Grenzen

    Sei gegrüßt geliebtes Menschenkind! Du fragst – wir antworten, so ist es bestimmt. So ist das Spiel, so hat Er es vorgesehen für Seine Schöpfung, für alle Lebewesen. Doch der Mensch hat sich darüber erhoben, seine eigenen Regeln sich ersonnen. So lebte er mit der Konsequenz. Erst mit Hingabe kann es wieder geschehen, kann der Mensch, der unterwegs ist zu göttlichen Höhen, wieder Fragen stellen und sicher gehen, kann es in sich fühlen, wie Antwort weht herein. Ein jeder kann es tun und auch vernehmen, ein jeder, der sich an Ihn wendet im Vertrauen.

    So ist es auch nachfolgend geschehen: Eine Frage stieg tief aus dem Herzen der Schwester ans Licht, in völliger Anbindung ward sie zu uns geschickt und im selben Moment – aller Zeit enthoben – war die Antwort bereits gegeben, gefühlt und wahrgenommen. Für’s Papier jedoch, dass ihr und ein jeder, so er will, daran teilhaben kann, zerpflückt in kleine Schrittchen, ausgebreitet, um das Fühlen und Erfassen zu erleichtern, auch um den Verstand zu füttern, denn auch dieser will erkenne, will verstehen und gesehen werden, ist er Helfer doch und Freund auf Erden hier, in diesem Moment – jetzt.

    So weit so gut, seid ihr bereit? Kommt innerlich zur Ruh‘ und öffnet euch im Geiste!

    Du fragst nach Grenzen – ich sage dir:

    Je weiter ein Mensch sich von der göttlichen Anbindung hat getrennt, umso mehr Grenzen braucht er, um sich zurechtzufinden im Leben. Kommt dir das anmaßend vor?

    Erzieh‘ ein reines Kind im göttlichen Sinne und erlebe, dass du keinerlei Vorschriften brauchst, weil dieses kleine Menschlein von Beginn an ist geübt darin, die innere Stimme wahrzunehmen, auf sie zu hören und sich zu richten danach. Das Göttliche im Inneren ist wach, erweckt, und führt das Kind durch‘s Leben. Die Liebe der Eltern trägt das kleine Wesen und bietet sicheren Halt, ohne die freie Entwicklung zu begrenzen. Es empfindet Sicherheit ohne Einschränkung. Keinerlei Grenzen bedarf es hier, das Göttliche gibt Freiheit und Halt, kein Widerspruch verbirgt sich darin. Ein selbstbewusstes Geschöpf wächst hier heran, dass Gott-in-sich vertraut, das standhaft ist und keinen Zweifel kennt. Jede Frage beantwortet sich aus dem Innen. Kreativität und Neugier können sich frei entfalten, sein Leben, seine Welt wird bunt und vielfältig sein, von Liebe und Freude geprägt. Die Anbindung als selbstverständlich erkannt, ist das Miteinander und das Dienen zum Wohle eines jeden natürlich und gewiss. Nichts, was erst erlernt werden müsste durch Aufopfern und Enthaltsamkeit, durch mühsamen Verzicht.

    Menschen jedoch, denen es nicht vergönnt war, in solcher Liebe aufzuwachsen, sich zu entwickeln frei und unbeschwert, wie Gott es einst für jeden hat ersonnen, Menschen die die andere Seite kennenlernen mussten – doch sei dir gewiss, sie haben frei gewählt! – denen fehlt es an Intuition, an Natürlichkeit und Einfachheit. Diese brauchen Grenzen, um annähernd sicher das Leben bestreiten zu können – im wahrsten Sinne des Wortes: bestreiten. Es ist dies ihr Schutz. Ihr Leben ist ein Auf und Nieder, ein Hin und Her ohne geordneten Halt, ohne geradlinige Richtung. Selten Aktion, meist nur Reaktion auf Situationen, die das Leben ihnen hinwirft. Sie stolpern hinterher oder flüchten vorneweg, doch bewegen sich selten im Hier und Jetzt. Bei diesen Menschen wird Intuition durch Verstand ersetzt, doch der Verstand wiederum ist beeinflussbar aus dem Außen. Intuition jedoch ist rein aus dem Innen. Sie ist die Sprache des Herzens.

    Wenn du nun diesen Menschen die Grenzen nimmst, stürzt du sie ins Ungewisse und sie fühlen sich völlig verloren. Nicht mehr in der Lage, Leben zu bestehen. Sie können mit dieser Freiheit nichts anfangen, weil sie nicht wissen, damit umzugehen. Sie schaffen sich schnellstens neue Grenzen, um ein Gerüst, eine Matrix zu finden, in der sie sich bewegen können: Klare Strukturen im Außen, an denen sie sich entlangtasten können, um sich im Innen nicht gänzlich zu verlieren.

    Diese Menschen müssen erst wieder lernen sich anzubinden an ihren Ursprung, an das Göttliche. Die Idee, dass es ein Innen gibt, in dem Alles wohl geborgen liegt, muss erst in ihnen geboren werden, bevor sie überhaupt bereit werden, sich zu öffnen, geschweige denn, Grenzen aufzugeben. Es heißt erkennen, dass ein Mensch niemals alleine steht im Leben, immer in Alles-Was-Ist eingebunden ist, Teil des Ganzen ist. Es gilt, Glauben zu lernen, Vertrauen zu lernen, sich selbst bewusst zu werden, Erkenntnisse zu sammeln, Erfahrungen zu sammeln mit wiederentdeckter Intuition, um dann Stück für Stück sich selbst zu befreien. Ein Weg der Einsicht, des Sich-Beobachtens. Es heißt, eine Neugier zu entwickeln für die Abläufe des Lebens, der Erkenntnis von Aktion und Reaktion. Ein Öffnen für das Fühlen, anstelle des bloßen Denkens, um den Geist zu befreien von Ritualen, die Entwickeln begrenzen. Ankommen im Hier und Jetzt bedeutet sich lossagen von Grenzen.

    Es sind nicht die äußeren Grenzen, die euch einschränken, es sind die eigenen, die ihr selbst erwählt habt. Auch in einem straffen äußeren System, beispielsweise einem Staat, der stramm organisiert ist, kann ein Mensch völlig frei seiner Intuition folgen, den göttlichen Weg gehen, Erfüllung in sich finden. Die Grenzen setzt der Einzelne sich selbst, entsprechend seiner Entwicklung, seiner Bewusstwerdung, seiner (fehlenden) Anbindung an seinen Ursprung.

    Sei du Freigeist! Doch schenke deinem Gegenüber auch die Freiheit, selbst wenn er sie dazu nutzt, sich Grenzen zu setzen. Das ist wahre Nächstenliebe, echter Dienst am Bruder. Jeder Einzelne ist ein Produkt seiner Erfahrung, seines Weges durch die Schöpfung, auch durch Zeit und Raum. Ihr werdet Ebenen finden, auf denen ihr tangiert und ein Stück des Weges gemeinsam gehen. Jeder wird die Schlüsse ziehen, die für seine Entwicklung gerade richtig sind. Maße dir nicht an, über andere zu richten, auch nicht, indem du sie zu befreien suchst. Wenn die Grenzen des anderen dich anrühren, betrachte dich und du wirst erkennen, welche Grenze dich dort bremst und hemmt, reine Liebe ihm zu schenken, ihm, der dich so selbstlos darauf hingewiesen hat, indem er dir zeigte, was in Resonanz dich bringt.

    Gott ist der größte Freigeist und Sein größtes Glück ist das Glück Seiner Kinder. Jedes einzelne Seiner Kinder, Seiner Schöpfung sehnt Er in purer Freude, in purem Glück zu sehen. Doch Gott achtet aus der unsagbar großen Liebe heraus, die Er zur Schöpfung hat, Er anerkennt und würdigt jeden Einzelnen mit seinem gewählten Weg. Und Er respektiert die Grenzen, die sich der Einzelne setzt, wenn Er auch die vollkommene Freiheit für ein jedes Wesen Seiner vollkommenen Schöpfung einst hat vorgesehen und freimütig, frei von jeglicher Grenze, gab. Weiß Er doch, dass das vollkommene Glück darin begründet liegt, allen Grenzen zu entsagen. Grenzenlos und frei zu sein bedeutet erst ICH BIN. Er, in seiner übergroßen Liebe, die nicht zu beschreiben, noch zu denken ist, verwehrt niemals eine Hilfe, eine Bitte. Er gibt alles, Er gibt sich, sobald auch nur der kleinste Teil der Schöpfung danach ruft.

    Die Grenzen haben durchaus auch wertvollen, ja heilenden Sinn: Die Erfüllung heißersehnter Wünsche förmlich zu blockieren. Tritt doch das Gegenteil von dem Erhofften oft herein, wird angezogen, bricht sich Bahn. Nicht weil Gott es nicht erfüllen will, nein, weil der Mensch sich selber es verwehrt: Durch sein Blockiert-Sein, durch seine inneren und äußeren Grenzen, Zäune, Mauern, Rituale, die er braucht und unbewusst meist liebt, enthebt er sich der Erfüllung seines heiß Begehrten. Die Materie tut ihr Übriges dazu: Durch die Trägheit des Stofflichen, gebunden an Zeit und Raum, bleibt dem Unbewussten, auf das Äußere konzentrierten Menschen das Gesetz von Wirkung und Ursache fremd. Kaum ein Ahnen, geschweige denn das Hoffen lassen dieses Denken zu. So scheint er dem Zufall und Schicksal unterworfen.

    Oft erst durch empfundenes Leid, emotional in einer Sackgasse gestrandet, Qual, die er sich selber beigefügt, heranzieht durch sein begrenztes Sein, wird er auf sich zurückgeworfen, verdammt zum Innehalten, mit sich alleine konfrontiert. Ein Segen, ein Geschenk! Doch meist erst rückblickend erkannt. Hat dieses doch die Macht, ihn zu befreien von Grenzen aller Art. Denn aus dem Innen kann nun wachsen, was andere haben oft erzählt: Im Innen liegt verborgen eine vollkommene Welt! Hier liegt der Ursprung allen Seins, hier ist Mann angebunden – und Frau auch – an die Ursprünglichkeit des Schöpfers. An den, der nur das Eine will, was wir auch unseren Kindern sehnlichst wünschen: In Freude leben, Freude empfinden bei allem Denken, Schaffen, Fühlen, kurz: beim Leben und beim ganzen Sein. Ein stetes Wachsen ist gegeben, der Weg nun eingeschlagen. Wenn Schritt für Schritt sich fügt ein Teilchen zu dem anderen, kann am Ende ein großes Ganzes entstehen, der Überblick wächst mit dem Erkenntnisgewinn. Doch der Anfang ist geschafft und plötzlich ist das Wissen da:

Niemals ist einer auch nur für sich allein, stets sind wir All-Eins.

Alle Hilfe wartet nur auf dich, sich an dir zu erfüllen, dich zu führen, gemäß deinem Willen.

Gib im Vertrauen dich hin und lass dein Denken zum Guten hin strömen.

Fühl die Liebe in deinem tiefsten Sein und lass sie dich bestimmen.

Deiner Grenzen werde gewahr, ohne sie je zu bewerten.

So steigen sie auf und sind erlöst, vom Licht gewandelt, doch die Erkenntnis bleibt immerdar.

Erkenne, wie alles sich fügt, nach Seinem Willen, wenn du dich gibst.

Sein Wille, das sind Freude und Glück. Er will dies Allem geben, was danach sich sehnt.

Der Weg führt dich stets im Hier und Jetzt, heim zu dir, heim zu Gott.