollziehen. Wahrscheinlich wird die Höhle bei einem Angriff der Israelis als Atomschutzbunker benutzt.
Daniel meinte das wäre die schönste Tropfsteinhöhle der Welt. Ich war schon in so vielen Höhlen gewesen und jeder behauptet das. Daniel hatte auch behauptet, dass hier der größte Stalagnit der Welt wäre, aber laut Beschriftung war es nur einer der größten. Soviel zur Glaubwürdigkeit von Reiseführern. Zumindest war es der schönste Atomschutzbunker.
Daniel gab uns 30 Minuten Zeit zur Besichtigung, aber da ich kein Smartphone hatte, hatte ich auch keine Uhr. So ging ich langsam vor bis zum Ende der begehbaren Höhle und wieder zurück. Dabei behielt ich meine mitreisenden Damen zur Sicherheit immer im Augenwinkel.
Zur unteren Höhle liefen wir dann wieder zu Fuß. Also hoch hätten wir auch laufen können. Das hätte zumindest meinem Arzt gefallen. In der Höhle selbst wurde man in ein Boot gesetzt und über einen unterirdischen See gefahren. So was hatte ich auch noch nicht gemacht, also nicht in einer Höhle. Allerdings fuhr der Kapitän viel zu schnell. Wahrscheinlich wollte er schnell Feierabend haben, wie der Kellner beim Abendessen in Beirut. Mir ging das auf jeden Fall zu schnell. Ich habe so gut wie nichts mitbekommen. Nächstes Mal schwimme ich selbst.
Nun ging es zum Tempel Faqra. Also eigentlich gab es einen großen und einen kleinen Tempel, römisch natürlich. Den Großen hatte man mit Beton kaputt restauriert und der Kleine war verfallen. Ich kann nicht sagen, was besser war.
Mit dem Bus ging es anschließend 50 Meter die Straße bergauf. Das hätten wir auch wieder zu Fuß erledigen können. Man will uns scheinbar ungesund halten.
Hier oben gab es einen alten Wachturm und 2 Opferaltare. Den Wachturm konnte man besteigen und das tat ich auch. Die anderen gingen in der Zwischenzeit schon mal zur angrenzenden Hütte zum Essen. Aber wann hat man schon noch mal diese Gelegenheit. Also zum Klettern, nicht zum Essen.
Im Wachturm gab es eine Art Wendeltreppe und da ich die Abbiegung vor lauter Trümmer verpasste musste ich über die Felsen klettern. Nachdem ich das Problem analysiert hatte, ging der Rückweg leichter. Ich folgte in die Hütte zum Essen und erwarb in Ermangelung von Alternativen ein Omelette. Schon wieder Ei. Also langsam bekomme ich einen Eiweisschock.
Nun erledigten wir die im Reiseverlauf angekündigte Panoramafahrt. Also im Prinzip fuhren wir mit dem Bus wieder durch die Berge. Das war schon ziemlich langweilig. Wir kamen in Beit Mery an. Hier gab es neben einer Kirche Trümmer von römischen Tempeln und Wohnungen zu besichtigen. Also mit dem zu besichtigen ist das so eine Sache, denn das sah alles nicht so offiziell aus. Kein Kassenhäuschen, alles eingezäunt und nicht wirklich zugänglich, somit nicht freigegeben vom Touristenamt.
Wir suchten uns trotzdem ein nicht abgeschlossenes Tor und Sabine lief erst mal stumpf über die Mosaike. Ja wenn kein Aufpasser da ist, dann tanzen die Mäuse auf dem Tisch, oder besser auf den Mosaiken.
Letzter offizieller Programmpunkt war ein Blick auf das Aquädukt im Tal. Ich musste mich dann erst einmal zum Wasser lassen (ohne Aquädukt) zurückziehen. Auf dem Rückweg zum Bus wurde ich abgefangen, da die Damen beschlossen hatten, das Trinkgeld für Fahrer und Führer in einem Umschlag zu sammeln, so dass diese dann die Einnahmen selbst aufteilen sollten. Ich war jetzt nicht so begeistert davon, da ich schon meine interne Liste führe, wer wieviel bekommen soll. Außerdem wird der Fahrer immer vernachlässigt, obwohl er die meiste (körperliche) Arbeit machen muss.
Da ich im Bus als letztes den Umschlag füllte, konnte ich sehen, wieviel jeder gegeben hatte. Mutter und Tochter gaben zusammen 40 US-Dollar (die Zuordnung war leicht, denn sie verwendeten die ganze Reise über nur Dollar), Claudia gab 30 Euro und ich gab 60 Euro. Ich bin da gerne etwas großzügiger, andere scheinbar nicht. 40 Dollar bei zwei Personen, das war gerade einmal 1 Euro pro Person und Tag. Da geb‘ ich in der Kneipe mehr Trinkgeld.
Wir waren um 15 Uhr schon im Hotel in Beirut (es war übrigens das Gleiche wie am Beginn der Reise). Es hätte von der Zeit her jetzt gut gepasst um das archäologische Museum in der amerikanischen Universität zu besuchen, das normal nur bis 17 Uhr auf hatte. Allerdings nur Montag bis Freitag und heute war Samstag. Pech gehabt.
Also ging ich zu den Ausgrabungen unter der Kirche im Parlamentsviertel. Beim Besuch dieser Kirche am Anfang der Reise war mir diese Möglichkeit in Erinnerung geblieben. Es war auch fast der Weg zum Heldenplatz, also nur geradeaus bis zum Soldaten und dann Umweg. Auf dem weiteren Weg gab es keine Demo und so waren auch weniger Straßen gesperrt. Der Umweg war also nicht ganz so groß heute. 50 Minuten brauchte ich zu Fuß bis zum Uhrturm, an dem die Kirche lag.
Es kamen wohl so wenige Besucher, dass man am Eingang einen nervigen Bewegungsmelder anbringen musste, der laut aufschrie und so die Mitarbeiter im Keller rechtzeitig weckten, bevor die Besucher das Ende der Treppe erreicht und ihre 5000 Pfund Eintritt abgegeben hatten.
Das Ganze war ganz lustig. Es gab die üblichen 2 Schaukästen mit dem Kleinzeug, das man hier gefunden hatte und 10 Stationen mit etwas Text und einem Knopf. Drückte man den Knopf wurde für 2 Minuten das beleuchtet, was an der Station beschrieben war. Das war super gemacht. Allerdings ging die DVD nicht. Ich traute mich nicht an den Knöpfen herumzuspielen. Ein anderer Besucher traute sich, brachte sie aber auch nicht zum Laufen. Gute Entscheidung meinerseits. Am Schluss heißt es noch ich hätte es kaputt gemacht.
Ich besuchte noch eine kleine Kirche, die ich zufällig entdeckt hatte und ging wieder zurück zum Hotel. Ich ging diesmal am Ufer entlang über den Yachthafen. Hier lagen wirklich sehr teure Boote. Das war mal ein echter Yachthafen. Also da hatte ich eine andere Vorstellung vom Libanon. An der Wand hingen noch alte Fotos vom Yachtclub, jetzt war er leider total verfallen. Eine einzige Ruine, schade eigentlich.
Ich ging noch beim Coop vorbei und erwarb Obst für mein morgiges Frühstück. Ich sollte um 4:15 Uhr abgeholt werden und ein Frühstückspaket kam für mich nicht in Frage. Das wäre nur voll mit Brot und Orangensaft gewesen.
Bis zum Essen hatte ich noch 1,5 Stunden Zeit und so versuchte ich mein Glück im Internet. Allerdings war es wieder einmal so langsam, dass ich einfach nicht vorankam. Aber warum sollte sich auch etwas ändern.
Das Essen ging wieder einmal schnell. Es hatte sich wirklich nichts geändert. Der Kellner wollte immer noch früh ins Nachtleben. Es gab einen Hackfleischkuchen mit Nüssen und Gurkensalatsoße. Also am Schluss gab man noch einmal alles.
Ich verabschiedete mich von den anderen, die ja alle nicht mit mir mitflogen und versuchte mein Glück weiter im Internet. Um 22 Uhr gab ich auf.
8. Tag – Handgepäckstau
Ich musste schon um 3 Uhr aufstehen. Beim Auschecken musste der Kofferträger das Zimmer überprüfen. Putzfrauen waren sicherlich noch nicht da. Um 4 Uhr stand schon der Fahrer vor der Tür. Es war unser Fahrer Jamman und er hatte unser Auto dabei. Auf den Mann ist wenigstens Verlass. Schade, dass ich nicht Gelegenheit gehabt hatte, ihm individuell mehr Trinkgeld zu geben. Den 3 Damen vom Grill sei Dank.
Ich war schon um 4:30 Uhr am Flughafen. Bevor man einchecken konnte musste man durch eine Sicherheitskontrolle. Hier wurde erst einmal jeder Koffer geröntgt und da jeder 5 Koffer plus einen bis zwei Koffer Handgepäck dabei hatte, wurde die Schlange immer länger. Man machte also einen zweiten Röntgenapparat auf und direkt vor mir wieder zu. So musste ich mich erneut an der ersten jetzt noch längeren Schlange anstellen. Das dauerte entsprechend.
Als ich dann endlich dran kam fiel ich gleich wieder auf. Ich dachte hier würden nur die Koffer geprüft, aber man achtete auch auf Gegenstände in den Kleidertaschen. Und da keine Schalen für Kleinzeug da waren, beförderte ich meine Geldbörse und mein Smartphone in der Hosentasche durch den Metalldetektor. Das kam nicht so gut an.
Ich ging zu dem am Monitor angezeigten Schalter zum Einchecken. Dort wurde der Flug nach Frankfurt angezeigt, aber der von Lufthansa. Mit Lufthansa flog ich gar nicht, sondern mit Mittle East. Und da beide bestimmt kein Code-Sharing hatten, fragte ich einen Mitarbeiter am Schalter, der gerade nichts zu tun hatte. Dieser meinte ich solle mich ruhig anstellen. Es würde gemischt eingecheckt. Das macht auch Sinn, denn dann müssen sich weniger Angestellte mit dem deutschen Visum auskennen.
Trotz allem Vorwissen dauerte das Einchecken pro Person ewig. Das lag weniger am Visum, sondern daran, dass jeder halt 5 Koffer und 2 Stück Handgepäck dabei hatte. Um 4:50 Uhr war ich dann endlich dran, obwohl eigentlich nur wenige vor mir waren. Letzteres war kein Wunder, denn es war ja (noch) nicht angeschlagen, dass hier der Middle East Flieger nach Frankfurt eingecheckt wurde.
Nachdem ich durch die Vor-Passkontrolle gegangen war, ging es zur eigentlichen Ausreise. Allerdings fehlte mir der auszufüllende Ausreiseschein. Den hätte man mir beim Einchecken geben sollen und da keiner herumlag, musste ich wieder zurück. Also ein zweiter Versuch. Ich hatte keine „Adresse im Libanon“ eingetragen, warum auch, ich hatte ja keine mehr. Allerdings fand das der Grenzbeamte nicht durchwink fähig. Deswegen fragte er mich nach dem Hotelnamen, den ich natürlich vor lauter Aufregung total vergessen hatte. Zum Glück hatte ich noch ein Lesezeichen in MapsMe auf meinem Smartphone und so stand meiner Ausreise nichts im Wege.
Der Duty Free Shop war hier vor der Sicherheitskontrolle. Ich fragte extra nach, ob man gekauften Wein durch die Sicherheitskontrolle bekommen würde und man sagte mir das wäre kein Problem. Die Flaschen wurden dann noch nicht mal speziell verpackt, also versiegelt.
Ich erwarb also 2 Flaschen Ksara Wein. Ja den gab es da. Da ich mich von der Qualität vor Ort überzeugen konnte und ihn ja auch schon probiert hatte, dachte ich, ich könnte damit keinen Fehler machen. An der Sicherheitskontrolle war mein Gürtel dann ein größeres Problem als der Wein.
Es wurde nach Reihen eingestiegen und die Angestellte schickte nicht befugte Teilnehmer konsequent zurück, wenn sie die Reihenanforderungen nicht erfüllten. Ich ging dann einfach zur Kollegin und wurde dort problemlos durchgewunken. Tja, einige nehmen ihre Aufgaben halt etwas ernster als andere.
Im Flieger saß ich dann neben 2 jungen Mädchen mit Kopftuch. Es gab erst einmal Frühstück. Das bestand aus allem, was ich nicht essen darf. Das Omelette war ja noch in Ordnung, wurde aber mit Kartoffelbrei gereicht. Dazu gab es viel Marmelade, Orangensaft, Brot und süße Stückchen. Etwas Obst konnte ich noch essen. Zum Glück hatte ich vorher 2 Äpfel und Nüsse gegessen. Danach gab es noch eine halbe Tasse Kaffee. Statt auf Kaffee wurde mehr Wert auf Duty Free gelegt. Dafür waren wieder einmal alle Ressourcen vorhanden.