Die erste Aufgaben beim Studium von Haselnüssen ist das Sammeln in den umliegenden Gärten (Jahreszeit: August / September)
Sammeln Sie pro Strauch genügend Nüsse (z.B. 20 oder mehr Exemplare) für das spätere Studium.
Sammeln Sie auch verletzte, angebohrte Exemplare.
Suchen Sie auch einige Hüllen (4 Exemplare).
Notieren Sie sich die Fundorte.
Bewahren Sie die Nüsse trocken auf (nicht in geschlossenen Glas oder Plastikbehälter, da sie sonst leicht zu schimmeln beginnen)
Beispiel eines Sammelergebnisses im Lolibach
Die Hüllen der jeweiligen Nüsse: Welche Hülle gehört zu welcher Nuss?
Weitere Nussformen aus dem Garten der Siedlung Lolibach:
Versammlung aller verschiedenen Nussformen (in Klammern: 1: Namen im unten folgenden Bild der Nusskerne; 2: erfundener Name gemäss Aufgabe 2)
Zentrum: kleine Nüsse aus Innenhof (Nicht extra gepflanzt): "Die kleine Zierliche"!
Oben Mitte: rötliche runde Nüsse von Fahrweg (Strässchen unten): "Die runde Rote"!
Oben links: mittelgrosse rundliche Nüsse Hecke Haus A1 (Joel und Dominique): "Die kräftige Starke"!
Oben rechts: grosse mittelgrosse rundliche Nüsse beim Velohäuschen (Gemeinschaftsraum): "Die dicke Berta"!
Unten links: rundlich gerillte Nüsse (Kindergarten RSS) (Kernbilder fehlen)
Unten halblinks: leicht asymmetrische Nüsse Hecke Durchgang Haus A und B (Feinds Durchgang): "Die schiefe Trude"!
Unten Mitte: längliche grosse Nüsse Hecke Haus A4 (Feind): "Der lange Hans"!
Unten rechts: leicht birnenförmige Nüsse Nordhecke Haus B (schattig): " Das kleine Birnchen"!
Erstellen Sie eine Verbreitungskarte der Haselsträucher, die Sie gefunden haben.
Legen Sie die gefundenen Nüsse aus und betrachten Sie die Unterschiede innerhalb der verschienden Nusssorten. Wie gross ist die Variabilität?
Vergleichen Sie dann die verschiedenen Nusssorten miteinander und geben sie jeder Nusssorte einen spezifischen Namen, der etwas Besonderes herausgreift und einprägsam umschreibt (siehe oben die kursiven Namen, von der "roten Runden" über die "zierliche Kleine" zur "dicken Berta" etc.
Beschreiben sie dann das Charakteristische der noch ungeöffneten Nüsse:
Hüllenstiel: wie viele Nüsse hängen an einem Stiel?
Hülle: Wie ist die Hülle, in der die Nüsse eingebettet sind, beschaffen?
Schale: Grösse (Länge, Breite, Dicke); Form; Farbe; Struktur;
Nussschild: Grösse, Form, Gestalt
Nabel: Besonderheit
Welche Nuss ist Ihrer Einschätzung nach die Beste? Noch bevor Sie sie geöffnet und geschmeckt haben! Begründen Sie Ihre Wahl! Was waren ihre Kriterien?
Verbreitungskarte unserer Nüsse
Betrachten Sie die Skizzen der verschiedenen Nusssorten im beiliegenden Dokument (Link im Aufgabentitel anklicken oder Bilder unten betrachten)
Ordnen sie Ihre Nüsse spontan den Sorten zu. Welche Nüsse sind wohl mit welchen Sorten verwandt?
Gehen Sie nun systematischer vor: Verwenden Sie dazu das beiliegende EXCEL Dokument.
Beantworten Sie die ersten 10 Fragen. Die siebte Frage zur Schalenstärke können Sie erst später beantworten, wenn sie die Nuss öffnen (Aufgabe 5).
EXCEL Datei: Die EXCEL Datei bestimmt die jeweilige Ähnlichkeit automatisch. Die Sorte mit den meisten Ähnlichkeiten wird hervorgehoben. Man kann zwischen einer ungewichteten und einer gewichteten Variante wählen. Bei der gewichteten Variante werden gewissen Eigenschaften mehr Bedeutung - d.h. ein höherer Zahlenwert - beigemessen. Für jeden neuen Nusstyp muss eine neue Tabelle ausgefüllt werden (Sie müssen die Datei aber wirklich downloaden und nicht über Google Sheet anzeigen. Sie funktioniert nur dann richtig, wenn sie mit Microsoft EXCEL geöffnet wird.).
Sie können die EXCEL Datei natürlich auch ausdrucken und dann von Hand ausfüllen und auswerten.
Entspricht die Zuordnung mit Hilfe der ECXEL Datei ihrer spotanen Zuteilung oder weicht sie davon ab?
Bewahren Sie die Ergebnisse auf. (In Aufgabe 4 werden Sie die restlichen Fragen beantworten).
Bei Haselnüssen ist für uns ja das essbare Innere besonders interessant. Interesse geht wie die Liebe oft durch den Magen.
Knacken Sie pro Sorte 10 Nüsse auf und erstellen Sie eine Auslegeordnung wie unten (siehe Bild) dargestellt.
Erfassen Sie für jede Nuss die folgenden Werte:
Anzahl gesunder Nüsse
Art der Veränderung bei den kranken Nüssen
Beschreiben sie für die wohlgebildeten Nüsse die folgenden Eigenschaften.
Wie liegt die Nuss in der Schale, füllt sie dies ganz aus oder liegt sie locker in der Schale?
Nusshaut: Farbe, Struktur, Form, Oberfläche - glatt oder faserig,
Nusskern: Farbe, Geschmack, Festigkeit
Essen Sie die Nuss und beschreiben Sie ihren Geschmack.
Tragen Sie nun die zusätzlichen Eigenschaften in die Tabelle der jeweiligen Nüsse ein. Bestätigt sich die Sortenbestimmung oder verändert sie sich?
Beispiel der Nusskerne der im Lolibach gesammelten Nüsse:
Unsere Nüsse hatten die folgenden Kerne. Manche Nüsse waren leer, andere wiederum gummigartig weich oder unnatürlich verfärbt. Verfärbte Kerne schmecken oft bitter und sind ungeniessbar (Für das obige Bild wurden pro Sorte immer 8 Nüsse geknackt. Die fehlenden Kerne zeigen wie viele Nussschalen leer waren). Die Farbe der Nusshaut ist gut erkennbar, ebenso die filzigen Überzüge.
Manchmal - aber eben nur manchmal - kann man von einem schönen Äusseren auf ein schmackhaftes Inneres schliessen.
Ein kleines rundes Loch deutet auf den Haselnussbohrer (Curculio nucum) hin, Verfärbungen des Nussschale auf eine Pilzinfektion durch Moliniapilze.
Beispiel: Zuordnung unserer Nüsse nach der EXCEL Tabelle
Versucht man die oben gezeigten Nüsse den Zuchtsorten zuzuordnen, so gelingt dies nicht immer eindeutig. Dies ist auch nicht anders zu erwarten. Welche Zuchtformen jeweils genau vorliegen, kann nur ein ausgewiesener Fachmann beurteilen. Und auch ein Fachmann könnte wohl nur Tendenzen feststellen.
Die beiden Hauptgruppen - Zellernüsse und Lapmertnüsse - sind aber recht gut zu unterscheiden. Sie gehen ja auch auf 2 Haselnussarten bzw. Unterarten zurück auf Corylus maxima und Corylus avellana.
Von unseren Nüssen tendieren zwei zu den Lampertnüssen und damit zu Corylus maxima:
"der lange Hans"
"die rote Runde"
und vier zu den Zellernüssen und damit zu Corylus avellana:
"Die dicke Berta",
"die kräftige Starke",
"das kleine Birnchen",
"die schiefe Trude".
Die "kleine Zierliche" hat am meisten mit der "Cosford Zeller" gemein, die aus einer Kreuzung von C. avellana und C. maxima hervorgegangen ist. Da dieser Strauch nicht gesetzt wurde sondern wild aufwuchs, ist es auch nicht erstaunlich, dass er aus einer Kreuzung hervorgegangen sein könnte.
Liste der Zuordnungen:
Die dicke Berta (Gemeinschaftsraum): Gubener Zeller oder (Hall'esche Riesen)
Der lange Hans (Feind's): Weisse Lampertnuss oder (rote Lampertnuss)
Die kräftige Starke (Joel und Dominique): Halle'sche Riesen
Das kleine Brinchen (Böhme schattig): Römische Zeller
Die kleine Zierliche (Innenhof): Cosford Zellernuss
Die rote Runde (Strässchen): Rote Lampertnuss
Die schiefe Turde (Feind Durchgang): Halle'sche Riesen
Die kleine Zierliche (Hasel 5) trägt im Gegensatz zu allen anderen Haselsträuchern der Siedlung in Frühling keine blühenden Kätzchen, wohl aber weibliche Blüten. Die Küätzchen werden im Herbst zwar angelegt, fallen aber dann noch vor den Blättern ab. Der Strauch ist also auf Befruchtung durch Nachbarsträucher angewiesen. Der Reichtum an Nüssen in den letzten Jahren zeigt, das dies bestens funktioniert.
Hasel 6: Die "Runde Rote" am 7.2.2021 aufgeblüht mit roten Stamina
Die weitere Beobachtung der Haseln zeigt interesssante Besonderheiten: Es gibt Haseln, deren Kätzchen Ende Januar noch ganz geschlossen sind (Hasel 6 und 7) und Haseln, deren Kätzchen schon voll erblüht sind und trotz anhaltend nassem Wetter bereit sind, Pollen abzugeben. Weiter fallen die rötlich gefärbten Kätzchen (Haseln 2 und 6) und das weissliche Kätzchen von Hasel 1 auf. Stark gelb sind die Hasel 4, die Hasel Innenhof 1 und die Hasel Brücke, gelb mit etwas Rot, Hasel 3 und Hasel Innenhof 2.
Die einzelnen Kätzchen verändern ihren Farbton beim Aufblühen in Richtung gelb. Der ursprüngliche Farbton ist aber trotzdem noch zu sehen.
Tiere, die sich für Haseln interessieren:
Haselnusswanze (Phylus coryli)
Knospengallmilbe (Phytoptus avellanae)
Haselnusszierlaus (Myzocallis coryli)
Haselnusslaus (Corylobium avellanae)
Haselnussbohrer (Curculium nucum; eine Art aus der Familie der Rüsselkäfer)
Miniermotten (Phyllonorycter nicellii, Parornix devoniella))
Pilze die Nüsse befallen:
Monilia (Monilia coryli)
Echter Mehltau (Phyllactinia guttata)
Das Werk eines Haselnussbohrers an der "runden Roten".