Aufgehobenes
Hier findet Ihr Beiträge aus der "Wechselrahmen-Rubrik", die ich nicht gleich einmotten mag.
BEITRAG 1:
Salz Auf der Haut
SALZ -
wertvoller als gold
salz auf der haut
ganz sacht und hold
ton ohne laut
funkel kristalle
noch weiß schon bunt
im wasserfalle
ein sinnlicher mund
zu kosen die brüste
wie zärtlichste hand
dass allemal lüste
sind mehr denn verstand
geschlossene lider
weit offene sinnen
so weich auf und nieder
ganz außen ganz innen
der flackernde lüster
der einzig dich schaut
malt schamlos geflüster
dir auf bloße haut
ganz leis in dir schwingt
jenes lied jenes glück
halt fest was es singt
es kommt nicht zurück
BEITRAG 2:
Hoch - Zeit
Hochzeit nennt seit alters her man (frau) den Tag zum Eheschluss,
was bei all der Freudenmär auch besinnlich stimmen muß.
Und zu folgern läge nah: einmal oben angelangt,
führte jeder Weg der da nun hinab - wovor uns bangt.
Doch es wär ein schlechter Dichter, der in der Besinnlichkeit
Pessimismus und Gelichter einzig findet jederzeit.
Nein, der Bilder Sprachgestalten, die er euch vor Augen stellt,
soll‘n der Seele Urgewalten öffnen - dieser unsrer Welt.
Es ist tiefste Herzenswonne nach bestandner Klettertour
auf dem Gipfel, nah der Sonne, sich befreit zu fühlen – nur
sollte man schon vorher wissen, dass nach solchem Hochgenuss
nicht ein seiden Ruhekissen sondern Arbeit folgen muss.
Und wenn neuen Gipfeltraum im Geheimen längst man wiegt,
greift doch die Erkenntnis Raum, dass ein Tal dazwischen liegt.
Dieses will bewältigt sein und in Seilschaft fällt es leicht,
ist auch mancher Zeit kein Stein, der von unserm Fuß erreicht.
Eine die am Seile schwebt, das der andre sicher hält,
hat Unendlichkeit erlebt zwischen dem was steigt und fällt.
Und so kann dann bodenlose Tiefe uns auch Hoch-zeit sein,
da die uns vertraute Rose nicht vergessen, nicht allein.
Ihr habt Euch vertraut gemacht - wie der kleine Prinz es nennt.
Hütet nun bei Tag und Nacht, ob es nur noch glimmt - ob brennt,
jedes Flämmchen, selbst die Glut - hegt sie, tretet sie nie aus!
So bleibt Euch das Quäntchen Mut und uns Euer offenes Haus.
1992 für F&M
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BEITRAG 3:
Es ist uns Menschen eigen –
Wir tragen ein Gesicht.
Das ist es, was wir zeigen.
Dahinter sieht man nicht.
Wir schreiben Wettbewerbe
Um seine Schönheit aus
Und tönen uns die Scherbe
Vom Sichtglas im Applaus.
Ich suche mein’s zu wahren
Und trage es als Schild.
Es schützt nicht vor Gefahren
Und scheint nur Spiegelbild.
Es ziert, das ist mein Hoffen,
von Gottes ew’gem Licht
ein Widerschein, wenn’s offen,
uns unser Menschgesicht.
BEITRAG 4:
Liedtext zum LTo10
Entstanden zu Beginn der Olympiade, nach dem tödlichen Unfall eines Rodlers und den darauf folgenden öffentlichen Reaktionen...
Schattenfall
1.)
Ein Toter lässt Nationen trauern,
die Show soll trotzdem weiter gehn,
sonst müssten wir ja alle sehn,
was müde wir am Rand bedauern,
dass Tausende tagtäglich sterben,
die wir beraubten und beerben.
Was fehlt uns ewig hungrig Satten?
Wir werfen viel zu lange Schatten!
Refrain:
Ein Schatten ist gefallen,
der unser Herz beschwert.
Ja, seht Ihr wirklich nicht?
Die Schuld liegt bei uns allen,
an der die Welt zerbricht.
Was ist dir deine wert?
Es weiß doch jeder, der nur denkt,
Das Weltenboot ist uns geschenkt,
Doch treiben narrend wir dies Schiff,
nach Reichtum scharrend, auf ein Riff.
2.)
Wir machen unsre Zeit recht teuer.
Beim Poker gilt ja nur ein Ziel :
„Ich gebe wenig, nehme viel.“
Wir legen Kohle auf das Feuer,
das Anderen das Korn verbrannte
und jeder leugnet das Bekannte:
Wir geben aus, was sie nie hatten.
Wir werfen viel zu lange Schatten.
3.)
Wir sind die Diebe und die Hehler,
es ist der böse Nachbar nicht.
Längst steht der Rechenschaftsbericht.
Bald kommt der Zahltag für die Fehler.
Ein Weg nur bleibt uns, es zu richten:
Wir müssen lernen zu verzichten.
Lasst finden uns was längst wir hatten –
das Lichtgeschenk gleich hinterm Schatten.