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Dokument über die menschliche Geschwisterlichkeit für Weltfrieden und Zusammenleben:
Pope Francis and the Grand Imam of Al-Azhar, Ahmed el-Tayeb,
sign a Document on Human Fraternity for World Peace and Living Together, during a Global Conference on the topic in Abu Dhabi. The official English-language text of the Document is below:
Papst Franziskus und der große Imam von Al-Azhar, Ahmed al-Tayeb,
unterzeichneten auf einer Weltkonferenz zu diesem Thema in Abu Dhabi das Dokument über menschliche Geschwisterlichkeit für Weltfrieden und Zusammenleben. Der offizielle englische Text (ins deutsche übersetzt) des Dokuments ist nachfolgend:
Im Wortlaut: Die gemeinsame Erklärung zur
Geschwisterlichkeit aller Menschen
Es war ein historischer Moment: am 4. Februar 2019
in Abu Dhabi das „Dokument über die Geschwisterlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“ unterzeichnet. Lesen Sie hier den Text in offizieller deutscher Übersetzung.
INTRODUCTION
Faith leads a believer to see in the other a brother or sister to be supported and loved. Through faith in God, who has created the universe, creatures and all human beings (equal on account of his mercy), believers are called to express this human fraternity by safeguarding creation and the entire universe and supporting all persons, especially the poorest and those most in need.
EINFÜHRUNG
Der Glaube führt den Gläubigen dazu im anderen einen Bruder oder eine Schwester zu sehen, der unterstützt und geliebt werden soll. Durch den Glauben an Gott, der das Universum, die Geschöpfe und alle Menschen erschaffen hat, sind die Gläubigen aufgerufen, diese menschliche Geschwisterlichkeit durch den Schutz aller Lebewesen und des ganzen Universums sowie die Hilfe gegenüber allen Personen – insbesondere den Ärmsten und den am meisten Hilfebedürftigen – Ausdruck zu verleihen.
This transcendental value served as the starting point for several meetings characterized by a friendly and fraternal atmosphere where we shared the joys, sorrows and problems of our contemporary world. We did this by considering scientific and technical progress, therapeutic achievements, the digital era, the mass media and communications. We reflected also on the level of poverty, conflict and suffering of so many brothers and sisters in different parts of the world as a consequence of the arms race, social injustice, corruption, inequality, moral decline, terrorism, discrimination, extremism and many other causes.
Dieser transzendentale Wert diente als Ausgangspunkt für verschiedene Treffen, in denen wir die Freuden, Sorgen und Probleme unserer heutigen Welt teilten. Dabei haben wir den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, die therapeutischen Errungenschaften, das digitale Zeitalter, die Massenmedien und die Massenkommunikation berücksichtigt. Wie haben auch über das Armutsniveau, Konflikte und das Leiden so vieler Brüdern und Schwestern in verschiedenen Teilen der Welt reflektiert, das als Ergebnis von Rüstungsrennen, sozialer Ungerechtigkeit, Korruption, Ungleichheit, moralischem Verfall, Terrorismus, Diskriminierung, Extremismus und aufgrund von vielen anderen Ursachen hervorgegangen ist.
From our fraternal and open discussions, and from the meeting that expressed profound hope in a bright future for all human beings, the idea of this Document on Human Fraternity was conceived. It is a text that has been given honest and serious thought so as to be a joint declaration of good and heartfelt aspirations. It is a document that invites all persons who have faith in God and faith in human fraternity to unite and work together so that it may serve as a guide for future generations to advance a culture of mutual respect in the awareness of the great divine grace that makes all human beings brothers and sisters.
Aus unseren brüderlichen und offenen Diskussionen und aus dem Treffen, dass die innige Hoffnung auf eine helle Zukunft für alle Menschen besteht, ist die Idee dieses Dokuments über die menschliche Brüderlichkeit entstanden. Es ist ein Text, der auf ehrlichen und ernsten Gedanken beruht, in Form einer gemeinsamen Deklaration der guten und herzlichen Bestrebungen. Es ist ein Dokument, das alle Menschen, die Glauben an Gott und an die menschliche Geschwisterlichkeit haben, sich zu vereinen und zusammenzuarbeiten, so dass dies als Richtlinie für zukünftige Generationen diene, um eine Kultur des gegenseitigen Respekts im Bewusstsein der großen göttlichen Barmherzigkeit, die alle Menschen zu Brüdern und Schwestern macht, zu nähren.
DOCUMENT:
In the name of God who has created all human beings equal in rights, duties and dignity, and who has called them to live together as brothers and sisters, to fill the earth and make known the values of goodness, love and peace;
DOKUMENT:
Im Namen Gottes, der alle Menschen gleich an Rechten, Pflichten und Erhabenheit geschaffen hat, und der die Menschen dazu aufgerufen hat, alle zusammen als Brüder und Schwestern zu leben, um die Erde zu füllen und um die Werte von Güte, Liebe und Frieden bekannt zu machen;
In the name of innocent human life that God has forbidden to kill, affirming that whoever kills a person is like one who kills the whole of humanity, and that whoever saves a person is like one who saves the whole of humanity;
Im Namen unschuldigen Lebens, das Gott zu töten untersagt hat, sei bekräftigt, dass wer immer jemanden tötet, eine Person ist, die die gesamte Menschheit auslöscht, und dass wer immer einen Menschen rettet, eine Person ist, die die gesamte Menschheit rettet;
In the name of the poor, the destitute, the marginalized and those most in need whom God has commanded us to help as a duty required of all persons, especially the wealthy and of means;
Im Namen der Armen, der Not leidenden, der Ausgegrenzten und jener Bedürftigsten, denen zu helfen Gott allen Menschen als Pflicht aufgetragen hat, besonders den Reichen und Besitzenden;
In the name of orphans, widows, refugees and those exiled from their homes and their countries; in the name of all victims of wars, persecution and injustice; in the name of the weak, those who live in fear, prisoners of war and those tortured in any part of the world, without distinction;
In the name of peoples who have lost their security, peace, and the possibility of living together, becoming victims of destruction, calamity and war;
Im Namen der Waisen, Witwen, Flüchtlinge und jener die aus ihrer Heimat und ihren Ländern verstoßen wurden; im Namen aller Opfer von Krieg, Verfolgung und Ungerechtigkeiten; im Namen der Schwachen, jener, die in Angst leben, der Kriegsgefangenen und jener, die an irgendeinem Ort der Welt gefoltert werden, ohne Differenzierung;
Im Namen von Völkern, die ihre Sicherheit verloren haben, ihren Frieden und die Möglichkeit zusammen zu leben, als Opfer von Zerstörung, Unglück und Krieg;
In the name of human fraternity that embraces all human beings, unites them and renders them equal;
Im Namen menschlicher Brüderlichkeit, die alle menschlichen Wesen umfasst, vereint und einander ebenbürtig macht;
In the name of this fraternity torn apart by policies of extremism and division, by systems of unrestrained profit or by hateful ideological tendencies that manipulate the actions and the future of men and women;
Im Namen dieser Geschwisterlichkeit, die mithilfe von politischem Extremismus und politischer Spaltung, durch Systeme hemmungslosen Profits oder mittels ideologischer Tendenzen, die Hass schüren und das Handeln und die Zukunft von Männern und Frauen manipulieren;
In the name of freedom, that God has given to all human beings creating them free and distinguishing them by this gift;
In the name of justice and mercy, the foundations of prosperity and the cornerstone of faith;
Im Namen des Friedens, den Gott allen menschlichen Wesen mitgegeben hat, sie mittels dieses Geschenks als freie Wesen erschaffend und dadurch unterscheidend;
Im Namen der Gerechtigkeit und der Barmherzigkeit, den Fundamenten des Wohlstands und dem Eckpfeiler des Glaubens;
In the name of all persons of good will present in every part of the world;
Im Namen aller Menschen, die guten Willens sind, an jedem Ort der Welt;
In the name of God and of everything stated thus far; Al-Azhar al-Sharif and the Muslims of the East and West, together with the Catholic Church and the Catholics of the East and West, declare the adoption of a culture of dialogue as the path; mutual cooperation as the code of conduct; reciprocal understanding as the method and standard.
Im Namen Gottes und allem bisher Erwähntem; Al-Azhar al-Sharif und die Muslime des Ostens und des Westens, gemeinsam mit der Katholischen Kirche und den Katholiken des Ostens und des Westens, erklären die Annahme einer Kultur des Dialogs als den Pfad; wechselseitige Kooperation als Verhaltensregel; gegenseitiges Verständnis als Methode und Standard.
We, who believe in God and in the final meeting with Him and His judgment, on the basis of our religious and moral responsibility, and through this Document, call upon ourselves, upon the leaders of the world as well as the architects of international policy and world economy, to work strenuously to spread the culture of tolerance and of living together in peace; to intervene at the earliest opportunity to stop the shedding of innocent blood and bring an end to wars, conflicts, environmental decay and the moral and cultural decline that the world is presently experiencing.
Wir, die wir an Gott glauben und am Tag des Jüngsten Gerichts mit Ihm und Seinem Richtspruch, auf Basis unserer religiösen und moralischen Verantwortung und aufgrund dieses Dokuments, rufen wir uns und den Führenden der Welt, ebenso wie den Architekten internationaler Politik und Weltwirtschaft ins Gedächtnis, unermüdlich zu arbeiten, um eine Kultur der Toleranz und des Zusammenlebens in Frieden zu verbreiten; um zum frühesten Zeitpunkt zu intervenieren, das Vergießen unschuldigen Blutes zu stoppen, und um Krieg, Konflikten, Umweltzerstörung sowie moralischen und kulturellen Abstieg, die die Welt erlebt, ein Ende zu bereiten.
We call upon intellectuals, philosophers, religious figures, artists, media professionals and men and women of culture in every part of the world, to rediscover the values of peace, justice, goodness, beauty, human fraternity and coexistence in order to confirm the importance of these values as anchors of salvation for all, and to promote them everywhere.
Wir rufen Intellektuelle, Philosophen, religiöse Persönlichkeiten, Künstler, Medienexperten, Männer und Frauen der Kulturen aus aller Welt, die Werte des Friedens, der Gerechtigkeit, Güte, Schönheit, Brüderlichkeit und Koexistenz wiederzuentdecken, um diese Werte dann allen als Rettungsanker weiterzureichen und sich für diese allerorts einzusetzen.
This Declaration, setting out from a profound consideration of our contemporary reality, valuing its successes and in solidarity with its suffering, disasters and calamities, believes firmly that among the most important causes of the crises of the modern world are a desensitized human conscience, a distancing from religious values and a prevailing individualism accompanied by materialistic philosophies that deify the human person and introduce worldly and material values in place of supreme and transcendental principles.
Diese Deklaration, entstanden aus reiflicher Betrachtung unserer gegenwärtigen Realität, ihre Erfolge begutachtend und in Solidarität mit den Leidenden, den Katastrophen und Unglücken, glaubt fest daran, dass unter den wichtigsten Ursachen der Krisen in der modernen Welt ein desensibilisiertes menschliches Bewusstsein, ein Distanzieren von religiösen Werten und ein ausgeprägter Individualismus, zu finden ist, begleitet von materialistischen Philosophien, die den Menschen selbst vergöttern und die weltliche materielle Werte anstelle von höheren und transzendenten Prinzipien setzen.
Recognizing the positive achievements of our modern civilization in the fields of science, technology, medicine, industry, and welfare, especially in developed countries, it is important to emphasize that such historical advances, however great and valuable, are twofold exists, a moral decline that influences international action, and a decline in spiritual values and responsibility. All of this contributes to a general sense of frustration, isolation and despair, and misleads many into succumbing to a vortex of atheist, agnostic or religious extremism or blind and fanatical extremism that ultimately promotes forms of dependency and personal or collective self-destruction ,
Im Anerkennen der positiven Errungenschaften unserer modernen Zivilisation auf den Gebieten der Wissenschaft, Technik, Medizin, Industrie und Wohlfahrt, insbesondere in entwickelten Ländern, ist es uns ein Anliegen, zu betonen, dass solch historische Fortschritte, so groß und wertvoll diese auch sind, zweierlei existiert, ein moralischer Abstieg, der internationales Handeln beeinflusst, und eine Abnahme spiritueller Werte und Verantwortung. All dies trägt bei zu einem allgemeinen Gefühl der Frustration, der Isolation und der Verzweiflung und verführt viele dazu, einem Sog atheistischer, agnostischer oder religiösen Extremismen oder einem blinden und fanatischen Extremismus zu verfallen, der letzten Endes Formen der Abhängigkeit und persönliche oder kollektive Selbstzerstörung fördert.
History shows that religious extremism, national extremism and also intolerance have produced in the world, be it in the East or West, what might be referred to as signs of a “third world war being fought piecemeal”. In several parts of the world and in many tragic circumstances these signs have begun to be painfully apparent, as in those situations where the precise number of victims, widows and orphans is unknown. We see, in addition, other regions preparing to become theatres of new conflicts, with outbreaks of tension and a build-up of arms and ammunition, and all this in a global context overshadowed by uncertainty, disillusionment, fear of the future, and controlled by narrow-minded economic interests.
Die Geschichte zeigt, dass religiöser Extremismus, nationaler Extremismus wie auch Intoleranz, ob im Osten oder im Westen, in der Welt etwas produziert haben, das als Zeichen eines „dritten Weltkrieges in Stücken“ bezeichnet werden könnte. In einigen Teilen der Welt und am Beispiel vieler tragischer Umstände haben diese Zeichen begonnen, schmerzhaft offensichtlich zu werden, wie in Begebenheiten, in denen die präzise Zahl der Opfer, Verwitweten und Waisen unbekannt ist. Wir sehen zudem andere Regionen, die zu Bühnen für neue Konflikte werden, Spannungsentladungen und ein Aufrüsten von Armee und Munition und dies alles in einem globalen Kontext überschattet von Unsicherheit, Desillusionierung, Angst vor der Zukunft und unter der Kontrolle engstirniger wirtschaftlicher Interessen.
We also claim that major political crises, conditions of injustice and lack of fair distribution of natural resources - from which only a wealthy minority benefit, to the detriment of the majority of the peoples of the earth - have generated enormous numbers of poor, weak and dying people and continue to generate. This leads to catastrophic crises, which have fallen victim to various countries despite their natural resources and the abundance of young people who characterize these nations. With such crises leading to the deaths of millions of children - consumed by poverty and hunger - an unacceptable international silence can be heard.
Wir behaupten ebenfalls, dass große politische Krisen, Zustände der Ungerechtigkeit und der Mangel an gerechter Verteilung natürlicher Ressourcen – von der nur eine wohlhabende Minderheit profitiert, zum Nachteil der Mehrheit der Völker auf der Erde – enorme Zahlen an armen, schwachen und sterbenden Menschen generiert haben und fortbestehend generieren. Das führt zu katastrophalen Krisen, denen verschiedene Länder trotz ihrer natürlichen Ressourcen und der Fülle an jungen Menschen, die diese Nationen charakterisieren, zum Opfer gefallen sind. Angesichts solcher Krisen, die zum Tod von Millionen von Kindern führen – aufgezehrt von Armut und Hunger – hier ist eine inakzeptable Stille auf internationalem Level zu vernehmen.
It is clear in this context how the family as the fundamental nucleus of society and humanity is essential in bringing children into the world, raising them, educating them, and providing them with solid moral formation and domestic security. To attack the institution of the family, to regard it with contempt or to doubt its important role, is one of the most threatening evils of our era.
In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass die Familie als grundlegender Kern der Gesellschaft und der Menschheit notwendig ist, um Kinder in die Welt zu bringen, sie aufzuziehen, zu erziehen und ihnen eine solide moralische Bildung und häusliche Sicherheit zu geben. Die Institution der Familie anzugreifen, sie mit Verachtung zu betrachten oder an ihrer wichtigen Rolle zu zweifeln, ist eines der bedrohlichsten Übel unserer Zeit.
We affirm also the importance of awakening religious awareness and the need to revive this awareness in the hearts of new generations through sound education and an adherence to moral values and upright religious teachings. In this way we can confront tendencies that are individualistic, selfish, conflicting, and also address radicalism and blind extremism in all its forms and expressions.
Wir bekräftigen auch die Wichtigkeit des Erweckens des religiösen Bewusstseins und die Notwendigkeit, dieses Bewusstsein in den Herzen der neuen Generationen durch eine solide Ausbildung und die Einhaltung moralischer Werte und aufrechter religiöser Lehren wiederzubeleben. Auf diese Weise können wir individualistischen, egoistischen und konfliktträchtigen Tendenzen, Radikalismus und blindem Extremismus in all seinen Formen und Ausdrucksformen entgegenwirken.
The first and most important aim of religions is to believe in God, to honour Him and to invite all men and women to believe that this universe depends on a God who governs it. He is the Creator who has formed us with His divine wisdom and has granted us the gift of life to protect it. It is a gift that no one has the right to take away, threaten or manipulate to suit oneself. Indeed, everyone must safeguard this gift of life from its beginning up to its natural end. We therefore condemn all those practices that are a threat to life such as genocide, acts of terrorism, forced displacement, human trafficking, abortion and euthanasia. We likewise condemn the policies that promote these practices.
Das erste und wichtigste Ziel der Religionen ist der Glaube an Gott, Ihn zu loben und alle Männer und Frauen zum Glauben daran aufzurufen, dass dieses Universum von Gott abhängt, der es regiert. Er ist der Schöpfer, der uns mit seiner göttlichen Weisheit geformt hat und der uns das Geschenk des Lebens gewährt hat, um dafür Sorge zu tragen. Niemand hat das Recht, uns dieses Geschenk zu nehmen, es zu bedrohen oder nach seinem Belieben zu manipulieren. In der Tat muss jeder dieses Geschenk des Lebens von seinem Anfang bis zu seinem natürlichen Ende schützen. Daher verurteilen wir sämtliche Praktiken, die das Leben bedrohen, wie Genozide, terroristische Attentate, Zwangsvertreibungen, Organhandel, Abtreibung, Euthanasie, sowie eine Politik, die all dies unterstützt.
Moreover, we resolutely declare that religions must never incite war, hateful attitudes, hostility and extremism, nor must they incite violence or the shedding of blood. These tragic realities are the consequence of a deviation from religious teachings. They result from a political manipulation of religions and from interpretations made by religious groups who, in the course of history, have taken advantage of the power of religious sentiment in the hearts of men and women in order to make them act in a way that has nothing to do with the truth of religion. This is done for the purpose of achieving objectives that are political, economic, worldly and short-sighted. We thus call upon all concerned to stop using religions to incite hatred, violence, extremism and blind fanaticism, and to refrain from using the name of God to justify acts of murder, exile, terrorism and oppression. We ask this on the basis of our common belief in God who did not create men and women to be killed or to fight one another, nor to be tortured or humiliated in their lives and circumstances.
God, the Almighty, has no need to be defended by anyone and does not want His name to be used to terrorize people.
Ebenso erklären wir, nachdrücklich, dass Religionen niemals Kriege anstacheln, keinen Hass, Feindseligkeit, Extremismus antreiben oder zu Gewalt und Blutvergießen einladen. Diese tragischen Realitäten sind die Folge einer Abweichung von den religiösen Lehren. Sie resultieren aus einer politischen Manipulation der Religionen und aus Interpretationen religiöser Gruppen, die im Laufe der Geschichte die Macht des religiösen Gefühls in den Herzen von Männern und Frauen ausgenutzt haben, um sie auf eine Weise handeln zu bringen, die nichts mit der Wahrheit der Religion zu tun hat. Dies geschieht, um politische, wirtschaftliche, weltliche und kurzsichtige Ziele zu erreichen. Daher appellieren wir an alle Beteiligten, die Religionen nicht länger dazu zu benutzen, Hass, Gewalt, Extremismus und blinden Fanatismus zu schüren, und den Namen Gottes nicht mehr dazu zu benutzen, um Mord, Exil, Terrorismus und Unterdrückung zu rechtfertigen. Wir fordern dies an auf der Basis unserem gemeinsamen Glauben an Gott, der weder Männer und Frauen geschaffen hat, um getötet zu werden, oder sich gegenseitig zu bekämpfen, oder in ihrem Leben und ihren Umständen gefoltert oder gedemütigt zu werden.
Der allmächtige Gott muss von niemandem verteidigt werden und Er will nicht, dass sein Name dazu benutzt wird, Menschen zu terrorisieren.
This Document, in accordance with previous International Documents that have emphasized the importance of the role of religions in the construction of world peace, upholds the following:
Diese Erklärung, im Einklang mit vorhergehenden internationalen Erklärungen, welche die Bedeutung der Rolle der Religionen für die Schaffung des Weltfriedens betonen, attestiert das Folgende:
– The firm conviction that authentic teachings of religions invite us to remain rooted in the values of peace; to defend the values of mutual understanding, human fraternity and harmonious coexistence; to re-establish wisdom, justice and love; and to reawaken religious awareness among young people so that future generations may be protected from the realm of materialistic thinking and from dangerous policies of unbridled greed and indifference that are based on the law of force and not on the force of law;
– Die feste Überzeugung, dass authentische Religionslehren uns einladen, in den Werten des Friedens verwurzelt zu bleiben; die Werte des gegenseitigen Verständnisses, der menschlichen Brüderlichkeit und des harmonischen Zusammenlebens zu verteidigen; Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe wieder herzustellen; und das religiöse Bewusstsein unter jungen Menschen wiederzuerwecken, damit zukünftige Generationen vor dem Reich des materialistischen Denkens und vor einer gefährlichen Politik ungezügelter Gier und Gleichgültigkeit die auf dem Gesetz der Kraft und nicht auf der Kraft des Gesetzes beruht; geschützt werden können;
– Freedom is a right of every person: each individual enjoys the freedom of belief, thought, expression and action. The pluralism and the diversity of religions, colour, sex, race and language are willed by God in His wisdom, through which He created human beings. This divine wisdom is the source from which the right to freedom of belief and the freedom to be different derives. Therefore, the fact that people are forced to adhere to a certain religion or culture must be rejected, as too the imposition of a cultural way of life that others do not accept;
– Freiheit ist ein Recht jedes Menschen: Jeder genießt Glaubensfreiheit, Gedankenfreiheit, Meinungs- und Handlungsfreiheit. Der Pluralismus und die Verschiedenheit von Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Rasse und Sprache sind ein weiser göttlicher Wunsch, mit dem Gott die Menschen geschaffen hat. Diese göttliche Weisheit ist der Ursprung, aus dem das Recht zur Religionsfreiheit und zur Freiheit, unterschiedlich zu sein, hervorgeht. Deshalb wird die Tatsache, Menschen zu zwingen, einer bestimmten Religion oder Kultur anzugehören verurteilt, ebenso wie die Auferlegung eines Stils der Zivilisation, den die anderen nicht akzeptieren.
– Justice based on mercy is the path to follow in order to achieve a dignified life to which every human being has a right;
– Gerechtigkeit, die auf Barmherzigkeit beruht, ist der Weg, dem man folgen muss, um ein würdiges Leben zu erreichen, auf das jeder Mensch ein Recht hat.
– Dialogue, understanding and the widespread promotion of a culture of tolerance, acceptance of others and of living together peacefully would contribute significantly to reducing many economic, social, political and environmental problems that weigh so heavily on a large part of humanity;
– Dialog, Verständnis und die weit verbreitete Förderung einer Kultur der Toleranz, der Akzeptanz anderer und des friedlichen Zusammenlebens würden erheblich dazu beitragen, viele wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische und ökologische Probleme zu lösen, die einen großen Teil der Menschheit so sehr belasten;
– Dialogue among believers means coming together in the vast space of spiritual, human and shared social values and, from here, transmitting the highest moral virtues that religions aim for. It also means avoiding unproductive discussions;
– Dialog unter Gläubigen bedeutet, dass man in dem weiten Raum spirituellen, menschlichen und gemeinsamen gesellschaftlichen Werte zusammenkommt, und von hier aus die höchsten moralischen Tugenden weitervermittelt, denen die Religion anstrebt. Es bedeutet auch, unproduktive Diskussionen zu vermeiden;
– The protection of places of worship – synagogues, churches and mosques – is a duty guaranteed by religions, human values, laws and international agreements. Every attempt to attack places of worship or threaten them by violent assaults, bombings or destruction, is a deviation from the teachings of religions as well as a clear violation of international law;
– Der Schutz von Kultusorten – Tempeln, Kirchen und Moscheen – ist eine von den Religionen, menschlichen Werten sowie gesetzlich und durch internationale Abkommen garantierte Pflicht. Jeglicher Versuch, Kultusorte anzugreifen oder sie durch Attentate, Explosionen oder Demolierung zu bedrohen, weicht von den Lehren der Religionen ab und verletzt ebenso klar internationales Recht;
– Terrorism is deplorable and threatens the security of people, be they in the East or the West, the North or the South, and disseminates panic, terror and pessimism, but this is not due to religion, even when terrorists instrumentalize it. It is due, rather, to an accumulation of incorrect interpretations of religious texts and to policies linked to hunger, poverty, injustice, oppression and pride. This is why it is so necessary to stop supporting terrorist movements fuelled by financing, the provision of weapons and strategy, and by attempts to justify these movements even using the media. All these must be regarded as international crimes that threaten security and world peace. Such terrorism must be condemned in all its forms and expressions;
– Der verabscheuenswerte Terrorismus, der im Orient und Okzident die Sicherheit der Menschen bedroht, im Norden, wie Süden, indem er Panik, Terror und Pessimismus verbreitet, ist nicht in der Religion begründet – auch wenn die Terroristen diese instrumentalisieren – sondern liegt an gehäuften Falschinterpretationen religiöser Texte, in Politiken des Hungers, der Armut, der Ungerechtigkeit, der Unterdrückung, der Arroganz. Daher ist es nötig, die Unterstützung terroristischer Bewegungen durch Geld, Waffen, Pläne oder Rechtfertigungen und auch mediale Berichterstattung, zu stoppen. All dies muss als internationales Verbrechen gesehen werden, das die Sicherheit und den Frieden auf der Welt bedroht. Es ist nötig, solchen Terrorismus in all seinen Formen und Erscheinungsarten zu verurteilen.
The concept of citizenship is based on the equality of rights and duties, under which all enjoy justice. It is therefore crucial to establish in our societies the concept of full citizenship and reject the discriminatory use of the term minorities which engenders feelings of isolation and inferiority. Its misuse paves the way for hostility and discord; it undoes any successes and takes away the religious and civil rights of some citizens who are thus discriminated against;
Das Konzept der Staatsbürgerschaft basiert auf der Gleichheit der Rechte und Pflichten in deren Schatten alle Gerechtigkeit genießen. Daher ist Einsatz nötig, um in unseren Gesellschaften das Konzept der vollständigen Bürgerrechte zu beschließen und auf den diskriminierenden Gebrauch des Begriffs Minderheiten zu verzichten. Dieser trägt den Samen der Isolation und von Minderwertigkeitsgefühlen in sich und ebnet den Boden für Feindseligkeit und Zwietracht und entzieht einigen Bürgern die Errungenschaften der Religionsfreiheit und der Zivilrechte und diskriminiert diese.
– Good relations between East and West are indisputably necessary for both. They must not be neglected, so that each can be enriched by the other’s culture through fruitful exchange and dialogue. The West can discover in the East remedies for those spiritual and religious maladies that are caused by a prevailing materialism. And the East can find in the West many elements that can help free it from weakness, division, conflict and scientific, technical and cultural decline. It is important to pay attention to religious, cultural and historical differences that are a vital component in shaping the character, culture and civilization of the East. It is likewise important to reinforce the bond of fundamental human rights in order to help ensure a dignified life for all the men and women of East and West, avoiding the politics of double standards;
– Gute Beziehungen zwischen Ost und West sind für beide unbestritten notwendig. Diese dürfen nicht vernachlässigt werden, sodass jeder durch fruchtbaren Austausch und Dialog von der Kultur des anderen bereichert werden kann. Der Westen kann im Osten Heilmittel für die geistigen und religiösen Krankheiten finden, die durch einen vorherrschenden Materialismus verursacht sind. Und der Osten kann im Westen viele Elemente finden, die ihn von Schwäche, Spaltung, Konflikten und dem wissenschaftlichen, technischen und kulturellen Verfall befreien können. Es ist wichtig, auf religiöse, kulturelle und historische Unterschiede zu achten, die eine entscheidende Rolle spielen für die Gestaltung des Charakters, der Kultur und der Zivilisation des Ostens. Es ist ebenfalls wichtig die grundlegende Menschenrechte zu stärken, um ein würdiges Leben für alle Männer und Frauen in Ost und West zu gewährleisten und die Politik des Doppelstandards zu vermeiden.
– It is an essential requirement to recognize the right of women to education and employment, and to recognize their freedom to exercise their own political rights. Moreover, efforts must be made to free women from historical and social conditioning that runs contrary to the principles of their faith and dignity. It is also necessary to protect women from sexual exploitation and from being treated as merchandise or objects of pleasure or financial gain. Accordingly, an end must be brought to all those inhuman and vulgar practices that denigrate the dignity of women. Efforts must be made to modify those laws that prevent women from fully enjoying their rights;
– Es ist unabdingbar nötig, das Recht der Frau auf Arbeit, Bildung und Ausübung der eigenen politischen Rechte anzuerkennen. Darüber hinaus müssen Anstrengungen unternommen werden, um Frauen von historischen und sozialen Bedingungen zu befreien, die im Widerspruch zu den Prinzipien ihres Glaubens und ihrer Würde stehen. Es ist auch notwendig, Frauen vor sexueller Ausbeutung zu schützen, oder dass man sie als Ware, oder Gegenstände der Freude oder des finanziellen Gewinns behandelt. Daher müssen sämtliche unmenschlichen Praktiken gestoppt werden und vulgäre Sitten, die die Würde der Frau verletzen, und es muss für die Änderung von Gesetzen gearbeitet werden, die Frauen hindern, vollständig ihre Rechte zu genießen.
– The protection of the fundamental rights of children to grow up in a family environment, to receive nutrition, education and support, are duties of the family and society. Such duties must be guaranteed and protected so that they are not overlooked or denied to any child in any part of the world. All those practices that violate the dignity and rights of children must be denounced. It is equally important to be vigilant against the dangers that they are exposed to, particularly in the digital world, and to consider as a crime the trafficking of their innocence and all violations of their youth;
– Die Familie und die Gesellschaft sind darauf verpflichtet Grundrechte von Kinder auf Familienumgebung, Ernährung, Bildung und Unterstützung zu schützen. Solche Pflichten müssen garantiert und geschützt werden, damit sie keinem Kind in der ganzen Welt übersehen oder verweigert werden. Jede Praktik, die die Würde und die Rechte der Kinder verletzt, muss angeprangert werden. Ebenso wichtig ist es, die Gefahren im Auge zu behalten, denen sie besonders in der digitalen Welt ausgesetzt sind – und den Handel mit ihrer Unschuld und jede Verletzung ihrer Kindheit als Verbrechen zu betrachten.
– The protection of the rights of the elderly, the weak, the disabled, and the oppressed is a religious and social obligation that must be guaranteed and defended through strict legislation and the implementation of the relevant international agreements.
Der Schutz der Rechten von alten, schwachen, behinderten und unterdrückten Menschen ist eine religiöse und gesellschaftliche Verpflichtung, die durch strenge Gesetze und die Durchführung von relevanten internationalen Abkommen garantiert und verteidigt werden muss.
To this end, by mutual cooperation, the Catholic Church and Al-Azhar announce and pledge to convey this Document to authorities, influential leaders, persons of religion all over the world, appropriate regional and international organizations, organizations within civil society, religious institutions and leading thinkers. They further pledge to make known the principles contained in this Declaration at all regional and international levels, while requesting that these principles be translated into policies, decisions, legislative texts, courses of study and materials to be circulated.
Zu diesem Zweck ankündigen und versprechen die katholische Kirche und Al-Azhar, dieses Dokument an Behörden, einflussreiche führende Persönlichkeiten, Religionsangehörige auf der ganzen Welt, geeignete regionale und internationale Organisationen, Organisationen der Zivilgesellschaft, religiöse Institutionen und andere Organisationen und führende Denker zu vermitteln. Sie verpflichten sich ferner, die in dieser Erklärung enthaltenen Grundsätze auf allen regionalen und internationalen Ebenen bekanntzumachen, und fordern, dass diese Grundsätze in Richtlinien, Entscheidungen, Gesetzestexte, Studiengänge umgesetzt werden.
Al-Azhar and the Catholic Church ask that this Document become the object of research and reflection in all schools, universities and institutes of formation, thus helping to educate new generations to bring goodness and peace to others, and to be defenders everywhere of the rights of the oppressed and of the least of our brothers and sisters.
Al-Azhar und die katholische Kirche möchten, dass dieses Dokument zu Objekt der Forschung und Reflexion in Schulen, Universitäten und Formationsinstitutionen wird, und dass es somit hilft, neue Generationen dazu zu erziehen um Güte und Friede an die Anderen zu bringen, und um überall Verteidiger der Rechte des Unterdrückten und des kleinsten unserer Brüdern und Schwestern zu werden.
In conclusion, our aspiration is that:
this Declaration may constitute an invitation to reconciliation and fraternity among all believers, indeed among believers and non-believers, and among all people of good will;
Fazit, unsere Aspiration ist folgende:
Diese Deklaration mag eine Einladung zu Abstimmung und Bruderschaft unter allen Gläubigen darstellen, tatsächlich zwischen Gläubige und Ungläubige, sowie unter allen wohlwollenden Menschen;
this Declaration may be an appeal to every upright conscience that rejects deplorable violence and blind extremism; an appeal to those who cherish the values of tolerance and fraternity that are promoted and encouraged by religions;
this Declaration may be a witness to the greatness of faith in God that unites divided hearts and elevates the human soul;
Diese Deklaration mag ein Anklang zu aufrechtes Gewissen sein, welches bedauerlich Gewalt und blind-Extremismus aufweist; ein Anklang an denen, die die Werte von Toleranz und Bruderschaft wertschätzen, die durch die Religionen gefördert und ermutigt werden.
Diese Deklaration mag zeuge an großartigkeit des Gottesglauben sein, das die Herzen vereinigt und die Seele des Menschen erhöht;
this Declaration may be a sign of the closeness between East and West, between North and South, and between all who believe that God has created us to understand one another, cooperate with one another and live as brothers and sisters who love one another.
This is what we hope and seek to achieve with the aim of finding a universal peace that all can enjoy in this life.
Abu Dhabi, 4 february 2019
Diese Deklaration mag ein Kennzeichen des Nähe zwischen Osten und Westen, zwischen Norden und Süden, und zwischen alle die daran glauben, dass der Gott uns erschaffen hat, um einander zu verstehen, kooperieren, und als Brüder und Schwestern zu leben, die einander lieben, sein.
Das ist was wir uns wünschen und bemühen zu erreichen mit dem Ziel einer universalen Friede zu finden, der Alle es in diesem Leben genießen können.
Abu Dhabi,
Document on Human Fraternity for world peace and living together: together:
Dokument über die menschliche Geschwisterlichkeit für Weltfrieden und Zusammenleben:
Pope Francis and the Grand Imam of Al-Azhar, Ahmed el-Tayeb,
sign a Document on Human Fraternity for World Peace and Living Together, during a Global Conference on the topic in Abu Dhabi. The official English-language text of the Document is below:
Papst Franziskus und der große Imam von Al-Azhar, Ahmed al-Tayeb,
unterzeichneten auf einer Weltkonferenz zu diesem Thema in Abu Dhabi das Dokument über menschliche Geschwisterlichkeit für Weltfrieden und Zusammenleben. Der offizielle englische Text (ins deutsche übersetzt) des Dokuments ist nachfolgend:
Himmel ist dort, wo zwischenmenschliche Beziehungen funktionieren!
Gottes Verbindung verursacht im Leben des Menschen Wohlgefühl und Liebe in seinem Tun.
Heiterkeit des Lebens in bester Dankbarkeit! "Ewigkeitsfähigkeit" erwerben heisst, sich klar zu machen , daß es den "Himmel" nicht "hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen gibt", und dort ein "Schneewittchen" wartet, sondern den Himmel gibt es nur bei einer zwischenmenschlichen Beziehung, sei es Privat, Dienstlich, in einer Freundschaft, im täglichen Leben, dort, wo wir eine freundlich angenehme Athmosphäre mit einer guten zwischenmenschlichen Beziehung aufbauen können. Und die kann nur mit Gott als Vermittler, "wo beide Teile zu Gott hinschauen", und wo Gott, Jesus Christus und der Heilige Geist als Vermittler tätig sind, geben.
Ewigkeitsfähigkeit bekommen sie also dann, wenn ihre zwischenmenschliche Beziehungen mit Gott aufgebaut sind. Überall dort, wo ohne Jesus Christus eine zwischenmenschliche Beziehung geschlossen wurde, muss es zu Reibereien und zu einer Höllenbeziehung kommen. Die "Fegefeuerbeziehung" ist dann das "Leiden", nicht schlafen können, etc. Die EIfersucht, der Neid, etc. Im "Phantasien" zu leben erzeugt.
IN DER REALITÄT GIBT ES KEINEN NEID UND SCHLECHTREDEN EINES ANDEREN MENSCHEN ODER KRIEG GEGEN IRGENDEIN LAND!
Wir stellen ein Pickerl für die Ewigkeitsfähigkeit aus.
Zertifiziert nach IgAo 1A00A1 Nr. 12A1
Prof. Dr. Tomislav Ivančić erklärt in einen dieser Vorträgen, im Vortrag 7, wie er unheilbar Krank vom Arzt entlassen wurde, und daheim wieder gesund wurde, und noch über 40 Jahre leben durfte.
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Eine Förderung als Jesus Christus Weltbürger/in ,unberaubbar an der göttlichen Quelle Gottes hängend."Heiterkeit in und mit bester Lebensstimmung"! HAT MICH DIE GESUNDHEIT SCHON GEFUNDEN - JAWOHL! DIE KRANKHEIT SUCHT MICH VERGEBLICH.
International. Gesunder Menschenverstand.
Lemming oder bewusster Mensch!
Intellibestmot
Durch seine Verwurzelung in Gott ist der Mensch ein unergründliches Geheimnis. Von daher ist es unmöglich zu sagen, wie er „funktioniert". Aber in dem Maß, als Menschen sich von der Verbindung zu Gott abschneiden, werden sie berechenbar. Sie verfangen sich in Mechanismen, nach denen sie „ticken".
Als Geschöpf und Gottes Ebenbild ist der Mensch in einer dynamischen Weise auf Gott ausgerichtet. Er ist von Natur aus ein begehrendes Wesen, das allein in Gott seine Erfüllung findet. Gott ist aber keine selbstverständlich verfügbare Wirklichkeit, auch nicht im Paradies.112 Er hat die Welt so eingerichtet, dass die Menschen einander den Zugang zu Ihm erschließen.
Einem Menschen, der Gott nicht im Blick hat, wird sein naturhaftes Begehren richtungslos. Er will, ohne zu wissen, was er will. Für ihn gilt in verschärfter Weise, was Augustinus in seinem berühmten Gebet ausgedrückt hat: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir." Wer begehrt, ohne zu wissen, was er begehren soll, richtet sein Begehren spontan am Begehren anderer aus. Wenn er auf Menschen trifft, deren Begehren eine klare Richtung aufweist, dann findet dadurch sein eigenes Begehren eine Orientierung. Spontan wird er das wollen, was sie wollen.113
Mit René Girard, der diese Zusammenhänge umfassend erforscht hat, bezeichnen wir das Begehren, das sich am Begehren anderer orientiert, als nachahmendes Begehren oder - mit dem altgriechischen Wort für Nachahmung - als mimetisches Begehren oder Mimesis.114 Das mimetische Begehren lässt sich mit folgenden Grundsätzen beschreiben:
Der Mensch ist ein begehrendes Wesen.
Der Mensch weiß aber nicht schon von Natur aus, was er begehren soll.115
Deshalb richtet der Mensch sein Begehren spontan am Begehren anderer Menschen aus.
Wir werden sehen: Mimetische Begierde ist ein zentraler Mechanismus der Sünde, der die Menschen von Gott weg und in gegenseitige Rivalität und Gewalt hinein treibt. Aber dass das so ist, ist selber erst eine Folge des Sündenfalls. Nachahmung, Begehren und mimetisches Begehren gehören zur Natur des Menschen, und als solche sind sie gut. Sie entspringen ihrer Gottebenbildlichkeit und dienen dazu, dass die Menschen einander den Zugang zu Gott eröffnen können.
In ursprünglicher Gutheit verwirklichen sich Begehren, Nachahmung und mimetisches Begehren im Vollzug der Liebe. Einen Menschen lieben heißt, zum Ausdruck zu bringen: „Es ist gut, dass es dich gibt". Dieser Ausdruck gründet in einem Begehren, das sich auf den anderen richtet. Zum Unterschied von der Begierde, sich den anderen verfügbar zu machen, zielt das liebende Begehren zuerst darauf, dass es dem anderen von Grund auf gut geht. Von Grund auf gut geht es einem Menschen, wenn er geliebt (also in der unverfügbaren Mitte seines Seins, wo in Gott gründet, bejaht) und so befähigt wird, selber zu lieben. Liebe setzt Liebe frei. Und so kann zwischen Liebenden ein Kreis der Liebe entstehen, den sie miteinander als Gnadengeschenk erfahren. Im dritten Kapitel (S. 63) haben wir das mit einer Skizze und zwei symbolischen Sätzen ausgedrückt: „Danke, dass du mich so liebst" - „Danke, dass wir einander so lieben können."
— Abbildung 14 —
Wir haben herausgearbeitet: Die liebende Bejahung eines anderen Menschen richtet sich ganz auf diesen und zugleich über ihn hinaus, - auf Gott als ein Ziel des Staunens und der Dankbarkeit, welches sich im geliebten Anderen eröffnet und doch nicht mit ihm identisch ist. Der Vollzug der Liebe erschließt Gott im anderen Menschen, und so findet das eigene Begehren sein Ziel zugleich im Anderen und in Gott, - als Nächstenliebe und Gottesliebe in einem.
An der Erfahrung, geliebt zu werden, kann sich das richtungslose Begehren eines Menschen orientieren. Mimetisches Begehren heißt hier: Weil ich mich als Ziel des liebend erfüllten Begehrens des Anderen wahrnehme, erfahre ich mich selbst als ein begehrenswertes Ziel; ich werde befähigt, mich selbst liebend anzunehmen. Und weil der Andere Gott in mir findet, werde auch ich dazu befähigt, Gott in mir zu finden. Zudem setzt mich die Liebe des Anderen dazu frei, meinerseits auch den Anderen zu lieben; dazu also, den Anderen um seiner selbst willen anzunehmen und Gott in ihm zu finden: Selbstliebe, Gottesliebe und Nächstenliebe in untrennbarer Einheit. Im Vollzug des Liebens eröffnen sich Menschen gegenseitig ein Ziel für ihr naturhaftes Begehren. Sie finden Gott im Anderen und zugleich über dem Anderen. So kommt die Unruhe ihres Herzens zur Ruhe und ihr Begehren zur Erfüllung.
Darin besteht die höchste menschliche Begabung der Gottebenbildlichkeit: Vermittels des mimetischen Begehrens, einer ursprünglichen Verbindung von Begehren und Nachahmung, die naturhaft gut ist, können Menschen sich in liebende Resonanz zueinander bringen. Es ist eine dynamische Gottebenbildlichkeit, die sie begehrend zugleich auf Gott und auf andere Menschen ausrichtet und sie so dazu befähigt, einander den Gott, nach dem sie sich sehnen, zu offenbaren. Zu lieben ist ihre höchste Gabe und Aufgabe.
Sündenfall bedeutet die Verderbnis der Liebe. Menschen, die Gott nicht im Blick haben, orientieren sich in spontaner Unmittelbarkeit - noch bevor sie es bewusst beabsichtigen - am Begehren anderer. Und dieses Begehren ist nicht mehr auf Gott hin offen. Es ist fixiert auf ein Selbst, das sich an die Stelle Gottes setzen will. Das heißt, das Begehren ist fixiert auf Dinge, die als Feigenblätter jene Mitte des Seins verdecken, wo der Mensch in Gott gründet.
Diese Fixierung ist folgenschwer. Gott in einem Menschen zu finden bedeutet, diesen Menschen in einer unverfügbaren Tiefe - staunend und dankbar - zu würdigen. Einen Menschen an Stelle Gottes zu begehren bedeutet, die unverfügbare Tiefe in ihm zu missachten. Man greift nach ihm, als wäre er verfügbar. Man behandelt ihn wie einen Besitz. So kann man andere Menschen missbrauchen, und so kann man auch sich selber missbrauchen.
Was passiert mit einer Person, die - unruhig nach dem Gott, der ihr nicht selbstverständlich zugänglich ist - gar nicht anders kann, als ihr Begehren am Begehren anderer auszurichten? Was passiert, wenn ich mit diesem Sehnen des Herzens an jemanden gerate, dessen Begehren auf Verfügbarkeit und Besitz fixiert ist? Mein eigenes Begehren wird dadurch nach unten gezogen, in die Richtung auf Fixierung, Verfügbarkeit und Besitz. Diesem Sog kann ich mich nur schwer entziehen. Der andere wird mir zum Verführer, zum Versucher, zur Schlange.
Das Grundgesetz des mimetischen Begehrens, das den Menschen eigentlich auf Liebe ausrichtet, wird so vollständig pervertiert: Der Mensch, der begehrt ohne zu wissen, was er begehren sollte, wird durch die Begierden anderer spontan in eine Begierdedynamik hineingezogen, die auf Besitz und Verfügung fixiert ist. Anstelle von anderen Menschen zu Gott und damit zur staunend-dankbaren Würdigung von Mensch und Welt geführt zu werden, werde ich dazu verführt, mir die Dinge und Menschen als verfügbare Besitztümer anzueignen. Das Begehren der Liebe pervertiert zur Begierde des Habenwollens. Das mimetische Grundgesetz in seiner Gott-losen Form lautet:
Ich will, weiß aber nicht, was ich will. Deshalb will ich haben, was auch die anderen haben.
In wenigen Grundmustern und tausend Variationen untergräbt dieses Grundgesetz alle Bereiche des menschlichen Lebens. Das zentrale Grundmuster lässt sich als Dreiecksstruktur der Begierde bezeichnen (s. Abb. 15).
— Abbildung 15 —
Eine Person A - nennen wir sie Anna - begehrt einen Gegenstand x. Dieses Begehren kann sich ausdrücken im Bemühen, sich x anzueignen oder auch im Stolz, x zu besitzen. Eine Person B - nennen wir sie Bianca - , die mit Anna in Kontakt ist, wird durch deren artikuliertes Begehren dazu bewegt, x auch selber besitzen zu wollen.116
Dass nun auch Bianca ein verstärktes Interesse an x zeigt, wirkt wiederum auf Anna zurück. Ihr Besitzerstolz wird gestärkt. Oder, wenn sie den Gegenstand x nur begehrt, ohne ihn zu besitzen, dann wird sie darin bestätigt, dass sich seine Anschaffung lohnt. Falls es den Gegenstand x nur ein einziges Mal gibt - zum Beispiel eine bestimmte Wohnung am Wohnungsmarkt, oder ein gemeinsamer Freund117 -, so wird sie sich anstrengen, ihn sich zu sichern, bevor Bianca ihn wegschnappt.
Biancas Begehren verstärkt also rückwirkend das Begehren von Anna. Das wiederum heizt das Begehren von Bianca noch mehr an. Es kommt zu einem sich verstärkenden Rückkoppelungseffekt. Dieser führt nicht nur dazu, dass die Wertschätzung von x unverhältnismäßig ansteigt, sie bewirkt auch, dass Anna und Bianca aneinander gebunden werden. Immer mehr orientieren sie ihr Begehren aneinander, und immer mehr werden sie zu Rivalen.
Ein Beispiel für diese unverhältnismäßige Wertsteigerung eines Objekts der Begierde ist eine Auktion, bei der zwei Bieter ihre Gebote gegenseitig in schwindelerregende Höhen treiben. Ein komplexeres Beispiel, das demselben Muster folgt, ist die Entstehung einer Immobilienblase durch das freie Wechselspiel von Angebot und Nachfrage am Aktienmarkt: Die Immobilien entwickeln Buchwerte, die in keinem Verhältnis mehr stehen zu deren realem Verkaufswert. Irgendwann platzt die Blase und es kommt zu enormen Verlusten bei Investoren und Firmen.
Das Objekt der wechselseitig gesteigerten Begierde kann ein Gegenstand sein, den es nur ein einziges Mal gibt. Dann entsteht eine verschärfte Konkurrenzsituation, weil jeder fürchtet, der andere könnte ihm den begehrten Gegenstand wegschnappen. Es kann sich aber auch um einen reproduzierbaren Gegenstand handeln, zum Beispiel um ein neu auf den Markt kommendes Sportauto. Dass Anna dieses Auto gekauft hat (oder zu kaufen beabsichtigt), erhöht dessen Attraktivität für Bianca - und umgekehrt. Es tut Anna gut, ihren Sportwagen zur Schau zu stellen. Die begehrlichen Blicke der anderen bestätigen sie darin, dass sie einen guten Kauf getätigt hat.
Von diesen Zusammenhängen profitiert die Marktwirtschaft. Die technische Reproduktion von Gütern scheint zunächst ein Segen für die Menschheit zu sein: Die Rivalität um einmalige Güter wird durch deren Vervielfältigung zunächst entschärft. Vor hundert Jahren war es ein Unglück für Bernhard, dass Achim im Besitz eines wunderbaren Zuchthengsts war und ihn nicht hergab. Heute kann Bernhard zum Händler gehen und den gleichen Sportwagen kaufen. Das ist (vielleicht?) gut für Bernhard, sicher aber gut für den Händler und gut für den Automarkt. - Aber es ist nicht gut für Achim! Sein Besitzerstolz wird geschmälert. Wenn er sein Selbstwertgefühl daran aufgehängt hat, dass er etwas hat, was andere nicht haben, dann muss er sich nun nach einem anderen Statussymbol umsehen. Vielleicht kauft er sich nun eine Yacht. Das ist wieder gut für den Händler, und es ist gut für den Bootsmarkt. Ob es auch für Achim gut ist, ist fraglich; jedenfalls dann nicht mehr, wenn Bernhard ein weiteres Mal mitzieht.
Die Segnungen der technischen Reproduktion und der Marktwirtschaft - Glück für viele und nicht nur für einen, für die breiten Massen und nicht nur für eine schmale Elite - sind also bestenfalls vordergründig. Konkurrenz und Neid werden nicht behoben, sondern laufend auf neue Produkte umgeleitet. Und sie werden angeheizt durch ein System von Werbung und Reklame, das die Menschen gezielt dazu verleitet, ihre Identität durch den Besitz von käuflichen Gütern aufzumöbeln.
* * *
Zu den Gegenständen, die das Begehren von Menschen stimulieren, zählen nicht nur Dinge. Auch gesellschaftliche Positionen sind mimetisch hochwirksame Objekte der Begierde. Das kann ein angesehener Beruf sein, die Mitgliedschaft in einem exklusiven Club, oder das Image, dass man von angesagten Leuten zu angesagten Partys eingeladen wird.
Auch Menschen können zu Objekten der Begierde werden. Eine Sonderform der Dreiecksstruktur der Begierde ist das erotische Dreiecksverhältnis. Dass sich daraus Kapital schlagen lässt, hat nicht erst eine gewisse Mineralwassermarke mit ihren Werbeplakaten erfunden.118 Bereits Jugendliche in der Schule lernen, dass es ihren Marktwert steigert, wenn sich andere in sie verlieben. Und zum geheimen Lehrplan unserer ökonomisierten Welt gehört die Einsicht, dass man seine Haut zu Markte tragen und sich gut verkaufen muss. In der Dreieckskonstellation A-B-x ist die Position x die attraktivste: Man will gefragt sein.
Das Dreieck der Begierde ist nur die Kernstruktur von zahllosen, zum Teil sehr komplizierten mimetischen Beziehungen, die unsere Welt untergraben. Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie die Begierde anheizen und die Menschen in Konflikte gegeneinander treiben.
Die Tendenz der rivalisierenden Mimesis, sich über die ganze Menschheit auszubreiten, hängt mit ihrer enormen Ansteckungskraft zusammen. Mimetische Dreiecke sind nicht nur Strukturen der Ansteckung, sie sind auch selber ansteckend. Sie erzeugen einen Sog, der weitere Subjekte und weitere Objekte in den Kreislauf der Begierde hineinreißt.
Hineingerissen werden auch weitere Objekte: Menschen, die sich mimetisch in die Begierde nach einem Gegenstand hineinsteigern, werden auch dazu neigen, sich auf andere Gegenstände zu fixieren. Am Beispiel von Achim und Bernhard haben wir das gesehen: zuerst der Sportwagen und dann die Yacht. Das mimetische Dreieck A-B-x kann überspringen auf A-B-y und A-B-z. Und auch in diesen neuen Begierdedreiecken werden sich Achim und Bernhard gegenseitig hineinsteigern. So kommt es dazu, dass Achim und Bernhard ständig auf gemeinsame Interessen stoßen und miteinander konkurrieren. Es kann sein, dass sie auch um dieselben Freundinnen rivalisieren. Vielleicht sind beide darüber erstaunt, wie ähnlich ihr Geschmack ist. Dabei entgeht ihnen, dass es die Begierde des jeweils anderen ist, welche die Objekte ihrer Begierde festlegt.
Von da aus ist es dann nur noch ein kleiner Schritt zum Eindruck von Bernhard:
„Was auch immer ich will, stets kommt mir Achim in die Quere."
Und es ist nur ein weiterer kleiner Schritt zur „Einsicht" von Bernhard:
„Ich weiß zwar nicht genau was ich will (da ich selbst bemerkt habe, wie oft ich meine Begehrensziele wechsle), aber eines weiß ich inzwischen ganz genau: Achim ist für mich das entscheidende Hindernis, dass ich meine Ziele erreiche."
Was Bernhard übersieht: dass Achim nicht nur Hindernis, sondern auch Vorbild für sein Begehren ist; und dass er Hindernis ist, weil er Vorbild ist. Der gleiche verhängnisvolle Irrtum kann sich bei Achim in Bezug auf Bernhard zeigen. Und er wird sich in seinem Irrtum bestätigt finden. Denn er merkt, dass Bernhard, der doch sein bester Kumpan gewesen ist und mit dem er all seine Interessen geteilt hat, sich inzwischen zunehmend unfreundlich ihm gegenüber verhält. So beginnt sich ein Verhältnis der Feindschaft zwischen Achim und Bernhard aufzubauen. Zuletzt wissen beide, was sie als erstes wollen, ja wollen müssen, um das sich dauernd entziehende Ziel ihres Begehrens erreichen zu können: Erst einmal müssen sie ihren Rivalen ausschalten.
In dieser Entwicklung von gemeinsamen Interessen über Konkurrenz und Rivalität bis hin zur gegenseitigen Feindschaft werden die Objekte der Begierde immer unwichtiger. Die Kontrahenten fixieren sich zunehmend auf einander. Das scheinbar unschuldige Begehren nach Objekten mutiert zum Begehren nach der Ausschaltung des anderen. Diese zwei Stationen der mimetischen Begierde werden in der Bibel durch die Adam-Eva-Geschichte (Gen 3) und die Kain-Abel-Geschichte (Gen 4) dargestellt:
Der Sündenfall entzündet sich am Begehren nach einem Gegenstand, nämlich der Frucht des verbotenen Baumes, dem Sein wie Gott, der Erkenntnis von Gut und Böse. Dieses Begehren wird mimetisch verstärkt. Adam übernimmt das Begehren von Eva, Eva lässt sich in ihrem Begehren von der Schlange anstecken, diese wiederum stellt Gott als Begehrenden dar: Gemäß ihrer Unterstellung will Gott die Früchte des Erkenntnisbaums exklusiv für sich sichern.
Das darauf folgende Kapitel beschreibt die tödliche Mutation dieses Begehrens: Kain erliegt der Begierde nach der Ausschaltung seines Bruders.119
Es gilt also: Die Frucht der Begierde ist der Hass, oder mit Paulus: „Der Sünde Sold ist der Tod" (Röm 6,23)120. Damit behält Gott Recht gegen die Schlange, die den Menschen versprach: „Ihr werdet nicht sterben."
Das liebende Begehren in seiner reinen Form ist ein Zeichen der Fülle und des inneren Reichtums. In einer Welt, die Gott verloren hat, gilt das Begehren hingegen als Zeichen der Schwäche. Wer begehrt, beweist damit, dass er bedürftig, unvollkommen und nicht wie Gott ist. Deshalb ist es charakteristisch für die Logik des Sündenfalls, dass Menschen begehren, aber dieses Begehren zugleich verschleiern. Die Menschen präsentieren sich als Besitzende, aber nicht als Bedürftige. Das gilt auch für die Liebe zwischen Menschen: Um für andere zum Objekt der Begierde zu werden, muss man sich als attraktiv darstellen, und das heißt: als jemand, der hat und deshalb nicht begehren muss. Daraus ergibt sich als Gesetz für erfolgreiches Liebeswerben: Begehre (um das Begehren des anderen anzustacheln), aber verbirg dein Begehren. Wirb um den anderen, und tu gleichzeitig so, als wärst du uninteressiert.
Liebe wird hier zum Kampf, in dem die Partner einander verführen, mehr an Begehren zu investieren und ihr Begehren einzugestehen, während man selber vorgibt, uninteressiert zu sein. Was man durch solche Koketterie erreicht, ist ein Ungleichgewicht: Der andere investiert in die Beziehung mehr als man selber, - und dieses Ungleichgewicht bindet ihn. Er wird alles versuchen, um die Liebe des anderen zu erregen, - wenigstens damit ein Ausgleich hergestellt wird. Wie ein Spielsüchtiger wird er immer mehr in die Beziehung investieren, - in der Hoffnung, nun doch endlich das Steuer herumzureißen und den anderen dazu zu bringen, wenigstens gleich viel oder mehr zu geben. Was wir früher als glücklichen Kreislauf der Liebe beschrieben haben, mutiert hier zu einem Machtkampf. Sein Gesetz lautet: Wer herrscht, ist begehrenswert; der Freundliche und Entgegenkommende ist uninteressant.
Dem entspricht die Strafe, die in der Sündenfallgeschichte Gott über Eva spricht:
„Du hast Verlangen nach deinem Mann; er aber wird über dich herrschen." (Gen 3,16)
Wir sehen: Das ist keine äußerliche Strafverfügung Gottes und schon gar keine Legitimierung einer Unterdrückung des weiblichen Geschlechts; es ist die innere Konsequenz des Sündenfalls. Wo die Begierde an die Stelle der Liebe tritt, sind Verachtung und Unterdrückung nicht fern.
An Eva beschreibt die Bibel hier ein Verhängnis, das jeden Menschen betrifft: So herrscht der Mann über die begehrende Frau, aber auch die Frau über den begehrenden Mann. Wer einen anderen Menschen begehrt und dieses Begehren zugibt, der setzt sich der Herrschaft des anderen aus.
Bisher haben wir gesehen,
wie die Menschen durch Begehren und Nachahmung dazu geschaffen sind, sich gegenseitig Gott zu erschließen;
wie dieses naturhaft gute mimetische Begehren durch den Sündenfall zu einer Begierde pervertiert, die die Menschen in Konkurrenz und Rivalität zueinander bringt;
wie die rivalisierende Begierde Menschen dazu bringt, einander zu hassen und sich gegenseitig zu unterwerfen;
wie Menschen darauf verfallen können, Arroganz und Unterwerfung als Zeichen der Überlegenheit wertzuschätzen und nach arroganten und herrschsüchtigen Menschen in Begierde zu entbrennen.
Daraus lässt sich eine Psychologie des gefallenen Menschen entwickeln, die uns verstehen lässt, wie Menschen sich in Paarbeziehungen und kleinen Gruppen das Leben zur Hölle machen können.121
Die mimetische Begierde ist aber auch ein Phänomen, das Großgruppen und Gesellschaften mit ihren Strukturen untergräbt und zu Szenarien des Sündenfalls macht. Um das zu verstehen, müssen wir zunächst Folgendes berücksichtigen: Die Dreiecksstruktur der Begierde ist hoch ansteckend auch für weitere Subjekte. Wenn zwei Burschen in einer Clique um ein Mädchen rivalisieren, dann wird dieses Mädchen auch attraktiver für andere Mitglieder der Gruppe, wenn auch nicht automatisch für alle. Aber der Konkurrenzgeist, der von den beiden Konkurrenten ausstrahlt, unterstützt es, dass auch andere Menschen um andere Objekte rivalisieren. Nach und nach wird die Gruppe durch verschiedenste Plänkeleien destabilisiert werden, bis sie schließlich zu zerfallen droht. Das kann für eine Jugendgruppe ebenso gelten wie für eine Firma und für ganze Gesellschaften. Indem ihre inneren Reibereien überhand nehmen, laufen sie Gefahr, ineffektiv zu werden, sodass sie an den äußeren Herausforderungen scheitern, konkurrierenden Gesellschaften unterliegen oder sich im Kampf aller gegen alle selbst zerfleischen.
Ein teuflisch wirksames Mittel gegen diesen Zerfall ist der von René Girard so genannte Sündenbockmechanismus: Durch eine einmütige Feindschaft gegen einen gemeinsamen Gegner kann die verlorene Einheit der zerstrittenen Gruppe wiedergefunden werden. Gegenüber anderen Formen der Friedensstiftung, die wegen der Uneinigkeit aller Beteiligten schnell zum Scheitern verurteilt sind, hat der Sündenbockmechanismus einen entscheidenden „Vorteil": In einer mimetisch polarisierten Gruppe kann er weitgehend automatisch entstehen und sich durchsetzen: Wir haben bereits gesehen, wie die Rivalität zweier Konkurrenten um wechselnde Begierdeobjekte in gegenseitige Feindschaft umschlagen kann. Auch diese destruktive Begierde ist ansteckend. Ein außerordentlich erfolgreicher Schlag eines Menschen gegen seinen Gegner beeindruckt andere Gruppenmitglieder; er übt auf sie einen Sog aus, das aggressive Begehren gegen den anderen mimetisch nachzuahmen. Die gemeinsame Aggression schweißt die Aggressoren zusammen. Mobbing kann von daher erklärt werden.122
Auch wenn der Sog und die Ansteckungswirkung des Sündenbockmechanismus gegen bestimmte Menschen und Minderheiten beträchtlich sein kann, brauchen wir nicht anzunehmen, dass alle Menschen in dominierende Feindbilder einstimmen. Auch eine Gesellschaft aus „gefallenen Menschen"123 tickt komplizierter. Wo Sündenböcke gemacht werden, treten im Allgemeinen sofort Menschen und Gruppen auf, die die Opfer verteidigen. Das kann aufgrund von echtem Mitgefühl und Gerechtigkeitssinn geschehen - denn keine Gesellschaft ist total verdorben, - aber auch als eine weitere Variante der Sündenbocklogik: Menschen solidarisieren sich gegen (vermeintliche) Verfolger und schlagen so aus ihrem Engagement zum Schutz anderer Kapital. Selten erzeugt der Sündenbockmechanismus einen „Frieden minus eins" (alle gegen einen), der dann einhellig wird, wenn das Opfer ausgelöscht ist. Häufiger bleibt es bei verschiedenen Spielarten eines „halbierten Friedens": Eine Partei stabilisiert sich in ihrer Feindschaft gegen eine Gegenpartei. Einhelligkeit gibt es deshalb in unseren heutigen Gesellschaften nicht einmal gegen - innere oder äußere - Feinde. Unsere Medienwelt dokumentiert vielmehr einen komplexen Konkurrenzkampf verschiedener „Sündenbock-Spiele", zwischen denen Antipathien und auch Sympathien hin und her geschoben werden: Kriminelle und Kriminalisierte, Kinderschänder und Drogensüchtige, Ausländerfeinde und Feinde von Ausländerfeinden, Abtreibungsbefürworter und Abtreibungsgegner. Die medial organisierten Feindseligkeiten segeln dabei meist im Namen hoher Werte. Selbst im Namen Gottes wurden immer wieder Gegner identifiziert und auf diese Weise Gegen-Solidaritäten hergestellt. So lässt sich für eine in Sünde verstrickte Gesellschaft als Überlebensprinzip formulieren: Gott sei Dank gibt es Bösewichte.
DIESER TEXT IST ALS BUCH IM BUCHHANDEL ERHÄLTLICH!
1. IST GOTT SCHULD AM SÜNDENFALL?
Gott - ein schwarzer Pädagoge?
Die Schlange als Erlöserin von einem bösen Gott?
Gott als moralische Ursache des Sündenfalls?
Sündenfallgeschichte ohne Gott
Protest gegen den Gott der Sündenfallgeschichte
2. NICHT NUR EIN MÄRCHEN: WIE MAN DIE PARADIESGESCHICHTE RICHTIG VERSTEHT
Nicht nur Mythos, sondern exemplarische Geschichte
3. SCHÖPFUNG: WIE DER MENSCH IN GOTT GRÜNDET
Gott in der Welt und im Nächsten finden
Ehre sei Gott in der Höhe - und Tiefe und Weite
„Danke, dass du mich so liebst"
Gottbezug - Weltbezug - Selbstbezug
4. SÜNDENFALL: WIE MAN GOTT VERLIERT
Selbstabschließung vom göttlichen Wurzelgrund
Sein wie Gott - höchste Verheißung und schlimmste Versuchung
Ein Verbot als Preis für die menschliche Freiheit?
Was Gott dem Menschen nicht geben kann, selbst wenn er wollte
Die Parabel von der perfekten Spinne
Der Mensch: nicht grenzenlos, aber auf Grenzenlosigkeit hin
Liebe, und tu was du willst? - Das Gottesgesetz und der Baum des Lebens
Die verbotene Erkenntnis von Gut und Böse
Wie kommt das Böse in eine gute Welt?
5. SCHULD, SCHAM UND STRAFE: AUSWIRKUNGEN DES SÜNDENFALLS
Sie erkannten, dass sie nackt waren - und schämten sich
6. VOM MISSTRAUEN ZUM MASSENMORD: DIE DYNAMIK DER SÜNDE
Kain und Abel: Eine weitere Falle Gottes?
Lüge und Mord als Früchte der Sünde
Sintflut: Eskalation der Gewalt bis zur Selbstvernichtung der Welt
7. MIMETISCHE BEGIERDE: WIE DER MENSCH OHNE GOTT TICKT
Der gute Kern des mimetischen Begehrens
Das Dreieck der Begierde: Was du hast, will ich auch haben
Dinge - Positionen - Menschen: Alles kann zum Objekt der Begierde werden
Die Frucht der Begierde ist der Hass
Spiele der Liebe - Spiele der Macht
Gott sei Dank gibt es Bösewichte
Erbsünde: Kann denn Sünde erblich sein?
Eine Hülle über Mensch und Nationen
Der Rückweg in das Paradies ist versperrt
Wer kann dann noch gerettet werden?
1. Der Mensch, geschaffen als Gottes Ebenbild: Genesis 1,26-28
2. Der verbotene Baum: Genesis 2,9.16-17
3. Die Erzählung vom Sündenfall: Genesis 3,1-24
EMC - Es Macht Christus
Jesus, Gottes Sohn
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Der einzige Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Sünder ist, dass jeder Heilige eine Vergangenheit hat und jeder Sünder eine Zukunft.
FREIMENSCH - MITMENSCH - OHNE MAUER MENSCHEN - Folglich kann niemand von uns verlangen, dass wir die Religion in das vertrauliche Innenleben der Menschen verbannen, ohne jeglichen Einfluss auf das soziale und nationale Geschehen, ohne uns um das Wohl der Institutionen der menschlichen Gemeinschaft zu kümmern, ohne uns zu den Ereignissen zu äußern, die die Bürger angehen.
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Trotz des Hasses, bewahren wir uns vor hassen, in der Haltlosigkeit halten wir uns, in der Lieblosigkeit lieben wir uns. Trotz Kriegen bewahren wir uns vor dem eigenen bekriegen. Trotz Sprache gefüllt mit Bomben entschärfen wir sie. Trotz Grenzen bewahren wir uns vor dem begrenzen unserer Herzen, trotz Hoffnungslosigkeit säen wir Zuversicht trotz gegeneinander fühlen wir miteinander und füreinander. Achtsamkeit füreinander!
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Befähigung zur Evangelisation Tomislav Ivancic!
Es gibt auf der Welt nur zwei Tragödien. Die eine ist, daß man nicht bekommt, was man sich wünscht, und die zweite, daß man es bekommt.
govagosogoheiligergeist jesus christus software 11774 version 51
Ein Idealist muss nicht dumm sein, aber enttäuscht wird er immer sein. ... Arbeit erscheint mir nie als Realität, sondern als Mittel, der Realität aus dem Weg zu gehen. ... Doch sollte man sich von Zeit zu Zeit daran erinnern, dass wirklich Wissenswertes ... Wenn jemand ein Gentleman ist, weiß er genug, und ist er keiner, so ist
Eine Idee, die nicht gefährlich ist, verdient es nicht, überhaupt Idee genannt zu werden.
Uneigennützige Menschen sind farblos. Es fehlt ihnen an Individualismus.
Zuerst lieben die Kinder ihre Eltern. Nach einer gewissen Zeit fällen sie ihr Urteil über sie. Und selten, wenn überhaupt
je, verzeihen sie ihnen.
Klatsch ist etwas Reizendes. Geschichte zum Beispiel ist im wesentlichen nicht anderes als Klatsch. Skandalgeschichten
hingegen sind ein durch Moralität verdorbener Klatsch.
Wenn jedermann mit mir übereinstimmt, habe ich stets das Gefühl, daß ich unrecht habe.
Das ist die Kunst des Gesprächs: Alles zu berühren und nichts zu vertiefen.
Solange der Krieg etwas Frevelhaftes hat, behält er seine Faszination. Erst wenn die Menschen in ihm etwas ganz
Gewöhnliches sehen, wird ihnen die Lust daran vergehen.
Die höchste Form wie die niedrigste Form der Kritik ist eine Art Selbstbiographie.
Wenn die Kritiker sich streiten, so beweist dies, daß der Künstler im Einklang mit sich ist.
Ein großer Künstler sieht die Dinge niemals so, wie sie sind. Wenn er sie so sähe, wäre er kein Künstler mehr.
Man kann die Kunst auf doppelte Weise hassen: Erstens, indem man sie haßt. Zweitens, indem man sie in den Grenzen
der Vernunft liebt.
Langeweile ist eine Sünde, für die es keine Absolution gibt.
Die Lehren der Kirche zu den säkularen Angelegenheiten sind größeren und neuen Entwicklungen unterworfen und mögen Diskussionsgegenstand sein; wir können jedoch nicht vermeiden, konkret zu sein – ohne zu beanspruchen, in die Details zu gehen –, damit die großen sozialen Grundsätze nicht bloße allgemeine Hinweise bleiben, die niemanden unmittelbar angehen. Man muss die praktischen Konsequenzen aus ihnen ziehen, damit sie » auch die komplexen aktuellen Situationen wirksam beeinflussen können «[148]. Die Hirten haben unter Berücksichtigung der Beiträge der verschiedenen Wissenschaften das Recht, Meinungen über all das zu äußern, was das Leben der Menschen betrifft, da die Evangelisierungsaufgabe eine ganzheitliche Förderung jedes Menschen einschließt und verlangt. Man kann nicht mehr behaupten, die Religion müsse sich auf den Privatbereich beschränken und sie existiere nur, um die Seelen auf den Himmel vorzubereiten. Wir wissen, dass Gott das Glück seiner Kinder, obwohl sie zur ewigen Fülle berufen sind, auch auf dieser Erde wünscht, denn er hat alles erschaffen, » damit sie sich daran freuen können « (1 Tim 6,17), damit alle sich daran freuen können. Daraus folgt, dass die christliche Umkehr verlangt, » besonders […] all das zu überprüfen, was das Sozialwesen ausmacht und zur Erlangung des Allgemeinwohls beiträgt «.[149]
Folglich kann niemand von uns verlangen, dass wir die Religion in das vertrauliche Innenleben der Menschen verbannen, ohne jeglichen Einfluss auf das soziale und nationale Geschehen, ohne uns um das Wohl der Institutionen der menschlichen Gemeinschaft zu kümmern, ohne uns zu den Ereignissen zu äußern, die die Bürger angehen. Wer würde es wagen, die Botschaft des heiligen Franz von Assisi und der seligen Teresa von Kalkutta in ein Gotteshaus einzuschließen und zum Schweigen zu bringen? Sie könnten es nicht hinnehmen. Ein authentischer Glaube – der niemals bequem und individualistisch ist – schließt immer den tiefen Wunsch ein, die Welt zu verändern, Werte zu übermitteln, nach unserer Erdenwanderung etwas Besseres zu hinterlassen. Wir lieben diesen herrlichen Planeten, auf den Gott uns gesetzt hat, und wir lieben die Menschheit, die ihn bewohnt, mit all ihren Dramen und ihren Mühen, mit ihrem Streben und ihren Hoffnungen, mit ihren Werten und ihren Schwächen. Die Erde ist unser gemeinsames Haus, und wir sind alle Brüder. Obwohl » die gerechte Ordnung der Gesellschaft und des Staates […] zentraler Auftrag der Politik « ist, » kann und darf [die Kirche] im Ringen um Gerechtigkeit […] nicht abseits bleiben «.[150] Alle Christen, auch die Hirten, sind berufen, sich um den Aufbau einer besseren Welt zu kümmern. Darum geht es, denn die Soziallehre der Kirche ist in erster Linie positiv und konstruktiv, sie bietet Orientierung für ein verwandelndes Handeln, und in diesem Sinn hört sie nicht auf, ein Zeichen der Hoffnung zu sein, das aus dem liebevollen Herzen Jesu Christi kommt. Zugleich vereint die Kirche » ihre eigenen Bemühungen insbesondere mit dem, was die anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in theoretisch-reflexiver ebenso wie in praktischer Hinsicht im sozialen Bereich leisten «.[151]
Es ist hier nicht der Moment, auf all die schwerwiegenden sozialen Probleme einzugehen, von denen die heutige Welt betroffen ist – einige von ihnen habe ich im zweiten Kapitel kommentiert. Dies ist kein Dokument über soziale Fragen, und um über jene verschiedenen Themenkreise nachzudenken, verfügen wir mit dem Kompendium der Soziallehre der Kirche über ein sehr geeignetes Instrument, dessen Gebrauch und Studium ich nachdrücklich empfehle. Außerdem besitzen weder der Papst noch die Kirche das Monopol für die Interpretation der sozialen Wirklichkeit oder für einen Vorschlag zur Lösung der gegenwärtigen Probleme. Ich kann hier wiederholen, was Paul VI. in aller Klarheit betonte: » Angesichts so verschiedener Situationen ist es für uns schwierig, uns mit einem einzigen Wort zu äußern bzw. eine Lösung von universaler Geltung vorzuschlagen. Das ist nicht unsere Absicht und auch nicht unsere Aufgabe. Es obliegt den christlichen Gemeinden, die Situation eines jeden Landes objektiv zu analysieren «.[152]
In der Folge möchte ich versuchen, mich auf zwei große Fragen zu konzentrieren, die in diesem Augenblick der Geschichte grundlegend erscheinen. Ich werde sie mit einer gewissen Ausführlichkeit entwickeln, weil ich meine, dass sie die Zukunft der Menschheit bestimmen werden. Es handelt sich an erster Stelle um die gesellschaftliche Eingliederung der Armen und außerdem um den Frieden und den sozialen Dialog.
Aus unserem Glauben an Christus, der arm geworden und den Armen und Ausgeschlossenen immer nahe ist, ergibt sich die Sorge um die ganzheitliche Entwicklung der am stärksten vernachlässigten Mitglieder der Gesellschaft.
Jeder Christ und jede Gemeinschaft ist berufen, Werkzeug Gottes für die Befreiung und die Förderung der Armen zu sein, so dass sie sich vollkommen in die Gesellschaft einfügen können; das setzt voraus, dass wir gefügig sind und aufmerksam, um den Schrei des Armen zu hören und ihm zu Hilfe zu kommen. Es genügt, in der Heiligen Schrift zu blättern, um zu entdecken, wie der gute himmlische Vater auf den Schrei der Armen hören möchte – » Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Ich bin herabgestiegen, um sie zu befreien […] Und jetzt geh! Ich sende dich « (Ex 3,7-8.10) – und wie zuvorkommend er ihren Nöten gegenüber ist: » Als aber die Israeliten zum Herrn schrien, gab ihnen der Herr einen Retter « (Ri 3,15). Diesem Schrei gegenüber taub zu bleiben, wenn wir doch die Werkzeuge Gottes sind, um den Armen zu hören, entfernt uns dem Willen des himmlischen Vaters und seinem Plan, zumal dieser Arme » den Herrn gegen dich anruft und Strafe für diese Sünde über dich kommt « (Dtn 15,9). Und der Mangel an Solidarität gegenüber seinen Nöten beeinflusst unmittelbar unsere Beziehung zu Gott: » Verbirg dich nicht vor dem Verzweifelten und gib ihm keinen Anlass, dich zu verfluchen. Schreit der Betrübte im Schmerz seiner Seele, so wird Gott, sein Fels, auf sein Wehgeschrei hören « (Sir 4,5-6). Immer kehrt die alte Frage wieder: » Wenn jemand Vermögen hat und sein Herz vor dem Bruder verschließt, den er in Not sieht, wie kann die Gottesliebe in ihm bleiben? « (1 Joh 3,17). Erinnern wir uns auch, mit welcher Überzeugung der Apostel Jakobus das Bild des Schreis der Unterdrückten aufnahm: » Der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel; die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, dringen zu den Ohren des Herrn der himmlischen Heere « (5,4).
Die Kirche hat erkannt, dass die Forderung, auf diesen Ruf zu hören, aus der Befreiung selbst folgt, die die Gnade in jedem von uns wirkt, und deshalb handelt es sich nicht um einen Auftrag, der nur einigen vorbehalten ist: » Die Kirche, die dem Evangelium von der Barmherzigkeit und der Liebe zum Menschen folgt, hört den Ruf nach Gerechtigkeit und möchte mit allen ihren Kräften darauf antworten. « In diesem Rahmen versteht man die Aufforderung Jesu an seine Jünger: » Gebt ihr ihnen zu essen! « (Mk 6,37), und das beinhaltet sowohl die Mitarbeit, um die strukturellen Ursachen der Armut zu beheben und die ganzheitliche Entwicklung der Armen zu fördern, als auch die einfachsten und täglichen Gesten der Solidarität angesichts des ganz konkreten Elends, dem wir begegnen. Das Wort „Solidarität“ hat sich ein wenig abgenutzt und wird manchmal falsch interpretiert, doch es bezeichnet viel mehr als einige gelegentliche großherzige Taten. Es erfordert, eine neue Mentalität zu schaffen, die in den Begriffen der Gemeinschaft und des Vorrangs des Lebens aller gegenüber der Aneignung der Güter durch einige wenige denkt.
Die Solidarität ist eine spontane Reaktion dessen, der die soziale Funktion des Eigentums und die universale Bestimmung der Güter als Wirklichkeiten erkennt, die älter sind als der Privatbesitz. Der private Besitz von Gütern rechtfertigt sich dadurch, dass man sie so hütet und mehrt, dass sie dem Gemeinwohl besser dienen; deshalb muss die Solidarität als die Entscheidung gelebt werden, dem Armen das zurückzugeben, was ihm zusteht. Wenn diese Einsichten und eine solidarische Gewohnheit uns in Fleisch und Blut übergehen, öffnen sie den Weg für weitere strukturelle Umwandlungen und machen sie möglich. Eine Änderung der Strukturen, die hingegen keine neuen Einsichten und Verhaltensweisen hervorbringt, wird dazu führen, dass ebendiese Strukturen früher oder später korrupt, drückend und unwirksam werden.
Manchmal geht es darum, den Schrei ganzer Völker, der ärmsten Völker der Erde zu hören, denn » der Friede gründet sich nicht nur auf die Achtung der Menschenrechte, sondern auch auf die Achtung der Rechte der Völker «. Bedauerlicherweise können sogar die Menschenrechte als Rechtfertigung für eine erbitterte Verteidigung der Rechte des Einzelnen oder der Rechte der reichsten Völker genutzt werden. Bei allem Respekt vor der Unabhängigkeit und der Kultur jeder einzelnen Nation muss doch immer daran erinnert werden, dass der Planet der ganzen Menschheit gehört und für die ganze Menschheit da ist und dass allein die Tatsache, an einem Ort mit weniger Ressourcen oder einer niedrigeren Entwicklungsstufe geboren zu sein, nicht rechtfertigt, dass einige Menschen weniger würdevoll leben. Es muss noch einmal gesagt werden: » Die am meisten Begünstigten müssen auf einige ihrer Rechte verzichten, um mit größerer Freigebigkeit ihre Güter in den Dienst der anderen zu stellen. «[155] Um in angemessener Weise von unseren Rechten zu sprechen, müssen wir unseren Gesichtskreis erweitern und unsere Ohren dem Schrei anderer Völker oder anderer Regionen unseres Landes öffnen. Wir haben es nötig, in der Solidarität zu wachsen: » Sie muss es allen Völkern erlauben, ihr Geschick selbst in die Hand zu nehmen «,[156] so, wie » jeder Mensch gerufen [ist], sich zu entwickeln «.[157]
An jedem Ort und bei jeder Gelegenheit sind die Christen, ermutigt von ihren Hirten, aufgerufen, den Schrei der Armen zu hören. Dies haben die Bischöfe Brasiliens deutlich betont: » Wir möchten jeden Tag Freude und Hoffnung, Trauer und Angst des brasilianischen Volkes, besonders der Bevölkerungen der Stadtrandgebiete und der ländlichen Regionen auf uns nehmen, die – ohne Land, ohne Obdach, ohne Brot, ohne Gesundheit – in ihren Rechten verletzt sind. Da wir ihr Elend sehen, ihr Schreien hören und ihre Leiden kennen, empört es uns zu wissen, dass ausreichend Nahrung für alle da ist und dass der Hunger auf die schlechte Verteilung der Güter und des Einkommens zurückzuführen ist. Das Problem wird noch verstärkt durch die weit verbreitete Praxis der Verschwendung. «
192. Wir wünschen uns jedoch noch mehr. Unser Traum hat noch höhere Ziele. Wir sprechen nicht nur davon, allen die Nahrung oder eine » menschenwürdige Versorgung « zu sichern, sondern dass sie einen » Wohlstand in seinen vielfältigen Aspekten « erreichen.[159] Das schließt die Erziehung, den Zugang zum Gesundheitswesen und besonders die Arbeit ein, denn in der freien, schöpferischen, mitverantwortlichen und solidarischen Arbeit drückt der Mensch die Würde seines Lebens aus und steigert sie. Der gerechte Lohn ermöglicht den Zugang zu den anderen Gütern, die zum allgemeinen Gebrauch bestimmt sind.
Weiterlesen................
Das Buch Tobit (Tob) 4, 5
Denk alle Tage an den Herrn, unseren Gott, mein Sohn, und hüte dich davor, zu sündigen und seine Gebote zu übertreten. Handle gerecht, solange du lebst, geh nicht auf den Wegen des Unrechts!
SOS Mitmensch ist eine Pressure Group für Menschenrechte und begreift sich als Teil einer globalen sozialen Bewegung. Wir sind offen für die Kooperation mit Individuen und Gruppen, die sich für gleiche Ziele engagieren. Unsere Organisation ist ein Verein, gemeinnützig, überparteilich und konfessionell unabhängig.
Unsere Ziele sind die Gleichberechtigung und Chancengleichheit aller in Bezug auf die vollständige Teilhabe an den Gütern und Freiheiten einer offenen und wohlfahrtsstaatlichen Gesellschaft - unabhängig von Herkunft oder persönlichem Lebensentwurf. Wir wollen eine Welt, in der Gerechtigkeit angestrebt, Fairness geübt und Verantwortung gegenüber den Mitmenschen gelebt wird. Sozialer Ausgleich, globale Verteilungsgerechtigkeit und Integration ermöglichen die Verwirklichung des Rechts auf weltweite Bewegungsfreiheit.
Wir bekennen uns zur öffentlichen Austragung gesellschaftlicher Konflikte nach demokratischen Spielregeln und rechtsstaatlichen Verfahren. Gegen alle Formen von Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung tritt SOS Mitmensch entschieden auf. Menschen dürfen nicht als Sündenböcke für verfehlte gesellschaftliche Entwicklungen missbraucht werden. Wo dies geschieht, fühlen wir uns den Benachteiligten näher als den Mächtigen. Integration, Asyl und Antirassismus zählen zu den Schwerpunkten unserer Arbeit.
Um Mängeln von national, patriarchal und neoliberal ausgerichteten Gemeinwesen entgegen zu wirken, leisten wir durch open campainig einen Beitrag zur Stärkung der Zivilgesellschaft und übernehmen auch konkrete Hilfeleistungen. Durch unsere Unabhängigkeit sprechen wir Missstände deutlich an und können rasch handeln.
http://www.sosmitmensch.at/site/home
Wer sich selbst nicht liebt, entwickelt kein Mitgefühl für andere.
In unserer gewalttätigen Kultur werden wir daraufhin sozialisiert, den eigenen Selbstwert zu gewinnen, indem wir andere erniedrigen und demütigen.
Andere niederzumachen wird also zur Quelle des Wohlbefindens.
Als Reaktion auf die Unterdrückung des eigenen Seins,
der eigenen Wahrnehmungen und Bedürfnisse
entwickelt sich in jedem ein gewaltiges Potential an Hass.
Arno Gruen
Jeder Mensch hat grundsätzlich von der Natur die Anlage, einen hohen Grad an Weisheit zu erlangen. Die bisherigen Kulturen lassen jedoch eine solche Entwicklung nur in Ausnahmefällen zu. Die Menschheit insgesamt zeigt keine Weisheit, sie gleicht einem Bakterienstamm, der sich ungehemmt solange vermehrt, bis seine Lebensgrundlagen verbraucht sind.
Kultur braucht deshalb Erneuerung: eine humanistische Orientierung!
Marie von Ebner-Eschenbach
Vorstellungen vom Menschen
Menschenbild:
Diesen Seiten der Ökosophie basieren auf folgendem Bild vom Menschen:
Jeder Mensch wird als Original geboren und fast jeder stirbt als Kopie.
Aldinger
Dies zeigt, dass jedes Baby ein eigenes, unverfälschtes Wesen ist, das beim Aufwachsen von seiner Umgebung so sehr geprägt wird, dass sein Wesen letztlich von seiner Persönlichkeit= Ego überdeckt wird. Die Persönlichkeit nimmt wie ein Hochstapler den Platz des Wesens ein. Deshalb wird die Persönlichkeit falsch genannt. Die Persönlichkeit= Ego ist also die erworbene, anerzogene, eingebildete Identität. Das Wesen ist dagegen die wahre Natur des Menschen, seine Wesensnatur. Durch sie wird er zum wahren, echten Menschen.
Z.B. hat man als Kind gelernt, “danke” zu sagen, wenn man etwas erhält. Häufig wird als man Erwachsener höflich und mechanisch “danke” sagen, ohne dass es von Herzen kommt. Oder jemand bildet sich ein, er sei ein Versager. Von da an handelt er nicht mehr wie ein Gewinner. Man ist also ein normaler, angepasster Mensch anstatt echt und natürlich sein zu können.
Geschichte:
Jemand traf im Einkaufsmarkt eine Frau, die einen Kinderwagen schob, in dem zwei kleine Jungen saßen.
" Was für zwei reizende Kinder sie haben. Wie alt sind sie denn? "
" Der Arzt ", sagte die Frau, " ist drei Jahre und der Rechtsanwalt zwei. " (nach Mello)
Jeder Mensch kann also sowohl gemäß seines Wesens als auch gemäß seiner Persönlichkeit = Egos wahrnehmen, fühlen, spüren, denken und handeln.
Zu einem spirituellen Menschenbild gehört die eigene Gewissheit, dass alle materiellen Dinge und alle Naturkräfte nur verschiedene Manifestationen und Ausdrucksformen einer einzigen, allgegenwärtigen Energie sind (nach Assagioli). Das Wesen und das Ego sind also auch eine solche Ausdrucksform.
Begriffe - Definitionen:
Zur eindeutigen Unterscheidung verwende ich nur
(falsche, unechte) Persönlichkeit = Ego, und
(echtes) Wesen = Wesensnatur = wahre Natur des Menschen.
Die Begriffe “Ich” , (“kleines Ich”, großes Ich”) oder “Selbst” , “höheres Selbst”), “Charakter”, “Persona” oder “Seele” verwende ich bewusst nicht, da diese nicht definiert sind und von allen Autoren unterschiedlich verwendet werden. Wenn Sie entsprechende Bücher lesen, müssen Sie immer erst einmal selbst herausfinden, in welchem Sinn der jeweilige Autor diese Begriffe verwendet.
Persönlichkeitsentwicklung: Wenn Sie dieses Wort lesen, müssen Sie selbst herausfinden, was eigentlich gemeint ist: Soll das Ego entwickelt oder das Wesen aufgedeckt werden? Kann das Wesen eigentlich entwickelt werden?
Persönlichkeitsstörung: Was ist gestört? Das Ego oder das Wesen? Kann das Wesen überhaupt gestört sein oder ist es nur verschüttet?
Beispiele:
Verwendung von Selbst = Ego:
Selbstbeherrschung, Selbsttäuschung, Selbstüberwindung, Selbstaufopferung, Selbstkritik, Selbstmord, selbstsüchtig, selbstlos, selbstgerecht.
Verwendung von Selbst = Wesensnatur:
Selbstverwirklichung, Selbstbesinnung, Selbsterfahrung, Selbsterkenntnis, Selbstschätzung, Selbstachtung,
Selbstwertgefühl (Gefühl für den Wert des Selbst),
Selbstvertrauen (Vertrauen in das Selbst).
Verwendung von Seele:
Beseelt sein, seelenverwandt sein, Seelenstärke ausstrahlen, Seelenruhe ausstrahlen, Seelenfrieden ausstrahlen, seelenvergnügt sein, seelengut sein, selig sein.
Interessant ist, dass es die Begriffe mit Seele nur ganzheitlich gibt. Die gegenteiligen Begriffe gibt es nicht, z.B. “seelentraurig” sein oder “seelenböse” sein gibt es nicht.
Persönlichkeit = Ego
Die meisten Menschen sind mit ihrer falschen Persönlichkeit, ihrem Ego identifiziert. Daraus leitet sich die Meinung ab: “Ich bin der Körper”.
Die Basis ist: “Ich will haben” oder “Ich will etwas anders haben als es ist” Es gilt also nicht das christliche “Dein Wille geschehe”, sondern man weiß es selbst besser, wie es sein soll und es gilt “Mein Wille geschehe”.
Man versteckt sich hinter seine Maske und spielt eine Rolle, man ist unecht und selbstbezogen, man täuscht vor, etwas zu sein. Das eigene Wesen ist weitgehend verschüttet und überdeckt durch falsche Gefühle und die rastlose Aktivität des Denkens bzw. Grübelns oder Hirnens. Aus der Persönlichkeit heraus entstehen die falschen Gefühle, Leidenschaften, Pseudogefühle, Emotionen: z.B. Verletztheit, Eifersucht, Wut, Hass, Angst, Neid, Stolz, Wünsche, Hoffnung.
Wer mit seiner Persönlichkeit identifiziert ist, weiß nicht mehr, worum es in seinem Leben geht, warum er lebt, was er tun soll, was das alles soll, weiß nicht, wer er ist. Er ist sich nicht bewusst, dass er sein Wesen nicht kennt. Sein Wesen ist ihm unbewusst. Es fehlt ihm die Bewusstheit dafür.
Die Irre durchherrscht den Menschen, indem sie ihn beirrt.
Martin Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit
Der Mensch lebt gemäß der von den Eltern gelernten Regeln, Verbote und Werte und nicht wesensgemäß. Das Ego entsteht in der frühesten Kindheit dadurch, dass jedes Kind sich vor z.B. Schmerzen schützen will und das Angenehme bevorzugt. Dadurch schaffen wir uns unseren Dualismus. Durch innere Arbeit und Selbsterfahrung kann man sich darüber hinaus weiterentwickeln, entfalten und reifen.
Schopenhauer schrieb in Die Welt als Wille und Vorstellung, Zweites Buch, § 23,:
"Daher kommt die wunderliche Thatsache, daß Jeder sich a priori für ganz frei, auch in seinen einzelnen Handlungen, hält und meint, er könne jeden Augenblicke einen andern Lebenwandel anfangen, welches hieße ein Anderer werden. Allein a posteriori, durch die Erfahrung, findet er zu seinem Erstaunen, daß er nicht frei ist, sondern der Nothwendigkeit unterworfen, daß er, aller Vorsätze und Reflexionen ungeachtet, sein Thun nicht ändert, und vom Anfang seines Lebens bis zum Ende denselben von ihm selbst mißbilligten Charakter durchführen und gleichsam die übernommene Rolle bis zu Ende spielen muß."
Schopenhauer.
Freud hat 1923 die Persönlichkeit strukturiert in:
Es (Triebe, Instinkte, unbewusst),
Ich (Ego, Persönlichkeit, Charakter) und
Über-Ich ( Zensor, innerer Richter, innerer Kritiker, Super-Ego, Gewissen) sowie das Bewusste und das Unbewusste.
Was ein Mensch tut, ist das Ergebnis des Konflikts dieser drei Instanzen unter sich und der Konflikt der drei Instanzen mit dem unbewussten, wahren Wesen.
Der mit seiner Persönlichkeit identifizierte Mensch hat das Potential, sich zu einem wahren Menschen zu entwickeln, wenn er lernt, sein angeborenes Wesen zu entfalten. Zunächst führt der Verlust der Realität im Kindesalter zu Wunschdenken, Wünschen und Illusionen, siehe nächste Seite. Er hat sein Mensch-SEIN verloren.
Die Eltern erziehen aus ihrer eigenen Persönlichkeit heraus ihre Kinder zu Persönlichkeiten.
Unsere Gesellschaft wird von Persönlichkeiten gebildet, geleitet und beherrscht. Das bedeutet das Fehlen der richtigen Orientierung am Wesentlichen.
Eine weitere, ausführliche Beschreibung von Dr. Wolf Büntig über die Auswirkungen der Persönlichkeit und des Charakters ( = das Eingeprägte) auf das tägliche Leben von Erwachsenen finden Sie HIER:
Fragst du: «Was ist Liebe?», sage ich: «Den Eigenwillen aufzugeben.»
Rumi, 1207 - 1273
Wesen
Unser Wesen ist das Echte an uns und die Quelle unseres Lebens.
Das Wesen ist uns angeboren und nicht anerzogen.
Nur wenige Menschen sind mit ihrem wahren Wesen identifiziert.
Die Suche nach der unschätzbaren, blauen Perle, nach dem heilige Gral, nach dem Stein des Weisen, nach der blauen Blume der Romantik stehen für die Suche nach der Wesensnatur, der Suche nach dem Erwachen, der Suche nach Erleuchtung, der Suche nach Verwirklichung. Von dieser Suche sind wir ständig getrieben. Eine Erfüllung kann man nur in seinem Wesen, in seinem Inneren finden. Leider suchen wir immer im Außen nach der Erfüllung und sind deshalb stets ruhelos.
Wahre Gefühle sind z.B.: Liebe, Stärke, Selbstwertgefühl, Wille, Mitgefühl, Gewissheit, Freude, objektives Bewusstsein, Intuition, Dankbarkeit, Demut, Barmherzigkeit, Bescheidenheit, Andacht, Freundlichkeit, Humor, liebendes Verstehen für sich und anderer Menschen, Friede, Weisheit (Weisheit kommt nicht aus dem Hirn, sondern sie wird wahrgenommen).
Es geht um ganzheitliches, also nicht-dualistisches Wissen aus unseren Bauch-, Herz- und Geist-Zentren (Intuition, Inspiration).
Wesentlich ist also im Leben alles Tun, das uns wieder zurück zum eigenen Wesen führt. Ein verwirklichter Mensch ist einer, der sein Wesen entfaltet hat, einer, der zum wahren Menschen gereift ist.
Solche Menschen sind z.B. autonom und seelisch stark, also unabhängig von den Meinungen anderer Leute, weil sie aus dem Wesen heraus handeln, sie sind beseelt, seelengut, seelenvergnügt - also seelig, diese Menschen haben keine Angst mehr, besonders keine Todesfurcht, sie haben ihre Seelenruhe und ihren Seelenfrieden und strahlen diese aus. Sie sind frei von den Zwängen ihrer Persönlichkeit und es gilt für sie: “Dein Wille geschehe”, weil sie auf ihre innere Stimme des Wesens hören und nicht auf das Ego.
Das kann man auch so sagen:
Mensch werde wesentlich,
denn wenn die Welt vergeht,
so fällt der Anschein fort,
das Wesen, das besteht.
Angelus Silesius 1624 - 1677
Ein Westler im Orient sagte zum Einheimischen: “In Eurem Land nennt man es ein Wunder, wenn Gott jemandes Willen erfüllt. In unserem Land gilt es als Wunder, wenn jemand den Willen Gottes erfüllt. “
Mello
Bewerten mit dem Über-Ich = dem inneren Kritiker = dem inneren Richter:
Wer über seine Bewertungen nachdenkt, wird erkennen, dass “gut” und “schlecht” keine objektiven Eigenschaften sind, die einer Gegebenheit oder einem äußeren Geschehen innewohnen, sondern dass deren Wirkung in der Hauptsache von unserer Haltung abhängt, von unserer Beurteilung oder unseren Reaktionen. Folglich hängt es vor allem von uns selbst ab, ob das, was uns widerfährt, sich für uns als gut oder schlecht erweist.
Diese Erkenntnis hat eine äußerst wichtige, wenn nicht im wahrsten Sinne des Wortes eine “revolutionäre” Auswirkung; sie verlegt oder “kehrt” das Zentrum des Problems von außen nach innen. Wir verstehen, dass nichts uns wirklich “Schmerz” zufügen kann, wenn wir dies nicht durch unsere Haltung zulassen und dass uns nichts wirklich “gut” tun kann, wenn wir es nicht wertschätzen und weisen, sinnvollen Gebrauch davon machen.
Auf diese Weise gelangen wir zu einem freudigen Gefühl innerer Freiheit und Unabhängigkeit von der Welt, von äußeren Umständen und anderen. Aber gleichzeitig werden wir uns unserer Verantwortung bewusst. Wir können nicht mehr Menschen und das Schicksal anklagen, die einzigen, das heißt nicht einmal mehr die Haupturheber unseres Leidens zu sein, sondern wir erkennen, wie weit dies von unserer Art des Denkens, Fühlens und Handelns abhängt. (Roberto Assagioli).
Unsere innere Haltung ist also sehr wichtig und wir können diese selbst bestimmen.
Suchst Du die Wahrheit, wirf deinen Maßstab weg.
Uta Dreisbach
Nichts ist gut oder bös; das Denken macht´s dazu.
(There is nothing either good or bad; but thinking makes it so).
William Shakespeare (1564 - 1616)
“Ich ärgere mich über ...” bedeutet:
Nicht ein anderer ärgert mich, sondern ich ärgere mich selbst.
Weisheitsgeschichte:
An einem Meeresufer lebten seit vielen Jahren drei Männer, die vom Volk die Drei Grossen genannt wurden. Sie waren beliebt bei den Menschen und bei den Göttern. Mit der Zeit errangen sie magische Fähigkeiten, und die Götter verliehen ihnen die Gabe, dass sie während des Badens ihre drei weissen Handtücher einfach in die Luft hängen konnten. Wieder einmal standen die drei nach dem Bad am Strand und betrachteten den Sonnenuntergang. Da sahen sie, wie vor ihnen ein Seeadler auf die Wogen herabschoss und einen silbernen Fisch zu fassen bekam. »Armer Fisch!« sagte da der erste der drei Weisen. Und im selben Augenblick fiel sein bis dahin frei in der Luft schwebendes Badetuch zu Boden. Der zweite runzelte die Stirn und stiess »Welch gemeiner Raubvogel!« hervor. Kaum hatte er das gesagt, fiel auch sein Badetuch aus der Luft herab. Der dritte sah sinnend dem Adler nach, der mit dem Fisch in der unendlichen Weite verschwand. Er gab sich ganz dem Naturgeschehen hin, ohne ein Wort zu verlieren. Sein Badetuch blieb im Winde hängen.
Fabel
Gewissen
Das Gewissen sagt uns, was richtig oder falsch ist. Diese Innere Stimme ist noch weniger bewusst als das Über-Ich. Diese Art der inneren Stimme stammt ebenfalls aus der Umwelt, in der wir aufgewachsen sind und entspricht nicht unserem Wesen.
Das Gewissen dient dazu, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu festigen. Jeder hat das Familiengewissen seiner Familie, dann das andere Gruppengewissen seines Kollegenkreises und noch z.B. das Gruppengewissen seiner Freizeitkameraden. Falls jemand gegen das jeweilige Gruppengewissen handelt, gefährdet er seine Zugehörigkeit.
Kriege entstehen nur, weil man seiner Nationalität gemäß seinem Nationalität- Gewissen treu ist. Das Gewissen grenzt jeden ein.
Weise sind frei von derartigen Verhaltensmustern, Vorlieben, Abneigungen, vergleichendem Bewerten. Sie können im Moment der Situation spontan aus ihrer Liebe zum Ganzen handeln. Weise handeln stets nur mit Liebe und Güte zum Besten des Anderen, auch wenn sie streng zu sein scheinen.
Verlust der Menschlichkeit - Verlust des Mitgefühls - Was uns böse macht
Wenn die Eltern im ganz kleinen Kind nicht dessen wahres Wesen sehen, wenn sie das Kind so erziehen, dass es sich angepasst verhält, muss es all das, was die Eltern an ihm missachten, selbst missachten, z.B. wenn es "groß", "brav" oder "vernünftig" sein muss, wird es gegen die eigene Schwäche in sich Hass entwickeln. Wenn es später mal soziale, finanzielle oder persönliche Probleme gibt, kann der Hass ausbrechen.
Wo das Vermögen abhanden gekommen ist, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, und Selbsthass an deren Stelle getreten ist, ist auch die Fähigkeit zu wirklichem Mitgefühl und echtem Mitfühlen verlorengegangen.
Natürlich können die Eltern in ihrem Baby nicht sein wahre Wesen oder dessen Wesensnatur sehen, da die Eltern ihr eigenes Wesen selbst nicht kennen.
Das Böse liegt also nicht in den Genen. Es wird unwissentlich anerzogen.
Wenn Eltern Kinder nicht in ihrem eigenen Sein annehmen, in ihrer Lebendigkeit, ihren spielerischen Seiten, das Lächeln eines Säuglings, wenn sie das ablehnen, dann verletzt dies tief. Mit diesen Verletzungen, mit diesem Schrecken kann man nicht leben. Man verwandelt ihn in etwas anderes. Ein solcher Mensch lässt sein Herz in Kälte erstarren, um die Liebe nicht fühlen zu müssen. Der Verlust von Lebendigkeit, Kreativität und Liebesfähigkeit führt häufig zu Hass und Gewalt. Hass in einem Menschen ist der Hass darauf, selber Opfer geworden zu sein, und dabei das Opfer in einem selber nicht erkennen zu dürfen. Es wird darauf bestanden, andere zum Opfer zu machen. Da braucht man nie zu wissen, dass man selbst Opfer war. Um zu erkennen, dass man Opfer war, müsste man ja seine Eltern so sehen, wie sie wirklich sind, das, was war, das, was mit einem geschehen ist. Das kann man nicht. Es ist ein Teufelskreis,
Arno Gruen
Hass und die Bereitschaft zur Gewalt entstehen schon sehr früh in der Kindheit, ausgelöst durch eine psychische Fehlentwicklung, bei der das Kind gezwungen wird, das eigene Selbst (sein wahres Wesen) aufzugeben und zu etwas Fremden zu machen. Dieser Entfremdungsprozeß vom Eigenen wird durch Zurückweisung und Unterdrückung der dem Kind eigenen Lebensäußerungen und durch den Zwang zum Gehorsam eingeleitet und aufrechterhalten. Das Kind muss fortan alles tun, um den Erwartungen der Eltern gerecht zu werden. Die Folgen sind Selbsthass und der Verlust der Menschlichkeit. Ein auf solche Art geprägter Mensch orientiert sich nicht an eigenen inneren Prozessen, sondern am Willen einer Autorität.
Arno Gruen
Das Fatale dabei ist also oftmals die völlige Verkehrung aller Wertmaßstäbe, mit der menschenverachtende Handlungen, Verrat, Missbrauch, Quälerei und Sadismus gerechtfertigt werden können. Der Hass gegen andere wird nicht mehr als zerstörerischer Akt gesehen, sondern als etwas, das sein “muss”. Menschen werden verfolgt, gejagt, getötet, weil die Jäger, Verfolger und Mörder sich im Recht fühlen.
Arno Gruen
Sehen Sie sich doch an, was den Menschen jetzt im Namen der Globalisierung angetan wird. Aber das Leid, das Menschen wirklich angetan wird, zählt bei den Inhabern der Macht überhaupt nicht. Und das nenne ich pathologisch. Wenn der Mensch und seine Bedürfnisse nach Wärme und Zuwendung nicht mehr gesehen werden, wenn er aus dem Blickfeld gerät, dann nenne ich das pathologisch.
Und genau das passiert im Zuge der Globalisierung. Es geht hier gar nicht mehr darum, was für Menschen wichtig ist, das zählt gar nicht. Was zählt, ist, dass man wirtschaftliche Strukturen aufbaut, die dazu führen, dass man gewisse Produkte zum billigsten Preis produziert. Ob es Menschen zerstört, ob es ganze Kulturen zerstört, das ist unwichtig. Ganze Urwälder werden zum Beispiel abgeholzt. Das ändert natürlich auch das Klima usw. Wenn sich die Industrien immer noch weigern, die Produktion von Gasen, die die Erdatmosphäre zerstören, zu reduzieren, dann ist das pathologisch. Damit machen sie ja das Leben aller Menschen auf dieser Erde immer schwieriger. Vielleicht wird es irgendwann sogar unmöglich. Aber das, was zählt, ist der Profit, nicht der Mensch. Das nenne ich böse, gewalttätig und krank. Natürlich geschieht alles unter dem Deckmantel: "Es ist gut für dich."
Arno Gruen
Wer sich selbst nicht liebt, entwickelt kein Mitgefühl für andere. In unserer gewalttätigen Kultur werden wir daraufhin sozialisiert, den eigenen Selbstwert zu gewinnen, indem wir andere erniedrigen und demütigen.
Andere niederzumachen wird also zur Quelle des Wohlbefindens. Als Reaktion auf die Unterdrückung des eigenen Seins, der eigenen Wahrnehmungen und Bedürfnisse entwickelt sich in jedem ein gewaltiges Potential an Hass.
Arno Gruen
Ich denke vom Statistischen her, und ich beschreibe das in meinen Büchern, dass ungefähr ein Drittel der Menschen bei uns autoritäre Kindheiten erleben. Das meint Kindheiten, wo Liebe gar nicht so wichtig ist. Im Gegenteil. Wahre Liebe wird unterdrückt, Zärtlichkeit wird unterdrückt, und diese Menschen, vom Statistischen her, zeigen sich dann als autoritär, als Menschen, die dauernd Feinde haben müssen, um sich aufrecht gehend als Menschen zu erleben. Dann gibt es ein Drittel, die weniger sind und dann gibt es ein Drittel, die sehr viel menschliche Zuwendung und Liebe schon als Kind erlebt haben. Die sind anders.
Das Problem ist, dass diejenigen, die von Autorität so tief geformt sind, sind auch diejenigen, die am meisten Propaganda für sich machen. Deswegen denken wir immer, die wieder spiegeln die Mehrheit.
Arno Gruen
Viele Kinder erkennen die Autorität, aber das meint nicht, dass sie sich dagegen auflehnen. Im Gegenteil: Viele Kinder identifizieren sich mit der Autorität weil sie Angst haben. Das ist leider eines der Probleme, so könnte man sagen, des Mensch Seins, dass, wenn wir in Gesellschaften aufwachsen, wo Gehorsam so wichtig ist, denn das ist ja eine Art, in der Autoritäten sich weiterpflanzen, man schon ganz früh durch die Angst und durch den Terror lernt, dass man sich gerade mit denjenigen identifiziert, die einen peinigen, dass heißt man tritt ihnen bei, man einverleibt sie. Wenn das passiert, dann gibt man weiter, was einem angetan wird. Dass sind genau die Kinder, die dann andere peinigen, runtermachen müssen. Man könnte sagen, dass es sich in diesem Sinne vererbt.
Arno Gruen
Von großer Bedeutung ist es, den Hass und die Gewalt in sich selber aufzuspüren, dafür sensibel zu werden und die mühsame Arbeit auf sich zu nehmen, dieses Gewaltpotential in seiner schädlichen Wirkung nach innen und außen zumindest einzudämmen. Besser noch zu überwinden.
Arno Gruen
Im Umgang mit Kindern liegt ein Schlüssel für die Entwicklung von Frieden und Gerechtigkeit. Nur wenn es gelingen wird, möglichst viele Kinder in Umfeldern aufwachsen zu lassen, in denen ihnen Liebe und Achtung geschenkt wird, wird Gewalt überwunden werden können.
Arno Gruen
Lesen Sie bitte auch Kapitel 2.5: Erziehung von Kindern
Die wahren Möglichkeiten des Menschseins bestehen in Liebe, Zuneigung, Nähe und Mitgefühl.
Arno Gruen
Es ist leicht, böse Menschen zu hassen.
Rat von Augustinus: “Hasse die Sünde, aber liebe den Sünder”.
Erinnern Sie sich daran, wenn Sie einen bösen Menschen enttarnen:
“Das bin ich - ohne Gottes Gnade”.
M. Scott Peck
Gut und Böse: Siehe auch die Seite ”Erleuchtung”.
Liebe und dann tue, was Du willst
Ama et fac quod vis
Augustinus, 400 n. Chr.
Selbstwertgefühl - Minderwertigkeitskomplex
Selbstwertgefühl = Gefühl vom Wert seines Selbst, seines Wesens, seiner Wesensnatur. Man hat die innere Gewissheit, im Feld der Liebe der Urenergie getragen und geborgen zu sein - man hat Urvertrauen oder Gottvertrauen. Man hat eine innere Gewissheit von seinem Wert, seiner Kostbarkeit und Nützlichkeit im Universum - ohne dass man etwas tut, allein, weil man im Sein präsent sein darf.
Die Tatsache, dass man heute lebt, ist der Beweis, dass man bisher und heute vom Leben, also von der Wahren Wirklichkeit gewollt ist.
Geschichte:
Eines Tages besucht ein Hund den Tempel der tausend Spiegel. Er steigt die hohen Stufen hinauf, betritt den Tempel, schaut in die tausend Spiegel, sieht tausend Hunde, bekommt Angst und knurrt. Mit gekniffenem Schwanz verlässt er den Tempel in dem Bewusstsein:
Die Welt ist voller böser Hunde.
Kurz darauf kommt ein anderer Hund in den Tempel. Auch er steigt die Stufen empor und betritt den Tempel der tausend Spiegel. Er sieht in den Spiegeln tausend andere Hunde, freut sich darüber und wedelt mit dem Schwanz. Tausend Hunde freuen sich mit ihm und wedeln zurück Dieser Hund verlässt den Tempel in dem Bewusstsein:
Die Welt ist voller freundlicher Hunde.
Aus lndien
Wer sein Wesen nicht kennt und meint, er sei das Ego, fühlt sich minderwertig, falsch, unwert oder fühlt sich sündig. Man schämt sich seines Minderwertigkeitsgefühls, spricht nie darüber, da man glaubt, etwas sei falsch an einem, was niemand wissen darf. Man ist dann ständig wie ein Getriebener auf der Suche nach seinem Wert, seinem Wesen und definiert seinen eigenen Wert z.B. nach seiner Leistung, seinem (Adels-)Stand, seinem Vermögen, seiner Rolle in der Wirtschaft. Das Selbstbewusstsein fehlt = das Bewusstsein, das Gespür von seinem Selbst (von seinem Wesen) fehlt.
Anstatt Liebe für sich selbst zu empfinden und Freude am Leben zu haben, fühlt man sich niedergedrückt, vom Leben gelangweilt und das Leben ist etwas, was man eben aushalten muss, statt über die Gabe des Lebens glücklich zu sein.
Nur wer die Köstlichkeit seines Seins spürt, weiss um seinen Wert.
Den Wert seines Seins kann man erst nach einer Erleuchtung spüren. Deshalb gibt es keine wirkliche Psychotherapie gegen das Minderwertigkeitsgefühl.
Das Minderwertigkeitsgefühl ist also eine falsche Emotion, die nicht ernst genommen zu werden braucht.
Beispiel:
Ein Seminarleiter hält einen 100 Euro-Schein hoch und fragt die Gruppe:
“Wer möchte diesen Schein?”. Alle melden sich.
Er zerknüllt den Schein und fragt dann: “Wer möchte diesen Schein?”. Alle melden sich.
Nun wirft er den Schein auf schlammigen Boden, tritt darauf herum, bis der Schein ein unansehnliches, dreckiges Häufchen ist und fragt:
“Wer möchte diesen Schein?”. Wieder melden sich alle - weil der Schein seinen inneren Wert behält.
So ist auch der innere Wert eines jeden Lebewesens unvergänglich vorhanden, egal, wie die Oberfläche aussieht oder wie man sich (fälschlicher Weise) fühlt.
Wer sich mit seiner Persönlichkeit und seinem Wesen beschäftigt, wird eines Tages erkennen, dass seine Persönlichkeit das einzige Problem ist, das er hat.
Jeder Mensch trägt in sich die Sehnsucht seines Herzens nach seinem wahren Wesen und der Geist wird nicht eher ruhen, bis er sein Wesen kennt. Gelassenheit und innerer Frieden sind erst möglich, wenn man sein Wesen sein kann.
Man ist gemacht worden und jetzt (z.B. ab dem 25. Lebensjahr) kommt es darauf an, etwas aus sich zu machen.
nach Sartre
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