500 Jahre Bauernkrieg 1525
13.03.2024
Die deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Vogt, Carsten:
Von Büchern, Menschen, Buchhändlern - ein freudvoll-närrischer Streifzug durch die Welt des Buches und der Sprache/Carsten Vogt
Marburg: Edition Nausikaa, 1999
ISBN 10 (alt) 3-456789-10-X
444. Auflage 2018
ISBN 13 978-3-0804-1966-!
Originalausgabe
Lektorat: CV
Umschlaggestaltung: CV
Illustrationen: CV
Copyright: Alle deutschsprachigen Rechte beim Verlag, Edition Nausikaa, Marburg 1999 ff.
Herstellung: CV
Printed in Germany/Bavaria
Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet
Belegexemplare erbeten
Ratschläge etc. in diesem Buch sind von dem Herausgeber und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
Von Büchern, Menschen, Buchhändlern -
ein freudvoll-närrischer Streifzug durch die Welt des Buches und der Sprache
oder:
Eine kleine Sammlung für lustige Bücherfreunde, Büchernarren, Bücherbegeisterte, Büchersammler, Schriftsteller, Dichter, Lektoren, Verleger, Hersteller, Schriftsetzer, Korrektoren, Buchdrucker, Buchbinder, Vertreter, Buchhändler, Kritiker, Bibliothekare, Bibliotherapeuten, Bibliagogen, Antiquare, Bibliophile und andere neugierige Buchkenner, Leseratten, Bücherwürmer, Bibliophagen, Bibliophile, Bibliomanen, Bibliognostiker, Biblioklasten, Bücherwahnsinnige, Bibliolatristen sowie wohltemperierte Buchleser, Büchermenschen, Bibliographen, Bibliomanten und bücherlose (bibliophobe) Buch- und Lesemuffel; nicht aber für Bibliotaphen
oder:
Ein Buchbuch.
Anmerkung (erste von mehreren): "Die Welt ist ein Buch, ein Buch ist die Welt."
(Carsten Vogt, Buchhändler.)
Anmerkung, kritische: "Ein Titel muß kein Küchenzettel sein. Je weniger er von dem Inhalt verrät, desto besser." (Gotthold Ephraim Lessing)
Anmerkung, weitere: Ein anderer Titel wäre gewesen:
"Der Weltenbaum im Bücherladen - Ygrasil i Bogladen" (nach einer von Hans-Christian Andersen kurz vor seinem Tode diktierten Liste von "Märchen und Geschichten, die zu schreiben wären"; in: Andersen, Hans-Christian: Schräge Märchen. Ausgesucht und übersetzt von Heinrich Detering. In: Die andere Bibliothek (Hg. Hans Magnus Enzensberger) (Frankfurt/M.: Eichborn, 1996.) - Gemeint sind mit dem Weltenbaum übrigens Himmel, Erde und Unterwelt.
(Von wegen "interessanter 'Titel": Die Bedeutung politischer Einflussfaktoren bei der Verbreitung energiesparender Herde als angepasste technologische Entwicklung, dargestellt am Beispiel Burkina Faso. (Ingermann, Franz J.; Frankfurt: Peter Lang, 1994.).)
Anmerkung: Zu "Fußnoten":
"Diese sind langweilige Informationen, die beiseite gesetzt werden, damit sie leicht übersehen werden können." (Unbekannte Herkunft)
Und: "Fußnoten sind die Hühneraugen der Literatur." (Wolfram Weidner) - Übrigens wurden viele der überaus zahlreichen Fußnoten dieses Werkes vom Verleger am Autor vorbeigeschmuggelt!
Anmerkung: op. non cit., das meint: Dieses Werk, diese Werke, werde(n) nicht zitiert!
Anmerkung: Wer viel weiß, will noch mehr wissen! (Brockhaus-Werbung, 1997)
Impressum: Dieser kleine Druck wurde aufgelesen von: Netsrac Advocatus (Hg.), gen. C.V.
Anmerkungen: Unter gewissen 'Geburtswehen' entstand dieses Werk.
"Ein in den weitesten Kreisen zum Speisen geladener Dichter." (Daniel Spitzer meinte leider doch nicht den Herausgeber.)
Gegeben einem hochverehrten Publikum zum unschuldigen Vergnügen zur Zeit eines sommerlichen Wetters, 2003 war es wohl
Anmerkung an den Herausgeber: Das wird niemals ein anständiges Buch! Mach doch ein Drehbuch d'raus für's Fernsehen! (Ein RTL-Kommentator?!)
Prelum/Offizin/Druckerei/Verlag:
- Privatdruck -
Anmerkung: "Qui avet me mirare. Qui non aves tale quere quere que./Wer mich besitzt, soll mich bewundern. Wenn du mich nicht besitzest, suche ein solches Stück zu erwerben." (Lateinische Inschrift (auf einem Gürtel eines römischen Grabfundes (Stadtmuseum Nördlingen).) (Netter Anreiz!)
EDITION NAUSIKAA, Lutherstr. 14, 35037 Marburg (Hessen)
Getruckt zu Germaringen in Schwaben.
Begnadet mit der Freiheit zu Bayern.
Herr Censur genehmigte den Druck!
Exemplar Nr.: Signatur:
Der Verkauf dieser Schrift
- auch in gebrauchten Zustand - ist ausdrücklich untersagt. Diese Schrift wurde nicht nur für Buchhändler gedruckt und diesen freundlich gewidmet.
Anmerkung 1: Verschenken Sie diese lieber!
Anmerkung 2: "Wer zwei Paar Hosen hat, mache eines zu Geld und schaffe sich dieses Buch an." (Georg Christoph Lichtenberg)
Anmerkung 3: Dies ist hier vermutlich nicht nötig!!!!
Anmerkung 4: Kostenlose Leseexemplare können leider auch buchhändlerischen Kollegen nicht gewährt werden; das Buch kann aber gegen ein adäquates Tauschbuch abgegeben werden!
Weitere Anmerkung:
"Ein Mensch, der sich zwar selber sagt,
Daß Altersweisheit nicht gefragt,
Läßt trotzdem noch einmal was drucken
Und hofft, die Welt wird es schon schlucken."
(Eugen Roth: Der letzte Mensch.)
Editio non expurgata, castrata, purificata; sed editio definitiva.
In Übersetzung: "Diese Schrift ist nicht gereinigt, kastriert, sondern es ist die (fast) endgültige Ausgabe."
(Anmerkung: Im Gegensatz zu 'in usum Delphini', d.h. 'gefiltert und geschönt'.)
Cui dono lepidum novum libellum arida modo pumice expolitum?
Übersetzung: "Wem nur widme ich das nette neue Büchlein, das der trockene Bimsstein just geglättet?"
(Catull: Liebesgedichte; übersetzt von Otto Weinreich; Hamburg: Rowohlt; 1960.)
Dieses Buch ist vor allem meinen Eltern gewidmet, denen ich eine gute (und teure) Erziehung und Ausbildung verdanke. Sie gaben mir die Liebe zum Buch.
Anmerkung: Desweiteren gedenkt der Herausgeber hier den Frauen seines Lebens.
Dem Andenken meiner Vorbilder und Lehrer.
Dieses Buch ist meine feste Burg. (Där Sätza.)
Amor librorum nos unit. (Die Liebe zu den Büchern vereinigt uns.)
Der Sturm schüttelte das gesunde Obst und der Orkan entwurzelte die Eiche wie den Fruchtbaum. Aber: Ich ersteige unter Schweiß und Mühen die Anhöhen der buchhändlerischen Gefilde. - Möge ich nicht nutzlos gearbeitet haben.
Anmerkung: In Variation von: Rabatt habe ich nie gegeben. Aus der Selbstbiographie vom Ludwig Christian Kehr, Buchhändler in Bad Kreuznach. Anno 1834. (Reprint der Windecker Winkelpresse Günther Weiß-Margis: Windeck-Altwindeck, 1980; S. 68.)
Anmerkung: Quod deus bene vertat!/Gott lasse es gelingen!
(Anmerkung: Ob dieses Statement zum Rabatt auch ehrlich von Buchhändlern der Jetztzeit, wie von dem Inhaber einer ehemals bekannteren Universitätsbuchhandlung in Gießen, erfolgen dufte? Ich bezweifele dies aus eigener Erfahrung! Wie lange wird - vielleicht auch: darf - die Preisbindung für Bücher noch Bestand haben? Dennoch: "Books are different", so das britische Kartellgericht (Richter Buchley) in seiner Entscheidung zur Buchpreisbindung am 30.10.1962.)
! Gegen den Lesefrust, für die Leselust!
Dieses Büchlein ist dem Leser zum fleißigen Gebrauch ergebenst empfohlen.
Anmerkung (selbstgefällige) des Herausgebers:
Wer's liest, weiß mehr!
Exlibris:
Anmerkung:
"Ein Anonymus aus Tibris/sendet Palma ein Exlibris.
Auf demselben sieht man nichts,
als den weißen Schein des Lichts.
Nicht ein Strichlein ist vorhanden.
Palma fühlt sich warm verstanden.
Und sie klebt die Blättlein rein/allenthalben dankbar ein."
(Christian Morgenstern: Palma Kunkel.)
Inhaltsverzeichnis
Zum Geleid/Vorspann
Pressestimmen
1) Eingangsfrage/Incipit
2) Schreibfehler
3) Von der Sprache - oder: Über Wörter als Werkzeug
4) Die Schrift - eine große Kulturleistung der Menschheit - oder: Ein technisches, ästhetisches, kulturelles Phänomen: Basis der menschlichen Zivilisation!?
5) Die Grundlage des Geistigen. Beschreibstoffe.
6) Notiz des Schreibers eines westgotischen Rechtsbuches
7) Die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Schreiben
eines Buches - Apercus und Bonmots mit spitzer Feder
8) Vom Schriftstellern und über Schreiberlinge
9) Lobpreis der gesegneten Buchdruckerkunst
10) Typographische Geständnisse
11) Vom Verleger und verlegenden Verlegen - oder: "Bücher schreiben ist nicht schwer, Bücher machen dafür sehr"
12) Verlags-'Repräsentanten' und andere Vertreter
13) Buchmesse - oder: Das Buch als gemeine Ware
14) Bücher
15) Neues Abendlied (nach Matthias Claudius)
16) Aus: Sebastian Brant: Das Narrenschiff
17) Gedanken über Bücher - oder: Über die Liebe zu Büchern -oder: Wer nicht liest, ist doof
18) Zur und über Literatur -eine liederliche, nicht immer poetische, Sammlung
19) Presse und Reporter
20) Buchhändler - oder: Zwischen Kunst und Kommerz
21) Nicht nur "Ungeziefer"
22) Gestohlene Bücher
23) Plagiate und Nachdrucke
24) Zensur und dergleichen
25) Kann den Lesen Sünde sein?
26) Bibliophilie - oder: Eine Leidenschaft, die Leiden schafft
27) Einsame Insel
28) Leidenschaftliche Kritiker/bestsellernde Rezensenten -oder auch: "Literarische Muske(l)tiere"
29) Aus: Elias Canetti: Die Blendung
30) Private und Öffentliche Bibliotheken
31) Bibliographie
32) Witze und Stilblüten über Bücher - Erstunkenes und Erlogenes
33) Rezepte für genußsüchtige Buchhändler
34) Verleger/Sortimenter/Leser; aus: Der Schrift und Druckkunst Ehr und Macht (von Eugen Roth) 35) Der Schutzpatron
36) Das Ausleihen von Büchern
37) Epilog
38) Zum Schluß/Explicit
Postscriptum
Nachtrag
Zum Geleid/Vorspann
Anmerkung: In anderer Schreibweise 'Geleit'. - An dieser Stelle entstehen häufig die ersten Leiden des Lesers.
Anmerkung: Ein nettes Geleitwort von Eugen Roth
(aus: Die Frau in der Weltgeschichte):
"Ein Mensch, auf sturen Ernst erpicht,
Liest dieses Buch am besten nicht.
Die gute Absicht, zu erheitern,
Die brächte der gewiß zum Scheitern.
Dieses Buch kennt keinerlei Verpflichtung
Zur Weltgeschichte oder Dichtung:
Es ist ein Scherz, der seinerzeit
Bei lustiger Gelegenheit
Als Lichtbildervortrag manchen freute,
Und will auch gar nicht mehr sein heute
Als ein bescheidener Versuch - Es schaut bloß so aus, als wär's ein Buch. (...)"
Vorspann, statt eines Vorworts, oder: "Hyr beghynts"
Anmerkung: Anstelle einer Publikumsbeschimpfung: Sie gehören zu einer Minderheit, die Bücher liest. Sie sind geistig aufgeschlossen und flexibel. So biete ich Ihnen mein Plauderstündchen an. - Sie sind das beste Lesepublikum der Welt! Sie lesen meine Ergüsse!
Liebe Leserin, lieber Leser!
"Pro bonum libro" (Übersetzung: "Für das gute Buch.") heißt auch weiterhin die Devise.
Kurzweilige Kuriositäten, Geschichten und Geschichtchen, Witze (Anmerkung: "Die äußere Freiheit des Geistes ist der Humor, er ist immer souverän." (Ludwig Börne)), Aphorismen, Cartoons zum Thema "Buch" (oder vielleicht besser: "Büchernarretei"), die in diesem "literarischen Brevier" aus Liebhaberei zusammengetragen sind, mögen in diesem sorgfältig ausgewählten besinnlich-spritzigen Sammlerkabinett und 'armarium' (Übersetzung: Schrank; in diesem ist der Bücherschatz, der 'Thesaurus', der 'Büchervorrat'.) zur Erheiterung beitragen und/oder zum Nachdenken drängen. (Anmerkung: Manch einer wird vielleicht jetzt schon dieses Büchlein in das Regal zurückstellen (wollen). SIE aber, als aufgeschlossener Leser, sind geistigen Aufwand gewohnt!) So reicht die Facette dieses durchaus auch provozierenden Stundenbuches von informierend-amüsant, tief- und hintersinnig, über unterhaltsam, heiter, witzig, juxig, (selbst)ironisch bis hin zu spöttisch-bissig. (Anmerkung: "Die meisten Menschen sprechen nicht, zitieren nur. Man könnte ruhig fast alles, was sie sagen, in Anführungsstriche setzen, denn es ist überkommen, nicht im Augenblick des Entstehens geboren." (Christian Morgenstern) Anmerkung 2: "Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muß nur versuchen, es noch einmal zu denken." (Johann Wolfgang von Goethe))
Alle Beiträge, Glossen und Zitate (Anmerkung: Die (numerische) Anzahl der Zitate und übrigen Beiträge erscheint mir nicht aufrechnungswürdig (auch wenn's harte Arbeit war); nicht Quantität, sondern Qualität zählt. (Wenn sich das auch die übrige Bücherlandschaft zu eigen machen könnte! (In Form, Länge und Publikationsbedürf(t)niss.)) dieser 'erlesenen' Textsammlung aus der Bannmeile der Bücherwelt sind lesens- und, vor allem, überdenkenswert - und/oder: buch(ens)wert. - Steigen wir so gleich ein in den Spaziergang durch die Buchgeschichte(n), in die (auch) "Komödie des Buches" (Anmerkung: Um hier auf einen anderen Buchtitel zu verweisen!), in die seltsamen Abenteuer mit Büchern, die die verschiedensten Gestalten in deren Bann erleben - derweil ihr Glück, aber auch ihre Not, mit Büchern schildernd. Genießen wir gemeinsam dieses Bücher-Barbecue.
Der Herausgeber dankt den Verlagen und Autoren für die nicht explizit genehmigte Abdruckerlaubnis in diesem (spöttelnden) Almanach.
(Anmerkung: Der Herausgeber leidet an einer nur recht geringen Geschmacksver(w)irrung; wenn diese chronisch ist, wird sie 'dementia literaria' (freiere Übersetzung: Bibliomanie) genannt.)
(Anmerkung zur Danksagung: Da es in vielen Fällen nicht möglich war, den Rechtsinhaber resp. Rechtsnachfolger ohne weiteres zu eruieren, konnte keine Nachdruckerlaubnis eingeholt werden. Honoraransprüche der Verlage, Autoren oder Erben können (so) leider nicht erfüllt werden (was auch wegen mangelnden Abverkaufs und mangelnder Liquidität nicht möglich wäre). Es wird die großzügige Nachsicht und das großmütige Verständnis der Rechtehalter erbeten! - Dient doch diese Publikation nicht zuletzt auch dazu, mehr Lust zu machen auf das Lesen, auf mehr Lust an Büchern. - Vielen Dank für diesen Großmut! - Där (verlegene) Verläga.)
(Anmerkung: Die Grenzen zwischen Finden und Stehlen sind für einen passionierten Zitatenjäger fließend.)
Er dankt auch den vielen, z.T. sehr ausführlichen und liebevollen Zuschriften, die ihm vom "Normalleser" (Anmerkung: Wer oder was ist ein "Normalleser"?) postalisch zugestellt wurden.
Diese ergänzten diese nicht-reflektierende (Anmerkung: "Oh, wieviel Leeres gibt es auf der Welt." (Klage des römischen Dichters Aulus Perius.)) Zusammenstellung von Fundsachen, dieses Schatzkästlein für neugierige, lesebegeisterte BÜCHERfreunde, ganz prächtig.
Ideal ist diese Sammlung zur Erweiterung des eigenen Anekdoten- und Zitatenschatzes. Merke: Zitate kommen nicht nur in Reden immer wieder gut an. - Dazu lernen Sie auch die wundersame, nicht immer nette, Welt der Bücher kennen. Verblüffen Sie andere Leser, Buchhändler, Verleger ... mit Ihren Kenntnissen! Lassen auch Sie sich von dem Stallgeruch der 'Magie des Buches' einfangen.
Viel Vergnügen beim Blättern, Stöbern, Lesen!
Carsten Vogt
Herausgeber/Homunculus librorum
((Verlegen(d)er, simpler Buchhändler/bibliopola))
Anmerkung: "Dies ist der Jünger, der dies geschrieben hat." (Johannes 21, 24.) - Hier meint der Herausgeber zweckentfremdet 'Jünger Gutenbergs'.
PS I: Sollten neue Geschichten usw. über Büchlein, Leser, Autoren auftauchen, so ist der Herausgeber sehr verbunden, wenn ihm eine Nachricht zukommen würde! Insbesondere fehlt noch eine weitere Erzählung, in der ein Büchernarr durch herabstürzende Bücher erschlagen wird.
PS II: Ich danke meine dick- und dünnschädeligen Landsleuten für die gute Aufnahme des Buches.Anmerkung: Und Abnahme! (Nicht im Originalzitat.)
Anmerkung: Ein Zitat. (Georg Christoph Lichtenberg)
Ergänzendes Zitat: "Das Buch muß erst ausgedroschen werden." (Georg Christoph Lichtenberg) - Meinte Lichtenberg dieses Buch???
Anmerkung: Errataverzeichnis ist beigefügt; der Drucker wurde gefeuert, die Restauflage eingestampft; der Verleger meldete Konkurs an, der Herausgeber erschoß sich - furchtbar, ganz fürchterlich traurig!
Pressestimmen
"Angesichts dieses einmaligen Buches geraten Literaturfreunde in Verzückung." (Nordostdeutsche Zeitung)
"Ein verlegerisches Unternehmen, das höchte Anerkennung verdient." (Freie Stimme von Bayern)
"Das kreativste Buch des Jahres, ein wahres Schmuckstück; lobenswert lesenswert." (Merkur, Venus, Mars)
"Dieses Capriccio ist ein wirklicher Glücksfall." (Neue deutsche Welle 3)
"Ein Markstein in der vielseitigen deutschen Buchgeschichte." (Der andere Bote)
"Die Werbung hat hier nicht zuviel versprochen, eine seltene Tatsache." (Sieben-Schwaben-Brief)
"Diese Schrift wendet sich an intelligente Leser, die ihren Horizont erweitern wollen. Der Herausgeber schreibt für sie, immer auch seinen eigenen Horizont erweiternd." (Germaringer Tageblättchen)
"Die Entdecker neuer Welten müssen sich so gefühlt haben wie die Leser dieser Anthologie." (ZeitPUNKT)
"Dieser 'Zwiebelfisch' ist ein echter Setzkasten von Fundstellen; einfach umwerfend!" (LiteraTour)
"Ein großartiges Lese(r)abenteuer; ein sehr heiteres, überraschendes Buch." (Hessische Presse, Armburg)
"Ein überwältigendes Logbuch der Leselust, das dem Leser den Atem verschlägt; wieder und wieder." (Marburger Magazin)
"Stilblüten sammeln sollte nur, wer ein Liebhaber ist." (Karl Kraus; in: Aus dem Himmel und der Hölle - Zeitschrift für das Jenseits; 1. Jgg. 1/1997)
"Virtuose Aussparungen üben einen neuen, anspruchsvollen Reiz aus; meisterhaft und kunstvoll irritierend." (New Area, Aitrang)
"Ein Buch, das man nicht so schnell vergißt. Hier verschmelzen Teile zu einem Ganzen." (Die TRIbühne)
"Dieses Buch funkelt in seinem Reichtum von Gedankensplittern - eine nicht immer leichte Lektüre." (Leipziger Messe-Zeitung)
"Ein wertvolles, ein verrücktes Buch, das die Lanze für das Medium Buch bricht." (Der kreisende Bote)
"Es gibt mehr Bücher über Bücher als über irgendeinen anderen Gegenstand. Wir machen nichts, als einander zu glossieren." (Michel de Montaigne; eine vorzeitige Rezension; in: Essais 3.)
"Ein schriller, ein schräger, ein verrückter Genuß!" (Radio 5, der Info-Kanal für den deutschen Buchhandel)
"Fulminant, extravagant - einfach herrlich." (NNTV - New-News-Television)
"Wer dieses Buch nicht liest, der versäumt etwas ganz Kostbares. Wer dieses Buch nicht als Spaß ansieht, der begeht einen grandiosen Fehler." (Das Blättle, Kempten)
"Der Herausgeber zeigt seine Leidenschaft für gute und schlechte Bücher." (Die Bücherstimme)
"Spannend, rasant, unterhaltend, intelligent: Alles, was ein Buch braucht." (BB - BlödelBlatt)
"Ich habe das Buch in Rekordzeit durchgelesen. Es ist mein Favourit. Der Autor bringt Infos pur. Ein Volltreffer." (Eine Buchhändlerin aus M., die nicht genannt werden will, damit sie noch Zeit zum Lesen hat.)
"Dieses Buch hat nur einen fiesen Kritiker gehabt. Aber der hat das Buch beim Lesen verkehrt herum gehalten. " (Martin Steve)
1) Eingangsfrage/Incipit
"Quis leget haec?" ("Wer soll das Zeug lesen?")
(Persius Flaccus: Satirae.)
2) Schreibfehler
"Gib Leser nicht zu sehr
auf alle Fehler acht:
Noch nie ist wohl ein Buch
und der so es gemacht
und der es so gekauft
und der es so gelesen -von allen Fehlern
frei gewesen."
(Sebastian Friedrich Trescho)
Anmerkung 1: Lehrer von Johann Gottfried Herder.
Anmerkung 2: Verzeichnis der Druckfehler dieses Büchleins im Druckfehlerverzeichnis!
"Ich denke immer, wenn ich einen Druckfehler sehe, es sei etas Neues erfunden."
(Johann Wolfgang von Goethe)
3) Von der Sprache - oder: Über Wörter als Werkzeug3.1) Der erste Buchstabe
Dies war das O. Als nämlich Adam zum ersten Mal die Augen aufschlug, war er von der Schönheit seiner Umgebung so überwältigt, daß er ausrief: "O" !" Der zweite Buchstabe der entstand, war das Ü, und zwar in dem Moment, als Adam Eva erblickte. Er ging auf diese, seine neue Lebensgefährtin zu, schnupperte an ihr herum und formte das Ü, das durch ein Zusammenziehen der Nasenflügel beim Schnuppern gebildet wird. ("Theorie" von J.P. Ericus, nach Rath-Vegh: Komödie; S. 13.)
3.2) Der Turmbau zu Babel
"Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache ... "Wohlauf, laßt uns eine Stadt und einen Turm bauen, des Spitze bis an den Himmel reiche, daß wir uns eine Namen machen! Denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder." Da fuhr der Herr hernieder und sprach: "Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen... Wohlauf, lasset uns herniederfahren, und ihre Sprache daselbst verwirren, daß keiner des anderen Sprache verstehe!" Also zerstreute sie der Herr."3.3) Zum Sprachverfall"Wenn die Sprache nicht stimmt,
so ist das, was gesagt wird,
nicht das, was gemeint ist.
Ist das, was gesagt wird,
nicht das, was gemeint ist,
so kommen die Werke nicht zustande.
Kommen die Werke nicht zustande,
so gedeihen Moral und Kunst nicht.
Gedeihen Moral und Kunst nicht,
so trifft die Justiz nicht.
Trifft die Justiz nicht,
so weiß das Volk nicht,
wohin Hand und Fuß setzen.
Also dulde man keine Willkür in den Worten.
Das ist alles, worauf es ankommt."
(Konfuzius; 500 v.Chr.)
3.4)
"Worte sind gleich Flammen in der Nacht,
Gefühle und Gedanken fliegen wie Motten hinein."
(Otto Wirz)
3.5)
"Der Erfinder des Alphabets gab uns den Ariadne-Faden unserer Gedanken in die Hand und den Schlüssel zur Natur."
(Antoine des Rivarol)
3.6)
"Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache,
wir bräuchten die Waffen nicht."
(Ingeborg Bachmann)
3.7)
"1974 konnten die meisten Landfrauen die Wahlzettel nicht lesen... Das durfte nicht so weitergehen. Um in Ägypten überhaupt eine Art Demokratie zu erreichen, mußten die Frauen endlich aufwachen."
(Jehan Sadat)3.8) "Slang ist die Sprache in Pantoffeln."
(Unbekannte Herkunft)
3.9) "Slang ist der durchgescheuerte Hosenboden der Sprache."
(Truman Capote)
3.10) "Slang ist die Sprache, die ihre Jacke auszieht, die Hemdsärmel aufkrempelt, in die Hände spuckt und an die Arbeit geht."
(Carl Sandburg)
3.11) "Slang ist Sprache in Rollkragenpullover und Bluejeans."
(Thornton Wilder)
3.12) "Sprache ist nach dem Küssen das erregendste Kommunikationsmittel, das die Menschheit entwickelt hat."
(Unbekannte Herkunft)
3.13) "Sprache ist eine Fähigkeit, die oft das Denken ersetzen muß."
(Unbekannte Herkunft)
3.14) "Sprache ist der Leib des Denkens."
(Georg Wilhelm Friedrich Hegel)
3.15) "Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken."
(Samuel Johnson)
3.16) "Sprache ist die Quelle aller Mißverständnisse."
(Antoine de Saint-Exupery)
3.17) "Sprache ist ein elementares Verständigungsmittel, das zahllosen Menschen dazu dient, aneinander vorbeizureden."
(Peter Kilian)
3.18) "Die deutsche Sprache ist die tiefste, die deutsche Rede die seichteste."
(Karl Kraus)
3.19) "Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unsres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache."
(Ludwig Wittgenstein)
3.20) "Und nur sprachlich gefaßte Gedanken sind mitteilbar, alle anderen gehen mit dem, der sie denkt, zugrunde."
(Dieter E. Zimmer: So kommt der Mensch zur Sprache.)
3.21) "Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig."
(2. Korinther 3, 6.)
3.22) Warum und wozu? - "Was mich angeht, so zweifle ich kaum daran, daß dieses gebieterische Bedürfnis angeboren ist, daß es irgendwo in der Sprache als genetischer Code verzeichnet steht und sich spontan entwickelt."
(Jacques Monod (Genetiker).)
3.23) "In keiner Sprache kann man sich so schwer verständigen wie in der Sprache."
(Karl Kraus)
3.24) "Durch Worte herrschen wir über den ganzen Erdenkreis; durch Worte erhandeln wir uns mit leichter Mühe alle Schätze der Erde. Nur das Unsichtbare, das über uns schwebt, ziehen Worte nicht in unser Gemüt herab."
(Heinrich Wackenroder)
3.25) "Sprache ist zwar auch ein gemeinsamer Nenner, aber nicht nur ein gemeinsamer Nenner, - da muß noch viel Inviduelles hinzukommen."
(Unbekannte Herkunft)
3.26) Die Wörter sprechen - man muß sie nur fragen
"Nicht nur BÜCHER, auch Wörter haben ihre
Geschicke und ihre Geschichte.
Da wandert ein fremdes Wort in eine andere SPRACHE
ein und wird dort vielleicht als augen-und ohrengefälliges FREMDWORT geschätzt oder auch
verpönt, vielleicht mehr oder weniger zurechtgestutzt,
herausgeputzt als
LEHNWORT eingebürgert. Da kommen
Wörter unversehens in Mode und wieder ausser MODE,
werden vergessen und wiederentdeckt.
Und dieses bunte Leben der Wörter erstreckt sich anders
als das kurzlebige Menschenleben über
Jahrhunderte und Jahrtausende und über alle
VÖLKER und Sprachen hinweg, so weit jeweils
Handel und Wandel reichen."
(Klaus Bartels: Wie Berenike auf die Vernissage kam.)
3.27) "Sprache ist die Seele des Verstandes, und Lesen ist der wesentliche Prozeß, durch den der Verstand über die banalen Erfahrungen des täglichen Lebens hinaus kultiviert wird."
(Charles Scribner)
3.28) "Stimmt die Sprache nicht, so ist das, was besagt wird, nicht das, was gemeint ist, so kommen die Werke nicht zustande. Entstehen die Werke nicht, so gedeihen Moral und Kunst nicht. Gedeihen Moral und Kunst nicht, so funktioniert die Rechtspflege nicht. Trifft die Rechtspflege nicht, so weiß die Nation nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Also dulde man keine Willkür in den Worten."
(Li Tai-Peh)
3.29) "Die Sprachen sind die Scheiden, darin die Schwerter des Geistes verborgen stecken."
(Martin Luther)
3.30) "Die Sprache gehört zum Charakter des Menschen."
(Francis Bacon)
3.31) "Wenn die in einem Lande allgemein gebräuchliche Sprache verdorben wird, folgt dem die Erniedrigung nach."
(John Milton)
3.32) "Die Sprache wurde uns gegeben, um die Gedanken auszudrücken."
(Moliere)
3.33) "Der Deutsche soll alle Sprachen lernen, damit ihm zu Hause kein Fremder unbequem, er aber in der Fremde überall zu Hause ist."
(Johann Wolfgang von Goethe)
3.34) "Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen."
(Talleyrand)
3.35) "So lange der Mensch noch ohne Sprache war, muß die Welt gleichsam ein Chaos für ihn gewesen sein."
(Karl Philipp Moritz)
3.36) "Man denkt vom Verstand eines Menschen zu hoch, dessen Idiom man nur halb versteht."
(Jean Paul)
3.37) "Die deutsche Sprache ist die Orgel unter den Sprachen."
(Jean Paul)
3.38) "Ein Mensch, der vier Sprachen kann, hat den Wert von vier Menschen."
(Germaine (Madame) de Stael)
3.39) "Die Sprache ist gleichsam die äußere Erscheinung des Geistes der Völker. Man kann sich beide nicht identisch genug denken."
(Wilhelm von Humboldt)
3.40) "Die Sprache eines Volkes ist der hellste Spiegel seines Gemütes und seinen geistigen Lebens; wer sich der Sprache seines Volkes entfremdet, entfremdet sich seinem Volke selbst."
(Ernst Moritz Arndt)
3.41) "Wohl unserer Sprache, daß sie ungelenk ist! Der Starke zwingt sie, und den Schwachen zwingt sie; dort wird die Erscheinung der Kraft sichtbarer, schöner, hier das Unvermögen auffallender, und so bleibt das Reich der Schönheit reiner, adeliger, unvermischter."
(Novalis, Freiherr Friedrich von Hardenberg.)
3.42) "Die Sprache kümmert sich um nichts als um ihre eigene wunderbare Natur."
(Novalis, Freiherr Friedrich von Hardenberg.)
3.43) "Es ist eine schlechte Sprache, die niemand versteht."
(Dänisches Sprichwort)
3.44) "Des Menschen Sprache gleicht seinem Leben."
(Sokrates)
3.45) "Sie wurden alle mit dem heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Zungen zu reden."
(Apostelgeschichte 2, 4.)
3.46) "Jeder Mensch hat seine eigene Sprache. Sprache ist Ausdruck des Geistes."
(Novalis, Freiherr Friedrich von Hardenberg.)
3.47) "Die Sprache zeigt sich überall haushälterisch, sie wendet die kleinsten, unscheinlichsten Mittel auf und reicht damit doch zu großen Dingen hin."
(Jacob Grimm)
3.48) "Keine andere Sprache befindet sich in einem so erbarmungswürdigen Zustand wie die deutsche."
(Wilhelm Grimm)
3.49) "Sprache soll dem reinen, durchsichtigen Wasser gleichen, durch das wir die Gebilde auf dem Grunde sehen."
(Friedrich Theodor Vischer)
3.50) "Eine fremde Sprache lernen und gut sprechen gibt der Seele eine innere Toleranz; man erkennt, daß alles innerste Leben sich auch noch anders fassen und darstellen lasse; man lernt fremdes Leben achten."
(Berthold Auerbach)
3.51) "Ist eine reine, einfache Sprache nicht etwas Schönes, Edles?"
(Theodor Storm)
3.52) "Erst in der Sprache nimmt die Welt ihre geistige Gestalt an."
(Karl Vossler)
3.53) " 'Er beherrscht die deutsche Sprache' - das gilt vom Kommis. Der Künstler ist ein Diener am Wort."
(Karl Kraus)
3.54) "Wer nichts der Sprache vergibt, vergibt nichts der Sache."
(Karl Kraus)
3.55) "Die Poesie soll dazu verhelfen, nicht nur die Sprache der Zeit zu verfeinern, sondern ihrem allzu raschen Wechsel vorzubeugen."
(Thomas Stearns (T.S.) Eliot)
3.56) "Die Sprache ist der Papagei des Gedankens, und ein schwer gelehriger, nichts weiter."
(Friedrich Hebbel)
3.57) "Worte sind Fehlschüsse, leider aber unsere besten Treffer."
(Gerhart Hauptmann)
3.58) "Fassen wir uns kurz. Die Welt ist übervölkert von Wörtern."
(Stanislaw Jerzy Lec)
3.59) "Wann beherrscht du eine Sprache wirklich? Wenn du Kreuzworträtsel in ihr lösen kannst."
(Kurt Tucholsky)
3.60) "Worte sind Luft, aber die Luft wird zu Wind und macht die Schiffe segeln."
(Arthur Koestler)
3.61) "Niemand holt sein Wort wieder ein."
(Wilhelm Busch)
3.62) "Der Unterschied zwischen einem richtigen und einem beinahe richtigen Wort ist derselbe wie der zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen."
(Mark Twain)
3.63) "Mit jeder Sprache, die du erlernst, befreist du einen bis daher in dir gebundenen Gesit."
(Friedrich Rückert)
3.64) Sarasvati, die indische Göttin, ist die Gattin Brahmas. Sie gilt als Begründerin aller echten (schönen) Künste und Wissenschaften. Von ihr sollen die Sprache, also das Wort, und die Schrift, die Dichtung, die Musik und die bildenden Künste kommen. Das Saiteninstrument, das sie in den Händen hält, ist die Vina - eines der ältesten Musikinstrumente Indiens.
3.65) "Es sind die Wörter, die der Welt ihren Zusammenhalt verleihen." (Alberto Manguel)
3.66)
"sprechunfähig fliegen die hexen aus den häusern
der eisenriegel der hütten kommt aus dem boden
man schütze sich gegen die hauchlosen lider
der wenn-wölfe
das wort ist ein unerklärliches geräusch
krank wurde der mensch daran"
(Ilse Schneider-Lengyel, Dichterin, Fotografin,
Kunsthistorikerin (1903-1972), Mitglied der "Gruppe 47", ihr gehörte das Haus am Bannwaldsee bei Schwangau, wo sich die Gruppe gründete, 1952.)
3.67) "Der glitzernden Oberfläche der Worte dürfen wir nicht trauen. Es gilt, uns ins Dunkel ihrer Bedeutung zu vertiefen."
(Alberto Manguel: Im Spiegelreich)
4) Die Schrift - eine große Kulturleistung der Menschheit - oder: Ein technisches, ästhetisches, kulturelles Phänomen: Basis der menschlichen Zivilisation!?
4.1) "die schrift ist der schlüssel zur kultur sie kann auch ein öffner unseres herzens sein"
4.2.) "Des Daseins eigentlichen Anfangs
macht die Schrift."
(Heraklit)
4.3) "DIE GEOMETRIE kann lesbare Buchstaben hervorbringen, aber einzig die Kunst verleiht ihnen Schönheit.
&
DIE KUNST beginnt, wo die Geometrie aufhört und verleiht den Buchstaben einen Charakter, der nicht meßbar ist."
(Kai Serfling, HTWK Leipzig,
Fachbereich Polygraphische Technik.)
4.4) Warnung"Denn diese Erfindung (der Schrift) wird den Seelen der Lernenden viel mehr Vergessenheit einflößen aus Vernachlässigung der Erinnerung, weil sie im Vertrauen auf die Schrift sich nur von außen vermittels fremder Zeichen, nicht aber innerlich sich selbst und unmittelbar erinnern werden. Nicht also für die Erinnerung, sondern für das Erinnern hast du ein Mittel erfunden, und von der Weisheit bringst du deinen Lehrlingen nur den Schein bei, nicht die Sache selbst."
(So warnt Sokrates in dem Dialog "Phaidros" von Platon.)
4.5) "Mit Schreiben und Lesen fängt das Leben erst an."
(Griechisches Sprichwort)
4.6) "Selbst unter der Hand des Henkers will ich noch die Rechtschreibung einhalten!"
(Theophile Gautier)
4.7) "In diesem Sinne geht der industrielle Fortschritt an unsere physische und psychische Substanz, und der Untergang der schwarzen Kunst ist nur ein kleiner Teil des Prozesses, der unsere Sinnlichkeit zerstört. Brot und Schrift, ein frisches Glas Milch, eine gut gesetzte und gedruckte Seite, das wird es vielleicht auch in zwanzig Jahren noch geben, als Luxusgut 'for the happy few'. Wer sich das nicht leisten kann, wird sich beim Frühstück, eingehüllt in eine Staubwolke von 'Pulverschnee' die Zähne am Kautschuk-Brötchen und die Augen am programmgesteuerten Dreck der 'Print-Medien' verderben." (Hans Magnus Enzensberger, in: Das Brot und die Schrift.)
(Anmerkung: Wen das übertrieben dünkt, der möge sich einmal eine Tageszeitung, einen 'Spiegel' oder 'Die Zeit' aus den frühen 60er Jahren aus dem Archiv besorgen und seine Augen vergleichen lassen!
Weitere Anmerkung: Hans Magnus Enzensberger hat seinen Worten Taten folgen lassen. Von 1985 bis 1996 sind in der Druckerei Greno (Nördlingen) 144 Bände der 'Anderen Bibliothek' (Herausgeber: Enzensberger) erschienen, alle in Bleisatz und Buchdruck erschienen und heute von Sammlern und Bibliophilen gesucht und begehrt. Doch 1997 mußte sich auch Enzensberger wirtschaftlichen Zwängen beugen. Die 'Andere Bibliothek' wird seitdem in Fotosatz und Offset hergestellt.)
5) Die Grundlage des Geistigen. Beschreibstoffe.
5.1) "Fremde Runen werden gezeichnet auf eschenen Tafeln. Was der Papyrus sonst tut, kan auch das flache Stück Holz."
(Venantius Fortunatus; um 565 n.Chr.)
5.2) Lob des PapiersWie Schlichtheit und Verfeinerung in der Welt wechseln,
wird die allgemeine Ordnung gefördert oder gemindert.
Die Sitten folgen dem Wandel der Zeit,
und Werkzeuge und Dinge ändern sich.
Kerbhölzer ersetzen die Knotenschnüre der Urzeit,
und zuletzt löste Papier die Bambusstäbe ab.
Es ist wohlfeil und geeignet,
es erfüllt die wechselnden Bedürfnisse.
Sein Wesen ist vielfältig,
wir wollen es mit Geschick und Sorgfalt herstellen.
Streng geformt wird es von vier Seiten umschlossen.
Auf reinen Fasern, im feinsten Gefüge
empfängt es die Form der Kunst und bewahrt die Schrift.
Wahrlich, es wartet die Muse,
und der Genius erwählt diesen schlichten Stoff,
um aus Altem Neues zu schaffen.
Ausgebreitet bietet es sich willig an.
Ungeprüftes wird man nicht aufnehmen.
Frei schwebt der Geist oder ruht, um zu enthüllen,
um zu verbergen.
Im besonderen:
Wenn die sechs Bindungen nicht geordnet sind
und wir in Einsamkeit ein stilles Leben führen,
geben wir geschuppten Fischen und Wildgänsen mit,
was unser Pinsel im Flug niederschrieb.
Was uns das Herz eingab, vertrauen wir
über zehntausend Meilen einem kleinen Stück Papier an.
5.3) "Ein Papier ist ein Werkzeug des Gelehrten,
Ist ein Vorrat der Bücher.
Ein Papier ist der Hausrat der Kanzlei,
Ist ein Schatz des Schülers,
Ein Erhalter der menschlichen Freundschaft.
Mein Papier, du bist ein herrlich Sach!"
(Abraham a Sancta Clara);
6) Notiz eines Schreibers eines
westgotischen Rechtsbuches im 8. Jahrhundert;;
"O beatissime lector, lava manus tuas et sic librum adprehende, leniter folia turna, longe a littera digito pone. Quia qui nescit scribere, putat hoc esse nullum laborem. O quam gravis est scriptura: oculos gravat, renes frangit, simul et omnia membra contristat. Tria digita scribunt, totus corpus laborat..."
("O glücklichster Leser, wasche Deine Hände und fasse so das Buch an, drehe die Blätter sanft, halte die Finger weit ab von den Buchstaben. Der, der nicht weiß zu schreiben, glaubt nicht, daß dies eine Arbeit sei. O wie schwer ist das Schreiben: es trübt die Augen, quetscht die Nieren und bringt zugleich allen Gliedern Qual. Drei Finger schreiben, der ganze Körper leidet...")
7) Die allmähliche Verfertigung der Gedanken
beim Schreiben eines Buches - Apercus und Bonmots mit spitzer Federkunst
7.1) "Docti male pingunt." (Gelehrte schreiben schlecht.)
(Lateinisches Sprichwort)
7.2) "Schreiben ist geschäftiger Müßiggang."
(Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen IV; 1733.)
7.3) "Schreibe, wie du redest, so schreibst du schön."
(Gotthold Ephraim Lessing; an seine Schwester.)
7.4) "Der Mensch, der die Bücher schrieb, hat nicht existiert. Kein Schriftsteller existiert. Er lebt in seinen Büchern, das ist alles."
(Paul Bowles)
7.5) "Man muß jedesmal so schreiben, als ob man zum ersten und letzten Male schriebe. So viel sagen, als ob's ein Abschied wäre, und so gut, als bestände man ein Debüt."
(Karl Kraus: Sprüche und Widersprüche.)
7.6) "Siehe, da ist nichts, das über die Schreibkunst geht. Du sollst sie mehr lieben als Deine Mutter; so kannst Du Dich vor harter Arbeit schützen und ein Beamter hohen Rufs werden."
(Aus Ägypten (vielleicht 2000 v.Chr.); so rät ein Vater seinem Sohn, der in die Schreibschule geht.)
7.7) "Schreiben heißt über dem Abgrund schweben, gehalten nur von der Grammatik."
(Heimito von Doderer)
7.8) "Schreiben bedeutet: Sich selber lesen."
(Max Fritsch)
7.9) "Schreiben ist selbstauferlegter Zwang zur Präzisierung des Denkens."
(Ron Kritzfeld)
7.10) "Schreiben: Einen Gedanken in Starrkrampf versetzen."
(Hans Kudszus)
7.11) "Schreiben ist die einzige Tätigkeit, mit der man, ohne lächerlich zu wirken, kein Geld verdienen kann."
(Jules Renard)
7.12) "Schreiben meint: Um seine Gedanken einen Zaun ziehen."
(Jürgen Werner)
7.13) "Die Feder ist ein Werkzeug, die Schreibmaschine eine Maschine. Diese, an ihrem Ort nützlich, wirkt zersetzend, sobald sie sich in vitale Vorgänge drängt - und das ist doch wohl das Denken. Hier verzichtet man freiwillig auf seine Luftröhre zugunsten einer Silberkanülle."
(Sigismund von Radecki)
7.14) "Ich schreibe mit der Füllfeder. Sie ist, nach Pinsel, Gänsekiel und Stahlfeder, die letzte Etappe vor den Fallbeilen der Schriftguillotine, nämlich der Schreibmaschine."
(Sigismund von Radecki)
7.15) "Lesen macht einen Menschen vielseitig, Verhandlungen machen ihn geistesgegenwärtig. Schreiben genau!"
(Francis Bacon)
7.16) "Schreibe dies zum Gedächtnis in ein Buch."
(2. Moses 17, 14.)
7.17) "Schreiben ist eine Art von Therapie; manchmal frage ich mich, wie jene Menschen, die nicht schreiben, komponieren oder malen, es fertigbringen, dem Wahnsinn, der Melancholie oder der panischen Angst zu entfliehen, die mit dem Menschsein verknüpft sind."
(Graham Greene)
7.18) "Schreibe so, daß du witzig bleibst, selbst wenn man dich falsch verstanden haben sollte."
(Stanislaw Jerzy Lec)
8) Vom Schriftstellern und über Schreiberlinge - oder: Lächelnde Dichter & ((lächerliche) Autoren - oder: Dichtkunst - oder: Kritikaster - oder: der Genet
8.1) "Schreiber und Studenten sind der Welt Regenten."
(Deutsches Sprichwort)
8.8) "Wen die Götter hassen, den machen sie zum Schreiber oder zum Schulmeister."
(Unbekannte Herkunft)
8.3) "Der Schreiber setzt seine Seele ins Tintenfaß."
(Deutsches Sprichwort)8.4) "Dichter ist, wer Figuren erfindet, die ihm niemand glaubt und die doch keiner vergißt."
(Elias Canetti)
8.5) "Acht Bände hat er geschrieben. Er hätte gewiß besser getan, er hätte acht Bäume gepflanzt oder acht Kinder gezeugt."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.6) "Bei vielen Menschen ist das Versemachen eine Entwicklungskrankheit des menschlichen Geistes."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.7) "Nicht jeder Original-Kopf führt eine Original-Feder, und nicht jede Original-Feder wird von einem originellen Kopf regiert."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.8) "Es gibt wenige Gelehrte, die nicht einmal gedacht haben, sich reich zu schreiben. Das Glück ist nur wenigen beschieden. Unter den Büchern, die geschrieben werden, machen wenige ihr Glück, wenn sie leben bleiben; und die meisten werden tot geboren."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.9) "Auf das Wohlsein der Poeten,
Die nicht schillern und nicht goethen,
Durch die Welt in Lust und Nöten
Segelnd frisch auf eignen Böten."
(Joseph von Eichendorff)
8.10) "Geistiges möglichst ungeistig, sinnlich, heiter, unscheinbar zu sagen - : es bleibt das letzte Ziel jedes Schriftstellers."
(Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft.)
8.11) "In die Welt zu gehen ist deswegen für einen Schriftsteller nötig, nicht sowohl damit er viele Situationen sehe, sondern selbst in viele komme."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.12) "Es ist traurig, daß die meisten Bücher von Leuten geschrieben werden, die sich zu dem Geschäft erheben, anstatt daß sie sich dazu herablassen sollten. (....) Aber so schreibt jedermann gern über Dinge, worin er sich noch selbst gefällt; und man gefällt sich selten in Dingen, die man so inne hat und übersieht wie etwa das Einmaleins. Wer, wenn er schreibt, um sich Genüge zu tun, alles sagt, was er weiß, schreibt gewiß schlecht. Hingegen wer anhalten muß, um nicht zu viel zusagen, kann sich eher Beifall versprechen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.13) "Es ist leider in Deutschland der allgemeine Glaube, doch nur, gottlob, unter den eigentlich Unmündigen, daß jemand von demjenigen viel verstehen müsse, worüber er viel geschrieben hat. Gerade das Gegenteil! Die Leute, die keine Denker sind und bloß schreiben, um zu schreiben und im Meßkatalogus zu stehen, verstehen oft vierzehn Tage nachher weniger von dem, was sie geschrieben haben, als der erbärmlichste ihrer Leser. Gott bewahre alle Menschen vor dieser Art von Schriftstellerei! Es ist aber leider die gemeinste."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.14) "Mich wundert immer, daß Herrscher nie probieren, ob ein Autor, der große Ideen präsentierte, fähig ist, diese in die Tat umzusetzen. Das kommt vermutlich daher, daß Herrscher keine Zeit haben, etwas zu lesen."
(Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues.)
8.15) "Der gute Schriftsteller ist der, der viel und lange gelesen und nach hundert Jahren noch in allerlei Format aufgelegt und eben dadurch das Vergnügen des Menschen im allgemeinen wird. Das ganze menschliche Geschlecht lobt nur das Gute, das Individuum oft das Schlechte."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.16) "Ein schlechter Schriftsteller ist von dem guten nicht dem Grade nach unterschieden, daher gibt es große schlechte Schriftsteller."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.17) "Heutzutage machen drei Pointen und eine Lüge einen Schriftsteller."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.18) "Ob ein Mann, der schreibt, gut oder schlecht schreibt, ist gleich ausgemacht; ob aber einer, der nichts schreibt und stillesitzt, aus Vernunft oder aus Unwissenheit stillesitzt, kann kein Sterblicher ausmachen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.19) "Man muß kein Werk, hauptsächlich keiner Schrift die Mühe ansehen, die sie gekostet hat. Ein Schriftsteller, der noch von der Nachwelt gelesen werden will, muß es sich nicht verdrießen lassen, Winke zu ganzen Büchern, Gedanken zu Disputationen in irgendeinen Winkel eines Kapitels hinzuwerfen, daß man glauben muß, er habe sie zu Tausenden wegzuschmeißen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.20) "Was mich allein angeht, denke ich nur, was meine guten Freunde angeht, sage ich Ihnen, was nur ein kleines Publikum bekümmern kann, schreibe ich, und was die Welt wissen soll, wird gedruckt. Von einem Gedanken, der mich angeht, brauche (ich) nur ein Exemplar, ebenso für den Freund und das kleine Publikum ebensoviel, jedes auf seine Art gedruckt, wie es sich für sie am besten schickt und am bequemsten ist; die Welt muß mehrere Exemplare haben, und so lassen wir drucken. Wäre es möglich, auf irgendeine andere Art mit ihr zu sprechen, daß das Zurücknehmen noch mehr stattfände, so wäre es gewiß dem Druck vorzuziehen."(Georg Christoph Lichtenberg)
8.21) "Der Mangel an Ideen macht unsere Poesie jetzt so verächtlich. Erfindet, wenn ihr wollt gelesen sein. Wer, Henker, wird nicht gern etwas Neues lesen?"
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.22) "Bücher werden aus Büchern geschrieben, unsere Dichter werden meistenteils Dichter durch Dichter lesen. Gelehrte sollten sich mehr darauf legen, Empfindungen und Beobachtungen zu Buch zu bringen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.23) "Es ist keine Kunst, etwas kurz zu sagen, wenn man etwas zu sagen hat wie Tacitus; allein wenn man nichts zu sagen hat und schreibt dennoch ein Buch und macht die Wahrheit mit ihrem ex nihilo nihol fit zur Lügnerin, das heiße ich Verdienst."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.24) "Aristoteles hat angemerkt, daß unter allen Arten von Autoren die Dichter ihre Werke am liebsten haben."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.25) "Wenn man sich nur recht selbst beobachtet. Ein weißer Bogen Papier flößt mehr Respekt ein als der schönste Bogen Makulatur. Es füllt einen mit einer Begierde, ihn zu beseelen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.26) "Ein guter Schriftsteller muß sich schlechterdings nichts daraus machen, wenn man ihn auch in zehn Jahren nicht versteht. Was dieses Jahrhundert nicht versteht, versteht das nächste."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.27) "Darf man Schauspiele schreiben, die nicht zum Schauen sind, so will ich einmal sehen, wer mir wehren will, ein Buch zu schreiben, das kein Mensch lesen kann."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.28) "Indem ich jetzt die Feder ansetze, fühle ich mich so voll, meinem Gegenstand so gewachsen, sehe mein Buch in dem Keim so deutlich vor mir, daß ich es fast versuchen möchte, mit einem einzigen Worte auszusprechen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.29) "Unter allen Charakteren ist keiner, den ich weniger beneide als der von einem Cacalibri, Leute, die (in) allen Meßkatalogen stehen, immer schreiben, ohne der Welt zu nützen und ohne etwas Neues zu sagen, auch ohne nur im Umgang das geringste wahre Philosophische zu zeigen oder in ihren Schriften Winke zu geben."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.30) "Es sind zuverlässig in Deutschland mehr Schriftsteller, als alle vier Weltteile überhaupt zu ihrer Wohlfahrt nötig haben."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.31) "Es sollte mir zur Warnung dienen: ich will künftig nichts mehr drucken lassen, ohne es wie jener große französische Dichter meiner Köchin vorzulesen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.32) "Sein Tintenfaß war ein wahrhafter Janustempel: wenn's zugepfropft war, so war's in der ganzen Welt Friede."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.33) "Es gibt kein sicheres Kriterion von einem großen Schriftsteller, als wenn sich aus seinen Anmerkungen en passant Bücher machen lassen. Tacitus und Sterne sind jeder in seiner Art Muster hiervon."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.34) "Homer hat gewiß nicht gewußt, daß er gut schrieb, sowenig wie Shakespeare. Unsere heutigen guten Schriftsteller müssen alle die fatale Kunst lernen: zu wissen, daß sie gut schreiben."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.35) "Es ist fast durchaus der Fehler unserer Schriftsteller, daß sie sich aus anderen Schriften bilden und bloß zusammensetzen. Die Gradus-ad-Parnassum-Methode habe ich es genannt. Sie lesen nach, ehe sie über eine Sache nachgedacht haben, und so wird endlich ihre ganze Wissenschaft die Kenntnis dessen, was andere gewußt haben."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.36) "Der eine hat eine falsche Rechtschreibung und der andere eine rechte Falschschreibung."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.37) "Er liebte hauptsächlich die Wörter, die nicht in Wörterbüchern vorzukommen pflegen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.38) "Er hatte das Eigne, daß er nie schlechte Bücher las, aber dafür selbst welche schrieb zum sichern Beweis, daß er entweder nicht verstanden, was er gelesen, oder doch das Gute nicht so gefaßt haben muß, wie es gefaßt werden muß."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.39) Roald Dahl: Wie ich Schriftsteller wurde
"Ein Schriftsteller ist ein Mensch, der Geschichten erfindet. Aber wie kommt man zu diesem Beruf? Wie wird man ein professioneller Geschichtenerfinder?
Für Charles Dickens war das kein Problem. Er setzte sich im Alter von 24 Jahren einfach hin und schrieb Die Pickwickier, die sofort ein Bestseller wurden. Aber Dickens war ein Genie, und zwischen Genies und uns übrigen Schriftstellern besteht ein gewisser Unterschied.
In unserem Jahrhundert - im letzten war es nicht immer so - hat fast jeder Schriftsteller, der zu literarischem Erfolg kam, in einem ganz anderen Beruf begonnen, als Lehrer zum Beispiel, als Arzt, Journalist oder Rechtsanwalt. Alice im Wunderland ist von einem Mathematiker geschrieben worden und Der Wind in den Weiden von einem Beamten. Die ersten Schreibversuche sind also immer nach Feierabend gemacht worden, meist in der Nacht.
Der Grund liegt auf der Hand. Wenn man erwachsen ist, muß man Geld verdienen. Um Geld zu verdienen, muß man sich einen Beruf suchen. Wenn möglich einen Beruf, der einem einen bestimmten Wochen- oder Monatsverdienst garantiert. Aber wenn man auch noch so gern Schriftsteller werden möchte, es hätte keinen Sinn, zu einem Verleger zu gehen und zu sagen: "Ich möchte eine Stelle als Schriftsteller."
Selbst wenn man es täte, würde einem der Verleger den guten Rat geben, abzuschwirren und erstmal ein Buch zu schreiben. Und selbst wenn man ihm ein fertiges Buch anbietet, das ihm so gut gefällt, daß er es verlegt, wird er einen nicht anstellen. Er würde einem vielleicht 500 Pfund Vorschuß geben, den er einem später von den Honoraren wieder abzieht. Als Honorar bezeichnet man übrigens das Geld, das der Autor für jedes verkaufte Exemplar seines Buches vom Verleger bekommt. Ein Durchschnittshonorar beträgt 10 Prozent vom Ladenpreis. Wenn also ein Buch für 4 Pfund verkauft wird, so bekommt der Schriftsteller 40 Pence. Für ein verkauftes Taschenbuch zu 50 Pence erhält der Autor 5 Pence.
Es ist nicht ungewöhnlich, daß ein hoffnungsvoller Schriftsteller zwei Jahre lang in seiner freien Zeit an einem Buch arbeitet, das dann kein Verleger verlegen will. Das bringt ihm außer einem Gefühl der Enttäuschung nichts ein.
Hat er jedoch Glück, und sein Manuskript wird von einem Verleger angenommen, dann verkauft er von diesem seinem ersten Roman höchstwahrscheinlich nur 3000 Stück. Das bringt ihm vielleicht 1000 Pfund ein. Für die meisten Romane braucht man mindestens ein Jahr, und von 1000 Pfund im Jahr kann man heutzutage nicht leben. Jetzt ist es Ihnen sicherlich klar, warum einem aufstrebenden Dichter gar nichts anderes übrigbleibt, als erst einmal einen anständigen Beruf zu erlernen. Tut er das nicht, wird er vermutlich verhungern. Hier habe ich einige Eigenschaften zusammengestellt, die man besitzen oder entwickeln sollte, wenn man unbedingt Schriftsteller werden möchte:
1. Man muß über eine lebhafte Einbildungskraft verfügen.
2. Man muß gut schreiben können. Damit meine ich: man muß imstande sein, dem Leser eine Szene bildhaft und lebendig vor Augen zu stellen. Diese Fähigkeit besitzt nicht jeder. Es ist ein Talent, das man entweder hat oder nicht hat.
3. Man muß über Ausdauer verfügen. Mit anderen Worten: man muß an der Arbeit bleiben, man darf nicht aufgeben, nicht nachlassen, Stunde für Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat.
4. Man muß ein Perfektionist sein. Das bedeutet: man darf sich nie mit dem zufrieden geben, was man gerade geschrieben hat, man muß es umschreiben und immer wieder umschreiben, bis es so gut geworden ist, wie man es nur machen kann.
5. Man muß eine ungeheure Selbstdisziplin besitzen. Man arbeitet allein, keiner hat einen angestellt. Es ist niemand da, der einen feuern könnte, wenn man nicht zur Arbeit kommt, oder der einem einen Rüffel gibt, wenn man zu schludern anfängt.
6. Es ist eine große Hilfe, wenn man Sinn für Humor besitzt. Wenn man für Erwachsene schreibt, spielt das keine so große Rolle, wenn man für Kinder schreibt, ist es jedoch unumgänglich.
7. Man muß ein gewisses Maß an Demut besitzen. Der Schriftsteller, der sein Werk für überragend hält, wird Ärger bekommen.
Lassen sie mich erzählen, wie ich selber da hineingeschlittert bin, gewissermaßen durch die Hintertür, und mich plötzlich in der Welt der Bücher wiederfand...."
8.40) "Weißt du, manchmal da habe ich so das Gefühl, eine Pulle Wein sei mehr wert, als die ganze Dichterei."
(Gottfried Keller, zu seinem Freund Conrad Ferdinand Meyer.)
8.41) Der Schreiber (Hans-Christian Andersen)"Es hatte eine Mann ein Amt, in dem äußerlich schön geschrieben werden sollte; für das Amt taugte er, aber schöne Buchstaben konnte er nicht schreiben, und so suchte er in der Zeitung nach einem, der schön schriebe, und des meldeten sich so viele, daß ihre Namen einen ganzen Kübel füllen konnten. Einer konnte es so gut machen wie der andere, und so nahm der Mann den Erstbesten, aber mit einer Handschrift, die die geborene Schönheits-Schreibmaschine verriet. Der Mann mit dem Amt besaß Geist zum Schreiben, und als nun das Geschriebene mit flotten Buchstaben dastand, da sagten alle Leute: das ist reizend geschrieben. "Das habe ich getan", sagte der Bursche, der einen halben Schilling wert war, und als er das eine ganze Woche lang sagen hörte, da wurde er hochmütig und wollte selber der Mann mit dem Amt sein. Er hätte wirklich einen guten Schreiblehrer abgeben können und gut dabei ausgesehen mit weißem Halstuch zur Teegesellschaft; aber er wollte nun alle anderen Schreiber in Grund und Boden schreiben, und er schrieb über Maler und Bildhauer, über Dichter und Leute, die Musik machen, er schrieb einen gewaltigen Unsinn, und wenn es gar zu schlimm gegangen war, dann schrieb er am nächsten Tag, daß es ein Druckfehler war. Alles was er schrieb war ein Druckfehler, und im Druck, das war das Unglück, konnte man ja nicht die schöne Handschrift sehen, die bei ihm die Hauptsache war. Ich kann zerschmettern, ich kann erheben, ich bin ein rechter Teufelskerl, so ein kleiner Herrgott, und nicht mal gar so ein kleiner! Das war nun Papperlapapp, und daran starb er, und es wurde erzählt, ach was für ein trübseliges Märchen zum Ausschmücken! von einem seiner Freunde, der Märchen schreiben konnte - aber seine Lebensgeschichte, ritsch, ratsch, - patsch, wurde beim besten Willen ein schlechtes Märchen."
8.42) Ein Schriftsteller zu einem Kollegen auf die Frage, was der neue Roman mache: "Die Wörter habe ich im Duden bereits gefunden, ich muß sie nur noch aneinanderreihen."
(Unbekannte Herkunft)
8.43) "Lächelnd mußte ich denken, wie doch gerade die Unwissendsten durchgehends die Kühnsten sind und zum Schreiben am ehesten bereit."
(Baruch de Spinoza)
8.44) "Es schicken wohl wenige Menschen Bücher in die Welt, ohne zu glauben, daß nun jeder seine Pfeife hinlegen oder sich eine anzünden werde, um sie zu lesen. Daß mir diese Ehre nicht zugedacht ist, sage ich nicht bloß, denn das wäre leicht, sondern ich glaube es auch, welches schon etwas schwerer ist und erlernt werden muß. Autor, Setzer, Korrektor, Zensor, der Rezensent kann es lesen, wenn er will; aber nötig ist es nicht; das sind von tausend Millionen gerade fünf."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.45) "Aus bloßen, hier und da fallen gelassenen Andeutungen den ganzen Umriß und Umfang einer lebendigen Person zusammenzufinden... Es sind solche Leser, für die wir schreiben."
(Virginia Woolf)
8.46) "Ich bin ein Mensch und habe Bücher geschrieben, also auch Irrtümer begangen... Das Publikum ist hierin Richter, sein Tadel ist die einzige Züchtigung..."
(Jean-Jacques Rousseau)
8.47) "Man bemerke zuvörderst, wie völlig getrennt die berühmten und verehrten Schriftsteller bei uns von den beliebten sind... Man stellt sie in Bibliotheken auf, aber lieset sie wenig, geschweige, daß man sie sich zu beständigen Begleitern und vertrauten Freunden erwählen sollte."
(August Wilhelm Schlegel)
8.48) "Das Publikum hat nicht mehr die Einheit des Kindergeschmacks und noch weniger die Einheit einer vollendeten Bildung. Das ist für schlechte Autoren die herrlichste Zeit, aber für solche, die nicht bloß Geld verdienen wollen, desto schlechter."
(Friedrich von Schiller)
8.49) "Wenn ein Volk seine Dichter nicht mehr lesen will, dann feiert es sie."
(Sir Alec Guinness)
8.50) "Das sind die rechten Leute, die mit und über dem Buch dichten. Kein Dichter gibt einen fertigen Himmel: er stellt nur die Himmelsleiter auf von der schönen Erde. Wer - zu träge und unlustig - nicht den Mut verspürt, die goldenen, losen Sprossen zu besteigen, dem bleibt der geheimnisvolle Buchstabe immer tot, und er täte besser, zu graben und zu pflügen, als so mit unnützem Lesen müßig zu gehen."
(Joseph von Eichendorff)
8.51) "Manchmal wird mir aller Bücherkram so gleichgültig: Lesen, Schreiben... Ein einziges reines, tiefes Erfahren ist mehr als alles das."
(Romano Guardini)
8.52) "Was einer auch schreibt: für das breite Publikum sagt er nie genug und für die klugen Leser immer zuviel."
(Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues.)
8.53) "Bücher schreiben ist das einzige Verbrechen, bei dem sich der Täter bemüht, Spuren zu hinterlassen."
(Gabriel Laub)
8.54) "Schriftsteller sind Gelehrte, die ihre Bücher aus Stücken anderer Schriftsteller zusammensetzen."
(Frei nach Johann Wolfgang von Goethe)
8.55) "Schriftsteller sind die einzigen Menschen, die einen auch noch lange nach ihrem Tod auf die Nerven gehen können."
(Unbekannte Herkunft)
8.56) "Die echten Schriftsteller sind die Gewissensbisse der Menschheit."
(Ludwig Feuerbach)
8.57) "Ein Schriftsteller ist jemand, der einen Großteil seines Lebens in Einzelhaft vor einem Schreibgerät verbringt."
(Barbara Frischmuth)
8.58) "Ein Schriftsteller ist jemand, dessen Intelligenz nicht groß genug ist, um mit dem Schreiben aufhören zu können."
(Günter Grass)
8.59) "Schriftsteller sind Leute, die ihre ungelösten Lebensprobleme, interessant verpackt, an andere weiterreichen. Gegen bar."
(Hanns-Hermann Kersten)
8.60) "Ein Schriftsteller ist ein Mensch, den niemand zwingt, das zu sein, was er ist."
(Siegfried Lenz)
8.61) "Ein Schriftsteller ist ein Mensch, der seinen Geist sofort mit der Feder kratzt, wenn es ihn irgendwo juckt."
(Samuel Lover)
8.62) "Ein Schriftsteller ist ein Mann, dem das Schreiben schwerfällt."
(Thomas Mann)
8.63) "Ein Schriftsteller ist einer, der Leuten Vergnügen liefert, die selbst nicht genug Witz haben, sich zu unterhalten."
(George Bernard Shaw)
8.64) "Schriftsteller sind das Gewissen des Volkes."
(Urs Widmer)
8.65) "Schriftsteller sind Leute, die gezwungen sind, sich selber beim Wort zu nehmen."
(Heinrich Wiedemann)
8.66) "Freie Schriftsteller sind jene Einfältigen, die glauben, mit Adjektiven die Sklaverei abschaffen zu können."
(Hellmut Walters)
8.67) "Ein großer Schriftsteller ist ein Mann, der so große Sätze macht, daß sie über Jahrhunderte hinwegspringen, ohne an Kraft zu verlieren."
(Ron Kritzfeld)
8.68) "Ein großer Schriftsteller ist einer, der unvergeßliche Sätze schreibt."
(Henry de Montherland)
8.69) "Schriftstellerei ist der Mut, das niederzuschreiben, was andere nur zu denken wagen."
(Wilhelm Lichtenberg)
8.70) "Schriftstellerei ist, je nach dem man sie treibt, eine Infamie, eine Ausschweifung, eine Tagelöhnerei, ein Handwerk, eine Kunst oder eine Tugend."
(August Wilhelm von Schlegel)
8.71) "Schriftstellerei = Vorstellungsvermögen."
(Ron Kritzfeld)
8.72) "Ein Poet ist ein armer Teufel, dem die Vorsehung die Gunst gewährt hat, seinen Hunger in Versen ausdrucken zu können."
(Aus den "Fliegenden Blättern".)
8.73) "Ein Poet ist ein Mann mit angeborener Neigung zur Armut."
(Elbert Hubbard)
8.74) "Ein Dichter ist ein Mensch, der entweder Feuer in seine Verse steckt oder seine Verse ins Feuer."
(Unbekannte Herkunft)
8.75) "Ein Dichter ist einer, der ein Liebesverhältnis mit der Sprache hat."
(Unbekannte Herkunft)
8.76) "Ein Dichter ist ein Schriftsteller, dessen Namen man kennen muß."
(Unbekannte Herkunft)
8.77) "Ein Schriftsteller ist das Auge der Menschheit bei der Betrachtung des Kleinen."
(Martin Andersen Nexö)
8.78) "Ein Dichter ist ein Mensch, der die Sprache leidenschaftlich liebt."
(Wystan Hugh Auden)
8.79) "Ein Dichter ist ein Wesen, das imstande ist, eine Pfeife zu verschlucken und dafür eine Dampflokomotive auszuspucken."
(Jean Cocteau)
8.80) "Ein Dichter ist eine Welt, eingeschlossen in einen Menschen."
(Victor Hugo)
8.81) "Ein Dichter ist das Sprachrohr der Ratlosigkeit seiner Zeit."
(Marie Luise Kaschnitz)
8.82) "Dichter sind Leute, die sich ihre Träume honorieren lassen. Der Rest der Menschheit phantasiert gratis."
(Hanns-Hermann Kersten)
8.83) "Ein Dichter ist einer, der über alles erstaunt ist."
(Stephane Mallarme)
8.84) "Ein Dichter ist einer, der uns die Augen öffnet."
(Heinz Piontek)
8.85) "Dichter sind die geborenen Verbrecher, nur ohne die nötige Courage."
(Arthur Schnitzler)
8.86) "Ein Dichter ist ein Mensch, der seine Gefühle aufbewahren kann."
(Kurt Tucholsky)
8.87) "Ein Dichter: Wer aus einer Zeitungsmeldung "Buddenbrooks" machen kann."
(Horst Vetten)
8.88) " 'Ein Dichter' ist ein übles Schimpfwort für einen unbekannten Autor, Ehrenname für einen arrivierten Autor."
(Hans Weigel)
8.89) "Das schönste Kompliment hat mir mal ein Schotte gemacht. Er sagte, mein Buch habe ihm so gut gefallen, daß er es beinah' gekauft hätte."
(Unbekannte Herkunft)
8.90) "Wollen sie ein Autor sein, wollen sie ein Buch schreiben, dann denken sie daran, daß es neu und nützlich oder zumindestens sehr vergnüglich sein muß."
(Voltaire; eigentlich Francois-Marie Arouet.)
8.91) "Ein Autor ist ein Narr, dem es nicht genügt, seine Zeitgenossen zu quälen, sondern der darauf besteht, auch noch kommende Generationen zu belästigen."
(Charles des Montesquieu)
8.92) "Der Autor ist einer, der aufgrund übereinstimmender Aussagen von Buchhändlern und Verlegern die alleinige Schuld am Mißerfolg eines Buches trägt."
(Hans Weigel)
8.93) "Autoren sind Leute, die die Zeit in der Nase haben sollten und nicht die Nase in der Zeit."
(Herbert Asmodi)
8.94) "Der ideale Bestsellerautor ist ein amerikanischer Fernsehstar, der schon zwei Bestseller produziert, die Weltmeisterschaft im Boxen gewonnen, seine Frau und drei Kinder unter Drogeneinfluß umgebracht hat und nun in der Todeszelle schreibt, während er zugleich für das Amt des Präsidenten der USA kandidiert."
(Gabriel Laub)
8.95) "Ein Kaffehausliterat ist ein Mensch, der Zeit hat, darüber nachzudenken, was die anderen draußen nicht erleben."
(Anton Kuh)
8.96) "Ein Klassiker ist ein Schriftsteller, den jeder gelesen haben möchte, aber keiner liest."
(George Bernard Shaw)
8.97) "Ein Klassiker ist ein Autor, dessen Bücher als Kassette zu haben sind."
(Hans Weigel)
8.98) "Der berühmte Autor lebt nur in einer anderen Form von Ungekanntheit als der Autor von dem niemand redet."
(Hugo von Hofmannsthal)
8.99) "Seltsames Gefühl, in der nächtlichen Stille der Studierstube sich zu denken das Toben, Leuchten, Rauschen, Reden der Welt in demselben Augenblick."
(Jean Paul)
8.100) "Der Schriftsteller kann seiner moralischen Aufgabe nur dann nachkommen, wenn er Anarchist ist. Er muß angreifen, aber nicht engagiert sein."
(Friedrich Dürrenmatt)
8.101) "Ein Pseudonym ist ein Deckname zahlreicher Künstler und Autoren, damit sie für ihre Erzeugnisse nicht ganz so leicht zur Rechenschaft gezogen werden können."
(Unbekannte Herkunft)
8.102) "Ein Publizist ist ein Medienschaffender, der weder die Bezeichnung Journalist noch Dichter verdient, aber trotzdem nicht schlecht verdient."
(Unbekannte Herkunft)
8.103) "Ein Redakteur ist ein Verlagsangestellter, der sich seinen Kaffee nicht mehr selbst kochen muß."
(Unbekannte Herkunft)
8.104) "Ein Redakteur ist jemand, der die Spreu vom Weizen sondert und die Spreu druckt."
(Adlai Stevenson)
8.105) "Schriftsteller, die ihrem Weltbild sprachlich nicht gewachsen sind, nennt man in Deutschland Seher."
(Gottfried Benn)
8.106) "Der Stil eines Autors ist wie ein Pferd, das nur einen einzigen Reiter trägt."
(John Steinbeck)
8.107) "Ein Vielschreiber ist ein Mann, der die Tinte nicht halten kann."
(Unbekannte Herkunft)
8.108) "Ein Romanschriftsteller ist einer, der aus Feigheit seine Gedanken in fremden Köpfen versteckt."
(Stanislaw Jerzy Lec)
8.109) "Während frühere Zeiten Worte wie Federfuchser, Kritikaster zur Abwehr bestimmter Auswüchse der Literatur hervorgebracht haben, ist heute das Wort Literat selbst zum Schimpfbegriff geworden. Nur Literatur bezeichnet so etwas wie Mottenseelen, die um künstliche Lichter flattern, während draußen der Tag scheint."
(Robert Musil)
8.110) "Die Wahrheit ist: praktisch begabten Literaten geht es heute ebensowenig schlecht wie anderen praktischen Menschen. Der Handel mit Bildern, Büchern, Möbeln, Genußmitteln, Filmideen und Schwindel jeder Art scheint sie ausreichend zu versorgen."
(Robert Musil)
8.111) "Um ein Theaterstück zu schreiben, muß man nur ein wenig Talent haben. Aber um zu erreichen, daß es aufgeführt wird, dazu gehört Genialität."
(Jean Anouilh)
8.112) "Ich könnte als Schriftsteller gar nicht schreiben, wenn ich dabei die Pose eines Weltlehrers annehmen müßte, schon das Wort Dichter bringt mich in Rage, das Wort Sendung kann ich überhaupt nicht hören."
(Friedrich Dürrenmatt)
8.113) "Ich wollte eine Roman oder ein Drama schreiben, ein Werk, das mich mit einem Schlag weltbekannt und unsterblich machen würde. Jeder zweite oder dritte Intellektuelle trägt sich mit derlei Plänen - ein kläglicher Skribent, wer sich mit fünfundzwanzig Jahren mit weniger zufrieden gibt."
(Bela Illes)
8.114) "Hamsun und Wassermann, Feuchtwanger, Leonhard Frank und ich, Thomas Mann und die Undset sind beliebig gewählte Beispiele dafür, daß, anders als vor dem Krieg, die lesende Masse sich von Fall zu Fall auch recht guter Bücher zu bemächtigen weiß."
(Arnold Zweig)
8.115) "Dichten ist Gerichtstag halten über sich selbst; mit einem sicheren Freispruch."
(Robert Musil)
8.116) "Ich habe Erfolg nicht, obwohl ich mich um meine Leser nicht kümmere, sondern weil ich mich um sie nicht kümmere."
(Arnold Zweig)
8.117) "Solange man schreibt, ist der Untergang gebannt."
(Günter Kunert)
8.118) "Wenn der Romanschriftsteller auf Inspiration warten wollte, würde er nie ein Werk vollenden können. Inspiration ereignet sich selten und nie ohne Zutun des Autors, sie ereignet sich während der Arbeit und durch Arbeit. Inspiration ist ein Geschenk, das erst durch zähe Sitzfleischarbeit zum Geschenk wird."
(Leonhard Frank)
8.119) "Bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr habe ich sehr viele Dinge geschrieben, zum Teil schauerlich schlechte, zum Teil andere, die ganz gut waren und die ich später publiziert habe. Gemeinsam haben alle diese Dinge nur das eine gehabt: daß kein Mensch sie drucken wollte."
(Robert Neumann)
8.120) "Die Wissenschaft kann Versuchsreihen veröffentlichen, der Künstler niemals."
(Alfred Andersch)
8.121) "Die Dichter haben oft unheimlich lange Rüssel, mit denen sie die Zukunft vorausfühlen. Sie riechen die kommenden Ereignisse wie Schweine die Champignons."
(Robert Walser)
8.122) "Der Schmerz macht Hühner und Dichter gackern."
(Friedrich Nietzsche)
8.123) "Früher schauten die Schriftsteller durch das Fenster in den Salon; jetzt schauen sie durch das Schlüsselloch in das Schlafzimmer."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.124) "In jedem Menschen ist ein Dichter gestorben."
(Alfred de Musset)
8.125) "Es gibt Leute, die nachdenken, um zu schreiben. Wieder andere schreiben, um nicht nachdenken zu müssen."
(Charles-Joseph von Ligne)
8.126) "Heute, wo der Professorenverstand die höchste praktische Geltung seit Bestehen der Welt erreicht hat, ist der Dichter bei dem gebräuchlichen Namen Literat angelangt, worunter einer verstanden wird, den unerforscht Gebrechen hindern, ein brauchbarer Journalist zu werden."
(Robert Musil)
8.127) "Die Herausgeber literarischer Anthologien spielen gewöhnlich die Rolle der Gastgeber, um sich unauffällig unter die Gäste mischen zu können."
(Felix Pollak)
8.128) "Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen des anderen gelingen."
(Max Fritsch)
8.129) "Das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann, ist, in einem Schaufenster einmal ein Buch ausgestellt zu sehen: Trost bei Dürrenmatt."
(Friedrich Dürrenmatt)
8.130) "Nicht individuelle Willkür, sondern das Bewußtsein, Erkenntnisorgan einer Gesamtheit zu sein, beherrscht meine Auffassung von Kunst und Dichtung. Damit entfällt ohne viel Dazutun alles nur Individuelle dem Rahmen meiner Stoffwahl und meiner Gestaltung. Ich halte nichts von dem nur Interessanten. Das Interessante von heute mittag ist das staubbedeckte Langweilige von heute abend."
(Arnold Zweig)
8.131) "Es gibt Schriftsteller, die schon in zwanzig Seiten ausdrücken können, wozu ich manchmal sogar zwei Zeilen brauche."
(Karl Kraus)
8.132) "Es wird in Dachstuben so viel Schlechtes geschrieben wie in Barockschlössern."
(Heinrich Böll)
8.133) "Die Form des Gedankens muß dem Dichter schon vorschweben, ehe der Gedanke selbst erscheint."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.134) "Er kann die Tinte nicht halten, und wenn es ihm ankommt, jemand zu besudeln, so besudelt er sich gemeiniglich am meisten. Mit Beschreibungen, die so gut sind als Holzschnitte."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.135) "Schlechte Schriftsteller sind hauptsächlich diejenigen, die ihre einfältigen Gedanken mit Worten der guten zu sagen trachten... Könnten sie, was sie denken, mit angemessenen Worten sagen, so würden sie allzeit zum Besten des Ganzen etwas beitragen und für den Beobachter merkwürdig sein. Ein Mann der gut schreiben will, soll, soviel er kann, außer allem medio resistente schreiben und bloß sich durch die Natur der Sache leiten lassen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.136) "Reisfelder anbauen trägt mehr als Dichten."
(Japanisches Sprichwort)
8.137) "Ich habe noch nie einen Dichter gekannt, der sich nicht für den besten hielt."
(Cicero)
8.138) "Zwar sei der Dichter keusch und rein, doch seine Verse brauchen's nicht zu sein."
(Catull)
8.139) "Die Dichter wollen nützen oder ergötzen."
(Horaz)
8.140) "Wenn das Talent es versagt, dann macht die Entrüstung den Dichter."
(Juvenal)
8.141) "Lieber Dichter, sage mir:
was verheißt uns dein Papier?
Wovon raschelt es und knistert?
Gibt es sich
in der schweren Abschiedsstund
uns verbrüdert, uns verschwistert
oder noch was andres Großes kund?
Dichter, sprich!
Etwas Großes? Gutes? Liebe Zeit!
Und dann euch, so insgesamt genommen?
Was bewegt euch und wer seid ihr?
Manche heben morgens wie Loftleidir
aus den Betten ab und sind den ganzen Tag gefeit,
um zur Nacht vor Lust nicht reinzukommen -Andre freilich, siehe Hugo v o n
Hofmannsthal,
sehn wir trostlos ihren Schmerz ergießen
in den Tränenfluß von Babylon ...
Aber, was der Dichter daraus schließen
soll? Seht hin. Lest nach. Und ratet mal.
Ach, der Dichter, ja, was kann er fassen?
Eigentlich nur eine Regung, eine Rührung,
was ihn selbst wie Donnerkeile trifft -Doch sein Stift
quirlt er dann mit Farben der Verführung,
die euch irgendwie in Trance fallen lassen,
zu so einer Art von Nervengift -Dies das eine, doch in seinen Krisen-zeiten wird er allgemeinverbindlich abgewiesen,
selbst in Kreisen,
die ihm sonst Ergebenheit erweisen.
Dies nochmal in Prosa, also: praktisch
haut er seine Seele auf den Packtisch
und umwindet sie mit buntem Glanzpapier -Aber hütet euch (ich sprech von Irren, Liebeskranken, Säufern)
ihnen allen Ernstes nachzueifern,
denn das Ende ist oft kein papiernes:
Wannsee - Missolunghi - Sheerness -Wandle hin - und überleg es dir!"
(Peter Rühmkorf: Dichterleben; in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom 17.10.97.)
8.142) "Die Freuden des Schreibens entsprechen genau den Freuden des Lesens. Schreiber und Leser teilen das Glück, den treffenden Einfall eines Satzes: der zufriedene Schreiber und der dankbare Leser oder - was auf das gleiche hinausläuft - der Künstler, der dankbar für die unbekannte Kraft in seinem Geiste ist, die ihm eine bestimmte Kombination von Bildern suggeriert hat, und der künstlerische Leser, den diese Kombination befriedigt."
(Vladimir Nabokov)
8.143) "Eltern, die bemerken, daß ihr Junge ein Poet von Profession werden will, sollten ihn so lange peitschen, bis er das Versemachen aufgibt, oder bis er ein großer Dichter wird."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.144) "Es ist mit den Sinngedichten wie mit den Erfindungen überhaupt; die besten sind ebenfalls diejenigen, wobei man sich ärgert, den Gedanken nicht selbst gehabt zu haben."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.145) "Jeder Mensch ohne Ausnahme hat jährlich wenigstens drei Augenblicke der Genialität, und der größte Dichter hat keinem unter uns etwas voraus, als die häufigere Wiederkehr solcher Augenblicke und die besonnene Auffassung derselben."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.146) "Wir Schriftsteller der romantischen Literatur sind dazu da, die Leute zum Fühlen zu bringen und nicht zum Denken. Ein historischer Roman ist die einzige Literaturgattung, in der die Unschuld noch Bedeutung hat."
(Barbara Cartland, britische Autorin von Liebesromanen.)
8.147) "Gute Schreiber sind eher selten, gute Leser vielleicht noch seltener."
(Hans Derendinger)
8.148) "Viele Menschen lieben Dichter bloß so, wie sie den Käse lieben, d.h. sie finden ihn nur dann erst gut, wenn er von den Würmern angegangen ist."
(Moritz Gottlieb Saphir)
8.149) "Der Dichter ist das Herz der Welt."
(Joseph von Eichendorff)
8.150) "Ich gestehe bescheidentlich, mein Verbrechen war nicht der Gedanke, sondern die Schreibart, der Stil. Mein Freund Heinrich Laube hat einst diesen Stil ein literarisches Schießpulver genannt. Es war in der Tat eine gute Erfindung, und die nachwachsende Generation, welche dieses Pulver nicht erfunden, hat wenigstens tüchtig damit zu knallen gewußt."
(Heinrich/Harry Heine)
8.151) "Manche Autoren werden schlecht bezahlt; sie begnügen sich mit der Ehrfurcht, die man ihnen entgegenbringt."
(Unbekannte Herkunft)
8.152) "Es ist das höchste von des Dichters Rechten, daß er da redet, wo die Menge schweigt."
(Theodor Körner)
8.153) "Dachstubenlyrik lebt vom Luxus der Gefühle - was würde aus der Liebe ohne diesen Reichtum werden!"
(Honore de Balzac)
8.154) "Die größten Dichter der Welt sind nach großen, öffentlichen Unglücksfällen erstanden."
(Victor Hugo)
8.155) "Es hat nie einen Dichter gegeben, dessen Herz nicht am rechten Fleck war."
(Ralph Waldo Emerson)
8.156) "Dichter, wenn sie es im rechten Sinne sind, sind zu den größten Wohltätern der Menschheit zu rechnen. Sie sind die Priester des Schönen und vermitteln als solche bei dem steten Wechsel der Ansichten über Welt, über Menschenbestimmung, über Menschenschicksal und selbst über göttliche Dinge das ewig Dauernde in uns und das allzeit Beglückende. Sie geben es uns im Gewande des Reizes, der nicht altert, der sich einfach hinstellt und nicht richten und verurteilen will."
(Adalbert Stifter)
8.157) "Der Ernst der Gesinnung macht noch nicht den Dichter."
(Friedrich Theodor Vischer)
8.158) "Die Menschen erwarten von dem Dichter mehr, als daß er nur die Schönheit und Würde weist, die allen stummen, leibhaftigen Dingen eigen sind: sie erwarten von ihm, daß er den Pfad zwischen der Wirklichkeit und ihren Seelen weise."
(Walt Whitman)
8.159) "In der Jugend und im Mannesalter sind alle Gedichte angefüllt mit Sonnenschein und dem wechselreichen Prunk des Tages. Wie aber das Seelische mehr und mehr die Oberhand gewinnt - das Sinnliche immer noch dabei -, wird die Dämmerung die Atmosphäre des Dichters."
(Walt Whitman)
8.160) "Unter dem Vorwande, daß er unglücklich sei, machte er lyrische Gedichte."
(Daniel Spitzer)
8.161) "Ein echter Dichter haßt nichts so sehr wie das Poetische."
(Peter Hille)
8.162) "Es soll ein Dichter nicht mit den Fürsten gehen, auch nicht mit dem Volk, sondern er soll allein gehen."
(Gustav Frenssen)
8.163) "Der Dichter ist das Herz im Leib des Volkes; ein dichterloses Volk ist nichts als Staub."
(Muhammad Iqbal)
8.164) "Die Erfahrung lehrt, daß es beim Dichten wie beim Pistolenschießen immer ein wenig die Hand verreißt. Meist nach unten. Man muß höher zielen, als man treffen will."
(Alfred Polgar)
8.165) "Wir dichten mehr, als wir ahnen."
(Albert Schweitzer)
8.166) "Ein Dichter ist ein Mensch, der für sich nur noch eine einzige Privatangelegenheit anerkennt: die Sache der Menschheit."
(Egon Friedell)
8.167) "In Wirklichkeit ist der Dichter immer viel kleiner und schwächer als der gesellschaftliche Duchschnitt. Er empfindet darum die Schwere des Erdendaseins viel intensiver und stärker als die anderen Menschen."
(Franz Kafka)
8.168) "Beim wahren Lyriker ist jeder Vers Teil eines großen Ganzen - und zerfiele sein Werk in tausend einzelne Lieder."
(Ina Seidel)
8.169) "Das Dichter-Sein ist keine Karriere, sondern ein verlorener Einsatz."
(Thomas Stearns (T.S.) Eliot)
8.170) "Für einen Dichter ist es die größte Tragödie, bewundert zu werden, weil er mißverstanden ist."
(Jean Cocteau)
8.171) "Es handelt sich nicht mehr darum, zu dichten. Das wichtigste ist das Beobachtete."
(Joseph Roth)
8.172) "Ein Dichter muß ein Kind sein, auch wenn er bereits graue Haare und Sklerose hat."
(Paul Eluard)
8.173) "Dichter sind nicht zum Leben da, sondern zum Dichten."
(Fritz Usinger)
8.174) "Die Arbeit des Dichters besteht nicht im Dichten, sondern im Aufspüren von Gründen, sie herrlich zu finden."
(Jorge Luis Borges)
8.175) "Junge Dichter sind strenge Richter. Später sind sie dann mitleidiger und werden Verteidiger."
(Erich Kästner)
8.176) "Der Dichter will keine Lebensregeln geben. Ein Stück Leben will er geben. Und die bloße Wirklichkeit geben die Dichter auch nicht."
(Josef Mühlberger)
8.177) "Der Dichter, pflegt er auch zu Übertreibungen zu neigen, in der Folter schätzt er die Dinge richtig ein."
(Rene Char)
8.178) "Sogar die Schriften eines mittelmäßigen Kopfes können belehrend, ja lesenswert und unterhaltend sein, eben weil sie seine Quintessenz sind, das Resultat, die Frucht alles seines Denkens und Studierens."
(Arthur Schopenhauer)
8.179) "Liebe als Kunstgriff. - Wer etwas Neues wirklich kennenlernen will (sei es ein Mensch, ein Ereignis, ein Buch), der tut gut, dieses Neue mit aller möglichen Liebe aufzunehmen, von allem, was ihm daran feindlich, anstößig, falsch vorkommt, schnell das Auge abzuwenden, ja es zu vergessen, so daß man zum Beispiel dem Autor eines Buches den größten Vorsprung gibt und geradezu, wie bei einem Wettrennen, mit klopfendem Herzen danach begehrt, daß er sein Ziel erreiche. Mit diesem Verfahren dringt man nämlich der neuen Sache bis an ihr Herz, bis an ihren bewegenden Punkt: und dies heißt eben, sie kennenzulernen. Ist man soweit, so macht der Verstand hinterdrein seine Restriktionen; jene Überschätzung, jenes zeitweilige Aushängen des kritischen Pendels war eben nur der Kunstgriff, die Seele einer Sache herauszulocken."
(Friedrich Nietzsche)
8.180) "Ich werde nicht enden zu sagen:
Meine Gedichte sind schlecht.
Ich werde Gedanken tragen
Als Knecht.
Ich werde sie niemals meistern
Und doch nicht ruhn.
Soll mich der Wunsch begeistern:
Es besser zu tun."
(Joachim Ringelnatz; 1910.)
8.181) "Ein Mensch schreibt feurig ein Gedicht:
So, wies ihm vorschwebt, wird es nicht.
Vielleicht hat Gott sich auch die Welt
Beim Schöpfen schöner vorgestellt."
(Eugen Roth: Der letzte Mensch. Wer weiß?)
8.182) "Ein Mensch schreibt, ohne zu erlahmen,
Nur, sich zu machen einen Namen.
Der glänzt denn auch in Goldbuchstaben,
Doch dort bloß, wo er eingegraben."
(Eugen Roth: Der letzte Mensch. Dichterlos.)
8.183) "Schreiben ist mein Hauptdaseinsgrund."
(Tanja Kinkel)
8.184) "Ein Schriftsteller gilt als seriös. Einer, der die Menschen lachen macht, kann doch nicht seriös sein. Stimmt's?"
(Ephraim Kishon: Kein Öl Moses? (Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch Vlg.; 1977; S. 193. ('Interview mit mir selbst'.))
8.185) "Sprachkürze gibt Denkweite."
(Jean Paul)
8.186) "Es ist schlimm, ein Schriftsteller zu sein, aber fast ein noch schlimmeres Verhängnis, Leser zu werden."
(Ludwig Tieck)
8.187) "Bei einem Krimi-Autor ist das Böse in guten Händen."
(Loriot)
8.188) "Ich halte viel von Beethoven, vor allem von seinen Gedichten."
(Ex-Beatle Ringo Starr)
8.189) "Der Erfolg vieler Autoren beruht darauf, daß die Bücher zuerst gekauft und erst dann gelesen werden."
(Lawrence Olivier)
8.190) "Ich schreibe gern für Kinder. Man ist dabei gezwungen, manche Dinge so einfach zu sehen, wie sie wirklich sind."
(Hardy Krüger)
8.191) "Es gibt in der Kunst kein siebtes Gebot, der Dichter darf überall zugreifen."
(Unbekannte Herkunft)
8.192) Auszug aus einem Gedicht von Michael Krüger:
"Den ganzen Tag lang hab ich nichts getan,
Papier bekritzelt,
in die Luft gestarrt,
den Wörtern nachgestellt,
die nach langem Ausflug
wieder heimisch werden wollten."
8.193) "Eine Frau muß wie eine Frau schreiben, aber mit der Distanz und der Kühle eines Mannes."
(Natalia Ginzburg)
8.194) Der Dichter
Ist langsam beginnend
schreibend
in seinen Zeilen verharrend
bis Ende kommend
das ist der Dichter
Zu näheren Reimen muß
er sich mühen
um die Romatik zu
berechnen die nahe ist
Er berührt eindeutig
das Gedicht in Gedichtform
und eigen sind die Reime
die umspielen sein Gedicht
(Edmund Munch)
8.195) "Gleich zu Beginn der Niederschrift unterlief mir ein folgenschwerer Fehler. Nicht das geduldige Beharrungsvermögen... bestimmte mein Schreibtempo, vielmehr waren es ritterlicher Totschlag, Femegerichte... Blut floß im Übermaß. Mit anderen Worten: nach zwanzig Seiten Sütterlin-Prosa im Kontobuch meiner Mutter waren alle Helden tot, war die Geschichte aus...."
(Günter Grass)
8.196) "Für mich ist Prosaschreiben eine Lebensart, eine Art, auf der Welt zu sein...."
(Martin Walser)
8.197) "Lesen ist Mühsal, Schreiben daneben reinstes Vergnügen."
(Günther Anders)
8.198) "Ich schreibe, also bin ich. Ich werde gelesen, also bin ich nicht allein."
(Kurt Marti)
8.199) "Natürlich kann man durch ein Gedicht nicht die Welt verändern, das ist unmöglich, man kann aber doch etwas bewirken, und diese Wirkung ist eben nur mit dem größten Ernst zu erreichen, und aus den neuen Leid-Erfahrungen, also nicht aus den Erfahrungen, die schon gemacht worden sind, von den großen Dichtern, vor uns."
(Ingeborg Bachmann)
8.200) "Dichterleben: große Worte, kleine Brötchen."
(Hanns-Hermann Kersten)
8.201) "Der Zeit auf den Versen bleiben."
(Jorg Schröder)
8.202) "Magere Verse machen dicke Dichter."
(Peter Tille)
8.203) "Man muß die Verse schmieden, solange sie heiß sind."
(Thomas Spanier)
8.204) "Solang ein Mensch ein Buch schreibt, kann er nicht unglücklich sein."
(Jean Paul)
8.205) "Schriftsteller sind nicht besser als andere Leute, aber Literatur ist besser als Schriftsteller."
(Susan Sontag)
8.206) "Als Autor unverkäuflich, aber nicht käuflich."
(Hans-Horst Skupy)
8.207) "Wer schreibt, der bleibt."
(Deutsches Sprichwort)
8.208) "Um Geschichten und Bücher gleich welcher Art zu verfassen, ist ein gutes Urteil und ein reifer Verstand vonnöten. Charmantes und Witziges zu schreiben ist Sache großer Geister. Dennoch gibt es Schriftstseller, die Bücher schreiben und auf den Markt werfen, als wären es Windbeutel."
(Miguel de Cervantes)
8.209) "Nur ein Schafskopf schreibt nicht für Geld."
(Ben Jonson)
8.210) "Selbst die besten Schrifsteller reden zu viel."
(Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues.)
8.211) "Als wenn man nur, den Leser klug zu machen, schriebe! Genug, wenn man zeigt, daß man selbst klug ist."
(Gotthold Ephraim Lessing)
8.212) "Ein Schriftsteller, der eilt, heute oder morgen verstanden zu werden, läuft Gefahr, übermorgen vergessen zu sein."
(Johann Georg Hamann)
8.213) "Ein guter Schriftsteller hat Gegner und Feinde auch nötig, muß gegen solche dankbarer sein als gegen die blinden Bewunderer."
(Johann Georg Hamann)
8.214) "Es ist fast nicht möglich, etwas Gutes zu schreiben, ohne daß man sich dabei jemanden auch ohne eine gewisse Auswahl von Menschen denkt, die man anredet."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.215) "Ein Schriftsteller, der zu seiner Verewigung eine Bildsäule nötig hat, ist auch dieser nicht wert."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.216) "Empfindsam zu schreiben, dazu ist mehr nötig als Tränen und Mondschein."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.217) "All die seichten großen Schriftsteller unserer Zeit."
(Georg Christoph Lichtenberg)
8.218) "Geschichten schreiben ist eine Art, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen."
(Johann Wolfgang von Goethe)
8.219) "Die originalsten Autoren der neuesten Zeit sind es nicht deswegen, weil sie etwas Neues hervorbringen, sondern allein, weil sie fähig sind, dergleichen Dinge zu sagen, als wenn sie vorher niemals wären gesagt gewesen."
(Johann Wolfgang von Goethe)
8.220) "Wer aber nicht eine Million Leser erwartet, sollte keine Zeile schreiben."
(Johann Wolfgang von Goethe)
8.221) "Es ist ein großer Irrtum, das Bücherschreiben für eine Hauptsache zu halten."
(Johannes von Müller)
8.222) "Wer doch so da sitzen und sein Luftschlößchen recht gemächlich nach Herzens Gefallen ausbauen kann."
(Friedrich (Maler) Müller)
8.223) "Wieviel Autoren gibt es wohl unter den Schriftstellern? Autor heißt Urheber."
(Friedrich von Schlegel)
8.224) "Es gibt so viele Schriftsteller, weil Lesen und Schreiben jetzt nur dem Grade nach verschieden sind."
(Friedrich von Schlegel)
8.225) "Eins von beiden ist fast immer herrschende Neigung jedes Schriftstellers: entweder manches nicht zu sagen, was durchaus gesagt werden müßte, oder vieles zu sagen, was durchaus nicht gesagt werden brauchte."
(Friedrich von Schlegel)
8.226) "Es ist traurig, für ein nicht lesendes Publikum zu schreiben."
(Jacob Grimm)
8.227) "Die Menschen verdienen keine guten Schriftsteller - sie sind mit den schlechten vollauf zufrieden."
(Ralph Waldo Emerson)
8.228) "Ich möchte kein Arzt sein und von den Krankheiten der Menschen leben; auch kein Pfarrer - und mich von ihren Sünden ernähren; auch kein Anwalt - und aus ihrem Streit profitieren. So scheint mir nichts anderes übrig zu bleiben, als Schriftsteller zu sein."
(Nathaniel Hawthorne)
8.229) "Ich glaube, daß die Politik in unserer Zeit ein großes Unglück für manche Dichter ist; Frau Politika ist die Venus, welche sie in ihren Berg verlockt, wo sie zugrunde gehen."
(Hans Christian Andersen)
8.230) "Der große Schriftsteller wird von allen anderen kenntlich sein an seiner heiteren Einfachheit, seinem Festhalten an natürlichen Maßstäben, seinem unbegrenzten Glauben an Gott, seiner Ehrfurcht daran, daß in ihm kein Raum ist für Zweifel, Blasiertheit, Parodie, Spottsucht und irgendwelche unnatürliche und flüchtige Mode."
(Walt Whitman)
8.231) "Ein Romanschriftsteller hat nicht das Recht, seine Meinung über irgend etwas auszusprechen. Hat der liebe Gott sie je gesagt - seine Meinung?
(Gustave Flaubert)
8.232) "Je mehr geschrieben wird, je weniger wird der Schriftsteller geschätzt."
(Marie von Ebner-Eschenbach)
8.233) "Ja, mein lieber Schriftsteller, gelesen mußt du haben, recht viel gelesen und gelernt. Aber weh dir, wenn man es merkt! Das ist nur beim Journalisten erlaubt."
(Marie von Ebner-Eschenbach)
8.234) "Man muß Bücher schreiben, die gewinnen, wenn das Geschlecht, das sie später liest, andere Röcke und Hosen trägt."
(Wilhelm Raabe)
8.235) "Jeder Deutsche, wenn er nicht weiß, was er mit sich anfangen muß, schreibt ein Buch."
(Max von Eyth)
8.236) "Ein Schriftsteller ist selten so beredt, als wenn er über sich selbst spricht."
(Anatole France)
8.237) "Wer in Blut und Sprüchen schreibt, der will nicht gelesen, sondern auswendig gelernt werden."
(Friedrich Nietzsche)
8.238) "Leute, die schreiben können, heißen Schriftsteller. Leute, die nicht schreiben können, heißen ebenso."
(Oscar Blumenthal)
8.239) "Derjenige, der über sich selbst und seine eigene Zeit schreibt, ist der einzige Mensch, der über alle Menschen und alle Zeiten schreibt."
(George Bernard Shaw)
8.240) "Die Schriftsteller beim Ohr zu nehmen ist mehr als angebracht."
(Wassilij W. Rosanow)
8.241) "Wenn ein Schriftsteller sich jederzeit der Macht bewußt wäre, die in seine Hand gegeben ist, würde ein ungeheures Verantwortlichkeitsgefühl in eher lähmen als beflügeln. Auch das Bescheidenste, was er veröffentlicht, ist ein Same, den er streut und der in anderen Seelen aufgeht, je nach seiner Art."
(Christian Morgenstern)
8.242) "Die großen Schriftsteller haben immer nur ein einziges Werk geschaffen oder vielmehr ein und dieselbe Schönheit, die sie der Welt bringen, gebrochen durch verschiedene Medien, uns vor Augen geführt."
(Marcel Proust)
8.243) "Schreiben heißt voraussehen."
(Paul Valery)
8.244) "Ein Schrifsteller braucht kein ganzes Schaf zu essen, um schildern zu können, wie Hammel schmeckt. Es genügt, wenn er ein Kotelett ißt. Das aber sollte er tun."
(William Somerset Maugham)
8.245) "Eine gute Regel für Schriftsteller: erkläre nicht zu viel."
(William Somerset Maugham)
8.246) "Es gibt zweierlei Schrifsteller: solche, die so geläufig, belanglos und reichlich schreiben, wie Redelustige in der Gesellschaft zu reden pflegen, und solche, die in ihrem Schreiben ganz andere Leute sind als im Konservieren."
(Robert Walser)
8.247) "Man darf nur schreiben, wenn einem danach zumute ist. Es muß wie das Sonnenlicht sein, das aus einer unendlichen Lichtquelle kommt, nicht wie die Funken, die ein Stahl aus dem Steine schlägt."
(Lu Xun)
8.248) "Dieses ganze Schreiben ist nichts als die Fahne des Robinson auf dem höchsten Punkt der Insel."
(Franz Kafka)
8.249) "Selbstvergessenheit - nicht Wahrheit, Selbstvergessenheit ist die erste Voraussetzung des Schriftstellertums."
(Franz Kafka)
8.250) "Schriftsteller reden Gestank."
(Franz Kafka)
8.251) "Zustand mancher Autoren dieser Tage: Aus Unreife in Fäulnis übergehen."
(Ina Seidel)
8.252) "Es ist kein Ehrentitel, Schrifsteller zu sein; so wenig, wie es ein Ehrentitel ist, Richter zu sein oder Arzt. Nicht die Standeszugehörigkeit legitimiert den Mann, seine Leistung legitimiert ihn."
(Kurt Tucholsky)
8.253) "Ich kann nicht schreiben ohne zu lügen."
(Kurt Tucholsky)
8.254) "Schreiben ist, wie mir scheint, Kraftüberschuß."
(Kurt Tucholsky)
8.255) "Auch unter den Schriftstellern gibt es Schauspieler, nämlich solche, die so tun als ob..., die den Schauspieler spielen."
(Johannes R. Becher)
8.256) "Schriftsteller sein ist eine Lebensweise. - Ein engagierter Schriftsteller ist genau so zu werten wie ein Moralschriftsteller."
(Kurt Guggenheim)
8.257) "Im Anfang war das Wort. Wir kommen von dort und gehen dorthin. Die Existenz eines Schriftstellers ist daher nur als universal denkbar."
(Heimito von Doderer)
8.258) "Der Berufsschriftsteller macht seine Muse zur Prostituierten und wird dann ihr Strizzi."
(Heimito von Doderer)
8.259) "Wer heute die Lüge und Unwissenheit bekämpfen und die Wahrheit schreiben will, hat zumindest fünf Schwierigkeiten zu überwinden. Er muß den Mut haben, die Wahrheit zu schreiben, obwohl sie allenthalben unterdrückt wird; die Klugheit, sie zu erkennen, obwohl sie allenthalben verhüllt wird; die Kunst, sie handhabbar zu machen als eine Waffe; das Urteil, jene auszuwählen, in deren Händen sie wirksam wird; die List, sie unter diesen zu verbreiten."
(Bert(hold) Brecht)
8.260) "Schreiben - um Wahrheit sich mühen, erzählen, mit seinen Figuren sprechen, die Welt beschreiben und vielleicht einmal beschreibend zu verändern, ist eine Wollust - wie Zeugen, wie einen Menschen umarmen."
(Hermann Kesten)
8.261) "Ein Schrifsteller schreibt nicht, um der Menschheit zu helfen, sondern um sich selbst zu helfen."
(Graham Greene)
8.262) "Wehe dem Schriftsteller, der nach Gehalt strebt!"
(Ludwig Hohl)
8.263) "Kein Schriftsteller räumt sich mehr Freiheit zum Lügen ein als jener, der ein intimes Tagebuch schreibt, ein angebliches Bekenntnis seiner Gedanken und Gefühle."
(Denis de Rougemont)
8.264) "Schreiben, um nicht zu sterben, ist wahrscheinlich eine Beschäftigung, die so alt ist wie das Wort."
(Maurice Blachot)
8.265) "Schriftsteller sein heißt, die Welt als Sprache sehen."
(Günther Eich)
8.266) "Wenn ich die Feder in der Hand habe, schrecke ich vor nichts zurück."
(Simone de Beauvoir)
8.267) "Man muß über ewige Dinge schreiben, um mit Sicherheit aktuell zu sein."
(Simone Weil)
8.268) "Was ein Schriftsteller wirklich tun sollte, ist: Bücher schreiben und die Klappe halten."
(William Golding)
8.269) "Warum schreiben Weiber nicht? Weil sie jederzeit weinen können."
(E. M. Cioran)
8.270) "Muß ich, der Aufschreiber, selber glücklich sein, um andere glücklich zu machen? Ich weiß es nicht, aber eines weiß ich, ich muß lachen, und ich muß weinen, um andere lachen und weinen zu machen."
(Erwin Strittmatter)
8.271) "Manche Schriftsteller haben das Glück, daß die Klischees, die sie ohne viel Skrupel verwenden, der Wirklichkeit entsprechen. Eine Art prästabilisierte Harmonie."
(Rudolf Hartung)
8.272) "Es gibt Autoren, die sich selbst so entfremdet sind, daß sie nur noch das schreiben, was das zahlende Publikum gerade erwartet."
(Leopold Hoffmann)
8.273) "Unsere modernen Schriftsteller zeigen wie Seismographen an, welche Abgründe uns heute von Gott trennen. Sie sprechen kaum von Gott, dafür um so mehr von der Hölle."
(Pater Leppich)
8.274) "Schriftsteller sein ist keine Lebensentscheidung, sondern ein Schicksal auf Zeit."
(Wolfgang Hildesheimer)
8.275) "Ein Schriftsteller mag die wunderbarste Botschaft unter der Sonne zu verkünden haben, das nützt absolut nichts, wenn er nicht auch die Gabe zu unterhalten und zu vergnügen besitzt."
(Muriel Spark)
8.276) "Für den tätigen Schriftsteller kann nur ein menschliches Verhältnis zu den Klassikern von Nutzen sein. Er will keine Götzen in ihnen sehen, nicht die heiligsten Güter der Nation, keine unerreichbaren Vorbilder, sondern Freunde, Anreger, Gesprächspartner; oder auch - mit der gleichen Legitimität - Feinde, Schöpfer von oft langweiligen Romanen und pathetischen Theaterstücken. Er will sich ihnen nähern und sich wieder von ihnen entfernen."
(Friedrich Dürrenmatt)
8.277) "Für einen Schriftsteller ist auch das Sterben nützlich!"
(Abram Terz (Sinjawskij))
8.278) "Schreibend verstößt der Schriftsteller gegen die Gesetze der Realität. Wir müssen begreifen, wie unannehmbar er für die Wirklichkeit ist; vielleicht sollte man ihn grundsätzlich beseitigen."
(Abram Terz (Sinjawskij))
8.279) "Der Schriftsteller als Zeitgenosse wir immer verquer zum Zeitgeist liegen."
(Günter Grass)
8.280) "Ein Schriftsteller, der das Einverständis mit den Herrschenden sucht, ist verloren."
(Günter Grass)
8.281) "Er ist fast schon ein Klassiker. Er wird kaum noch gelesen."
(Gabriel Laub)
8.282) "Die Todsünde des Schriftstellers: die Isolation."
(Hans Magnus Enzenberger)
8.283) "Ich behaupte, daß der Romanautor es darauf anlegt, das Zweideutige darzustellen, weil im täglichen Leben so vieles uninteressant und trivial geworden ist."
(Milan Kundera)
8.284) "Wer schreibt, setzt sich zur Unruhe."
(Gerhard Uhlenbruck)
8.285) "Ein Schriftsteller ist ein Mensch, dessen Erfindungen wahr sind. So wenig Schriftsteller gibt es!"
(Horst Drescher)
8.286) "Schlechte Schreiber vertrauen der Interpunktion mehr als dem Wort."
(Hellmut Walters)
8.287) "Schreiben: Das Abwerfen der Last der Erkenntnis."
(Hermann Schweppenhäuser)
8.288) "Die Schriftsteller sind Übertreibungsspezialisten."
(Thomas Bernhard)
8.289) "Der einzige Patient, den der Schriftsteller behandelt, ist er selbst."
(Philip M. Roth)
8.290) "Das ist die Schwierigkeit: die Rechte zur Faust ballen - und trotzdem leserlich schreiben."
(Werner Schneyder)
8.291) "Eine schriftstellerische Unternehmung müßte etwas von einem Handstreich haben; in jedem Sinn."
(Peter Handke)
8.292) "Der Beruf des Schriftstellers hat mit einem Traumberuf höchstens etwas im Traum zu tun."
(Hermann Burger)
8.293) "Sich schriftstellern."
(Hans-Horst Skupy)
8.294) "Dichter und Schriftsteller sind die indiskretesten Wesen, verraten sie doch, hinter vorgehaltenem Wort, ihre intimsten und geheimsten Gedanken."
(Bernd Kolf)
8.295) "Der Schriftsteller schreibt sein ganzes Leben an seinem Testament."
(Zarko Petan)
8.296) "Als Schreiber atmet man das Leben durch den Satz."
(Sulamith Sparre)
8.297) "Nicht ohne Grund nennt man Schriftsteller in unserem Land 'Ingenieure der menschlichen Seele'."
(Nikita Chruschtschow)
8.298) "Zu viele Menschen der modernen Welt betrachten Dichtung als Luxus, nicht annähernd so notwendig wie Benzin. Aber für mich ist sie der Treibstoff des Lebens."
(Sir John Betjeman)
8.299)
"Ich schreibe,/also bin ich.
Ich werde gelesen,/also bin ich/nicht allein."
(Kurt Martis)
8.300) "Ich schreibe aus dem gleichen Grund, aus dem ich atme - wenn ich es nicht täte, müßte ich sterben."
(Isaac Asimov)
8.301) "Wenn ich tot bin, hoffe ich, daß man sagen wird: `Seine Sünden waren rabenschwarz, aber seine Bücher werden gelesen.' "
(Hilaire Belloc)
8.302 "An einem dieser Nachmittage bugsierte sie mich auf den Balkon, klemmte ihr Monokel ins Auge und sagte: "Sie wissen, daß ich die Weltbühne nur leite, weil mein Mann verstorben ist. Und Sie wissen auch, daß mir der Kinderbuchverlag Williams & Co. gehört." Ich nickte. ich wußte es. Sie hatte, in deutscher Übersetzung, Hugh Loftings Doolittle-Bände herausgebracht, 'Pu der Bär' von A.A. Milne und zwei Bände von Karel Capek. Der Verlag genoß größtes Ansehen. "Es fehlt an guten deutschen Autoren", sagte sie. "Schreiben Sie ein Kinderbuch!" Ich war völlig verblüfft. "Um alles in der Welt, wie kommen Sie darauf, daß ich das könnte?" "in Ihren Kurzgeschichten kommen häufig Kinder vor", erklärte sie. "Davon verstehen Sie eine ganze Menge. Es ist nur noch ein Schritt. Schreiben Sie einmal nicht über Kinder, sondern auch für Kinder!" "Das ist sicher schwer", sagte ich. "Aber ich werd's versuchen." Fünf, sechs Wochen später rief Edith Jacobsohn bei mir an. "Haben Sie sich die Sache durch den Kopf gehen lassen?" "Nicht nur das", gab ich zur Antwort. "Ich schreibe gerade am neunten Kapitel."
(Aus: Das Erich Kästner Lesebuch, Einiges über Kinderbücher. Anmerkung: Edith Jacobsohn, Witwe des Weltbühne-Verlegers Siegfried Jakobsohn, regte so Erich Kästner bei einem Autorentreffen an, für Kinder zu schreiben.)
8.303) "In jedem tüchtigen Menschen steckt ein Poet und kommt beim Schreiben zum Vorschein, beim Lesen, beim Sprechen oder beim Zuhören."
(Marie von Ebner-Eschenbach)
8.304) "Die Tinte ist ein Zündstoff."
(Stanislaw Jerzy Lec)
8.305) "Das Problem ist nicht, schreiben zu können, sondern mit dem Schreiben aufhören zu können."
(Günter Grass)
8.306) "Bevor ihr schreiben wollt, lernt zuerst das Denken."
(Nicolas Boileau-Despreaux; frz. Dichter, Historiograph Ludwig XIV.)
8.307) "Es kommt wenig darauf an, wie wir schreiben, aber viel, wie wir denken."
(Hotthold Ephraim Lessing)
8.308) "Schreiben ist schon deswegen viel unbequemer als Lesen, weil alles Schreiben Kopieren ist, entweder des Geschriebenen oder der eigenen Gedanken."
(August von Platen)
9) Lobpreis der gesegneten Buchdruckerkunst, gleichzeitig Huldigung des ehrenvollen Herren von Gutenberg -oder: Die schwarze Kunst - über Buchmacher und Buchmacherei
9.1) "die DRUCKKUNST ist dienerin des gedankens und der sprache sie verhilft zu sichtbarer existenz"
9.2) "Gott segne Kupfer, Druck und jedes vervielfältigende Mittel, so daß das Gute, was einmal da war, nicht wieder zugrunde gehen kann."
(Johann Wolfgang von Goethe, Weimar, 3. Mai 1816.)
9.3) "Packet an! - Laßt seinen Corpus posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm, bis triefen beide Ballen. Der durst'gen Seel gebt ein Sturzbad obendrauf, das ist dem Sohne Gutenbergs die allerbeste Tauf."
9.4) "Die Buchdruckerkunst ist die letzte Flamme vor dem Auslöschen der Welt."
(Martin Luther: Tischreden.)
9.5) "Die hohen Wohltaten der Buchdruckerei sind mit Worten nicht auszusprechen. Durch sie wird die Heilige Schrift in allen Zungen und Sprachen eröffnet und ausgebreitet, durch sie werden alle guten Künste und Wissenschaften erhalten, gemehrt und auf unsere Nachkommen fortgepflanzt."
(Martin Luther: Tischreden.)
9.6) "Die Buchdruckerkunst ist doch fürwahr eine Art Messias unter den Erfindungen."
(Georg Christoph Lichtenberg; um 1796.)
9.7) "Ehemals taufte man die Glocken, jetzt sollte man die Druckerpressen taufen."
(Georg Christoph Lichtenberg; um 1798.)
9.8) "Die Buchdruckerkunst ist ein Faktum, von dem ein zweiter Teil der Welt- und Kunstgeschichte datiert, welche von dem ersten ganz verschieden ist; daher wir auch mit Folgerungen aus dem ersten auf den zweiten Teil nicht mehr auskommen."
(Johann Wolfgang von Goethe, 1820.)
9.9) "Wir verdanken dem Bücherdruck und der Freiheit desselben undenkbares Gutes und einen unübersehbaren Nutzen."
(Johann Wolfgang von Goethe: Dichtung und Wahrheit, 1812.)
9.10) "Was die Menschheit je in Kunst, Wissenschaft, Handel, Gewerbe Gutes und Taugliches erfahren hat, kann zum Heile aller folgenden Zeiten fast unvertilgt aufbewahrt werden, und was die Menschen Törichtes und Schlechtes taten, kann man auch zu Warnung für die Zukunft in der Schrift hinterlegen. Durch die Schrift und den Bücherdruck hat eigentlich der menschliche Geist erst die Welt erobert."
(Adalbert Stifter)
9.11) "Die ganze Welt gibt ohne Zögern zu, und es bleibt nur eine Meinung darüber, daß Gutenbergs Erfindung das unvergleich größte Ereignis ist, das die Weltgeschichte kennt. Sie schuf eine neue, wundervolle Welt, mit ihr aber auch eine neue Hölle. Was immer die Welt heute ist, böse und gut zugleich, das hat Gutenbergs Erfindung aus ihr gemacht, denn sie ist die Quelle, aus der alles strömt. Wir beugen uns huldigend vor Gutenberg, denn das Unglück, das seine Erfindung herbeigeführt, ist überreich ausgeglichen durch das Glück, das das Menschengeschlecht ihr verdankt."
(Mark Twain)
9.12) "Jüngst haben rheinischer Geist
und rheinischer Kunstfleiß gemeinsam
Bücher zum Lichte gebracht,
Bücher im Überfluß.
Und was einst nur die Reichen,
was kaum ein König besessen,
in dem bescheidensten Haus,
trifft man es jetzo: das Buch.
Dank sei vorerst den Göttern,
nächst ihnen wie billig den Druckern
Dank, deren Mühen zuerst
fand diesen Weg für die Kunst.
Was den Gelehrten von Hellas
und römischer Technik verborgen,
diese neueste Kunst
stammt aus germanischem Geist."
(So frohlockt Sebastian Brant)
9.13) "Die Buchdruckerei ist fürwahr eine Kunst von Gott, dem Menschlichen mitgeteilt."
(Philipp Melanchthon)
9.14) "Die Buchdruckerkunst ist fürwahr diejenige/so alle Künsten ernähret/sie ist diejenige/so alle verwichene Ding auf frischen Fuß erhalt/sie ist diejenige/so den gelehrten Leuthen ein unsterblichen Nahmen schmidet/sie ist diejenige/so den schon längst geführten Wandel auf Erden/sowol Christi des HErrn/als seiner Heiligen uns mit lebendigen Farben entwirfft/und folgsam einen Weg weiset zu allen Tugenden."
(Abraham a Sancta Clara)
9.15) "Durch Buchstabenkunst wird uns im Leben viel Nutzen an die Hand gegeben, ja, gar ein Stab zu Gottes Thron. Doch muß man Gold von Schlacken scheiden und bei der Kunst den Mißbrauch meiden, sonst wird verscherzt der Weisheit Kron."
(Abraham a Sancta Clara)
9.16) "Die Buchdruckerkunst entreißt alle anderen Künste und Wissenschaften dem Untergange; sie unterrichtet in den Grundsätzen der Religion und der Sitten, und sie verewigt edle Handlungen redlicher Männer in allen Ständen. Sie stiftet also sehr viel Gutes, und diese Früchte, welche sie hervorbringt, beweisen den unschätzbaren Wert derselben. Aber sie tut dieses nur in der Hand eines rechtschaffenden Mannes, und in der Hand eines Bösen ist sie ebenso fähig, Böses zu stiften."
(Johann Gottlob Immanuel Breitkopf)
9.17) "Nach so vielen andern eine Lobrede der Buchdruckerei zu halten, wäre ein sehr unnötiges Werk; wir wissen alle, was wir an ihr haben. Nur durch sie, erst durch sie ist zusammenhängende und verglichene Erfahrung des menschlichen Geschlechts, Kritik, Geschichte und eine Welt der Wissenschaft geworden."
(Johann Gottfried Herder)
9.18) "Die Buchdruckerkunst ist eine so edle und nützliche Kunst, daß man bei denen, welche sie ausüben, einen gewissen Grad von Kultur voraussetzen sollte."
(Johann Friedrich Unger)
9.19) "Indem der Druck das Eigentümliche und Persönliche der Handschrift vernichtet, tritt er in einen weiteren Kreis und fordert allgemeine Geltung. Daher seine sittliche, fast magische Gewalt, die selbst der Schriftsteller empfindet, wenn er den ersten Bogen seines ersten Werkes erblickt."
(Wilhelm Grimm)
9.20) "Der Drucker ist ein treuer Diener nicht nur des Einzelnen, sondern der Gesamtheit. Was würde der heutige Stand der Welt ohne ihn sein? Der Drucker ist ein Freund des Gedankens, der Weisheit und der Wissenschaften, der Freund jedes Menschen, der ein Freund der Ordnung ist, der Freund eines jeden, der lesen kann."
(Charles Dickens)
9.21) Tägliches Gebet eines Buchdruckers
"Herr, allmächtiger Gott, es ist die Druckery eine herrliche und edle Kunst, mit welcher du die Menschen erst in letzter Zeit begnadest und allen Ständen, vornehmlich aber deiner Kirche, große Hülfe und Nutzen geschaffet. Weil ich nun, durch deine Gnade, solcher Kunst und Weisheit mächtig worden, so leite mich durch deinen guten Geist, liebster Gott, daß ich mich derselben zu deinen Ehren, und zur Erbauung der wahren Christlichen Kirche allermeist bediene, und was entweder dem gemeinen Wesen, oder Kirchen und Schulen gut, heilsam und nützlich ist, verfertige. Du weißt, Herr, daß großer Fleiß, stete Sorgfalt, genaue Wissenschaft der Buchstaben und anderer Zeichen, in allerhand Sprachen, auch ziemliche Mühe zu dieser heilsamen Kunst erfordert werde. Darum komme mir mit deiner göttlichen Gnade zur Hülfe, daß ich alles im Setzen und Drucken wohl in acht nehme und an gebührendem Fleiß, allen Druck so viel möglich, ohne Fehler und Mängel verfertigen, nichts ermangeln lassen. Regiere mich, gütiger Vater, daß ich gern mit geistlichen wahrhaftigen und lehrreichen Sachen umgehe, und an anderer Arbeit, dadurch keinem rechten Christen in seinem Christentum oder Beruf geholfen oder gerathen wird, kein Belieben trage.
Ach behüte mich, liebster Gott vor lügenhafftem, unnützen und unzüchtigen Händeln, dadurch ein Christliches Herz geärgert und gehindert wird, daß ich solches zu setzen und zu drucken abschlage, und an meinem Orte keinen Anlaß und Gelegenheit zum Bösen gebe. Erhalte mich in steter Liebe deines H. Wortes und der Wahrheit, nicht weniger in einem nüchtern, treufleissigen und sorgfältigen Leben, daß ich dich dadurch sowol meine Seele aus meinem Leib gebührend versorge, und ein guter Arbeiter von Dir und der erbarn Welt bis ans Ende erfunden werde, einst aber zu meinem werthesten Erlöser Jesu Christo komme, und von Ihm die Crone der ewigen Freude und Seligkeit erlang. Erhöhre mich um deiner Ehr, und meiner Wohlfahrth willen, Amen."
9.22) "Benjamin Franklin, Drucker, dessen Körper wie der Einband eines abgenutzten Buches, losgelöst von Inhalt, Titel und Vergoldungen, hier ruht als Beute der Würmer. Das Werk selbst aber ging nicht verloren, weil, wie er fest glaubte, er in einer neuen und prächtigeren Ausgabe erscheinen wird, durchgesehen und verbessert vom Autor."
(Grabinschrift von Benjamin Franklin.)
9.23) "Das Drucken ist mir immer als ein Wunder erschienen, ähnlich wie das Wachsen der Ähren auf dem Felde."
(Vincent van Gogh)
9.24) "Es war eine veränderte Weinpresse... Aus einer Vorrichtung zur Herstellung von Wein wurde eine Vorrichtung zur Herstellung von Büchern... Bacchus gehört zu den Göttern, die Gutenberg zur Seite standen."(Albert Kapr, Historiograph, Typograph und Bücherfreund.)
10) Typographische Geständnisse
10.1) "Keine andere Kunst hat je mehr Berechtigung, ihren Blick auf die zukünftigen Jahrhunderte zu richten als die Typographie. Denn, was sie heute schafft, kommt der Nachwelt nicht weniger zugute als der lebendigen Generation."
(Giambattista Bodoni)
10.2) "Ein Buch wird um so mustergültiger, je reiner die einfache Schönheit der Typen in ihm zur Wirkung kommt. Aus ihr spricht, in ihr beruht, mit einem Worte, der Ruhm der Buchkunst. Und das mit Recht, denn einzig die Typen bestehen notwendig ganz durch sich selbst, alle übrige aber erst durch sie. Möchte doch diese Kunst, sinnvoll, nützlich und schön, wie sie ist, auch allenthalben mit der ihrer würdigen Geschicklichkeit und Liebe geübt, mit Geschmack und gutem Urteil gefördert werden."
(Giambattista Bodoni)
10.3) "Ein schönes Buch dient mit all seinen Komponenten... dem Verständnis des Textes, es schafft eine inhaltsbezogene Atmosphäre. Es hilft den Gedanken des Autors bei ihrem Flug in den Kopf des Lesers."
(Rainer Groothius)
11) Vom (verrückten) Verleger und verlegenden Verlegen - oder: "Bücher schreiben ist nicht schwer, Bücher machen dafür sehr"
11.1) "Denn Bücher macht man leicht auf Erden - das Kunststück ist's, sie loszuwerden."
(Herrmann Mostar)
11.2) "Herr!" stürzt ein Verleger mir gestern in's Haus,
"Herr! Suchen Sie doch mal ihr Schreibpult aus,
Ob Sie nicht etwas finden, bester Mann,
Was ich schnell noch vor Weihnachten drucken kann!"
- "Ei," sag ich "Sie haben schon acht Novitäten,
Und wollen mit mehr noch vor's Publikum treten?!
Zwar kann mir nichts schmeichelhafter sein..."
"O bitte," fällt er in's Wort mir ein;
"Denn sehn Sie, die Sache ist ganz klar:
Ich hab mich verpflichtet, Jahr für Jahr
(Er spricht es mit lächelndem Achselzucken)
Zweihundert Zentner Papier zu verdrucken.
Wo nicht, so gewährt mir natürlicherweise
Die Papierfabrik keine Vorzugspreise."
11.3) "So doof sind nicht einmal Verleger und Lektoren."
(Marcel Reich-Ranicki)
11.4) Poster für eine Buchmesse: "Die wahren Analphabeten sind diejenigen, die Lesen gelernt haben, es aber nicht tun."
11.5) Titel eines Buches von 1650 (Six Boldrian Wurmschneider);
"Pum bididi, pum pum pumi, trara, trara, ra, ra! Was gibts Neues? Was wird ausgetrommelt? Was wird trompetet? Von merkwürdigem Gezücht ist die Rede, das heutzutage von überall hervorkreucht, und sogar vom reißenden Wolf!"
(Nach Rath-Vegh: Komödie; S. 26.)
11.6) "Man verlegt entweder Bücher, von denen man meint, die Leute sollen sie lesen, oder Bücher, von denen man meint, die Leute wollen sie lesen."
(Unbekannte Herkunft)
11.7) "Kürzlich hat er auf einer Verlegerparty einen Ausdruck gehört, der ihn, den Schöngeist, so tief verletzt hat, daß er ihn bis zu diesem Augenblick mit aller Macht verdrängt hat. Jetzt aber fällt ihm dieser Ausdruck wieder ein, und er schaudert. Die Verlage müßten marktorientiert produzieren, hatte es dort geheißen. Das Buch als Stapelware, als Produkt, das vermarktet werden muß. Etwa so phantasieanregend wie vakuumverpackter Schinken und mit ebensoviel Wasser drin. Die saubere, sterile Hülle verbirgt die alten Hurenunterröcke. Die alte Hure hält sich an die Maxime Brot und Spiele. Ein Narr, wer der breiten Masse heute noch Dinge zu lesen gibt, die sie verleiten könnte, ihre Ansprüche im die Höhe zu schrauben. Die Literatur hat ihre Schärfe verloren und verkommt mehr und mehr zum Schlafmittel für die Schöne Neue Welt. Er schaut zum Kellner, der dasitzt und geduldig wartet, daß er mit seiner Vorspeise fertig wird. Der Kellner liest Zeitung, eine kleine, leicht zu bändigende, leicht (ungefähr so leicht wie Kartoffelchips) verdauliche Zeitung, in der kein Absatz länger als vier Zeilen ist..."
11.8) "Der Verleger schielt mit einem Auge nach dem Schriftsteller, mit dem anderen nach dem Publikum. Aber das dritte Auge, das Auge der Weisheit, blickt unbeirrt ins Portemonnaie."
(Alfred Döblin)11.9) Ernst Rowohlt: Fingerzeig über den Umgang mit Autoren"Setz deinen Autor in einen bequemen Sessel, der niedriger ist als dein Stuhl, dann wirst du am besten mit ihm verhandeln können.
Reiche ihm etwas zu rauchen hinunter.
Setz eine leichtgefärbte Brille auf, damit er das Spiel deiner Augen nicht beobachten kann. Setz dich selbst möglichst in den Schatten und ihn in möglichst helles Licht.
Selbstverständlich ist es, daß dich dein Schreibtisch wie ein Festungswall umgibt.
Überlaß den Autor ungehemmt seinem Redefluß, wenn er dir von seinem Manuskript oder von seinem geplanten Buch erzählt. Geht ihm der Atem aus, so fange schüchtern an zu sprechen.
Frage ihn nicht nach Einzelheiten seines Manuskriptes oder Planes. Sei von vornherein ebenso wie er selbst überzeugt von der Möglichkeit eines Erfolges seines Buches, denn du mußt dir sagen, daß du ihn von dem Mißerfolg, bevor er da ist, nicht überzeugen kannst. Selbst die längste Besprechung darf nicht länger als eine halbe Stunde dauern. Davon hast du nur fünf Minuten Redezeit, in der dreimal das Wort Wirtschaftskrise vorkommen darf.
Der Autor, der dir am meisten mit seinen praktischen Kenntnissen vom Buchhandel im allgemeinen und im besonderen imponieren will, versteht sicherlich gar nicht davon. Hüte dich aber vor denen, die behaupten, sie seien keine Geschäftsleute und verstünden nicht das geringste von derartigen Dingen: Sie sind gefährlich.
Gewonnenes Spiel hast du aber, wenn der Autor dir erklärt, er wolle seinen Anwalt befragen; mit diesem wirst du dann in fünf Minuten spielend fertig.
Wenn dir der Autor erklärt, daß mehrere andere Verleger sich um ihn reißen, lehne das Angebot ab, ohne ihn weiter anzuhören. Glaube einem Autor nicht, wen er dir erzählt, sein ganzer Bekanntenkreis würde sein Buch kaufen. Da verschwinden nur die Freiexemplare; kein "Freund" oder "Bekannter" kauft ein Buch.
Fasse nicht irgendwelche Entschlüsse in der ersten Unterhaltung, sondern denke über die Physiognomie des neuen Autors ein paar Tage nach. Sein Äußeres gibt dir mehr Einblick in das, was er kann, als das, was aus ihm als Redestrom herausbricht.
Bei der zweiten Unterhaltung ziehe deinen Lektor hinzu, der mit ihm freundlich plaudert und ihm mit seinen Kenntnissen imponiert.
Laß durchblicken, daß du im Grunde ein Idealist bist, aber laß ihn nicht den Eindruck haben, daß du vom Kaufmännischen nichts verstehst. Kein Autor wird dich selbst im Wesen richtig erkennen. Entweder bist du für ihn ein pfiffiger Kaufmann oder ein freundlicher Mäzen: Du bist aber keins von beiden. Du hast den blödesten Beruf der Welt ergriffen. Der Handel mit Häuten und Fellen ist eine klare Sache, der Handel mit Geistesprodukten wird immer ein Mittelding zwischen deinem persönlichen Geschmack und deiner Leidenschaft einerseits und deinem Gefühl für gute Konjunktur andererseits sein. Wenn du vierzig Jahre dies Geschäft, das kein Geschäft ist, betrieben hast, kannst du selbst nicht mehr unterscheiden, welcher Instinkt dich leitet, der künstlerische oder der geschäftliche: Du bist ein Zwitter geworden.
Bemühe dich trotzdem, den Autor von deiner Seriosität zu überzeugen, obgleich du selbst fühlst, daß du eigentlich ein wilder Spekulant bist. Bedenke stets, ohne es zuzugeben, daß du mindestens so närrisch bist wie der Autor. Denn Bücher verlegen ist eine fast noch närrischere Betätigung als Bücher schreiben.
Es gibt Autoren, die sich nicht ohne ihre Gattin in deine Höhle wagen. Laß alle Register deiner Liebenswürdigkeit spielen, so wirst sie vielleicht, wenn du Glück hast, sich seinen Flüchen über dich nicht anschließen und sie mildern.
Führt sie aber bei den Verhandlungen das Wort, so bist du so gut wie verloren. Jeder Versuch, sie für dich zu gewinnen, ist vergeblich. Kein Autor ist so habgierig wie seine Frau. Mag sie ihn für einen großen Schriftsteller oder für einen Trottel halten, auf jeden Fall wird sie versuchen, aus ihm herauszuschlagen, was nur geht, und du bist der Leidtragende.
Will dein neuer Autor sein Buch erst schreiben oder vollenden, so zahle ihm nach Möglichkeit keinen Vorschuß, er hat dich sonst an der Gurgel. Wenn du ihm deinen letzten Pfennig gegeben hast, wird er dir erklären, daß er mit dem Vorschuß nicht ausgekommen ist, er könnte absolut nicht weiterschreiben, wenn er nicht sofort an die Riviera reisen könnte. Er brauche die Stimmung der Riviera zur Vollendung seines Werkes, besonders wenn er einen proletarischen Roman schreibt.
Willst du den schon gezahlten Vorschuß nicht verlieren, mußt du weiter bluten. Es gibt kein Mittel, ihn zum Arbeiten zu zwingen. Wenn du etwa noch ein Anfänger bist und ihm mit einem Prozeß drohst, so fährt er mit dem nächsten FD-Zug in die Ferne, und wenn es ernst wird, findet das Auge des Gesetzes in seiner Wohnung höchstens ein Häufchen Pegasusmist; die Gerichtskosten aber bezahlst du.
Jeder Autor erklärt dir, daß sein Buch ganz billig auf den Markt gebracht werden muß; rechnest du ihm aber das dabei für ihn abfallende Honorar vor, so erhöht er die Preise.
Frage deinen Autor nie, ob ein Buch in Fraktur oder Antiqua gedruckt werden soll, er weiß nicht, was das ist.
Rede nie mit ihm vom Satzspiegel, er versteht nichts davon.
Ist der Vertrag geschlossen, so schließe dich der Ansicht des Autors an, daß du ein Meisterwerk erworben hast. Laß dir von keinem anderen Autor weismachen, daß es dies nicht ist, sondern glaube an dies Buch selbst dann noch, wenn du es verramschen mußt.
Rechnest du mit dem Autor ab und der Absatz seines Buches hat nicht die Dimensionen angenommen, die er erwartete, so zucke mit keiner Wimper, wenn er anfängt, dir zu erzählen, wie viele Buchhändler ihm gesagt hätten, daß sie Hunderte von Exemplaren seines Buches täglich absetzten. Du mußt dir darüber klar sein, daß er stets glauben wird, du betrügst ihn mit den Absatzzahlen. Er hat ja von doppelter Buchführung und Lagerkonten keine Ahnung. Versuche auch nicht, ihm klarzumachen, daß es Schwindel ist, wenn jeder zweite Mensch, mit dem er über sein Buch spricht, behauptet, er habe es gekauft - er wird es dir nicht glauben. Auch nicht, daß ein Exemplar seines Buches durch unendlich viele Hände wandert - alles das versteht er nicht. Rede nicht mit ihm über Propaganda, er wird stets behaupten, daß du für die anderen Bücher deines Verlages in dieser Hinsicht mehr tust. Wundere dich nicht, wenn sich dein Autor in den Tagen des Erscheinens seines Buches wie eine schwangere Frau benimmt und der Meinung ist, daß mit dem Stichtag des Erscheinens eine neue Zeitrechnung beginnt. Stärke ihn lieber in diesem Glauben und laß dich von seinem Fieber anstecken. Je mehr Leuten du erzählst, daß du das beste Buch des Jahres herausgebracht habest, desto besser wird das Buch gehen.
Sei dir bewußt, daß du Tag und Nacht für deinen Autor telefonisch zur Verfügung stehen mußt.
Sei bei der Abgabe des geschätzten Absatzes nicht optimistisch und nicht pessimistisch. Du mußt ein Fingerspitzengefühl dafür haben, was du ihm an Absatzzahlen zumuten kannst. Wenn die Quartalsrechnung kommt, wird sich ja ohnehin alles finden.
Rechne damit, daß du die Schuld hast, wenn sein Buch nicht gefressen wird, daß es aber nur wenige Autoren gibt, die dir eine ehrlichen Anteil am Erfolg zugestehen.
Bist du mit deinem Autor menschlich befreundet, so empfiehl ihm einen anderen Verleger, denn das sicherste Mittel, deinen Freund zu verlieren, ist, ihn zu verlegen.
Du kannst mit ziemlicher Sicherheit damit rechnen, daß der Autor, mit dem du zuerst auf rein geschäftlicher Basis verkehrst, sehr schnell dein Freund wird.
Kneipen darfst du grundsätzlich mit einem Freund nur dann, wenn der Vertrag schon abgeschlossen ist. Kneipst du aber mit einem Autor, so vermeide jedes Gespräch über seine Bücher, sonst wird es ungemütlich. Merke dir, daß die besten Autoren die sind, die nicht von ihren Büchern sprechen.
Dein Meisterstück im Umgang mit Autoren legst du ab, wenn du ihnen beigebracht hast, daß dein Vorteil auch ihr Vorteil ist. Gewöhne dich daran, die Achseln zu zucken, wenn dir dein erfolgreicher Autor die Angebote deiner Konkurrenzverleger zeigt. Lächle, schweige und poche auf den Generalvertrag. Diese Umgangsregeln gelten im allgemeinen auch für Autorinnen. Es ist selbstverständlich, daß du dich nicht durch ihre äußeren Reize beeinflussen läßt.
Versuche, ihnen durch größte Sachlichkeit zu imponieren. Das wird dir vielleicht auch als Mann bei ihnen nützen, vor allem aber als zukünftiger Verleger.
Oberster Leitsatz:
Laß dem Autoren die Überzeugung, daß ihr beide Kulturfaktoren seid, aber sei dir selber darüber klar, daß auch der Lumpenhändler, den du ja in Form von Makulatur reich belieferst, die gleiche Daseinsberechtigung hat wie du und dein Autor."
11.10) "Der Verleger ist der erste Leser seiner Verlagswerke; er soll stets ihr bester sein."
(Adolf Spemann)
11.11) "Fleiß ist das mindeste, was Taschendiebe, Verleger, Huren, unbegabte Autoren und ähnliche Berufe, die von der Gutgläubigkeit produktiver Nebenmenschen leben, zum Reüssieren brauchen."
(Richard Katz)
11.12) "Die Dichter bauen Luftschlösser, die Leser bewohnen sie, und die Verleger kassieren die Miete."
(Maxim Gorki)
11.13) "Ein Verleger ist ein Mann, der zuwenig investiert, zuwenig wirbt und zuviel verdient."
(Robert Neumann)
11.14) "Verleger sind eine besondere Spezies. Man findet unter ihnen Vertreter aller sieben Todsünden."
(Michael Turner)
11.15) "Der Verleger ist einer, der aufgrund übereinstimmender Aussagen von Autoren und Buchhändlern die alleinige Schuld am Mißerfolg eines Buches trägt."
(Hans Weigel)
11.16) "Verlage sind die Geburtskliniken des Geistes."
(John Irving)
11.17) "Er las immer Bestseller statt Besteller."
(Carsten Vogt, Verlegen(d)er Buchhändler.)
11.18) "Klassiker: Verleger verstehen darunter einen Schriftsteller, der tantiemenfrei geworden ist."
(Robert Lembke)
11.19) "Werbung fürs Buch ist von jeher ein sehr wichtiges Gesprächsthema unter Verlegern gewesen. Und die Suche nach neuen, bisher noch nicht "erfaßten" Käuferschichten war bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg ein sehr vordringliches Problem. Wie diese Problem heute auf jeder Verlegertagung besprochen und erörtert wird, so besprachen sich darüber im Jahre 1921 eines Tages in Berlin die damals führenden literarischen Verleger S. Fischer, Ernst Rowohlt, Bruno Cassirer, Rütten & Loening und Eugen Diederichs. Diederichs zeichnete sich immer dadurch aus, daß er in festgefahrene Debatten überraschend neue Ideen warf. Das geschah auch in diesem Falle. Er schlug nämlich vor, daß man einige alte Omnibuswagen billig erwerben, sie voll Bücher packen und damit einige stellenlose junge Buchhändler über Land fahren lassen solle - um gute Bücher in den Dörfern an jene breite Schicht der Landbevölkerung zu verkaufen, die keine Gelegenheit habe, in die Stadt zu kommen und dort die Buchhandlungen zu besuchen.
Alle anderen waren begeistert und sahen schon im Geiste, wie ihre vollgestopften Lager sich auflösten und Geist und Anregung in fernste und kleinste Landgemeinden trügen. Es gab damals noch keinen Rundfunk, und die Buchgemeinschaften waren eben erst im Entstehen begriffen. Es begann eine lebhafte Diskussion und kühne Vorbereitung, den Diederichsschen Vorschlag zu realisieren. Alle Anwesenden erschienen wie elektrisiert. Nur Samuel Fischer schwieg in seiner Sofaecke und kaute am Rest seiner Havanna. Als einer schließlich ihn aufforderte, doch endlich auch seine Meinung zu sagen, knurrte er überlegen und skeptisch: "Ja, liebe Kollegen, ein paar Omnibuswagen zu kaufen, das werden wir gemeinsam finanzieren können. Bücher, um sie vollzuladen, werden bestimmt nicht fehlen. Da sind wir alle reichlich versorgt. Möglicherweise gibt es auch Leute auf dem Lande, die mal ein Buch kaufen, wenn man's ihnen ins Haus bringt. Aber, überlegen Sie: Wo sollen wir einen Buchhändler finden, der ein Auto fährt?"
(Karl Rauch: Heiteres aus der Welt des Buches.)
11.20) "Ein Lektor ist ein Mann, der nur zwei Seiten eines Manuskriptes nicht gelesen haben muß, um den Rest des Nichtgelesenen zuverlässig zu beurteilen."
(Gerhard Bronner)
11.21) "Public Relations ist die wichtigste Abteilung jedes Verlages, die viel Mühe und Geld aufwendet: für gute Bücher, denen es nichts nützt, und für schlechte Bücher, die es nicht nötig haben."
(Hans Weigel)
11.22) "Alle Verleger sind Verbrecher." (Thomas Bernhard)
11.23) "Man muß an Napoleon mit Sympathie denken: Er hat einen deutschen Verleger erschießen lassen." (Alexander Roda Roda)
(Anmerkung: Gemeint ist hier Johann Philipp Palm, der 'Rebell von Nürnberg', der gegen die französische Fremdherrschaft zu Beginn des 19. Jhdts. die Schrift "Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung" herausgab. Deshalb wurde er 1806 standrechtlich erschossen. - Ein 'böses' Zitat.)
11.24) "Keine tiefen Analysen, die sind für später; im Augenblick des Erscheinens tut dem Buch ein einfacher Trompetenstoß am wohlsten." (Heinrich Mann)
11.25) "Eine einzige Illusion gehört freilich zu allem Schreiben: nämlich zu glauben, daß man's vermöchte. 'Schön', sagte der Verleger, nachdem er das Vorstehende gelesen hatte, 'indessen will mir scheinen, daß dies alles vielleicht auch kürzer sich hätte mitteilen lassen?' " (Heimito von Doderer)
11.26) "Jedes Buch sollte im fruchtbaren Sinne etwas Neues sein und nicht Bekanntes und gut Eingeführtes wiederholen. Eine neue Form, eine neue Erkenntnis, ein neues Stück Welt sollte sichtbar werden." (Eugen Claassen, Verleger, in dem Aufsatz 'Über das Verlegen', 1953.)
11.27) "Der Verleger ist mit keinem seiner Autoren identifizierbar, aber er veröffentlicht, vielleicht sogar wider Willen, wachsend ein Porträt von sich selbst." (Eugen Claassen, 1955, kurz vor seinem Tode.)
11.28) "Sie müssen mir zugute halten, daß ich, unwillkürlich auch in den kleinsten Dingen, versuche, in Büchern zu denken." (Eugen Claassen; in einem Brief an einen jungen Schriftsteller.)
11.29) "Das Schreiben und das Verlegen von Büchern ist ein Gefühl, nichts anderes! Wenn noch Liebe und Leidenschaft dazukommen, dann wird es ein Menue."
(Carsten Vogt, Verlegen(d)er Buchhändler.)
11.30) "Mein Verlag hat kein Gesicht, aber er hat tausend Augen."
(Ernst Rowohlt)
11.31) "Höret.
Petrus kommt vom Himmelstor.
Stellt sich mir als Autor vor.
Bietet mir als großer Mann
Seine Memoiren an.
Schnell ist das Geschäft erledigt,
Gutgeheißen, was ich mache,
(Ausstattung nicht Nebensache!)
Und mit einer kleinen Predigt
Scheidet wieder mein Besuch:
'Bleibe als Verleger klug,
Heilig sei dir jedes Buch!
treibe nie mit einem Wucher,
Widerstehe dem Versucher,
Denn die so den Mammon schürfen
Niemals in den Himmel dürfen.
Nur wer preiswert und modern,
Den sieht man im Himmel gern.'
Also sprach er und verschwand.
Na, man denkt sich allerhand."
(Eugen Diederichs in einer Glosse, die einer nachgeahmten Remittendenfaktur als Schreiben an die (durchweg männlichen) Buchhandelsgesellen beigelegt war (1899). Diederichs hatte sich mit Alfred Kröner (Inhaber der J.G. Cottaschen Verlagsbuchhandlung, der vermutlich angesehenste Mann im deutschen Buchhandel seiner Zeit, lange erster Vorsitzender des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler und zudem Leiter des renommiertesten deutschen Verlages) wegen der gräßlichen typographischen Ausstattung und des überteuerten Preises von "Gedanken und Erinnerungen" aus dem Nachlaß von Fürst Bismarck angelegt. - Gerne wäre Eugen Diederichs selbst Verleger des (verehrten) Fürsten Bismarck geworden.)
12) Verlags-'Repräsentanten' und andere Vertreter
12.1) "Der Vertreter ist der Stellvertreter des Verlegers."
(Ernst Heimeran)
12.2) "Ich kann als Vertreter wahr sein."
(Ernst Heimeran)
12.3) "Vertreter sind Überredungskünstler auf Provisionsbasis."
(Alfred Horne)
13) Buchmesse - oder: Die geheiligte Ware Buch -oder: vom Handel mit Büchern
13.1) "Dat brauche die gar nicht zu sache, wo se hinwolle. Dat merk isch ganz alleine an die intelligente Gespräsche."
(Frankfurter Taxifahrer)
13.2) "Wer sich dort von so zahlreichen und so gelehrten Schriftstellern umgeben sieht, der kann wirklich nicht anders, als glauben, er sei in Athen, wo einst die Verehrer der Musen in langer Wanderschaft zusammenkamen, um den Verkehr mit den Philosophen zu genießen."
(Ein Besucher der Frankfurter Buchmesse, um 1540.)
13.3) Provinzbuchhändlers erste Reise zur Leipziger Messe
"Ich bin ein Provinzial-Buchhändler, habe ein kleines Geschäft, und habe bis dahin ich das größere Treiben im Buchhandel aus eigener Anschauung nicht gekannt. Woher auch? Von der Welt habe ich wenig gesehen; in den paar Wanderjahren konnte ich in den kleinen Geschäften, wo ich arbeiten durfte, nur geringe Erfahrungen sammeln, hatte aber in der Zeit das Glück, einige treue Freunde zu gewinnen und meine jetzige Frau kennen zu lernen. Mit Rücksicht auf Letztere gab ich das Wandern bald auf, und strebte, obschon mittellos, nach Selbständigkeit. Die habe ich mir denn auch schließlich errungen; das Krämchen ist zwar klein, nährt aber doch Mann, Frau und Kinder, und auch ein Sparpfennig kann beiseite gelegt werden; in unserm Städtchen bin ich, als halb zur Wissenschaft gehörend, ein angesehener Mann, man hat mir jüngst noch ein Ehrenamt übertragen, und so bewege ich mich im geschäftlichen und gesellschaftlichen Leben in zwar bescheidenen, doch sicheren Bahnen. Nun war es immer schon mein Wunsch, die Leipziger Messe zu besuchen, dort meinen Gesichtskreis zu erweitern, im größeren, erfahrenen Collegenkreise meine Erfahrungen gegen andere auszutauschen, und die Leipziger Einrichtungen kennen zu lernen; ich hielt also neulich mit meiner Frau Kriegsrath. Sie hatte starkes Bedenken, da ich gar so wenige Bekannte im Buchhandel habe, und es sich immerhin um eine mehrtätige Abwesenheit von Familie und Geschäft handele; doch wußte ich das Geschäftsinteresse geltend zu machen, und so ward denn die Reise beschlossen. Sonnabend vor Cantate kam, die Butterbröte in der Tasche, ging ich von Frau und Kind begleitet zur Bahn; das Wetter war bei uns erbärmlich kalt und rauh, doch setzte ich voraus, daß das in Leipzig ganz anders sein würde, und so ging's fort "in die Welt hinaus"."
(Aus: Börsenblatt Nr. 119 vom 27. Mai 1874.)
13.4) "Die einzigen, die an die Wichtigkeit der Frankfurter Buchmesse glauben, sind die zu Hause gebliebenen Gattinnen."
(Hans Habe)
13.5) "Taxidrivers in Frankfurt are said to dislike the annual Book Fair because literary folk, instead of being shuttled to the prostitutes like respectable members of other convening professions, prefer to stay in their hotels and fuck one another."
(Julian Barnes)
13.6) "Die beste Gelegenheit, buchhändlerische Bluffer-Kenntnisse auszutesten, bietet sich auf der Frankfurter Buchmesse, wo sich jedes Jahr im Herbst die gesamte Branche trifft. - Dort sind zusätzlich folgende Grundregeln zu beachten:
1. Sprechen Sie mit möglichst vielen Leuten. (Man kann nie genug Visitenkarten sammeln.)
2. Sprechen Sie nie inhaltlich, sondern möglichst über sich selbst. (Die Messe ist angeblich eine Verkaufsmesse, in Wirklichkeit aber ein Forum der Selbstdarstellung.)
3. Sprechen Sie nie länger als zwei Minuten mit jemanden (Typisches Gespräch: 'Guten Tag, wie läuft's? - 'Kann nicht klagen.' - Ja, dann ...' - 'Wir sehn uns.').
Wichtig: Sollten Sie auf jemanden treffen, der gelangweilt an einem der Stände steht - lassen Sie ihn links liegen: Das kann kein wichtiger Mann in der Verlagsszene sein. Und ein Buchhändler, der sich mühsam auf der Messe von Stand zu Stand schleppt, um Entdeckungen zu machen: Das kann kein bedeutender Buchhändler sein. Dazu haben die gar keine Zeit. Oder zumindest würden sie es nicht zugeben."
13.7) Ephraim Kishon, der berühmte israelische Bestseller-Humorist, ist bekannt dafür, daß er während der Mittagszeiten der Frankfurter Buchmesse vom Stand seines Stammverlages Langen-Müller entschwindet. Der Grund: Am Stand der VVA (Vereinigte Verlagsauslieferung/Bertelsmann Distribution) gibt es heiße Knackwürstchen, die er ganz besonders schätzt. (Für ihn das höchste der (Messe-)Gefühle!) Seit 1998 bietet ihm 'sein' Verlag allerdings die Würstchen auch. Nach bestätigten Gerüchten rief die Chefsekretärin des Langen-Müller-Verlages im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse bei der VVA an, um die Adresse des Produzenten der guten ost-westfälischen Knacker in Erfahrung zu bringen. - So wirbt der Langen-Müller-Verlag damit, sich als Buchhändler mit Kishons Lieblingsspeise am Verlagsstand zu stärken. (Klasse, jetzt gibt's die guten Knacker auf der Messe zweimal; dann so richtig zum satt essen.)
13.8) "Hier ist die Messe. Geschwind, packt aus und schmückt die Bude; kommt, Autoren, und zieht, jeder versuche sein Glück."
(Nach: Johann Wolfgang von Goethe: Zahme Xenien VII.)
13.9) "Je langsamer einer geht, desto wichtiger ist er. Wer hier schnell geht, auf derm Via Mobile links überholt und sich in den schmalen Gängen immer an Leuten vorbeidrängelt, zeigt, daß er nicht aus Spaß am Lesen gekommen, sondern aus niederen Gründen, also beruflich unterwegs ist. So einer hat zwar auf dem Messegelände, nicht aber zwischen den Büchern etwas zu suchen."
(Frankfurter Rundschau, 08.10.1998.)
13.40) Und dann war da noch die Buchhandlung, die das Vorjahres-Weihnachtsgeschenk eines Verlages - eine Sonderausgabe eines Buches - bei der Auslieferung des Verlages remittierte.
14) Bücher
14.1) "Bei Fernseh-Interviews bekommt man öfter Gelegenheit, große Bibliotheken zu sehen, weil der Interviewte dabei gern vor seinen vielen Büchern sitzt. Das nämlich vermittelt dem Zuschauer den Eindruck: Wer eine solche Menge Bücher hat, der weiß wohl über alles Bescheid. Für ein Interview also gibt es keine bessere Kulisse als eine Bibliothek. Vor diesem Hintergrund wirkt das, was der Interviewte sagt, selbst wenn es unsinnig ist, immer noch hintergründig.
Nun fragt sich, ob ein Mensch, der so viele Bücher hat, diese überhaupt lesen kann, und wenn nicht, warum er sie sich dann kaufte, da sie doch recht teuer sind. Aber der Interviewte kaufte sie sich gar nicht, sondern er bekam sie von Verlagen oder Redaktionen zugeschickt, auf daß er sich dazu kritisch äußere. Zu so vielen Büchern aber kann sich kein Mensch kritisch oder sonstwie äußern. Daher bestückte der Interviewte mit ihnen nur seine Bibliothek, und dazu werden Bücher ja gemacht, das heißt ein großer Teil der Bücher, die alljährlich erscheinen, sind sowieso nicht zum Lesen da, sondern sie sind zum Dasein da, und für ihr Dasein eignet sich in erster Linie eine Bibliothek.
Was nun machen Leute, die ihrerseits auch so intellektuell wirken wollen, die aber keine Bücher gratis zugeschickt bekommen? Wie schon bemerkt, kann sich keiner eine solche Menge Bücher kaufen, weil sonst nicht genug Geld für begehrenswertere Artikel übrigbleibt. Aber wer kein Geld für Bücher ausgeben will und doch eine Bibliothek vorzeigen möchte, kann sich Buchattrappen kaufen. Das sind also Schachteln, bei denen eine Seite wie eine Reihe von Buchrücken aussieht. Mit solchen Schachteln läßt sich eine Bibliothek völlig bestücken, und der davor Interviewte wirkt nicht anders als der mit den echten Büchern.
Selbstverständlich sind die Buchattrappen nicht nur dazu da, daß man sich vor ihnen interviewen läßt. Sie dienen auch einem praktischen Zweck. Man kann etwas in sie hineintun, da sie ja leere Schachteln sind. So wird die Bibliothek zum Aufbewahrungsort für allerlei kleines Gerümpel, bei dem man sonst nicht weiß, wohin damit. In einer Bibliothek mit echten Büchern kann man allerdings auch viel kleinen Krimskrams unterbringen, nämlich hinter den Büchern, wo man das Zeug nicht sieht, außer wenn man die Bücher herausholt, aber das tut man allenfalls nur, wenn man sie dazu gebraucht, etwas in sie hineinzutun, was man in die Buchattrappen nicht hineintun kann, nämlich Blumen oder Blätter und ähnliche Pflanzenteile, die man fürs Herbarium pressen will. Dafür eignen sich echte Bücher vorzüglich, und Buchattrappen überhaupt nicht. Aus diesem Grund übrigens ist eine Bibliothek mit echten Büchern einer solchen mit Buchattrappen allemal vorzuziehen."
14.2) Eugen Roth: Bücher
"Ein Mensch, von Büchern hart bedrängt,
An die er lang sein Herz gehängt,
Beschließt voll Tatkraft, sich zu wehren,
Eh sie kaninchenhaft sich mehren.
Sogleich, aufs äußerste ergrimmt,
Er ganze Reihn von Schmöckern nimmt
Und wirft sie wüst auf einen Haufen,
Sie unbarmherzig zu verkaufen.
Der Haufen liegt, so wie er lag,
Am ersten, zweiten, dritten Tag.
Der Mensch beäugt ihn ungerührt
Und ist dann plötzlich doch verführt,
Noch einmal hinzusehn genauer -Sieh da, der schöne Schopenhauer...
Und schlägt ihn auf und liest und liest,
Und merkt nicht, wie die Zeit verfließt...
Beschämt hat er nach Mitternacht
Ihn auf den alten Platz gebracht.
Dorthin stellt er auch eigenhändig
Den Herder, achtundzwanzigbändig.
E.T.A. Hoffmanns Neu-Entdeckung
Schützt diesen auch vor Zwangs-Vollstreckung.
Kurzum, ein Schmöcker nach dem andern
Darf wieder auf die Bretter wandern.
Der Mensch, der so mit halben Taten
Beinah schon hätt den Geist verraten,
Ist nun getröstet und erheitert,
daß die Entrümpelung gescheitert."
14.3)
Der erste schreibt es,
Der zweite vertreibt es,
der dritte versteht es,
Der vierte verschmäht es,
Den fünften entflammt es,
Der sechste verdammt es,
Der siebente schätzt es,
Der achte versetzt es,
Der neunte verpumpt es,
Der zehnte zerlumpt es,
Der elfte vergräbt es,
Der zwölfte verklebt es
Zu Düten, denn im Krämerladen,
Da kommen sie schließlich
alle zu Schaden."
(Heinrich Seidel)
14.4) "Wie kann man denken ohne Bücher?"
(George Bernard Shaw)
14.5) "Es ist das Interessante an Büchern, über denen man eigentlich den Verstand verlieren müßte, daß man durch sie vielmehr an Verstand gewinnt."
(Christian Morgenstern)14.6) Bücher"Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.
Dort ist alles, was du brauchst,
Sonne, Stern und Mond,
Denn das Licht, wonach du frugst,
In dir selber wohnt.
Weisheit, die du lang gesucht
In den Bücherein,
Leuchtet dir aus jedem Blatt -Denn nun ist sie dein."
15) Neues Abendlied (nach Matthias Claudius)
Der Bücher sind zu viele,
verwirrend sind die Stile,
das schlägt mir aufs Gemüt.
Wenn Tausende so schreiben,
wo soll man da noch bleiben
mit einem Abendlied.
So leg' ich denn, ihr Brüder,
den Federhalter nieder;
die Welt ist mir zu rauh.
Einfalt ist mir zerschlagen,
die Vielfalt muß ich tragen
und seh' die Abendschau.
16) Aus: Sebastian Brant: Das Narrenschiff
"Im Narrentanze voran ich gehe
Da ich so viele Bücher um mich sehe,
Die ich nicht lese und verstehe.
(Anmerkung zum Bild siehe Fußnote.)
Von unnützen Büchern Daß ich vornan sitz' in dem Schiff,
Das hat fürwahr besondern Griff;
Ohn Ursach ist das nicht gekommen:
Auf Bücher stellte ich mein Frommen,
Von Büchern hab' ich großen Hort,
Versteh' ich gleich drin wenig Wort'.
So halt ich sie doch hoch in Ehren:
Es darf sie keine Flieg' versehren.
Wo man von Künsten reden thut,
Sprech' ich: "Daheim hab' ich sie gut!"
Denn es genügt schon meinem Sinn,
Wenn ich umringt von Büchern bin.
Von Ptolemäus wird erzählt,
Er hatte die Bücher der ganzen Welt
Und hielt das für den größten Schatz,
Doch manches füllte nur den Platz,
Er zog daraus sich keine Lehr'.
Ich hab' viel Bücher gleich wie er
Und les' doch herzlich wenig drin.
Zerbrechen sollt' ich mir den Sinn,
Und mir mit Lernen machen Last?
Wer viel studirt, wird ein Phantast!
Ich gleiche sonst doch einem Herrn
Und lohne einem, der für mich lern'!
Wenn ich auch habe groben Sinn
Und einmal bei Gelehrten bin,
Kann ich doch sprechen: "Ita! - So!"
Des deutschen Ordens bin ich froh,
Dieweil ich wenig weiß Latein.
Ich weiß, daß vinum heißet "Wein,"
Gucklus, ein Gauch, stultus, ein Thor
Und daß ich heiß': "domine doctor!"Die Ohren sind verborgen mir,
Sonst säh' man bald des Müllers Thier."
17) Gedanken über Bücher - oder:
Über die Liebe zu Büchern - oder:
Wer nicht liest, ist doof
17.1) "Man sollte auch gute, ja, ausgezeichnete Bücher verbieten, bloß damit sie mehr gelesen und beachtet werden." (Camus)
17.2) "Manche Bücher darf man nur kosten, andere muß man verschlingen und nur wenige kauen und verdauen."
(Francis Bacon: Essays. Von Studien.)
17.3) "Es wäre gut, Bücher zu kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitverkaufen könnte."
(Arthur Schopenhauer)
17.4) "Die Erfindung der Buchdruckerkunst machte es jedoch leichter, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, und Film und Radio förderten diesen Prozeß noch weiter. Mit der Entwicklung des Fernsehens (...) war das Privatleben zu Ende."(George Orwell)
17.5) "Des vielen Büchermachens ist kein Ende."
(Altes Testament, Prediger Salomo 12, 12.)
17.6) Büchermenge: "Deß Buecherschreibens ist so viel/man schreibet sie mit hauffen; Niemand wird Buecher schreiben mehr/so niemand sie wird kauffen."
(Friedrich von Logau: Sinngedichte; 1654.)
17.7) Büchermeer
"Büchermeer! - Wen däucht das Wort nicht gut?
Doch ein Meer - ein Meer hat Ebb' und Fluth...
Büchermeer will nimmer Ebbe zeigen,
unaufhörlich ist die Flut am Steigen."
(Edwin Bormann: Schelmenlieder.)
17.8) "Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?"
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.9) "Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt."
(Arabische Weisheit)17.10) "Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde."
(Jean Paul)
17.11) "Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen."
(Johann Wolfgang von Goethe)
17.12) "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
(Voltaire; eigentlich Francois-Marie Arouet.)
17.13) "Pro captu lectoris habent sua fata libelli./
Ganz wie der Leser sie aufnimmt, so haben die (kleinen) Büchlein ihr Schicksal."
(Terentianus Maurus: Carmen heroicum. De litteris.
(Über die Artikulation der Buchstaben.);
Vers 258 dieses Lehrgedichts.)
17.14) "Auch Bücher haben ihr Erlebtes."
(Johann Wolfgang von Goethe)
17.15) "Ich habe in meinem Leben keinen Kummer gehabt, den nicht eine Stunde der Lektüre weggeblasen hätte."
(Charles de Montesquieu)17.16) "Lesen bereichert den Menschen, mündlicher Gedankenaustausch macht gewandt, Niederschriften verhelfen zu genauerem Wissen. Wer wenig aufzeichnet, muß notwendigerweise ein gutes Gedächtnis besitzen; wer sich wenig in Rede und Gegenrede übt, braucht natürliche Geistesgegenwart, und wer wenig liest, muß sehr gewitzt sein, um den Anschein zu erwecken, als wüßte er das, was er nicht weiß."
(Francis Bacon)
17.17) "Eine ausgewählte Bücherei ist das einzige Parkett, auf dem wir uns mit den größten Geistern der Vergangenheit und Gegenwart zwanglos unterhalten können."
(Novalis, Freiherr Friedrich von Hardenberg.)
17.18) "Ich habe Ruhe gesucht überall und habe sie am Ende gefunden in einem engen Winkel bei einem kleinen Buche."
(Franz von Sales)
17.19) "Das Buch ist das Licht des Herzens, der Spiegel des Körpers. Es lehrt die Tugend und verjagt die Laster. Es ist die Krone der Weisen, der Begleiter auf Reisen, der vertraute Freund, die Zerstreuung des Kranken, der Kollege und Ratgeber der Mächtigen, der Tresor der Redekunst, der Garten voller Früchte, die Wiese voller Blumen, der Vorrat des Gedächtnisses, das Leben der Erinnerung. - Ruft man es, kommt es herbei, befiehlt man ihm, stürzt es hinzu. Es ist immer präsent, niemals läßt es an Bereitschaft mangeln. Gefragt, antwortet es sofort, enthüllt das Geheime, erleuchtet das Dunkle, schafft Gewißheit über das Zweifelhafte und löst das Verschlungene."
(Lucas da Penna)
17.20) "Mehr als das Gold hat das Blei in der Welt verändert. Und mehr als das Blei in der Flinte das im Setzkasten."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.21) "So etwas wie ein sittliches oder unsittliches Buch gibt es nicht. Bücher sind entweder gut geschrieben oder schlecht geschrieben. Weiter nichts."
(Oscar Wilde: Dorian Gray; Vorwort.)
17.22) "Die Erfindung des Buchdrucks ist das größte Ereignis der Weltgeschichte, allen Umsturzes Mutter, Erneuerung menschlicher Ausdrucksmittel von Grund auf. Als Druck ist der Gedanke unvergänglicher denn je, beflügelt, ungreifbar, unzerstörbar, ein Bestandteil der Lust."
(Victor Hugo: Notre Dame 5, 2.)
17.23) "Ein Buch hat oft eine ganze Lebenszeit eines Menschen gebildet oder verdorben."
(Johann Gottfried Herder)
17.24) "In Büchern liegt die Seele aller vergangenen Zeiten." (Thomas Carlyle: Über Helden und Heldenverehrung 5.)
17.25) "Ein Bücherschatz ist wie ein geistiger Baum, der Bestand hat und seine köstlichen Früchte spendet von Jahr zu Jahr, von Geschlecht zu Geschlecht."
(Thomas Carlyle)
17.26) "Du kannst kein Buch öffnen, ohne etwas daraus zu lernen."
(Chinesische Weisheit)
17.27) "Bücher sind immer noch die wohlfeilsten Lehr- und Freudenmeister und der wahre Beistand hienieden für Millionen besserer Menschen."
(Karl Julius Weber: Demokritos.)
17.28) "Bücher sind bessere Freunde als Menschen; denn sie reden nur, wenn wir wollen, und sie schweigen, wenn wir anderes vorhaben. Sie geben immer und fordern nie."
(Börris Freiherr von Münchhausen)
17.29) "Ein Buch, wenn es so zugeklappt daliegt, ist ein gebundenes, schlafendes, harmloses Tierchen, welches keinem was zuleide tut. Wer es nicht aufweckt, den gähnt es nicht an. Wer ihm die Nase nicht gerade zwischen die Kiefern steckt, den beißt es auch nicht."
(Wilhelm Busch: Eduards Traum; Schluß.)
17.30) "Liest du ein Buch zum ersten Mal, lernst du einen Freund kennen. Liest du es ein zweites Mal, begegnet dir ein alter." (Chinesische Weisheit)
17.31) "Ein sicheres Zeichen von einem guten Buche ist, wenn es einem immer besser gefällt, je älter man wird."(Georg Christoph Lichtenberg: Vermischte Schriften 351.)
17.32) "Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden."
(Ludwig Feuerbach: Abälard und Heloise 2.)
17.33) "Die besten Bücher sind die, von denen jeder Leser meint, er habe sie selbst machen können."
(Blaise Pascal)
17.34) "Die nützlichsten Bücher sind diejenigen, welche den Leser zu ihrer Ergänzung auffordern."
(Voltaire; eigentlich Francois-Marie Arouet: Philosophisches Wörterbuch; Vorrede.)
17.35) "Eigentlich lernen wir nur von Büchern, die wir nicht beurteilen können. Der Autor eines Buches, das wir beurteilen könnten, müßte von uns lernen."
(Johann Wolfgang von Goethe: Maximen und Reflexionen; Aus Kunst und Altertum; 1826.)
17.36) "Es geht den Büchern wie den Jungfrauen. Gerade die besten, die würdigsten bleiben oft am längsten sitzen. Aber endlich kommt doch einer, der sie erkennt und aus dem Dunkel der Verborgenheit an das Licht eines schönen Wirkungskreises hervorzieht."
(Ludwig Feuerbach: Abälard und Heloise 2.)
17.37) "Wir lesen Bücher, die Alten lasen Menschen."
(Karl Julius Weber: Demokritos I, 24.)
17.38) "Das Buch hatte die Wirkung, die gemeiniglich gute Bücher haben: Es machte die Einfältigen einfältiger, die Klugen klüger, und die übrigen Tausende blieben ungeändert."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.39) "Man schaffe sich daher so viele Bücher an, wie genug ist, aber keine des bloßen Prunks wegen."
(Seneca: Von der Gemütsruhe 9.)
17.40) "Ein gutes Buch ist mir ein wahrer Schatz. In Nöten dient es als Versatz."(Haug: Epigrammatische Spiele 4, 11.)
17.41) "Bücher haben viel Angenehmes für die, welche die richtigen aussuchen können."
(Michel de Montaigne)
17.42) "Der einzige Fehler, den die recht guten Schriften haben, ist der, daß sie gewöhnlich die Ursache von sehr vielen schlechten oder mittelmäßigen sind."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.43) "Es gibt mehr Bücher über Bücher als über irgendeinen anderen Gegenstand. Wir machen nichts, als einander zu glossieren."
(Michel de Montaigne: Essais 3.)
17.44) "Es gibt Gedanken, die an und für sich selbst und allein nicht wert waren, hingeschrieben zu werden, die aber der Zusammenhang nötig machte. Aus solchem Zement besteht wenigstens die Hälfte fast jedes Buches."
(Arthur Schopenhauer: Neue Paralipomena 18.)
17.45) "Dein redseliges Buch lehrt mancherlei Neues und Wahres,
wäre das Wahre nur neu, wäre das Neue nur wahr!"
(Heinrich Voss)
17.46) "Ich hasse die Bücher. Sie lehren uns nur über Dinge zu reden, die man nicht versteht."
(Jean-Jacques Rousseau: Emile I, 3.)
17.47) "Es gibt Bücher, durch welche man alles erfährt und doch zuletzt von der Sache nichts begreift."
(Johann Wolfgang von Goethe: Maximen und Reflexionen; Nachlaß; Über Literatur und Leben.)
17.48) "Die Bücher, die zu keiner Zeit jemand ganz versteht, selbst der Autor nicht, sind diejenigen, die zu allen Zeiten am gierigsten gelesen werden."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.49) "Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lerne, sondern damit man wisse, daß der Verfasser etwas gewußt hat."
(Johann Wolfgang von Goethe: Maximen und Reflexionen; Aus Kunst und Altertum; 1821.)
17.50) "Die meisten Bücher von heute sehen so aus, als wenn sie an einem Tage verfaßt worden wären, und zwar aus den Büchern, die am Tage zuvor gelesen worden sind."
(Nicolas de Chamfort: Maximen VII.)
17.51) "Der Umgang mit schlechten Büchern ist oft gefährlicher als mit schlechten Menschen."
(Wilhelm Hauff: Das Buch und die Leserwelt.)
17.52) "Ein Buch ist dem Verfasser, was der Schönen ihr Bild im Spiegel ist."
(Jean Paul)
17.53) "Die meisten Schriftsteller schätzen die Kunst, aber nicht die Tugend. Alexanders Statue bedeutet ihnen mehr als sein Edelmut. Das Abbild der Dinge berührt sie, aber das Original läßt sie kalt."
(Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues: Nachgelassene Maximen.)
17.54) "Ich habe daraus gelernt, wie ein Autor durch eine zweite veränderte Ausgabe seiner Geschichte, und wenn sie poetisch auch noch so besser geworden wäre, notwendig seinem Buche schaden muß. Der erste Eindruck findet uns willig, und der Mensch ist gemacht, daß man ihn das Abenteuerlichste überreden kann. Das haftet aber auch gleich so fest, und wehe dem, der es wieder auskratzen und austilgen will!"
(Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werthers; Brief vom 16.8.1771.)
17.55) "Wer einen Menschen tötet, der tötet ein vernünftiges Wesen, ein Ebenbild Gottes. Derjenige aber, der ein gutes Buch vernichtet, tötet die Vernunft selbst, tötet Gottes Ebenbild sozusagen im Keime."
(John Milton: Areopagitica 3.)
17.56) "Es gibt viele Bücher, die zu Unrecht einen Titel tragen."
(Ulf Annel)
17.57) "Ein Mensch ohne Bücher ist blind."
(Halldor Laxness)
17.58) "Insan okur!" (= türkisch: "Menschen lesen!")
17.59) "Es gibt dreierlei Arten Leser: Eine, die ohne Urteil genießt, eine dritte, die ohne zu genießen urteilt, die mittlere, die genießend urteilt und urteilend genießt; diese reproduziert eigentlich ein Kunstwerk aufs neue."
(Johann Wolfgang von Goethe)
17.60) "I'll burn my books!"
(Christopher Marlowe: The Tragical History of Doctor Faustus; 1589; letzter Akt.)
17.61) "Es gibt keine Seligkeit ohne Bücher!"
(Arno Schmidt)
17.62) "Ich glaube, daß das Buch eine der Möglichkeiten des Glücks ist, die die Menschen haben."
(Jorge Luis Borges)
17.63) "In den Büchern zeigte sich mir eine andere Realität des Lebens als die, in die meine Eltern und Lehrer mich pressen wollten."
(Peter Weiss)
17.64) "Die Menschen müssen alle früher oder später sterben, aber die Bücher sind der Ruhm Gottes und müssen erhalten bleiben."
(Don Vincente)
17.65) "Und wenn Bücher den Leser eines Tages nicht mehr anschauten? Würde das den Untergang des Abendlandes einläuten? So ist es."(Klaas Huizing)
17.66) "Man muß sich im Leben entscheiden zwischen Lesen und tödlicher Langeweile."
(Frei nach Flann O'Brien.)
17.67) "Ich habe mein Leben begonnen, wie ich es zweifellos beenden werde: inmitten von Büchern."
(Jean-Paul Sartre)
17.68) "Ein Krug mit Wein ist vor dich hingestellt. Daneben liegt ein Buch. Was willst du mehr?"
(Georg Britting, Dichter.)
17.69) "Bücher, die ich meine, sollen nicht beschwichtigen, sie sollen beunruhigen und wecken. Neugierig sollen sie machen. Auf Menschen und Dinge, auf das Unbekannte im Bekannten, sogar auf das Unmögliche. Bücher können zu neuen Taten herausfordern. Denk weiter, rede weiter, erzähl' weiter. Trau deiner Phantasie, aber lasse sie die Wirklichkeit nicht vergessen."
(Peter Härtling)
17.70) "Von der Mehrzahl der Bücher bleiben nur die Zitate übrig. Ist es dann nicht besser, von Anfang an nur Zitate aufzuschreiben?"
(Stanislaw Jerzy Lec)
17.71) "Mein Rat ist nicht, daß man ohn' Unterschied allerlei Bücher zusammenraffe und nur an die Menge denke."
(Martin Luther)
17.72) "Es kommt auf die Lebenswerte des Buches an."
(Eugen Diederichs)
17.73) "Ich kann mich an Büchern nicht ersättigen; und habe doch ihrer wohl mehr als genug."
(Francesco Petrarca)
17.74) Werbeslogans:
- "Die beste Zeit ist Lese-Zeit."
(Ehrenwirth-Verlag; Prospekt; 1993.)
- "Bücher machen Leute."
(Springer; Plakat; Herbst 1993.)
- "Literatur ist ein Geschenk."
(Rowohlt; Juli 1994.)
- "Lesen verboten!"
(Hanser; Aktion im Jugendbuch; 1994.)
- "Nur ein Kamel liest keine Bücher!"(HR 3, "Die 1. Frankfurter Buchmesse", Sendung vom 18.09.1994.)
- "Gib doch mal ein Lesezeichen von dir!/Lies keine Aufkleber!/Guck mal an: Du kannst ja lesen!/Bitte nicht stören! Ich lese./Wer nicht liest, bleibt blöd!"
(Ravensburger; Aufkleberwerbung; Mai 1997.)
"Schaff gute Bücher in dein Haus,
sie strömen reichen Segen aus
und wirken als ein Segenshort
auf Kinder und auf Enkel fort."
(Unbekannte Herkunft)
"ACHTUNG! Bücherschlag"/"VORSICHT! Lesende Kinder!"/
"ACHTUNG! Bücherflut"/"VORSICHT!NEU!gierige Leser"
(Hanser-Aktion, Winter 1997.)
"Dann lies doch! Bücher brauchen keine Batterien."
(Unbekannte Herkunft)
17.75) "Der Vorteil der meisten Bücher liegt darin, daß man ohne sie auskommen kann."
(George Bernard Shaw)
17.76) "Selbst der Leser von Kioskheftchen gehört nicht zu einer Mehrheit, sondern immer noch zu der kleinen elitären Minderheit von Lesern."
(Peter Bichsel)
17.77) "Einem jungen Romanautor, der wie er sagt, sich abmüht, Personen aufzubauen, rät Monsieur Traum mit huldvollen Worten, erst einmal seine eigene abzubauen. Schreiben lernen heißt sich in die Schule der Demut begeben. Danach ist Zeit genug, den Autor zu spielen."
(Robert Pinget)
17.78) "Wissen Sie, daß Bücher nach Muskatnuß oder nach sonstwelchen fremdländischen Gewürzen riechen? Als Junge habe ich immer gern daran geschnuppert. Gott, was gab es früher schöne Bücher, ehe wir davon abkamen."
(Prof. Faber zu dem Feuerwehrmann Montag; in: Ray Bradbury: Fahrenheit 451.)
17.79) "Wären unsere Autos so gebaut wie unsere Bücher, die Straßen lägen voll mit Toten."
(Hans Peter Willberg; 1983.)
17.80) "Manchmal lieben wir Bücher nur ihrer Schönheit wegen. Das ist zwar pervers, aber reizvoll."
(Manfred Sack)
17.81) "Das Buch des Lebens."
(Nach: Philipper 4, 3.)
17.82) "Libri quosdam ac scientiam, quosdam ac insaniam deduxere./Bücher haben manche zum und andere um den Verstand gebracht."
(Geyler: Navicula Factuorum; 1510.)
17.83) "Claustrum sine armario est quasi castrum sine armatorium./Ein Kloster ohne Bücher ist wie eine Festung ohne Waffen.")
(Aus der Missionierungszeit der Deutschen; 1. Jahrtausend.)
17.84) Der Buchhandel meint:- "Glotze aus, Buch an."
- "My book is my castle."
- "Bücher schmecken nach mehr."
- "Trübe Tassen lesen nicht."
- "Lesen ist Joggen im Hirn."
- "Lest, ihr Arschlöcher!"
17.85) Der Buchhandel empfiehlt:- "Bücher machen besoffen."
- "Bücher sind Drogen."
- "Bücher brauchen keinen Strom."
- "Lesen macht potent."
- "Lies mal wieder selbst!"
- "Bücher machen keinen Krach."
17.86) "Eine seltsamere Ware als Bücher gibt es wohl schwerlich in der Welt. Von Leuten gedruckt, die sie nicht verstehen; von Leuten verkauft, die sie nicht verstehen; gebunden, rezensiert und gelesen von Leuten, die sie nicht verstehen; und nun gar geschrieben von Leuten, die sie nicht verstehen."(Georg Christoph Lichtenberg, an Gottfried Hieronymus Amelung.)
17.87) "Bücher sind des Lebens bestes Geschäft. Sich ihnen zu widmen zahlt sich mehr aus als alle anderen Tätigkeiten im Leben. Sie sind stets zur Hand und geschwind zu nutzen, und kein Kunde oder Bittsteller wird mit leeren Händen entlassen...."
(Robert Whitlock; 1654.)
17.88) "Es ist erstrebenswert, Bücher zu besitzen; noch wichtiger ist es, sie zu lesen. Letzteres ist in unserer Zeit leider nicht mehr ganz so selbstverständlich."
(Walter Scheel)
17.89) "Nicht ist die Hand fürs Buch gemacht,
die von Habgier beschmutzt ist.
Wer um das Gold sich bemüht,
hat kein Herz für das Buch.
Aber auch Münzen und Bücher
zugleich zu sammeln,
ist falsch, denn, glaube mir,
beide zugleich faßt kein einzelnes Haus."(Unbekannte Herkunft)
17.90) "Wer Bücher hat und den Verstand besitzt, sie zu lesen, der kann doch nie ganz unglücklich sein: hat er doch die beste Gesellschaft, die es auf Erden gibt."
(Paul Ernst)
17.91) "Nullus est liber tam malus, ut non aliqua parte prosit./ Kein Buch ist so schlecht, daß es nicht auf irgendeine Weise nütze."
(Plinius der Jüngere 3, 5.)
17.92) "Das gefährlichste aller Bücher in weltgeschichtlicher Hinsicht, wenn durchaus einmal von Gefährlichkeit die Rede sein sollte, ist doch wohl unstreitig die Bibel, weil wohl leicht kein anderes Buch so viel Gutes und Böses im Menschengeschlecht zur Entwicklung gebracht hat."
(Johann Wolfgang von Goethe, zu Johann Daniel Falk.)
17.93) "Hungriger, greif nach dem Buch: Es ist eine Waffe."
(Bert(hold) Brecht: Die Mutter.)
17.94) "Palmström steht an einem Teiche
und entfaltet groß ein rotes Taschentuch:
Auf dem Tuch ist eine Eiche
dargestellt sowie ein Mensch mit einem Buch.
Palmström wagt sich nicht hineinzuschneuzen, -er gehört zu jenen Käuzen,
die oft unvermittelt-nackt
Ehrfurcht vor dem Schönen packt.
Zärtlich faltet er zusammen,
was er eben erst entbreitet.
Und kein Fühlender wird ihn verdammen,
weil er ungeschneuzt entschreitet."
(Christian Morgenstern: Der Gingganz und Verwandtes. Palmström.)
17.95) "Man sollte gewisse Bücher mehrmals lesen, ehe wir darüber sprechen. Etwa einmal im Winter, einmal im Sommer - und manchmal noch in ganz anderen Intervallen. Was wir dann über sie zu sagen hätten, würde vermutlich ebensovielmal besser sein..."
(Christian Morgenstern; 1912.)
17.96) "So stand es im Buche des Schicksals!/Sic erat in fatis!"
(Ovid: Fasti lib. 1, 481.)
17.97) "Warum soll man sich nicht mit Büchern unterhalten? Sie sind oft ebenso klug wie Menschen und oft ebenso spaßhaft, und sie drängen sich weniger auf."
(Hermann Hesse)
17.98) "Jedes gute Buch schreibt sich von selbst, man darf es nur nicht dabei stören."
(Patricia Highsmith)
17.99) "Wir brauchen Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück... Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."
(Franz Kafka)
17.100) "Die bezaubernde Frische alter Bücher gleicht dem Wein."
(Alexander Grin)
17.101) "Ein Buch ist ein Spiegel; wenn ein Affe hineinguckt, so kann freilich kein Apostel heraussehen."(Georg Christoph Lichtenberg)
17.102) "Der Mensch begreift Bücher erst, wenn ihm ein gewisses Maß an Leben zuteil wurde."
(Ezra Pound)
17.103) "Die Bekanntschaft mit einem einzigen guten Buch kann ein Leben ändern."
(Marcel Prevost)
17.104) "Ein Buch ist für mich eine Art Schaufel, mit der ich mich umgrabe."
(Martin Walser)
17.105) "Einst war die Seltenheit der Bücher den Fortschritten der Wissenschaft nachteilig. Jetzt ist es deren Überzahl, die verwirrt und eigenes Denken verhindert."
(Karl Julius Weber: Demokritos 2, Kap. 26.)
17.106) "Denn all unser Lesen, worauf läuft es schließlich hinaus? Daß wir rechtzeitig an die richtigen Bücher kommen und Geld und Zeit nicht verläppern. Philologisch mag sie anfechtbar sein, die Inschrift auf der alten Berliner Bibliothek "Nutrimentum Spiritus", aber sachlich trifft sie den Nagel auf den Kopf: Bücher sind Nahrung. Alles, was man über das Lesen klugreden und geistreicheln mag, ist Geschwätz, ohne die Grundwahrheit. Bücher sind keine Narkotika, Bücher sind keine Stimulantien, Bücher sind Nahrung."
(Josef Hofmiller)
17.107) "Das Leben ist so kurz! Selbst wenn Sie ein Bücherfresser sind, und nur fünf Tage brauchen, um ein Buch zweimal zu lesen, schaffen Sie im Jahre nur 70. Und für die fünfundvierzig Jahre, von Fünfzehn bis Sechzig, die man aufnahmefähig ist, ergibt das 3.150 Bände: die wollen sorgfältigst ausgewählt sein!"
(Arno Schmidt)
17.108) "Im Zimmer meiner Großmutter waren die Bücher gebettet. (...) Sie machte ihnen sorgfältig einen Schutzumschlag, suchte sich dann eines von ihnen aus, nahm in ihrem Ohrensessel nahe am Fenster Platz, setzte die Brille auf, seufzte müde und beglückt und senkte die Lider mit einem feinen, wollüstigen Lächeln, wie ich es später auf den Lippen der Mona Lisa wiederfand."
(Jean-Paul Sartre)
17.109) "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand."
(Erasmus von Rotterdam)
17.110) "Besser als Unwissende sind die, die sich mit Büchern abgeben, besser als diese, die von dem Gelesenen auch etwas behalten, und noch besser die, die etwas davon verstehen; am besten aber sind die, die ans Werk gehen."
(Dharmasastra des Manu (Gesetzbuch).)
17.111) "Ein Raum ohne Bücher ist (wie) ein Körper ohne Seele."
(Cicero) (Anmerkung: Übersetzung statt 'Raum` auch 'Zimmer'.)
17.112) "Bei den Büchern ist es umgekehrt wie bei den Frauen: die Guten empfiehlt man weiter."
(Herbert A. Frenzel)
17.113) "Man beschloß, nun sei es an der Zeit mir das Alphabet beizubringen. Ich war verrückt vor Freude: jetzt hatte ich sie für mich, diese getrockneten Stimmen in ihren kleinen Herbarien, diese Stimmen, die mein Großvater durch einen Blick zum Klingen brachte. Man ließ mich in der Bibliothek vagabundieren, ich stürmte los auf die menschliche Weisheit. So bin ich geworden... Ich habe niemals Höhlen gegraben und Vogelnester gesucht, niemals botanisiert und mit Steinen nach Vögeln geworfen. Die Bücher waren meine Vögel und meine Nester. Die Bücher waren die Welt im Spiegel, sie hatten deren unendliche Dichte, Vielfalt und Unvorhersehbarkeit. Ich stürzte mich in unglaubliche Abenteuer."
(Jean-Paul Sartre: Die Wörter.)
17.114) "Wenn er aber las, so glitten die Augen über die Blätter, und das Herz spürte nach dem Sinn, Stimme und Zunge aber ruhten. Oft wenn ich zugegen war, sah ich ihn so still ins Lesen versunken."
(Augustinus: Bekenntnisse.)
17.115) "Auch das schlechteste Buch hat seine gute Seite: die letzte."
(John Osborne)
17.116) "Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus eigenen Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte."
(Hermann Hesse)
17.117) "Bücher sind vielen Menschen so unentbehrlich wie das tägliche Brot."
(Honore de Balzac)
17.118) "Die Zerstreuung eines Buches durch die Welt ist fast ein ebenso schwieriges und wichtiges Werk als die Verfertigung desselben."
(Schiller; an Cotta, 01.09.1794.)
17.119) "Bücher liegen in der Luft. Der Schriftsteller ist nur die Brücke zwischen dem Stoff und der Niederschrift."
(Marguerite Dumas)
17.120) "Bücher sind wie Weinflaschen: der Staub darauf spricht für Qualität."
(Ernst Heimeran)
17.121) "Bücher vom vergangenen Herbst haben denselben leichten Verwesungsgeruch wie Blumen vom vergangenen Monat."
(Ted Burke)
17.122) "Das ist der Vorteil des Schriftstellers: Wenn man etwas loswerden will, schreibt man ein Buch."
(Peter Bamm)
17.123) "Die Menschheit ist ein Buch, das immer wieder von neuem aufgelegt wird, ohne die Aussicht, jemals ein Bestseller zu werden."
(William Faulkner)
17.124) "Die vergessensten aller Bücher sind jene, die in fast jeder Bibliothek stehen."
(Sigismund von Radecki)
17.125) "Ein klassisches Werk ist ein Buch, das die Leute loben, aber nie lesen."
(Ernest Hemingway)
17.126) "Leute, die Bücher schreiben, sind selten intellektuell. Die Intellektuellen sind Leute, die über die Bücher reden, die andere Leute geschrieben haben."
(Francoise Sagan)
17.127) "Man bekommt manchmal Pakete mit dem Aufdruck: "Vorsicht Bücher!" Was für eine Prahlerei."
(Ludwig Marcuse)
17.128) "Mancher schreibt gleich zwei Bücher auf einmal: das erste und das letzte."
(Mark Twain)
17.129) "Man sollte eigentlich nur das ein Buch nennen, was sich zu lesen lohnt."
(Markus M. Ronner)
17.130) "Schnelligkeit ist notwendig, um Flöhe zu fangen, aber nicht um Bücher zu schreiben."
(Michail Scholochow)
17.131) "Streng genommen, hat nur eine Sorte Bücher das Glück unserer Erde vermehrt: die Kochbücher."
(Joseph Conrad)
17.132) "Ein Buch lag aufgeschlagen,
auf irgendeinem Pult,
in irgendeiner Nacht.
Auf seinen Seiten ruhte
des Mondes bleiches Licht,
des Mondes blasse Lust.
Da ließ die zwei Paginen
der zwei Paginen Geist,
der zwei Paginen Sinn.
Und florte wie ein Schleier,
vom Mondenlicht gelockt,
ins Mondenlicht hinein.
Der Schleier wies die Sonne
(sie stieg von Seite neun
bis Seite zehn empor
In ihrem schönsten Feuer,
ein strahlend Phänomen,
ein flammendes Geleucht)...
Sie hing in Mondspinnweben,
ein güldner Ball des Glücks,
ein güldnes heiliges Herz!
Der Fensterrahmen rückte.
Die Klause wurde blau.
Der Schleier sank zurück.
Das Buch lag wieder traumhaft,
samt seiner Majestät,
in wieder nächtigem Raum.
Ein Stumstoß kam es blättern..
Ein Sturmstoß schloß die Mär.
Vom Turme her scholl es zwölf."
(Christian Morgenstern: Galgenlieder. Das Buch.)
17.133) "Wenn man bedenkt, wie viele Bücher es schon gibt, ist Nichtlesen eine völlig legitime Gegenwehr."
(Carlo Franchi)
17.134) "Ist es nicht idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben, wenn man in jedem Buchladen für ein paar Dollar einen kaufen kann?"
(Mark Twain)
17.135) "Ein Buch ist wie eine Weintraube, beide wollen gelesen werden."
(Unbekannte Herkunft)
17.136) "Der Endzweck der Welt ist ein Buch."
(Stephane Mallarme)
17.137) "Wenn wir mehr selbst dächten, so würden wir sehr viel mehr schlechte und sehr viel mehr gute Bücher haben."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.138) "Es ist heutzutage Mode geworden, das Bücherschreiben als den Endzweck des Studierens anzusehen; daher studieren so viel, um zu schreiben, anstatt daß sie studieren sollten, um zu wissen. Was man nur ankauft, um es bei der ersten Gelegenheit wieder anzubringen, vermischt sich nie recht mit uns und war nie recht unser."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.139) "Ja kein Buch geschrieben, wo eine Seite hinreicht, und kein Kapitel, wo ein Wort eben die Dienste tut."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.140) "Ein Buch, das nicht einen solchen Charakter hat, den selbst der schlechteste Übersetzer kaum für den Mann von Geist verderben kann, ist gewiß nicht für die Nachwelt geschrieben."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.141) "Ich habe wohl hundertmal bemerkt und zweifle gar nicht, daß viele meiner Leser hundertundein oder -zweimal bemerkt haben mögen, daß Bücher mit einem sehr einnehmenden, gut erfunden Titel selten etwas taugen. Vermutlich ist es vor dem Buche selbst erfunden, vielleicht oft von einem anderen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.142) "Man sollte die Bücher immer desto kleiner drucken lassen, je weniger Geist sie enthalten."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.143) "Ich lese gar keine Bücher, wo ich noch beim dritten oder vierten Bogen sagen kann, das kann ich auch."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.144) "Man kann sicher bei verschlossenen Augen in das erste beste Buch den Finger auf eine Zeile legen und sagen, hierüber ließe sich ein Buch schreiben. Wenn man die Augen auftut, so wird man sich selten betrogen finden."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.145) "Die neuesten Bücher sind jene, die nicht altern."
(Holbrook Jackson)
17.146) "Es soll in einem Buch weiter nichts stehen, als was gerade hinein gehört. Kein Gedanke und kein Wort? Nonsense. Besteht denn der Mensch auch bloß aus Leib und Seele? Oder hat er nicht auch Speck, der weder zu einen noch zum anderen gehört?"
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.147) "Schreibt man die Bücher bloß zum Lesen? Oder nicht auch zum Unterlegen in der Haushaltung? Gegen eins, das durchgelesen wird, werden Tausende durchgeblättert, andere tausend liegen stille, andere werden auf Mauslöcher gepreßt, nach Ratzen geworfen, auf andern wird gestanden, gesessen, getrommelt, Pfefferkuchen gebacken, mit anderen werden Pfeifen angesteckt, hinter dem Fenster damit gestanden."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.148) "Die Wälder werden immer kleiner. Das Holz nimmt ab, was wollen wir anfangen? Oh, zu der Zeit, wenn die Wälder aufhören, können wir sicherlich so lange Bücher brennen, bis wieder neue aufgewachsen sind."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.149) "Er war ein ansehnlicher Mann: reich, reinlich, immer gut gekleidet und hatte viele schöne Bücher, von denen nicht einem einzigen ein Blatt gekrümmt wurde."
(Ludwig Hohl)
17.150) "Jedes Buch hat zwei Wirkungen, die mittelbare und die unmittelbare. Die meisten Leser spüren nur die mittelbare. Darum bleiben auch so viele Bücher Druckerschwärze auf Papier."
(Christian Morgenstern; 1908.)
17.151) "Von Stirn und Haupt ging ihm ein starker Glanz aus, wie von den Deckeln seiner Bücher. Jene ölte und polierte er täglich, diese behandelte er mit dem Staubpinsel; und so sorgfältig ging er mit ihnen um, daß sie nie ein Blatt, nie ein Wort verloren: denn er wollte der künftigen Generation alles unversehrt erhalten. Er hatte beide, Hirn und Bücher, in dem Zustand gelassen, in dem er sie bekommen hatte. Sie hatten beide gleiches Los: Der Wert blieb drin; er kam nie zum Vorschein."
(Ludwig Hohl)
17.152) "Der Umgang mit Büchern begleitet mich auf meiner ganzen Lebensbahn und ist mir allenthalben zu Diensten; er benimmt mir die Last des langweiligen Müßiggangs und befreit mich zu jeder Stunde von verdrießlicher Gesellschaft. Um mich vor unangenehmen Bildern der Phantasie zu befreien, darf ich nur zu Büchern greifen; es ist der beste Speisekorb, den ich für diese menschliche Lebensreise gefunden habe.";
(Michel de Montaigne)
17.153) "Ich möchte wohl den Titel des letzten Buches wissen, das gedruckt werden wird, Original versteht sich, nicht Auflage."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.154) Kind und Buch:
"Komm her einmal, du liebes Buch;
Sie sagten immer, du bist so klug.
Mein Vater und Mutter, die wollen gerne,
Daß ich was Gutes von dir lerne;
Drum will ich Dich halten an mein Ohr;
Nun sag mir alle deine Sachen vor.
Was ist denn das für ein Eigensinn,
Und siehst du nicht, daß ich eilig bin?
Möchtest du gerne spielen und springen herum,
Und du bleibst immer so stumm und dumm?
Geh, garstiges Buch, du ärgerst mich,
Dort in die Ecke werf ich dich."
(Wilhelm Hey)
17.155) "Wer Bücher kauft und nicht liest,
Bei Tische sitzt und nicht ißt,
Auf die Jagd geht und nicht schießt,
Ist ein Narr, daß ihr's nur wißt."
(Sprichwort)
17.156) "Nicht aus BÜchern, sondern durch lebendigen Ideenaustausch, durch heitere Geselligkeit müßt ihr lernen."
(Johann Wolfgang von Goethe)
17.157) "Aus den Stellen,
die jemand in Büchern anstreicht,
kann man auf sein Bedürfnis
oder auf sein Steckenpferd
schließen."
(Ernst von Feuchtersleben)
17.158) "Bücher sind Lehrer, die nicht tadeln und Freunde, die nicht fordern."
(Katalanische Lebenserfahrung)
17.159) "Drei Tage ohne Buch - und deine Sprache verliert an Geist, dein Gesicht an Glanz."
(Huang Ting-Tschien)
17.160) "Der Mensch sollte lesen, wozu es ihn gerade treibt; was er nur aus Pflichtgefühl liest, wird ihm wenig nützen."
(Francois La Rochefoucauld)
17.161) "Das Lesen war ihm so zum Bedürfnis geworden, wie es den Morgenländern das Opium sein mag, wodurch sie ihre Sinne in eine angenehme Betäubung bringen."
(Karl Philipp Moritz: Anton Reiser.)
17.162) "Und doch hast du mich einst mit einem Buch vergiftet."
(Oscar Wilde: Das Bildnis der Dorian Gray.)
17.163) "Er hat ein Büchl gehabt; wenn er in dem gelesen hat, so ist das geschehen, was er haben wollte."
(Zaborsky: Sagen aus dem Bayerischen und Böhmerwald.)
17.164) "Die Lampe brennt. Von allen Wänden schweigen um mich die dunklen Bücher.
Eine kleine Fliege, die noch munter ist, verirrt sich in dem gelben Lichtkreis. Sie stutzt, duckt sich und tupft mit dem Rüssel auf das Wort Inferno."
(Arno Holz: Phantasus. Zweites Heft.)
17.165) "Kein Schiff entführt uns wie ein Buch in ferne Länder."
(Emily Dickinson)
17.166) "Eine Regel beim Lesen ist, die Absicht des Verfassers und den Hauptgedanken sich auf wenige Worte zu bringen und sich in dieser Gestalt zu eigen zu machen. Wer so liest, ist beschäftigt und gewinnt...."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.167) "Mit meinen Büchern führe ich die meisten Gespräche."
(Seneca)
17.168) "Alles Gute in mir habe ich aus Büchern."
(Maxim Gorki)
17.169) "Manches Buch wirkt wie ein Schlüssel zu fremden Sälen des eigenen Schlosses."
(Franz Kafka)
17.170) " "Ihr wohnt noch allein?" "Ja, mit meinen Büchern! Da bin ich immer in guter Gesellschaft." "
(Georg Christoph Lichtenberg; frei nach: Gert Hofmann: Die kleine Stechardin (München: dtv, 1996; S. 39)
17.171) "Wer Bücher schenkt, schenkt Wertpapiere."(Erich Kästner)
17.172) "Jeder Mensch findet einmal im Leben dasjenige Buch, welches ihm die "geheimnisvolle Pforte" aufschließt und das zu seinem Lieblings- und Lebensbuch wird; jeder sollte so lange suchen, bis er es findet."
(Adolf Spemann)
17.173) "Wer sich viel mit Menschen herumärgern muß, erholt sich am besten davon in Büchern."
(Adolf Spemann)
17.174) "Bahnfahrten werden kurz durch Bücher. In der Eisenbahn, Straßen- oder Untergrundbahn oder im Omnibus verfliegt die Zeit am schnellsten und angenehmsten mit einem wertvollen Buch; muß es unbedingt Eintagsliteratur oder Kitsch sein?"
(Adolf Spemann)
17.175) "Ein großer Teil des Lebens wird mit Warten zugebracht; die in Vor- und Wartezimmern, vor Fahrkartenschaltern und Bahnsteigsperren untätig und qualvoll verwartete Viertelstunden ergeben zusammen eine stattliche Anzahl von Monaten. Warum nicht ein gutes Buch in die Tasche stecken? Dann vergeht die Zeit im Fluge."
(Adolf Spemann)
17.176) "Man lebt nur einmal. Aber jedes wertvolle Buch ist ein Stück Leben, das man beliebig oft leben kann."
(Adolf Spemann)
17.177) "Gute Bücher verkürzen die Zeit und verlängern das Leben."
(Adolf Spemann)
17.178) "Ein Buch, das nicht wert ist, zweimal gelesen zu werden, ist auch nicht wert, daß man es einmal liest."
(Karl Julius Weber: Demokritos 1, Kap. 21; Über Witz und Scharfsinn (1. Forts.).)
17.179) "Der deutsche Gelehrte hält die Bücher zu lange offen, und der Engländer macht sie zu früh zu. Beides hat indessen in der Welt seinen Nutzen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.180) "Es gibt eine gewisse Art von Büchern, und wir haben in Deutschland eine große Menge, die nicht vom Lesen abschrecken, nicht plötzlich einschläfern oder mürrisch machen, aber in Zeit von einer Stunde den Geist in eine gewisse Mattigkeit versetzen, die zu allen Zeiten einige Ähnlichkeit mit derjenigen hat, die man einige Stunden vor einem Gewitter verspürt. Legt man das Buch weg, so fühlt man sich zu nichts aufgelegt, fängt man an zu schreiben, so schreibt man ebenso, selbst gute Schriften scheinen diese laue Geschmacklosigkeit anzunehmen, wenn man sie zu lesen anfängt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß gegen diesen traurigen Zustand nichts geschwinder hilft als eine Tasse Kaffee mit einer Pfeife Varinas."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.181) "Die traurigste Art von Schriften ist die, die weder Raisonnement genug enthalten, um zu überzeugen, noch Witz genug, um zu ergötzen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.182) "Buchstaben sind wie Nomaden, die Bücher sind ihr Zelt."
(Unbekannte Herkunft)
17.183) "Sollten wir schon so klug geworden sein, daß wir die Ehrfurcht vor dem Schicksal verloren hätten, das aus den Seiten eines Buches aufsteht vor uns? Oder sollten wir meinen, nur im Leben liege das Schicksal, im Handeln und in der tätigen Berührung mit menschlichem Sein? Aber selbst der Reichste unter uns, der Reichste an Freunden, an Schicksal, an tätigem Sein, wird er nicht zugeben, da0 die Welt eines Tages arm ist, verglichen mit derjenigen, in die er am Abend tritt, vor die Reihen seiner Bücher...?"
(Ernst Wiechert)
17.184) "Ich liebe meine Bücher."
(William Shakespeare: Sturm; so spricht Prospero.)
17.185) "Ich las sehr lang in diesen Dingen... Es war mir, als sei da etwas wie das Herz eines gesuchten Freundes."
(Adalbert Stifter)
17.186) "Ein Buch ist ein Lebewesen... Es bildet sich wie das Rauschen des Waldes, immer stärker anwachsend, und plötzlich beginnt es zu reden."
(Boris Pasternak)
17.187) "Bücher und Freunde soll man wenige, aber gute haben."
(Spanisches Sprichwort)
17.188) "Jeden Abend wurden mindestens zehn Bücher erwähnt, die ich nicht gelesen hatte; und am folgenden Tag lieh sie mir ein Freund... Außerdem waren wir mit einem Buchhändler befreundet, dem wir bei seinen Bestellungen halfen. Es war für uns jedesmal ein Fest, wenn eine Kiste aus Buenos Aires mit Büchern der Verlage Sudamericana, Losado und Sur ankam, diese herrlichen Sachen."
(Gabriel Garcia Marquez)
17.189) "Ich reise nie ohne Bücher, ob in Zeiten des Friedens, ob im Krieg... Es beruhigt mich einfach, schenkt mir Geborgenheit, sie bei mir zu haben, bereit, mich zu erfreuen."
(Michel de Montaigne)
17.190) "Das Buch ist der bequemste Freund. Man kann sich mit ihm unterhalten, so lange und so oft man will, man ist ganz ein Empfangender, kann in jeder Stimmung die rechte Kost wählen und ist nie enttäuscht. Unzählige Menschen, vor allem Männer, haben ihre höchsten Erlebnisse, ihre glücklichsten Stunden im Verkehr mit Büchern gefunden."
(Angel(i)us Silesius)
17.191) "Ein Buch ist ein Freund, der nie verreist."
(Jüdisches Sprichwort)
17.192) "Bücher sind kein geringer Teil des Glücks. Die Literatur wird meine letzte Leidenschaft sein."
(Friedrich der Große)
17.193) "Was da steht, ich hab es tief empfunden - und es bleibt ein Stück von meinem Leben."
(Conrad Ferdinand Meyer)
17.194) "Jeder hat noch in den Alten gefunden, was er brauchte oder wünschte, vorzüglich sich selbst."
(Friedrich Schlegel)
17.195) "Ich lebte mit diesem Buch, las es zu Hause, in der Metro, am Arbeitsplatz, ich konnte es nicht weglegen, nichts tun, mit niemanden sprechen, bis ich es zu Ende gelesen hatte. Und kaum war ich fertig, begann ich von neuem. Dieser Autor sprach mit mir, er fragte nach Dingen, nach denen zu fragen auch mir ein Bedürfnis war. Er half mir, etwas Wichtiges zu verstehen, vielleicht das Wichtigste für mein, unser Leben."
(Lew Kopelew)
17.196) "Erste Bedingung allen Lesens bleibt Selbsterkenntnis."
(Damen-Conversations-Lexikon; 1834.)
17.197) "Man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir es dann? Damit es uns glücklich macht?"
(Franz Kafka)
17.198) "Wenn Sie neben Ihrer Arbeit ein gutes Buch lesen, so kann es Ihnen zur Brücke nach innen werden, über die Ihnen Güter zukommen können, welche Sie jetzt vielleicht noch nicht ahnen."
(C.G. Jung)
17.199) "Bücher sind Schiffe, welche die weiten Meere der Zeit durcheilen."
(Francis Bacon)
17.200) "Das Buch ist der nachhaltigste Wegbegleiter für das innere Verstehen der Völker."
(Theodor Heuss)
17.201) "Ein Buch ist ein öffentliches Denkmal."
(Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues.)
17.202) "So manches papierne Denkmal hat mehr Bestand als ein Denkmal von Erz."
(Marie von Ebner-Eschenbach)
17.203) "Worte sind die einzigen Dinge, die nie vergehen."
(William Hazlitt)
17.204) "Vielleicht sind wir jetzt auf einer Bildungsstufe, wo unser würdigstes Bestreben sich danach richten sollte, die großen Kunstmeister der Vorwelt zu verstehen, und mit dem Reichtum und der Fülle ihrer poesiereichen Darstellungen unser dürftiges Leben zu befruchten."
(Karoline von Günderode)
17.205) "Glücklich sind die, welche den Worten von Toten Aufmerksamkeit widmen, d.h. gute Werke lesen und sie ernstnehmen."
(Leonardo da Vinci)
17.206) "Ein Leser geht mit Büchern um wie ein Bürger mit Menschen. Man lebt ja nicht mit allen Zeitgenossen."
(Voltaire; eigentlich Francois-Marie Arouet.)
17.207) "Meine Tante teilt die Bücher in zwei Arten: gute, über welchen sie nach Tisch einschlafen kann, und schlechte, bei denen es nicht geht."
(Wilhelm Raabe)
17.208) "Ein vortreffliches Buch: erstens verschlingt man's, zweitens liest man's, drittens schafft man's an."(Marie von Ebner-Eschenbach)
17.209) "Beim Herkules! Wie alle andern guten Sachen ist auch ein gutes Buch um so besser, je länger es dauert."
(Plinius der Jüngere)
17.210) "Schon der Gedanke, daß einen am Ende eines langen Tages ein gutes Buch erwartet, versüßt diesen Tag."
(Kathleen Norris)
17.211) "Das wenigste, das man liest, kann man brauchen; aber das meiste, das man braucht, hat man gelesen."
(Ernst R. Hauschka, Bibliothekar.)
17.212) "Gut gewählte Bücher und Kupfer dünken mich die beste Nahrung für Geist und Geschmack."
(Sophie von La Roche)
17.213) "Es kann wohl Menschen geben, denen eine gute Pastete lieber ist, als die gesammelten Werke von Montesquieu..."
(Ferdinando Galiani)
17.214)
"Während der Fastenzeit erhält jedes Klostermitglied ein Buch aus der Bibliothek, das er ganz lesen soll."
(Ordensregel der Benediktiner; nach Benedikt von Nursia.)
17.215) "Vielen wahren Büchern geht es wie den Goldklumpen in Irland. Sie dienen lange Jahre nur als Gewichte."
(Novalis, Freiherr Friedrich von Hardenberg)
17.216) "... mit welch trostloser Stumpfheit ich früher nach einer Reise mein Haus betrat... Nie wurde mir die Öde meines Daseins deutlicher als in solchen Augenblicken, bis ich ein Buch ergriff."
(Otto von Bismarck)
17.217) "Es ist eine böse Zeit! - Mißmutig habe ich die Zeitung weggeworfen, mir eine frische Pfeife gestopft, ein Buch herabgenommen und aufgeschlagen."
(Wilhelm Raabe)
17.218) "Häufig schlägt der Ratsuchende das Buch eines Dichters auf, der von ganz andern Dingen schreibt, und es springt ihm doch eine Stelle ins Auge, die wunderbar auf sein Problem zutrifft."
(Aurelius Augustinus)
17.219) "Die Bücher gaben mir meine Sicherheit zurück. Sie sprachen zu mir und verheimlichten mir nichts."
(Simone de Beauvoir)
17.220) "War ich einsam, standen die Bücher mir bei. Jetzt, wo ich alt bin, trösten sie mich... Beim Lesen registriere ich keine Schmerzen, außer sehr heftigen."
(Michel de Montaigne)
17.221) "Einen Augenblick ließ es die Angst doch zu, daß ich das Buch nahm. So lese ich auch ohne Mut und Hoffnung - und find -grad was mir ist! Mein Freund hat es auch diesmal für mich ausgesprochen."
(Rahel Varnhagen)
17.222) "Und haben Sie es nicht erlebt, daß in der Einsamkeit des Landes oder auf einer Reise, im Gebirge, Ihnen ein zufällig gefundenes Buch, selbst wenn es nicht zu den besseren gehörte, ungemein tröstlich und lehrreich werden konnte?"
(Ludwig Tieck)
17.223) "Bis jetzt hat noch immer ein guter Genius über unsere Stunden gewacht. Es wäre recht schön, wenn wir auch einmal einige Bücher zusammen genössen."
(Johann Wolfgang von Goethe; an Friedrich von Schiller.)
17.224) "Besonders sehne ich mich auch danach, gewisse Dichterwerke in Gemeinschaft mit Ihnen zu genießen."
(Friedrich von Schiller; an Johann Wolfgang von Goethe.)
17.225) "Der Schriftsteller verwandelt Vorstellungen in Worte. Der Leser verwandelt Worte in Vorstellungen. Inwieweit diese und jene Vorstellungen einander ähneln, ist unkontrollierbar."
(Erich Kästner)
17.226) "Jedesmal, wenn man ein Buch öffnet, lernt man etwas."
(Chinesisches Sprichwort)
17.227) "Das Buch ist eine geniale Erfindung. Man kann es überall mitnehmen, ohne technisches Gerät lesen... Es ist von allen Medien, die ich kenne, das, was am meisten Freiheit gewährt."
(Sten Nadolny; in einem Interview.)
17.228) "Erst durch Lesen lernt man, wieviel man ungelesen lassen kann."
(Wilhelm Raabe)
17.229) "Ein gutes Buch ist der beste Freund."
(Alexander von Humboldt)
17.230) "Es sind die Bücher wie die Becher/
es gibt goldene/silberne/zinnerne Becher/
auch einige aus schlechter Erde.
Es sind gemeiniglich die Büchel
wie die Bächel. Es gibt fischreiche Bächel/
auch klare/nicht weniger trübe/in denen nichts
als grünhosige und geschwätzige Frösche logieren."
(Abraham a Santa Clara; im Vorwort zu seinem Buch
"Etwas für alle"; 1699.)
17.231) "Ein gutes Buch ist der Seel ein Küchel."
(Abraham a Santa Clara)
17.232) "Ein Buch ist der Rohstoff für einen Film, aus dem dann eine Fernsehsendung gemacht wird."
(Unbekannte Herkunft)
17.232) "Ein Buch ist ein verhindertes Gespräch."
(Hans Urs von Balthasar)
17.233) "Ein Buch ist ein Druckwerk, aus dem Leser gewöhnlich etwas ganz anderes herauslesen, als der Autor hineingeschrieben hat."
(Ron Kritzfeld)
17.234) "Ein Buch ist ein Licht des Herzens, ein Spiegel des Lebens, ein Lehrmeister der Jugend, ein Vertreiber des Lasters, eine Kurve der Klugen, ein köstlicher Hauptschmuck der Weisen, eine Ehre derer, die in Ehren sind, eine Zierde der Gelehrten, ein Gefährte auf der Reise, ein Freund zu Hause, ein Schwatzgeselle, wenn man gleich schweigt, ein Behältnis der Beredsamkeit, ein Garten voller Früchte, eine Wiese von unterschiedlichen Blumen, der Anfang des Verstandes, ein Vorrat des Gedächtnisses."
(Daniel Georg Morhof)
17.235) "Bücher sind Straßen in die Unendlichkeit der Phantasie."
(Unbekannte Herkunft)
17.236) "Bücher sind Gedanken, die man kaufen kann."
(Unbekannte Herkunft)
17.237) "Bücher sind der fliegende Teppich ins Reich der Phantasie."
(James Daniel)
17.238) "Bücher sind Brillen, durch welche die Welt betrachtet wird; schwachen Augen freilich nötig zur Stütze, zur Erhaltung. Aber der freie Blick ins Leben erhält die Augen gesünder."
(Ernst von Feuchtersleben)
17.239) "Bücher sind Werkzeuge zur Selbstfindung, und jeder bedarf anderer."
(Zenta Maurina)
17.240) "Bücher sind für den Autor nichts als gestrige Stationen, bei denen er unmöglich stehen bleiben kann."
(Hans Erich Nossack)
17.241) "Bücher sind für viele Leute nur Möbel aus Papier."
(Gerard Prentice)
17.242) "Bücher sind das papierene Gedächtnis der Menschheit."
(Arthur Schopenhauer)
17.243) "Erotische Bücher sind für viele Menschen Erinnerungen an nie Erlebtes."
(Gaston Leduc)
17.244) "Lest mich, aber lest mich ganz, bevor Ihr über mich urteilt."
(George Sand)
17.245) "Die Bücherwelt ist in der That nur die Carricatur der wircklichen Welt."
(Novalis, Freiherr Friedrich von Hardenberg.)
17.246) "Es gibt doch keinen grösseren Genuss auf der Welt als ein hübsches Buch mit gerade gesetzten Spalten in reichem schwarzen Schriftzug mit schönen Initialien und richtig sitzenden Bildern in leuchtenden Farben."
(George Bernard Shaw)
17.247) "Durch Bücher kann man Menschen kennenlernen, ohne den Umgang mit ihnen in Kauf nehmen zu müssen."
(Unbekannte Herkunft)
17.248) "Bücher, die dir nicht gefallen, laß ruhig liegen - die sollen andere lesen."
(Lin Yutang)
17.249) "Mir sind alle Bücher zu lang."
(Voltaire; eigentlich Francois-Marie Arouet.)
17.250) "Ein Klassiker ist ein Autor, der noch zitiert, aber nicht mehr gelesen wird."
(Sir Laurence Olivier)
17.251 "Klassikerausgaben sind mehr Möbel als Literatur."
(Jacques Tati)
17.252) "Klassiker sind Dichter, die man loben kann, ohne sie gelesen zu haben."
(Gilbert Keith Chesterton)
17.253) "Ein Klassiker ist ein Buch, das die Leute loben, aber nie lesen."
(Ernest Hemingway)
17.254) "Klassiker sind die Verfasser dicker Wälzer, aus denen aber nur bis zu zwanzig Sätze zitiert werden. Die Zeit macht aus dem Klassiker einen Aphoristiker."
(Ron Kritzfeld)
17.255) "Ein Klassiker ist einer, der uns nicht mehr davon in Kenntnis setzen kann, daß er die Ansichten, auf die wir uns berufen, längst geändert hat."
(Gabriel Laub)
17.256) "Ein Klassiker ist ein Dichter, der Legionen von Nachdichtern, Germanisten, Kritikern und Lehrern nährt."
(Peter Maiwald)
17.257) "Ein Klassiker ist ein Buch, das nie aufhört, das zu sagen, was es zu sagen hat."
(Italo Calvino)
17.258) "Die Lektüre ist für mich, wie ich glaube, unbedingt notwendig: erstens, um mich nicht mit mir allein begnügen zu müssen, zweitens, um mit den Erkenntnissen anderer bekannt zu werden, drittens, damit ich mir über das, was sie herausgefunden haben, ein Urteil bilden und über die noch zu lösenden Fragen nachdenken kann."
(Seneca)
17.259) "Es sollte kein Buch im Laufe des Jahres mir über die Schwelle kommen - vom Bücherverleiher gesendet."
(Johann Wolfgang von Goethe)
17.260) "Meines Lebens Wunsch ist stiller Friede,
Guter Bücher eine kleine Zahl,
Ein geprüfter Freund mit einem Liede
Und der Sparsamkeit gesundes Mahl."
(Johann Gottfried Seume)
17.261) "Entweder du liest eine Frau, oder du umarmst ein Buch."
(Kurt Tucholsky)
17.262) "Bücher scheinen mir pestilenzialische Dinge zu sein, darvon alle, so mit ihnen zu schaffen haben, mit einer gar schmälichen und thierischen Kranckheit angestecket sind. Druckern, Bindern, Händlern und anderen, welche bey ihnen ihr Gewerbe suchen und Gewinst daraus ziehen, eignet gemeiniglich eine so sonderbare Geistesweise und verdorbene Sinnesart, daß man ihren Handel und Wandel als einem zur Gänze nur ihnen eigenthümlichen bezeichnen mu0, indem derselbe weder nach der gemeinen Wohlfahrt fragt noch nach jener gemeinsen Sittlichkeit, welche die Menschheit untereinander verbindet."
(John Locke)
17.263) "Ohne eigene Bücher zu sein ist der Abgrund der Armut. Verweile nicht darin!"
(John Ruskin)
17.264) "Geschicke haben ihre Bücher, deshalb haben Bücher ihre Geschicke."
(Otto Stoessl (1875-1936).)
17.265) "Das Buch, die tote Person, hat vor den Lebendigen große Vorzüge voraus."
(Rudolf von Ihering (1818-1892).)
17.266) "Wie kann man bei der Wahl schwanken, ob man sein Leben den Frauen oder den Büchern weihen soll! Kann man eine Frau, wenn sie ihre Launen hat, zuklappen und ins Regal stellen? Wanderte schon einmal ein Buch, ohne dich zu fragen, einfach aus deinem Zimmer weg in den Bücherschrank eines anderen? Hat je ein Buch, stand dir gerade die Lust zu einem anderen, wolltest du schlafen oder auch nichts tun, von dir verlangt, du solltest gerade jetzt es lesen und ihm allein dich widmen? Werden die Suppen von Büchern versalzen? Können Bücher schmollen, Klavier spielen? Einen Mangel haben sie freilich doch: Sie können nicht küssen."
(Hans von Weber)
17.267) "Das Buch ist eines der größten Weltenwunder, es ist ein materielles Gefäß für das Immaterielle, den Geist! Das hat es nit dem Menschen gemein."
(Gerhart Hauptmann (1862-1946).)
17.268) "Bücher sind die weisesten Greise, Bücher sind die tapfersten Männer. Bücher sind die mütterlichsten Frauen, Bücher sind die beliebtesten und zärtlichsten Mädchen. Wer sieben gute Bücher hat, braucht keinen Menschen mehr."
(Börris Freiherr von Münchhausen)
17.269) "Ein Buch, das leben will, muß einen Schutzgeist haben."
(Friedrich von Hagedorn)
17.270) "Ich war in meiner Jugend arm und immer in Not; aber ich fand keinen Rater und Helfer. Ich glühte; und es war kalt in der Welt. Ich war voller großer Fragen; aber niemand antwortete. Da ging ich zu den Büchern..."
(Gustav Frenssen)
17.271) "Ein gutes Buch muß uns nicht etwas geben, aber etwas wegnehmen: eine von unseren Sicherheiten."
(Jan Greshoff)
17.272) "Man sollte niemals Kinkerlitzchen verschenken, mit denen man den Empfänger doch fast stets in Verlegenheit bringt und sich selber blamiert, sondern ein Buch, das möglichst nach der Eigenart des zu Beschenkenden ausgesucht wird. Je persönlicher ein Geschenk, desto größer die Freude; Bücher sind die persönlichsten Geschenke - man legt immer Ehre mit ihnen ein."
(Adolf Spemann)
17.273) "Der Bücherschrank ist ein Mensch. Zeige mir doch deine Bücher, und ich werde dir sagen, wer du bist."
(Alfred Meissner)
17.274) "Ein böses Buch ist, das durchaus dir nicht gefällt
und gleichwohl etwas hat, womit es fest dich hält."
(Friedrich Rückert)
17.275) "Ein Buch ist erst dann ein schönes Buch und ein wunderbares Buch, wenn es ein unnützliches ist. Wenn ich von einem Buch etwas lerne, dann ist es kein Buch für Leser."
(Peter Bichsel)
17.276) "Die zwischen den Seiten alter Bücher verbliebene Zigarrenasche ist das beste Bild für das, was vom Leben des einstigen Lesers darin geblieben ist."
(Ramon Gomez de la Serna)
17.277) "Es gibt keinen besseren Freund, der so selbstlos Körper gewordener Geist ist wie das Buch!"
(Unbekannte Herkunft)
17.278) "Die Toten hören nicht auf zu lehren, durch die Bücher, die sie geschrieben!"
(Unbekannte Herkunft)
17.279) "Ein Reiseführer ist ein Reiseleiter, den man in die Tasche stecken kann."
(Sigismund von Radecki)
17.280) "Ein Sachbuch ist ein Buch, das, um Erfolg zu haben, den Stoff, den es vermittelt, möglichst unwissenschaftlich und oberflächlich verarbeiten muß."
(Hans Weigel)
17.291) "Ein Sachbuch-Autor ist ein Mensch, der die Fähigkeit besitzt, aus neun Büchern ein zehntes herzustellen."
(Unbekannte Herkunft)
17.292) "Ein Scheckbuch ist das einzige Buch, das Ihnen wirklich sagt, wohin Sie in den Urlaub fahren können."
(Imogene Fey)
17.293) "Ein Telephonbuch ist ein faszinierender Bestseller, der trotz des Mangels an Handlung jedes Jahr immer wieder riesige Neuauflagen erlebt."
(Unbekannte Herkunft)
17.294) "Ein Wörterbuch ist eine böse literarische Vorrichtung, die das Wachstum einer Sprache hemmt und sie starr und unelastisch macht."
(Ambrose Bierce)
17.295) "Ein Roman ist das, was sich eine Frau erträumt (Männer bevorzugen Kurzgeschichten)."
(Unbekannte Herkunft)
17.296) "Ein Roman ist eine aufgebauschte Kurzgeschichte."
(Ambrose Bierce)
17.297) "Ein Roman ist oft nicht mehr als eine gemästete Kurzgeschichte."
(John Dos Passos)
17.298) "Ein Roman ist eine Geschichte, in der alles zu lang dauert."
(Ernst Jandl)
17.299) "Ein Roman ist eine veredelte Biographie."
(Jean Paul)
17.300) "Ein Roman ist ein Märchen, das durch die Zensur der Vernunft gegangen ist."
(Chris Marker)
17.301) "Schnelligkeit ist eine Fähigkeit, die notwendig ist, um Flöhe zu fangen, aber nicht um Bücher zu schreiben."
(Michail Scholochow)
17.302) "Der Kriminalroman ist eine sehr gute Lektüre, gleich geeignet für Liftjungen und Philosophen, Prinzessinnen und Hausangestellte, Polizisten und Verbrecher, und besonders für solche, die nicht den Mut haben, das letzte wirklich zu werden."
(Sigismund von Radecki)
17.303) "Der wahre Zweck eines Buches ist, den Geist hinterrücks zu eigenem Denken zu verleiten."
(Christopher Morley)
17.304) "Narkose durch Bücher."
(Kurt Tucholsky)
17.305) "Es gibt gute und schlechte Schriften, aber es gibt keine moralischen oder unmoralischen Bücher."
(Wolfgang Koeppen (1906-1996))
17.306) "Wer das Nichtstun ebenso wie die Arbeit scheut, findet leicht zum Buch."
(Peter Brückner)
17.307) "Und ein Buch, das man zweimal mit Genuß gelesen hat, muß man unbedingt auch kaufen, selbst wenn es nicht billig sein sollte."
(Hermann Hesse)
17.308) "Das Verläßlichste sind Naturschönheiten. Dann Bücher; dann Braten mit Sauerkraut."
(Arno Schmidt)
17.309) "Ein ganzes Buch - ein ganzes Leben."
(Marie von Ebner-Eschenbach)
17.310) "Bücher: Das beinhaltet: Mehr als ein Leben zu führen, ohne mehr als einen Tod zu sterben."
(Marion Zimmer-Bradley)
17.311) "Bücher sind stumme Lehrmeister."
(Aulus Gellius)
17.312) "Bücherwürmer fressen sich durch ein Buch und setzen sich auf den Text; trotzdem können sie nicht lesen."
(Sakya Pandita)
17.313) "Die besten Bücher sind die beste Gesellschaft."
(Earl of Chesterfield)
17.314) "Wahrhaftig, das schlechte Buch ist rar, in welches sich gar nichts Gutes, auch nicht von ungefähr, eingeschlichen hätte."
(Gotthold Ephraim Lessing)
17.315) "Die Bücher machen nicht gut oder schlecht, nur besser oder schlechter."
(Jean Paul)
17.316) "Der Geizige liest jedes gekaufte Buch aufmerksamer: er will etwas für sein Geld haben."
(Jean Paul)
17.317) "Bücher sind eine moderne Gattung historischer Wesen, aber eine höchst bedeutende. Sie sind vielleicht an die Stelle der Traditionen getreten."
(Novalis, Freiherr Friedrich von Hardenberg.)
17.318) "Die Früchte eines Buches gehören nicht einer Saison an. In den erforderlichen und natürlichen Abständen können wir Jahr für Jahr darauf zurückkommen, und es wird uns die gleiche Nahrung und die gleiche Befriedigung gewähren, wenn wir nur mit dem gleichen gesunden Appetit zu ihm zurückkehren."
(Samuel Taylor Coleridge)
17.319) "Kein gutes Buch oder irgend etwas Gutes zeigt seine beste Seite zuerst."
(Thomas Carlyle)
17.320) "Bücher sind auch eine Predigt."
(Thomas Carlyle)
17.321) "Ein Buch will seine Zeit - wie ein Kind. Alle schnell in wenigen Wochen geschriebenen Bücher erregen bei mir ein gewisses Vorurteil gegen den Verfasser: Eine honette Frau bringt ihr Kind nicht vor der Zeit zur Welt."
(Heinrich/Harry Heine: Gedanken.)
17.322) "Wir werden durch das Buch vielleicht sicherer und länger herrschen als durch das Schwert."
(Honore de Balzac)
17.323) "In der höchsten Zivilisation bereitet das Buch noch immer die größte Freude. Wer einmal seine Befriedigung gekannt hat, der besitzt ein Heilmittel gegen jedwedes Unheil."
(Ralph Waldo Emerson)
17.324) "Je höher ein Buch, desto mehr muß der Leser dazu mitbringen; freilich wiegt dann dieser Leser ganze Königreiche auf."
(Adalbert Stifter)
17.325) "Bücher sind der geschätzte Reichtum der Welt, die richtige Erbschaft von Generationen und Völkern."
(Henry David Thoreau)
17.326) "Außer eines lebenden Menschen gibt es nichts Herrlicheres als ein Buch, eine Botschaft an uns von menschlichen Seelen, die wir nie gesehen haben. Und trotzdem erregen, entsetzen, beruhigen sie uns und eröffnen uns ihre Herzen als Brüder."
(Charles Kingsley)
17.327) "Alle Bücher können in zwei Klassen eingeteilt werden: die Bücher der Stunde und die Bücher für alle Zeiten."
(John Ruskin)
17.328) "Ein Mann verlangt manchmal von einem Buch die Wahrheit, die Frau immer nur Illusionen."
(Edmond & Jules de Concourt)
17.329) "Man druckt viele neue Bücher; man würde gut tun, wenn man einige alte Bücher von neuem druckte."
(Hippolyte Taine)
17.330) "In einem guten Buch stehen mehr Wahrheiten, als sein Verfasser hineinzuschreiben meinte."
(Marie von Ebner-Eschenbach)
17.331) "Heutzutage werden Bücher lanciert, wie man eine Zahntinktur lanciert, ein Mittel gegen Sommersprossen oder gegen das Ausfallen der Haare."
(Marie von Ebner-Eschenbach)
17.332) "Es gibt zwei Arten von Büchern: solche, die in den Menschen die Freude am Leben, die Sehnsucht nach dem Guten steigern, und solche, die das nicht tun. Die ersten sind gut, die anderen sind schlecht, so ausgezeichnet und genial sie auch im Einzelnen sein mögen."
(Bjoernstjerne Bjoernson)
17.333) "Wir brauchen Bücher, immer mehr Bücher! Durch das Buch, nicht durch das Schwert, wird die Menschheit die Lüge und Ungerechtigkeit besiegen, den endgültigen Bruderfrieden unter den Völkern erobern."
(Emile Zola)
17.334) "Ein Buch voller Geist teilt auch an seine Gegner davon mit."
(Friedrich Nietzsche)
17.335) "Bücher sind wie Kinder: wenn sie zur Welt kommen, machen sie Freude; später machen sie auch Verdruß: schließlich sind sie ein Schutz im Alter."
(Armando Palacio Valdes)
17.336) "Um die Zeit der Lese und die Güte eines Weines zu erkennen, braucht man nicht das ganze Faß zu leeren. Man wird in einer halben Stunde sehr leicht ein Urteil darüber gewinnen, ob ein Buch etwas oder gar nicht taugt."
(Oscar Wilde)
17.337) "Von allen toten Objekten, von allen Schöpfungen der Menschheit, stehen uns Bücher am nächsten, denn sie enthalten unsere Gedanken, unseren Ehrgeiz, unsere Empörungen, unsere Illusionen, unseren Glauben an die Wahrheit und unsere beharrliche Neigung zum Irrtum. Aber am stärksten ähneln sie unserem unsicheren Halt am Leben."
(Joseph Conrad)
17.338) "Die Bücher sind die Freunde der Einsamen, nicht der im Leben Stehenden."
(M. Herbert)
17.339) "Umgang mit Büchern ist meist profitabler als Umgang mit Menschen."
(A. Berthold)
17.340) "Von dicken Büchern nährt sich die Intelligenz."
(Maxim Gorkij)
17.341) "Der Ungebildete ist ein Mensch, der oft ein schlechtes Buch für gut hält. Der Gebildete ist ein Mensch, der genauso oft ein gutes Buch für schlecht hält."
(Robert Lynd)
17.342) "Die Tugenden, ohne die das Buch nicht leben kann, sind Liebe und Ehrfurcht."
(Josef Nadler)
17.343) "Das Vorurteil gegen Bücherwissen entstand aus der Beobachtung der Dummheit von Leuten, die Bücher bloß gelesen haben."
(Ezra Pound)
17.344) "Bücher und Dirnen kann man ins Bett nehmen. Keiner sieht ihnen an, daß die Minuten ihnen kostbar sind. Läßt man sich aber näher mit ihnen ein, so merkt man erst, wie eilig sie es haben. Sie zählen mit, indem wir uns in sie vertiefen."
(Walter Benjamin)
17.345) "Es gibt Bücher, die zur Güte verpflichten."
(Zenta Maurina)
17.346) "Ein Buch ist ein aufgeschobener Selbstmord."
(E.M. Cioran)
17.347) "Kein Buch öffnet sich von selbst."
(Ernst R. Hauschka)
17.348) "Das eine Buch lehrt uns das Leben, das andere verschönt es."
(Michail M. Genin)
17.349) "Bücher wechseln mit dem Älterwerden ihren Inhalt."
(Fritz Vahle)
17.350) "Manche Bücher haben den Informationswert eines ungedeckten Schecks."
(Helmar Nahr)
17.351) "Bücher sind Beichten."
(Rupert Schützbach)
17.352) "Es kommt darauf an, einem Buch im richtigen Augenblick zu begegnen."
(Hans Derendinger)
17.353) "Gute Bücher sind heutzutage mit ungeheuren Auflagen verbunden."
(Winfried Thomsen)
17.354) "Bestseller Bibel: Sachbuch oder Belletristik?"
(Hans-Horst Skupy)
17.355) "Vergoldete Bücher machen aus faulen Studenten keine Doctores."
(Deutsches Sprichwort)
17.356) "Ich finde und habe immer gefunden, daß sich ein Buch gerade vorzugsweise zu einem freundschaftlichen Geschenk eignet, man liest es oft, man kehrt oft dazu zurück, man naht sich ihm aber nur in ausgewählten Momenten, braucht es nicht wie eine Tasse, ein Glas, einen Hausrat in jedem gleichgültigen Augenblick des Lebens und erinnert sich so immer des Freundes im Augenblick eines würdigen Genusses."
(Wilhelm von Humboldt)
17.357) "Wer viele Bücher hat und keines recht gelesen,
ist wie ein Geiziger mit seinem Schatz gewesen."
(Friedrich Rückert)
17.358) "Bücher haben dieselben Feinde wie der Mensch: das Feuer, die Feuchtigkeit, Tiere, die Zeit und - den eigenen Inhalt."
(Paul Valery)
17.359) "Jedes irgend wichtige Buch soll man sogleich zweimal lesen, teils weil man die Sachen das zweite Mal in ihrem Zusammenhang besser begreift, und den Anfang erst recht versteht, wenn man das Ende kennt; teils weil man zu jeder Stelle das zweite Mal eine andere Stimmung und Laune mitbringt als beim ersten, wodurch der Eindruck verschieden ausfällt und es ist, wie wenn man einen Gegenstand in anderer Beleuchtung sieht."
(Arthur Schopenhauer)
17.360) "Ich nehme ein Buch so in Angriff, wie man sich aufmacht, um ein paar Minuten mit einem Freund zu verbringen, den man gern hat."
(William Faulkner)
17.361) "Mein Bücherhunger ist ungeheuer groß."
(Carsten Vogt, Verlegen(d)er Buchhändler.)
17.362) "Ein schöner Buchrücken kannn auch entzücken."
(Ernst Kobsik)
17.363) "Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bücher über dasselbe Thema schreiben."(Carsten Vogt, Verlegen(d)er Buchhändler.)
17.364) "Bücher und Dirnen verschränken die Zeit, sie beherrschen den Tag wie die Nacht, und die Nacht wie den Tag."
(Walter Benjamin)
17.365) "Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen der Worte."
(Mosche Ibn Esra)
17.366) "Ohne Bücher bleibt
die Geschichte stumm,
die Literatur sprachlos,
die Wissenschaft verkrüppelt;
das Denken kommt zum Stillstand,
Bücher sind Zeugen des Wandels,
Fenster zur Welt,
sie sind Banken des Geistes;
Bücher sind gedruckte Humanität."
(Barbara Tuchman)
17.367) "Es ist kein Buch so bös, es steckt was Gutes drin."
(Zinkgref: Apophth. 1, S. 217; nach Plinius dem Jüngeren, Br. 3, 5.)
17.368) "Endlich ein verbotenes Buch, das sich zu lesen lohnt."
(Ezra Pound (1885-1972), amerikanischer Dichter, über Henry Millers 'Wendekreis des Krebses', 1934.)
17.369) "Ein Buch mit sieben Siegeln."
(Nach: Offenbarung des Johannes 5, 1.)
17.370) "Schon wegen der Steuer muß man Bücher führen."
(Heinrich Spoerl)
17.371) "Ein Volk, das ein wahres, volkstümliches Bücherwesen besitzt, ist Herr von einem unermeßlichen Schatze."
('Turnvater' Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852).)
17.372) "Ein Buch ist gar ein schönes Ding,
- ein Gelehrter ist noch viel werter;
- Doch beide vereinigt wiegen gering,
- Das Ganze heißt: Buchgelehrter."
(Franz Grillparzer: Sprüche und Epigramme.)
17.373) "Die kalte Buchgelehrsamkeit, die sich mit toten Zeichen ins Gehirn mir drückt."
('Recha' in: Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781): Nathan der Weise 5, 6.)
17.374) "Bücherstaub soll potent machen und ein langes Leben garantieren."
(Rainer G. Feucht)
17.375) "Ein gutes Buch muß Widersprüche zulassen, auch beim Leser."
(Antonio Lobo Antunes)
17.376) "Es passiert mir immer wieder, daß ich ein Kleid kaufen möchte und mit einem Buch zurückkomme."
(Dagmar Berghoff)
17.377) "Schwöre nie auf ein Buch, dessen Inhalt Du nicht kennst!"
(Maso)
17.378) "Korf ist fassungslos, und er entflieht,
wenn er nur Europens Bücher sieht.
Er versteht es nicht, wie man
zentnerschwere Bände leiden kann.
Und ihm gramt, wie man dadurch den Geist
gleichsam in ein Grab von Stoff verweist.
Geist ist leicht und sollte darum auch
leicht gewandet gehen nach Geisterbrauch.
Doch der Europäer ruht erst dann,
wenn er ihn in Bretter 'binden' kann."
(Christian Morgenstern: Palmström; 1910.)
17.379) "Wer dem Buche dient,
der dient dem Geiste,
Wer dem Geiste dient,
der dient der Welt."
(Ernst von Wildenbruch; aus: Prolog anläßlich der Einweihung des Buchhändlerhauses in Leipzig; 29. April 1888.)
17.380) "Bücher sind ... komische kleine tragbare Gedankenstücke."
(Susan Sontag, amerikanische Schriftstellerin, Kritikerin und Drehbuchautorin.)
17.381) "Wer sich selbst kennenlernen möchte, der möge ein Buch aufschlagen."
(Jean Paulhan)
17.382) "Die beste Wirkung eines Buches besteht darin, daß es den Leser zu eigenem Tun anregt."
(Thomas Carlyle)
17.383) "Ohne Bücher kann ich nicht leben."
(Thomas Jefferson)
17.384) "In den Wörterbüchern gibt es abgebrauchte Wörter, die auf den großen Schriftsteller warten, der ihnen ihre Energie zurückerstattet."
(Rivarol)
17.385) "Hier sind die großen Lexika, die großen Krambuden der Literatur, wo jeder einzelne sein Bedürfnis pfennigweise nach dem Alphabet abholen kann!"
(Traumfreund, in: Johann Wolfgang von Goethe: Die Vögel.)
17.386) "Bücher sind eine Art, die Vergangenheit herbeizusingen. Sie sind wie Lieder, die wir im Blut haben."
(Timothy Findley)
17.387) "Das Buch ist der Freund des Lesers; aber der Leser ist der Feind des Buches."
(Ernst Hohenemser)
17.388) "Gerade für die guten Bücher muß der Leser sein Teil mitbringen."
(Otto Heuschele)
17.389) "Es wird zwar immer weniger gelesen, aber der Trend zum Zweitbuch setzt sich ganz stark durch."
(Werner Remmers)
17.390) "Nicht beim Kauf, beim Lesen gehen Bücher in unser Eigentum über."
(Rupert Schützbach)
17.391) "Er soll darin lesen sein Leben lang."
(5. Mose 17, 19.)
17.392) "Dichtung ist Auslegware."
(Ralph Grüneberger)
17.393) "Ein Buch fesselt seine Leser."
(Unbekannte Herkunft)
17.394) "Bücher - Erfahrungen, die man kaufen kann."
(Werbung auf einer Plastiktüte)
17.395) "Bücher haben's in sich."
(Werbung auf einer Plastiktüte.)
17.396) Erkenntnis
"Wer wann was liest, hat manchen Grund.
Ob dich ein Buch in Ruhe läßt,
Entscheidest du, indem zu es
Nicht öffnest, sondern zuläßt.
Ich ließ so manches zu. Man kann
Nicht alles haben wollen.
Jedoch:
Den späten Heine hätte ich
Schon früher lesen sollen."
(Robert Gernhardt)
17.397) "Es gibt vielleicht keine Tage unserer Kindheit, die wir so voll erlebt haben wie jene, die wir mit einem Lieblingsbuch verbracht haben."
(Marcel Proust)
17.398) "Man kann sich mit einem guten Buch vermählen: indem man es wiederliest, seinem Leben hinzufügt, damit lebt."
(Harold Brodkey)
17.399) "Ich bin sicher, daß es viele Sachen gibt, die noch besser sind als ein gutes Buch. Im Moment will mir allerdings keine einfallen."
(Carsten Vogt, Verlegen(d)er Buchhändler.)
17.400) "Wer nicht liest ist doof." "Wer keine Lust am Lesen hat, soll es halt lassen. Er kann ja trotzdem ein fabelhafterElektronikspezialist sein, er kann herzen verpflanzen oder zum Mond fliegen. Ein bißchen ddof ist er aber doch - schon weil er auf Lust verzichtet."
(Elke Heidenreich, in: Kursbuch 133: Das Buch, September 1998. Anmerkung: Schreibweise nach Original, ohne Komma im ersten zitierten Satz.)
17.401) "Nichts gleicht so sehr einem geschmackvoll gekleideten Narren als ein gut eingebundenes schlechtes Buch."
(Lebensweisheit)
17.402) "Vier gute Dinge sind in der Welt - altes Holz, um Feuer zu machen, alter Wein, um ihn am Feuer zu trinken, alte Bücher, um darin zu lesen, und alte Freunde, um ihnen zu vertrauen."
(Alfons von Kastilien)
17.403) "Ob Bücher weinen, wenn sie lieblos durchgeglotzt werden?"
(Peter Horton)
17.404) "Bücher sind eine Art Handfeuerwaffe gegen Dummheit."
(Werner Mitsch)
17.405) "Er exzerpierte beständig, und alles, was er las, ging aus einem Buch neben dem Kopf vorbei in ein anderes."
(Georg Christoph Lichtenberg)
17.406) "Bücher sind geschriebene Fragen."
(Stefan Zweig)
17.407) "Bücher haben nur einen Wert, wenn sie zum Leben führen und dem Leben dienen."
(Hermann Hesse)
17.408) Was tut man nicht alles für seine Schüler! Der Direktor einer Schule in Utah (USA) - so ein Pressebericht Ende 1998 - kroch sogar auf allen Vieren die 1,6 Kilometer lange Strecke von seiner Wohnung zum Schulhaus. Und das bei 30 Zentimetern Schnee. Gebraucht hat er zwei Stunden und 45 Minuten. Über einen wahrscheinlichen Schnupfen ist nichts bekannt. - Der Grund für die Kriechtour: Der Schuldirektor hatte sie den Schülern für den Fall versprochen, daß sie mehr lesen würden. Die schmöckerten daraufhin angeregt - und der Direktor 'marschierte' auf allen Vieren!
17.409) "Streichen wir nicht in einem Buche Stellen an, die sich unmittelbar auf uns beziehen?" (Johann Wolfgang von Goethe)
17.410) "Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler." (Philippe Djian)
18) Zur und über Literatur -eine liederliche, nicht immer poetische, Sammlung
18.1) "Die Literatur ist eine Erscheinung des Lebens. Sie ist das Leben noch einmal - bewußt geworden und befähigt wie sonst niemals, sich verständlich darzustellen."
(Heinrich Mann)
18.2) "Bei manchem Werk eines berühmten Mannes möchte ich lieber lesen, was er weggestrichen hat, als was er hat stehen lassen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
18.3) "Wahre Poesie kündet sich dadurch an, daß sie, als ein weltliches Evangelium, durch innere Heiterkeit, durch äußeres Behagen, uns von den irdischen Lasten zu befreien weiß. Wie ein Luftballon hebt sie uns mit dem Ballast, der uns anhängt, in höherer Regionen."
(Johann Wolfgang von Goethe)
18.4) "Poesie ist der kühne Versuch, die Farbe des Windes zu malen."
(Unbekannte Herkunft)
18.5) "Poesie ist Dynamit für alle Ordnungen dieser Welt."
(Heinrich Böll)
18.6) "Poesie ist die Sprache, in welcher ein Mensch sein Erstaunen forscht."
(Christopher Fry)
18.7) "Literatur ist eine Aufblähung des Alphabets."
(Werner Bergengruen)
18.8) "Literatur ist das Gedächtnis der Menschheit."
(Walter Jens)
18.9) "Literatur ist Ersatz für nicht gelebtes Leben."
(Günter Kunert)
18.10) "Literatur ist die Kunst, Außergewöhnliches an gewöhnlichen Menschen zu entdecken und darüber mit gewöhnlichen Worten Außergewöhnliches zu sagen."
(Boris Pasternak)
18.11) "Literatur ist Sprache, die mit Sinn geladen ist. Große Literatur ist einfache Sprache, die bis zur Grenze des Möglichen mit Sinn geladen ist."
(Ezra Pound)
18.12) "Literatur: Das ist Unsterblichkeit der Sprache."
(August Wilhelm Schlegel)
18.13) "Literatur ist zu Buch geschlagene Sprache."
(Horst Dieter Schlosser)
18.14) "Literatur ist gedruckter Unsinn."
(August Strindberg)
18.15) "Literatur ist die Instrumentierung von Binsen-weisheiten."
(Thornton Wilder)
18.16) "Literaturgeschichte ist eine Ansammlung von Gipsbüsten."
(Hans Wolffheim)
18.17) "Ein Literatur-Nobelpreisträger ist ein Dichter, von dem man nur liest, was über ihn geschrieben wurde."
(Unbekannte Herkunft)
18.18) "Die deutsche Literatur ist einäugig. Das lachende Auge fehlt."
(Erich Kästner)
18.19) "Literarische Bildung ist eine Art von rezeptivem Sadismus: Genießen dessen, was andere, die Schöpferischen, litten."
(Hans Kudszus)
18.20) "Lyrik ist die beliebte Möglichkeit, Gedanken ungeordnet zu Papier zu bringen."
(Unbekannte Herkunft)
18.21) "Lyrik ist der aussichtlose Versuch, den Wind zu malen."
(Unbekannte Herkunft)
18.22) "Ein Nachlaß: Die Werke eines Dichters aus einer Zeit, als seine Kreativität schon nachließ."
(Unbekannte Herkunft)
18.23) "Ein Nachlaß ist ein Teil vom Werk eines Autors, den ein gütiges Schicksal uns zu seinen Lebzeiten ersparte."
(Markus Hattstein)
18.24) "Poesie ist Dynamit für alle Ordnungen dieser Welt."
(Heinrich Böll)
18.25) "Poesie ist die Sprache, in welcher der Mensch sein Erstaunen erforscht."
(Christopher Fry)
18.26) "Tiefe ist bei deutschen Schriftstellern nur ein anderes Wort für nicht realisierte Form."
(Hugo von Hofmannsthal)
18.27) "Eine Übersetzung ist nur die Rückseite eines schönen Teppichs."
(Miguel de Cervantes de Saavedra)
18.28) "Umschweife sind ein literarischer Trick, mit dem der Schriftsteller, der nichts zu sagen hat, dies dem Leser schonend beibringt."
(Ambrose Bierce)
18.29) "Geistreich sein heißt, sich leicht verständlich machen, ohne deutlich zu werden."
(Jean Anouilh)
18.30) "Beschriebene Musik ist wie erzähltes Mittagessen."
(Franz Grillparzer)
18.31) "Literaturhaus? Das erinnert fatal an Freudenhaus: Der Kunst wird gefrönt, aber gezeugt wird nichts."
(Heinz Friedrich)
18.32) "Ich beschäftige mich überhaupt immer weniger mit Literatur, ich mache leider selber welche, und im übrigen kommt Literatur nicht durch Beschäftigung mit Literatur zustande, sondern durch Bewältigung von Welt."
(Friedrich Dürrenmatt)
18.33) "Die empfindsamen Romane gehören ins medizinische Fach zu den Krankheitsgeschichten."
(Novalis, Freiherr Friedrich von Hardenberg.)
18.34) "Perversion ist die Muse der modernen Literatur."
(Susan Sontag, amerikanische Schriftstellerin, Kritikerin und Drehbuchautorin.)
18.35) "Poesie ist für das Leben, was Lichter und Musik für die Bühne. Nimmt man dem einen seinen falschen Glanz und der anderen ihre Illusionen, bleibt dann noch etwas, wofür man sich abmühen möchte?"
(Charles Dickens)
18.36) "Viele Leute betrachten die poetische Literatur als eine Art Irrenhaus, worin sie alles sagen dürfen, was ihnen anderwärts die Zwangsjacke zuziehen würde."
(Friedrich Hebbel)
18.37) "Jeder gesunde Mensch kann zwei Tage lang auf Essen verzichten, aber niemals auf Poesie."
(Charles Baudelaire)
18.38) "Nach meiner Ansicht ist die Poesie nicht ein vornehmer Salon, wo man nur in großem Staat, geschniegelt und in Lackschuhen erscheint, sondern ein Tempel, den man auch in Wanderschuhen, ja, sogar barfuß betreten darf."
(Sandor Petöfi)
18.39) "Die Dichtung hat die Aufgabe, die Sprache einer Nation in einigen vollendeten Anwendungen zu zeigen."
(Paul Valery)
18.40) "Verse sind nicht, wie die Leute meinen, Gefühle, es sind Erfahrungen."
(Rainer Maria Rilke)
18.41) "Dem Begriff Poesie müßte man in unserer Epoche der Maschine einen neuen Sinn geben."
(Fernand Leger)
18.42) "Ein Gedicht ist immer die Frage nach dem Ich."
(Gottfried Benn)
18.43) "Wir müssen die Poesie wiederentdecken in allen Künsten - aber eine Poesie ohne Literatur."
(Marc Chagall)
18.44) "Die Leute verlangen, daß man ihnen die Poesie erkläre. Sie wissen nicht, daß die Poesie eine geschlossene Gesellschaft ist, wo man nur selten empfängt, wo es sogar vorkommt, daß man niemanden empfängt."
(Jean Cocteau)
18.45) "Die Dichtkunst hat keine Lösungen parat; sie entdeckt die Wirklichkeit und ihre Konflikte. Die tiefste und stärkste Beziehung zur Wirklichkeit ist, sie zu kennen, ihre Schönheit und ihre Gefahren, ihre Schmerzen und ihre Freuden. Es gilt, stets die Augen offenzuhalten, die Wirklichkeit neu zu sehen und von Gewohnheiten und Banalitäten zu befreien."
(Karel Capek)
18.46) "Jede Dichtung wird groß am Widerstand der Zeit, aber Widerstand muß sein."
(Carl J. Burckhardt)
18.47) "Poesie beginnt dort, wo Tendenz ist."
(Wladimir Majakowskij)
18.48) "Dichtung ist keine Unterhaltung; sie soll weder spannen, noch entspannen, sondern zur Sammlung führen, sie soll verinnerlichen, was wir in dieser veräußerlichenden Zeit mehr als notwendig haben."
(Ernst Waldinger)
18.49) "Die Poesie ist die einzige Welt, in der nur das Notwendige leben kann."
(Paul la Cour)
18.50) "Das poetische Wort verbindet Menschen und Völker: Es baut Brücken zwischen den Toten und den Lebenden."
(Lew Kopelew)
18.51) "Gedichte können die Welt durchsichtig machen."
(Octavio Paz)
18.52) "Was machen wir, nachdem eine Literatur verlegt wurde, die immer mehr von der Werbeintensität abhing... und die Literaturkritiker vor Langeweile begannen, langverachtete amerikanische Unterhaltungsromane ernst zu nehmen...?"
(Gerhard Zwerenz)
18.53) "Die Weltliteratur beginnt im Kinderzimmer."
(Horst Günther)
18.54) "Es ist das größte Armutszeugnis der neuen deutschen Literatur, daß sie keine einzige Komödie hervorgebracht hat."
(Rolf Hochhuth, Dramatiker.)
18.55) "In der Literatur sind wir wie in der Liebe darüber erstaunt, welche Wahl andere treffen."
(Andre Mourois)
18.56) "Dichtkunst ist ein Spiel der Sinnlichkeit, durch den Verstand geordnet."
(Immanuel Kant)
18.57) "Dichtung: Ungeduld nach Erkenntnis."
(Hermann Broch)
18.58) "Dichtkunst ist Verwandlung von Tinte in Blut."
(Thomas Stearns (T.S.) Eliot)
18.59) "Dichtkunst ist immer nur eine Expedition nach der Wahrheit."
(Franz Kafka)
18.60) "Dichtkunst ist eine Form der Liebe."
(Gertrud von le Fort)
18.61) "Dichtkunst ist eine kleine Inkarnation für sich - sie verleiht dem, was zuvor unsichtbar und unhörbar war, greifbare Gestalt."
(C.S. Lewis)
18.62) "Dichtkunst ist ein Text im Smoking."
(Horst Dieter Schlosser)
18.63) "In Deutschland gibt es einen seltsamen Puritanismus, der die Meinung vertritt, wenn etwas unterhaltend sei, könne es nicht seriös sein."
(John le Carre)
18.64) "Verse, die Menschen nicht neue und erregende Wahrheiten lehren, sind nicht wert, gelesen zu werden."
(Voltaire; eigentlich Francois-Marie Arouet.)
18.65) "Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechts."
(Johann Georg Hamannn)
18.66) "Schöne Verse entschweben gleichsam wie Klänge oder Düfte."
(Joseph Joubert)
18.67) "Was ist das Leben ohne Täuschung oder, wie es andere nennen, ohne Poesie?"
(Johann Peter Hebel)
18.68) "Gedichte sind Balsam auf Unstillbares im Leben." (Caroline Schlegel)
18.69) "Dichtung ist das spontane Übersprudeln gewaltiger Gefühle. Ihr Ursprung rührt von Gefühlen her, die in Ruhe zurückgerufen wurden."
(William Wordsworth)
18.70) "Das Leben und die Kraft der Poesie besteht darin, daß sie aus sich herausgeht, ein Stück von der Religion losreißt und dann in sich zurückgeht, indem sie es sich aneignet. Ebenso ist es auch mit der Philosophie."
(Friedrich von Schlegel)
18.71) "Die Poesie heilt die Wunden, die der Verstand schlägt."
(Novalis, Freiherr Friedrich von Hardenberg.)
18.72) "Die Poesie ist ein Gemeingut der Menschheit, sie soll aufgehen über alle wie die allbeleuchtende, allerwärmende Sonne."
(Ludwig Uhland)
18.73) "Die Poesie ist sinnliche Darstellung des Ewigen."
(Joseph von Eichendorff)
18.74) "Gedichte sind gemalte Fensterscheiben, wie diese leuchten sie nur aus der Innenbetrachtung."
(Johann Wolfgang von Goethe)
18.75) "Poesie ist manchmal ein Sammelbecken trüber Wunschträume."
Leopold Hoffmann)
18.76) "In allem ist Poesie. Das ist das stärkste Argument gegen die Poesie."
(Miroslav Holub)
18.77) "Dichtung ist Liebe zum Dasein. Im einzelnen ist sie einer der vielen menschlichen Versuche, sich dem Geheimnis der Weltordnung zunähern."
(Franz Peter Künzel)
18.78) "Lyrik ist, was sich in der Einsamkeit verdichtet."
(Gerhard Uhlenbruck)
18.79) "Daß heute nicht jeder Lyrik liest, liegt an den kleinen Auflagen."
(Horst Büngener)
18.80) "Seit es Regierungsbulletins gibt, gilt die Ode als ausgestorben."
(Hans-Horst Skupy)
18.81) "Die Demokratie führt notgedrungen dazu, daß in der Literatur mittelmäßige, einseitige und flache Köpfe die Vorherrschaft haben."
(Stendhal)
18.82) "Von allen Werken der Literatur Schönheit oder ein moralisches Ziel zu verlangen, wäre dasselbe, wie von jedem Staatsbürger makellosen Lebenswandel und Bildung zu erwarten."
(Alexander S. Puschkin)
18.83) "Das Leben gleicht öfter einem Roman als die Romane dem Leben."
(George Sand)
18.84) "Die Geschichte einer Menschenseele, auch der kleinsten, ist fast fesselnder und nützlicher als die eines ganzen Volkes, besonders wenn sie das Ergebnis der Beobachtungen ist, die ein reifer Geist an sich vornimmt, und wenn sie ohne den eitlen Wunsch, Teilnahme oder Bewunderung zu wecken, geschrieben ist."
(Michail J. Lermontow)
18.85) "Diese moderne Literatur mit ihrem Feuilletonsgeruch!"
(Wilhelm Raabe)
18.86) "Der Unterschied zwischen Literatur und Journalismus: Journalismus ist unlesbar, und die Literatur wird nicht gelesen."
(Oscar Wilde)
18.87) "Die Literatur ist das Modeblatt des Zeitgeistes."
(Eleonore van der Straten-Sternberg)
18.88) "Wie die Literatur sein mag, sie ist stets schöner als das Leben."
(Jules Renard)
18.89) "Die Literatur: ein Konzert der Blinden für die Taubstummen."
(Alexander Roda Roda)
18.90) "Die Literatur von heute sind Rezepte, die die Kranken schreiben."
(Karl Kraus)
18.91) "Die Literatur sollte dem Wandel der Gesittung vorauseilen und die Kerkermauern des Gestern sprengen, in denen das Heute erstickt."
(Tadeusz Boy Zelenski)
18.92) "Viele Gelehrte vergessen, daß unser Genuß an den großen Werken der Literatur mehr von der Tiefe unseres Mitempfindens als von der Schärfe unseres Verstandes abhängt."
(Helen Keller)
18.93) "Alles Geschriebene kann warten."
(Ernst Wiechert)
18.94) "Es gibt Zeitgenossen, die von der ganzen deutschen Literatur bloß das Zitat aus dem Götz von Berlichingen kennen."
(Wilhelm Altmann)
18.95) "Echte Literatur ist eigentlich nur ein Staunen über das Weltall und das menschliche Leben."
(Lin Yutang)
18.96) "Unter Weltliteratur stellen sie sich etwas vor, was sie zusammen vergessen dürfen."
(Elias Canetti)
18.97) "Die ganze Literatur scheint mir vor allem Ausdruck des einzelnen Lebens zu sein, des geschichtlichen Lebens, des Lebens in der Zeit, oder dann ist sie Ausdruck des Sündenfalls."
(Eugene Ionesco)
18.98) "Die ganze Wahrheit in der Literatur liegt nicht in den Fakten, sondern in den Menschen."
(Jurij Brezan)
18.99) "Literatur darf keinen Trost geben. Literatur darf nur beunruhigen. Ich darf nicht mehr geben, als ich geben kann. Wenn ich Trost hätte, könnte ich ihn geben. Also: Meine Produktion ist mein Trost, mein aktives Handeln, mein Mich-Ausdrücken, das Formulieren der Trostlosigkeit ist mein Trost."
(Friedrich Dürrenmatt)
18.100) "Mein Vertrauen in die Zukunft der Literatur beruht auf dem Wissen, daß es Dinge gibt, die einzig die Literatur mit ihren spezifischen Mitteln zu geben vermag."
(Italo Calvino)
18.101) "Verkommt die Literatur zum Anachronismus? Wird Schreiben gegen den Tod unmöglichß"
(Günter Grass)
18.102) "Die eigentliche Aufgabe der Literatur: die Wirklichkeit, so wie sie ist, unmöglich zu machen."
(Heiner Müller)
18.103) "Literatur entsteht überhaupt nur aus Widersprüchen, sonst entsteht Langeweile."
(Christa Wolf)
18.104) "Literatur hat einen Protheseneffekt. Sie ist Ersatz für nicht gelebtes Leben."
(Günter Kunert)
18.105) "Gute Literatur verdirbt den schlechten Geschmack."
(Rupert Schützbach)
18.106) "Literatur, die einen Sinn hat, gehört allen, die menschliche Erfahrungen besitzen; sie kann nicht durch einen engen Rahmen politischer und nationalistischer Vorurteile begrenzt werden."
(Richard Rive)
18.107) "Literaturpreis: Jedes Wort für bare Münze nehmen."
(Hans-Horst Skupy)
18.108) "Schöngeistige Literatur: Schönheit vergeht, Geist wird klassisch."
(Hans-Horst Skupy)
19) Presse und Reporter
19.1) "Die Presse ist eine gewaltige Vergrößerungsmaschine, die mittels 'wir' und Druckerschwärze das Piepsen einer Maus in das Gebrüll eines Leitartikellöwens verwandelt, an dessen Lippen die Nation (vermutlich) mit angehaltenem Atem hängt."
(Ambrose Bierce)
19.2) "Die Presse ist die Artillerie der Gedanken."
(Gotthold Ephraim Lessing)
19.3) "Die Presse ist ein Gewissen aus Papier."
(Malcolm Muggeridge)
19.4) "Die Presse ist die Möglichkeit, Dinge zu verschweigen, indem man andere druckt."
(Rudolf Rolfs)
19.5) "Reporter sind die Trüffelschweine des Journalismus."
(Tagungsmotto der Evangelischen Akademie Tutzing)
19.6) "Ein Reporter ist einer, der sich schreibend zur Wahrheit vorantastet und sie mit einem Wolkenbruch von Worten verschüttet."
(Ambrose Bierce)
19.7) "Schlagzeilen sind Weltgeschichte in Pillenform."
(Norman Mailer)
19.8) "Schlagzeilen sind eine Waffe. Von Schlagzeilen kann man erschlagen werden."
(Helmut Qualtinger)
19.9) "Zeitschriften sind die Pißecken der Literatur, aber alle Annoncen sind dort angeschlagen."
(Heinrich/Harry Heine)
19.10) "Eine Zeitung ist eine Vorrichtung, hinter der sich sitzende Männer in der Straßenbahn verstecken können."
(Unbekannte Herkunft)
19.11) "Eine Zeitung ist ein Publikationsmittel, das auf der Kommentarseite gegen das Rauchen polemisiert und im Anzeigenteil Zigarettenreklame abdruckt."
(Unbekannte Herkunft)
19.12) "Eine Zeitung ist eine Sache, in die man Fisch einwickeln kann."
(Art Buchwald)
19.13) "Eine Zeitung ist heute aktuell, morgen Wurstpapier, in zwanzig Jahren Kulturgeschichte."
(Paul Fechter)
19.14) "Eine Zeitung ist die Konserve der Zeit."
(Karl Kraus)
19.15) "Zeitungen sind der Sekundenzeiger der Geschichte. Derselbe ist meist nicht nur von unedlerem Metall als die beiden anderen, sondern geht auch selten richtig."
(Unbekannte Herkunft)
19.16) "Alte Zeitungen sind eine erstklassige Schule der Vergänglichkeit."
(Robert Musil)
19.17) "Zeitungsartikel sind das Zeug, das zwischen den Anzeigen steht."
(Lord Thomson)
19.18) "Zeitungsleute sind Menschen, die zum Frühstück dicke Schlagzeilen schlürfen."
(Unbekannte Herkunft)
19.19) "Ein Zeitungsschreiber ist ein Mensch, der seinen Beruf verfehlt hat."
(Otto von Bismarck)
19.20) "Der Historiker ist ein Reporter, der überall dort nicht dabei war, wo etwas passiert ist."
(William Somerset Maugham)
19.21) "Manche Zeitungen sind an und für sich ein Druckfehler."
(Werner Schneyder)
20) Buchhändler - oder: Zwischen Kunst und Kommerz -oder: "Die vielen Bücher! Haben Sie die alle gelesen?"
20.1) "Die Buchhändler sind alle des Teufels; für sie muß es eine eigene Hölle geben." (Johann Wolfgang von Goethe)
20.2) "So kalt wie das Herz eines Buchhändlers."
20.3) "Verleger und Sortimentsbuchhändler ziehen immer am gleichen Strang."
20.4) Der Prinzipal
Chef: "Zu gewissen Zeiten bin ich Sklave des Geschäftes. Dann muß ich am Platze sein und kann nicht über meine Zeit disponieren." Kunde: "Das müssen Sie nicht thun, sondern umgekehrt. Das ganze Geschäft muß Sklave des Herrn sein."
20.5) Peinlichkeit
Ein Kunde ruft im Geschäft an. Er möchte gerne das Buch mit dem Titel "Selbst ist der Mann". Da die Buchhandlung größer ist, wird er weiterverbunden - in die Bautechnikabteilung. Der Buchhändler in dieser Abteilung bibliographiert den Titel. Dieser heißt vollständig: "Emme, Mark: Selbst ist der Mann. Das lustvolle Handbuch der Selbstbefriedigung." Nun wagt es der Buchhändler nicht, den Kunden auf den Untertitel aufmerksam zu machen. Dieser bestellt das Buch für den nächsten Tag. - Wie hätten Sie sich wohl verhalten?
20.6) Literatur und Schnaps
Einmal ging Kurt Tucholsky unter die Buchhändler. Er mietete einen Laden am Kurfürstendamm (Berlin) und hängte am Eingang ein Schild auf: "Warum stehen Sie davor,
Ist nicht Türe da und Tor?
Kommen Sie getrost herein,
Sollten wohl empfangen sein."
Wer dieser freundlichen Einladung folgte, bekam gleich ein Glas Schnaps in die Hand gedrückt. Ernst Rowohlt fand, das sei die richtige Kombination - Schnaps und Bücher. Die Presse amüsierte sich über die "kurioseste Buchhandlung des deutschen Reiches". Allerdings waren die Meinungen geteilt, erinnert sich Tucholsky: "Die Breslauer Zeitung war dagegen, die Vossische dafür, Prag und Riga hielten sich neutral, und der Sankt Petersburger Herold schrieb, wer einen Wilde erstehe, der bekäme Whiskey Soda, und wer Ibsen kaufte, einen nordischen Korn. Das stimmte aber nicht - wir tranken selber und verkauften schrecklich viele Rheinsberger."
20.7) In der Buchhandlung
"Grüß Gott, ein Buch möchte ich kaufen." - "Welches denn?" - "Ja, ein eckiges, mit Umschlag, wo was drin steht und das man lesen kann..."
(Vom Herausgeber dem Sketch von Karl Valentin "Im Schallplattenladen" nachempfunden.)
20.8) Heimito von Doderer: Der Buchhändler
"Es begegnete mir zum dritten Male schon ein Herr, den ich sicher zu kennen vermeinte: aber aus einer gelesenen Erzählung, nicht aus dem äußeren Leben: wie nur war er jetzt in dieses gelangt? Übrigens haben wir kein absolutes Kriterium dafür, ob etwas, dessen wir uns entsinnen, gelesen, geträumt oder erlebt ist. Ich bemerkte (auf der Straßenbahn war es), daß jener Herr mich seinerseits auch zu kennen schien. Wir grüßten einander (ich war's zuerst). Ich sagte ihm ohne weiteres, daß ich nicht wisse, wo ihn hinzutun. "Mir ging es auch so", entgegnete er, "dann wußt' ich's aber doch. Ich bin Ihr Buchhändler. Sie betreten viel zu selten meine Buchhandlung. Daher kommt's denn." "Verzeihen Sie, Herr Doktor", sagte ich, "das ist sicher richtig, und wird noch viel richtiger, wenn ich erwäge, bei was für dummen Gelegenheiten man oft Geld hinauswirft, viel Geld, um dann desto schlechteren Gewissens vor Ihren Schaufenstern zu stehen. Aber, dies beiseite gelassen: Ihre neuen Methoden der Propaganda sind bewundernswert, ja, geradezu zauberisch. Sie spazieren also seit neuestem aus den Büchern, die man bei Ihnen kauft, höchstpersönlich hervor." "Aus welchem Buche, wenn ich fragen darf?" Ich wußte weder Titel noch Verfasser. "Ja", sagte er, "ich weiß schon, ich bin einmal literarisch porträtiert worden." "Doch wohl nur flüchtig", entgegnete ich, "nur skizzenhaft, scheint mir..." "Ich habe viele Exemplare dieses Buches verkauft, sagte er, "aber bestimmt keines an Sie." "Woher wollen Sie denn das so genau wissen?!" rief ich. "Hören Sie", sagte er, "der Buchhändler steht in einem ungeheuren Gebraus von Buchtiteln, und er sieht die Massen, welche allherbstlich bald nach der Frankfurter Messe zu Boden sinken. Er kennt die Gesetze dieser Massen und er wird nach jenen Gesetzen handeln, in jedem Sinne. Wenn er hört, daß ein Verleger einen neuen Roman zum Preise von 220 Schillingen herausbringen will, wird er diesem Verleger nichts Gutes voraussagen können, sondern wahrscheinlich nur die Unverkäuflichkeit der ganzen Auflage. Geschieht dann das Gegenteil, so ist der Buchhändler froh, und nicht etwa nur, weil er die Bücher verkauft hat, sondern, um's kurz zu sagen - weil der im Grunde übernatürliche Charakter seines Berufes ihm evident wird. Dieser befähigt ihn unter Umständen auch, aus den Seiten eines Buches auf jemand zuzutreten, dem er dieses Buch gar nicht verkauft hat. Denn es ist doch klar, daß Sie ein von Ihnen verfaßtes Werk nicht in meiner Buchhandlung kaufen werden. Sie erhalten es billiger durch Ihren Verleger." "Herr Doktor", sagte ich, "nunmehr werde ich öfter in Ihrer Buchhandlung erscheinen. Den Sie kommen nächstens ganz ausführlich dran - und nicht nur skizzenhaft."
20.9) "Die meisten deutschen Gelehrten sind die Dolmetscher der Müßiggänger und die Mäkler der Buchhändler."
(Georg Christoph Lichtenberg)
20.10) "Wie viele Menschen mag wohl die Bibel ernährt haben, Kommentatoren, Buchdrucker und Buchbinder?"
(Georg Christoph Lichtenberg)
20.11) "Reiche Buchhändler sind wahre Phänomene, unsre Tuch- und Seidenkrämer leben im Überfluß."
(Georg Christoph Lichtenberg)
20.12) "Der Nerv des Buchhandels ist der Sortimentshandel, das ist die Kunst, Bücher unter die Leute zu bringen; Kenntnis des Besseren und der Wille, diese lieber als das Schlechte zu verkaufen, gibt ihm seinen sittlichen Wert."
(Friedrich Christoph Perthes)
20.13) "Wenn man Geld ausgibt, sollte man stets überlegen, wie lange man etwas von seiner Ausgabe hat. Um den gleichen Betrag, den man für einen kurzlebigen Verbrauchsgegenstand aufwendet, kann man meistens mehrere Bücher kaufen, die einen durch das ganze Leben begleiten. Gemessen an dieser Besitzdauer sind Bücher so ziemlich der billigste Gegenstand, den man kaufen kann."
(Adolf Spemann)
20.14) "Bücher sind eigenmächtige Geister;
wer sie vertreibt, ist ein Zaubermeister.
Sein stärkstes Geschäft wird immer bleiben:
üble Geister durch gute vertreiben."
(Richard Dehmel)
20.15) "Ich war auch mal einige Zeit Buchhändler, gab das aber auf, weil die Kunden mich immer beim Lesen störten."
(Mark Twain)
20.16) "Hier verkauft man weder Gold noch Silber," sagte der Buchhändler, "sondern Bücher, und die sind viel kostbarer."
(Balthasar Gracian)
20.17) "Versteht man unter Buch mehrere Bogen, mit Buchstaben bedruckt, und unter Buchhandel die Mühe, einige Bücher a condition zu verschreiben, so ist nichts leichter als der Buchhandel. Und ein Buchhändler ist noch weniger als ein Heringsweib. Sind aber Bücher die Geistesprodukte der vorzüglichsten Männer ihres Zeitalters, welche fähig sind, die Menschen zu unterrichten und zu bessern oder das Leben zu verschönern, so ist der Buchhändler ein Kaufmann, der mit den edelsten Waren handelt, und wenn er seinen Beruf mit Würde treibt, so gebührt ihm unter den Handelsleuten der erste Rang."
(Unbekannte Herkunft)
20.18) "Der Buchhändler ist einer, der aufgrund übereinstimmender Aussagen von Autoren und Verlegern die alleinige Schuld am Mißerfolg eines Buches trägt."(Hans Weigel)
20.19) "Als Neunjähriger sehnte er sich nach einer Buchhandlung (...). Ein Buchhändler ist ein König, ein König ist kein Buchhändler."
(Elias Canetti)
20.20) "Leicht hat's der Buchhändler freilich nicht, wenn man's aber genau betrachtet, ist es im Buchhandel ein ständiges Faulenzen mit Hindernissen."
(Wilhelm Raabe)
20.21) "Die Deutschen lesen zwar keine Bücher mehr, aber sie kaufen sie."
(Ephraim Kishon)
20.22) "Buchhandlungen bilden ein Netz geistiger Tankstellen der Nation."
(Helmut Schmidt, ehemaliger Bundeskanzler (SPD, aber eher konservativ).)
20.23) "Ein Buchhändler ist ein Mensch, dem man keine Bücher schicken kann, wenn er er krank ist."
(Unbekannte Herkunft)
20.24) "Ein Buchhändler ist ein Kaufmann, der Bücher, von denen er nichts versteht, an Leute verkauft, die von ihnen nichts verstehen."(Unbekannte Herkunft)
20.25) "Dem Beruf ist also eine Eigenverantwortlichkeit eigentümlich, die auch den Angestellten zu einer Persönlichkeit macht."
(Über den Buchhändler; aus: Was soll ich nur werden? Lexikon der männlichen Berufe. (1955).)
20.26) "Ein Buchhändler soll das Wissen eines Akademikers und die Geduld einer Krankenschwester haben; und er hat das Gehalt eines Fahrstuhlführers."
(Unbekannte Herkunft)
20.27) "Im Laden des Buchhändlers geben zwei Dämonen einander ein Stelldichein: der Dämon des Schreibens und der Dämon des Lesens."
(Josef Nadler)
20.28) "Wie die Lehrgebiete, die Lehrer und Bücher ihren Platz in der Rangordnung der Universität haben, so auch der Buchhändler. Sein Verhältnis zum Autor ist das einer untergeordneten Hilfskraft, die zwar eine kaufmännische, aber in keiner Weise eine geistige Initiative entfalten kann. Sein gesellschaftlicher Sinn erschöpft sich in der Funktion, das Buch als ein von übergeordneten Autoren geschaffenes, durch vorgegebene Autoritäten fest abgegrenztes Gut einem ebenso fest abgegrenzten Kreis von Empfängern gegen Entgelt zu vermitteln."
(Walter Rüegg, über die Funktion des Buchhändlers im Mittelalter.)
20.29) "Wir alle wären viel gesünder, wenn überall dort, wo heute eine Apotheke steht, eine Buchhandlung mit gutem Sortiment stünde und weise Ärzte ... das richtige Buch verschreiben würden."
(Horst Günther)
20.30) "Die Dinge, die ich wissen will, finden sich in Büchern; mein bester Freund ist der Mensch, der mir ein Buch beschafft, das ich noch nicht gelsen habe."
(Abraham Lincoln)
20.31) "Im Buchhandel geht keiner verloren."(Geflügeltes Wort, unbekannte Herkunft.)
21) Nicht nur "Ungeziefer"
21.1) Der Bücherwurm (Ptilinus pectinicornis)
"Der gemeine Bücherwurm ist ein etwa 4-5 Millimeter langer, schwarzer oder brauner Klopfkäfer, der sich, anders wie die Troctidae, die gemeine Bücherlaus, die alte Bücher und auch Papier zerfrißt, mit Büchern aus Holzeinbänden zufriedengibt. Der gutartige Bücherwurm (Ptilinus pectinicornis lectoratis) hingegen erweist sich als weit weniger schädlich. Er ist in der Regel 1,60 bis 1,90 Meter groß und gibt sich allein schon damit zufrieden, Bücher in den Händen zu halten und ab und zu einen Blick auf die Lettern zu werfen. Besonders häufig hält sich der gutartige Bücherwurm in überheizten und unübersichtlichen Messehallen auf. Sein stärkster Gegner: der mercadus gravedo, der Messeschnupfen."
21.2) Bücherwurm: Vermis libris,
Klasse Polichatea, Ordnung Annelida
Bücherwürmer zu finden, ist nicht leicht; sie zu fangen ist fast unmöglich. Selbst Fallen mit zerkleinerten, bedruckten Buchseiten als Köder helfen nicht. (Wieso auch sollte sich ein Bücherwurm, wenn er viele Bücher um sich hat, mit solchen kleinen Kostproben zufriedenstellen? U.U. hat er ja auch etwas über Fallen gelesen?) Bücherwürmer sind sehr scheu. Am Tage hört man überhaupt nichts von ihnen. Nachts knabbern sie ihre Löcher in die Bücher. Sobald aber jemand vor dem Regal steht und horcht, ist Schluß mit dem Geknabber. - Farbe der Bücherwürmer: Vermutlich weiß. Können sprechen!21.3) Hinweis, "Bücher von Würmern und Milben unversehrt zu erhalten"
"Der Buchhändler solle so wohl zu seinem Planir Wasser, als auch zu Kleister und Leim ein Wasser nehmen, darinnen vorher zerstosene Coloquinten, auch WermuthSprössgen, zur Genüge und sattsamer Bitterkeit, gesotten werden."
(Aus dem 18. Jhdt.)
22) Gestohlene Bücher
22.1) Sechs Monate Haft mit Bewährung für Bücherfan
Frankfurt (Ihe). Seine ungewöhnliche Vorliebe für wertvolle Bücher hat einem 58jährigen sechs Monaten Haft mit Bewährung eingebracht: Die 30. Strafkammer des Landgerichts Frankfurt verurteilte den mehrfach vorbestraften Mann gestern wegen Bücherdiebstahls in drei Fällen. Der Bücherliebhaber kam damit gut weg: Er war in erster Instanz sogar zu einem Jahr Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Er hatte Berufung eingelegt, weil er sich trotz Vorstrafen zu hart behandelt fühlte. Dreimal hatte der 58jährige 1990/91 in Frankfurter Buchhandlungen in die Regale gegriffen und Bücher im Gesamtwert von mehr als 1500 Mark unter seiner Jacke versteckt.;
22.2) Fromme Bücherdiebe
Nicht nur auf der Kanzel sind Theologen ideenreich: Auch in Sachen Literatur lassen sie sich einiges einfallen. Zusammen mit den Juristen sind die Nachwuchsgeistlichen nämlich die größten Bücher-Diebe in den Bibliotheken. Geschätzter Schaden an den deutschen Universitäten: Einige hunderttausend Mark im Jahr. ekn22.3) Epilog zum Bücherschwund
Beim Ausruhen abseits der Messegänge setzt sich eine junge Frau neben mich, vertieft sich gleich in einen neuen Roman aus ihrer Tasche. "Wie kommt man denn hier an so Bücher ran?", frage ich vertraulich. Sie, wunderschön errötend: "Ooooch, des lag nur so annem Stand rum..."22.4) Fünf Tonnen Bücher in der Wohnung. Sie waren alle gestohlen. (München (lb).)
Ein Mann hat in München in Bibliotheken über 5000 Fachbücher zusammengestohlen und in seiner Wohnung gehortet.
Das Diebesgut mit über fünf Tonnen Gewicht drohte die Decke der darunterliegenden Arztpraxis zum Einsturz zu bringen, berichtete die Polizei. Da sich an den Wänden des nur 20 Quadratmeter großen Appartements bereits Risse zeigten, lagerten die Beamten die Bücher noch vor dem schrittweisen Abtransport in 105 Umzugskisten auf den Flur um.
Der 44jährige Informatiker ist bereits wegen Bücherdiebstahls vorbestraft. In Münchener Universitätsbibliotheken kannte sich der Mann bestens aus und packte bei Hunderten von Besuchen immer wieder Bücher ein. Der Wohnraum war so voll, daß der 44jährige nur noch in einem Notbett auf den Bücherstapeln schlafen konnte.
(Aus: Allgäuer Zeitung, Nr. 72/1997, vom 27.03.97.)
22.5) Student der Theologie stiehlt 17 000 Bücher
"rmp Göttingen (Eig. Bericht) - Offenbar aus Sammelleidenschaft hat ein 29 Jahre alter Theologie- und Geschichtsstudent aus Göttingen in den vergangenen sechs Jahren rund 17 000 Bücher gestohlen. Die teilweise unersetzlichen Werke stammten aus Bibliotheken der Universitäten Göttingen und Kassel sowie der Stadt Kassel, teilte die Polizei mit. Der Gesamtwert der gestohlenen Bücher soll etwa 500 000 Mark betragen. Bei zeitgleichen Durchsuchungen am Donnerstag hatten Polizisten in der Göttinger Wohnung des bibliophilen Studenten 15 000 Bände, im Haus eines Verwandten in Kassel noch einmal 2000 Bücher sichergestellt. Auf die Schliche gekommen war die Polizei dem Mann nach Hinweisen aus der Universität Göttingen. Bei der Vernehmung habe der Student die Buchdiebstähle gestanden, so die Polizei."
(Aus: Süddeutsche Zeitung 31/1998 vom 07.02.1998.)
22.6) Der gemeine Buchdiebstahl - oder: eine kuriose Straftat"Habent su fata libelli: Bücher haben ihre Schicksale. Gleiches gilt für ihre Leser. Auf recht tragische Weise bewahrheitete sich einmal im realen Leben, was die Spruchweisheit verkündet.
Ein literarisch interessierter Philosophiestudent hatte sich in ein Kaufhaus begeben und dort einen Taschenbuchkrimi in seine Rocktasche gesteckt.(1) Da er dabei beobachtet worden war, stellte man ihn beim Verlassen des Kaufhauses wegen des unbezahlten Buches zur Rede. Polizisten erschienen am Tatort. Alles sprach für einen "Ladendiebstahl", der übrigens in der Fachsprache der Polizeistatistik vornehm als "Diebstahl von ausgelegten Waren durch Kunden während der Geschäftszeit" bezeichnet wird.(2) Auf der Anklagebank entwickelte sich der Allerweltsfall plötzlich zu einem juristischen Leckerbissen.
Der Philosophiestudent verteidigte sich damit, das er das corpus delicti nur habe durchlesen wollen. Nach erfolgter Lektüre habe er vorgehabt, das Buch wieder unversehrt in das Kaufhaus zurückzubringen. Der Vorwurf des Bücherdiebstahls sei dehalb völlig unberechtigt, ja geradezu juristisch absurd. Schließlich habe er immerhin von einem Studenten der Rechte erfahren, daß ein Gebrauchsdiebstahl nach deutschem Strafrecht gar nicht unter Strafe falle. Genau diesen Umstand habe er sich - natürlich ohne jede kriminelle Absicht - zunutze machen wollen. Außer in geistiger Hinsicht habe er sich den streitigen Krimi des Kaufhauses nicht zueignen wollen. Hierfür könne es nur eines geben: Freispruch!
Der Amtsrichter zeigte sich allerdings unbeeindruckt: Verurteilung wegen Buchdiebstahls zu 40 DM Geldstrafe (statt vier Tagen Gefängnis). Der Philosoph ging in Revision, die aber vom Oberlandesgericht Celle abgewiesen wurde:(3)
Der Amtsrichter hat zur Zueignung ausgeführt: "Der wirtschaftliche Wert eines neuen Buches für einen Buchhändler oder sonstigen Gewerbetreibenden liegt darin, daß es im neuen, ungebrauchten Zustand verkauft werden kann. Wenn ein Buch einmal gelesen ist, kann der Händler nicht mehr den vollen Preis beanspruchen. Dies weiß auch der Angeklagte. Daß es ihm auch schon zur Tatzeit klar war, ergibt sich aus seiner Schutzschrift, in der er wörtlich ausführt: "Es erschien mir unzweckmäßig, einen Taschenkriminalroman zu kaufen, da solche Taschenbücher nach ihrer Lektüre m.E. keinen persönlichen Wert mehr repräsentieren; ihr einziger Wert liegt in der Vermittlung einer spannenden Geschichte." Der Angeklagte wollte das Buch lesen, es also in einer Weise verwenden, die einem Verbrauch gleichkommt. Ein Verbrauch liegt vor, wenn die Sache ihre wirtschaftliche Bestimmung nicht mehr erfüllen kann. Der Angeklagte wollte sich den eigenartigen (spezifischen) Wert dieses neuen, zum Verkauf stehenden Buches zuführen. Das ist Diebstahl und keine Gebrauchsentwendung."
Gegen diese Ausführungen sind rechtliche Bedenken nicht zu erheben (...).
Nach Auffassung des Senats kann es nun keinem Zweifel unterliegen, daß neuwertige Sachen, die vom Eigentümer wirtschaftlich für den Verkauf als neue Sachen zum Verkauf bereitgestellt werden, infolge des Gebrauchs aber nicht mehr als neuwertig angesehen werden können, ihre ursprüngliche wirtschaftliche Funktion - und zwar für dauernd - nicht mehr erfüllen können, weil es sich nunmehr um Gebrauchtwaren handelt. Das fabrikneue Kraftfahrzeug des Autohändlers wird zum Gebrauchtwagen, neue Kleidungsstücke können nach Gebrauch nur im Altwarengeschäft Verwertung finden, gebrauchte Bücher werden in das Antiquariat überführt. Diese Beispiele lassen sich für weite Bereiche des Handels vermehren. Hiernach ist die Annahme des Amtsrichters, der Angeklagte habe sich das Buch - objektiv gesehen - rechtswidrig zugeeignet, frei von Rechtsirrtum. Das Buch sollte von der Firma K. - wie von jedem Buchhändler - als neues Buch verkauft werden. Als solches wird es zum Verkauf angeboten; der Käufer will dementsprechend auch ein neues Buch erwerben, wenn er hier kauft. Das Buch wäre in einem für den Verkäufer wesentlichen Wert gemindert, wenn der Angeklagte es gelesen hätte. Hierdurch hätte dieser es auch zu seinem eigenen Vorteil verwertet; denn er hätte die Mittel erspart, die er aufwenden müßte, wenn er sich das Buch zum Lesen auf andere Weise verschaffen müßte.
Daran macht der Einwand der Revision keinen Unterschied, daß Bücher in Buchhandlungen und Warenhäusern vom Publikum in die Hand genommen, durchgeblättert und abschnittsweise gelesen zu werden pflegen. Alles dies geschieht mit Wissen und Willen des Verkäufers zum Zwecke der Auswahl. Diese Art der Benutzung ist regelmäßig nicht so intensiv, wie wenn das gesamte Buch gelesen wird, eine Wertminderung tritt hierdurch kaum oder gar nicht ein. Das Buch kann seine wirtschaftliche Bestimmung noch erfüllen. Möglicherweise muß der Verkäufer die wirtschaftliche Bestimmung des Buches als eines neuen ändern, wenn es infolge Unvorsichtigkeit des Verkäufers oder des Publikums beschädigt oder beschmutzt wird. Darauf kommt es hier aber nicht an, da es sich nach den Feststellungen um ein neues, nicht um ein antiquarisches oder im Preis herabgesetztes Exemplar gehandelt hat.
Der Angeklagte hat sich über die tatsächlichen Voraussetzungen der ihm vorgeworfenen strafbaren Handlung nicht in einem Irrtum befunden. Er kannte alle Tatumstände: Ihm war bewußt, daß er ein neues, zum Kauf angebotenes Buch widerrechtlich fortnahm und daß dieses nicht mehr neuwertig war, wenn er es - wie er sich eingelassen hat - zurückgebracht hätte, nachdem er es gelesen hatte. Dem Angeklagten war auch bekannt, daß das Buch für die Firma K. dann im Wert gemindert war, weil sie es dann nicht mehr als neu hätte anbieten können. Gleichwohl war sein Wille darauf gerichtet, das Buch zwecks Ausnutzung seines Wertes an sich zu nehmen. Damit spiegelte sich in der Vorstellung des Angeklagten die objektiv vorliegende Zueignung wider. Er handelte danach in Zueignungsabsicht."
Das Urteil löste im Buchhandel, bei Verlagen und unter Autoren größte Zufriedenheit und diebische Freude aus. Den wegen versuchten Krimilesens bestraften Philosophiestudenten wird es wenig getröstet haben, daß die juristische Fachwelt später mehrheitlich auf seiner Seite war. Das Gericht wurde wegen des Urteils heftig kritisiert.(4)
Zum Trost für den armen Studenten mag ein Hinweis auf die Rechtsphilosophie des Pythagoras dienen.: "Du mußt Ungerechtes erleiden? Tröste dich! In Wahrheit Leid wäre, solches zu tun."
(1) Vgl. zu dem Stichwort Döblin, Alfred: Die Vertreibung der Gespenster - Berlin und die Künstler, S. 81: "In so einem Warenhaus zwischen Nachttöpfen und Brennscheren ist mir nichts so unsympathisch als die Bücherabteilung; diese Abteilung zwischen Nachttöpfen und Brennscheren ist mir ein zu gewaltiger Zynismus der Handelsherren."
(2) Bertram, Günter: Spatzen und Kanonen, NJW 1995, S. 238.
(3) OLG Celle, Urt. v. 16.3.1967,1 Ss 10/67, NJW 1967, 1921.
(4) Vgl. Deubner, Karl. Urteilsanmerkungen zu OLG Celle, NJW 1967, S. 1922; Widmann, Hanns Joachim: Die Grenzen der Sachwerttheorie; MDR 1969, S. 529; zustimmend: Gribbohm, Günter: NJW 1968, S. 1270."
22.7) "Zusammen sind sie geraffelt; mit Stehlen, Rauben und dazu mit Leihen, geschenkt, geschrieben, gekauft und auch gefunden."
22.8) "Manche Menschen borgen Bücher, manche stehlen Bücher, und andere erbetteln sich Vorausexemplare vom Autor."
(James Jeffrey Roche)
22.8) Gegen Bücherdiebe
22.8.1)
"Dieses Buch ist mir lieb,
Wer es stiehlt, der ist ein Dieb,
Es sei Herr oder Knecht
Der Galgen ist sein Recht.
Kommt er an ein Haus,
So jagt man ihn hinaus.
Kommt er an einen Graben,
So fressen ihn die Raben.
Kommt er an einen Stein,
So bricht er Hals und Bein."
22.8.2)
"Wenn jemand, angetrieben von blinder Begierde, es wegzunehmen versuchen sollte - es sei denn, er bäte es sich von dem Verantwortlichen zum Lesen aus und gäbe es wieder zurück - so möge Gott dessen Namen aus dem Buch des Lebens streichen. - Und falls gar jemand wagen sollte, diese Schriftzüge zu tilgen, so sei er aus der himmlischen Gemeinschaft ausgeschlossen."
(Abtbischof Johannes, 'Fluch dem Bücherdieb', Codex 44, Stiftsbibliothek St. Gallen.)
23) Plagiate und Nachdrucke
23.1) "Wer wohl und ehrlich lebt, verdient Schild und Helm,
Wer dieses Buch nachdruckt, den nenn' ich einen Schelm."
23.2) "Ein Plagiat ist die Beute eines Wegelagerers an fremden Gedankengängen."
(Ron Kritzfeld)
23.3) "Ein Plagiat ist gedankliches Recycling."
(Walter Kröpelin)
23.4) "Plagiate sind die aufrichtigsten aller Komplimente."
(Theodor Fontane)
23.5) "Plagiatoren sind Leute, die sich an etwas erinnern, ohne zu wissen, von wem es stammt."
(Tommy Douglas)
23.6) "Plagiieren: Gedanken oder Stil eines anderen Schriftstellers übernehmen, den man nie in Leben gelesen hat."
(Ambrose Bierce)
23.7) "Über Plagiatoren sollte man nicht allzu hart urteilen. Es kann durchaus ein Milderungsgrund sein, daß ihre Einfälle nicht von ihnen stammen."
(George Bernard Shaw)
23.8) "Ein Plagiat ist ein Zitat unter Weglassung der Gänsefüßchen."
(Victor de Kowa)
23.9) "Natürlich basiert so ziemlich jede Blütezeit der Literatur auf der Kraft und Unschuld ihrer Plagiate."
(Bert(hold) Brecht)
24) Zensur und dergleichen;
24.1) "Im Paris des 18. Jhdts. hatte ein Setzerlehrling nach seiner langwierigen Tagesarbeit das Verlangen, seinem Meister einen Schabernack zu spielen. Er leerte den Letternkasten aus, was ein unverständliches Buchstabenwirrwarr zur Folge hatte. Da er schon dabei war, druckte er ein paar Blätter mit diesen Zeilen aus (in der Setzersprache "pate" - "Pastete" genannt) und heftete sie auf seinem Heimweg an die Bäume auf den Quais, wo die Bouquinisten sich ihrer bemächtigten, handelte es sich doch um Rarissima. Ein Polizeileutnant, der Geheimschrift-Experte des Magistrats und andere kluge Köpfe scheiterten an dem vermeintlich subversiven Text, der immerhin mit französischen Lettern gesetzt worden war. Diese Lettern führten auch in die Druckerei und zu dem armen Lehrling, der sich schon in der Bastille sah und zitternd alles gestand."
24.2) "Schreibverbot ist für einen Schriftsteller ein Todesurteil, das täglich neu vollstreckt wird."
(Herbert Eisenreich)
24.3) "Ein Zensor ist ein Mann, der mehr weiß, als man nach seiner Ansicht wissen darf."
(Unbekannte Herkunft)
24.4) "Ein Zensor ist ein Staatsbeamter, der sein Büro in unseren Köpfen hat."
(Zarko Petan)
24.5) "Ein Zensor ist ein Mann, der für seine schmutzigen Geschichten bezahlt wird."
(John Treveljan)
24.6) "Ein Zensor ist ein Beamter, der Dinge empfiehlt, indem er sie verbietet."
(Frank Wedekind)
24.7) "Zensur ist Reklame auf Staatskosten."
(Federico Fellini)
24.8) "Zensur: Geheime Empfehlung durch öffentliches Verbot."
(Dieter Hildebrandt)
24.9) "Die Zensur ist eine Methode, die besten Stellen für sich zu behalten."
(Robert Lembke)
24.10) "Die Zensur ist das lebendige Geständnis der Großen, daß sie nur verdummte Sklaven treten, aber keine freien Völker regieren können."
(Johann Nepomuk Nestroy)
24.11) "Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition."
(Johann Nepomuk Nestroy)
24.12) "Zensur ist ungewollte Unterstreichung durch gewollte Streichung."
(Martin Sperr)
24.13) "Ein Index ist ein Bezugsquellen-Nachweis für Liebhaber verbotener Schriften."
(Unbekannte Herkunft)
24.14) "Der Index ist ein vatikanischer Literaturpreis; er macht selbst Schundwerke zu Bestsellern."
(Ron Kritzfeld)
24.15) "Pressefreiheit ist das Recht, drucken zu lassen, was du zu sagen hast, vorausgesetzt, daß du Druckmaschinen, Papier und Nachrichtendienste kaufen kannst."
(Unbekannte Herkunft)
24.16) "Pressefreiheit ist das Recht, Lügen zu drucken, ohne dazu gezwungen zu werden."
(Robert Lemke)
24.17) "Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten."
(Paul Sethe)
24.18) "Ich glaube, daß der Schriftsteller, der sogenannte freie Schriftsteller, eine der letzten Positionen der Freiheit ist. Wo die Freiheit bedoht ist, ist die Sprache bedroht und umgekehrt."
(Heinrich Böll)
24.19) "Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen."
(Heinrich/Harry Heine: Almansor.)
24.20) "Bücher zu verbieten ist dasselbe wie Bücher zu verbrennen."
(Vaclav Havel)
24.21) "Das Feuer verbrannter Bücher erfaßt später auch deren unerwünschte Verfasser."
(Hans-Horst Skupy)
24.22) "Viele brachten die Bücher zusammen und verbrannten sie öffentlich."(Apostelgeschichte 19, 19.)
24.23) "Solche Bücher läßt du drucken!
Teurer Freund, du bist verloren!
Willst du Geld und Ehre haben,
mußt du dich gehörig ducken.
Nimmer hätt' ich dir geraten
So zu sprechen vor dem Volke,
So zu sprechen von den Pfaffen
Und von hohen Potentaten!
Teurer Freund, du bist verloren!
Fürsten habe lange Arme,
Pfaffen haben lange Zungen,
Und das Volk hat lange Ohren!"(Heinrich/Harry Heine)
24.24) "Die Perfektion der Zensur ist erreicht, wenn nur solche Bücher zur Lektüre freigegeben werden, die ohnehin niemand liest."
(George Bernard Shaw)
24.25) "Das Buch, das in der Welt am ersten verboten zu werden verdiente, wäre ein Katalogus von verbotenen Büchern."(Georg Christoph Lichtenberg)
24.26) "Ein echtes Buch öffnet den Weg in die Richtung aller anderen Bücher."
(Andrei Plesu, anläßlich seiner Rede zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse 1998, über die rumänische Zensur.)
24.27) "Mancher Herrscher kann von Glück sagen, daß er einen Dichter verfolgt hat, so überlebt er wenigstens als Fußnote zu einem Gedicht."
(Peter Tille)
25) Kann den Lesen Sünde sein? - oder:
Vom glückseligen Finden - oder:
Leider kann man beim Bügeln nicht lesen! - oder:
Das schönste Buch der Welt: Wie ich lesen lernte
25.1) "Welchen Leser ich wünsche? Den unbefangensten, der mich, sich und die Welt vergißt und in dem Buche nur lebt."
(Johann Wolfgang von Goethe: Vier Jahreszeiten 56.)
25.2) "Über jedem guten Buche muß das Gesicht des Lesers von Zeit zu Zeit hell werden. Die Sonne innerer Heiterkeit muß sich zuweilen von Seele zu Seele grüßen, dann ist auch im schwierigsten Falle vieles in Ordnung. "
(Christian Morgenstern: Stufen; Literatur; 1912.)
25.3) "Mitunter las ich ein Buch mit Vergnügen und verwünschte den Autor."(Jonathan Swift: Aphorismen 97.)
25.4) "Man liest manches Buch mit einem Gefühl, als ob man dem Verfasser ein Almosen erteilte."
(Friedrich Hebbel: Tagebuch; 1.4.1859.)
25.5) "Es geht uns mit Büchern wie mit neuen Bekanntschaften. Die erste Zeit sind wir hoch vergnügt, wenn wir im Allgemeinen Übereinstimmung finden, wenn wir uns an irgend einer Hauptseite unserer Existenz freundlich berührt fühlen. Bei näherer Bekanntschaft treten alsdann erst die Differenzen hervor, und da ist denn die Hauptsache eines vernünftigen Betragens, daß man nicht, wie etwa in der Jugend geschieht, sogleich zurückschaudere, sondern daß man gerade die Übereinstimmung recht festhalte und sich über die Differenzen vollkommen aufkläre, ohne sich selbst vereinigen zu wollen."
(Johann Wolfgang von Goethe: Maximen und Reflexionen; Aus Kunst und Altertum; 1825.)
25.6) "Nicht viel lesen, sondern gut Ding viel und oft lesen macht fromm und klug dazu."
(Martin Luther)
25.7) "Es ist ein großer Unterschied, ob ich lese zu Genuß und Belebung oder zu Erkenntnis und Belehrung."
(Johann Wolfgang von Goethe: Maximen und Reflexionen; Nachlaß; Über Literatur und Leben.)
25.8) "Du bist über die Kinderjahre ; Du mußt also nicht nur zum Vergnügen, sondern zur Besserung Deines Verstandes und Deines Willens lesen."
(Johann Wolfgang von Goethe; an Cornelia Goethe; Brief vom 6.12.1765.)
25.9) "Zu verlangen, daß einer alles, was er je gelesen, behalten hätte, ist wie verlangen, daß er alles, was er je gegessen hätte, noch in sich trüge. Er hat von diesem leiblich, von jenem geistig gelebt und ist dadurch geworden, was er ist." (Arthur Schopenhauer: Parerga und Paralipomena II, 24.)
25.10) "Wer den Leser kennt, der tut nichts mehr für den Leser. Noch ein Jahrhundert Leser, und der Geist selber wird stinken." (Nietzsche: Zarathustra I; Vom Lesen und Schreiben.)
25.11) "Lesen heißt, mit einem fremden Kopf statt dem eigenen denken. Nun ist aber dem eigenen Denken, aus welchem allemal ein zusammenhängendes Ganzes, ein wenn auch nicht streng abgeschlossenes System sich zu entwickeln trachtet, nichts nachteiliger als ein vermöge beständigen Lesens zu starker Zustrom von Gedanken."
(Arthur Schopenhauer)
25.12) "Es gibt sehr viele Menschen, die bloß lesen, damit sie nicht zu denken brauchen."(Georg Christoph Lichtenberg)
25.13) "Du wirst selber zugeben, daß das Lesen vieler Schriftsteller und der verschiedenartigsten Bücher vage und unbeständig macht."
(Seneca: Epistel an Lucilius 2.)
25.14) "Und daß deine Söhne nur lesen, sofern es zum Sinne ihrer Bildung gehört!"
(Johann Wolfgang von Goethe: Entwürfe zur zweiten Epistel.)
25.15) "Liest doch nur jeder aus dem Buch sich heraus, und ist er gewaltig, so liest er in das Buch sich hinein, amalgamiert sich das Fremde. Ganz vergebens strebst du daher, durch Schriften des Menschen schon entschiedenen Hang und seine Neigung zu wenden, aber bestärken kannst du ihn wohl in seiner Gesinnung."
(Johann Wolfgang von Goethe: Erste Epistel.)
25.16) "Faßt man nicht auf, was man liest, so darf man sich nicht darauf versteifen, es verstehen zu wollen, sondern muß die Lektüre aufgeben, um sie an einem anderen Tage oder zu einer anderen Stunde wieder aufzunehmen, und man wird mühelos dem Autor folgen. Scharfblick wie Phantasie besitzt man nicht in jedem Augenblick. Nicht immer ist man gestimmt für eine fremde Geistesart."
(Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues: Nachgelassene Maximen.)
25.17) "Man sollte eigentlich immer nur das lesen, was man bewundert."
(Johann Wolfgang von Goethe; an Johann Peter Eckermann; Brief vom 9.3.1831.)
25.18) "Multum, non multa." ('Viel, nicht vielerlei.') (Plinius der Jüngere) (Anmerkung: Genauer: "Aiunt multum legendum esse, non multa." ("Es heißt, man soll viel lesen, nicht vielerlei.") S.u. auch ein ähnliches Zitat von Lessing.)
25.19) "Viel lesen und nicht durchschauen
ist viel essen und nicht verdauen."
(Deutsches Sprichwort)
25.20) "Vieles Lesen macht stolz und pedantisch. Viel sehen macht weise, vernünftig und nützlich."
(Georg Christoph Lichtenberg: Vermischte Schriften I, 120.)
25.21) Die unantastbaren Rechte des Lesers:"1. Das Recht, nicht zu lesen
2. Das Recht, Seiten zu überspringen
3. Das Recht, ein Buch nicht zu Ende zu lesen
4. Das Recht, noch einmal zu lesen
5. Das Recht, irgendwas zu lesen
6. Das Recht auf Bovarysmus, d.h. den Roman als Leben zu sehen
7. Das Recht, überall zu lesen
8. Das Recht herumzuschmöckern
9. Das Recht, laut zu lesen
10. Das Recht zu schweigen"
25.22) "Je weniger zielgierig man liest, je unwillkürlicher, desto eher stellt sich eine Erfahrung ein. Und wenn man sich dann auch nachträglich beim Reagieren auf das Gelesene nicht auf Meinungen und Rechthaben reduziert, sondern wagt, sich dem unwillkürlich Erfahrenen zu überlassen, dann besteht die Chance, daß man etwas über sich erfährt und ausdrücken kann, was man auf keine andere Art über sich erfahren und ausdrücken kann."
(Martin Walser)
25.23) "Vom Schlechten kann man nie zu wenig und das Gute nie zu oft lesen. Um das Gute zu lesen, ist eine Bedingung, daß man das Schlechte nie lese."
(Arthur Schopenhauer)
25.24) "Ein Leser hat's gut: Er kann sich seine Schriftsteller aussuchen."
(Kurt Tucholsky)25.25) "Lektüre hat vielleicht den wesentlichen Zweck, freundlich zu isolieren."
(Robert Walser)
25.26) "Wenn ich lese, bin ich ein harmloser, stiller netter Mensch und begehe keine Torheiten. Eifrige Leser sind sozusagen ein stillvergnügtes Völkchen. Der Leser hat seinen hohen, tiefen, langanhaltenden Genuß, ohne daß er jemanden im Weg ist oder jemanden etwas zu leid tut. Ist das nicht vortrefflich?" (Robert Walser)
25.27) "Manchmal, o glücklichster Augenblick, bist du in ein Buch so vertieft, daß du in ihm versinkst - du bist gar nicht mehr da. Herz und Lunge arbeiten, dein Körper verrichtet gleichmäßig seine innere Fabrikarbeit, - du fühlst ihn nicht. Du fühlst dich nicht. Nichts weißt du von der Welt um dich herum, du hörst nichts, du siehst nichts, du liest. Du bist im Banne eines Buches."
(Kurt Tucholsky)
25.28) "Manchmal neige ich zu der Überzeugung, daß die guten Leser noch geheimnisvollere und seltenere Vögel sind als die guten Autoren."
(Jorge Luis Borges)
25.29) "Wer niemals ganze Nachmittage lang mit glühenden Ohren und verstrubbeltem Haar über einem Buch saß und las und las und die Welt um sich her vergaß...."
(Michael Ende)
25.30) "Es ist ganz gut, viel zu lesen, wenn nur nicht unser Gefühl darüber stumpf würde und über der großen Begierde, immer ohne eigne Untersuchung mehr zu wissen, endlich in uns der Prüfungsgeist erstürbe."
(Georg Christoph Lichtenberg)
25.31) "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne."
(Jean Paul)
25.32) "Von den jedermann bekannten Büchern muß man nur die allerbesten lesen und dann lauter solche, die fast niemand kennt, deren Verfasser aber sonst Männer von Geist sind."
(Georg Christoph Lichtenberg)
25.33) "Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel: beides trägt nichtsdestoweniger zur Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei."
(Georg Christoph Lichtenberg)
25.34) "Ich glaube, daß einige der größten Geister, die je gelebt haben, nicht halb soviel gelesen hatten und bei weitem nicht soviel wußten als manche unserer sehr mittelmäßigen Gelehrten. Und mancher unserer sehr mittelmäßigen Gelehrten hätte ein größerer Mann werden können, wenn er nicht so viel gelesen hätte."
(Georg Christoph Lichtenberg)
25.35) "Wo lesen Sie am liebsten?
Wo wird am liebsten gelesen? - das fragte sich schon Kurt Tucholsky. Im Zug, im Bett, im Boot, auf einer grünen Wiese lesen die Menschen, fand Tucholsky heraus, der das Lesen am Strand liebte: "Nach etwa ein bis zwei Wochen schwellen die Bücher ganz dick an - nun werden sie wohl ein Broschürchen gebären, denkt man - aber es ist nur der Sand, mit dem sie sich vollgesogen haben. Das raschelt so schön, wenn man umblättert." Im Bett, so Tucholsky, "sollte man nur leichte und unterhaltende Lektüre zu sich nehmen sowie entspannende und beruhigende, ferner ganz schwere, wissenschaftliche und frivole sowie mittelschwere und jede sonstige, andere Arten aber nicht."
Wen wundert's, daß Tucholsky fand: "es gibt nur sehr wenige Situationen, in denen man keine Bücher lesen kann."
25.35.1) Lesen im Zug: auf Bücher abfahren
"Wann sonst ist man ins Lesen so eingetan und kann dem Dasein seines Helden so sicher sein eigenes beigemischt fühlen?"
Natürlich im Zug: "Reiselektüre ist mit Eisenbahnfahren verbunden wie der Aufenthalt auf Bahnhöfen", so Walter Benjamin. Und nichts ist schöner als "für ein paar Stunden in das vorüberfliehende Land wie in eine wehenden Schal gekuschelt, die Schauer der Spannung und die Rhythmen der Räder über unseren Rücken dahingehen zu fühlen."
25.35.2) Lesen am Wasser: in Bücher eintauchen
7000 Bände umfaßte Kapitän Nemos Bibliothek in seinem U-Boot Nautilus in Jules Vernes Abenteuerklassiker "Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer". Für einen Tag am Strand oder für eine Schiffsfahrt genügt ein einziges Buch. Für Mark Twain aber wurde das Wasser selbst zu einer fesselnden Lektüre: "Nach und nach wurde die Oberfläche des Wassers für mich ein wunderbares Buch.
Kein Buch ward je von Menschenhand geschrieben, das so wundervoll war, das einen so gefangen nahm, das seine Spannung so durchhielt und das bei jedem Wiederlesen so funkelnd neu erschien. Der Passagier, der das nicht zu lesen verstand, ließ sich von einer eigentümlichen Art leichter Grübchen auf dem Antlitz des Wassers bloß bezaubern, für den Lotsen aber war das ein kursiv hervorgehobener Absatz, ja mehr noch, ein ganzes Kapitel in riesengroßen Versalien und mit einer langen Kette von Ausrufezeichen dahinter, denn es bedeutete, daß unter dieser Stelle ein Wrack oder ein Felsen begraben lag, die auch dem stärksten Schiff das Lebenslicht auslöschen konnten."
25.35.3) Im Bett lesen: sich selbst mit Büchern zudecken
Ein Sessel mag mit noch so viel Kissen bedeckt, eine Hängematte zwischen noch so schönen Palmen aufgespannt sein: Nichts ist schöner als Lesen im Bett, auch wenn es mit gewissen Unannehmlichkeiten verbunden ist, wie bei Elias Canetti:
"Ich lag wach im Bett und sah von unter der Tür den Lichtschimmer aus dem Wohnzimmer drüben. Nun wußte ich, daß die Mutter um nichts in der Welt aufstehen würde, knippste meine winzige Taschenlampe an und las mein eigenes Buch unter der Bettdecke. Ich las bis tief in die Nacht hinein, ich mußte mit der Batterie der Taschenlampe haushalten, die ich von meinem bescheidenen Taschengeld bestritt, von einem Bruchteil davon, denn das meiste wurde zäh gespart für Geschenke an die Mutter.
So brachte ich es selten auf mehr als eine Viertelstunde. Als ich schließlich entdeckt wurde, gab es einen großen Tumult, Täuschung ertrug die Mutter am schwersten. Es gelang mir zwar, die konfiszierte Taschenlampe zu ersetzen, aber zur Sicherheit waren auch die kleinen Brüder als Wächter eingesetzt worden." Die härteste Strafe war jedoch eine andere: "Die Mutter nahm mir das Buch für eine Woche weg."
25.35.4) Lesen im Grünen: in Büchern blättern
"Vor dem Kamin im Eßzimmer, in meinem Zimmer, in der Tiefe eines mit eingehäkelten Deckchen geschützten Sessels pflegte Marcel Proust als Kind zu lesen.
Am allerliebsten jedoch "während der schönen Stunden des Nachmittags", im Grünen, "wo die Düfte der endlosen Felder von weit herkamen und mich lautlos umspielten.
Ich konnte nie lange in meinem Zimmer lesen, da mußte ich in den einen Kilometer vom Dorf entfernten Park gehen. Ich rannte in dem Labyrinth aufwärts bis zu einer Haselhecke, wo ich mich, unauffindbar, niederließ und mich an die gestutzten Haselsträucher lehnte, von wo aus ich das Spargelfeld sah, das weiße Tor, das das obere "Ende des Parks" darstellte, und jenseits davon die Felder mit Kornblumen und Mohnblumen. Hier herrschte tiefe Stille, und die Gefahr, entdeckt zu werden, war sehr klein; die Sicherheit wurde noch süßer durch die ferne Stimmen derer, die vergeblich nach mir riefen."
25.35.5) Lesen: die Welt ist ein unendliches Buch
"Ein Buch, das ist nicht nur zwischen zwei Kartondeckel gebundenes bedrucktes Papier, ein Buch, das ist eine Welt für sich. Und vielleicht gibt es, wie Jorge Luis Borges in seiner Erzählung "Die Bibliothek von Babel" fabulierte, "in irgendeinem Regal des Universums ein totales Buch": "Wie alle Menschen bin ich in meiner Jugend gereist; ich habe die Fahrt nach einem Buch angetreten, vielleicht dem Katalog der Kataloge. In irgendeinem Regal der Bibliothek muß es ein Buch geben, das Inbegriff und Auszug aller ist: ein Bibliothekar hat es geprüft und ist Gott gleich. Viele begaben sich auf Pilgerschaft nach ihm. Ein Jahrhundert lang schlugen sie umsonst die verschiedensten Richtungen ein."
Denn was ist die Suche eines einzelnen, gemessen an der Unendlichkeit einer Bibliothek, und ein Leben, gemessen an der Unsterblichkeit von Büchern?"
25.36) Alfred Polgar: Bücher..."Gebildete Menschen haben eine Bibliothek. Sie haben Kasten und Schränke geistiger Nahrung, Schweres und Leichtes, Süßes und Saures, Hausbrot und Delikatessen. Der Gebildete ist in dieser Beziehung ein Vielfraß und hamstert, hamstert mehr, als er je verschlingen kann. Durch die literarische Küche aller Nationen und aller Zeiten schmatzt er sich durch, er würde an dem vielen Zeug, das er zu sich nimmt, ersticken, wäre nicht das Vergessen, dieser segensvolle Schlußeffekt aller Hirnperistaltik.
Gebildete, die an Obstipation leiden, nennt man Gelehrte.
Wenn die Bibliothek wächst, Regale sprengt, Mauern hinanklettert, als Bücherpfütze sich auf dem Boden verbreitet und alle Wände pilzig überzieht, freut sich der bessere Mensch. Je mehr des Papierenen seine Seele atmet, desto gesünder fühlt sie sich, stärker, Gott nahe.
Mit tausend Zungen spricht gehäufte Wahrheit der gehäuften Jahrhunderte auf sie ein. Tausend Klöppel von tausend Glocken läuten ihre Botschaft vom Geiste. Was läuten sie? Es klingt wie "Bim-Bam". Um so deutlicher, je schärfer man hinhört.
Die Bibliothek steht da wie eine Leiter ins Unendliche, die Spitze erbarmungswürdig ins Leere getaucht, um so heftiger schwankend, je höher die Leiter. Jedes Buch eine Stufe. Goethe in der Propyläen-Ausgabe gibt allein achtundvierzig hohe Stufen. Wenn ich sie ganz erklettert habe, bin ich um hübsch ein paar Dezimeter dem unendlich fernen Ziel - welchem denn? - näher.
Wenn ich auf den Tisch steige, ist es schon nicht mehr so weit zum Mond. Man sollte keine Reichtümer sammeln, denn die kann man nicht mitnehmen, wenn es hinunter hinauf geht, via Erde oder Ofenloch. Und die geistigen Reichtümer? Kannst du die hineinstopfen in deines Leichenhemdes Taschen? Im Spiel von "Jedermann" folgt nichts und niemand der Bitte des armen Sterbers, mitzuziehen auf die finstere Reise. Ich vermisse Jedermanns Appell an seine lieben Bücher, ihn doch zu begleiten. Sie würden das tun, was sie, sehr bezeichnend, schon immer tun auf ihren Regalbrettern: Sie würden ihm den Rücken kehren. Bruder Buch, was bist du für ein ohnmächtiger, kalter, gleichgültiger Freund im Augenblick der Not!
Immerhin sind Bücher ein Zimmerschmuck. Gern genießt das Auge die Exaktheit ihrer ausgerichteten Linien und erfreut sich der Farbigkeit des Trachten. Am linken Flügel die Großen, am rechten die Kleinen, gestellt zum Parademarsch des Geistes. Wie glänzend die Fähnchen der gesammelten Werke! Wie bunt und malerisch abgerissen das Gewimmel des broschierten Volkes!
Und dann erweitern Bücher den Gesichtskreis. Wenn man sie nämlich liest.
Im Buch der Bücher, im Konversationslexikon, steht bei vielen Wörtern ein biblisch pathetisches: Siehe!
Nämlich: Suche anderswo, dort und dort, was du zu wissen wünschest. Und tut man so, trifft man oftmals wieder ein: Siehe! Ich könnte mir ein Wort denken, bei dem diese "Siehe!"-Kette sich ins Unendliche fortspänne. Ich könnte mir eigentlich kein Wort denken, bei dem es, ehrlichermaßen, nicht so sein müßte. Wort beruft sich auf ein anderes Wort, eine Materie wälzt die Verantwortung auf die andere, Instanz kriecht hinter Instanz, siehe!, siehe!, siehe!
Schließlich mündet der Linie Ende in der Linie Anfang. Und zöge man den Kreis noch so groß, und schritte man ihn noch so gründlich aus, an jeder Stelle bliebe man gleich fern vom Mittelpunkt, wo die Wahrheit sitzt (ewig unerreichbar uns Peripherie-Gebannten), die Wahrheit, von der du um so mehr abrückst, je mehr sich dein "Gesichtskreis erweitert".
Solche Unerreichbarkeit des Sesamwortes, das die Türe zur Erkenntnis öffnete, ist bedauerlich. Aber sie hat auch ihr Gutes. Sie schützt vor Bibliotheken, befreit die Seele vom lastenden Druck des Drucks. Kürzlich war in der Zeitung zu lesen, daß, mangels Geldes, im Wiener Naturhistorischen Museum die Präparate verfallen, das Meteoreisen rostig wird und die Motten den Orang-Utan kahl fressen. Sehr unnett von diesen Kerbtieren, die doch ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl zum Naturhistorischen Museum haben müßten. Aber hat es nicht sein Schönes und Ergreifendes, daß in das Fell des ausgestopften Affen sich die hungrigen Motten setzen? Daß das Leben die Wissenschaft frißt? Daß die Natur die Naturgeschichte verspeist?
Motten gehören in eine richtige Studierkammer. Motten, Moderduft, Tiergeripp, Totenbein und Bücher."
25.37) "An Zerstreuung läßt es uns die Welt nicht fehlen; wenn ich lese, will ich mich sammeln."
(Johann Wolfgang von Goethe)
25.38) Art Buchwald: Das Bücherduell
"Wenn ich irgendwo geladen bin, kommt es immer wieder vor, daß sich das Gespräch plötzlich um ein Buch dreht. Falls ich es gelesen habe, kann mich natürlich niemand aufs Glatteis führen. Dummerweise handelt es sich aber meistens um Bücher, die ich nicht kenne, und die ich höchstwahrscheinlich auch niemals lesen werde. In solchen Fällen habe ich die Wahl zwischen verschiedenen Taktiken. Ich kann zum Beispiel flunkern und glattweg behaupten, ich hätte es gelesen. Dabei wiege ich mich dann in der Hoffnung, daß mein Gegenüber keine verfänglichen Fragen stellen wird.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß ich, wie viele Leute es tun, einfach sage: "Nein, aber ich habe festgestellt, daß es ausgezeichnet rezensiert worden ist."
Und schließlich kann ich den Weg einschlagen, der nur von wenigen Mutigen nicht gescheut wird. Ich sage nämlich klipp und klar: "Nein, ich habe es nicht gelesen!"
Weil es einem wahrhaftig nicht leicht fällt, eine Bildungslücke so unverfroren einzugestehen, muß man geistesgegenwärtig genug sein, um sofort zum Gegenangriff übergehen zu können. Eines der besten Mittel, um jemanden schachmatt zu setzen, ist, daß man, wie aus der Pistole geschossen, erwidert: "Nein, aber kennen Sie "Glut unter der Asche" - im Frühwerk desselben Autors?"
Wenn der Gegner sich nach dieser Bemerkung noch nicht geschlagen gibt, fügt man im beiläufigem Ton hinzu: "Am besten gefällt mir übrigens sein Buch "Sturm über China"."
Gelegentlich besteht allerdings die Gefahr, daß die Gegenpartei diesen Trick auch kennt. Dann muß man von vornherein stärkeres Geschütz auffahren. Zum Beispiel: "Nein, ich habe das Buch zwar nicht gelesen, aber die Frau des Verfassers ist eine Schulfreundin meiner Frau." Das dürfte genügen, um den Gegner auszuknoken.
Man kann sich dieser Taktik freilich nur bedienen, wenn es sich um einen Zweikampf handelt. Sobald sich viele Leute an der Partie beteiligen und Zuschauer vorhanden sind, muß man mit anderen Tricks arbeiten.
In einem großen Kreis ist es seltsamerweise am sichersten, mit Büchern berühmter Autoren aufzutrumpfen. Namen wie Faulkner, Joyce, Camus, Proust oder D.H. Lawrence sind allen Anwesenden natürlich vertraut. Trotzdem ist es durchaus möglich, daß sich niemand unter den Gästen befindet, der auch nur eine Zeile von diesen Schriftstellern kennt. Hat man deshalb das Gespräch erst einmal auf so prominente Namen gebracht, kann man ihnen getrost noch ein paar Bücher andichten und behaupten, die hätte man auch gelesen. Keiner wird sich nämlich eine Blöße geben wollen, indem er zu erkennen gibt, daß er von diesen Büchern noch nie gehört hat. Hin und wieder kommt es bei so einem Match natürlich vor, daß man blitzschnell überrumpelt wird, weil jemand mit einem Buch von Arthur Koestler oder Lionel Trilling auftrumpft. Diese Scharte kann man nur auswetzen, indem man sofort kontert: "Würden Sie mir den Band bitte leihen?"
Das ist allerdings eine infame Finte, die man nur benutzen darf, wenn man sich hart bedrängt fühlt. Die Punktrechnung bei diesem Spiel ist ganz einfach."
25.39) "Lesen heißt, mit den Augen stehlen. In diesem Sinn empfiehlt es sich, vergnügt und guten Gewissens Dieb oder Diebin zu sein."
(Unbekannte Herkunft)
25.40) "Man soll vom Lesen, wie von jedem Schritt und Atemzug im Leben, etwas erwarten."
(Hermann Hesse)
25.41) "Alle großen Leseerlebnisse sind Meilensteine in unserer Existenz."
(Alphonse de Lamartine)
25.42) "Jeder muß die Kunst des guten Lesens für sich neu entdecken. Es gibt ebensogut ein schöpferisches Lesen, wie es ein schöpferisches Schreiben gibt."
(Ralph Waldo Emerson)
25.43) "Man soll sich vor Menschen hüten, die nur ein Buch gelesen haben."
(Giacomo Casanova (1725-1789).)
25.44) "Lies deine Bücher mit Verstand! Sprich mit ihnen! Erst dann werden sie richtig lebendig, und du hast das Doppelte von ihnen."
(Adolf Spemann)
25.45) "Er las immer Agamemnon statt "angenommen", so sehr hatte er den Homer gelesen."
(Georg Christoph Lichtenberg)
25.46) "Ich entbehrte nichts, als daß ich nicht zum Lesen kam. Ich tröstete mich damit, daß, wenn meine Mädchen groß und verheiratet wären, dann würde ich Zeit, soviel Zeit haben zum lesen, ganze Nachmittage und Abende. Und sie wurden groß, und ich konnte weniger als je lesen..."
(Aus: Hedwig Dohm: "Werde, wie du bist!")
25.47) "Ich las ihm später etwas vor, neben seinem Sofa, wobei ich ihm die Stirn aufwärts die ganze Zeit strich... und wenn ich ihn fragte, (wenn er dazwischen selbst etwas sagte): "Ich soll wohl aufhören?", meinte er allemal: "Nein, bitte weiter." "
(Franziska Nietzsche; über ihren Sohn Friedrich.)
25.48) "Mit dem Buch auf dem Schoß war ich glücklich. Ich fürchtetet nichts mehr als die Unterbrechung."
(Charlotte Bronte: Jane Eyre)
25.49) "Selig sind, die da lesen und die da hören die Worte der Weisheit und sie behalten..."
(Johannes-Apokalypse (= Offenbarung des Johannes) 1, 3.)
25.50) "Lesen ist für den Geist das, was Gymnastik für den Körper ist."
(Joseph Addison)
25.51) "Es wundert mich, wie tausende erwachsener Menschen so albern sind, im Zirkus immer wieder die rennenden Pferde anzustarren... Während andere ihre Zeit mit den unsinnigsten Dingen verplempern, verbringe ich meine mit Lesen und Schreiben in geistiger Tätigkeit."
(Plinius der Jüngere)
25.52) "Träge Menschen nehmen lesend eine Weisheit in Besitz, um sich die Erfahrungen zu sparen, die den Autor zu seinem Ergebnis brachten."
(Nicolas de Chamfort)
25.53) "Bücher müssen mit ebensoviel Überlegung und Zurückhaltung gelesen werden, wie sie geschrieben wurden."
(Henry Thoreau)
25.54) "Wer liest und nicht wach ist, gleicht dem Blinden, der in den Spiegel schaut. Die Schriften schenken die Erkenntnis der Wahrheit nur dem, in dem schon Weisheit ist."
(Indische Weisheitslehre)
25.55) "Man sollte nicht lesen, um alles herunterzuschlucken, sondern vielmehr sehen, was man brauchen kann."
(Henrik Ibsen)
25.56) "Lesen ohne Denken verwirrt den Geist, und Denken ohne Lesen macht leichtsinnig."
(Konfuzius)
25.57) "Was hast du vor dir, wenn du ein Buch aufschlägst? Kleine schwarze Zeichen auf hellem Grunde. Du siehst sie an, und sie verwandeln sich in klingende Worte, die erzählen, schildern, belehren. In die Tiefen der Wissenschaft führen sie dich ein, enthüllen dir die Geheimnisse der Menschenseele, erwecken dein Mitgefühl, deinen Haß, deine Entrüstung, deine Begeisterung. Sie vermögen, dich in Märchenländer zu zaubern... Und ein Kind vermag's - wenn das nicht ein Wunder ist."
(Marie von Ebner-Eschenbach)
25.58) "Wer nicht versteht, was er gerade liest, soll sich nicht darauf versteifen, es begreifen zu wollen. Laß die Lektüre, nimm das Buch an einem andern Tag wieder zur Hand, dann geht es mühelos. Unser Geist ist nicht immer offen, um einen fremden Geist aufzunehmen."
(Joseph Joubert)
25.59) "Wir drei schlenderten durch eine Buchhandlung... Sie hatte gesagt, sie lese gern Gedichte, und wir fanden etwas von Frost, Whitman und E.E. Cummings... In ihren Augen lag Besorgnis, als sie anfing zu lesen, der Blick einer Schülerin, die fürchtet, bloßgestellt zu werden, aber plötzlich lachte sie völlig unbefangen über die kleine, überraschende Wendung im Gedicht über den lahmen Ballonverkäufer "Und es ist Frühling!"... Wie sehr hätte Cummings sich über Marilyns spontane Reaktion gefreut."
(Henry Miller; über Marilyn Monroe.)
25.60) "Es ist der Leser, der das Buch zum Buch macht, indem er es liest."
(Nach Francis Ponge, mündlich überliefert.)
25.61) Ein Hase, der gern Bücher las
"Ein Hase, der gern Bücher las,
fand ein dickes Buch im Gras,
er setzte sich ins Gras und las
das dicke Buch, im Buch stand das:
Ein Hase, der gern Bücher las,
fand ein dickes Buch im Gras,
er setzte sich ins Gras und las
das dicke Buch, im Buch stand das:
Ein Hase, der gern Bücher las,
fand ein ..."
25.62) "Lesen ist so ziemlich das Wichtigste, was es außer "danach handeln" heutzutage geben kann."
(Unbekannte Herkunft)
25.63) "Solange ein Mensch ein Buch lesen kann, wird er nicht unglücklich sein."
(Carsten Vogt, Verlegen(d)er Buchhändler.)
25.64) "Lesen ist Denken mit fremden Gehirn."
(Joges Luis Borges)
25.68) "Lesen ist ein geniales Mittel, das Denken zu vermeiden."
(Sir Arthur Helps)
25.69) "Lesen ist ein Betäubungsmittel, dessen Genuß wie jede andere Droge zur Sucht führen kann."
(Ron Kritzfeld)
25.70) "Lesen bedeutet: Den Starrkrampf lösen, in den man einen Gedanken beim Schreiben versetzt hat."
(Hans Kudszus)
25.71) "Lesen: Die einem im Leben zugeteilten Stunden der Langeweile gegen solche des Entzückens austauschen."
(Charles de Montesquieu)
25.72) "Lesen: Man läßt seine eigenen Gedanken von einem anderen am Gängelbande führen."
(Arthur Schopenhauer)
25.73) "Lesen: Ein Versuch, sich selbst zu finden."
(Kurt Tucholsky)
Anmerkung: S.o. Schopenhauer-Zitat.
25.74) "Lesen: Die Schwierigkeit, ein Land fremder Phantasie mit eigenen Gedanken zu bevölkern."
(Kurt Tucholsky)
25.75) "Gut lesen: Langsam, tief, rück und vor-sichtig, mit Hintergedanken, mit offen gelassener Tür."
26) Bibliophilie - oder: Eine Leidenschaft, die Leiden schafft
26.1) Joachim Ringelnatz: 'Der Bücherfreund'
"Ob ich Biblio - was bin?
Phile? "Freund von Büchern" meinen Sie?
Na, und ob ich das bin!
Ha! und wie!
Mir sind Bücher, was den andern Leuten
Weiber, Tanz, Gesellschaft, Kartenspiel,
Turnsport, Wein, und weiß ich was, bedeuten.
Meine Bücher --- wie beliebt? Wieviel?
Was zum Henker kümmert mich die Zahl.
Bitte doch mich auszureden lassen.
Jedenfalls: viel mehr, als mein Regal
Halb imstande ist zu fassen.
Unterhaltung? Ja, bei Gott, das geben
Sie mir reichlich. Morgens zwölfmal nur
Nüchtern zwanzig Brockhausbände heben -Hei! das gibt den Muskeln die Latur.
Oh, ich mußte meine Bücherei,
Wenn ich je verreiste, stets vermissen.
Ob ein Stuhl zu hoch, zu niedrig sei,
Sechzig Bücher sind wie sechzig Kissen.
Ja natürlich auch vom künstlerischen
Standpunkt. Denn ich weiß die Rücken
So nach gold und Lederton zu mischen,
Daß sie wie ein Bild die Stube schmücken.
Äußerlich? Mein Bester, Sie vergessen
Meine ungeheure Leidenschaft,
Pflanzen fürs Herbarium zu pressen.
Bücher lasten, Bücher haben Kraft.
Junger Freund, Sie sind recht unerfahren,
Und Sie fragen etwas reichlich frei.
Auch bei andern Menschen als Barbaren
Gehen Bücher schließlich mal entzwei.
Wie - ich jemals auch in Büchern lese??
Oh, Sie unerhörter Ese---Nein, pardon! - Doch positus, ich säße Auf dem Lokus, und sie harrten
Draußen meiner Rückkehr, ach dann nur
Ja nicht länger auf mich zu warten.
Denn der Lokus ist bei mir ein Garten,
Den man abseits ohne Zeit und Uhr
Düngt und erntet dann Literatur.
Bücher - Nein, ich bitte Sie inständig:
Nicht mehr fragen! Laß Dich doch belehren!
Bücher, auch wenn sie nicht eigenhändig
Handsigniert sind, soll man hoch verehren.
Bücher werden, wenn man will, lebendig.
Über Bücher kann man ganz befehlen.
Und wer Bücher kauft, der kauft sich Seelen,
Und die Seelen können sich nicht wehren."
26.2) Eugen Diederichs, 1913"Ich kann mir keinen wirklichen Bibliophilen denken, der wahllos alle schönen Bücher sammelt; er muß ein persönliches Spezialgebiet haben. Ich will auch nicht sagen, daß der Bibliophile sofort alle Bücher lesen soll, es genügt ihm die Möglichkeit, sich eine Lebensstunde zu erhöhen. Aber das Gefühl muß in ihm sein: die Anwesenheit dieser Geister ist mein Werk, ich schaffe mir meine Umgebung selbst procul negotiis. Jeder wirkliche Bibliophile wird seiner Bücherei etwas von seinem persönlichen Geschmack aufdrängen. Er bestimmt die Farben der Einbände, er bevorzugt gewisse Vorsatzpapiere, er kann nicht anders, er muß bestimmt Schriftsteller nebeneinander stellen, ihm schwebt irgendeine Symphonie von Büchergeistern vor. Ja, eigentlich muß er ein Landhaus in schöner Umgebung haben und wenigstens Sonntags dort allein sein. Auch die Humanisten in der Renaissance lebten ja im Sommer fern den Städten. Und dann drängt es ihn wieder zum Leben, denn alles geistige Leben braucht das Auswirken in der menschlichen Gesellschaft. Ein Bibliophile muß den Instinkt für das, was sein Wissen braucht, mit dem Streben, sich Kenntnisse zu erwerben, verbinden. Seine Lebensweise kann sich gar nicht anders gestalten, als wie es die Rücksicht auf die gute Gesellschaft erfordert, in der er lebt. Ich muß immer wieder lächeln über die Pseudomarquis aus dem 18. Jahrhundert, die unter den Bibliophilen herumlaufen. Sie bevorzugen galante Histörchen mit Kupfern, auf denen die Busen entblößt sind; sie wollen ihre Erotik verfeinern und sind selbst nichts weiter als schillernde Seifenblasen oder Mollusken. Ihre Frivolität ist künstlich, denn im Grunde sind sie sentimental. Zu Hause laufen sie in ausgeschnittenen Schuhen mit seidenen Strümpfen herum, auf deren Farbe ihr ganzer Anzug abgestimmt ist. Hat ein solcher Elegant das Anrecht, beispielsweise einen schön gedruckten Faust zu besitzen? Nein, er wird ihn nie "besitzen", und wenn er sich auch den Druck der Doves-Presse oder sonst eine deutsche Liebhaberausgabe kauft. Erst aus einem inneren Verhältnis zu einem geistigen Werk kann der Mensch zu dem Wunsche kommen, es in einer Form zu besitzen, die den Alltag hinter sich läßt. Wir haben noch nicht die Formensprache unserer auf Monumentalität, auf Vereinfachung zustrebenden Zeit entwickelt; unsere Bücher sind noch nicht von einem selbstverständlichen Äußeren, wie es in England der Fall ist. Diese Form kann sich erst aus vielen Versuchen entwickeln und nicht nur Künstler und weitblickende Verleger gehören dazu, sondern auch gewisse allgemeine Kulturbedingungen: Muße in unserem Leben, Selbstbesinnung, Sinn für das Echte und Lieben zu einem Leben im Geiste. Erst dann sind wir Bibliophile, wenn wir als Bücherfreunde und Bücherliebhaber das neue Werden, das Suchen nach einem neuen Lebensstil bewußt miterleben und es fördern."
26.3) "Der Bücherfreund in seiner Bibliothek gleicht einem Sultan, der seinen Harem prüft und erwägt, mit welcher Sklavin er die Nacht zu verbringen gedenkt."
(Ernst Jünger)
26.4) Die ekle Nase
"Ein kalter einsilbiger Mann hatte seine Bücher folgendermaßen geordnet:
In einem kleinen Kabinette hatte er die Originalwerke; und in einem großen Saale die unzähligen Arbeiten der Nachahmer und der Ausschreiber. Jene nannte er seine Blumen; und diese nach einer wörtlichen Dolmetschung des französischen Ausdrucks: seine verfaulten Töpfe. Kam einer zu ihm, und wollte seine Bücher sehen, so hatte er's bald weg, wohin er ihn führen müßte. Es begab sich selten, daß er jemanden ins Kabinett führte. Gewöhnlich ging er mit den Leuten in den Saal, machte links und rechts die Deckel auf, und ließ hineinriechen."
(Friedrich Gottlob Klopstock)
26.5) "Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern die sie Tag und Nacht in der Hand haben und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken."
(Erasmus von Rotterdam)
26.6) Büchernarr
"Ein echter Büchernarr, der alles sammelt: Im Wohnzimmer ist deshalb das Bücherregal ebenso überlastet wie die Abstellflächen in Arbeitszimmer, Fluren und im Schlafraum.
Natürlich weiß man immer, was man ihm schenken soll - weil er zu Weihnachten erheblichen Büchernachschub erwartet, macht sich der Büchernarr ans Aufräumen. Die Bedienungsanleitung für den einstmals gefahrenen NSU-Prinz wanderte ebenso in den Papiermüll wie die Hochtaunuskarte aus dem Jahre '63 und ähnliche Dinge.
Etliche Kisten voller Bücher und Zeitungen warteten nach der mehrtägigen Aktion auf den Abtransport - was ein Fehler war. Frau und Kind des Büchernarren machten sich über deren Inhalt her. Jenes Jungmädchenbuch sei mit wichtigen Erinnerungen befrachtet, dürfe ebensowenig weggeschmissen werden wie dieses oder jenes, schimpft die Liebste - in die gleiche Kerbe schlug der (gerade Lesen lernende) Sohn, der ebenfalls alles mögliche und unmögliche aus den Kisten fischte und in sein Zimmer schleppte. Der Papiermüll reduzierte sich daduch um etwa 50 Prozent..."
(Thomas Bender; in: Altenaer Kreisblatt (1996).)
26.7) "Den Sklaven des Buches verlach ich seit Jahren;/er ist wie die Jungfrau, die stirbt unverdorben./Bücher lesen bringt nicht in Gefahren;/nur Sklaven des Buches sind am Lesen gestorben."
(Li Dchih; Chinese; 16. Jhdt.)
26.8) "Bücherliebhaber gehen niemals allein zu Bett."
(Unbekannte Herkunft)
27) Einsame Insel
"Welches Buch würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?" Diese Frage stelle man Bert(old) Brecht. Dieser antwortete: "Sie werden lachen: die Bibel."
(Herkunft: Mündliche Überlieferung)
28) Leidenschaftliche Kritiker/bestsellernde Rezensenten -oder auch: "Literarische Muske(l)tiere"
28.1) "Unter die größten Entdeckungen, auf die der menschliche Verstand in den den neuesten Zeiten gefallen ist, gehört meiner Meinung nach wohl die Kunst, Bücher zu beurteilen, ohne sie gelesen zu haben."
(Georg Christoph Lichtenberg)
28.2) "Ob ich gleich weiß, daß sehr viele Rezensenten die Bücher nicht lesen, die sie so musterhaft rezensieren, so sehe ich doch nicht in, was es schaden kann, wenn man das Buch lieset, das man rezensieren soll."
(Georg Christoph Lichtenberg)
28.3) "Ich sehe die Rezensionen als eine Art von Kinderkrankheit an, die die neugebornen Bücher mehr oder weniger befällt. Man hat Exempel, daß die gesündesten daran sterben und die schwächlisten oft durchkommen. Manche bekommen sie gar nicht. Man hat häufig versucht, ihnen durch Amulette von Vorrede und Dedikation vorzubeugen oder sie gar durch eigene Urteile zu inokulieren; es hilft aber nicht immer."
(Georg Christoph Lichtenberg)
28.4) "Es gibt Menschen, die nur lesen, um dem Schriftsteller Fehler nachzuweisen... Wer ohne Vorurteile liest, wird das Richtige lesen."
(Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues.)
28.5) "Was für eine Grausamkeit, ein Buch unter dem Gesichtspunkt lesen zu müssen, was man darüber schreiben könne! Nur sehr starke Menschen, oder besser solche mit starker Leidenschaft, überstehen diesen Beruf ohne Abnutzung und Regression."
(Sten Nadolny)
28.6) "Der Kritiker ist einsam, weil er viel liest, also leidenschaftlich an Literatur interessiert ist. Der Dichter ist an seinem eigen Werk interessiert, nicht unbedingt an der Dichtung. Die meisten Dichter verstehen von Literatur nicht mehr als Vögel von Ornithologie."
(Marcel Reich-Ranicki)
28.7) "Ein Literatursnob ist ein Mensch, der keine Neuerscheinung gelesen hat, aber weiß, was in jeder steht."
(Martin Walser)
28.8) "Bestseller sind eine wunderbare Einrichtung: man kauft Bücher, braucht sie aber nicht zu lesen."
(Danny Kaye)
28.9) "Bestseller sind Bücher, die von vielen Leuten gelesen werden, aber nicht persönlich."
(Danny Kaye)
28.10) "Bestseller-Listen sind die Friedhofstafeln von morgen. Was dort oben steht, hat fast nie die Chance zu überleben." (Siegfried Unseld)
28.11) "Ein Kritiker ist ein Redaktionsangestellter, der Autoren ihre Werke erläutert."
(Unbekannte Herkunft)
28.12) "Ein Kritiker ist ein Mann, der in der Literatur und in den Künsten bankrott gemacht hat."
(Benjamin Disraeli)
28.13) "Ein Kritiker ist ein Leser, der wiederkäut."
(Friedrich Schlegel)
28.14) "Kritiker sind Leute, die ihre Artikel nicht für das Publikum schreiben, sondern für andere Kritiker."
(Raf Vallone)
28.15) "Kritisieren: Einen Autor besser zu verstehen, als er sich selbst verstanden hat."
(Friedrich Schlegel)
28.16) Literaturkritik a la Loriot"Der Literaturkritiker einer Fernsehanstalt erscheint auf dem Bildschirm und beginnt mit der Geziertheit des intellektuellen Fernsehschaffenden zu sprechen.
Die Frankfurter Buchmesse liegt nun drei Monate zurück, aber diese Zeit war erforderlich, das Angebot zu sichten, Wesentliches von Überflüssigem zu trennen, Bedeutendes von Unbedeutendem zu scheiden.
Lassen Sie mich aus der Fülle der wichtigen Neuerscheinungen ein Werk herausgreifen. Hier werden Dinge in einer Eindringlichkeit und Präzision beschrieben, die bisher in der schöngeistigen Literatur nicht zu finden waren. Der Autor zieht es vor, anonym zu bleiben. Das überrascht, denn bei aller Offenheit zeigt das Werk eine ungewöhnliche Reinheit der Sprache, und man sollte nicht zögern, es gerade der heranreifenden Jugend in die Hände zu legen, um sie mit den ganz natürlichen Vorgängen des Lebens vertraut zu machen. Keine deutsche Fernsehanstalt hat es bisher gewagt, eine Leseprobe der zu Unrecht umstrittenen Stellen zuzulassen. Aber bitte urteilen Sie selbst. Ich beginne auf Seite 294:
Germersheim ab 12.36 Uhr
Westheim 12.42 Uhr
Lustadt an 12.46 Uhr
Schon diese Stelle ist ein kleines Meisterwerk. Ein nur scheinbar harmloses Zeugnis für die bestürzende Sachkenntnis des Verfassers. Und kurz darauf steigert sich das Werk zu einem seiner vielen dramatischen Höhepunkte:
Landau ab 12.32 Uhr
Anweiler 12.47 Uhr
Pirmasens an 13.13 Uhr
Das ist fein beobachtet. Jedermann weiß, wie peinlich solche Stellen gerade bei Literaten minderer Qualität wirken können.
Mit den Worten "in Saarbrücken Hauptbahnhof kann mit Anschluß nicht gerechnet werden" schließt das Werk. Es sollte in keinem Bücherschrank fehlen."
28.17) "Die Wege der Literaturkritik sind verschlungen wie die aller Personalämter. Man darf ihnen als Autor nicht zuviel Bedeutung beimessen."
(Gerd Kaiser)
28.18) "Kritik ist immer situtationsgebunden; sie ist skeptisch, weltzugewandt, überlegt und offen hinsichtlich ihrer Fehler. Das heißt keineswegs, daß sie wertfrei wäre. Ganz im Gegenteil, denn das Ziel des kritischen Bewußtseins muß sein, genau zu wissen, um welche politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Werte es beim Lesen, Schreiben und bei der Übertragung jeglicher Texte geht."
(Edward W. Said)
28.19) "Das Problem des Kritikers ist nicht, daß ihm die Kunst oft mißfällt, sondern daß er so tun muß, als wüßte er auch, warum."
(Georg Kreisler)
28.20) "Es ist immer besser, einem schlechten Schriftsteller gleich den Gnadenstoß zu geben, als ihn so lebendig von unten heraufzurezensieren."
(Georg Christoph Lichtenberg)
28.21) "Kritiker sind wie Eunuchen. Sie wissen, wie man's macht, aber sie können es nicht."
(Otto Brahms)
28.22) "Ein Kritiker ist einer, der sich rühmt, er sei schwer zufriedenzustellen, während doch niemand ihn zufriedenstellen will."
(Ambrose Bierce)
28.23) "Ein Literaturkritiker ist ein Mensch, der aufgrund übereinstimmender Aussagen von Buchhändlern, Autoren und Verlegern die alleinige Schuld am Mißerfolg eines Buches trägt."
(In Variation eines Zitates von Hans Weigel)
28.24) "Schlagt ihn tot, den Hund! Er ist ein Rezensent."
(Johann Wolfgang von Goethe)
28.25) "Was ein gutes Buch ist stellt sich immer erst heraus, wenn die Rezensenten ins Gras gebissen haben."
(Hans Magnus Enzensberger)
28.26) "Zwischen dem 'Literarischen Quartett' und einer Werbung für Jacobs-Kaffee besteht eigentlich kein Unterschied mehr."
(Walter Jens)
18.27) "Die Literatur muß so leicht werden, daß sie auf der Waage der heutigen Literaturkritik nichts mehr wiegt: nur so wird sie wieder gewichtig."
(Friedrich Dürrenmatt)
29) Aus:
Elias Canetti: Die Blendung (Frankfurt/M.: Fischer; 1993.)
29.1) "Entsetzlich: aus der aufgerissenen Brust springt ein Buch hervor, ein zweites springt nach, ein drittes, viele. Sie nehmen kein Ende, sie fallen zu Boden, sie werden von klebrigen Flammen erfaßt. Das Buch hat den Holzstoß angezündet, die Bücher verbrennen."
29.2) "Ein Buch ist immer schön. Versteh'n muß man's. Es waren Fettflecken drin, ich hab's mit allem versucht, sie gehn nicht heraus. Was soll ich nur machen?" "Die waren schon früher drin." - "Schad' ist's doch. Ich bitt' Sie, was so ein Buch für einen Wert hat!"
29.3) "Von den Regalen stürzen sich die Bücher zu Boden. Er fängt sie mit langen Armen auf. Sehr leise, damit man ihn nicht höre, trägt er Stoß um Stoß in den Vorraum hinüber. An der eisernen Türe schichtet er sie hoch. Und noch während der wüste Lärm sein Hirn zerfetzt, baut er aus Büchern eine mächtige Schanze. Der Vorraum füllt sich mit Bänden und Bänden. Er holt sich die Leiter zur Hilfe. Bald hat er die Decke erreicht. Er kehrt in sein Zimmer zurück. Regale gähnen ihn an. Vor dem Schreibtisch der Teppich brennt lichterloh. (...) Als ihn die Flammen endlich erreichen, lacht er so laut, wie er in seinem Leben nie gelacht hat."
30) Private und Öffentliche Bibliotheken - Schatzkammern des menschlichen Geistes - oder:
Das öffentliche Buch
30.1) Mahnung
-Körper und Stimme
leiht die Schrift dem
stummen Gedanken.
Durch der
Jahrhunderte Sturm,
trägt ihn
das redende Blatt.
-Freie Statt
für freies Wort,
freier Forschung
sichrer Port,
reiner Wahrheit Schutz und Hort.;;
30.2) "Unmöglich, das schaffen wir nie, auch nicht mit allen Mönchen des Klosters. Die Bibliothek ist verloren." (Umberto Eco: Der Name der Rose.)
30.3) "Bibliotheken sind eine gefährliche Brutstätte des Geistes."(Unbekannte Herkunft)
30.4) "Wenn ein Mensch stirbt, verbrennt mit ihm seine ganze Bibliothek, nämlich all sein kulturelles Wissen."(Unbekannte Herkunft)
30.5) "Wenn, wie Leibnitz geweissagt hat, dereinst die Bibliotheken Städte werden werden, so wird es auch düstere Straßen und Schindergäßchen geben so wie jetzt."
(Georg Christoph Lichtenberg)
30.6) " "Arzneimittel der Seele" war die Überschrift der Bibliothek im Palast des Osymandias."
(Marie von Ebner-Eschenbach)
30.7) "Die Bücher sind die besten Freunde des unterrichteten Mannes. Seine Bibliothek ist ihm ein Ort des Genusses und der Kontemplation; kurz: Das Heiligtum seiner Gedanken."
(Cicero)
30.8) "Bibliotheken sind das Büffets des Geistes."
(Aus den "Fliegenden Blättern".)
30.9) "Die Bibliothek der Harvard-Universität in Cambridge, USA, hat jetzt ein vor 233 Jahren ausgeliehens Buch zurückerhalten. Mahngebühren wurden allerdings nicht fällig. Die Bücherei ist dem unbekannten Entleiher sogar dankbar, daß er den Band über die Geschichte Englands nicht ordnungsgemäß zurückbrachte, denn so blieb das lederbezogene Werk vom Brand in der Bibliothek verschont, der 1764 fast den gesamten damaligen Bücherbestand vernichtete. Ein Harvard-Professor entdeckte das Buch kürzlich in einem Antiquariat, ein anonymer Spender erwarb es für die Universitätsbibliothek."
(Allgäuer Zeitung vom 12.05.1997.)
30.10) "Eine Leihbibliothek ist eine Bibliothek, die aus Büchern besteht, die sich einer irgendwann von irgendwem geliehen hat."
(Gerd Karpe)
30.11) "Einem Haus eine Bibliothek hinzufügen heißt, dem Haus eine Seele geben."
(Cicero)
30.12) "Wendet sich jemand von den Werkstätten zu den Bibliotheken und zollt er der ungeheuren Mannigfaltigkeit der vorhandenen Bücher seine Bewunderung, so wird sich sein Staunen gewiß in das Gegenteil verkehren, sobald der den Stoff und den Inhalt der Bücher geprüft und sorgfältig untersucht hat. Wenn er da bemerkt, daß die Wiederholungen kein Ende nehmen und die Menschen dasselbe treiben und reden, so wird seine Bewunderung der Mannigfaltigkeit in ein Sichwundern über die Dürftigkeit und Kargheit derjenigen Dinge umschlagen, die den Verstand der Menschen bisher gefesselt und beschäftigt haben."
(Francis Bacon)
30.13) "Die meisten Leser stecken ihre Bücher in die Bibliothek, die meisten Schriftsteller stecken ihre Bibliothek in ihre Bücher."
(Nicolas de Chamfort)
30.14) "Eine gut ausgewählte Büchersammlung ist und bleibt der Brautschatz des Geistes und des Gemüts."
(Karl Julius Weber)
30.15) "Eine Lücke im Bücherregal ist wie eine leere Grabnische."
(Ramon Gomez de la Serna)
30.16) "Durch die Jahrhunderte sind die Bibliotheken Vorratshäuser gewesen, unermeßliche Schober, aus denen man nehmen konnte, wann immer man wollte und brauchte. Aus ihnen können die Wiederaufsstiege kommen, die großen Erinnerungsfeste des Geistes, ohne welche er blind und öd wäre wie ein alter Hund..."
(Erhart Kästner)
30.17) "An der Privatbibliothek läßt sich ablesen, wann ihr Besitzer aufgehört hat, sein Geltungsbedürfnis mit Neuerscheinungen und Bestsellern abzusichern."
(Oliver Hassenkamp)
30.18) "Ite ad vendetes!"/"Gehet zum Buchhändler!"
(Scaliger, Humanist, schrieb dies über seinen Bibliothekssaal (als Schutz vor Dieben).)
30.19) "Tja, siehst du, der Unterschied zwischen uns beiden ist der: Du hast Bücher und ich, ich habe eine Bibliothek."
(Werner Klemke, zu Paul Rosie.)
30.20) "Da war ich dann auch wirklich im Allerheiligsten der Bibliothek. Ich kann dir sagen, ich habe die Empfindung gehabt, in das Innere eines Schädels eingetreten zu sein; ringsherum nichts wie die Regale mit ihren Bücherzellen und überall Leitern zum Herumsteigen und auf den Gestellen und den Tischen nichts wie Kataloge und Bibliographien, so der ganze Succus des Wissens und nirgends ein vernünftiges Buch zum Lesen, sondern nur Bücher über Bücher. Es hat ordentlich nach Gehirnphosphor gerochen. "Herr Bibliothekar", rufe ich aus, "Sie dürfen mich nicht verlassen, ohne mir das Geheimnis verraten zu haben, wie Sie sich in diesem ... Tollhaus von Büchern selbst zurechtfinden?" "Herr General", sagt er, "Sie wollen wissen, wieso ich jedes Buch kenne? Das kann ich Ihnen nun allerdings sagen: Weil ich keines lese! Wer sich auf den Inhalt einläßt, ist als Bibliothekar verloren!... Er wird niemals einen Überblick gewinnen!" - Ich frage ihn atemlos: "Sie lesen also niemals eines von den Büchern?" - "Nie; mit Ausnahme der Kataloge." - "Aber Sie sind doch Doktor?" - "Gewiß. Sogar Universitätsdozent; Privatdozent für Bibliothekswesen. Die Bibliothekswissenschaft ist eine Wissenschaft auch allein und für sich", erklärte er."
(Robert Musil: Mann ohne Eigenschaften. (100. Kapitel des 1. Buches.)
30.21) "Da ich leidenschaftlich gern Agatha-Christie-Krimis lese, ging ich vor einigen Wochen in die Leihbücherei, um mir wieder einmal einen Band mit nach Hause zu nehmen.
Nachdem ich in den Regalen vergeblich gesucht hatte, beschwerte ich mich bei der Bibliothekarin, daß die Bücher nicht alphabetisch geordnet seien. Ohne eine Miene zu verziehen, entgegnete diese: "Wir dachten, Sie mögen's spannend." "
(Nach: Sheila Forster, Großbritannien.)
30.22) Ein Mädchen, ca. 17 Jahre jung, kommt in die Stadtbücherei Kaufbeuren. "Wo sind denn die Naturwissenschaften?" Die freundliche Bibliothekarin: "Was suchen Sie denn?" Das Mädchen: "Die Physik. Mein Referatsthema heißt: Dürrenmatt, Physik."
30.23) "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst, deine Bibliothek ist der beste Keller."
(Jean Cocteau)
30.24) Bibliothekare: "Stallknechte der Literatur, die dem Pferd das Futter in die Raufe geben."
(Freies Zitat nach Gotthold Ephraim Lessing)
31) Bibliographie
"Bibliographie ist für den Kenner Vergnügen und Nutzen, für den Spötter das Handwerk von Kärrnern und für den Dilettanten ein weißer Fleck auf der Landkarte. Viele Menschen, auch die, welche professionell mit Büchern Umgang pflegen, stehen der Bibliographie gegenüber auf der Stufe von Dilettanten - man muß es schon als etwas Fortgeschrittenes ansehen, wenn sie sich zur Stufe der Spötter erheben. Bibliographie ist die Pein derer, die sie herstellen, und Phasen der Verzweiflung bleiben ihrer keinem erspart. Aber von der vorhandenen Bibliographie - auch von der minder gelungenen oder der nur stoffhaberischen - strömt freundlich Glück und Reichtum aus. Was ist es um diesen Sproß der Bücherwelt, den die einen für ein Stiefkind, die anderen gar für einen Wechselbalg halten, dem aber nur wenige die Legitimität eines wohlgeratenen Sohnes oder fast einer anmutigen Tochter zubilligen?"
(Wieland Schmidt; ehemaliger Bibliotheksdirektor.)
32) Witze und Stilblüten über Bücher - Erstunkenes und Erlogenes
32.1) Zwei Wanderer vor einer Gletscherspalte. Sagt der eine: "Da ist voriges Jahr mein Bergführer hineingefallen." "Wie schrecklich!" "Ach, halb so schlimm. Er war schon ziemlich alt; außerdem fehlten einige Seiten."
32.2) "Kennen Sie Thomas Mann's Werke?" "Nein, ist wohl ein kleinerer Betrieb."
32.3) Unterhalten sich zwei Männer. Sagt der eine: "Ich lese gerade "Das Kapital" von Karl May." "Du Trottel, " Das Kapital" ist doch von Karl Marx." "Dacht" ich mir doch, daß da etwas nicht stimmt; ich habe mich schon gewundert, daß darin überhaupt keine Indianer vorkommen."
32.4) Die Oma zu ihrem Enkel: "Du darfst Dir ein schönes Buch von mir wünschen!" "Dann wünsch' ich mir von Dir ein Sparbuch."
32.5) Der Verleger schickt dem Autor ein Telegramm: "Text viel zu schnulzig - stop - Handlung geklaut - stop - insgesamt ist das Buch an Einfallslosigkeit nicht zu überbieten - stop - Glückwunsch, das wird der Bestseller der Saison!"
32.6) Der eine Party-Gast zum anderen: "Was halten Sie eigentlich von Büchern?" "Nicht viel, aber das Finanzamt verlangt ja, daß man welche führt."
32.7) Der junge Ehemann ißt, verschluckt sich und ringt um Luft. "Liebling, entschuldige bitte", weint die junge Ehefrau, "es war alles nur wegen eines Druckfehlers." - "Wieso eines Druckfehlers?" müht sich der Ehemann ab. "Im Kochbuch stand: Man nehme eine Handvoll Nadeln. Aber es muß wohl Nudeln heißen!"
32.8) Anfrage an einen Verlag: "Ich bin seit 15 Jahren verheiratet und habe 15 Kinder, soll ich darüber ein Buch schreiben?" Antwort: "Nein, lieber mal abends eines lesen!"
32.9) "Max, stell Dir vor: Gleich zwei Männer haben um die Hand meiner Tochter angehalten. Ein Buchhändler und ein Ingenieur." "Und wer war der Glückliche?" "Der Buchhändler. Meine Tochter hat sich für den Ingenieur entschieden."
32.10) "Ich suche ein schönes Buch für einen Kranken." "Darf es vielleicht etwas Religiöses sein - oder geht es ihm schon besser?"
32.11) "Ich möchte ein Buch, in dem keine Liebe, kein Detektiv, kein Superheld, kein Mord, kein Millionär und keine alten Frauen vorkommen", erklärt der Mann in der Buchhandlung. "Was können Sie mir da empfehlen?" "Den Fahrplan der Bundesbahn."
32.12) "Für die Ferien suche ich einen wirklich spannenden Krimi." "Einen wirklich spannenden Krimi?" überlegt der Buchhändler: "Dann nehmen Sie diesen. Da erfahren Sie erst auf der letzten Seite, daß der Butler alle umgebracht hat."
32.13) Kommt ein Mann in die Buchhandlung, legt ein Geldstück auf den Ladentisch und sagt: "Bitte für fünf Mark Twain!"
32.14) "Einen ganz tollen Krimi bitte - ich bin heute in einer Mordsstimmung!" sagt der Mann zur Buchhändlerin.
32.15) In der Buchhandlung: "Wollen Sie das Kochbuch für fünf Mark sechzig, oder das für 35 Mark?" "Bitte das kleine, wir sind alle keine großen Esser!"
32.16) Die gnädige Frau betritt die Buchhandlung: "Ich möchte ein Buch kaufen." "Soll es etwas Leichtes sein?" "Das ist mir egal, ich habe den Wagen vor der Tür."
32.17) "Für die Frau Gemahlin?" fragt der Buchhändler, "oder darf es etwas Besseres sein?"
32.18) Karlchen kommt in eine Buchhandlung. "Na, was möchtest Du denn?" wird er gefragt. "Ein Buch, für das ich noch zu jung bin."
32.19) "Möchten Sie das kleine oder das große Kochbuch?" fragt die Buchhändlerin die Ehefrau. "Ach, geben Sie mir das kleine. Wir sind nämlich erst seit zwei Wochen verheiratet, da brauche ich beim Essen noch keine besondere Abwechslung zu bieten!"
32.20) "Ich möchte etwas Aktuelles, Klares, Sauberes, ohne überflüssige Details und doch nicht aufregend", sagt ein energisch auftretender Herr zum Buchhändler. Der antwortet: "Ich habe, was Sie brauchen: die neueste Ausgabe des Bürgerlichen Gesetzbuches."
32.21) Peter hat zu seinem Geburtstag ein Buch geschenkt bekommen. Er guckt sich dieses Ding von allen Seiten an und fragt: "Was ist das? Was soll ich damit?" Erklärt die Mutter: "Das nennt man Buch. Daraus werden die schönen Filme gemacht, die Du Dir immer so gerne im Fernsehen ansiehst."
32.22) Zwei Freundinnen unterhalten sich. Sagt die eine: "Stell Dir vor, wir haben uns den neuen großen Brockhaus bestellt!" Darauf prompt die andere: "Paßt der denn in Eure winzige Garage?"
32.23) "Dieter", flüstert die Frau des Professors, "da ist ein Einbrecher in der Bibliothek!" "Na und? - Was liest er?"
32.24) Ein Kollege trifft den anderen: "Ich weiß gar nicht, was ich meinem besten Freund zu Weihnachten schenken soll." "Schenk' ihm doch ein Buch." "Das geht leider nicht, er hat schon eins."
32.25) "Sabine", mahnt die Mutter, "lies nicht so viele Bücher. Männer lieben dumme Frauen!" "Das war vielleicht zu Deiner Zeit so, Mama - inzwischen hat sich das gründlich geändert."
32.26) Die beiden sitzen gemütlich beisammen und lesen. Plötzlich ruft sie: "Na sowas, Paul! Hier hat ein gewisser Goethe ein Gedicht geschrieben, das Du schon vor 20 Jahren für mich gemacht hast."
32.27) "Mutti, darf ich lesen bis ich eingeschlafen bin?" "Gut, aber keine Minute länger!"
32.28) Der Verleger zum Schriftsteller: "Was ich brauche, sind Werke für die antikapitalistische Jugend. Das bringt das große Geld."
32.29) Ein Autor hat seinem Verleger ein miserables Manuskript geschickt und ihn um sein Urteil gebeten. Nach der Lektüre meint der Verleger zu einem Kollegen: "Ein Manuskript wie dieses zu schreiben, ist leicht. Schwer ist es, dem Mann zu schreiben, der es geschrieben hat."
32.30) "Gestern hat mein fünfjähriger Sohn eines meiner Manuskripte zerrissen", erzählt ein Schriftsteller einem Kollegen. "So?" fragt der andere, "hat der Kleine denn schon so ein Urteilsvermögen?"
32.31) Bei einer Dichterlesung merkt der Vortragende erst sehr spät, daß seine Zuhörer allmählich schläfrig werden. "Verzeihen Sie", entschuldigt er sich. "Ich habe im Eifer vergessen auf meine Uhr zu schauen." "Macht nichts", antwortet prompt ein Zuhörer, "hinter Ihnen hängt ein Kalender!"
32.32) Zwei junge Autorinnen treffen sich. Lächelnd sagt die eine: "Dein neues Buch ist einfach spitze. Ich habe es mir gleich gekauft." "Ach," lächelt die andere, "Du warst das!"
32.33) Wer glaubt, daß man seine Vergangenheit nicht ändern kann, hat noch keine Memoiren geschrieben!
32.34) Und dann war da noch der junge Autor, der am Zoll freudestrahlend seine Koffer öffnete, weil sich endlich jemand für seine Manuskripte interessierte.
32.35) Wendet sich der Schriftsteller an den Kritiker: "Sagen Sie, wie hat Ihnen mein Roman gefallen - aber ehrlich!" "Wollen wir nicht lieber Freunde bleiben...?"
32.36) "Ich brauche noch Bücher für meine Bücherwand." - "Was haben Sie denn?" - "Mahagoni!" - "Nein, ich meine, was fehlt Ihnen an Büchern?" - "Sechs Meter!" - "Aber nein, ich meine doch, welche Art?" - "Lederrücken!"
32.37) Ernst sagt: "Ich kenne ein Buch, das fängt so gut an und hört so miserabel auf!" "Was ist das denn für ein Buch?", fragt Hans. "Mein Sparkassenbuch!", antwortet Ernst.
32.38) "Claudia Schiffer: "Ihr Buch hat mir gefallen. Bei wem lassen Sie schreiben?"
Amanda Lear: "Das glaube ich, daß Ihnen mein Buch gefallen hat. Bei wem lassen Sie lesen?" "
(Aus der französischen Talk-Show "Les grosses tetes" (Die Grosskopferten).)
32.39) Kundin: "Kennen Sie dieses Buch?" Buchhändler: "Nein." Kundin: "Würden Sie es mir denn empfehlen?"
32.40) Kunde: "Haben Sie ein Griechisch-Lehrbuch?" Buchhändler: "Alt- oder Neugriechisch?" Kunde: "Keine Ahnung, ich will's bloß lernen."
32.41) Kundin: "Wissen Sie, meine Tochter liest so gerne gute Romane: Konsalik, Uta Danella,...."
32.42) Kunde: "Ich hätte gerne für hundert Mark Nietzsche."
32.43) Kind der Kundin beim Anblick von Melvilles "Moby-Dick": "Oh, guck mal, der weiße Hai."
32.44) Kunde: "Haben Sie "Das große Heinz-Erhard-Buch?" " Buchhändlerin: "Ja." Kunde: "Wer hat das denn geschrieben?"
32.45) "Gegenüber jedermann beharrt das Buch auf dem Gebrauch seiner Einbildungskraft, der Anstrengung seines Denkvermögens. Es entfesselt Fragen. Zum Beispiel "wie und warum" ..." - "Mein Gott, Riebesehl, stöhnte Gati, "kannst du nicht einmal ins Sparbuch kucken wie jeder andere auch?"
(Aus: Stern 40/96.)
32.46) Kundin: Ich suche das Buch "Darm und Po". - Buchhändlerin versteht: "Kinder vom Bahnhof Zoo".
32.47) In der Buchhandlung: "Ich möchte gerne "Dr. Chicago" von Pastor Schisternak." Der Kunde fühlte sich mit "Dr. Schiwago" von Boris Pasternak gut bedient.
32.48) Kundin: "Ich möchte gerne ein Gesundheitslexikon haben." Buchhändlerin: "Eins für Laien oder eins für Fachleute?" Kundin: "Nein, leihen wollte ich das nicht. Ich wollte das kaufen."
32.49) Kundin: "Ich hätte gerne ein Buch, wo alles drinsteht von A bis Z, aber kein Lexikon."
32.50) Kundin: "Haben Sie das Buch 'Losgelöst'?" Buchhändlerin: "Ist das Lyrik?" Kundin: "Weiß ich nicht. Das sind Gedichte."
32.51) Kundin: "Sie zeigen mir immer nur so geschichtliche Sachen. Haben Sie denn nichts für Mädchen?"
32.52) Buchhändler: "Möchten Sie das Buch haben?" Kundin: "Weiß ich nicht, ich bin hier auch keine Bedienung."
32.53) Kundin: "Ich hätte gern von Knaur den Duden Band 6." Buchhändlerin: "Nun mal langsam. Was meinen Sie?" Kundin: "Na, den grünen mit der Goldschrift."
32.54) Kundin: "Ich suche "Wer, wie, was" oder so ähnlich."
32.55) Kunde: "Ich hätte gerne das neue Buch von Woody Allen. Das heißt "Geranien und Kaffesatz"."
32.56) Kunde: "Ich brauche den "Tod des Handlungsreisenden" von Aaron Müller."
32.57) Kundin: "Haben Sie Schriftsteller?" Buchhändler: "Ja. Welchen denn?" Kundin: "Ja, so allgemein." Buchhändler: "Ich weiß nicht, was Sie meinen." Kundin: "Wissen Sie, ich hab' einen Trauerfall in der Familie."
32.58) Kunde: "Ich hätte gerne eine Gesamtausgabe von Wilhelm Busch, aber ohne Zeichnungen."
32.59) Kundin: "Meine Tochter ist gerade auf dem Hitler-Trip; das soll man ja nicht unterbrechen."
32.60) Kunde: "Ich hätte gerne Geschenkpapier oder 'ne Quittung."
32.61) Kundin: "Ich hätte gerne ein Märchenbuch, wo so alle üblichen Märchen drinstehen, aber keine speziellen."
32.62) Kunde: "Haben Sie "Tim und Struppi"?" Buchhändlerin: "Die sind gerade unterwegs." Kunde: "Wohin?"
32.63) Kunde: "Haben Sie Tiergeschichten?" Buchhändler: "Hier habe ich einen Band mit Tiergeschichten aus Amerika." Kunde: "Will ich nicht." Buchhändler: "Und hier noch Tiergeschichten aus Rußland." Kunde: "Ach Quatsch! Amerika, Rußland! Haben Sie nichts Vernünftiges?"
32.64) Meyer kommt in eine Buchhandlung und fragt: "Haben Sie das Buch 'Der Mann als Herr im Hause'?" - "Bedaure", erwidert die Buchhändlerin, "Märchenbücher führen wir leider nicht."
32.65) Hustend und niesend steht der Buchhändler im Laden. Ein Kunde fragt teilnahmsvoll: "Haben Sie die Grippe?" - "Bitte?" - "Ob Sie die Grippe haben?!" - "Von welchem Autor?"
32.66) Auf einer Verlegerparty unterhalten sich zwei Buchautoren. Sagt der eine: "Natürlich kommt es manchmal vor, daß einem nichts einfällt." Fällt ihm der andere ins Wort: "Stimmt, das Buch habe ich gelesen."
32.67) Eine Frau in der Buchhandlung. "Ich möchte ein Buch für einen Kranken." Der Buchhändler: "Soll es ein religiöses Buch sein?" "Nein, nein. Es geht ihm schon wieder viel besser."
32.68) Ein Verleger schreibt an den Dichter: "Herr Musemann, Ihre Gedichte waren so schlecht, daß wir sie erst umschreiben mußten, bevor wir sie in den Papierkorb werfen konnten."
32.69) "Tim, du hörst sofort auf zu lesen und machst das Licht aus", mahnt die Mutter abends. "Aber ich muß das Buch unbedingt heute noch auslesen", beschwert sich Tim lautstark. "Wieso das denn? Ist es geliehen?" - "Nein, hier steht: für Jungen zwischen acht und zehn. Und ich werde doch morgen elf."
32.70) "Redet deine Frau immer noch wie ein Buch?" fragt Helmut seinen Freund. "Ja", erwidert dieser, "besonders wenn sie einen neuen Einband braucht!"
32.71) Der Autor zum Verleger: "Nicht wahr, ich habe sehr originelle Einfälle?!" - "Ja, wirklich," meint dieser, "besonders in der Rechtschreibung!"
32.72) Noch mehr Verballhornungen aus dem Buchhändler-Alltag - oder Leid und Freud beim Bibliographieren
(da qualmt das VLB):
Ohne Kinder bis ins hohe Alter (Harry Benjamin: Ohne Brille bis ins hohe Alter)
Salz und Krokant (Astrid Lindgren: Ferien auf Saltkrokan)
Goeudevert: Wie ein Frosch im Wasser (Wie ein Vogel im Aquarium)
Emilia Galoppi (Lessing: Emilia Galotti)
Die Petersilie, von Kleist (Penthesilea)
König Lehar (William Shakespeare: König Lear)
Nietzsche, Tragödie der Geburt (Geburt der Tragödie)
Mörike, Die schöne Limousine (Melusine)
Fallada: Wer einmal in den Fettnapf tritt (Wer einmal aus dem Blechnapf frißt)
Gothaischer Gynäkologischer Kalender (Genalogischer)
Albrecht Goes: Chemie des Darmes (Chemin des Dames)
Wir Maler (John Knittel: Via Mala)
Maiers Schulrat (Schiller: Maria Stuart)
"Führen Sie Salon-Dichtungen?" (Solon: Gedichte)
Kleiner Körnerfresser (Traummfresserchen, M. Ende)
Globus von Deutschland (Globus der Welt)
Vogel Ferdinand (Bach: Möwe Jonathan)
Oma kommt (Dürrenmatt: Besuch der alten Dame)
Effi Best (Fontane: Effie Briest)
Demokratische Republik (Dominikanische Republik)
Stützen der Gesellschaft (Follett: Säulen der Erde)
Enid Blinton (Enid Blyton)
Stefan König (Stephen King)
Julia Werner (Jules Verne)
Teddybärengrab (Stephen King: Friedhof der Kuscheltiere)
Kirschbaumweg (Straße der Pfirsichblüten)
Frau Schneeflocke (Hoeg: Fräulein Smilas Gespür für Schnee)
Friedjof, der Kuschelige (Friedhof der Kuscheltiere; s.o.)
My Pferd Lady (My Fair Laidy)
Perlentaucher (Pilcher: Muschelsucher)
Anne auf Clark Gable (Montgomery: Anne auf Green Gables)
Kerzen im Wind (Montgomery: Fackeln im Sturm)
Simmel: Islam-Buch (Annemarie Schimmel)
Falsches Luder (Schneider: Schlafes Bruder)
Satan der Weise (Lessing: Nathan der Weise)
"Die Scholle" von Grass (Der Butt) Emil Blieton (Enid Blyton)
Der kleine Orbit (Tolkien: Der kleine Hobbit)
Wie schön ist doch Amerika (Janosch: Oh, wie schön ist Panama)
dtv-Buch 'Wie baue ich einen gotischen Dom' (Macaulay: Sie bauten eine Kathedrale)
Die Kinder vom Alexanderplatz (Christiane F.: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo)
Die fröhlichen Kinder aus Panama (Janosch: Oh, wie schön ist Panama)
1984, von Orson Welles (George Orwell: 1984)
Arkasmus. Der Fremde (Albert Camus: Der Fremde)
Buch von Wolfgang Ecke, der ja auch Momo schrieb (Michael Ende)
Genesis-Lexikon (Guiness-Buch der Rekorde)
Horst Ende: Die unendliche Reise (Michael Ende: Die unendliche Geschichte)
Die Perlenschnur (Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel)
Astrid Lindgren: Die Brüder Mäusezahn (Die Brüder Löwenherz)
Der General kriegt keine Post (Garcia Marquez: Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt)
Bermudashirts im Dreieck (Berlitz: Das Bermuda-Dreieck)
Heyne Kontaktwissen (Heyne Kompaktwissen)
Wenn der Postmann pfeift (J.M. Cain: Wenn der Postmann zweimal klingelt)
Mephisto von Faust (Klaus Mann: Mephisto)
Die Reise nach Prag, Janosch (Janosch: Oh, wie schön ist Panama)
Die Kinder von der Buttermilchstraße (Baer: Die Magermilchbande)
Andorra von Stiller (Max Frisch: Stiller)
'Nelken und Narzissen' von Hermann Hesse (Narziss und Goldmund)
Schöne neue Welt, Michael Ende (Undendliche Geschichte)
Caesar "Bellum Galacticum" (De bello gallico)
Andy Plüton (Enid Blyton)
Hurra, ich bin da (Breinholst: Hallo, hier bin ich)
Käutner: Erich der Detektiv (Erich Kästner: Emil und die Detektive)
Der Aufstand der Tiere, Orson Welles (George Orwell: Die Farm der Tiere)
Fünf-Minuten-Lexikon, Hermann Hesse (Hermann Hesse: Lektüre für Minuten)
Schuld und Sühne, Tolstojewski (Dostojewski)
Chronik '82 aus dem Jahr 2000 (Chronik des 20. Jahrhunderts)
Die noble Hose (Clark: Noble House Hongkong)
Hundert Jahre schiffbrüchig (Garcia Marquez: Hundert Jahre Einsamkeit)
Marie-Louise Kaschnitz: Mutter Courage (Bert(old) Brecht)
Kinderbuch von Konrad Höltinger (Christine Nöstlinger: Konrad, das Kind aus der Konservenbüchse)
Mein Name ist Gantenberg, Max-Frisch-Verlag (Max Fritsch: Mein Name sei Gantenbein)
dtv-Buch: Damals war es friedlich (Richter: Damals war es Friederich)
Der Papagalli (Der Papalagi)
Leise weine ich in meinen Salat (Erma Bombeck: Nur der Pudding hört mein Seufzen)
Perry Brice: Die Indianer (Christian Unucka: Karl May im Film)
Kopelew: Und baute mir einen Garten (Und schuf mir einen Götzen)
Nur der Wind hört mein Stöhnen (Erma Bombeck: Nur der Pudding hört mein Seufzen)
Heinrich Böll: Der Steppenwolf (Hermann Hesse)
Hallo, wo bist du (Breinholst: Hallo, hier bin ich)
Holz aus Sibirien (Heinz G. Konsalik: Ein Kreuz in Sibirien)
Brecht: Das Leben der Gallier (Das Leben des Galilei)
Beethoven: Dreigroschenoper (Bert(old) Brecht/Kurt Weill)
Grete Weiser in Köln (Louise Brooks: Lulu in Berlin und Hollywood)
Eduard Zimmermann: Ein bißchen Brause (Dieter Zimmer: Für'n Groschen Brause)
Manuela von Rio (Emanuelle bei rororo)
Tolkien: Das Silwamarin (Silmarillon)
Bert Brecht: Mach's gut, Senta (Berte Bratt)
Ich bin ein Jannberg (Jannberg: Ich bin ich)
Fausttaschenbuch Nummer hundert (Insel TB 100, Goethe: Faust)
Christine Brückner: Das schwarze Schaf (Mein schwarzes Sofa)
Kalender von den französischen Imperialisten (Impressionisten)
Landsburgh: Wir-du-sie (Dear Doosie)
Konkordong (Koran)
Das Fähnlein der sieben Aufgeregten (Gottfried Keller: Das Fähnlein der sieben Aufrechten)
Hörmann-Hiese (Hermann Hesse)
'Wallatsche' ausgesprochen (Edgar Wallace)
'Englische Grammatik' von den Gebrüdern Grimm (aus dem Winklers Verlag - Gebrüder Grimm)
33) Rezepte für genußsüchtige Buchhändler,
gleichsam eine geographische Reise durch die deutschen Lande
und den Werdegang des Verfassers dieser Schrift
oder: "Leseglück."
und: "Lesen - ein Loblied aufs Träumen."oder: "Ohne Krimi geht die Mimi nicht ins Bett."und: "Aus Freude am Lesen."
33.1) Lobgesang (Karl Wolfskehl)"Büchern bin ich zugeschworen,
Bücher bilden meine Welt,
Bin an Büchern ganz verloren,
Bin von Büchern rings umstellt.
Zärter noch als Mädchenwangen
Streichl' ich ein geliebtes Buch,
Atme bebend vor Verlangen
Echten Pergamentgeruch.
Inkunabeln, Erstausgaben,
Sonder-, Luxus-, Einzeldruck:
Alles, alles möcht' ich haben,
Nicht zum Lesen, bloß zum Guck!
Bücher sprechen ungelesen,
Seit ich gut mit Büchern stand,
Weiß ich ihr geheimstes Wesen:
Welch ein Band knüpft mancher Band!
Bücher, Bücher, Bücher, Bücher
Meines Lebens Brot und Wein!
Hüllt einst nicht in Leichentücher,
Schlagt mich in van Geldern ein!"
33.2) Intercity (Jakob Haringer)"O feines, zartes und heiteres Glück: lesen! Du sitzt unter Menschen, einsam lächelnd über ihr Treiben. Du denkst: wär ich fort, wär ich allein bei meinen Büchern - bei ihren Sehnsüchten, Träumereien und Seligkeiten. Wunderwelten, unerschöpfliche Schätze warten auf mich - meine Bücher. Die Menschen - die Feinde und die Liebste - ihre Weine und ihre Tugend enttäuschen. (...) Die Einzigen, die deine Liebe lohnen, die immer da sind, dich zu trösten, die immer auf dich warten: die Bücher."
33.3) Kinder (Walter Benjamin in seine Erinnerungen an die Berliner Kindheit)"Aus der Schülerbibliothek bekommt man ein Buch. In den unteren Klassen wird ausgeteilt. Nur hin und wieder wagt man einen Wunsch. Oft sieht man neidisch ersehnte Bücher in andere Hände gelangen. Endlich bekam man das seine. Für eine Woche war man gänzlich dem Treiben des Textes anheimgegeben, das mild und heimlich, dicht und unablässig, wie Schneeflocken einen umfing. Dahinein trat man mit grenzenlosem Vertrauen. Stille des Buches, die weiter und weiter lockte! Dessen Inhalt war gar nicht so wichtig. (...) Beim Lesen hält (das Kind) die Ohren zu; sein Buch liegt auf dem viel zu hohen Tisch, und eine Hand liegt immer auf dem Blatt. Ihm sind die Abenteuer der Helden noch im Wirbel der Lettern zu lesen wie Figur und Botschaft im Treiben der Flocken. Sein Atem steht in der Luft der Geschehnisse, und alle hauchen es an. Es ist viel näher unter die Gestalten gemischt als der Erwachsene. Es ist unsäglich betroffen von dem Geschehen und den gewechselten Worten, und wenn es aufsteht, ist es über und über beschneit vom Gelesenen."
33.4) Aus Grimms Märchen
"Abends, wenn die Flocken fielen, sagte die Mutter: "Schneeweißchen, schieb den Riegel vor", und dann setzten sie sich an den Herd, und die Mutter nahm die Brille und las aus einem großen Buch vor, und die beiden Mädchen hörten zu, saßen und spannen..."33.5) Letteritis (Eugen Roth)
Ganz plötzlich wird es Dir bewußt:
Erkrankt ist Deine Leselust!
Nach welchem Buche Du auch faßt,
Keins, das zu Deiner Stimmung paßt!
Du gibst nichts hin - es gibt nicht her:
Bald ists zu leicht, bald ists zu schwer.
Mit leeren Herzen und Verstand
Starrst Du auf Deine Bücherwand:
Die altbewährte, edle Klassik
Ist Dir auf einmal viel zu massig.
Und über die moderne Lyrik
Denkst Du schon beinah ehrenrührig.
Der Reißer selbst, in dessen Flut
Du sonst gestürzt voll Lesewut,
Wirft heut Dich an sein Ufer, flach;
Dein Drang zur Wissenschaft ist schwach;
Und das gar, was sich nennt Humor,
kommt Dir gequält und albern vor.
Geduld! Laß ab von aller Letter!
Es wird sich ändern, wie das Wetter:
Schon morgen, unverhofft genesen,
Kannst Du dann lesen, lesen, lesen!
33.6) Kauft Bücher! (Eugen Roth)
Ein Mensch, gedrängt zu dem Versuch,
Was Guts zu schreiben übers Buch,
tut herzlich gerne seine Pflicht. -Doch die, die's angeht, lesen's nicht,
So daß die ganze schöne Predigt
Sich solchermaßen selbst erledigt.
Wer mitreist auf dem Bücherschiff,
Dem ist es längst schon ein Begriff.
Was uns, in einer Welt voll Nieten,
Die wertbeständigen Bücher bieten.
Und daß das Buch noch stets der Vater
Von Funk und Film und vom Theater.
Sie alle müßten rasch verderben,
Begänne erst das Buch zu sterben.
Das Beste, das die Dichter stiften,
Steht sicher nicht in Schundzeitschriften,
Auch nicht im Fachbuch und im Zweckbuch,
Und nicht im Kochbuch oder Scheckbuch,
Den einzigen Büchern, die die Massen
Noch einigermaßen gelten lassen.
Man wünscht die Dichter und die Denker -Wenn überhaupt - nur mehr zum Henker.
Einst von der Maas bis an die Memel
Las man selbst Lyrik, etwas Dehmel,
Und von der Etsch bis an den Belt
War'n Bücherbretter vollgestellt
Mit Lessing, Herder, Goethe, Schiller.
Jetzt wird's allmählich still und stiller,
Und von der Isar bis zur Weser
Tönt laut der Angstruf nach dem Leser.
Den Käufer, um's genau zu sagen,
Der, Schwarz auf Weiß nach Haus zu tragen,
Sich leidenschaftlich kann erhitzen:
Denn, was man liebt, will man besitzen.
Gleich dämpft Ihr meiner Werbung Feuer
Und ruft: "Die Bücher sind zu teuer!"
Gewiß geht's heut um jeden Groschen.
Doch, wo die Liebe so erloschen,
Daß man zu Opfern nicht mehr willig,
Hat's Buch verspielt, auch wenn es billig.
Ausreden gibt es zur Genüge,
Die wahr sind - und im Grund doch Lüge:
Dem fehlt's an Zeit, dem fehlt's am Platz,
Zu mehren seinen Bücherschatz,
Und wütend schrei'n die Bildungsstürmer,
Hin sei die Zeit der Bücherwürmer!
Die wünschen wir selbst nicht zurück. -Doch wer das hohe, einzige Glück
Noch nie erfuhr, die Offenbarung,
Daß Bücher Geist- und Herzensnahrung,
Daß sie der Freiheit schönstes Licht -Der ist fürwahr ein armer Wicht!
Wer nie der Bücher Trost begehrt,
Ist nicht des Menschennamens wert.
Die Bücher sind nur eins von beiden -Was, muß das ganze Volk entscheiden:
Sie sind der Menschheit höchste Güter -Wo nicht: nur alte Ladenhüter!
Wir hoffen, diese Wahl ist klar:
Kauft Bücher! Und bezahlt sie bar!"
33.6) Lesen und Bowling - oder: Über den Wert des Lesens
"Als Leser und als Autor brauche ich die Welt des Geschriebenen, um überhaupt eine Perspektive auf die sogenannte Realität zu erhalten. Lesen an sich ist nicht wertvoller als Bowling, in die Kirche gehen oder Motorrad fahren. Es macht mir im Vergleich zu den drei genannten Tätigkeiten nur mehr Spaß. Über das reine Vergnügen an der Literatur hinaus bietet einem das Lesen aber noch einen entscheidenden Vorteil: Es vermittelt einen neuen Blick auf die Welt."
(Philip Roth, Pulitzer-Preisträger, in einem Interview mit Denis Schenk (Focus-Nachrichtenmagazin) am 03.08.98)
34) Verleger/Sortimenter/Leser; aus: Der Schrift und Druckkunst Ehr und Macht von Eugen Roth in Reime bracht (München: Hanser, 1960.)
Die Verleger
"Verleger, wie uns Goethe lehrt,
Sind eine eigne Hölle wert.
Doch wär' zu groß dort das Gewimmel,
Käm' nicht auch mancher in den Himmel.
So ist bereits der alte Froben
Aus Basel ungemein zu loben,
Der, selbst wenn er dran Geld verloren,
Viel hat getan für die Autoren.
Anfangs war alles noch im Fließen
Und die drei Künste: Schrift zu gießen,
Zu setzen und zu drucken, fand
Ursprünglich man in einer Hand.
Der Drucker war nach altem Brauch
Verleger und Buch-Händler auch;
Der Druck-Verleger ist zumeist
Mit seiner Ware selbst gereist
Und hat die hübschen Schriftvorlagen
Nebst einem Hinweis angeschlagen,
Daß, beispielsweis im "Wilden Mann",
Dergleichen man erwerben kann.
Jetzt haben's die Verleger besser:
Sie rollen nicht mehr Bücherfässer,
Um sie auf Fahrten, mühevoll
Zu schleusen durch Zensur und Zoll.
Doch sieht auch heut man viel sie wandern,
Denn eine Tagung folgt der andern.
Bald nach der Zeit der Inkunabeln
Begann sich der Beruf zu gabeln -Vermutlich muß man sagen leider -In Letterngießer - Stempelschneider
In Druckereien und Verlage.
So ist's auch häufig heutzutage.
Man sagt, ums Büchermachen wäre
So eine eigne Atmosphäre;
Das ist - wir raten kaum daneben -Die Luft, von der Verleger leben.
An Dichtung ist, glaubt man nur ihnen,
So gut wie gar nichts zu verdienen.
Trotzdem, sie jagen, daß es knallt,
Umher im deutschen Dichterwald;
Sie hoffen, hören sies wo schnattern,
Die goldne Gans sich zu ergattern,
Und gar von Amis oder Briten
Erhandeln sie die größten Nieten.
Wohl dem, der eine Stütze hat
An einem ehrenfesten Blatt,
Wo ihm ein Fachkreis, eine Innung
Behilflich ist zur Geldgewinnung.
Wohl dem, der fern vom Kunstgeschrille
Druckt eine Schnulze in der Stille
So nach und nach in die Millionen:
Das sind die Dinge, die sich lohnen!
Auch gut ist's, wenn moral-gedoppelt,
Man die Geschäfte richtig koppelt;
Was vorn herauskommt, scheint gediegen -Was hinten aber, wird verschwiegen.
Verleger haben viel Geschick
und den bekannten guten Blick -Drum lehnen häufig just die Hellern
Das ab, womit leicht bestzusellern.
Was hilfts auch manchmal scharf zu blicken?
Grad ob die blinden Hühner picken
Das Körnchen auf, das mit der Zeit
Zu hundertfacher Pracht gedeiht.
Nicht lob ich den, der abgebrüht -Doch schadet auch zu viel Gemüt.
Was hilft der ideale Schwärmer,
Wird er dabei nur immer ärmer?
Seit je verkauft in Sklaverei,
ist ja der Dichter doch nie frei,
Er braucht darum, ein kindlich-schwacher,
Den tüchtigen Geschäftemacher,
Der für ihn kämpft, der für ihn bettelt,
Der seine Bücher waschbezettelt,
Der, oft als einziger überhaupt,
An ihn und seine Zukunft glaubt,
Beschwörend, daß er sich bestimmt
Als Unternehmer übernimmt."
Sortimenter
" "Die Orgel nicht erklingen täte,
Wenn einer nicht den Balgen träte!"
Der Sortimenter erst vollbringt,
Daß weit und breit das Lied erklingt.
Leicht ist es heut, ein Buch zu schreiben -Schwer, gegen bar es zu vertreiben.
Hier, wos ums Letzte geht: ums Kaufen,
Sehn wir die Bücherfront verlaufen!
Hier wird entschieden Sieg und Schlappe -Und alles andre ist Etappe!
Im Nahkampf mit den Kunden heißt's
Tagtäglich den Triumph des Geist's,
Der guten Bücher kühn verfechten -(Loswerden will er auch die schlechten!)
Ein Sortimenter, gut bei Kasse,
Kriegt gern geliefert eine Masse;
Kredit selbst wird ihm noch gewährt,
Kurz eh er sich bankrott erklärt.
Man setzt ihm freudig vor auf Messen,
Was jährlich quillt aus allen Pressen,
Man zeigt ihm an im Börsenblatt,
Wer wo wie was geschrieben hat,
Man reicht ihm dicke Lexiköner
Voll Litratur - nur teilweis schöner! -Und man bespült ihn mit Prospekten
Von Dichtern - lauter neuentdeckten.
Es werden Herren, die vertreten,
Nicht müd, ihr Buch ihm vorzubeten,
Das, ein Ereignis erster Güte,
Ganz, ganz bestimmt nicht Laden hüte. -
Ach, der geplagte Sortimenter!
Nur einen Bruchteil davon kennt er.
Wer soll wohl die Gewähr ihm bieten
Dafür, was Treffer sind, was Nieten?
Was muß er nicht auf Lager haben?
Er soll den jüngsten Schlager haben
Und altes Schriftgut, halb verschollen,
Das neunundneunzig nicht mehr wollen,
Das aber einer, bücherwürmisch,
in dreißig Läden fordert stürmisch.
Noch fragen harmlos edle Seelen:
"Was könnten Sie mir denn empfehlen?"
Vorzeiten noch, des Wissens Vater,
War er ein gründlicher Berater;
Jetzt ist er sehr auf seiner Hut:
Er sagt, man sage, das sei gut!
Der Sortimenter steht im Feuer
Des Vorwurfs: Bücher sind zu teuer,
Und zwar, so stellt man fest, ergrimmt,
Weil er zuviel Prozente nimmt!
Ausschaltend jeden Zwischenhandel,
Erhoffen viele einen Wandel.
Man sah, noch harmlos erst, sich bilden
Die sogenannten Büchergilden,
Mit Werken aus berühmten Federn
Halbledern teils, teils völlig ledern
Erfüllend, ohne Qual und Wahl,
Den Schrank sowie das Ideal.
Doch wurden sie zu Bücherringen,
Die bald das Sortiment umschlingen.
Natürlich ist es viel bequemer,
Wenn ein entschlossner Großabnehmer
Heraussucht zum Verkauf das beste
Und sich nicht kümmert um die Reste.
Von Vorteil war's noch stets, zu schlachten
Die Küh, die keine Milch mehr brachten.
Was wer für neunzehn Mark nicht nimmt -Eins neunzig zahlt er noch bestimmt!
Wer aber wird, so darf man fragen,
Zu drucken, zu verlegen wagen,
Was keinen Großabsatz verbürgt?
Wird so nicht das bald abgewürgt,
Was immert unser Ruhm gewesen:
Die Freiheit, was man mag, zu lesen?
Schon sehen, treibend in der Zeit,
Die Leserschar war arg entzweit:
Die einen tun den raschen Fluch
Auf Bücherring und Taschenbuch,
Sie sagen spöttelnd: roh, roh, roh!
Und fragen bange. Ist's nicht so,
Daß man die inneren Gesetze
Unbillig-billig so verletze,
Wie man es längst tut mit dem Wasser:
Vom Quell ableitend, vom Verfasser,
Zum Leser-Meere, nicht bedenkt,
Wie sich der Bildungsspiegel senkt?
Wie, wenn das Sortiment verdorrt,
Es schlecht steht um den Dienst am Wort?
Nein, sagen andre, wie soll hoffen,
Wer arm, zu seinen Lesestoffen
Zu kommen, wenn er bildungswillig?
Das Buch sei billig, billig, billig! -Es geht hinaus wohl, letzten End's,
Auch hier auf die Koexistenz!
Nicht Taschenbuch, nicht Buchgemeinschaft,
Nicht Sortiment es noch allein schafft;
Freut euch, wenn's überhaupt gelingt,
Daß ihr den Erzfeind aller zwingt:
Den heutigen Herrn Jedermann,
Der nicht mehr lesen will und kann!
Drum, soll das Bücherschiff nicht kentern,
Bemannts mit guten Sortimentern!
Noch gibts - und auch nicht erst seit gestern -Buchläden in den kleinsten Nestern,
In denen Sortimenter tapfer
Ausharren als Kulturverzapfer,
So daß man in der fremden Stadt
Gleich gute alte Freunde hat:
Man schaut hinein - das Buch schaut raus -Man fühlt sich unverhofft zuhaus."
Die Leser
"Vielweiberei ist abgeschafft. -Vielschreiberei ist noch in Kraft.
Der Tinten-Sklaven-Handel drum
Hat heut wie nie sein Publikum.
Der Leser lebt in wunderbarem,
Abwechslungsreichem Bücherharem,
Daraus er (falls er kein Eunuche
Und ohne Liebeskraft zum Buche)
Ins Bett gar, wie er grad gestimmt,
Sich seine Lieblingsbücher nimmt
Und, wenn nicht tausendeine Nacht,
Doch manche Stunde froh verwacht.
Nun nährt zwar mancher Freund der Musen
Den eignen Schreibetrieb im Busen -Und läßt's an Leselust drum fehlen;
Doch gibt's auch reichlich edle Seelen,
Die ohne jemals selbst zu dichten,
Ihr ganzes Trachten darauf richten,
Durch nichts entmutigt, Jahr für jahr,
Zu kaufen Bücher gegen bar.
Nur darf der Handel sie natürlich
Nicht überfordern, ungebührlich:
Setz einen Fresser vor ein Kalb
Und er bezwingt's mit Müh nur halb,
Darfst du ja auch dich nicht beklagen,
Er habe einen schwachen Magen.
Die Welt, sich wendend zur Akustik,
Ist nicht mehr, heißt's, so leselustig, -Obgleich das Buch ich just drum preise,
Daß es so innerlich und leise.
Statistik sagt, daß jeder vierte
Nur Zeitung liest und Illustrierte.
Wo kommt die Leserschaft dann her?
Die Menschen werden immer mehr!
Selbst wenn die Leserschaft erloschen,
Zahlt doch so mancher ein paar Groschen,
Damit, seis nur aus Pietät,
Ein Buch auf seinem Borde steht.
Ach er ist so noch Umsatzbringer. -
Der Buch-Entleiher gilt geringer,
Nichts kaufend, sondern nur im Dutzend
Mietbücher billiger benutzend.
Und wer liebt - tut der selbst auch lieb -Den Bücherschnorrer - besser: Dieb?
Schier ist es tragisch - wo grad er
Der ideale Leser wär!
Hingegen ohne viel Genuß
Greift der zum Buch, der lesen muß:
Der Schüler, widerwillig schnüffelnd,
Der Studiosus, einsam büffelnd,
Der Kritiker, darauf bedacht,
Wie Schlechtes er noch schlechter macht,
Und der Gelehrte, der verrucht
Aus Büchern sich zusammensucht,
Was - und das heißt man Wissenschaft -Erst seinem Buch gibt Glanz und Kraft.
Der Mensch lernt lesen - ist's soweit,
Hat er zum Lesen nicht mehr Zeit. -Wohl greift noch mancher spät zum Buche,
Daß er des Alters Trost drin suche.
Und trotzdem bleiben wir dabei;
Nur einmal blüht des Lesens Mai!
Das erste Buch, das uns begegnet,
Hat oft fürs Leben uns gesegnet.
Was man nicht las zur rechten Zeit,
Liest man nicht mehr in Ewigkeit.
Drum gebt, statt lang herumzutesten,
Dem Kind das Beste kühn vom Besten!
Ihm müssen gelten unsre Sorgen,
Weil es der Leser ist von morgen."
35) Der Schutzpatron
Schutzpatron der Buchhändler ist angeblich Johannes von Gott. Geboren in Portugal 1495. Er war Schafhirte, dann wurde er ein Trinker und Spieler. Mit vierzig zog er nach Granada. 1538 eröffnete er ein Geschäft. Zwei Jahre später gründete er den Hospitalorden; zehn Jahre darauf starb er. Anmerkung: Nach: Lawrence Block: Der Dieb, der gern Kipling zitierte. (München: Piper, 1993; S. 48.) - Nach anderer Darstellung ist der Apostel und Evangelist Johannes (Namenstag: 27.12.) der Schutzheilige unter anderem der Buchhändler. - In Spanien ist St. Jordi der Schutzheilige des Buches. Von der katalanischen Bücherkammer in Barcelona ging in den zwanziger Jahren der Brauch aus, den Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes (23.04.) als Tag der Bücher und Rosen zu feiern. Dieser Brauch wurde in kürzester Zeit zu einer festen Einrichtung in Katalonien. Die Generalkonferenz der UNSESCO beschloß am 15.11.1995, den 23.04. zum "Welttag des Buches" zu erklären. - Übrigens darf auch nicht der 'Götterbote' Hermes vergessen werden. Er galt in der Antike als der Gott der Kaufleute (und Diebe).
36) Das Ausleihen von Büchern
36.1) Harry Schmitz: Das verliehene Buch
"Es war ein prächtiges Buch mit Goldschnitt und Damasteinband, das in der guten Stube auf dem Tisch lag.
Es war ein sehr langweiliges Buch mit schlechten, sehr schlechten Illustrationen.
Es war der Stolz der Familie.
Nur der Vater durfte das Buch in die Hand nehmen.
An Festtagen setzte sich der Vater sonntagsangezogen in die gute Stube und las der Mutter und den Kindern mit sonorer Stimme und falscher Betonung aus dem feinen Buch vor. Würdevoll und prätentiös wusch er sich vorher die Hände. Häufig unterbrach er das Vorlesen und erklärte die Abbildungen. Die Kinder machten verständige Gesichter und große, kluge Augen, sie kniffen sich gegenseitig heimlich in die Beine.
Herr Mehlenzell war ein Bekannter des Vaters; er hatte einen Kolonialwarenladen und schrieb an.
Man brauchte viel im Haushalt, und das Gehalt des Vaters war klein. Herr Mehlenzell bat eines Tages meinen Vater, er möchte ihm das prächtige Buch leihen. Der Vater erbleichte; er konnte nicht gut "nein" sagen.
"Auf ein paar Tage. Bestimmt, selbstverständlich haben Sie es nächsten Sonntag zurück", hatte Herr Mehlenzell gesagt.
Man sprach in der Familie nur über das Buch. Die Mutter meinte, man hätte es ihm nicht geben sollen. Der Vater war sehr ernst. "Bestimmt haben Sie es Sonntag zurück, hat Herr Mehlenzell gesagt", verteidigte sich der Vater. "Wir wollen sehen", brummte die Mutter.
Wo das Buch in der guten Stube gelegen hatte, war ein viereckiger Fleck auf der Tischdecke; der Plüsch war nicht so verschossen.
Der Sonntag kam. Man war schon früh aufgestanden. Es wurde Mittag. Herr Mehlenzell hatte das Buch nicht gebracht. Der Vater saß mit der Mutter in der guten Stube und war sehr ernst. Keinem hatte das Essen so recht geschmeckt. Um die Kinder kümmerte sich niemand. Man ließ sie im Garten über die Bleiche tollen und ungestört die unreifen Stachelbeeren essen. Der Vater trank eine halbe Flasche Rum. Die Mutter hatte verweinte Augen. Die gute Stube wurde abgeschlossen.
Der Vater mußte Montag und Dienstag im Bett liegen. Die Mutter vernachlässigte den Haushalt. Die Kinder verwilderten.
Hundertvierzig Mark bekam Herr Mehlenzell noch. Man durfte nicht wagen, ihn an das Buch zu erinnern.
Es war unheimlich im Hause, wie wenn jemand gestorben wäre. Den Vater sah man viel mit der Rumflasche hantieren. Die Familie ging zurück.
Der dritte Sonntag kam und das Buch war immer noch nicht da.
Es konnte so nicht weiter gehen.
Nach dem Mittagessen schrie der Vater nach seinem schwarzen Rock und den Manschetten, rasierte sich und ging zu Mehlenzells.
Frau Mehlenzell öffnete selbst.
Er fragte nach Herrn Mehlenzell.
Frau Mehlenzell war mürrisch und fragte, was es sei. Ihr Mann wolle nach dem Essen nicht gestört sein; was es sei?!
Es sei sehr dringend, er müsse mit Herrn Mehlenzell sprechen, beharrte der Vater.
Frau Mehlenzell ging brummend in ein Zimmer und ließ den Vater auf dem Korridor stehen.
Frau Mehlenzell hatte die Tür nicht fest hinter sich zugemacht.
Herr Mehlenzell schimpfte, man solle ihn ungeschoren lassen. Was denn der Hungerleider wolle? Dann wurde von innen die Tür zugeschlagen.
Nach einer Weile kam Frau Mehlenzell zurück; ihr Mann hätte nicht viel Zeit, er möge sich kurz fassen. Herr Mehlenzell lag auf dem Sofa und rauchte eine Zigarre. Er stöhnte den Vater an und blieb liegen.
Er wolle ihm auf die Rechnung etwas abbezahlen, fing der Vater schüchtern an.
Herr Mehlenzell richtete sich auf und bat den Vater, doch Platz zu nehmen; er schob ihm auch das Zigarrenetui hin.
"Über wieviel darf ich quittieren, bitte?"
"Über zwanzig Mark."
Herr Mehlenzell nahm das Etui wieder an sich.
Im Nebenzimmer übte jemand sehr auf dem Klavier.
"... und dann, was ich sagen wollte", quetschte der Vater hervor, "ich möchte mal nach dem Buch fragen, ob es Ihnen gefallen hat und ob Sie es vielleicht aushaben?"
"Welches Buch?"
"Sie wissen doch - das Buch von mir, das schöne Buch, was ich Ihnen vor drei Wochen geliehen habe."
"Ach so, ja. Jetzt fällt es mir ein. Ja, wo habe ich das?"
Dem Vater standen dicke Angstperlen auf der Stirn.
"Warten Sie einmal, da muß ich meine Frau fragen. Haben Sie denn das Buch so nötig?"
Herr Mehlenzell verließ murmelnd das Zimmer.
Im Nebenzimmer spielte man zu siebenten Male "Mädchen, warum weinst Du".
Der Vater ging an die halb geöffnete Tür und schaute hinein. Lenchen Mehlenzell saß am Klavier.
Man hatte auf einen Stuhl Bücher gelegt, damit Lenchen hoch genug saß.
Der Vater war einer Ohnmacht nahe; Lenchen saß auf dem prächtigen Buch!
Der Vater war sonst nicht roh. Er stürzte aus dem Hinterhalt auf das nichtsahnende Kund und warf es von seinem Sitz, ergriff das Buch und floh.
Zu Hause. Das Buch wurde geprüft, es hatte etwas gelitten. Man hatte auf dem Deckel etwas geschnitten, etwas Fettiges, scheinbar Wurst. Es mußte häufig gefallen sein, die Ecken waren verbogen und die Seiten saßen teilweise lose im Rücken.
Mit zitternden Händen blätterte der Vater in dem Buch.
Seite 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 40 der Vater wurde stutzig... 41, 42, 43, 44, 13, 14, 15, 58, 59, 60, 61, 16 - der Vater wurde grün im Gesicht... 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 105, 106, 107, 108 - dem Vater fiel sein Glasauge aus dem Kopf... 111, 112. Seite 110 schloß "Wanderburschen, wandert zu in die weite Welt hinaus", und es ging weiter auf Seite 111 "mit der weißen aristokratischen Hand durch das gewellte Haar und ging erregt auf Leonie zu." In Vaters Buch kam keine Leonie vor.
Der Vater bekam einen eiförmigen Kopf.
Der Vater erschlug die Mutter.
Aus dem Buch fiel eine Ansichtskarte an Frau Mehlenzell aus Saarbrücken und ein Zettel mit den denkwürdigen Worten: "2 Paar Socken, 3 Kragen, 1 Taschentuch. 1 Vorhemdchen, 1 Paar Manschetten."
Der Vater sprang am Fenster hinaus und brach das Genick.
Die Kinder verdarben.
Schauderhaft, höchst schauderhaft."
36.2) "Leichter ist's, das Buch selbst zu behalten, als seinen Inhalt."
(Unbekannte Herkunft)
36.3) "Als Erika Mann einer Mitschülerin die Bibliothek ihres Vaters zeigte, erklärte sie: 'Mein Vater liest sehr viel.' Zur Antwort erhielt sie: 'Das tut meiner auch... Aber er gibt die Bücher nachher zurück' "
(Anekdotenhafte Überlieferung)
36.4) "Lieber Goethe! In der Aneignung der griechischen Klassiker finden Ihre Freunde Sie unerreicht, aber in der Wiedergabe lassen Sie sehr zu wünschen übrig."
(Christoph Martin Wieland; an Johann Wolfgang von Goethe, der 'vergessen' hatte, eine seltene Ausgabe der Dramen des Sophokles zurückzugeben.)
36.5) "Ich bin sehr für geliehene Bücher. Hat man selbst das Buch, glaubt man; einandermal! (nämlich: kannst du darin lesen - und tut's nicht.)"
(Theodor Gottlieb von Hippel, Lebensläufe in aufsteig. Linie, Band 1 (1778-81).)
36.6) "Wer ein Buch verleiht, ist dumm. Wer ein Buch zurückgibt, noch dümmer. Wer aber ein ausgeliehens Buch zurückfordert, der ist frech."
(Unbekannte Herkunft)
36.7) "Geliehene Bücher - geliehene Kleider der Seele."
(Zenta Maurina)
36.8) "Bei mir kann gar kein Buch veralten.
Kaum hab' ich eins, so muß ich's schon verleihen.
Und da fällt's oft den Leuten ein,
daß es viel leichter sei,
die Bücher zu behalten,
als das, was sie enthalten."
(Peter Wilhelm Hensler: Meine Bücher.)
36.9) "Bevor ich ein Buch verleihe, verschenke ich es lieber." (Eine alte Familienweisheit.)
36.10) "Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht mehr zurück."
(Theodor Fontane)
36.11) "Wenn ich ein Diktator wäre, würde ich das Ausleihen von Büchern gesetzlich untersagen."
(William Saroyan)
36.12) "Hüte die Bücher vor der Berührung mit Augen! Daher ist es besser, sie auch niemanden zu leihen. Wenn sie nur nichts von ihrem Wert verlieren. Denn es steckt Wert drin: Glaube es!"
(Ludwig Hohl)
36.13) "Ein Buch, das man liebt, darf man nicht leihen, sondern muß es besitzen."
(Friedrich Nietzsche)
36.14) "Leihe nie ein Buch zum Scherz - denn es könnt' behalten sein."
(Kurt Tucholsky)
36.15) "Gibst du mein Buch mir nicht zurück/so wartet dein des Henkers Strick."
37) Epilog
"Ward ein Buch zu Dasein, Welt.
Und zuletzt auf seiner letzten Seite,
Schwindet die erfüllte Weite
In die Deckel, die die Hand noch hält,
Endet es, wie Leben endet,
Fern von Segen, fern von Fluch -Blatt um Blatt zurückgewendet
Ist es wieder Buch."
(Wilhelm von Scholz (1874-1969).)
38) Zum Schluß/Explicit
38.1) "Gegenwärtige Sammlung der Zitate,
mit schönen Buchstaben geziert und nach Rubriken hinreichend abgeteilt, ist durch die kunstreiche Erfindung zu drucken,
ohne Hilfe der Feder also gefertigt und zur Verehrung Gottes nach vieler Mühe und Arbeit zu Stande gebracht worden. Im Sinne Gutenbergs, eines Mainzer Bürgers.
Im Jahre unseres Herrn neunzehnhundertachtundneunzig."
(In freier Variation des Explizit des Mainzer Psalters von Fust und Schöffer)
38.2)
"Libro completo saltat scriptor
pede laeto."
("Anbetracht des Buchabschlusses hüpft der Schreiber frohen Fußes.")
38.3) "Detur pro penna scriptori vinum et pulchra puella."
(Freie Übersetzung: "Hat der Kopist das gut geschrieben,
gebt ihm Wein und ein hübsches Mädchen.")
38.4)
"Hie hat das Buch ein End
Gott uns seine Gnade send!"
38.5)
"Hie hat das Buch ein End
Des freuen sich meine Hend!"
38.6)
"Das Buch hat ein Ende,
Gott all Unheil wende
Und geb' uns seine Gnad'
Und diesen Samstag ein gutes Bad."
- Ad multos libros! -
- "Finis operis" -
- ENDE -
Postscriptum: "Wenn ein Buch auf schön weiß Papier/
mit einer frischen Schrift und guter Druckerschwärze abgedruckt vorgelegt wird/
ists vergnüglich anzusehen."
(Adrian Beier);;
Nachtrag:Ein Errata-/Druckfehlerverzeichnis, s. Anmerkung(en),
ist bitte vom geneigten Leser doch selbst anzufertigen.