Tierschutz-2

Das Schächten - ein politisch sensibles Tierschutz-Thema

Begrüßung zur Vortragsveranstaltung der Partei Mensch Umwelt Tierschutz - Die Tierschutzpartei zum Thema

Betäubungsloses Schlachten - Schächten

am 8. September 2000 im Rathaus Charlottenburg

durch Herbert Becker ( Berliner Landesvorsitzender und stellv. Bundesvorsitzender der Tierschutzpartei ).

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste und Tierfreunde, zu der heutigen Veranstaltung des Landesverbandes Berlin der Tierschutzpartei möchte ich Sie im Namen unseres Vorstandes herzlich begrüßen.

Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, für das heutige Vortragsthema Betäubungsloses Schlachten - Schächten zwei sehr kompetente und bekannte Persönlichkeiten als Referenten zu gewinnen: Herrn Samuel Dombrowski und Herrn Dr. Werner Hartinger. Herr Dombrowski, Herr Dr. Hartinger herzlich willkommen und vielen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, hier zu uns zu sprechen.

Mit unserer heutigen Veranstaltung möchte die Tierschutzpartei in Berlin eine Vortragsreihe eröffnen, die unter dem Leitgedanken steht: Das Tier in unserer Gesellschaft. Schon hieran wird deutlich, dass wir den Tierschutz nicht bloß als eine karitative, sondern auch - und mindestens genauso dringlich - als eine politische Aufgabe ansehen.

Das Thema Schächten ist in politischer Hinsicht sehr problematisch und insofern vielleicht mit dem Kampf für die Abschaffung der Tierversuche vergleichbar: So geht es in beiden Bereichen des Tierschutzes um die Frage, ob Grundrechte, die im Grundgesetz garantiert sind, durch den Tierschutz eingeschränkt werden, und zwar das Recht auf ungestörte Religionsausübung (Art. 4 Abs. 2) bzw. die Freiheit von Wissenschaft und Forschung (Art. 5 Abs. 3).

Bei einem derart politischen Tierschutzthema wie dem „Schächten“ ist vor allem die Tierschutzpartei gefordert, hierzu Stellung zu nehmen und die Öffentlichkeit aufzuklären. Eine solche Aufklärungsarbeit ist leider notwendig, weil offensichtlich das Thema Schächten aus naheliegenden Gründen allgemein gemieden wird und daher in der Öffentlichkeit kaum etwas über das betäubungslose Schlachten bekannt ist. Wir sind uns bewusst, dass dieses Thema nur mit der gebotenen Sensibilität behandelt werden darf und hierbei jede Missdeutung, soweit irgend möglich, ausgeschlossen sein muss.

Sensibilität bedeutet Feinfühligkeit, das Mitempfinden mit anderen Wesen. Ein solches Mitempfinden beschränkt sich daher nicht nur auf Menschen, sondern bezieht sich auch auf Tiere. Es ist deshalb für Tierschützer, wenn sie es wirklich sind, nicht möglich, dem Schächten, das für die betroffenen Tiere mit furchtbarem Leid verbunden ist, gleichgültig gegenüberzustehen. Die Tierschutzpartei fordert dementsprechend in ihrem Grundsatzprogramm ein Totalverbot des betäubungslosen Schlachtens ( Schächten ). Die Tierschutzpartei kann somit schon aufgrund ihres Parteiprogramms nicht an dem Thema Schächten vorbeigehen. Da sie eine Tierschutzpartei ist, steht bei ihr wie bei keiner anderen Partei völlig zweifelsfrei fest: Es geht ihr beim Thema Schächten einzig und allein nur um den Tierschutz!

Der unmittelbare Anlass, mit dem Thema Schächten unsere Vortragsreihe zu eröffnen, war ein Vortrag zum gleichen Thema im Offenen (Fernseh-) Kanal Berlin. Der Landesvorstand hatte anschließend eine Projektgruppe gebildet, um die heutige Veranstaltung vorzubereiten. Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bei den Mitgliedern dieser Projektgruppe für deren Arbeit herzlich bedanken.

In diesem Zusammenhang möchte ich nicht verschweigen, dass es Stimmen gab, die uns abrieten, eine öffentliche Veranstaltung zum Thema Schächten durchzuführen. Sie meinten, es gäbe wichtigere Themen. Selbstverständlich muss der Vorstand bei seiner Arbeit Schwerpunkte setzen. Dennoch ist es für mich nicht nachvollziehbar, das heutige Thema, also das Leid der geschächteten Tiere, als weniger wichtig zu werten. Immerhin hielt der Präsident der Tierärztekammer Berlin unsere Veranstaltung wichtig genug, um uns mitzuteilen, dass er es bedauere, an ihr nicht teilnehmen zu können, weil er nicht in Berlin sein werde. Er fügte hinzu, dass die gesamte Tierärzteschaft hinter dem Tierschutzgesetz stehe und somit auch gegen das Schächten sei. Für uns ist diese Erklärung von kompetenter Seite eine Bestätigung dafür, dass diese Veranstaltung notwendig ist.

Das Schächten ist ein grausames archaisches Ritual, das aus einer frühen Kulturepoche der Menschheit stammt. Das Zeitalter der Aufklärung muss sich endlich auch auf diesem Gebiet durchsetzen. Ein Verbot des Schächtens, wobei es keine Ausnahme geben darf, wäre ein deutliches Zeichen für aufgeklärtes, neuzeitliches Denken. Das wäre endlich auch einmal ein Fortschritt, der den Tieren dient. Die Tierschutzpartei möchte hierzu mit der heutigen Veranstaltung einen Beitrag leisten. Ich danke für Ihr Interesse .

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Es ist der größte Mangel an Mitleid, der einer Tat den Stempel der tiefsten moralischen Verworfenheit und Abscheulichkeit aufdrückt. ( Arthur Schopenhauer )

Weiteres dazu : Arthur Schopenhauer : Mitleid und Mitleidsethik > hier: