Drake Gerätschaften genießten seinerzeit einen legendären Ruf als besonders gute Produkte und dieser Ruf hallt bis heute nach. Was man auch heute durchaus noch nachvollziehen kann. Wenngleich die Technik verhältnismäßig einfach ist und nicht mehr mit den modernen Amateurfunkgerätschaften Schritt halten kann, ist man dennoch erstaunt, wie außergewöhnlich gut diese Gerätschaften funktionieren. Kein Wunder also, dass viele der Drake Gerätschaften heute noch im Einsatz sind. Eine oftmals unvermeidliche Reparatur gelingt häufig mit wenigen Mitteln, ist aber nicht immer günstig, weil viele der benötigten Ersatzteile (teilweise Einzelanfertigungen) aus den USA bezogen werden müssen.
L-4B - dieses Kürzel dürfte fast jedem etwas älteren Funkamateur bekannt sein. Steht es doch für einen HF-Leistungsverstärker der 1 Kilowatt Klasse, der in vielen Botschaften und schon seit Jahrzehnten bis heute noch in vielen Shacks weltweit zum Einsatz kommt. Natürlich gibt es ähnlich gute Endstufen anderer Hersteller, aber keine andere Endstufe genießt diesen fast schon legendären Ruf eines unverwüstlichen Kraftpakets. Dabei ist es nicht die maximale Verstärkung die den Ruf begründet, sondern vielmehr die einfache Handhabung und Zuverlässigkeit. Zudem ist eine L-4B Endstufe während des Betriebs sehr leise. Meine L-4B ist Baujahr 1974.
Hier zeigt sich deutlich, warum die L-4B noch heute einen so guten Ruf genießt. 2 Stück 3-500Z Röhren (Eimac) sorgen für ausreichend HF-Leistung. Alle HF-Komponenten sind sehr großzügig dimensioniert und leicht zugänglich. Wenn die beiden offenen Wellenlager des Gebläsemotors 1-2 mal im Jahr mit 2 Tropfen geölt werden, dann arbeitet die Endstufe unauffällig leise im Hintergrund.
Auch die Unterseite zeigt einen übersichtlichen Aufbau. Alle Bauteile sind für eine ggf. notwendige Reparatur leicht zugänglich.
Bei ca. 100 Watt HF-Steuerleistung und 2500 Volt Anodenspannung generieren die zwei 3-500 Röhren ca. 1000 Watt Sendeleistung (10 dB Verstärkung) und nicht wie vielfach angenommen, 2 Kilowatt. Das Netzteil gibt das einfach nicht her. Insofern arbeiten die zwei 3-500 Röhren weitestgehend im linearen Schonbetrieb.
Werksseitig wurde die L-4B vielfach mit 2 Stück Eimec 3-500Z Röhren ausgestattet. Als Ersatzröhren haben bei mir nunmehr 2 Stück Machlett 3-500ZG Einzug gehalten. Die Machlett 3-500ZG Röhren aus den USA (Made in China) liefern bislang ein gleich sauberes und gleich starkes HF-Signal, wie die ursprünglichen Eimec Röhren. Rein optisch betrachtet vermitteln die Machlett Zink-Graphitröhren einen hochwertigen Qualitätseindruck. Die Zeit wird es zeigen, ob diese auch so langlebig sind, wie einst die Röhren von Eimec.
Hier in der Draufsicht, rechte Seite vom Netzteil sind noch die alten Kondensatoren, Widerstände und der große 50 KOhm/50 Watt Spannungsteiler-Widerstand zu sehen. Auf der linken Seite sind schon neue und modere Kondensatoren, Widerstände und der Rosenthal 50 KOhm/80 Watt (grün) Spannungsteiler-Widerstand verbaut.
Hier in der Seitenansicht sind links die neuen und rechts die noch alten Bauteile zu sehen.
Hier in der Draufsicht mit neuer und vollständiger Bestückung.
Hier in der Seitenansicht mit neuer und vollständiger Bestückung.
Hier das Netzteil von unten mit neuem 5.1 KOhm/7 Watt Widerstand (grün) für die Kathoden-sperrspannung.
Das Netzteil wieder komplett montiert. Alles funktiert wie zuvor, nun aber mit der Gewissheit, dass das Netzteil weitere 40 Jahre hält ;-)
Das altersschwache Relais musste getausch werden. Eine präzise zeitgleiche Schaltung aller 3 Kontakte war nicht mehr gegeben. Der E-Magnet ist einfach zu schwach geworden. Neue Drake 10A Relais sind leider nicht mehr zu bekommen. Als Ersatz habe ich ein Schrack Relais RM7320C4, 24V/16A ausfindig machen können. Bei dem 16A Relais sind die Kontaktflächen ausreichend groß und der schaltbare E-Magnet kräftig dimensioniert. Der Platz reichte für das neue und deutliche größere Relais für den Einbau auf die vorhandene Adapterplatte gerade aus, sodass das Relais nach leichter Modifikation auch kraftschlüssig mit der Adapterplatte des alten Relais verschraubt werden konnte. Das neue Relais arbeitet sehr schnell und dabei auch noch leise.
Hier das altersschwache Original-Relais (10A) im Vergleich, welches ein deutlich kleineres Baumaß aufweist.
Damit der gesamte Strombedarf der L-4B nicht mehr über den Power-Switch fließt und der Einschaltstrom beim Einschalten kurzzeitig reduziert wird, wurde dafür ein Soft-Start von F1BXL eingebaut (Bildmitte, links). Nunmehr fließt der Strom über ein 230V/30A Relais. Der Power-Switch schaltet nur noch den benötigten Steuerstrom für das Relais. Eine wirklich sinnvolle Modifikation, derweil es den Power-Switch nicht mehr als Ersatzteil neu zu kaufen gibt.
Das Foto zeigt die beiden alten UKW-Fallen (je UKW-Falle 3x150 Ohm). Die alten und nicht mehr zeitgemäßen Widerstände haben im Laufe der Betriebsstunden schon sehr viel heiße Luft aushalten müssen.
Die L-4B mit neuen UKW-Fallen. Jetzt mit modernen und temperaturbeständigeren 2x74 Ohm (real 37 Ohm) Widerständen in Parallelschaltung aufgebaut. Warum 37 Ohm anstelle der sonst üblichen 50 Ohm? Die UKW-Fallen befinden sich direkt im heißem Luftstrom oberhalb des Glaskamins und werden durch die Verlustleistung der Röhren (Wärmestrahlung) deutlicht heiß. Mit zunehmender Temperatur schwingen die Gitterbausteine eines Widerstands und behindern den Elektronenfluss, dadurch steigt i. d. R. der elektrische Widerstand.
Das originale Lüfterrad aus Plastik (rechts) ist zwar noch ohne Beschädigung, hat aber bedingt durch seine Bauart und Alter einen unruhigen Lauf (Wobbeln). Glücklicherweise habe ich im Internet einen privaten Anbieter gefunden, der noch ein neues und vor allem aus Metall gefertigtes Lüfterrad für eine L-4B Endstufe verkaufte. Obwohl das Metall-Lüfterrad von der Bautiefe etwas geringer ausfällt ist dennoch eine ausreichende, vibrationsarme und jetzt geräuschärmere Kühlung der 2x 3-500 Röhren gegeben. Der zusätzliche vordere Stirnkranz des Metall-Lüfterrads sorgt dafür, dass die angesaugte Umgebungsluft nicht wieder zur Öffnung hin entweichen kann und diese somit leicht verdichtet in den Kühlschacht befördert wird.
Eine klassische 1 KW Endstufe ihrer Zeit, konstruiert für den Betrieb auf dem 10m, 15m, 20m, 40m und 80m Band, erzeugt die L-4B auch heute noch zuverlässig ein leistungsstarkes und sauberes HF-Signal. Heutzutage (2019) bekommt man eine gute L-4B Endstufe für ca. 600,- bis 750,- Euro und für weitere ca. 200,- bis 250,- Euro ein L-4PS Netzteil. Werden zusätzlich neue 3-500 Röhren gebraucht, dann kommen allerdings schnell noch einmal ca. 500,- Euro dazu. Die Entscheidung zu Gunsten einer gebrauchten L-4B geht also mit verhältnismäßig hohen Kosten einher. Wenn auch nicht mehr jung, ist dieses gute Stück Handarbeit MADE IN USA dennoch sein Geld wert. Drake L-4B, eine Endstufe fürs Leben ;-)