Ein imposantes Stück technischer Zeitgeschichte in meinem mittlerweile recht vollem Shack. Seinerzeit von der sehr renommierten Firma AEG-Telefunken für kommerzielle Zwecke hergestellt. Als Kind der 1966er Jahre bin ich noch mit dem Hören von Langwellen-, Mittelwellen- und Kurzwellensendern groß geworden. Schon immer war ich fasziniert von den elektromagnetischen Wellen, die sich für unsere Sinne unsichtbar im Äther ausbreiten und durch geeignete Empfangstechnik hörbar werden. Von kommerzieller Technik der Hersteller Telefunken, Siemens, Rohde & Schwarz, Rockwell-Collins & Co. habe ich früher nur träumen können, für mich unbezahlbar und damals auch nur für staatliche bzw. kommerzielle Einrichtungen bestimmt gewesen.
Mein Telefunken ELK639 Allwellenempfänger wurde für die Marine gebaut. Als NOS-Gerät (Never Out of Stock) kam der Empfänger nie zum Einsatz und steht jetzt quasi als Neugerät - nach MIL-Spezifikation hergestellt - in meinem Shack. Selbst das ausführliche Handbuch inkl. 220V Kabel, 24V Kabel und Sicherungen sind original verpackt dabei gewesen. Fast ein halbes Jahrhundert Lagerung konnten diesem Empfänger nichts anhaben. Alles funktioniert auch heute noch einwandfrei.
Der Aufkleber mit dem großem M (links unten) zeugt davon, dass mein Telefunken ELK 639 für die Bundesmarine gebaut wurde. Ferner befindet sich neben dem Typenschild auf der rechten Seite ein kleiner goldfarbener Aufkleber mit der Aufschrift "BWB 1095". BWB steht dabei für das "Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung" und meiner Recherche nach (Deutsches Maritimes Institut) steht die laufende Nummer 1095 für die NATO Abkürzung "MCCIS" (Maritime Command & Control Information System).
Mit der Werk-Nr. 200 998 (Produktionsdatum 07/1973) scheint es, dass mein Telefunken ELK 639 einer der letzten hergestellten Empfänger aus dieser Baureihe war und als NOS-Gerät niemals zum Einsatz gekommen ist. Mich würde dabei sehr interessieren, ob ggf. eine noch höhere Werk-Nr. vergeben wurde?
Zwei unabhängige Bereichsgruppen ermöglichen einen Frequenzumfang von 1:3000. Bereichsgruppe I von 9.8 kHz bis 570 kHz, unterteilt in 5 Teilbereiche und Bereichsgruppe II von 0.25 MHz bis 30 MHz, unterteilt in 10 Teilbereiche. Die Fein- und Grobabstimmung erfolgt jeweils über zwei separate Kurbelantriebe.
Der Telefunken Allwellenempfänger ELK 639 wurde aufgrund seines großen Frequenzbereichs als Betriebs-, Such- und Überwachungsempfänger für bewegliche und feste Funkempfangsstellen eingesetzt.
Mein Telefunken ELK 639 ist ein volltransistorisierter Einschubmodul-Empfänger (37 Transistoren und 35 Dioden) in einem klassischen Tischgehäuse integriert und wurde für eine hohe Lebensdauer unter rauen Einsatzbedingungen konzipiert. Insbesondere musste dabei auf eine hohe Betriebssicherheit (Korrosionsbeständigkeit) auch unter extremen Klimabedingungen (Salz, Luftfeuchtigkeit) geachtet werden.
Nur gut, dass die Raumluft in meinem Shack weitaus betriebsfreundlicher ist, als die damals gültigen MIL-Spezifikationen es vorgaben. Somit sollte mein Telefunken Empfänger sicherlich nochmals 50 Jahre ohne nennenswerte Probleme überstehen.
Die quarzgesteuerte Frequenzlupe übernimmt u. a. die Funktion eines Eichoszillators und ermöglicht zusätzlich eine Kontrolle der Skaleneichung und eine genaue Ablesung auf 0.5 kHz bis 1 kHz*. Der Eichozillator erzeugt auf Knopfdruck frequenzgenaue Eichmarken für den einfachen Abgleich zwischen angezeigter und tatsächlicher Frequenz.
*In Abhängigkeit vom Temperaturbereich (bis +25 Grad Celsius / bis +40 Grad Celsius)
Durch die sehr gute Vorselektion und die sehr hochwertigen mechanischen Filter ist ein excellenter CW-Empfang möglich. Auch AM-Aussendungen werden in sehr guter Qualität mit dem ELK 639 wiedergegeben. Mit dem eingebauten A1-Überlagerer (Oszillator +/-3 kHz) ist auch der SSB-Empfang möglich, wenngleich es dafür heutzutage geeignetere Empfänger-Konzepte gibt. Übrigens, die Trennschärfe und Frequenzstabilität ist außerordentlich gut.
Superheterodynempfänger: ZF 180 kHz/525 kHz (Bereichsgruppe I), ZF 525 kHz (Bereichsgruppe II)
Schaltbare Betriebsarten: A1 tonlose Telegrafie, A2 tönende Telegrafie und A3 Telefonie
Schaltbare Bandbreiten: 0.2 und 3 kHz (Bereich I); 0.5, 1.5 und 6.0 kHz (Bereich II)
Einfache und doppelte Frequenzumsetzung, Vorselektion durch ein bzw. zwei abgestimmte Vor- und Zwischenkreise, sowie hohe Flankensteilheit, durch die Verwendung mehrerer mechanischer Filter bewirken ein für die damalige Zeit excellenten Empfang, der sich auch heute noch anhören lässt (sh. Audio File weiter unten).
Interessanterweise wird die Signalstärke als relative Feldstärke in μA angezeigt und vermittelt dadurch zwangläufig ein viel besseres Verständnis für die verschieden großen Stromstärken, die ein solcher Empfänger verarbeiten muss. Beachtenswert ist auch, dass die vier antennenseitigen Eingänge des Empfängers mit 10/20 Veff EMK (Bereichsgruppe I) bzw. 40 Veff EMK (Bereichsgruppe II) gegen Erde abgesichert sind.
Je nach Stellung des Schalters für die Betriebsart erfolgt die HF-Pegeleinstellung von Hand oder mittels automatischem Schwundregelausgleich (heute AGC) mit einer statischen Zeitkonstante von ca. 0.5 Sekunden. Die Intermodulationsfestigkeit wird im Mittel mit +25 dB (Bereichsgruppe I) und +20 dB (Bereichsgruppe II), bei einem Signalabstand von 2 kHz und einer Signalstärke von 7.5 mV (Bereichsgruppe I) und 200 mV (Bereichsgruppe II), angeben. Ein wirklich beachtlicher IMD-Wert, der keinen Vergleich mit heutigen Spitzengeräten im AFU-Bereich scheuen muss.
Ein Blick auf die Rückseite des ELK 639 offenbart überraschenderweise eine Vielzahl von Anschlüssen:
Vier Antennen-Eingänge, inkl. Anschluss für eine Rahmenantenne
Antennen-Ausgang
ZF-Ausgang (@ 525 kHz, Bandbreite +/- 3 kHz @ 50 Ohm)
Oszillator-Ausgang
Audio/Pegel-Ausgänge
24V/110V/220V (45 bis 480 Hz)
Drei der vier Antennenanschlüsse auf der Rückseite des Empfängers sehen zwar aus wie BNC-Anschlüsse, sind jedoch von der Dimensionierung deutlich größer. Es handelt sich um C Ludlum UG-636 A/U (C-Norm) Anschlüsse, so wie sie einst u. a. bei Rockwell-Collins Empfängern benutzt wurden. Im oberen Bild (Mitte, rechts) sind entsprechende Adapter (aus den USA) auf handelsübliche BNC-Anschlüsse zu sehen.
Hier ein kleines Video zu meinem Telefunken ELK 639 an meiner Doppelzepp-Antenne (2x27m). Das Audio wurde über den kleinen internen Lautsprecher ausgegeben.
Der kleine eingebaute und schaltbare 10 Ohm, 250 mW Lautsprecher macht zur Überraschung einen recht guten Job. Der NF-Durchlassbereich geht von 200 Hz bis 6000 Hz.
Die externe Digital Signal Processing Unit (DSP) namens "Lingua Sprachextractor" macht aus dem Telefunken ELK 639 einen fast neuzeitlichen DSP Empfänger. Die digitale Aufbereitung der analog demodulierten NF-Signale (AM/SSB) funktioniert beeindruckend gut. Das Hintergrundrauschen kann oftmals vollständig ausgeblendet werden, ohne dass die Verständlichkeit des Nutzsignals signifikant beeinträchtigt wird. Der Höreindruck verschieb sich scheinbar leicht zu Gunsten einer etwas tieferen Gesamttonlage. Dieser Höreindruck basiert überwiegend darauf, dass der von der Tonlage recht hohe und hell klingende Rauschanteil - nach dem Durchlaufen der DSP - nicht mehr im ausgegebenen NF-Spektrum vorhanden ist.
Ich habe schon seit vielen Jahren zwei verschiedene Lingua Sprachextractor Geräte (3 kHz u. 6 kHz Durchlassbreite) im Einsatz und möchte diese DSP Units in meinem Shack nicht mehr missen. In Kombination mit dem Telefunken Empfänger macht der Lingua Sprachextractor - mit seiner gleich großen 6 kHz NF-Durchlassbreite - einen perfekten Job. Insbesondere beim Hören mit einem Kopfhörer ist der Lingua Sprachextractor eine angenehme Entlastung für das Trommelfell.
Dank dem ZF-Ausgang des ELK 639 und meinem NTi DiRaWave032 (Doppelsuper Empfänger) wird aus dem Telefunken ein Empfänger mit digitaler Darstellung und Demodulation. Die sehr gute Vorselektion des ELK 639 in Kombination mit dem schmalbandigem NTi DiRaWave032 Empfängerkonzept (24 kHz) bietet ein ausgezeichnetes Empfangsergebnis bei allen gängigen Betriebsarten (USB, LSB, CW, AM, FM und DRM). Beim DiRaWave032 begrenzt zusätzlich ein steilflankiges 16 kHz Roofing-Filter effektiv die Durchlassbandbreite. Die darstellbare Bandbreite wird durch die hohe Güte der schmalbandigen Vorselektion des ELK 639 bestimmt, wobei die in fünf Stufen schaltbaren mechanischen Filter eine nutzbare Durchlassbandbreite zwischen +/- 0.1 kHz und +/- 3 kHz ermöglichen. Ganz gegen dem allgemeinen Trend im SDR-Bereich sieht und hört man nur den Frequenzbereich, dem dass eigentliche Interesse gilt. Ein brilliantes HF-Signal, welches auf das Grundlegende reduziert wurde. Das Abstimmen und Demodulieren eines HF-Signal, insbesondere eines SSB-Signals, wird auf diese Weise erheblich vereinfacht.
Der Screenshot links zeigt ein nur +/- 3 kHz breites HF-Spektrum (ZF vom ELK 639). Im rechten Teil ist ein ca. 2.7 kHz SSB-Signal zu sehen, während links daneben das allgemeine Grundrauschen des gewählten Frequenzspektrums zu sehen ist. Der rote Rahmen in der Wasserfalldarstellung markiert den eingestellten 12 kHz Durchlassbereich des DiRaWave032. Das Frequenzspektrum zeigt sehr schön die hohe Güte des mechanischen +/- 3 kHz Filters von dem Telefunken ELK 639 Empfänger. Auch die schmaleren Filter sind von ähnlich hoher Güte.
Das Hören von Radiosendungen auf der Langwelle gehört mit Sicherheit zu den Highlights des Telefunken ELK 639. Auf dem Screenshot links ist die AM-Aussendung von BBC Radio 4 zu sehen. Das AM Signal ist am Tage am RMS-Meter mit einer Ablesung von ca. 20 dB SNR und abends bis zu ca. 25 dB SNR kräftig zu hören. Das hier sichtbare HF-Signal wurde über die ZF-Schnittstelle (525 kHz) des ELK 639 zu meinem DiRaWave 032 hin ausgekoppelt. Das BBC Radio-Programm wird über eine Gleichwellensendeanlage über drei Standorte in UK verteilt auf 198 kHz ausgestrahlt. Der für Zentral-Europa wichtige und zudem stärkste Sender (400 kW) steht in Droitwich Spa und nutzt für die Abstrahlung eine ca. 210 m hohe T-Antenne. Dank der tollen TX-Parameter ist ein störungsfreier Empfang an meinem QTH in Oldenburg i.O. mittels meiner 2x 27m Doppelzepp-Antenne durchgängig möglich. Hier spielt der Telefunken ELK 639 seine Stärken auch vollends aus. Die oftmals in Amateurfunkkreisen bemängelte Schwundausgleichsregelung - mit einer Regelkonstante von 0.5 sec. - macht einen wirklich tollen Job.
Wenngleich das im ELK 639 verbaute mechanische Filter (+/- 3 kHz @ 0 dB) für AM-Aussendung augenscheinlich schmal erscheint, ist der Höreindruck über einen guten Kopfhörer bzw. entsprechenden Lautsprecher überdurchschnittlich gut. Das liegt natürlich auch darin begründet, dass das mechanische +/-3 kHz Filter gem. Handbuch eine zusätzliche Durchlassbreite von +4.6 kHz @ -3 dB aufweist und somit dann insgesamt 10.6 kHz breit ist. AM Signale in Europa weisen ein standardisiertes Frequenzband von 0 Hz - 4.5 kHz auf, dieses führt dann zu einer maximalen AM Bandbreite von 9 kHz. Insofern scheint das verbaute +/- 3 kHz Filter durchaus passend zu sein. Dieser Eindruck findet auch im direkten Empfangsvergleich mit meinem DiRaWave 032 (Durchlassfilter @ 9 kHz) Bestätigung.
Hier zu sehen und zu hören das Zeitzeichensignal aus Japan (Haganeyama) auf 60 kHz, gegen 08:30 UTC. Der Sender hat eine Leistung von 50 kW und überbrückt eine Distance von 8888 km. Meine Empfangsantenne 2x27m Doppelzepp.
Der Screenshot zeigt die Durchlassbreiten der drei mechanischen Filter, die für die Bereichsgruppe II wählbar sind. Gezeigt wird ein HF-Signal (weißes Rauschen) um die Mittenfrequenz von 525 kHz (ZF). Bei der jeweiligen Schalterstellung (+/- 0.25, +/- 0.75, +/- 3.0) entsprechen die fett geschriebenen Werte der dargestellten Messung und die Werte in Klammern benennen die Filter-Durchlassbreiten @ 3 dB Abfall gem. Handbuch: +/- 0.5 kHz ( 0.95 kHz), +1.5 kHz (2.9 kHz) und +/-6 kHz (10.6 kHz).
Übrigens, zeigt die Messung und insbesondere der Durchlasswert von 2.9 kHz @ 3 dB Abfall, dass der offensichtlich zu schmale +/- 0.75 (1.5 kHz) Filter durchaus eine gute Wahl für SSB-Aussendungen ist.
Der Screenshot zeigt das Referenzsignal von BBC Radio 4 auf 198 kHz, dass auf die 1. ZF (525 kHz) des ELK 639 Empfängers hochgemischt und via ZF-Schnittstelle an den DiRaWave 032 Empfänger ausgekoppelt wurde. Auch nach über 48 Stunden Empfangsmarathon steht der AM-Träger von BBC Radio 4 immer noch stabil auf der Ausgabefrequenz (1. ZF, 525 kHz). Das zeugt von einer sehr guten Frequenzstabilität des BBC Senders, des 50 Jahre alten Telefunken ELK 639 und des DiRaWave 032 Empfängers. Das Video zeigt den Empfang von Radio BBC 4 an meinem QTH mit einer 2x27m Doppel-Zepp-Antenne (Tonausgabe über den kleinen Frontlautsprecher).
Um die Performance meines Telefunken Empfängers nach einem halben Jahrhundert Einlagerung wiederherstellen zu können, habe ich den Telefunken ELK 639 Empfänger über 1000 Stunden non-stop unter wechselnden Betriebszuständen und zeitweise bis zum maximalen Antennenstrom (40 μA) unter realen Empfangsbedingungen betrieben. Diese Praxis zur Regenerierung der elektrischen Bauteile hatte sich zuvor auch schon bei meinen älteren Gerätschaften von Drake & Star sehr gut bewährt.
Wenn ich an den Unterschied zurückdenke, zwischen der ersten Inbetriebnahme und dem 1000 Stunden langen Dauerbetrieb, so zeigt sich auch bei meinem Telefunken ELK 639 der Erfolg einer solchen Regenerierungsprozedur. Wichtig ist dabei, dass alle Funktionen (Tasten, Regler etc.) im zeitlichen Verlauf mehrmals betätigt werden und diese dann über mehrere Stunden in ihrem Funktionszustand zu belassen. Vorsicht ist natürlich bei der maximal möglichen NF- und HF-Verstärkung geboten. Auch sollte im Vorfeld eines solchen Dauerbetriebs unbedingt eine Durchsicht des Empfängers erfolgen, um ggf. vorhandene und offensichtliche Fehlerquellen (Staub, Schraubenverbindungen, Kabelverbindungen- und Wege, grobe Lötpunkte, Masseverbindungen, oxidierte Kontakte, feuchte Elektrolyt-Kondensatoren etc.) vorher beseitigen zu können.
Wie beim Mikrofon entscheidet auch beim Kopfhörer oftmals der persönliche Geschmack und das Preis-/Leistungsverhältnis. Ungeachtet dessen ist es wichtig, dass der Kopfhörer hinsichtlich seiner Impendanz passend zur Ausgangsimpendanz des Empfängers ist. Generell kann gesagt werden, dass mit zunehmender Impendanz das Auflösungvermögen des Kopfhörers steigt, dieses setzt jedoch voraus, dass der Empfänger über eine entsprechende und leistungsstarke Audio-Verstärkerschaltung verfügt. Der Telefunken ELK 639 verfügt über einen kräftigen NF-Verstärker mit einem 600 Ohm Abschluss, somit passt der halb offene Kopfhörer von Beyerdynamic DT-880 (600 Ohm) mit seinem recht linearen Frequenzgang sehr gut zum Telefunken Empfänger.
Der DT-880 bildet einen Frequenzumfang von 5 - 35000 Hz ab und zeigt dabei keine signifikanten Anhebungen der tiefen Frequenzbereiche auf. Dieser ausgewogene Frequenzgang ermöglicht ein sehr analytisches und zugleich natürliches Hören. Bedingt durch die beidseitig gleiche Impedanz (Empfänger und Kopfhörer) und weil gerade die Bass-Frequenzen bei diesem Kopfhörer nicht wie sonst üblich betont werden, ist auch das leichte und übliche NF-Brummen - vom Netzteil des Empfängers kommend - mit dem Kopfhörer nicht mehr wahrnehmbar.
Mit dem Einzug des ELK 639 Empfängers in meinem Shack wurde bei mir ein schon fast vergessenes Gefühl wieder zum Leben erweckt. Mit Spannung vor einem Empfänger zu sitzen, dabei feinfühlig die Kurbel für die Frequenzabstimmung in der einen Hand, während man mit der anderen Hand versucht ist, auf den Millimeter genau den A1-Überlagerer, HF- und NF-Regler nachzuführen. Immer auf der Suche nach neuen oder auch bekannten Radiosignalen und kontinuierlich versucht ist, diese auf beste Verständlichkeit ab- und ggf. nachzustimmen. Was für ein ERLEBNIS - ohne optische Signal-darstellung von mehreren Megaherz Bandbreite, wie bei Software Defined Radios heute üblich - Radiosignale einfach nur durch Kurbeln zu entdecken!
An dieser Stelle einen ganz großen und lieben Dank an meine Frau Thekla, die mein nicht mehr ganz zeitgemäßes und zugegebenermaßen auch nicht ganz günstiges Hobby liebevoll erträgt :-)
Warum dieser Nachtrag? Ist doch der Empfang von SSB-Aussendungen heutzutage nichts besonderes mehr. In den 60er Jahren dagegen war eine SSB-Aussendung durchaus eine modere bisweilen sogar neue Betriebsart. Das der Empfang von SSB-Aussendungen mit dem Telefunken ELK 639 durchaus möglich und das weitaus besser, als vom allgemeinen Hörensagen bekannt ist, das möchte ich hier kurz aufzeigen. Dazu bedarf es ein wenig Einfühlungsvermögen und zusätzlich sind folgende Punkte zu beachten:
Generell den Schalter für die Betriebsart auf A1 stellen (Amplituden-Modulation ohne Hilfsträger)
Filter Option breit
Den Schalter für die Bandbreite auf +/- 3 kHz stellen
Den Regler des A1-Überlagerers auf den 2. Teilstrich der linken Seite für LSB bzw. auf den 2. Teilstrich der rechten Seite für USB stellen (1)
Mit der Frequenz-Abstimmung erfolgt dann feinfühlig die Abstimmung auf das SSB-Signal
Ganz wichtig! Die HF-Regelung muss manuell und möglichst gering eingestellt werden. Dazu sollte der HF-Regler ungefähr auf der Position zwischen 2-3 der Skala stehen, und bei extrem kräftigen Signalen ist die HF-Regelung ggf. auch noch geringer einzustellen.
Filter Option schmal
Den Schalter für die Bandbreite auf +/- 0.75 kHz stellen
Den Regler des A1-Überlagerers zur Hälfte zwischen der 0-Position und dem 1. Teilstrich der linken Seite für LSB bzw. zur Hälfte zwischen der 0-Position und dem 1. Teilstrich der rechten Seite für USB stellen (1)
Mit der Frequenz-Abstimmung erfolgt dann feinfühlig die Abstimmung auf das SSB-Signal
Ganz wichtig! Die HF-Regelung muss manuell und möglichst gering eingestellt werden. Dazu sollte der HF-Regler ungefähr auf der Position zwischen 2-3 der Skala stehen, und bei extrem kräftigen Signalen ist die HF-Regelung ggf. auch noch geringer einzustellen.
(1) Bei einem A1-Überlagerer handelt es sich nicht um eine quarz- und temperaturgesteuerte SSB-Oszillator-Schaltung, sondern um einen BFO "Beat Frequency Oscillator" (variablen Hilfsfrequenz-Oszillator). Dennoch ermöglicht ein solcher BFO durchaus eine relativ einfache Umschaltmöglichkeit von LSB auf USB, oder umgekehrt. Bei eingeschaltetem Hilfsfrequenz-Oszillators überlagert dieser mit mindestens +/-3 kHz die Zwischenfrequenz (ZF 525 kHz) des Telefunken ELK 639 und ermöglicht auf diesem Wege die Trennung von dicht beieinanderliegenden (SSB) Signalen.
Finden diese Punkte ausreichend Beachtung, dann lassen sich SSB-Signale relativ einfach mit dem Einstellrad für die Frequenz-Abstimmung einstellen. Das Nachführen des A1-Überlagerers ist auch bei einem Frequenzwechsel i. d. R. nicht notwendig. Ich benutze zum Hören von SSB-Aussendungen einen Beyerdynamic DT880 (600 Ohm) Kopfhörer und bin wirklich erstaunt, in welch ausgezeichneter Qualität und großem Audioumfang (Filter Option breit) die SSB-Signale hörbar werden. Das kann ein klassischer SSB-Empfänger nicht besser, jedoch ist die Handhabung eines zeitgemäßen SSB-Empfänger wesentlich einfacher, weil dem ELK 639 für die Betriebsart SSB keine spezifische Quarz-Oszillator-Schaltung und insbesondere keine geeignete AGC-Regelung zur Verfügung stehen. Zudem fällt die Skalen-Spreizung des für den Amateurfunk zugeteiltem Frequenzspektrum schmal aus.
Trotz dieses scheinbaren Mankos lassen sich SSB-Aussendungen mit Telefunken ELK 639 und unter Benutzung des +/-0.75 kHz (+/-3 kHz) Filter hervorragend gut mithören. Der Durchlassbereich ist unbenommen von intermodulierenden Signalen und der Empfänger weist selbst bei schwachen bzw. leisen HF-Signalen ein nur sehr geringes Phasenrauschen auf. Vorausgesetzt, dass ein feinfühliges Kurbeln an der Frequenz-Abstimmung erfolgt und ein guter Kopfhörer benutzt wird.
Wenn die HF-Regelung (Verstärkung) zu kräftig ausfällt, dann ist eine Einstellung auf das gewünschte SSB-Signal nicht mehr möglich und es ist zwangsläufig nur noch ein über mehrere Kiloherz breites und sehr stark verzerrtes Audio-Signal zu hören. Wenn kein, oder ein nur schwaches SSB-Signal an der Antenne anliegt, dann sollte der Zeiger des Messgeräts für die „relative Feldstärke“ am besten gar nicht ausschlagen. Die HF-Regelung sollte soweit nach links gedreht werden, sodass der Zeiger des Feldstärkemessers ganz links in seiner Ruheposition verweilt. Die Anzeige der Feldstärke erfolgt nicht wie üblich logarithmisch in dBm sondern linear in μA und bei der relativen Feldstärkeanzeige handelt es sich nicht um eine Peak- sondern um eine RMS-Feldstärkeanzeige. Insofern darf es nicht verwundern, dass der Zeigerausschlag des Feldstärkeanzeigers bei SSB-Signalen unerwartet gering ausfällt und analog dazu eine HF-Reglung nicht zu stark erfolgen darf. Bei einer möglichst geringen HF-Regelung (Verstärkung) fällt zudem positiv das sehr geringe Phasenrauschen des Telefunken ELK 639 auf. Dadurch wird der volle Audioumfang einer SSB-Aussendung erst richtig hörbar.
Übrigens, dass Messgerät für die relative Feldstärke gibt keinen Aufschluss über die tatsächliche Feldstärke eines HF-Signals, sondern über den anliegenden bzw. eingestellten, also den relativen Strom bzw. die relative Energiedichte eines HF-Signals (0 μA - 40 μA), den der Empfänger verarbeiten muss. Insofern darf man sich bei der Einstellung der HF-Regelung nicht von einem sonst gewohtem Zeigerausschlag irritieren lassen. Vielmehr ist darauf zu achten, dass auf maximal notwendigem Strom bzw. Energiedichte eingestellt wird, der noch eine einwandfreie Dekodierung des HF-Signals zulässt (SSB i. d. R. max. 10 μA). Das entlastet die Signalverarbeitung des Empfängers und sorgt dafür, dass bei stark schwankenden Feldstärken der Empfänger nicht übersteuert wird und das Phasenrauschen bzw. das allgemeine Frequenzrauschen gering bleibt. Erst die NF-Regelung sorgt dann im weiteren Schritt für eine ausreichende NF-Lautstärke des HF-Signals. Man bedenke, dass die tatsächliche Impuls-Energiedichte eines SSB-Signals um das ca. 4-fache höher ist als die vermeintliche Ablesung. Das für die Amplituden-Modulation (Trägersignal) ausgelegte und analoge Feldstärke-Messgerät reagiert zwangläufig verhältnismäßig träge, sodass bei einer kurzzeitigen Ablesung von z. B. 10 μA tatsächlich schon mindestens 40 μA Strom geflossen sind. Dagegen ist bei einem trägergesteuertem HF-Signal eine Ablesung der relativen Energiedichte sehr genau möglich.