Sein oder nicht sein?

Weg ist das Sein

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Die Eigenschaft des Verbs van (*vanni=lenni sein), manchmal doch nicht da zu sein, kann irritierend sein. Es ist ja für das Verständnis eines ungarischen Satzes fundamental, das Prädikat darin ausmachen zu können.

Und so kommt es, das dieses Verb in der ungarischen Grammatik als létige „Verb des Seins (.hun)” bezeichnet wird…

Der Normalfall

Betrachten wir zunächst zwei Beispiele, in denen das Verb auf jeden Fall erscheinen muß (præt = Präteritum, præs = Präsens):

    • In den obigen Beispielen wird demnach nur das Subjekt weggelassen. Wenn Pronomina als Subjekte verwendet werden, gilt generell, daßPronomina in der 1. und 2. Person nur dann benutzt werden, wenn die Person hervorgehoben werden muß;
    • Pronomina in der 3. Person nur dann nötig sind, wenn sie den Satz verdeutlichen müssen (z.B. in der Höflichkeitsform mit ön, önök).
Dornröschen

Für das Nachfolgende halten wir noch fest, daß Beispiel Nr. 1 ein einfaches Prädikat ohne Prädikativ hat, während Nr. 2 ein aus einem Nomen und einem Verb zusammengesetztes Prädikat beinhaltet. Im ersteren ist das Verb ein Prädikat* und im zweiten ist es nur eine sogenannte Kopula.

Der Traum vom Nicht-Sein

Die folgenden Beispiele zeigen die Fälle, in denen van entfällt:

Die Regel

Aus den Beispielen Nr. 3 bis 10 kann man eine allgemeine Regel ableiten:

    • Im Indikativ Präsens wird kein „létige” in der 3. Person (sowohl Ein- als auch Mehrzahl: van, vannak) benutzt, wenn es als Kopula in einem mehrteiligen Prädikat zusammen mit einem Substantiv, Pronomen, Adjektiv oder Numeralen stehen würde. In allen anderen Fällen muß das Verb aber angegeben werden.

Adverbiale Ergänzungen werden nicht als Teil des Prädikats betrachtet, daher ist das Verb hierbei auch keine Kopula:

Am Beispiel Nr. 12 ist es wichtig festzuhalten, daß van, vannak als einfache Prädikate eigentlich eher im Sinne von „vorhanden sein” auftreten. So hat zum Beispiel der Satz:

A kastélynál szép rózsa van [Es] gibt schöne Rosen beim Schloss

auch im Deutschen nicht die selbe Bedeutung wie:

A kastélynál szép a rózsa Beim Schloss [sind] die Rosen schön.

Das ist im Prinzip die selbe Unterscheidung wie im Spanischen zwischen estar (irgendwo oder irgendwie sein) beziehungsweise ser (sein).

Die Begründung

Es dürfte bekannt sein, daß das leere Suffix ∅ in der ungarischen Konjugation (vgl. Konjugationstabellen) drei Funktionen versieht, die man mit einem Verb illustrieren kann: elátkozni verfluchen;

Da van als Kopula keine eigene Bedeutung trägt, sondern nur grammatikalisch aktiv ist, benimmt es sich in einem zusammengesetzten Prädikat wie ein ∅-Suffix in der Konjugation. Sehen wir uns dieses Prädikat an: álmos lenni schläfrig sein, z.B. in Csipkerózsika álmos;

Was die Mehrzahl eines Prädikats anbelangt, wird sie auch am Prädikativ angeben, so daß vannak als die 3. Person Plural des „létige” hierfür nicht benötigt wird:

A jó tündérek kedvesek Die guten Feen [sind] gutmütig.

Die Steigerung

Eine ∅-Kopula wird ausnahmsweise – als Satzakzent – herangezogen, um eine qualitative oder quantitative Steigerung des Prädikats auszudrücken:

Inspiration

Über Prädikate im Ungarischen:

tabellarisch in „Alanyi-állítmányi szószerkezet” (.hun),

ausführlich in „Magyar Nyelvőr – LENGYEL Klára: Az állítmány” (.hun).

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* Anmerkung:

Die Kopula macht in morphologischer Hinsicht ein zusammengesetztes Prädikat dem einfachen sehr ähnlich:

    • Te boszorkány, te gonosz-kod-t-ál (einfach) Du Hexe, du warst aber böse!
    • Te boszorkány, te gonosz vol-t-ál (mit Kopula) Du Hexe, du warst aber böse!

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