Buddhismus allgemein

Frage

Warum ist es so schwierig, den Begriff "Zen" zu erklären?

Antwort

Meist werden verschiedene Ebenen in einem Begriff vermischt:

  • Sprachlich-historische Ebene

  • Ursprünglich bezeichnete der Pali-Begriff jhana (Skt. dhyana) die tiefe Sammlung (Versenkungen). Nach und nach wurde der Begriff allgemein für Meditation verwendet. Bei der Übersetzung ins Chinesische haben die Übersetzer oft auf den Klang eines Pali- oder Sanskrit-Wortes gehört und für den Begriff jhana (Skt. dhyana) den Begriff Ch'an-na oder Ch'an verwendet. In Vietnam wurde daraus Thien, in Korea Seon und in Japan Zen. Dies sagt jedoch nichts darüber aus, welche Art der Meditation jeweils genau gemeint ist.

  • Kulturelle Ebene

  • Dann verwenden viele Leute den Begriff "Zen" genau genommen für bestimmte Bereiche der japanischen Zen-Kultur und Zen-Praxis - wenn jemand z. B. nach japanischen Zen-Methoden in sehr formeller Weise in Meditationshaltung sitzt, japanische Sutren rezitiert, die Praxis des Essens mit drei Essschalen und deren Handhabung übt (Orioki) oder das Tragen von schwarzen Roben und vieles mehr. Weil dies alles äusserlich sichtbar und visuell prägnant ist, wird es oft generell mit "Zen" gleichgesetzt.

  • Inhaltliche Ebene

  • Ausser dieser äusserlich-weltlichen Verwendung wird der Begriff "Zen" auch für die im Grunde namenlose letzte Wirklichkeit verwendet - die ihrerseits mit Worten nur umschrieben werden kann.

Daraus ergibt sich, dass es nicht so leicht ist, eine sinnvolle Antwort zu geben auf die oft gestellte Frage: "Was ist Zen?" Denn wir wissen nicht, worauf sich der Fragende bezieht, wissen nicht, was er/sie genau wissen möchte. Eine sorgsame Antwort weist sinnvollerweise auf die Vielfalt des Begriffs hin und unterscheidet zwischen Form/Kultur und Inhalt/Essenz.

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Frage

Ich habe gelesen, dass einer der Unterschiede zwischen den beiden heute am häufigsten vertretenen Schulen des Zen, der Rinzai-Schule und der Soto-Schule, darin besteht, dass man im Rinzai mit sogenannten "Koans", paradoxen Fragen, arbeitet. Warum tun wir das in der Sati-Zen-Praxis nicht, wo wir doch zu einer Rinzai-Schule gehören?

Antwort

Diese Trennung entstand erst im Japan des 17.-18. Jh. Seit Alters her gab es sehr unterschiedliche Methoden zur Transformation des Geistes oder zum Erwachen. Neben den sehr individuellen Lehrmethoden einzelner Meister zeichneten sich im Laufe der Jahre (wir reden hier vom 7. –bis 10. Jahrhundert in China)zwei auf den ersten Blick gegensätzliche Methoden ab. Neben der Trennung der beiden Wege des sogenannten "Stufenweisen Wegs" und der "Plötzlichen Erleuchtung" der nördlichen und südlichen Schule haben sich fünf Generationen nach Hui-neng die Wege nochmals geteilt, und es entstanden die beiden Schulen des Lin-ji-Ch'an/Rinzai-Zen und Caodong-Ch'an/Soto-Zen. Doch sind solche Trennungen immer mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln: Oft stellt sich bei einem vertieften Verständnis beider Seiten heraus, dass sie mehr Gemeinsamkeiten haben als anfänglich angenommen.

Die Ch'an-Meister waren davon überzeugt, dass echte Befreiung nur durch direkte Erfahrung der Leerheit (was zu Buddhas Zeiten mit nibbana bezeichnet wurde) erlangt werden könne. Damit standen sie in der geistigen Tradition von Buddha selbst und suchten nach Wegen, die Qualitäten des Geistes zu fördern, die zu der grossen Einsicht nötig waren, allen voran prajna oder intuitives, direktes Verstehen. Dabei standen zwei Methoden im Mittelpunkt:

  • stilles Sitzen mit einer Art Frage im Hintergrund, die meist aus den Gesprächen zwischen Meistern und Schülern entstanden war und

  • stilles Sitzen, bei dem der Geist quasi auf sich selbst gerichtet wird, auf seine ihm innewohnende bewusste Natur (das Bewusstsein selbst).

Im Haus Tao lehren wir mehrheitlich die zweite Methode.

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Frage

Ich würde gerne etwas zum "Bodhisattva-Ideal" und dessen Umsetzung im Haus Tao und in der Sati-Zen-Sangha erfahren.

Antwort

Erinnere dich, was im Kapitel 3.1 Übersicht steht. Dort sprechen wir kurz über Bodhicitta. Bodhicitta ist die grundlegende Geisteshaltung des Bodhisattva, also einer Person, die den Weg zur Befreiung für alle Wesen gehen möchte und nicht aus blossem Eigennutz. Wir sprechen in der Sati-Zen-Sangha nicht sehr oft über das Bodhisattva-Ideal und über Bodhicitta, denn es wäre schade, das zu zerreden. Diese grundlegende Geisteshaltung ist eine Herzens-Angelegenheit - die Verbindung von Einsicht und all unseren transformierten Emotionen. Erinnere dich, was Thich Nhat Hanh sagt: Verstehen ist Liebe. Gelebte Weisheit findet ihren Ausdruck im alltäglichen Leben. Wir gehen diesen Weg niemals allein, ungeachtet dessen, ob wir in der sogenannten Einsamkeit oder in der Gemeinschaft leben. Das Leben ist niemals aufgespaltet, wir sind niemals getrennt von der Ganzheit des Lebens und gehen den Weg stets miteinander - und im Sinne von Bodhicitta auch füreinander.