Postpositionen sind nicht nur Positionen

Der magische Würfel

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Während man in einer indoeuropäischen Sprache zur Angabe von räumlichen Verhältnissen zirka ein Dutzend verschiedener Präpositionen und genausoviele ortsbestimmende Adverbien zur Verfügung hat – wobei speziell im Deutschen noch jeweils eine adjektivistische Version wie z.B. „oberer, ~e, ~es” hinzukommt –, ist es damit im Ungarischen noch längst nicht getan.

Hier gibt es zwar die selben grammatikalischen Kategorien (wegen der umgekehrten Logik der Sprache natürlich mit Postpositionen statt der Präpositionen), aber, bedingt durch die agglutinierende Bauweise und die dadurch gegebene Kombinationsmöglichkeit der einzelnen Kategorien, erhöht sich die Zahl der zur Auswahl stehenden, begrifflich verwandten Wörter auf sage und schreibe 330, von denen die meisten wie üblich nicht einmal in einem Wörterbuch zu finden wären (wobei die Liste hier nicht ganz vollständig ist).

Wie gewohnt stehen wir also wieder vor der Wahl, entweder all diese Wörter auswendig zu lernen (viel Spaß dabei, obwohl es mit diesen Vokabeln Nr. 2 machbar wäre), oder die eher einfache Logik ihres Aufbaus zu verinnerlichen. Dabei sollte man sich vor allem die Bedeutung der Endungen einprägen, sowie auf die jeweils benutzten Wortstämme achten.

Etwaige Unregelmäßigkeiten der Wortbildung sind im nachstehenden Präsentationsvideo farblich hinterlegt. Von diesem gibt es übrigens auch eine PDF-Version, in der man auch rückwärts blättern und suchen kann. (Die Animation wird in Firefox nur dann sichtbar sein, wenn ihre Anzeige zuvor mit der links der Adressleiste stehenden Taste freigegeben wird.)

Beschreibung der einzelnen Wortkategorien

Der Klassifizierung der Orts- und Richtungsbestimmungen liegt folgende Einteilung zugrunde:

    • Eine solche Angabe, die sich auf den Würfel als Objekt bezieht, heißt absolut;
    • Eine relative Angabe wird dagegen aus der Sicht von Smiley gemacht, der sich im inneren des Würfels befindet;
    • Wenn sie aber aus der Sicht von Cooley vorgenommen wird, der sich außerhalb des Würfels aufhält, dann handelt es sich um eine allgemeine Bestimmung.
    1. Positionsbestimmung
    2. Csak a legkisebbiket nem lelte meg azt, amelyik a faliórában rejtőzött.
    3. Nur das jüngste in dem Uhrkasten fand er nicht.
    4. (Der Wolf und die sieben jungen Geißlein)
  1. Die Positionsbestimmung, also die Antwort auf die Frage „wo?” (hol?), hat im Ungarischen seine eigenen Kasus, die sich danach richten, ob man die Oberfläche, das Innere oder die äußere Nähe eines Objektes oder Raumes betrachtet. Diese Lokalkasus werden durch 3 Endungen gekennzeichnet, deren jeweilige Varianten nur der Vokalharmonie folgen, und die durch geeignete deutsche Präpositionen wiedergegeben werden können:
      • Eine Position auf der Oberfläche eines Objektes oder in einem offenen Raum wird mit Hilfe der Endung -On = -on,-en,-ön angezeigt, die ihre Entsprechung in „auf + Dativ” findet;
      • Wenn etwas sich innerhalb eines Objektes oder eines geschlossenen Raumes befindet, wird dieser Tatsache durch die Endung -bAn = -ban,-ben Rechnung getragen, ganz wie oben im Beispiel. Dort sieht man auch, dass so etwas mit „in + Dativ” übersetzt wird;
      • Die äußere Nähe wird im Deutschen meistens mit „bei + Dativ” angegeben. Im Ungarischen dient hierzu die Endung -nÁl = -nál,-nél, die in Bezug auf ihre Form etwas aus der Reihe tanzt, weil der Buchstabe n nicht am Ende des Suffixes steht.
    1. Wichtige Bemerkung
  2. Die Orts- und Richtungsbestimmungen, die mit einem Suffix ausgedrückt werden, kleben praktisch genauso am Objekt wie diese Endungen an der Bezeichnung desselben. Sie setzen also einen Kontakt mit diesem voraus, während alle „Orte”, die durch eine Postposition definiert werden, sich eigentlich immer vom Objekt entfernt befinden.
  3. Das bedeutet, dass es mit den Lokalkasus eine Art Verbundenheit mit dem Objekt demonstriert wird, die einfach die Tatsache zum Ausdruck bringt, dass es eher auf das Objekt als auf einen bestimmten Ort ankommt. Solche Abwägungen der Wichtigkeit sind charakteristisch für die ungarische Sprache, siehe Die Wortstellung im Detail oder Die Rolle der verschiedenen Verbformen.
    1. Absolutes Ortspronomen
            1. Mi csörög, mi zörög?
            2. A hasamban mi görög?
            3. Azt hittem, hat gidát nyeltem,
            4. mégis csak kő kocog bennem
            5. (A farkas és a hét kecskegida [.hun])
            1. Was rumpelt und pumpelt
            2. In meinem Bauch herum?
            3. Ich meinte, es wären sechs Geißelein,
            4. Doch sind’s lauter Wackerstein.
            5. (Der Wolf und die sieben jungen Geißlein)
  1. Eine Position wie aus dem obigen Abschnitt kann sich natürlich auch auf Personen beziehen. Wenn man aber statt einer Person das ihr zugeordnete Fürwort verwenden möchte, hängt man einfach das Suffix des Lokalkasus an das Pronomen, mit der Besonderheit, die man auch aus der Konjugation der Verben kennt: jede Person muss zusätzlich durch das entsprechende Pronominalsuffix gekennzeichnet werden.
  2. So müssten wir zum Beispiel den Ausdruck „in mir rasseln [die Steine]” folgendermaßen übersetzen:
    • Pronomen: 1. sing = (én) + ben(n) + em;
    • Verb : 3. plur = (ők) + kocog + nak.
  3. Genau wie bei konjugierten Verben werden jedoch die Personalpronomina auch bei den örtlichen Fürwörtern nur dann benutzt, wenn die durch sie bezeichnete Person extra betont werden soll. Im Normalfall lautet also unser Ortspronomen bennem – genauso wie im Beispiel weiter oben.
  4. Solche deklinierte Pronomina unterscheiden sich übrigens eben dadurch von den ähnlich deklinierbaren Possessivkonstrukten, dass die Personalendung tatsächlich am Ende des Wortes steht, d.h. immer hinter der Kasusendung! Das ist beim Possessiv umgekehrt, wie es der Begriff a hasamban (in meinem Bauch) schön zeigt.
  5. Es sollte klar sein, dass es mit einer bestimmten Kasusendung jeweils 6 verschiedene Personalendungen assoziiert werden können, die in der →Zusammenfassung einfach durch -* representiert werden.
  6. Man beachte weiterhin, dass die Pronomina rajt* der Oberflächenposition nicht aus der statischen Endung des vorherigen Abschnitts gebildet werden, sondern aus der Richtungsangabe, die nachfolgend beschrieben wird.
    1. Richtung „hin”
    2. Aztán továbbment; ment, mendegélt, míg egy almafához nem ért.
    3. [Sie] ging fort. Bald kam sie zu dem Apfelbaum …
    4. (Frau Holle)
  7. Handelt es sich bei der Frage nicht um eine →Position, sondern um eine Auskunft über eine Richtung, z.B. „wohin?” (hova?), dann müssen wir die folgenden Endungen verwenden:
      • Die Richtung auf eine Oberfläche hin (auch wenn es sich dabei um einen offenen Raum handelt) wird mit -rA = -ra,-re angegeben, was der Kombination „auf + Akkusativ” im Deutschen entsprechen würde;
      • Wenn das Ziel das Innere eines Objektes oder eines geschlossenen Raumes ist, wird dies mit -bA = -ba,-be angezeigt. Im Deutschen würde man hierfür „in + Akkusativ” heranziehen;
      • Die äußere Nähe eines Objektes, also das, wozu man die Präposition „zu” verwenden würde, wird mit -hOz = -hoz,-hez,-höz ausgezeichnet.
  8. Am Rande sei noch bemerkt, dass der durch das letzte Suffix definierte Lokalkasus, der Allativ, im Ungarischen eher den Standpunkt des Smileys im Inneren des Würfels wiederspiegelt. Es gibt nämlich ein fast gleich lautendes Verb namens hoz, dessen Bedeutung „hierherbringen” ist. Der lateinische Fachbegriff (.html.hu) hingegen ist aus dem Gegenstück dieses Verbs abgeleitet: hinbringen…
    1. Absolutes „hin”-Pronomen
    2. Ti, kis emberek, okosabbak vagytok nálunk, azért rád bízzuk, te tégy köztünk igazságot.
    3. [Ihr] die kleinen Menschen sind klüger als wir, daher wollen wir dir die Entscheidung überlassen.
    4. (Die Kristallkugel)
  9. Die hin-zeigenden Richtungspronomina werden nach dem →allgemeinen Prinzip mit Hilfe der Endungen des vorherigen Abschnitts konstruiert. Eine Ausnahme bilden jedoch die Formen bel* des inneren Raumes, die sich auf diesen Bezugspunkt als eine →absolute Position beziehen.
    1. Richtung „weg”
    2. A királyi palotától nem messze egy rengeteg nagy erdő sötétlett.
    3. Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer dunkler Wald.
    4. (Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich)
  10. Die dreistufige Abwägung der Antwort gibt es auch auf die Frage „woher?” (honnan?), wobei die Unterscheidung eigentlich nur durch den ersten Buchstaben der Endungen vorgenommen wird:
      • Wenn man von der Oberfläche eines Objektes oder eines offenen Raumes ausgeht, muss man es mit der Endung -rÓl = -ról,-ről ausdrücken. Die deutsche Präposition hierfür ist einfach „von”;
      • Wenn aber der Ursprung im Inneren eines Objektes oder eines geschlossenen Raumes liegt, muss man auf -bÓl = -ból,-ből ausweichen, deren Übersetzung „aus” lautet;
      • Wenn die äußere Nähe eines Objektes oder Raumes gemeint ist, muss man -tÓl = -tól,-től wählen. Dies wäre dann auf deutsch die Kombination aus den beiden vorangegangenen Bedeutungen, d.h. „von … aus”. (Im Beispielsatz oben steht also wortwörtlich: „nicht weit vom königlichen Schloss”.)
  11. Es bleibt noch zu vermerken, das das Fragewort honnan entgegen der üblichen Gepflogenheiten seiner Verwandten nicht eine dieser Endungen trägt, sondern die der Lokaladverbien innen (von hier) und onnan (von dort).
    1. Absolutes „weg”-Pronomen
    2. Egyszercsak megszúrta a tűvel az ujját, úgyhogy nyomban kiserkedt belőle három vércsepp.
    3. [Plötzlich] stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut [in den Schnee].
    4. (Schneewittchen)
  12. Ein Richtungspronomen dieses Typs wird genauso gebildet wie das entgegengesetzte →„hin”-Pronomen. Seinen Sinn können wir anhand des bisher gesagten einfach zusammensetzten: von (über) mir, dir, usw. (Oberfläche), aus mir, dir, usw. heraus (Inneres) und von mir, dir, usw. aus (äußere Nähe).
  13. So beschreibt das obige Beispiel den Ursprung der austretenden Blutstropfen und nicht deren Ziel wie im Original:
    1. belőle = b(el)ől + e ≙ „aus ihm heraus” ≈ aus dem Finger.
    2. Abstrakte Begriffe
    3. Ha a bajban volt, ne vesd meg a baj múltán sem!
    4. Wer dir geholfen hat, als du in der Not warst, den sollst du hernach nicht verachten.
    5. (Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich)
  14. Wenn wir die örtlichen Fragewörter hol, hova und honnan im Zusammenhang mit der Endung -hOz und dem Verb hoz (vgl. →die Richtung „hin”) betrachten, fällt auf, dass all diese Wörter mit „ho-” anfangen. Man könnte auch sagen, dass der abstrakte Begriff ho*, also die Wörter, die mit diesem sogenannten Radikal anfangen (zwar nicht alle, aber ausreichend viele), etwas mit „Örtlichkeit” zu tun haben.
  15. So gibt es 12 dieser abstrakten Begriffe, mit deren Hilfe man alle räumlichen Verhältnisse beschreiben kann, die anhand eines Würfels dargestellt werden können. Dazu gehören auch jó* und ba* für die Begriffe von „gut” und „böse”, die wie schon bei den alten Römern die entsprechenden Adjektive dexter bzw. sinister für die gute Seite (rechts) bzw. schlechte Seite (links) stehen. Kein Wunder also, dass die Not aus dem Beispiel baj heißt…
    1. Zustandsbestimmung
            1. Csipkerózsika (.hun) 100 éve fent fekszik a toronyban.
            2. Amióta a királyfi megcsókolta, azóta fenn van és nem alszik.
            1. Dornröschen liegt seit 100 Jahren oben im Turm.
            2. Seitdem der Prinz sie wachgeküsst hatte, ist sie [wohl]auf und schläft nicht mehr.
  1. Diese Gruppe von Adverbien, die im Gegensatz zu diejenigen des nächsten Abschnittes nicht durch Endungen erweitert werden können, verdankt seinen Namen der Tatsache, dass fenn eher den wachen Bewusstseinszustand bezeichnet, wie man es auch im obigen Beispiel sehen kann.
  2. Das Beispiel lässt auch erahnen, dass die Verben liegen (fekszik) und schlafen (alszik, vgl. auch Die vollständige Zustandsänderung) sich auch in diese Begriffswelt der Örtlichkeit fügen.
    1. Allgemeine Position
    2. A szolga továbbkocogott, de egyszerre mintha vékonyka hangot hallana odalent a homokban.
    3. [Der Diener] ritt weiter, und nach einem Weilchen kam es ihm vor, als hörte er zu seinen Füßen in dem Sand eine Stimme.
    4. (Die weiße Schlange)
  3. Eine allgemeine Position ist nichts anderes als die schlichte Angabe von innen (bent), außen (kint), oben (fent) oder unten (lent). Für die meisten Wörterbücher ist die Bedeutung dieser Adverbien die gleiche wie in der Gruppe zuvor. Wie wir es weiter unten erfahren werden, können jedoch diese vier sehr wohl durch verschiedene Endungen modifiziert werden.
    1. Allgemeine Eigenschaft
    2. És amiért olyan becsülettel szolgáltál, én magam viszlek fel a fenti világba.
    3. Weil du mir so treu gedient hast, so will ich dich selbst wieder [in die Welt] hinaufbringen.
    4. (Frau Holle)
  4. Die allgemeine Eigenschaft in unserem Kontext ist die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Position im Raum, die mit einem -i markiert wird. So wird die Welt im Beispiel tatsächlich als „die Welt von oben” bezeichnet.
    1. Allgemeine Richtung „hin”
    2. Hamupipőke (.hun) aranycipője csak bentre való.
    3. Die goldenen Schuhe von Aschenputtel sind nur für drinnen.
  5. Hängt man die Endung -rA des Sublativs (eine der →3 Richtungen „hin”) an eine allgemeine Positionsangabe, so erzielt man den selben Effekt, als würde man im Deutschen einen „für” vor das Adverb setzen: es entsteht eine Ziel- oder Zweckbestimmung.
    1. Allgemeine Richtung „weg”
    2. Kintről csak egyetlen rostélyos ablakszemen szűrődött be némi világosság.
    3. „Von draußen schien ein wenig Licht nur durch ein rostiges Fenster herein.”
    4. (Dornröschen [.hun])
  6. Die Richtungsangabe mit -rÓl (die Endung des Delativs, eine der →3 Richtungen „weg”) gibt eine allgemeine Auskunft über die Position des Ursprungs einer Aktion, in der Art „von innen”, „von außen”, „von oben” oder „von unten”.
    1. Absolute Richtung
    2. Gyere csak ide, nézd meg közelebbről, ha olyan kíváncsi vagy rá.
    3. „Komm her, schau es aus der Nähe an, wenn du so neugierig darauf bist.”
    4. (Dornröschen [.hun])
  7. Die Adverbien dieser Gruppen sollten uns schon vertraut sein, begegnen sie einem doch – abgesehen von den →Seitenangaben jobb für rechts und bal für links – ständig als die häufigsten Verbalaffixe.
  8. Das Adverb meg aus dem obigen Satz gehört zum Beispiel zur Wortfamilie mög* (die Nr. viii in der →Tabelle weiter oben). Das hat seinen Grund darin, dass die Laute e /ɛ/ und ö /ø/ im Ungarischen in bestimmten Fällen äquivalent waren, wobei es immer noch Dialekte gibt, in denen letzteres konsequent für den ersteren eingesetzt wird. (Das ist übrigens mit einer der Gründe, warum es für die Endungen mit einem „O” zu den Varianten mit o, ö auch eine mit e gibt.)
  9. Innerhalb dieser Wortfamilie lässt sich auch die ausschließlich perfektive Wirkung von meg als Verbalaffix einfach und bildlich erklären (vgl. den Würfel): eine Handlung ist auf jeden Fall abgeschlossen, wenn sie hinter einem liegt.
    1. Richtungseigenschaft
    2. Futott a nyúl, porzott a föld a nyomában; egykettőre fölért a szántás felső végére.
    3. Und fort ging [der Hase] wieder wie ein Sturmwind, daß ihm die Ohren um den Kopf flogen [bis er] oben ankam.
    4. (Der Hase und der Igel)
  10. Eine Richtungseigenschaft entspricht dem deklinierten Adjektiv, wie das eingangs schon erwähnte „oberer, ~e, ~es”. Das mit der Endung -sÓ = -só,-ső gebildete ungarische Adjektiv wird natürlich nicht dekliniert.
  11. So kommt der Hase in unserem Beispiel nicht einfach „oben” an wie in der Originalversion, sondern kommt vielmehr „ans obere Ende des Feldes” – was nebenbei auch zeigt, dass -rA auch mal mit an übersetzt werden kann, weil es eben keine feste Zuordnung der deutschen Präpositionen zu den ungarischen Kasus gibt (vgl. im Suffixwörterbuch).
  12. Ganz nebenbei können wir auch erkennen, warum die Ordinalzahl erstes im Ungarischen első heißt (-egyedik gibt es nur in Zusammenstellungen, also erst ab 11, vgl. „Die Zahlen – Vokabeln Nr. 1”): das ist die Zahl, die in einer Reihe an vorderster Stelle steht.
    1. Absolute Position
    2. A szabócska meg rátelepedett hátul az egyik ágra.
    3. Es war da hinten ganz lustig und guter Dinge.
    4. (Das tapfere Schneiderlein)
  13. Diese Positionsangaben heißen deswegen absolut, weil sie bis auf zwei Ausnahmen nicht als Postpositionen verwendet werden, und sich deshalb auch nicht zur →relativen Positionsangabe zu einem Objekt eignen.
  14. Die kurzen Versionen von belül (innen) und kívül (draußen), die bel- bzw. kül- lauten, findet man nur in zusammengesetzten Wörtern, in denen sie natürlich als Adjektive gelten, z.B. in:
    1. belföld das Inland – külföld das Ausland.
  15. Eine absolute Position kann, genauso wie eine →allgemeine Angabe, um bestimmte Endungen ergänzt und so in ihrer Bedeutung modifiziert werden – eine Vorgehensweise, die das Thema der nächsten Abschnitte bildet.
    1. Absolute Richtung „hin”
    2. Babszem Jankó meg csak kapdosta a fejét jobbra is, balra is, nehogy véletlenül az ő nyakát is elvágják.
    3. Er nahm sich in acht, daß er den Kopf nicht zu weit vorstreckte, damit ihm nicht etwa der Hals mit abgeschnitten würde.
    4. (Daumerlings Wanderschaft)
  16. Ähnlich wie für →die gleichnamige allgemeine Richtung, verleiht die Endung des Sublativs (-rA) dem damit ausgezeichneten Adverb den Sinn einer mit „nach” ausgedrückten Zielangabe.
  17. So weicht auch der Held in der ungarischen Version des Märchens dem Messer der Wirtin aus, in dem er seinen Kopf mal nach rechts (jobbra), mal nach links (balra) bewegt.
  18. Ähnlich wie die kürzeren Varianten im vorigen Abschnitt, wird auch die abgeschnittene Form elő- (vor-) in Zusammensetzungen vor, was bei Richtungen eigentlich fast immer Verbalaffixe ergibt. So gibt es für „vorkommen” tatsächlich zwei verschiedene Übersetzungen, je nachdem, was man meint:
    1. előjön zum Vorschein kommen – előrejön nach vorne kommen.
    2. Absolute Richtung „weg”
    3. Ha nem adod elő tüstént a terülj-asztalkát meg az aranyszóró szamarat, kezdődik elölről a tánc!
    4. Wenn du das Tischchen-deck-dich und den Goldesel nicht wieder herausgibst, so soll der Tanz von neuem angehen!
    5. (Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack)
  19. Dieser Abschnitt ist einfach nur die Umkehrung des vorhergehenden unter Benutzung der Delativ-Endung -rÓl (siehe →Allgemeine Richtung „weg”). Das im Beispiel verwendete Wort elölről heißt sinngemäß „von vorne”.
    1. Absolute Eigenschaft
    2. A szamár feltette a két elülső lábát az ablakpárkányra, a kutya felugrott a szamár hátára, a macska felkúszott a kutya nyakába, végül a kakas felröppent a macska feje búbjára.
    3. Der Esel mußte sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf, und setzte sich der Katze auf den Kopf.
    4. (Die Bremer Stadtmusikanten)
  1. Eine relative Position wird mit einem Adverb angegeben, das gemeinhin nur als Postposition Verwendung findet. Genau wie ein →Lokalkasus, wird es aber mit einer entsprechenden Präpositionen übersetzt, wie man es auch im obigen Satz erkennen kann.
  2. Postpositionen, die auf -lVl (mit V=u,ü,ö,a) enden, müssen einen Referenzort haben, der mit dem Superessiv, also mit der Endung -On markiert wird:
      • Cooley a házon kívül van Cooley ist außerhalb des Hauses.
      • Cooley házon kívül van Cooley ist außer Haus.
      • Smiley pedig azon belül, azaz a házban van Smiley ist aber innerhalb, d.h. im Haus.
    1. Relative Eigenschaft
    2. A kis ember, se szó, se beszéd, kézen fogta, és végigvezette egy föld alatti folyosón.
    3. Das Männchen nahm ihn bei der Hand und führte ihn durch einen unterirdischen Gang.
    4. (Das blaue Licht)
  3. Wie bei einer →allgemeiner Eigenschaft, können wir auch die Postpositionen aus dem vorherigen Abschnitt mit der Endung -i versehen, um die relative Position in Bezug auf ein bestimmtes Objekt anzugeben.
  4. Man sollte sich aber vor Augen führen, dass es ein reiner Zufall ist, das es im Deutschen ein entsprechendes Adjektiv wie unterirdisch im Beispiel für die Kombination Nomen + Postposition gibt. Im Ungarischen kann man natürlich jedes Nomen mit diesen erweiterten Postpositionen kombinieren, so dass der Sinn immer lautet: „von unter, über, usw. etwas”, also in unserem Beispiel „durch einen Gang, der sich unter der Erde befindet”.
    1. Relatives Ortspronomen
    2. Nyitva áll előttünk a szerencse útja!
    3. „Der Weg zum Glück steht uns offen!”
    4. (Vom klugen Schneiderlein [.hun[)
  5. Die ungarische Redewendung oben sagt wortwörtlich „vor uns”. Dieses zeigt aber, dass man aus Postpositionen genauso Pronomina erzeugen kann, wie aus den →Endungen der Lokalkasus:
    • Kasusendung : 2. sing = (te) + nál + ad ≙ „bei dir”;
    • Postposition: 2. sing = (te) + mellett + ed ≙ „neben dir”.
  6. Da kívül als →relative Position eh schon eines Referenzpunktes im Superessiv bedarf, ist es nur natürlich, dass es in der extra betonten Variante den korrespondierenden Kasus des Pronomens als Basis nimmt:
    1. rajtam, rajtad, stb. kívül außer mir, dir, usw.
    2. Relative Richtung „hin”
    3. Magad miatt ne aggódjál, találsz majd fedelet a fejed fölé meg helyet, ahol ellakhatsz.
    4. Deinetwegen sei ohne Sorgen, du sollst ein Dach finden, unter dem du wohnen kannst.
    5. (Die Gänsehirtin am Brunnen)
  7. Das Kennzeichen dieser Richtungen ist ein -Á = -á,-é, das so den sogenannten Lativus, eine unspezifische Bewegungs- und Richtungsangabe, auch allgemein in der Wortbildung vertritt. Hierbei gibt es 3 Besonderheiten zu beachten:
      1. Das Paar felé/ fölé (in Richtung von bzw. nach oberhalb) bildet die große Ausnahme von der →weiter oben kennengelernten Regel e=ö. So steht es dann auch im Beispiel oben „ein Dach über deinen Kopf”;
      2. Das Paar nach innen/ nach außen benutzt →wie gehabt die Endung -rA des Sublativs mit dem →Referenzort im Superessiv (d.h. mit -On), z.B. a kockán belülre ins Innere des Würfels;
      3. Das Paar, das die relativen seitlichen Richtungen beschreibt, zeigt dagegen →vom Referenzort weg. Das geschieht ja – eben – seitlich, so dass der dafür einzusetzende Kasus der Ablativ ist, dessen Kennzeichen -tÓl ist. Daher müsste man zum Beispiel sagen: a kockától jobbra rechts vom Würfel.
    1. Relatives „hin”-Pronomen
    2. Amint tanakszanak, látják, egy nyúl üget feléjük a mezőn.
    3. Wie sie so saßen, kam auf einmal ein Hase übers Feld dahergelaufen.
    4. (Die drei Brüder)
  8. Die Pronomina in dieser Gruppe werden →nach den üblichen Regeln gebildet, zum Beispiel:
    • 1. sing = (én) + felé + m ≙ „in meine Richtung”;
    • 2. sing = (te) + felé + d ≙ „in deine Richtung”;
    • 3. sing = (ő ) + felé + (je) ≙ „in seine/ ihre Richtung”;
    • usw.
  9. Die in Klammern stehenden Teile dienen nur der außergewöhnlichen Betonung, so dass das Fürwort in der 3. Person Singular praktisch mit der relativen Richtungsangabe des vorigen Abschnitts zusammenfällt.
  10. Die seitlichen Richtungen stellen eigentlich keine Pronomina dar, was man auch aus ihrer Zusammenstellung erkennen kann (vgl. →Absolutes Ortspronomen):
    1. a jobbotokra = jobb (nomn) + otok (2. plur) + ra (subl) ≙ „zu eurem Rechten” (Possessiv).
    2. Relative Richtung „weg”
    3. A gidák a sövény mögül lesték, mi történik.
    4. „Die Geißlein saßen hinter der Hecke und sahen, was geschehen ist.”
    5. (Der Wolf und die sieben jungen Geißlein [.hun])
  11. Diese Richtungsangaben sind durch ein -lÓl gekennzeichnet, ausgenommen die beiden Ausnahmen fölül (von über) und mögül (von hinter). In unserem Beispiel heißt es also sinngemäß: „sie sahen von hinter der Hecke zu …”
    1. Ortsbezogene Eigenschaft
    2. – A javát megkaptad – mondta –, de az aranykastélybeli királylányhoz aranyló is tartozik ám!
    3. »Das Beste hast du zwar,« sagte er, »aber zu der Jungfrau aus dem goldenen Schloß gehört auch das goldene Pferd.«
    4. (Der goldene Vogel)
  12. Mit der relativen Richtung als Postpositionen können auch ortsbezogene Eigenschaften gebildet werden. Dazu wird nur die Endung -i der →allgemeinen Eigenschaft benötigt. Dabei gilt es, eine Tatsache zu beachten, die unser Beispiel -beli betrifft.
  13. Diese verkürzte Variante von belüli wird ausschließlich als Suffix verwendet, wobei sie dem so zusammengesetzten Wort die Bedeutung „aus etwas kommend” verleiht. So heißt az aranykastélybeli eigentlich „die, die aus dem goldenen Schloß ist”.
    1. Relatives „weg”-Pronomen
    2. Felőlem ahányszor csak akarod – dünnyögte a sün kényelmesen.
    3. »Mir macht das nichts,« antwortete der Igel, »meinetwegen, sooft du Lust hast.«
    4. (Der Hase und der Igel)
  14. In diese letzte Gruppe gehören die in ihrem Sinn umgekehrten →hin-Pronomina, die aus den Postpositionen der →relativen Richtung „weg” gebildet werden. So lässt sich auch nachvollziehen, was felőlem aus dem obigen Beispiel genau bedeutet: nämlich „von mir aus”…

Zusammenfassung – die Kubo-Tabelle

Die obigen 26 Kategorien sind →in der Animation am Anfang der Seite jeweils einzeln in einem „Würfel” (kubo auf Esperanto) dargestellt. Diese Gruppen ergeben insgesamt 330 Wörter, die aus 12 abstrakten Begriffen durch 19, auch miteinander kombinierbare Suffixe abgeleitet werden.

Um mit dieser ungeheuerlichen Vielfalt umgehen zu können, ist es hilfreich, sich sowohl die Ähnlichkeiten als auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Begriffen einzuprägen. In der nachstehenden Tabelle sind erstere mit einem „✔” (wenn ein abstrakter Begriff die gegebene Endung aufweist) oder mit einem „☑” (wenn die zuletzt in der Spalte aufgeführte unregelmäßige Form als Stamm benutzt wird) markiert, während letztere einfach ausgeschrieben werden, wobei ein „~”-Zeichen für das abstrakte Radikal steht.

    1. Die absolute Eigenschaft ist wie die →Richtungseigenschaft ein Attribut, das etwas an eine →absolute Position fesselt. Aber diesmal geschieht es für alle 9 mögliche Positionen, obwohl wenn es eine entsprechende Richtungsangabe möglich ist, wird diese meistens bevorzugt. Um beim Beispiel zu bleiben, wenn ein Tier mit mehr als vier Beinen, also vielleicht eine Ameise, auch Mitglied der Musikanten wäre, würde es genauso wie der Esel auch Vorderbeine haben: egy hangyának elülső lába is van. Aber der letztere könnte diese Beine auch anders nennen: a szamáré lehet mellső láb is (die des Esels könnten auch Vorderbeine sein) – weil die Säugetiere ja auch eine Brust (mell) an ihrer Vorderseite haben… Relative Position
    2. Így aztán ott éjszakáztak a lúd mellett mind a hárman.
    3. So mußten sie [alle drei] die Nacht bei der Gans zubringen.
    4. (Die goldene Gans)
Die Bremer Stadtmusikanten

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