Autor oder Verleger werden?

Letzter Stand: 09.04.2023

"Denn Bücher macht man leicht auf Erden - das Kunststück ist's, sie loszuwerden." (Zitat von Herrmann Mostar.) 

Sie wollen ein Buch schreiben? Nichts ist leichter als dieses.
Sie wollen ein Buch verkaufen? Nichts ist schwieriger als dieses.
Wer liebäugelt nicht, selbst ein Buch zu verfassen? Ein Roman, die Memoiren, ein Sachthema, in dem man profunder Fachmann ist.

Jedenfalls ist es der häufigste Fehler, ein ganzes, fertiges Buch beim Verlag abzugeben.
Verlage, die dies annehmen, sind meist sog. Zuschussverlage. (Ich warne massiv davor!)
Sie (SIE) zahlen, die drucken, Vertrieb/Verkauf eher null.
Bedeutend besser ist es, ein Exzerpt abzuliefern, einen groben Entwurf, in dem vor allem auch die Zielgruppe angeben ist.
Wer soll denn eigentlich das dann fertige Buch lesen? (Eine zu häufig vergessene Frage.)

Hier eine Checkliste Buch-Exposé:
Diese Checkliste dient als als Hilfsmittel, um alle relevanten und programmentscheidenden Informationen zu Ihrem Buchprojekt zu erhalten. Bitte beantworten Sie die Checkliste deshalb ausführlich und genau.

Ihr Name:

Geplanter Titel:

1. Autor(en), Herausgeber

• Bitte geben Sie die vollständigen Namen und Adressen aller Autoren/Herausgeber an.

• Wir bitten um eine Kurzbiografie aller Autoren und Herausgeber. Diese sollte unter anderem Ausbildung, berufliche Stationen und bisherige Publikationen beinhalten.

2. Daten zum Buch

• Arbeitstitel

• Untertitel

• Geschätzter Umfang (bitte ggf. je nach Buchreihe Zeichenanzahl pro Seite berücksichtigen)

• Eventuell vorgesehene Beigaben (Audio-CD, CD-ROM, Internet-Workshop, Internet-Download)

• Sind Abbildungen oder Illustrationen vorgesehen? Wenn ja, welcher Art und wie viele ungefähr?

• Geplanter Fertigstellungstermin des Manuskriptes (bitte realistische Planung, der Fertigstellungstermin ist Bestandteil des Vertrages und unbedingt einzuhalten)

3. Beschreibung des Buchprojektes

• Kurztext (ca. 1/2 Seite DIN A4)

• Gliederung, Inhaltsverzeichnis bitte komplett beifügen

4. Verkaufsargumente

 • Bitte formulieren Sie drei bis fünf Verkaufsargumente in Stichworten, die Ihrer Meinung nach in der Werbung für Ihr Buch besonders hervorgehoben werden sollen.

5. Zielgruppen, Leserschaft

 • Bitte geben Sie uns die Zielgruppen für Ihr Buch möglichst detailliert an

6. Wettbewerb

 • Welche Bücher stehen in direktem Wettbewerb zu Ihrem Buch, das heißt überschneiden sich mit Ihrem Buch thematisch, preislich, hinsichtlich Umfang und Zielgruppe?

• Durch welche Merkmale unterscheidet sich Ihr Werk von diesen Büchern?

7. USP (unique selling proposition)

• Aus welchem Grund ist Ihr Buch von besonderem Interesse? Was macht es einzigartig und wieso sollte es ein Leser kaufen?

8. Marketing

• Welche Personen können als Multiplikatoren für Ihr Buch wirken? Bitte geben Sie uns eine Adressliste. Wir schicken in Ihrem Namen diesen Personen bei Erscheinen ein Dedikationsexemplar.

• Welche Zeitschriften und Zeitungen sollen ein Rezensionsexemplar erhalten? Haben Sie persönliche Kontakte zu Journalisten, die wir neben unseren Beziehungen nutzen können?

• Welche Unternehmen wären evtl. an dem Kauf oder Weiterverkauf einer größeren Abnahmemenge Ihres Buches interessiert oder könnten die Verbreitung unterstützen?

• Haben Sie besondere Vorschläge für die Ankündigung und Bewerbung Ihres Buches?

• Sind Sie an einer größeren Eigenabnahme Ihres Buches interessiert? Wenn ja, in welcher Größenordnung?

Manuskriptangebote:
Sie haben eine Manuskriptidee, die Sie anbieten möchten? Um eine sorgfältige Prüfung und Bearbeitung zu ermöglichen, beachten Sie bitte folgende Hinweise: 

· Wir bitten Sie, sich über die jeweiligen Programme zu informieren, um sicher zu gehen, dass Sie den richtigen Verlag für Ihr Projekt ausgewählt haben.

· Senden Sie Ihr Exposé/Manuskript bitte per Mail. Auf dem Postweg eingesandte Unterlagen können meist nicht berücksichtigt und in der Regel auch nicht zurücksendet werden. 

· Aufgrund der Fülle von Manuskripten, die Verlage erreichen, nimmt die Prüfung durch Lektorate sehr viel Zeit in Anspruch. Wir bitten daher um etwas Geduld! 

Interessanter Dienst, um selbst als Autor zu verlegen:
www.bod.de

Merke:
Ohne ISBN, ausgewählten Titel, Einlistung im VlB und den Grossistendatenbanken geht fast nichts.
Klassische Verlage haben Vertriebspower!

WELT ONLINE: Gibt es die Follett-Formel?
Follett: Albert hat mir elf eiserne Regeln beigebracht.
Erstens: Das Buch soll dir Mühe machen, nicht dem Leser.
Zweitens: Sprache ist Mittel zum Zweck. Vergiss deshalb Wortakrobatik und metaphysischen Blumenkohl und schreibe eine Geschichte, die den Leser zum Umblättern zwingt.
Drittens: Nach vier bis sechs Seiten muss die Story eine überraschende Wendung nehmen, sonst langweilt sich der Leser.
Viertens: Frage dich als Autor immer, wo die größte Angst deiner Figur liegt, denn Angst ist unsere stärkste Antriebsfeder.
Fünftens: Jeder großartige Roman ist ein Familienroman.
Sechstens: Schriftsteller sind keine gesegneten Stenografen, die ein göttliches Diktat empfangen. Deshalb musst du so lange recherchieren, bis du mit dem Stoff vertraut bist, intim wie Haut auf Haut.
Siebtens: Beende einen langen Roman nie mit einer jähen Überraschung. Das empfindet der Leser als rüpelhaften Rauswurf.
Achtens: Du musst deine Story mit dem Hammer redigieren: Hau drauf und horch, wo sie hohl klingt.
Neuntens: Kürzen ist literarisches Viagra.
Zehntens: Schreibe niemals einen Bauernroman, denn Landwirtschaft hat null Glamour.
Elftens: Halte dich nie zu lange mit Personenbeschreibungen auf. Eine Figur ist das, was sie tut.
http://www.welt.de/kultur/article9758476/Ken-Folletts-Formel-fuer-einen-Bestseller.html

Verleger werden?
In der Nationalbibliographie sind (theoretisch) alle in Deutschland erschienen Werke aufgeführt. Deshalb gibt es die Pflichtabgabe (sic!) von Belegexemplaren.
https://www.dnb.de/DE/Professionell/Sammeln/Koerperliche_Medienwerke/koerperliche_medienwerke_node.html So soll ein lückenloses, kulturelles Gedächtnis für die Nachwelt erstellt werden.

Das VlB ist das Verzeichnis lieferbarer Bücher. https://vlb.de/verlage Im VlB recherchieren "echte" Buchhändler (auch).

Zur ISBN: https://german-isbn.de/isbn/die-isbn
M. E. ist die Herausgabe eines Buches ohne ISBN, und damit ohne VlB, völlig falsch, da so der Absatzkanal Buchhandel aus dem Auge geraten ist. Allerdings muß ich einschränken: Nach Hörensagen (und auch eigenen Erfahrungen): Es gibt Buchhändler, die nicht fähig oder willens sind, Verlagseinzelbestellungen zu tätigen. Dies ist unabhängig von der Größe. Diese Buchhandlungen ordern nur das, was in den Grossistenkatalogen (Barsortimente sind KNV Zeitfracht (KNV) https://www.knv-zeitfracht.de, ging 2019 als Traditionsunternehmen in die Insolvenz, wurde aber gerettet, Libri https://www.libri.de/de (hat in 2020 aber viele Titel von Kleinverlagen ausgelistet) und das kleinste: Umbreit https://www.umbreit.de/start.html)
Kaufmännisch ist das von der Buchhändlerseite nicht wirklich dumm gedacht.

Ich mache einmal ein Rechnung auf, aus der Buchhändlerseite: Das Buch kostet 28,- €. Der Buchhändler muß dies, wg. der Buchpreisbindung zu 28,- € verkaufen. Es entstehen dem Buchhändler Kosten für Bestellaufnahme, Bestellung bei Lieferanten, Wareneingang, Rechnungsbegleichung etc. von ca. 12,- € (ein Wert aus meiner beruflichen Vergangenheit, damals waren es Deutsche Mark). Es wird ein (sogar recht großzügiger Rabatt) von 35% eingeräumt. (Es gibt viele Kleinverlage (und nicht nur diese), die unter 30 % einräumen.

28,- € : 100 * 65 = 18,20 €
D. h., der Buchhändler zahlt 30,20 € dafür, wenn er seine Kosten kalkuliert. Viele Verlage berechnen dazu noch Porto, was aufzuschlagen wäre in der Kalkulation, dem Endkunden aber nicht berechnet werden darf. In diesem Beispiel hat der Buchhändler also 2,20 € draufgelegt. - Buchhändler sind aber im allgemeinen schlechte Kaufleute - und betrachten das nicht. (Einwand: Es ist immer eine Mischkalkulation.)

In die andere Richtung gedacht: Welche Kosten entstehen einem Verleger in der Einzelauslieferung? Das Buch muß vom Lager geholt werden, verpackt werden, eine Rechnung geschrieben werden, der Zahlungseingang überwacht werden.

M. E. ist es der Königsweg:
Die ISBN (es entstehen Kosten); Einlistung VlB (es entstehen Kosten); Einlistung bei Grossisten (der benötigt eine zusätzlichen Funktionsrabatt von 15 % (früher sagte man: 10 %).
Warum ist dies dennoch der Königsweg?
Das Buch ist sichtbar. (Hier auch angesprochen: Metadaten! Einträge aus dem VlB werden von den Grossisten (bei Einlistung des Verlages ) übernommen.)
(Etwas vereinfacht ausgedrückt.)

Was für Möglichkeiten entstehen?
Vorab: Ein Buch würde ich heute nicht (in diesem beschrieben Fall) für 28,- € anbieten, dies ist m. E. ein gedanklicher Fehler.
Warum? Wer 28,- € zahlt, zahlt auch 29,95 €. Da hier wohl Special-Interest, wäre sogar gefühlt ein noch höherer Preis durchsetzbar.

Die Auflage macht´s:
Früher galt: Wenn ich 5000 Exemplare drucke, dann kann ich auch gleich 10.000 Exemplare drucken; dann kann ich aber auch gleich 20.000 Exemplare drucken.
Denn: Die Stückkosten sinken massiv. (Problem: Lagerhaltung.)
Heute haben moderne Druckverfahren zu massiv sinkenden Preisen geführt; Printing-on-Demand ist angesagt.
Als Verleger drucke ich nur (fast in Echtzeit) nach, wenn der Lagerbestand zu sehr abgeschmolzen ist.

Eine Kooperation mit einem größeren Verlag (quasi als Imprint) wäre u. U. eine Möglichkeit.

Die Klagen von Kleinverlegern (in aktueller Diskussion) sind mir bekannt, egal, in welchem Sachgebiet sich diese tummeln. - Da ich engagierter Buchhändler bin, würde ich Kleinverlagen ein gemeinsames Portal als Idee anbieten, eine gemeinsame Lagerhaltung und Abrechnung. Per IT sollte das heute möglich sein.
Aber das ist dann doch eine sehr wilde Idee!