DER GEBRAUCH DES ARTIKELS BEI ABSTRAKTA
Abstrakta sind Substantive, die etwas Nichtgegenständliches – also im weitesten Sinne nicht „berührbar“ – bezeichnen: wie Gefühle, Vorgänge, Handlungen, Zustände, Prozesse, Maß- und Zeitbegriffe, Beziehungen, Eigenschaften, Vorstellungen, Wissenschaften, Künste und Ähnliches. Abstrakta kann man sich damit als all das vorstellen, was zwar jeder kennt, aber niemand sehen kann.
z.B.: Alter, Ärger, Bewusstsein, Bildung, Biologie, Boykott, Dummheit, Durchsetzungsvermögen, Entfernung, Ehrlichkeit, Erziehung, Ferien, Fleiß, Freundschaft, Furcht, Geographie, Glaube, Gleichgültigkeit, Glück, Güte, Grausamkeit, Hass, Hoffnung, Hunger, Intelligenz, Jahr, Jugend, Jurisprudenz, Kilogramm, Kindheit, Kälte, Liebe, Linguistik, Mathematik, Malerei, Musik, Neid, Nähe, Pech, Ruhe, Sanftmut, Schlag, Schnitt, Seele, Sozialstaat, Stille, Stolz, Stress, Treue, Unterschied, Verliebtheit, Verstand, Vertrauen, Vorsicht, Wärme, Watt, Wissen, Wunsch, Würde, Wurf …
Der Artikel fehlt:
1. bei allgemeinen Bezeichnungen von Eigenschaften, Zustände, Prozesse, Zeitangaben, Beziehungen, Eigenschaften ,
z.B.: Sie zeichnete sich durch Fleiß aus. Er hatte Geduld. Diese Aufgabe erfordert Intelligenz und Durchsetzungsvermögen. Sie war blass vor Erregung. Endlich herrschte Ruhe. In der Ferne hörte man Musik. Nicht mit Schrecken, mit Neugierde deuteten sie auf den Mann.
2. in den Präpositionalgruppen vor, aus, wegen + Abstraktum steht das Abstraktum ohne Artikel,
z.B.: vor Angst, aus Angst vor dem Vater, wegen Liebe
3. bei Zeitbegriffen ohne Präposition,
z.B.: Ich verreise nächsten Montag.
4. vor einem Abstraktum im Akk., wenn es mit dem Verb eine enge Einheit bildet und durch ein Verb ersetzt werden kann,
z.B.: Er leistet ihr Hilfe. = Er hilft ihr.
5. vor einem Abstraktum im Akk. in der Konstruktion Nom. + haben + Akk., wenn man sie durch die Konstruktion Nom. + sein + Adjektiv ersetzen kann,
z.B.: Er hat Hunger. = Er ist hungrig.
6. bei den meisten Krankheitsnamen, besonders international gebräuchlichen,
z.B.: Er leidet an Rheuma. Sie hat Gastritis.
7. nach pro und je,
z.B.: Sie liest 60 Wörter pro Minute.
8. in festen Redewendungen und Sprichwörtern,
z.B.: Er geriet in Wut.
Der bestimmte Artikel steht:
1. wenn das Abstraktum durch Kontext konkretisiert wird, ist ein ganz bestimmtes Abstraktum gemeint und wird diese somit durch den Zusammenhang oder die Situation bestimmt,
z.B.: Die Geduld ist ihm gerissen. Er hat nicht den Mut für diese Reise.
In der Ferne hörte man Musik. … Die Musik klang sehr geheimnisvoll.
2. wenn vor dem Abstraktum ein Adjektiv im Superlativ steht,
z.B.: Er hatte immer den größten Hunger. Sie tat es mit der größten Vorsicht.
3. wenn das Abstraktum durch einen Nebensatz konkretisiert wird (in diesem Fall kann auch der unbestimmte Artikel gebrauch werden),
z.B.: Sie hatte die Willensstärke, die man sich nicht vorstellen konnte.
Endlich herrschte Ruhe, um die ich gebeten hatte.
4. manchmal zur Kennzeichnung der grammatischen Form, die sonst – bei Dativ oder Genitiv – nicht als solche erkennbar ist,
z.B.: Er zieht Reichtum der Liebe vor. Er bedarf der Erholung.
5. in festen Redewendungen und Sprichwörtern,
z.B.: Der Appetit kommt beim Essen.
Der unbestimmte Artikel steht:
1. wenn das Abstraktum durch ein Substantiv im Positiv oder Komparativ ein Substantiv im konkretisiert wird,
z.B.: Sie hatte eine bewundernswerte Geduld. Der mondhelle Fluss gab ein mildes Licht. Deine Besuche waren eine große Freude für mich.
2. in den Sätzen ohne Prädikat mit so ein … und was für ein …,
z.B.: So eine Enttäuschung! Was für eine Idee!
3. in der Konstruktion Nom. + Verb + Maßangabe im Akk. (wie z.B. Höhe, Länge, Breite, Tiefe usw.),
z.B.: Die Zugspitze hat eine Höhe von 2962 Metern.
4. bei Krankheitsnamen mit solchen Zusätzen wie -anfall, -infarkt, -schwäche, -störung, -entzündung, -erkrankung,
z.B.: Er leidet unter einer Kreislaufstörung.
5. wenn das Abstraktum durch einen Nebensatz erläutert wird (in diesem Fall kann auch der bestimmte Artikel gebrauch werden),
z.B.: Die hatte eine Geduld, die von allen bewundert wurde. Plötzlich sah Peter eine Kleinigkeit, die er früher nicht gemerkt hat.
6. in festen Redewendungen und Sprichwörtern,
z.B.: Ein Unglück kommt selten allein. Er hat einen Bärenhunger.
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