Nachdenkliches - 11

Anaximander : Kosmos

Nachdenkliches - 12

Woraus aber die Dinge ihre Entstehung haben,

darin findet auch ihr Untergang statt,

gemäß der Schuldigkeit.

Denn sie leisten einander Sühne und Buße

für ihre Ungerechtigkeit,

gemäß der Verordnung der Zeit.

Anaximander ,
altgriechischer Naturphilosoph
(etwa 6. Jh. v. u. Ztr.)


Anmerkung

Wilhelm Capelle, der Übersetzer des obigen Zitates, erklärt dazu (in: Wilhelm Capelle, Die griechische Philososophie I, 3. bearb. Auflage, Berlin 1971, S. 26):

"Die Kosmosidee Anaximanders ist eine der großartigsten Konzeptionen der gesamten griechischen Philosophie, in Wahrheit bereits ein metaphysischer Begriff von schlechthin fundamentaler Bedeutung. Eine alles Leben und Sein umfassende unwiderstehliche Gesetzlichkeit, die sich, nie alternd und nie erlöschend, in ewig lebendiger Bewegung sich offenbarend, in rythmischem Aufundnieder, in alle Ewigkeit auswirkt.[...]

Denn wie zahllose Menschengeschlechter haben den nächtlichen Sternenhimmel angestaunt, und doch ist keines von all diesen zu der Kosmosidee gekommen wie sie Anaximander konzipiert hat. Und noch viel weniger zu der grandiosen Auffassung, wie sie uns das einzige wörtlich erhaltene Fragment [ s. o.] offenbart."