Die Vokalharmonie

Was ist die Vokalharmonie?

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Die sogenannte Vokalharmonie ist eine auffällige Eigenschaft der altaischen und der meisten uralischen Sprachen, so auch des Ungarischen. Sie besteht darin, daß die Lautklasse der „angeklebten” Endungen nach bestimmten Regeln an die der Wortstämme angepasst wird:

a ház das Haus → a házakat die Häuser (Akkusativ).

Für den Plural gibt es die Suffixe -k, -ok, -ak, -ek und -ök. Für den Akkusativ noch einmal die selben Suffixe mit „t” anstelle von „k” in ihnen. Aus den 25 möglichen Variationen ist jedoch einzig und allein die oben Aufgeführte richtig.

Man kann zum Beispiel weder *házokat noch *házoköt, *házeket oder *házaket sagen, obwohl Englischsprechende mit ihrer Lesart [ei.heizækæt] eher richtig legen würden. Warum?

Lautklassen

Um die Frage beantworten zu können, müssen wir zuerst zwei Klassen von Selbstlauten unterscheiden, deren ursprüngliche Aufgabe die Unterscheidung zwischen „nah” und „fern” (.hun) gewesen ist:

    • Dunkle Vokale, wie die in „Rumaroma”, inklusive ihre langen Varianten „ú”, „á” und „ó”;
    • Helle Vokale, wie die in „römische Mühle”, inklusive ihre langen Varianten „ő”, „í”, „é” und „ű”.

(Diese prägnanten Beispiele stammen aus Ágnes Silló: Szituációk [.deu].)

Wortklassen nach Selbstlauten

Mit Hilfe der oben definierten Lautklassen lassen sich die Wörter in 3 Klassen einteilen:

    1. Dunkle Wörter, die nur dunkle Vokale beinhalten: asztal Tisch, ország Land, hosszú lang, unalmas langweilig, olcsó billig;
    2. Helle Wörter, die nur helle Vokale beinhalten: gyerek Kind, gyümölcs Obst, csípni zwicken, hűvös kühl, késő spät;
    3. Gemischte Wörter, die Vokale aus beiden Lautklassen beinhalten: hiba Fehler, kávé Kaffee, április April, vidám lustig, udvarias höflich, sétál spazieren.

Harmonie

Die Vokalharmonie ordnet jeweils eine Lautklasse von Suffixen – soweit eine Auswahlmöglichkeit besteht – den oben aufgeführten Wortklassen zu:

    1. Dunkle Wörter bekommen dunkle Endungen: az asztalon auf dem Tisch, az országban im Lande, hosszúra nyúlt es ist lang geworden, unalmasan langweilig (Adverb), olcsóbban billiger;
    2. Helle Wörter bekommen helle Endungen: a gyereknek dem Kind, gyümölcsöt Obst (Akkusativ), csípnek sie zwicken, hűvösre fordul es wird kühler, későbben später (Adverb);
    3. Gemischte Wörter bekommen dunkle Endungen: hibádat deinen Fehler, a kávéhoz zum Kaffee, áprilisban in April, vidáman lustig (Adverb), udvariasabb höflicher, sétálunk wir spazieren;
    4. Zusammengesetzte Wörter werden nach ihren letztem Glied klassifiziert: Három huszonötre visszamegyünk Budapestre Um 3:25 werden wir in Budapest zurück sein.

Disharmonie

Viele kurze helle Wörter, die nur „í” oder auch „i” als Vokale beinhalten, bekommen aus historisch bedingten Gründen dunkle Endungen:

    • Einsilbige Verben: igyál trinke, hívnak ich heiße, sírtál du hast geweint, usw.;
    • Objektive Verben auf -ít: hígítva verdünnt (Adverb), indították sie haben es gestartet, tisztítanátok ihr würdet reinigen, usw.;
    • Einsilbige Substantive: csíkok Streifen, hídon auf der Brücke; zsírban im Fett, usw.;
    • Einsilbige Adjektive: hígabb dünner, nyíltan offen (Adverb), vigad fröhlich sein, usw.

Folgende Substantive ohne einen einzigen dunklen Vokal kriegen trotzdem dunkle Endungen:

    • férfiak Männer, célhoz zum Ziel, héjjal mit der Schale und derekam meine Taille.

Bei gemischten Fremdwörtern gibt es drei Möglichkeiten:

    • Wenn die letzte Silbe „ö”, „ő”, „ü” oder „ű” enthält, werden meist helle Endungen verwendet: amatőröket die Amateure (Akkusativ), manikűröz maniküren, sofőrnek dem Fahrer;
    • Wenn die letzte Silbe „e” enthält, gilt dies auch für die meisten solche Wörter: koncertre auf einen Konzert, korrekten korrekt (Adverb), novembertől ab November;
    • Einige, die einen „e”, „é” oder auch „i” in der letzten Silbe enthalten, können mit beiden Arten von Endungen versehen werden: balettre¦balettra zum Ballett, oxigénből¦oxigénból aus Sauerstoff, aszpirinnel¦aszpirinnal mit Aspirin.

Fazit

Die Version „a házakat” ist also deswegen richtig, weil sowohl der Wortstamm als auch die beiden Suffixe nur dunkle Vokale enthalten. Wobei die Mehrzahl „házak” eher ungewöhnlich ist, weil sie wie für die Mehrheit der Substantive (.hun) *házok lauten müsste.

Im Übrigen stammen die Harmonieregeln aus der Basisstufe des Ungarischen (.hun).

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