Die 5 von der Tankstelle
oder
Rind mit Pflaume
Marokko
1. Tag - Anflug mit Royal Air Maroc
Royal Air Maroc war auch mir neu, aber gut, so sollte es sein. Das kommt davon, wenn man eine Gruppenreise inklusive Flug bucht. Da wird einem schon mal die Business Longe auf Kosten des Preises vorenthalten. Aber wenigstens war der Check-In Schalter am Flughafen leer, an dem ich meine neu erworbene Reisetasche in die vertrauensvollen Hände der königlichen marokkanischen Luftwaffe geben konnte. Aber wer wollte auch schon mit dieser Linie fliegen. Da im Terminal 2 bei nicht-Schengen Flügen die Sicherheitskontrolle direkt am Gate, und das ab einer Stunde vorher, passiert, hatte ich noch genug Zeit die mir vom Veranstalter zugesandte Broschüre „Marokko verstehen“ (kein Wörterbuch) durchzulesen. Es kann ja nicht verkehrt sein etwas über das Land zu wissen in das man fährt oder besser fliegt. Ich hatte einen Fensterplatz und nickte ein, denn Unterhaltungsprogramm gab es keines. Das Flugzeug war schon ziemlich alt und mit ihm auch die Einrichtung. Die Sitze waren aus Kunstleder und wurden von meiner Sitznachbarin erst einmal mit einem feuchten Tuch gereinigt. Wie sie mir später erklärte, hatte sie eine Bekannte, die wohl bei der Airline arbeitet und diese berichtete, dass die Stewardessen nach der Landung die Maschinen selbst reinigen mussten. Das erklärte auch den eingetrockneten Kaffeefleck auf meinem Ausklapptisch. Die Dame war aus Marokko und mit einem Deutschen verheiratet. Sie reiste nun kurzfristig mit ihrer Tochter nach Hause, da eine Verwandte im Sterben lag. So etwas Ähnliches hatte ich auch auf dem Flug nach Iran. Allerdings war der Verwandte des Mannes neben mir damals schon Tod. Vorsicht, wer sich im Flugzeug neben mich setzt!
Sie empfahl mir noch vorsichtig mit dem Wasser zu sein und nicht so vorsichtig mit dem Umgang mit Rotwein, den sie als Muslime auch gleich genoss, wohl um ihre religiösen Mitgenossen zu schützen. Was weg ist kann nicht in Versuchung führen. Allerdings hatte ich meine trockene Phase und so hatte ich gar nicht vor während der Reise Alkohol zu vernichten.
In Casablanca angekommen verirrte ich mich erst einmal in den Gängen des Flughafens. Das lag nicht an mir, sondern an der seltsamen Beschriftung der Schilder. Das Gemisch aus Arabisch, Französisch und ein bisschen Englisch mit Pfeilen, die in alle Richtungen zeigten, machte die richtige Weg Wahl nicht einfach.
Schließlich erreichte ich doch die Passkontrolle. Es gab unzählige offene Schalter, aber vor jedem standen auch schon unzählige Menschen. Hätte ich mich nicht verirrt, wer weiß wie weit vorne ich schon gestanden hätte. Als ich mich an dem Schalter angestellt hatte, der mir am günstigsten erschien (ich betone erschien), machte nebenan ein neuer Schalter auf. Ich wechselte also gleich die Schlange und war nun 2 Meter weiter vorn. Allerdings wurde dieser Vorsprung recht schnell durch die Langsamkeit des Beamten wettgemacht. Langsam konnte man mir auch meine Ungeduld ansehen, denn schließlich sollte ich abgeholt werden und ich wollte den armen Mann nicht warten lassen.
Seltsamerweise dauerte die Abfertigung bei Einheimischen extrem lange, bei mir selbst ging es dann ganz schnell. Ich hätte vielleicht eine Schlange mit Touristen aussuchen sollen. Als ich die Gepäckausgabe erreichte suchte ich erst einmal einen Geldautomaten, um mir marokkanische Dirham zu besorgen. Allerdings scheiterte das kläglich in Ermangelung eines solchen und so musste ich 100 Euro in bar tauschen. Ich bekam dafür etwas mehr als 1000 Dirham und somit war der Umrechnungskurs leicht zu merken. Als ich am Gepäckband ankam, kamen auch gerade die ersten Koffer an. Allerdings war meine Tasche nicht dabei und so musste ich auf die zweite Fuhre warten. Ich hatte den Verdacht, dass der Frachtraum des Flugzeugs zu klein gewesen und nun die Maschine zurück geflogen war, um den Rest der Koffer zu holen. So lang hat das gedauert. Und wie immer, mein Koffer war einer der Letzten.
Als ich in die Schalterhalle kam fand ich etwas abseits Abdul, meinen Reiseleiter. Eigentlich hieß er ja Ibrahim, aber irgendwie fand er es einfacher für uns, wenn er von uns Abdul genannt würde. Bei ihm standen schon Klaus und Anette, ein Pärchen aus Garmisch-Partenkirchen. Diese waren kurz vorher aus München eingeflogen. Ich hatte schon die Befürchtung die Gruppenreise wieder alleine machen zu müssen, aber mit mehreren Mitstreitern macht eine „Gruppenreise“ mehr Sinn. Und kurze Zeit später kamen auch noch Michael und Anja aus dem Ruhrgebiet. Bei uns 5 blieb es dann auch, wobei Michael berichtete, man hätte ihm gesagt wir wären zu sechst. Aber wahrscheinlich hatte man mich einfach aufgrund meines Bauchumfangs und Heißhungers als zwei gezählt.
Wir gingen zu einem SUV, bei dem ich mich schon wunderte, wie wir hier die Koffer unterbringen sollten. Von uns selbst ganz zu schweigen, denn die Rücksitzbank war für 2 normale Menschen ausgelegt und es gab noch zwei Notsitze, die 2 Kleinkindern kaum genüge taten. Während wir uns also in die Sitze quetschten, verzurrten Abdul und der Fahrer das Gepäck auf dem Dach. Dabei versuchten Sie stundenlang das Gepäck mit einer Plane abzudecken, um sie vor dem leichten Regen zu schützen. Die Frage, ob dies das Auto sei, mit dem wir die ganze Zeit unterwegs sein würden, wurde dann doch tatsächlich mit „Ja“ beantwortet. Jetzt mal abgesehen von dem stundenlangen Festzurren des Gepäcks vor jeder Abfahrt, 5 Leute in dieser Konservenbüchse bei stundenlanger Fahrt durch die Wüste ging gar nicht. Aber unser Wehleiden wurde erhört und Abdul fing an zu telefonieren und ein neues Auto zu besorgen. Dem Fahrer gefiel das gar nicht, denn dadurch war er eine 10-tägige Einnahmequelle los. Hier war jeder Fahrer nun mal mit dem Auto verbunden. Das erscheint sinnvoll, denn ein blindes Beherrschen seines Gefährts ist bei der hiesigen Fahrweise durchaus angebracht.
Nach geschätzten 90 Minuten und unzähligen gequetschten Rippen und Gelenken erreichten wir das Hotel. Diesmal also keine 45 Minuten, aber der Berufsverkehr war wirklich grausam. Dabei war es Samstagnacht, wie sollte das erst Wochentags aussehen.
Das Hotel war zwar abgelegen, aber von der besseren Art. Mein Bett war 2 Meter lang und ungelogen 3 Meter breit. Ich musste auf meinem Tablet Google Maps starten, um mich darin nicht zu verirren. Das nennt man ein Einzelzimmer.
Wir hatten uns alle zum Kennenlernen und, wichtiger, Abendessen im Restaurant verabredet. Dieses hatte nur bis 22 Uhr offen und dementsprechend spärlich war das Buffet noch gefüllt. Schließlich war es schon 21:30 Uhr. Es gab noch Fischköpfe und Schwänze (die Filets waren schon geplündert), eine wässrige Suppe und Gemüse, das peu a peu nachgereicht wurde, da es für 5 Leute nicht mehr reichte. Das gleiche traf übrigens auch für den Nachtisch zu, den wir schon nach so kurzer Zeit leer geräumt hatten, so dass der Koch noch mal ran und Nachschub aus dem Kühlschrank holen musste. Michael und Anja konnten ein bisschen französisch, so dass das Ordern von Wein und Bier ihnen nicht schwer fiel. Ich beließ es bei zwei großen Flaschen Wasser, wobei ich die Reste zum Zähneputzen mit auf mein Zimmer nahm. Ich befolge halt die Tipps meiner Flugzeugsitznachbarin.
Michael war übrigens schon vor 30 Jahren mit Interrail in Marokko. Ein Vergleich dürfte allerdings nicht wirklich möglich sein. Als ich das Wasser bezahlte, gab ich dem Kellner einen zweihunderter Schein und er gab mir 100 Dirham und 5 Euro zurück. Das ließ in mir die Vermutung aufkommen, dass Euro hier Zweitwährung sei. Das erspart den Zwangsumtausch, vor allem wenn es am Ende darum geht dem Führungspersonal Trinkgeld zu geben. Am Ende hat man immer das Problem einen angemessenen Rest an Fremdwährung übrig zu behalten.
Ich ging kurz auf mein Zimmer, um dann doch noch einmal das Hotel zu verlassen und die Umgebung zu erkunden. Allerdings gab es nur leere Straßen mit geschlossenen Geschäften und herumlungernden grölenden Jugendlichen. Da Alkohol verboten war, zumindest für Muslime, müssen die etwas anderes geraucht haben. Ich wollte schon nachfragen, was einen ohne Alkohol so rauf bringen kann, denn in Hinblick auf meine Abstinenz wäre das schon ganz Interessant gewesen.
Es gab hier eine Reihe von Geldautomaten, allerdings wollte ich diese aufgrund der Dunkelheit und der tollwütigen Jugendlichen lieber morgen früh ausprobieren. Und so trottete ich nach sehr kurzer Zeit wieder zurück in mein überdimensioniertes Bett, was sage ich, Liegewiese.
2. Tag - Play it again, Sam
Ich war recht früh beim Frühstück und so konnte ich den einzigen Toaster exklusiv benutzen. Hinter mir bildeten sich kurz darauf schon die ersten Schlangen, verursacht von englischen Touristen. Der Toaster verbrannte eine Ecke des Toasts total und ließ den Rest roh. Das erinnerte stark an ein englisches Frühstück und erklärte damit die Begehrlichkeit der Engländer am Frühstück hier im Hotel.
Zusätzlich gab es noch Wurst, Käse, Marmelade und gekochte Eier. Später wurde noch etwas nachgeliefert, was man mit viel Fantasie als Rührei identifizieren konnte. Klaus und Anette kamen recht bald an meinen Tisch und auch Michael und Christina trudelten bald ein. Ich riss die Gruppe aber bald auseinander, denn schließlich wollte ich ja noch Geld abheben.
Ich begab mich also zum Geldautomaten um die Ecke und schob meine VISA Karte ein. Eigentlich wollte ich 1000 Dirham abheben, aber der Automat schlug nur 500 oder 1500 Dirham vor. Die Taste „Individuell“ wurde komplett ignoriert und so entschloss ich mich erst mal nicht zu überbieten und 500 Dirham zu wählen. Nachdem ich dies getan hatte, schaltete der Bildschirm auf den Startbildschirm mit der Bankwerbung um und nichts tat sich mehr. Da kam schon etwas Panik auf. Am ersten Tag die Karte schon weg. Doch nach gefühlten 5 Minuten gab es ein Geräusch und die Karte und sogar das Geld kamen aus dem Automaten. Eine Meldung „In Bearbeitung“ oder „Bitte warten“ wäre zwar nicht so werbewirksam, aber für Touristen viel beruhigender.
Wie versprochen hatten wir dann auch ein neues Auto, größer und mit 6 Sitzen. Ich nahm den Platz direkt an der Tür ein. Wer weiß, ob man nicht mal schnell raus muss. Dies war auch der Sitz, den man immer umklappen musste, wenn man die hintere Sitzbank benutzen wollte. Und obwohl der Fahrer oder Abdul immer versuchten den Sitz zu klappen, ließ ich es mir nicht nehmen, wann immer ich die Gelegenheit hatte, dies selbst zu machen.
Es sollte zur Moschee Hussein II gehen. Vorher machten wir noch kurz Halt an Ricks Cafe, das um so eine frühe Uhrzeit noch geschlossen hatte. Was will man auch morgens in einem Cafe. Das original Cafe aus dem Film Casablanca war das wohl weniger, denn auf dem Schild am Eingang stand, dass das Cafe 2004 eröffnet wurde.
Die Moschee war ein in den 80ern mit viel Steuergeld gebautes Prestigeobjekt des damaligen Königs. Um dies wieder reinzuholen wurden 150 Dirham Eintritt erhoben. Dies beinhaltete dann auch die obligatorische Führung durch einen einheimischen Führer. Abdul wartete am Auto auf uns.
Wir bekamen einen Aufkleber für den Eintritt und nahmen uns einen Plastiksack für die Schuhe. Dann stellten wir uns an das Schild „Deutsche Führung“ und warteten. Also besser gesagt ich setzte mich auf die Bank in der Nähe, denn das konnte mal wieder länger dauern. Und tatsächlich dauerte es eine ganze Weile, denn es mussten erst noch 2 weitere größere deutsche Gruppen auftauchen, bis ein Führer seinen Führungsqualitäten nachkam. Zwischenzeitlich nutzen dies die anderen Deutschen, um sich unmöglich zu benehmen. Das Zwangsfoto vor dem Schild mit dem Hinweis auf die deutsche Führung war noch das kleinste Übel.
Als wir dann die Moschee betreten wollten, sollten wir unsere Quittungen für den Eintritt abgeben. Der Aufkleber allein sollte nicht reichen. Allerdings hatte Abdul die Quittungen zur Abrechnung mitgenommen und so standen wir ziemlich dumm vor der drittgrößten Moschee der Welt. Zum Glück hatte der Türsteher Mitleid und so durften wir einer der 25000 möglichen Besucher der Moschee sein. Wir dackelten also mit dem Führer durch die Moschee und anstatt uns was Vernünftiges zu Erklären, bettelte er immer nur um Fragen oder besser gesagt um ein anschließendes Trinkgeld. Die Brunnen zum Waschen der Füße und sonstiger Körperteile waren übrigens aus Kostengründen abgestellt. Dafür hat dann doch der überzogene Eintrittspreis nicht mehr gereicht. Am Schluss besuchten wir noch das integrierte Haman, das mir aber für 25000 Besucher im Hochsommer doch etwas zu unterdimensioniert erschien.
Wir fuhren weiter auf die andere Seite der Bucht, von wo aus wir dieses Prestigeobjekt noch einmal aus einer anderen Perspektive fotografieren konnten. Diese Idee hatte wohl auch ein Reisebus mit Touristen, denn er bog gerade ein, als wir das Gelände verlassen wollten. Wir wurden anschließend an der Promenade raus gelassen mit den Abschiedsworten, dass wir bis zum McDonalds laufen sollten und da würden Abdul und der Wagen auf uns warten. So eine faule Socke. Der Strand wurde hier durch unzählige Restaurants blockiert und da es noch früh und keine Saison war, war dies kein schöner Anblick. Und wieder tauchte der Reisebus hinter uns auf. Wahrscheinlich folgte er uns, vielleicht sogar bis Rabat, unserem nächsten Ziel.
Auf der einstündigen Autobahnfahrt dorthin fielen uns allen die Augen zu. Doch der Hunger weckte uns wieder auf. Wir hielten am Straßenrand und hatten die Wahl zwischen einem Cafe und einer Pizzeria. Und da Cafe nicht satt macht entschieden wir uns für Pizza. Meine Mitstreiter bauten sich stundenlang an der außen aufgestellten Tafel auf und diskutierten die reichhalte Speiseauswahl ausgiebig. Ich ging lieber rein und bestellte ein Sandwich. Allerdings erklärte man mir, es gäbe nur Köfte, Hähnchenspiess oder Pizza. Ich ersparte dann den anderen das aufwendige Weiterdiskutieren durch Weitergabe dieser Information und bestellte anschließend Pizza und eine Cola. Es lohnt sich halt nicht alles ausdiskutieren zu wollen.
Wir stellten ein paar Tische zusammen und setzten uns raus an die Straße. Abdul schien unsere Lokalwahl übrigens gar nicht recht zu sein, denn die Preise waren unschlagbar günstig (25 Dirham für die Pizza) und verdarben somit die Preise der späteren Restaurants in die er uns führte (wo ein Essen ab 90 Dirham kostete) und mit denen er partnerschaftliche Verträge hatte.
Wir fuhren frisch gestärkt zum Königspalast, wo der Fahrer erst einmal seinen Ausweis abgeben musste. Na immer noch besser als seinen Führerschein. Den würde er die nächsten Tage noch brauchen. Abdul blieb wieder am Wagen und schickte uns eigenverantwortlich zum Eingangstor des Palasts, welches die Sehenswürdigkeit hier darstellte. Wie immer bei Palästen, die noch bewohnt waren, durfte man nur das Tor von außen besichtigen. Und auch hier durfte man nur bis zu einer unsichtbaren Grenze voranschreiten. Aber zumindest durfte man Fotos machen. Zum Tee wurden wir allerdings nicht eingeladen. Auf dem Weg zurück kürzten wir unseren Weg ab, indem wir über die niedrige Kette am Vorplatz stiegen. Ich hoffte nur, dass darauf nicht die Todesstrafe steht.
Chellah ist eine archäologische Stätte mit Mauern umgeben und von Musikern bewacht, die für viel Lärm auch viel Geld haben wollten. Es bestand aus einer zerfallenen alten Römerstadt und einer ebenso zerfallenen Moschee mit angrenzendem Friedhof. Hauptattraktion waren aber die unzähligen Störche, die hier ihren Winterurlaub verbrachten. Abdul hatte uns wieder alleine losgeschickt ohne Zeitangabe und so verbrachten wir einige Zeit in den Trümmern. Das klappte ganz gut, denn wir 5 waren uns zeitlich ziemlich ähnlich und so mussten wir nie lange aufeinander warten.
Nächster Besichtigungspunkt war das Mausoleum Mohamed V., das von seinem Sohn wieder mal aus Protzsucht errichtet worden war. Abdul schickte uns wieder alleine los und wartete auf der anderen Seite auf uns. Das wurde langsam auffällig. Mochte er uns nicht reiseleiten? Andererseits ging man sowieso nur einmal auf einem Balkon um den Sarkophag des Königs herum. Das war ziemlich selbsterklärend. Außen stand noch ein Minarett, an dem eine Treppe ohne Sinn angebracht war. Sie endete unten im nichts und hatte oben keine Tür.
Meine Mitstreiter erwarben noch türkischen Honig (wobei das in Marokko nur ein Plagiat sein konnte) mit dem Kommentar, dass dieser bis zum Rückflug reichen müsse. Im Auto stellte sich aber heraus, dass der Rückflug wohl in Kürze sein müsste.
Unser Fahrer verfuhr sich dann, als wir Richtung Meknes (oder entsprechend auch nicht) fuhren. Aber zum Glück konnte man hier auf den Autobahnen umdrehen, also auf die entgegengesetzte Fahrbahn. Als wir an der nächsten Tankstelle eine Toilettenpause einlegten, mussten Michael und Anja unbedingt wieder Tee trinken. Und da man hier nicht nur den Honig Türkisch machte, sondern auch die chinesische Teezeromonie übernommen hatte, dauerte es dementsprechend. So mussten alle auf die beiden warten. Das war eine der wenigen Sachen die mir auf den Geist (nicht Flaschen-) ging. Ständig mussten beide überall Tee trinken, das war schon ziemlich übertrieben.
Das Hotel in Meknes lag mitten in der Neustadt, weit weg von der Altstadt. Wir kamen um 19:15 Uhr an und da es ab 19:30 Uhr Essen gab, verabredeten wir uns um 20 Uhr im Restaurant im 11. Stock.
Ich war wieder der Erste, der ankam und alle eingedeckten Tische waren bereits voll mit Touristen. Dafür war aber das Buffet schon leer. Hier wurde also schon wieder um Punkt halb acht an der Tür gekratzt, damit man ja noch was vom Buffet abbekam. Und um Punkt 21 Uhr wurden unsere Getränke schon abkassiert, obwohl offiziell bis 22 Uhr geöffnet war. Aber das Buffet war ja sowieso schon leer und nachgebracht wurde auch nichts. So konnte man hoffen, dass die Gäste schnellst möglich verschwinden. Das klappte übrigens ganz gut, denn kurz nach acht leerte sich das Restaurant rapide. Allerdings kann ich nicht sagen, was die Leute so früh von dannen führte, denn, was ich bei einem anschließenden Rundgang feststellte, rundherum waren nur 4 Pizzerien und ein richtiges Restaurant. Der Rest waren dunkle Gassen. Ich weiß auch nicht, was die vielen Restaurants hier machten. Vermutlich hofften diese auf Hotelgäste, die kurz nach 20 Uhr das Restaurant aufgesucht hatten und nur noch ein leeres Buffet vorfanden.
Und da ich noch ein paar wenige Reste auf dem Buffet vorgefunden hatte, konnte ich früh zu Bett.
3. Tag - Im Riad
Als ich um 7:20 Uhr beim Frühstück erschien, waren schon wieder alle Tische voll besetzt. Die müssen hier tatsächlich schon um Punkt 6:30 Uhr gekommen sein. Das Buffet war auch schon wieder leer und um 7:45 Uhr auch das Restaurant. Nur Rührei war noch ausreichend da, was daran lag, dass der Koch ausreichend Zucker statt Salz verwendet hatte. Aber Abschmecken oder sogar Korrektur kam nicht in Frage.
Als ich dann um 9 Uhr zur Rezeption ging und meinen Zimmerschlüssel abgeben wollte, kam schon der Kofferträger und wollte mir meine Tasche entreißen. Da es aber vom Aufzug nur 10 Meter waren, ließ ich dies nicht zu. Als ich mich gerade hingesetzt hatte, meinte der Rezeptionist die anderen würden draußen auf mich warten. Und als dies der Kofferträger mitbekam, schnappte er in Windeseile meine Tasche bevor ich noch reagieren konnte, und trug sie nach draußen. Da hatte er mich tatsächlich übertölpelt.
Erste Station in Meknes war das Bab El Monsour, ein altes Stadttor. Ich war der Einzige, der die Straße überquerte, um nachzuprüfen, ob es wirklich geschlossen war. War es!
In die Moschee Mulay Ismails kam Abdul wieder nicht mit rein. Diesmal erklärte er uns aber auch warum. Es dürfen nämlich in den Städten nur lokale Reiseführer führen, wohl damit das Geschäft nicht kaputt gemacht wird. Sonst würde er Ärger mit der (Reiseführer-) Polizei bekommen. Also musste er wieder draußen warten, während wir die liegende Leiche des Mulay (oder Ismails) ansahen. Du kommst hier net rein!
Alle (außer mir natürlich) mussten dann im gegenüberliegenden Souvenirshop Postkarten kaufen (Touristen Zwangsneurose!). Und so hieß es wieder einmal warten. Weit kamen wir anschließend allerdings nicht, denn kaum waren wir um die Ecke gefahren, stand auch schon ein Toilettenstopp an. Meine und Klaus Blase waren von besserer Qualität und so warteten wir gefühlte Stunden auf die anderen. Wie sich herausstellte war beim Toilettenbesuch auch eine Handwerkervorführung inbegriffen, die ohne Rücksicht auf blasenstarke Mitreisende ausgiebig genossen wurde.
In den alten Getreidespeicher wurden wir in Ermangelung eines lokalen Führers wieder alleine rein geschickt. Diesen hätten wir uns zwar am Eingang zusätzlich mieten können, aber wir konnten das inzwischen und die Gewölbe waren zwar interessant, aber auch selbsterklärend. Und den Rest dichteten wir uns dazu.
Nach einem kurzen Halt am Donnerstagstor ging es weiter nach Volubilis, einer alten Römer Trümmerstadt. Hier wurde uns dann ein lokaler Führer zur Seite gestellt, der allerding sehr schwer zu verstehen war in seinem Marokko-Deutsch. Viele Mosaike gab es zu bestaunen. Unter anderem eines, bei dem der Führer erklärte, dass jeder der 7 Ecken für einen Wochentag stehe. Allerdings bemerkte Anette, dass dort nur 6 Ecken waren. Aber am Sonntag soll man ja sowieso ruhen. Nachdem wir die Trümmer hinter uns gelassen hatten, kehrten wir zum Mittagessen ein. Hierzu fuhren wir auf den angrenzenden Berg, eine unendlich erscheinende Serpentinen-Schotterstraße folgend. Eigentlich stand auf dem Plan, dass wir noch Mulay Idriss besuchen sollten, doch dies wurde wohl zugunsten des Schotterweges abgesagt.
Wir saßen auf der Terrasse, direkt im Schatten. Der einzige Tisch in der Sonne war durch eine Gruppe Holländer blockiert. Diese hatten vorher auch im Schatten gesessen und waren, da es doch noch recht kühl war hier oben auf dem Berg, in die Sonne gewandert (oder mit der Sonne gewandert?). Nun warteten wir, bis diese ihren Tee getrunken und bezahlt hatten, so dass wir uns aufwärmen konnten. In der Zwischenzeit aß ich Couscous mit Huhn und Gemüse auf viel zu kleinen Tellern. Wir wärmten uns anschließend am frei gewordenen Sonnentisch auf, doch als der nächste Bus mit Touristen kam, brachen wir lieber auf. Nichts wie weg bevor die Meute kommt.
Über unzählige Serpentinen ging es Richtung Fes. Unterwegs hielten wir an einem Kürbisstand beziehungsweise am Stausee. Aber letzteren durfte man nicht Fotografieren, deshalb hielten wir am Kürbisstand und machten Fotos von diesem (mit dem Stausee im Hintergrund). Militärgeheimnis Stausee. Man könnte ja Wasser(stoff)bomben bauen.
Unser Hotel in Fes lag in einer kleinen Gasse, nicht mit dem Auto passierbar. Das hielt unseren Fahrer nicht davon ab in der Einbahnstraße zu drehen und auch mal die andere Richtung auszuprobieren. Wir mussten dann unsere Koffer in die Hand nehmen und die letzten Meter zum Hotel laufen. Das Hotel war ein Riad, also ein umgebautes altes Stadthaus. Das war schon sehr imposant. Im Ersten von zwei Innenhöfen waren die Rezeption und das Restaurant untergebracht. Hier mussten wir auch erst einmal die Anmeldezettel ausfüllen und bekamen im Gegenzug das Internet Passwort. Um in das Zimmer zu gelangen musste man zum zweiten Innenhof und dann 3 Stockwerke über enge Treppen hoch.
Mein Einzelzimmer ging über 2 Etagen. Unten waren eine Couch, der Fernseher und das Bad. Zum Bett im ersten Stock ging es eine Treppe hinauf. Allerdings hatte dies mehr Nach- als Vorteile. Mal abgesehen davon, wie man vom Bett aus Fernseher schauen sollte. Dies war das einzige Hotel mit ARD und ZDF und dann so was. Nun war auch noch die Klimaanlage im ersten Stock und, Hitze geht bekanntlich nach oben, wenn man den Raum heizen wollte, waren es oben geschätzte 50 Grad und unten 10 Grad. Ein kuscheliges Sitzen auf der Couch beim heute-Journal war also unmöglich. Ich wollte auch nicht daran denken, wenn ich nachts auf Toilette musste und schlaftrunken die Treppe herunterstürzte (kein Alkohol, deshalb nicht betrunken).
Es stellte sich heraus, dass das Internetpasswort nur für die Rezeption galt und so ging ich zur selbigen, um mir ein funktionierendes zu besorgen. In diesem Moment gingen die anderen zusammen auf Erkundungstour. Ich wollte mich allerdings nicht anschließen. Mir war eine Wanderung im Moment nicht angenehm, nicht bevor ich nicht durchs Internet gewandert war. Also ließ ich ihnen einen entsprechenden Vorsprung.
Als ich dann etwas später das Riad verließ, um die nähere Umgebung anzusehen und ein paar Getränke zu erwerben, fing mich der Manager ab und meinte meine Freunde wären bereits draußen. Also Freunde… Von Zweckgemeinschaft hatte er wohl noch nie etwas gehört. Er wollte mir auch unbedingt noch die Visitenkarte des Hotels mitgeben, damit ich mich nicht verlaufe. Meinen Einwand von wegen GPS wollte er nicht gelten lassen und so steckte ich sie ein. Ich fragte ihn noch wie ich denn wieder herein kommen könne, da die Tür normalerweise zu ist und keine Klingel zu erkennen war. Er meinte nur ich solle klopfen und zeigte mir noch einen zweiten Eingang nebenan. Dieser war sogar mit einem Hotelschild versehen, was in mir den Eindruck aufkommen ließ, dass dies der Haupteingang war.
Hier in der Umgebung war auch nicht viel los und so holte ich mir nur etwas zu trinken. Als ich kurze Zeit später zurück zum Riad kam, klopfte ich erst einmal an der zweiten Tür, da ja dort auch das Schild war, also Haupteingang. Allerdings machte keiner auf. Dafür kam ein Bauarbeiter, jedenfalls sah er so aus, und begleitete mich zu der anderen Tür, wo er auch noch auf einen versteckten Klingelknopf drückte. Nicht für Touristen oder Gäste, nur Eingeweihten bekannt. Es machte trotzdem keiner auf. Na das mit dem Klopfen klappte ja prima. Nach mehreren Klopfversuchen machte dann endlich jemand auf. Man entschuldigte sich damit, dass man auf der Dachterrasse gewesen sei und dorthin zog es mich auch gleich, da ich den empfohlenen Sonnenuntergang beobachten wollte. Allerdings war es bewölkt und so konnte man dieses Naturschauspiel nur anhand des Dunkelwerdens erahnen.
Ein Mann meinte in gutem Deutsch, dass die Terrasse eigentlich wegen Regens geschlossen sei. Aber ich solle mich trotzdem setzen, nicht ohne mir vorher das 180 Grad Panorama anzupreisen. Das tat ich auch und las meine Mails, bis es dann doch zu dusig und dunkel wurde. Letztendlich sah ich vom Sonnenuntergang natürlich gar nichts. Im meinem Zimmer zurück, sah ich aber ARD und ZDF. Gerade dort wo es am unangenehmsten war Fernsehen zu schauen, gab es deutsche Sender. Allerdings wurde auch hier nicht der Sonnenuntergang übertragen.
Um 19:30 Uhr trafen wir uns im ersten Hof zum Abendessen. Diesmal gab es a’la Card, allerdings a’la französisch Card. Ich verstand nur Gare, also Bahnhof. Ich wählte die Nummer 3, was laut Michael und Anja, die französisch sprachen, Lamm mit Gemüse sein sollte. Doch zuerst kam eine gemischte Vorspeisenplatte oder besser geschätzte 15 Schüsseln mit allem möglichen. Abdul kam zu uns und versuchte zu erklären, was das alles ist. Es kam dann zu einem fröhlichen Gemüseraten. Bei der Lieferung des Hauptgerichts ging das Raten fröhlich weiter, denn der Kellner kannte die Nummer zu dem Gericht nicht und ich nicht das Gericht zur Nummer. Es ist halt nicht wie beim Italiener hier. Zum Nachtisch gab es Orangen mit Zimt. An die Erdbeeren traute sich keiner heran. Es gab die nächsten Tage halt noch so viel zu sehen und das sollte außerhalb des Badezimmers stattfinden. Dafür sollten wir die Getränke erst morgen bezahlen, na gut..
4. Tag - Marathon im Basar
Wir mussten uns alle um 8 Uhr zum (Gruppen-) Frühstück treffen. Individualität war diesmal nicht möglich. Die Spiegeleier gab es heute auch aus dem Tontopf, dementsprechend klebten Sie auch am Boden fest. Pfanne Mangelware, wie bei den Chinesen, allerdings dort alles aus dem Wok. Wir kamen ins Gespräch, also besser gesagt, Anja beschwerte sich über die Krankenkassen, weil jemand aus der Familie keine Fettabsaugung bezahlt bekommen hat. Anette war wohl Krankenschwester (juhu, mein Urlaub ist gerettet) und Anja Sozialarbeiterin. Na Klasse, Sozialarbeiter hätte ich auch in der Sauna haben können.
Um 9 Uhr war dann auch pünktlich ein lokaler Führer da, Mohamed, eine unsympathisch wirkende Erscheinung mit Sonnenbrille. Mit dieser wirkte er ziemlich arrogant. Damit rutschte sein Trinkgeldkonto schon vor dem Start ins Minus.
Wir fuhren zuerst mit unserem Auto auf einen Berg mit einem Ausblich über ganz Fes. Mohamed erklärte die Stadtteile und ich meinte nur, ich hätte jetzt alles gesehen, wir könnten zurück zum Hotel. Stattdessen fuhren wir aber zum Königspalast. Hier gab es 2 Tore, eines das man fotografieren durfte und eines, das man nicht fotografieren durfte. Das zum Fotografieren hatten lokale Handwerker gespendet, wohl damit die Touristen endlich was zum fotografieren hatten. Was wäre das für eine Enttäuschung, wenn diese extra wegen des Königspalastes anreisen würden und die Kamera in der Tasche lassen müssten. Die würden ja nie mehr wieder kommen.
Um etwas Zeit von der Uhr zu bekommen, liefen wir noch eine Weile durch die Seitengassen. Hier gab es viele Zahnärzte, was mich dazu veranlasste die Straße „Straße der Dentisten“ zu nennen. Also wenn ich mal dritte Zähne brauche, komme ich hierher. Hier ist es garantiert billig, so wie die Ausstellungsstücke aussahen.
Weiter ging es zur Altstadt, wo der Plan war, 4 Stunden durch diese oder besser den Basar zu laufen. Mohamed immer vorneweg, wir hinterher. Zum Glück keine Zeit für Shopping. Wir sahen eine Moschee und ein Mausoleum von außen an und damit man auch mal was von Innen sehen konnten, wurden wir der Reihe nach in ein Geschäft mit Kupfertellern, ein Ledergeschäft und ein Tuchgeschäft geführt. Und als wir die Gelegenheit hatten etwas Vernünftiges zu besuchen, nämlich das Holz Museum, wurde ich von allen überstimmt. Dann mussten sie halt ins nächste Geschäft. Als ich dann noch beim Metzger einen Kuhkopf fotografieren wollte, spritze mich ein Mann aus dem Nachbargeschäft mit Wasser voll. Dieses war wohl abgesprochen und gegen Touristen gerichtet. Ein einfaches „Bitte nicht fotografieren“ Schild hätte auch gereicht. Aber wenn man keine Touristen mehr haben will, geht das auch so.
Mohamed hatte Germanistik in Deutschland studiert. Er meinte nach dem Erdbeben in Agadir wurde alles wieder so aufgebaut wie in Bochum. Da meinte ich, da müsste ich ja nicht nach Agadir, da könnte ich auch nach Bochum, um mir Agadir anzusehen. Er meinte es aber eher umgekehrt, was er noch mal bekräftigte. Ich muss feststellen, dass nicht nur die Asiaten meinen Humor nicht verstehen. Auf meiner Standup Comedy Tour werde ich wohl auch Marokko auslassen müssen. Viele Länder bleiben da nicht mehr, wenn auch der chinesische Markt wegfällt.
Anschließend gingen wir essen. Natürlich wieder in einem teuren Touristenrestaurant. Allerdings war das Ambiente Top und so bestellte ich mir gleich ein Couscous Royal. Und so fühlte ich mich auch gleich wie ein König. Nicht nur essenstechnisch. Natürlich wechselte ich gleich in den pluralis majestatis. Uns gefiel es hier und es schmeckte uns auch.
Da wir noch Zeit hatten fuhren wir zusätzlich in das Keramikviertel. Das war mir ganz Recht, denn die Füße und die Achillessehne schmerzten. Allerdings war das auch wieder nur eine Verkaufsshow, diesmal nur unter freiem Himmel. Nach einer kurzen Vorführung ging es auch schon in den Verkaufsshop. Allerdings mussten wir gleich wieder aus dem ersten raus, denn ein Bus kam und wir wenigen Leute mussten mit dem kleineren Nebenraum vorlieb nehmen. Dass dies alles nur ein Fake war, erkannte man schon daran, dass die Werkstätten kleiner waren, als die Verkaufsräume. Auch wurde an diesem Ort aus Umweltschutzgründen der Ton nicht gebrannt, sondern außerhalb der Stadt.
Wir fuhren also zurück zum Riad. Es war noch früh, so gegen 16 Uhr, und so machte keiner die Tür auf. Auch Klopfen und Klingeln des wieder anwesenden Bauarbeiters half nicht. Man hatte uns wohl noch nicht so früh zurückerwartet und genoss ein Sonnenbad auf der Dachterrasse.
Um 19:30 Uhr ging es zum Abendessen. Es gab diesmal Lamm mit Pflaume, denn diese Nummer hatte ich mir gemerkt. Ein neuer Kellner kam und wollte das Essen bringen. Allerdings stolperte er an der Stufe und das ganze schöne Essen fiel zu Boden. Das war‘s wohl mit seiner Probezeit. Schnell musste neues Essen her und da man dies durch höhere Hitze versuchte zu beschleunigen, war das Essen am Boden gut angebrannt. Endlich gab es auch die Rechnung für die Getränke. 20 Dirham für eine Cola fand ich etwas überzogen. So fiel mir das Lügen recht schwer als der Manager in seiner Lederjacke fragte, ob wir „happy“ wären.
5. Tag - Umweg über die Schweiz
Zum Frühstück wurde heute Kuchen, Kringel, gefüllte Teigtaschen, Brot, Marmelade und gekochte Eier aufgetischt. Diesmal mussten wir nicht vom Boden essen. Reichen würde das zumindest bis zum Abend. Aber wir hatten heute eine lange Fahrt vor uns.
Michael und Anja kamen wieder später. Langsam gewöhnt man sich ans warten. Apropos warten, der erste Halt war ein See mit Tretbooten. Der Halt war recht sinnlos, denn hier gab es nichts zu sehen (gehen sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen) und zum Tretboot fahren war es zu kalt. Nur 3 Jungs kamen mit ihren Pferden und boten uns einen Ritt an. Wohin war allerdings fraglich. Es kam etwas später ein Pärchen und dieses zog sogar einen Ritt in Erwägung. Das muss also doch eine ziemliche Touristen Attraktion sein. Dann war es im Endeffekt doch gut dass wir gehalten haben.
Es ging weiter nach Taounza, der Schweiz von Marokko. Hier lag nicht nur Schnee, schließlich waren wir auf 1700 Metern, hier war es auch sauber wie in der Schweiz und es gab sogar ein Hotel Chamonix. Innen war das Hotel aber schon ziemlich heruntergekommen. Ich fotografierte die Touristenattraktion, den steinernen Löwen auf dem Hauptplatz oder besser gesagt ich versuchte es, denn immer stand jemand davor. Es war nun mal die einzige Attraktion im Ort. Nachdem ich dann doch einmal freie Schussbahn auf den Löwen hatte, besuchte ich den Rest des Ortes, was ganz schnell erledigt war. Die anderen saßen bereits alle vor dem berühmten Hotel Chamonix und tranken Tee. Ich setzte mich dazu, nicht um ein Getränk zu genießen, sonder eher die Sonne. Ich muss mich an dieser Stelle fragen, warum die Leute immer dann auf Toilette wollen, wenn man gerade gehen will. Da hat man Stunden Zeit gehabt und literweise Tee in sich hineingeschüttet, anstatt seine Notdurft zu verrichten.
Zum Mittagessen hielten wir wieder an einer Tankstelle mit Restaurant und Touristenpreisen. Wenn schon nicht das Ambiente stimmt, dann wenigstens die Preise. Zumindest für unseren Führer. Es gab auch nur eine Damentoilette. Das Schild zur Herrentoilette war wohl nur ein Fake-Schild für das Gewerbeaufsichtsamt. Wir setzten uns in die Sonne, aber die unzähligen Katzen, die hier herumstreunten, nervten schon ziemlich.
Weiter ging es zum Stausee, wo wir eine Rast einlegten. Das Fotografieren dessen ist eigentlich strengstens untersagt, aber da hier keine Stauseepolizei zu sehen war, ließ ich es mir nicht nehmen Spionage zu betreiben.
Für eine Pinkelpause hielten wir bei einer Pirelli Werkstatt an. Zum Glück gingen wir ein Stück weiter zu einem Cafe und ließen nicht hier unser Öl ab. Hier gab es auch Internet, aber keine IP-Adresse. Pech gehabt. Nach verrichtetem Ablass ging es stundenlang Serpentinen hoch und runter zum nächsten Stausee, an dem auch unser Hotel lag. Dies war leider mehr ein Hostel als ein Hotel. Zum Glück war es schon dunkel als wir ankamen und so sah man die Einrichtung nicht. Andererseits war es schade, denn so konnte man den Stausee nicht sehen. Zumindest bot das Hotel unglaublich viel Zusatzleistungen an, von der Treibjagt bis zum Wasserski. Das Zimmer sah dann aber aus wie in der Jugendherberge. Es gab in meinem Raum ein Doppelbett und ein Einzelbett, deshalb wohl Einzelzimmer. Die Doppelzimmer hatten wohl zwei Doppelbetten.
Ich probierte erst einmal alle 400 Sender des Fernsehers aus, doch alle waren nur arabisch, wirklich, alle 400. Es gab nur einen Englischen, CNN. Das ganze gestaltete sich etwas schwierig weil ich die Fernbedienung dauernd gegen die falsche Box hielt. Abdul kam gerade und gab mir den entscheidenden Hinweis. Gut dass man einen Reiseführer hat. Allerdings wollte er nur wissen, was wir essen wollten. Die Auswahl war Huhn mit Zitrone oder Rind mit Pflaume. Ja gibt es hier nichts anderes? Beides hatte ich doch erst. Dann eben doch Rind. Im Zimmer gab es kein Internet und so ging ich zur Rezeption, wo dieses ganz langsam meine Mails herunterlud.
Im Restaurant war es so eiskalt, dass wir erst mal den vorbereiteten Tisch tauschten, um näher am Heizstrahler zu sitzen. Das passte dem Kellner gar nicht, wie man an seinem Gesicht erkennen konnte. Schließlich hatte er den anderen Tisch schon für uns eingedeckt. Aber das war mir egal. Ich suchte hier keine Freunde fürs Leben. Außer uns waren hier noch eine größere englische jugendliche Reisegruppe und ein einzelner Mann, die ihr Mahl hier auch einnahmen. Es gab Suppe zur Vorspeise. Alle Teller wurden weggeräumt, nur meiner nicht. Hatte der Kellner mich als Rädelsführer der Umzugsaktion abgestempelt und mochte mich nun nicht mehr?
Besser wurde seine Laune auch nicht, als er statt zweimal Hähnchen dreimal Hähnchen und dementsprechend zu wenig Rind hatte. Doch bevor er uns mit der Mistgabel aus dem Restaurant jagte, änderte Anja ihr Essensvorbestellung. Getränke bot uns der Kellner erst gar nicht an. Erst auf Nachfragen bekamen wir etwas und zum Bezahlen war auch keiner da. Wenn man nichts herausgibt, muss man auch nichts kassieren. Man kann ja nicht damit rechnen, dass jemand was trinken will zum Essen. Zum Nachtisch gab es dann Obst, wobei die Orange einfach nicht schälbar war. Na was für ein köstliches Mahl.
6. Tag - Marrakesch – Que Sera, Sera
Ich wollte vor dem Frühstück noch ins Internet und so begab ich mich zur Rezeption. Hierbei wanderte ich auf einem Umweg durch den Garten, um mir die Anlage einmal genauer bei Licht anzusehen. Im Hellen sah diese weitaus besser aus als im Dunklen (sonst ist es immer umgekehrt). Es gab einen schönen Pool, aber viele Zimmer waren noch im Bauzustand. An der Rezeption kam dann aber wieder die nächste Enttäuschung. Wieder keine IP-Adresse fürs Internet. Und da ich nichts herunterzuladen hatte, war ich letztendlich 10 Minuten zu früh am Frühstückstisch. Diesmal bestand kein Grund den Tisch zu tauschen, denn es war nicht so kalt um diese Zeit.
Die Englische Reisegruppe war schon da und somit war das Buffet leer. Es gab kein Brot, nur ein paar lausige Pfannkuchen. Erst als wir mit dem Frühstück fast fertig waren, kam plötzlich so viel Brot und Pfannkuchen, dass wir diese gar nicht mehr alle Essen konnten. Auch wurden plötzlich gekochte Eier gereicht. Warum gab man denn eine Uhrzeit an, zu der man Frühstücken wollte, wenn erst 30 Minuten später die Zutaten gereicht werden. Man schwärmte an unserem Tisch übrigens von den Pfannkuchen mit Zimt, aber als ich den Zimt probieren wollte, stellte ich fest, dass dies kein Zimt sondern Kakaopulver für die nicht vorhandene Milch war. Also Geschmacksnerven haben manche Leute.
Ich hatte immer noch keine IP-Adresse, allerdings brachen wir sowieso Richtung Marrakesch auf. Beinahe hätte ich vergessen meinen Zimmerschlüssel abzugeben. Na das wäre was gewesen. Klaus hatte schon die Getränke von gestern für alle bezahlt.
Wir hielten zweimal an, einmal für ein Foto des Stausees und einmal für ein Foto des Atlasgebirges. Abdul zeigte uns ein kleines Pflänzchen und meinte dies wäre eine Palme. Ich meinte das wäre wohl die berühmte Bonsai-Palme. Nächster Halt war der Wasserfall in Ouzoud. Diesen betrachteten wir zuerst von oben, wobei ich es vermied auf die Felsen zu steigen, um nicht allzu nah am Abgrund zu sein. Direkt am Abhang war eine alte Getreidemühle in einem Haus, wobei man für ein Foto derselben geschäftstüchtig gleich 5 Dirham verlangte. Das war schon ziemlich frech.
Anschließend stiegen wir die Treppen hinab Richtung Grund. Direkt am Anfang des Weges stand ein Baum und Abdul entdeckte einen Affen darauf. Und so schaute ein Affe herunter und 6 Affen hinauf.
Es ging mal wieder an unzähligen Souvenirshops vorbei unendlich viele Treppenstufen hinunter. Meine Befürchtung war nur, dass was man hinunter stieg auch wieder hinauf steigen musste. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf einer Art Aussichtsplattform ging es zu einem offensichtlich befreundeten Restaurant mit Aussichtsbalkon auf halbem Wege. Ich ging erst mal zur Toilette, denn man konnte ja nie wissen, wie lange diese Bergtour noch dauern würde. Es gab kein Waschbecken und so wurde das Händewaschen manuell erledigt, das heißt ein Toilettenwärter goss einem das Wasser über die Hände.
Ich trank eine Cola und wäre in der wärmenden Sonne beinahe eingenickt. Die Rechnung dafür betrug 15 Dirham und als ich 20 Dirham gab, gab der Kellner (und wohl auch Besitzer) 15 Dirham raus. Leider bemerkte er sein Missgeschick noch rechtzeitig. Blöde Schulbildung. Auf Entwicklungsländer ist auch kein Verlass mehr.
Zum Glück gingen wir nicht weiter runter bis zum Boden, aber warum auch. Die Touristen waren im Restaurant abgeliefert worden, der Umsatz war gemacht und somit alte Freundschaften mit dem Restaurantbesitzer erneuert worden.
Es ging nun all die Treppen wieder hinauf und ich war schnell wie eine Schnecke. Sogar die Ameisen überholten mich. Aber ich war nicht der letzte der oben ankam. Die Frauen scheiterten an den natürlichen Hindernissen, den Souvenirständen. (Relativ) schnell musste noch ein Schal gekauft werden. Jetzt konnte es richtig kalt werden in Marrakesch (Wettervorhersage 26 Grad Celsius).
Zum Mittagessen ging es wieder an die Tanke. Wir saßen im Garten mit einem romantischen Blick auf die Zapfsäulen. Zur Abwechslung gab es heute Hackfleisch mit Tomaten und Ei. Ich konnte keine Pflaumen und Zitronen mehr sehen. Dafür gab es wieder unzählige Katzen, die um ihr Mittagessen bettelten. Da muss man sich wohl dran gewöhnen. An die Tanke und die Katzen.
Als wir weiterfuhren, gerieten wir in einer kleinen Stadt in eine Demo. Selbst Abdul konnte nicht sagen gegen oder wofür hier demonstriert wurde. Alle hatten einen Ölzweig in der Hand. Ich vermutete, dass dies die Pegida Donnerstagsdemo gegen den Islam sei.
Unser Riad in Marrakesch lag in einer kleinen Seitenstraße mitten im Basar. In einem wieder wunderschönen Innenhof mussten wir wieder die obligatorischen Eincheck Zettel ausfüllen. Hierzu musste ich den kleinen Tisch quietschend zu meinem Platz ziehen. Das erinnerte stark an „Man in Black“. Als ich die Frau von dem Riad fragte, was denn das Einzelzimmer sei, sagte sie, dass nur Doppelzimmer gebucht worden seien. So hatte ich die freie Zimmerwahl. Und als die Dame auf das Zimmer zeigte, das direkt zu dem Hof führte und meinte „This could be a single room“, meinte ich nur „I think this is a single room“, denn dieses Zimmer wollte ich unbedingt haben. Es war ein kleines, aber sehr feines Zimmer. Sogar Internet ging im Raum, nur nicht im Bad. Da musste ich halt meine Toilettengänge verkürzen. Michael und Anja hatten übrigens auch ein Zimmer auf den Hof, tauschten dies aber später, weil es ihnen zu laut war. Das konnte ich aber jetzt nicht nachvollziehen. Pienzchen.
Ich ging zum Platz Jemaa el Fna, dem Hauptmarktplatz von Marrakesch. Hier war ein Toubabou. Unzählige Menschen und lauter Musikanten und Affenbesitzer, die sich gegen einen Obolus, und nur gegen einen solchen, ablichten ließen. Jedes Foto kostet extra. Das war nach kurzer Zeit zu viel Trubel für mich. Ich ging einmal um den Platz und dann zurück zum Riad und auf mein Zimmer. Bis zum Abendessen setzte ich mich in den Hof und las meine Mails.
Zum Essen gingen wir in ein Berber Restaurant. Hierzu kürzten wir den Weg ab, indem wir durch unzählige enge Gassen liefen. Den Weg hätte ich nie wieder gefunden. Wir gingen auf das Dach des Restaurants und ließen uns dort nieder. Wir konnten aus einem Menü auswählen und ich nahm Linsen mit Hühnchen und Blätterteig. Mal was anderes. Zum Nachtisch hatte ich süßen Blätterteig mit Früchten. Allerdings kam der Blätterteig mit Dosenmilch. Das wollte ich gar nicht, denn Milch in solchen Ländern war nicht wirklich ratsam. Auf meine Beschwerde legte man einfach ein paar Früchte dazu und das dauerte letzt endlich 20 Minuten. Mein Milchproblem löste das nicht.
Morgen gehen wir wieder in dieses Restaurant. Da weiß man wenigstens schon, was man bestellen soll und was besser nicht.
7. Tag - Doppelt gemoppelt hält besser
Um 7:40 war ich beim Frühstück. Die Stadtführung war auf den Nachmittag verlegt worden und so wollte ich möglichst viel freie Zeit nutzen, um meine Besichtigungspunkte abzuhaken.
Um diese unchristliche Uhrzeit (nennt man das dann eigentlich muslimische Uhrzeit?) war nur eine Japanerin mit ihrem Koffer im Frühstücksraum. Es war ein reichhaltiges Buffet aufgebaut, allerdings mit ein paar kleinen Schwächen. So gab es zwar heißes Wasser für den Tee, aber keine Teebeutel. Kaffee wurde auch erst nur auf meinen Tisch gestellt, so dass die Japanerin eilig zu mir kam und sich dort bediente, nicht abwartend bis sie selbst welchen bekam (und auch ohne zu fragen). Mir war das egal, ich trank ja sowieso keinen Kaffee, sondern heißes Wasser. Zumindest war das Buffet so reichhaltig, dass ich kein Mittagessen brauchen würde.
Erster Besichtigungspunkt sollten die Saadiens Gräber sein. Ich lief ungefähr 20 Minuten und war 5 Minuten vor der Öffnung der Gräber (klingt unheimlich) da. Ich ging sofort rein, was auch gut war, denn 15 Minuten später tauchten auch schon die ersten Touristen-Gruppen auf. Und es kamen Gruppen über Gruppen als ich die Gräber verließ.
Ich ging zum Bab Irhli Tor um dort die Ankunft eines weiteren Busses mitzubekommen. Da fing direkt meine Kamera an zu spinnen. Das war ihr dann doch zu viel. Zum Glück hat sie sich nach kurzer Zeit wieder erholt, im Gegensatz zu mir.
Ich ging nun zum Palast Badii, der eigentlich Ruine Badii heißen müsste. Berühmt war er aber für eine uralte Minbar, für die man extra Eintritt bezahlen musste. Diese war aber dann doch weniger spektakulär, als es das zusätzliche Entgelt erhoffen ließ. Ich verschaffte mir erst einmal von der Terrasse einen Überblick über das Gelände, was die Ruinen auch nicht besser machte. Ein paar unterirdische Kerker gab es noch und eine nicht ganz so schlechte Fotoausstellung.
In der Nähe war der Palast Bahia, in alten Zeiten mit 50 Zimmern und 80 Konkubinen ausgestattet. Heute sind leider nur noch die Zimmer erhalten. Und diese stellten sich als reiner Irrgarten heraus. Man folgte irgendwelchen Pfeilen, dessen Richtung nicht wirklich Sinn ergaben und war plötzlich wieder draußen. Dazwischen wimmelte es von lauter Gruppen, die wieder alles blockierten. Das war schon sehr nervig. Aber es war ja auch schon relativ „spät“, Gruppenzeit eben. Es konnte ja nicht jeder mit dem Sonnenaufgang Frühstücken.
Ich hatte noch genug Zeit und so ging ich anschließend zum Dar Si Said Museum. Dies war in einem alten Palast untergebracht, wobei man sagen musste, dass das Gebäude wieder einmal sehenswerter war als die Ausstellung. Es war verboten zu Fotografieren, allerdings schien das nur für die Ausstellungsstücke zu gelten, nicht für das Gebäude. Zumindest machten die Wärter keinerlei Anstalten dies zu unterbinden. Im Gegenteil, im ersten Stock erklärte der Wärter gegen ein Bacchisch die Räumlichkeiten mit den besten Fotomotiven. Da es noch früh war ging ich dann auch zweimal durch den Palast.
Um 13 Uhr war ich zurück im Hotel und ging erst einmal auf die Sonnenterrasse. Die anderen trudelten auch langsam hier ein und Klaus und Anette erzählten, dass sie von einem „Führer“ ausgenommen wurden, der ihnen wieder einmal eine Gerberei anstatt Paläste präsentierte.
Pünktlich um 14 Uhr war dann auch unser „richtiger“ lokaler Führer da. Ein Doktor der Geologie, der in Berlin studiert hatte und nun hier als Stadtführer tätig war. Na wenn man sich verbessern kann.
Es stand der Bahia Palast auf dem Besuchsprogramm, doch den hatten alle schon besucht, nicht nur ich. Somit wurde dieser von der Liste gestrichen. Aber auch die Saadiens Gräber, die nur ich besucht hatte, waren auf dem Programm. Das kommt davon, wenn der offizielle Teil nach dem privaten kommt und man sich nicht an das ausgedruckte Programm hält. Ich hatte extra versucht nur das zu besuchen, was nicht darauf stand.
Wir liefen los über den Jemaa el Fna Platz und an der ersten Toilette verabschiedete sich Anette von uns und ging zurück zum Hotel. Na gut, dass ich nichts zu Mittag gegessen hatte. Allerdings ersparte sie sich dadurch ein stundenlanges Wandern durch die engen Gassen. Wir machten einen Stopp in der Koranschule Medersa Ben Yussef und Michael nutze die Gelegenheit um alles über den Islam zu erfragen. Ich hingegen erkundete lieber die oberen Stockwerke und verlor dabei fast die Gruppe.
Anschließend liefen wir weiter, vom Norden der Altstadt bis in den Süden zu den Gräbern. Wenn ich nicht schon Schmerzen an der Archillessehne gehabt hätte, spätestens jetzt hätte ich sie. Wir durchquerten alle Handwerksviertel, zum Glück ohne bei jedem zu Verkaufsveranstaltungen einzukehren. So kam ich dann letztlich zum zweiten Mal in den Genuss die Gräber anzusehen. Unser Führer erklärte uns dann aber weniger die Gräber, als die Fauna und Flora. So bekamen wir noch eine Pflanzenkunde mit Kochrezepten. Jetzt weiß ich auch was gegen Fußgeruch hilft.
Wir liefen auch zum Bab Irhli Tor, allerdings nur zu der falschen, unschönen Seite. Das beruhigte mich dann doch, dass ich morgens nicht vergebens hier gewesen war. Anschließend ging die Stadtumrundung weiter zurück zum Jemaa el Fna Platz, wo wir von Abdul wieder in Empfang genommen wurden. Alle wollten nun unbedingt in ein Cafe am Platz und sich auf die Terrasse setzen. Ich fand das nicht so prikelnd, wollte aber die Gruppe nicht sprengen und machte gute Miene zu bösem Spiel. Und wie ich befürchtet hatte, gab es nur Platz im dritten Stock auf dem Dach, wo man vom Platz nichts sehen konnte. Dafür saßen wir direkt in der Sonne. Abdul notierte sich die gewünschten Abholzeiten zum Flughafen. Na, ob das klappt, da jeder von uns an einem anderen Tag und zu einer anderen Zeit weg musste. Erfahrungsgemäß hat ein Reiseleiter wenig Interesse am Flughafentransfer, da das Trinkgeld schon kassiert und die Gedanken bei der nächsten Tour sind. Wir gingen zurück zum Hotel, nur Michael und Anja blieben wieder einmal im Basar zurück zum Shoppen.
Zum Abendessen ging es wieder zum Restaurant von gestern. Diesmal nahm ich einfache Orangen zum Nachtisch. Sicher ist sicher. Diese werden sie sicherlich nicht mit Milch übergießen. Wir verabschiedeten Abdul am Jemaa el Fna Platz, wo er auch sein reichhaltiges Trinkgeld bekam. Anschließend gingen wir noch einmal über den Platz, aber es war nicht viel los. Unzählige Freßbuden waren aufgebaut und am Stand 25 versprach man uns einen Genuss ohne Durchfall. Das hat unser Restaurant nicht getan. Vielleicht hätten wir doch lieber hier essen sollen.
8.Tag - Freizeit
Ich war wieder früh beim Frühstück (deswegen heißt es ja auch so) und kaum hatte ich angefangen, kamen nach und nach Klaus und Anette und dann auch Michael und Anja. Was war denn da los? Hatte man plötzlich am Ende der Reise das frühe Aufstehen entdeckt. Oder fehlte ohne Reiseleitung und Zeitvorgabe der Zwang des späten Frühstücks?
Ich ging dann los zum Marrakesch Museum. Das stand eigentlich auf dem offiziellen Program, aber was sage ich…
Ich musste durch den gesamten Souk um dann 50 Dirham Eintritt für einen riesen Raum mit wenig Ausstellungsstücken in den Nischen zu bezahlen. Es hingen dann noch einige modernere Bilder an den Wänden, vor allem im ehemaligen Hamman. Jetzt konnte ich verstehen, warum es vom offiziellen Teil gestrichen wurde.
Das Koubba Almoravide war ein alter Turm mit ein paar Trümmern herum. Es war alles zu, aber durch den Zaun konnte man ganz gut Fotos machen. Ich suchte anschließend den Brunnen Fountaine Echroub ou Chouf, wobei ich mir keine großen Hoffnungen machte ihn zu finden, da ich nur eine ungefähre Lagebeschreibung aus dem Reiseführer hatte. Doch, wie der Zufall es wollte, stand ich plötzlich direkt vor ihm.
Das Muse del Art de Vivre war ein kleines renoviertes Stadthaus mit 6 kleinen Ausstellungsräumen in denen vor allem Kleidung und Zubehör ausgestellt wurde. Und dafür musste man 40 Dirham löhnen. Hier zahlte man wirklich nur für die Gebäude.
Es ging weiter zur Zawia Sidi bel Abbes, ein Mausoleum wo wieder ein Märtyrer begraben war. Ich fotografierte im Hof und wollte durch ein Gitterfenster heimlich ein Foto machen. Dabei machte ich versehentlich den Blitz an statt aus und so wurde mein Fotografierversuch natürlich schnell entdeckt. Sofort kam ein ungehaltener Mann ans Fenster und verwies mich dessen lauthals. Zum Glück war er nicht bewaffnet und von der IS.
Mein GPS führte mich dann zurück zum Brunnen Fontaine el Moussine, der aber wenig impossant war, zumindest heutzutage. Also lief ich weiter zur Kutubiya Moschee. Diese bestand aber im Grunde nur aus dem riesigen Turm, den man von überall in der Stadt sehen konnte. Ich lief also einmal um die Anlage und machte mich auf Richtung Hotel, da in den Museen jetzt Mittagspause war. Unterwegs wollte ich eine Cola erstehen und als ich diese aus dem Kühlschrank nehmen wollte, kamen mir alle Flaschen entgegen. Ich stellte diese eilig wieder hinein, darauf achtend diese so zu platzieren, dass dies dem nächsten auch passieren wird.
Ich war um 12 Uhr wieder im Hotel und legte mich erst mal 2 Stunden auf die Sonnenterrasse, da mein Zimmer noch nicht gemacht war. Ich ging nach der wohlverdienten Pause zum Dar Cherifa, dem ältesten Haus in der Stadt und nun Literatur Cafe. Allerdings hatte es zu, was auch kein Wunder war, so abgelegen wie es in einer kleinen Seitenstraße lag. Ich wollte aber auch nicht klingeln, um dann der einzige Besucher (seit Monaten) zu sein und so zog ich weiter.
Der Pascha Palast war dann doch nicht zum Museum umgebaut worden, sondern war jetzt ein Regierungsgebäude mit viel wachsamer Polizei davor. Einen von den Cops fragte ich dann auch nach einem möglichen Einlass, doch die Besichtigungsmöglichkeit wurde mir erwartungsgemäß verweigert. Also ging ich den ganzen Weg zurück zum Dar-Tiskiwin Museum. Hier wurde afrikanische Kunst eines Privatsammlers präsentiert, aber erst einmal mal war keiner da um abzukassieren. So wartete ich geduldig, bis jemand kam. Wenn man das ganze Begleitheft nicht las, war man auch zügig durch und so konnte ich noch einmal die Sonnenterasse genießen. Klaus und Anette waren auch schon da und so verabredeten wir uns zum Abendessen, welches wir auf dem Platz in einem der „garantiert kein Durchfall“- Stände einnehmen wollten.
Als wir dann auf dem Platz waren, wurden wir alle 2 Meter von einem Eintreiber angesprochen. Also wenn das Essen so gut wäre, müsste man dieses nicht so anpreisen, dachte ich mir. Da wo viele Einheimische waren wurde nämlich nichts angepriesen, die Auswahl war gering, dafür billig, aber auch alle Plätze besetzt. Und wo die Touristen saßen war es genau umgekehrt. Wir setzten uns dann in den Stand, wo man uns 2 Jahre Durchfallgarantie gab. So ein Angebot konnte man nicht abschlagen. Außerdem gab es überall das Gleiche und die Preise waren auch überall touristisch. Die gemischte Fleischspießauswahl machte dann auch keine Verdauungsprobleme.
Anschließend gingen wir noch auf dem Platz spazieren und betrachteten die Gaukler. Anette machte dabei Fotos und wurde direkt abkassiert. Dafür hatten die wirklich ein Auge. Ständig kam ein Mann mit einem Tamburin vorbei, egal bei welcher Musikgruppe man gerade stand und Mister GEMA (er war wohl der Chefeintreiber) wollte für den Nicht-Hörgenuss auch noch abkassieren. Ich sagte ihm er soll erst mal bei seinen Landsleuten vorbeigehen und dort die Musikgebühren erheben. Das wollte er aber aus unerklärlichen Gründen nicht.
9. Tag - Alles knapp
Der Wakeup-Service hatte geklappt, der Abholservice nicht. Als wenn ich es mir nicht schon gedacht hätte. Mein Flug ging um 8:50 Uhr und ich wollte um 6:00 Uhr abgeholt werden. Ich setzte mich in den Innenhof und wartete auf den Fahrer, aber um 6:30 Uhr war immer noch niemand da. Der Rezeptionist meinte er kenne den Fahrer, Ibrahim und könne ihn anrufen, was er auch gegen 6:45 Uhr tat, da meine Verzweiflung langsam auf ihn abfärbte. Er telefonierte mit mehreren Personen und meinte der Fahrer käme gleich. Um kurz nach 7 Uhr rief er noch mal an und meinte, der Fahrer wäre wohl für 7:30 Uhr bestellt worden. Nun, zumindest nicht von mir. Abdul kann froh sein, dass er sein Trinkgeld schon hat und mit der nächsten Gruppe in der Sahara ist.
Plötzlich nahm der Rezeptionist den Koffer und wir verließen das Hotel. Im Eilschritt ging es zum Jemaa el Fna Platz, wo auch schon der Fahrer wartete. In einem riesen Tempo fuhr dieser zum Flughafen, er sah mir wohl meine Eile an oder hatte einfach nur ein schlechtes Gewissen. Und so waren wir in 10 Minuten am Flughafen. Allerdings ließ die lange Schlange bei den ausladenden Autos schlimmes befürchten, nämlich viele Leute und lange Wartezeiten. Und so war es dann auch.
Royal Air Maroc hatte 4 Check-In Schalter für alle Flüge offen, davon eine für die Business Class, die ich aber nicht benutzen durfte. 30 Minuten musste ich anstehen, bis ich endlich am Schalter war. Die Dame bestätigte dann auch noch, dass 1 Stunde Transfairzeit in Casablanca sehr knapp wäre, was mich dann auch nicht beruhigte. Dafür versah sie meinen Koffer mit einem Anhänger „Fast-Transfer“. Das galt aber nur für den Koffer, ich selbst bekam keinen Anhänger.
Um kurz vor 8 Uhr war ich dann endlich an der Sicherheitskontrolle, wo ich vor dem Betreten selbiger noch einen Ausreisezettel ausfüllen musste. Eine riesige Schlange erwartete mich dort und so verbrachte ich dort weitere 30 Minuten. Und dann sollte ja auch noch die Ausreisekontrolle kommen, die zum Glück recht leer war. Kein Wunder, denn die Leute standen ja alle in der Sicherheitskontrolle. So kam ich zum Glück direkt dran. Als ich endlich am Gate war, konnte ich direkt in den Bus zum Flugzeug steigen. Ich konnte nur hoffen, dass der Rest der Meute auch rechtzeitig zum Flieger kam und wir keine Verspätung haben, denn wie gesagt, eine Stunde Transfer ist knapp, weniger ist tödlich. Wir hoben nur 5 Minuten zu spät ab und schon nach 20 Minuten ging das Anschnallzeichen zur Landung wieder an. Wir kamen zwar pünktlich am Gate an, aber es dauerte unglaublich lange bis die Türen auf gingen. Und dann ging es mit dem Aussteigen nicht vorwärts. Ich rannte fast zum internationalen Transfer, um dann festzustellen, dass dort erneut eine Sicherheitskontrolle war. Und wie es der Zufall so will, war dort vor jeder Kontrollstelle eine Schlange die den gesamten Raum ausfüllte. Ich schätzte die Wartezeit auf mindestens 1 Stunde, wenn nicht noch mehr. Es gab auch keine Fast-Line und es war kein Personal zu sehen, das ich auf meine Situation aufmerksam machen konnte.
Ich entschloss mich ganz rechts an der Schlange vorbei zu gehen und zu versuchen mich vorzudrängeln. Als ich vorne ankam und mich gerade herein drängeln wollte, machte direkt bei mir ein neuer Schalter auf. Was ein Glück. Es waren nur 6 Leute vor mir, aber es kam mir immer noch vor wie Stunden. Ich war um 9:30 Uhr angekommen, um 10:10 Uhr sollte Boarding sein und um 10:06 Uhr war ich am Gate. Ich hatte sogar noch 4 Minuten um auf Toilette zu gehen. Was wäre wohl passiert, wenn ich mich an der Schlange hätte anstellen müssen.
So bekam ich den ersten Bus und genoss noch einmal die abgesessenen Sitze von Royal Air Maroc.