Des Kaisers Museum
oder
Mülleimer gesucht
Taiwan
1.Tag – China Airlines
Air India hatte ich überlebt, jetzt gab es nur noch eine Steigerung: China Airlines, die gefährlichste Fluglinie der Welt. Pünktlich gab ich meine Tasche auf, die diesmal nicht schwerer als 10 kg sein durfte, da ich einen Inlandsflug mit dieser Obergrenze hatte. Mit 9,6 kg lag ich da gar nicht so schlecht, allerdings durfte ich dort keine nassen Handtücher transportieren. Im Terminal 2, und dahin hatte man China Airlines verbannt, wohl um jegliche Ansteckungsgefahr zu vermeiden, finden die Sicherheitskontrollen direkt vor den Gates statt, ähnlich wie in Berlin Tegel. Nur dass hier jeweils 3 Gates auf einmal bedient werden. Welche Flüge gerade dran sind wird auf einer Anzeigetafel angezeigt. Der Flug nach Taiwan war noch nicht auf dieser Liste und so vertrieb ich mir noch etwas die Zeit. In Terminal 2 gibt es keine Kioske, wo man Bier kaufen kann und so ist dieses nur überteuert in Restaurants zu bekommen. Dafür gibt es aber einen Burger King. Auf beides verzichtete ich aber und stellte mich an die Schlange zum Gate an, direkt als mein Flug an der Anzeigetafel angezeigt wurde. Da davor aber auch ein Flug nach London auf der Liste stand, war die Schlange bereits sehr lang und ich stand etwa in Höhe des Eingangs. Kurze Zeit später stand schon der ganze Gang voll mit Wartenden. Es ging nicht voran, da es zwar 5 Kontrollstellen gab, 3 aber exklusiv für Priority, also Business Class benutzt wurden. Vor mir waren 2 Rumäninnen, die nach Bukarest wollten, wie mir ein kurzer Blick auf die Bordkarte verriet. Allerdings war dieser Flug noch gar nicht aufgerufen. Somit blockierten sie die Passagiere, die dringend nun nach London mussten. Zu allem Überfluss hatten sie Ihre Handtasche mit einem 1 Liter Plastikbeutel verwechselt und dort alle ihre Parfümfläschchen verstaut, die sie sicherlich auf diesem unglaublich langen Flug brauchen würden. Bis Rumänien hat sich das mit den Plastikbeuteln wohl noch nicht rum gesprochen. Es müsste einen Führerschein fürs Fliegen geben (also als Passagier, haben Piloten eigentlich so was?). Zum Glück machte der Kontrolleur deswegen keine Anstanden und winkte sie durch, sonst würde ich heute noch in der Schlange stehen.
Ich überlegte mir, dass China Airlines garantiert die Hälfte der Koffer wieder ausladen muss, weil die Passagiere beim Abflug noch in der Schlange stehen. Aber vielleicht ist das gut so, da die Leute ja immer so viel Handgepäck mitnehmen und somit wäre das Flugzeug einmal nicht überladen. Wenn ich mich so umgesehen habe, ist China Airlines garantiert die unsicherste Fluggesellschaft, weil so viele Maschinen durch das, durch zu viel Handgepäck verursachten, Übergewichts abgestürzt sind. Nach dem Motto, wie mache ich aus 20 kg Freigepäck 40 kg.
Der Flieger war dann auch bis auf den letzten Platz besetzt. Vor mir junge Deutsche, die auch noch nicht viel geflogen sind und wohl das Studium mal ein halbes Jahr ruhen lassen, um das Geld ihrer Eltern in Asien zu verprassen. Wie sich später herausstellte flogen diese nach Vietnam weiter, wobei in mir die Frage aufkam, warum diese nicht direkt dahin flogen. Denn so flogen sie 14 Stunden nach Taiwan und dann wieder 2 Stunden zurück (plus Wartezeit). Das hätten Sie mit Vietnam Airlines in 12 Stunden haben können und Vietnam Airlines ist nur die drittgefährlichste Fluggesellschaft der Welt. Zusätzlich hätte das mir auch ihre Anwesenheit erspart. Die Rückenlehne ständig vor und zurück, beim Essen immer zurück. Einfachste Regeln bezüglich Rücksichtsname auf andere Mitreisende nicht bekannt. Hatte ich das mit dem Führerschein fürs Mitfliegen erwähnt? Vielleicht fliege ich auch einfach nur zu viel.
Es gab zweimal Essen, aber nur zum ersten Rotwein, dann nur noch Kaffee. So kann man sich seinen Ruf nicht aufbessern. Aber bei Air India war es auch nicht viel besser. Ich genoss das Bordprogramm, das aus englischsprachigen Filmen bestand, Blockbuster und weniger Buster. So gingen die 14 Stunden rum, wie im Flug. (Wortspiel)
2.Tag – Taipei am Morgen
Nach dem Aussteigen teilte man uns mit, dass die Kofferausgabe im anderen Terminal stattfand. Hier war wohl Volkswandertag und so wurde absichtlich der Weg zum Gepäck verlängert. Wenigstens konnte ich so viele Mitreisende überholen und mir einen der vorderen Plätze in der Schlange zur Passkontrolle sichern. Allerdings merkte ich nach kurzer Zeit, dass alle anderen einen ausgefüllten Einreisezettel in der Hand hielten, nur ich eben nicht. Aber wenn ich mich umschaute, konnte ich nicht das sonstige Zettelchaos entdecken, das üblicherweise auf einem Tisch existiert auf dem solche Zettel liegen. Ich scherte aus der Reihe aus und ging ein kurzes Stück den Gang zurück und da war tatsächlich ein Schalter, an dem ich vor lauter Überholspeed vorbeigerannt war. Eine Frau schlief dahinter und meine Nachfrage, ob ich so etwas ausfüllen musste, benickte sie in einer kurzen Schlafpause. Ich stellte mich wieder an der Schlange an und füllte während des Wartens den Zettel aus, was der Leserlichkeit der Einträge nicht gerade förderlich war, da mein Pass die Schreibunterlage darstellte. Zusätzlich war die Hand noch recht zittrig. Ob dies am Flug oder am fehlenden Alkohol lag, kann ich nicht sagen. Aber schließlich konnte ich deren Schrift auch nicht lesen. Für die Adresse in Taiwan musste der Hotelname reichen, für weitere Adressrecherchen in meinem Rucksack hatte ich keine Nerven. Ich hatte wieder einmal den langsamsten Beamten erwischt, das erlaubte mir aber den Zettel komplett auszufüllen. Vielleicht war da doch Sinn dahinter, so langsam zu sein. Auf dem Schalter des Beamten stand ein Schild, dass man den Umschlag von seinem Pass abmachen solle. Allerdings hatte ich zum Zeitpunkt des Bemerkens den Pass schon übergeben. Warum stellt man solche Schilder nicht früher auf? Ohne ihn überhaupt eines Blickes zu würdigen, legte er meinen mühsam ausgefüllten Zettel zur Seite und verpasste meinem Pass den 90 Tage Aufenthaltserlaubnis Stempel.
Mein Gepäck kam zwar spät, aber diesmal nicht als Letztes. Es gab hier keine Zollerklärung, dafür Unmengen riesige Plakate, die darauf hinwiesen, dass hier Hunde herumlaufen, um Nahrungsmittel zu erschnüffeln. In China müssten die Hunde sich dann selbst erschnüffeln, also als Lebensmittel . Ich hatte alle Kekse bereits im Flugzeug vernascht und so bestand nicht die Gefahr, dass ich Opfer eines Hundebisses würde.
Ich suchte sofort den ersten Geldautomaten auf, denn noch war ich pleite. Doch nach Hineinstecken der Karte kam die Meldung „Karte falsch herum eingesteckt oder Karte defekt“. Ersteres konnte ich nach 3 weiteren Versuchen ausschließen und letzteres wollte ich nicht hoffen, nicht am ersten Tag. Hinter mir tauchte ein deutscher Backpacker auf und ich ließ ihn den Test wiederholen. Auch er bekam den gleichen Fehler, so dass ich mir sicher war, dass die Karte nicht defekt war, sondern der Automat. Man sollte die Fehlermeldung daraufhin ergänzen: „Karte falsch herum eingesteckt, Karte defekt oder Automat kaputt“.
Der nächste Geldautomat rückte dann die verlangten 10000 Taiwan Dollar (40$ = 1 Euro) heraus. Während der gesamten Zeit sülzte mir der Backpacker die Ohren zu, dass er in Frankfurt 150 Euro für ein Rückflugticket hatte zahlen müssen, dass allerdings sofort wieder storniert würde. Und nun wurde dies nicht einmal kontrolliert. Nun ist es so, dass man eine 90 Tages Aufenthaltsgenehmigung in Taiwan nur bekommt, wenn man ein Rückflugticket hat. Der junge Mann war nun der Meinung nur ein Hinflug Ticket geht auch. Die Fluggesellschaft hätte ihn aber nicht mitgenommen, es sei denn er erwirbt für besagte 150 Euro Bearbeitungsgebühr ein „fake“ Ticket, das nach Ankunft in Taiwan sofort storniert wird. Natürlich hat es ihn dann aufgeregt, dass das Rückflugticket hier nicht kontrolliert wurde. Aber wie konnten das die Flughafen Angestellten 14 Stunden entfernt in Frankfurt wissen. Und mal ganz ehrlich, wer so bescheuert und bekifft ist, dass er sich in der Smartphone Generation nicht mal im Internet nach den Einreisebestimmungen erkundigen kann, hat es nicht anders verdient. Da sind 150 Euro noch viel zu wenig.
Ich ging zur Information um zu erfragen, wo der Bus in die Innenstadt abgeht, wurde aber von einem älteren Mann in gelber Weste abgefangen und in den Keller geschickt. Trinkgeld wollte er dafür keins, deshalb gehe ich davon aus, dass er in offizieller Mission unterwegs war. Gelbe Westen bekommt hoffentlich nicht jeder. Ich wollte gerade zum Bus, um beim Fahrer ein Ticket zu lösen, da kam der alte Mann, der mir sicherheitshalber gefolgt war, und begleitete mich zum Ticketschalter. Inzwischen fuhr der Bus gerade los, doch ich konnte den Busfahrer noch einmal zum Anhalten bewegen. Allerdings musste ich meine Tasche mit in den Bus nehmen und um die verlorenen 15 Sekunden wieder wett zu machen, wartete der Busfahrer nicht bis ich mich gesetzt hatte, sondern fuhr vehement los. Dadurch stürzte ich von Stuhlreihe zu Stuhlreihe, denn die wenigen freien Plätze waren ganz hinten. Dabei riss ich mir den Finger auf, der gleich furchtbar zu bluten anfing. Jetzt war ich wieder froh die Tasche dabei zu haben, denn ich konnte den Finger sofort mit einem Pflaster abdichten. Wobei, ohne Tasche keine Wunde…
Am Bahnhof angekommen ging ich gleich zur MRT, der Metro von Taipei. Hier fand ich auch schnell einen Automaten, der mir die EasyCard, eine Aufladekarte für Busse und Bahn, verkaufte. Allerdings nicht für 500$ inklusive Guthaben, wie im Reiseführer beschrieben, sondern für 100$ Pfand ohne Guthaben. Das Aufladen der Karte musste man dann am Nebenautomat erledigen. Jetzt hatte ich keine Ahnung, was so eine Fahrt kostet und so ging es mir wie im Flughafen von Bejing, ich hatte keine Idee, was man da so einzahlt. Ich entschied mich dann für 500$, schließlich kam ich ja am Ende der Reise noch mal hier her. Meine Einzahlung bewegte den Automaten zu der Meldung: „Karte defekt, kann nicht mehr aufgeladen werden“. Also hier gibt es Meldungen… Zum Glück hatte ich ein weiteres Aufladen im Moment nicht vor, zumal auch eine kurze Fahrt nur 16 $kostete. Da waren viele Fahrten zu tätigen, bis ein nicht mögliches Neuaufladen nötig würde.
Ich musste nur eine Station fahren und landete auf einem Platz, der stark an den Times Square erinnerte. Überall Leuchtreklamen und abgehende Einkaufsstraßen. So trug ich meine Tasche zu einer kleinen Seitenstraße mit vielen kleinen geschlossenen Geschäften, denn es war ja noch früh am Morgen. Ein Handyladen für eine Prepaidcard war allerdings nicht dabei. Ein Schild auf der Straße ließ mich mein Hotel finden und leitete mich zu einer Vorhalle mit einem Aufzug und dem Hinweis auf die Rezeption im zweiten Stock. Im Aufzug wimmelte es von Spinnweben, was aber keine Rückschlüsse auf die Sauberkeit der Zimmer zuließ, sondern nur auf das bevorstehende Halloween, denn die Spinnweben waren aus Plastik.
Im zweiten Stock empfing mich ein Mann und eine Frau und diese erledigten gleich die Pass Registrierung. Allerdings konnte ich mein Zimmer noch nicht beziehen, was nachvollziehbar war, denn schließlich war es erst 8 Uhr. Ich konnte aber mein Gepäck in einer Kammer lassen und schon mal auf Sightseeing Tour gehen. Nun musste ich vorher meine Tasche umpacken, also Reisegepäck in Sightseeing Utensilien, und vergaß dabei fast mein Tablet. Das wäre was gewesen. Was ich definitiv vergaß war mein Taipei Reiseführer. Gerade den. Ich zog mir noch eine kostenlose Cola aus dem Automat und los ging es.
Ich fuhr erst mal eine Station Richtung Süden zum Longshan Tempel. Dieser war voll mit Frauen, die fröhliche Lieder sangen. Ich sah mich kurz um, wollte aber nicht allzu sehr stören. Also spendete ich eine Kleinigkeit und ging weiter Richtung Herb Street. Hier war aber alles zu. Kein Wunder, Touristen schlafen gern lange. Ich ging ein paar Straßen weiter zum Qingshan Tempel. Dies war ein kleiner chinesischer Tempel ohne große Sehenswürdigkeit. Wenn das so weiter geht, lohnt sich der Besuch all der Tempel nicht. Vielleicht sollte man nächstes Mal einfach die Bilder aus dem Internet kopieren, statt alle Fotos selbst zu machen. Nächste Station war der Qingshui Tempel. Hierzu musste man eine Straße mit lauter Essensständen durchqueren. Mein Magen sagte es wäre Zeit für ein zweites Frühstück, doch ich wollte vorher erst mal den Tempel abarbeiten. Ich musste allerdings nicht so lange Hungern, da der Tempel genauso klein war, wie der vorherige.
Ich ging zurück zu einem Suppenstand und mangels Englisch Kenntnissen auf der einen Seite und Chinesisch Kenntnissen auf der anderen Seite zeigte ich auf eine Suppe, die gerade für einen anderen Gast zubereitet wurde. Dieser stand wohl auf fettes Fleisch und auf in Gelatine eingeschlossene Fischaugen oder Fischeier. Zumindest sahen diese so aus und schmeckten auch danach. Aber es war ganz lecker und das war die Hauptsache. Frisch gestärkt ging es zum Red House, jetzt Einkaufszentrum mit kleinen Boutiken, das aber noch geschlossen war. Ich war jetzt wieder auf dem Platz an dem ich morgens angekommen war. Gleich um die Ecke war der Tien Ho Tempel, der noch kleiner als die vorherigen war. Ja das geht. Vor dem Tempel bettelte ein Mönch, allerdings konnte ich ihm nichts geben, denn ich hatte keinen Reis dabei.
Das Armed Forces Museum war durch die an der Wand hängenden Torpedos leicht zu erkennen. Allerdings wurde der Zugang wegen der Einrichtung einer neuen Ausstellung verwehrt. Es wurde wohl gerade ein neues Waffensystem installiert. Der Weg zurück zum Bahnhof zog sich dann ziemlich. Unterwegs rüttelte ich an der Tür von der Futai Street Mansion, doch auch diese war verschlossen. Heute war wohl überall Ruhetag. Dafür war das alte Stadttor, das North Gate, offen, was aber nur daran lag, dass es keine Türen hatte. Man hatte extra eine Autobrücke über das Tor gebaut, wohl um es gegen Regen zu schützen.
In einem 7eleven musste ich erst mal ein Bier und eine Cola Zero erwerben, um meinen Brand zu löschen. Die Cola trank ich gleich auf dem weiteren Weg, was mir den Respekt eines alten Mannes einbrachte. Er war wohl davon überzeugt, dass es nicht möglich sei gleichzeitig zu laufen und zu trinken. Ich bin halt ein echtes Multitalent.
Im Bahnhof angekommen wollte ich meine Gutscheine gegen Zugtickets eintauschen. Hierzu stellte ich mich auf gut Glück an der Schlange zu den Ticketschaltern an und es klappte hervorragend. Die Karten für den High Speed Train musste ich gesondert im Keller eintauschen. Das geschah direkt an einem Automaten, ähnlich wie bei der Deutschen Bahn. Na hoffentlich sind die nicht genauso unpünktlich.
Was auffiel war der Mangel an Mülleimern und das übrigens in ganz Taiwan. Weder auf der Straße, noch im Bahnhof waren Mülleimer zu finden. Das wurde auf der ganzen Reise zu einem Ärgernis, weil man ständig seinen Müll mit sich führen musste, bis Stunden später einmal ein Mülleimer auftauchte. Aber dann wurde der Müll streng nach Wertstoffen getrennt. Absurd. Es fiel aber auf, dass es in jedem Tempel haufenweise Mülleimer gab. Wurde der Müll hier etwa den Göttern geopfert?
So war ich froh als ich auf einem kleinen Vorplatz einen Mülleimer fand, in dem ich meine leere Cola Flasche entsorgen konnte. Die Gelegenheit nutzend, beschloss ich gleich meine Bier Dose dort auch zu lassen, allerding musste ich sie vorher noch leeren, was ich dann auch tat. So konnte ich dabei eine Frau beobachten, die meine Flasche direkt wieder aus dem Mülleimer holte. Hätte sie was gesagt, hätte ich ihr die Flasche gleich gegeben. Aber bei meinem Chinesisch…
Gut dass es hier auch eine öffentliche Toilette gab. Es gab überall viele öffentliche Toiletten und alle waren extrem sauber. Ich bemerkte schell, dass die Taiwanesen nie das Gebläse zum Trocknen der Hände benutzten, immer nur Papiertücher. Und wenn es diese alternativ nicht gab, gingen sie lieber mit nassen Händen raus.
Ich ging Richtung 2-28 Peace Park und da es inzwischen 12 Uhr war, verspürte ich ein Hungergefühl. Eine Frau am Straßenrand verkaufte Nudeln, die sie mir in eine Tüte packte und mit einer Soße übergoss. Zum Essen setzte ich mich vor ein Blutspendemobil auf eine Bank in der Hoffnung, dass man mich nicht hineinbat. Das Blut wäre auch nicht brauchbar gewesen nach dem Bierverzehr. Die Nudeln schmeckten leicht fischig, da sie mich aber nicht anschauten hatten, waren wohl diesmal keine Fischaugen drin.
Das zum Park zugehörige Denkmal war schwer zu entdecken und erinnerte eher an eine Konfuzius Statue. Im National Taiwan Museum wurden im Erdgeschoss Kleider ausgestellt. Das Fotografierverbot wurde von den Besuchern ignoriert, denn schließlich wurde eine durchgestrichene Kamera auf den Verbotsschildern angezeigt und kein durchgestrichenes Handy oder Tablet. Und so wurden diese reichlich zur Ablichtung benutzt. Im Rest des Museums wurden dann Bernstein, alte Völkergruppen, taiwanesische Tiere und im Keller auch noch die Krabben Sonderausstellung ausgestellt. Den Park durchquerend ging es dann zum 2-28 Museum. Für nur 20$ Eintritt gab es hier alle Beschriftungen auf Chinesisch. Die wenigen Englischen Tafeln reichten nicht mal dazu aus zu verstehen, was hier passiert war, am 28. Februar.
Ich ging weiter zum National Theater und der National Concert Hall, beide gebaut im Tempel Stil, getrennt durch einen riesigen Platz an dessen Kopf die Chiang Kai Shek Memorial Hall steht. Überall tanzten Gruppen von Kindern mit Getthoblastern Hiphop. Die übten wohl für Taiwan sucht den Superstar. Ich wär ja eher dafür, dass diese für die Peking Oper üben. Weiterhin übte auf dem Platz eine Marchband ihre Schritte ein. Ein musikalisches Volk hier. An der Concert Hall stand zwar etwas von einer Führung, aber ohne jegliche Uhrzeit. Aber ich hatte ja auch keine Zeit. Schließlich hatte ich ja noch nichts von Taipei gesehen.
89 Stufen führt die Treppe hinauf zur Chiang Kai Shek Memorial Hall. Genauso viele Jahre wurde der Kerl alt. So können sich die Schulklassen das Alter besser merken. Und mit jeder Stufe wünscht man sich, dass er nicht so alt geworden wäre. Oben dann eine große Statue, Mao lässt grüßen, mit 2 Wachsoldaten, die so ruhig da standen, dass ich schon dachte wegen der Wirtschaftskrise hätte man diese durch Plastikattrappen ersetzt. Über eine Treppe ging es hinunter ins Erdgeschoss. Hier gab es eine Sonderausstellung über Frau Chiang, die nach dem Tod ihres Mannes das Geld in den USA verprasst hatte. Zusätzlich eine Dauerausstellung über Ihren Mann, der dort seine Limousinen und Uniformen zur Aufbewahrung hinterlassen hatte. Die Bildergallerie hatte zum Glück zu. Wieder Zeit gespart. Ich wollte im Cafe etwas essen, allerdings gab es dort nur Kuchen. Was hatte ich auch erwartet? Schnitzel? Ich verließ das Mausoleum durch den Seiteneingang. Hätte ich diesen vorher entdeckt, hätte ich mir 89 Lebensjahre sparen können.
Über das Little South Gate ging es zum National Museum of History. Hier gab es im Erdgeschoss eine Sonderausstellung mit Blumengebinden. Die Frauen unter den Besuchern waren ganz begeistert, die dazugehörigen Männer eher gelangweilt. In den oberen Stockwerken gab es dann auch was für Männer, nämlich Schwerter, moderne Kunst und altes Zeug aus der Ming Zeit. Gekrönt wurde das Ganze im obersten Stockwerk durch feine Einlegearbeiten aus Elfenbein. Im Museumsshop gab es nur Bücher über Blumen und Gestecke. Kein Wunder, Frauen shoppen halt gern und kaufen mehr. Bücher über Schwerter wären wohl Ladenhüter geworden.
Auf der Rückseite des Museums lag praktischerweise der botanische Garten, der aus 2 großen Lotusteichen und einem halb gesperrten Park bestand. Der Weg zur Metro war genauso weit, wie der Weg zum Hotel, deswegen lief ich gleich zu Letzterem. Auf der anderen Seite der Straße sah ich einen Handyladen, aber ich war zu faul die breite Straße zu überqueren. Ich dachte, da kommt bestimmt noch ein weiterer, schließlich sind wir hier in Asien, wo jeder Bettler ein Handy hat. Aber im Ernst, es kam keiner mehr und bis heute habe ich keine Prepaid Karte aus Taiwan.
Der Platz und die Straßen rund um mein Hotel waren jetzt mit Menschen überfüllt. Überwiegend jugendlich und immer im Weg, wenn man sich zum Hotel durchkämpfen wollte. Den Eingang zum Hotel hatte ich dann fast nicht gefunden. Wo morgens eine leere Eingangshalle war, waren jetzt lauter Kleiderständer vom nebenan liegenden Kleidergeschäft. An der Rezeption waren schon alle für Halloween verkleidet, was das Einchecken etwas skurril machte. Man erklärte mir mehrmals inbrünstig, dass man seinen Föhn nur mit 220V betreiben könne. Aber mal ganz ehrlich, sehe ich so aus, als wenn ich einen Föhn bräuchte? Mein Koffer war schon auf dem Zimmer und so konnte ich noch schnell einen Abstecher zum 7eleven an der Ecke machen. Bei uns wäre dieser überfüllt von alkoholsuchenden Jugendlichen. Hier waren aber nur Vereinzelnde auf der Suche nach grünem Tee.
Ich holte erst mal 2 Bier und machte anschließend ein Nickerchen, also nicht im 7eleven, sondern wieder auf dem Zimmer. Eine Stunde später ging es zur Metro. Jetzt waren die Straßen wieder relativ leer. Vor der Station verkauften ärmliche Leute Kaugummi aus einem Bauchladen. Ich vermute, dass diese dadurch ihre Lebensqualität nicht wirklich verbessern konnten. Ich hielt das einfach für eine schlechte Geschäftsidee. Schließlich waren Kaugummis in der Metro verboten und der Eingang zu dieser war wohl der ungünstigste Platz für so einen Verkauf.
Es ging zur Snake Street, wo ich einmal Schlange probieren wollte, also als Mahlzeit. In einem überdachten Gang gab es allerdings nur 3 Stände an denen man Schlange essen konnte, zu erkennen an den Schlangen-Terrarien am Eingang. Ich hätte das Tier lieber gebraten gegessen, aber es bot sich eine Schlangensuppe für 150$ an. Diese war sowieso besser für die Potenz, sagt zumindest der Reiseführer. In der Suppe waren dann auch 4 Stück Schlange. Das Fleisch hat ganz gut geschmeckt, allerdings waren die Rippen nicht mit der Wirbelsäule verbunden, so dass man diese wie Gräten im Mund hatte. Es gab somit keine Möglichkeit das Fleisch einfach abzuknabbern. Der Chinese nebenan, der wohl auch das mit der Potenz im Reiseführer gelesen hatte, war wie ich auch nur am spucken. Aber was macht man nicht alles für eine verheißungsvolle Nacht.
Die Suppe selbst war geschmacklich eher mäßig und nicht sättigend, so ging ich um die Ecke zu einem Essenstand, der englische Bezeichnungen angeschlagen hatte und Aal mit Nudeln anbot. Die Frau am Stand las mir meine Bestellung noch einmal vor, wobei sie konsequent auf die chinesischen Schriftzeichen am Verkaufswagen deutete.
Nicht nur die Straßen bei meinem Hotel waren jetzt wieder überfüllt, sondern auch die Rolltreppen in der Metro. Hier fiel die unglaubliche Disziplin auf. Rechts wird gestanden und links gelaufen. Selbst wenn auf der linken Seite der Rolltreppe alles frei ist, stellt sich dort keiner auf die Rolltreppe. Lieber stellt man sich auf der rechten Seite an einer 10 Meter langen Schlange an. Ich hatte mir dann recht schnell in solchen Fällen angewöhnt links an der Schlange vorbei zu gehen und die Treppen hoch zu laufen. So anstrengend das auch manchmal war.
3.Tag – National Palace Museum
Im Hotel gab es offiziell kein Frühstück, aber ein Buffet mit Toast, Marmelade, Dumplings, Butter, Tee, Kaffee und Softdrinks. Gut, der Unterschied zu einem offiziellen Frühstück war nicht groß, aber entscheidend. Es gab zwar Teller und Tassen, aber kein Besteck. Es gab nur Holzspatel wie beim Arzt, mit denen man eigentlich den Kaffee umrührt. Damit musste man seinen Toast mit Marmelade bestreichen, was dann schon recht eigenartig war. Aber wahrscheinlich verlangte der Staat Steuern auf Frühstück und so wurde durch das Fehlen des Bestecks dieses hier als Kaffe- und Kuchenbar deklariert.
Es sollte heute zum eigentlichen Zweck meiner Reise, dem National Palace Museum, gehen. Hierzu nahm ich die Metro Richtung Norden bis Shilin. Von hier sollte laut Internet und Reiseführer der R30 Bus zum Museum fahren. An der Busstation sah ich, dass fast alle Buslinien zum Museum fuhren und so beschloss ich den erst besten Bus zu nehmen, der kommt. Der Erste kam auch gleich und als ich den Fahrer fragen wollte, ob er wirklich zum Museum fährt, wurde ich von einer alten Frau zurückgepfiffen. Bloß nicht während der Fahrt mit dem Fahrer sprechen. Die alte Frau wollte wohl ihre letzten Jahre nicht durch einen abgelenkten Busfahrer riskieren. Vor allem nicht wenn wieder ein unwissender Tourist schuld war.
Im Bus war ein asiatisches Pärchen, dem man ansah, dass es auch zum Museum wollte und es gab im Bus eine Anzeige der nächsten Station in Englisch, so dass ich mich beruhigt zurücklehnen konnte (hätte ich einen Sitzplatz gehabt). Zusätzlich war das Museum praktischerweise an der Endstation. Das war aber auch zu einfach. Noch einfacher wäre es nur gewesen, wenn die Metro direkt hierher gefahren wäre.
Das Museum selbst bestand aus Halle 1 und 2, wobei die Halle 2 wohl nur für Sonderausstellungen gedacht war. Das Gebäude 1 war aber auch schon groß genug. Für 160$ erwarb ich eine Eintrittskarte und auf der gegenüberliegenden Seite einen Audioguide, den es allerdings nur in Englisch gab. Individualtouristen aus anderen Ländern kamen hier wohl seltener vor.
Ich schloss mein Hab und Gut in ein Schließfach im Untergeschoß ein. Hier war auch ein extra Gruppeneingang, mit extra Zufahrt für die Busse. Die Gruppen stiegen dort direkt aus, wurden mit speziellen Kopfhörern ausgestattet und warteten in speziellen Zonen bis sie herein durften.
Ich wollte nach Hallennummern das Museum durchwandern, allerdings waren die geraden Nummern auf der rechten Seite des Gebäudes und die ungeraden auf der linken Seite. Dadurch wurde nicht nur der Fußweg verlängert, die Themen wurden auch komplett durcheinander gemischt. Im zweiten Stock änderte ich dann die Taktik und ging nur noch nach Themen vor.
Es fing an mit einer Buddha Ausstellung, dann kam eine geschichtliche Übersicht über die Dynastien und Ausstellungen über Schifffahrt, Schriften, Keramik, Jade, Schnupftabakdosen, Bronze und Miniaturen. Und das restliche halbe Museum nahm eine Sonder-Ausstellung über „The all complete Qianlong“ ein, einem Kaiser der stark an Malerei und Schriften interessiert war. Dieser sammelte auch dieses Zeug und das wurde hier letztendlich ausgestellt.
Das ganze Museum war nicht nur voll mit Ausstellungsstücken, sondern auch mit Reisegruppen. Wenn mal ein einzelner Besucher da war, war es ein Geschäftsreisender mit Privatführer und am besten noch mit Frau, denn dann ging man wahrscheinlich als Gruppe durch und der Eintritt kostete nur 100 $.
Überall liefen Aufseher mit einem Tischtennisschlägerähnlichen Schild herum, auf dem ein Mund mit Zeigefinger gemalt war, was als Zeichen für Ruhe stehen sollte und lauten Besuchern vor die Nase gehalten wurde. Aber die Reiseführer der Gruppen schienen dies anders zu interpretieren, denn sie schrien nur so durch die Hallen. Die Mikrofone wurden aus gelassen, wohl damit sie nicht abgenutzt werden, und die Gruppenmitglieder hatten die Kopfhörer nur auf, damit das laute Geschrei gedämpft wird und somit die Ohren nicht schädigt. Die Aufseher schritten natürlich nicht ein, dazu waren die Gruppen eine zu gute Einnahmequelle. Zusätzlich blockierten die Gruppen alle Schaukästen. Aber Rache ist Blutwurst (oder Dumpling?). Wann immer eine Gruppe zu einem Schaukasten kam, den ich gerade betrachtete, stellte ich mich mitten vor das Objekt und hörte in Ruhe meinen Audioguide Beitrag an, am besten noch mit beiden Händen am Ohrhörer. So kämpfte ich mich durch alle Hallen.
Ich konnte mich nicht daran erinnern, ob das Museum um 17:00 Uhr oder um 18:30 Uhr zumachen würde, aber um 17:00 Uhr hatte ich den Audioguide gehört und aufnahmefähig war ich auch nicht mehr. Gegessen hatte ich auch noch nichts, da das Teehaus im 4. Stock bei meinem Versuch es zu besuchen, total überfüllt war. Es wurde zu dieser Zeit wohl von jedem besucht, der nicht einer Gruppe angehörte. Deswegen sah man so wenige Individualbesucher in der Ausstellung. Die flüchteten sicher alle vor den Gruppen ins Teehaus. Hat halt nicht jeder einen Audioguide.
Nach meinem Besuch holte ich meine sieben Sachen aus dem Schließfach und ging zur Busstation. Es kam nach wenigen Minuten der Bus R13 und ein kurzer, schneller Blick auf den Fahrplan zeigte mir, dass dieser an der Metro Station Shilin halten sollte. 3 junge Amerikaner waren auch schon im Bus und verhielten sich so, als wenn sie schon dem Alkohol zugeneigt gewesen waren. Teehaus? Allerdings stiegen diese entgegen meiner Erwartung nicht an der Metro Station aus. Wahrscheinlich hatten sie die Station nicht wahrgenommen, weil sie mit den Taiwanerinnen im Bus flirten mussten.
An der Metrostation fand ich eine Art taiwanesisches Kentucky Fried Chicken. Ich bestellte scharfe Hähnchenteile, allerdings waren diese nicht wirklich scharf, anders als in Asien gewohnt. Ich fragte mich, ob das nicht die Durchfallgefahr steigern würde, da die Bakterien nicht getötet werden. Dann müsste ich wohl mehr Alkohol zur Desinfektion trinken.
Zurück am Hotel waren die Straßen mal wieder voll. Eine Regelmäßigkeit konnte ich hier nicht erkennen. Ich schlenderte am Hotel vorbei, um zu sehen, was da noch für Restaurants kommen. Diese wollte ich aber erst später aufsuchen. Ich wollte erst mal Bier trinken, als medizinische Vorbeugung gegen den Durchfall. Anschließend wollte ich mal schauen wie lange man zum Flughafen braucht. Schließlich hatte ich morgen ganz früh einen Inlandsflug auf die Insel Kinmen. Ich musste entscheiden, ob ich ein Taxi nehmen musste oder ob ich die Metro nehmen konnte. Die erste Metro ging um 6 Uhr, wobei man noch mal umsteigen musste, und mein Flug ging um 7:50 Uhr (ohne Umsteigen). Ich fuhr also zum Spaß (und zum Zeitmessen) zum Flughafen und brauchte nur 20 Minuten. Und wenn ich schon mal da war, schaute ich mich gleich etwas um.
Der ganze Terminal war fast komplett leer. Es flogen keine Flugzeuge mehr ab, es kamen nur noch ein paar Maschinen an. Am 7eleven holte ich mir noch ein Durchfall verhinderndes Bier. Dies war am Flughafen genauso teuer wie in der Innenstadt. Daran sollte sich so manch anderer Flughafen ein Beispiel nehmen. Das würde den Umsatz hochtreiben, aber auch die Anzahl der betrunkenen Passagiere.
Es gab hier einen Check-In und einen extra Gepäckaufgabe Schalter. Normalerweise macht man das ja in einem Aufwasch. Da ich mir nicht sicher war in welcher Reihenfolge man die Schalter nun benutzt, fragte ich mit meiner Bierdose in der Hand erst mal an der Information nach. Asozial ist asozial. Aber der Angestellte war ganz stolz, dass er Englisch sprechen konnte.
Auf dem Boden vor dem Flughafen entdeckte ich eine Plakette mit der Aufschrift „Photo Spot“ und einer Kamera drauf. Ich stellte mich drauf, doch von hier aus konnte man absolut nichts Sinnvolles fotografieren. Ich machte trotzdem ein Foto vom Vorplatz. Irgendeinen Sinn musste es ja haben. Ein Gepäckwagen Einsammler schaute mich verwundert an und ich deutete auf die Plakette. Die war ihm wohl noch nie aufgefallen und wir lachten gemeinsam darüber.
Ich fuhr wieder zurück, wieder 20 Minuten, und es war inzwischen 22:00 Uhr. Ich sagte schnell an der Rezeption Bescheid, dass ich einen Weckruf für 5:00 Uhr haben wollte und ging dann zu einem Restaurant, in dem mir eine englische Karte in die Hand gedrückt wurde. Ich setzte mich zu jemand an den Tisch, das ist in Asien nicht ungewöhnlich wenn kein kompletter Tisch frei ist, und bestellte Tintenfisch und Hühner Nudel Suppe. Ich wurde gefragt, ob ich Reis möchte, aber sehe ich so arm aus? Es wurde dann Mitternacht, bis ich ins Bett kam.
4.Tag – Ab auf die Insel
Um 2 Uhr war ich schon wieder wach. Um 4 Uhr stand ich dann auf und machte mich fertig. Um 5 Uhr kam der Weckruf durch die Rezeption und kurz darauf ein Automatischer, ebenfalls per Telefon. Man hatte fast das Gefühl, als wollte man mich loswerden. Wahrscheinlich kommen öfters Gäste mit dem ersten Flug in Taiwan an und die brauchen dann mein Zimmer recht früh.
Um 5:25 Uhr ging ich zum Auschecken. Ein junges Mädchen war an der Rezeption und ihre Freundin saß zu ihrem Zeitvertreib auf der Couch. Das Mädchen an der Rezeption meinte ihrer Freundin wäre es kalt und so bot ich ihr großzügig an, sie könnte meine Tasche zum Flughafen tragen. Dann würde ihr warm werden. Überraschenderweise lehnte sie ab. Dann muss sie halt doch die nicht vorhandene Heizung höher drehen. Selbst schuld.
Ich lief zur Metro und dort wartete auch schon ein anderer Mann auf die Öffnung der Metrostation. Um Punkt 5:32 Uhr, also genau eine halbe Stunde vor dem ersten Zug, wurde das Rolltor hochgezogen. Der Mann stürmte hinein, ich ging etwas langsamer hinterher, was auch an der unterschiedlichen Größe unserer Taschen lag. Das Gleis füllte sich langsam und die Bahn kam auf die Minute pünktlich an. Respekt.
Beim Umsteigen in die andere Metrolinie stand plötzlich ein Schild im Weg, alle Sätze auf Chinesisch. Das einzige was ich erkennen konnte war, dass die erste Bahn um 9 Uhr fahren sollte. Das versetzte mich kurz in eine Schock Starre, denn ich sah schon meinen Flieger ohne mich starten. Allerdings rannten alle zur Metro und so ich hinterher. Auf der Anzeige am Bahnsteig stand dann, dass die nächste Bahn in einer Minute kommt. Wollte man mit dem Schild Touristen erschrecken? Oder war das „future use“ für irgendeinen anderen Tag? Oder hatte man einfach nur vergessen es wegzuräumen?
Um 6:30 Uhr kam ich am Flughafen im Domestic Terminal an. Alle waren da, außer irgendwelchen Mitarbeitern von Mandarin Air, meiner Fluggesellschaft und Tochtergesellschaft von China Airlines. Die dachten wohl die erste Metro fährt heute sowieso erst um 9 Uhr und so könne man etwas später kommen. Weder beim Check-In noch am normalen Schalter war jemand zu sehen. Ich ging sicherheitshalber zur Information und fragte nach, wann sich denn jemand bequemen würde den Schalter aufzumachen und man sagte mir das geschehe in 10 Minuten, also wieder genau 1 Stunde vor Abflug. Nun gut, ich hab ja schon erlebt, dass das Boarding in Asien etwas schneller geht. Aber so schnell?
Ich war also wieder einmal der Erste in der Schlange und checkte gleich ein. Daraufhin musste ich das Gepäck am entsprechenden Schalter aufgeben. Meine Tasche wog 9,6 Kilo und wurde scheinbar immer leichter. Hatte ich etwa etwas im Hotel vergessen?
Ich holte mir beim 7eleven ein paar Stückchen. Kein Bier, denn ich hatte ja noch nichts gefrühstückt, obwohl die Preise natürlich verlockend waren. Dann ging es durch die Sicherheitskontrolle. Als guter Deutscher packte ich natürlich alles aus. Ein Hinweisschild machte einem klar, dass, wenn der Getränkebecher nicht verschweißt ist, man diesen doch in der Hand behalten sollte. Ansonsten würde er im Röntgengerät noch umkippen und die Maschine versauen. Soviel zum 1 Liter Beutel. Wird Zeit, dass die EU das Flüssigkeitsgesetz lockert, damit man endlich wieder mit dem Bier in der Hand durch die Schleuse kann. Und als wenn man es gewusst hätte, war der Getränkeautomat im Wartebereich kaputt. Da tat Selbstversorgung Not, denn ansonsten gab es in diesem Bereich nur Kaffee und Kuchen und darauf hatte ich zu so früher Stunde wirklich keine Lust.
Um 7:30 Uhr statt um 7:35 Uhr fuhren wir mit dem Bus zum Flugzeug. In diesem saßen nur Taiwanesen. Im Flugzeug machte man für mich extra englische Ansagen. Wobei man als englischen Sicherheitshinweis durchsagte, dass man die Beschreibung in der Vordertasche lesen soll. Ein alter Mann schaffte es partu nicht sein Handy auszumachen und so wurde die Stewardess heran gewunken, die sich an dem Teil, also dem Handy, zu schaffen machte. Als während des Flugs die Anschnallzeichen ausgingen, wollte ich mein Tablet anmachen, aber die Stewardess erlaubte es nicht. Man merkt dass dies eine Tochtergesellschaft von China Airlines ist und man nicht noch eine Maschine verlieren wollte, um dann aussichtlos hinter Air India im Sicherheitsranking zurückzufallen.
Der Flughafen von Kinmen war eine einzige Baustelle. Man hatte hier wohl noch mehr vor. Das Gepäck kam recht schnell, aber bei einem solch kleinen Flughafen ist das auch kein Wunder. Ich ging erst mal zur Touristeninfo um den Weg nach Jincheng zu erfahren, der Stadt in der mein Hotel war. Laut Reiseführer war dies die beste Touristeninfo auf der Insel und das machte mir Angst, denn Englisch konnte das junge Mädchen nur in Brocken. Als ich kam sagte sie mir, sie wüsste was ich wolle und drückte mir eine Landkarte in die Hand. Ich hoffe sie strebt keine Karriere als Wahrsagerin an, denn eigentlich wollte ich wissen wann und wo der nächste Bus zu meinem Hotel fährt. Aber sie gab sich viel Mühe und so einigten wir uns darauf, dass ich den Bus Nummer 3 nehmen soll, dieser um 9:55 Uhr fährt (es war gerade 9:10 Uhr) und 24$ kostet. Sie schrieb mir noch das Ziel in Chinesisch für den Busfahrer auf und gab mir zum Plan der Insel noch einen Busfahrplan aller (5) Busse der Insel. Nur gut dass dieser komplett in Chinesisch war. Nicht ein Englisches Wort war auf den Karten zu finden, also auf allen.
Ich holte eine Cola und setzte mich an die Bushaltestelle, denn ich hatte ja noch genug Zeit. Ich beobachtete belustigt die Leute, die verzweifelt am Aushang herausbekommen wollten, wann der nächste Bus kommt. Mein Bus um 9:55 Uhr stand zum Beispiel nicht auf dem Plan. Hätten die mal bei der Touristeninfo nachgefragt, denn mein Bus kam pünktlich um 9:55 Uhr. Aber vielleicht hat das Mädchen von der Touristeninfo auch beim Busfahrer angerufen und um pünktliche Abholung gebeten. Der Fahrer schaltete auch extra für mich die Anzeigetafel mit den englischsprachigen Haltestellen Ankündigungen ein.
Der Bus kurvte über die gesamte Insel, fuhr jedes kleinste Dorf an, wobei er noch zweimal wendete, weil die Straße ausging, bis wir dann endlich den Busbahnhof in Jincheng erreichten. Ich lief mit meiner Tasche zum Hotel und erreichte dieses gegen 11:00 Uhr. Das Mädchen an der Rezeption konnte kein Wort Englisch, aber die Worte „Reservation Agoda“ statt meinem Namen half mein Zimmer zu bekommen. Das Zimmer stellte sich als Suite mit Couch Ecke, riesigem Bett und viel Platz heraus.
Ich zog gleich wieder los, die Zeit war schließlich knapp. Es gab auf der Insel einen speziellen Touristenbus, der mit einem Führer die Sehenswürdigkeiten abfährt. Die genauen Konditionen wollte ich bei der Touristeninfo am Busbahnhof erfragen. Eine von den beiden Mitarbeiterinnen sprach auch etwas Englisch und so fand ich heraus, dass der Führer im Bus nur Chinesisch spricht. Auch der Plan, welche Sehenswürdigkeiten angefahren werden, war nur auf Chinesisch, so dass ich nicht feststellen konnte, was ich eigentlich sehen würde. Somit machte dieser Bus erst mal keinen Sinn für mich. Da musste ich mir wohl was anderes einfallen lassen. Man konnte hier kostenlos Fahrräder ausleihen und dies wollte ich in Erwägung ziehen. Nun wollte ich erst mal am Nachmittag Jincheng erkunden, aber es kam ganz anders.
Beginnen mit meiner Tour wollte ich mit dem Civil Defense Tunnel. Der Eingang lag direkt am Busbahnhof, aber selbst die Mitarbeiterin von der Touristeninfo konnte mir den Zugang erst nicht zeigen. Das lag vor allem daran, dass sie die englische Bezeichnung nicht kannte und der Name auch nicht Englisch angeschlagen war. Ich zeigte ihr meinen Ausdruck des Plans und die darauf gedruckte chinesische Bezeichnung half. Sie führte mich zu dem Eingang, den ich selbst nie gefunden hätte. Und seltsamerweise ging es Treppen hinauf, wo ich doch in einen Tunnel wollte.
Ich kam zu einer Art Rezeption und hier sprach man natürlich wieder kein Wort Englisch. Langsam bekam ich das Gefühl, was sich auch später bestätigte, dass hier nicht viele englischsprachige Touristen herkamen. Aber für die wenigen war man bestens vorbereitet und so reichte man mir einen Zettel auf dem in Englisch darauf hingewiesen wurde, dass man keine Herzprobleme haben dürfte, dass dies ein One-Way Trip war und vor allem, dass die nächste Führung in 7 Minuten beginnt. Na das passte doch alles und so setzte ich mich in den Wartebereich, in dem schon 5 Taiwanesen saßen. Ein Mann bot mir an, dass sein Sohn für mich übersetzen könne. Dieser hatte einen Brilli im Ohr und könnte ein bisschen vom anderen Ufer gewesen sein. Aber er sprach sehr gut Englisch und so setzten wir uns alle Helme auf und los ging es. Zum Glück gab es diese Helme, denn der Tunnel war für Taiwanesen gebaut und andernfalls hätte ich wohl keine Kopfhaut mehr. Eine ältere Frau trug die ganze Zeit ein Baby mit sich herum, was mir ganz schön Respekt abverlangte. Ich war immer froh, so wenig Gepäck wie möglich mit mir herum zu tragen. Ich ging demütig als letzter in der Reihe, vor mir der Sohn, der übersetzte, welche Stromkabel ich anfassen durfte und welche nicht. Fast die ganze Strecke gab es kein Licht und so leuchtete er mir mit seinem Handy den Weg. Meine Taschenlampe hatte ich natürlich im Hotel gelassen. In Deutschland wäre so was unmöglich, Touristen irren durch unbeleuchtete Tunnel. Am Schluss gab es eine Soundshow mit Bombengeräuschen. Gut dass ich keinen Herzfehler hatte. Und dann wurden wir mit heroischen Liedern aus dem Tunnel geleitet. Nach 30 Minuten waren wir schließlich durch den Tunnel durch.
Als wir draußen waren fragte man mich wo ich her sei und als ich Deutschland sagte, löste dies eine Kettenreaktion aus. Der Mann von der Frau mit dem Baby lebte wohl auf Kinmen und hatte einen Freund eingeladen, der lange in Berlin gelebt hatte und nun mit seiner Frau und dem Sohn, dem Dolmetscher, diese hier besuchten. Am Schluss fragte man mich, ob ich etwas vor hätte, man wolle mich zum Essen einladen. Da sagte ich natürlich nicht nein. Nicht aus Kostengründen, sondern weil ich auf original einheimisches Essen gespannt war. Außerdem hätte ich sonst zurücklaufen müssen. Wenn man 2 Fliegen mit einer Klatsche erledigen kann.
Wir fuhren zu einem einfachen Restaurant, so wie ich es erhofft hatte, und nahmen an einem großen Tisch im Untergeschoß Platz. Es gab eine Suppe mit Fleischbällchen, Fisch und Schweineleber. Normal esse ich ja keine Innereien, aber normalerweise esse ich ja auch keine Schlangen und Hunde. Die Leber war essbar, der Rest sehr lecker. Zu uns gestoßen war inzwischen der Sohn des Mannes aus Kinmen, der, was ein Zufall, deutsch in der Schule gehabt hatte. Der Mann meinte ich solle Deutsch mit seinem Sohn sprechen und man sah dem Mann an wie stolz er war, dass sein Sohn so gut deutsch sprechen konnte. Man konnte richtig seine Augen leuchten sehen.
Nach dem Essen bot man mir an, dass man noch zu einem anderen Ort wolle und dass ich mitfahren könne. Da habe ich nicht lange überlegt und ja gesagt. Schließlich sah die Familie nicht wirklich gefährlich aus. Es sei denn sie hätten das Baby entführt und die Zeche geprellt. Wir fuhren dann etwas länger zu einem kleinen Ort in dem sich eine Schule von 1936 befindet. Im Erdgeschoss dieser Schule hingen lauter große Fotos von jungen Mädchen und typische Hochzeitfotos. Die Schule gehört wohl einem reichen, inzwischen in Singapur lebenden, Dorfbewohner, der diesen Ort den alten Leuten des Dorfes als Treffpunkt zur Verfügung stellt. Wir liefen nach einer kurzen Besichtigung weiter zu einem Tempel, der aber gerade für Filmaufnahmen herausgeputzt wurde und deshalb nicht betretbar war. Als wir zurück zur Schule kamen, traf der Mann einen alten Freund. Dieser wollte unbedingt Kaffee für uns kochen und so setzten wir uns in die Schule und warteten bis er mit seinen Werkzeugen kam. Das Ganze erinnerte an eine Tee Zeremonie, denn er brühte den Kaffee sorgfältig mit der Hand auf, richtig mit Filtertüte. Er war wohl gerade aus der Armee entlassen worden und das merkte man auch an seiner Körperspannung. Jetzt hatte er irgendeine Position als Dorfvorstand inne und so gab er mir gleich seine Visitenkarte. Ich versprach, wenn ich einmal ein Haus in Taiwan bauen würde, dann nur in seinem Dorf.
Ich meinte dann zum Sohn, dass ich wüsste warum die Alten so gerne hierher kommen würden, wegen der Bilder von den hübschen Mädchen an der Wand. Er fragte mich, ob ich verheiratet wäre und ich verneinte. Ich fragte aber, ob die Telefonnummern der Mädchen auf der Rückseite der Bilder stehen würden. Wahrscheinlich wurde immer wenn eine wieder vergeben war das Foto gegen das entsprechende Hochzeitsfoto ausgetauscht. Partnerbörse auf Taiwanesisch.
Das Dorf selbst lebte von der Schnapsproduktion und das wohl nicht allzu schlecht. Kein Wunder bei den Schnapspreisen. Wir fuhren weiter in einen anderen Ort und holten in einer Bäckerei eine Art von Stückchen. Diese waren mit Fleisch gefüllt und es gab sie wohl nur auf Vorbestellung, so begehrt waren sie. Zusätzlich holte der Sohn noch ein paar Teigröllchen für seine Arbeitskollegen. Beides musste oder besser durfte ich probieren.
Weiter ging es zum August 23 Artellery Museum. In der ersten Halle wurde allerlei, auch privates, Zeug des ersten Verteidigungsministers ausgestellt. Dieser sah original aus wie Fernandel. Wer den Namen nicht kennt, das ist der Schauspieler der Don Camillo gespielt hat. Nicht zu verwechseln mit Terence Hill, der hat Don Camillo auch mal gespielt.
Der Mann aus Kinmen erklärte seinen Gästen alles ausführlich, die Frau mit dem Baby und der Sohn zogen gelangweilt zur zweiten Halle. Ich folgte ihnen, da Fernandel nicht wirklich interessant war. Hier wurde allerlei über die Bombardierung der Insel durch die Chinesen gezeigt. Diese ließen mehrere Tage Granaten auf die Insel regnen, um diese zu erobern. Es stellte sich heraus, dass der Mann im Alter von 6 Jahren das selbst erlebt hatte. Damals gab es zum Schutz noch keine Tunnel. Diese wurden erst 20 Jahre später fertig (bei den primitiven Werkzeugen auch kein Wunder). Er grub sich stattdessen im Haus in den Boden ein. Ich denke so wurden Keller in Taiwan modern.
Ich musste dann noch ein in Tee und sonstigem Zeug eingelegtes Ei probieren. Das brauchte man nicht wirklich. Und um das „das brauchte man wirklich nicht“ noch zu steigern, organisierte der Mann eine Vorführung im Erlebnis-Kino. Das bestand aus einer beweglichen Scheibe, die wackelte, und 5 Minuten Sound eines Bombenangriffs ohne jede Erklärung. Na wenigstens war es eine gute Fußmassage. Als wir herausgingen, hatte sich schon eine Schlange vor dem Eingang zum Kino gebildet. Das mit der kostenlosen Fußmassage hatte sich wohl rumgesprochen. Oder verwechselten diese das Museum mit Disneyland?
Wir gingen noch in ein anderes Haus, setzten uns kurz in die Halle und gingen dann wieder. Wenn es wenigstens Tee (ohne Ei) gegeben hätte, hätte es Sinn gemacht. Aber so? Wir gingen in ein Restaurant in einem neuen Ort um eine neue Spezialität zu probieren. Eine süße Suppe mit etwas Alkohol und Ei. Für mich war es etwas zu viel Zucker und zu wenig Alkohol. Aber die Suppe war nicht unlecker. Normal würden sich hier lange Schlangen bilden, erzählte man mir, aber es war schon spät und nach uns schloss man auch gleich die Tür ab. Genug verdient für heute. Wir spazierten durch die Einkaufsstraße. Der alte Mann war wohl früher Lehrer in dem Ort gewesen und so kannte ihn hier jeder. Alle 2 Meter mussten wir für ein Schwätzchen mit ehemaligen Schülern anhalten. Die Frauen wollten shoppen gehen, allerdings hieß das in einen Souvenirladen gehen und dort ein Schwätzchen mit der Besitzerin halten. Frauen halt.
Man wollte mich nun zu meinem Hotel zurück fahren, da die befreundete Familie am Abend zurückfliegen wollte und die ganze Sippe abends noch zusammen Abendessen wollten. Der Mann holte also sein Auto, wir fuhren zum Hotel der befreundeten Familie, luden die Koffer ein und anstatt in mein Hotel fuhren wir in eine Garage. Jetzt bekam ich schon ein wenig Angst. Aber der Mann wollte uns nur sein Haus zeigen. Wir setzten uns in ein riesiges Wohnzimmer, das statt Flur direkt durch die Eingangstür erreichbar und mit mehr Sofa als Möbel ausgestattet war. Man servierte stolz japanischen Tee. Herum lief eine Katze, die die ganze Aufmerksamkeit erregte. Der Sohn zeigte stolz das Foto seiner eigenen Katze. Aha, also doch vom anderen Ufer. Echte Männer besitzen Kampfhunde und keine Pussykatzen.
Eine junge Frau kam. Es war die Mutter des Babys, das uns den ganzen Tag begleitet hatte. Der Mann und die Frau waren also Opa und Oma und diese hatte den ganzen Tag liebevoll das Baby herumgetragen. Gassi gehen für Kinder. Ich wäre beinahe eingenickt, schließlich hatte ich kaum geschlafen und wenn man erst einmal gemütlich auf dem Sofa sitzt...
Wir fuhren nach einiger Zeit los, aber nicht zu meinem Hotel, sondern zu einem Restaurant. Alle 5 Minuten gab es hier eine Planänderung. Der Flieger ging um 19:20 Uhr, jetzt war es 18:00 Uhr. Ich wäre schon seit 2 Stunden am Flughafen. Na gut, andere Länder, andere Sitten.
Der Mann bestellte das Essen und fuhr wieder los, den Rest der Familie holen. 20 Minuten später kam er zurück. Inzwischen wurde der Freund doch etwas nervös, denn es war ja sein Flieger, den er verpassen würde.
Es gab dann unzählige Platten mit Essen. Suppe, frittierte Teigtaschen, Schweinefleisch, Tintenfisch, Omelette mit Austern und dazu viel, viel Schnaps, den wir vorher die ganze Zeit im Auto herumgefahren hatten. Ständig musste ich anstoßen, mindestens 10 mal. Ganbei. Der Schnaps war extrem stark, wurde aber mit der Zeit milder oder ich einfach abgehärteter. Der Sohn des Mannes war in der Zwischenzeit dann auch wieder zu uns gestoßen und es stellte sich heraus, dass die junge Frau mit dem Baby seine Frau war. Jetzt blickte ich langsam durch die Familienverhältnisse durch.
Um 19:05 Uhr fuhr uns der Mann stockbetrunken zum Flughafen. Zum Glück dauerte das nur 5 Minuten. Der Sohn sollte mich dann zum Hotel fahren. Der Mann war wohl zu betrunken dazu, er nahm lieber den Roller des Sohns um nach Hause zu kommen. Vorher warteten wir noch an der Sicherheitskontrolle bis die Familie im Sicherheitsbereich war. Ich bedankte mich tausendmal für den schönen Tag. Der Sohn gab mir noch seine Telefonnummer. Er arbeitet in einem Ministerium als Sachbearbeiter. Ich sollte dann noch schätzen wie alt er sei. Jetzt kann ich Asiaten nicht mal auseinanderhalten, dann schätze mal das Alter. Ich tippte auf 20 Jahre, aber er war 29 und seine Frau 26.
Endlich ging es zum Hotel. Auf dem Weg fragte ich den Sohn auf Deutsch noch etwas aus. Das Essen konnte ich mir für diesen Abend sparen und so wollte ich nur noch etwas Bier holen. Auf dem Weg fragte ich an der Rezeption nach, ab wann es denn Frühstück gebe, doch man sprach hier nicht nur morgens kein Englisch, sondern auch abends. Aber die 2 Mädchen von der Rezeption holten einen Mann, der gerade im Begriff war das Hotel zu verlassen und dieser übersetzte dann. So konnte ich beruhigt zum 7eleven gehen um einen Nachttrunk zu erwerben.
5.Tag – Mir san mit‘m Radl da
Ich ging gleich um 7 Uhr zum Frühstück. Schließlich hatte ich die Zeit mit vielen Mühen erfragt, das sollte ja nicht umsonst sein. Es gab ein Buffet, das so manches Chinarestaurant in Deutschland nicht so hätte auffahren können. Es gab 8 Schüsseln mit warmen Gerichten; Ei mit Zwiebeln, Kohl mit Fleisch und Gemüse. Außerdem ein Cognee und Dumplings. Einen Toaster mit Nutella und Marmelade hat man wohl extra für mich hingestellt. Allerdings wurde dieser reichhaltig von den Taiwanesen in Anspruch genommen, nicht von mir. Jeder sucht halt das Außergewöhnliche. Deshalb waren die Tische wohl auch eher einer Jugendherberge würdig.
Nach dem Frühstück ging ich gleich zur Touristen Info, denn hier wollte ich für heute ein Fahrrad mieten und die Insel erkunden. Die Touristen Info war nur mit einem Mädchen besetzt und wie es mein Glück so wollte, war es das Mädchen das kein Englisch sprechen konnte. Doch sie rief eine Kollegin an, der ich erklärte, dass ich ein Fahrrad mieten möchte. Ich gab den Hörer wieder zurück zur Übersetzung. Das Mädchen führte mich dann Nebenan in eine Tiefgarage, wo (wirklich) hunderte von Fahrrädern auf mich warteten. Das Fremdenverkehrsamt rechnete wohl mit einer Touristenschwemme. Oder gab es die Fahrräder beim Einkauf im Duzend billiger? Beim ersten Rad ging das Schloss nicht und so überprüfte ich dann das zweite angebotene sorgfältig. Dadurch bekam ich auch noch ausreichend Luft in die Reifen, da ich dies auch noch bemängelte.
Ich musste noch mal die Kollegin anrufen, um mir die Rückgabezeiten erklären zu lassen. Allerdings verstand ich durch den Lärm am Busbahnhof nur jedes zweite Wort und so sagte mir das Schild mit den Öffnungszeiten auf dem Tisch eigentlich mehr. Man drückte mir dann zur Sicherheit noch einen groben Straßenplan auf Chinesisch in die Hand, damit ich auch den Weg zurück finde. Den dort aufgezeichneten Radwegen wollte ich folgen und so ging es erst mal geradeaus raus aus der Stadt. Am ersten Kreisel folgte ich dann dem auf dem Boden aufgemalten Radfahrer und bog leicht links ab. Einige Zeit später kam dann ein Schild „Flughafen 3 km“. Das machte mich etwas stutzig, denn der Flughafen liegt in der Mitte der Insel und ich wollte eigentlich vom Nordwesten der Insel nach Südwesten. Also dann doch GPS. Ich holte mein Tablet heraus und tatsächlich, ich war total falsch. Ich war inzwischen Mitten in der Insel. Künftig habe ich dann alle Radfahrer auf dem Boden ignoriert, egal ob aufgemalt, gestürzt oder überfahren. Ich bin lieber meinem GPS gefolgt. Der Weg wurde zunehmend bergig und anstrengend. Die ganze Insel war flach wie ein Brett und ich musste den einzigen Berg hoch und runter fahren.
Unten wieder angekommen, fand ich auch schnell die Abzweigung zum Zhaishan Tunnel, meinem ersten Ziel. Ein Schild mit einem Radfahrer hätte mich beinah wieder in die falsche Richtung gelockt, da es verkehrt herum stand, aber zum Glück hatte ich den aufgemalten Radfahrern ja abgeschworen. So kam ich auch auf dem Parkplatz des Tunnels an und es wurde dabei Musik gespielt. Und obwohl es mir keiner glauben wird, es war die deutsche Nationalhymne. Woher wussten die, dass ich komme? Hatte etwa das Mädchen aus der Touristeninfo heute Morgen die Kollegin hier zur Übersetzung angerufen? Ich fuhr auf jeden Fall stolz eine Ehrenrunde über den Parkplatz und stellte mein Rad auf dem leeren Fahrradparkplatz ab. Wie gesagt, ich denke man erwartete noch einen Touristenansturm, deshalb hatte man extra einen Parkplatz für Fahrräder gebaut.
Am Tunneleingang nahm ich mir noch einen Helm und setzte ihn auf. Für die kleinen Taiwanesen war er wohl nicht notwendig und es gab dann auch nur eine etwas gefährlichere Stelle im Tunnel. Aber der Helm hatte mir im Tunnel in Jincheng schon gute Dienste erwiesen und wenn ich schon nicht beim Radfahren einen Helm trug, dann wenigstens hier. Der Tunnel war sehr imposant. Er bestand aus einem U-Förmigen Fluss, der mit dem Meer verbunden war. Sinn war, dass, wenn es wieder ein Bombardement geben würde, Kriegsschiffe in den Tunnel fahren und dort in aller Ruhe entladen werden konnten.
Gerade als ich ging war wohl der Touristenbus, mit dem ich eigentlich fahren wollte, angekommen und es wurde voll im Tunnel. Ich ging schnell zum Parkplatz, denn ich wollte meinen Vorsprung halten. Als ich zu meinem Fahrrad kam, war dieses umgefallen. Der Wind wehte stark und da mein Rad das Einzige war, bot es die komplette Angriffsfläche. Dafür spielte man wieder die deutsche Nationalhymne, als ich das Gelände verließ. Das wurde langsam auffällig. Ich überlegte schon, ob ich nicht Salutieren sollte. Dann wäre aber das Rad ein zweites Mal umgefallen, doch diesmal mit mir. Deswegen habe ich es lieber gelassen.
Auf dem Weg statte ich noch kurz dem Gugang Tower einen Besuch ab, der am anliegenden See liegt, aber keine Erwähnung im Reiseführer fand. Hätte er eigentlich verdient gehabt, denn er war genauso wenig interessant wie viele andere darin beschriebene Dinge. Diesmal legte ich mein Rad gleich auf den Boden, was die Gärtnerin, die gerade hier ihre Arbeit verrichtete, etwas verwundert blicken ließ.
Es ging weiter, wieder nur Bergauf, zur Wuntai Pagode. Zum Glück hatte ich ein Wasser aus dem Hotel mitgenommen. Der Bus war hier noch nicht angekommen, wahrscheinlich steckten noch alle im Tunnel fest, und so war es ruhig und friedlich. Es ging anschließend zurück zur Hauptstraße und dann zum Ort Shuitou. Dort gab es das Wahrzeichen des Orts, den Dayue Tower, die Jinshui Primary School und die Overseas Chineas Culture Exebition Hall. Anstatt in Letztere bin ich zuerst in einen Souvenirshop gerannt, weil alles so schlecht ausgeschildert war, was aber im Endeffekt sicherlich interessanter gewesen wäre. Alle Orte waren mit wenig interessanten Beschreibungen über die chinesische Immigration an den Wänden ausgestattet.
Es ging weiter zum Koxinga Schrein, wo wieder mal ein General zum Gott erhoben wurde. Kommt mir bekannt vor. Oft passiert das auch bei Politikern. Von hier aus konnte man auch eine kleine Insel sehen, die über einen Steg mit dem Festland verbunden war. Diese wollte ich besuchen, doch leider konnte man nicht mit dem Fahrrad über den Steg fahren. Aber über den Steig zu laufen war schon eine Sensation. Auf der Insel erwartete einen dann ein Bunker, den man besichtigen konnte und eine riesige Statue. Als ich zurück zu meinem Rad kam, kam gerade ein junges Mädchen mit einem Touristenfahrrad an. Diese beschwerte sich, dass ihre Gangschaltung nicht ging. Dann musste sie meine gleich durchprobieren. Dass die Chinesen immer alles anfassen müssen. Wir sind hier doch nicht im Museum. Hätte sie mal das Fahrrad vorher ausprobiert wie ich. Sie kam aus der entgegengesetzten Richtung und wenn sie erst mal in die Berge kommt, da wird sie ihren Spaß haben ohne Gangschaltung.
Ich musste lange suchen, bis ich den Juguang Tower, mein nächstes Ziel, auf der Karte fand. In der Realität war das dann viel einfacher. Ich stellte das Rad auf dem Parkplatz ab, um mir den restlichen steilen Anstieg zu sparen, aber nach meinem Besuch des Turms musste ich dann sowieso hoch. Der Turm selbst war recht enttäuschend und durch unzählige Besuchergruppen belagert. Als wenn dies die einzige Sehenswürdigkeit hier wäre. Eventuell hat mich auch der Touristenbus inzwischen eingeholt.
Ich durchquerte Jingcheng und wollte mir die wenigen Sehenswürdigkeiten im Nordwesten der Insel ansehen. Ich war mir nicht sicher, ob die Zeit bis zur Rückgabe des Rads reicht, denn die Strecke selbst war weiter, als die bereits zurückgelegte im Süden. Aber die Straße sah eben aus und es kostet die meiste Zeit einen Berg hochzufahren. Das Straßenschild sagte 6 Kilometer und die Straße war dann auch nur leicht hügelig. Für Autos war das kein Problem, doch als Radfahrer merkt man jeden Maulwurfhügel. Nach einiger Zeit kam eine lange Abfahrt und der unbeteiligte Leser denkt hier, ist doch Klasse. Doch ich dachte nur an den Rückweg, wo die Abfahrt sich in eine lange Steigung verwandeln würde. Also beschloss ich etwas früher als kalkuliert den Rückweg anzutreten. Aber noch war ich auf dem Hinweg und als ich den Torbogen mit den Plastiksoldaten durchquerte wusste ich, dass ich bald mein Ziel erreicht haben würde. Ich bog nach einiger Zeit links ab, Richtung See, zur Shuiwei Pagoda. Ich erwartete einen riesen Turm, doch ich konnte ihn einfach nicht finden. Auch eine Karte am Wegesrand, auf dem er eingezeichnet war, half nicht weiter. Ich wollte schon aufgeben und fuhr zurück, da sah ich im Augenwinkel einen kleinen, etwa 2 Meter hohen Haufen. Hier hatten die Spenden wohl nicht gereicht und so beschränkte man sich auf eine Miniausgabe. Also diese Pagode kann ich auch mit meiner Höhenangst besteigen. Ich fuhr zur Kreuzung zurück und hatte nun die Wahl nach links abzubiegen zum Beishan Old Western Building oder geradeaus zu fahren zum Guningtou War Museum. Ich wollte zuerst das alte Haus versuchen. Das war eine gute Wahl, jetzt nicht wegen des Gebäudes, sondern wegen des Gemischtwarenladens davor. Hier konnte ich bei einem alten Mann 2 Flaschen Wasser für 20$ erwerben, die meinen Wasserhaushalt wieder in Ordnung brachten. Das war auch höchste Not. Das Haus selbst machte seinem Namen alle Ehre. Es war alt, verfallen und verschlossen. Hier hatte sich wohl irgendjemand vor irgendeinem anderen verschanzt und nun war das ein Nationalheiligtum. Wahrscheinlich traute sich deswegen keiner es zu renovieren. Das sparte aber auch mir Zeit und so ging es weiter zum Museum. Eine Statue am Eingang machte einen Hitlergruß und alle Touristen ahmten ihn nach. Das kam mir schon etwas seltsam vor. Ich weiß ja, dass wir Deutschen überall auf der Welt beliebt sind, aber deswegen…
Innen gab es Gemälde von der Invasion der Chinesen zu sehen, die von den Taiwanesen zurückgeschlagen wurde. Dazu ein paar Waffen und ein Jeep, mit dem der Kommandeur seine Truppen inspiziert hatte. Laut Reiseführer kämen keine Chinesen hier her (was auch Sinn machte, wenn man die Bilder betrachtete) und so war das Museum angenehm leer.
Auf dem Rückweg musste ich ein paar Mal richtig Anlauf nehmen und das Rad öfters mal schieben um die Hügelchen zu erklimmen, aber es dauerte nicht so lange wie ich befürchtet hatte. Nach 30 Minuten, also gegen 15 Uhr war ich am Busbahnhof, um mein Fahrrad zurückzugeben. Ich bekam erst einen kleinen Schock, denn das Rolltor zur Tiefgarage war geschlossen. Hatte ich da doch etwas mit den Rückgabezeiten nicht richtig interpretiert (verstanden kann man bei dem Lärm nicht unbedingt sagen)? Aber an der Touristen Info gab man mir gerne meinen hinterlegten Ausweis zurück und öffnete auch das Rolltor, so dass ich das Rad in den Keller schieben konnte.
Auf dem Rückweg erwarb ich noch ein paar Bier, um die verlorene Flüssigkeit wieder aufzufüllen und dann legte ich mich erst mal eine Stunde hin. Anschließend wollte ich etwas essen gehen. Gegenüber dem Hotel gab es ein kleines Restaurant mit Bildern an der Wand. Aber ich wollte noch mal um die Ecke schauen, ob da nicht noch etwas besseres wäre. Ich durchquerte lauter kleine Gassen mit Sightseeing-Potential. Allerdings war es in der Zwischenzeit zu dunkel, um Fotos zu machen. Ich beschloss morgen den Weg noch mal zu gehen, um dieses nachzuholen. Geeignete Restaurants gab es auch nicht oder diese hatten schon zu. Aber ich hatte immerhin viel von der Stadt gesehen (wenn man das im Dunkeln so sagen darf). Im Restaurant gegenüber dem Hotel wurden auch schon die Töpfe sauber gemacht und so blieb mir nichts anderes übrig, als zu einem Burger Laden zu gehen, der mir auf meiner Fahrradtour aufgefallen war. Hier gab es zwar auch eine Karte mit Abbildungen von allen Burgern, aber man konnte beim besten Willen nicht erkennen, was drin oder besser drauf ist. Deshalb deutete ich einfach auf den teuersten Burger. Dieser hatte dann anstatt Brötchen gebratenen Reis in Brötchenform und statt Hackfleisch geschnetzelte Fleischscheiben, im Prinzip also ein normales Gericht in Burgerform. So kann man auch der Jugend gesundes Essen beibringen. Dafür waren dann die Pommes komplett ohne Salz. Ich versuchte verzweifelt die Ketchuptütchen aufzubekommen, aber das ging beim besten Willen nicht. Selbst meine Zähne konnten den Tüten keinen Schaden zufügen. Erst als ich eine kleine Schrift „Open“ nach mehrmaligem hinsehen entdeckte ging die Tüte auf. Und so brachte man der Jugend auch noch das Lesen bei. Jetzt schmeckten die Pommes wenigstens nach Ketchup. Wie auf der Straße gab es hier auch keinen Mülleimer oder irgendwas wo man das Tablett hinbringen konnte. Ich ließ es deshalb einfach stehen. Man ist es wohl hier gewohnt, dass alles weggeräumt wird.
6.Tag – Zurück auf die Insel
Ich ging heute erst um 8 Uhr zum Frühstück, da in der Stadt ja nur begrenzt Sehenswürdigkeiten existierten und ich zu wenig Zeit hatte den Rest der Insel zu erkunden. So was rächt sich natürlich am Frühstücksbuffet. Statt Suppe gab es heute gebratene Nudeln, doch die Schüsseln waren fast leer und das Essen kalt. Der Tofu war komplett leer, doch das störte mich am wenigsten. Ich machte meinen Teller so voll, dass ich weder Dumplings als Sättigungsbeilage benötigte, noch dass ich nochmal zum Nachholen aufstehen musste. Das erste Mal war das Essen heute etwas scharf. Zum Glück hatte ich noch eine Cola auf dem Zimmer.
Ich hatte zuerst Kaffee geholt und diesen auf meinen ausgewählten Platz gestellt, um dann, wie schon erwähnt, meinen Teller mit Essen zu überfüllen. Als ich wieder zurückkam, saß ein Taiwanese neben dem Platz mit meiner Tasse. Also entweder war er zu faul Kaffee zu holen oder in Taiwan wird eine Tasse Kaffee auf dem Tisch anders interpretiert. Ich wollte mich nicht direkt neben ihn setzen, denn viele Chinesen scheinen das frühe Frühstück um 7 Uhr und damit das warme, volle Buffet nur durch Weglassen der Dusche realisieren zu können. Und einige scheinen jeden Tag um 7 Uhr zu frühstücken, so dass man den Duft von frischem Kaffee herbeisehnte. Also setzte ich mich schräg gegenüber. Der Mann holte tatsächlich dreimal Congee nach. Also wenn ich jetzt nicht von meinem Berg Essen satt gewesen wäre, ich hätte dann doch lieber Nudeln nachgeholt. Aber vielleicht waren diese auch schon wieder leer.
Ich packte meine Tasche fertig und verlies kurz nach 9 Uhr das Hotel. Die Tasche ließ ich an der Rezeption. Das arme Mädchen musste die Tasche über die Tresen wuchten. Zum Glück war meine Tasche leicht, aber wahrscheinlich durfte man deshalb nur 10 kg auf Inlandsflügen mitnehmen, damit die armen Mädels im Hotel sich keinen Bruch heben, wenn sie die Taschen über die Tresen wuchteten.
Ich folgte zuerst dem Weg von gestern, um meine Fotos nachzuholen. Ich kam wieder am Busbahnhof raus und suchte nun die Mofan Street. Ich frage mich immer wie andere Touristen das ohne GPS finden. In Google Maps musste ich die chinesischen Schriftzeichen mit den chinesischen Straßenschildern vergleichen, um die Straße zu lokalisieren. Diese war dann recht enttäuschend. Von wegen Restaurants und Teehäuser. Die waren wohl inzwischen durch Krimskramsläden verdrängt worden. Die Straße führte direkt zum Memorial Arch to Qui Liang Kung’s Mother, einem alten Torbogen. Durch diesen war ich vorher schon unzählige Male hindurch geschritten, nun ging ich offiziell durch.
Zum Kuei Pavillion kam man nur durch eine ganz enge Gasse, die auch nur mit Hilfe des Reiseführers und der Angabe von Hausnummern zu finden war. Durch diese hohle Gasse muss er kommen, allerdings kannte eine alte Frau das Zitat nicht, denn es dauerte gefühlte Stunden, bis diese die Gasse durchquert hatte. Vorbei konnte man nicht, so dass ich warten musste, bis diese ihren Ausflug beendet hatte. 2 andere Touristen hatten wohl den gleichen Reiseführer, denn sie waren vor mir da. Wieder gab es nur ein altes, verfallenes und verschlossenes Gebäude zu sehen.
Direkt gegenüber der Gasse war das Kinmen Qing Dynasty Military Headquaters, das Hauptquartier der Armee während der Qing Dynasty, wie der Name schon sagt. Dieses war frisch renoviert, endlich. Es wurde einiges Militärisches ausgestellt und es gab wieder viel zu lesen an der Wand. Ich nahm mir die Zeit, die ich ja noch hatte. Am Schluss setzte ich mich im Hof unter einen Baum, denn es gab hier freies Internet. Eine Reisegruppe kam und eine ältere Frau bot mir Nüsse an. Ich lehnte aber höflich ab, denn ich war ja kein Eichhörnchen und außerdem hatte ich gelernt, dass man von Fremden nichts annimmt.
Ich schaute anschließend noch schnell im Tianhou Tempel vorbei, der zwar nicht in meinem Reiseführer stand, aber auf meiner Karte von der Touristen Info eingezeichnet war. Ich ging zurück durch die Mofan Street, aber hier gab es mittags immer noch kein Restaurant. Am Ende der Straße entdeckte ich ein Schild mit einer Karte, auf dem Restaurants und Sehenswürdigkeiten im weiteren Umkreis dargestellt wurden. Ich entdeckte darauf das Wohnhaus des Generals (als Sehenswürdigkeit, nicht als Restaurant), doch selbst mit GPS und Google Maps konnte ich die Straßen auf dem Plan nicht mit den realen Straßen zusammen bringen. Der Maßstab wieder mal.
Ich verließ mich auf mein Gefühl und tatsächlich fand ich direkt die richtige Straße. Ich erkannte das Haus aufgrund einer Zeichnung im Hauptquartier, allerdings war es noch im Rohbau. Nur die Außenmauern standen und 2 Bauarbeiter machten gerade Mittag. Hier mussten wohl noch ein paar Sehenswürdigkeiten hinzugefügt werden, damit sich der Fahrradverleih lohnte. Ich ging wieder zurück zu dem Schild und schaute nach, ob noch weitere Sehenswürdigkeiten gebaut wurden, aber ich konnte nichts Interessantes entdecken. Ich entdeckte dafür darauf ein Congee Restaurant, doch als ich dort ankam, musste ich feststellen, dass man noch nicht mal angefangen hatte dieses zu bauen. Doch war ich auf dem Weg an einer Nudelsuppenküche vorbei gekommen und so kehrte ich dort ein. Die Frau, die dort bediente, konnte zumindest besser Englisch als die Mädels an der Touristen Info und das obwohl das Restaurant nicht auf dem Schild eingezeichnet war, also nicht offiziell für Touristen freigegeben war. Sie gab mir ein eingeschweißtes Blatt auf dem 4 Nudelsorten abgebildet waren, also nur die Nudeln, nicht irgendwelche kompletten Gerichte. Eine Sorte hatte eine Chili drauf, die probierte ich lieber nicht. Ich deutete auf die hellsten Nudeln, nicht beachtend dass es noch 3 Untereinträge gab. Aber die Feinauswahl überließ ich dann doch der Bedienung. Diese reichte ein Kärtchen mit Wäscheklammer durch das Fenster auf die Straße, zu ihrem Mann, wo der Wok stand. Der Mann füllte dann die Suppentöpfe mit Nudeln, Suppe und Frühlingszwiebeln. Dann wurde das Ganze wieder hinein gereicht und die Frau vollendete die Suppe mit weiteren Zutaten. In meinem Fall waren dies Mais, eingelegte Eier, Kassler, Bambussprossen, Rettich und Sesam. Und dieses sehr leckere Gericht kostete inklusive einer Cola nur 70$.
Ich erwarb als Souvenir noch ein Messer, das aus dem Stahl der Granaten hergestellt wurde, die die Chinesen hier hinterlassen hatten. Also in gesprengter Form. Für diese Messer war die Insel berühmt. Auf dem Rückweg zum Hotel nahm ich noch die Wu River Academy mit, deren Haupthalle wie ein Tempel aussieht, aber mehr eine Schule ist oder war. Dahinter folgte dann ein weiterer Tempel oder Unterrichtsraum. In einem Nebenzimmer schliefen 2 Kinder. Also entweder hatten diese das Unterrichtsende verschlafen oder sie versteckten sich hier vor dem Unterricht in der modernen Schule nebenan.
Im Hotel angekommen wuchtete das Mädchen an der Rezeption meine Tasche wieder über die Tresen. An meiner Tasche klebte noch ein Zettel und da das Mädchen vergessen hatte diesen zu entfernen, öffnete Sie einen Durchgang in den Tresen und holte dies nach. Jetzt frage ich mich, warum sie nicht die Tür benutzt, sondern meine Tasche immer über die Tresen gewuchtet hatte. Vielleicht wollte sie sich einfach das Bodybuilding sparen. Ich setzte mich noch zur Erholung etwas in die Lobby und brach dann zum Bahnhof auf. Es war inzwischen 13:30 Uhr und ich wollte den Bus um 14:25 Uhr nehmen.
Ich ging also langsam zum Bahnhof und tatsächlich begegnete ich auf dem Weg dorthin dem ersten westlichen Touristen, der gerade in einem ATM verschwand. Ich habe es mir doch gedacht. Hier auf der Insel ist nur ein westlicher Tourist gleichzeitig erlaubt und dies ist wohl meine Ablösung. Mehr englischsprachige Touristen würden die Touristen Info und die Hotels wohl total überfordern. Als ich am Busbahnhof ankam, sah ich gerade den Bus Nummer 1, der um 13:40 Uhr fahren sollte und gerade losfahren wollte. Ich fragte den Fahrer, ob er zum Airport fährt, aber noch nicht mal das hat er verstanden. Zum Glück konnte ein anderer Passagier mir das bestätigen. Nun war ich schon um 14:00 Uhr am Flughafen, denn der Bus wendete nicht mehrmals auf der Strecke.
Ich holte erst mal 2 Bier im 7eleven und setzte mich in den Ankunftsbereich. Hier hing ein Bildschirm, der die Rolltreppe um die Ecke zeigte. So konnte man frühzeitig erkennen, wenn der Abzuholende ankommt. Nach einiger Zeit wurde an den Kopf der Rolltreppe eine Frau gestellt, die, wann immer ein Passagier mit Gepäckwagen kam, diesen vorne anhob, damit er nicht hängenblieb. Das war wohl billiger, als die Rolltreppe zu reparieren oder umzubauen. Da ich inzwischen Hunger hatte, holte ich beim 7eleven 2 Stückchen und ein Bier zum Herunterspülen. Um 16:15 Uhr checkte ich dann ein. Meinen Koffer durfte ich aber erst eine Stunde vor Abflug abgeben, also wartete ich noch etwas. 2 Reisegruppen stellten sich am Schalter an und ich wartete bis diese fertig waren. Allerdings stellte ich nach einiger Zeit fest, dass diese nicht an meinem Schalter anstanden, sondern nebenan. Die Frau, bei der ich eingecheckt hatte kam dann zu mir und nahm auch meine Tasche an, als ich mich anstellte. Also da hätte sie auch gleich beim Einchecken den Koffer annehmen können. Aber vielleicht war sie auch die Einzige, die Englisch konnte und somit exklusiv für die westlichen Touristen zuständig. Es gab für die Koffer übrigens keine Digitalwaage, sonder nur eine Küchenwaage mit Nadel. Und dafür habe ich mir jedes Gramm an Gepäck abgespart. Ich hatte noch 20 Minuten Zeit und dachte mir, das reicht noch für ein Bier. Tat es auch.
17:30 Uhr war Abflug und um 17:20 Uhr Boarding. Das war noch knapper als in Südkorea. Dort ließ man sich wenigstens 15 Minuten Zeit. Aber das erklärte auch die kurzfristige Ankunftszeit am Flughafen von gestern. Um 17 Uhr ging ich durch die Sicherheitskontrolle, die gerade wenig frequentiert war. Zum Glück hatte ich das Bier schon ausgetrunken, denn sonst hätte ich es beim Durchgehen durch die Schleuse in der Hand halten müssen, da es ja offen war. Was dann kam war mehr eine Wartehalle als ein Gate. Pünktlich wurde eine Tür aufgemacht und Gate 1 aufgerufen. Ich war der Erste in der Schlange, wurde aber überholt, weil ich unbedingt Fotos machen musste. Man lief auf das Rollfeld und auf halber Strecke, mitten auf dem Rollfeld, stand eine Frau und riss die Flugtickets ab. Dann ging man um die Ecke und stieg in das Flugzeug. Der Mann vor mir hatte übrigens sehr oft um 7 Uhr gefrühstückt. Einzigartig war auch die Stewardess, die mit einem Schild durch den Gang ging, auf dem Stand, dass man sein Handy ausmachen soll. Also entweder ist das für Taubstumme oder hier gilt nur was schwarz auf weiß geschrieben steht. Vielleicht ist es aber einfach nur für die Leute, die die Durchsagen nicht verstehen, weil sie gerade telefonieren. Eine Stewardess wollte mit ihren Englischkenntnissen bei mir glänzen. Wann konnte sie diese schon mal anwenden, denn es war ja nicht so wahrscheinlich, dass gerade der eine erlaubte westliche Tourist mit ihrem Flug flog. Aber das scheiterte daran, dass ich schnell einnickte. Zum Kaffee war ich wieder wach, danach nicht mehr.
Als ich aus dem Flugzeug ausstieg war kein Vorbeikommen an meinen ehemaligen Mitfliegern, da die Leute wie betrunken in Schlangenlinie liefen. Das lag nicht am Alkohol an Bord, denn es gab keinen. Das lag einfach daran, dass diese sofort nach dem Aussteigen aus dem Flugzeug (nicht wie bei uns beim ersten Bodenkontakt des Flugzeugs) ihr Handy anmachten und wie wild anfingen zu tippen. Wohl weniger SMS, sondern mehr Twitter. Man muss halt der Welt mitteilen, dass man gerade gelandet ist. Aber wenn man genau darüber nachdenkt ist das vielleicht gar keine so schlechte Idee, wenn man mit der gefährlichsten Fluggesellschaft der Welt fliegt.
Ich lief direkt zur Metro, inzwischen kannte ich den Weg ja fast auswendig. Der Zug war schon gut gefüllt und als ich Richtung Bahnhof umsteigen wollte kam der große Schock: Berufsverkehr. Ich stellte mich an der Schlange an und musste 2 Bahnen vorbei fahren lassen, bis ich einsteigen konnte. Die Tasche und der Rucksack machten das alles auch nicht viel leichter. Zum Glück stiegen ein paar Leute während der weiteren Fahrt aus. Am Bahnhof angekommen irrte ich erst mal durch die Gänge auf der Suche nach der Haupthalle und etwas zu Essen, denn im Moment war mir etwas mau durch den Kaffee, oder doch das Bier?
Als ich die Halle endlich erreichte, kam zuerst ein McDonalds, dann ein Burger King. Dann kam nach einem weiteren Restaurant ein Hinweis auf ein Food Corner im 2. Stock. Da ging ich dann doch lieber hin. Allerdings waren dort ca. 10 Stände, alle hatten nur Curry und an der Wand war ein riesen Foto eines Maharadschas angebracht. Na Klasse, in der indischen Ecke gelandet. Da war ich erst im Februar. Ich schaute mir alle Stände skeptisch an und nahm den Vorletzten. Nicht weil er mir als der Beste erschien, sondern weil ich die Schnauze voll hatte vor lauter Curry. Ich bestellte etwas mit frittiertem Hähnchenschnitzel. Daraufhin zeigte man mir das Gericht sicherheitshalber noch mal in Plastik in der nebenstehenden Vitrine. Nun kannte die Köchin scheinbar diese Vorgabe nicht. Was dann am Ende kam, sah vollkommen anders aus. Das Schnitzel kam auf etwas, was wohl Krautsalat sein sollte. Dazu eine Maissuppe, bei der die Tasse mit Blätterteig überbacken war, der allerdings alles andere als blätterte. Dann gab es noch Nudeln in einer dicken braunen Soße oder Suppe, die nach Räucherstäbchen schmeckte. Na Hauptsache kein Curry. Zur Verbesserung meines Zustandes trug das wenig bei. Ich hätte es doch weiter mit Alkohol versuchen sollen.
Nach weiterem Irren durch die Gänge fand ich auch das Gleis für den High Speed Train. Hier war der Wartebereich einfach mit einem Glaszaun vom Rest der Halle getrennt. Es gab Wartebänke und Treppen nach unten. 15-20 Minuten vor Abfahrt machte ein Angestellter die Absperrungen vor den Treppen auf und man konnte nach unten auf das Gleis.
Im Zug nach Taichung saß ich zuerst alleine in meiner Reihe, doch dann kam eine fette Frau, setzte sich neben mich und holte einen uralt MacBook und frittiertes Zeug heraus, das den ganzen Zug mit Curryduft erfüllte. Jetzt wurde mir erst richtig schlecht. Als ich ausstieg musste sie das komplette Zeug von ihrem Klapptisch räumen. Das hat sie jetzt davon.
In der riesen Bahnhofshalle von Taichung wurde ich direkt von einem Kerl angerempelt. Sofort überprüfte ich alle meine Habseligkeiten auf Vollständigkeit. Zum Glück war noch alles da. Ich hätte jetzt mit dem Zug weiterfahren können, doch es war schon spät und ich hatte dazu keine Lust. Ich ging also Richtung Taxistand. Hier erwarteten mich eine Empfangstheke und ein Fahrer in Uniform. Das sah richtig teuer aus. Ich zeigte dem Fahrer den Ausdruck von Booking.com und meinen Kartenausdruck vom Hotel und dem Bahnhof an dem das Hotel lag. Und obwohl er auch noch die Adresse in sein Navi eingab, landeten wir in der falschen Straße. Er fragte bei Passanten nach und diese schlagen in Asien noch immer jedes Navi. Wir landeten in einer dunklen Gasse und ich gab dem Fahrer 300$ statt der verlangten 250$. Er freute sich wie ein Schneekönig. Wie glücklich man Leute mit etwas mehr als einem Euro machen kann. Das Hotel passte dann ganz und gar nicht in die Gegend. Es war richtig stylisch und modern.
Beim Einchecken zog ich mir erst mal ein Bier aus dem Automaten, der direkt hinter mir stand. Ich fragte den Rezeptionist wo der Bus zum Sun Moon Lake, meinem morgigen Ziel, abfährt. Er erklärte mir ich müsste durch die Unterführung und dann nach rechts, dann nach links. Was passieren kann, wenn man blind diesen Anweisungen folgt, habe ich in Thailand erlebt und so wollte ich später noch mal los, um dies zu überprüfen. Das Zimmer war genauso stylisch wie das gesamte Hotel, allerdings funktionierte die Fernbedienung mal wieder nicht. Batterien haben hier scheinbar eine sehr kurze Lebensdauer, das musste ich auch später an meiner Kamera fetstellen.
Ich ging also dann noch mal los, durch eine Unterführung zum Haupteingang des Bahnhofs. Es gab mehrere Busunternehmen und einen Busbahnhof, aber einen Hinweis auf einen Bus nach Sun Moon gab es nicht. Alle Schilder waren nur auf Chinesisch. Auch gab es im 7eleven kein Bier, was in diesem Moment noch ein bisschen Schlimmer war. Ich ging durch die Unterführung zurück und zur Hauptstraße auf der anderen Seite des Bahnhofs. Alles war dunkel hier, es gab keine Straßenbeleuchtung und weil die Gehwege überdacht waren, war das schon ganz schön unheimlich. Ich fand einen Laden der Bier verkaufte. Es gab also doch keine Prohibition in diesem Ort. Ich trank das Bier während ich im Hotel auf meinem Zimmer im Internet nach Informationen über die Bushaltestelle suchte. Das einzig Nützliche, was ich fand, war ein Hinweis, dass, wenn man vor dem Bahnhof steht, die Haltestelle rechts sein soll.
7.Tag – In den See, in den See
Ich wollte vor dem Frühstück erneut nach der Haltestelle suchen, aber ich hatte in der Nacht die Klimaanlage angelassen und merkte eine aufkommende Erkältung. Deshalb schlief ich lieber etwas länger und unterließ die Suche. Die Art des Frühstücks musste ich beim Einchecken schon wählen. Man hatte die Auswahl zwischen Amerikanisch, Deutsch und Vegetarisch. Deutsch war wohl mit Würstchen, aber die Qualität der hiesigen Würstchen lud mich nicht wirklich dazu ein. Amerikanisch finde ich langweilig und deshalb wählte ich Vegetarisch. Nicht das dies meine bevorzugte Wahl war, aber es blieb einfach als einziges übrig. Man frühstückte im Cafe nebenan, das denselben Namen trägt wie das Hotel. Und hier gab es einen Eisbergsalat, einen Kartoffelsalat in Eiskugelform, warme Pilze und French Toast. Dazu einen Kaffee in besserer Qualität, was auch zu erwarten war in einem Cafe.
Ich hinterließ meine Tasche wieder einmal vertrauensvoll an der Rezeption und machte mich auf den Weg Richtung Bahnhof. Direkt gegenüber war der Busbahnhof, doch wenn man hier nach rechts blickte, wie im Internet beschrieben, war da keine Abfahrtsstelle zum Sun Moon Lake. Von der gegenüberliegenden Straßenseite hatte ich noch eine weitere, etwas weiter entfernte, Haltestelle entdeckt und da diese auf dem Weg zum National Taiwan Museum of Fine Arts lag, wollte ich hier noch einmal nachsehen. Und siehe da, da war sie, die passende Bushaltestelle. Ich schaute auf den Zeitplan, der an einer Stange hing, stellte aber fest, dass dieser total von meinem aus dem Internet abwich. Eine ältere Frau sprach mich an und erklärte mir, dass der Fahrplan nach Sun Moon auf der Rückseite wäre. Ich würde mir gerade den falschen Plan ansehen. Gut, dass es noch alte Menschen mit Erfahrung gibt.
Ich ging weiter zum Museum. Der Weg zog sich schon ziemlich. Endlich angekommen, landete ich erst mal im falschen Gebäude, dem Kulturcenter. Aber es hatte dieselben Öffnungszeiten und lag im seben Park, so war es einfach zu verwechseln. Das GPS zeigte mir dann das richtige Gebäude. Am Eingang stand ein Schild mit „Audio Guide free“, der Rest auf dem Schild war Chinesisch. Ich suchte auf gut Glück den Audioguide Stand auf. Kostenlos ist kostenlos. Am Schalter gab man mir zuerst ein Formular komplett auf Chinesisch zum Ausfüllen. Das passte zum Schild draußen. Ich trug meinen Namen ein und gab meinen Personalausweis ab. Dafür bekam ich ein Telefon, mit dem ich die Nummer am Bild anrufen musste. Ungelogen, das Handy hat dann auch immer gewählt. Allerdings gab es nur in 3 Hallen englischsprachige Ansagen.
Im Erdgeschoß gab es zeitgenössige asiatische Kunst, ganz grausam. In einer kleinen Ausstellungshalle zeigte man dann zur Beruhigung Landschaftsbilder. Hier gab es dann auch das erste Mal englische Ansagen übers Handy. Allerding dauerte jede über 2 Minuten und so gab ich nach einigen Bildern auf. Auch gingen die ersten 3 Wählversuche nicht, so dass ich schon Angst hatte, es würde gar nicht funktionieren. Die Räume im ersten Stock waren geschlossen, da hier die nächste Ausstellung vorbereitet wurde. Im zweiten Stock waren dann 2 Räume mit dem besten des Fine Arts Museum. Ich ging versehentlich zuerst in Teil 2, allerdings war das nicht so schlimm, denn die Bilder waren sowieso nicht chronologisch geordnet. Ausgestellt wurde Kunst ab 1920 bis zur Moderne. Teils war dies schön, teils grässlich. Hier waren die Audioguide Ansagen nur 1 Minute und so hörte ich mir fast alle Beschreibungen an.
Ich war zuerst ganz alleine in der Halle und ab und zu kam mal eine Wärterin vorbei und schaute nach, ob ich noch da bin und nicht mit meinem eigenen Handy telefonierte. Das war hier nämlich streng untersagt und als eine Frau dies etwas später tat, wurde sie furchtbar zusammengeschissen. Hätte sie sich mal ein museumseigenes Handy ausgeliehen, wie ich. Damit kommt man garantiert auch ins Festnetz. Testen wollte ich das allerdings nicht.
Im ersten Teil der Ausstellung, also in der nächsten Halle, waren die Bilder etwas größer und viel moderner. Um 11:00 Uhr war ich komplett durch, obwohl die Ansagen wieder länger wurden. Aber dafür wurden die interessanten Bilder auch weniger. Ich ging zurück zum Hotel und entdeckte auf dem Weg eine Garküche mit Bildern an der Wand. Hier gab es frittiertes Fleisch nach Wahl mit Reis und aus der Theke konnte man sich 3 Beilagen dazu aussuchen. Ich hatte dann mehr zufällig Kottelet gewählt und dazu gab es Glasnudeln mit Pilzen, was Grünes und Kohl. Man bot mir noch Suppe aus einem riesigen herumstehenden Topf an. Aber aufgrund des Aussehens des Topfes lehnte ich lieber dankend ab.
Nach dem Essen ging ich weiter Richtung Hotel. Ich sputete mich etwas, denn ich konnte eventuell noch den 12:30 Uhr Bus erwischen. Auf dem Weg kam mir wieder einmal der erste westliche Tourist entgegen. Das passiert mir immer wenn ich einen Ort verlasse. Langsam glaube ich doch an die Ablösetheorie. Nie mehr als einer in einer Stadt…
Im Hotel wollte ich noch auf die Toilette, doch diese war besetzt. Aus Zeitgründen konnte ich nicht warten, es musste die nächsten 3 Stunden auch so gehen. Die Rezeptionistin konnte meine Tasche nicht heben, sie meinte diese wäre zu schwer. Also da mussten die in der Zwischenzeit was reingetan haben, während ich nicht da war. Das waren schließlich nur 10 kg. Ein Bierkasten wiegt da ja mehr. Aber wer weiß wie viele Bierkästen eine Rezeptionistin so trägt. Vielleicht sollte sie die Taschen auch über die Tresen wuchten. Das trainiert. Tipps geben gern die Kolleginnen in Kinmen.
An der Busstation musste ich noch 15 Minuten warten. Anfangs war ich noch etwas unsicher, ob dies der richtige Bus war, denn es fuhren so viele vor. Aber als auf einem Monitor Filme über den See auf Chinesisch gezeigt wurden, steigerte das meine Zuversicht. Nach 1 ½ Stunden kamen wir am Sun Moon Lake an. Es sah hier schon nach einem typischer Touristenort aus. Überall Geschäfte, Restaurants und Hotels. Ich lief zu meinem Hotel, doch da war erst mal niemand zu entdecken. Es sah auch mehr wie Homestay aus als wie ein Hotel. Ein Schild stand auf einem Tisch, dass man bald zurück sei und man eine Telefonnummer anrufen soll. Sehr witzig. Eine Rezeption gab es nicht. Dann kam doch ein junges Mädchen heraus, das alle Anweisungen auf Englisch auf einem Zettel stehen hatte. Man musste die Schuhe ausziehen, bevor man das Stockwerk mit den Zimmern betrat. Trinkwasser gab es in einem Kanister auf dem Gang und für das Frühstück gab es einen 30$ Gutschein bei MOS Burger. Das war die Kette, die ich auch schon in Kinmen aufgesucht hatte. Klever war, dass das Symbol ein großes rotes M war und dieses aussah wie das gelbe M von McDonalds. Verwechselungsgefahr beabsichtigt. Hier wird alles kopiert. Der Burgerladen war im Einkaufszentrum und scheinbar war dies nicht das einzige Hotel, dass das Frühstück so praktizierte, denn vor dem Einkaufszentrum stand ein Schild als Hinweis auf das Einlösen von Frühstückgutscheinen.
Zu diesem Einkaufszentrum ging ich dann auch zuerst. In der dortigen Touristeninfo stellte ich mich erst mal dumm (was mir nie schwer fällt, Naturtalent) und fragte was man so auf der Insel unternehmen könnte. Aber die Antworten waren nicht sehr hilfreich. Man wollte mir ein Kombiticket verkaufen, das auch die Seilbahn beinhaltete. Da ich diese wegen meiner Höhenangst bestimmt nicht benutzen wollte und sie den Hauptteil des Preises ausmachte, machte das Ticket keinen Sinn. Ich fragte wie lange es stattdessen dauern würde um den See zu laufen, doch bei der Antwort von 8 Stunden wollte ich dann doch lieber den Bus nehmen. Den Fahrplan lies ich mir gleich mitgeben.
Ich wollte als nächstes einen 7eleven finden um Bier zu erwerben, doch es war weit und breit keiner zu sehen. Dafür fand ich die Chapel of Christ, eine Kirche, die extra für den irren Cheng (ja dem mit dem Mausoleum in Taipei) gebaut worden war, der hier mit seiner christlichen Frau immer den Urlaub verbracht hatte. Auf dem Rückweg fand ich dann endlich den einzigen 7eleven im Ort. Ich holte 2 Bier und 2 Cola. Das erste Bier trank ich dann gleich auf dem Weg zum Longfong Tempel. Der Tempel lag etwas abseits und so waren hier vor allem betende Menschen und keine Touristen. Deshalb versuchte ich auch so wenig wie möglich zu stören. Wieder mal war kein Abfalleimer zu finden, doch am Straßenrand sortierte eine alte Frau gerade Müll und so gab ich ihr meine leere Bierdose. Glücklich sah allerdings anders aus. Na gut, wer ist schon glücklich, wenn er mehr Arbeit bekommt.
Ich ging Richtung Hanbi Building Museum den Berg rauf. Doch wo eigentlich der Eingang sein sollte, war nur eine Baustelle. Na gut, ich hatte mein Bestes versucht und so konnte ich es auf meiner Liste abhacken. Ich ging erneut beim 7eleven vorbei und holte mehr Bier. Dieses vernichtete ich zuerst im Hof des Hotels und dann auf meinem Zimmer. Dabei nickte ich auf der Couch ein. Als ich wieder aufwachte, ging ich erst mal etwas essen. Der Ort war inzwischen wie ausgestorben und viele Restaurants hatten zu. Es gab halt viele Tagesausflügler hier und das merkte man an den Öffnungszeiten. Ich ging die Hauptstraße hoch und runter, fand aber kein ansprechendes Lokal. Eine Oma winkte mich in ein Lokal und alten Damen kann man schlecht nein sagen. Es gab sogar eine abgespeckte englische Menükarte. Ich bestellte Fisch in Bohnensoße für 350$, sehr lecker. Das war ein typisches Familienrestaurant, selbst ein Baby lebte im Gastraum. Die Frau, die bediente, war sehr geschwätzig, aber zum Glück nicht mit mir, sondern nur mit meinen Tischnachbarn. So gut war ihr Englisch wohl doch nicht. Die Oma wurde wieder vor die Tür geschickt, denn was einmal klappt, klappt bestimmt auch zweimal.
Zurück im Hotel legte ich mich aufs Bett und kurz nach 20:00 Uhr wackelte dieses plötzlich ca. 10 Sekunden lang, wie wenn jemand stark an den Bettpfosten rüttelt. Wirklich registriert, dass dies ein Erdbeben war, hatte ich nicht. Als alles vorbei war überlegte ich, ob ich das Hotel verlassen sollte oder nicht. Aber dann hätte ich mich anziehen müssen inklusive Schuhe. Außerdem hatte die Wand keine Risse. Selbst bei Asterix ist dem Häuptling der Himmel nicht auf den Kopf gefallen. Unter dem Bett konnte ich nicht schlafen, denn dieses bestand aus zwei Matratzen, die auf dem Boden lagen. Aber „No Risk, no Fun“. Und so schlief ich friedlich im Angesicht des Todes.
8.Tag – Rund um den See
Ich schlief etwas länger, denn ich wollte erst den zweiten Rund-um-die-Insel-Bus nehmen. Ich ging nun zum Einkaufszentrum, um bei MOS-Burger mein Frühstück einzunehmen. Die Auswahl war nicht allzu groß und so gab es Burger mit Eistee, die ich außen auf der Terrasse einnahm. Ich ging dann noch beim 7eleven vorbei, um einen Grünen Tee für die Reise zu erwerben und so auch Kleingeld für den Bus zu bekommen. Beim Einsteigen versuchte ich dem Fahrer beizubringen, dass ich ein Tagesticket haben wollte, aber das verstand er nicht. Ich glaube Einstellungsbedingung für Busfahrer in Taiwan ist, dass diese kein Englisch können. Ich zeigte ihm dann den abgezählten Betrag für das Ticket und so ging es schließlich.
Ich fuhr bis zur Endstation und war froh über meine Entscheidung den Bus zu nehmen. Es ging in Serpentinen den Berg hoch und runter. Das will man nicht laufen. Und zum Glück hatte ich kein Fahrrad gemietet, denn Rad fahren will man das auch nicht.
Es ging eine kleine Treppe hoch zum Xuangguang Tempel. Dieser war ziemlich enttäuschend. Ich ging dann den Qinglong Mountain Trail entlang zum Syuanzang Tempel. Der Weg ging ständig bergauf durch den Wald. Mir kamen immer nur Leute entgegen. Diese waren wohl intelligenter als ich, denn sie starteten oben und gingen den Weg runter. Aber für mich war es wenigstens eine gute, wenn auch sehr anstrengende Übung für das Taroko Gebirge. Der Syuanzang Tempel beinhaltet die Reliquien eines berühmten Mönches. Man zog seine Schuhe aus und besuchte zuerst den ersten Stock. Hier erfuhr man etwas über den Lebensweg des Mönchs und bekam ein paar Reliquien seiner Jünger gezeigt. Im zweiten Stock waren dann die eigentlichen Reliquien des Mönchs ausgestellt. Man durfte diese nicht fotografieren, aber sie wurden noch mal groß mit Hilfe zweier Fernseher an der Wand gezeigt. Ob das live war oder eine Wiederholung? Hätte da nicht auch ein Foto gereicht? Ich fotografierte auf jeden Fall den Fernseher, es hat ja keiner gesagt, dass man das nicht dürfte. Wie beim letzten Abendmahl von da Vinci. Da durfte man auch das Original nicht Fotografieren, aber das Foto von demselben. Ich lief dann den kurzen Weg zur Tsen Pagode. Und natürlich ging es wieder bergauf. Schwitzend am Parkplatz angekommen stand da ein Schild, dass die Pagode wegen Erdbeben und Einsturzgefahr geschlossen sei. Die sind aber ganz schön schnell hier. Gestern erst Erdbeben und heute schon geschlossen. In Südeuropa hätte das Wochen gedauert und in Deutschland hätte man monatelang die Statik geprüft. Aber eine Gruppe alter Frauen ignorierte einfach das Schild und was die können, kann ich auch. Es ging nochmal 900 Meter Treppen hinauf, aber es war gar nicht so anstrengend, wie es klingt. Auf halbem Weg war eine kleine Hütte, was die Verwaltung dazu ermutigte ein Schild aufzustellen, dass Camping hier verboten ist. Also auf die Idee wäre ich erst gar nicht gekommen.
Die Pagode war wie angekündigt zu. Die ist gestern wohl um Punkt 20:03 Uhr abgeschlossen worden. Vorsichtshalber hatte man ein Schild aufgestellt, dass man nicht im Sand spielen darf. Was soll man hier oben denn sonst machen. Aussicht gab es hier wenig, da überall Bäume im Weg standen. Die Spitze der Pagode war genau 1000 Meter hoch. Das nützt nur nichts, wenn man nicht hinauf darf. Andererseits tat das auch meiner Höhenangst ganz gut. Ich ging wieder den Berg hinunter und hier war auch schon direkt die nächste Bushaltestelle. 10 Minuten später kam der Bus und siehe da, es war derselbe Fahrer wie heute Morgen. Das erleichterte natürlich die Fahrkartenkontrolle ungemein.
Ich stieg in der Ortschaft Ita Thao aus, um dort Mittag zu essen. Eine Einkaufsstraße führte direkt zum Hafen. Hier gab es viele Restaurants, aber wenige mit Bildern an der Wand. Ich ging dann in ein Restaurants, das englische Untertitel auf dem Menü hatte und sogar Bilder auf der Karte. So bestellte ich Fisch mit Süß-Saurer Soße und Reis. Bier lehnte ich ab, das wollte ich später im 7eleven erwerben. Für 350$ bekam ich dann auch einen ganzen Fisch. Wie geplant ging ich anschließend zum 7eleven um ein kleines Bier und eine Cola zu erwerben. Das Erste verzehrte ich auf der Promenade während ich die Leute beobachtete. Auf dem Rückweg zur Hauptstraße erwarb ich noch Chickenwings, die mit Reis gefüllt waren. Die waren richtig lecker, allerdings gab es wie immer keinen Mülleimer für die Reste. Diesmal hatte ich die Schnauze voll. An jeder Ecke ist hier ein sauberes Klo, aber wenn man mal normalen Müll loswerden will, gibt es keinen Papierkorb. Ich legte meinen Müll einfach an die Straße. Soll sich doch jemand anderes darum kümmern.
Der nächste Bus kam erst in 15 Minuten und so verbrachte ich wieder mal die Zeit mit Beobachten. Da war eine Gruppe von Schülern in Uniform, die vom Lehrer an der Straße aufgestellt wurde. Der Lehrer erklärte etwas, stellte sich mitten auf die Straße und sperrte diese somit. Dann blies er in eine Trillerpfeife und alle rannten über die Straße. Das komische daran war, dass weit und breit kein Auto kam, minutenlang.
Ich fuhr dann mit dem Bus zum Wenwu Tempel. Dies war mal wieder ein größerer Tempel. Im hinteren Bereich befand sich eine riesige Wand mit Stufen und Brunnen. Ich stieg als einziger die Stufen hinauf. Hatten die Chinesen eventuell auch Höhenangst? Oder wussten diese, dass die Stufen ins Nirgendwo führen. Ich kehrte auf jeden Fall nach einigen Höhenmetern wieder um.
Der nächste Bus kam erst in 20 Minuten und so ging ich die Verkaufsstände ab, die sich vor dem Tempel aufreihten. Allerdings hatten diese nichts Vernünftiges anzubieten. Jeder verkaufte hier auseinandernehmbare Spazierstöcke. Ich nahm dann wieder den Bus nach Shuishe, so heißt übrigens der Ort, wo mein Hotel war.
Ich wollte noch den Shuishe Lakeside Trail ablaufen, der direkt am See entlanglief und größtenteils aus einem Holzsteg bestand. Vorher trank ich aber noch ein Bier zur Stärkung. Ich hatte die Option komplett zurück zum Wenwu Tempel zu laufen, aber da war ich ja schon gewesen. So beschloss ich trotz Stärkung Kräfte zu sparen und nur bis zum Bamboo Stone Garden zu gehen, der ungefähr auf halber Strecke lag. Am Anfang wies ein Schild darauf hin, dass nur 2 Personen pro Quadratmeter auf dem Steg erlaubt seien. Das war also zum Glück nichts für Gruppenreisen und versprach so angenehme Ruhe. Außerdem durfte man nicht Fahrradfahren, nur Fußgänger waren erlaubt, was aber von vielen ignoriert wurde. Auch sollte man auf Schlangen und Insekten aufpassen (nein das war keine Speisekarte, das waren richtige Warntafeln). Unterwegs traf man dann, außer Radfahrern natürlich, mehrere Hochzeitspaare, die hier ihre Fotos machen ließen. Sozusagen den letzten schönen Moment noch mal festhalten oder einfach nur ein beliebtes Hochzeitsfoto Motiv.
Nach 20 Minuten erreichte ich auch den Bamboo Stone Garden, allerdings schien dieser nur aus einem Parkplatz zu bestehen. Der Weg aufwärts führte zu allem anderen als Bambus oder Steinen und so musste ich annehmen, dass die 3 einbetonierten Bambuspflanzen neben dem Parkplatz damit gemeint waren. So ging ich gemütlich wieder zurück zum Hotel. Zum Essen suchte ich mir diesmal ein anderes Restaurant aus. Auch hier stand eine Türsteherin vor der Tür, doch diese wollte mich partout nicht ansprechen. Das ließ ich mir natürlich nicht gefallen und so sprach ich sie an und fragte nach einer Englischen Karte, die sie auch hatten.
Der Wetterbericht sagte übrigens für Morgen Erdbeben in Hualien und starke Regenfälle im Norden voraus.
9.Tag – Tainan im Regen
Um 8 Uhr stand ich auf und ging zu MOS Burger zum Frühstücken. Man sagte mir ich müsste 20 Minuten auf meinen Burger mit Eistee warten, aber er kam dann doch schon nach 10 Minuten. Das nenn ich Fast Food Frühstück. Ist der Zucker im Eistee eigentlich gesünder als das Koffein im Kaffee?
Um kurz vor 10 ging ich dann zum Information Center und kaufte mir ein Busticket nach Taichung, wo ich den Zug nach Tainan nehmen wollte. Es begann zu Regnen und der Regen wurde immer schlimmer. Zum Glück fuhr der Bus direkt bis zur High Speed Rail Station und so musste ich nicht umsteigen. Dort angekommen zeigte mir ein Blick auf die Anzeigetafel, dass alle Züge Verspätung hatten. Das waren ja schon fast Indische Verhältnisse. Im Unterschied dazu war es hier sauber, obwohl es wieder mal keine Mülleimer gab. Ich hatte 3 Stunden Zeit und zum Spazierengehen lud weder das Wetter noch die Umgebung ein. Deshalb beschloss ich gemütlich Mittag zu Essen. Meine Wahl fiel auf ein Restaurant, genannt Royal Host. Meine Tasche stellte ich am Tisch neben mir in den Gang, wodurch mehrmals die Kellner fast darüber stolperten. Hätte man mir mal einen größeren Tisch gegeben. Zum Essen gab es dann Hähnchen auf dem heißen Stein und Bier. Nicht gerade typisch Chinesisch aber trotzdem lecker. Mein Zug nach Tainan hatte dann auch noch 25 Minuten Verspätung, aber zum Glück gab es ja einen 7eleven, der Bier verkaufte.
In Tainan angekommen lief ich recht schnell zur Zugstation. Man musste mit einem normalen Zug erst mal Richtung Innenstadt, denn die High Speed Bahnhöfe lagen meistens, wie auch hier, weit außerhalb der Stadt. Und da ich den Fahrplan schon zu Hause angesehen hatte, wusste ich, dass der nächste Zug bald abfuhr. Was ich nicht wusste war, dass es nur 2 Fahrscheinautomaten gab. Da ich mich aber so beeilt hatte, war ich der erste am Automaten. Zum Glück hatte ich auch noch etwas Kleingeld, denn es gab keinen Schalter an dem man wechseln konnte. Die zu drückenden Tasten habe ich dann mehr erahnt als erkannt. Nein, nicht weil sie nur chinesisch gewesen wären, es gab auch englische Bezeichnungen. Diese waren nur total abgenutzt und somit kaum lesbar. Um 16:30 Uhr fuhr dann der Zug nach Tainan los. Er erinnerte etwas an eine deutsche S-Bahn, nur viel älter und mit Schaffner.
Am Bahnhof entdeckte ich dann die Touristen Information. Diese hatte bis 19 Uhr auf, deshalb wollte ich erst mal zum Hotel, meine Tasche abstellen. Das Hotel war allerdings weiter als gedacht. Ich musste 20 Minuten meine Tasche durch enge Gehwege schleppen und keiner wollte Platz machen. Mir ist sowas von die Brühe gelaufen, so schwül war es, denn es hatte wohl vor kurzem geregnet. Außerdem tat mir inzwischen vom Tragen der Tasche das Kreuz weh und das bei 10 kg. Zum Glück war nicht mehr Gepäck auf Inlandsflügen erlaubt.
Am vermeintlichen Ziel war dann kein Hotel zu entdecken. Ich lief die gesamte Straße ab, doch da war nichts, nicht mal ein Hinweisschild. Ich fragte in einem Laden nach und man schickte mich zurück um die Ecke. Gut da war ich ja schon gewesen und hatte nichts gefunden, aber zumindest hatte ich einen Anhaltspunkt. Und als ich von der anderen Seite kam, sah ich auch ein Schild, das am Eingang einer so kleinen Gasse hing, dass ich sie zuerst übersehen hatte. Wenn man von der falschen Seite kam hatte man keine Chance das Hotelschild zu finden und die Gasse sah auch mehr wie ein normaler Hauseingang aus. Es hatte inzwischen angefangen wie aus Eimern zu schütten und innerhalb von 5 Minuten war ich klatschnass. Ich betrat das Hotel wie ein begossener Pudel. Die 2 Mädchen an der Rezeption waren ganz süß und brachten mir gleich ein Handtuch. Auch musste ich mir schon wieder mal das Frühstück für den nächsten Morgen aussuchen. Diesmal hatte ich die Wahl zwischen Chinesisch und einem Sandwich. Ich nahm natürlich Chinesisch und so füllte ein Mädchen eine Karte mit meiner Wahl aus, denn es war wieder mal alles Chinesisch beschrieben, passend zum Frühstück.
Ich nahm meine Regenjacke und einen Schirm und wollte etwas essen, Bier holen und dann zur Touristen Info. Die Regenjacke und den Schirm schleppte ich vergebens umher, denn es regnete nicht mehr. Direkt am Hotel war ein Kreisel und ich dachte da müsste doch ein 7eleven sein, denn auch Autofahrer bekommen ja irgendwann mal Durst, wenn sie immer im Kreis herum fahren. Doch es gab keinen. Dafür entdeckte ich einen Stand wo man wieder Fleisch mit Reis und 3 Beilagen nach Wahl erwerben konnte. Diesmal gab es kein Kotelett sondern einen Hähnchenschenkel. Das war schon eine Herausforderung diesen mit Stäbchen zu essen, zumal er nur dreimal grob eingeschnitten war. Die Bedienung packte mir alles in Styropor ein, umwickelte es mit Gummibändern und packte es in eine Tüte. Ich wollte sie daran hindern. Aber mein Chinesisch reichte nicht aus, um ihr zu sagen, dass ich alles gleich hier am Tische essen werde.
Ich ging gesättigt zum Bahnhof, unterwegs ein paar 7elevens sehend. Diese, oder zumindest einen, wollte ich dann auf dem Rückweg aufsuchen. Um 10 vor 7 Uhr kam ich dann an der Touristen Info an. Es gab keinen Schalter, nur ein Ständer mit allerlei Papier. Bei näherem Hinschauen waren diese alle mit chinesischen Schriftzeichen versehen. Aber da stand plötzlich eine Mitarbeiterin neben mir und diese verwies mich auf den Ständer auf der anderen Seite, den ich gar nicht gesehen hatte. Hier gab es englische Karten und Informationen. In der Unterführung hatte ich ein Plakat gesehen, dass es hier einen Touristenbus gab und nach einigen Erklärungsversuchen bekam ich auch die Informationen darüber. Man kennt halt nicht immer die eigenen Produkte auf Anhieb, zumindest wenn irgendein Fremder versucht diese einem zu erklären. Der Bus 88 fuhr nach Anping, dem Stadtteil, den ich morgen besuchen wollte, und das für einen Tagespreis von nur 80$. Dieser Bus würde an allen Sehenswürdigkeiten halten. Das wollte ich mal probieren.
Auf dem Rückweg machte ich am Family Market halt, der Konkurrenz von 7eleven, und erwarb Bier und Cola. Nicht dass ich 7eleven überdrüssig war, aber er lag am nächsten an meinem Hotel und so musste ich das Zeug nicht so weit tragen. Irgendetwas wollte die Kassiererin beim Bezahlen fragen, wahrscheinlich nach meiner Postleitzahl, doch ich verstand nichts. Ich bezahlte einfach und ging hinaus. Ich war schon auf der anderen Straßenseite, da kam sie mir hinterhergerannt. Ich dachte schon ich hätte mich strafbar gemacht, weil ich ihre Frage nicht beantwortet hatte, doch sie gab mir nur den Kassenbon, den sie vor lauter Fragen vergessen hatte mir zu geben. Kassenbons müssen hier sehr wertvoll sein. Was hätte sie erst gemacht, wenn ich meinen Schirm vergessen hätte?
Zurück im Hotel vertrieb ich mir die Zeit während des Biertrinkens mit dem Trocknen meiner Hose und meines T-Shirts mit dem Föhn. Das erinnerte doch wieder stark an Vietnam.
10. Tag – Tempeltour
Ich ging zur Rezeption, denn ich hatte keine Ahnung, wo ich das Frühstück hätte einnehmen sollen. Hier sah es nicht so aus, als ob es einen Frühstücksraum gäbe. Als ich an der Rezeption nachfragte, ging ein Mädchen mit mir raus auf die Straße, um die Ecke zu dem Kreisel und dann setzte sie mich auf die Straße in eine Garküche. Nun gut, ich bin da ziemlich abgehärtet, manch anderer Tourist hätte da sicher Probleme bekommen. Ich überlegte mir, was passiert wäre, wenn ich das Sandwich bestellt hätte. Hätte ich dann einen Flieger in die USA nehmen müssen? Es gab eine Reissuppe mit Fisch, warme Gurken und ein zusammengeklapptes Spiegelei. Ich musste feststellen, dass ich gestern eine gute Wahl getroffen hatte, auch wenn ich nicht wusste, was ich eigentlich gewählt hatte.
Ich lief nach dem Frühstück zum Bahnhof, um von dort den 88er Bus nach Anping zu nehmen. Es war immer noch schwül und mir lief die ganze Zeit die Brühe. Das war fast schlimmer als in Bangkok. Ein Pärchen aus Europa wartete zusammen mit mir auf den Bus. Ein sicheres Zeichen, dass hier ein Touristenbus abfährt. Der Bus kam und ich stieg ein. Am Eingang empfang mich ein Tourist Guide mit einem Mikrofon. Ich wollte die 80$ für das Tagesticket bezahlen, aber der Busfahrer wollte nur 18$. Es gab gar kein Tagesticket. Wie ich schon sagte, die Touristeninfo hatte keine Ahnung über ihre eigenen Produkte. Ich schmiss in Ermangelung von Kleingeld 20$ in die Box. Das Pärchen war nicht so großzügig und ging noch mal aufwendig Geld wechseln, was die Abfahrt unnötig verzögerte.
Der Guide hat in einer Tour geredet und immer wieder dieselben Folien mit Landkarten von der alten Stadt hochgehalten. Allerdings machte er das größtenteils auf Chinesisch und wenn er mal auf Englisch umschaltete, habe ich das manchmal gar nicht mitbekommen, so schlecht war seine Aussprache und auch sein Englisch. Ich hatte mich ganz nach vorn gesetzt und er fragte mich gleich wo ich herkomme. Als ich Deutschland sagte, hat ihm das gefallen. Warum kann ich nicht sagen, das fiel seinem schlechten Englisch zum Opfer. Auch wollte er wissen, ob ich allein reise. Eine alte Frau stieg zu und da vorne alles besetzt war bis auf den Platz neben mir, machte ich Platz, damit die alte Frau nicht nach hinten musste. Sie setzte sich ans Fenster und da sie schmal und noch Platz war, setzte ich mich neben Sie. Ich meinte dann zum Guide, jetzt wäre ich nicht mehr alleine. Etwas später stieg noch eine weitere alte Frau zu und ich räumte jetzt wieder meinen Platz und ging nach hinten. Das veranlasste den Guide zu einer Durchsage, dass ich ja so smart wäre und man mir Applaudieren sollte. Ich kam mir vor wie auf der Oscar-Verleihung. Der soll mich mal in der Schlange einer Museums-Kasse sehen, wenn ich die alten Leute nieder trampel, um 2 Minuten schneller zu meiner Karte zu kommen.
Der Bus fuhr kreuz und quer durch die gesamte Stadt und nach 60 Minuten waren wir da. Also, da hätte ich auch laufen können. Aber es hat Spaß gemacht und man hat wieder was erlebt. Der Weg ist das Ziel. Er schmiss uns auf einer belebten Straße aus dem Bus und mit Hilfe von GPS ging es durch eine enge Gasse zum Anping Fort. Hier passierte mir, was mir immer wieder passiert, ich kam am falschen Ende an und musste wieder halb um das Fort herum laufen, um zum Eingang zu kommen. Ich zahlte 50$ um dann das Pärchen aus dem Bus wieder zu treffen. Viel vom Fort war nicht mehr übrig. Auf der Spitze eines Hügels gab es eine Halle in der Waffen und Reisegruppen zu besichtigen waren. Außerdem standen noch ein paar Mauern und Kanonen herum.
Ich ging einmal um die Anlage herum, diesmal innerhalb der Mauern, und dann in das kleine Museum, das die Geschichte des Forts ausstellen sollte. Am Anfang war das noch ganz interessant, doch zum Schluss kamen nur noch Scherben. Irgendwann geht auch mal dem kleinsten Museum das Material aus.
Ich war mir etwas unsicher, welcher Tempel welchen Namen trug. Schließlich hatten die hier keine Hausnummern. Ich war mir aber recht sicher, dass ich zuerst den Anping Tianhou Tempel besuchte. Oder doch nicht. Im Reiseführer war auf jeden Fall nichts beschrieben, was nicht im Tempel gewesen sein könnte. Allerdings hatten alle Tempel einen ähnlichen Inhalt, so dass dies nicht unbedingt viel heißen musste. Nachdem ich im 7eleven etwas zu trinken besorgt hatte, ging ich durch die berühmte Yanping Road, die mehr als touristisch war. Hier gab es auch den einzigen Laden, der seit der Quing Dynasty Süßigkeiten herstellte. Er war allerdings so überfüllt, dass man nicht einmal einen Fuß durch die Tür bekam. Ja, wenn man erst mal im Reiseführer steht läuft das Geschäft wie allein. Wahrscheinlich hat sich der Inhaber schon in der Quing Dynasty eintragen lassen. So stand der Laden garantiert schon in Marco Polos Reiseführer (Achtung, doppeldeutig).
Ich ging weiter zum Anping Oyster Schell Cement Kiln. Hier wurde in 2 Hallen erklärt, wie man aus Austernschalen zuerst Staub und dann im zweiten Schritt Zement zum Häuserbauen herstellt. Das war mir auch neu. Und da schmeißt die High Society die Austernschalen einfach so weg. Dabei könnten die damit prima ihre Villen renovieren.
Nächstes Ziel war das Old Trait & Co. Merchant House, ein altes Kolonial Haus. Für 50$ Eintritt sah man im ersten Stock ein Wachsfiguren Museum oder was man sich hier darunter vorstellt. Mit ein paar Figuren wurden Geschichten nachgestellt, die wohl nur hier bekannt waren. Im Erdgeschoß gab es dann eine Ausstellung die zeigte, wie die unterschiedlichen Kulturen in ihren typischen Häusern lebten und dazu ein paar Informationen über diese Kulturen, also Chinesen, Ureinwohner und Holländer.
Ich wollte schon wieder gehen, als ich mehr zufällig das Treehouse entdeckte. Dies war ein altes Salzlager, das vor 60 Jahren aufgegeben wurde und seitdem wächst ein riesiger Baum durch das Haus. Nachdem ich ausgiebig das Haus oder besser den Baum durchwandert hatte, lief ich zum Old Julius Mannich Merchant House, einem alten deutschen Handelshaus, das jetzt vor allem mit deutschem Bier und Essen handelte und zwar in Form eines Biergartens. Und wieder traf ich das Pärchen aus dem Bus, das sich dem Handeln hier nicht entzogen hatte und deutsches Bier gegen Taiwan Dollar getauscht hatte. Ich hielt mich da zurück. Deutsches Bier kann ich 50 Wochen lang haben.
Eine riesen Deutschland Fahne und Werbung für deutsche UNESCO Gebäude befanden sich im Inneren. Außerdem Beschreibungen von deutschen Künstlern. Nach dem Studium, was ich eigentlich zu Hause besuchen sollte, ging ich zur Haishan Hall. Diese war nur auf meiner Touristenkarte, nicht aber im Reiseführer und das zu Recht. Das Gebäude bestand nur aus uninteressanten Touristen Shops. Der Mjaoshou Tempel sah von außen ganz unscheinbar aus. Es gab nur jeweils einen kleinen Eingang rechts und links, aber innen war er einer der Schönsten.
Um kurz nach 12 Uhr war ich schon mit meinem Besuchsprogramm hier durch. Ich ging über die Brücke und dann immer am Flussufer entlang. Man musste sich den Gehweg mit den Radfahrern teilen, wobei auf Schildern darauf hingewiesen wurde, dass Fußgänger immer Vorrang haben. Allerdings waren die Wege so breit, dass man locker 2 Radwege und 3 Fußgängerwege nebeneinander hätte anlegen können. Warum musste man sich den Weg also teilen?
Auf dem Weg lag das Deyang Schlachtschiff, dass kostenlos zu besichtigen war. Die meisten Kabinen waren verschlossen. Na gut, was wollte man bei einem kostenlosen Eintritt erwarten. Aber von außen war es schon imposant genug. Und so kletterte ich eine Zeit über alle Decks, ruhte mich kurz auf dem Kapitänsstuhl aus und setzte meinen Weg zum Eternal Golden Castel, einer weiteren alten Befestigungsanlage, fort. 1975 wurde diese für die Touristengruppen mit Nachbildungen von Kanonen bestückt und die Gruppen nahmen dies gerne und reichhaltig an. Und so kamen immer mehr von diesen und ich zog mich, nachdem ich meine Fotos gemacht hatte, schnell zurück.
An der Bushaltestelle schaute ich nach dem Plan für den 88er Bus, aber alles war wieder mal nur auf Chinesisch. Dann wollte ich lieber laufen, bevor ich 30 Minuten auf den Bus warten müsste, um dann wieder 60 Minuten durch die Stadt zu fahren. Ich wollte noch zum Taiwanese Literature Museum, da morgen Montag war und Museen an solchen Wochentagen gerne zu haben. Also lief ich eine lange öde Straße entlang, wobei ich zur Unterhaltung 2 Bier trank, die ich unterwegs erwarb. Ich ging am Rathaus vorbei und dann durch eine Einkaufsstraße zum Museum. Die Geschäfte spendeten beim Vorbeilaufen erfreuliche Frische, denn alle hatten die Klimaanlage voll aufgedreht und die Türen offen. Hier gibt man einfach alles für die Touristen, auch wenn es ein Vermögen kostet. Um 14 Uhr war ich losgegangen, um 15:15 Uhr war ich am Museum, also immer noch schneller als mit dem Bus und mehr betrunken.
Der Eintritt zum Museum war zum Glück frei. Es gab jeweils eine Einführung in Englisch und dann nur noch chinesische Texte mit chinesischen Untertiteln. Im ersten Stock gab es eine Sonderausstellung, die komplett in Chinesisch gehalten wurde. Aber die Toilette war brauchbar (und nicht chinesisch, also kein Loch im Boden). Ich war aus erwähnten Gründen schnell durch und wollte auf dem Rückweg noch ein paar Tempel mitnehmen. So folgte ich dem empfohlenen Pfad auf der Touristenkarte, da dort auch Sehenswürdigkeiten abzulaufen waren, die nicht in meinem Reiseführer standen. Das nennt man maximale Ausbeute. Zuerst ging es zum Tiangong Tempel. Hier verteilten 2 Leute Flugblätter, wogegen auch immer. Gegen die Kirche, für die Kirche, für eine Aufnahme in den Reiseführer? Um letzteres zu erreichen baute man gerade hinter der Wang Fuban Screen Wall einen Tempel. Wenn die Wand allein als Sehenswürdigkeit nicht reicht, muss es doch mit Wand und Tempel zusammen klappen.
An der nächsten Straßenecke kaufte ich dann etwas Frittiertes, genauer gesagt 2 verschiedene Gerichte, wir würden Fingerfood dazu sagen. Das eine war sehr gut, das andere nicht. Aber mit Chili, Ingwer und süß-saurer Soße ist alles zu genießen. Eine Jugendbande warf dann auch noch den Deckel von dem großen Reistopf herunter und setzte ihn einfach wieder auf. Aber sofort war die Bedienung da und spülte ihn ab. Diesen Hang zur Hygiene beruhigte mich doch ungemein.
Ich besuchte dann noch den Sacrificial Rites Matirial Tempel und den Mazu Tempel und war dann auch schon fast wieder am Hotel angekommen. Ich ging erst mal Bier holen und besuchte dabei die andere Seite der Gasse in der mein Hotel lag. Hier war natürlich ein viel größeres Hinweisschild zum Hotel aufgestellt, aber von dieser Seite kommt auch keiner.
Mein Zimmer war nicht gemacht, das war vielleicht im Preis nicht inbegriffen. Aber da das Frühstück so gut war beschwerte ich mich nicht. Man hätte mich womöglich in eine andere, nicht so gute Garküche morgen früh geschickt.
Als ich zum Abendessen gehen wollte wurde ich an der Rezeption abgefangen. Ich musste erst meine Frühstücksberechtigungskarte ausfüllen (lassen, da chinesisch). Diesmal wählte ich die Reissuppe mit Austern und Fisch. Es ist schön, wenn man sich am Abend schon auf das Frühstück freuen darf. Meine Nachfrage, ob das Frühstück an gleicher Stelle stattfinden würde konnte man mir nicht beantworten. Nicht aus Unwissen, sondern weil das Mädchen nicht so gut Englisch konnte wie die Mädchen gestern. Musste sie auch nicht, Hauptsache sie füllt meine Karte richtig aus und die war nun mal chinesisch.
Ich ging danach direkt an die nächste Ecke zu einer Garküche und zeigte auf ein Bild an der Wand. Was ich bekam könnte Rind gewesen sein oder Innereien oder irgendein anderes Tier. Aber Hauptsache lecker war es. Ich wollte anschließend den in der Touristenkarte eingezeichneten Nachtmarkt aufsuchen. Doch dieser schien ein Nicht-Sonntag Nachtmarkt gewesen zu sein, denn auch nachdem ich länger unterwegs war, war nichts von ihm zu sehen. Also kehrte ich wieder um. Auf dem Weg gab es sehr viele interessante Lokale, allerdings waren alle überfüllt. Wahrscheinlich hatten noch mehr den Nachtmarkt gesucht und sind verzweifelt und hungrig dann hier eingekehrt.
11. Tag – Und noch mehr Tempel
Diesmal ging ich alleine in die Garküche zum Frühstück. Heute gab es Reissuppe mit Austern und Hühnchen (oder war es doch Fisch?). Surf and Turf. Der Kaffee zum Frühstück fehlte einem langsam etwas, aber man war schließlich nicht in Vietnam, wo dieser obligatorisch morgens zur Suppe gereicht wurde.
Um 8 Uhr ging ich los zum ersten Tempel. Ich irrte erst mal um die Markthalle herum, bis ich nach mehrmaligem Nachlesen im Reiseführer erkannte, dass der Water Fairy Tempel mitten in der Halle lag. Es war wohl noch etwas zu früh für mein Gehirn und so landete ich zuerst in einem ganz anderen Tempel, außerhalb der Halle. Hier gibt es aber auch so viele. Zumindest konnte ich so die Markthalle noch mitnehmen. Hier war nicht alles so frisch wie in China, hier gab es auch tote Tiere zu kaufen. Der Tempel selbst war winzig klein.
Weiter ging es durch die berühmte Shennong Street. Eigentlich nichts besonderes, halt alte, verfallene Häuser. Wie es so was in den Reiseführer geschafft hat? Die Straße führte zum Medicine Lord Tempel und zurück. Am Anfang der Straße sah ich endlich wieder mal einen westlichen Touristen. Und das nicht am letzten Tag. Hier waren wohl mehrere westliche Touristen auf einmal erlaubt. Die Stadt hat sicherlich einen Sonderstatus.
Anschließend lief ich zum Beji Tempel, den ich gestern schon einmal nicht gefunden hatte. Und um die Tradition fortzusetzen sollte es mir anfangs auch heute nicht gelingen. Doch dann packte mich der Ehrgeiz und ich suchte im Reiseführer die Straße und Hausnummer heraus. So fand ich ihn doch zu guter Letzt. Zum Glück haben hier auch die Tempel Briefkästen, im Gegensatz zu Anping. Im Tempel bot mir ein alter Mann ein dickes Buch über den Tempel an, doch das war mir zu schwer zu tragen. Ich hatte ja noch den ganzen Tag vor mir. Ich warte lieber bis die DVD rauskommt. Die ist bestimmt leichter (es sei denn Peter Jackson macht wieder einen mehrstündigen Mehrteiler daraus). Um mal zur Abwechslung wieder einen Tempel zu sehen, ging es zum Taiwan Fu City God Tempel und dem Dongyue Tempel. Das East Gate, mein nächstes Ziel und kein Tempel, sondern ein Stadttor, lag auf einer Verkehrsinsel etwas außerhalb. Ich wollte anschließend zum Koxinga Schrein, fand aber die Straße zuerst nicht, weil der Maßstab der Karte nicht stimmte. Koxinga war ein General, der die Holländer geschlagen hatte. Warum gibt es eigentlich keinen Rudi Völler Schrein?
Die Anlage war recht schön und man hatte noch gleich für die Prinzen, Enkel und Generäle Schreine eingebaut. So ist das auch besser für die Touristen, da muss man nicht so viele unterschiedliche Orte besuchen. Es gab einige Tafeln über die Geschichte von Koxinga und ein paar Ausstellungsstücke. Das nebenstehende Museum hatte montags geschlossen. Ich muss mich daran gewöhnen, dass „All day“ im Reiseführer mit „Dienstag bis Sonntag“ zu übersetzen ist. Ich wollte auf dem Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit den Fahua Tempel mitnehmen, erwischte aber die falsche Straße. Ein Schild mit den Fahrradwegen zeigte mir dann den richtigen Weg. Man machte sich sehr viel Mühe mit den Radfahrern, aber ich würde hier nie freiwillig Rad fahren. Nicht nur wegen der Hitze. Und scheinbar tun es mir alle gleich, denn Radfahrer sah man hier kaum. Kein Wunder, dass die Touristenfahrräder in der Tiefgarage verstaubten.
Der Tempel war dann auch recht schön. Ein Mönch machte gerade eine Zeremonie und lief mit Salz oder Koks auf einem Löffel, genau konnte ich das weiße Zeug nicht einordnen, durch die Anlage. Ich wollte dann auch nicht weiter stören, gerade wenn es letzteres war.
Es ging nun zum Wufei Tempel, wo 3 Konkubinen begraben sind, die sich aus Treue zu ihrem Prinzen im Tempel erhängt hatten. Das waren noch Zeiten. Heutzutage hätten Sie sich einfach einen neuen Freier gesucht. Ein westliches Pärchen stapfte mit mir durch die Anlage, doch sahen diese eher so aus, als wüssten sie nicht, was sie da sehen. An der Ecke gab es einen BBQ Stand und dort erwarb ich einen Hähnchenschlegel in einer Pappbox mit 3 Beilagen und Reis. Das wurde inzwischen zu meinem Stammessen. Ich setzte mich in den Park, in dem der Tempel stand und aß erst mal, oder man könnte auch sagen ich opferte die Speisen meinem inneren Buddha.
Das Big South Gate war dann auch geschlossen, also nicht nur das Tor. War ich wieder ein Opfer des Montags? Es waren auf jeden Fall keine Öffnungszeiten angeschlagen. Im Mittelalter war die Stadt garantiert am Montag ausgestorben, weil keiner rein kam. Ich machte noch einen Abstecher zur alten Stadtmauer. Inzwischen hatte ich furchtbaren Durst, doch es war kein 7eleven zu finden. Am Japanese Patriotic Women’s Association Building bin ich dann mehrmals vorbeigelaufen, weil die Hausnummer falsch war. Kein Wunder dass kein Schild am Gebäude war. Bei der Länge des Namens hätte es gar nicht dran gepasst.
Im Confucius Tempel investierte ich 25$ um in das Hauptgebäude zu kommen und 20$ für den Getränkeautomat. Am Eingang des Tempels saßen 2 ältere Frauen und schauten sich die Anlage mit einem Fernglas an. Clever, das spart Fußsohlen. Auch hier wurde nur wieder altes Zeug, wie zum Beispiel Musikinstrumente ausgestellt. In der Lesehalle nebenan sprach mich dann ein älterer Mann an, wo ich denn her sei. Er war wohl schon mal in Trier. Ja, die Vietnamesen waren alle in der DDR und die Taiwanesen im Westen. Er musste mir unbedingt erzählen, dass er in einem Restaurant war, wo alle ihren Namen an der Wand verewigt hatten. Aber für seinen Namen wäre kein Platz mehr gewesen. Hat er etwa einen so langen Namen? An was sich Leute auf Reisen so alles erinnern und als Höhepunkt sehen. Das deutsche Handelshaus in Anping hätte vielleicht nicht die UNESCO Gebäude von Deutschland an die Wand hängen sollen, sondern die Restaurants aus „Frankfurt geht aus“. Da hätten wir mehr Besucher in Deutschland. Die Chinesen scheinen so was zu machen.
Der Turm daneben hatte zu, doch es stand ein chinesisches Schild davor auf dem nur “9 - 12“ und „13:30 - 17“ in Klartext zu erkennen war. Ich hielt das für die Öffnungszeiten und da es nun 13 Uhr war wollte ich zuerst zum Yonghua Tempel gehen, um dann später wieder zurück kommen. Auf dem Weg dahin waren lauter Designer Restaurants und Verkaufsläden. Und wieder einmal verpasste ich die Straße und wieder war der Maßstab der Karte schuld. Ich muss mich dringend mal bei der Touristen Info beschweren. Dafür war der Tempel auch wenig schön. Ich ging zurück und fotografierte noch schnell das Old Chianan Canal Office und das Old Tainan City Police Department. Ich setzte mich vor den Turm und wartete, aber um 13:40 Uhr machte immer noch keiner anstalten diesen zu öffnen. Da war ich wohl schon wieder in die Montagsfalle getappt. Dass Montags zu ist steht garantiert in Chinesisch auf dem Schild. Ich muss mir dringend mal die Schriftzeichen für „Montag“ ausdrucken, damit ich diese vergleichen kann.
Ich ging weiter zur Old Tainan Material Arts Academy. Diese war eingezäunt mit einem Hinweisschild „Kein Durchgang zwischen 7 Uhr und 19 Uhr“. Bedeutet das, dass man das Gebäude nachts besichtigen muss? Am Old Lin’s Department Store suche ich das namensgebende Schriftzeichen im Fenster heute noch. Und die Land Bank hat wirklich etwas Ägyptisches, also keine Pyramidenform, sondern mehr entsprechende Säulen. Ich ging weiter zum Chongcing Tempel, der klein aber fein in einem Hinterhof lag. Eine alte Frau bestätigte mir dann noch mal ungefragt, dass dies auch wirklich der Chongcing Tempel war. Sah ich inzwischen so hilflos aus, bei so vielen Tempeln?
Dann war der Cheng Family Tempel an der Reihe. Hier gab mir ein alter Mann eine Broschüre und ich musste mich als Gegenleistung in das goldene Buch der Touristen eintragen. Jeder Tag ein westlicher Tourist war hier die Vorgabe. Und die wurde erfüllt. Was so kostenlose Broschüren alles bewirken.
Der Chihkan Tower war früher ein holländisches Fort und wurde als erstes von Koxinga erobert. Jetzt wurde er nur noch, aber dafür regelmäßig, von taiwanesischen Touristengruppen erobert. Man sieht sich immer zweimal. Und all das wegen 2 Hallen mit uninteressanten, größtenteils Chinesisch beschrifteten Ausstellungen. Krönung war ein Denkmal, auf dem ein holländischer Offizier in spanischer Uniform dargestellt wird. Abgeschreckt ging ich zum Kaji Tianhou Tempel. Ich lief nach der Touristenkarte und da war auch ein Tempel. Lauter angstmachende Figuren erwarteten mich dort, diesmal nicht in Form von anderen Touristen. Ich setzte den Weg fort zum Temple of the three Lords. Hier waren dann auch alle Akkus von meiner Kamera leer. Das kam in letzter Zeit häufiger vor. Ob das daran lag, dass es hier so schwül ist oder einfach an der Masse der Bilder?
Inzwischen wurde ich mir unsicher, ob ich vorhin wirklich den Kaji Tianhou Tempel gesehen hatte. Es war keine alte Frau drin, die mir das bestätigen konnte und die Beschreibung des Reiseführers passte so gar nicht zum Inhalt des Tempels. Ich lief die Strecke noch mal ab, aber diesmal nach der Karte und Beschreibung des Reiseführers und fand jetzt einen anderen Tempel. Dieser wurde gerade renoviert, doch ich verschaffte mir wieder mal unerlaubt Zutritt (siehe Thailand). Da stand auch eine Statue, die besser zur Beschreibung im Reiseführer passte. Jetzt hatte ich keine vollen Akkus mehr für die Kamera, aber durch Schütteln derselben konnte ich noch 2 Fotos herausholen. Ohne Kamera hatte eine weitere Besichtigung keinen Sinn und so ging ich zurück zum Hotel. Ehrlich gesagt, ich war sowieso fertig mit meinem Programm. Ich holte noch Bier und wurde von einem einarmigen Bauarbeiter gegrüßt. Der wollte wohl was abhaben, ich gab ihm aber nichts. Das kommt davon wenn man betrunken an der Kreissäge steht. Ich wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass er auch noch seinen zweiten Arm verliert.
Diesmal war mein Zimmer gemacht. Ich hatte auch demonstrativ meinen Schlüssel heute Morgen an der Rezeption abgegeben. Dafür war der Boden im Bad noch dreckig. Aber immerhin hat man sich gesteigert. Das nahm ich wohlwollend zur Kenntnis. Noch eine Nacht und das Zimmer wäre komplett gereinigt. Als ich zum Essen gehen wollte, wurde ich wieder wegen des Frühstücks abgefangen. Das chinesische Lokal hätte morgen geschlossen und es gäbe nur Sandwich, sagte man mir. Wahrscheinlich war das nur ein Vorwand, denn ich wurde wohl langsam zu teuer, so viele Austern wie ich jeden Morgen aß. Oder vielleicht war das wieder die montags Falle? Aber morgen war doch Dienstag. Also doch zu teuer. Ich bestellte ein Thunfisch Sandwich mit grünem Tee. Kaffee ist hier zum Frühstück eher unbekannt. Kein Wunder, dass sich die Taiwanesen so darauf stürzen, wenn er mal auf einem Frühstücksbuffet auftaucht. Das Sandwich würde auf dem Zimmer serviert und wir einigten uns auf eine Lieferzeit von 8 Uhr. Zum Essen ging ich dann wieder zu meinem Lieblingsschnellimbiss und es gab Kottelet. Wie einfach war das mit Stäbchen zu essen.
12.Tag – Ab nach Hualien
Um Punkt 8 Uhr läutete das Telefon und man fragte, ob man mir jetzt das Frühstück bringen könne. 2 Minuten später klopfte es auch schon an die Tür und man brachte mir ein kleines Sandwich mit kaltem grünem Tee in einem Plastikbecher mit Strohhalm. Das hatte man wohl gerade nebenan im Sandwichshop erworben. Wie sehr vermisste ich mein chinesisches Frühstück, aus der geschlossenen Garküche. I don’t like Mondays. Na gut, es war Dienstag, aber irgendwie hätte das gepasst.
Um 9:30 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof, um mit dem Zug nach Hualien zu fahren. Dort war das eigentliche Erdbebengebiet und von hier aus wollte ich am nächsten Tag einen Tagesausflug mit dem Bus in das Taroko Naturschutzgebiet machen.
Ich nahm mir etwas mehr Zeit auf dem Weg zum Bahnhof, denn vom Hinweg wusste ich ja bereits wie schwer 10 kg sein können. Unterwegs erwarb ich noch Stückchen in einer Bäckerei und in einem 7eleven Eistee, denn die Fahrt mit dem Zug ist lang und das Sandwich heute Morgen war klein. Die Kassiererin fragte, ob ich eine Tragetasche haben wolle. Aber ich deutete nur verzweifelt auf den Stapel von Gepäck, den ich im Laden platziert hatte. Das waren mir schon genug Taschen. Mehr wollte ich wirklich nicht schleppen. Sie verstand sofort.
Am Bahnhof wurde an der Anzeigetafel nur Zug Nummer 1 angezeigt, nicht aber Zug Nummer 51, den ich gebucht hatte. Allerdings hatte dieser die gleiche Abfahrtszeit und das gleiche Ziel, Hualien. Ich fragte sicherheitshalber einen Schaffner und der bestätigte meinen Verdacht, dass Zug Nr. 1 und 51 identisch sind. Ich ging auf den Bahnsteig und am Gleis stand ein weiterer Schaffner, der sich gleich meine Fahrkarte ansah. Dies tat er aber wohl eher um mich in den richtigen Zug zu stoßen, als mich zu kontrollieren. Der Zug wurde an der Anzeigetafel als „Sight Seeing Train“ ausgewiesen. Na hoffentlich haben wir im Abteil keinen Guide mit Plastiktafeln, wie im 88er Bus, der einem die ganze Fahrt in Chinesisch die Ohren zu quatscht.
Ein Zug kam und ich machte mich bereit einzusteigen, doch er fuhr einfach durch ohne anzuhalten. Da hätte mich der Schaffner aber auch warnen können. Wofür hat er denn meine Karte kontrolliert? Aber der nächste war dann der richtige Zug. Beim Einsteigen wurde noch einmal die Karte kontrolliert. Langsam war meine Karte richtig abgegriffen.
Ich hatte einen Platz am Fenster mit guter Aussicht. An der nächsten Station hielt der Zug 12 Minuten lang. Dank meiner guten Aussicht konnte ich auf der Anzeigetafel lesen, dass der Zug nach Taipei fährt. Das wäre genau die andere Richtung und da wollte ich gar nicht hin. Aber so oft wie man meine Karte kontrolliert hatte konnte ich gar nicht falsch sein. Wurde hier eventuell der Zug geteilt in Zug 1 und Zug 51?
Nach einiger Zeit kam ein Mann mit Essen und ich erwarb blind eine Schachtel für 60$. Es war Kotelette mit Reis und Gemüse. So einen Service sollte die Deutsche Bahn einmal anbieten und vor allem zu diesem Preis. Aber von wegen Sight Seeing. Die ganze Strecke fuhren wir fast nur durch Tunnel und das 6 Stunden lang. Neben mir saß ein junger Mann der entweder schlief oder telefonierte. Meistens ersteres zum Glück. Dafür telefonierte eine Frau im hinteren Teil des Abteils extrem laut. Sie schrie so laut ins Telefon, dass man am anderen Ende der Leitung, oder besser des Funkes, die Worte wohl noch in 3 Meter Abstand verstand und das ohne Freisprecheinrichtung. Sie hätte garantiert auch ohne Telefon einfach rüber rufen können. So groß war Taiwan ja auch nicht.
In Hualien angekommen ging ich erst mal direkt zur Touristen Info. Die Antwort „a little bit“ auf meine Frage „Do you speak English“ überraschte mich wenig. Ich wollte von der Dame am Schalter wissen, ob es irgendwelche Einschränkungen oder Sperrungen wegen des Erdbebens im Taroko Gebirge gab. Aber die gab es scheinbar nicht. Und meine Frage, ob es gefährlich sei, beantwortete Sie mit „Ich soll einfach vorsichtig sein“. Nun irgendwie fand ich es selbstverständlich, dass ich nicht auf einem Seil über die Schluchten balancieren wollte. Sie erklärte mir dann noch, dass der Bus am orangenen Gebäude gegenüber abfährt und ich dort auch meine Fahrkarte bekomme. Am Schluss gab sie mir noch einen Busfahrplan. Das war doch schon ganz schön viel Information, dafür dass sie nur wenig Englisch konnte. Aber inzwischen hatte ich auch das Touristen Info Englisch drauf. Das war mir mit dem Indischen Englisch nie gelungen.
Ich lief anschließend zum Hotel. Kurz hinter dem Bahnhof bot mir eine Frau ein Hotelzimmer an, doch ich lehnte ab. Hätte ich es nur mal genommen. Nach 10 Minuten kam ich in einem kleinen Hostel an. Im Eingangsbereich war schon alles zugemüllt und dreckig. Es war niemand da und so ging ich durch die Küche zum Hinterhof. Dort fand ich auch einen dicken, jungen Mann, der gut Englisch sprach. Nach dem Aussehen der Küche war es wohl besser, dass keinerlei Mahlzeit im Preis inbegriffen war. Ich zahlte bar, da es technische Probleme mit dem Kreditkartenleser gab. Das war vieleicht besser so, vertrauensvoll sieht anders aus. Er zeigte mir mein Zimmer im ersten Stock. Das Bad war eine Katastrophe und im Zimmer war überall Staub und Dreck. Die Kabel waren alle über der Wand verlegt, wenn man das so nennen darf. Ich habe mir ernsthaft überlegt auf dem Bett über der Decke zu schlafen, wie damals in Indien.
Ich wollte noch mal zum Bahnhof und nach der Busstation schauen. Auf dem Weg nach draußen fing mich der dicke Mann ab, der übrigens auch noch einen winzigen Hund hatte, und wollte mir unbedingt eine Abkürzung zum Bahnhof vermitteln. Der Weg war natürlich länger als meiner, den Google Maps errechnet hatte, aber durch die vielen Geschäfte war seiner interessanter. Eventuell bekam der dicke Mann auch Provision von den Geschäften.
Auf dem Weg fing es leicht an zu nieseln, aber das war nicht so schlimm. Am Bahnhof habe ich dann noch das obligatorische Kotelette mit Reis und Gemüse gegessen. Den Trinkjogurt lies ich stehen, da ich der Einhaltung der Kühlkette nicht traute. Ich ging anschließend zu dem orangenen Gebäude. Alle Schilder am Schalter, der die Busfahrkarten verkaufte, waren Chinesisch. Na, das kann ja morgen lustig werden. Im Bahnhof holte ich noch schnell 2000$ um meine Kriegskasse zu füllen. Der erste ATM ging wieder einmal nicht, das scheint hier Sitte zu sein, siehe Ankunft am Flughafen. Im 7eleven erwarb ich noch Bier für heute und andere Getränke für morgen. Bisher gab es hier kein Erdbeben.
13. Tag – Taroko Abenteuer
Es gab nur 2 winzig kleine Handtücher und kaltes Wasser im Bad. Ich nahm dann auch lieber mein eigenes Shampoo und nicht das, das was an der Wand hing. Dieses Hostel hatte schon etwas Spezielles und das ist nicht positiv gemeint, eher abenteuerlich. Aber ich hatte noch andere Gäste im Flur gehört, also war ich nicht allein.
Als ich das Haus verließ war die Eingangstür noch abgeschlossen und niemand war zu sehen. Ich nahm lieber meinen Schlüssel mit, denn ich wollte nicht, dass der dicke Mann mein Zimmer macht. Ich lief also zum Bahnhof und holte dort eine Karte für den Bus. Zum Glück sprach der Mann am Schalter Englisch. Vielleicht sollte man hier die Touristen Info einrichten. Der Mann meinte ich solle hier auf den Bus warten und nicht gegenüber, wo das Haltestellenschild stand. Das machte Sinn, denn wie ich später sah, hielt der Bus da gar nicht.
Es kam ein kleiner Bus, in den ich einstieg und der sich recht schnell gut füllte. Ich war also nicht allein, was auch nicht zu erwarten war. Nach etwa einer Stunde Fahrt kamen wir mit leichter Verspätung am Shakadang Trail an. Hier hielt der Bus auf einer Brücke, von wo aus man über eine Treppe in die Schlucht hinuntersteigen konnte. Ich beeilte mich etwas, denn wenn man der Erste ist stehen einem die anderen Touristen nicht im Weg rum, auch beim Fotografieren. Nach den üblichen Warnungen vor Schlangen, Todesbienen und Herzinfarkten ging es 1,5 km durch die Schlucht, immer am Fluss entlang. Das war schon beeindruckend. Am Ende sollte ein 4D Haus die Sensation sein, doch irgendwie weiß ich immer noch nicht, was das sein soll. Am Ende des Weges standen nur ein baufälliges Wohnhaus und mehrere Souvenirstände, die sich gerade auf den Touristenansturm vorbereiteten. Eine Verkäuferin meinte ich könnte trotz Verbotsschilds noch weiter gehen und ein weiteres Schild zeigte ein Ziel in noch mal 1,5 km an, doch nach 10 Metern war kein Weg mehr zu erkennen. Und es sah auch nicht so aus als wäre er nur mal kurz unterbrochen. Bevor ich noch zum Bergsteiger werden würde, kehrte ich lieber um, auch um den Bus um 9:41 Uhr statt um 11:01 Uhr zu bekommen. Deshalb lief ich auch etwas schneller zurück, wobei mir viele Mitfahrer aus meinem Bus erst jetzt entgegenkamen. Ich musste in der Sonne auf den Bus warten und diese brannte ganz schön hinunter. Zumindest mit dem Wetter hatte ich heute Glück. Der Bus war total überfüllt, denn jetzt kamen alle Langschläfer und die, die am Hauptquartier ausgestiegen waren, um Informationsmaterial zu sammeln.
Dadurch, dass ich früher als geplant weiter reisen konnte, änderte ich meinen Plan. Ich fuhr nicht durch bis Tianxiang, der Endstation des Busses, sondern stieg am Yanzikou Trail mit den Swallows Grottes aus. 2 Frauen, die auch gut Englisch konnten und mich schon im Bus angesprochen hatten, taten dies mir gleich. Sie fragten eine Aufpasserin nach einem Helm, weil der laut eines Schildes erforderlich sei. Diesen Helm gab es aber nur an der Touristen Station, also eine Busstation vorher. Was ein Schwachsinn, denn da der Bus nur alle Stunde fährt, soll man da aussteigen, 5 Minuten den Helm holen und dann eine Stunde auf den nächsten Bus warten? Und zum Zurückbringen das Gleiche? Da geht ja der halbe Tag für einen Helm drauf.
Zum Glück wurde einem durch die Aufpasserin der Zutritt ohne Helm nicht verwehrt, man solle nur vorsichtig sein. Das kommt mir so bekannt vor. Im Nachhinein war es eine gute Entscheidung keinen Helm zu tragen, denn das sah schon recht lächerlich aus wie die ganzen Leute mit ihren leuchtenden blauen Helmen durch den Tunnel gingen. Dieser war mehr ein Straßentunnel als eine Grotte. Aber der seitliche Ausblick war mit einer Fluss-Berg-Schlucht Landschaft überwältigend. Am Ende des Trails wartete dann ein Cafe mit Souvenirshop auf einen, aber wieder mal kein Mülleimer. Den hatte man erneut vergessen. Ich war mir nicht sicher, ob der Trail wirklich hier schon endete, denn es waren nur ein paar hundert Meter bis hierher, also ging ich noch ein Stück weiter. Ich schaute auf den Busplan und musste feststellen, dass der nächste Bus schon in 28 Minuten kommt. Jetzt musste ich zurück zur Busstation fast schon rennen, denn das war ja kein Rundweg. Als ich an der Busstation angekommen war, stellte ich fest, dass ich wohl in die falsche Spalte des Planes geraten war, denn nach ausgehängtem Plan kam der Bus erst in weiteren 30 Minuten. Die 2 Frauen, die mit mir ausgestiegen waren, warteten auch schon hier. Die hatten wahrscheinlich in die gleiche Spalte gesehen. Ich ging noch mal ein kurzes Stück zurück und machte ein paar Fotos. Als ich zurückkam sprach mich ein älteres Pärchen an, ob ich aus Boston käme, da ich ein New England Patriots T-Shirt an hatte. Es passiert mir immer wieder, dass ich wegen meiner T-Shirts angesprochen werde. Anschließend sprachen mich die 2 Frauen an, diesmal nicht wegen des T-Shirts. Sie kämen aus Singapur und waren von den Zeugen Jehovas. Jetzt konnte ich die Tür nicht zumachen, denn es gab hier ja keine und so versuchten sie mich zu bekehren. Ich bekam noch eine Broschüre und die Internetadresse. Zum Glück kam dann bald der Bus, so dass ich mich der Taufe entziehen konnte.
Ich fuhr mit dem Bus nach Tianxiang durch. Dieser Ort auf der Bergspitze bestand eigentlich nur aus einem großen Parkplatz, um den sich ein paar Gebäude angesiedelt hatten. Darunter auch 2 Restaurants, die je eine Türsteherin zum Hereinwinken von Touristen engagiert hatten. Ich sah nur Preise zwischen 800$ und 1200$ angeschlagen. Und da ich nicht das Gehalt der Türsteherinnen mit bezahlen wollte, wollte ich den Besuch der Restaurants vermeiden. Ich ging lieber über die Brücke zu dem einzigen Tempel im Ort, der auf einem Hügel etwas abseits liegt. Ich musste nun eine Treppe hoch und hatte die Wahl zwischen einer gerade nach oben geführten Treppe oder einer halbrund verlaufenden, die natürlich einen Umweg darstellte. Ich wählte aber trotzdem die Halbrunde, da die bösen Geister ja bekanntlich nur geradeaus laufen können. Deswegen sind ja auch die Brücken in chinesischen Gärten immer so geschwungen. Und es hat genutzt, denn ich bin keinem bösen Geist auf meinem Weg zur Statue begegnet. Von hier ging es noch etwas höher zu einer Pagode, die man auf 2 separaten Treppen besteigen konnte. Ich wählte die richtige, denn auf der anderen Treppe befand sich ein Pärchen und das wäre ziemlich eng geworden. Pagoden-Treppen-Roulette sozusagen.
Der nebenstehende Tempel war ganz neu. Ja die vielen Erdbeben, da muss man ab und zu alles mal wieder neu aufbauen. Ich spendete vorsorglich 100$ für den nächsten Aufbau und nahm dafür einen Glücksbonbon mit. Auf dem Rückweg entdeckte ich die Tempelküche, die Tofu anbot. Ich dachte mir, lieber hier was Essen als in den Restaurants am Parkplatz, zumal die Einnahmen nicht den Türsteherinnen, sondern dem Tempel, bzw. dem Neuaufbau des Tempels nach dem nächsten Erdbeben zugutekommen. Es gab sogar eine richtige Speisekarte und ich wählte etwas mit Reis. Die Köchin meinte das würde 15 Minuten dauern und da mein Bus in 30 Minuten los fuhr, fragte ich, ob es etwas gäbe, was schneller ging. Aber da sie mich nicht verstand einigten wir uns auf meine Ursprungswahl. 20 Minuten später kam der Reis mit Gemüse in einem Blatt eingewickelt. Dazu eine Tasse Tee mit geronnener Milch. Ich wusste nicht, ob man das Blatt mitessen kann und so ließ ich es lieber übrig. Im Notfall kann ich immer noch behaupten ich hätte eine Blattallergie. Den Tee trank ich, denn ich wusste, dass man geronnene Milch trinken kann.
Mit zusammengefalteten Händen bedankte ich mich beim Bezahlen, so wie es unter uns Brüdern und Schwestern im Tempel üblich ist und hastete zur Busstation. Von dem Parkplatz aus konnte man noch eine weitere Statue sehen, doch ich konnte keinen Zugangsweg entdecken. Der war wohl in einem der geschlossenen Trails enthalten. An der Bushaltestelle hatte sich schon eine kleine Schlange gebildet (vielleicht deshalb die Schilder, die vor Schlangen warnen), ganz vorne die 2 Frauen aus Singapur. So stellte ich mich auch an. Der Bus wurde ziemlich voll, aber ich bekam noch einen Sitzplatz. Es fuhr zufällig derselbe Fahrer wie heute Morgen. Also er fuhr nicht zufällig, das war schon Absicht.
Zum Glück stiegen an der nächsten Station viele Leute aus. Ich und die 2 Frauen aus Singapur fuhren bis zum Changchun (Eternal Spring) Shrine. Es ging zuerst durch Höhlen zu einer kleinen Tempelanlage. Hier beendeten die meisten Ihre Besichtigung. Ich nicht. Es ging nun 30 Minuten lang über Steintreppen den Berg hoch. Oben angekommen war ich fix und alle. Die Abzweigung zu einem Turm ließ ich aus, da es wieder Bergab ging und ich danach hätte wieder hoch steigen müssen. Den auf dem Weg liegenden Glockenturm ließ ich stattdessen nicht aus. Die freistehenden Treppen machten mir etwas (Höhen-)Angst, aber ich erstieg sie trotzdem. Anschließend ging es den Berg über genauso viele Stufen fast komplett wieder hinunter. Dabei rutschte ich einmal aus und fiel hin, da es so glitschig war. Es hatte angefangen leicht zu regnen und das machte sich gleich bei der Bodenhaftung bemerkbar. Zum Glück passierte das auf einem ebenen Stück und nicht direkt auf den Treppen, sonst wäre ich diese wohl hinuntergestürzt und ich hätte dies unter Umständen nicht mehr schreiben können.
Nach einiger Zeit kam ich an der vom Reiseführer angekündigten Hängebrücke an. Diese war klein, hoch, lang und sah extrem gefährlich aus, zumindest wenn man Höhenangst hat. Ein Mann mit Frau und Kind standen davor und machten Fotos. Ich meinte zu ihnen ich hätte Angst und der Mann sagte darauf, er auch. Na das macht Mut. Ich sagte dann zu ihnen „Follow me“ und ging mutig voran. Es ging leichter als gedacht. Eine Frau mit Kamera auf dem Kopf kam mir entgegen. Das sah noch lächerlicher aus wie die Helme in der Grotte. Aber wahrscheinlich bin ich jetzt im Internet auf YouTube. Mal sehen was man durch Abmahnungen so verdienen kann. Auf der anderen Seite empfing mich ein neu gebauter und uninteressanter Tempel. Ich machte mir nicht mal die Mühe hineinzugehen. Aber der Weg ist das Ziel, das traf hier besonders zu.
Ich ging nicht den Weg zurück, das war durch den Regen auch viel zu gefährlich geworden. Ich ging stattdessen die Straße herunter, die dann zur Hauptstraße führte. Die Familie von der Brücke fuhr in einem Taxi an mir vorbei und winkte. Es war wohl auch die Erleichterung dem Tode entronnen zu sein. 10 Meter weiter bin ich dann noch mal gestürzt, diesmal war die glitschige Fahrbahnmarkierung schuld. Zum Glück ist wieder nichts passiert, nur die Hose wurde dreckig. Unten an der Hauptstraße angekommen ging ich links und durch den Autotunnel und siehe da, in 5 Minuten war ich am Busparkplatz. Das alles hätte ich also auch einfacher haben können, aber wie gesagt, der Weg…
Ich hatte noch 30 Minuten Zeit bis der Bus kommen sollte und so ging ich in das Cafe um dort ein Bier zu trinken. Ich war klitschnass durch den Schweiß und den Regen. Allerdings gab es kein Bier und so wollte ich wenigstens eine Cola trinken, um meinen Zuckerhaushalt wieder aufzufüllen. Ich holte eine rote Dose aus dem Kühlschrank, doch diese stellte sich als eine Art Root Bier heraus. Es schmeckte auf jeden Fall furchtbar nach Gummibärchen.
Kurz vor 14:50 Uhr, der Abfahrtszeit des Busses, ging ich zur Bushaltestelle. Die 2 Frauen aus Singapur waren natürlich auch wieder da. Als ich von meinen Erlebnissen erzählte, kam die Frau vom Cafe und berichtete, dass hier kein Bus halten würde, da wegen der Baustelle die Abzweigung zum Shrine gesperrt sei. Wir müssten die 200 Meter zur Abzweigung laufen und dort den Bus anhalten. Es war nun schon 14:50 Uhr und so rannte ich vorweg. Doch es war weit und breit kein Bus zu sehen. Wir liefen zusammen bergab Richtung Hauptquartier, da kam uns ein Polizist auf einem Motorrad entgegen. Eine der beiden Frauen fragte ihn etwas und er meinte wir sollten einfach weiter laufen. Na toll, die Polizei dein Freund und Helfer. Ich sah mich schon in den Bergen übernachten. Aber Moment, immer noch besser als in meinem dreckigen Hostel Zimmer. Da hat man alles so gut geplant und dann ist das, was so kompliziert aussah, so einfach und das Einfache kann so kompliziert werden.
Um 15:10 Uhr sah ich von weitem das orange-rote Lichtband eines Busses. Dieser hielt mit Warnblinker genau an der Abzweigung zum Shrine. Inzwischen hatten wir uns aber zu weit entfernt, um diesen noch zu erreichen. Doch was ein Glück, er fuhr ein Stück weiter in unsere Richtung und hielt erneut, diesmal aber in Reichweite. Ich erkannte den Schriftzug Taroko Shuttle an der Front, rief meine Begleitung und rannte los. Der Bus war voll, aber man ließ uns trotzdem ein. Wieder stiegen fast alle an der nächsten Station, dem Hauptquartier, aus, um ihren lächerlichen Helm abzugeben. Ich war immer noch klatschnass und machte das Gebläse der Klimaanlage aus, um die folgende Erkältung nicht ganz so schlimm werden zu lassen. Da war ich auf den Treppen dem Sensenmann noch mal von der Schippe gesprungen und wollte jetzt nicht wegen einer Klimaanlage im Bus verrecken.
Wir fuhren am Strand vorbei, wo ein Militärflughafen sich positioniert hatte. Da dieser nicht zu besichtigen schien, stieg ich nicht aus, sondern fuhr weiter nach Hualien zum Bahnhof. Hier verabschiedete ich mich freundlich von meinen 2 Zeugen Jehovas aus Singapur, ohne mich Schluss endlich bekehren zu lassen und wandte mich meiner eigentlichen Religion zu, indem ich im 7eleven ein Bier erwarb und dieses meinem Bauch opferte. Dieses tat ich direkt im Bahnhof, wobei ich noch meine Mails lesen konnte, da es dort freies Internet gab. Man bot hier auch eine Massage für 100$ pro 10 Minuten an. Das wollte ich für später im Auge behalten, da ich im Moment zu Nass für eine Massage war. Ich holte noch 2 Bier, damit ich diese später im Hotel opfern konnte und zu diesem ging ich anschließend auch. Ich wurde von dem dicken Mann begrüßt, der meinte, er hätte meine Papierkörbe geleert. Gut so, jetzt passen auch wieder mehr leere Bierdosen hinein. Mein Bett oder sauber gemacht hatte er nicht, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Ich habe mich trotzdem brav bedankt.
Nach den 2 Bier und nach dem Laden meiner Kamera Akkus (diese waren schon wieder alle leer) ging ich wieder los, um etwas zum Essen zu suchen. Es fing wieder leicht an zu regnen. Kurz vor dem Bahnhof traf ich zufällig das Pärchen, das mich an der Grotte auf mein Boston T-Shirt angesprochen hatte. Diese aßen gerade eine Suppe mit Fisch und Reis mit Hackfleisch. Sie baten mich zu sich und halfen mir das Selbe zu bestellen. Man nahm einfach einen chinesisch beschrifteten Zettel, trug die Anzahl der Gerichte hinter irgendwas ein, das man nicht lesen konnte, und gab den Zettel daraufhin der Kellnerin. Warum habe ich das nicht nur schon früher so gemacht? Das Pärchen kam aus Kalifornien und beide waren wohl ursprünglich aus Taiwan, denn er sprach recht schlecht Englisch, sie dafür sehr gut. Ja, die Mischung macht‘s. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt, verabschiedeten uns aber nach einer Weile, denn inzwischen schüttete es wie Hund und wir saßen nur unter einem kleinen Schirm auf dem Gehweg.
Ich ging zum Bahnhof, um mich massieren zu lassen, solange ich noch trocken war. Die Masseure waren alle sehbehindert, also fast schon blind. Ich legte mich auf einen Masseurstuhl und ließ meinen Rücken 10 Minuten durchkneten. Da sich dies so gut anfühlte, verlängerte ich noch um weitere 10 Minuten, wodurch auch noch meine Arme einer Behandlung unterzogen wurden. Ich gab der Masseuse 200$, doch dann wollte sie mir 300$ rausgeben. Im Massieren war sie Klasse, aber im Geldschein erkennen verständlicherweise nicht.
Ich musste nun durch den Regen zurück ins Hotel. Als ich ankam war ich klatschnass. Dabei war ich gerade erst wieder trocken geworden. Und natürlich ging der Föhn nicht. Hatte ich was anderes erwartet?
14.Tag – Zurück in Taipei
Es hatte die ganze Nacht geschüttet, wie wenn die Welt untergeht. Wenigstens war es dadurch angenehm kühl. Zum Glück hatte es erst nach meinem Taroko Ausflug angefangen zu Regnen. Wenn das in den Bergen passiert wäre, hätte ich wohl alles abblasen können.
Um kurz vor 8 Uhr ging ich los. Es war wieder mal niemand da, also legte ich den Schlüssel und die Fernbedienung auf den Tresen. Es lagen noch zwei weitere Schlüssel und Fernbedienungen da. Da war ich wohl nicht ganz allein. Gut, dass ich im Voraus bezahlt hatte. Am Bahnhof wollte ich mir im 7eleven etwas zu Essen holen. Eigentlich wollte ich die obligatorischen Stückchen mit auf die Fahrt nehmen, doch ich schaute mich einmal um, was es sonst noch gab. Ich entdeckte eine Pappbox mit Reis und Hähnchen und ich dachte, das kann man auch kalt essen. Doch die Kassiererin schnappte sich die Box und steckte sie gleich in die Mikrowelle. Jetzt war ich gezwungen mich in die Bahnhofshalle zu setzen und zu frühstücken, solange es noch warm ist. Aber ich hatte für 65$ ein köstliches Frühstück. Ich ging anschließend zum Bahnsteig. Hier gab es sogar eine Rolltreppe. Also das war schon sehr touristisch hier.
Es fuhr laut Anzeige nur alle halbe Stunde ein Zug, so war es nicht allzu schwierig den Richtigen zu erwischen, wenn man nicht auf Vorbeifahrende aufspringt. Im Zug selbst gab es keine Anzeigetafel, nur unverständliche Durchsagen. Zum Glück hatte ich den Fahrplan ausgedruckt und konnte so Zeiten und Stationsnamen bei den Zwischenhalten vergleichen. Ich war trotzdem gespannt, wie gut das funktioniert und ob mein Plan mit der Realität übereinstimmt.
Neben mir saß ein Geschäftsmann der abwechselnd in einem Buch las und (natürlich) schlief. Na besser Buch lesen als telefonieren. Ich hatte Rückenschmerzen von der Massage oder von dem Bett, das hart gewesen war wie Beton. Die erste Station fuhren wir pünktlich an. Allerdings hatte das Internet meinen Fahrplan 1:1 vom Chinesischen ins Englische übersetzt und so hieß die Station auf meinem Plan „South Australia“ statt Nanao. Ich musste also feststellen, dass der Plan beim Vergleichen der Stationsname nicht ganz so hilfreich war. Ich hatte mich schon gewundert, warum wir einen Umweg über Australien machen. Aber nach dem Bus Nr. 3 in Kinmen wunderte mich gar nichts mehr.
Wir kamen pünktlich in Taipei an. Auf der Anzeigetafel wurde trotzdem 1 Minute Verspätung angezeigt. Also ich glaube bei der Deutschen Bahn ist alles unter 10 Minuten pünktlich. Die hätten dafür noch nicht mal die Anzeige angemacht. Ich musste mit meiner Tasche wieder einmal durch den halben Bahnhof laufen, um zur Metro zu kommen. Wäre ich direkt zum Hotel gelaufen, wäre ich garantiert schon da.
Als ich aus der Metro stieg, kam mir alles so bekannt vor, denn es war dieselbe Station wie bei meinem ersten Aufenthalt. Ich musste allerdings viel weiter zurück Richtung Bahnhof laufen als beim ersten Mal. Der Eingang zum Hostel war eine kleine Tür direkt neben einem Weinladen. Nur ein ganz kleines per Farbdrucker ausgedrucktes Schild war an der Wand zu erkennen. Ein Pförtner saß am Eingang und als ich ihn nach dem Hostel fragte, er konnte natürlich kaum Englisch, zeigte er mir ein Schild, dass ich eine bestimmte Telefonnummer anrufen soll. Jetzt wollte ich aber keine 3 Euro pro Minute ausgeben und so behauptete ich einfach mal, dass ich kein Telefon dabei hätte. Daraufhin zog er ein Tuch weg und darunter kam ein altes Wählscheibentelefon zum Vorschein. Dann holte er ein Kabel unter dem Tisch hervor und stöpselte dieses in das Telefon. Na hoffentlich brennt es hier nie und er muss die Feuerwehr anrufen.
Gerade in diesem Moment kam Mike, meine Kontaktperson. Er war unglaublich hektisch, nicht nur jetzt, sondern die ganze Zeit. Immer in Eile. Er meinte ich möge 2 Minuten warten, er brächte noch andere Gäste weg. Er verschwand wieder im Aufzug und als er zurückkam meinte er mein Zimmer wäre noch nicht sauber. Ich könne aber meine Tasche darin abstellen und er würde mir in einer Stunde den Schlüssel geben. Dann ging er wieder kurz weg und als er wieder auftauchte fuhren wir in den 12.Stock. Und siehe da, da war ein sauberes Zimmer. Na also geht doch, wenn man ruhig bleibt. Also ich zumindest.
Also ein Zimmer war es nicht gerade. Es war mehr eine Einzimmerwohnung, die der Betreiber des Hostels in dem Hochhaus wohl angemietet hatte (also nicht nur die eine Wohnung) und an Touristen vermietete. Das erklärte die fehlende Rezeption. Das Zimmer war komplett eingerichtet mit Bett, Couch, TV, Spielekonsole, Küche und Bad. Einzig fehlte im winzigen Bad eine Dusche. Diese wurde durch eine Brause ersetzt, die am Waschbecken angeschlossen war. Mike erklärte mir alles ganz ausführlich, obwohl alles bereits an unzähligen Zetteln an der Wand angeschlagen war. Ich sprach ihn darauf an, dass ich meine Tasche am letzten Tag bei ihm deponieren wollte und wir einigten uns darauf, dass ich morgens die Tasche im Zimmer lassen, die Tür schließen und den Schlüssel durch den Briefkastenschlitz ins Zimmer zurückbefördern würde. Und um 19 Uhr verabredeten wir uns zur Abholung der Tasche. Da bin ich mal gespannt, ob das klappt.
10 Minuten später klopfte es. Gut dass ich gerade auf der Toilette saß. Es war Mike, der mir mitteilen wollte, dass ich den Schalter von der Steckerleiste am Fernseher nicht ausmachen soll, da sonst das Internet nicht geht. Jetzt hatte ich gar kein Interesse den Schalter auszumachen und wie ich später feststellte, ging das Internet auch mit eingeschaltetem Schalter nicht. Ich verließ das Zimmer um mein Sightseeing zu beginnen, da kam mir Mike auf dem Flur entgegen. Ich berichtete ihm das defekte Internet und er meinte er hätte das schon gesehen und würde sich darum kümmern. Ich lief zurück zum Bahnhof und aß unterwegs am Busbahnhof Hähnchen mit Reis und Zwiebeln und dazu eine Suppe.
Ich fuhr mit der Metro anschließend zur Zhongshan Station. Hier suchte ich den Fazhugong Tempel, konnte ihn aber nicht finden. Laut Reiseführer sollte er über der Straße in einem Torbogen sein. Ich lief mehrfach hin und her, fand auch einen Torbogen, aber keine Treppe oder ein Schild. Das fiel wohl einem Straßenverkäufer auf. Dieser zeigte auf einen kleinen Fahrstuhl hinter einer Tür, neben der nur viele kleine Chinesische Zettel angeklebt waren. Ich fuhr in den ersten Stock und da war er. Der Tempel selbst war uninteressant, aber die Lokation…
Ich ging durch die Fann Diha Street, eine alte Straße mit ebenso alten Geschäften. Die Bekanntesten, laut Reiseführer, habe ich mir dann angesehen. Nur das Geschäft mit den Haifisch Utensilien wurde gerade entkernt. Blöder Tierschutz, das Interessanteste war für immer verloren. Wo bleibt denn hier der Touristenschutz? Dafür besuchte ich noch kurz den Iahai City God Temple.
Ich ging weiter zum Liu-Hsin Puppet Theater Museum. Der Mann an der Kasse war Italiener und hatte mich zuerst gar nicht bemerkt. Es wäre zurzeit nicht viel los, meinte er. Das konnte ich angesichts des leeren Museums nur bestätigen. Allerdings war das Museum auch nur mäßig interessant gestaltet. Einzig die alten Chinesischen Puppen waren hervorzuheben. Beim Abschied unterhielt ich mich mit dem Mann noch etwas über die Puppen Museen der Welt und ging dann weiter zur Cheng Tian-Lai Residence und dem Dadaocheng Wharf. Erstere konnte man nur von außen ansehen, letzteres war nicht wirklich schön. Aber wenn man schon mal in der Nähe ist nimmt man das halt mit. Ein paar Straßen weiter war der Cishen Tempel. Unterwegs glotzten mich einige weiße Touristen an. Sonst machen das nur die Einheimischen. Da sieht man mal, wie selten hier westliche Touristen sind.
Um den Tempel selbst gab es extrem viele Fressbuden. Jetzt ist es bei uns üblich nach der Kirche zum Frühschoppen zu gehen. Soll ich daraus schließen, dass Christentum durstig und Buddhismus hungrig macht? Hat deshalb der lächelnde Buddha so einen dicken Bauch?
Um die Ecke lag die Dadaocheng Church, die so gigantisch war, dass Bischof Tebartz-van Elst diese gebaut haben musste. Einen Eingang gab‘s auch nicht, ein weiteres Indiz. Wohl sein neuer Sommersitz oder das Wochenendhaus? Erste Klasse Flug nach Taipei inklusive.
Ich lief zur Shuanglian Metro Station und fuhr von dort zur Yuanshan Station. Durch das Expo Gelände ging es zum Fine Arts Museum. Am Eingang stand ein Automat und an diesem musste ich mir ein Ticket ziehen, wie mir eine Angestellte erklärte, die direkt daneben stand. Dabei erklärte sie mir auch gleich die Bedienung des Automaten und riss anschließend die Karte ab. Jetzt erklär mir mal einer den Sinn des Automaten. Die Angestellte hätte mir doch gleich die Karte verkaufen können?
Das Museum war ziemlich furchtbar, voll mit moderner Kunst. Nur die Fotoausstellung im 3.Stock war den, zugegeben lächerlich kleinen, Eintrittspreis von 30$ wert. Na ja, man sparte ja unglaublich viel an Personalkosten durch den Automaten.
Nebenan war das Taipei Story House. Dieses beinhaltete eine Brücken Ausstellung, die wohl nur dazu da war um eine Rechtfertigung für die 50$ Eintritt zu haben. Die hätten aber die Touristen sowieso bezahlt, nur um das Gebäude zu sehen. Aber wahrscheinlich musste man einfach irgendwas ausstellen, um Eintritt erheben zu dürfen.
Ich musste ein gutes Stück laufen, um zum Lin An Tai Homestaed zu kommen. Dieses sollte bis 21 Uhr geöffnet haben. Aber ich muss schon wieder in die falsche Spalte gerutscht sein, denn es hatte bereits seit 17 Uhr geschlossen. Doch vor verschlossener Tür gab es kostenlos Internet und da meines im Hostel ja nicht ging, nutzte ich die Gelegenheit und lud meine Mails auf mein Tablet. Ich lief zum Konfuzius Tempel, doch es wurde schon dunkel. Dementsprechend schlecht wurden auch die Fotos. Ich lief also einmal durch und ging anschließend zum gegenüber liegenden Bao-An Tempel. Dieser war UNESCO-Weltkulturerbe, was es umso ärgerlicher machte, dass es bereits dunkel war. Na gut, Weltkulturerbe war er auch ohne Licht. Der Vorteil war, dass ich überall fast allein war.
Der Berufsverkehr war schon fast vorbei, doch trotzdem sperrte eine Frau einfach mal die Rolltreppe zur Metro, so dass ich, und alle anderen auch, grundlos die Treppe benutzen mussten. Ich fuhr aus Trotz zu meiner alten Station, um von dort aus, mit Zwischenstopp beim 7eleven, zum Hotel zu laufen. Unterwegs entdeckte ich zufällig ein Buffet Restaurant, das mir vorher nie aufgefallen war. Da es bereits 19:10 Uhr war und das Restaurant nur bis 20 Uhr geöffnet hatte, ging ich direkt hinein. Gut dass meine Blase inzwischen so gut trainiert ist, so musste ich noch nicht gleich ins Hostel rennen. Dadurch bekam ich für 110$ ein mehr als reichhaltiges Mahl inklusive Suppe, das ich im ersten Stock unter mehreren Fernseher einnahm. Diese sollten entweder vom Essen ablenken (dabei war es gar nicht schlecht) oder das Sättigungsgefühl unterdrücken.
Im Hostel kam mir wieder Mike entgegen. Er meinte das Internet ginge wohl erst Morgen. Wahrscheinlich hat er die Rechnung erst heute Abend mit meiner Vorauszahlung bezahlt. Als ich meine vorsorglich heruntergeladenen Mails durchschaute entdeckte ich eine, die ich unbedingt beantworten wollte. Da ich aber sowieso noch mal den Busbahnhof suchen wollte, an dem der Bus zum Flughafen abfährt, ging ich noch mal zum Bahnhof zurück, da es dort auch freies Internet gab.
Der Busbahnhof war sehr leicht zu finden und zu Fuß in 10 Minuten von meinem Hotel aus zu erreichen. Im Bahnhof setzte ich mich in die Haupthalle und schrieb meine Mail. Ein leicht verrückt aussehender Obdachloser kam auf mich zu und meinte zu mir „Ni Hao“, also „Hallo“. Ich wollte schon aufstehen und ihn Platz nehmen lassen, denn ich saß auf einem Behindertensitzplatz. Aber als ich auch „Ni Hao“ zu ihm sagte, drehte er sich um, ging von dannen und setzte sich etwas weiter weg auf seinen alten Platz. Ich glaube ich sollte mit dem Trinken aufhören, wenn das einmal so enden kann.
Vor meinem Hostel war direkt eine Überführung zur anderen Straßenseite. Doch keiner benutzte diese. Man wartete hier lieber 30 Minuten an einer roten Ampel als eine Über- oder Unterführung zu benutzen, selbst wenn diese mit Rolltreppen ausgestattet waren. Also hatte ich mir das auch inzwischen angewöhnt.
15.Tag – Besuch beim Präsidenten
Am Morgen duschte ich vor dem Waschbecken, was extrem ungewohnt ist, so direkt frei im Bad stehend.
Um 8 Uhr ging ich zum Presidential Building, das man nur am Samstag besichtigen konnte. Ich blieb unterwegs noch an der Metro Station stehen, um meine Mails abzurufen. Kostenloses Internet sollte der RMV einmal einführen. Dann wären die 2,40€ für eine Fahrt angemessener. Ich war viel zu früh am Gebäude. Außer einem Wachmann und mir war keiner da. Aber die Absperrungen für den Einlass waren schon vorbereitet. Ich ging noch mal kurz die Straße rauf und runter, um mir die Zeit zu vertreiben und als ich zurückkam hatte sich inzwischen eine Schlange von ungefähr 15 Leuten gebildet. Ich stellte mich schnell an, was eine kluge Entscheidung war, denn die Schlange verlängerte sich nun recht schnell. Aber die Wartezeit ging schnell rum, denn auf der gegenüberliegenden Straßenseite befestigten Soldaten slapstickartig ein gigantisches Schild an einem Regierungsgebäude. Das war ein besserer Zeitvertreib als Fernsehen. Dann ging es endlich rein. Allerdings dauerte alles etwas länger, denn einige Besuchergruppen wurden zwischen die normalen Besucher geschoben. In der Zwischenzeit ging ein Mann schon mal die Schlange ab, um die Einhaltung der Kleidervorschrift und die Pässe zu kontrollieren. Nach einiger Zeit ging es zu einer Stelle, wo der Pass registriert wurde und man einen Anklebebutton bekam. Dann ging es durch einen Metalldetektor. Meine Umhängetasche wurde so gut wie gar nicht kontrolliert. Das Fach, in dem mein Schlüssel war wurde noch nicht mal geöffnet. Dann wurden die Leute den entsprechenden Präsidenteneigenen Führern zugewiesen. Mich stellte man extra. Eine englischsprachige Führererin würde gleich kommen, sagte man mir. Nun, ich hatte jetzt Zeit, jetzt war ich drin. Die Führerin kam dann auch recht schnell und meinte es kämen noch mehr englischsprachige Touristen, wir müssten aber noch einen Moment warten. Und so kamen wir ins Gespräch. Ihr Mann arbeitet mit einer Firma in Deutschland zusammen und so fährt sie alle 2 Jahre nach München. Und sie liebt die Berge. Dass ich bisher niemals auf dem Oktoberfest gewesen war glaubte sie mir nicht. Niemand glaubt mir das, weltweit.
Es kam dann schlussendlich noch ein Pärchen aus den USA, Ostküste. Ich fragte mich wie diese durch die Klamotten Kontrolle gekommen waren. Aber wahrscheinlich war man bei Amerikanern da eher großzügig, es ist ja bekannt dass diese sich nicht kleiden können. Dann ging es schon los, denn mehr englischsprachige Touristen wurden nicht in der Schlange gesichtet. Es wurde sehr viel über den aktuellen und die ehemaligen Präsidenten berichtet. Allerdings sah man keine offiziellen Räume. Man wurde nur durch einen speziell abgegrenzten Bereich des Gebäudes geführt. Aber es war trotzdem sehr interessant. Auf einer großen Karte war eingezeichnet zu welchen Staaten Taiwan Beziehungen hat. Das waren aber nur kleine Ministaaten. In Europa zum Beispiel nur der Vatikanstaat. Und das obwohl hier fast alle Buddhisten sind. Nicht mal Lichtenstein war dabei. Am Schluss ging es wieder durch den Souvenirshop, wohin sonst.
Die Zhongshan Hall war wieder einmal geschlossen, weil gerade eine Veranstaltung für Schulkinder stattfand. Diese wurden auch gerade mit Bussen herangekarrt. Mit der Metro fuhr ich dann zur City Hall. In der Metrostation erwarb ich erst mal in einer Bäckerei ein paar Stückchen, denn schließlich hatte ich nichts gefrühstückt und es ging langsam auf Mittag zu. Durch einen unterirdischen Gang ging es durch einen Food Court Richtung City Hall. Es sah schon lustig aus, wie alle Ins-Restaurant-Hineinschreier vor den Läden aufgereiht waren und nichts zu tun hatten, weil es erst 11 Uhr war. Es kam einem ein bisschen vor, als wenn diese Spaliere für einen standen.
An der Hinterseite des Rathauses war der Eingang zum Discovery Center of Taipei. Am Infodesk fragte ich nach dem Eingang und nach extrem langen Suchen fand sich auch ein englischsprachiges Prospekt für mich. Wie gesagt, englischsprachige Touristen schienen hier sehr selten. Wahrscheinlich war das noch die erste Auflage.
Die Ausstellung begann im 3. Stock und war wieder einmal wenig interessant. Es begann mit einer Vorstellung der wichtigsten Straßen von Taipei, wobei die Hälfte der verwendeten Monitore defekt war. Eine Schulklasse mit einem westlichen Lehrer übte hier wohl Englisch. Süß war, als der Lehrer ein Kind fragte: „Are you a boy or a girl?“.
Ein Stock höher war die Ausstellung der Stadtgeschichte von Taipei gewidmet. Es gab ein paar Miniatur Nachbauten von Stadttoren und etwas Krimskrams zu sehen. Ausprobieren musste ich unbedingt die Horoskop Maschine. Ich zog also eine Karte und bekam natürlich „Langes Leben“. Die Übersetzung auf Englisch stand mit auf der Karte. Na gut, was will man auch als Horoskop in einem Museum erwarten? Todesnachrichten? Allerdings glaubten zwei Damen nicht, dass dies die richtige Übersetzung sei und schauten sich die Karte noch einmal selbst an. Ihr Daumen nach oben bedeutete entweder, dass dies eine gute Nachricht sei oder dass die Übersetzung richtig ist.
Ich ging weiter zum Taipei 101, dem zurzeit fünfhöchsten Hochhaus der Welt. More to come, garantiert. Auf dem Weg dorthin gab es so viele Einfahrten, dass vor fast jeder ein Aufpasser mit einer Trillerpfeife die Ein- und Ausfahr regelte. Im Hochhaus fuhr ich gleich in den 5. Stock, wo laut Reiseführer der Aufzug und die Kasse sein sollten und auch waren. Diese ersten 5 Stockwerke waren voller Luxusgeschäfte in denen sich die Verkäufer langweilten, weil kein Kunde weit und breit war. Wie gesagt, kaum ein westlicher Tourist und die wenigen die da waren, hingen in der Warteschlange zum Fahrstuhl fest. Der 5. Stock bestand aus einem einzigen Duty Free Shop, so dass ich den Kartenschalter, der mittendrin lag, erst gar nicht fand. Ich kaufte die Karte mit der Nummer 12001. Auf der Anzeige vor der Schlange stand Nummer 1300-12000, doch als ich warten wollte bis meine Nummer aufgerufen wurde, sprach mich ein Wachmann an und meinte ich sollte mich trotzdem anstellen. Ich protestierte heftig, denn ich war ja noch gar nicht dran, aber es hatte keinen Sinn. Ich musste mich einreihen. Die Schlange war relativ lang und bestand fast nur aus westlichen Touristen. Kein Wunder bei 500$ Fahrstuhlgebühr. Dafür gab‘s aber auch im Duty Free Shop 5% Nachlass.
Es ging dann mit 1010 Meter pro Minute nach oben, schließlich war das der schnellste Fahrstuhl der Welt. Die Aufzugführerin musste ihre Erzählung so schnell herunter rattern, dass man kaum etwas verstand. Ich fragte mich, wie lang normale Angestellte mit einem normalen Fahrstuhl für die 400 Meter zum Büro brauchen. Schließlich konnten sie ja nicht jeden Tag 500$ für den Express-Aufzug aufwenden.
Oben bekam man umsonst einen Audioguide, der die Aussicht beschrieb. Dieser war sogar in Deutsch. Also auf Verlangen, nicht für jeden. Ich ging einmal herum und hörte mir die Beschreibung des Audioguides an. Nach unten zu blicken war gar nicht so schlimm wie ich dachte. Aber wenn man Höhenangst hat ist es eigentlich egal, ob man 30 Meter oder 400 Meter hoch ist. Das macht keinen großen Unterschied.
Nach halber Rundumstrecke ging die Aussichtsplattform in den kommerziellen Bereich über. Souvenirstand reihte sich an Souvenirstand. Und wer seine Höhenangst mit Alkohol bekämpfen musste, konnte bei einem Bierpreis von 200$ im Cafe richtig arm werden. Da auch Alkohol bei mir nicht hilft, konnte ich mir das Geld sparen und fotografierte lieber den Erdbebendämpfer, gab meinen Audioguide zurück und ging noch ein zweites Mal herum.
Jetzt ging es noch einmal 10 Meter höher auf die nächste Aussichtsplattform. Während die erste mehr ein Büro mit Glasfenstern war, war diese richtig offen. Heute war allerdings nur eine Seite geöffnet wegen des Windes und den spürte man heftig. Man kam auch nicht richtig nah an das Geländer ran und konnte nur schwer hinüberschauen, somit hatte ich nur wenige Probleme mit der Höhe. Im innenliegenden Theater versuchte ich meinen Pass, der immer noch seit der Kontrolle heute Morgen in meiner Umhängetasche war, in meinen Bauchbeutel zu verstauen. Dazu musste ich aber meine Hose öffnen und ich dachte, da das Theater gerade leer war, wäre das eine gute Gelegenheit. Doch gerade als ich die Hose offen hatte, kamen mehrere Leute herein. Wie peinlich. Na gut, ich glaube nicht, dass ich noch mal her komme. Hoffentlich haben die das nicht mit der Handykamera gefilmt, sonst bin ich schon wieder auf YouTube.
Man wurde dann zu der Etage unter der ersten Aussichtsplattform geleitet. Hier konnte man zuerst den Erdbebendämpfer von der Seite fotografieren. Dann musste man einmal komplett um den Turm durch ein Jade Verkaufsgeschäft, das sich über die gesamte Ebene erstreckte. Zum Herunterfahren musste man sich wieder an einer Schlange zum Aufzug anstellen. Diesmal wurden aber nicht erneut 500$ fällig, diese wurden wahrscheinlich von den Erträgen des Jadeshops getragen. Das wäre eigentlich ein gutes Erpressungsmittel für den Shop: Wenn du nichts kaufst, kannst du ja die Treppe nehmen.
Ich ging weiter zur Sun Yat-Sen Memoriall Hall, immer auf die Trillerpfeifen der Ausfahrtaufpasser achtend. Hier saß der Kerl wieder in Überlebensgröße als Statue in der Haupthalle, bewacht von 2 Soldaten, die wieder wie Wachsfiguren keine Miene verzogen. Unten war eine uninteressante Ausstellung über das Leben von Sun Yat-Sen, oben waren mehrere noch uninteressantere Ausstellungen von zeitgenössigen Künstlern. Ich schaffte es gerade noch zum Wachwechsel. Das Ganze war mehr ein Tanz als militärische Bewegungen. Das hatte man garantiert für Touristen erfunden. Die Soldaten taten mir leid. Erst standen Sie eine Stunde bewegungslos rum und dann mussten sie auch noch tanzen. Wenn die nächsten Wachen dann endlich auf ihren Podesten stehen, kommen 2 Mitarbeiter und zupfen die Uniform zurecht bis alles sitzt. Durch das Tanzen konnte da schon mal was verrutschen.
Ich fuhr mit der Metro zum Xingtian Tempel. Hier durfte kein Fleisch geopfert werde. Endlich mal vegetarische Götter. Alle saßen unter einem Holzdach und hörten einem Prediger zu. Hatte man Angst vor einem Taifun oder einem Erdbeben? Ich habe mich kaum getraut durchzugehen, auch um nicht das Anti-Taifun- / Erdbebengebet zu gefährden. Schließlich war ich noch 1 ½ Tage hier.
Nach etwas Marsch erreichte ich das Lin An Homestaed, das gestern zu hatte. Heute aber nicht, da es vor 17 Uhr war. Da es keinen Audioguide gab, nahm ich mir einen ausgelegten Plan und lief das Grundstück nach diesem ab. Das Haupthaus hatte viele kleine Zimmer mit schönen Möbeln. Verzweifelt hatte man versucht in den Nebenräumen eine belanglose Ausstellung unterzubringen. Das ging wieder einmal voll daneben. Gab es eventuell vom Staat Zuschüsse, wenn man zusätzlich etwas ausstellt? Der Garten war recht schön. So schön dass ein Malkurs es für Wert befunden hatte, diesen hier abzuhalten.
Nächstes und letztes Ziel für heute sollte der National Matyrs Shrine sein. Eine direkte Abzweigung dorthin gab es nicht und so musste ich zur nächsten Brücke, am Fine Arts Museum vorbei, was ein ziemlicher Umweg war. Ich musste dann noch ziemlich lange bis zum Shrine laufen. Auf der Karte sah das gar nicht so weit aus, verdammter Maßstab. Als ich ankam war wieder Wachwechsel oder besser „Let’s Dance“. Die müssen alle den gleichen Choreografen haben. Das waren dieselben Schritte wie in der Sun Yat-Sen Memoriall Hall.
Über einen langen Platz ging es zum Schrein. Der direkte Zugang war durch einen Bauzaun versperrt. Auf einem Schild stand etwas von Wartung und eingeschränkter Besichtigung. Den eingeschränkte Besichtigung Schildern folgte ich dann auch und diese führten mich in die Halle der zivilen Märtyrer. Das Schild, dass man keine Fotos machen darf, entdeckte ich erst, als ich die gesamte Halle schon abgelichtet hatte. Selbst schuld, hätten sie dieses doch am Eingang postiert und nicht in irgendeiner dunklen Ecke. Der Schrein selbst wurde von 2 Soldaten bewacht und war durch die Bauarbeiten nicht zugänglich. Oder durch die Soldaten?
Als ich zurückging kamen mir wieder Soldaten zur Ablösung entgegen. Ich wunderte mich schon, dass die Soldaten schon nach 15 Minuten wieder abgelöst werden müssen. Die halten hier aber nicht viel aus. Doch ich irrte mich, jetzt waren die 2 Kerle vom Schrein mit der Pause dran. Und da die Ablöse nicht durch den Bauzaun tanzen konnte, kamen die beiden Jungs nach vorne, um den Zuschauern das erhoffte Spektakel zu bieten. Auf dem Boden konnte man schon die Schleifspuren von den vielen Ablösungen erkennen, da es Teil der Choreographie war, die Füße nicht richtig zu heben.
Ich machte mich auf den langen Weg zurück zum Hostel. Zur Sicherheit rief ich noch mal meine Mails an der Metrostation ab. Doch inzwischen ging auch das Internet in meinem Zimmer. Ich wollte noch einmal richtig Schlemmen und so ging ich in ein Restaurant und aß ein Austen Omelette. Ich habe hier in der Zwischenzeit garantiert für 200 Euro Austern gegessen.
Ich stellte extra meinen Wecker, um rechtzeitig online einzuchecken. Doch als ich dieses versuchte, brach die Internetseite immer wieder zusammen und so wusste ich nicht ob es geklappt hatte. Ich hatte für morgen noch viele unwichtige Besichtigungspunkte auf meinem Plan, aber ich beschloss nur noch einmal in das National Palace Museum zu gehen. Schließlich war das ja der eigentliche Grund, warum ich nach Taiwan gekommen war.
16. Tag – Museum Again
Ich stand schon um 6:30 Uhr auf und packte meinen Koffer. Um 8 Uhr ging ich los. Wie besprochen ließ ich die Tasche im Zimmer und warf den Schlüssel nach dem Abschließen durch den Briefkastenschlitz. Nun konnte ich nur noch hoffen, dass um 19 Uhr auch jemand hier war, so dass ich die Tasche auslösen konnte.
Ich lief zum Bahnhof, doch dort hatten alle Essenstände noch geschlossen. Schließlich war es ja Sonntag. Ich wollte aber unbedingt noch etwas essen, da ich ja wusste, dass es im Museum selbst nur die überfüllte Teestube gab. Ich fuhr also weiter zur Shilin Station in der Hoffnung, dass inzwischen dort die Geschäfte aufgemacht hatten und tatsächlich, eine kleine Bäckerei hatte auf. Ich holte mir 3 Stückchen, die 105$ kosteten. Ich gab der Kassiererin 200$ in Hundertern, weil ich mich verrechnet hatte, doch sie wollte nur einen Hunderter. Das Wechselgeld war ihr wohl zu wertvoll zu so früher Stunde, deshalb wollte sie nicht herausgeben. Backpacker Tipp: Wie spare ich 5$.
Ich ging nach dem Frühstück, das ich auf dem Platz vor der Bäckerei einnahm, zur Bushaltestelle und nahm den ersten Bus zum Museum. Das war inzwischen keine Herausforderung mehr. Im Museum schloss ich wieder meine Tasche im Schließfach ein und schaute mich im Souvenirladen um, der auf derselben Ebene war. Ich sah mir dann die komplette Ausstellung noch mal an, diesmal ohne Audioguide. Es waren heute nicht so viele Gruppen unterwegs wie beim letzten Mal, dafür waren diese umso nerviger. Das lag aber auch sicherlich daran, dass man schon mit einer negativen Einstellung an die Gruppen herantrat. Dafür waren aber viele westliche Geschäftsmänner da, es war halt Sonntag. Bevorzugt waren diese mit Führer und Ehefrau unterwegs, damit man auch am Eintritt spart als Minigruppe. Achtung! Backpacker Spartipp Nr.2: Ehefrau mitnehmen und als Gruppe durchgehen.
Der 3. Stock mit den Highlights war zum Glück nicht voll, füllte sich aber rasch nach mir. In der Jade Ausstellung hatte sich allerdings der Raum schon vor mir gefüllt. Jedes Schaufenster war von Gruppen blockiert. Mal hat man Glück, mal hat man Pech.
Um 14:30 Uhr war ich diesmal durch. Ohne Audioguide geht halt alles schneller. Ich holte dann im Souvenirshop noch zwei Museumsführer und zahlte bar. Somit hatte ich nur noch 500$ übrig. Mit dem Bus fuhr ich dann zurück zur Shilin Station. Das hatte ich inzwischen richtig gut drauf. Zum Essen ging ich wieder in das Taiwanesische Kentucky Fried Chicken, wie beim ersten Museumsbesuch. Und es schmeckte genauso schlecht wie vor 2 Wochen. Ohne Alzheimer hätte ich mich wohl daran erinnert und ein besseres Lokal gesucht. Ich zog noch schnell etwas Geld am Automaten, schließlich wollte ich am Flughafen ja noch Bier trinken (und vielleicht auch noch was essen).
Ich fuhr zurück zum Bahnhof um mir dort die Zeit zu vertreiben. Für neue Sehenswürdigkeiten war die Zeit zu knapp und viel Lust hatte ich auch nicht mehr durch die Stadt zu rennen. Das Internet ging diesmal nicht wirklich und so schrieb ich an meinem Tagebuch. Ich wollte aber auch kein Bier trinken, wegen der Blase. Ein Mann verteilte zwischenzeitlich Essensboxen an Obdachlose. Dabei fiel mir ein, dass ich ja noch Tee als Mitbringsel besorgen könnte. Das vertreibt die Zeit und das schlechte Gewissen. Ich schaute mich im Bahnhof um, doch hier war alles total überteuert. Also lief ich in mein Viertel, denn dort gab es ja viele Geschäfte. Wie gesagt, Zeit hatte ich genug.
Das Red House hatte diesmal offen und so ging ich hinein. Doch noch etwas Sightseeing. Allerdings war es drin wieder einmal enttäuschend. Nur Designer Geschäfte mit Schmuck und Klamotten. Und keine Kundschaft! Neben dem Red House war ein schwuler Friseur, eindeutig zu identifizieren durch die Regenbogenfahne. Und wenn man die einheitlichen Frisuren betrachtete, die dort zurechtgemacht wurden, kann ich jetzt am Haarschnitt die Gesinnung eines Taiwanesen feststellen.
Eine Straße weiter fand ich dann ein Teegeschäft. An Beratung und Kommunikation mangelte es wieder einmal wegen fehlender Englischkenntnisse. Man gab mir aber Tee zum Probieren. Welcher Tee das nun war wollte oder konnte man mir nicht sagen. Und da half mir auch der 50:50 Joker nicht weiter. Ich entschied mich einfachheitshalber für die Geschenkpackung und ging zurück zum Hostel.
Vor dem Hostel saß eine ältere Frau auf einer Bank und diese sprang auf, als ich kam. Ich dachte, warum will die mir denn Platz machen. Aber sie sprach mich an, also nicht auf Chinesisch, und rief jemanden an. Sie gab mir das Handy und es war Mike am anderen Ende. Die Frau würde mir die Tasche geben und das war mir auch recht. Sie stellte ihr Getränk auf einem Vorsprung einer Säule ab und wir fuhren in den 9. Stock. Sie meinte ihr Englisch sei nicht gut, aber ich sagte das macht nichts, mein Chinesisch ist viel schlechter als ihr Englisch. Wir gingen zu einem Apartment, dass viel kleiner war als meins. Irgendjemand wohnte hier. Und hier stand auch meine Tasche. Mike hat diese wohl bei seiner Mutter oder einer Nachbarin geparkt. Ich fuhr mit der Frau nach unten und ihr Getränk stand auch noch da. In Ermangelung von Mülleimern war das auch kein Wunder.
Ich lief zum Busbahnhof und mit jeder roten Ampel wurde die Tasche schwerer und schwerer. Im Bahnhof angekommen kaufte ich mir eine Fahrkarte. Inzwischen war ich so geschwitzt, dass ich dabei meine Brieftasche nicht aus der Hosentasche bekam, so hat alles geklebt. Ich stellte mich an der Schlange zum Bus an und da stand ein Schild, dass man nachschauen soll zu welchem Terminal man wolle. Alles war Chinesisch, nur die Abkürzungen der Fluggesellschaften konnte man erkennen. CI war Terminal 2. Auf meinem Zettel stand aber Terminal 1. Was nun, zumal ich gerade dran war und der Fahrer mich nach dem Terminal fragte? Als ich ins Stottern kam fragte er mich nach der Airline und ich sagte China Airlines. Diese waren wohl auch unter Terminal 1 gelistet, wenn man das Schild sorgfältig liest. Und wie ich später feststellen musste, fliegt China Airlines von Terminal 2 nur in die USA. Ich einigte mich also mit dem Fahrer auf Terminal 1, wo er mich dann auch rauswarf. Ich hätte allerdings im Zweifel auch noch genug Zeit gehabt zum anderen Terminal zu laufen.
Am China Airlines Schalter fragte ich nach ab wann man denn Einchecken dürfte und man meinte „sofort“. Also stellte ich mich frech am Internet Drop Off Schalter an. Letztlich wusste ich ja nicht, ob das Einchecken per Internet überhaupt geklappt hatte und eine Bordkarte hatte ich ja auch nicht. Allerdings half das auch nichts, denn es fühlte sich wie gefühlte Stunden an, bis ich dran war, obwohl nur einer vor mir war. Die Angestellte am Schalter war wohl neu, unerfahren und geschwätzig. Als ich endlich dran war wollte sie zuerst wissen, wie es mir in Taiwan gefallen hatte. Ausgiebig musste ich erzählen. Das war zwar nett, aber so macht die hier garantiert keine Karriere. Am Schluss nahm sie dann doch meine Tasche an und meinte ich solle überprüfen, ob diese auch durch die Sicherheitskontrolle kommt. Die Tasche fuhr über ein Laufband durch das Röntgengerät. Durch ein Loch im Zaun konnte man dann sehen, ob die Tasche wirklich im Boden verschwand. Es wunderte mich, dass ich keine 5 Euro für die Peepshow bezahlen musste.
Ich suchte nach einem 7eleven um Bier zu holen, aber gerade hier gab es keinen. Also ging ich nach unten in den Food Court. Ich überlegte mir, dass es vielleicht nicht schlecht wäre etwas zu essen. Wer weiß wann es etwas und was es im Flugzeug gibt. Es gab hier viele Verkaufsstände. Der erste hatte Bier, doch mein ausgewähltes Gericht war ausgegangen. Ein anderer Stand schien mir stark frequentiert, also dachte ich das Essen muss gut sein. Oder alle anderen dachten das auch, deshalb war er so stark frequentiert. Kettenreaktion. Dieser Stand hatte allerdings kein Bier, aber diesmal ging Geschmack vor Alkohol. Es gab dann eine Suppe mit Fleischbällchen und Suppenfleisch, Reis mit Rindfleisch und Bohnen.
Ich ging langsam zum Gate. An der Sicherheitskontrolle war so wenig los, dass die Kontrolleure Handyfotos voneinander machten. Ich kam mit einem Kontrolleur ins Gespräch und auch er wollte wissen, wie es mir in Taiwan gefallen hätte. Man bemüht sich halt mehr westliche Touristen ins Land zu locken. Wofür hat man sonst so viele Fahrräder gekauft?
Auch hinter der Sicherheitskontrolle war das mit dem Alkohol eine Katastrophe. Erdbeben und Taifune lasse ich mir ja gefallen, aber Bierknappheit? In einem Restaurant gab es San Miguel aus den Philippinen und in einem anderen italienisches Bier und Taiwan Bier, jeweils für 120$ die kleine Flasche. Und das Internet ging auch nicht. Zumindest der Rückflug war dann relativ angenehm.