Im Januar wurde der einstimmige Wunsch des Kunst GK Q2 unseres Gymnasiums nach einer Exkursion in ein Museum erfüllt.
Herr Plümper hatte sich in den Ferien davon überzeugt, dass das LehmbruckMuseum in Duisburg einen passenden Bestand hat, um an den Unterricht des 1. Halbjahres - Schwerpunkt Skulptur - anzuschließen und ein zweistündiges Programm inklusive praktischen Anteils für den Freitag Nachmittag für uns gebucht - so fiel kein Unterricht aus, denn der Kunst-Unterricht dieses Kurses findet ebenfalls nachmittags statt.
Gemeinsam fuhren wir mit dem Zug nach Duisburg - da eine Direktverbindung ohne Umsteigen besteht waren wir schon in 30 Minuten da. Ein Fußmarsch von angeblich 500 Metern (gefühlt mindestens doppelt so viel) brachte uns dann zu dem modernen Bau innerhalb des Kant-Parkes in Duisburg, welcher in seiner Wirkung von den Schülerinnen und Schülern als Kontrast zu dem Rest der Stadt wahrgenommen wurde.
Begrüßt wurden wir von David - aber einer veränderten Kopie des aus dem Unterricht bekannten Werkes von Michelangelo, noch dazu überraschend bunt angemalt von Hans-Peter Feldmann.
Innerhalb des Museums konnten wir unsere Taschen und Jacken in den Garderobenschränken mit einer 1 € Pfand-Münze unterbringen (überraschenderweise hatte kaum jemand - trotz entsprechender Ankündigung - an eine 1 € Pfand-Münze gedacht).
Bei den Garderobenschränken trafen wir auf unsere Museumspädagogin, Frau Wolf, die uns als einen hochmotivierten Kurs begrüßte. Sie sprach mit einem Akzent, den wir aufgrund unserer (Schul-) Erfahrungen schnell zuordnen konnten: Frau Wolf war Amerikanerin. Sie berichtete, dass wir mit unserem Termin großes Glück hätten: Die Sonderausstellung im Gebäude läuft noch acht Tage, es sind momentan sehr, sehr viele Besucher angekündigt - aber an diesem Freitag Nachmittag hatten wir das Museum fast für uns allein.
Sie führte uns durch das interessante Gebäude, von dem Sohn Lehmbrucks, einem Architekten, extra für die Werke seines Vaters erbaut. So erlebten wir an ausgesuchten Stücken die Entwicklung des Künstlers von einem konventionell ausgebildeten Bildhauer mit Werken nahe der Klassik und des Jugendstils durch die Anregungen seiner Zeit in Paris hin zu einem Expressionisten.
Wie so oft war es erhellend zu sehen, dass ein Künstler, der in der Lage ist, naturgetreue Abbilder und idealisierte Werke zu schaffen sich dann zu einem bestimmten Zeitpunkt dazu entscheidet, den Ausdruck der Skulpturen durch Veränderungen, Vereinfachungen und Übertreibungen zu steigern - besonders eindrucksvoll zu sehen bei der Knienden oder dem Gestürzten.
Aber nicht nur die Werke von Lehmbruck wurden uns nahe gebracht, besonders interessant, auch für Herrn Plümper, war die Tatsache, dass wir uns mit einem Werk von Duane Hanson über den Vietnamkrieg auseinandersetzen konnten mit einer Zeitzeugin, die diese Zeit selber als junges Mädchen in Amerika erlebt hat und so neue Interpretationsebenen eröffnete.
Außerdem konnten wir gemeinsam staunen über kinetische, also bewegliche Objekte von Jean Tinguely sowie die gerade ausgestellten, aber noch nicht angekauften Trashstones von Wilhelm Mundt, die zwar aussehen wie simple, große, glänzende Kunststoffsteine, aber eine Besonderheit in ihrem Inneren verbergen.
Kurze Einblicke bekamen wir in die Gedankenwelten von Künstlerpersönlichkeiten wie Auguste Rodin, der postulierte, dass für die Skulptur eines schreitenden Mannes kein Kopf und keine Arme notwendig sind oder Marcel Duchamp, der industriell gefertigte Gegenstände zu Kunst erklärte (wie seine "Fontaine" von 1917) sowie Joseph Beuys, der unter Anderem forderte, dass die kreative, künstlerische Seite eines jeden Menschen mehr gefördert und zur Entfaltung gebracht werden sollte. Uns wurde klar, dass wir mit unserer Frau Wolf eine sehr kompetente und engagierte Museumspädagogin hatten, etwas, was schlecht vorhersehbar ist und doch so viel Einfluss auf Gedeih und Verderb einer Exkursion hat.
Die Kuratorin der Sonderausstellung. Marion Bornscheuer, hatte die These, dass es sich bei der Knieenden von Lehmbruck um eine Pose aus dem Theater handelte, durch weitere Skulpturen von Tänzern aus der gleichen Zeit zu untermauern versucht, und so sahen wir eine Videosequenz zu Isadora Duncan und lernten, welche Überraschung bei der Aufführung des "Nachmittags eines Fauns" des Tänzers Vaslav Nijinsky, orientiert an griechischen Vasenmalereien, zu Schlägereien im Publikum führten.
Davon angeregt kamen wir zu dem praktischen Teil unseres Nachmittages, bei dem wir aus Ton einen Tänzer formten. Zur Überraschung von Herrn Plümper handelte es sich in nicht wenigen Fällen um HipHop-Figuren, aber auch das gerade Gesehene fand seinen Niederschlag in den Werken der Schülerinnen und Schüler.
Angefüllt mit neuen, interessanten Eindrücken und zwei Kästen mit unseren selbstgeschaffenen Werken machten wir uns pünktlich auf den Rückweg und erreichten um kurz vor sechs wieder Wanne-Eickel.
M. Plümper