– Urunk királyunk, a kertben alszik egy hős, aki hetet üt egy csapásra!
Der obige Satz aus einem Grimm-Märchen ist insofern bemerkenswert, dass er gar keine Entsprechung im Original besitzt. Das ist nicht weiter schlimm, da er sich relativ leicht übersetzen lässt.
Uns interessieren hierbei andere Besonderheiten:
Für die Beantwortung der eben gestellten Fragen sind herkömmliche Wörterbücher keine große Hilfe (z.B. csapdos = csapkod, was offensichtlich nicht stimmt). Und auch das Suffixwörterbuch „Agglutinierende Bausteine der ungarischen Sprache" liefert uns nur den Hinweis, dass -dos objektiv und -kod subjektiv seien.
Von den Verbalpräfixen weiß man, dass sie nichts anderes sind, als verkürzte und zeitweilig dem Verb vorangestellte Adverbien. Auch die Kasusendungen sind dafür bekannt, dass sie sich wie Wortstämme verhalten können.
Derivationsmorpheme, also Suffixe, die zur Bildung neuer Wörter dienen, sind auch „Wörter”, wenngleich sie als Ideme eher semantische Kategorien als gewöhnliche syntaktische Gegebenheiten beschreiben.
Die klassische, beschreibende ungarische Grammatik (.hun) macht es sich da etwas leicht: sie begnügt sich damit, ausgerechnet jene Derivationsmorpheme, die durch ihre wortschatzbildende Wirkung die Sprache entscheidend prägen, nur grob in Gruppen von repetitiven, momentanen, usw. Morpheme zu unterteilen.
Daraus folgt zwangsläufig, dass für Muttersprachler selbstverständliche Bedeutungsunterschiede zwischen einzelnen Suffixen durch diese Art der Kategorisierung unter den Tisch fallen. So sind zum Beispiel -dos und -kod entgegen der althergebrachten Meinung genausowenig Synonyme wie rot und rötlich.
Unter generativen Aspekten jedoch, die unter anderem in der theoretischen Informatik bei der Erforschung von Programmiersprachen üblich* sind, bilden diese Derivationsmorpheme ein sinnvolles System, dessen Aufgaben für die Kommunikation wohl über das übliche Grammatikalische hinausgehen.
Wie das nun in einer natürlichen Sprache funktioniert, wird in „Lingua Hungarorum – Die Sprache der Ungarn” ausführlich beschrieben. Hier ist nur interessant, welche Konsequenzen dies für das Verständnis der ungarischen Sprache hat.
Als erstes halten wir fest, dass Selbstlaute wegen der erforderlichen Vokalharmonie nur am Ende der Ideme eine Rolle spielen können. Des weiteren gibt es auch hier die Dualität des Subjektiv-Objektiven (subj bzw. objt).
Bei der folgenden Tabelle gilt es zu beachten, dass die aufgeführten einzelnen Ideen für ganze Klassen von Begriffen stehen, die sich nur schwer mit einem einzigen (deutschen) Wort benennen lassen. Daher sei ein gewisser Spielraum bei ihrer Interpretation erlaubt.
A hang csapongva szárnyalt a rengetegben [Er fidelte eins,] daß es durch die Bäume schallte (Der wunderliche Spielmann).
In diesem Satz entspricht das Prädikat csapongva szárnyalt dem Verb „schallte”, und hierin wiederum bezieht sich szárnyal flattern auf die Töne der Geige, die sich nach unserer Tabelle laut (csap – wie ein Schlag), plötzlich (-n-) und wiederholt (-g-) fortsetzen.
Ähnlich einfach wird die Erklärung von csapdos und csapkod: ersteres heißt etwas kurz (-d-), aber ununterbrochen (-s-) schlagen – nämlich das, was die Welle mit ihren Fersen macht –, letzteres betont jedoch, dass es die armen Küken selber (-k-) sind, die mit ihren Flügeln herumschlagen (-d-).
Und noch ein letztes Beispiel aus der Begriffsfamilie csap* des Schlagens: csappantyú. Dies ist ein mechanisches Gerät (-ty-), das etwas ruckartig (-n-), ein für alle mal (-p-) zuschlägt (csap), oder kurz gesagt: eine Klappe!
Ha elmúlik a veszély, nincs többé veszedelem.
Ne szólj szám, nem fáj fejem Besser schweigen, als das Maul verbrennen (Proverb). Es dürfte eine bekannte Tatsache sein, dass das Ungarische die Einzahl bei Substantiven und deren Attributen vorzieht (vgl. Übereinstimmungen). Der Grund hierfür dürfte sein, dass das Plural nicht den selben Stellenwert besitzt wie in den indoeuropäischen Sprachen üblich.
Und tatsächlich, -k als Pluralzeichen begründet keinen eigenen Numerus in der Deklination, sondern – wie man es aus der Tabelle ersehen kann – betont einfach nur, dass etwas mehrfach vorhanden ist oder erfolgt. Um diese Tatsache zu illustrieren, nehmen wir einen Teil aus dem obigen Beispiel heraus: Fáj a fejem Mir tut der Kopf weh.
Dehnen wir diese schmerzliche Erfahrung auf paarweise vorhandene Körperteile aus, zum Beispiel die Beine:
Die erste Version ist die normale Aussage, wohingegen die zweite die Gleichzeitigkeit unterstreicht. In diesem zweiten Satz erkennt man auch, dass die Rolle von -k auch nicht exklusiv sei: während es selber das konjugierte Verb auszeichnet, markiert -i- als Besitztumzeichen das Mehrfache am Subjekt.
– Nagyon tetszik; olyan szép, hogy még sosem láttam ilyen szépet »[Sie gefällt mir] aus der Maßen wohl, sie ist so schön wie ich noch keine gesehen habe«, sprach das Eselein.
In diesem Satz scheint tetszik die selbe Form aufzuweisen als alszik aus dem ersten Abschnitt. Aber während ersteres tetszeni gefallen als Infinitiv besitzt, gibt es für letzteres keine Form namens *alszani, sondern nur aludni schlafen. Wie kommt das?
Tetszeni gehört zu denjenigen durativen Verben, die mit -sz- als solche regulär, das heißt auf die ungarische Art gekennzeichnet werden. Dieser andauernde Aspekt ist fester Bestandteil des vom Verb abgedeckten Begriffs, und gilt demnach in jeder Konjugation, Modus und Tempus.
Auf der anderen Seite ist aludni ein eigentlich nicht-duratives Verb – das -d- im Stamm bedeutet ja „momentan” –, das die Änderung seines Aspekts zum Durativen hin nur im Indikativ Präsens zulässt, und dies mit einer Änderung seines Stammes auf -sz-, also auf die Art eines indoeuropäischen Aoristen, dokumentiert.
Es gibt aber mehrere Stufen im Übergang zwischen diesen beiden Extremen:
Die dritte Gruppe ist bei weitem die umfangreichste: sie besteht aus solchen Verben, deren Stamm auf -AkOd[ik] endet (wobei A für „a” oder „e” steht, während O sowohl „o”, „e” oder auch „ö” bedeuten kann). Diese Verben sind im Prinzip reflexiv (wenn sie denn objektiv sind), und ihre beiden Präsensformen werden heutzutage eher synonym zueinander benutzt.
Es gilt jedoch festzuhalten, dass es für all diese Übergangsverben keine Infinitive mit -sz- gibt.
Schließlich macht die Gruppe von d-sz-v-Verben, zu der auch aludni gehört, im Präsens eine vollständige Wandlung des Stammes vom momentanen zum endgültigen hin durch. Dabei wird -d- für alle Modi außer dem Indikativ (sowie alle Zeiten außerhalb des Präsens), -sz- für den Indikativ Präsens, und -v- für den Partizip Präsens verwendet (siehe auch Die sekundären irregularen Verben [.hun]).
Diese „überregulären” ik-Verben sind 6 an der Zahl, so dass es für jede Person in der subjektiven Konjugation ein Beispiel angegeben werden kann:
Man sollte sich nicht dazu verleiten lassen, Begriffe aus der Tabelle weiter oben in eigene Wortschöpfungen hineinzuinterpretieren. Die Bildung neuer Wörter erfolgt nämlich stets auf der Ebene der zusammengesetzten Ideme – jener in der Sprache schon bekannten Derivationsmorpheme.
Die Tabelle soll lediglich dazu dienen, komplexe ungarische Wörter besser verstehen zu können, das heißt die extrem feinen Unterschiede aus solchen Wörtern (wie in unseren Beispielen) einfacher herauszuinterpretieren.
Einen solchen semantischen Ansatz hat auch das Wörterbuch von Czuczor-Fogarasi (.hun) verfolgt, allerdings mehr auf die Stämme der ungarischen Wörter bezogen. Dort kam man auch auf eine ähnliche Bedeutung der weiter oben aufgelisteten elementaren Suffixe, obwohl diese hier eigentlich das Ergebnis einer nach der Chomsky-Methodik zustandegekommenen theoretischen Betrachtung sind.
Die ursprüngliche Tabelle heißt „Die zur Bildung neuer Wörter verwendeten grundlegenden Begriffe” (.hun).
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* Anmerkung:
Ein praktisches Beispiel hierfür dürfte die „ungarische Notation” genannte Namenskonvention liefern, die nach ähnlichen Prinzipien aufgebaut ist.
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