Besuch bei den Kims
oder
Ohne Internet auf Schritt und Tritt
Beijing/ DVR Korea
1.Tag – Reisen mit Air China
Nach meinen Erfahrungen mit Air China beim letzten Mal, wo ich 1 ½ Stunden beim Einchecken aufgehalten worden war, wollte ich diesmal früher am Flughafen sein. Und da auch an diesem Abend ein Fußball Länderspiel in Frankfurt stattfand, das meine Bus Anfahrt verzögern könnte, entschloss ich mich die S-Bahn zu nehmen, um so einen möglichen Stau weiträumig zu umfahren. Ich fand sogar einen Regionalexpress, der mich ohne Halt direkt zum Flughafen brachte. Doch die Enttäuschung war groß, als das erwartete Schlange Stehen gar nicht stattfand. Ich konnte meinen Koffer direkt abgeben, obwohl 15 Minuten vor meinem Flug auch noch ein Flieger nach Schanghai ging. Na gut, das hatten Sie nun davon. Jetzt musste ich 2 ½ Stunden in der Business Longe verbringen und Bier trinken. Selbst schuld. Da muss man ja betrunken den Flieger besteigen. In der Longe landete ich zuerst in der vegetarischen Abteilung, zum Glück muss ich sagen. Denn als ich satt war, entdeckte ich die Fleischtheke mit Currywurst. Diese war dann weniger mit Curry, als mit Kreuzkümmel gewürzt. Was sollen denn die ganzen ausländischen Besucher denken (von den Deutschen gar nicht erst zu reden). Da bereitet ein pakistanischer Koch eine Berliner Spezialität am Frankfurter Flughafen zu, nach einem Rezept, dass er von seiner Großmutter aus Islamabad geerbt hat.
Es wurde dann nach Reihen gebordet, was aber keinen interessierte. Also drängelte ich mich einfach vor, da ich ja ganz hinten saß. Jeder hatte mindestens 5 Stück Handgepäck dabei, was zu einem riesen Chaos führte. Beim Herausgehen fragte ich später die Stewardess, ob die unzähligen Handgepäckstücke meines Vordermanns unter die „one Piece of Handluggage“ fallen würden. Sie lächelte nur verlegen…
Ich versuchte während des Flugs die Augen so oft wie möglich zu schließen, was mir fast gelang. Doch mein Sitznachbar in der Mitte war sehr be-Sitz-ergreifend. Die Armlehne in Anspruch zu nehmen ist ja in Ordnung, aber ankuscheln? Hinzu kam, dass, wann immer ich gerade eingenickt war, er raus musste und dies durch Schläge auf meine Arme kund tat.
Bei ihm war auch zusätzlich der Fernseher des Bordentertainment defekt. Doch auf die Idee mit seinem Nachbarn zu tauschen, der dieses gar nicht in Anspruch nahm, kam er erst ganz zum Schluss des Fluges. Jetzt konnte er wenigstens mit Fernsehen einschlafen. Aus diesen Gründen schlief ich recht schlecht, obwohl ich nach der Rotweinpfützen Erfahrung vom letzten Mal lieber Bier trank. Dann doch eher öfters auf die Toilette, als nicht alkoholisiert zu fliegen.
2.Tag – Beijing again
Das Aussteigen gestaltete sich genauso chaotisch, wie das Einsteigen. Da ich ganz hinten saß, dauerte alles eine gefühlte Ewigkeit. Immerhin gelang es mir noch ein paar Mitreisende im Flugzeug zu überholen. Auch war der Weg zur Passkontrolle sehr lang und so konnte ich noch einige Mitflieger hinter mir lassen und mich im vorderen Drittel der Schlange einreihen. Natürlich hatte ich wieder die langsamste Schlange erwischt und dass nur 2 Schalter geöffnet waren, machte die Einreise auch nicht schneller. Das war aber wahrscheinlich dem Feiertag geschuldet. Wer arbeitet schon gerne an einem solchen. Da mussten die Dienstpläne nun mal zusammengestrichen werden.
Kurz vor mir wurde ein Mann vom Schalterbeamten zurückgewiesen, wohl weil er unzählige Pässe in der Hand hatte. Das war wohl auch dem Schalterbeamten zu viel. Die junge Frau vor mir, dem Dialekt nach aus den neuen Bundesländern, meinte zu mir dass wir womöglich am falschen Schalter wären und auch zurückgewiesen würden. Ich erwiderte nur, dass 50 andere vor dem Mann nicht zurückgewiesen worden waren. Warum sollten jetzt alle nach dem Mann zurückgewiesen werden. Das wäre doch sehr unwahrscheinlich, dass jetzt alle an der falschen Schlange ständen. Sie meinte auch noch, warum bei den Chinesen 5 Schalter offen sind und bei den Ausländern nur zwei. Die sollten doch lieber Beamte herüberholen. Aber mal ganz ehrlich, wenn sie am Frankfurter Flughafen gestanden hätte und dort hätte man die EU Schalter geschlossen, nur damit die Chinesen schneller ins Land kommen… Was wäre das für ein Geschrei gewesen.
Wie in Beijing gewohnt, selbst nach langer Wartezeit bei der Einreise und einer Bahnfahrt zum anderen Terminal, waren die Koffer noch nicht einmal ansatzweise auf dem Gepäckband. Und wie gewohnt kam mein Koffer wieder als einer der Letzten. Da kann man Einchecken wann man will. Ich habe den Verdacht, dass mein Koffer immer im Keller heraus sortiert, bei Seite gelegt und ganz zum Schluss aufs Band gelegt wird.
Diesmal klappte auch das Geldabheben beim ersten Versuch. So hob ich gleich 2000 Yuan ab, um das Hotel bar bezahlen zu können und genug Geld für Korea zu haben. Ich ging anschließend zum Airport Express Fahrkarten Verkaufsschalter um dort die sogenannte „Smart Card“ zu erwerben. Dies war die Aufladekarte für die Metro und konnte auch für den Airport Express verwendet werden. Allerdings meinte man am Schalter, die Karte gäbe es nur in der City, entgegen der Aussage im Internet. Aber da stand ja auch dass die Karte „Smart Card“ heißen würde. In der Praxis kannte sie kein Verkäufer unter diesem Namen, sondern nur unter dem Namen „komische Karte, die man aufladen und in der Metro benutzen kann“. Mit dieser Bezeichnung wusste jeder, was gemeint war.
So musste ich erst mal eine normale Fahrkarte erwerben, um dann den Airport Express in die Innenstadt zu nehmen. Übrigens ist der Express gar nicht so Express, macht er doch einen langen Umweg über Terminal 2. Aber nur wenn man in Richtung Innenstadt will.
An der Endstation wollte ich dann endlich die Karte „formally known as Smart Card“ erwerben und stellte mich hier wieder am Airport Express Fahrkarten Verkaufsstand an. Doch hier schickte man mich an den Schalter gegenüber. Akzeptieren tut man die Karte beim Airport Express, aber verkaufen will man sie nicht. Gegenüber bekam ich dann die Karte und lud sie auch gleich mit 200 Yuan auf. Das mag viel klingen, wo doch jeder Fahrt nur 3 Yuan kostete (42 Cent, ja RMV, schaut genau hin), doch ich musste ja noch dreimal Airport Express a 25 Yuan fahren.
An der Endstation angekommen, an der auch mein Hotel lag, erwischte ich dann den falschen Ausgang und kam am Busbahnhof heraus. Überall gab es strenge Taschenkontrollen. Ich vermutete wegen der großen Militärparade, die gerade stattfand oder stattgefunden hatte. Zumindest wurde diese überall auf Fernsehgeräten übertragen. Aber das konnte auch eine Aufzeichnung gewesen sein.
Bis zum Hotel musste ich recht lange laufen. Auf dem Plan hatte das gar nicht so weit ausgesehen. Ich brauchte etwa 20 Minuten zum Hotel, wo ich kurz nach 14 Uhr ankam. Allerdings war mein Zimmer noch nicht fertig. Hatte man meine Reservierung etwa nicht ernst genommen? Zimmer wird erst vorbereitet, wenn der Gast wirklich da ist? Ich zahlte per Kreditkarte und die Kaution wurde gleich mit abgezogen. Diese sollte ich am Ende zurückbekommen. Na, ob das klappt…
Ich ließ meine Tasche an der Rezeption und musste mir nun die Zeit vertreiben, bis mein Zimmer fertig war. Dazu kehrte ich gegenüber in den kleinen Supermarkt ein, wo ich 4 Bier und Cola erwarb. Das erste Bier trank ich gleich, während ich mir die Gegend ansah. Es gab hier recht viele Restaurants und sogar eine kleine Markthalle.
Nach etwa 30 Minuten war auch mein Zimmer fertig. Es lag in einem Nebengebäude im 3. Stock ohne Aufzug. Allerdings hatte man bis zum 3. Stock nur 2 kleine Treppen zu bewältigen. Ein Mann trug mir die Tasche dann auch noch diese Treppen hoch, wofür er noch nicht mal Trinkgeld wollte. Er musste trotzdem welches nehmen.
Ich ging zur Metro Station zurück und irrte etwas in ihr herum, da die Linie 2 nicht ausgeschildert war. Trotzdem erreichte ich noch das Alte Observatorium, wo ich noch 1 ¼ Stunden Zeit hatte für eine ausführliche Besichtigung. Ich zahlte also meinen Eintritt und der Mann, der die Karte kontrollierte schickte mich gleich gestenreich auf das Dach. Er hat wohl erkannt, dass ich dies besser aus Konditionsgründen gleich hinter mich bringen sollte. Oben standen dann ein paar astronomische Geräte und unten im Garten noch ein paar weitere. Nach etwas Suchen fand man dann auch noch 2 Hallen mit etwas Geschichte und allgemeinen Erklärungen über Planeten. Zuerst dachte ich, die Hallen wären geschlossen, so düster sahen sie aus, waren aber dann doch bestückt mit je einem Aufpasser. Allgemein irrten hier nur wenige chinesische und westliche Touristen umher. Es waren wohl alle auf der Parade oder der Aufzeichnung davon. Um dies jetzt endlich zu klären, wollte ich persönlich zum Ti An Platz, um nachzusehen, ob da reale Panzer rollen oder nicht. Allerdings hielt die Metro nicht an der Station und fuhr einfach durch. Würde Sie dies auch für die Aufzeichnung tun?
Da ich wohl nie die Antwort erfahren würde, fuhr ich wieder zurück zum Hotel. Nur kurz dort verweilend ging ich dann zum Essen. Ich wählte einfach ein Restaurant aus und wurde dort auch schon von 2 Damen an einem kleinen Tresen empfangen. Es gab eine Speisearte mit Bildern und hier wählte ich 4 Gerichte aus und lies mir Bier hierzu kredenzen. Das ganze kostete 99 Yuan. Die Mädchen sorgten auch für die ordnungsgemäße Lieferung der Speisen, denn die „normalen“ Besucher zahlten wohl auch alle an den Tresen, brachten aber selbst die Zettel zum Koch, der an einem weiteren Tresen im Speisesaal nach Fertigstellung den Namen des Gerichts in die Runde schrie. Und der erste der errat, was er meinte, bekam das Gericht.
Da ich aber nach Bildern bestellt hatte, wäre ich bei dieser Essensausgabe hoffnungslos unterlegen gewesen. Die Mädchen organisierten das dann für mich und zu meinem Schreck kamen 4 vollwertige Gerichte. Nun gut, ich hatte heute Mittag nichts gegessen, aber 4 Gerichte? Und diese waren gebratener Reis, gebratene Nudeln, Fleisch in Soße und irgendwas Undefinierbares, aber keine Innereien. Letzteres dauerte am längsten, was ja auch kein Wunder war, schließlich war ein „aber keine Innereien“-Tier bestimmt ziemlich schwierig zu fangen.
Meine Füße waren rot und juckten furchtbar, da ich mir noch Zuhause irgendeine allergische Reaktion eingehandelt hatte, als ich neue Schuhe trug. Das machte mir etwas Angst, da es ja in Korea keine medizinische Versorgung geben sollte.
3.Tag – Ohne Plan
Die morgendliche Dusche war kalt. Man konnte es auch als Abhärtung für Korea betrachten! Ich hatte ein ziemliches Chaos im Zimmer und so räumte ich erst mal auf. Die Batterie der Fernbedienung des Fernsehers war wieder einmal leer und so machte ich beim Aufbruch einen Zwischenstopp an der Rezeption und versuchte dies der Rezeptionistin zu vermitteln. Allerdings verstand sie nicht so gut Englisch wie benötigt. Sie war wohl nur auf das Ausgeben von Frühstücksgutscheinen trainiert. Es benötigte etwas Kommunikation und am Ende meinten wir uns auf das Problem geeinigt zu haben. Sie sprach etwas in ihr Funkgerät, damit der Hauskeeper den Mangel beseitigen konnte.
Der Weg zum Himmelsaltar dauerte dann länger als gedacht. Als ich um 8:30 Uhr dort ankam, wunderte es mich schon ein bisschen, dass mir die Touristen bereits entgegen kamen. Das muss ja ein Blitzbesuch gewesen sein. Aber als ich an der Kasse ein Ticket lösen wollte, reichte man mir einen Zettel entgegen auf dem stand, dass diverse Veranstaltungen im Park stattfanden und die Tempel alle geschlossen seien. Soweit mein Blitzbesuch. Jetzt hatte ich auch keinen Plan B. Das Architekturmuseum war in der Nähe, doch nach 5 Minuten kehrte ich um, denn ich hätte den kompletten Park umrunden müssen, was mir doch eine ziemliche Zeitverschwendung zu sein schien. Also erkor ich kurzfristig das Militärmuseum zu meinem nächsten Ziel aus. Ich konnte allerdings nur hoffen, dass es offen hatte. Nicht dass alle Ausstellungsstücke auf der Militärparade mitfuhren.
Das Militärmuseum selbst wurde wohl komplett entkernt und umgebaut. Das ersparte mir 10 Säle voller Kleinwaffen. Allerdings hatte man den Außenbereich mit verrosteten Panzern, Flugzeugen, Haubitzen und alles andere, was nicht durch die Tür passte, bestückt. Mehrere Gruppen von Soldaten marschierten im Gleichschritt vor einen Panzer (meist ein amerikanisches Modell, obwohl es eigentlich auch Chinesische gab), setzten sich straff hin und machten ein Foto. Heute war Klassenfoto Tag.
Ich folgte den anderen Touristen zu einem Seitengebäude, in dem eine Sonderausstellung war. Ich weiß bis heute nicht worüber, denn es mangelte an lateinischen Buchstaben. Auch bestand die Ausstellung nur aus lauter chinesischen Schriftzeichen auf Bannern. Ein nicht englisch sprechender Mann schickte mich einfach gestenreich nach oben und so folgte ich halt diesen Zeichen.
Das Milleniums Monument befand sich praktischerweise genau nebenan und so nutzte ich die Gelegenheit für einen Besuch. Am Anfang befand sich die ewig brennende Flamme. Danach führte ein Bronzestreifen im Boden zum eigentlichen Gebäude. Auf diesem waren die wichtigsten Stationen der chinesischen Geschichte vermerkt und entsprechend lang war dann auch der Weg. Es gab im Gebäude eine Ausstellung über Kriegsveteranen, die ich mir schell antat. In der wunderschönen Milleniumshalle war alles verstellt mit einer Ausstellung über russische Verbündete oder Gegner? Zu erkennen war das nicht wirklich. Aber für mich machte das auch keinen echten Unterschied.
Beim Herausgehen sah ich, dass der Mann am Eingang, den ich einfach so passiert hatte, bei den Besuchern Eintrittskarten abriss. Hätte ich vielleicht eine Karte erwerben sollen? Dafür sprach auch das Kassenhäuschen an der Ecke, dass aber von weiten nicht als solches zu erkennen war. Dazu war es viel zu zugeklebt mit Zetteln.
Plan B(B) sah nun vor zum Ti An Platz zu fahren und das National Museum zu besuchen. Da der Eintritt frei war, konnte ich den Besuch auf mehrere Tage aufsplitten. Doch zuerst wollte ich noch etwas Essen. Ich musste zuerst durch die Sicherheitskontrolle, bei der sich eine lange Schlange gebildet hatte. Im Moment waren hier gefühlt ziemlich viele Kontrollen, was wohl mit dem Feiertag zusammen hing. Zumindest war aber die Parade schon vorbei. Man sah nur noch die Reste in Form von Tribünen und Toilettenhäuschen.
Mein Restaurant, das ich irgendwie immer aufsuchte, war am südlichen Ende des Platzes und so musste ich aus der südlichen Kontrollzone raus und mich später auf dem Rückweg erneut einer Kontrolle unterziehen. Allerdings war hier die Schlange nicht so lang wie im Norden.
Mein Restaurant hatte einen neuen Betreiber. Es standen 5 Gerichte an der Tafel, wobei nur 2 verfügbar waren. Und Bier gab es auch nicht mehr. So kann man seine Essensausgabe auch beschleunigen. Wenige Gerichte auf der Karte ist ja von Vorteil, aber so wenige? Ich hatte aber noch Glück, denn es war erst 11:30 Uhr. Kurz nach mir wurde das Restaurant richtig voll. Na ja, die Chinesen essen halt früh. Schulklassen kamen nun herein und hatten die Wahl zwischen Menü 1 und Menü 2.
Nach dem Essen ging es zurück durch die Sicherheitskontrolle. Jetzt wurden alle Ausweise mit einem Lesegerät gescannt. Im Museum das gleiche noch mal. Man legte seinen Ausweis auf ein Lesegerät und ein Automat warf eine Karte heraus. Allerdings verstand der Automat nur chinesisch, denn bei mir funktionierte das verständlicherweise nicht. Ein Kontrolleur schicke mich dann auf die gegenüberliegende Seite, wo ein einsamer Mann an einem Schalter saß und auf Touristen wartete. Und weil ihm so langweilig war, prüfte er sogar noch mein Visa und den Einreisestempel. Weiter ging es zur Sicherheitskontrolle, wo man meist von jungen hübschen Frauen abgetastet wurde (was nicht wirklich unangenehm ist).
Zuerst ging ich zur „Ancient China“ Ausstellung im Keller. Inzwischen hatte man die letzten Lücken gefüllt und so hatte man doch ordentlich was zu fotografieren. In einer Ausstellunghalle stellte sich ein Mann vor eine Vitrine und holte ein Wattestäbchen heraus, das er genüsslich in seine Ohren einführte. Das war schon ziemlich ekelhaft. Aber immer noch besser, als am Tisch sich die Nase zu putzen.
Weiter ging es zu den anderen Hallen. Im ersten Stock war gerade eine Autogrammstunde. Eine junge Frau ließ sich hier mit den Fans fotografieren. Von den Plakaten her vermutete ich, dass dies eine Schauspielerin war. Der neue Star von „Sturm der Liebe“? In der Nebenhalle wurde Afrikanische Kunst ausgestellt. Jetzt musste ich meine SD Karte von der Kamera auf jeden Fall in Beijing lassen, so viel barbusige Statuen wie ich nun auf der Platte hatte. Wenn in Malaysia so was schon beschlagnahmt wird, wie sieht es dann erst in Nordkorea aus. Im selben Stockwerk gab es dann auch noch Möbel und Filmplakate zu sehen. Aber die waren wohl eher ungefährlich.
Ein Stock höher wurden Staatsgeschenke ausgestellt. Man konnte wunderbar raten, aus welchem Land diese kamen. Und natürlich, die wenigen deutschen Geschenke waren auch die hässlichsten. Porzellan in Vasen- und Tellerform statt Gold und Elfenbein. Kein Wunder, dass das mit dem Export nicht klappt. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, aber zu klein sollten sie auch nicht sein. Aber so bleibt man auch reich. Alle armen Länder schenkten wertvolleres, aber deswegen waren sie ja auch arm.
Wie schönes und wertvolles Porzellan aussieht, konnte man dann in der Nebenhalle sehen. Made in China halt. Im Übergang zum anderen Flügel wurden dann noch Bronzeteile und Buddhastatuen ausgestellt. Als ich diese fotografierte fragte mich ein Mann, ob er mich fotografieren könne. Anschließend wich er mir nicht mehr von der Seite und schaute dauernd auf das Display meiner Kamera. War das etwa schon ein Spitzel vom Nordkoreanischen Geheimdienst? Wollte man vielleicht schon im Vorab überprüfen, wer versucht ins Land einzureisen. Ich versuchte auf jeden Fall Abstand zu halten.
Obwohl das Museum offiziell bis 17 Uhr offen hatte, wurden um 16:15 Uhr schon alle Galerien geschlossen und man wurde durch penetrante, sich ständig wiederholende Durchsagen darauf aufmerksam gemacht, dass man jetzt doch so schnell wie möglich die heiligen Hallen verlassen solle. Als ich dieser so freundlichen Aufforderung folgte, entdeckte ich im Buchshop einen deutschsprachigen Museumsführer für 280 Yuan. Das war schon ein ganz schöner Wucher, aber ich wollte diesen trotzdem bei meinem nächsten Besuch für meine Sammlung erwerben.
Da es noch 1 ½ Stunden Restlicht gab, ging ich auf den Ti An Platz. Hier boten extrem viele Händler an, Fotos von Touristen vor irgendwelchen Sehenswürdigkeiten zu machen. Hoppla, das kommt mir doch so bekannt vor. Also ich glaube nicht, dass dies in Zeiten von Selfies ein Beruf mit Zukunft ist. Genauso wie Führer in Zeiten von Audioguides. Selfiestangen stattdessen zu verkaufen könnte eine Option sein, allerdings war selbst hier der Markt bereits gesättigt.
Ich ging dann einmal um die Stehle herum. Ein seltsames Bild bot sich mir auf der anderen Seite, denn viele Leute standen dort, wo die Stehle ihren Schatten warf, um der Sonne zu entgehen. Dadurch sah es so aus, als wenn sie sich irgendwo anstellten.
Ich ging zur Metro und an der Sicherheitskontrolle dort hatte die Beamtin das Abtasten perfektioniert. Wenn man durch den Metalldetektor ging, suchte sie einen vorne ab und wenn man durchgegangen war und sich herum beugte um seine Tasche aufzuheben, hinten. Somit musste man nicht stehenbleiben oder sogar sich umdrehen. Hier sollte man mal Trainingskurse für die Angestellten des Frankfurter Flughafens machen und nicht auf den Malediven.
Zurück im Hotel musste ich feststellen, dass meine Batterie der Fernbedienung nicht getauscht worden war. Jetzt wollte ich nicht auch noch ein zweites Mal nicht verstanden werden und so versuchte ich das Problem auf die chinesische Art zu lösen, die ich bei meinem letzten Beijing Aufenthalt gelernt hatte. Ich tauschte einfach die Batterie der Fernsehfernbedienung mit der der Klimaanlage und siehe da, beide gingen wieder.
Zum Essen ging ich in das selbe Restaurant wie gestern. Allerdings bestellte ich diesmal nur eine Suppe und gebratene Nudeln. Das war aber immer noch zu viel
4.Tag – Ankunft in Dunkelkorea
Langsam kam der Jetlag durch, denn ich hatte wieder schlecht geschlafen. Aber so konnte ich wenigstens früh zu unserem Büro aufbrechen, um dort wie vereinbart meine Tasche zu hinterlegen (und natürlich auch zu überprüfen, dass wir dort nicht nur einen Briefkasten haben). Dank Rush Hour (eine Bahn musste ich sogar fahren lassen) brauchte ich etwa 45 Minuten. Das Büro war im 15. Stock eines Twin Towers. Ich hoffte nur, dass hier kein Flugzeug einschlägt, zumindest nicht die nächsten 8 Tage. Nach 30 Minuten Smalltalk brach ich wieder auf. Mein Tablet, fast alles Papier (vor allem die Reiseführer Beijing) und meine SD Karte mit den barbusigen Statuen hatte ich dort gelassen. Irgendwie kam man sich ganz nackt vor, wenn man keine Tasche dabei hat. Selbst durch die Metro Sicherheitskontrollen konnte man einfach so durchgehen.
Im Hotel checkte ich aus und machte mich auf zum Flughafen. Die Smart Card sollte ja auch als Fahrkarte für den Airport Express gelten, doch es machte mich etwas stutzig, dass alle, obwohl in Besitz selbiger, sich ein extra Ticket besorgten. Das konnte aber auch daran liegen, dass die meisten keine 25 Yuan auf der Karte hatten (was ich öfters beobachtet hatte) oder einfach nicht wussten, dass man diese auch für den Airport Express benutzen kann. Es liest halt nicht jeder Internet. Zumindest ging die Schranke auf, als ich meine Karte dran hielt.
Natürlich verpasste ich den Zug gerade und als der nächste kam und ich hineinstürzte, um einen Sitzplatz zu bekommen, war ich ganz allein. Der Schaffner schickte mich schnell wieder heraus und der Zug fuhr ohne Fahrgäste weg. Da muss ich wohl wieder eine chinesische Ansage überhört haben. 15 Minuten später kam dann der nächste Zug und hier durfte ich einsteigen. Es war ja auch keine Ansage zu überhören. Aber zum Glück war ich nicht in Eile.
Am Flughafen hatte ich noch 4 ½ Stunden Zeit und so holte ich mir erst einmal ein Bier im Shop. Dieser kam mir extrem bekannt vor, obwohl meine Flüge normalerweise immer vom anderen Terminal gegangen waren. Aber eventuell hatte ich hier schon einmal einen Inlandsflug oder alles sah einfach gleich aus. Auf jeden Fall wollte ich nicht nüchtern nach Korea einreisen. Egal wo das Zeug herkommt.
Als ich dann meine leere Dose entsorgen wollte, fiel mir wieder die mangelnde Mülldisziplin auf. Zwar gab es immer je einen Mülleimer für recyclebaren Müll und Restmüll, allerdings waren die Mülleimer immer mit allem möglichen gefüllt, nur nicht mit dem Richtigen. Hier gab es auch noch einen Mülleimer extra für Aluminiumdosen (also in der Praxis auch für Taschentücher, Plastik und Papier) und damit man üben konnte, stand direkt daneben ein Automat mit Getränken. Hier gab es auch Bier zu ziehen, denn was schert mich denn der Jugendschutz. Gab es in China sowas überhaupt? Wenn man wenige Menschenrechte hat, braucht man dann überhaupt Jugendschutz? Mir soll‘s recht sein. Hauptsache billiges Bier.
Ich ging zum Check-in Schalter und dieser war erwartungsgemäß noch nicht besetzt. Zum Glück gab es direkt nebenan eine Wartezone und so konnte ich die Leute beim Einchecken am Schalter nebenan beobachten. Es war schon erstaunlich was man da alles sehen konnte. Vor allem das Übergepäck machte vielen zu schaffen. Da wurden schon mal eingeschweißte Koffer wieder aufgerissen, um dann das Handgepäck auf 30 Kilo aufzufüllen. Zwischendurch wurde immer wieder der Koffer an einem leeren Schalter gewogen, um punktgenau die zulässigen 20 Kilo zu erreichen. Und wenn man einen Rucksack vorne umschnallt, ist es ja auch kein Rucksack mehr und zählt somit nicht. Da gehen schon mal 2-3 Stück als Handgepäck durch.
Inzwischen trafen immer mehr Passagiere für meinen Flug ein. Ich hätte eigentlich damit gerechnet, dass lauter Koreaner an Bord wären und nur 10-20 westliche Touristen, doch es war genau umgekehrt. Hier flogen nur Touristen mit. Ein ganz Eifriger setzte sich sogar 3 Stunden vorher ganz allein auf seinen Koffer vor den Schalter.
Der Flug sollte um 16 Uhr losfliegen und erst um 14:45 Uhr kamen die Angestellten zum Check-in Schalter. Jetzt waren wir noch nicht durch die Pass- und Sicherheitskontrolle. Das konnte knapp werden. Es bildete sich eine lange Schlange vor einem der drei Schalter. Und als ein zweiter Schalter aufmachte, brachte mich ein Wechseln zu diesem auch nicht viel weiter nach vorne. Vor mir stand ein Pärchen, Deutsch mit Schweizer Akzent sprechend und italienischem Pass. Ich ahnte, dass diese zu meiner Gruppe gehörten, da in der Mail des Reiseveranstalters die Adresse der koreanischen Botschaft in Rom aufgeführt gewesen war. Und so war es dann auch. Langsam mache ich Sherlock Holmes Konkurrenz.
Scheinbar gab es ein technisches Problem und der Mann an meinem Schalter, der wohl ein wenig mehr zu sagen hatte, als die anderen, war mehr am Telefonieren als am Abfertigen. Und nachdem er seinen Platz einem niederrangigen Mitarbeiter überlies, um noch effektiver Telefonieren zu können, wurde es auch nicht schneller. Der neue Mann war zwar nicht abgelenkt, aber einfach zu langsam. Wenn man nicht alles selbst macht (hatte wohl auch sein Vorgänger gedacht). Nachdem ich meinen Koffer abgegeben hatte, ging ich schnell zur Passkontrolle. Es gab hier zwei Schlangen und ich stellte mich an der an, an der zwei Schalter offen hatten. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass ein Schalter blockiert war, weil der Beamte den Einreisestempel einer Frau mit der Lupe untersuchte. Dann kam auch noch eine Vorgesetzte und versuchte den Stempel auch noch einmal mikroskopisch zu betrachten. Das passiert nur, wenn man es eilig hat. Ist man 2 Stunden vor Abflug an der Passkontrolle, kommt man immer direkt durch und langweilt sich danach zu Tode.
Bei der Sicherheitskontrolle bildeten sich wieder die gewohnten Schlangen. 3 Russen wollten sich hier vordrängeln, mit der Begründung sie hätten in 10 Minuten Boarding. Wir versuchten ihnen beizubringen, dass dies nur das Boarding ist und sie noch viel Zeit hätten. Das wollten sie aber nicht verstehen und so quatschten sie jeden an, der auch nur 3 Brocken Russisch verstand, um ihre Duty-Free Einkäufe, die wohl ihr spätes Erscheinen verursacht hatten, weiter nach vorne in die Schlange zu bringen.
In der Sicherheitskontrolle musste ich meine Batterien aus dem Rucksack kramen (und das waren nicht wenige). Das stand nirgends im Vorfeld und so kam etwas Hektik auf. Prompt vergaß ich meinen Brustbeutel abzulegen, was natürlich ein Piepsen verursachte. Und zu guter Letzt war man mit meiner Batterieausräumung nicht zufrieden und so musste ich den Rucksack fast komplett ausleeren und noch mal durch den Röntgenapparat schicken. Um 15:30 Uhr war ich endlich durch, Boarding sollte um 16 Uhr sein.
Zum Glück stand hier ein Getränkeautomat mit Bier und so prüfte ich, ob dieser auch mit genug Dosen bestückt war. Ich war der einzige am Gate, der auf den Flug nach Pyongyang mit einem Bier in der Hand wartete. Aber nach dem ganzen Stress war mir das egal. Hauptsache sie machen keine Alkoholkontrolle bei der Einreise.
Am Gate nebenan wurde ein Flug nach Kasastan abgefertigt und mindestens achtmal wurde schon der Last Call aufgerufen. Aber immer noch kamen Russen, vollgepackt mit Einkaufstüten. Lieber Einkaufen und sich dann Vordrängeln, als pünktlich zur Maschine zu kommen.
Es ging mit dem Bus zum Flugzeug und dieses stand ganz weit draußen. Wahrscheinlich wollte man sicherheitshalber einen größtmöglichen Abstand zu allen Dingen aus diesem Land bewahren. Beim Aussteigen ging dann das Blitzlichtgewitter los. Jeder wollte unbedingt die Maschine fotografieren. Eine Reportertraube bildete sich regelrecht. Der Flieger musste sich vorkommen wie auf dem roten Teppich. Dabei war die Maschine super klein, aber nagelneu. Das war wohl eine der Maschinen die nach Europa einreisen dürften, wenn sie genug Reichweite hätten, um überhaupt da hin zu kommen. Die müsste wohl hundertmal zwischenlanden, bevor sie auch nur die EU Grenze sehen würde. Ich saß auf Platz 4B, also ganz vorn. Allerdings sind da bei den russischen Maschinen die Turbinen und so sah man nichts, wenn man aus dem Fenster schaute.
Zuerst kamen die Getränke. Es gab Wasser, Orangenlimonade und Bier. Das war alles. Ich nahm natürlich das Bier, das in kleinen Gläsern verabreicht wurde. Zum Glück hatte ich schon vorgetrunken. Zum Essen gab es eine Art Burger. Den hatte ich schon im Internet gesehen. Das Fleisch in der Bulette hatte man allerdings in Beijing gelassen. Und auch das Salatblatt, das man im Internet noch sehen konnte, fehlte wohl wegen der anhaltenden Dürre in Korea. Dafür gab es einen Hauch Zwiebeln und etwas Mayonnaise auf dem Brötchen. Vergeblich wartete ich auf die Durchsage für den Duty Free Einkauf. Neben mir saß eine junge hübsche Russin, was nicht unangenehm war. Ich füllte nun so gut es ging die ausgeteilten Formulare aus, die aus ganz dünnem Papier bestanden und mehr nach schlechten Fotokopien aussahen, als nach offiziellen Formularen. Auch hier sparte man also so gut wie möglich. Es gab ein Gesundheitsformular, eine Einreisekarte und eine Zollerklärung. Hier kreuzte ich „Mobile“ an, denn ich hatte ja ein Handy dabei und gab meine 2 Kameras auf der Rückseite zusätzlich an.
Nach der Landung ging es mit dem Bus zum Terminal. Obwohl es ein ganz neuer Terminal war, gab es keine Gates, an denen die Flugzeuge direkt andocken konnten. Flughafen und Bus erfahren, platzierte ich mich so, dass ich als erster aus dem Bus kam. Der Einreisebereich war komplett leer und man wartete nur auf uns. Er bestand im Prinzip aus nur einem großen Raum. Zuerst gab es einen Tresen, wo man einfach die Gesundheitskarte abgab. Fiebermessungen wurden nicht durchgeführt, wohl auch in Ermangelung von geeignetem technischem Gerät. Und genug Fieberthermometer gab es wohl auch nicht, um jedem Mitflieger eines unter die Achseln zu stecken.
Es folgten ungefähr 7 Schalter mit den Einreisebeamten, alle mit einem viel zu großen Hut auf dem Kopf. Wie gesagt ich war der Erste und konnte so nicht von anderen abschauen, wie alles vor sich ging. Also gab ich ihm alle Zettel, die ich noch hatte und meinen Pass. Er glich irgendetwas kurz ab, machte einen Stempel in den Pass und gab ihn mir zurück. Ich war so perplex, dass dies so schnell und einfach ging, dass ich noch einmal nachfragen musste, ob ich schon fertig sei. Das ging genauso schnell wie im Iran. Ja die Schurkenstaaten machen das ganz unkompliziert. Und wenn man mal in die so zivilisierte USA einreisen will, machen die so ein Drama draus.
Direkt hinter den Schaltern war das Gepäckband, geschmückt mit künstlichen Blumen. Ungefähr 30 Beamte warteten schon an etwa 10 Röntgengeräten am Ausgang auf die Mitbringsel der Ankommenden. Wenigstens war man gut auf den Ansturm vorbereitet. Und auch hier waren die Hüte viel zu groß oder die Körper einfach zu klein. Aber obwohl die Beamten in ihren Uniformen ziemlich lustig aussahen, wollte ich sie nicht unterschätzen.
Meine Tasche kam recht früh und so war ich auch wieder einer der Ersten bei der Gepäckdurchsuchung. Ich suchte mir einen leeren Stand aus und gab dort meinen Pass und die Zollerklärung ab. Der Beamte verlangte das angegebene Handy und die 2 Kameras. Das Handy, Marke Nokia und super alt, schaute er erst gar nicht an und ich bekam es gleich zurück, nachdem ich den Metalldetektor durchschritten hatte. Und natürlich hatte ich schon wieder meinen Brustbeutel vergessen abzulegen und so fiel ich schon gleich bei der Einreise unangenehm auf. In der Zwischenzeit wurden meine Tasche und mein Rucksack durchleuchtet, aber scheinbar gab es hier keine Beanstandungen. Ein Beamter nahm meine Kameras und brachte diese zu einem Kollegen an der Seite der Schalter. Dieser prüfte gerade ein Tablet und blätterte anschließend in mitgebrachten Zeitungen, um verbotene Artikel (oder nackte Frauen) aufzuspüren. Meine Kameras schaute er erst gar nicht an, sondern gab sie mir direkt zurück. Hätte ich diese nicht auf der Zollerklärung angegeben, wären sie wohl gar nicht erst untersucht worden. Wir Deutsche sind da viel zu genau. So war ich viel schneller draußen oder besser gesagt drin als ich gedacht hatte.
Es standen hier viele Reiseleiter herum, aber keiner mit einem Schild in der Hand. Ich schaute mich fragend um, als ein ca. 25 jähriger Mann auf mich zu kam und fragte ob ich Herrn Schneider kenne. Jetzt kenne ich keinen Herrn Schneider (außer vielleicht Helge Schneider), aber Herr Schneider hieß der Mann von meiner Reiseagentur mit dem ich dauernd Kontakt hatte. Der Mann stellte sich als Kim vor und sprach sehr gut deutsch. Wenige Augenblicke später kam auch das italienische Pärchen zu uns und wie ich schon vermutet hatte gehörten diese auch zu meiner Gruppe. Kim wollte gleich unsere Pässe und eine Kopie des Rückflugtickets von Beijing nach Deutschland. Na die wollten uns aber schnell wieder los werden. Zum Glück war ich gut vorbereitet und konnte sogar einen Farbausdruck vorweisen (ja, Streber!). Die Italiener hatten ihre Unterlagen in Beijing gelassen und so konnten sie kein Ticket vorweisen. In den See, in den See… Etwas Panik kam auf, aber als sie ein gültiges Visum für China vorweisen konnten, weil sie noch ein paar Tage in China verbringen wollten, wurde das als Ersatz anerkannt. Zu uns gesellte sich auch ein hübsches Mädchen, das uns als temporäre zweite Reiseleiterin vorgestellt wurde. Unsere eigentliche zweite Reiseleiterin war im Hotel geblieben, um dort auf einen Gruppenteilnehmer aufzupassen, der schon einen Tag früher mit dem Zug angekommen war. Und langsam trudelten auch die anderen Mitstreiter ein, die auch gleich um ihre Pässe und Tickets erleichtert wurden.
Alle Teilnehmer waren extrem jung für eine Gruppenreise. Keiner erschien mir älter als 30 Jahre. Ich war wohl der Älteste. Das fühlte sich schon ganz schön seltsam an. Zwei weitere Gruppen formierten sich und so verließen wir schnell die Vorhalle und gingen zum Bus, um nicht in den Verkehr zu kommen. Das konnte leicht passieren bei ungelogen 8 Flügen die hier laut Anzeigetafel ankamen. Nicht pro Stunde, sondern über den gesamten Tag.
So betraten wir einen komplett leeren Vorplatz, auf dem 3 Taxis standen. Ich fragte mich wozu. Alle Touristen wurden ja mit dem Bus abgeholt. Wahrscheinlich war das ein Befehl vom großen Führer, denn zu einem Flughafen gehören nun mal Taxis und so mussten immer 3 Taxis vor der Tür stehen. Obwohl in einem größeren (Sammel-?)Taxi eine Frau saß. Also entweder wartete man noch auf weitere Gäste oder der Fahrer durfte nicht losfahren bis nicht ein leeres Taxi aus der Stadt angekommen war damit es wieder 3 Taxis sind. Sonst wäre es ja kein Flughafen mehr.
An der Seite des Platzes befand sich ein riesiger Bildschirm auf dem Tanzdarbietungen gezeigt wurden. Na wenigstens vertrieb das den Taxifahrern die Zeit. Unser Bus war von außen hui, von innen mehr pfui. Wobei ich schon schlechtere Busse gesehen hatte. Und ausreichend Plätze hatte er auch. Es waren etwa 30 Plätze für uns 13 Leute vorhanden. So wurde es wenigstens nicht eng. Unsere Taschen mussten wir dann selbst in den Gepäckraum packen. Der Fahrer erwartete wohl erst gar kein Trinkgeld.
Kim hatte keinen genauen Reiseplan und so gab ich ihm meinen. Da dies mein Einziger war, hatte das zur Folge, dass ich in den nächsten Tagen nie wusste, was wir am nächsten Tag unternehmen wollten. Und im Internet konnte ich ja auch nicht nachsehen. Blind durch Korea. Auch weil es keinerlei Straßenbeleuchtung unterwegs gab. Alles war Stockdunkel. Erst als wir die Innenstadt erreicht hatten, gab es ein paar funzelige Straßenlaternen. So eine dunkle Stadt hatte ich noch nie gesehen.
Plötzlich meinte Kim er hätte vergessen das Geld zu kassieren. Es war vereinbart, dass 899 Euro bar vor Ort, also jetzt in Korea, bezahlt werden mussten (deswegen auch mein piepsender Brustbeutel). Das waren die seltsamen Zahlungsbedingungenen dieser Reise. Einen weiteren Teil hatte ich schon vor Antritt an Herrn Schneider, nicht Helge, überwiesen, womit er den Flug nach Pyongyang und seine Provision beglich. Kim wollte anfangs das Geld im Hotel einsammeln, da morgen die Abrechnung gemacht werden müsste. Doch plötzlich meinte er kurze Zeit später, er hätte einen Anruf bekommen und sein Chef wartete im Hotel auf das Geld. Er müsse also sofort abkassieren. Seltsam, er hatte gar nicht telefoniert. Ich saß ganz vorne im Bus und hätte das gesehen. Na gut, mir war es Recht. Da musste ich wenigstens nicht so viel Geld die ganze Zeit mit mir rumschleppen. Was weg ist, ist weg.
Im Hotel angekommen stellten wir unsere Koffer in der Lobby ab und gingen erst mal im Hotelrestaurant Abendessen. Gestohlen wurde hier wohl weniger, drohendes Arbeitslager sei Dank. Das Restaurant war mehr ein Ballsaal und 2 Tische waren für uns gedeckt. Später kamen auch noch die beiden anderen Gruppen. Gut dass wir so früh losgefahren waren. Es gab Tapas, also viele kleine Teller zum Aufteilen, sehr lecker und abwechslungsreich. Selbst Speisen mit Fleisch und Fisch gab es. Von wegen nur Kohl. Zusätzlich standen 3 Flaschen Bier a 660 ml auf jedem Tisch. Also hier gefällt es mir. Hier bleibe ich. Wir gingen auf die Zimmer, die im 27. Stock lagen. Im Aufzug stellte ich fest, dass es wirklich keinen 5. Stock gab, wie im Internet beschrieben. Ob da wirklich lauter Spionagezeug war, wie die Bild Zeitung behauptete, wollte ich erst gar nicht überprüfen. So war der Fahrstuhl wenigstens schneller oben bzw. unten.
Das Zimmer war recht ordentlich und groß. Als Fernsehprogramme gab es BBC, Al Jazeera auf Englisch und ein paar Chinesische Sender. Also das hatte ich nicht erwartet. Aber ich denke das wurde extra nur für Touristen hier eingespeist. Einen koreanischen Sender gab es leider nicht. Ich wollte Richtung Bar, um meine Verunsicherung wegzuspülen. Der Fahrt mit dem Aufzug nach unten dauerte Stunden, weil der Aufzug an fast jedem Stockwerk anhielt, damit jemand zusteigen konnte. Jetzt hatten die schon 8 Aufzüge und es kam mir vor, als wenn immer nur einer unterwegs war.
In der Bar trank ich 3 große gezapfte Bier. Da der Supermarkt im Hotel nach dem Verzehr dieser schon zu hatte, nahm ich eine kleine Flasche Wasser aus der Bar mit, damit ich mir wenigstens die Zähne putzen konnte. Ich zahlte 9 Euro und scheinbar hatte man vergessen das Wasser zu berechnen, denn ein Bier kostete 3 Euro. Gibt Zechprellen in Korea schon Arbeitslager?
5.Tag – Souvenirs, Souvenirs
Frühstück sollte es ab 7 Uhr geben, aber ich ging schon 5 Minuten früher hin. Der Ballsaal war schon fast voll. Von wegen erst ab 7 Uhr. Es gab Fisch (paniert und mit vielen kleinen Gräten), Hähnchen, Congee, Suppe und von einem Koch frisch zubereitete Rühr- und Spiegeleier. Dazu noch so einiges Uninteressantes, wie Salat und Brot. Ich saß alleine an einem Tisch und musste feststellen, dass alle anderen Mitreisenden sich an einem anderen Tisch versammelten. Erster Tag und schon Außenseiter. Da macht sich der Altersunterschied wohl schon bemerkbar. Ich ging anschließend kurz aufs Zimmer und musste feststellen, dass die Fahrt mit dem Aufzug wie gestern Abend Stunden in Anspruch nahm. Wenn man einen brauchte, kam keiner und war man endlich drin, hielt er an fast jedem Stockwerk. Das war sehr suboptimal und erforderte früheres Aufbrechen bei Terminen.
Zum vereinbarten Zeitpunkt wartete ich in der Lobby und beobachtete wie alle vom Frühstücksraum kamen und direkt die Toilette in der Lobby aufsuchten. Es bildeten sich fast schon Schlangen davor. Ein Besuch des Zimmers war nun mal nicht möglich bei den langsamen Aufzügen.
Es ging mit dem Bus ins Myohang Gebirge. Es fiel auf, dass in Pyongyang die Menschen scheinbar fast alle zur Arbeit liefen. Der Bürgersteig war voll mit Fußgängern. Aber auch die Straßenbahnen quollen über. Radfahrer oder sogar Autos waren weniger zu sehen.
Kim versuchte uns auf der Fahrt die Geschichte Koreas zu vermitteln, allerdings ließ er den Korea Krieg komplett weg. Wahrscheinlich wollte er uns am ersten Tag noch nicht mit Propaganda überfordern. Anschließend wollte er wissen, wie die Pferdestatue hieß, deren Name er uns gestern Abend eingeprägt hatte. Er wolle am Ende der Reise einen Test machen und wer nicht besteht, der müsse bleiben. Na, dann bleib ich halt bevor ich mir den Namen von so einem blöden Pferd merke.
Ich versuchte die Fahrt zum Schreiben zu nutzen, aber dies war unmöglich. Die Straße war zwar 4-spurig und es war minutenlang kein einziges Auto zu sehen, doch es gab so viele Schlaglöcher, dass einem der Stift aus der Hand geschleudert wurde. Der Fahrer versuchte dies noch zu mindern, indem er ständig abbremste und Schlangenlinie fuhr.
Wir fuhren 1 ½ Stunden bis zur Internationalen Freundschaftsausstellung, wo der große Führer alle seine Staatsgeschenke in 2 Bunkern ausstellt. Alle unbenutzt, da man so bescheiden ist und diese dem Volk zugutekommen sollen. Hätte er mal nicht 2 Bunker gebaut, sondern die Geschenke zum Pfandleiher gebracht, das Volk hätte mehr davon gehabt.
Eine lokale Führerin in Tracht kam zu uns und führte uns durch die über hundert Säle. Vom ersten Bunker durfte ich die Tür öffnen, da ich mich wieder ganz vorne hin gestellt hatte und der Führerin so sympathisch zuhörte. Ich musste dazu weiße Handschuhe anziehen und durfte dann die bronzene Panzertür aufstoßen. Diese hätte wohl einen Atomangriff ausgehalten, die Frage ist nur wozu? Um die Geschenke zu schützen? Man zeigte uns nur die Highlights und man konnte sich fragen, ob die restlichen 100 Zimmer auch Staatsgeschenke enthielten. Aber vielleicht gab es ja noch mehr Schützenswertes.
Zumindest bei der Eingangskontrolle ging es gründlich zu. Es waren keine Kameras erlaubt. Wir durften nur die Portemonnaies mitnehmen. Und selbst in diese wurde noch hineingeschaut, ob wir nicht heimlich Won mitführten. Anschließend mussten wir auch noch Überzieher über die Schuhe ziehen, so dass der heilige Boden nicht beschmutzt wurde. Oder einfach um Reinigungspersonal zu sparen.
Zu den Highlights gehörte sicherlich nicht die deutsche Abteilung. Fast alle Geschenke kamen hier aus der DDR und waren grottenhässlich. Das war vergleichbar mit denen in Beijing. Interessanter waren da schon das komplette Zugabteil und das Flugzeug, die man von Russland geschenkt bekommen hatte und hier auch ausstellte.
Die Führerin fragte mich, ob ich viel Reise und warum ich gerade nach Korea gekommen wäre. Meine Standardantwort „Weil ich noch nicht da gewesen bin“ fand sie nicht so lustig und als ich noch anmerkte, dass ich mich nicht für Politik interessiere, sondern als Tourist da wäre, wandte sie sich von mir ab. Sie fragte dann lieber Adam wie alt er wäre. Wahrscheinlich wollte sie mit ihm anbandeln. Ich war ihr wohl zu alt (oder zu nah am Arbeitslager bei meinen Antworten). Adam meinte dann später, er hätte gar nicht gewusst was er antworten sollte. Alle hatten hier wohl noch etwas Angst, gerade am ersten Tag.
Den Abschluss bildete ein Besuch bei den Wachsfiguren von Kim Il Sung, Frau Kim und Kim Jong Il. Vor jeder Statue, alle einzeln in einem eigenen Raum, mussten wir uns aufreihen und auf Kommando verbeugen. Man glaubt es kaum, aber wenn man es nicht gewohnt ist, ist es schwierig sich so zu verbeugen, dass es nicht lächerlich aussieht. Obwohl, was kann lächerlicher aussehen als 13 Touristen, die sich vor einer Wachsfigur verbeugen. Und das noch gleichzeitig auf Kommando.
Anschließend ging es per Fahrstuhl auf die Aussichtsterrasse, wo man kostenpflichtig Tee erwerben konnte. Die Aussicht war nicht erwähnenswert, nur Bäume, aber ich durfte mich in das goldene Gästebuch eintragen. Als allerdings Kim meinen Eintrag der Führerin übersetzte, war sie doch etwas enttäuscht, denn ich hatte vergessen zu erwähnen wie großartig der große Führer ist. Ich hatte nur geschrieben, dass alles hier so schön (bunt) ist. Na, es war ja auch erst der erste Tag. Das nächste Mal will ich mich bessern.
Wir mussten plötzlich die Terrasse fluchtartig verlassen, weil die nächste Gruppe kam. Wir hatten es auch etwas verdorben mit unseren unqualifizierten Gästebucheinträgen. Aber auch hier, wie in jedem Museum auf der Welt, sogar in Nordkorea, am Ende kommt der Souvenirshop. Da ich keine Briefmarken sammele war das einzig Interessante ein T-Shirt. Dieses hätte mir aber trotz XXL bei weitem nicht gepasst und war auch noch total überteuert, denn es sollte 15 Euro kosten. So ging es ohne neue Garderobe weiter. Es gab ja noch den zweiten Bunker zu bestaunen.
Dort ging dann die Tür auf Knopfdruck auf. Das spart wenigstens Handschuhe. Auch hier wieder das übliche Prozedere. Alles abgeben, durchsuchen, Überzieher an. Doch wollte man zur Toilette, und langsam war es soweit, musste man die Überzieher wieder ausziehen. Dabei hätte man sich auch das Putzen der Toilette sparen können, hätte man diese angelassen. Man wollte mich schon anschnauzen, als ich die Überzieher nicht gleich von den Schuhen riss, sondern erst mal eine Sitzgelegenheit aufsuchte, um dies im Sitzen zu erledigen. Ich bin halt alt und fallsüchtig und wollte mir nicht gleich am ersten Tag die Nase brechen. Nicht weil ich auf die Toilette gehen wollte.
Durch den zweiten Bunker ging es dann im Eilschritt. Das mag daran gelegen haben, dass die Zeit knapp wurde oder dass hier einfach weniger Souvenirs, sondern mehr Staatsgeheimnisse gelagert waren. Aber auch hier gab es eine deutsche Abteilung. Genauso hässlich wie die in Bunker eins und auch von irgendwelchen unbedeutenden Vereinen aus der DDR.
Wir verabschiedeten uns und fuhren mit dem Bus zum Pohyon Tempel. Das dauerte 2 Minuten und wir hätten das auch laufen können (aber vielleicht nicht dürfen). Hier empfing uns wieder eine lokale Führerin in Tracht und zeigte uns die Tempel. Die Führerinnen sprachen übrigens alle nur Koreanisch und Kim musste immer nach Deutsch übersetzen. Das nächste Mal bestelle ich eine Reise mit Untertitel. Die Hälfte der Gebäude sind wohl im Koreakrieg von den Amerikanern niedergebombt worden und waren aufwändig restauriert worden. Die andere Hälfte war original und verfiel nun langsam. Man weiß nicht was besser ist.
Ich holte für 1 Euro Räucherstäbchen, die ich für „Gesundheit“ abfackelte und spendete zusätzlich noch 5 Euro. Bei den vielen Fauxpas, die ich mir heute schon erlaubt hatte, war dies sicher angebracht. Ich wollte schließlich die Reise in Beijing und nicht im Arbeitslager beenden.
Wir fuhren zu einem nahegelegenen Hotel zum Essen. Hier wurde wieder reichlich aufgetischt, auch beim Bier. Wieder gab es den Fisch mit Gräten, aber jeder Versuch diesen mit Stäbchen zu Essen scheiterte. Jeder bekam zu seinem reichhaltigen Essen Reis und am Schluss wurde noch einmal eine extra Schüssel Reis gebracht. Man wollte wohl etwas angeben. Ich ging noch schnell auf die Toilette, denn man weiß ja nie wann sich die nächste Gelegenheit ergibt. Und das viele Bier treibt. Als ich aus dem Hotel trat standen dort unzählige Busse und meine Mitstreiter, die schon im Bus saßen, wollten mich durch Winken zu dem richtigen lotsen. Allerdings hatte ich, clever und erfahren wie ich war, mir das Nummernschild gemerkt. Altersweisheit halt, das konnte ich bei der jungen Truppe schon beanspruchen.
Wir fuhren 1 ½ Stunden zur im Programm folgenden Kindergartenvorstellung. Wir waren spät dran und so heizte der Fahrer über die Autobahn. Ich wollte etwas eindösen, aber die Schlaglöcher rissen mich immer wieder aus dem Schlummer. Obwohl wir um Punkt 16:30 Uhr ankamen, hatte die Vorstellung schon angefangen. Kim meinte dies wäre ein Ort, wo die Kinder nach der Schule hingingen um ihre musikalischen Interessen auszuarbeiten. Ich würde eher sagen hier wurden Kinder den Touristen gegen Devisen vorgeführt. Die kleinsten Kinder wurden dabei auf Lolita geschminkt, so dass sie auch besonders süß aussehen. Das war ganz schlimm.
Wie immer hatten wir keinen Treffpunkt ausgemacht, aber ich hatte mir ja das Nummernschild gemerkt und so fand ich den Bus nach der Vorstellung recht schnell. Nächster Programmpunkt war die doppelte Kim Staue, also die Statuen von Kim Il-Sung und Kim Jong-Il, letzterer im Parka. Auf dem Fußweg dorthin erwarben wir alle noch ein paar Blumen für 3 Euro. Diese schienen vom Aussehen her nicht recycelt, wie die im Mao-Mausoleum. Aber vielleicht wurden sie auch nur besser gepflegt.
Wir gingen also zu dem Denkmal und legten die Blumen nieder. Anschließend reihten wir uns auf und verbeugten uns vor den hohen Herrn. Auf dem Weg zurück wollte mir schon ein „Kehrt, Marsch“ über die Lippen kommen, aber das konnte ich mir gerade noch verkneifen. Am Ender der Reise werde ich garantiert Magengeschwüre haben, so viele Witze musste ich herunterschlucken.
Wir gingen zu dem Pferdedenkmal und nun sah ich auch weswegen ich beim Abschlusstest durchfallen werde. Weiter ging es zum Ti An Platz II (also eigentlich Kim Il-Sung Platz). Der war nicht annähernd so groß wie sein Vorbild, aber auch hier wurden die Aufmärsche durchgeführt. Um dies zu vereinfachen malten gerade einige Handwerker tausende von Markierungen auf den Boden. Wir überquerten den Platz und gingen zur internationalen Buchhandlung. Hier sollte alles billiger sein wie im Hotel und so stauten sich auch die Touristen in dem viel zu kleinen Laden. Ein dünnes Buch über Kim Jong-Un sollte 14 Euro kosten, ein dickes Gebundenes über Kim Il-Sung nur 7 Euro. Das ergab keinen Sinn, aber vielleicht sind auch bei letzterem Buch die Urheberrechte bereits ausgelaufen. Schließlich ist der gute Mann ja auch schon geraume Zeit Tod. Ich kaufte noch 2 Reiseführer und 10 Anstecknadeln und zahlte 22 Euro. Ich glaube das Teuerste waren die Anstecknadeln. Der ganze Betrieb wurde wieder einmal von ein paar russischen Touristen aufgehalten, die ungelogen ungefähr 50 Halstücher aus eventueller Seide erwarben. Also ich glaube nicht, dass diese Tücher ein Schnäppchen waren und schön waren sie auch nicht. Und als der Russe dann auch noch mit einem 200 Euro Schein bezahlen wollte, war alles aus. Das gesamte Kassensystem, also die Frau hinter den Tresen, die alles auf einem Zettel berechnete, fiel für geraume Zeit aus. Das behinderte die weitere Abarbeitung der Kaufwünsche und so hatten wir einen längeren Aufenthalt als erwartet.
So fuhren wir nicht zum Triumphbogen, es wurde ja auch schon bald dunkel, sondern gingen direkt zum Essen. Durch eine Elektronikabteilung und den Souvenirshop ging es ins Restaurant. Das Bier war warm, dafür war das Essen gut. Es kam eine kompletter Fisch, doch da es nur Stäbchen und Löffel gab, hat sich keiner an diesen ran getraut. Ich musste schon seit 3 Stunden auf Toilette, doch jetzt wollte ich es auch noch bis nach dem Essen aushalten.
Wir erzählten während des Essens unsere Visa Erlebnisse. Wie ich nach Berlin gefahren bin um das VISA persönlich abzuholen und ich bei der Rückfahrt im Zug die Nachricht bekommen habe, dass der Botschaftsmitarbeiter einen Stempel vergessen hatte. Uwe hatte ein Over Night Visa bekommen, weil bei ihm alles schief gelaufen war.
Aber für lange Geschichten war keine Zeit, denn der Rausschmeißer war schon da und wartete nur darauf bis wir aufbrachen. Trotzdem suchte ich nun endlich die Toilette auf. Diese war einfachster Art, maximal ein Stern, ohne Spülung, nur mit einem Eimer Wasser ausgestattet.
Kim eröffnete uns im Bus, dass wir morgen ins Mausoleum fahren und man dort möglichst Anzug tragen sollte. Plötzlich hatten alle nur Jeans dabei. Es gab lauter Nachfragen, was gerade noch angemessen für den Besuch war, so dass einem nicht der Einlass verwehrt wurde.
Nun bot uns Kim an, dass wir jetzt optional in einen Vergnügungspark fahren könnten. Und das für nur 30 Euro. Aber kein einziger wollte das. Für mich war das sowieso nichts, denn durch meine Höhenangst würde ich keine Achterbahn oder sonstige Fahrgeschäfte benutzen. Und für 30 Euro den anderen zusehen und Bier trinken wollte ich dann doch nicht. Man sah Kim richtig an, dass ihm die Ablehnung seines Vorschlages nicht gefiel. Es war wohl nicht geplant gewesen, dass die Truppe „Nein“ sagt. Damit fielen wieder notwendige Devisen weg. Das würde seinem Chef gar nicht gefallen.
Im Hotel kaufte ich erst einmal ein paar Postkarten. Diese gab es dort im Buchladen in der Geschenkbox. Da es keine Tische und Stühle in der Lobby gab, ging ich in das dortige Cafe und holte mir ein Bier für 3 Euro. Ich bekam den letzten freien Tisch, denn an den anderen saßen all die Reiseleiter und sortierten ihre Unterlagen. Und das ohne etwas zu verzehren. Also so kommt das Land hier bestimmt nicht weiter.
Nachdem ich meine Postkarten geschrieben hatte, ging ich zum Postschalter in der Lobby. Ich traf auf den Weg dorthin Paula und Inge und diese meinten die Frau rechts am Schalter wäre freundlicher und billiger (also hätte weniger verlangt, also Geld, also für die Briefmarken). Also ging ich auch zu dieser und zahlte 3 Euro für die 2 Karten. Mir kam das jetzt nicht besonders billig oder freundlich vor. Ich habe jetzt nicht nachgefragt, was die Linke haben wollte. Aber vielleicht hatten sie auch heimlich die Plätze getauscht. Rotationsprinzip sag ich nur.
Ich ging jetzt zum ersten Mal in den Supermarkt. Hier holte ich 3 Bier und 2 Wasser. Dazu musste ich an den Tresen einen Beleg holen, zur Kasse gehen, dort bezahlen und mit der Quittung wieder zurück, wo ich dann meine Getränke bekam. Komplizierter ging‘s kaum. Und zwischendrin lauter Chinesen, die sich nicht entscheiden konnten, welche Kekse sie nun kaufen sollten. Dafür kostete es hier aber auch nur 2,20 Euro, also alles zusammen. Übrigens, meinen 5 Euro Schein nahm man nicht an, weil dieser ein ganz klein wenig eingerissen war. Dabei hatte ich extra darauf geachtet nur ganze Scheine mitzunehmen, denn ich kenn ja das Prozedere. Aber das war wohl ein Transportschaden.
6.Tag – Besuch bei Onkel Kim
Ich wachte mit Kopfschmerzen auf. Das Bier und die Erkältung forderten 2 Aspirin heraus. Ich ging diesmal um 6:45 Uhr zum Frühstück, denn gestern war ja auch schon früher auf. Doch diesmal war nicht der Ballraum auf, sondern nur ein kleiner Nebenraum. Dort war das gleiche Buffet aufgebaut, also dachte ich mir nichts dabei. Vielleicht waren ja im Moment weniger Gäste im Hotel. Es gab natürlich viel zu wenige Plätze und so wurden die wenigen Sitze nicht mit Handtüchern, aber mit Rucksäcken reserviert. Mallorca in Korea.
Ich aß recht wenig. Den Fisch nahm ich erst gar nicht wegen den Gräten und sonst gab es nur kleine Hacksteaks. Ich hatte nicht wirklich Hunger, was wohl auch an den Kopfschmerzen lag. Auf dem Rückweg bemerkte ich dann, dass jetzt auch der Ballsaal offen hatte. Der kleine Saal war wohl nur die Strafe für die, die unbedingt früher essen wollten.
Wir wollten unsere Koffer nach dem Besuch des Mausoleums am Mittag holen, da wir am Abend nach Kaesong fahren wollten, aber Peter hatte seinen beim Treffen nach dem Frühstück schon dabei. So ein Streber. Aber eher wahrscheinlich wieder einmal nicht zugehört. So wird das nie was mit dem Abschlusstest.
Alle Reisegruppen standen in der Lobby, alle im Anzug oder zumindest mit Hemd und Stoffhose. Nur wir sahen aus wie ein Sauhaufen. In Ermangelung von angemessener Kleidung hatte man alles angezogen, was nicht direkt Freizeit war. Uwe trug eine schwarze Jogginghose, weil diese noch besser sei als Jeans (meinte zumindest Kim). Andere hatten das Hemd sportlich aus der Hose hängen und die Frauen trugen das kleine Schwarze, aber in Bunt. Ich war mit Fritz der einzige der eine Krawatte trug. Kim trug sogar einen Anzug.
Am Mausoleum angekommen ließen wir alles im Bus, auch die Brieftaschen. Ich dachte mir, das wäre ein Paradies für Taschendiebe. Einen Bus aufgebrochen und Millionär, wo doch jeder tonnenweise Bargeld dabei hatte. Aber zum Glück gab es hier keine Taschendiebe. Ich glaube hier gab es gar kein Verbrechen. Die Aussichten auf Arbeitslager oder sogar Erschießen mit einer Flak machten dies wohl zum sichersten Land der Welt.
Wir mussten uns mit den anderen Reisegruppen erst einmal in 5er Reihe an einer Schlange anstellen. Das klappte mit unserer deutschen Disziplin recht gut. Die Engländer vor uns machten es so, wie wir es mit unseren Klamotten. Ich sage nur Sauhaufen. Als dann die Pforten geöffnet wurden und es in der Schlange im Stechschritt voranging, wollte ich schon das Marschierlied der Elefanten aus dem Dschungelbuch anstimmen, aber wieder unterdrückte ich es. Das wäre wieder betteln um Arbeitslager gewesen.
Man musste zuerst durch eine kleine feuchte Wanne mit Schuhbürsten, um seine Schuhsohlen zu reinigen. Das war natürlich recht sinnlos bei so vielen Füßen. Anschließend gab man an einer riesigen Garderobe seine Kameras ab. Geldbeutel und Handy hatte man ja schon im Bus gelassen.
Nachdem man durch die Sicherheitskontrolle durch war, folgte ein unendlich langer Gang. Hier war je ein Laufband hin und zurück installiert, das man auch benutzen musste. Musste, weil es mit 0,5 km/h lief. Und man lief nicht darauf, sondern stand und beobachtete die nicht vorhandene Landschaft. Das war wohl für die 80 jährigen Funktionäre gedacht, die hier auch mal die Kims besuchen wollten und mit diesen wohl noch gegen die Amerikaner gekämpft hatten. 2 km/h wäre für diese wahrscheinlich wie auf einen fahrenden Zug aufzuspringen. Aber wenigstens gab es zur Unterhaltung Musik.
Endlich waren wir am Ende angelangt und es ging um die Ecke. Und was soll ich sagen, ein weiterer langer Gang und ein weiteres langsames Laufband tauchten auf. Doch hier gab es wenigstens Bilder der großen Führer bei der Arbeit, also beim Händeschütteln mit Bauern, zu sehen. Das vertrieb doch die Zeit. Am Ende wollte ich schon rufen „Stopp. Ich muss noch mal zurück, ich habe ein Bild verpasst“, aber...
Wir kamen zu einer Kim Il-Sung und einer Kim Jong-Il Statue, beide übergroß, in einem riesigen sonst leeren Saal, wo wir uns wieder brav reihenweise verbeugen mussten. Im Nebenraum stiegen wir dann in einen Fahrstuhl, um in den 2. Stock zu fahren. Auch hier ersparte ich mir die Fahrstuhlmusik der Bluesbrothers nachzusingen. Ich platzte schon fast vor verflossenen Gelegenheiten.
Wir besuchten zuerst Onkel Kim Il-Sung. Hierzu musste man durch eine Schleuse, bei der ein Gebläse den ganzen Staub abblasen sollte. Dies hätte meine ganze Frisur zerstört, hätte ich eine gehabt. Vor dem Kameraden musste man sich 3 mal verbeugen, jeweils vor den Füßen und an den beiden Seiten. Ich hätte beinah den Fehler gemacht und mich vor dem Kopf auch noch mal verbeugt. Vor der Frisur verbeugt man sich nun mal nicht, vor den Stinkefüßen schon. Anschließend ging es in den Raum mit allen Orden, die er bekommen hatte. Hier hing dann auch unter anderem eine Ehrenurkunde. Ob diese von den Bundesjugendspielen war? Obwohl, ich glaube nicht, dass er besonders sportlich war. Er sah zumindest nicht so aus, besonders jetzt.
Nachdem wir einmal um die Vitrinen herum gegangen waren, ging es einen Stock tiefer. Alles immer in Reih und Glied. Wieder zerstörte ein Gebläse den letzten Rest der nicht vorhandenen Frisur, wieder verbeugten wir uns, diesmal aber vor Onkel Kim Jong-Il, wieder ging es in den Raum mit seinen Orden. Das war ja schon ein Déjà-Vu. Oder vielleicht doch ein Fehler in der Matrix?
Nach der Ehren (Urkunde) Runde ging es in einen weiteren Saal. Hier war erst einmal eine Tafel angebracht auf der alle Auslandsreisen von Kim Il-Sung auf einer Landkarte aufgezeichnet waren. Dabei wurde farblich die Strecke markiert, die er per Zug oder per Flugzeug zurückgelegt hatte. Es fiel auf, dass er mehr als die Hälfte per Zug erledigt hatte, also auch lange Strecken nach Europa. Ich vermute er hatte ziemliche Flugangst. Aber fragen wollte ich das nicht. Bloß nicht über Schwächen reden. Direkt nebenan stand dann auch der Zugwaggon mit dem er durch die Lande gereist ist. Es wurden auch noch 2 Mercedese ausgestellt und ein Boot, dass er immer benutzt hat, um die Minen zu kontrollieren (oder einfach nur um zu Angeln).
Im nächsten Raum war eine ähnliche Tafel. Ich dachte zuerst wir wären wieder im gleichen Raum, da dort ein ähnlicher Zugwaggon stand. Aber hier war die Kim-Jong-Il Abteilung und dementsprechend war hier sein Reiseweg angezeigt. Seltsamerweise reiste er auch fast ausschließlich mit dem Zug. Ob Flugangst erblich ist. Hier war auch der Waggon ausgestellt indem er gestorben war. Das wäre im Flieger nicht passiert. Zugfahren ist doch gefährlicher als Fliegen. Er war am Schreibtisch gestorben, während er wichtige Papiere unterzeichnete. Wahrscheinlich waren diese so brisant, dass ihn der Schlag getroffen hat. Das schönste war der Fußmassage Apparat unter seinem Schreibtisch. Vielleicht hat er sich auch todmassiert. Oder die Maschine war aus der DDR, hatte einen Kurzschluss und ihn hat ein Stromschlag getötet. Und vielleicht war die Stasi auch im Spiel. Aber ich höre jetzt lieber auf mit den Spekulationen über die Todesursache, bevor ich nach auf den vorhandenen Reißwolf zurück komme.
Hier war zwar auch ein Mercedes, aber kein Boot. Wahrscheinlich musste er das von seinem Vater auftragen. Ich fragte mich, ob es auch schon einen Raum mit den Orden von Kim Jong-Un gab. Wenn er dann sterben würde bräuchten sie ihn dann nur schnell in einen Glassarg legen und könnten dann direkt wiedereröffnen. Und gereist ist er ja bisher auch noch nicht viel. Das könnte man schnell an die Wand kritzeln.
Wir gingen dann in die Trauerhalle in der alle Koreaner um Kim getrauert hatten. Aber so klein wie diese war haben wohl entweder nur wenige um ihn getrauert oder die Schlange der Trauernden ging bis Seoul.
Wir durften nun unsere Kameras holen, um ein paar Fotos im Garten zu schießen. Ein paar Fotos vom Gebäude reichten aber auch schon. Kim bedankte sich für die Zusammenarbeit (das machte er immer, wenn etwas sensitiv war und wir keine Scheiße gebaut hatten) und meinte wir sollten uns die Jahreszahlen der Revolution für die Prüfung merken. Adam meinte aus Spaß das müsste er nicht, denn er hätte den Prüfungsbogen, worauf ich meinte, den hätte er wohl aus dem Internet heruntergeladen.
Es ging weiter zum Ehrenhain der Revolutionäre, also im Prinzip auf den Friedhof. Statt Kreuze standen hier allerdings Büsten der Verstorbenen herum. Und alles waren nur Offiziere. Das einfache Fußvolk war wohl woanders verscharrt. Ich fragte Kim, wer denn davon wichtig sei und er meinte die Wichtigen lägen ganz oben auf dem Berg. Na gut, da konnte ich die Fotos hier unten sparen. Ganz oben war dann auch Frau Kim, vor der wir uns wieder brav verbeugten.
Wir fuhren zurück ins Hotel. Hier war alles dunkel und erst als man sah, dass die Busse wieder zurückkamen, wurde das Licht in der Lobby angeschaltet. Für uns paar Leute hat man das nicht für nötig befunden. Die Zimmer waren schon gemacht, aber ich ging trotzdem noch einmal auf die Toilette. Da müssen die halt noch mal putzen.
Nach dem Essen ging es zum Geburtshaus von Kim Il-Sung. Der Parkplatz war direkt an einem Vergnügungspark, aber hier fuhr kein einziger Wagen auf der Achterbahn. Auch hier wartete man wohl mit dem Anschalten auf die Touristenbusse.
Wir liefen zu einer kleinen Hütte. Kim erzählte uns, dass Kim Il-Sungs Vater Friedhofswärter gewesen sei. Da kann ich verstehen, dass der Sohn das Geschäft seines Vaters nicht weiter betreiben und sich lieber um den Nachschub kümmern wollte. Viele Leichen würden den Job des Vaters krisenfest machen. Kim wollte jetzt unbedingt ein Gruppenfoto machen. Und damit auch alle drauf waren, bat er einen zufällig nebenstehenden Kameramann darum, uns zu fotografieren. Schließlich musste der das können. Als Gegenleistung mussten Adam und Peter ein Interview vor (diesmal seiner) Kamera geben. Kim übersetzte simultan. Beide lobten das Land in höchsten Tönen, was blieb ihnen auch übrig. Aber man wusste natürlich auch nicht, was Kim da übersetzte. Zum Glück hat es mich nicht getroffen.
Adam wollte von Kim wissen, wann das denn gesendet würde. Als wenn er es schauen könnte. Er hat ja sowieso kein koreanisches Programm auf seinem Zimmer. Aber natürlich wusste Kim das nicht. Woher auch. Ich meinte darauf, er solle doch einfach einmal auf YouTube nachschauen.
Nächster Programmpunkt war der Circus, 20 Euro extra, und bestehend aus vielen Leuten, die durch die Luft geschleudert wurden. Fotografieren war verboten und die Vorstellung dauerte nur 75 Minuten. Man merkte, obwohl das ganze schon spektakulär war, dass dies nicht die Besten der Besten waren. Diese flogen wohl im Ausland für Devisen durch die Luft. Doch für die Touristen und Einheimischen (fast alles Soldaten) reichte es. Zweimal brach man sich fast die Knochen, indem man danebenflog. Das machte es dann wieder lustig. Circus halt.
Noch war es hell, also parkten wir am Triumphbogen für ein paar Fotos. Dieser war zwar 11 Meter höher als der in Paris, dafür konnte man aber nicht hoch gehen. Na irgendwo musste man ja sparen.
Wir fuhren dann zu einem Platz im olympischen Dorf. Dieses war zu irgendeiner umgedeuteten Großveranstaltung errichtet worden. Es standen hier viele, wohl wenig oder gar nicht benutzte Sporthallen herum. Auf einem größeren Platz fand dann ein sogenanntes Massentanzen statt. Geschätzte 2000 Koreaner tanzten zu patriotischen Klängen und versuchten Touristen zum Mittanzen zu bewegen. Dabei fiel mir zum ersten Mal auf, wie unmöglich viele Touristen hier angezogen waren. Fußballtrikots waren da noch das kleinste Übel. Zum Glück ging das ganze Schauspiel nur 45 Minuten. Dann trat ein Mann ans Mikrofon und brüllte etwas hinein. Jetzt gab es wohl die Urkunde. Ich sag nur Guinness Buch der Rekorde.
Wir fuhren anschließend weiter nach Kaesong. Die Fahrt dauerte 2 Stunden und wir landeten in einem Hotel mit lauter kleinen Hutons. Der Strom war ausgefallen und es war inzwischen stockdunkel. Wahrscheinlich ist wieder einmal ein Flüchtling von Süd- nach Nordkorea geflüchtet, ist dabei im elektrischen Zaun hängen geblieben und hat so einen Kurzen verursacht. Das soll häufiger vorkommen, so viele Wirtschaftsflüchtlinge wie es hier gibt.
Ich folgte einfach den anderen im Dunkeln und plötzlich stand ich in einem Hof der Zugang zu 5 Zimmern bot, wobei 3 Einzelzimmer waren. Na gut, da war ich hier wohl richtig. Mithilfe der zum Glück mitgebrachten Taschenlampe suchte ich mir ein Zimmer aus. Das traditionelle Schlafen auf dem Boden fiel aber aus, denn es gab keine Matte, nur ein normales Bett. Das war mir ganz recht. Am Bett war ein Moskitonetz angebracht, wobei ich nicht herausfinden konnte, wie man es befestigen sollte. Einzig darin einrollen wäre möglich gewesen. Uwe und Fritz hatten die beiden anderen Einzelzimmer und Adam und Franz ein Doppelzimmer. Das 5. Zimmer blieb leer. Es stellte sich heraus, dass wir alle Junggesellen und auch die 5 Personen waren, die die Verlängerung der Reise gebucht hatten. Da konnten wir uns schon mal aneinander gewöhnen.
Wir beschlossen den Abend im Hof zu verbringen, Licht und Fernsehen gab es ja sowieso nicht und um das Ganze etwas aufzuheitern, beschlossen wir erst mal Bier zu holen. Kim führte uns zu der Bar in der Rezeption, die ganz vorne am Anwesen lag. Hier sollte es auch Frühstück geben, aber das werde ich nie wieder finden. Apropos Frühstück. Nachdem ich mich beschwert hatte, dass mir 30 Minuten zwischen Frühstück und Abfahrt des Busses nicht reichen würden, durfte ich 15 Minuten früher Frühstücken. Oder besser gesagt 15 Minuten länger den Frühstücksraum suchen.
Wir setzten uns mit Kim in den Hof und dieser holte noch eine Flasche Reiswein hervor. Zusätzlich spendierte Fritz noch seine Flasche Reisschnaps, die er sowieso nicht im Handgepäck mitnehmen durfte. Ja, Fritz reiste 8 Wochen nur mit Handgepäck durch Asien. Respekt vor dieser Leistung. Fritz war Geschäftsführer einer bekannten Partei. Na wenn das mal seine Wähler wüssten. Aber wenigstens macht er nicht Luxusurlaub auf Parteikosten im Firmenjet.
Adam betonte immer wieder seine polnische Herkunft. Er war bei einem Autozulieferer als Projektleiter tätig. Da sind wohl auch ein paar Teile in meinem Polo drin. Sein Freund Franz ist Sozialarbeiter. Wieder mal. Und Michel ist Schlosser, hat aber einen Doktortitel. Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Aber heutzutage hat ja auch jeder Politiker einen Titel, wenn auch nur h.c. Ich muss da mal Fritz fragen.
Wir becherten bis 1 Uhr und da Alkohol die Zunge löst, hoffte ich nur nichts Falsches gesagt zu haben. Kim war recht schweigsam und erzählte wenig von sich. Dafür hörte er aber umso aufmerksamer zu. Na mal sehen, ob ich morgen aufwachen werde und vor allem in welchem Arbeitslager.
7.Tag – Am Todesstreifen
Ich war trotz der gestrigen späten Stunde schon um 5 Uhr wach. Das ist bei mir nun mal so drin. Beim Duschen gab es nur kaltes Wasser, aber wenigstens gab es Wasser. Mein Test gestern Abend hatte da anderes erwarten lassen. Aber das war vielleicht der fehlenden Elektrizität geschuldet, die eine mögliche Wasserpumpe obsolet machte. Zumindest bekam ich keinen Schlag durch die Lampe, die direkt am Duschkopf angebracht war.
Ich nutzte die Zeit und räumte das Chaos im Hof etwas auf. Anschließend ging ich wie besprochen 15 Minuten früher zum Frühstück. Mehr instinktiv fand ich auch den richtigen Eingang und dort wartete auch die Reiseleiterin schon auf mich. Kim schien es nach gestern Nacht nicht ganz so gut zu gehen.
Es war eine lange Tafel vorbereitet und ich musste mich auf den Boden setzen. Das war zwar traditionell, aber ungemütlich. Früher war halt nicht immer alles besser. Es gab 1 Rührei, 4 Scheiben Toast und zwei kleine Schälchen mit Butter (oder Käse? Von der Konsistenz her konnte man das nicht erkennen, deshalb habe ich es lieber nicht gegessen) und Konfitüre oder Honig (auch das konnte man weder vom Aussehen, noch vom Geschmack erkennen). Zumindest war es viel zu wenig für 4 Scheiben Toast.
Nach und nach kamen alle an und es war Zeit für mich zu gehen. Ich holte meinen Koffer und gab Peter auf dem Weg noch den entscheidenden Tipp, wo es Frühstück gibt.
Es ging zu einem Tempel der heute das Koryo Museum beherbergt. Das stellte einiges Unwichtiges der Koryo Monarchie aus. Höhepunkt war das nachgebaute Königsgrab mit den Wandmalereien. Es gab auch eine Tafel auf der erklärt wurde, dass damals ein Rind 500 Won wert war, ein Mann 100 Won und eine Frau 120 Won.
Geendet hat die Besichtigung wieder einmal im Souvenirshop, wo ich für 16 Euro Schnaps und für 7 Euro Tee erwarb. Adam erwarb eine Tonfigur und erhielt eine kleine Tasche mit Schnürchen. So wie er nun dastand meinte ich zu ihm, er hätte seinen Wert jetzt von 100 Won auf 120 Won gesteigert.
Wir verließen die Anlage und gingen direkt in die Post oder besser einen Briefmarkenladen. Hier kostete der Schnaps nur 10 Euro und es gab auch schönere Postkarten als im Hotel. Na da hab ich ja wieder alles falsch gemacht. Das kommt davon wenn man sonst nie Souvenirs kauft. Da fehlt einfach die Erfahrung.
Wir fuhren anschließend zur DMZ. Wobei, zuerst ging es natürlich wieder in den Souvenirshop. Hier warteten wir bis eine chinesische Reisegruppe zu uns stoßen konnte, also mit dem Shopping fertig war. Ein Soldat erklärte uns auf einer Karte an der Wand die Grenzsituation und die Gebäude. Dann ging es in Zweierreihe zum Bus. Wir fuhren eine Straße entlang, wo an der Seite, erhöht, lauter riesige runde Betonklötze angebracht waren. Alle durch ein Kabel verbunden. Im Notfall hätte man den ersten Klotz nach unten befördert und dieser hätte dann alle anderen mitgerissen. Dadurch wären alle angreifenden Gegner erschlagen worden. Oder es hätte einfach nur die Straße für Panzer blockiert. Wir sind hier doch nicht im Mittelalter oder etwa doch? Wo war gleich noch der Pech und Schwefel?
Auf halbem Wege hielten wir an ein paar Hallen an, in denen der Waffenstillstand unterschrieben wurde. In der ersten Halle stand ein Tisch und hier setzte man erst mal die Chinesen und die Deutschen gegenüber. Drohgebärden und Händeschütteln wurden als dankbares Fotomotiv genommen und können garantiert für 500 Euro an die Bild Zeitung verkauft werden. In der zweiten Halle waren dann die original Flaggen und Unterlagen auf den 2 original Schreibtischen ausgestellt. An der Wand hingen noch viele Fotos und Zeitungsausschnitte, aber die Zeit ließ es nicht zu diese zu betrachten. Ich fragte mich, warum man so was aufhängt, wenn man keine Zeit lässt es zu betrachten. Aber vielleicht war das ja auch gar nicht gewollt. So sah es möglicherweise einfach nur besser aus.
Es ging nun wieder zum Bus und weiter zur Grenze. Nachdem wir wieder einen Stein anschauen mussten, auf dem Kim Il-Sung bei seinem Besuch ein paar warme Worte hinterlassen hatte, ging es zur Terrasse und von da auch gleich in die Grenzbaracke. Die kannte ich ja schon. Es fiel auf, dass jetzt nur Nordkoreanische Soldaten die Grenze bewachten. Als ich vor 4 Jahren von der anderen Seite gekommen war, bewachten nur Südkoreanische Soldaten diese. Wahrscheinlich hatte man mehr darüber verhandelt an welchen Tagen welche Touristen kommen dürfen und an diesen Tagen hatte dann die eine Seite frei und die andere Dienst. Warum über Frieden und Wiedervereinigung verhandeln, wenn es wichtigeres gibt.
In der Grenzbaracke setzte ich mich direkt auf die Grenze. Somit war ich das Symbol der Wiedervereinigung. Na gut, das hat keinen Interessiert. Aber viele Fotos musste ich ja nicht machen, ich hatte ja schon alle. Hier hatte sich eigentlich nichts verändert, seitdem ich das letzte Mal meine Kamera ausgepackt hatte. Es ging anschließend auf die Aussichtsplatform des Grenzgebäudes. Hier konnte man auch ein Foto mit dem Soldaten machen, der uns geführt hatte. Das war extrem locker, nicht so wie bei meinem Besuch auf der anderen Seite. Damals durften wir das Hauptgebäude gar nicht betreten und mussten ständig in Reih und Glied stehen. Auch war das Fotografieren nur zu bestimmten Zeiten und von der Terrasse erlaubt. Das hier war dagegen Kindergarten. Alles durfte fotografiert werden und man konnte frei hin und her laufen. Hier fehlte nur noch ein Souvenirstand.
Ich hatte nun mein Ziel erreicht und die Grenze auch einmal von der anderen Seite gesehen. Das war ein bisschen wie Ost- und West-Berlin.
Wir fuhren zurück und, nachdem wir den Soldaten abgesetzt hatten, weiter zum Königsgrab Kongmin. Die Fresken hatten wir ja schon gesehen, was auch ganz gut war, denn das Grab hatte keinen Eingang. Wir gingen einmal rum, aber es war keine Öffnung zu sehen. Ich fragte mich, wo denn die original Fresken waren. Hatte man diese womöglich einfach wieder zugeschüttet? Aber wahrscheinlich waren diese wieder einmal im Louvre.
Wir fuhren zum Mittagessen. Hier gab es lauter kleine zugedeckte Töpfchen mit Kleinigkeiten, also koreanische Tapas. Ich schlug vor, dass wir Memory spielen. Also alle Töpfchen mischen, 2 Deckel aufheben und wenn beide Gerichte gleich sind darf man sie essen. Es wollte aber keiner mitmachen. Verdammtes Alzheimer.
Nach dem Essen ging es zum Historischen Pfad in Sariwon. Das war ein Hof an dessen Wand ein paar Mosaike mit historischen Begebenheiten angebracht waren. Kim erklärte uns diese. Auf einem führte angeblich der Großvater von Kim Il-Sung den entscheidenden Schlag im Seekrieg gegen amerikanische Piraten an. Jetzt frage ich mich warum so ein Kriegsheld keinen anderen Arbeitsplatz als den eines Friedhofswärters gefunden hatte. Aber bei sowas hakt man lieber nicht nach.
Wiederwillig folgte ich auf die Aussichtsplatform. Natürlich ging es wieder unzählige Treppen hoch und oben war ich erneut fix und fertig. Da kam es mir nur Recht, als Kim, nachdem wir wieder unten angekommen waren, anbot die lokale Spezialität zu probieren. Dies war zum Glück eine besondere Art von Reisschnaps. Und da soll ich nein sagen?
Wir gingen also die Straße entlang in ein einheimisches Restaurant. Hier bekamen wir in einer Schüssel eine milchige Brühe serviert. Das ganze schmeckte süßlich, hatte aber Alkohol. Deshalb nahm der Busfahrer auch eine große Portion. Und eine Schüssel kostete nur 50 Cent. Bevor jetzt jeder sein Kleingeld umständlich wechseln musste, bot ich an eine Runde zu schmeißen. Schließlich war ich ja auch der Grund, dass es zu dem Besäufnis kam. Ich wollte der Bedienung 10 Euro geben. Bei 16 Leuten (inklusive Busfahrer und Reiseleiter) wäre das mir angemessen gewesen. Aber sie verschwand mit meinem Geld und kam längere Zeit nicht wieder. Ich dachte sie ist wohl jetzt mit dem Vermögen nach Südkorea durchgebrannt und setzte mich einfach in den Bus. Plötzlich kam die Reiseleiterin und überreichte mir 3,50 Euro Wechselgeld. Die Bedienung war wohl erst zur nächsten Bank zum Wechseln gegangen. Trinkgeld verboten. Arbeitslager!
Trotz Alkohol oder gerade deswegen fand der Fahrer noch den Weg zum Songbul Tempel. Ein Mönch führte diesmal persönlich durch den Tempel. Anziehungspunkt für die Augen waren aber seine schicken Schuhe. Gar nicht Mönchslike. Eine andere deutsche Gruppe mischte sich unter uns, um von den Erklärungen des Mönchs und der deutschen Übersetzung durch Kim zu profitieren. Also so was kann ich ja gar nicht. Wenn man sich keinen eigenen Mönch leisten kann, hat man einfach beim falschen Veranstalter gebucht. Der Mönch ließ es sich auch nicht nehmen ein fröhliches Lied für uns zu trällern. Das honorierte ich dann auch mit einer 2 Euro Spende. Anschließend zeigte er uns auch noch das älteste Gebäude von Korea. Es war natürlich ein Tempel, den die Amerikaner beim Bombardieren übersehen hatten.
Auf einer Stehle waren auf der Rückseite alle Spender aufgeführt, die etwas für den Wiederaufbau beigetragen hatten. Ich war nicht aufgeführt, obwohl ich ja auch gerade etwas gespendet hatte. Da hatte wohl das Online-Update versagt. Ja wie sollte es auch funktionieren, ohne Internet.
Wir fuhren zurück nach Pyongyang, wo wir erst mal in ein Restaurant einkehrten um einen Hot Pot zu vertilgen. Zurück im Hotel bekamen wir die selben Zimmer, die wir vorher hatten. Von wegen zweimal Zimmer machen. Die Zimmer wurden einfach nicht neu vergeben. Ich bezweifelte, dass Kim die Zimmerschlüssel überhaupt abgegeben hatte.
Wir verabredeten uns für später in der Hotel Bar auf einen Gute Nacht Trunk. Allerdings landeten wir im 49. Stock im Drehrestaurant. Hier drehte sich nur der Boden, die Außen- und die Innenwände blieben stehen. Wir saßen an einem langen Tisch, aber niemand kam um uns Bier zu bringen. Die Kellnerinnen waren hier mit der Aussicht oder sich selbst beschäftigt. Die Reiseleiterin, die auch mit uns den Abend verbrachte, musste aufstehen und zu den Kellnerinnen gehen, damit wir endlich Getränke bekamen.
Der Vorteil hier war, dass, da die Toilette an der innenliegenden Wand lag, man nur warten musste bis diese vorbei kam. Ein Toilettengang war also nicht wirklich notwendig. Der Nachteil war, dass man 1 Stunde und 40 Minuten warten musste bis man das nächste Mal auf die Toilette konnte, da eine Umrundung so lange dauerte. Und musste man einmal früher, was durchaus vorkommen konnte, lief man immer automatisch in die falsche Richtung. Also in die, in der der Weg länger war. Angekommen ist man natürlich immer irgendwann.
Fritz unterhielt sich ausführlich mit der Reiseleiterin und Kim sprach plötzlich fließend Englisch, wo er doch behauptet hatte, er spreche nur Deutsch und Chinesisch. Tja, der Alkohol brachte wieder einmal so manches an den Tag. Die Fassade bröckelt.
Am Schluss stand einfach zu viel Bier für zu wenige Leute auf dem Tisch. Und nachdem um 12 Uhr abkassiert wurde, ging ich dann auch auf mein Zimmer. Der Rest hat es wohl noch bis 1 Uhr ausgehalten.
8.Tag – Juche statt Jauche
Kopfschmerzen und Restalkohol, eine furchtbare Mischung beim Aufstehen. Ich ließ das Frühstück ausfallen um eine Stunde länger zu schlafen. Man verpasste ja sowieso nichts bei diesem. Als ich aus dem Fenster schaute, dachte ich zuerst es wäre nebelig. Nein, das war nicht der Restalkohol, es regnete tatsächlich. Dies war das erste Mal seit Tagen. Sonst war es immer um die 30 Grad. Aber das war wohl dem Taifun in Japan geschuldet, dessen Ausläufer uns hier trafen. Dies hatte auch zur Folge, dass ich heute keine Fotos aus dem Bus schießen konnte, da die Regentropfen an der Glasscheibe ein automatisches Scharfstellen verhinderten.
Wir fuhren über eine 4 spurige Schotterstraße, als plötzlich mitten auf der Autobahn eine Soldatin stand und salutierte. Nach kurzer Zeit erreichten wir eine super ausgebaute neue Fahrbahn ohne ein Schlagloch, richtig mit Teer. Ob dies der Grund für das Salutieren war. Begrüßung der neuen Autobahn?
Der Fahrer fuhr dann auch extra langsam, damit die neue Fahrbahn nicht kaputt geht. Allerdings hatte das Vergnügen nach etwa 5 km ein Ende und die übliche alte Fahrbahn mit Schlaglöchern folgte. Da ist wohl mal wieder das Geld ausgegangen, aber man hat den Touristen wenigstens gezeigt, dass man könnte, wenn man wollte.
Das nächste Vorzeigeobjekt war ein Staudamm bei Nampo der das Salzwasser aus dem Taedong Fluss zurückhalten sollte, damit die Ernte gesteigert werden konnte. Hierzu fuhren wir über einen kleinen 8 km langen Damm um dann auf der Insel Pi zu landen (oder zu fahren). Hier wurde uns ein patriotischer Film über den Bau des Damms gezeigt. Die Erwähnung, dass es dabei Opfer gegeben hatte, rief bei einem Mitreisenden die Frage auf, wie viele Tote es denn gegeben hätte. Allerdings wurde es von der Führerin so beantwortet, dass es sicherlich Opfer gegeben hätte, der große Führer kümmere sich aber um die Angehörigen. Wohl mit Äpfeln und Schnaps.
Apropos Äpfel, nächster Programmpunkt war eine Farm-Kooperative. Hier legte ich und Adam Blumen vor einer riesen große Statue von Kim und ein paar Gesellen nieder. Anschließend kam die obligatorische Verbeugung. Auf dem Hof standen gerade extrem viele Autos mit Lautsprechern auf dem Dach. Die Propaganda Abteilung hatte hier gerade eine Vorstellung. Wir durften aber nicht zuhören (Vorsicht, Feind hört mit), sondern mussten in den Souvenirshop. Hier gab es aber nur Äpfel und Bleistifte und so hielt sich mein Kaufinteresse in Grenzen.
Da dies bei den Anderen auch der Fall war, gingen wir dann auch schnell weiter zum Kindergarten. Hier warteten auch schon diverse Kinder und eine Gärtnerin, also Kinder-, mit Harmonika und stimmte fröhliche Lieder an zu denen die Kinder im Kreis tanzten. Und als wenn das nicht schon fragwürdig genug war, rannten die Kinder plötzlich auf die armen Touristen zu und zerrten sie in den Kreis, damit sie sich beim Tanzen vollständig blamierten. Für mich war zum Glück kein Kind mehr frei und so beschränkte ich mich darauf die Blamage zu fotografieren.
Da das alles war, was man hier sehen konnte oder durfte, fuhren wir zurück über die Autobahn nach Pyongyang. Es kam ein Teilstück, das extrem schlecht war. Ein Acker war eine Hochgeschwindigkeitsstecke dagegen. Hier hatte man wohl vergessen, dass heute Touristen unterwegs waren und so hatte man versäumt die Bauarbeiterinnen wegzuschließen. Es arbeiteten hier nur Frauen und diese versuchten verzweifelt die Schlaglöcher zu füllen. Dazu hatten sie keine Maschinen, sondern nur Hacke und Schaufel. Damit schlugen Sie am Rand Asphalt von der alten Fahrbahndecke ab (was natürlich zur Folge hatte, dass die jetzige Fahrbahn etwa 10 cm niedriger lag, als die Alte) und schütteten den Schutt auf ein Stoffband. 2 Frauen nahmen dies an den Enden und trugen es zum Schlagloch. Schubkarren gab es keine. Eine Frau saß dann an dem Loch, füllte es mit dem Schutt und goss Wasser darüber. Fertig war die neue Formel Eins Strecke. Ich konnte nur einen Mann entdecken, der wohl die Oberaufsicht hatte. Manche Frauen hatten die für Koreaner obligatorischen Kim Anstecker an, andere nicht. Letztere waren wohl von der untersten Kaste, also Arbeitslager. Hatten wahrscheinlich unter Alkohol den Mund nicht halten können. Ich nahm mir vor nicht mehr so viel zu trinken…
Nach dem Essen ging es U-Bahn-Fahren. Die Rolltreppe fuhr so tief in den Boden, dass man im Falle eines Atomkriegs hier bequem überwintern konnte (und ich denke das war auch so geplant). Da generell niemand auf der Rolltreppe (oder einem Laufband) lief und es so lange dauerte nach unten zu kommen, setzten sich viele auf die Treppe und fuhren so bequem nach unten. Zeit für ein Nickerchen hatte man ja. Das war wohl die längste Rolltreppe der Welt.
Der U-Bahn Plan mit gerade einmal 2 Linien war schon vielversprechend. Wir fuhren erst eine Station und dann noch mal 4 weitere, wo wir dann endgültig ausstiegen. Wenn man aus dem Waggon, der übrigens gut gefüllt war, sah, konnte man sich denken, dass man die prachtvollsten Stationen ausgesucht hatte. Die Stationen an denen wir nicht ausstiegen waren schon ziemlich trist. Die U-Bahn war übrigens aus der DDR, nur mit den Bildern der 2 großen Führer aufgehübscht. Ein Fenster soll sogar noch ein Graffiti „Safer Sex“ gehabt haben, sagte ein Mitreisender. Ich kann das allerdings nicht bestätigen.
Sinnvollerweise fuhren wir dann mit dem Bus zur Bücherei. Wieder einmal empfing uns eine Kim Statue am Eingang und dann eine lokale Führerin. Es standen hier erstaunlich viele Computer herum. Inwieweit diese mit der Außenwelt, also außerhalb der Bücherei, verbunden waren kann ich nicht sagen. Die Infoterminals, die es gab, waren jedenfalls überhaupt nicht erst angeschaltet. Wir besuchten mehrere Lesesäle und Sprachlabore, bis wir in einen Saal kamen, der mit lauter Getthoblastern voll war. Das war das Musikzimmer. Stolz legte man eine CD mit deutscher Musik ein oder zumindest, was man dafür hielt. Es war deutscher Schlager von einem mir völlig unbekannten Künstler.
Anschließend zeigte man uns das automatische Lagersystem der Millionen Bücher oder besser die Theke an der man die Bücher ausgehändigt bekam, nachdem man sie hier geordert hatte. Eine Frau saß an einem Computer und nahm die exemplarische Bestellung unserer Führerin entgegen. Nachdem die Frau die Bestellung in den Computer eingegeben hatte, kamen nach 10 Sekunden 2 Bücher in einem Korb durch die Klappe in der Wand heraus. Also wenn das kein Fake war. Da saß doch jemand hinter der Wand, wartete auf ein Signal und schob dann die vorbereiteten Bücher durch die Klappe.
Wir fuhren dann mit dem Aufzug auf die Dachterrasse, um von dort auf die Vorbereitungen zum Massenauflauf hinunter zu schauen. Von hier haben auch schon die Kims gewunken. Hauptgrund unseres Besuchs war aber eigentlich der Souvenirshop, der sich direkt vor der Terrasse befand. Ob die Kims diesen auch durchquert hatten? Und vielleicht hatten sie sogar was gekauft? Ein T-Shirt „I love Pyongyang“?
Wir stiegen in den Bus und fuhren ungelogen 10 Meter bis zum Platz direkt vor der Bücherei. Dort gingen wir einmal um den Platz herum, machten ein Gruppenfoto und stiegen wieder in den Bus. Wir mussten uns schon sehr verändert haben, dass nach 2 Tagen schon wieder ein Gruppenfoto notwendig war. Hatte die Umerziehung schon Früchte getragen?
Wir fuhren ins Bunker-Museum. In den Bunkern hier hatte sich Kim Il-Sung vor den amerikanischen Bomben versteckt. Das war also der Führer Bunker. Und damit man den Bunker künftig vielleicht noch mal benutzen konnte, schließlich hatte man ja noch einen Führer, durfte man keine Fotos machen und musste die Kamera im Bus lassen. So wurde wenigstens der genaue Standort nicht verraten. Ich ließ auch gleich alles andere im Bus, was allerdings unnötig war, denn es gab keine Kontrollen.
Eine lokale Führerin führte uns durch das Museum und erklärte die wichtigsten Bilder an der Wand. Dann bekamen wir auch noch einen Film auf Koreanisch zu sehen. Informativ ist anders. Endlich ging es hinaus Richtung Bunker. Zuerst ein paar Hütten, in denen Kim seine Zeit verbracht hatte, wenn es mal nicht gerade Bomben geregnet hatte. Kim hatte gemeint man solle dies zu einem Museum machen, damit das Volk alles sieht. Dem wiedersprachen aber die angebrachten Gitter an der Tür. Alles sehen sieht anders aus. Im Bunker gab es dann außer langen Gängen ein paar Räume zu sehen, wo man sich damals die Zeit vertrieb. Kim machte das vor allem dadurch, dass er Kochrezepte erfand. Zu Schweinefleisch sollte es zum Beispiel immer Meeresfrüchte geben. Ein weiterer Beweis dass er nicht so ganz klar im Kopf gewesen sein konnte.
Letzter Besichtigungspunkt war der Juche Turm. Die lokale Führerin hier gab sich erst gar nicht die Mühe viel zu erzählen, dafür geleitete sie uns direkt zur Kasse. Hier konnte man für 5 Euro sein Ticket für den Aufzug erwerben, um damit ganz nach oben zu fahren. Beim Einsteigen wurde das Ticket dann gleich wieder einbehalten. Wenn das nicht wieder einmal sinnlos ist. Oben ging es dann mit der Höhenangst, wenigstens war der Rundumgang breit genug. Der Ausblick war toll und die Fotos schnell gemacht. Mit dem ersten Aufzug fuhr ich dann auch sofort wieder runter. Man muss es nicht übertreiben.
Vor dem Essen ging es noch in einen original koreanischen Laden. Aber auch hier wimmelte es von Touristen und es gab den gleichen Ramsch wie überall. Beim Essen wurde diesmal direkt am Tisch gegrillt. Spiritus sei Dank. Zurück im Hotel verabredeten wir uns in der Bar. Wir saßen an einem großen Tisch und Klaus saß direkt neben mir. Zuerst spielte er stundenlang mit seiner Schlüsselkarte. Dann ging er weg, um dann kurz darauf wieder zu kommen. Plötzlich fragte er mich, wie seine Stimme wäre. Seitdem er Gesangsunterricht nehmen würde, wäre diese viel besser. Und so fing er mit mir ein Gespräch an, dessen ich mich nicht entziehen konnte. Um 23 Uhr ging ich dann, denn ich konnte es nicht mehr ertragen. Dann besser auf Müde machen.
9.Tag – Saint Tropez in Nordkorea
Heute ging ich mal wieder zum Frühstück. Schließlich hatte ich durch Klaus nicht viel trinken müssen. Es gab wieder den altbekannten Fisch und warme Wurst. Ich konzentrierte mich aber mehr auf die Eier, Brötchen und den Süßkram. Heute hatten sich die anderen Reiseteilnehmer, die nicht verlängert hatten, verabschiedet und waren schon am Flughafen oder am Bahnhof. Und auch die Reiseleiterin verabschiedete sich von uns. Sie hätte eine andere Gruppe, die sie begleiten müsste. Seltsam, vor ein paar Tagen fragte jemand sie, was sie nach unserer Gruppe machen würde und sie meinte, sie müsste im Büro arbeiten, da sie keine neue Gruppe hätte. Das ist insofern seltsam, da ja nicht überraschend Gruppen ins Land kommen. Und auch, dass sie mitten drin abgezogen wurde. So knapp waren englischsprachige Reiseleiterinnen nicht, dass nicht eine Kollegin das hätte machen können. Wahrscheinlich hatte sie sich aber im Drehrestaurant beim Gespräch mit Fritz verplappert und Kim hatte gepetzt. Hier passt halt jeder auf jeden auf.
Aber für Ersatz war schon gesorgt, denn ein anderes junges Mädel sollte uns die nächsten 2 Tage überwachen. Natürlich wurde sie gleich von Uwe angebaggert. Ich hielt mich da lieber zurück. Normale Frauen überwachen einen ja schon ständig, wie soll das dann erst werden, wenn sie noch extra darin ausgebildet sind?
Es waren 4 Stunden Fahrt bis Wonsan und wir machten auf halber Strecke an einer Raststätte halt. Eine prachtvolle Bergkulisse am See und eine nicht so prachtvolle Toilette erwarteten uns. Da wir nur noch zu fünft, also mit Bewachung zu siebt, waren, hatten wir jetzt einen kleineren Bus. Dadurch saß man fast direkt über der Achse und da der Fahrer über die Schlaglöcher heizte, ja diese geradezu suchte, hüpfte man jedes Mal hoch und landete unsanft auf dem Steißbein. Ich setzte mich etwas weiter nach vorne und da ging es ein bisschen besser. Allerdings hatte ich keine Hoffnung, dass ich heute Abend noch einen heilen Rücken haben würde.
Das Auto machte nach kurzer Zeit furchtbare Geräusche. Es klang wie wenn eine Gans unter der Motorhaube wäre. Kein Wunder so wie er geheizt war. Da kann man schon mal eine Gans mitnehmen. Aber ein bisschen Angst hatte ich schon. Wer weiß, ob es hier einen ADAC gab.
Im Hotel angekommen gab es erst einmal wieder kein Strom. Natürlich ging dadurch der Auszug auch nicht und mein Zimmer befand sich im 5. Stock. Treppe für Treppe schleppte ich mehr mich als meine Tasche dorthin. Früher gab es mal Hotelmitarbeiter die für Geld die Taschen im Fahrstuhl nach oben fuhren. Aber kaum ist Stromausfall und der Fahrstuhl fährt nicht (so dass man die Taschen physisch tragen musste), waren diese nicht mehr zu sehen. Gepäckträger waren aber in koreanischen Hotels im Allgemeinen wohl nicht üblich. Zumindest habe ich nie welche gesehen. Aber was will man machen bei Vollbeschäftigung.
Wir trafen uns unten in der Lobby, um dann wieder ganz nach oben in den 9. Stock ins Restaurant zu gehen. Hier gab es zwar einen tollen Ausblick, aber der Aufstieg… Dafür hat die Toilette gestunken wie der gereichte Fisch. Ich hoffte beide hatten nicht das selbe Alter.
Nach dem Essen ging es in das Internationale Ferienlager. Hier verbrachten koreanische und internationale Kinder ihre Ferien. Wir gingen mit einer polnischen Gruppe durch das Lager, was Adam sehr freute. Diese Gruppe war aber inzwischen wohl nicht mehr so motiviert, so wie sie durch das Lager schlürften.
Das Hauptgebäude sah aus wie unbenutzt. Da war kein Dreck zu sehen, den Kinder nun mal gerne machten. Auch das Vorzeigezimmer und der Essenssaal waren so sauber, als hätten sie noch nie ein Kind gesehen. Apropos Kind gesehen, im ganzen Lager war auch nicht ein Kind oder Mitarbeiter zu sehen. Angeblich wäre gestern die Ferienperiode zu Ende gewesen und die Kinder hätten unter Tränen (vor Abschiedsschmerz natürlich) das Lager verlassen. Da muss man wohl die ganze Nacht wegen uns durchgeputzt haben.
Es gab auch noch ein Aquarium, in dem eine Wasserschildkröte in einem viel zu kleinem Aquarium gequält wurde, ein Vogelhaus und ein Sportplatz mit Turnhalle und Schwimmbad. Letzteres wurde uns nicht gezeigt. Alles war zu sauber, zu geleckt, zu unbenutzt, zu Propaganda.
Danach ging es zu dem Bahnhof, an dem Kim Il-Sung 1942 ankam. Und daneben war das Hotel, in dem er genächtigt hatte. Also damals, jetzt war beides Museum. Aus welchem Grund er ankam habe ich vergessen, aber es wird schon seinen Sinn gehabt haben. Das Museum war übrigens durch Luftangriffe zerstört worden, wurde aber komplett neu aufgebaut. Das muss sehr gut gelungen sein, denn Kim hat es bei einem späteren Besuch gleich wiedererkannt.
Im Bahnhof hingen noch all die (wiederaufgebauten) originalen Fahrpläne und hinter dem Bahnhof befand sich eine Halle mit dem originalen Zug mit den originalen Wagen von damals. Und auch dort hatte Kim seinen Sitzplatz direkt wiedererkannt. Und das nach 30 Jahren. Respekt. Wo er doch so viel Zug fährt. Also ich wüsste nicht mehr wo ich vor 30 Jahren im Flieger gesessen hatte.
Endlich kamen wir zum Erholungsteil des Urlaubs, wir fuhren zum Strand. Dieser war wie in Rimini in Abschnitte aufgeteilt und man zahlte 2 Euro Eintritt. Dafür bekam man auch ein Körbchen mit einem kleinen Handtuch und einem winzigen Stück Seife. Außerdem konnte man sich eine Badehose für 1 Euro leihen, was ich auch gleich tat. Schließlich wollte ich auch einmal zwischen den Minen umher schwimmen. Fritz und Uwe taten es mir gleich und auch Kim ging mit uns ins Wasser. Zuvor stellte sich die Frage wo man sich umziehen sollte und die lösten wir, in dem wir den mit Planen verhangenen überdachten Bereich am Strand aufsuchten. Dies war wohl die Dusche, eignete sich aber auch zum Umziehen (wenn man kleiner als 1,60 m war, denn der Eingang war extrem niedrig gehalten). Die eigentlichen Kabinen waren wohl im Haupthaus, aber das wurde uns erst später bewusst.
Das Meer war hier ganz flach. Man musste Kilometer gehen, bis es etwas tiefer wurde. Perfekt zu verteidigen, da die Landungsboote nicht bis an den Strand kamen. Ich war dann auch nur 10 Minuten im Wasser. Das war etwa die Zeit, die man brauchte um hinaus zu laufen bis es tiefer wurde und wieder zurück. Sport ist Mord.
Als wir zurück in die Duschen kamen, liefen alle auf Hochtouren. Es gab keinen An- und Ausschalter, sondern die Duschen wurden zentral von der Aufsicht angemacht, wenn jemand rein kam. Das war jetzt nicht besonders sparsam, 8 Duschen für eine Person laufen zu lassen, bestätigte aber, dass dieses Land es nie zu etwas bringen wird. Auf der einen Seite wird verschwendet, auf der anderen Seite verhungert.
Um den Abend ausklingen zu lassen holten wir Bier und Knabberzeug und setzten uns an den Strand. Die Angestellten brachten plötzlich Plastikstühle, die wir höflicherweise annahmen, aber die Atmosphäre komplett zerstörten. In der Zwischenzeit reparierte der Fahrer etwas am Auto. Ich hoffte es war der Motor, allerdings versuchte er nur das Fenster zu reparieren. Erfolglos wie sich später herausstellte. Da war ich dann doch froh, dass es nicht der Motor war. Es war wohl besser, wenn er die Finger von den wichtigen Bauteilen des Wagens ließ.
Zum Essen ging es in ein Restaurant um die Ecke. Kim empfing uns in der Lobby des Hotels mit der Mitteilung, dass alle Plätze noch besetzt seien und wir etwa 30 Minuten warten müssten. Ich und Fritz machten das Beste daraus und wir gingen direkt ins Teehaus. Um nicht Tee trinken zu müssen holten wir uns Bier und machten es so zum Bierhaus. Die anderen kamen dann auch und halfen uns beim Restetrinken.
Seltsamerweise fuhren wir nicht mit dem Bus, sonder liefen die 50 Meter zum Restaurant. Das war wahrscheinlich nur möglich, weil es fast dunkel war. Oder weil der Busfahrer seine Hände doch nicht vom Bus lassen konnte und dieser nun gar nicht mehr fuhr.
Im Restaurant waren alle Tische leer. Und da soll noch vor 30 Minuten alles besetzt gewesen sein? Wir bekamen einen langen Tisch zugewiesen und hatten endlich einmal genug Platz. Allerdings mochten dies die Kellnerinnen so nicht akzeptieren und so stellten die Speisen alle auf einen Fleck. Ein bisschen Enge muss einfach sein.
Zurück im Hotel machten wir uns erst gar nicht die Mühe aufs Zimmer zu gehen. Wir gingen direkt in die Teestube und gewöhnten sie daran, dass sie nun eine Bierstube war. Kim brachte auch noch Schnaps mit und ich sorgte später auch hier für Nachschub. Es wurde wieder 1 Uhr als uns die Angestellten hinauswarfen. Diese mussten wohl schon Überstunden machen. Die dachten sich auch mit Tee wäre das nicht passiert. Die anderen gingen noch zu Uwe aufs Zimmer, doch ich verabschiedete mich. Man wird langsam alt und man muss nicht zwanghaft versuchen mit den Jungen beim Saufen mitzuhalten. Das kann einfach nicht klappen.
10. Tag – Sport ist Mord
Um 9 Uhr Wecken, 9:30 Uhr Frühstück und 10 Uhr Abfahrt, so war es ausgemacht. Als alter Streber stand ich schon um 8 Uhr auf und war gerade am Rasieren, als es um 8:20 Uhr an der Tür klingelte. Kim stand vor der Tür und verkündete, dass Frühstück schon um 9 Uhr wäre und nicht ganz oben, sondern im 2. Stock. Ich fragte ihn, ob wir das Gepäck schon mitnehmen sollten und er meinte ja. Kurz darauf klingelte es wieder und das Zimmermädchen stand vor der Tür. Hatte diese mitbekommen, dass es früher Frühstück gab und wollte sie dieses schamlos ausnutzen?
Ich ging also in das Restaurant im 2. Stock und musste feststellen, dass kein anderer seinen Koffer dabei hatte. Da war ich wohl wieder der Einzige der gefragt hatte. Zum Frühstück gab es Toast, Ei und Marmelade. Alles kalt, selbst das Ei (was sicherlich nicht frisch gemacht war). Durch das frühere Erscheinen hatte man wohl nur noch Zeit gehabt es gerade mal aufzutauen. Zum Erwärmen hat es mangels Mikrowelle nicht mehr gereicht.
Ich ging nach dem Frühstück noch einmal aufs Zimmer (das Zimmermädchen hatte sich dann doch nicht getraut sauber zu machen) und lies meine Tasche vertrauensvoll im Restaurant. Hier kommt einfach nichts weg. Das Wort Kofferschloss kennen die hier gar nicht.
Ich ging anschließend zum Bus, wo Uwe und Fritz schon standen und über Punk (also die Musikrichtung) diskutierten. Wer nach Nordkorea in den Urlaub fährt kann einfach nicht ganz dicht sein.
Erster Besichtigungspunkt war die Universität für Landwirtschaft. Hier fanden gerade die Bundesjugendspiele für die Angestellten statt. In Arbeitsklamotten und Straßenschuhen mussten diese gerade den 1500 Meter Lauf durch den Park absolvieren. Andere erlabten sich an Liegestütz und sonstigen Übungen.
Wir gingen durch den Park, der mit vielen Bäumen bestückt war (aber was will man auch von der Universität für Landwirtschaft anderes erwarten? Wüste?), zu einem großen Gebäude in dem man uns in den frisch renovierten Ausstellungsraum führte. Es roch noch nach frischer Farbe, so schön wurde er extra für uns hergerichtet. An den Wänden wieder viele Fotos von Kim Il-Sung, wie er den Absolventen wichtige Tipps gab.
Stolz ging es nun zum Treibhaus, das Kim persönlich gestiftet und in dem er selbst Forschungen betrieben hatte. Bei dem Mann muss der Tag 72 Stunden gehabt haben, was der alles gemacht hatte. Und dann hatte er auch noch die Muse gemütlich mit dem Zug umher zu fahren.
Den Angestellten Wettlauf durch den Park ersparten wir uns und so fuhren wir zurück zum Hotel. Das Programm war einfach zu straff, als dass wir auch noch die Überreichung der Urkunden abwarten konnten. Stattdessen ging es zu Fuß über einen langen Steg zum Leuchtturm. 1 Euro Eintritt (wohl nur für Touristen). Ich weiß gar nicht wem wir da immer das Geld gegeben hatten. Mir kommt es so vor als wenn das zufällig herumstehende Leute gewesen waren und Kim den Preis für die Spende einfach festgelegt hatte. Diese Spende erlaubte uns dann kilometerlang zum Leuchtturm zu marschieren. Überall wurde Fisch verkauft, allerdings solche in der Bonsai Variante.
Wir mussten 2 Hängebrücken passieren, was schon ausreichte, dass ich am Ende klitschnass war. Und das nicht, weil ich ins Wasser gefallen war. Höhenangst wirkt auch wenn es nicht so hoch ist, aber dafür heftig schaukelt. Und wenn dann auch noch die Planken morsch sind…
Am Leuchtturm angekommen setzte ich mich erst einmal in den fast nicht vorhandenen Schatten. Adam nervte die ganze Zeit mit Anekdoten aus seiner Stahlzeit. Also der Zeit, als er in einem Stahlwerk gearbeitet hatte. Er war manchmal schon ein kleiner Besserwisser. Wir gingen nach einer Weile zurück und kehrten in das gleiche Restaurant wie gestern Abend ein. Diesmal saßen wir ganz hinten im Separee. Direkt neben uns war eine weitere deutsche Reisegruppe. Das Essen war sehr fischlastig was ich nicht wirklich als unangenehm empfand.
Als wir fertig waren, war der Bus noch nicht da und so nutzten wir die Zeit, um nebenan in einen Touristenladen zu gehen. Na, wenn das nicht mal geplant war. Kein Bus, viel Zeit, ab in den Laden. Zumindest warteten die Verkäuferinnen schon auf uns. Und ich glaube nicht, dass diese dies jeden Tag von 8-20 Uhr tun. Vieles von den Verkaufsstücken hier hatten wir schon gesehen. Nur die koreanische Zahnpasta und das deutsche Oettinger Bier in Dosen waren neu. Da sieht man mal, wie gut man hier recherchiert. Schließlich ist Oettinger das beliebteste Bier in Deutschland. Oder besser das meistverkaufte.
Als der Bus dann verkaufsunfreundlich endlich kam ging es auf eine typische Farm. Und wie es der Zufall so will, war Kim Il-Sung auch schon hier gewesen. Hier gab es viele Kakibäume und das veranlasste damals Kim dazu einen Mitarbeiter zu fragen, wie viele Kaki Früchte denn an so einem Baum hingen. Und der Mitarbeiter meinte 500, worauf Kim meinte es wären wohl eher 800. Man zählte nach und es waren 803. So ein Angeber. Die Führerin fragte, wie viele denn heute an dem Baum wären und ich meinte 804. Allerdings meinte sie, es wären doch über 2000. Super Angeber.
Vor dem Gemeindehaus hatten die Bauern ihren Mais und Peperoni zum Trocknen ausgelegt. Allerdings so nah am Gebäude, dass unmöglich jemand es betreten konnte. Angeblich war innen ein Kino, allerdings hingen außen weder Kinoplakate noch irgendwelche anderen Veranstaltungshinweise. Vielleicht hingen ja innen welche, aber rein kam man ja nicht. Mag denn hier keiner Kino?
Nebenan war ein Gebäude mit Schwimmhalle und Friseur. Wir durften nur in das Vestibül mit einem Verkaufsstand und ein paar „zufällig“ dort sitzenden Bauern. Die Tür mit dem Piktogramm für die Schwimmhalle stand leicht offen und man sah dahinter einen unverputzten Raum mit verrosteten Rohren aus der Wand hängend. Alles Blender hier, ein Potemkinsches Dorf sozusagen.
Uwe kaufte im Shop noch für alle Kakigelee, denn er hatte noch nie vorher Kaki gegessen. Allerding hätte man auch an einem Zuckerstück lutschen können, so süß war das Zeug. Der Dorfladen hatte Mittagspause und den Kindergarten konnten wir auch nicht besuchen, da die Kinder gerade schliefen (mit der Ladenbesitzerin?). Das ersparte uns wenigstens die peinliche einstudierte Tanzeinlage. Sollte dies doch die polnische Touristengruppe nach uns machen.
So fuhren wir zurück Richtung Pyongyang und hielten nach ungefähr 2 Stunden bei einem Wasserfall. Besser gesagt, zum Wasserfall mussten wir noch 1 Kilometer laufen. Allerdings war es nicht allzu anstrengend, da der Weg gut asphaltiert und recht ebenerdig war. Der Wasserfall wurde erst 2001 entdeckt beim Bau einer Straße. Aber wahrscheinlich hatte ihn ein Bauer schon viel früher gefunden, aber gedacht „schon wieder so ein blöder Wasserfall. Nix sagen, sonst kommen nur noch mehr Touristen ins Land.“ Die Toilette war ausgebaut wie ein Bunker. Nach der U-Bahn habe ich fast die Vermutung, dass hier alles als Luftschutzkeller benutzt werden kann. Selbst die Toilette war wohl strahlungssicher (Achtung! Wortwitz!).
Auf dem Rückweg landeten wir wieder auf der selben Raststätte wie auf dem Hinweg. Es gab wahrscheinlich nur die eine zwischen Pyongyang und Wonsan. Und die zeigte man gern mehrmals vor.
Kim las während der Rückfahrt die Comics, die Uwe zur Gegenfinanzierung seiner Reise gekauft hatte. Er wollte diese im Internet als Besonderheit, ja Sensation anbieten, denn wer konnte schon Nordkoreanische Comics aus erster Hand anbieten. Der Verkäufer hatte ihm gleich eine komplette Serie von 8 Bänden untergejubelt. Eigentlich wollte Uwe von Kim nur den Titel übersetzt haben. Dieser nahm das aber zum Anlass um zu fragen, ob er die Comics lesen dürfe und wer kann in einer solchen ausweglosen Situation schon nein sagen. Dadurch waren die Bände nun abgegriffen und nur noch zweiter Hand. So wird das nichts mit der Finanzspritze. Aber wenigstens weiß Uwe jetzt, dass nach Band 8 noch nicht Schluss ist und er sich auf die Suche nach Band 9 bis 134 begeben muss.
Erst kurz vor 20 Uhr kamen wir im Hotel in Pyongyang an und ja, wir bekamen wieder die gleichen Zimmer. Wir wollten uns um 20:30 Uhr zum Essen in der Lobby treffen und ich, Uwe und Fritz waren als gute Deutsche schon 15 Minuten früher da. Das war aber mehr den Aufzügen geschuldet, da man einfach nicht planen konnte, wann diese kamen und wie lange sie brauchten. Die Reiseleiterin erwartete uns schon und führte uns gleich in das koreanische Restaurant im Hotel. Die Kellnerinnen tischten auf und wunderten sich warum wir nicht mit dem Essen begannen. Aber wir warteten höflich auf den Rest der Truppe. Um Punkt 20:30 Uhr kamen dann auch die beiden anderen Kameraden und wir konnten loslegen.
Nach dem Essen gingen wir noch einmal in den Buchladen, um die nordkoreanische Verfassung in Deutsch zu erwerben. Es waren allerdings nur noch 2 Exemplare da. Die Verkäuferin suchte den ganzen Laden ab, fand aber keine weiteren mehr. Sie meinte morgen ab 7 Uhr hätte sie wieder welche. Uwe überließ mir daraufhin sein Exemplar, da er morgen erst um 9 Uhr zum Bahnhof musste. Na wenn das mal klappt mit dem Übersetzen und Nachdrucken über Nacht. Im Souvenirladen gegenüber gab es nichts Vernünftiges und selbst dieses war dann auch noch extrem teuer. Zielgruppe Russen eben.
Ich verabschiedete mich von den anderen, denn ich war der Einzige der morgen mit dem Flieger zurück flog. Der Rest fuhr mit der Bahn. Auf dem Zimmer packte ich meine Tasche und plötzlich fiel um 23 Uhr der Strom aus. Ich dachte da habe ich ja noch mal Glück gehabt, dass meine Tasche fix und fertig war und legte mich schlafen. Der Strom wird schon in 1-2 Stunden wieder da sein. Allerdings wachte ich nachts oft auf und Strom war jedes Mal nicht verfügbar.
11. Tag – Glücklich (r)ausgeflogen
Morgens gab es immer noch keinen Strom. Alles war dunkel. Meine Hoffnungen, dass der Strom im letzten Moment doch noch anging, erfüllten sich nicht. Ich stand um 4 Uhr auf, denn ich ahnte schon, dass ich heute Morgen etwas länger brauchen würde. Ich hatte zum Glück meine Taschenlampe dabei, versuchte aber so oft wie möglich mein Handy als Lichtquelle zu benutzen, um Batterie zu sparen. Zum Glück hatte ich das Handy am Vorabend noch aufgeladen. Ich lief zu den Aufzügen um zu sehen, ob diese liefen, also eine eigene Stromversorgung hatten. Aber die Anzeige war dunkel. Jetzt nahm mein Flieger natürlich keine Rücksicht darauf, dass ich im 27. Stock festsaß. Also musste ich mir eine Alternative suchen. Ich suchte das Treppenhaus und fand es auch. Die Tür stand offen, aber es war alles Dunkel, keine Notbeleuchtung. Ich beschloss noch häufiger mein Handy zu benutzen, um die Batterien der Taschenlampe für den Abstieg zu schonen. Ich schätzte, dass ich für diesen mit meiner Tasche aus dem 27. Stock mindestens eine Stunde brauchen würde. Die Tür meines Zimmers hatte ich übrigens mit einem Handtuch blockiert, da sicherlich der Türöffner ohne Strom auch nicht funktionierte.
Ich rasierte mich nicht im Dunkeln. Das war mir dann doch zu gefährlich. Auch verlor ich beim Hantieren eine Kontaktlinse und das Einsetzen selbst dauerte gefühlte Stunden. Auf der Toilette gab es kein Wasser, bei der Dusche kam ein lauer eiskalter Strahl heraus. Doch da musste ich durch. Der Wasserstrahl wurde etwas stärker und auch die Toilette bekam wieder rettendes Nass, was ich gleich ausnutzte. Und als ich gerade auf der Keramik saß, klingelte das Telefon. Zum Glück war ein zweiter Apparat in amerikanischer Manier direkt neben der Toilette platziert. Kim war dran und meinte ich solle meine Tasche gleich mit zum Frühstück bringen, da viel Verkehr im Aufzug sei. Ich fragte, ob er mitbekommen hätte, dass Stromausfall wäre und keine Aufzüge fuhren. Ich müsste wohl meine Tasche durchs Treppenhaus tragen, worauf er meinte er würde hochkommen. Sicherheitshalber schaute ich noch einmal nach den Aufzügen und tatsächlich, auf der gegenüberliegenden Seite, zu der ich natürlich nicht geschaut hatte, also ganz im Eck, führ ein Aufzug. Peinlich, peinlich.
Kim kam nach einiger Zeit und wir fuhren gemeinsam mit vielen Russen herunter. Gerade waren wir in der Lobby angekommen da gingen alle Lichter an und der Strom war wieder da. Noch nie in meinem Leben hätte ich so Kotzen und Schreien können (natürlich nur in einem anderen Land. Hier hielt man sich besser zurück, um der Erschießung per Flak zu entgehen).
Die komplette Russenmafia war auch schon im Frühstücksraum, wobei man hier noch im Aufbau war. Ohne Strom Frühstück zu bereiten war sicherlich auch für Koreaner eine Herausforderung. Zumal Kim meinte, dass er es noch nie erlebt hätte, dass in diesem Hotel der Strom ausgefallen sei. Ich aß 4 Eier in der Hoffnung, dass diese stopften. Der ganze Stress heute Morgen sollte mir nicht auch noch auf den Magen schlagen.
Kim meinte wir würden zum Flughafen mit einer Australischen Gruppe mitfahren. Einen eigenen Bus nur für uns beide war dann doch nicht drin. Allerdings würde sich die Gruppe etwas verspäten, weil ein Reisender 6 Anzüge beim Schneider bestellt hätte, sie bereits bezahlt hatte, diese aber noch nicht fertig waren. Wir setzten uns in den Aussie Bus, doch er fuhr nicht los. Wir warteten immer noch auf den Schneidergesellen. Nach geraumer Zeit stiegen wir wieder aus, um unseren alten Fahrer zu bemühen, doch als dieser auch nicht kam, stiegen wir wieder ein. Kim wurde inzwischen auch sauer. Um 7:10 Uhr fuhren wir endlich los, nachdem ein junges Pärchen stolz mit ihren neuen Klamotten angekommen war. Die Frau hatte auch schon ihren Anzug an. Wahrscheinlich hatte es deshalb so lange gedauert, ich sage nur Anprobe. Der Anzug war Kaki Braun und im Mao-Stil. In Europa war so was nicht tragbar, aber vielleicht in den Outbacks von Australien. Zusätzlich war er noch unglaublich schlecht am Hintern und an den Armen geschnitten. Das sah ganz unvorteilhaft aus. Und man hatte nur 120 Australische Dollar, also etwa 80 Euro, pro Anzug bezahlt. Die anderen Aussies waren begeistert. Ich konnte mich gerade noch zurückhalten die Frau nicht zu beschimpfen, dass ich wegen einem so schlecht aussehenden Anzug meinen Flieger verpassen würde. In jedem anderen Land…
Die Reiseleiterin kam noch extra zu mir, um mir mitzuteilen, dass wir auf jeden Fall noch den Flieger bekommen würden und ich solle mir keine Sorgen machen. Zusätzlich nervte sie noch die ganze Fahrt über, da sie unbedingt alle erlebten Reisestationen mit den Aussies noch einmal durchgehen musste und dämliche Fragen darüber stellte. Das war also das berühmte Ausreise Quiz.
Der Flieger ging um 8:30 Uhr und wir kamen um 7:40 Uhr am Flughafen an. Beim Check-In waren sogar noch 5 Leute vor mir. Damit hatte ich schon gar nicht mehr gerechnet. Die noch bestehende Schlange lag vielleicht auch daran, dass viele Koffer nach dem Röntgen am Schalter direkt geöffnet und genauer untersucht wurden. Zum Glück machten sie das nicht auch mit den Fotos in der Kamera. Mein Koffer wurde nicht geöffnet. Ich hatte da etwas bedenken, wegen dem Schnaps im Koffer, aber Schnaps geht immer.
Bei der Ausreise saßen 2 Beamte am Schalter und als ich meinen Pass vorzeigte, meinte der eine so was wie ich wäre nicht eingereist. War ich aber, ganz sicher. Der andere Beamte meinte aber das wäre alles in Ordnung. Der wollte mich wahrscheinlich nur mit allen Mitteln raus haben. Die Sicherheitskontrolle war dann ganz lasch. Man fragte mich nur, ob ich ein Gas Lighter dabei hätte, wahrscheinlich wegen der Stange Zigaretten, die ich als Mitbringsel mit hatte. Ich meinte nur, ich hätte gar kein Gas dabei. Benzin wäre aber vermutlich erlaubt gewesen. Denen war es wahrscheinlich egal, was nach China rauskommt. Hauptsache nichts rein.
Ich ging noch einmal kurz auf Toilette, da war auch schon Boarding. Für Duty-Free blieb mir da keine Zeit. Das haben sie jetzt den Australiern zu verdanken. Allerdings trudelten die anderen Mitflieger auch nur gemächlich ein. Diese hatten sich das Schoppingvergnügen wohl nicht nehmen lassen, auch nicht von den dämlichen Australiern. Auf dem Weg zum Flugzeug schaute ich zum ersten Mal, welchen Sitzplatz ich überhaupt hatte. Am Fenster und ganz hinten, beides brauchte ich gar nicht. Man baute übrigens gerade einen dritten Terminal, wohl weil Terminal 2 mit den 6 Abflügen am Tag total überfordert war.
Alle (außer mir) rannten auf dem Flug die ganze Zeit auf die Toilette. Ja, Schlangen bildeten sich schon vor diesen. Das kommt davon, wenn man zu wenige Eier isst.
Der Getränkewagen bediente nur vorne im Flugzeug und so beschloss der Stewart das Ganze zu beschleunigen, indem er ein Tablett (ja wirklich ein Kellner Tablett) mit Getränken füllte und herumreichte. Allerdings füllte er dieses nur mit Bier und morgens um 9 Uhr verweigerten tatsächlich einige die Annahme und wollten so profane Getränke wie Wasser. Ich nicht! Freundlichkeit geht vor. Essen gab es übrigens diesmal nicht. Nicht einmal Kekse. Das war aber vielleicht besser so. Wahrscheinlich wollte man nicht, dass man mit einer schlechten Erinnerung aus dem Land reist. Das letzte Erlebnis prägt sich ja immer besonders ein.
Schräg gegenüber im Gepäckfach war die Erste Hilfe Box untergebracht. Diese bestand aus einer gewöhnlichen Kühltasche. Es war wohl in Ermangelung an Medikamenten auch nur Eis drin. Aber wie man schon beim Fußball lernen kann, Eisspray kann alles heilen, selbst Knochenbrüche. Am Gang neben mir saß ein Schwede, der ungelogen 50 Postkarten schrieb. Da er diese aber jetzt erst fertig machte, musste er sie wohl in China abschicken. Wie langweilig. Vielleicht warf er sie aber auch direkt bei den Empfängern ein, wenn er wieder zurück ist. Das spart viel Porto.
Wir mussten extrem lange Kreisen und rollten noch mal 15 Minuten über das Rollfeld zum Gate. Nordkorea hat wohl keine Privilegien hier. Am Schluss hatten wir 10 Minuten Verspätung und wenn dies nicht schon nervig genug gewesen wäre, wurde die Tür zum Rausgehen stundenlang nicht geöffnet. Ich beeilte mich, damit ich möglichst schnell bei der Einreise war. Und dies lohnte sich, denn vor mir waren nur wenige Einreisewillige. So war ich ziemlich schnell drin. Aber das wurde dann wieder wettgemacht, weil mein Koffer ewig nicht kam. Wenn man ganz früh eincheckt kommt er als letzter und wenn man ganz spät einchecket auch. Also ich gebe es langsam auf. Ich sollte mal die Tasche untersuchen, ob da ein Zettel dran ist „Bitte erst ganz zum Schluss aufs Gepäckband. Kunde hat ewig Zeit“. Ich kam anschließend aber schnell durchs Tasche Röntgen und erreichte mit einem Hechtsprung den Airport Express. Er fuhr direkt los als ich drin war und auch die Metro war leer. So war ich um 11:45 Uhr im Hotel.
Ich fragte den Rezeptionisten, ob ich meine Tasche hinterlegen könne, denn dann würde ich solange ins Büro fahren, bis mein Zimmer fertig sei. Er meinte, es wäre kein Problem, ich könnte mein Zimmer schon beziehen. Er sagte dann etwas von morgen um 8 Uhr sollte ich das Zimmer wechseln. Na gut. Allerdings akzeptierte er keine Kreditkarte und ich musste bar bezahlen. Das war mir nicht so recht. Zwar reichte das Geld gerade so, aber jetzt war ich pleite. Ich fragte nach dem nächsten Geldautomaten und er meinte an der Kreuzung links. Jetzt weiß ich ja seit Bangkok was so eine Rezeptionisten Beschreibung wert ist und so kam es dann auch. Nicht rasiert und ohne Deo aufzulegen (alles dem Stromausfall heute Morgen geschuldet) brach ich ins Büro auf. An der Kreuzung links war natürlich kein Automat und eine Postfiliale an der anderen Ecke war komplett zu. Ich brach ab und ging in die Metrostation und plötzlich stand da direkt ein Geldautomat. Also das hätte der Kamerad auch gleich sagen können.
Im Büro gab mir dann Tingting meine Tasche zurück und etwas später kam dann auch Miao (ja so heißen die wirklich) und ich erzählte von meinen Erlebnissen. Nachdem ich auch kurz den Country Manager begrüßt hatte, lud ich noch schnell meine Emails aufs Tablet. Es waren nur 725 Stück. Das war schon etwas enttäuschend. Aber immerhin hatte ich wieder Kontakt zur virtuellen Welt.
Etwas zu essen fand ich noch schnell in einer Bäckerei und da der Tag noch lang war beschloss ich das Nationaltheater zu besuchen. Also nicht eine Vorstellung, sondern das Theater als Gebäude. Von außen sah es auch ganz toll aus, aber innen erklärte man mir, dass es montags zu hätte. Hätte ich nur einmal richtig auf meinen Plan geschaut. Da stand das nämlich. Also beschloss ich zur Wangfujin Straße zu gehen. Er war doch eher unwahrscheinlich, dass diese an einem Montag geschlossen hatte. Sie war nicht weit weg und endete in der Nähe des Hotels und so beschloss ich den Weg zu Fuß zurückzulegen. Allerdings war der Weg weiter, als er auf dem Plan aussah und ich hatte die falschen Schuhe an.
Die Straße war eine Fußgängerzone, wo alles verkauft wurde, außer günstiges Bier. Eine Freßgasse ging an einer Stelle ab und hier wurden wieder allerlei Insekten gegrillt und verkauft. Allerdings in solchen Massen und an so vielen Ständen, dass es bald langweilig wurde. Der Rest der Straße war mit Warenhäusern und Boutiquen bestückt. Allerdings kam mir alles so bekannt vor. Sicherlich war ich bei einer früheren Reise schon mal hier. Aber dank Alzheimer gab es immer wieder was Neues zu entdecken.
Kurz vor dem Hotel fand ich dann endlich einen kleinen einfachen Lebensmittelladen, der mir Bier verkaufte. Allerdings waren die 40 Yuan für 2 Bier schon fast Wucher. Direkt am Hotel gab es einen richtigen Supermarkt und hier kostete die Flasche Tsintao Bier nur 3,9 Yuan. Da sieht man mal wie hoch die Marge ist. Zuerst dachte ich allerdings dass dies kein öffentlicher Supermarkt sei, denn es standen überall Schilder herum mit „Price for Member“. Doch an der Kasse nahm man brav mein Geld und wollte auch keinen Mitgliedsausweis sehen.
Mit meinem neu erworbenen Bier setzte ich mich erst einmal vor das Hotel auf bereitgestellte Bänke und Tische und trank dieses. Dabei bestellte ich über das Internet Karten für die Peking Oper und zwar speziell für das Hu-Guang-Guildehaus.
Mein Zimmer hatte zwar ein Fenster, aber auch eine Wand, die ungelogen 10 Zentimeter vor diesem hochgezogen worden war. So hatte man zwar etwas Luft, aber kein Tageslicht. Da saß ich lieber draußen, obwohl das Tageslicht auch hier pünktlich um 19 Uhr verschwand. Aber es wurde dafür keine Mauer hochgezogen.
Nach kurzer Zeit kam dann eine Mail zurück, dass man gar keine Karten für das Guildehaus verkaufen würde. Hallo, warum steht es dann auf der Webseite mit entsprechendem Link? Wahrscheinlich erwähnen sie deswegen auf ihrer Seite, dass eine andere Oper besser sei.
Zum Essen ging ich in ein Schnellrestaurant an der Ecke. Die Bedienung war zuerst sehr skeptisch und zurückhaltend, da ich Ausländer war und sie kein Englisch konnte. Aber da überall Bilder der Gerichte hingen, ging die Bestellung extrem problemlos. Ich bestellte gleich 2 Gerichte, da ich sehr hungrig war und wenig gegessen hatte. Aber was ich bestellt hatte war schlichtweg zu viel. Es blieb noch extrem viel Reis übrig. Eventuell sollte ich ihn sammeln und nach Korea schicken.
Durch das frühe Aufstehen, den Stress bis ich im Flieger saß und den langen Marsch heute Mittag fielen mir schnell die Augen zu und so ging ich früh ins Bett.
12. Tag – Audioguide Chaos
Ich stand statt wie geplant um 7 Uhr schon um 6 Uhr auf. So konnte ich noch von einem anderen Internetanbieter die Karten für die Peking Oper bestellen. Und keine 5 Minuten später kam auch schon die Bestätigung. Außerdem recherchierte ich im Internet, wie man mit dem Bus zu den Ming Gräbern und der chinesischen Mauer kommt. Das ganze erschien mir aber so kompliziert und zeitaufwendig, dass ich beschloss mich lieber darüber zu informieren, was ein privater Fahrer kosten würde. Ich packte auch noch meinen Koffer, denn schließlich sollte ich ja das Zimmer wechseln. Um Punkt 7:45 Uhr war ich an der Rezeption, aber das junge Mädchen, das jetzt dort Dienst hatte, wusste nichts von einem Zimmerwechsel. Ich müsste gar nicht umziehen meinte sie nach einem dreifachen Check auf ihrer Liste. Na gut, dann 6 Tage im Loch ohne Tageslicht. Dafür war es günstig und schon bar bezahlt.
Da man im Hostel auch Ausflüge anbot fragte ich gleich nach, was denn ein privater Fahrer kosten würde. Sie meinte das wäre zu teuer, mindestens 700 Yuan, ich solle doch lieber die Gruppen-Bustour nehmen. Das mochte ich aber nicht, sie solle doch bitte genau nachfragen. Erstens war in der Bustour noch Mittagessen enthalten, was zuerst ganz toll klingt. Wenn man aber bedenkt wie viel Zeit das bei einer Gruppe benötigt und man hinzurechnen muss, dass man noch mindestens 2 Teppich Verkaufsläden ansteuert, dann kann man sich ausrechnen wie viel Zeit für den eigentlichen Besuch bleibt. Außerdem stand auf dem Programm nur ein Ming Grab und ich wollte alle sehen. Und ich wollte zur Mauer nach Mutianyu und nicht nach Badaling, wo alle hinfuhren.
Ich fuhr dann direkt zum Himmelstempel und diesmal bekam ich auch eine Eintrittskarte. Ich löste auch einen Gutschein für den Audioguide und holte diesen an der Abholstelle ab. Da der Reiseführer es so empfahl, wollte ich meine Besichtigung vom Süden her anfangen. Und weil ich mich im Nordosten befand, musste ich den gesamten Park durchqueren. Hierbei musste ich aufpassen, dass ich den Tempeln nicht zu nah kam, da sonst der Audioguide automatisch angesprungen wäre und man die Ansagen nicht wiederholen konnte. Weg ist weg.
In den ersten 2 Tempeln konnte ich den Kommentar noch hören, aber dann blieb das Gerät stumm. Da die Ansage automatisch loslegen sollte, gab es auch keine Möglichkeit den Text durch Eingabe einer Nummer manuell zu starten. Auch in der Fastenhalle, bei der man noch einmal extra Eintritt verlangte, sagte das Teil nichts. Der nächste Audioguide Stand war am Westtor, was immer noch ziemlich weit weg war und so machte ich mich auf den langen Weg. Ich versuchte mich zu beschweren, doch die Frau am Schalter sprach nur Chinesisch und meinte alles wäre gut. Ich konnte sie einfach nicht zum Austausch des Geräts bewegen und so musste ich wieder von dannen ziehen. Aber selbst im Himmelstempel, der eigentlichen Sensation, gab es keinen Kommentar. Jetzt war ich in der Nähe des Osttors und so versuchte ich hier noch einmal mein Glück um einen neuen Audioguide zu bekommen. Nach viel Gezacker, man sprach auch hier nur Chinesische, wurde dieser dann doch ausgetauscht. Jetzt war ich schon fast komplett durch den Park durch und musste noch einmal von vorne anfangen, wenn ich die verpassten Ansagen hören wollte. Auch musste ich für den Himmelspalast und die Fastenhalle noch einmal Eintritt bezahlen, um den Kommentar zu hören. Mit funktionierendem Audioguide hätte ich 1 ½ Stunden und viel Geld gespart.
So kam ich erst um 14:00 Uhr zur Metro und da die Zeit für andere Aktivitäten suboptimal war, fuhr ich zum National Museum, wo ich um 14:30 Uhr ankam. Ich führte meine „fotografiere das komplette Museum“ Mission fort. Nach Jade und einigen anderen Ausstellungen, kam ich um 15:40 Uhr zu den Staatsgeschenken. In Rekordzeit hatte ich diese im Kasten und war gerade fertig, als die Durchsage zur Schließung des Museums kam. Unzählige Besucher musste ich dazu von den Schaukästen wegstoßen. Allerdings gab es noch einiges zu sehen und so musste ich wohl oder übel noch einmal vorbeischauen.
Als ich wieder im Hotel landete, empfing mich gleich die Frau vom Empfang von heute Morgen. Sie meinte der Fahrer wolle 600 Yuan, was ungefähr 85 Euro waren. Das empfand ich als gar nicht so übel. Sie meinte aber auch, dass noch ein anderer Deutscher im Hotel wäre und dieser hätte auch Interesse an der Großen Mauer und den Ming Gräbern. Welch Zufall und er wohnte auch noch mir direkt gegenüber. Ich klingelte bei ihm und fragte ob wir uns die Fahrt und den Preis teilen wollten. Er meinte er überlege es sich noch und wollte mir später Bescheid sagen. Also ich hatte schon beschlossen, dass ich es auf jeden Fall machen würde, mit ihm oder ohne ihn. Der Preis war durchaus für mich tragbar, auch alleine.
Ich wollte zum Supermarkt um Bier für heute Abend und Getränke und Kekse für Morgen zu holen. Auf dem Hinweg machte ich noch an der Rezeption den Fahrer fest und wir verabredeten uns für 7:30 Uhr. Ich holte in der Metro am Geldautomat noch schnell Geld, damit ich den Fahrer auch auszahlen konnte (Ich glaubte nicht, dass er Kreditkarten nimmt) und suchte dann den Supermarkt auf. Im ersten Stock gab es sogar eine Obstabteilung. Aber ich wollte die Vitaminzufuhr nicht übertreiben und holte umso mehr Kuchen.
Ich setzte mich mit meinem Bier wieder vor die Tür und der Deutsche kam mehr oder weniger zufällig vorbei. Er meinte er wolle doch nicht mit, er hätte einen Ausflug zum Shaolin Kloster gebucht. Jetzt hatte ich nicht gehört, dass dort ein Teil der Großen Mauer zu sehen ist, aber egal. Jeder ist seines Glückes Schmied. Ich blieb noch sitzen, bis es zu dunkel zum Schreiben war und ging anschließend zum Essen wieder in das Schnellrestaurant. Diesmal schob mir die Angestellte gleich die Karte mit den Bildern hin. Wenn man mit Touristen Umsatz machen will lernt man ziemlich schnell.
Eine andere Touristin hatte mich wohl von außen gesehen und wollte es mir gleichmachen. Allerdings wollte sie ein Vegetarisches Gericht, was natürlich aus war. Sowas gibt’s hier nur im Kloster und war wohl nur auf der Karte, weil gesetzlich ein vegetarisches Gericht auf der Karte sein musste (denke ich mir). Sie fragte nach einer Alternative und bekam das gleiche Gericht wie ich, Hähnchen (Das erinnert an den alten Witz, worum Veganer kein Hühnchen essen. Weil Ei drin ist). Hatte ich schon gesagt, dass hier niemand Englisch sprach? Das konnte ja nur schief gehen. Dafür hatte die Touristin auch noch gleich das komplette Menü bestellt. Da hatte sie wenigstens noch einen überteuerten kleinen Salat dabei. Der war dann vegetarisch, den konnte sie essen.
13. Tag – Die Mauer muss weg
Heute war der große Mauertag und so stand ich schon um 6 Uhr auf, um dann um 7:15 Uhr an der Rezeption aufzuschlagen. Der Deutsche saß bereits da (tja die Deutschen sind ja so pünktlich) und frühstückte. Er meinte das Frühstück sei viel zu teuer, was ich anhand seines Stückes trockenen Toast durchaus nachvollziehen konnte. Wir machten noch etwas Smalltalk, denn mein Fahrer kam tatsächlich 10 Minuten zu spät. Eher Spanier als Deutscher.
Der Fahrer war ein junger dürrer Kerl, Chinese natürlich, nicht Spanier. Das Auto war ein großer, neuer, sauberer Audi mit Plastik-Sitzen. Aber das lieben die Chinesen irgendwie. Sieht sauber aus und ist leicht abwaschbar. Dafür gab es etwas Gezacker als ich über die Rezeptionistin mitteilte, dass ich alle 3 Ming Gräber sehen wollte. Und selbst nachdem wir losgefahren waren, rief er noch einmal die Rezeptionistin an, damit diese mir mitteilen konnte, dass ich mich beeilen müsste. Das hatte ich auch durchaus vor. Ich wollte mich bestimmt nicht bei Herrn Ming zur Ruhe begeben.
Wir standen dann auch gleich erst mal im Stau und brauchten gut 2 Stunden bis zum ersten Grab, das des Herrn Zhaoling. Ich kaufte an der Kasse gleich das Ticket für tutti monumenti, also alle Gräber plus Seelenweg für 135 Yuan. Jetzt musste der Fahrer alles anfahren. Aber das erste Grab ging auch ganz schnell, da es gerade renoviert wurde. Nur vorne gab es eine Stehle zu sehen und ein paar andere verschlossenen Gebäude.
Also weiter zum Dingling Grab. Der Fahrer parkte etwas weiter weg. Hier war die Parkgebühr wohl etwas billiger. Bevor ich losging zeigte ich ihm noch meine Sammelkarte, um ihn unter Druck zu setzen.
Auf dem Weg zum Grab, übrigens das einzige, dass man von innen besichtigen konnte, bemühte ich mich die heran strömenden Gruppen zu überholen, um vor diesen im Keller zu sein. Es ging erst einmal extrem viele Treppen hinunter. Mir graute jetzt schon vor dem zwangsweisen Aufstieg am Ende der Besichtigung. Der Keller war relativ leer, aber das war auch so zu erwarten. Grabräuber und Archäologen hatten hier ganze Arbeit geleistet. Für mich war es sehr beeindruckend, da es das erste Ming Grab war, das ich von innen sehen durfte. Sonst musste ich immer auf bewaldete Hügel blicken. Andere fanden das wohl nicht so toll (wie man ihnen ansehen konnte), weil es nur blanke Wände anzusehen gab. Übrigens war der Aufstieg am Ende nicht ganz so anstrengend, da es seltsamerweise viel weniger Treppen zu besteigen gab. Irgendwie war die Architektur seltsam.
Das 3. Grab, Changling, kannte ich bereits. Hier war ich bei meinem ersten China Besuch schon einmal gewesen. Das hatte ich gleich an der imposanten Halle erkannt in der jetzt Teile des Schatzes aus Dingling ausgestellt wurden. Das war damals nicht der Fall und so verbrachte ich dort einige Zeit. Dafür wurde hier der Sockel gerade renoviert. Gut dass ich das Teil schon im Ganzen gesehen hatte. Anschließend schaute ich wieder einmal auf einen bewaldeten Hügel. Popcorn required.
Ich versuchte den Fahrer dazu zu bewegen jetzt noch zum Seelenweg zu fahren. Er meinte aber das wäre zu weit weg und wir hätten zu wenig Zeit. Nach einiger deutsch-chinesischen Diskussion einigten wir uns darauf, dass wir zum Seelenweg und dann zur Mauer nach Badaling statt nach Mutianyu fahren, da dieses Teilstück näher war. Zwar wollte ich ursprünglich dieses Touristenstück vermeiden, aber Mauer ist Mauer. Und die Ming Gräber waren mir weitaus wichtiger.
Am Seelenweg musste der Fahrer erst einmal fragen wo der Parkplatz sei. Scheinbar fuhr er nie hierhin, wenn er Besucher zu den Ming Gräbern brachte. Oder im Allgemeinen versuchen Reiseleiter den Besuch zu vermeiden, denn der Weg war erstaunlich leer. Eventuell war aber im Moment auch keine Touristenzeit. Nachdem ich einmal hoch und runter gelaufen war ging es weiter nach Badaling. Der Weg dorthin war aber auch recht weit und wir mussten über Serpentinen fahren. Zweimal fuhren wir dabei fast in überholende Autos.
Angekommen kaufte ich meine Eintrittskarte und der Weg führte durch eine Straße voller Restaurants und Geschäfte. Dann kam man endlich an die Mauer. Touristisch und voll, so kann man das nur beschreiben. Ich war mir nicht sicher, ob ich damals, 2007, auch hier gewesen war. Die Straße schien mir neu gebaut, so dass der ganze Gesamteindruck anders war. Auch kam es mir vor, als hätte der Mauerabschnitt weniger Stufen, aber ich kann mich täuschen. Egal, Mauer ist Mauer. Wenigstens endete die Mauer nicht nach einiger Zeit, wie bei meinem damaligen Besuch. Inzwischen hat man vielleicht weitergebaut, Verzeihung, renoviert. Jetzt kann man bis nach Nordkorea durchgehen. Es war einfach kein Ende in Sicht.
Ich bestieg die Mauer erst Richtung Süden, bis ich ganz oben angekommen war. Da ich aber schon in Korea gewesen war und mir der Schweiß in Strömen herunter lief, kehrte ich um und nahm dann den Nordhang, oder besser Mauer, in Angriff. Am Anfang ging das auch recht gut, denn es gab wenig Stufen. Doch als diese mehr und mehr wurden, brach mir fast mein Kreislauf zusammen. Auch hier kehrte ich um, als ich den höchsten Punkt erreicht hatte. Das reichte jetzt aber auch, schließlich war ich 1 ½ Stunden geklettert wie eine Ziege. Aber das war ja auch mein chinesisches Sternzeichen. Passt irgendwie. Auf dem Rückweg schaute ich noch schnell im Mauer Museum vorbei. Also nicht Checkpoint Charlie, sondern große Mauer. Ich musste dies wieder einmal im Schnelldurchgang erledigen, denn ich hatte mir für den Besuch ein Limit von 2 Stunden gesetzt. Das Museum war riesig und so fotografierte ich einfach alles erstmal. Ausgewertet wird später.
Auf dem Weg zurück zum Hotel standen wir wieder fast die ganze Zeit im Stau. Wir brauchten fast noch einmal 2 Stunden. Vom vielen Hupen hatte der Fahrer schon Blasen an den Daumen. Dafür gab ich ihm dann auch 700 Yuan anstatt der vereinbarten 600 Yuan. Er hat sich gefreut wie ein Schneekönig und das bei 30 Grad.
Weiter ging der Stau im Supermarkt an der Kasse, als ich Bier holen wollte. Zum Glück dauerte es hier aber keine 2 Stunden. Da wäre ich auch verdurstet. Zum Essen ging ich diesmal in die andere Richtung. Im Schnellrestaurant wurde es mir langsam zu persönlich. Die nächste Stufe wäre ein Date mit der Bedienung gewesen.
Bei der Anfahrt zum Hotel war mir schon ein Noodle Restaurant auf der Hauptstraße aufgefallen und dieses wollte ich heute Abend besuchen. Und als ich direkt davor stand, kam eine englischsprachige Kellnerin heraus und sprach mich an. Also wenn das kein Zeichen ist. Ich bestellte Bier und einen Fleischpott mit Nudeln. Man gab mir die Wahl zwischen einem Weizenbierglas und einem normalen Bierglas, worauf ich meinte, dass das Weizenbierglas nur für Weizenbier geeignet sei. Das verstand man zwar nicht, erlaubte mir aber trotzdem aus den normalen Bierglas zu trinken. Bierkultur fehlt hier an allen Ecken und Enden. Dafür war der Eintopf super scharf. Mir standen die Tränen in den Augen, auch wegen der fehlenden Bierkultur.
14. Tag – Verbotene Stadt
Ich hatte schlecht geschlafen und fuhr um 8 Uhr los zur Tian Ost Metrostation. Hier verlief ich mich erst einmal, weil ich Probleme hatte, die Himmelsrichtungen richtig zuzuordnen. Ich wollte zur Volkshalle und landete zuerst auf der falschen Straßenseite und dann in einem Irrgarten von Absperrungen. Der direkte Weg zur Volkshalle war gesperrt und mein Versuch die Absperrungen zu umlaufen scheiterten, da auch hier alle Straßen gesperrt waren. Ich gab dann nach kurzer Zeit auf. Vermutlich war ein Staatsempfang und ich wäre sowieso nicht reingekommen. Ich drehte also um und ging direkt zur verbotenen Stadt. Hier sollte noch der Erntealtar in einem nebenstehenden Park stehen. Aber der verlangte Eintritt lies mich die Entscheidung treffen, den Besuch auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben (Der übrigens niemals kam).
Diesmal gab es keinen Kampf um das Ticket, wie bei meinem letzten Besuch. Dafür verlangte man den Pass, den man allerdings keines Blickes würdigte. Aber Überwachung ist alles. Meinen Audioguide bekam ich dann auf Russisch, was ein lästiges Umtauschen nach sich zog.
Viele Hallen waren leider geschlossen. Auch der Audioguide funktionierte oft nicht oder nur ungenau. Siehe Himmeltempel, gleiches Modell. Oft erkannte er gar nicht, dass man an dem angezeigten Ort war und lief einfach nicht los. Wahrscheinlich wurde das GPS durch den Smok gestört. Also mit Audioguides hatte ich diesmal in China kein Glück.
Vor den Hallen, bei denen man nur von außen nach innen rein Fotografieren durfte, musste man sich mit den Chinesen fast schon prügeln, um ein bisschen was zu sehen. Auch waren die Selfiestangen ein Fluch, da diese immer im Bild waren. Durch die Stange musste man nicht mehr ganz nach vorne und konnte durch Hochhalten sein eigenes Bild erlangen und das der anderen versauen.
An einer Halle hatte sich eine Französin den Weg nach vorne erkämpft, doch als sie zurück wollte war der Weg versperrt und zwar durch mich. Ich vermute sie hoffte auf meine Kooperation als Tourist und wollte genau dort heraus, wo ich stand. Das hätte mich aber Reihen zurückgeworfen und so blieb ich einfach stehen. Eine Deutsche Eiche weicht nicht. Sie fluchte mich in Französisch an, aber ich verstand es ja sowieso nicht. Wir sehen uns in Dünkirchen.
In den Museen selbst wollten die Chinesen einfach nicht laufen. Sie blockierten Stundenlang die Schaukästen, standen in den Gängen im Weg und mussten unbedingt immer die Scheibe anfassen, so dass diese so fettig war, dass Fotos fast nicht mehr möglich waren. Das war schon pure Verkehrsbehinderung.
Die verbotene Stadt war inzwischen total überfüllt. Hatten heute Gruppen etwa freien Eintritt? Wie sah das hier erst in der Hauptsaison aus?
Um 14:00 Uhr war ich fertig und verließ das Gelände. Zum Nationalmuseum, bei dem ich noch ein paar Fotos offen hatte, brauchte ich 30 Minuten, da man die verbotene Stadt ganz im Norden verlassen und somit einmal komplett herum laufen musste. Aber auch hier es wurde nicht besser. Die trögen Chinesen stellten wieder das größte Hindernis beim Laufen dar. Ich musste große Teile auf der Straßenfahrbahn zurücklegen, weil der Bürgersteig durch schleichende Chinesen blockiert war.
Im Nationalmuseum brauchte ich für die komplette chinesische Geschichte nur eine Stunde, was an den Ausstellungsstücken und der fast ausschließlich chinesischen Beschriftung lag, weniger an der Geschichte selbst. Aber diesmal schaffte ich es fertig zu werden, bevor der obligatorische Rausschmiss per Lautsprecher kam. Und da ich nun endlich das komplette Museum fotografiert hatte und nicht mehr wieder kommen musste, entschloss ich mich den mit fast 50 Euro überteuerten Museumsführer zu kaufen. Souvenir ist Souvenir.
Ich fuhr ins Hotel und dort versuchte ich erst einmal mich für das Hauptstadt Museum zu registrieren. Die Eintrittskarte bekam man laut Internet nur, wenn man sich einen Tag vorher im Internet registrieren oder telefonisch anmelden würde. Jetzt wollte ich Ersteres versuchen, da ich nicht wusste wie gut das Englisch bei einem Telefonat auf der anderen Seite ist und ein Telefon hatte ich ja auch nicht.
Die Registrierungsseite war nur in Chinesisch verfügbar, was die Sache nicht unbedingt erleichterte. Das Erstellen eines Benutzers ging mit Hilfe eines Übersetzungsprogramms noch nach einigen Mühen. Ich musste bei einigen Feldern Fantasiewerte eingeben und bei Drop Down Listen musste ich nach der Position bei den Einträgen gehen. Nachdem ich diese erste Hürde genommen hatte, ging ich erst mal in den Supermarkt, holte Bier und setzte mich in den Hof, um dort mit meiner Anmeldung fortzufahren. Allerdings, als ich die Eintrittskarte auf der englischen Seite ordern wollte, funktionierte dieses nicht. Auf der chinesischen Seite war ich verloren, da diese anders aufgebaut war als die Englische und ich somit nichts vergleichen konnte. Bevor ich jetzt stundenlang wieder mit einem Übersetzungsprogramm arbeiten musste, fragte ich den Mann an der Rezeption, ob er mir helfen könne. Doch statt mir kurz die Seite zu übersetzen, griff er zum Telefon und versuchte im Museum anzurufen. Natürlich war es dafür schon zu spät und er wollte dies morgen früh gleich noch einmal versuchen. Es kostete mich eine große Portion Überzeugungskraft, dass wir doch einfach einmal die chinesische Seite versuchen sollten. Und siehe da, hier klappte es. Wäre auch blöd gewesen morgens anzurufen, wenn man einen Tag vorher bestellen muss und am selben Tag hin will.
Ich hatte mein Tageswerk erledigt und so konnte ich beruhigt zu Mr. Lee Essen gehen. Das war wie ein Schnellrestaurant aufgemacht. Man bestellte aber das Essen am Tisch und es dauerte dann extrem lang bis es kam. Slow Fastfood sozusagen. Man muss wohl Chinesen langsam an Fast Food heranführen. Aber zumindest waren die bestellten Nudeln mit Rind lecker. Ich bestellte übrigens fast überall Nudeln, da ich keinen Reis mehr sehen konnte nach Korea, wo dieser immer in übermäßigen Mengen gereicht worden war.
15. Tag – Peking Oper
Ich ging wie gewohnt zur Metro Station, um dort am Automaten Geld zu holen, denn ich hatte nur noch 300 Yuan. Dummerweise brach der sonst immer funktionierende Automat meine Transaktion ab. Das machte mir schon etwas Angst. Na gut, so viel Bargeld würde ich die letzten Tage nicht mehr brauchen, aber Geld in der Tasche ist immer beruhigend.
Ich fuhr zum Hauptstadt Museum und zeigte stolz am Counter meine Reservierungsnummer vor. Allerdings gab man diese nicht in den Computer ein, ja man beachtete sie sogar überhaupt nicht. Die Frau gab mir einfach eine Karte von dem Stapel, den sie vor sich aufgebaut hatte. Na toll, und dafür der ganze Aufwand gestern Abend.
Ich ging zuerst durch die Haupthallen und fotografierte wieder alles ab. Langsam ging mir übrigens der Speicherplatz auf meiner Kamera aus. Bald konnte ich keine Bilder mehr machen. Die Familie wird es mir danken. Das ganze Museum war voll mit der Geschichte Beijings, aber leer von Besuchern. Die Registrierung schreckte sicherlich viele ab und das war wohl auch der Sinn der Sache. Nur unzählige Schulklassen blockierten die Vitrinen und erforderten ein geschicktes Abwarten, um freie Fotobahn zu haben. Nach den Haupthallen ging es den Turm hinauf. Aber da keine Sonderausstellungen und dadurch so viele Stockwerke geschlossen waren, ging alles schneller als gedacht. Ich war um 13 Uhr fertig und konnte so noch den Film über Beijing ansehen, der um 13:10 Uhr anfing. Viele Zuschauer waren schon vor dem Film eingeschlafen, was aber nicht an den bequemen Sitzen liegen konnte, denn die gab es nicht. Alles war Holzklasse, aber was beschwere ich mich. Der Film war schließlich kostenlos.
Ich lief zum Tempel der weißen Wolke, der mehr oder weniger in der Nähe lag. Hier musste man 10 Yuan Eintritt bezahlen. Dafür war dann aber auch Fotografieren verboten. Ich fotografierte trotzdem, schließlich hatte ich ja auch bezahlt. In Tibet hat das mit dem Ablasshandel ja auch funktioniert.
Im Reiseführer stand, dass es ein beliebter Volkssport wäre die 3 Affenfiguren an den Wänden zu entdecken, die man dort versteckt hatte. Allerdings hat man das extrem sorgfältig gemacht, denn ich habe diese noch nicht mal im Ansatz gefunden. Sie waren aber auch nur in einem Reiseführer erwähnt und wahrscheinlich war der Autor betrunken als er hier war und hat einfach nur Affen im Suff gesehen.
Ich lief weiter zur Tianning Si Pagode. Hierzu musste ich laut Reiseführer links ab, aber an der Stelle war keine Straße. Was war denn heute mit den Reiseführern los? Ich bog dann einfach die nächste reguläre Straße ab und mit einem kleinen Umweg fand ich auch das Teil. Es war halt eine hohe Pagode, die langsam vor sich hin verfiel. Ich spendete noch etwas für Putz und Lehm und lief dann wieder den inzwischen ziemlich langen Weg zurück zum Museum, um von dort die Metro zu nehmen.
Da heute Abend die Peking Oper anstand, ging ich in das Schnellrestaurant am Hotel, um mein Mittagessen nachzuholen. Ich erwartete nicht, dass es in der Peking Oper auch Peking Ente gab. Und es musste schnell gehen, nicht dass ich den ersten Akt verpasse. Ich trank noch ein halbes Bier und ging um 16:45 Uhr los. Die Bahnen kamen recht schnell und so war ich schon um 17:15 Uhr da. Die Guilde Halle fand ich auch recht gut, denn sie lag direkt an der Metro Station und so hatte ich noch viel Zeit. Natürlich war auch noch niemand da, um mir die Karten zu geben. Inzwischen hatte ich noch eine Mail mit einer Erinnerung bekommen. Gründlich sind die ja und so wusste ich wenigsten, dass man mich nicht vergessen hatte (obwohl das wohl eher umgekehrt gemeint war).
Ich erwarb auf der gegenüberliegenden Straßenseite 2 kleine Bier für 6 Yuan. Die Verkäuferin fasste meinen Bauch an und ich meinte, das käme vom Bier und deshalb würde ich auch gleich 2 davon erwerben. Das hat sie dann auch eingesehen.
Um kurz nach 18 Uhr kam dann ein junges Mädchen, kassierte die 180 Yuan und führte mich in das Theater. Eine Eintrittskarte gab es dafür nicht. Innen war alles komplett leer. Viele Tische und vielleicht 10 Besucher. Und das änderte sich im Laufe der Zeit auch nicht. Ich saß ganz vorne und der Tisch war ganz alleine für mich gedeckt. Es gab Wassermelone, Nüsse, Pflaumen und Tee.
Am Anfang gab es 30 Minuten Singsang, dann 10 Minuten Pause und anschließend bis 19:25 Uhr Kampfsport in Tanzeinlagen versteckt. Netto waren das gerade einmal 45 Minuten Spielzeit. Das war schon ziemlich teuer, aber dafür gab es ja auch kostenlos Tee. Wahrscheinlich dauerte die Vorstellung normalerweise auch länger, aber für so ein paar Hansel machte es einfach keinen Spaß sich die Stimmbänder zu ruinieren.
Am Nebentisch saß eine Frau mit der ich ins Gespräch kam. Sie meinte sie wäre alleine hier, da sich ihr Mann auf den morgigen Marathon vorbereiten müsste. Na Klasse, ein Marathon. Da ist wahrscheinlich die ganze Stadt wieder einmal überfüllt von Leuten, die sich in ihrer Freizeit die Gesundheit ruinieren und noch mehr Leuten, die diesen dabei zusehen wollen. Voyeurismus sage ich nur. Sollen die doch lieber Peking Oper singen. Stimmbänder statt Füße ruinieren ist das Motto.
Die Vorstellung war kaum fertig, da wurde schon der Tisch abgeräumt und neu gedeckt. Wahrscheinlich kam jetzt die Busladung. Oder man konnte es gar nicht abwarten uns loszuwerden. Gemütlich ist anders.
Um 8 Uhr war ich dann schon im Wu-Supermarkt am Hotel, Bier holen. Und um 8:20 Uhr war ich bei Noodels, wo ich eine Nudel Suppe bestellte. Diesmal bestellte ich sie allerdings nicht scharf, was doch viel angenehmer war als die scharfe Brühe beim letzten Mal. Die englischsprachige Bedienung hatte frei, aber inzwischen ging das auch ganz gut auf Chinesisch.
16. Tag – Sommerpalast im Herbst
Es war eine Stunde Metro Fahrt bis zum Sommerpalast. Durch perfektes Timing kam ich pünktlich um 8:30 Uhr an. Da es Wochenende war erwartete ich einen großen Besucherandrang (was sich dann auch als wahr herausstellte). Ich benutzte den Osteingang, der zwar etwas zusätzlichen Fußmarsch erforderte, aber alle Reiseführer starteten ihre Besichtigungsanleitung von dort. Schon an der Metro entdeckte ich auf der Umgebungskarte einen Hinweis auf den alten Sommerpalast und da ich später dort auch noch hin wollte, prägte ich mir den Weg gut ein.
Ich dachte mir aller guten Dinge sind drei und so holte ich mir wieder einen von diesen desaströsen Audioguides. Schlechter als bei den letzten beiden Versuchen konnte es nicht laufen. Ich besuchte zuerst die Ton, Steine, Scherben Ausstellung, wobei nur in der Haupthalle fotografieren erlaubt war. Wieder Bildmaterial gespart. Wenn man das mal in mittelalterliche Farbabzüge umrechnet, hatte ich auch noch einen Haufen Geld gespart.
Danach ging es Richtung Süden auf die Nanhu Insel. Langsam füllte sich das Gelände mit Menschen. Wie befürchtet, es war halt Samstag. Es ging anschließend den ganzen Weg wieder zurück zum Theater, wo die Ausstellungshalle mit dem Benz geschlossen hatte. Dies war eins der ältesten Autos in China und sollte wohl geschont werden. Zu viele Menschen, die unbedingt immer alles anfassen müssen.
Ich versuchte den Weg logisch zu planen und so waren als nächstes die Ostberge dran. Hier suchte ich den Garten. Ich verirrte mich etwas, da es kaum Wegweiser gab und die Karten auf dem Audioguide und in meinen Büchern extrem ungenau waren. Die Toiletten, die auf beiden verzeichnet waren, gaben wenigstens einen ungefähren Anhaltspunkt, wo man war. Es ging immer bergauf, aber was war in den Ostbergen auch anderes zu erwarten. Mit etwas Glück und Intuition fand ich den Garten dann doch noch. Und der Audioguide funktionierte hier auch (zumindest meistens).
Ich suchte eine Pagode, die auf meinem Audioguide eingezeichnet war. Doch als ich den wenigen Hinweisschildern folgte, landete ich bei der Hauptpagode, Foxiangge, die man normalerweise von der anderen Richtung besucht. Man kletterte üblicherweise von unten über unzählige Stufen zu dieser hinauf. Ich lief nun die andere Richtung, also von oben nach unten. Das war viel angenehmer als andersrum, gerade wegen der steilen Treppen.
Da ich noch nicht alle Gebäude gesehen hatte und ich den kompletten Wandelgang durchlaufen wollte, kämpfte ich mich durch die inzwischen unzähligen Besucher zurück zum Ausgangspunkt. Ich musste öfters anhalten, da der Audioguide ansprang und ansonsten die Kommentare verloren gewesen wären.
Nachdem ich die Gebäude abgehakt hatte, wollte ich dies auch mit dem berühmten Wandelgang machen. Aber hier gab es fast kein Durchkommen, da die Besucher unbedingt mit Kinderwagen und Rollstuhl durch den Gang wollten. Nach einiger Zeit und ein paar Exkursionen erreichte ich dann endlich das Marmorboot. Ich beschloss an der Westseite des Sees meine Besichtigung fortzusetzen, doch hier fand ich keine Einzige der auf dem Audioguide aufgeführten Sehenswürdigkeiten. Nach 15 Minuten kehrte ich dann um, denn ich wollte die Zeit lieber für den alten Sommerpalast aufsparen. Es ging also wieder in die Berge in Richtung Nordausgang und Suzhou Street. Auf halbem Weg dorthin entdeckte ich den Hintereingang zum Tempel, der über der Pagode lag. Das ließ ich mir nicht entgehen und so ging es wieder unzählige Treppen hoch. Vom Ehrgeiz beflügelt wollte ich jetzt auch die im Reiseführer erwähnte bronzene Pagode finden, allerdings gelang mir das nicht einmal ansatzweise. Und nach einiger Zeit ließ auch dieser Ehrgeiz nach, da ich einmal sinnlos im Halbkreis direkt zu meinem Ausgangspunkt zurück lief.
Der Lamatempel lag auf einer Achse mit dem Nordausgang und so stieg ich kurz die, natürlich, Treppen hoch. Kurz vor dem Ausgang war dann die berühmte Suzhou Street, die aus lauter Geschäften bestand die am Flussufer lagen und mit einem schmalen Steg verbunden waren. Man hatte diese in der Kaiserzeit angelegt, damit die Frauen beschäftigt waren. Und womit kann man Frauen besser beschäftigen als mit Shopping.
Heutzutage verlangte man für den Besuch Eintritt, um dann von unzähligen Souvenirshops noch einmal abkassiert zu werden. Der Weg zwischen Geschäften und Fluss war schmal und die Hinweisschilder „One Way“ hatten einige Chinesen (auch mangels Englischkenntnissen) nicht verstanden. Auch schlenderte man wieder verkehrsbehindernd in der Gegend herum. Man musste aufpassen, dass man beim Überholen der menschlichen Hindernisse nicht ins Wasser fiel.
Nach Verlassen des Geländes lief ich zur Metro, wo ich eine Station zurück fuhr, um dann wieder dort zu landen, wo ich heute Morgen angefangen hatte. Ich lief zum Park, in dem sich der Alte Sommerpalast befinden sollte. Alle Ruinen sollten in der Nähe des Osttors sein und dieses war auf meiner Seite, dachte ich. Alles war perfekt. Und heute wurde auch kein Eintritt erhoben stand auf dem Schild. Das vermutete ich zumindest, denn es stand nur auf Chinesisch da. Aber man hatte mich freundlich herein gewunken.
Ich bekam plötzlich furchtbare Rückenschmerzen. Mit diesen kämpfte ich mich durch den Park, doch ich bekam nicht einmal die kleinsten Trümmer zu sehen. Nur Hinweistafeln, auf denen erklärt war, was hier einmal stand und was man jetzt nicht mehr sah. Irgendwie konnte dies nicht richtig sein. Schließlich waren im Reiseführer richtig große Brocken abgebildet.
Plötzlich fiel mir auf, dass ich hier ja im Westen des Parks war und nicht im Osten. Ich Kompass Legastheniker. Kein Wunder, dass hier nichts war. Ich war durch das Westtor gekommen. Ich hätte einfach noch eine Metro Station weiter fahren sollen. Ich musste nun einmal komplett durch den ganzen Park laufen, dann links ab Richtung Norden, bis ich in der Nordost Ecke ankam. Unterwegs halfen Schilder mit Trümmersymbolen den richtigen Zugang zu finden. Die Rückenschmerzen brachten mich inzwischen fast um.
Endlich erblickte ich Trümmer in einem abgesperrten Areal. Auch hier war heute der Eintritt frei, Tag der offenen Tür sozusagen. Als wenn man nur auf mich gewartet hätte. Wie auch auf hunderte andere Chinesen, die diese Gelegenheit zum Anlass nahmen, die Trümmer ohne Obolus zu betrachten und vor allem anzufassen.
Ich ging erst zum Irrgarten, dessen Ziel es war, in die Mitte zu gelangen, wo zur Belohnung ein Pavillon stand. Ich suchte mir hier keinen eigenen Weg, sondern folgte einfach den ganzen Chinesen. Schließlich hatten diese Heimvorteil. Und genug davon waren auch da, so dass man nicht den Anschluss verlieren konnte.
Der Weg durch die nun sichtbaren Trümmer führte direkt zum Osttor. Sichtbar waren die Trümmer, Sinn ergaben sie allerdings keinen. Dafür war zu wenig Beschriftung vorhanden. Vom Osttor wollte ich zur Metro laufen, wobei ich nicht zurück durch den Park lief, sondern außen entlang. Die ganze Straße war voll mit Moped- und Fahrradgeschäften. Man musste sich durch ein Meer von Fortbewegungsmitteln kämpfen.
Abends ging ich wieder zu Mr. Lee zum Essen, denn ich hatte Zeit. Danach packte ich meinen Koffer und ging schon kurz nach 20 Uhr ins Bett. Ich war total kaputt durch das viele herum Gelaufe und das viele Bergsteigen. Ich schätze ich hatte heute mehr Kilometer zurückgelegt als die Marathonläufer.
17. Tag – Automatenbier
Ich wachte schon um 4 Uhr auf und konnte nicht mehr einschlafen. Das kommt davon, wenn man so früh zu Bett geht. Ich schaute also noch eine Stunde Fernsehen und schlief langsam wieder ein. Bis um 5 Uhr wieder einmal Krach auf dem Flur aufkam. Somit hatte sich das auch erledigt. Aber ich konnte ja im Flieger schlafen, gute Filme gab es schließlich nicht wirklich zu sehen.
Ich ging um 8:45 Uhr los. An der Rezeption meinte die Frau irgendwas von „Receipt“. Ich dachte sie wollte wissen, ob ich eine Rechnung haben möchte. Dann zeigte sie mir einen rosa Schein, um anzudeuten, dass sie meine Quittung für die 100 Yuan Pfand haben wollte, die ich beim Check-In hinterlegt hatte. Ich konnte mich allerdings gar nicht mehr dran erinnern sowas bekommen zu haben. Es war ja auch schon 6 Tage her. Zum Glück fand ich den Schein in meiner Sammlung der Eintrittskarten. Gut dass ich nichts wegwerfe. Aber etwas Sorgen bezüglich Alzheimer machte ich mir schon.
Die Bahn war heute leer, es war ja auch Sonntag, und in den Airport Express konnte ich direkt rein springen. So war ich schon um 9:45 Uhr am Flughafen. Auch hatte der Check-In Schalter von Air China bereits geöffnet und ich konnte mich direkt meiner Tasche entledigen.
Auf dem Weg zum Gate entdeckte ich einen Burger King und da ich nicht gefrühstückt hatte, dachte ich es sei keine schlechte Idee einen Burger zu mir zu nehmen. Wer weiß, wann es wieder etwas zu Essen gibt. Das stellte sich allerdings als großer Fehler heraus, denn kaum hatte ich die Bahn betreten, die mich zum Abflugterminal bringen sollte, wollte der Burger auch schon direkt wieder meinen Körper verlassen. Ich hatte Glück, dass direkt am Ziel, noch vor der Passkontrolle, eine Toilette war, denn an der Kontrolle erwartete mich eine lange Schlange. Das hätte garantiert ein Unglück gegeben.
Um 10:45 Uhr war ich dann endlich durch die Pass- und Sicherheitskontrolle. Ich suchte händeringend das Restaurant, in dem es das günstige Bier gab, doch ich konnte es nicht mehr finden. Nach einigem hin und her musste ich feststellen, dass inzwischen hier die Air China First Class Longe eingezogen war und das Restaurant in das untere Stockwerk gezogen war, aber noch nicht eröffnet hatte. Die Bars boten allerdings auch keine Alternative, denn hier kostete das kleine Bier 20 Yuan.
Also ging ich trocken zum Gate und siehe da, Glückskind, da standen zwei Getränkeautomaten und, doppeltes Glückskind, hier konnte man Bier für 6 Yuan ziehen. Ein Wartungstechniker hatte allerdings gerade beide Automaten geöffnet und da ich inzwischen durstig und ungeduldig war, drückte ich ihm 6 Yuan in die Hand und er gab mir aus dem Automaten ein Bier.
Ich setzte mich direkt gegenüber der Automaten hin, damit ich es nicht so weit hatte und beobachtete das Treiben davor. Beide Automaten waren so gut wie leer. Nur Bier, juhu, und Red Bull waren verfügbar. Dennoch schmissen unzählige Leute Geld ein und versuchten Wasser oder Eistee zu erwerben. Gut wenn man Alkoholiker ist…
Auf dem Flug versuchte ich die Augen zuzumachen, was mir eigentlich gar nicht gelang. Da es aber auch kein vernünftiges Bordprogramm gab, wurde es ein ziemlich langweiliger Rückflug. Nächstes Mal wieder Lufthansa…