Vladimir Brjuhanov -
"Hinter den Kulissen der vermeintlichen Selbsttöttung Hitlers"
Übersetzung vom Valentin Werbitz
Die Ereignisse im Führerbunker Ende April - Anfang Mai 1945 zählen zu den wichtigsten der Schlußphase des Zweiten Weltkrieges.
Besonders beeindruckend wirken immer noch die Selbsttötung Adolf Hitlers und seiner "jungen" Frau Eva am 30.April 1945 sowie der Freitod eines der treuesten Anhänger Hitlers – Josef Goebbels und seiner Frau Magda einen Tag später. Dieser letzteren Tat – nach der allgemein akzeptierten Auslegung der Ereignisse – ging eine sechsfache Kindstötung voraus. Die 5 Töchter und der Sohn der Familie Goebbels (im Alter von 3 bis 13) wurden von Josef Goebbels und seiner Frau eigenhändig vergiftet. So lautet die offizielle Version.
Die Todesfälle der beiden Familien – erschwert durch den Kindermord – sind zum Symbol
der Abschlußphase des Zweiten Weltkriegs geworden – und gleichzeitig – zum deutlichsten Zeugnis der Menschenfeindlichkeit des Nationalsozialismus und einer geradezu fanatischen Abnormität seiner Anführer. Dies wurde von der offiziellen Geschichtsschreibung zum endgültigen und unerschütterlichen Endprodukt aller Forschungsarbeit erklärt. Dies galt wohlbemerkt sowohl im kapitalistischen Westen wie auch im kommunistischen Osten. Nun – die tatsächlichen Ereignisabläufe – die übrigens der offiziellen Geschichtsmeinung zugrunde liegen – lassen auch andere Interpretationen zu.
Am 16 April 1945 begann die Offensive der Roten Armee gegen Berlin und am 23 April wurde der Ring um die Stadt geschlossen. Die regulären deutschen Truppen und der Volkssturm kämpften weiter – sowohl innerhalb des Kessels wie auch außerhalb. Formell – unter der Fühung Adolf Hitlers persönlich – jedoch in Realität – unter den Bedingungen eines zunehmenden Durcheinanders der Befehlsstrukturen. Ungefähr an diesem Zeitpunkt wurden die Bewohner des Bunkers unter dem Garten der Reichskanzlei von der Außenwelt fast vollständig abgeschnitten, und das Verhalten der Oberkommandierenden begann – wie es schien – ihre Vernünftigkeit und Verhaltenslogik einzubüßen.
In der Nacht vom 28. auf den 29. April wurde die Eheschließung zwischen Adolf Hitler und Eva Braun vollzogen. Die unmittelbaren Zeugen (gar nicht zahlreich – Josef Goebbels, Martin Bormann u.a.) nahmen an der Trauungszeremonie und an der folgenden Ehrerbietung teil.
Die Nachricht wurde zu den weiteren Bunkerbewohnern weitergetragen (zusammen mit der Außenbewachung waren es mehrere Hundert; lediglich zwanzig bis dreißig davon kamen in den unmittelbaten Kontakt mit den höchsten Dignitarien des Reiches).
Danach wurde Eva Hitler (geb. Braun) von ganz wenigen lebendig gesehen. In den Testamenten – diktiert und beglaubigt von Adolf Hitler am selben Tag – wurde unzweideutig auf den bevorstehenden Freitod des Ehepaares hingewiesen.
Unmittelbar vor der Selbsttötung – ca. um 15:30 am 30 April – nahm Adolf Hitler Abschied von seinen treuesten Mitstreitern, ging in den Raum, in dem sich angeblich sein Ehefrau befand. Zehn Minuten später betraten ebendiese Mitstreiter den erwähnten Raum und entdeckten dort die Leiche der vergifteten Eva Hitler und den Leichnam des Führers. Der letztere war durch einen Kopfschuß getötet worden.
Der Knall dieses Schusses kam entweder nach oder vor dem Betreten des genannten Raums durch die Befugten. Tötete sich Adolf Hitler selbst oder wurde er von einem der Hineingetretenen durch einen "Fangschuß" getötet – dies wurde nicht endgültig festgestellt – und spielte auch keine große Rolle – da alles offensichtlich Geschehene dem letzten Willen der freiwillig aus dem Leben Scheidenden sowie ihren mehrfachen mündlichen Absichtserklärungen entsprach.
Dann wurden die Leichen des Ehepaares in den Garten der Reichskanzlei gebracht.
Dort wurden sie mit Benzin übergossen und angezündet.
Sie brannten mehrere Stunden und wurden danach verscharrt.
Die Selbsttötung Adolf Hitlers und seiner Gattin ist scheinbar zweifellos festgestellt worden. Diese Episode wurde in zahlreichen Zeugenaussagen beschrieben.
Sie wird durch die eigenen Erklärungen des Führers bestätigt, die von ihm selbst unmittelbar vor dem Tod diktiert und beglaubigt wurden.
Allerdings gerade diese scheinbare Selbstverständlichkeit diente von Anfang an und dient heute noch als ein desorientierendes Ablenkmanover, das es erlaubt hat, die wirklichen Ereignisse zu verschleiern.
Diesem entsprach die Situation im Bunker.
Einige Dutzend Menchen befanden sich in einem engen geschlossenen Raum, umgeben von blutigen Kämpfen, die sich unerbittlich der Reichskanzlei näherten.
Es war wie mitten im Kampf auf einem sinkenden Schiff. Alle Bunkerbewohner hatten Grund zur Annahme, daß jedem von ihnen der Untergang droht, und sie alle schenkten jeder optimistischen Nachricht Glauben. Unter solchen Umständen spielen Gerüchte eine außergewöhnlich große Rolle. Gleichzeitig wurden im Bunker zuerst die seit früheren Zeiten eingeführte Distziplin und Ordnung bewahrt, ohne die das höchste Verwaltungsorgan des Reiches nicht hätte funktionieren können.
Erst allmählich – vom Abend des 30. April an und bis zum 2. Mai schwoll die Panik machtvoll an und bewirkte den fast vollständigen Verfall der Disziplin.
Die Bunkerbewohner wurden dadurch zu einem geradezu idealen Objekt der zielgerichteten Suggestion, die jene wohlbekannten "Zeugenaussagen" zur Folge hatte, auf welchen die offizielle Geschichtsschreibung ihre Rekonstruktion der Ereignisse aufgebaut hat.
Jeder der Bunkerbewohner war "fast ein Augenzeuge" dessen, was "eben" ganz in der Nähe passiert war – gleich um die Ecke oder hinter der nächsten Tür. In Wahrheit jedoch war die Anzahl der tatsächlichen Zeugen dessen, was wirklich in den verborgensten Räumen des Bunkers passiert war, gar nicht groß. Die meisten von ihnen haben die letzten Tage des Krieges nicht überlebt.
Im Bunker wurden währenddessen Verbrechen begangen. Gemeint sind nicht bloß die verbrecherischen Entscheidungen, durch deren Folgen Hunderttausende von Menschen starben. Gemeint sind die kriminellen Delikte, die eindeutig unter das banale Strafrecht fallen.
Die Todesfälle der Ehepaare Hitler und Goebbels waren eindeutig Tatbestände, welche nach einem Ermittlungsverfahren verlangten. Und die Todesfälle der sechs Kinder der Familie Goebbels fielen bereits eindeutig unter Mordverdacht.
Rein formell wurden solche Ermittlungen eingeleitet, jedoch wurde in ihrem Verlauf nur die einzige Tatversion untersucht, die durch interessierte Personen diensteifrig zur Verfügung gestellt wurde. So funktionierte die kumulative Suggestion, welcher die Bunkerbewohner ausgesetzt worden waren und welche die Letzteren weiter ausgeübt hatten – diesmal gegenüber den Untersuchungsrichtern (die sich mit den Todesfällen 1945 beschäftigten) und auch gegenüber fast allen Geschichtswissenschaftlern.
Letzten Endes wurden die elementarsten Fragen nicht geklärt (die in solchen Fällen unbedingt geklärt werden müssen): hatte man mit Selbsttötung oder mit Fremdeinwirken zu tun? Und – wer genau wurde dabei getötet?
Entgegen allen späteren Spekulationen ist die vorgefundene verkohlte Leiche nie als die Leiche Hitlers identifiziert worden. Eine lange Zeit wurde von der offiziellen Seite Schweigen darüber geübt. Doch nun, vor ein paar Jahren, beglückte uns der zuständige russische Geheimdienst mit der Aufdeckung der einschlägigen Geheimnisse. Es wurden spannende Geschichten offenbart – wie der Leichnam begraben und wieder exhumiert worden war etc.pp. Was dabei nicht gelungen war, das ist der Beweis, daß die verbrannten Reste eines menschlichen Körpers vor dem Eintreten des Todes auch wirklich Adolf Hitler gehört hatten.
Es sei hier kurz erwähnt, daß kein geringerer als der kommunistische Diktator Stalin den Tod Hitlers von Anfang an bezweifelte. Im Jahre 1945 erhielt Stalin über die ihm unterstellten Geheimdienste die – wie es schien – erschöpfenden Informationen über die letzten Tage Hitlers und über seine sterblichen Überreste. Die westlichen Alliierten erhielten ebenfalls nicht wenige Zeugen der letzten Tage und der Todesart Hitlers.
Allerdings wurde Stalin von alledem nicht überzeugt.
Sogar im Juli 1945 – nach seiner Ankunft zur Postdamer Konferenz – äußerte er laut seine Überzeugung, Hitler sei kurz vor dem Fall Berlins entkommen.
Wir sind der Meinung, daß dieses Verhalten Stalins erheblicher ist als alle späteren "Zeugnisse" seiner Untergebenen, die vorgefundenen Überreste seien die Überreste von Hitler selbst.
Jedoch zum Ende der Potsdamer Konferenz mußte Stalin seinen Skeptizismus gegenüber den westlichen Alliierten aufgeben, und zwar bezüglich der von ihm vermuteten Absichten, den Geist des National-Sozialismus wiederzubeleben, um Deutschland gegen die UdSSR auszuspielen. Der 1946 in Nürnberg stattgefundene Kriegsverbrecherprozeß bestätigte das immer noch bestehende Bündnis der Sieger und trug wesentlich dazu bei, die Verbrechen des National-Sozialismus und Hitlers persönlich anzuprangern. Hitler war politisch tot.
Die Befürchtungen Stalins in Bezug auf die Feindschaft der westlichen Alliierten (zu der er selbst erheblich beigetragen hatte) wurden einige Jahre später Wirklichkeit. Aber weder die Ideologie des National-Sozialismus noch Hitler (lebendig oder tot) hatten etwas mit den neuen Konflikten zu tun.
Im Jahre 1948 – als Stalin die Produktion des propagandistischen Spielfilms "Die Eroberung Berlins" anordnete – brauchte er mit Hitler nicht mehr zu rechnen – selbst dann nicht, wenn dieser noch lebte. Erst dann erhielt der sowjet-kommunistische Propagandaapparat den Befehl, sich dem offiziellen Standpunkt des Westens anzuschließen: Hitler starb einen schändlichen feigen Tod. Andere Varianten brauchten nicht in Betracht gezogen zu werden.
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Die Version stand fest. Spätere Zeugnisse seitens der Deutschen, die aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückkamen, gaben den westlichen Historikern etwas zusätzliches Material, konnten aber keine wesentliche Korrektur beisteuern.
Jedoch mehrere Jahrzehnte danach tauchten neue Informationen auf, die wir heranziehen können, um eine größere Klarheit hinsichtlich der Schicksale der Bunkerbewohner zu verschaffen.
Zuallererst wenden wir uns der Tötung des Familie Goebbels zu. Damals, im Jahre 1945, erregten diese Todesfälle erheblich weniger Zweifel als der Tod Hitlers. Die Leichname des Ehepaares Goebbels wurden in einem Zustand entdeckt, in dem sie eindeutig identifiziert werden konnten. Ebenfalls die toten Kinder der Familie, deren Leichname von den russischen Soldaten am 2 Mai 1945 unversehrt entdeckt wurden.
Jedoch die Umstände des achtfachen Todesfalls wurden von sonderbaren Details gekennzeichnet, auf welche weder die damaligen Zeugen noch die späteren Kommentatoren und Historiker achten wollten.
Es wurde folgendermaßen darüber berichtet.
Ungefähr um 21 Uhr am 1. Mai 1945 wurden die Kinder von ihren Eltern vergiftet.
Vor kurzem ist die Darlegung der Aussagen des Arztes der Reichskanzlei Dr. Helmuth Kunz veröffentlicht, die er vor den Untersuchungsoffizieren des sowjetischen Geheimdienstes SMERSCH im Mai 1945 gemacht hatte.
Zuerst – so der Text – machte Kunz in Anwesenheit der Mutter (Magda Goebbels) jedem Kind eine Morphiuminjektion, um sie alle zum Schlafen zu bringen.
Dann – als die Kinder schliefen – legte die Mutter in Anwesenheit des Arztes und mit seiner Hilfe jedem Kind eine Zyankali-Ampulle in den Mund.
Wie interessant!
Der Anfang der Aussage klingt pausibel. Dies erklärt, warum die Körper der Kinder eine nicht tödliche Morphiummenge enthielten (dies wurde offenbar von den Zuständigen Fachleuten des SMERSCH bei der Obduktion festgestellt).
Ferner notieren wir, daß diese Aussagen des Arztes der einzige Beweis sind, daß Magda Goebbels ihre Kinder getötet hatte. Dem Szenario der beschriebenen Handlung nach konnte es keine weiteren Zeugen gegeben haben.
Es ist jedoch bedenklich, daß die Aussagen des Mittäters – der ja am Tötungsdelikt teilnahm – als die Grundlage für die Beschuldigung der Eheleute Goebbels als Haupttäter dienen!
Wir notieren ferner, daß sowohl Kunz wie auch Müller (siehe unten) später behaupteten, sie hätten die Eheleute Goebbels zu überreden versucht, diesen Schritt nicht zu tun!
Hatten diese starken Männer damals wirklich keine Möglichkeit, die Eltern am Begehen dieser Tat zu hindern? Weder Josef Goebbels noch seine Gattin wären imstande, den beiden Widerstand zu leisten!
Die von Dr. Kunz erzählte Geschichte erscheint uns viel zu unwahrscheinlich.
Wollte er die Vernehmer mit seinem Gehorsam beeindrucken?
Was für ein Vorgesetzter konnte der Gauleiter Goebbels für die beiden sein, als ihre Welt bereits untergegangen war?
Und nun begannen höchst sonderbare Dinge. Josef Goebbels und seine Gattin gingen nach oben - in den Garten der Reichskanzlei. Dieser Vorgang erregte kein Interesse der Bunkerbewohner, die ja nicht wußten, daß die Kinder bereits getötet worden waren. Dort oben erschoß Josef Goebbels seine Gattin und dann sich selbst – oder die beiden wurden auf ihre Bitte hin von einem nicht genannten SS-Offizier erschossen.
Dann wurden ihre Leichen mit Benzin übergossen und angezündet. Sie brannten nicht sehr lange und wurden dann vergraben. Das alles geschah in Hektik und Hast, weil die russischen Truppen bereits in unmittelbarer Nähe waren. Am nächsten Tag wurden die Leichname in einem Zustand gefunden, der eine eindeutige Identifizierung erlaubte.
Warum mußten die Eheleute Goebbels nach der Tötung ihrer Kinder die gemütlichen Räume des Bunkers verlassen und sich in den Garten der Reichskanzlei begeben?
Die Luft im Garten roch damals nach glühendem Metall der russischen Artilleriegeschosse, was einen Aufenthalt dort recht ungemütlch erscheinen ließ.
Sollte man nicht dem Beispiel Hitlers vom Tage vorher folgen?
Im selben Raum bleiben, zuerst die Gattin töten und dann sich selbst. Oder sich von
anderen töten lassen – über den Leichnamen der Gattin und der Kinder.
Die Eheleute Goebbels taten anders. Dies wird noch unverständlicher, wenn man ein weiteres erwähnenswertes Ereignis in Betracht zieht. Sofort nach der (Selbst?)Tötung des Ehepaares Goebbels entstand ein Feuer in einem der Räume des Bunkers. Dies führte zu einer nicht geringen Panik unter den mehreren Dutzend seiner damaligen Bewohner.
Es wurde von einer Gasverpuffung gesprochen, jedoch - nach den Aussagen von vielen Tausenden Augenzeugen, die den Bunker im Mai 1945 und etwas später besucht hatten, wiesen die Räume des Bunkers gar keine Brandschäden auf.
Daher erscheinen die Überlegungen derer Personen als überzeugend, die das Feuer in der Nacht vom 1. zum 2. Mai 1945 als den Versuch erklären, die Leichen der Eheleute Goebbels in einem der Bunkerräume zu verbrennen. So entstand die Panik, in deren Verlauf vielen Bunkerbewohnern die Geschichte von der Kindertötung und von der Selbsttötung des Ehepaares Goebbels bekannt wurde. Die Panik hörte auf, als die brennenden Leichen nach außen gebracht worden waren.
Diese Information bietet Anlaß zu einer vernünftigen Überlegung, die bis heute von keinem ausgesprochen worden ist: sogar eine Leichenverbrennung wurde damals im Bunker vorgenommen, weil draußen der Kampf tobte. Erst recht wäre es angebracht, auch die Selbsttötung im Bunker und nicht im Garten der Reichskanzlei vorzunehmen.
Im Lichte dieser Überlegung erscheint die Verhaltensweise der Eheleute Goebbels als recht widersprüchlich. Aber keiner hat je versucht, diese Widersprüche zu erklären. Die schlichte Argumentation war: Was sollte man eigentlich von diesen idiotischen nazistischen Fanatikern noch erwarten?
Berücksichtigt man jedoch, daß Josef Goebbels ein sehr nüchtern denkender und kein dummer Mensch war und seine Gattin ebenfalls nicht an Schwachsinn litt, dann kann ihre Handlungsweise eine durchaus vernünftige Erklärung finden.
Ob sie diese Welt freiwillig verließen oder nicht – ihr Verhalten hat eine rationale Erklärung. Zum Unterschied von der Selbsstötung Hitlers (bzw. seines Doppelgängers), der es gar nicht nötig hatte, die Ruhe im Bunker zu wahren, unternahmen die Eheleute Goebbels alles, damit ihre Selbsttötung (bzw. Fremdeinwirkung, der sie sich unterwerfen mußten) nach Möglichkeit unbemerkt und lautlos vonstatten ging.
Die einzige vernünftige Erklärung ihrer Motive besteht darin, daß sie ihren Kinder das Zuschauenmüssen beim Tod ihrer Eltern ersparen wollten. Dies wird auch durch das Einschläfern der Kinder bestätigt - keinesfalls üblich bei ähnlichen kriminellen Vergiftungsdelikten. Daraus folgt jedoch eine wichtige Schlußfolgerung: als die Eheleute Goebbels starben, lebten ihre Kinder noch!
Daraus folgt etwas noch wichtigeres: die Kinder Goebbels wurden erst nach dem Tode ihrer Eltern getötet! Allein diese Tatsache genügt, um die ganze offiziell anerkannte Geschichte des Frühlings 1945 zu revidieren!
Warum mußten die Kinder sterben?
Dazu gab es, selbsverständlich, gewichtige Gründe.
Erstens, in der Hand sowjetischer Vernehmer hätten diese Kinder genau das ausgesagt, was sie unmittelbar erlebt hatten – und nicht das, was der Legende entsprach, die von allen Bunkerbewohnern (freiwillig oder unter Zwang) später verbreitet wurde.
Andere Kinder gab es im Bunker nicht.
Zweitens, die grausige Geschichte des Kindermordes hatte die entsprechende Wirkung auf die Untersucher und machte die angebliche Seltsttötung des Ehepaares Hitler viel überzeugender. Auf die letztere gehen wir etwas später ein.
Drittens, führte dieser Kindermord allen Bunkerbewohnern die unbarmherzige Entschlossenheit seiner Vollstrecker und Organisatoren vor.
Der Erfolg ließ nicht auf sich warten: kein Druck, keine Tricks und kein Erfindungsgeist der amerikanischen und englischen Geheimdienste wie auch ihrer Kollegen vom sowjetischen SMERSCH, NKWD und NKGB schafften es, die Haltung der damaligen Zeugen zu ändern. Die Zeugen wußten, daß es für sie alle am vernünftigsten wäre, über das Hauptgeheimnis zu schweigen, das vor ihren Augen entstanden war.
Die einen kannten das Geheimnis nicht (oder verstanden nicht, was sich vor ihren Augen abgespielt hat), und die anderen legten sich das Schweigegebot auf.
Worin bestand denn dieses Geheimnis?
Die Antwort ist klar: alle Geheimnisse des Dritten Reiches verblassen vor der Frage, ob der damalige Führer des Reiches überlebt hatte oder nicht.
Die entscheidende Bedeutung für das Verständnis der Ereignisse im Bunker im Jahre 1945 haben die 1948 gemachten Aussagen des früheren Gestapa-Chefs Heinrich Müller.
Geboren im Jahre 1900, schaffte es Heinrich Müller bereits 1918, als Fliegerass berühmt zu werden. Nach dem Ersten Weltkrieg machte er Karriere bei der Polizei.
Mit dem Nationalsozialismus hatte er die meiste Zeit nichts zu tun – er trat der NSDAP erst 1939 bei. Vor 1933 beschäftigte er sich von Amts wegen sogaar mit der polizeilichen Verfolgung von Nazionalsozialisten. Nichtsdestotrotz wurde er 1935 – als ein hervorragender Kriminalist – an die Spitze des Geheimen Staatspolizeiamtes (Gestapo) gesetzt.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges schaffte er es, des Führers Wohlwollen zu gewinnen, und im April 1945 gehörte er zur allernächsten Umgebung Adolf Hitlers im Bunker.
Nach den Todesfällen von Hitler und Goebbels verschwand Heinrich Müller.
Er tauchte wieder auf in den Veröffentlichungen des amerikanischen Journalisten Gregory Douglas, die in den USA in drei Bänden erschienen sind: 1995, 1997 und 1998.
Die ersten zwei Bände sind in Moskau auf Russisch erschienen.
Die aufsehenerregenden Informationen in diesen Bänden führten zu einem Skandal,
in dem die US-Regierung und ihre zuständigen Zweige die vernünftigste Position einnahmen: sie ignorierten diese Publikation.
Der erste Band enthält von zuständigen US-Geheimdiensten zusammengestellte Berichte über die entsprechenden Kontakte mit H.Müller, der sich zur damaligen Zeit in der Schweiz aufhielt. Der Inhalt bezieht sich ausschließlich auf die Ereignisse des Jahres 1945. Heinrich Müller spielt eine dämonische Persönlichkeit und verhält sich bei diesen Gesprächen wie ein Verbrecher, der viel zu verbergen hat.
Diesem Ziel dienen alle seinen angeblichen Geständnisse. Es entsteht der Eindruck, daß diese Person auch wirklich derselbe Müller ist, der 1935-1945 der Chef des Geheimen Staatspolizeiamtes war.
Wir wollen hier zuerst seine Version der Ereignisse des Aprils 1945 darlegen, um sie dann mit anderen bekannten Versionen zu vergleichen.
Hier ist die Version von H. Müller:
Bereits im März 1945 wurde eine Übereinstimmung zwischen ihm und Hitler erreicht, – dahingehend, daß der Führer im Falle der militärischen Niederlage Deutschlands sich weder gefangennehmen lassen darf noch den Freitod wählen. Er sollte sich für das deutsche Volk erhalten und er sollte auftauchen im Falle einer glücklichen Wendung der Weltereignisse.
Dementsprechend wurde ein Plan verfaßt, der später – angebich – verwirklicht wurde.
Am 22 April 1945 verließ Hitler den Bunker und verschwand. Eva Braun und Hitlers Schäferhund Blondi folgten ihm (gleichzeitig oder nicht – dies folgt nicht eindeutig aus dieser Quelle).
Von der allernächsten Umgebung Hitlers wurde außer Müller lediglich Josef Goebbels eingeweiht, der an der Vorbereitung der Operation partizipieren wollte – selber jedoch an der Flucht nicht teilnehmen wollte.
In den Abendstunden des 22.April 1945 wurde A. Hitler durch einen Doppelgänger ersetzt (der von H. Müller bereits 1941 ausgesucht worden war). Aus den kokettierenden Aussagen von H. Müller folgt, daß er auch bei der Ermordung des Doppelgängers am 30. April 1945 anwesend war. Eva Braun wird dabei nicht erwähnt. Müller verneint sowohl ihre Anwesenheit im Bunker in den letzten Apriltagen wie auch die Tatsache der Trauung. Die entsprechende Eheunrkunde bezeichnet er als Fälschung.
Müllers Position ist klar: einerseits verneinte er nicht die Flucht Hitlers (wovon – wie es aus den Texten von G. Douglas folgt – auch die Amerikaner 1948 überzeugt waren), und anderereseits veresuchte er, sich von den Ereignissen im Bunker nach dem 22. April 1945 zu distanzieren. Er nennt sogar das angebliche Datum seiner Flucht aus dem Bunker, und zwar den 29. April 1945, was in einem eklatanten Widerspruch zu den von ihm mitgeteilten Einzelheiten der späteren Tage steht. Die Amerikaner hatten jedoch nicht das Ziel, ihn auf Widersprüche hin abzuklopfen. Sie versuchten lediglich, seinen potentiellen Wert als Neuerwerbung und eine mögliche Gefahr des Skandals auszuloten, der im Falle seiner Entlarvung drohen könnte.
Aber Müller mußte doch seine eigenen Aussagen korrigieren, als die Amerikaner – vollkommen unerwartet – einen von Müller persönlich am 20.April 1945 unterschriebenen Befehl vorgelegt hatten. Der Befehl lautete, daß am 26.April 1945 ein Sonderflug von Linz (Ostmark) nach Barcelona (Spanien) stattfinden sollte. An Bord sollten Adolf Hitler, Eva Braun, das Ehepaar Goebbels mit seinen sechs Kindern, Martin Borman, General Burgdorf (Hitlers Adjutant), Gruppenführer SS Fegelein und andere Personen kleineren Kalibers sein. Müller versuchte den Befehl als ein Art Entwurf darzustellen.
Unserer Ansicht nach ist dieses Dokument wichtiger als alle Aussagen von Müller selbst. Die im Befehl aufgezählten Personen mußten ja im voraus über die bevorstehende Flucht und über ihre Teilnahme daran informiert werden. Etwas anderes hätte dem Wesen der damaligen Beziehungen zwischen den agierenden Personen widersprochen. Es wäre kaum anzunehmen, daß Hitler sie alle ohne entsprechende Vorabstimmungen hätte einladen können. Solche Vorabstimmung führte er mit Müller bereits im März 1945 durch.
Alle diese Personen waren also über den bevorstehenden Flug nach Barcelona und vielleicht über die weitere Reiseroute unterrichtet worden. (In der Liste der teilnehmenden Personen ist auch ein gewisser Hauptsturmführer SS Gross erwähnt worden; nach Müllers Worten – ein Südamerika-Kenner).
Diese Massenflucht fand jedoch nicht statt. Warum?
Dafür gab es zwei ganz verschiedene Gründe.
Der erste: Hitler und seine Mannen hofften bis zum letzten Augenblick, daß die UdSSR und der Westen, die sich in einem widernatürlichen Bündnis befanden, ihre Waffen gegeneinander richten werden. (Wir wissen, daß Hitler in dieser Beziehung recht hatte – allerdings mit einiger Verspätung.)
Am 12.April 1945 blühten seine Hoffnungen mit erneuter Kraft auf: nach dem plötzlichen Tod des damaligen US-Präsidenten F.D. Rousevelt betrat eine neue Person die Bühne der Weltpolitik. Harry S. Truman wurde neuer Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, und sein politisches Gesicht war noch volkommen unklar.
Heute wissen wir, daß die politische Konfrontation zwischen dem Osten und dem Westen weitere zwei bis drei Jahre gebraucht hatte. Sie konnte nicht in den zwei bis drei Wochen ausgereift sein, die Hitler noch zur Verfügung standen. Hitler jedoch beschloß, bis zum letzten auszuhalten.
Der 25. April 1945 brachte das bekannte "Treffen an der Elbe": die amerikanischen und die sowjetischen Truppen trafen sich und – entgegen den Hoffnungen Hitlers – schossen nicht aufeinander.
Am 26. April wurde dies bestimmt auch im Bunker bekannt.
Dafür sorgten das deutsche Nachrichtenwesen und die Radiosendungen
aus dem Ausland. Erst an diesem Tag endeten die diesbezüglichen Hoffnungen Hitlers.
Der zweite Grund: die Flucht Hitlers und seines engsten Anhangs mußte für alle anderen seinen Mitkämpfer – und für das ganze deutsche Volk bis zuletzt ein Geheimnis bleiben.
Sonst wäre ja die Enttäuschung und die Empörung der Deutschen so groß, daß es ein politisches Ende Hitlers bedeuten würde – und auch die geplante Flucht verhindern könnte.
Sonst wären ihm auch die Geheimdienste der Alliierten sofort auf den Fersen. Nur eine geheime Flucht konnte Hitler vor einer Verfolgung retten. Beim Bekanntwerden der Flucht würden die Alliierten ihre auf seine Ergreifung hin gerichteten Bemühungen vereinen, was seine Chancen auf Null fallen ließe.
Am 20.April 1945 – als Müller seinen Befehl unterschrieb – konnte Hitler noch nicht fliehen: es war sein Geburtstag, und die meisten höheren Chargen des Reiches absolvierten ihre Wallfahrt in den Bunker. Am 21. und am 22. April leitete Hitler wie üblich die militärischen Operationen – wie auch an allen vorherigen Tagen.
Gegen Abend des 22.April 1945 fiel die Lagebewertung bei Hitler wie auch bei den Generälen W. Keitel und A. Jodl ähnlich aus: die Lage ist hoffnungslos. Alles ist verloren.
Hitler erklärte darauf, er lege nun die Führung des Reiches in die Hände von Hermann Göring. Es ging dabei nicht um die Fortsetzung der Kampfhandlungen, sondern um Verhandlungen mit dem Gegner!
Bald darauf verließ General Karl Koller (Görings Verbindungsoffizier in Hitlers Hauptquartier) den Bunker. Er flog zum Generalstab der Luftwaffe, um seinem Vorgesetzten diese wichtige Nachricht mitzuteilen.
Keitel und Jodl – die mit Hitler zusammen bleiben wollten – wies er sofort aus Berlin aus. Am selben Abend sah er seine persönlichen Papiere durch – und ließ alles Überflüssige im Garten der Reichskanzlei verbrennen. Am selben Abend zog auch die Familie Goebbels aus ihrem Haus in den Bunker um. Die vorbereitete Flucht konnte – wie es schien – losgehen. In dieser Nacht fand sie jedoch nicht statt – obwohl alle technischen Voraussetzungen erfüllt waren.
Trifft die Schuld Adolf Hitler selbst, der die allerletzte Entscheidung hinausgezögert hatte? Dies war sein besonderer Charakterzug – so tat er es immer, und fast immer führte es zum Erfolg! Aber vielleicht war es ihm einfach unmöglich, die unerwünschten Besucher loszuwerden, die ihn immer wieder sehen wollten? Am 23. April 1945 kam sogar der Rüstungsminister A. Speer – um den Befehl des Führers hinsichtlich der "Taktik der verbrannten Erde" zu diskutieren. Der Führer reagierte erstaunlicherweise recht freundlich auf Speers Weigerung, den Befehl zu befolgen.
Wir sind der Meinung, daß Speer unwahrscheinlich viel Glück hatte, daß ihm sein Flugzeug nicht weggenommen wurde und daß er Berlin in der nächsten Nacht heil verlassen konnte!
Denn für die Verwirklichung der Flucht fehlte gerade ein Flugzeug!
Am Abend des 23. April 1945 schloß sich der Belagerungsring, und es wurde unmöglich, Berlin auf dem Landweg zu verlassen.
Der Bunker sollte also zum Massengrab der Reichsführung werden.
Und in den folgenden Tagen wurden die verzweifeltsten Intrigen angestrengt, um ein Flugzeug zu beschaffen und wenigstens Hitler zu retten!
Im Lichte dieser Version kann auch der bekannte – jedoch bis heute unerklärte – Konflikt zwischen Hitler und Göring verstanden werden. Am 22. April übergab Hitler faktisch die Macht an Hermann Göring. Nach Erhalt der von General Koller mündlich überbrachten Nachricht forderte Göring am 23. April 1945 korrekterweise per Radio bei Hitler eine offizielle Bestätigung an. Diese erhielt er nicht. Dafür aber befiehl
Hitler die sofortige Verhatung Görings wegen seines – wie es hieß – "unverschämten Ultimatums".
Diese Geste Hitlers hat zwei Seiten – und die beiden sind durchaus rational.
Erstens: Nach Erhalt der verlangten Vollmacht konnte Göring sofort die Verhandlungen mit den Alliierten beginnen – und der Krieg konnte um zwei Wochen früher enden. Doch diese Variante – von Hitler noch am 22. April als unbedenklich akzeptiert – wurde bereits am nächsten Tag unmöglich, denn seine Flucht wurde jetzt durch nichts gedeckt!
Zweitens: er brauchte jetzt ein Flugzeug, und alle Flugzeuge Deutschlands unterstanden Göring. Vor dem 22. April konnte Hitler alle Fragen der Nutzung einzelner Flugzeuge über seine Untergebenen klären – vor allem über General Koller. Jetzt aber war Hitlers eigener Stab faktisch aufgelöst, während Görings Stab vollkommen intakt war.
Es war zwar möglich, ein Flugzeug direkt mit Hilfe von persönlich bekannten Fliegern zu besorgen – aber eine solche Improvisation würde viel zu sehr gegen die Konspiration verstoßen.
Reichsmarschall Göring taugte nicht als Mitwisser – er wurde von Hitler offenbar als der Sündenbock vorgesehen (diese Rolle spielte er glänzend 1946 in Nürnberg).
Also mußte Hitler eine Möglichkeit haben, die Führung der Luftwaffe über Göring hinweg zu befehligen. Und entsprechend agierte er. Am 24. April 1945 befahl er den beiden Generälen Karl Koller und Robert Ritter von Greim, sofort nach Berlin zu kommen. Koller weichte dem Befehl aus (was auch verständlich erscheint: er hatte ja bereits eine etwas zweideutige Rolle im Bruch zwischen Hitler und Göring gespielt). Doch Ritter von Greim schaffte es, am Abend des 26. April nach Berlin zu kommen. Er flog in einer leichten Ausbildungsmaschine zusammen mit der berühmten Testpilotin Hanna Reitsch (die niemand nach Berlin beordert hatte).
Das Glück war – wie fast immer – auf der Seite Hitlers. Während der Landung wurde das Flugzeug beschossen, Ritter von Greim wurde am Bein verwundet, so daß er nicht zurück fliegen konnte. Er wurde medizinisch versorgt und mußte im Bunker bleiben. Hitler erklärte feierlich, daß Ritter von Greim nun anstatt des abgesetzten Göring zum Oberbefehlshaber der Luftwaffe ernannt wird. Ein entsprechender Befehl per Radio wäre eigentlich ausreichend, um dem General Ritter von Greim diese Nachricht mitzuteilen. Doch die Ankunft des Flugzeugs in Berlin war gar nicht so sinnlos, wie es auf den ersten Blick erscheint!
Das weitere Schicksal dieses Flugzeugs fiel aus der Chronik der Ereignisse des Jahres 1945. Das Flugzeug war bei der Landung zwar beschossen - jedoch wann genau Ritter von Greim verwundet wurde, ist unklar (er selbst ging aus dem Leben während seiner russischen Gefangenschaft am 24. Juni 1945). Doch das Flugzeug schaffte ja die Landung - und die beiden Piloten blieben am Leben. Es kann gut möglich sein, daß diese Maschine später durch eine kleine Reparatur wieder startklar gemacht wurde. Flugzeuge dieses Typs sind lebensfähig und anspruchslos. Höchstwahrscheinlich mit diesem Flugzeug verließ Hitler Berlin in der Nacht vom 26. auf den 27. April 1945.
Müllers Aussagen, Hitler sei am 22.April durch einen Doppelgänger ersetzt worden, widersprechen allen Informationen über die Tätigkeit des Führers in den darauffolgenden Tagen. Eine Menge Menschen, die Hitler gut kannten und mit ihm nach dem 22. April telefonierten, merkten nichts von einem Doppelgänger. Es war der alte Führer und der Befehlshaber, der von keinem Menschen ersetzt werden konnte, der lediglich eine äußere Ähnlichkeit mit ihm hatte. In der Nacht vom 26. auf den 27. April 1945 unterhielt sich Hitler (der echte!) mit Robert Ritter von Greim und Hanna Reitsch (im Halbdunkel!); danach wäre sein Austauschen durchaus möglich. Ab Morgen des 27. April 1945 gab es keine Verbindung mehr zwischen Hitler und der Außenwelt. Er zog sich vollständig zurück. Alle Gespräche wurden in seinem Namen von Goebbels, Bormann oder vom General Hans Krebs geführt; Krebs wurde einen Monat vorher auf den Posten des OKH-Chefs gesetzt anstatt des "erkrankten" Heinz Guderian.
Diese Postenbesetzung umittelbar vor der kompletten Niederlage war nicht ohne Hintersinn. Krebs war kein herausragender General, dafür aber beherrschte er die russische Sprache: 1941 war er in Moskau in der Deutschen Botschaft als Assistent des Militärattaches tätig; er kannte Stalin und Marschall Shukov persönlich.
Dem General Krebs stand es bevor, am 1.Mai 1945 die erfolglosen Verhandlungen mit dem General Tschujkov zu führen.
Im Bunker zog sich Hitler (diesmal sein Doppelgänger!) von aller aktiven Teilnahme an den militärischen Beratungen zurück, die vom General Helmut Weidling geführt wurden, der die Verteidigung Berlins anführte und in der Zeit davor Hitler persönlich fast nie zu Gesicht bekommen hatte.
Hitler stellte nach Möglichkeit alle Kontakte mit anderen Menschen ein.
Mit Ritter von Greim unterhielt er sich praktisch aus dem Versteck heraus: er versteckte sich hinter dem Kopfende des Verwundeten.
In den frühen Stunden des 29. April 1945, kurz nach Mitternacht, gelang es Hanna Reitsch (diesmal an Steuer) und Robert Ritter von Greim, Berlin zu verlassen. Man schickte ein Flugzeug, um die beiden herauszufliegen. Die durchaus aufrichtigen Erzählungen der beiden Piloten veranschaulichten in einer passenden Weise die Beschreibungen der letzten Tage Hitlers. Bemerkenswerterweise wußten sie nichts von der Hochzeit Hitlers, die – nach Angaben einiger Zeugen – mehrere Stunden vor der Mitternacht stattgefunden war.
Der englische Historiker H. R. Trevor-Roper erklärt diesen Widerspruch als einen Gedächtnisfehler der beiden. Dies ist eine übliche Logik eines Historikers: wenn er die Fakten nicht versteht, dann sind die Fakten schuld!
Nun, in der Tat - wozu den beiden Piloten von der Hochzeit erzählen?
Sie würden sich ja verpflichtet fühlen, ihre Glückwünsche persönlich darzubringen. Das hätte die Sache mit dem Doppelgänger gefährden können.
Wer spielte dabei die Braut? Die Umstände der Identifizierung der Leiche sind sehr schleierhaft. Es könnte die echte Eva Braun gewesen sein. Müller berichtet, daß der Doppelgänger die letzten Stunden seines Lebens unter Wirkung von Betäubungmitteln stand.
Vielleicht auch seine "Braut"?
Auf jeden Fall wurden die beiden "Neuvermählten" Opfer einer tragischen Farce, die dazu bestimmt war, die vermeintliche Selbsttötung Hitlers glaubhaft zu machen.
Ende April verließen sehr viele Menschen den Bunker; nach ihren einstimmigen Berichten, wurden sie vom Führer wortlos mit einem kurzen Händedruck verabschiedet. Die einzige Ausnahme ist das Schicksal des in diesen Tagen erschossenen Gruppenführers SS Fegelein.
Kommentatoren verbinden diese Erschießung mit dem Versuch des Reichsführers SS Heinrich Himmler, selbständig Verhandlungen mit den westlichen Alliierten zu führen. Darüber berichtete Radio Schweden.
Es wäre allerdings nicht sehr sinnvoll, den Standpunkt zu vertreten, Fegelein wurde wegen seines Fluchtversuchs erschossen.
Ende April vertrieb man fast alle aus dem Bunker.
Fast alle – aber nicht diejenigen, die dafür auserkoren waren, aus Linz nach Barcelona zu fliegen und folglich von diesem Plan wußten. Fegeleins Nähe zu Himmler und zu Eva Braun (er war mit ihrer Schwester verheiratet) bedeutete eine besondere Illoyalitätsgefahr, und Fegelein wurde beseitigt – als erster von den unerwünschten Zeugen!
Während seiner Gespräche mit den Amerikanern leugnete Müller seine Teilnahme an dieser Erschießung, aber mehreren Bunkerbewohnern fiel der unauffällige Müller gerade wegen seiner Vernehmungen und der Erschießung Fegeleins auf.
Am 1.Mai 1945 versuchte General Krebs, mit den Russen zu verhandeln. Die Vollmacht dazu hatte er von Bormann und Goebbels. Die Russen bestanden auf einer bedingungslosen Kapitulation; deutsche Soldaten in Berlin begannen sich bereits auch ohne Kapitulationsbefehl zu ergeben. Stalin wollte die Nachfolger Hitlers durch sein Einverständnis für Verhandlungen nicht aufwerten.
Es wurde klar, daß Bormann und Goebbels der Weg in die Gefangenschaft bevorstand.
Dies machte sie aber (wie auch alle, die den Plan der Flucht über Linz und Barcelona – wie auch alle diejenigen, für die der Austausch Hitlers durch seinen Doppelgänger unmöglich unbemerkt bleiben konnte) außerordentlich gefährlich für Hitler. Jeder von ihnen könnte ja versuchen, seinen eigenen Kopf um den Preis des Kopfes des Führers aus dem Strick zu ziehen.
Das Risiko des Verrats war groß, eine weltweite Jagd nach Hitler war durchaus wahrscheinlich, und ergo mußten alle unerwünschten Zeugen verschwinden. In den letzten chaotischen Tagen konnte das ohne Schwierigkeiten bewerkstelligt werden.
Deshalb wurde Martin Bormann nie wieder gesehen (seine Überreste wurden erst 1972 gefunden und endgültig erst 1998 durch komplizierte biochemische Untersuchungen identifiziert). Deshalb verschwanden auch General Krebs und der persönliche Arzt Hitlers L. Stumpfegger.
Dafür überlebten der Gruppenführer SS Heinrich Müller und der Anführer der national-sozialistischen Jugend Arthur Axmann. Der letztere bezeugte, daß er die toten Bormann und Stumpfegger dort gesehen hatte, wo die beiden 1972 auch entdeckt worden waren.
Burgdorf versuchte in der Nacht auf den 2. Mai 1945, Hans Fritsche (den Stellvertreter Goebbels) zu erschießen. (Hans Fritsche wurde in Nürnberg 1946 freigesprochen.)
Von den in Müllers Befehl vom 20. April 1945 erwähnten Personen überlebte auch Diplomat Walter Hewel. Bis zum Herbst 1945 wurden keiner der im Mai aus Berlin entkommenen Personen wirklich gesucht: sie alle schienen nicht bedeutsam genug.
Es war etwas schwierig, das Ehepaar Goebbels unbemerkt zu beseitigen, das von so vielen Kindern begleitet wurde. Dafür war es leicht, sie zu einem freiwilligen Tod zu überreden – gegen das Versprechen, die Kinder zu retten. Und man kann ja schließlich nichts dafür, daß Versprechen nicht immer eingehalten werden können.
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War Hitler die so teuer erkaufte Flucht wirklich gelungen?
Zu den erwähnten Bunkerbewohnern muß man hier die viele hunderttausend Menschenleben addieren, die im April und Mai durch die hinausgezögerten Kampfhandlungen gefallen waren.
Wir haben keine sichere Antwort. Doch wir wollen versuchen, einige Überlegungen diesbezüglich anzustellen.
Heinrich Müller sagt aus, er hätte von Hitler beim Abschiedsgespräch, das kurz vor seinem Abflug stattfand, eine Aktentasche voller schweizer Franken erhalten.
Hitler bat um Entschuldigung, daß er Müller vorläufig mit nichts anderem entlohnen könne.
Laut den Informationen aus den Veröffentichungen von G. Douglas, war Müller nach dem Krieg ein reicher Mann – er war hunderte von Millionen Dollar wert.
Die erwähnte Aktentasche konnte solche Beträge nicht enthalten haben.
Auf die eigene Weise konnte Müller solches Geld nicht erwerben können.
Zu seinen dienstlichen Pflichten gehörte weder eine planmäßige Ausplünderung Europas noch Aufbewahrung von großen Werten.
Müller hatte zweifelsohne etwas mit Deportationen von Menschen und mit ihrer Enteignung zu tun. Er verfügte zweifelsohne über größere Beträge zwecks Aufklärungstätigkeit und Spionageabwehr.
Doch dieses Geld konnte er kaum zur eigenen Bereicherung verwenden. Einerseits war seine Stellung im Reich nicht wichtig genug, – und andererseits wurde Müller auf diesem Posten wegen seiner guten Arbeit und nicht wegen seiner persönlichen Bedeutung gehalten.
Müller war darauf angewiesen, seinen Ruf zu wahren. Größere Unterschlagungen gehörten nicht zu seiner Erfolgsstrategie.
Hitler zögerte die Entlohnung Müllers bis in die Nachkriegszeit hinaus. Dies ist ein Indiz dafür, daß seine Flucht erfolgreich war. Nebenbei gesagt, gehörten Burgdorf und Axmann nach dem Krieg ebenfalls nicht zu armen Leuten.
Aber vielleicht wurde Hitler nach dem Krieg während eines Treffens mit Müller getötet und beraubt?
Doch es wäre anzunehmen, daß ein Adolf Hitler solchen Gefahren zu entgehen wußte und gleichzeitig das Schweigen seines Hauptgehilfen und Mitwissers großzügig entlohnte.
Hitler verfügte über märchenhaftes Geld – und war durchaus imstande, sein Leben außerhalb Europas zu organisieren und sich loyalste Wachleute zu kaufen, für welche sein Geld außer der Reichweite war.
Die bekannten Legenden vom "Nazi-Gold", das nach dem Krieg von geflüchteten Nazi-Größen genutzt wurde, werden aktuell im Lichte der Vermutung, daß Hitler selbst über dieses Gold verfügte.
Wie hatte er das Geld investiert?
Wem vererbte er das Geld?
Und was machten seine Erben weiter in seinem Sinne?
Eine ausführliche Darlegung dieses Themas – unter Berücksichtigung zahlreicher Details, die in historischen Werken über den Zweiten Weltkrieg erwähnt wurden – ist in unserem Buch "Hinter den Kulissen der vermeintlichen Selbsttötung Hitlers"
enthalten, das in streng wissenschaftlicher Form auf Russisch auf seine Veröffentlichung wartet.
Frankfurt-am-Main, 10.04.2005