Schulbücher

Der Streit um Angaben zu Dokdo in japanischen Schulbüchern

Die japanische Regierung genehmigte am Dienstag fünf neue Schulbücher, in denen Südkoreas östlichste Insel Dokdo als japanisches Territorium bezeichnet wird. Japan hatte bis dahin immer angekündigt, eine zukunftsorientierte Partnerschaft mit Korea anzustreben, bei der man auch der Vergangenheit schonungslos ins Gesicht schauen werde. Die südkoreanische Regierung war angesichts solcher Bekenntnisse davon ausgegangen, dass Japan seine Ankündigungen auch umsetzen würde. Nun jedoch sind die Beziehungen aufgrund des japanischen Anspruchs auf Dokdo erneut beschädigt.

    • Die Genehmigung der Schulbücher ist insbesondere mit Sorge zu betrachten, weil sie die einzig erhältlichen Bücher für den Grundschulunterricht sind. Das heißt, von nun an wird jedes japanische Kind im Unterricht lesen, dass Dokdo japanisches Territorium sei. Es ist unzweifelhaft eine falsche Entscheidung der Regierung die Jugend mit falschen Ansichten über die Geschichte und das eigene Territorium zu beeinflussen. Ebenso unzweifelhaft ist, dass dieses Thema ernste Auswirkungen auf die Entwicklung der bilateralen Beziehungen haben wird.

Der Akt ist zudem als klare Provokation aufzufassen, schließlich begeht Südkorea dieses Jahr das Andenken an den 100. Jahrestag der brutalen Annexion durch Japan. Die Genehmigung der Schulbücher erfolgt zudem ohne die geringste Rücksicht auf das Nachbarland, das gerade in Trauer ist, nachdem das Marineschiff Cheonan aus noch ungeklärten Gründen im Westmeer sank. Das Anheizen der Dokdo-Problematik zu solch einem Zeitpunkt ist schlicht ein unverantwortlicher Akt, der rational denkende Menschen in beiden Ländern vor den Kopf stößt.

Die Insel Dokdo ist historisch, geographisch und nach internationalem Recht koreanisches Territorium und sie wird von Korea kontrolliert, aber Japan hat seine Ansprüche nie aufgegeben. Der japanische Ministerpräsident Yukio Hatoyama sagte einst, er besäße den Mut der Geschichte ins Gesicht zu schauen, um Probleme in den koreanisch-japanischen Beziehungen auszuräumen. Seine Taten unterscheiden sich jedoch kaum von denen seiner Vorgänger aus der Liberaldemokratischen Partei. Mehr noch, die offizielle Genehmigung der Position in Schulbüchern kann als erster Schritt zur Umsetzung der Ansprüche gewertet werden.

Erst vor wenigen Tagen hatte ein Minister aus Hatoyamas Kabinett erklärt, die Kolonialisierung Koreas und Chinas sei unausweichlich gewesen. Dieser absurde Kommentar, auf den nun auch noch die Entscheidung in der Dokdo-Frage folgt, hat das Vertrauen und die Erwartungen der Koreaner an die Regierung Hatoyama stark beschädigt. Als Koreaner kann man fast nur noch Mitleid mit Japanern empfinden, die noch immer glauben ihr Kaiser sei himmlischer Abstammung und vor lauter Trauer um ihre eigenen Opfer vergessen, dass es ihr Land war, das Leid über Asien brachte.

Japaner, die so denken, sollten sich eigentlich mit ihrer Geschichte der Aggression beschäftigen, doch stattdessen werden lieber alte Wunden aufgerissen und territoriale Ansprüche erhoben. Man muss kaum betonen, dass die dadurch entstehende weitere Entfremdung von Korea und anderen Nachbarländern für Japan nicht wünschenswert ist. Die japanische Außenpolitik, die in letzter Zeit so wohlklingende Worte wie „Rückkehr nach Asien“ und „Fokus auf Asien“ hervorgebracht hat, sollte einsehen, dass diese Ziele nicht durch schöne Slogans erreicht werden.

Japan sollte aufhören mit gespaltener Zunge zu reden, sich entschuldigen und das Leid anderer anerkennen. Japan muss aus seiner Vergangenheit lernen, anstatt sie zu wiederholen.

KBS WORLD Radio, Kommentar vom 01.04.2010.