Tridirektivität leicht gemacht

Tridirektivität, warum?

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Mitverantwortlich für die bekannterweise zahlreichen Kasus im Ungarischen ist unter anderem die sogenannte Tridirektivität.

Diese bezeichnet die Gewohnheit, für jedes örtliches Verhältnis 3 Richtungen zu unterscheiden, die jeweils eine der Fragen wohin, wo oder woher beantworten. Also ob es irgendwo hingeht (Quorsiv*), ob es keine Bewegung stattfindet (Quossiv*) oder es von irgendwo herkommt (Undezessiv*).

Es ist interessant anzumerken, daß in dieser Konstellation die Adverbien „hin” und „her” auch im Deutschen als Postpositionen auftreten können:

Was macht er? Er geht zur Tür hin (Verbalpräfix). Wohin geht er? Zur Tür hin (Postposition).

Das selbe auf Ungarisch:

Mit csinál? Odamegy az ajtóhoz (Verbalpräfix + Suffix). Hova megy? Az ajtóhoz (Suffix). Az ajtó felé (Postposition) In Richtung der Tür.

Am Anfang waren wir alle zu Hause

Wenn wir zum Beispiel den Ort „daheim” betrachten, dann könnten wir im Geist der Tridirektivität sagen:

    • wir gehen nach Hause;
    • wir sind zu Hause;
    • wir kommen von Zuhause her (wenn es keine Bewegung stattfindet: von Zuhause aus).

Im Ungarischen ist es darüber hinaus möglich, die relative Position (den Fokus) dieses Zuhauses zum Ort des Geschehens anzugeben:

    • Es passiert hier zu Hause: Kéne valamit venni itthonra Man müsste was (für Zuhause) einkaufen (nach dem Motto lass uns einkaufen gehen, damit was da ist, wenn Gäste kommen);
    • Man meint dort zu Hause: Kéne valamit venni otthonra (wenn man sich z.B. in einem Geschäft befindet und einem einfällt, daß zu Hause der Kühlschrank leer ist);
    • Man ist noch weiter weg von Zuhause: Kéne valamit vinni haza Man müsste was für Zuhause mitnehmen (wenn man z.B. im Ausland ein Mitbringsel sucht).

(Das Wort hon bedeutet Heimat; heutzutage wird dafür eher haza als Nomen verwendet.)

Allgemeine örtliche Verhältnisse

Wie für Daheim, kann man auch für jeden anderen Ort einen bestimmten Fokus im Raum festlegen:

    • Az egér a számítógépnél van Die Maus ist beim Computer;
    • A program a számítógépre lett telepítve Das Programm wurde auf dem Computer installiert (auf seiner Festplatte);
    • Kihúztam a fülhallgatót a számítógépből Ich habe den Kopfhörer aus dem Computer herausgezogen.

Adverbien, Postpositionen und Pronomina

Die 9 Ortsbestimmungen im obigen Abschnitt bilden echte Kasus. Sie können aber trotzdem wie die restlichen Ortsverhältnisse auch anders ausgedrückt werden:

Az asztal mellett mindig a tányér fölé tartom a poharam Bei Tisch halte ich mein Glas immer über dem Teller.

Postpositionen könnten zum Beispiel wie folgt verwendet werden:

    • A kert a ház mögött van Der Garten ist hinter dem Haus;
    • A garázst a ház elé építették Sie haben die Garage vor das Haus gebaut;
    • A macska az autó alól került elő Die Katze ist unter dem Auto hervorgekrochen.

Die Suffixe -t, -tt markieren wie in den Adverbien itt (hier) und ott (dort) den alten geografischen Lokativ: Az öt templom ott van Pécsett Die fünf Kirchen sind in Fünfkirchen.

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* Anmerkung:

Die Bezeichnung der 3 Richtungen entspricht der lateinischen Umschreibung der Fragen: quorsum wohin; quo wo, esse sein; unde von wo, decessum weggegangen. Die ungarische Grammatik benutzt hierfür die Begriffe lativus, locativus und ablativus. Dies ist jedoch nicht präzise genug, da Lokativ und Ablativ eigentlich Spezialfälle des Quossivs bzw. des Undezessivs darstellen.

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