Konfuzius sagt …
oder
Allein durchs wilde China
China
1. Tag - Anflug
Diesmal sollte der Flug schon die erste Sehenswürdigkeit sein. Ich flog mit der A380, dem größten Passagierflugzeig der Welt. Aber wie bei vielen Sehenswürdigkeiten reicht es auch hier das Ganze einmal gesehen zu haben. Nun gut, alles ist etwas leiser als normal (also jetzt nicht die schreienden kleinen Kinder, mehr die Triebwerke), aber von innen sieht alles viel kleiner aus und die Toiletten sind auch nicht moderner.
Bei der ersten Getränkeverpflegung wurde ich auch gleich mit Sprite geduscht, weil der Oberkellner das Explodieren beim Öffnen einer Flasche im A380 unterschätzt hatte. Gut, dass Rotwein keine Kohlensäure hat. Das kann passieren, war auch keine Absicht, aber eine Entschuldigung hätte es schon sein dürfen. Allerdings gab es ja schon Freibier und Gummibärchen war den jammernden Kindern vorbehalten.
Im Allgemeinen war die Essen- und Getränkeausgabe eine Katastrophe. Ich saß recht weit vorne (Reihe 63!) und man fing an von hinten zu servieren, aber auch nur mit einem Getränkewagen. Gefühlte 2 Stunden später bekam man sein Essen und Trinken (Wobei die letzten Reihen nicht mehr aus verschiedenen Gerichten wählen konnten, weil man sich wohl verkalkuliert hat. Na wenn man es nicht gewohnt ist, dass es mehr als 90 Reihen gibt.).
Dadurch, dass die Stewardessen sich von hinten näherten, kam noch ein gewisser Überraschungseffekt hinzu, da aus dem Nichts plötzlich eine Stimme kam und fragte was man zu trinken möchte. Mit Bordunterhaltung, also unter Kopfhörern, kam das dann noch überraschender. Die Zeit ging aber recht schnell vorbei und 1 Stunde Schlaf war auch noch drin.
Endlich gelandet stellte ich mich dann an der Passkontrolle an und zwar an dem einzigen Schalter der mit einer Frau und einem Mann besetzt war, im Gegensatz zu den anderen Schaltern, die nur mit einer Person besetzt waren. Ich dachte das geht doppelt so schnell, allerdings war das Gegenteil der Fall. Die Frau war wohl eine Azubine und der Mann der Ausbilder, denn während an unserem Schalter einer abgefertigt wurde, kamen an den anderen Schaltern in derselben Zeit zwei Personen durch.
Bei der Einreise wird wie in den USA ein Foto gemacht, aber statt Fingerabdrücke wird zusätzlich das Passfoto eingescannt. Na, doppelt gemoppelt hält besser.
Anschließend wird man mit einer Bahn gefühlte 10 km zur Gepäckausgabe gefahren, da diese am anderen Ende des Terminals liegt. Aber man hat ja genug Zeit die Koffer dorthin zu befördern schließlich gibt es ja Azubinen.
Meine Tasche war diesmal natürlich wieder die Letzte auf dem Band. Auf der Anzeige stand schon, dass die Ausgabe abgeschlossen war, als meine Tasche dann doch noch aus dem Schacht kam. Na, da hätte die Azubine auch noch etwas länger brauchen können. Vielleicht hätte sie dann mehr gelernt und die Ausreise geht schneller.
Es war 10:30 Uhr und mein Weiterflug nach Nanjing ging erst um 14:55 Uhr. Meinen eigentlich gebuchten Weiterflug um 13:00 Uhr hatte China Air gestrichen, damit ich den Flughafen besser kennenlernen konnte.
Ich überlegte mir, wie ich nun zum Check-In für die Inlandsflüge kommen könnte, da sah ich ein Schild, dass auf einen speziellen Ausgang wies. Da ich genug Zeit zum verirren hatte, wollte ich diesen probieren, bevor ich durch die gesamten Hallen wandern musste. Und siehe da, hier konnte ich meine Tasche direkt bei einer extra Abgabestelle wieder aufgeben, durch die Sicherheitskontrolle gehen und mich die nächsten 4 Stunden im Abflugbereich aufhalten. Der Vor-vor Sicherheitsbeamte, also die Person, die aufpasste, dass man sich an der richtigen Schlange anstellte (wobei es natürlich nur eine gab), beachtete mich zuerst nicht. Erst als ich mich angestellt hatte, wurde ich überprüft. Das Ganze war dann so hektisch, dass ich vergaß die Kamera aus dem Rucksack zu holen, wie angewiesen. Aber das hat erst mal keinen gekümmert. Und da denkt man hier wird alles so streng kontrolliert. Pustekuchen, die sind genauso dilettantisch wie die deutschen Sicherheitsbeamten.
Nun hieß es also wieder mal die Zeit zu vertreiben. Ich sollte langsam meine Wohnung kündigen und wie Tom Hanks in „Terminal“ auf dem Flughafen einziehen.
Zuerst fragte an der Information nach einem Geldautomat, denn schließlich hatte ich keinen Pfenning oder besser Yuan in der Tasche, aber dafür viel Durst und Hunger. Man schickte mich zu Gate C11. Das war so weit weg, ohne jeglichen Hinweis und so gut versteckt (also nicht das Gate, der Automat), dass ich mich fragte ob man hier keinen Umsatz machen wollte. Na Umtauschen bringt halt mehr Gewinn durch die Gebühren.
Mein größtes Problem war, dass ich vergessen hatte den Kurs nachzuschauen und so hatte ich keine Ahnung, was ein Yuan überhaupt wert war (und damit wie viel Geld ich abheben sollte). Ich schaute auf einen Getränkeautomaten nebenan und hier kostete das Wasser 2 Yuan. Das brachte mich auch nicht weiter, machte mich aber umso durstiger. Dann holte ich meine Hotelbestätigung heraus und hier kosteten 3 Nächte 850 Yuan. Ich dachte mir 2000 Yuan müssten etwa 200 Euro sein (der richtige Kurs wäre gewesen: 100 Yuan sind 12 Euro). Der maximale Betrag, den der Automat ausspuckte waren 2500 Yuan. Der höchste Betrag, der vorgeschlagen wurde, waren 800 Yuan und den nahm ich dann letztlich. Nach all dieser Rechnerei war ich fit für einen Job in der Wechselstube. Zumindest ging die Zeit rum, obwohl ich diese doch lieber bei einem Bier verbracht hätte.
Es kamen natürlich 8 hunderter Scheine raus und da ich so einen Brand hatte, ging ich zu einem Verkaufsstand wo ich 2 Flaschen Cola Zero erstand (ja kein Bier! Im Flugzeug war eine Durchsage, dass kein Alkohol auf Inlandsflügen mitgenommen werden dürfte) für je 2,8 Yuan, die ich direkt mit einem Hunderter bezahlen musste. So hatte ich wenigstens viel Kleingeld.
Ich wartete dann bis 12 Uhr und begab mich zu den drei vorhandenen Restaurants im oberen Stock, wo ich das „Fast Food Chinese Restaurant“ wählte. Alle anderen westlichen Touristen gingen zu KFC. Da hätten sie auch zuhause bleiben können. Vogelgrippe gibt’s auch da.
Das Restaurant hatte eine lange Kantinentheke in der (zu) viele Gerichte aufgebaut waren. Ich wählte, vor lauter Auswahl überwältigt, was mein Vordermann nahm und dazu noch quadratische Fleischbrocken in brauner Soße. Dazu eine Schale Reis als Sättigungsbeilage. Man sollte halt doch ein bisschen Tourist bleiben.
Das erste Gericht war eine Herausforderung, denn es bestand fast nur aus Chili, so dass es für Menschen nördlich von Sezuan nicht genießbar war. Das zweite Gericht war sehr lecker, allerdings bestand das Schweinefleisch zu 50% aus Fett. Aber Fett ist ja ein Geschmacksträger und so schmeckte es auch sehr gut und hatte viel Geschmack. Ich kratzte beim ersten Gericht das Fleisch vom Chili frei (oder besser umgekehrt) und lies entsprechend viel zurück. Aber das sprach nur für meine guten Sitten. Bekanntlich isst man ja nicht alles auf, um zu zeigen, dass die Portionen groß genug waren (oder zu viel Chili drin war?).
Ich war um 12:30 Uhr mit Essen fertig und verbrachte die Zeit mit Lesen, Herumlaufen und vor allem mit auf Toilette gehen, da letztere 10 Minuten vom Gate entfernt waren. Scheinbar war hier der lange Marsch von Mao das Vorbild für den Bau der Toiletten.
An meinem Gate war die ganze Zeit kein Mensch am Schalter und Punkt 14:25 Uhr, der geplanten Boarding Zeit, kam eine Stewardess aus Richtung Flugzeug, machte die Tür auf und es ging los. So gefällt mir das, kein Aufrufen nach Reihen, kein langes Warten und entsprechend ging es im Flugzeug rund. Das Verstauen des Handgepäcks (wie immer hätte ich mit einigen Handgepäck-Koffern 2 Wochen Urlaub machen können) gestaltete sich als etwas aufwendig, da nur Europäer Handgepäck unter den Vordersitz packen (und Europäer waren zu wenig an Bord). Die Jacken werden anbehalten, aber selbst die kleinste Handtasche kommt in die Ablage. Doch mit Ellenbogen geht halt alles. Als die Maschine voll war, hatte ich Angst, dass wir auf dem Kopf fliegen mussten, da die Koffer in den Handgepäckfächern schwerer waren als die Koffer im Gepäckraum. Schließlich flog ich ja auch nur mit erweitertem Handgepäck oder besser, meine Tasche wog auch nur 14 kg.
Wir standen recht lange auf dem Rollfeld oder es kam mir nur so vor, denn ich nickte ständig weg. Da es keinen Alkohol auf Inlandsflügen gab, war mir das aber auch ganz recht. Der Flug selbst bestand nur aus Turbolenzen, was mich trotz der alten Maschine nicht störte, da ich die meiste Zeit die Augen zu hatte. Ich wachte rechtzeitig zum Essen wieder auf und es gab einen in Alufolie gewickelten (das deutschen Gesundheitsamt würde den Laden zu machen) Hamburger mit Rindfleischscheibe (statt Hackfleischklops) und Kreuzkümmel gewürzt. Das war kein kulinarisches Highlight, aber interessant und sättigend. Hier hätte ich allerdings einen Schnaps vertragen können.
Nach der Landung ging es dann zur Gepäckausgabe und obwohl ich mein Gepäck 4 Stunden zu früh aufgegeben hatte, war es eins der Ersten, das raus kam. China ist immer wieder für Überraschungen gut. Da dies ein Codeshare Flug mit Lufthansa war, wurden die Koffer von China Air wohl bevorzugt ausgeladen.
Als ich das Gebäude verlies sah ich den Busbahnhof und die Taxischlange. Ich hatte vergessen nachzuschauen, wie ich in das Hotel kommen wollte. Ich hatte nur noch im Kopf, dass ein Bus zu einer Zugstation fuhr. Aber ich hatte keine Lust den Computer hochzufahren und nachzuschauen und mein Kopf war müde, deshalb stellte ich mich an der Taxischlange an. Ich zeigte dem Fahrer den Ausdruck meiner Hotelreservierung, doch dieser fand die chinesischen Schriftzeichen nicht. Ich zeigte sie ihm dann, denn schließlich war ich schon zweimal in China und da lernt man so was. 45 Minuten später (Fahrtzeit, nicht Wartezeit an der Schlange) und108 Yuan ärmer war ich dann am Hotel. Von außen war es recht ansprechend und von innen auch. Wie viel waren noch mal 850 Yuan für 3 Nächte?
Das Einchecken ging problemlos, da die Rezeptionistin sehr gut Englisch sprach. Und nach längerem Suchen fand sich auch mein Bahnticket, dass ich in Deutschland per Internet geordert hatte und zum Hotel geliefert werden sollte. So, alles ist gut. Jetzt wusste ich, ich kann allein durch China reisen. Gut, es war erst die erste Station und China ist groß und nicht alle Taxifahrer können lesen und… HIIILFE…
Ich stellte im Zimmer nur meine Tasche ab und testete das Internet. Es ging. Wieder ein Pluspunkt. Langsam kam mir das unheimlich vor.
Ich zog gleich wieder los, um zu sehen wo ich gelandet war, eine Kleinigkeit zu essen und Bier zu holen.
Für Ersteres ging ich zur nächsten großen Straße und stellte zur Erleichterung fest, dass die Straßenschilder lateinische Untertitel (also Buchstaben, nicht Sprache) hatten. Die Straße selbst konnte ich in meinem Plan nicht finden, deshalb ging ich um den Block und landete in einer Straße, die dann wieder auf meinem Stadtplan aufgeführt war und viele einfache kleine Restaurants hatte. Da waren wir schon bei Punkt zwei meines Vorhabens.
Da alle Restaurants keine Bilder von Speisen an der Wand hatten und keine lateinischen Buchstaben zu sehen waren, wählte ich nach einigem hin und herlaufen ein ganz einfaches Lokal, in dem viele Leute saßen. Denn eigentlich war es ja egal, wo man mich nicht verstand. Die Kassiererin an der Tür wollte meine Bestellung aufnehmen, konnte aber erwartungsgemäß kein Englisch. Hätte mich auch enttäuscht. Nach einigem sinnlosen hin und her zeigte Sie auf die Speisekarte an der Wand, was aber auch nicht hilfreich war, da das einzig Lateinische die Zahlen waren (und die sind ja bekanntlich Arabisch). Ich zeigte also einfach auf einen Tisch wo gerade gebratener Reis gebracht wurde. Somit bestellte ich dies und wir einigten uns auf 6 Yuan. Hier halfen die Hände, wobei damit nicht gesagt ist, dass Chinesen 6 Finger hätten. Man hat nur eine eigene Technik entwickelt, so dass man die Zahlen bis 10 an einer Hand abzählen kann. Bei meinem letzten China Besuch wurde mir das beigebracht, so dass man mich hier nicht über den Tisch ziehen konnte (wobei das bei meinem Gewicht und den kleinen Chinesen auch recht schwer geworden wäre).
Es gab zum Reis noch eine Suppe dazu, allerdings kein Fleisch. Das war vielleicht am ersten Tag gar nicht so schlecht. An die Garküchen muss man (oder besser der Magen) sich immer langsam gewöhnen. Wer weiß, welche Tierart als nächstes dran glauben muss. Der WWF hat schon aufgegeben mich um Spenden zu bitten.
Die Essstäbchen standen auf einem Extratisch in einer Schüssel, der man schon ansah dass nur mit kaltem Wasser gespült wurde. Man reichte mir dann auch zwei abgezählte Kleenex Tücher, damit ich diese nachwischen konnte. Außerdem waren diese recht praktisch zum Mundabwischen. Jeder so wie er es braucht.
Nach dem Essen räumte ich nicht ab, weil es keiner tat. Aber es gibt ja genug billige (Kaltwasser-) Spülkräfte für solche Aufgaben.
Direkt nebenan war ein Getränkeladen und ich fragte nach Bier (Vorhaben 3), doch das verstand der Verkäufer nicht, wie auch allgemein Englisch. Ich glaube Englisch geht nur am Flughafen und in ausgewählten Hotels. Das kann ja heiter werden.
Ich suchte das Bier zuerst vergeblich in den Regalen, doch schließlich entdeckte ich welches ganz unten im Regal (Jinling Beer für 3 Yang die 580ml Flasche).
Auf meine Frage nach einer Tüte zeigte er auf einen Flaschenöffner (das war für ihn wohl naheliegender). Ich muss mein Trink-Chinesisch unbedingt verbessern, wenn ich hier nicht nüchtern raus kommen will...
Zurück im Hotel trank ich noch etwas von meiner Beute und legte mich recht bald ins Bett.
2. Tag – Zhongshan-Berg
Um 6 Uhr stand ich auf. Jetlag ist scheinbar kein Thema, wenn man in 34 Stunden nur 2 Stunden geschlafen hat. Ich beschloss ein Frühstück zu mir zu nehmen, das extra erworben werden musste. Dazu ging ich erst mal an die Rezeption, um ein Frühstücks Voucher zu erwerben (25 Yuan). Der Rezeptionist vom Dienst konnte kein Englisch und so war die Kommunikation etwas aufwendig. Gut, was erwartet ein Rezeptionist, wenn ein Gast um kurz vor 7 Uhr an die Rezeption kommt, außer dass er einen Frühstücks Voucher erwerben oder auschecken will. Und ich hatte ja keinen Koffer dabei. Kein Englisch, wenig Kombinationsfähigkeit. Habe ich schon erwähnt, dass das nicht einfach werden wird?
Das Buffet war dann recht übersichtlich. Die westliche Seite deckte Toastbrot und eine Flasche Honig ab, dazu Kaffee, der bereits gefühlte 2 Stunden auf der Herdplatte vor sich hin köchelte (aber bei den Chinesen sehr beliebt war). Die chinesische Seite mit Congee, Dumplings, Gemüse und Reis sagten mir da schon mehr zu. Den Joghurt mit einem Strohhalm zu trinken ist eine chinesische Angewohnheit. Hier haben wohl alle so eingefallene Wangen, weil man dabei so extrem Saugen muss. Dies war deswegen wohl mein letzter Joghurt auf der Reise, schließlich wollte ich meine vollen Backen behalten.
Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg zur Metro. Es stellte sich heraus, dass die Metrostationen gut versteckt sind. Es gibt zwar Hinweisschilder zu den Stationen, diese fehlen aber genau da, wo es darauf ankommt, nämlich an den Kreuzungen. Man möchte wohl nicht, dass noch mehr Leute die Bahn benutzen, vor allem während der Rush Hour. Zu dieser Zeit passt sowieso keiner mehr in den Zug.
Die Station gefunden, stellte mich der Fahrkartenautomat vor diverse Probleme. Nicht die Bedienung, denn man konnte ihn auf Englisch umschalten und musste nur auf die Zielstation im Display tippen. Aber der Automat nahm nur 1 Yuan Münzen oder 5 und 10 Yuan Scheine. Jetzt hatte ich gestern unwissend dieser Tatsache alle meine Münzen dem Bierverkäufer gegeben (um Gewicht zu sparen) und so hatte ich nur Scheine in 1 Yuan und 100 Yuan. Ich ging zu einer Box, in der eine Aufseherin saß und fragte, ob diese mir wechseln könnte und tatsächlich konnte und wollte sie. Allerdings nicht meine kompletten dargereichten fünf 1 Yuan Scheine, sondern nur 4, wohl weil dies der maximale Preis für eine Fahrt ist. Man erwartet wahrscheinlich noch mehr Touristen und muss deshalb sparsam sein.
Zurück am Automat das nächste Problem. Ich hatte die genaue Station vergessen an der ich aussteigen musste und alle klangen auf einmal so gleich. Jetzt waren auch noch die Stationsnamen auf meinen Google Maps Ausdrucken chinesisch. Ich schaltete den Automat also auf Chinesisch zurück und verglich die Schriftzeichen bis ich dachte, die richtige Station gefunden zu haben. Gut dass man in China mit Chinesisch auch nicht weiter kommt. Hätte ich nur Spanisch gelernt…
Aus dem Automat kam eine Münze, die man beim Betreten an ein Feld an der Schranke halten musste und beim Verlassen in einen Schlitz steckte, so dass die Tür wieder aufging. Alles also selbsterklärend, auch das Finden der richtigen Bahn. Nur das Betreten selbiger machte etwas Probleme, da natürlich um diese frühe Zeit Berufsverkehr war und die Züge entsprechend voll waren. Aber von meinen vielen Asien Reisen wusste ich ja, Platz ist in der kleinsten Hütte (Metro) und einer geht noch, auch wenn es nicht danach aussieht.
Neu war hier, dass ein uniformierter Beamte auf dem Bahnsteig stand und bei der Abfahrt des Zuges salutierte (auch wenn ich nicht im Zug saß, es war also nicht wegen mir, das wäre auch zu viel des Guten).
Die Stationsdurchsagen waren außer in Chinesisch auch in Englisch (daran sollte sich der RMV mal ein Beispiel nehmen, aber andererseits, was will ich mit Chinesischen Durchsagen), so dass die einzige Schwierigkeit beim Metro Fahren das Merken der Stationsnamen ist (gerade in meinem Alter und ohne Alkohol).
Angekommen an der Zielstation wiesen gleich Wegweiser zu dem Ming Mausoleum und dem Sun Yat Sen Mausoleum und beide wollte ich besuchen. Also doch die richtige Station erwischt. Es gab auch eine Busstation, die war aber um die Zeit noch recht verweist und bei meiner Abneigung gegen Busse entschloss ich mich zu laufen. Ich folgte der Straße, die nicht wirklich einen Bürgersteig hatte, bis zum Ming Museum. Das hatte noch zu, aber da wollte ich sowieso nicht rein, ich wollte ja in das Mausoleum. Das Museum sah sowieso eher wie ein Einraum-Museum aus.
Ich erwarb nebenan aber eine Eintrittskarte für 50 Yuan und besuchte mit dieser dann das Mausoleum des ersten Ming Kaisers.
Nach einer riesigen Stele kam der erste heilige Weg mit vielen Tierfiguren und einigen Tai Chi Omas, die ständig die Figuren für fotografier wütige Touristen blockierten. Natürlich ging ich nicht außen vorbei, sondern überwand den niedrigen Zaun und schritt wie der Kaiser von China (oder Ming) mitten durch oder besser drüber.
Danach kam der zweite heilige Weg mit den Beamtenfiguren und dafür mit weniger Omas. Beamte schrecken halt mehr ab als Tiere. Am Ende führte dann ein weiterer (unheiliger) Weg zu dem eigentlichen Grab.
Manchmal kam ich mir übrigens hier als die eigentliche Sehenswürdigkeit vor, so wie ich als einziger Europäer angestarrt wurde. Das konnte aber auch an dem Pin mit der deutsch/ chinesischen Flagge liegen, den ich mir an die Jacke gesteckt hatte. Dieser hatte das chinesische Fremdenverkehrsamt im Römer einmal ausgeteilt und ich dachte mir, da muss nicht jeder dahergelaufene Touristenfänger fragen wo ich herkomme. Ich bekam dann auch einmal ein „Welcome to China“ entgegen geschmettert. Woher die Frau wusste, dass ich gerade erst angekommen war?
Kurz vor dem eigentlichen Grab erreichte man eine riesige Mauer, die den Grabhügel umfasst und die ich noch nie in so einer Höhe gesehen hatte. Das Grab selbst ist wie üblich in einem Hügel, doch diesen konnte man mal zur Abwechslung besteigen. Das war nicht interessanter als die Hügel, die man nicht besteigen konnte, aber man konnte ihn besteigen…
Unzählige Treppen hoch und ein paar wieder runter musste ich feststellen, dass der Weg über den Hügel nur zur Umgrenzungsmauer führte und dann dort weiter entlang lief. Ich kehrte um, da ich fix und fertig war und die restliche Länge des Wegs nicht einschätzen konnte. Die Chinesen sind ja bekannt dafür kilometerlange Mauern zu bauen. Außerdem wollte ich noch das Gebäude auf der Mauer besichtigen.
In diesem war allerdings außer dem üblichen Souvenirstand nur lauter Tafeln mit einer Beschreibung aller Ming Gräber in China (es gibt zum Glück nur 16, das spart Zeit).
Ich verlies das Gelände des Ming Mausoleums durch den Hinterausgang, der mich direkt zum Sun Yat San Mausoleum, dem Grab des ersten Staatspräsidenten, führen sollte und nach 15 Minuten Fußweg auch tat. Es fuhren auch kleine Züge, aber diese kosteten 5 Yuan und es gab nirgends Fahrkartenautomaten. Und selbst wenn, hätte ich wahrscheinlich auch nicht das passende Kleingeld gehabt.
Der Zugang zum Mausoleum wurde durch Schranken versperrt, ähnlich denen in der Metro. Allerdings gab es keine Ticketbox und die Schranken waren kaputt, so dass ich einfach durchgehen konnte. Wieder Geld gespart…
Hinauf ging es wieder unzählige Treppen. Das wurde auch noch als besondere Leistung des Architekten auf einer Tafel gewürdigt. Denkt denn keiner an die Touristen, die rund 75 Jahre später kommen? Das geht übrigens auch an die Ming Kaiser. Man kann Mausoleen auch auf ebener Ebene errichten. Das tut den Leistungen im Leben keinen Abbruch.
Oben angekommen saß dann der feine Herr auf einem Stuhl und fotografieren durfte man auch nicht. Na klasse, die Treppen haben sich ja gelohnt. Aus Trotz habe ich dann doch ein Foto gemacht, als der Sicherheitsbeamte ein Schläfchen im Stehen machte.
Nun ging es weiter zum Linggu Si Kloster. Wieder 20 Minuten zu Fuß. Hier musste man diesmal eine Eintrittskarte erwerben (35 Yuan), aber der Weg war dafür diesmal nicht zu beschwerlich, da die Treppen fehlten. Doch dann kam die Pagode, 8 Stockwerke hoch, zu ersteigen durch eine freistehende Wendeltreppe, so dass bei mangelnder Kondition auch noch die extreme Höhenangst zum Problem wurde. Aber mein sportlicher Ehrgeiz war größer. Komplett ohne Atem und mit Herzrasen oben angekommen, entschädigte die Aussicht. Allerdings wagte ich es nicht wirklich auf den Balkon zu treten. Einmal Herzinfarkt reicht. Hier hatte ein Fernglasverkäufer (ja, wirklich) seinen Shop und da niemand Ferngläser kaufte, hatte er sein Radio unerträglich laut aufgedreht. So floh ich schnell wieder nach unten. Das hatte zur Folge, dass zur Atemlosigkeit und der Höhenangst auch noch ein Schwindel dazukam, weil ich zu schnell die Treppen hinunter wendelte. Ich war auf jeden Fall froh unten angekommen zu sein, wie eigentlich immer bei Türmen.
Ich besuchte noch 2 Gräber die auf dem Gelände waren (und damit auch im Eintrittspreis enthalten, das muss man als Sparbrötchen mitnehmen) und das eigentliche Kloster.
Hier wurde vor dem Haupttempel die Bettwäsche gelüftet. Ein Bild für die Götter, im wahrsten Sinne des Wortes.
In der Halle selbst fiel vor allem das ca. 1 ½ Meter hohe (Modell-)Gebäude aus purem Gold auf. Dieses wurde garantiert aus den Eintrittsgeldern bezahlt, wobei es heute eigentlich gar keine so schlechte Idee ist sein Geld in Gold anzulegen. Bei Yuan muss man ja auch immer so viel umrechnen.
Auf dem Rückweg musste ich wieder durch die Gasse der Souvenirverkäufer, nur dass diese keine Souvenirs verkauften, sondern Essen und Trinken. Dies ist wohl der Tatsache geschuldet, dass es hier fast gar keine westlichen Touristen gibt. Da scheint Essen und Trinken das bessere Geschäft.
Ich nahm die Gelegenheit gerne war und erwarb gebratene Nudeln mit Gemüse für 15 Yuan. Zum Glück gab es Bilder hinten an der Wand und obwohl mein Arm nicht lang genug war, konnten wir uns doch schnell auf das richtige Gericht einigen. Das klappte nicht so gut bei den 2 Chinesen, die fast zeitgleich am Stand ankamen, aber dreimal so lange für die Bestellung brauchten und dies, obwohl sie sich in ihrer Heimatsprache verständigen konnten. Lange Arme sind dann doch oft besser beim Erwerb von Nahrungsmitteln.
Ich folgte der Straße anschließend zur Metrostation, die, wie die Hinweisschilder auch, gut versteckt hinter einem Bauzaun lag. Ich fuhr 4 Stationen zurück und war an der Station nahe dem alten Ming Palasts angekommen.
Von hier ging ich erst mal zum Nanjing Museum. Ich schaute zum Glück im Reiseführer nach der Hausnummer, denn dort angekommen stand kein (englischer) Hinweis auf ein Museum am Eingang. Es gab nur einen Baucontainer im Hof mit einem Schild „Ticket here“. Als ich fragte, ob dies das Museum wäre, drückte man mir ohne Antwort eine abgenutzte Eintrittskarte in die Hand (ohne Bezahlung), die man mir beim Betreten des Museums direkt wieder abnahm. Ja wie Sinnlos ist das denn. Aber das erklärt die Gebrauchsspuren.
Das Museum wurde gerade umgebaut, so dass nur die Hälfte der Hallen offen hatte. Deswegen also kostenlos. Leider wurden gerade die Themen ausgestellt, die mich wenig interessieren: Porzellan, Jade, Stoffe und moderne Kunst. Letztere bestand aus Handytaschen (so sahen die Ausstellungsstücke zumindest aus. Keine Ahnung was dies waren und aus welcher Zeit, da alle Beschriftungen wieder mal nur chinesisch waren.), Stoffschuhen, Krawatten (siehe Handytaschen) und anderes undefinierbares Zeug. Auf jeden Fall mussten sie ziemlich wertvoll sein, denn hier kontrollierten zwei Wachleute statt einem, wie in den anderen Räumen. Vielleicht gab es aber auch nur Probleme beim Schichtplan.
Ich ging nun weiter zum Zhongshan Men, einem alten Stadttor, wo man die alte Stadtmauer besteigen kann. Das wäre auch gegangen, wenn ich einen Aufstieg gefunden hätte (der, wie sich später herausstellte, einfach nur auf der anderen Straßenseite lag). Ich kletterte also einen steilen Abhang hinauf, wobei ich fast stürzte. Na und das schon am ersten Tag und ohne Alkohol.
Oben angekommen lief ich die Stadtmauer entlang bis zu Ihrem Ende (ca. 1 km) und kehrte dann um. Für mehr Restaurierung hatte es (zum Glück für meine Füße) nicht gereicht. Aber das war ja auch an der Großen Mauer so. Die hört auch abrupt auf.
Ich entschloss mich wieder den Abhang herunterzusteigen, da ich sehr durstig war und am Fuße dieses Abhangs ein Supermarkt lag. Dies musste ich aber gar nicht, denn etwas weiter gab es eine Treppe. Hätte ich das mal früher gewusst.
Die Cola war hier sogar etwas teurer als am Flughafen in Beijing. Von wegen Flughafenpreise.
Ich ging zurück zum alten Ming Palast und der Reiseführer hatte Recht. Hier steht nichts mehr außer ein paar ca. 15 cm hohen Säulenstücken.
Eine Gruppe Kartenspieler funktionierten hier einen höheren Säulenstumpf als Spielkartentisch um. Wozu einen Pokertisch wenn es Kulturerbe gibt...
Ich fuhr dann 2 Stationen weiter zum Präsidentenpalast. Diesen fand ich nicht auf Anhieb, so dass ich erst um 16:15 Uhr eintraf. Da er aber um 17:00 Uhr schon wieder zumachte und die Anlage viel größer war als angenommen, musste ich mich ziemlich sputen. Ich hastete durch die Anlage, rammte alle Chinesen beiseite und war um Punkt 17:00 Uhr mit dem Fotografieren all der alten Büros fertig. Im Palast war auch noch der Xu Garten integriert, der noch zusätzlich Zeit kostete. Verdammtes Sightseeing Hopping. Man schloss auf jeden Fall direkt hinter mir ab.
Ich fuhr mit der Metro zurück zum Hotel. Diesmal salutierte keiner, dafür wurde nur ständig in Trillerpfeifen geblasen. Da war mir das Salutieren viel lieber. Ich holte ein paar Bier mit denen ich meine Füße kühlte (von Innen).
Zum Essen ging ich zum Fischrestaurant hinter dem Hotel, das durch Aquarien mit diversen Fischen und Kröten vor der Tür auffiel. Ich bekam eine bebilderte Karte, konnte aber die Kröten nicht finden und bestellte stattdessen einen Fisch.
Als ich noch etwas Weiteres bestellen wollte, sagte die Kellnerin in gebrochenem Englisch, dass dies genug für eine Person wäre. Um es zu beweisen ging der Koch zum Aquarium, holte einen lebenden Fisch, den er mir zeigte und als ich zustimmte brachte er ihn in die Küche zum Zubereiten (und natürlich vorherigem Schlachten). Also vergammelten Fisch gibt es in China nicht. Und zum Glück hatte ich keinen Kraken bestellt.
Ich bekam auch noch meine (dann doch) zusätzlich bestellten (fantastischen) Bohnen mit wenig Chili, Schweinehack, Knoblauch und einem undefinierbaren grünen Krauts, dessen Fehlen ein Nachkochen zuhause unmöglich macht. Der Fisch kam in Soße, etwas scharf mit Knoblauch und Paprika. Allerdings rächte sich der Fisch mit vielen kleinen Gräten am Schwanz. Wer jemals versucht hat Fisch mit Stäbchen zu essen weiß was das bedeutet. Aber wenn ich große Knochen haben will, hätte ich Schweinekoteletts bestellt.
3.Tag – Nanjing
Ich ließ heute das Frühstück ausfallen, da der Jetlag jetzt doch zuschlug und ich lieber eine Stunde länger schlafen wollte. Das war kein Problem, denn der Fisch von gestern hatte wirklich für mehr als eine Person gereicht und Frühstücks Voucher sind schwer zu bekommen.
Mein erstes Ziel war das Chaotian Gong, ein ehemaliger Kaiserpalast, später Konfuzius Kloster und heute städtisches Museum. Dass dies nicht auch einmal ein Zoo war, ist ein kleines Wunder.
Auf dem Weg dorthin sah ich eine Straßenhändlerin, die ein Ei auf einer Crêpe Herdplatte aufschlug, einen Pfannkuchen darauf legte, diesen wendete und mit allerlei Gemüse und Gewürzen (Koriander war auf jeden Fall dabei) belegte, zusammenrollte und teilte. Ich schaute mir die Zubereitung kurz an und wusste, das wird mein ausgefallenes Frühstück, jedoch für nur 3,5 Yuan.
Angekommen am Gong zahlte ich meinen Eintritt und sah mir die Anlage an. Als ich die Haupthalle betreten wollte, verlangte man von mir ein Ticket und als ich mein vorher Erworbenes heraus kramte, erklärte man mir, dass ich ein zusätzliches erwerben sollte. Da ich meinen Obolus schon entrichtet hatte und ich gar nicht wusste was mich erwartete, entschloss ich mich das Angebot nicht wahrzunehmen. Aber auch hier fehlte der Ticketautomat.
In der nächsten Halle konnte man umsonst die Goldschätze von wem auch immer sehen, deshalb standen auch 3 Sicherheitskräfte an der Tür und schwätzten. Hätte ich hinten was geklaut, hätte das keiner gemerkt. War wohl doch nur wegen der Versicherung, die sonst nicht gezahlt hätte.
Anschließend ging es in den anliegenden Garten in dem lauter Chinesen Tai Chi ausführten, unterstützt von lautstarken Transistorradios. Wer einmal Leute sehen will, die Rückwärts laufen und sich dabei auf die Schulter klopfen, sollte mal nach China fahren oder „Deutschland sucht den Superstar“ ansehen.
Da jetzt auch langsam die Touristenbusse kamen, beendete ich meinen Besuch und ging zur Metrostation um eine Station Richtung Süden zu fahren.
Ich wollte zu den Prüfungszellen, doch diese waren nicht dort, wo ich sie vermutete. Schon zuhause hatte ich Probleme diese im Internet zu lokalisieren und da es vor Ort nicht besser aussah, gab ich mir auch hier keine große Mühe.
Ich ging also direkt (was relativ war, denn ein mehrfaches Studium und Drehen meiner Karte war zur Findung nötig) weiter zu dem Taiping Museum, einem Tempel in dem eine riesige Ausstellung über die Taiping Herrschaft war (was auch sonst). Die Ausstellung war riesig für gerade mal 11 Jahre Herrschaft, allerdings waren die meisten Ausstellungsstücke Abdrucke von chinesischen Dokumenten mit Erklärungen (auch in Englisch), so wie „Befehl des Generals Hu an General Li“. Also mächtig uninteressant (wahrscheinlich auch für Chinesen).
Eine Stunde später war man durch und wurde direkt in den angrenzenden Garten geführt, wobei ich hier mehr nach dem Ausgang suchte, als nach noch mehr Pagoden.
Als ich diesen dann endlich gefunden hatte, ging es zu Fuß weiter zum Konfuzius Tempel. Die Fußgängerzone drum herum kam mir gleich so bekannt vor. Alles renoviert, lauter Geschäfte, ein Fluss zum Bootfahren, halt wie im China Disneyland. Man hatte wieder einmal ein Stück Innenstadt für Touristen hergerichtet, um dort Souvenirshops und westliche Geschäfte unterzubringen.
Der Tempel war dann auch entsprechend geschmückt. Ich musste achtmal hinsehen, um zu erkennen, dass dies wirklich ein Tempel war. Ein riesiges Tor aus buntem Kitsch versperrte den Blick. Nur das Kassenhäuschen deutete darauf hin, dass es sich um einen gebührenpflichtigen Tempel handelt. Dieser war dann auch umso unspektakulärer. Und Innen hatte man auch kitschig dekoriert.
Ich ging zum Hinterausgang raus, was den Nachteil hatte, dass ich mich durch die vielen engen Gassen mit den Souvenir Geschäften quälen musste. Allerdings wurde man hier nicht angequatscht. Das mag daran liegen, dass man wohl mehr auf chinesische Touristen spezialisiert ist (oder einfach kein Englisch kann). Auch bei der Souvenirauswahl gab es mehr was für das Chinesische Publikum.
Es sollte nun weitergehen zum Zhonghue Men, dem südlichen Stadttor. Ich hatte die Wahl am Fluss entlang zu gehen oder zurück zur Metro Station und von dort nach Süden zu laufen. Ich wählte ersteres, wobei am Fluss entlang relativ ist, denn die Straße war vom Fluss durch Häuser getrennt und so sah von diesem auf dem ganzen Weg nicht viel. Dafür führte dies mich wieder durch Straßen, die ich in Europa nicht freiwillig durchquert hätte (aber wohl auch viele Europäer nicht in China).
Das Stadttor sah man schon von weitem, so groß und mächtig war es. Es bestand aus 3 Abschnitten mit Toren und konnte 3000 Soldaten aufnehmen, die dann die Feinde zwischen den Toren von oben bekämpfen sollten. Rechts und links waren Rampen angebaut, auf denen die Generäle mit Ihren Pferden nach oben reiten konnten. Mir taten die Pferde leid, denn auf dem mit Steinen gepflasterten Weg fand selbst ich kaum halt. Nun gut, es waren ja auch 3000 Mann zum Schieben da.
Ich schaute mir die schlechten Ausstellungen in den ehemaligen Lagerhallen an, ging ganz nach oben um mich dann dazu zu entschließen nicht das Märtyrer Denkmal zu besuchen, das in weiter Ferne von dort zu erahnen war. Ich hätte hinlaufen müssen, denn die Metro fuhr nicht so weit. Auch verkniff ich mir den Spaziergang auf der Stadtmauer, denn diese hatte ich schon gestern abgehackt und die Kraft konnte ich mir sparen.
Südlich des Stadttors sollte es laut meinem Plan eine Metro Station geben. Und da ich nicht den ganzen Weg zurücklaufen wollte (siehe Stadtmauer), ging ich also die Hauptstraße südlich und dann die nächste nach rechts. Allerdings stimmten die Proportionen der Straßen und meiner Karte bei weitem nicht überein und als die Straße immer enger wurde kehrte ich lieber um, um einen sicheren, aber längeren Weg zu gehen. Ich ging also zurück zum Fluss, folgte diesem bis zur nächsten Straße und ging dann dort wieder südlich. Laut Plan hätte die Metrostation bald kommen müssen, allerdings sahen das Viertel und die Straßen nicht wirklich aus, als hätte sie eine Metro Station verdient. Über mir waren Bahngleise und diesen folgte ich einfach. An der nächsten Kreuzung schaute ich mich überall um, fand aber keinen Abstieg zur Metro. Ich wollte schon fast aufgeben und den weiten Weg zurücklaufen, da sah ich das 10 Meter hohe Metrozeichen am Aufgang zu den Bahngleisen. Es hätte mir auch jemand sagen können, dass die Metro hier überirdisch fährt. Allerdings hätte das auch nichts genutzt, da ich ja kein Chinesisch verstehe.
Ich fuhr bis zur Station am Trommelturm und dieser war auch von der Metrostation aus zu sehen, so dass ich mich diesmal nicht verirren konnte. Dort angekommen konnte ich allerdings keine Möglichkeit erkennen hinaufzukommen. Ich ging um den Turm herum, aber da waren nur ein paar Kunstgeschäfte. Wahrscheinlich erwartete man hier wieder irgendwelche Gruppenreisende für ein Verkaufsgespräch.
Ich wollte schon wieder gehen, da sah ich eine mit Plastikvorhängen bedeckte Tür und davor ein Schild in Chinesisch, wo ich die Zahl 5 mit einem chinesischen Yuan Zeichen entziffern konnte (das Zeichen erkenne ich inzwischen im Schlaf, soviel Eintritt wie ich bisher bezahlt habe). Ich ging rein, fragte nach und tatsächlich, nach einem Obolus konnte man eine schmale Treppe hinauf auf den Turm. Oben war es nicht imposant, der Ausblick war auch nicht überragen und das Gebäude auf dem Dach, das wohl mal die Trommel intus hatte, war als Cafe ausgebaut. Mein Betreten weckte die Kellnerin auch direkt aus ihrem Tiefschlaf. Kein Wunder, dass keine Gäste kommen, wenn der Eingang so gut versteckt ist und noch 5 Yuan Eintritt kostet.
Der dazugehörige Glockenturm wurde, nachdem er eingestürzt war, nicht wieder aufgebaut. Allerdings sollte die Glocke in einem Pavillon im angrenzenden Park stehen. Ich musste erst mal wieder den Stadtplan mehrmals drehen, um die Straßen richtig zuzuordnen, erreichte aber schnell den Park. Am Eingang stand ein Türsteher mit einem Knopf im Ohr und einem Buch in der Hand. In Südkorea habe ich es schon einmal erlebt, dass ein Hotel um eine Pagode gebaut wurde und ich dachte diese Pagode ist wohl jetzt auch in Hotelbesitz (selbe Kette?). Ich ging um die Ecke und dort war ein weiterer Eingang ohne Türsteher. Den benutzte ich auch und so bekam ich die Glocke letztlich doch zu sehen. Übrigens was das Objekt der Bewachung kein Hotel, sondern ein Nobel-Restaurant. Und das Buch in der Hand des Türstehers war die Speisekarte.
Ich ging weiter Richtung Jiming Tempel. Da Mittag schon fast vorbei war und ich wahrscheinlich mit meiner Jeans nicht am Türsteher vorbei gekommen wäre, wählte ich statt des Nobel-Restaurants ein einfaches Restaurant etwas weiter. Hier deutete ich auf die Nudelsuppe an der Wand und bekam dann auch einen Riesen Pott mit Nudeln, Tomaten, etwas Spinat Ähnlichem und Fleisch. Leider ist es in China üblich im Restaurant zu rauchen und da man in guten Garküchen eng an eng sitzt, trübt das doch manchmal das Essvergnügen. Gesättigt setzte ich dann meinen Weg fort.
Der gesuchte Tempel sollte laut Plan am Ende eines Parks liegen. Der Anfang des Parks bestand aus einem großen gepflasterten Platz von dem aus Treppen nach oben führten. Na klasse, wieder Treppen. Wer wollte sich denn da schon wieder verewigen?
Also hoch und laut Plan dann links halten. Als der Weg nach rechts ging, entschloss ich mich die parallel laufende Straße links vom Park weiterzugehen. Es ging weiter bergauf und dann wieder bergab und am Schluss hatte ich das Ausgangs Niveau wieder erreicht. Na klasse, einmal den Berg rauf und runter. Die Chinesen sollten einmal Tunnel kopieren.
Ein großes Schild zeigte den Weg zum Tempel, so dass dieser einfach zu finden war. In meinem Eintrittspreis waren 3 Räucherstäbchen enthalten, die ich aber dankend ablehnte, schließlich bin ich schon länger Nichtraucher. Ich gab lieber 10 Yuan in den Klingelbeutel. Das ist besser für die Lunge.
Der Tempel selbst war in einen Berg gebaut, so dass es schon wieder unzählige Treppen hinauf ging. Die dazugehörige Pagode konnte man nicht besteigen, was meine Füße mir dankten.
Anschließend ging ich wieder zurück, bergauf und bergab und beinahe hätte ich die richtige Abzweigung vor lauter Schweiß in den Augen verpasst.
Meinen Füßen zu liebe fuhr ich die eine Station zum Max Rabe Haus mit der Metro anstatt zu laufen. Ich hatte etwas Angst das Haus nicht zu finden, allerdings liegt es genau gegenüber der Metro Station. Das spart Treppen.
An den Wänden des Hofs waren Schautafeln mit all den Mitgliedern der „befriedeten Zone“ ausgestellt, innen dann in 2 kleinen Räumen unzählige Fotos und Schriftstücke von Max Rabe. Im ersten Stock war noch eine kleine „Friedensaustellung“. In dieser war wie oft viel zu lesen, es war wenig sortiert und somit wenig informativ.
Weiter ging es zur Gedenkstätte für die Opfer des Nanjing Massakers. Diese stellte sich als riesige Anlage heraus. Mann musste in einer Schlange am Eingang warten und wurde dann von einem chinesischen Reiseführer in den Museumskomplex geführt, wobei er etwas auf Chinesisch erklärte, wie „bitte nichts berühren“ oder „passen sie auf die Kinder auf“.
Hier waren so viele Fotos und Ausstellungsstücke mit so vielen Beschreibungen, dass man bei den gefühlten 50 Sälen mehrere Stunden gebraucht hätte um alles zu lesen. Je länger es dauerte, desto schneller ging man an den Ausstellungsstücken vorbei. Und das tat nicht nur ich, sondern auch alle anderen. Also Zweck verfehlt. Weniger ist manchmal mehr.
Am Schluss wollte ich nur noch raus, aber auf der Suche nach dem Ausgang verlief ich mich in den Wirren der Plätze und Wege. Und nirgends war ein Hinweis auf einen Ausgang. Aber trotz des Versuchs, die Opfer des Massakers durch verirrte Touristen zu erhöhen, fand ich dann doch einen Ausgang und schließlich auch die Metro Station.
Ich fuhr dann weiter zu der Station, von wo aus ich zur Steinstadt laufen wollte. Meine Überlegung war von da zurück zum Mochou See zu laufen und von dort nach Hause zu fahren. Ich lief also ca. 15 Minuten zur Steinstadt, die nichts anderes als ein Park war mit einem noch älteren Stück Stadtmauer. Der Park interessierte mich weniger, die Mauer mehr. Ein freundlicher Rentner wies mich dann auch auf den Eingang hin, von wo aus ich noch mehr Kilometer auf der Mauer hinter mich bringen konnte und dies tat ich dann auch. Es war inzwischen 17:00 Uhr und ich beschloss den Mochou See dort zu belassen wo er war und gleich nach Hause zu fahren. In der Nähe des Hotels erwarb ich noch etwas Bier und hier wollte man statt 3Yuan 4 Yuan pro Flasche. Also entweder Touristenaufschlag oder bessere Biermarke. Ich hoffte auf Letzteres. Nach kurzem Hotelaufenthalt ging ich dann Abendessen. Ich ging heute mal in ein Restaurant mit Bildern an der Wand. Frische Tiere wollte ich heute nicht. Hier brachte man mir erst mal die Speisekarte, die natürlich keine Bilder hatte. Also griff ich doch wieder auf die Wand zurück.
Ich bestellte einen Hotpot und als mich der Kellner anpflaumte, ob ich wirklich nur ein Gericht haben wollte, bestellte ich noch Bohnen mit Rindfleisch und Tofu (das konnte man natürlich nicht auf dem Bild erkennen, aber dann später gut auf dem Teller). Sehr lecker, aber ein Gericht hätte auch gereicht. Man meint es halt gut mit mir und meinem Bauch.
4. Tag – Wuhan
Um 4:00 Uhr klingelte mein Wecker, denn mein Zug nach Wuhan ging schon um 7 Uhr. Bayern München spielte zurzeit noch in der Champions League, wie ich auf meinem Computer im Live-Ticker sehen konnte.
Ich duschte und um 4:15 Uhr kam auch der Weckruf, den ich für 4:30 Uhr bestellt hatte. Also entweder wollte man mich so schnell wie möglich los werden oder man hatte wie ich Angst, dass ich den Zug verpassen könnte.
Um kurz nach 5 Uhr kam ich an die Rezeption, wo eine Dame Englisch mit mir sprach und ein junger Mann dabei die dazugehörigen Auscheckvorgänge erledigte. Also typische Aufgabenteilung. Aber wo war diese Frau, als ich vor 2 Tagen einen Frühstücks Voucher haben wollte? Frühstücken?
Man sagte mir, dass ich ein Taxi auf der anderen Straßenseite anhalten könne. Diese konnte ich aber nur mit meinem Koffer erreichen, indem ich zur nächsten Ampel ging (100m) und wieder zurück, da die Straße von einem 1 Meter hohen Zaun eingegrenzt war. Dabei wurde ich noch fast von einem Roller überfahren. Diese sind hier fast alle elektrisch (lt. Internet, da diese dann als Fahrräder gelten) und somit nicht zu hören. Ich weiß nicht was besser ist, leise in China zu sterben oder laut in Vietnam. Aber ich glaube etwas Geröhre würde mir in dieser Situation doch besser gefallen.
Ich war kaum an der Stelle angekommen, an dem ich auf ein Taxi warten wollte (die Straße war noch Menschen- und Autoleer und hier war eine Lücke im Zaun), da machte auch schon ein Taxi eine Vollbremsung. Ich zeigte ihm meine Zugfahrkarte und er verstand. Ich musste meinen Koffer auf den Beifahrersitz stellen. Er war wohl zu faul den Kofferraum so früh schon aufzumachen. Hier zeigte es sich auch, dass der übermäßige Genuss von Knoblauch in einigen Berufsgruppen nicht angebracht ist.
Wir fuhren 25 Minuten, wobei es mir manchmal vorkam, als ob der Fahrer den Preis künstlich durch eine kostenpflichtige Stadtrundfahrt erhöhen wollte, aber bei 23 Yuan war das nicht so schlimm. Die Taxiuhr zeigte allerdings nur 21 Yuan an. Wahrscheinlich gibt man deshalb hier kein Trinkgeld, alles inklusive. Der Bahnhof öffnete gerade als ich ankam. Mein Gepäck wurde durchleuchtet und ich setzte mich an das Gleis, das auf der Anzeigetafel angezeigt wurde. Der Zielort war zwar nur auf Chinesisch, die Überschriften der Tafeln waren aber alle zusätzlich auf Englisch und die Zugnummer war auch gut zu erkennen. Der Bahnhof war eine riesige Halle mit Einsteige Gates wie am Flughafen. Also keine separaten Wartezonen wie bei meinen letzten Zugreisen in China.
Ich hatte auch den Vorteil, dass ein Zug 30 Minuten vorher vom selben Gleis fuhr und ich so die Einsteigeprozedur beobachten konnte. Es kamen immer mehr Menschen und alle hatten andere Fahrkarten als ich, was mich etwas nervös machte. Diese hatten blaue Karten, meine war Orange. Ich fragte mich, ob ich meine Karte vorher hätte umtauschen sollen oder ob mich die Internet Reiseagentur betrogen hatte.
Das Einsteigen begann und man musste wie in der Metro durch eine Schranke, die sich öffneten, wenn man die Karte in einen Schlitz steckte. Nun sah meine Karte nicht aus, als ob sie durch den Schlitz passen würde und so zeigte ich sie einer Stewardess, die am Gleis Zugang stand. Diese öffnete mir auch gleich ein extra Tor. Andere Karte, anderes Tor?
Ich fand sofort meinen Wagen (natürlich der am weitest entfernteste, da erste Klasse) und meinen Platz. Alles sah aus wie in den 70ern, aber die Sitze waren breit und bequem. Da haben sich die 3 $ mehr für die erste Klasse schon gelohnt.
Alle Anzeigen und sogar alle Durchsagen (selbst wo es heißes Wasser gibt) waren zusätzlich auf Englisch. Das ist hier zu einfach, wo bleibt denn da das Zugabenteuer.
Nach 4 Stunden angekommen in Wuhan war die nächste Aufgabe ein Taxi zu finden. Da dies einer der größten Bahnhöfe war, die ich je gesehen hatte, dauerte es eine Weile, bis ich die Taxischlange gefunden hatte und obwohl ich nach kurzer Zeit an der Spitze stand, war immer irgendein Chinese schneller und schnappte mir das Taxi weg. Ganz schön flink die Kleinen, aber ich wollte mich als guter Deutscher mit dem Boxen zurückhalten. Ich schnappte mir letztlich doch ein Taxi und diesmal kam die Tasche in den Kofferraum.
Ich zeigte dem Fahrer meinen Ausdruck mit dem Hotelnamen und der Adresse auf Chinesisch. Er nickte brav und fuhr mich durch die halbe Stadt. Und wenn ich im Nachhinein den Stadtplan ansehe, auch durch die andere Hälfte der Stadt, die eigentlich nur mehr Geld bringt (aber vielleicht wollte er nur einen Stau umfahren, was mir egal sein konnte, da der Preis rein nach Kilometer, aber nicht per Zeit abgerechnet wird. Somit ist ein Stau ein schlechtes Geschäft für ihn).
Er wollte mich dann am Ramada Hotel abladen, was einerseits nicht schlecht gewesen wäre, aber ich glaube nicht dass der Fahrer den Differenzpreis übernommen hätte. Somit protestierte ich und er musste 2-3 Leute fragen, wo das Hotel ist. Na ja, Tomolo Hotel und Ramada Hotel klingen ja auch fast gleich, zumindest wohl auf Chinesisch. Jetzt musste er durch den Stau, was ihn furchtbar zum Fluchen brachte. Insgesamt brauchten wir etwas mehr als 45 Minuten und ich zahlte 70 Yuan.
Im Hotel konnte der Rezeptionist fast gar kein Englisch, aber wir konnten uns gut verständigen, bis zu dem Punkt, als es darum ging, dass ich 300 Yuan Kaution hinterlegen sollte. Da holte er doch einen Kollegen zu Hilfe, der sehr gut Englisch sprach. Na, wenn‘s ums Geld geht diesmal nicht Sparkasse.
Das Hotelzimmer selbst war sehr stylisch eingerichtet, alles neue Möbel, selbst die Bettwäsche mit Sprüchen bedruckt. Das einzige was am Gesamteindruck störte war der extrem versiffte Teppich und die total verschandelte Wand. Wenn man hier schon investiert, dann hätte ich es richtig gemacht. Aber das ist wohl wieder deutsche Denke.
Da man für den Internetzugang ein Passwort brauchte, das aus den letzten 4 Ziffern der Passnummer bestehen sollte, aber nicht funktionierte (weil vermutlich die Passnummer noch gar nicht in das System eingegeben worden war), hatte ich auch keinen Grund im Zimmer zu bleiben. Ich wollte in das Wuhan Museum und da es zu weit war zum Laufen (dies konnte ich auf der Fahrt vom Bahnhof feststellen, da wir dort vorbei gefahren waren. Wie gesagt, halbe Stadt) und keine Metro dort hielt (In Wuhan gibt es zwar eine Metro, doch die hält an keiner Sehenswürdigkeit. Man merkt doch, dass Wuhan eine Industriestadt ist und keine Touristenhochburg.), wollte ich ein Taxi nehmen.
Vorher wollte ich aber noch etwas Essen, denn ich hatte kein Frühstück und im Bahnhof und Zug gab es auch nichts Vernünftiges zu erwerben. Es gab zwar einige Garküchen in meiner Straße, aber die waren alle überfüllt, vor allem die mit den Bildern an der Wand. Ja, können die Chinesen jetzt ihre eigene Sprache nicht mehr?
Um die Ecke gab es nur Modegeschäfte und so bog ich die nächste Ecke erneut ab. Hier gab es in einem Einkaufscenter eine Nudelsuppenkette, mehr asiatisch als chinesisch, aber die Preise waren vernünftig und es gab eine englische Speisekarte. Ich nahm eine Suppe mit Fleisch und Curry, also Curcuma. Dazu frittierte Tintenfischarme. Das machte erst mal satt. Seltsam war der riesige Schöpflöffel in der Suppe. Ich wartete eine Weile, ob man noch einen kleineren Löffel bringen würde, aber als keiner dies tat, aß ich halt mit dem Monstrum.
Anschließend fand auch schnell ein Taxi und hier bewährte es sich, dass ich alle Namen der Sehenswürdigkeiten in Chinesisch ausgedruckt hatte. Ich faltete mein Papier so, dass nur der Name des Wuhan Museums sichtbar war, zeigte es dem Fahrer und dieser wusste gleich Bescheid.
Der Eintritt in das Museum war frei, deswegen drückte man jedem auch eine Eintrittskarte in die Hand, die man diesmal nicht abgeben musste. Na wenn man Papier verschwenden kann, sollte man sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen.
Das Museum selbst gehört zu den besseren auf der Welt. Wenige ausgewählte Ausstellungsstücke und liebevoll eingerichtet. Da kam keine Langeweile auf beim Lesen der Beschreibungen.
Zwei der drei Stockwerke waren der Stadtgeschichte von Wuhan gewidmet. Leider war ein Saal zu, so dass der Teil zwischen der Ming Dynastie und 1911 fehlte. Aber vielleicht war auch zu dieser Zeit die Stadt geschlossen.
Da es noch früh war, wollte ich ein Taxi zum Guiyan Si nehmen, einer Tempelanlage. Es standen zwar 3 Taxis herum, doch die Fahrer wollten wohl nur auf die öffentliche Toilette, die hier war und ruck zuck stand ich wieder allein da. Da wohl kein weiterer Taxifahrer einen Drang zu verspüren schien, ging ich an die nächste Ecke und dort bekam ich auch recht schnell ein Taxi. Mein Ausdruck bewährte sich erneut und jetzt begann der Fahrer auch noch Konversation zu machen. Er deutete an, dass er es für seltsam hielt, dass ich nur mit einem kurzärmligen Polo-Shirt herum lief. Ich wollte erklären, dass ich aus Deutschland komme, doch das verstand er nicht. Dafür verstand er aber BMW und Benz und da wusste er woher ich kam. Die Autosprache klappt doch immer weltweit unter Männern.
Die Tempelanlage selbst ist recht lieblos. Es kommt einem vor wie ein Haufen von Tempeln auf Asphalt gesetzt. Eine Halle hat einen marmornen Buddha, es gibt viele einfache Tempel und eine Halle hat 500 vergoldete Statuen. Auf der Rückseite gab es noch eine doppelköpfige Statue, die ich beinahe verpasst hätte, da ich dachte es ginge am Tor nicht weiter. Ich beendete den Tempel recht schnell.
Ich bekam wieder recht schnell ein Taxi und diesmal zeigte ich die Visitenkarte des Hotels. Diese musste ich aber während der Fahrt ein zweites Mal vorzeigen. Der Fahrer war sich wohl nicht sicher, ob er mich nicht doch ins Ramada fahren sollte.
Wir kamen aber am richtigen Hotel an und hier wollte ich etwas Bier erwerben. Im ersten Schnapsladen hatte man zwar selbigen, zusätzlich Wasser, Cola und Zigaretten aber es stand kein Bier herum. Der Besitzer wollte mir helfen, doch dies scheiterte an beiderseitigen Sprachproblemen. Aber auch hier machte er sich mit inzwischen 10 herbei geeilten Schaulustigen darüber lustig, dass ich kurzärmlig herumlief. Nun gut, wer im Sommer 40 Grad hat, friert leicht bei 19 Grad.
Ich ging etwas weiter in einen Gemischtwarenladen und dieser hatte gerade noch 6 Bier herumstehen. Entweder geht hier Bier zu gut oder zu schlecht. Also, seit dem ich in China bin kann letzteres eigentlich nicht der Fall sein.
Ich trank ein Bier auf dem Hotelzimmer und entschloss mich noch die paar wenigen Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt aufzusuchen. Hierzu machte ich mir einen schönen Plan, wie ich laufen wollte und das tat ich dann auch. Nach ein paar (zu späten) weiteren Blicken auf die Karte musste ich feststellen, dass ich einfach nur hätte geradeaus laufen müssen.
Der Umweg brachte mich wenigstens zu einem Essensstand, wo ich aus 20 Gerichten, die in einer Verkaufstheke warm gehalten wurden, 6 Gerichte auswählen konnte, noch Reis dazu bekam und das für 8 Yuan.
Da man Reis so oft nachholen konnte, wie man wollte, machte mein Tischnachbar sich ungelogene fünfmal auf, um sich neuen Reis zu holen. Und er saß immer noch da, als ich ging.
Übrigens wird hier überall alles in Einweggeschirr serviert, also in Styropor Behältern und die Suppen in Pappbechern. Das mag zwar schlecht sein für die Umwelt, aber besser für die Hygiene und damit für den Magen. Das spart auch viel kaltes Wasser für den Abwasch.
Die folgenden Straßen waren Fußgängerzone und erinnerten stark an alle Fußgängerzonen in Asien. Große, riesige Kaufhäuser und alle Markenwaren, die man sich vorstellen oder fälschen kann.
An den Türen der Geschäfte standen überall 1-2 Frauen, die durch Rufen versuchten die Käufer heranzulocken. Doch einige hatten eine so hohe Stimme, dass sie wohl eher das Gegenteil erreichten.
Ich lief von der Bank of China über die Sirning Bank zum alten Zollhaus, alles Gebäude aus der Kolonialzeit. Dann ging ich wieder zurück zum Hotel, diesmal aber den kurzen Weg.
5.Tag – Wuhan
Heute wollte ich wieder am Frühstück teilnehmen, denn es war diesmal im Zimmerpreis enthalten. Um 7:45 Uhr fand ich mich im Restaurant ein und meine kühnsten Erwartungen wurden übertroffen. Ein Buffet im deutschen China Restaurant ist damit nicht vergleichbar. 3 Arten von Suppen, zweierlei gebratene Nudeln, Tofu mit Bohnen, diverse Gemüse, Dumplings und vieles mehr. Soviel konnte man gar nicht an einem Morgen essen. Aber ich tat mein bestes und die chinesischen Geschäftsreisenden, die meine Völlerei teilten, auch.
Es regnete heute den ganzen Tag. Dies war mehr Nieselregen, aber es reichte um meine Hose zu versauen. Ich nahm nicht nur deswegen ein Taxi zum Provinzmuseum von Hanoi, sondern auch wegen der Entfernung. Der Eintritt war kostenlos und man bekam am Einlass mal wieder eine Karte in die Hand gedrückt. Hier wird Umweltschutz großgeschrieben.
Im Museum gab es eine Ausstellung des Grabs des Markgrafen Yi mit extrem vielen Bronze Gefäßen, einem riesigen Glockenspiel, Gold und Jade. Da sehen die alten Ägypter mal richtig blass aus. Wahrscheinlich waren es auch keine Außerirdischen, die die Pyramiden erbauten, sonder chinesische Wanderarbeiter. Sind auch billiger.
Bis zu diesem Zeitpunkt war ich der Meinung, dass ich der einzige nicht-Chinese in Wuhan war, aber da fielen sie auch schon in Scharen herein, Gruppen von 70 jährigen und einzelne Besucher, wohl Geschäftsreisende, mit chinesischen Führern. Die meisten sahen sich aber nur diese Yi Ausstellung an und verschwanden wieder. Vermutlich auf der Durchreise mal schnell ein Museum mitgenommen. China in 7 Tagen, andere machen das mit Europa.
Es gab zusätzlich noch Ausstellungen zweier weiterer Gräber, eine über Porzellan, eine über Malerei, eine über Ming Zeug und eine über den Hubai Mensch, Vorfahre des Neandertalers, heute noch oft in der Metro im Berufsverkehr zu beobachten.
Der oberste Stock war den berühmten Persönlichkeiten von Hubai vorbehalten. Allerdings wäre es hilfreich gewesen zu den chinesischen Beschreibungen auch eine Englische hinzuzufügen. Praktischerweise war immer eine Einführung in Englisch vorhanden, so dass man zumindest wusste, ob man jetzt Generäle, Wissenschaftler oder Politiker nicht kannte.
Insgesamt war das eines der besten Museen, die ich bisher gesehen habe und dementsprechend dauerte der Besuch auch 2 ½ Stunden.
Ich nahm dann wieder ein Taxi um zum Pavillon des gelben Kranichs zu kommen. Der Legende nach hat ein Kerl einen Kranich an die Wand eines Gasthauses gemalt, um seine Trinkschulden zu begleichen und dieser Kranich wurde lebendig und unterhielt die Gäste mit Gesang und Tanz, was dem Wirt unglaublichen Reichtum einbrachte. Zum Dank baute er diesen Pavillon, der dann aber irgendwann einstürzte (wohl weil doch das meiste Geld in der Tasche des Wirtes landete und nicht bei der Bauaufsicht) und 1 km vom ursprünglichen Standort wieder aufgebaut wurde.
Der Taxifahrer setzte mich möglichst weit vom Eingang ab. Vielleicht hatte er Angst, dass der Turm erneut einstürzt und diesmal auf sein Taxi. Oder er dachte der Turm steht noch an seiner ursprünglichen Stelle.
Der Eintritt kostete gesalzene 80 Yuan (was den neuen Besitzern nun unglaublichen Reichtum brachte), die Jahreskarte nur 60 Yuan. Die gab es aber nur für Einwohner von Wuhan. Da ein Umzug in so kurzer Zeit nicht in Frage kam, musste ich wohl in den sauren Apfel beißen.
Die Anlage selbst war weiträumig, hatte ein paar Pavillons, eine Millenniums Glocke, die man für einen Obolus schlagen durfte und halt den Pavillon des Kranichs. Hier wurde die Karte noch mal entwertet, also nur eine Chance alles zu sehen. Es ging schon wieder Treppen hinauf. Hier war zwar ab dem ersten Stock ein Fahrstuhl, dieser wurde aber von zwei anregend diskutierenden Fahrstuhlführern blockiert. Es sollte wohl keiner an den Souvenirläden im 1. und 2. Stock vorbeifahren. Im 3. Stock war dann ein Zimmer mit alten Möbeln eingerichtet und ganz oben gab es noch 3 Bilder, die wohl etwas mit der Sage zu tun hatten.
Vom obersten Stock hätte man Japan sehen können, wenn nicht die Sicht durch den Regen nur ca. 5 Meter gewesen wäre. Ich kann ja später noch mal wiederkommen, wenn der Fahrstuhl nicht mehr blockiert wird und ich die Jahreskarte habe.
Ich trieb mich noch etwas auf dem Gelände herum, machte hier und da noch ein Foto und begab mich dann auf den Weg zur Mahnstätte des Aufstands von 1911. Hier kam ich zuerst zu einem Gebäude, das nicht wie ein Mahnmal aussah und bewacht wurde. Deshalb ging ich etwas weiter und das nächste sah eher danach aus. Als ich hinein ging stand dort aber nur eine Pflanze auf einem Tisch und irgendwo stand die Zahl 1911.
Ich war mir recht sicher am richtigen Ort zu sein, allerdings sah ich am Abend im Internet das richtige Gebäude und musste feststellen, dass es keins von den beiden war. Hätte ich das Bild abends nicht gesehen, hätte ich wieder eine Sehenswürdigkeit abhacken können. So muss ich doch noch mal wieder kommen.
Ein Stück weiter liegt der Changchun Guan, ein Dao Tempel. Die Kassiererin schlief mit dem Kopf auf den Tisch, aber zum Glück war noch ein Mönch da, der mir die 10 Yuan Eintritt berechnen konnte. Nebenan war übrigens ein Tor offen durch das man sich hätte hereinschleichen können, aber wovon sollten denn dann die neuen Tempel gebaut werden?
Innen saß tatsächlich ein westlicher Tourist ohne Führerin und blätterte in einem Reiseführer. Das ist selten in Wuhan und China allgemein.
Ich erforschte die Anlage und ging dann an die Straße um ein Taxi zu erhaschen. Bisher hatte ich hiermit immer Glück. Durch den Regen, der nun schon den ganzen Tag nicht aufhörte, und den aufkommenden Berufsverkehr waren aber alle Taxis schon besetzt. Ich hatte nach ca. 15 Minuten Glück und ein freies Taxi hielt. Ich zeigte ihm meine Visitenkarte des Hotels, doch er deutet mir an dass er mich nicht fahren könne. Er zeigte auf seine Zulassung und dann stieg er sogar aus und zeigte auf sein Nummernschild und fuhr weiter. Ich dachte vielleicht darf nicht jeder Unternehmer überall hinfahren und ich hielt ein Taxi einer anderen Firma an. Auch hier wiederholte sich das Spiel, nur dass dieser Fahrer nicht ausstieg, der faule Hund. Neue Taxifarbe, altes Glück. Wieder nahm er mich nicht mit. Also Mundgeruch kann es nicht gewesen sein, eventuell zu wenig Knoblauch?
Ich überlegte mir gerade Alternativen, wie zum Beispiel 4 Stunden laufen, da sprach mich ein junger Chinese an, der ein paar Brocken Englisch konnte und bereits seit ca. 15 Minuten neben mir stand und wohl auch auf ein Taxi wartete. Er wolle mir helfen, winkte ein Taxi heran, sprach kurz mit dem Fahrer und dieser fuhr mich dann zum Hotel.
Die Aufklärung fand ich dann nach viel Suchen im Internet. Da es zu viel Verkehr in dem Stadtteil Hankou gab, war es nur bestimmten Taxis erlaubt die Brücken zu überqueren und zwar an ungeraden Tagen die mit ungeraden Nummernschildern und an geraden Tagen die mit den Geraden. Ich hatte in meinem Glück wohl 4 Taxis mit geraden Nummernschildern angehalten und der Chinese mit seinem geübten Taxiblick fand gleich eins mit ungeradem Nummernschild.
Nach kurzer Rast im Hotel wollte ich die restlichen Sehenswürdigkeiten von Wuhan abhacken. Vorher wollte ich noch an der Rezeption fragen, wie lange ein Taxi zum Flughafen braucht. Doch obwohl 6 Mädchen an der Rezeption standen, waren bzw. taten alle so beschäftigt, dass keine sich um mich kümmern musste. Das fehlende Englisch halt. Ich gab dann einfach auf und verließ das Hotel.
Erstes Ziel war die Bank of China, die ich gestern nur von außen sehen konnte. Da ich sowieso Geld holen wollte, war es eine gute Gelegenheit die Bank zu betreten. Vor der Tür sprach mich ein Mann an, ob ich Geld wechseln wollte, aber ich sagte natürlich nein. Der Mann hat wohl die Erfindung des Geldautomaten verpasst. Der kostet viel weniger Gebühren und man wird nicht so beschissen, zumindest wenn man bei der richtigen Bank ist.
Daraufhin stellte er sich an die Tür und beobachtete mich, wie ich das Geld vom Automaten abhob. Dieser stand zwar in der Bank, aber direkt an der Eingangstür, so dass er mich gut sehen konnte. Um zu verhindern, dass er sah, wohin ich das Geld steckte, ging ich etwas um die Ecke in die Bank hinein. Dies erregte wieder die Aufmerksamkeit eines Sicherheitsbeamten, der am Eingang herum saß. Ich dachte mir daraufhin, es wäre unter diesen Umständen keine gute Idee in einer chinesischen Bank Fotos zu machen und inzwischen war der Mann an der Tür auch verschwunden. Also machte ich mich wieder auf den Weg, nicht ohne meine Brieftasche noch geraume Zeit festzuhalten.
Es ging weiter zum alten Bahnhof und der ehemaligen US-Botschaft, beides alte Kolonialhäuser. Ich ging dann zum Bund, einem Park der am Yangtze entlangläuft. Hier wollte ich das Hochwasserschutzdenkmal besuchen, aber es war inzwischen so nebelig, dass ich es nicht gesehen hätte, wenn ich einen halben Meter daneben gestanden hätte. Es gab zwar Hinweisschilder, aber keines für das Denkmal. Nur für die Aqua Fun Zone, die aus einem Pool mit furchtbar dreckigem Wasser bestand. Na im Sommer sieht das bestimmt besser aus. Bestimmt…
Ich ging wieder zurück zum Hotel, nicht ohne unterwegs in einer Nudelküche einzukehren, wo die Nudeln noch vor dem Gast direkt gezogen wurden. Wie aus Hexerei entstehen aus einem Teigstück nach mehrmaligen ziehen und schlagen und drehen entweder Spagetti oder Bandnudeln.
Ich bestellte das teuerste Gericht, dass man an der Wand finden konnte. Es war wohl Ente die es dazu gab und diese war wieder inklusive Knochen in Stücke gehackt. Das ist mit Stäbchen extrem schwer zu essen und stellte somit wieder eine unglaubliche Arbeit dar. Das nächste Mal esse ich wieder Gemüse.
Wieder im Hotel versuchte ich noch mal mein Glück an der Rezeption. Diesmal war nur ein Mädel da, aber wieder zählte sie lieber Formulare als mich zu bedienen. Ein Mann im Anzug, der mir die Tür aufgehalten hatte, machte sie auf mich aufmerksam. Da musste sie mich ansprechen und wie ich vermutet hatte, konnte sie kein Englisch. Sie rief eine Kollegin aus dem Restaurant und diese sagte mir dann, dass die Fahrt eine Stunde dauern würde und es Frühstück erst ab 7:30 Uhr gab, also nach meinem geplanten Aufbruch. Schade bei diesem tollen Buffet. Ironischer weise hatte die Putzfrau gerade zwei neue Frühstücks Voucher ins Zimmer gelegt.
6. Tag - Hostel
Ich wachte viel zu früh auf. Nun gut, besser zu früh als zu spät. Ich war um 6:45 Uhr fertig und begab mich zur Rezeption. Das Mädchen gab sich alle Mühe und hätte es fast geschafft, mich ohne Englisch abzufertigen, da kam dann doch noch eine Frage auf. Meine geleistete Sicherheitszahlung wurde zwar auf der Kreditkarte storniert, die eigentliche Zahlung fürs Hotel musste ich aber nicht unterschreiben. Laut herbeigerufenen englisch sprechenden Mitarbeiters wurde das schon bei booking.com erledigt. Na, gut, wenn er meint. Zechprellen in China, so bekomme ich nie mehr ein Visum.
Vor der Tür stand gleich ein Taxi und der Rezeptionist sagte dem Fahrer, dass ich zum Flughafen wollte. Im Taxi stank es so nach kaltem Rauch, dass ich erst mal das Fenster herunter kurbeln musste. Da war mir Knoblauch doch lieber.
Die Fahrt dauerte nur etwas mehr als 30 Minuten und so war ich viel zu früh da. Aber besser hier warten als auf dem Hotelzimmer. Ich vertrieb mir die Zeit im Internet und wollte dann bei China Air für meinen Flug nach Chongquing einchecken. Aber man schickte mich an einen anderen Schalter, wo eine nicht wirklich bekannte Fluggesellschaft angeschlagen war. Wie sich dann herausstellte flog ich mit Shandong Airlines. Na gut, zumindest gab es hier eine komplette Packung Kekse statt Hamburger in Alufolie.
Angekommen bekam ich gleich ein Taxi und bis auf etwas Hin- und Herfahren beim Finden des Hostels lief es recht glatt. Das Hostel selbst ist ein typisches Hostel. Lauter Junge Leute, Einrichtung schon etwas heruntergekommen, Gemeinschaftsdusche (ich hatte eine eigene Dusche und Toilette im Zimmer), mit Bar (Bier 8 Yuan) und morgen soll es eine Hotpot Party geben.
Mein Zimmer war noch bis 18:00 Uhr belegt. Das war aber nicht so schlimm, denn schließlich wollte ich ja sowieso gleich die ersten Sehenswürdigkeiten ansehen. Man drückte mir noch eine selbstgemalte kopierte Karte in die Hand, angeblich die Beste die es gab. Zur Stärkung trank ich erst einmal ein Bier. Dann bekam ich das geheime Passwort „Pasta“ für mein Gepäck, das im „Locker Room“ verwahrt wurde und ich machte mich auf den Weg.
Ich fand mein erstes Ziel, die Hugang Gilde Hallen recht schnell. Das lag aber weniger an der besten Karte als an der Tatsache, dass diese direkt hinter dem Hostel lagen. Hier trafen sich früher die einfachen Leute zum Tee. Na wahrscheinlich waren da auch wieder Drogen mit im Spiel.
Hier sollte man laut Reiseführer mehrere Stunden verbringen können. Das war aber übertrieben. 1 Stunde langte vollkommen (halt ohne Drogen).
Ich wollte weiter Richtung Luohan Si, einem Tempel, und hierzu sollte man laut dem Plan eine Treppen hinaufgehen. Ich stand auf einem Platz und doch hier gab es zwei Treppenaufgänge. Ich versuchte die erste Treppe, die mir nicht ganz so suspekt aussah und danach die, die mir etwas mehr suspekt aussah, aber keine wollten mir so recht gefallen und so kehrte ich bei beiden lieber wieder um.
Ich ging zurück, an den Gilden Hallen vorbei und fand eine Treppe, die besser und sauberer aussah und die nahm ich dann einfach, nach dem Motto, jetzt ist es auch egal wo du rauskommst. Und tatsächlich, nach einiger Zeit kam ich an einer „echten“ Straße an. Und ich konnte diese tatsächlich auf meiner Karte wiederfinden.
Ich lief also zu dem Punkt, wo ich laut gezeichneter Karte herauskommen sollte. Hier kam auch eine Treppe an. Die Frage blieb, wo diese auf der anderen Seite endet.
Ich ging also nun endlich zum Tempel und schaute mir die 524 Luohan an, menschengroße Figuren, bunt bemalt. Weiter ging es zum Befreiungsdenkmal, einem 25m hohen Uhr-Türmchen in Mitten von Einkaufscentern und Hochhäusern, als Gedenken zur Revolution von 1911. Und von wem waren die eingebauten Uhren, natürlich Rolex. Dies bei einem Denkmal, das für den Anfang des Kommunismus in China steht.
Ich hatte noch viel Zeit bis mein Zimmer fertig war, so ging ich Richtung Hafen zur Planning Exhibition Gallery, die ich auch schnell fand. Aber vorher machte ich aber noch einen Abstecher in das „Museum of famous historical figures“. Der Eintritt war kostenlos und hier waren berühmte in Bronze gegossene Persönlichkeiten aus allen Perioden ausgestellt. Leider war alles in Chinesisch untertitelt, nicht ein Wort Englisch, so dass ich mehr hindurch lief, als mir etwas anzusehen. Schließlich sehen alle Chinesen gleich aus. Da es nichts gekostet hat, außer Zeit (und davon hatte ich genug) war es aber auch nicht so ärgerlich.
Ich ging anschließend nebenan in das Planning Exebition Center. Hier musste ich dann 5 Yuan Eintritt bezahlen.
Den Anfang machte ein riesiges Modell der Stadt. Danach wollte ich auf derselben Etage die Ausstellung besuchen, aber ein freundlicher Wachmann schickte mich direkt in den Keller. Hier war auch alles nur chinesisch beschrieben. Also erahnen konnte ich nur dass es um die Stadtentwicklung ging und alles soll grüner werden und die Partei ist groß.
In einem Raum durfte man keine Aufnahmen machen und Mikrofone benutzen (so stand es auf dem Schild). Hier ging es um die Polizeiarbeit soweit ich das erkennen konnte. Es gab Fotos wie Leute verhaftet wurden, verstümmelte Gesichter, blaue Flecken und vieles mehr. Ich weiß jetzt nicht, ob es da um Polizeigewalt oder Gewalt gegen Polizei ging. Es war auf jeden Fall zweideutig.
Als ich wieder nach oben ging, kam gleich der Aufseher vom ersten Mal und deutete auf den Ausgang. Ich glaube der erste Stock war nicht für Touristen (evtl. nur mit Jahreskarte für Anwohner aus Wuhan. Ich sollte doch einen Umzug in Erwägung ziehen.).
Ich ging auf die Promenade und fotografierte den Yangtze. Dort waren auch schon ein paar Schiffe, aber meins war nicht dabei. Aus Notdurft stellte ich mich noch an der öffentlichen Toilette an, aber über meine Erlebnisse dort berichte ich lieber nicht. Ich sag nur Loch im Boden.
Schlussendlich ging ich erleichtert am Ufer entlang Richtung Hostel. Ich lief aber an diesem erst mal vorbei um zu sehen, ob da noch etwas Brauchbares (Restaurant, Bierladen, Bordell oder ähnliches) hinter dem Hostel kommt, aber da war rein gar nichts. Das einzige Restaurant war direkt unter dem Hostel (das im ersten Stock lag) und sah richtig nobel aus. Zumindest lud man gerade vor dem Restaurant kistenweise spanischen Rotwein aus.
Es war erst halb fünf und so holte ich im Hostel meinen Computer aus dem Locker Room und setzte mich an die Bar bis mein Zimmer frei wurde.
Wunderliche Leute saßen hier und mehr kamen im Laufe der Zeit noch hinzu, zum Beispiel ein westlicher Kerl, halblange Haare zum Zopf gebunden, vom Aussehen auf Koks, mit T-Shirt und Jackett. Dann einer, der in einem Buch liest, aber nichts trinkt (was mir schon von vornerein suspekt ist) und einer, der 3 Stunden lang an einem Bier nuckelte und dabei an seinem Handy rumfummelte.
Diverse Bier später und gegen 19:00 Uhr war mein Zimmer fertig. Ich trug nur mein Gepäck ins Zimmer (mein geheimes Passwort verriet ich natürlich dem Rezeptionist nicht, sonst hätte ich ihn töten müssen, schließlich war es geheim. Das sah er auch ein, schließlich müsste er so was vom letzten Parteitag kennen). Dann bestellte ich etwas zu Essen (die Preise waren recht gut, zwischen 20 und 35 Yuan und Alternativen gibt es nicht wirklich, außer man findet die Treppe) und einen Long Island Ice Tea. Und obwohl ich gemäßigt Scharf bestellt hatte und ich einiges gewöhnt bin, konnte man es kaum essen.
Mit zunehmender Uhrzeit füllte sich die Bar, wobei das Publikum immer seltsamer wurde. Aber vielleicht lag das auch am Long Island Ice Tea.
Jeder saß vor seinem Computer und tat mehr oder meistens weniger sinnvolle Sachen. Mein „auf Koks“ Freund mit dem Zopf saß vor mir und ist wohl Deutscher, wie ich an der Windows Version erkennen konnte. Er spielte Internet-Poker auf dem PC. Trinken tat er auch nichts, also vielleicht wäre es sinnvoller, wenn er ins Bett ginge. Dazu braucht er nicht nach China. Warum bekommt so jemand ein Visum. Ich muss dringend mit der chinesischen Botschaft sprechen, wenn ich zurück bin.
Auf dem Zimmer versuchte ich dann meinen Fernseher zum Laufen zu bringen. Das scheiterte aber an der viel zu klein geschriebenen Anleitung an der Tür. Meine Augen werden immer schlechter. Bald brauche ich einen Blindenhund. Da hat man wenigstens immer was zum Essen dabei. Außer einem Bildschirmschoner bekam ich nichts auf den Bildschirm. Ich musste also wieder zur Rezeption und der freundliche Mitarbeiter schaltete einen Kasten auf dem Fernseher ein, den ich für einen DVD Player hielt. Daraufhin lief der Fernseher mit allen Programmen. Wer (noch) lesen kann, der hat mehr vom Leben (oder Fernseher).
7. Tag – Chongquing
Ich schlief schlecht und obwohl ich schon um 7 Uhr aufstand, kam ich nicht in Gang und verließ das Hostel erst um 8:30 Uhr. Ich ging zur Metro, wieder den alten Umweg benutzend. Da ich kein westliches Frühstück aus dem Hostel zu mir genommen hatte, erwarb ich kurz vor der Metro Station noch einen Dumpling zur Stärkung.
Die Metro selbst war wie jede andere. Auch die Fahrkartenautomaten sind hier ziemlich identisch von der Bedienung. Der einzige Unterschied ist, dass in einigen Städten Chips, in anderen Karten ausgeworfen wurden. Hier ist halt alles reguliert. Ich wollte gerade meine Fahrkarte ziehen, da wurde ich von einer freundlichen Mitarbeiterin angesprochen, die mir unbedingt zeigen wollte, wie der Automat funktioniert. Überhaupt wurde man hier immer direkt angesprochen, ob man einem helfen könne, sobald man auch nur fragend in die Luft (oder auf einen Plan an der Wand) schaute. Es fiel auch auf, dass die Metro hier extrem leer war, in den Zügen und in den Stationen. Das mag aber auch daran liegen, dass Samstag war.
Ich kam am ersten Ziel an, dem 3 Schluchten Damm Museum. Dies ist auch gleichzeitig das Chongquing Museum, was den Ausstellungen eher gerecht wird, denn der Damm nimmt nur einen kleinen uninteressanten Teil ein. Der Rest sind interessante Ausstellungen über Porzellan, Münzen, Minderheiten, Zeichnungen und vieles mehr.
Zuvor musste ich natürlich erst mal von der Metro zu dem Museum. Dieses erreichte man von der Metro durch einen extrem langen Tunnel, der direkt auf den Volksplatz führt. Dieser wird von dem Museum und der Volkshalle eingerahmt.
Das Museum konnte ich nicht gleich ausmachen, da es von einer Bühne verdeckt wurde, auf der ein verdientes Mitglied der Partei eine Rede hielt. Aber Fragen half. Ja, mein nicht Chinesisch wird immer besser.
Der Eintritt war kostenlos (diesmal ohne Karte), dafür musste man eine Sicherheitskontrolle über sich ergehen lassen und diesmal sogar mit Handyabgabe und Metalldetektor (funktionierend). Das verwirrte mich etwas und auch der freundliche Smalltalk mit dem Sicherheitsbeamten trug dazu bei, dass ich meinen Rucksack vergaß. Aber der Sicherheitsbeamte rannte mir hinterher und brachte ihn mir. Noch mal Glück gehabt.
Ich brachte geraume Zeit im Museum zu und ging dann zur Volkshalle, wo man für 10 Yuan Eintritt offerierte. Aber ich nahm dann das Angebot nicht wahr, denn es waren wohl nur Tribünen zu besichtigen. Der Anblick von außen reichte mir.
Es ging weiter zum Stinwell Museum, das Haus eines Generals, der sich im Chinesisch-Japanischen Krieg auf Seiten der Chinesen verdient gemacht hatte.
Das Museum lag zum Glück direkt an der Metro Station. Ich erwarb eine Karte und der Ticketverkäufer rannte erst einmal vor mir her, schloss das Museum auf und schaltete das Licht an. Um diese Jahreszeit verirrten sich hier wenige Touristen.
Im Erdgeschoß waren die alten Büros und Zimmer ausgestellt, im Keller eine recht interessante Fotoausstellung über den General. Ich wollte beim Herausgehen dem Verkäufer zurufen, dass er jetzt wieder abschließen könne, aber das verkniff ich mir. Schließlich war er mit der Montage einer Satellitenschüssel beschäftigt. Besseres Fernsehprogramm hilft die Zeit beim Warten auf Touristen zu überbrücken.
Gegenüber war das Flying Tiger Museum. Man wurde schon durch einen handgeschriebenen Zettel an der Wand begrüßt, dass man 5 Yuan abzudrücken hätte (obwohl im Reiseführer von Spende die Rede war, aber das kann man ja in jede Richtung auslegen).
Innen sah es nicht besser aus. Ein paar unnütze Tafeln, der Rest aber voll mit Souvenirs, die man erwerben konnte. Also reine Touristenabzocke. Und das schönste war, da stand sogar noch ein Schild, dass 20% der Einnahmen gespendet würden. Ich frag mich nur an wen. Ich ging schnell wieder raus.
Ich wollte danach nach Hongyan, wo die Maos und Enims während des Japanischen Krieges gehaust hatten (Mao volle 40 Tage lang. Dafür bekam er sogar ein eigenes Büro).
Da der eigentliche Ort etwas weiter von der Metro entfernt war, gab es an der Station keinen Hinweis, welchen Ausgang man zu nehmen hatte. Als ich dann blind einen Ausgang wählte, machte die Umgebung verglichen mit meinem Stadtplan keinen Sinn. Mein Versuch einfach loszugehen endete dann auch an einem Tunnel ohne Bürgersteig. Ich hielt ein Taxi an, das mich auch direkt vor die Tür eines Museums fuhr. Dies lag wieder einmal ganz oben auf einem Berg. Das ganze dauerte 10 Minuten mit dem Auto, so dass ich Glück hatte, dass die Stadtregierung hier einen Tunnel gebaut hatte. Ich hätte mich wohl totgelaufen.
Ausgestellt wurden Schriften und Gegenstände der Politiker, die hier genächtigt hatten. Und entgegen aller anderen Museen, die bei lokalen Helden immer gern in das rein Chinesische verfielen, waren hier sehr viele Sachen Englisch beschriftet.
Ich beendete die Besichtigung und ging die Treppen des Berges hinunter. Unten angekommen sah ich dann ein Schild auf dem stand, dass die eigentliche Sehenswürdigkeit, die Gebäude in der die Genossen gewohnt und gewirkt hatten, direkt hinter dem Museum lagen. Also musste ich all die Treppen wieder hoch. Da vermisst man die Tunnel.
Ich bekam dann wieder die obligatorische freie Eintrittskarte in die Hand gedrückt und betrat einen Park mit ein paar Häusern. Einige waren innen mit Fotos bestückt, einige stellten alte Büromöbel aus. Am Ende waren es dann einfach wieder nur zu viele Stufen. Die Japaner hatten es auf jeden Fall nicht leicht den Gipfel zu erstürmen. (Was sie auch nie taten und ich kann das jetzt nachvollziehen)
Ich war froh, dass gerade direkt vor dem Museum ein Taxi hielt und jemanden ablieferte. So hatte ich einen Wagen ohne die Treppen wieder herunter laufen zu müssen. Leider kannte der Fahrer mein nächstes Ziel, das Naturhistorische Museum nicht. Aber er kannte den Park in dem es liegen sollte. Also stieg ich hoffnungsvoll ein.
Wir fuhren irgendwo hin, er hielt unterwegs mehrmals an um nachzufragen und wo landeten wir am Ende? Am Drei Schluchten Damm Museum, wo ich heute Morgen schon einmal gewesen war.
Na Klasse, jetzt wollte und konnte ich nicht diskutieren. Also stieg ich aus und da ich bereits wusste, wo die Metro liegt, wollte ich diese dann nutzen, um ins Museum zu kommen. Also ging ich wieder durch den kilometerlange Tunnel, diesmal von einer Vorführung einer (Amateur-)Volkstanztruppe unterhalten. Man tanzt hier gern öffentlich.
Ich zog eine Metrokarte, entschloss mich aber in der Metro wegen aufkommender Erschöpfung das Museum im Park links liegen zu lassen. Schließlich hatte ich schon ein paar Naturhistorische Museen auf der Welt gesehen.
Ich kehrte dann in das Hostel zurück, mit einem Umweg über das Befreiungsdenkmal um noch Geld zu holen (also nicht am Denkmal, sondern in der umliegenden Fußgängerzone). Ich musste wieder feststellen, dass einige Banken bzw. Geldautomaten Ausländer eher mögen als andere. Die einen gaben Geld, die anderen sagten nach Eingabe der PIN nur „nicht möglich“.
Am Denkmal selbst wurde heute lustige Popmusik von einem Sänger im Glitzerjackett gespielt, wohl weil Wochenende war. Die Menschenmassen hier fehlten wohl in der Metro, deshalb war diese so leer.
Im Hostel angekommen wollte ich noch etwas am Computer arbeiten und trank an der Bar ein Bier. Aber mir fielen beim Arbeiten die Augen zu und so ging ich in mein Zimmer und schlief erst einmal 1 ½ Stunden. Langsam geht dann doch die Kraft aus.
Ausgeruht setzte mich dann wieder an die Bar und versuchte es wieder mit Internet und Bier trinken. Das gelang dann schon viel besser.
Es war Hot-Pot Abend und so wurden die Tische um mich herum abgeräumt und mit einem Gefäß mit scharfer heißer Brühe und Schälchen mit diversen Gemüsen und Fleischsorten bedeckt. Nach kurzer Zeit beteiligte ich mich auch für lächerlich wenige 25 Yuan daran, denn zum Durst kam auch bald Hunger hinzu.
Die Regeln sind ähnlich wie beim Fondue. Irgendjemand wirft irgendetwas aus den Schälchen in den Topf, ein anderer fischt es dann mit Stäbchen wieder heraus (wobei der, der es herein geworfen hat, natürlich recht blöd aussieht) und man verbrennt sich dabei die Hand oder den Mund, je nach Geschick. In den See bzw. Yangtze wurde keiner geworfen, wenn man etwas verlor (siehe Asterix bei den Schweizern).
Ich kam im Laufe des Abends ins Gespräch mit einem chinesischen Amerikaner (oder umgekehrt), der hier Freunde besuchte, und einer älteren Amerikanerin, die hier Englisch an einer Universität lehrte. Letztere war tatsächlich der Meinung, dass das Hauptproblem der Studenten in China wäre, dass diese zu wenig Informationen über das Internet bekämen und dieses zensiert sei.
Nun gut, Ihre Studenten kamen alle aus der Mittelschicht, also Kinder von Geschäftsinhaber, die wohl das Studium finanzierten. Ich erklärte ihr, dass meine Erfahrungen mit einheimischen Reiseführerinnen, also auch Studentinnen, ganz anders waren. Diese mussten arbeiten, um überhaupt den Strom für die Familie bezahlen zu können und hatten wirklich anderes im Kopf als Internet und Meinungsfreiheit. Jeder lebt halt in seiner Welt.
Wir unterhielten uns noch eine Weile und gingen dann getrennter Wege. Als ich mich gerade wieder gesetzt hatte, um am Computer weiter zu arbeiten, kam ein Pärchen auf mich zu und fragte mich wo ich her käme. Sie haben wohl mein Texas Langhorn T-Shirt gesehen und weil Sie aus Texas kamen, war ihnen das eine Ansprache wert. Der Mann war früher einmal in Ramstein stationiert gewesen. Als sie erfuhren, dass ich nicht aus Texas kam, beendete sich aber das Gespräch recht schnell.
Ich nahm mir dann noch ein Bier und ging damit aufs Zimmer, um nicht noch mehr Anfragen über meine Herkunft ausgesetzt zu sein. Schließlich musste ich um 8 Uhr schon wieder los (Inzwischen hatte auch mein Reiseführer Charlie angerufen, den ich für den nächsten Tag gebucht hatte, und er hatte mir diesen frühen Abholtermin mitgeteilt).
8. Tag – Dazu
Ich stand um 6:00 Uhr auf, denn gestern dauerte es, aus welchen Gründen auch immer, etwas länger morgens fertig zu werden. Natürlich war ich dadurch zu früh fertig, denn heute ging es schneller. Übung macht den Meister. Ich nahm meine Tasche, ging zur Rezeption und da ich beim Einchecken schon bezahlt hatte, bekam ich nur mein Pfand zurück.
Die Bar sah noch so aus, wie sie gestern Abend verlassen wurde. Lauter leere Flaschen standen herum und die Aschenbecher waren nicht gelehrt. Der Mensch am Empfang wartete wohl auf einen billigen Wanderarbeiter, der die Arbeit für ihn erledigt.
Ich setzte mich und der chinesische Amerikaner von gestern Abend kam hinzu. Er wollte seinen Willkommenskaffee Gutschein einlösen, aber dafür war der Mensch an der Rezeption wohl auch nicht zuständig.
Wir begannen uns gerade zu unterhalten, da kam auch schon mein Guide Charlie herein. Ich packte mein Gepäck in den Van und wir fuhren 2 ½ Stunden zu den Höhlen von Dazu. Ich nickte ständig ein. Seltsam, so schlecht hatte ich gar nicht geschlafen. Von der Fahrt bekam ich fast nichts mit, aber dadurch ging sie auch schnell vorbei. Zum Glück hatte ich diesmal keinen Freund (siehe Vietnam).
Wir gingen gleich zu den ersten Höhlen. Eigentlich sind das zwei Wege die zu einem liegenden Buddha führen, der aufs Nirwana wartet. Beide Wege sind mit bunten Figürchen in der Wand gepflastert, damit man während des Pilgerns auch etwas lernt.
Es beginnt mit der Darstellung des Himmels. Dann folgte die Hölle mit ihren 18 Stufen, aus der man sich aber, wie beim Punktekonto in Flensburg, durch gute Taten herausarbeiten kann, außer man war in der 18. Stufe (zusammen mit Stalin, Hitler, Gaddafi und ähnlichen Gesellen. Somit werden wir diese wohl nicht mehr sehen). Allerdings verlor man in den Stufen davor Arme und Beine, wurde zersägt oder in siedendes Öl geworfen. Ich frage mich in welchem Zustand man nach dem Herausarbeiten dann in den Himmel kommt. Eventuell sitzt man dort auf einem Holzwagen und bettelt? Beispiele sind viele vor den Tempeln zu sehen. Ich wagte es aber nie zu fragen, ob die Bettler aus der Hölle kommen.
Als nächstes wurde die Aufzucht eines Babys zum Teenager dargestellt. Geburtenkontrolle umgekehrt. Man sollte halt was lernen in der damaligen Zeit. Aber scheinbar war es zu viel des Guten. Jetzt hat man den Salat (oder besser die Kinder).
Letzt endlich kamen wir zu dem Platz, an dem der Buddha nun herumlag, oder besser gesagt nur sein Oberteil. Den Rest hatte man im Fels versteckt, damit er größer wirkt. In einer Halle daneben sollte ein weiterer Buddha mit 1007 Armen ausgestellt sein, allerdings wurde der gerade renoviert und durch Baugerüste verdeckt. Aber zumindest ein paar Arme waren sichtbar. Ich hab aber kein Geld rein gelegt. Bei 1007 Armen wäre das auch etwas teuer geworden. Das nennt man dann Klingelbeutel auf höchstem Niveau.
Wir gingen weiter, jetzt den zweiten Weg sozusagen rückwärts. Ein Chinese begann auf einmal auf einer Bank zu zucken und niemand kümmerte sich um ihn. Ich weiß nicht was er hatte und was mit ihm passiert ist, aber nach unglaublich langer Zeit kamen immer mehr Sicherheitsleute an uns vorbei gerannt oder besser geschlichen. Aber es war wenig Aufregung. Menschen zählen hier wenig. Es gibt einfach zu viele davon.
Es ging dann weiter zu dem Gott, der das Rad des Schicksals zeigte, also das Glücksrad drehe sich, und danach in eine Höhle mit Buddhas, die überfüllt mit Touristen war, zu einer Darstellung einer Stiersage und am Schluss zum Ausgang.
Auf dem Weg zum Parkplatz sahen wir auch an einem Restaurant vorbei, wo ich für 120 Yuan eine gemischte Platte hatte. 3 Fleischgerichte (wobei eins frittierter Fisch in süß saurer Soße war), einmal Bohnen und eine Flasche Bier. Ein unmoralisches Angebot.
Wir fuhren noch zu einer zweiten Stätte mit Buddha Höhlen. Ich ging am Eingang auf Toilette und überlegte mir einen Teil des Mittagessens wieder loszuwerden und hier gab es auch richtige Kloschüsseln, aber kein Toilettenpapier. Also hoffte ich, dass es bis zum Boot reichen würde. Doch das war ein Trugschluss, denn kaum waren wir die hundert Treppenstufen oben, begann sich ein gewisser Druck aufzubauen. So konnte ich die Anlage nicht wirklich genießen. Also kniff ich die Arschbacken zusammen und machte meine Fotos. Hier war alles aus einer andere Dynastie, die Höhlen waren mehr klassisch, nicht so bunt und erzählten auch keine Geschichte. Als wir fertig waren, rauchte der Guide noch eine Zigarette und ich verabschiedete mich Richtung Toilette, denn es war inzwischen höchste Not. Aufgrund des Toilettenpapiermangels erspar ich mir zum zweiten Mal weitere Beschreibungen über Toiletten in China.
Wir fuhren 4 Stunden zurück, weil auf der Autobahn richtig gut Stau war. Unterwegs hielten wir noch an einem Supermarkt, wo ich Bier, Schnaps und Instand-Nudelsuppen erwarb. Man konnte ja nie wissen was es an Bord gab und wie die Preise waren.
Wir hielten dann am Schiffs-Terminal. Diesen hätte ich nie allein gefunden. Es kam ein Träger und nahm meine Tasche. Ich musste für mich und den Träger je 2 Yuan für die Seilbahn bezahlen. In dieser warteten wir 15 Minuten, bis sie endlich losfuhr und dies gerade mal 10 Meter schräg nach unten. Hätten wir die Treppe nebenan benutzen dürfen, wären wir weitaus schneller gewesen.
Der Eindruck vom Boot war überwältigend. 5 Sterne halt, man gönnt sich ja sonst nichts.
Kylie, die Verantwortliche für die Fahrt, begrüßte mich, zeigte mir die Kabine und fragte ob ich das Zimmer nicht upgraden möchte. Allerdings war das, was Sie mir zeigte, bei weitem besser als das was ich mir vorgestellt hatte. Andere ließen sich bis zur Präsidentensuite alle Suiten zeigen, um dann doch nicht upzugraden. Die Zeit konnte ich mir sparen.
Mein Gepäck sollte auf mein Zimmer gebracht werden und da dies noch nicht geschehen war, wollte ich zumindest meinen Rucksack holen, in dem ich mein Bier hatte. Als ich dies tun wollte, sprang vom Tisch nebenan ein Kerl auf und trug dann die Tasche aufs Zimmer. Das hätte er auch früher machen können, aber er wartete wohl darauf, dass mehr Gepäck zusammen kommt und sich das Treppensteigen lohnt. Ich drückte Ihm 2 Yuan Trinkgeld in die Hand und am Gebrummel beim Rausgehen konnte ich feststellen, dass er das Hundertfache erwartet hatte. Aber Trinkgeld soll ja Zufriedenheit ausdrücken.
Ich hatte kaum mein Bier aufgemacht, da klingelte es schon an der Tür. Es waren 2 Houskeeperinnen, die mir alle Knöpfe im Zimmer zeigten und mir den Veranstaltungsplan für heute Abend und Morgen brachten. Auf diesem war jede Minute an Bord verplant, vom Weckruf über alle Mahlzeiten bis zur Abendunterhaltung. Flucht war unmöglich, schon weil man ja nicht von Bord springen konnte. Leider vergaßen sie mir den wichtigsten Knopf zu zeigen, den für die Klimaanlage.
Beide waren noch nicht richtig draußen, da klingelte es wieder und 2 Mädels vom Restaurant kamen rein. Diese boten ein Abendessen für 180 Yuan an, was ich auch annahm. Ich hatte noch nicht zu Abend gegessen und meine Nudelsuppe wurde ja nicht schlecht. Ich bestellte den Tisch für 20 Uhr, denn es war inzwischen 18:30 Uhr und ich wollte noch eine Massage buchen (190 Yuan) und die 2 optionalen Ausflüge. Als ich dann die Massage buchte (praktischerweise war der Verkaufsstand direkt vor meiner Tür) kam ich mit dem Mädel ins Gespräch und sie bot mir eine kostenlose Probe einer Nackenmassage an. Ich ging also in den 5. Stock, wo ich auch den Schiffsarzt kennenlernte. Dieser bot dann eine kostenlose chinesische Analyse und Akkupunktur für 200 Yuan an. Das wollte ich auch mal probieren. Heute war wohl Schnäppchentag, alles muss raus.
Natürlich stellte man bei der Massage fest, dass ich Probleme in der Schulter hatte, aber das sollte man morgen bei der Ganzkörpermassage beheben. Als ich fertig war, war es auch schon 19:45 Uhr. Ich ging direkt in das Restaurant und dieses war leer bis auf 10 Kellner/innen die alle auf mich warteten. Das ist Luxus, 5 Sterne halt.
Zuerst bot man mir „Flatrate Saufen“ für 200 Yuan an, also so viel Wein, Bier und Schnaps im Restaurant während der gesamten Fahrt wie man trinken konnte. Das nahm ich natürlich an. Wie gesagt, alles muss raus und ich kann viel vertragen.
Dann kamen 6 Hauptspeisen plus Nachtisch. Soviel konnte man gar nicht essen. Ich wollte gerade mit dem Essen beginnen, da kam Kylie ins Restaurant und sagte mir, dass bald die Einweisung für die ausländischen Gäste wäre, ich mich aber mit dem Essen nicht zu beeilen bräuchte, sie würde mit mir eine persönliche Einweisung danach geben. Ach so. Das ist Luxus.
Ich bestellte zum Essen Rotwein und trank erst mal 5 Gläser. Damit hatte ich das Geld schon wieder rein getrunken, denn ein Glas kostete 40 Yuan. Leicht angesäuselt schüttete ich das sechste Glas um (kostet ja ab jetzt nichts mehr). Der Inhalt ging mir auf die Hose und auf den Teppich. Auf dem Teppich sah man zum Glück nichts, denn er war Rot. Aber ich hatte die Befürchtung, dass ich nun doch zumindest eine Hose in die Reinigung geben müsste. Diese Hose war für das Kapitäns Dinner vorgesehen und alle anderen Hosen waren schon ziemlich hinüber. Doch siehe da, als die Hose trocken war, war da kein Fleck. Das hatte ich noch nie erlebt. Und das ist der Beweis, chinesischer Rotwein macht weder Weißwein- noch Rotweinflecken.
Nach dem Mahl ging ich zu der Einweisung und da diese noch nicht zu Ende war, hörte ich mir den Rest an. Dann kam Kylie zu mir und sagte, dass ich alles mitbekommen hätte, bis auf die Schwimmwesten Einweisung. Ich fragte, ob der Kapitän Italiener wäre und als Sie verneinte, meinte ich, dass ich keine weitere Einweisung bräuchte. Ich erklärte ihr die Katastrophe in Italien und sie erklärte mir, dass sie nach dem Tanz morgen gerne noch einen mit mir trinken würde. Vielleicht hätte ich doch das Zimmer Upgrade nehmen sollen.
Ich flüchtete in die Cafe Bar im 5. Stock, wo es auch Cocktails geben sollte. Hier wollte ich an meinem Tagebuch schreiben und den Cocktail des Tages bestellen, der 20% billiger war. Man sagte mir aber das wäre ein Mädchen-Cocktail und deshalb bestellte ich einen anderen zum vollen Preis für Kerle.
Ich erwarb die Cocktailkarte, die man mir gleich anbot. Bei der bezahlte man 5 Cocktails und bekam 6 Stück. Das müsste doch in 3 Tagen zu machen sein. Hab ich schon erwähnt dass heute alles raus musste?
Ich fing an mich mit einer Bedienung zu unterhalten und plötzlich standen 5 weibliche und eine männliche Bedienung um mich herum und fragten mich, mangels anderer Gäste, über meine bisherigen China Reisen aus. Besonders dass ich gerade in Wuhan gewesen war machte Eindruck, da die meisten Mädels von daher kamen (Die Schifffahrtsagentur hatte dort Ihren Sitz). Sie fragten mich, was mir an der Stadt am besten gefallen hatte und da ich vom Alkohol müde war und lieber alleine bleiben wollte, sagte ich statt „die Frauen“ „die Museen“.
Ich wollte anschließend noch einmal auf das Sonnendeck, aber dort war es nur dunkel und kalt. Andere Touristen saßen hier und tranken mitgebrachtes Bier.
Auf meinem Weg in die Kabine traf ich dann noch einmal den Schiffsarzt. Dieser hatte wohl einen Freund in Hamburg. Wir unterhielten uns eine Weile und dann ging ich auch schon ins Bett.
9.Tag - Kapitänsdinner
15 Minuten vor dem Frühstück wurde man mit Fahrstuhlmusik geweckt. Ich wollte die Lautstärke reduzieren, aber dafür gibt es keinen Schalter. Den hätten mir wohl die Zimmermädchen auch gezeigt, wenn es ihn gäbe.
Wenn das Frühstück angerichtet ist, kommt die Durchsage, dass man sich zu Selbigen begeben soll. Hier ist alles organisiert und man kann nichts verpassen. Es gibt kein Entkommen, keine Freizeit.
Die Tische im Speisesaal waren für die gesamte Reise eingeteilt. An meinem Tisch saßen zwei junge Pärchen, eines aus Holland und eines aus London, ein älteres Pärchen aus England und ein frisch verheiratetes junges Pärchen aus Bahrain. Es gab noch einen zweiten Tisch mit einer Gruppe von westlichen Touristen, wie sich später herausstellte eine Reisegruppe, der Rest an Bord waren Chinesen. Das Schiff war wohl nicht recht voll. Dafür gab ich mir Mühe es zu werden.
Als wir fertig gegessen hatten und uns gerade anfingen zu unterhalten und kennenzulernen, kam auch schon die Durchsage, dass mein optionaler Ausflug bereit wäre und man sich in der Lobby einfinden sollte.
Ich entschuldigte mich, machte mich fertig und musste feststellen, dass außer mir nur noch eine Frau, Sue, für die englischsprechende Gruppe den Ausflug gebucht hatte. So waren wir, mit dem Reiseführer, drei Personen.
Wir erklommen den Gipfel, auf dem ein Tempel stand, in dem diesmal zur Abwechslung die bösen Götter dargestellt wurden und nicht die Guten. Auf dem Weg musste man 3 Prüfungen bestehen und wenn man böse war kam man in die Hölle und nicht zum Tempel.
Ich wundere mich immer noch, wie ich es schaffte am Tempel anzukommen. Dieser Tempel war komplett schwarz und nicht rot, wie üblicherweise die Tempel. Rechts und links der Haupthalle wurden in Seitengängen mit Figuren noch einmal die 18 Stufen der Hölle dargestellt. Man kann das halt nicht oft genug zeigen. Also hier hatte sich der Ausflug gelohnt, auch weil ich jetzt weiß, was auf mich zu kommt, wenn ich einmal sterbe.
Ich war kaum zurück an Bord, da begann eine Vorführung über chinesische Medizin. Das holländische Pärchen von meinem Tisch, das auch anwesend war, fragte mich wie der Ausflug gewesen, wäre und ich erklärte, dass ich so etwas in China noch nie gesehen hätte und es wohl einmalig wäre. Ich habe noch nie gesehen wie 2 Menschen gleichzeitig die Kinnlade so runtergefallen ist (nicht nur sprichwörtlich). Die hatten wohl ein „Langweilig“ oder „Geld nicht wert“ erwartet. Aber dass sie wirklich was verpasst haben könnten, damit hatten sie wirklich nicht gerechnet.
Bei der Vorführung wurde gezeigt, auf welche Punkte man drücken muss, damit vor allem Kopfschmerzen weggehen. Da kann man was für den nächsten Kater lernen.
Ich machte mit dem Schiffsarzt einen Termin für 14:00 Uhr aus (nach meiner Massage um 13:10 Uhr), um die kostenlose Untersuchung über mich ergehen zu lassen. Und als die Vorführung vorbei war, gab es auch schon Mittagessen.
Unsere Frühstücksbande saß an dem Runden Tisch mit Drehteller und auf diesem wurde nachgeladen, bis kein Platz mehr war und erst Altes weggeräumt werden musste, um Neues bringen zu können. Das Drehen des Tellers war eine besondere Herausforderung, denn schließlich wollte man seinem Gegenüber nicht das Essen unter den Fingern wegdrehen.
Das Pärchen aus Bahrain hatte bei jedem Mittag- und Abendessen hier einige Probleme, nicht wegen des Drehtellers, aber jedes zweite Gericht bestand aus Schweinefleisch und ein muslemisches Menü wurde nicht gereicht. Ich und die anderen aßen dann halt mehr Schwein, so dass mehr Gemüse für den Orient übrigblieb. Ich hoffe Al-Kaida dankt es uns einmal.
Ich war gerade mit dem Essen fertig, da musste ich auch schon zur Massage. 50 Minuten dauerte diese, das Oberteil durfte ich ausziehen, die Hose musste ich anlassen. Das Massieren der Beine erforderte dann natürlich mehr Kraft (Das Massieren meines Bauchs übrigens auch, aber das hat andere Gründe). Die Masseurin stellte dann Probleme an meinen Schultern fest und meinte ich bräuchte Medizin, die Sie jetzt beim Massieren verwenden würde. Es sollte eigentlich warm werden, aber vielleicht hatte sie sich auch in der Flasche vergriffen. Ich merkte nichts außer einem furchtbaren Gestank. Das Zeug wollte sie mir für 100 Yuan die Flasche verkaufen (ca. 100 ml). Ich lehnte dankend ab, worauf sie dann die Rechnung in Bar beglichen haben wollte. Ich erklärte ihr, dass ich nicht so viel Bargeld hätte, es sei denn der Rest der Crew wolle auf sein Trinkgeld verzichten. Da sie nicht so viele Feinde an Bord haben wollte, einigten wir uns auf 100 Yuan bar und den Rest auf Rechnung.
Ich ging direkt weiter zum Doktor, der mir den Puls rechts und links fühlte und mir dann erklärte, dass meine inneren Organe in Ordnung wären, nur meine Lunge wäre schlecht. Nun gut, ich hatte halt eine Erkältung. Das war nicht schwer. Ich erzählte ihm von meinem dicken Knie und er meinte mein Ying und Yang wär nicht im Gleichgewicht und er würde mir zu Akkupunktur und Wärmelampe raten. Für 300 Yuan sagte ich zu und so legte ich mich auf die Liege. Er setzte Nadeln in Knöchel, Knie, Stirn und Handgelenk. Dann noch schnell Strom angeschlossen und die spanische Inquisition war ein Dreck dagegen. Die Stellen, die mit Nadeln versehen waren, zuckten wie wild. Nach 25 Minuten war dann alles vorbei. Es wurde ja auch schon für den Landausflug aufgerufen. Er gab mir auch noch ein paar homöopathische Tabletten gegen die Erkältung und ich eilte Richtung Foyer zum Landausflug, an dem diesmal alle teilnahmen, weil im Preis inbegriffen.
Dieser ging zum Schatzkammertempel, einem Tempel, der nach dem Staudammbau im Wasser lag und mit einer Brücke mit dem Festland verbunden wurde.
Die anliegende Stadt wurde nach dem Dammbau neu aufgebaut und zwar so, dass die Hauptstraße genau auf die Brücke zuführe (aber natürlich nicht direkt von der Bootsanlegestelle) und mit Souvenirläden rechts und links versehen werden konnte. Alle Wege drum herum (man benutzte natürlich nur einen schmalen Teil des Weges, denn Enge macht Gemütlichkeit) hatte man mit Steinen blockiert. Somit war nur der Weg durch die Souvenirgasse möglich. Das nennt man vorhersehende Stadtplanung.
Die Insel war mit einem Damm eingefasst, so dass diese selbst bei Hochwasser nicht geflutet werden konnte. Erklimmen konnte man den Berg, auf dem der Tempel liegt, über eine rote Pyramide, 9 Stockwerke hoch, die an den Felsen gebaut wurde und ein Treppenhaus beinhaltet.
Oben angekommen, gab es noch zwei Stockwerke zu einer Aussichtsplattform, aber die angelehnte Leiter sah mir nicht Höhenangst geeignet aus und so ließ ich es lieber.
Den Tempel oben hätte man auch abreißen können, so unbedeutend war er. Hinter dem Tempel war ein Loch im Boden, in dem der Sage nach immer so viel Reis war, dass ein Mönch einen Tag davon satt werden konnte. Als man aber zu gierig wurde und das Loch vergrößerte, versiegte es. Gut dass ich einen Reiseführer hatte, denn dort konnte ich dies nachlesen. Unser menschlicher Reiseführer hielt sich da eher mit Informationen zurück. Und gut dass ich keinen Hunger hatte, so klein wie das Loch war.
Wir hatten dann fast eine Stunde um uns umzuschauen und zu dem Boot zurückzukommen, aber jeder machte sich direkt auf den Weg zurück (wie übrigens fast alle). Unterwegs kam ich mit einem älteren Pärchen aus Hawaii ins Gespräch, die irgendwie 10 Tage aus den Philippinen raus mussten und dies zu einem Trip nach China nutzen.
Ich quälte mich durch die Souvenirstände und war nach 10 Minuten an Bord. Somit hatte ich noch etwas Zeit bis zum Kapitänsempfang am Abend.
Hier bekam man erst einmal ein Schnapsglas Rotwein zum Empfang, das ich in 2 Sekunden gelehrt hatte. Wie ich dann später merkte, sollte man damit mit dem Kapitän anstoßen. Na ja, man soll sowieso nicht so viel trinken als Kapitän. Man hat ja in Italien gesehen, wo so was hinführt. Die Ansprache des Kapitäns klang dann eher wie die Kampfesrede von Mao, geschrien und abgehackt. Der Mann war früher garantiert auf einem Panzerkreuzer und hat dort sein Handwerk und seine Reden gelernt.
Dann musste jeder ein Foto machen lassen, also jede Reisegruppe bzw. jede Kabine einzeln mit dem Kapitän. Als ich dran war, begrüßte ich ihn erst einmal mit Handschlag, schmetterte ihm ein „Don't drink and drive“ entgegen und beim Foto mussten wir erst mal etwas näher zusammenrücken, weil so zwei pralle Kerle sonst nicht auf ein Foto gepasst hätten.
Es ging weiter zum Kapitänsdinner und das Flatrate Trinken lohnte sich bereits jetzt.
Anschließend war im Ballsaal eine Tanzvorführung der Crew angesagt. Jeder von der Besatzung musste da mal ran, vom Wäscheservice bis zur Restaurant Bedienung, nur der Kapitän (zum Glück) nicht.
Da ich meine Cocktailkarte abarbeiten musste, liegt es natürlich nahe, dass Alkohol im Spiel war. Auf jeden Fall wollte man jetzt Reise nach Jerusalem spielen. Und Kylie, die diesen Abend moderierte, rief gleich „Steven“ (so sagte ich, solle man mich hier nennen, damit es einfacher für die Chinesen ist. Schließlich haben die ja auch Englische Namen, damit Touristen sich diese besser merken können). Ich lies mich nicht zweimal bitten und mit einem 2 Meter großen Amerikaner und 2 kleinen Chinesinnen ging der Tanz um die Stühle los.
Vorher fragte ich aber sicherheitshalber noch nach, ob alles erlaubt sei, deutsche Regeln, denn schließlich wollte ich mich nicht von so einem plumpen Ami schlagen lassen. Meine Strategie ging leider nicht auf, denn der Ami flog schon in der ersten Runde raus und Frauen vom Stuhl zu schupsen war nicht meine Absicht.
In der zweiten Runde hatte ich den Stuhl ¾ besetzt, das andere Viertel eine der beiden Chinesinnen. Ich deutete dann doch einen leichten Schubs an, was im ganzen Saal durch Gelächter honoriert wurde. Ich war also im Endspiel. Hier, beim Tanz um einen Stuhl wollte die Chinesin richtig clever sein und stellte sich Minuten lang vor den Stuhl. Ich nahm eine provozierende wartende Haltung an, was wieder gut beim Publikum ankam. Am Schluss wurde die Musik natürlich so angehalten, dass China gewinnt. Zum Glück konnte ich mich noch zurückhalten und sprang nicht auch noch auf den Stuhl, sonst wäre die Chinesin wohl platt gewesen. Den ersten Preis bekam ich trotzdem, denn der war ein Cocktail und den mochte die Chinesin wohl nicht (oder sie hatte ein schlechtes Gewissen weil der DJ parteiisch war).
Jetzt gab es noch eine Gesangseinlage einer dicken Crewmitarbeiterin, die sehr gut sang. Jemand drückte mir auf einmal einen Strauß Blumen in die Hand, den ich der Sängerin überreichen sollte. Dies tat ich natürlich mit einem Kniefall.
Der Erfolg war, dass alle Kellnerinnen mich daraufhin zum Tanzen auffordern wollten. Einige konnte ich noch abwiegeln, aber irgendwann ging es nicht mehr und ich ließ mich durch den Raum schupsen, tanzen konnte man das nicht nennen.
Am Schluss gab es nicht eine wilde Rumhüpfparty, wo ich dann wieder mal merkte, dass ich zu alt für sowas bin. Aber irgendwie war ich jetzt der Liebling aller Angestellten, eine Bedienung sagte mir sogar „I love you“. Ich hoffe das lag an dem schlechten Englisch und war anders gemeint. Schließlich sah sie erst aus wie 17.
10.Tag - Yangtze
Die Nacht und der Morgen waren ganz furchtbar. Da war der Alkohol und die Erkältung, einzeln schon eine Plage, beides zusammen die 18. Stufe der Chinesischen Hölle. Ich hatte heute Morgen den Landausflug zum Weißen König Tempel gebucht, und wegen diesem gab es das Frühstück etwas früher. Ich ließ es aber ausfallen und blieb noch etwas liegen. Als ich dann aufstand und mich zu den Warteten begab, wusste ich, dass es hier nur um das nackte Überleben ging.
Auf dem Weg nahm ich noch zwei süße Brötchen vom gerade abgeräumt werdenden Frühstücksbuffet mit, ohne sicher zu sein, dass ich diese auch Essen werden könnte. Diesmal war von dem anderen Tisch ein geraumer Teil an Leuten dabei, so dass wir insgesamt 8 Personen waren.
Ich war froh, dass es erst mal in einen Bus ging und wir ca. 10 Minuten zu dem Tempel fuhren. Dieser lag auf einer Insel direkt am Eingang zur ersten Yangtze Schlucht, die wir danach mit dem Schiff befahren wollten. Es ging wieder eine ca. 200 Meter lange Brücke zur Insel und hier merkte ich schon, dass mein Kreislauf an diesem Morgen keine sportlichen Höchstleistungen zuließ.
Die Reiseführerin sagte dann auch noch, dass es 300 Stufen zum Tempel hinaufging und das gab mir den Rest. Man konnte sich zwar in einem Bambusstuhl von 2 Trägern hochtragen lassen, aber ich glaube das Geschaukel hätte ich oder besser mein Magen noch weniger ertragen. Wäre das Kotzen auf hohem Niveau?
Bei jeder Stufe lief mir der Schweiß in Strömen. Ich kam am Schluss 5 Minuten hinter dem ältesten Rentner in unserer Gruppe oben an. Bei der Besichtigung sah ich manchmal schon Sterne und ich nutzte jede Gelegenheit um mich zu setzen. Ich war einfach froh am Schluss wieder im Bus zu sitzen ohne umgekippt zu sein. Und das alles wegen ein paar Figuren von einem der 3 Könige mit Hofstaat und ein (zugegeben einmaligen) Blick auf die Yangtze Schlucht.
Zurück auf dem Boot legte ich mich erst mal danieder. Aber kaum hatte ich mich 10 Minuten hingelegt, fuhren wir auch schon durch die Qutang Schlucht und wir wurden auf das Sonnendeck gerufen. Hier war es aber nicht sonnig sondern nur stürmisch. So stürmisch, dass man kaum stehen konnte, die Stühle flogen über das Deck und es war richtig unangenehm kalt.
Nach 35 Minuten hatten wir die Schlucht durchquert und es gab Mittagessen.
Ich aß so viel ich konnte, aber im Endeffekt doch nicht wirklich viel. Meine Kellnerin Rose fragte sogar besorgt, warum ich nicht beim Frühstück gewesen war.
Nach dem Essen ging es wieder aufs Deck für die Wu Schlucht. Hier schaute man sich nur die ersten 50 Minuten an, davon die letzten 15 Minuten in der Cafe Bar. Es war einfach zu kalt oben auf dem Deck. Im Cafe konnte man zwar nicht fotografieren, weil die Scheiben zu dreckig waren, aber ein Foto sieht am Schluss wahrscheinlich genauso aus wie das andere. Schlucht ist Schlucht.
Danach hatte ich eine Verabredung mit dem Doc, der mir versuchte noch eine zweite Akkupunktur Sitzung für Anfangs 300 Yuan und dann 200 Yuan zu verkaufen. Das wurde mir dann doch zu teuer. Wir verhandelten ein bisschen hin und her, aber ich war mir sicher nicht noch mehr in die chinesische Heilkunst zu investieren. Wir machten die Rechnung von gestern fertig und er berechnete für die Tabletten 60 Yuan. Na die wissen, wie man Gewinn machen kann. Nicht umsonst haben die 9% Wirtschaftswachstum. Ich wollte in Dollar zahlen und der Arzt fragte seine Chefin nach dem Kurs. Diese kam auch mit einem Taschenrechner und sah aus wie die russische Gegenspielerin von James Bond in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ nur mit viel mehr Muskeln. Ich war mir sicher, dass ich ihr nicht wiedersprechen würde, egal was sie verlangte.
Sie sagte was von x Dollar und als ich das gegen Euro gegenrechnen wollte, ob das auch stimmen könne, nahm ich den zweiten Taschenrechner, damit man das Ergebnis vom Ersten nicht löschen musste. Die Warnung, dass dieser nicht funktioniert, ignorierte ich, denn natürlich ging er. Es war ein Solar Rechner und der hatte wohl einfach nur zu lange in der Schublade gelegen und brauchte einige Zeit im künstlichen Licht, bis er genug Energie gezogen hatte. Chinesische Elektronik gehört halt in deutsche Hände. Wenn sie schon kopieren, dann sollten sie auch die Gebrauchsanleitungen mit kopieren, damit sie wissen, wie das Zeug funktioniert.
In der Kabine machte ich mir erst einmal eine Instantnudelsuppe und aß die Hälfte. Dann legte ich mich noch 10 Minuten hin, denn es ging ja schon zum Shennong Strom, dem nächste Land- oder besser Bootsausflug.
Das bedeutete Umsteigen auf ein kleineres Boot, diesmal alle Chinesen und Europäer zusammen auf Bänke unter Deck. Dann sollten alle auf das Deck, um die Umgebung 50 Minuten zu genießen. Das tat ich dann und wegen der Kälte und der aufkommenden Langeweile ging ich aber bald zurück unter Deck und machte für 10 Minuten die Augen zu.
Wir kamen an einem Steg an und von dort fuhren wir eine Stunde in einem noch kleineren Boot. Dieses wurde von 4 Ruderern und einem Kapitän fortbewegt. Höhepunkt war, als man uns zeigen wollte, wie die Ruderer das Boot mit Seilen durch den Fluss zogen, als das Wasser in alten Zeiten zu niedrig gewesen war. Dazu sprangen 2 Ruderer in eine Steilwand aus Sand, nahmen ein Seil mit, rannten 15 Meter am Ufer entlang und kehrten wieder zum Boot zurück. Das war Touristenverarsche vom feinsten.
Auf dem Rückweg erklärte uns die Führerin, wie man in ihrem Dorf Brautschau macht. Die Frau schmückt sich, geht auf den Markt und nimmt etwas Selbstgebasteltes mit. Der Bewerber fragt nach dem Preis und wenn sie den Anwärter mochte, war der Preis niedrig, sonst unermesslich hoch. Warum unsere Führerin noch nicht unter der Haube war, erklärte sich als sie anfing zu singen. Dann fing auch noch der Kapitän an ziemlich schlecht ein Lied zu trällern und ruck zuck reichte die Reiseführerin CDs und Bücher durch das Boot, die man erwerben könne (was aber keiner tat).
Wir kamen zurück und alle westlichen Touristen wurden gebeten auf das Sonnendeck zu gehen, da es lauter werden könne. Ich hatte aber keine Lust und blieb sitzen und was folgte? Eine Verkaufsshow für unsere chinesischen Mitreisenden. Kaffeefahrt (oder auch Teefahrt, denn den gab es unter anderem) auf dem Yangtze. Wenn das die Bild Zeitung wüsste. Ab diesem Zeitpunkt hatte sich das Trinkgeld für die Führerin erledigt.
Ich schlief auf dem Weg bis zum Schiff und war dann wieder einigermaßen fit fürs „Captain's Farewell Banquet“. Hier stießen wir wieder auf die Reise an und diesmal bewahrte ich die 2 cl Rotwein Pfütze für den Toast auf. Der Kapitän hielt dann auch zum Abschied wieder seine Panzerkreuzer Rede, laut und zackig.
Danach gab es Minority Dance und die Angestellten hatten sich wieder richtig Mühe gegeben. Es stieß etwas auf, dass die Chinesischen Touristen bis auf 4 und die westlichen bis auf 7 gar nicht gekommen waren. Also entweder war was am Essen schlecht oder jeder zählte sein Geld in der Kabine für das Trinkgeld morgen, welches in dem Veranstaltungsplan für den letzten Tag an erster Stelle erwähnt wurde mit genauer Anweisung, wie viel mindestens und für wen extra im Briefumschlag zu geben sei.
Auf jeden Fall hat sich meine „I love you“ Kellnerin durch ein Wegschubsen der Kollegin meinen Tisch zur Bedienung gesichert.
Ich bestellte den letzten Cocktail von meiner Rabattkarte. Etwas später kam die Kellnerin mit einer Kollegin zurück, die besser Englisch spricht und die Untertitel machen sollte. Sie fragte mich, wo meine Frau wäre. Als ich sagte, dass ich Single sei sagte meine Freundin, dass Sie mich nett fände und sehr möge. Ich sagte nur danke und gab aber kein Kompliment zurück, so dass hoffentlich keine Hoffnungen aufkommen würden, dass ich meinen Facebook Status ändern wolle.
Die Show war sehr kurzweilig und als beim Shanghai-Tanz meine Kellnerin mir von hinten zuflüsterte, dass der Tanz recht sexy wäre, beschloss ich die Tür heute Nacht zweimal zuzuschließen.
Nach dem Tanz kam der 82-jährige Souvenirmitarbeiter auf der Bühne und wollte ein Schattenspiel zeigen. Er erklärte 20 Minuten lang, dass es nur noch 3 Leute in China gäbe, die dies noch können und es keine Nachfolger gäbe und zusätzlich seine ganze Lebensgeschichte (nur nicht, warum er auf dem Boot war, wenn er so eine seltene Kunst kann. Also ich würde damit um die Welt touren).
Warum er auf dem Boot war erklärte sich schnell. Er gab eine 3 Minuten Show, wo einfach Figuren vor die Wand gehalten und bewegt wurden. Nichts besonderes, keine besondere Technik. Als er fertig war, bekam jeder vom Leiter der Souvenirabteilung eine Schattenspiel-Puppe zum selber zusammenbauen in die Hand, die man für 200 Yuan erwerben könne (Was natürlich auch hier keiner tat). Er rollte dann einen Verkaufswagen auf die Bühne und meinte wen das nicht interessieren würde der könne jetzt gehen. Dass taten auch alle, bis auf die 4 Chinesen, die nicht schnell genug austrinken konnten.
Das war keine Verabschiedung, das war ein Rauswurf. Ich verabschiedete mich von den Kellnerinnen und ging in die Kabine, wohl darauf achtend, dass mir keine folgte. Übrigens war ich der einzige Gast, der von jedem Angestellten mit Namen begrüßt wurde, wann immer ich durch die Gänge wandelte. Ist der Ruf erst ruiniert…
11.Tag – Kehraus
Diesmal hieß es noch früher aufstehen, denn um 6:30 Uhr durchfuhren wir schon die dritte Schlucht. Montezuma hatte mich erreicht und ich warf erst mal 2 Tabletten ein, so dass ich bis zum Flughafen keine Probleme bekommen würde.
Ich ging diesmal gleich in die Cafe Bar, wo auch 6 andere Leute waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Rest auf dem Sonnendeck fror.
Man schloss auch eine Tür für mich auf, so dass ich ein paar Fotos machen konnte. Aber kennt man eine Schlucht, kennt man alle.
Ich ging vor dem Frühstück meine Rechnung bezahlen und auf der Rezeption stand die Trinkgeld Box, 1 Meter groß und 50 cm breit. Da hatte wohl jemand Angst, dass man das Trinkgeld vergessen könnte.
Ich fragte ob man einen Hunderter wechseln könnte, aber man konnte oder wollte nicht, so dass dann Kylie auf ihr Trinkgeld verzichten musste. Das war mir dann auch zu aufwendig mit einem Briefumschlag, den ich sowieso nicht hatte. Hätten Sie eine zweite kleinere Box aufgestellt wäre das viel einfacher gewesen und ich großzügiger.
Zum Frühstück nahm ich gebratene Nudeln, aber nicht nur, dass ich diese seltsamerweise nicht herunter bekommen habe, diese waren auch die schlechtesten Nudeln, die ich in China bisher gegessen hatte. Ich ließ die Hälfte auf dem Teller und trank Tee statt Kaffee. Montezuma sei Dank.
Nach dem Frühstück klingelte Kylie dann an der Tür und fragte, ob ich für 10 Yuan einen Träger bräuchte, der mir das Gepäck zum Bus bringt.
Ich fragte noch einmal nach, wie das auschecken funktioniert, schließlich sollte ich zum Flughafen abgeholt werden. Es stellte sich heraus, dass wir und das Gepäck im Bus zur Dammbesichtigung gefahren werden und von da zum Transferterminal. Als ich fragte, wie denn dann mein Guide wissen sollte, wo er mich abholen könne, sagte man mir nach einiger Zeit, man hätte alle lokalen Führer informiert. Na in China geht alles.
Ich trug natürlich mein Gepäck selbst zum Bus, zumal es wieder mit einer Seilbahn hinaufging und es dann gerade noch 10 Meter zum Bus waren. Seit die Rollen am Koffer erfunden wurden, werden die Träger langsam aussterben. Auch in China.
Wir fuhren 45 Minuten zum Damm oder besser zu einem Aussichtspunkt. An einer Stelle mussten wir aussteigen und durch eine Sicherheitskontrolle. So ein Schwachsinn, als wenn ich mit einem Feuerzeug den Damm anzünden könnte. Alkohol war aber auch verboten. Seltsam, das war doch kein Inlandsflug.
Angekommen gingen wir in einen Raum und dort zeigte uns der Führer das Modell des Damms. Der Ausgang führte durch den Nebenraum, der natürlich nichts anderes als ein Souvenirshop war. Ich ging aber durch den Eingang raus. Es wird hoffentlich nicht meinen nächsten Visa Antrag erschweren, wenn ich einen Souvenirshop geschwänzt habe.
Man gab uns 45 Minuten Zeit, aber nach 15 Minuten war jeder Baum zweimal fotografiert. Man sah auch nur (schlecht) den Damm von der Seite mit dem niedrigen Wasser und ein Schiffshebewerk, das aber gerade renoviert wurde.
Alle fanden sich irgendwie nach 20 Minuten am Bus an, weil es so kalt war und 5 Minuten später wurde uns auch die Tür aufgemacht.
Wir fuhren zum nächsten Aussichtspunkt, Damm von der anderen Seite, 30 Minuten Zeit, nach 10 Minuten wieder am Bus.
Chinesische Touristen brauchen da wohl mehr Zeit für Ihren Damm. Es stellt sich halt kein westlicher Tourist vor den Damm und macht stundenlang Fotos. Der Führer versuchte wieder Bücher und Karten an den Mann zu bringen, was ihn wieder um sein Trinkgeld brachte. Das sollte ich immer so handhaben, zumal ich sowieso kein Kleingeld hatte.
Wir fuhren dann 45 Minuten zurück. Die zwei jungen Pärchen von meinem Tisch wollten per Bahn vom Südbahnhof weiter und sie fragten, ob man sie dort absetzen könnte. Man sagte, man könnte Sie am Hauptbahnhof absetzen, wo sie ein Taxi nehmen könnten (das fand ich schon merkwürdig). Aber auch das ignorierte man dann. Das bestätigte noch zusätzlich meine Trinkgeld Entscheidung.
Als wir ankamen wurde jeder am Bus abgeholt, außer ich natürlich. 2 Mädels vom Boot waren dabei und diese wollten bei der Agentur anrufen, aber ich wusste nicht wo, da ich keine Information über die lokale Agentur hatte.
Wir gingen in die Halle und da stand mein Führer mit einem Schild in der Hand. Das begleitet mich nun auf allen meinen Reisen. Ich werde nie da abgeholt, wo alle anderen aufgelesen werden. Immer suche ich meine Guides.
Wir gingen zum Auto und der Führer fragte mich, was wir machen wollen, denn der Flug sei ja erst so spät. Ob wir eine Stadtrundfahrt machen sollen (ich hab mir das Kaff im Reiseführer angesehen, hier gibt es nichts zu sehen und wie mir das Hawaiianische Pärchen später von ihrer Rundfahrt erzählte, landeten Sie dabei nur in einem Souvenirshop) oder etwas Essen wollten (Montezuma machte mir hier Angst). Ich sagte somit ich wolle direkt zum Flughafen.
Das warf seinen Plan komplett durcheinander. Wir fuhren also 45 Minuten zum Flughafen und ich setzte mich auf eine Bank und schrieb an meinem Tagebuch. Der Führer ging gleich ins Restaurant etwas essen, denn scheinbar hat er mit einem kostenlosen Mittagessen auf Touristenbasis gerechnet.
Dafür gab ich ihm einen Hunderter als Trinkgeld (aus Mangel an Kleingeld), den er mit dem Fahrer teilen sollte (ich bezweifele, dass er dies tat. Der größte Teil dürfte im Restaurant gelandet sein, der Rest im Sparschwein).
In der Zwischenzeit kam auch das Pärchen aus Bahrain und diese hatten das Problem, dass sie zwar ein Flugticket hatten, dies aber auf den falschen Namen ausgestellt war. Die lokale Agentur hatte wohl aus dem Pass mit den vielen Namen, den diese nun mal haben, den Falschen ausgewählt. Kurz vor Abflug war aber auch dieses wieder geregelt. In China ist halt alles möglich.
Ich versuchte noch Geld abzuheben, doch der einzige Geldautomat auf dem Flughafen sagte mir nach Eingabe der PIN, dass dies nicht möglich wäre. Ich muss zuhause unbedingt meine Abrechnungen kontrollieren. Ganz China hat inzwischen meine PIN und ich habe kein Geld.
Etwas später kam dann mein Reiseführer, nahm meinen Pass und versicherte sich, dass ich auch wirklich auf dem Flug gebucht war. Als alles ok war, verabschiedete er sich und ging. Also so was mach ich nie wieder. Da nehme ich lieber ein Taxi. Das alles kann ich auch noch selbst machen.
Ich traf dann das hawaiianische Pärchen, das morgen von Beijing zu den Philippinen flog und mit mir in der Maschine war.
Beim Einchecken am Counter stand ein Chinese ungelogen 2 cm hinter mir mit 3 Ausweisen in der Hand. Ich weiß ja, dass Chinesen alle Haltelinien, Verkehrszeichen, Warteschlangen und ähnliches missachten, aber das ging dann doch zu weit. Ich drehte mich um, schaute dem Kerl direkt ins Gesicht, schaute runter auf die gelbe Wartelinie und dann ihm wieder direkt ins Gesicht. Dann trat er auch brav hinter diese. Nachhilfe in Privatsphäre nenne ich das.
Ich unterhielt mich dann bis zum Boarding mit dem Pärchen und dieses hatten sogar veranlasst, dass ihr Reiseführer irgendwo anruft, um nachzufragen ob ich abgeholt worden wäre und tatsächlich sagte man „the German“ wäre abgeholt worden. So, woher wussten diese das und woher, dass ich Deutscher bin? Wahrscheinlich hat man in der chinesischen Botschaft in Frankfurt angerufen. Die wissen ja zu jeder Zeit wo ich bin. Schließlich haben die meinen Reiseplan.
Der Flug war so turbulent, dass es erst 40 Minuten vor der Landung Essen und Trinken gab. Das war mir ganz recht, denn so konnte ich noch ein Stündchen wegnicken. Es gab ein komplettes Essen, also gebratene Nudeln, was meinem Magen ganz gut tat und mich davor bewahrte noch etwas in Beijing zum Essen suchen zu müssen.
Nach der Landung holte ich noch 500 Yuan von einem Geldautomat und verabschiedete mich dann von dem Pärchen Richtung Airport Express Zug.
Eine Karte war schnell gekauft, dafür fuhr mir der Zug direkt vor der Nase weg. Dieser Zug fährt 15 Minuten von Terminal 2 zu Terminal 3, aber anschließend in die Stadt nur 20 Minuten. Dabei hält er an jeder Station zusätzlich 5 Minuten. Also mit etwas mehr Mühe könnte das wirklich eines Tages Express werden. Da sollte man noch etwas daran arbeiten.
Ich erreichte den Lama Tempel, der in der Nähe meines Hotels war, problemlos. Schließlich kennt man sich mit der Metro in China inzwischen aus. Nur mit dem richtigen Ausgang hatte ich wieder so meine Probleme.
Ich stand an der Metro Station mit meinem Koffer an der Ampel, da kam mir tatsächlich ein Backpacker entgegen und fragt mich, ob ich wüsste, wo die xyz Bar wäre. Er hatte wohl die Hoffnung ich würde gerade abreisen und außerdem sah ich wohl nach 11 Tagen China aus, als hätte ich die Nacht durchgezecht.
Ich fand auch direkt mein Hotel, das in einer kleinen dunklen Seitenstraße lag und mehr eine Mischung zwischen Hostel und Motel war. Man verlangte erst mal 100 Yuan Kaution und 900 Yuan für die 5 Nächte in Bar. Kreditkarte war nicht gewünscht (obwohl dies laut booking.com möglich sein sollte) und so viel Geld hatte ich natürlich nicht. Ich zahlte also erst einmal für die erste Nacht und den Rest sollte ich morgen zahlen. Damit war ich schon wieder fast Pleite.
In dem Raum war es eiskalt. Es gab nur einen kleinen Elektroofen, der aber auch nur ging, wenn die Zimmerkarte in der Halterung war, da es ja sonst kein Strom gab. Und der kleine Ofen brauchte an die 3 Stunden, bis das Zimmer einigermaßen warm wurde. Somit war man gezwungen den Abend im Zimmer zu verbringen.
Irgendwie hatte ich dann auch noch Probleme mit dem Passwort des Internetzugangs, aber ich holte 2 Bier an der Rezeption und dann ging es. Nach 4 Tagen hatte ich endlich wieder Internet. Doch das Vergnügen dauerte nicht lange. Zwar war ich mit dem Netz verbunden, hatte aber nach einiger Zeit keinen Zugriff aufs Internet mehr. Ein guter Grund um ins Bett zu gehen.
12. Tag – Onkel Mao
Ich hatte gestern keine Lust mehr groß zu planen, was ich heute unternehmen wollte. Daher wollte ich ins Mao Mausoleum und in die verbotene Stadt und dann noch mal sehen, was an Zeit bleibt.
Da es unterschiedliche Angaben gab, ob das Mausoleum um 8 Uhr oder um 8:30 Uhr aufmacht, entschloss ich mich um 8 Uhr da zu sein und so ging ich um 7:30 Uhr los. In der Lobby saß nur ein Gast und unterhielt sich per Webcam mit jemandem auf der anderen Seite der Welt. Auf der Couch schlief jemand, wohl der Nachtwächter.
Die Metro war wie gewohnt um diese Zeit überfüllt, leerte sich aber bis zum Tian'anmen Platz.
Hier gab ich erst mal meinen Rucksack ab, wobei 2 Yuan als Preis angeschlagen waren, man mir aber 12 Yuan abnahm. Der gewohnte Touristen Zuschlag halt. Da das Mausoleum bereits um 8 Uhr aufgemacht hatte und es inzwischen 8:15 Uhr war, musste ich gut eine Stunde in der Schlange warten. Kurz vor dem Ziel wurde die Schlange verengt und es wurden die Ausweise kontrolliert. Die chinesischen mehr oberflächlich, mein Pass natürlich ganz genau. Jetzt sah ich auch warum es so langsam voranging. Es gab noch eine zweite Schlange auf der anderen Seite, in der sich (in der Partei verdiente) Gruppen anstellen durften. Dann kam eine Sicherheitskontrolle. Diese fand in zwei Häusern statt, eins für „normale“ Besucher und eins für die Gruppen. Da alle Gruppen schon abgearbeitet worden waren, durfte ein Teil das Gebäude für Gruppen benutzen.
Man muss alles aus den Taschen nehmen und durch einen Metalldetektor. Besonders auf Feuerzeuge wird hier Wert gelegt. Das ist aber nicht nur hier so, sondern in jedem Museum und jeder Sehenswürdigkeit. Und da die Chinesen fleißige Raucher sind, ist vor jedem Security Check ein Karton aufgestellt, in dem auch immer ca. 20 Feuerzeuge liegen. Ein riesen Geschäft für die Feuerzeugindustrie.
Man konnte nach der Kontrolle Blumen für 3 Yuan kaufen, die man nach Betreten der Halle vor einer weißen Mao Statue, sitzend auf einem Stuhl, niederlegen konnte. Laut Reiseführer werden diese wiederverwendet und so sahen einige auch aus. Ich konnte auch beobachten, dass, als wohl die Blumen an einem Verkaufsstand ausgingen, ein Mann mit einem Haufen Blumen aus dem Mausoleum kam und damit zu dem Stand ging.
An Mao selbst wurde man entweder rechts oder links in Zweierreihen vorbeigeführt. Das Ganze ist somit noch schneller vorbei, als bei Ho Chi Ming, wo man wenigstens einmal herum gehen durfte.
Ich ging an den Souvenirständen vorbei (ja auch diese gibt es hier) und suchte einen Geldautomat, denn ich war mir nicht sicher, ob mein Geld für den Eintritt in die verbotene Stadt und den Audioguide reichen würde.
Ich suchte beide Seiten des Platzes und den alten Bahnhof ab, doch ich fand keinen Geldautomat. Dann sah ich auf dem Stadtplan die „Bank of China“ neben dem Regierungsgebäude. Angekommen musste ich feststellen, dass dies ein altes Gebäude war, das gerade Restauriert wurde und wohl in den alten Tagen mal das Gebäude der Bank of China war. Ich wollte es noch einmal in den südlichen Seitenstraßen versuchen und tatsächlich, da war eine Bank of Beijing. Was brauch ich China, wenn es Beijing auch tut.
Die ganze Suche dauerte eine Stunde und so war es gegen 10 Uhr als ich die verbotene Stadt betrat. Diese war bereits voll mit Touristen. Der Audioguide hatte seine Vor- und Nachteile. Auf ihm war ein Plan der Stadt abgebildet mit roten Lämpchen bei jedem Gebäude. Dieses erlosch wenn man das Gebäude gesehen hatte (was nicht immer funktionierte) und blinkte, wenn man gerade an dem Gebäude war. So konnte man sich nicht verirren und war sicher alles gesehen zu haben. Wann immer es etwas zu sagen gab (was nicht bei jedem Gebäude der Fall war) wurde dies automatisch abgespielt wenn man das Gebäude erreichte. Allerdings nur einmal. War man nicht konzentriert (was nach einigen Stunden durchaus möglich war), war ein Wiederholen nicht möglich (auch nicht durch späteres Wiederbetreten des Gebäudes). Auch wurde teilweise der Text zu früh abgespielt. So hatte man manchmal das Gebäude noch gar nicht erreicht oder es wurde keine Rücksicht auf die normale Schrittgeschwindigkeit der Menschheit genommen. Da wurde ein Gebäude besprochen und direkt danach das 20 Meter entfernte Nebengebäude. Also gut gedacht, teilweise schlecht gemacht. In den Nebengebäuden, die man nie mit einem menschlichen Reiseführer sieht, waren Schätze untergebracht, die ich in so noch nie gesehen hatte. Gold, Jade, Schmuck (auch von Tiffany), Uhren und vieles mehr. Und dies soll nur ein Teil sein, von dem was noch im Keller liegt. Dabei ist der Großteil des Schatzes in Taiwan und wird dort ausgestellt. Dort hatte der Kaiser Asyl und er hat halt vieles für den täglichen Bedarf mitgenommen. Da muss ich hin.
Ich war 5 Stunden in der Stadt und am Ende fix und fertig. Da kamen mir die gefühlten hundert Rikscha Fahrer gerade recht, die in dem einzigen Westler ein Opfer für ihre Angebote sahen. Manchmal frage ich mich, wie man der Meinung sein kann, dass sich nach einem „No“ durch mehrmaliges Nachfragen oder Antatschen die Antwort ändern könne. Neue Argumente können ja auch nicht wegen fehlender Englisch Kenntnisse kommen. Man wird teilweise auf perfektem Englisch angesprochen, doch wenn man etwas anderes sagt als Yes, No oder irgendwelche Standardsätze hört alle Konversation auf.
Ich ging die Straße entlang, die ich schon 5 Jahre zuvor entlang gegangen war und musste feststellen, dass sich fast nichts verändert hatte, außer dass mehr Touristen unterwegs waren.
Hier aß ich auch das erste Mal an diesem Tag etwas Richtiges (zum Frühstück hatte ich nur einen mit Nudeln gefüllten Pfannkuchen vom Straßenstand und zum Mittagessen hatte ich in der verbotenen Stadt keine Zeit). Nach dem Zubereiten meines Essens kam die Köchin mit der Familie nach vorne und diese nahmen hier auch ihr Essen ein. Zum Glück hatte ich diese nicht vorher gesehen, sonst wäre ich hungrig ins Hotel zurück gekommen. Aber das Essen war lecker, die Köchin nicht.
Ich fuhr dann zurück zu meinem Hotel, entschloss mich aber mich noch etwas in der Gegend nach Restaurants und Biergeschäften umzuschauen. Und siehe da, ca. 20m hinter der Straße, die zu meinem Hotel führte, war ein Geldautomat. Na Klasse, eine Stunde verschwendet.
Im Hotel zurück zahlte ich erst mal meine Rechnung und dann schaltete man meine Zimmerkarte wieder frei, denn diese hatte man sicherheitshalber gesperrt. Sicher ist sicher.
Morgen sollte es eine Hot Pot Party geben und ich reservierte meine Teilnahme, allerdings konnte man mir nicht sagen, ob diese wirklich stattfindet.
13. Tag – Beijing
Ich hatte wieder keinen echten Plan was ich heute besuchen sollte und das kommt selten vor. Die Abende sind einfach zu kurz und ich bin langsam zu Müde um lange Pläne zu machen.
Ich dachte mir erst mal den Tian'anmen Platz abarbeiten und dann nach Süden laufen, Richtung Historisches Museum.
Ich war auch wie geplant um 8:30 Uhr am Zhengyang Tor, doch das machte erst um 9:00 Uhr auf. Ich dachte mir das National Museum macht sicherlich früher auf und so ging ich dorthin. Ich wusste nicht, was mich dort erwartete, denn die Reiseführer stritten sich, ob es geschlossen ist, nur Wachsfiguren ausstellt oder offen hat. Vor 5 Jahren war es auf jeden Fall zu. Aber inzwischen sollte genug Zeit vergangen sein, um dort etwas Sinnvolles auszustellen. Gestern habe ich auf jeden Fall Leute reingehen sehen und Öffnungszeiten waren auch angeschlagen.
Aber auch hier wurde erst um 9:00 Uhr geöffnet und so setzte ich mich erst mal. Als sich hier langsam eine Schlange aufbaute, reihte ich mich in diese ein. Zu Recht, denn die Schlange wurde länger und länger. Überpünktlich wurde aufgemacht und gegen Vorlage seines Ausweises bekam man eine kostenlose Karte. Diesmal reichte das in der Hand halten von irgendetwas Ausweisähnlichem. Dafür war die Sicherheitskontrolle umso schärfer.
Die zwei großen Flügel des Museums waren komplett gesperrt, aber in dem mittleren Trakt gab es 2 Haupthallen mit Propaganda Malerei, Buddhas und Bronze-Waren. Rechts und links von diesen waren 2 Aufgänge mit je 4 Hallen in jeder Ebene. Die Hälfte dieser Hallen war noch leer. 3 hatten europäische Kunst ausgestellt, ausgeliehen von Museen aus Berlin. München und Dresden. Es war nichts Bekanntes dabei, also mehr nach dem Motto, bevor es in Kisten im Keller verstaubt, für China reicht es allemal.
Der Rest war mit Jade, Porzellan und Schriften aufgefüllt. Ich wollte gerade gehen, da sah ich noch, dass es im Keller eine Ausstellung „Ancient China“ gab und hier waren die eigentlich guten Stücke. Es wurde von der Steinzeit bis heute alle Dynastien durchgemacht.
Allerdings endete die Ausstellung in der Ming Dynastie mit einigen wenigen Stücken, so dass ich denke, dass man auch hier noch nicht ganz fertig war. Zumindest der Souvenirstand am Ende war schon funktionstüchtig und erwartete die Besucher.
Als ich das Museum verlies war es zwar sonnig, aber es stürmte furchtbar. Im Restaurant, in dem ich mein Mittagessen zu mir nahm, wehte es die Palme an der Tür um, so dass sich die Erde auf dem Boden verteilte.
Ich ging zum Zhengyang Tor zurück und nach einer Feuerzeug Kontrolle erstieg ich dieses. Allerdings ging dies nur bis zur ersten Ebene (gut für die Knie) und innen war eine recht langweilige Ausstellung über die Geschichte des Tors.
Ich ging anschließend Richtung Süden durch die neue Fußgängerzone, die es vor 5 Jahren noch nicht gab und im Stil von (geschätzt) 1920 gestaltet war. Es fuhr sogar eine alte elektrische Straßenbahn die Straße auf und ab.
Allerdings sind die Geschäfte recht leer, da nur Nobelmarken ansässig sind und diese gar nicht in die Gegend passen. Ich bezweifele auch, dass Reiseführer ihre Touristen hierher bringen werden. Durch ein paar Lücken zwischen den Häusern konnte man sehen, dass immer noch Hutongs abgerissen werden, um dieses Viertel zu erweitern.
Der restliche Weg bis zum Historischen Museum kam mir dann wieder sehr bekannt vor, denn ich hatte vor 5 Jahren mein Hotel in dieser Gegend. Alles viel schöner als früher, da die meisten Baustellen verschwunden waren. Damals wurde Beijing gerade für die Olympischen Spiele neu aufgebaut.
Am Ticketschalter des Museums sagte man mir, dass ich mich für morgen registrieren lassen könne oder dass ich eine Karte für eine Tee- oder Wale-Sonderausstellung kaufen könne. Dann käme ich sofort rein.
Ich entschloss mich für die Wale Ausstellung, obwohl diese etwas teurer war. Aber Tee wollte ich wirklich nicht sehen. Im Museum waren viele ausgestopfte Tiere in liebevoll eingerichteten Umgebungen. Nur die Papp-Dinosaurier im Keller wirkten etwas seltsam. Aber das war wohl mehr was für die Kinder.
Die Wale Ausstellung fand ich nur durch Zufall in einem kleinen Raum. Diese war weitaus interessanter als ich gedacht hatte. Hier hatten sie alle möglichen Meereslebewesen, von der Robbe bis zum Hai, aufgeschnitten und wie bei Dr. Tod konserviert. Teilweise war das sogar recht gruselig. Von einer Tee Ausstellung war übrigens weit und breit nichts zu sehen. Besser so.
Ich ging weiter zum Liyuan Theater. Dort soll es Vorstellungen der Peking Oper geben. Allerdings ist das Theater direkt in einem Hotel untergebracht. Ich wollte schauen, ob es irgendwo Karten für den nächsten Tag gibt. Auf dem Weg dorthin verging mir aber die Lust, da der Weg zur Metro doch sehr weit war und nächtliche Ausflüge auch nicht mein Ding sind. Außerdem gab es Peking Oper jeden Abend im Fernseher und dies nötigte mich nach kurzer Zeit zum Griff nach der Fernbedienung. Ich glaube nicht, dass ich im Theater dann auch auf Fußball umschalten kann.
Ich ging weiter zum Fayuan Tempel und dann zur Niujie Moschee. Am Eingang letzterer entrichtete ich meinen Obolus und der Kassierer fragte mich etwas, was ich nicht verstand. Dann holte er einen Globus hervor. Er wollte also wissen woher ich kam und ich zeigte ihm Deutschland und die Flagge an meiner Jacke, aber ich glaube mit der konnte er wenig anfangen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob der Globus geholfen hat.
Die Moschee ist die älteste Pekings und sieht nicht wie eine aus, sondern wie ein normaler chinesischer Tempel. Im Hinterhof lagen 2 islamische Missionare, die bereits nach 2 Jahren Aufenthalt in China das Zeitliche segneten. Gut, dass ich nur 2 Wochen hier bin.
Ich lief zur Metro und wollte noch den Trommel- und Glockenturm besuchen, allerdings musste ich feststellen, dass die Metro, die direkt zu diesen führte, zwar im Reiseführer existierte, in der der Realität aber noch fertig gebaut werden musste. Somit war dies zeitlich nicht zu schaffen und bis zur Fertigstellung der Metro konnte und wollte ich nicht warten (siehe Missionare). Ich änderte meinen Plan und fuhr zurück zum Lamatempel.
Da der Konfuziustempel direkt nebenan lag, wollte ich einmal nach den Öffnungszeiten schauen. Und siehe da, er hatte noch 45 Minuten auf. Also nichts wie rein.
Hier fielen vor allem die vielen Stelen im Hof auf (200 laut Reiseführer). Und davon nicht genug, in einem Anbau stehen noch einmal 400 Stück herum. Wer soll das alles lesen? Hätte es damals schon eBooks gegeben, hätte man viel Platz gespart (aber man hätte auch eine Touristen Attraktion weniger).
Nebenan liegt noch die Kaiserliche Akademie, so dass die 45 Minuten am Schluss doch noch knapp wurden.
Ich ging dann noch Bier und Tee kaufen (das Bier zum sofort trinken, den Tee als Mitbringsel). Im Hotel fragte ich nach der Hot Pot Party, aber ich war wohl der einzige, der hier scharf verträgt, somit fiel diese aus. Dies war mir auch ganz recht, denn ich war ziemlich kaputt.
Schräg gegenüber warb ein Restaurant öffentlich mit einer englischen Speisekarte und die wollte ich probieren. Im Restaurant waren 3 Touristen, aber auch viele Einheimische. Ein gutes Zeichen. Ich bestellte eine Brasse mit hausgemachter Soße und Schinken und bekam einen ganzen Fisch, der garantiert 2 Kilo gehabt hat. Und das für 68 Yuan. Geschmeckt hat er auch, da kann man nicht meckern. Allerdings muss ich sagen, dass die Zubereitung 45 Minuten gedauert hatte. Also entweder musste der Fisch so lange ausbluten oder er musste erst vom Nachbarn geholt werden.
14. Tag - Hutongs
Ich stand heute noch früher auf, denn ich wollte den Erdaltar besuchen, der 10 Minuten zu Fuß von meinem Hotel entfernt lag, bevor ich um 9:00 Uhr dann beim Glocken und Trommelturm sein wollte.
Ich war so früh, dass man noch nicht auf Touristen eingestellt war und ich kein Yuan Eintritt für den Park bezahlen musste, sondern durch gewunken wurde. Natürlich war der Altar zu und man konnte ab 8:30 Uhr Karten erwerben, aber trotz einmal Herumlaufens war es erst 8:00 Uhr.
Ich entschloss mich das morgen früh mit Eintrittskarte zu wiederholen und begab mich auf den Weg zum Glockenturm. Allerdings war der Fußweg von der Metrostation zum Turm kürzer als ich dachte und ich war um 8:30 Uhr schon da, wie auch 2 weitere westliche Touristen. In Beijing war ich immer irgendwie zu früh bei den Sensationen.
Ich setze mich an den Straßenrand und las ein wenig. In der Zwischenzeit durften unzählige Reisegruppen den Turm vorab besuchen. Das war mir ganz recht, denn besser so, als wenn sie zu den offiziellen Zeiten kommen und alles blockieren.
Das Erlebnis war dann recht ernüchternd. Oben auf dem Trommelturm durfte man nur auf einer Seite auf den Balkon, auf dem Glockenturm durfte man gar nicht raus. Dafür war die Glocke sehr imposant, wie übrigens auch der Aufstieg auf beide Türme. So steile Treppen habe ich selten gesehen.
Es ging weiter durch die Hutongs zu den drei hinteren Seen. Das war einfacher als gedacht. Touristengruppen auf Fahrrädern kreuzten meinen Weg, als wenn es hier keine Metro gäbe. Ich machte einen Abstecher zum Guo Moruo Museum, dem Wohnhaus eines chinesischen Schriftstellers. Zu den üblichen Räumlichkeiten wurden auch unzählige Fotos ausgestellt, die aber alle nur Chinesisch beschriftet waren. Kein Wunder, dass keiner im Westen ihn kennt.
Weiter ging es zur Residenz des Prinzen Gong. Vorne die Wohn- und Empfangsräume, hinten ein Garten. Hier versperrten ständig unzählige Gruppen den Weg. Im Garten gab es eine Höhle, an der sich alle anstellten, also ich auch. Ich hatte keine Ahnung wofür. Als ich dann endlich in der Höhle war, waren da 3 Buchstaben in der Wand, durch eine Glasplatte bedeckt und alle streichelten diese. Da ich das Streicheln vergessen hatte, wollte ich mich noch mal anstellen und da stand plötzlich keiner mehr in der Schlange. Ich konnte direkt wieder durchgehen und die Glasplatte streicheln, wozu auch immer. Glück? Geld? Gesundheit? Die nächsten Wochen werden es zeigen.
Nächstes Ziel war das Mei-Lafang Haus, berühmter Peking-Oper Schauspieler. Hier waren alle Fotos auch englisch untertitelt. Wahrscheinlich ist er deshalb im Westen so bekannt.
Ich ging danach zur Metro und fuhr zum Desheng Men, einem nördlichen Stadttor. Hier ließ ich mir zum Mittagessen einen Pfannkuchen mit Ei und Würstchen vom Straßenverkaufsstand machen. Das klappt immer besser ohne Sprachkenntnisse.
Als ich das Tor besuchen wollte, musste ich Eintritt für das Münzmuseum bezahlen. Man schickte mich allerdings erst mal den Turm hoch. Oben war eine interessante Ausstellung über die Belagerung von solchen Türmen und Mauern. Es gab allerlei Zeichnungen von Rammböcken und ähnlichen Geräten, die benutzt wurden um die Mauern zu erstürmen. Allerdings gab es keine Münzen.
Ich stieg einen Stock höher, doch hier gab es nur 3 Räume mit der Aufschrift Group Visit. Als ich hineinschaute, waren dies wohl Räume um Jade Schmuck zu verkaufen. Wenn das wenigstens Münzen gewesen wären, dann hätte es Sinn gemacht. An der Balustrade hingen ein paar Plakate mit Banknoten drauf. Sollte dies das Münzmuseum sein? Zuzutrauen ist das denen, denn in China geht ja bekanntlich alles.
Ich wollte gerade gehen, da schickte mich eine Frau in 2 Nebengebäude und tatsächlich da waren Münzen. Die Einleitung noch in Englisch, dann alles nur chinesisch beschriftet. Da auch noch alle Münzen gleich aussahen, war das ziemlich nutzlos.
Ich ging dann zum Huifeng Tempel, der auf einem tausend Jahre alten Meteorit stehen soll. Also für mich sah das aus wie normaler Stein. Im Tempel selbst gab es irgendwelche Ausstellungen in Chinesisch über Bewässerung. Wäre der Meteorit nicht gewesen, wäre das keinen Besuch wert gewesen.
Das Xu-Beihong Museum, berühmter Pferdemaler, hatte seit September wegen Renovierung geschlossen. So stand ich vor einem Bauzaun. Hätte ich den Reiseführer doch nicht so früh gekauft.
Also wieder in die Metro. Diesmal ganz in den Osten der Stadt. Es sollte zum Dongyue Tempel gehen. Dieser sollte laut Karte direkt hinter dem Folklore Museum kommen. Es kam auch etwas Tempel Ähnliches, allerdings stand an der Kasse Folklore Museum. So dachte ich mir, der eigentliche Tempel müsse gleich kommen.
Ich lief und lief, aber es kam kein weiterer Tempel. Ich beschloss, dass dies doch der Tempel gewesen sein müsste und kehrte um. An der Kasse wollte ich nun ein Ticket für das Museum kaufen. Schließlich war ich es ja inzwischen gewohnt unnötige Museumstickets zu erwerben, um irgendwo reinzukommen. Doch hier schickte man mich auf die gegenüberliegende Seite. Hier war tatsächlich eine weitere Kasse nur für den Tempel (und billiger).
Im Tempel selbst wurden die 72 Ämter auf dem Weg zur Hölle ausgestellt. Schaurige Gestalten in Lebensgröße, die jeweils über irgendetwas anderes richten. Einmalig auf meinen Reisen.
Weiter ging es zum Sonnenaltar. Der lag im Ritan Park, war aber abgeschlossen. Hier gab es auch keine Öffnungszeiten, so dass ich nur von einem Hügel ein paar Fotos machen konnte.
Auf dem Weg zum Zhihua Tempel, einem der ältesten der Stadt, ging ich dann wohl durchs russische Viertel, denn hier waren viele russische Restaurants und Geschäfte und wirklich alles hatte russische Untertitel.
Am Tempel lief ich natürlich wieder vorbei. Wenn ich wüsste, welcher Buddha für die Straßenpläne zuständig ist, würde ich diesem mehr Geld spenden.
Es war schon 16:15 Uhr als ich den Tempel endlich fand und er sollte um 16:30 Uhr schließen, doch man verkaufte mir trotzdem eine Karte.
Der Tempel war jetzt nicht groß und hatte nichts besonderes, so dass ich ohne Eile in 15 Minuten durch war. Seltsamerweise kamen immer noch Besucher und das Tor wurde nicht geschlossen. Im Gegenteil, diese wurden von Führern empfangen und noch herumgeführt. Am Samstag gelten wohl keine Öffnungszeiten (oder nur für Touristen).
Ich ging zur Metro und fuhr zum Hotel zurück. Ich musste feststellen, dass die Metro an diesem Samstag voller war als an den Tagen zuvor. Um die Mittagszeit war diese sogar noch besser besucht als im werktäglichen Berufsverkehr.
Am Abend ging ich wieder in das Restaurant mit der englischen Karte und bestellte einen Ochsenfrosch. Dieser war mit Knochen in Stücke gehackt und man konnte nicht erkennen welches Teil man gerade aß. Man musste halt das Weiche vom Rückgrat lutschen. Kann ein Ochsenfrosch Rinderpest haben? Darf man dann das Mark problemlos essen?
Am Nebentisch saßen vier Chinesen. Einer hatte eine Flasche Schnaps mitgebracht (ja, das ist hier so üblich) und goss die Wassergläser randvoll. Da soll noch mal jemand sagen Asiaten vertragen keinen Alkohol. Aber bei der Menge an Essen, die geordert wurde, hatten sie auch eine gute Grundlage.
15. Tag – Zoo
Meine erste Station heute Morgen war erneut der Erdtempel. Ich war auch pünktlich um 8:30 Uhr da und diesmal musste ich die 3 Yuan Eintritt für den Park bezahlen.
Die Dame am Tickethäuschen des Erdtempels schloss mit viel Mühe und der Hilfe eines Handwerkers die Tür auf und verschwand ohne mir eine Karte zu verkaufen.
Ich wollte schon einmal einen Blick hinein werfen bis die Frau zurück kam, da wurde ich von der Aufseherin des gegenüberliegenden Tempels zurückgepfiffen. Ich deutete ihr an, dass ich ja bezahlen wolle, aber nun keiner mehr da sei, bei dem ich eine Karte erwerben könnte. Ich drückte ihr die 5 Yuan Eintritt in die Hand und besuchte zuerst den Tempel gegenüber, für den sie ja verantwortlich war. Dieser beinhaltete allerlei Krimskram, der wohl ursprünglich einmal zum Altar gehörte.
Als ich fertig war, drückte man mir auch die Eintrittskarte in die Hand und ich durfte endlich den Altar besuchen.
Hier konnte ich ungestört fotografieren, bis eine Chinesin unbedingt direkt auf dem Tempel ihr Tai Chi ausführen musste. Da stellt sich mir die Frage, ob die dafür auch 5 Yuan abgedrückt hatte oder ob Tai Chi Freibier hat? Nächstes Mal komme ich im Trainingsanzug.
Es ging zurück zum Lamatempel, den ich jetzt besuchen wollte, wo ich schon so nah daran wohnte. Ich kam mal wieder pünktlich zur Öffnung. Das bedeutete natürlich für Tickets anstehen, da ja alle Besucher auf die Öffnung warten und sich so immer Schlangen bildeten, die erst langsam abgebaut wurden.
Auffallend waren hier nur die vielen westlichen Touristen. Den Tempel hatte ich schon vor 5 Jahren besucht, so gab es wenig Überraschendes. Auch der Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde für den größten Buddha aus einem Stück Holz konnte nicht mehr beeindrucken.
Ich entschloss mich dann das Glockenmuseum aufzusuchen. Hierzu fuhr ich bis zum Nordbahnhof und musste dann in die Linie 13 wechseln. Der Transferweg war wieder eine gefühlte Weltreise. Kurz vor den Gleisen standen Polizisten, die einige Chinesen zur Personenkontrolle herauswinkten. Touristen lassen diese aber in der Regel in Ruhe.
Ich erreichte die Station Dazhongsi und da das Museum genauso hieß wie die Station, dachte ich es wäre leicht zu finden. Allerdings waren weit und breit nur Einkaufszentren zu sehen. Ich fragte einen Parkplatzwächter nach dem Museum, aber der hatte keine Ahnung. Ich ging weiter und da war eine Polizeistation. Ich fragte hier nach dem Weg und die Polizisten konnten ihn mir direkt zeigen. Die Polizei, dein Freund und Helfer (außer du bist Chinese, dann geht’s zur Personenkontrolle).
Die Glocken, die hier ausgestellt werden sind schon eindrucksvoll, vor allem die Letzte, die die Größte in China sein soll.
Zurück ging es mit der Metro, die, wie gestern, mehr als voll war. Gerade am Nordbahnhof, wo ich umsteigen musste, waren Menschenmassen unterwegs. Zum Glück verteilten sich diese auf 2 Linien in je 2 Richtungen, so dass die Bahn nur voll und nicht übervoll war.
Mein nächstes Ziel sollte das Lu Xun Museum sein, wieder ein berühmter Schriftsteller. Da ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, holte ich mir vier gefüllte Dumplings. Ich war mal wieder etwas orientierungslos, aber ein großes Schild deutete auf das Museum und so war ich wieder im (Stadt-)Plan. Allerdings hatte ich erst 2 Dumplings gegessen, als ich das Museum erreichte. Als ich das Museum betreten wollte, kam ein Soldat auf mich zu, deutete auf ein chinesisches Schild und ich befürchtete, dass entweder Ausländer hier keinen Zutritt haben oder es verboten ist Essen mitzubringen. Da kam aber auch schon die Kassenmitarbeiterin von der Frühstückspause und erklärte mir einfach nur auf Englisch, dass der Eintritt frei sei.
Es gab mal wieder viele Fotos (auf 2 Stockwerken), zum Glück Englisch beschriftet, und das Wohnhaus mit original Einrichtung. Die Toilette hier hatte 2 Sterne (ja hier vergibt das Tourismusamt Sterne für Toiletten), allerdings möchte ich da nicht auf eine Toilette mit nur einem Stern gehen.
Der Baita Si Tempel nebenan ist für seinen Turm berühmt, doch der wurde gerade renoviert. Pech gehabt. Also weiter zum Guangji Si Tempel, der einer der ältesten ist, aber nichts Besonderes zu bieten hat. Dafür kostete er auch keinen Eintritt.
Ich entschloss mich dann in den Zoo zu gehen. Na gut, Sonntagmittag in den Zoo zu gehen ist nicht wirklich clever und das zeigte sich dann auch in der Metro, die bereits brechend voll war.
Der Zoo selbst war das schlimmste, was ich je an Zoo erlebt hatte. Total überfüllt, die Wege von Gehege zu Gehege viel zu weit und die Anlagen teilweise so alt und heruntergekommen, dass es schon Tierquälerei war.
Zusätzlich hievten die Besucher ihre Kinder noch hinter die Absperrungen, damit diese an die Glasscheiben trommeln konnten. Man sah vielen Tieren schon an, dass sie total verstört waren.
Es gab 2 Große Panda Bären in dem Zoo, einer schlafend und einer essend. Der Essende versammelte natürlich eine Menschentraube um sich, den Schlafenden beachtete kein Mensch. Auch hier waren die Gehege recht zweifelhaft.
Ich brach meinen Zoobesuch dann vorzeitig ab, denn die Menschenmassen nervten mich ziemlich und ich hatte keine Lust 3 km zu laufen, um ein Nashorn zu sehen. Immerhin hatte ich 1 ½ Stunden gebraucht, um ein paar wenige Tiere zu sehen.
Es war erst 15:30 Uhr und anstatt direkt ins Hotel zu fahren, machte ich noch einen Abstecher zum Wuta Si Tempel, der nur eine Metrostation (und 15 Minuten zu Fuß) entfernt war.
Hier wurden, außer einer Pagode, die eigentlich aus 5 Pagoden bestand, eine Steinmetz Ausstellung gezeigt. Wieder war keiner am Kassenhäuschen und nach Rücksprache mit einem Aufseher, ging ich zur Sicherheitskontrolle und drückte dem Feuerzeugkontrolleur die 20 Yuan Eintritt in die Hand. Ich war kurze Zeit am Fotografieren, da kam auch schon die Kassiererin mit einer Eintrittskarte in der Hand angerannt. Sie hatte wohl Angst vor dem Amt der korrupten Kassenmitarbeiterinnen (siehe Dongyue Tempel) zu landen.
Ich fuhr zurück zum Hotel und da ich fast pleite war, wollte ich noch 200 Yuan abheben. Allerdings funktionierte dies nicht an den Automaten, die direkt am Hotel lagen. PIN eingegeben, Betrag gewählt und abgebrochen. Gut dass ich eine Stunde am Ti' Ammen Platz verbracht hatte. Hier hätte ich kein Geld für das Hotel bekommen und ich hätte vor der Tür schlafen müssen.
Ich ging die Straße weiter, in der Hoffnung, dass noch eine Bank kommt und zum Glück war da eine Post. Diese hatte Geldautomaten und hier funktionierte die Abhebung. Das Abendessen ist gerettet, Post sei Dank.
Ich ging zurück zum Hotel und musste feststellen, dass vor meinem Zimmer die Treppe abgerissen wurde, und es Feuer vom Himmel regnete. Man flexte gerade alles ab, was nicht niet- und nagelfest war. Ich hatte Mühe in mein Zimmer zu kommen, wie wohl auch das Zimmermädchen, denn mein Zimmer war nicht sauber gemacht worden. Auch funktionierte das Internet nicht (mal geht es, mal geht es nur direkt am Badezimmerfenster, aber meistens geht es gar nicht) und ich musste im Foyer mit den öffentlichen Computern für den Rückflug einchecken. Ich ging dann wieder zu meinem Englischen Menü Restaurant und hatte dank der Chinesischen Post ein leckeres Abendessen.
16. Tag – Rückflug
In der Nacht bekam ich furchbare Kopfschmerzen. Da Paracetamol nicht half, war ich mir sicher, dass dies kein Kater war, sondern eine Erkältung. Derselbe Mist also wie in Vietnam, nur hier zum Glück am letzten Tag. Ich hatte kaum geschlafen und stand etwas früher auf als geplant. Um 6:15 Uhr ging ich zur Rezeption und wie erwartet lag die Rezeptionistin auf dem Sofa und schlief. Die Rollgeräusche meiner Tasche und ein lautes Hallo weckten Sie auf und sie gab mir verschlafen meine 100 Yuan Kaution zurück. Sie hat dabei die ganze Zeit kein Wort gesagt, weder „Hallo“, noch „Auf Wiedersehen“. Eventuell Stumm oder noch Tiefschlaf? Wer weiß...
Ich bekam direkt die Metro und den Airport Express, jedes Mal durch einen Hechtsprung in die zugehenden Türen (was mit Reisetasche schon sehr sportlich war). Somit war ich recht zügig am Flughafen und auch hier musste ich nur 30 Minuten warten, bis die Schalter geöffnet wurden.
Auf dem Rückflug ging dann das Essen aus. Ich bekam noch das letzte Essen. Die Reihen vor mir mussten warten bis die erste Klasse fertig gegessen hatte und bekamen dessen Reste. Das war schon peinlich. Vorzeige Projekt A380…
Die Maschine war nur Viertel voll und ich hatte eine ganze Mittelbank für mich allein. Da ich die besten Filme schon auf dem Hinflug gesehen hatte, fiel ich auch schnell in den Schlafmodus.
Und was bleibt ist die Statistik:
21 Tempel und Klöster
19 Museen
Je 4 Paläste und Stadttore
Je 2 Glockentürme, Trommeltürme, Altäre, Gildenhäuser, Gräber, Denkmäler
Je 1 Zoo, Stadtmauer, Gärten, Pavillon, Damm, Fluss