Der bestimmte Artikel
A jószívű királylány – Die gütige Prinzessin
Wenn eine Prinzessin im Märchen gütig ist, dann hat sie bestimmt ein gutes Herz. Die Prinzessin ist so gut, dass sie uns mit diesem ihren Herzen ein Beispiel liefert, an dem wir nachvollziehen können, welche Aufgaben der bestimmte Artikel im Ungarischen versieht:
A királylány jó szíve…
Dieser Ausdruck besteht aus zwei Substantiven, die durch ein Adjektiv getrennt werden. Der bestimmte Artikel am Anfang hat die selbe Funktion wie im Deutschen. Er könnte aber auch woanders zwischen drin stehen, wobei allerdings die Bedeutung des Ausdrucks sich stark ändern würde.
In der folgenden Tabelle untersuchen wir die Möglichkeiten der Bedeutungsmodulation zuerst getrennt für beide „Hälften” des Beispiels, dh. wir unterscheiden, ob das Substantiv vor oder nach dem Adjektiv vorkommt.
Nr.
0
1
2
3
Variation
királylány jó
királylány a jó (és nem cseléd)
a királylány jó
a királylány a jó (és nem a trónörökös)
Bedeutung
Eine Prinzessin tut es auch.
Eine Prinzessin [ist] das richtige (und keine Magd).
Die Prinzessin [ist] artig.
Die Prinzessin ist artig (und nicht der Kronprinz).
Bemerkung
Eine zufriedenstellende Alternative, wenn zB. der König seinem Sohn anbietet, eine Prinzessin zu heiraten
Betonte Alternative
Betontes Nominalprädikat
Variation
(nem) jó szív (nélkül)
jó a szív (de a máj még jobb lenne)
a jó szív (aranyat ér)
a jó a szív (nem pedig a máj)
Bedeutung
Ohne Herz [ist es] schlecht.
Herz [ist] gut (aber Leber wäre besser).
Ein gutes Herz (ist Gold Wert).
Richtig [ist] das Herz (aber auf keinen Fall die Leber).
Artikel und Besitzfall
Die eben aufgezählten Änderungen der Bedeutung durch bewußt platzierte bestimmte Artikeln finden natürlich auch im Besitzfall statt. Die möglichen Ausprägungen des Possessivs in einem vollständigen Satz fasst die folgende Tabelle zusammen:
Die Funktion des bestimmten Artikels
Abgesehen von der Stelle vor einem Dativus Possessivus hat also ein bestimmter Artikel die Aufgabe, die einzelnen Komponenten einer Nominalkonstruktion voneinander zu trennen, beziehungsweise gegebenenfalls zu betonen. Diese für deutsche Ohren ungewöhnliche Verwendung des Artikels erklärt sich durch seinen Ursprung.
Während im Deutschen der bestimmte Artikel morphologisch und demnach auch funktionell vom Demonstrativpronomen unterschieden wird (jener → derjenige → der), ist er im Ungarischen tatsächlich das Zeigefürwort des Loginkvitivs – daher seine hervorhebende Wirkung im Sinne von „das da”. Diese Verwandschaft wird besonders deutlich, wenn sein Gegenstück e(z) (dieses hier) sich genauso verhält wie wir es vom bestimmten Artikel gewöhnt sind, zum Beispiel vor ortsbestimmenden Postpositionen:
Andere Arten von Artikeln
Die Abstufung von keinem (∅), unbestimmtem und bestimmtem Artikel wird in ähnlicher Weise eingesetzt wie im Deutschen:
Die Artikel stehen in den meisten Sprachen als Determinanten vor dem determinierten Wort, so wie im Deutschen und im Ungarischen. In einigen anderen werden sie jedoch als Postpositionen oder gar als Suffixe dem Wort angehängt: bihotz bat ein Herz (baskisch), oder inimile die Herzen (rumänisch).
Auch im Ungarischen kann die Determinierung von Nomina (und sogar von Verben) auf diese Weise, von hinten und eventuell zusätzlich zu einem Artikel erfolgen. Das wird mit der berühmten ik-Endung bewerkstelligt, die dann allerding zu den sogenannten autoflexiven Wörtern führt.
Quelle
Für die verschiedenen Nominalgebilde siehe „Die Substantivgruppe” (.hun).
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