Ars verbi

Die Rolle der verschiedenen Verbformen

Rückwärts
Inhaltsverzeichnis
Vorwärts
Zum Anfang
Zum Ende

Jemand tut etwas: Valaki valamit csinál. Dieser sehr einfache einleitende Satz wird uns dabei helfen, zu verstehen, welche Aufgaben die strenge Trennung der subjektiven und objektiven Sichtweisen mit Hilfe der Verben im Ungarischen erfüllen soll.

Wir haben schon erfahren, dass diese Unterscheidung dreistufig vorgenommen wird (ibid.). Der Grund hierfür ist, dass es dadurch einem Sprecher möglich gemacht wird, seinen Standpunkt, ob subjektiv oder objektiv, in Bezug auf jedes der drei Hauptelemente eines solchen Aussagesatzes klarzustellen: sei es nun das Subjekt (jemand = valaki), das Prädikat (tut = csinál) oder das Objekt (etwas = valamit).

Um den selben Effekt im Deutschen zu erzielen, müsste man im obigen Satz eine der Komponenten stärker betonen beziehungsweise anders ausdrücken. Eine Unterscheidung vorzunehmen ist aber so nur für eine der Komponenten möglich, wohingegen im ungarischen Satz die Kennzeichnung der Standpunkte für alle drei gleichzeitig und unabhängig voneinander erfolgen kann.

Damit stehen den insgesamt 3 Bedeutungsvarianten des deutschen Beispiels 2³, also 8 Möglichkeiten in der ungarischen Übersetzung gegenüber. Aber gehen wir erstmal der Reihe nach vor.

Das Bezugssystem

»Ik tue das«, sagt der Berliner.

Das Bezugssystem eines Verbs richtet sich nach der tatsächlichen oder angenommenen Wichtigkeit seines Subjekts. Betrachten wir hierzu anhand eines medialen, also nicht-aktiven Verbs die uns zur Verfügung stehenden Konjugationsmöglichkeiten.

Um diese anzugeben, benutzen wir jeweils die lexikalische Nennform der ungarischen Verben, die durch die 3. Person Singular gebildet wird.

Ein ik-Verb dient also zum Kennzeichnen des subjektiven Bezugssystems (siehe Ein Werkzeug zum Hervorheben). Die Bedeutung solcher Verben kann man sich am besten anhand des folgenden Beispiels merken:

    • tör / törik auf deutsch zerbrechen bzw. zerbrochen werden, auf französisch casser bzw. se casser.

Die deutsche Übersetzung unterscheidet hierbei zwischen einem aktiven und einem passiven Verb, während die französische das normale vom reflexiven Verb trennt. Im Ungarischen ist es weder das eine noch das andere, sondern nur die Betonung des Selbstbezuges wie im Beispielsatz, also quasi die Unterstreichung des Subjekts.

Genus verbi

Jemandem geschieht etwas.

Durch die Wahl eines objektiven oder subjektiven Verbs geben wir an, ob die entsprechende Tätigkeit vom Subjekt aktiv ausgeführt, oder eher passiv erduldet wird. Im ersten Fall hat die Tätigkeit selber eine Auswirkung auf ein externes Objekt (daher die Bezeichnung objektiv), während sie im letzteren ohne Einwirkung von außen erfolgt, d.h. das Subjekt führt sie von sich aus (also subjektiv) aus. Um die Unterschiede herauszustellen, nehmen wir das aktive Gegenstück zum oben benutzten Verb:

Da die Diathese der ungarischen Verben meist an ihren Stammendungen erkennbar ist, können wir hierbei von echtem Genus verbi sprechen:

    • tanul / tanít lernen beziehungsweise lehren; ersteres subjektiv, letzteres objektiv.

Die richtige Konjugation

Jemand tut genau das.

Durch die objektive Konjugation drücken wir aus, dass das Objekt uns wichtiger erscheint, als der ausführende Subjekt. Laßt es uns mit einem objektivem Verb, das auch nur im objektivem Bezugssystem benutzt wird, und daher keine nominelle ik-Form besitzt veranschaulichen:

Tischlein deck dich

Wenn das ik-Verb transitiv ist

Hadd legyen nagy eszem-iszom, jóllakatom őket, s megtöltöm a zsebüket jóféle arannyal Ich will sie speisen und tränken und will ihnen die Taschen noch mit Gold füllen (Tischchen deck dich …).

Im Falle eines transitiven ik-Verbs erübrigt sich die subjektive Konjugation, wie man es aus der folgenden Tabelle ersehen kann:

Zusammenfassung

Als Fazit sollte man folgendes festhalten:

    1. Ein ik-Verb betont den Selbstbezug der Aussage (Bezugssystem);
    2. Ein subjektives Verb steht für ein vom Subjekt selber erduldetes Geschehen, im Gegensatz zu einer objektiven, nach Außen gerichteten, und damit aktiven Tätigkeit (Genus verbi);
    3. In der subjektiven Konjugation ist uns der Subjekt einer Tätigkeit selber wichtiger, als ihr Objekt (Konjugation).

| weiter |

joomla analytics
Document made with KompoZer
Creative Commons License