Abteilung Einkauf
Ein Unternehmen ist aus Kostengründen bemüht, Lagerbestände so gering wie möglich zu halten. Deshalb wird versucht, die Bestellmengen den Kundenaufträgen möglichst anzupassen, also möglichst immer exakt die Menge zu bestellen, die die jeweiligen Kunden bestellen. Das bedeutet auf der Kundenseite, dass der Verkauf immer solche Liefertermine (Wunschliefertermine) mit dem Kunden vereinbaren muss, dass die Zwischenzeit zum Beschaffen der Ware ausreicht. Somit wird die durchschnittliche Lagerdauer des Materials erheblich (meistens auf 1 - 2 Tage) verkürzt. Als Dispositionsverfahren wurde die plangesteuerte Disposition mit exakter Losgröße im SAP-System eingestellt. Dazu können Sie die Registerkarte "Dispositionsverfahren" lesen. Sie sehen, dass der Bedarf vom SAP-System berechnet wird. Grundsätzlich gilt: Ist ein Bedarf vorhanden, legt das SAP-System nach der Disposition in der entsprechenden Höhe eine Bestellanforderung an. Diese kann im weiteren Prozess in eine Bestellung umgewandelt werden.
Sollten zwei Kundenaufträge zu demselben Material angelegt worden sein, werden diese - wenn ein Bedarf vorhanden ist - in einer Bestellanforderung zusammengefasst, wenn die Wunschlieferdaten in beiden Terminaufträgen auf den selben Tag fallen. Sonst werden zwei Bestellanforderungen - für jeden Auftrag eine - angelegt.
Beispiel: Hätten wir einen Warenbestand von z. B. 500 St. und einen Kundenauftrag zur selben Ware über 1000 St. gehabt, so hätte das System eine Bestellanforderung von 500 Stück angelegt.
Es kann ein Sicherheitsbestand berücksichtigt werden. Erfahrungsgemäß halten wir uns bei einigen Artikeln einen Vorratsbestand, weil wir wissen, dass die Lagerumschlagshäufigkeit hoch ist.
Das System unterscheidet zwei Arten von Sicherheitsbeständen, die Sie in den Materialstammdaten unter 'Disposition 2' eingeben können:
1. Sicherheitsbestand
2. min. Sicherheitsbestand
Der Sicherheitsbestand ist eine Reservemenge, die zusätzlich zur exakten Losgröße in der Disposition berücksichtigt wird. Dieser Bestand steht für die Auslieferung zur freien Verfügung. Der 'min Sicherheitsbestand' kann nicht verkauft werden. Es muss immer Ware in Höhe dieses Bestandes vorhanden sein.
Terminierung
Probleme bereitet immer die Terminierung, die mit der Disposition verknüpft ist . Also die Frage, wann die Ware bei uns eintreffen wird. Das hängt bei unseren Systemeinstellungen von mehreren Faktoren ab.
Wir haben im System eine Dispositions-Bearbeitungszeit angelegt (ist bei uns der Fall: 1 Tag). Diese Zeit benötigen wir durchschnittlich, um alle Verwaltungsarbeiten im Rahmen der Disposition zu erledigen. Diese Zeit können Sie als normaler Nutzer nicht verändern. Sie müssen sie aber bei der Terminierung berücksichtigen.
Planlieferzeit: Die Zeit, die die Ware vom Lieferanten zu uns benötigt (Zeit der Anlieferung). Diese Zeit kann von Material zu Material unterschiedlich sein. Diese Zeit wird in den Materialstammdaten (Disposicht 2) eingetragen (in der Regel bei unseren Stammlieferanten 2 Tage).
Wareneingangsbearbeitungszeit (z. B. Abfertigung, Einlagerung): Auch diese kann je nach Artikel unterschiedlich sein. Deshalb ist sie in den Materialstammdaten geregelt. In unserem Fall in der Regel 1 Tag.
Aus diesen drei Punkten ergibt sich, dass die Ware nach 4 Tagen eingelagert ist und verkauft werden kann. Aber Vorsicht, Feiertage und Wochenenden verlängern die Lieferzeit.
Ich habe Ihnen Folien mitgebracht, damit Sie das Problem verfolgen können. Schauen Sie sich einmal die Registerkarte "Beispiel Terminierung Disposition" an.
Dispositionslauf im SAP-System
Bei der Disposition haben Sie zwei Möglichkeiten. Sie können ein einziges Material planen. Das ist nur sinnvoll, wenn keine zentrale Dispositionsabteilung vorhanden ist. Hier empfiehlt es sich, bei Eingang eines Kundenauftrages sofort das angesprochene Material zu disponieren. Sie erhalten ja auch beim Anlegen des Terminauftrages einen Hinweis, wenn das Material zum Wunschlieferdatum nicht zur Verfügung steht.
Bei einer zentralen Dispositionsabteilung sollte der Disponent über alle Materialien gleichzeitig disponieren. Es wäre ja viel zu aufwändig, wenn er jeden Morgen jedes einzelne Material disponieren müsste.
Dispositionsverfahren
Plangesteuerte Disposition (Sicht Disposition 1, Dispomerkmal "PD").
Es wird vom SAP-System der Bedarf ermittelt. Dabei werden berücksichtigt:
Die Mengen von Bestellungen, die noch nicht in einen Wareneingang umgewandelt wurden.
Die Mengen von Bestellanforderungen.
Die Mengen der Kundenaufträge, die noch nicht beliefert wurden.
Beispiel
Angenommen, es ist ein Bestand von 1 000 Stück vorhanden.
Bestellanforderungen bestehen über 500 Stück.
Bestellungen sind im System von 500 Stück.
Damit stünde uns eine Menge von 2000 Stück zur Verfügung, wenn die Bestellanforderung und die Bestellung zu einem Wareneingang führen würden.
Jetzt wird ein Kundenauftrag von 5 000 Stück in das SAP-System eingegeben.
Es fehlen also 3 000 Stück.
Diese 3000 Stück schlägt das SAP-System vor, zu bestellen und legt über diese Menge automatisch eine Bestellanforderung an, die bei ausreichender Liquidiät in eine Bestellung umgewandelt werden kann.
Bei dieser Art der Disposition werden alle zum Material eingepflegten Bestellungen und Kundenaufträge bei der Bedarfsfeststellung berücksichtigt.
Wenn als Dispolosgröße "EX" eingestellt wurde, wird genau der exakte Bedarf vorgeschlagen. Ein Sicherheitsbestand kann in der Sicht "Disposition 2" eingepflegt werden.
ACHTUNG: Dieses Verfahren berücksichtigt keinen Meldebestand.
Sie möchten disponieren!
Die Disposition wird entweder von der Abteilung Einkauf oder in einer speziellen Abteilung durchgeführt.
Das SAP-System ist im Szenario erp4school so eingestellt, dass sich die Disposition (Material zur rechten Zeit am rechten Ort in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen) nach den Kundaufträgen richtet. Damit ist gemeint, dass das SAP-System erst dann vorschlägt Material einzukaufen, wenn ein Kundenauftrag eingegangen ist und nicht genügend Material im Lager ist.
Weiterhin hat Disposition immer etwas mit Lieferzeiten (vom Lieferanten zu uns und von uns zum Kunden) zu tun. Nehmen wir an, dass von einem Material kein Bestand mehr auf Lager ist. Jetzt geht ein Kundenauftrag ein. Dann müssen wir zuerst Material einkaufen, bevor wir etwas verkaufen können. Wenn der Kunde wissen möchte, wann die Ware bei ihm eingeht, müssen wir also die Zeit, die das Material benötigt, bis es in unserem Unternehmen eingelagert ist und die Zeit, bis es beim Kunden ist, addieren. Genauso geht auch das SAP-System vor.
Welche Zeiten müssen nun beim Disponieren berücksichtigt werden?
Lieferantenseite
Zeit von der Disposition bis zur Einlagerung der Ware:
1 Tag Dispositionszeit
Zeit, um zu Disponieren, Lieferquellen bestimmen usw.
+ Planlieferzeit
Zeit für den Transport vom Lieferanten zu uns
+ WE-Bearbeitungszeit
Wareneingangsbearbeitungszeit = um die Ware einzulagern
Die Planlieferzeit und die WE-Bearbeitungszeit werden in den Stammdaten (Sicht: Disposition 2) eingestellt. Darauf können Sie Einfluss nehmen. Die Dispositionszeit wird beim Einrichten des Systems eingestellt. Diese Zeit können Sie nicht verändern.
Kundenseite
1 Tag Richtzeit
Kommissionierzeit und Vorbereiten des Transports
1 Tag
Ladezeit
1 Tag
Transportzeit zum Kunden
Auf all diese Einstellungen haben Sie keinenen Einfluss. Diese Zeiten sind im SAP-System voreingestellt und werden nicht über die Stammdaten geregelt.
Sie müssen bei der Terminierung darauf achten, dass Wochenenden und gesetzliche Feiertage nicht mitgerechnet werden.
Angenommen, Sie haben in den Materialstammdaten 2 Tage Planlieferzeit und 1 Tag WE-Bearbeitungszeit eingestell:
Datum heute: 29.01.2009 (Freitag)
+ 3 Tage (1 Tag Dispositionszeit + 2 Tage Planlieferzeit)
= 2. 2. 2010 (30.1. und 31.1. Wochenende)
+ 1 Tag WE-Bearbeitungszeit
3.2.2010
+ 1 Tag Richtzeit
= 4.2.2010 (Die Ware steht zum Laden bereit)
Materialbereitstellungsdatum
+ 1 Tag Ladedatum
= 5.2.2010
Ladedatum (an diesem Tag wird geladen)
6.2. und 7.2. Wochenende
+ 1 Tag Transitzeit = 8.2.2010
Warenausgangsdatum (an diesem Tag wird transportiert)
Das Material trifft dann am 9.2.2010 ein
Das oben beschriebene Beispiel können Sie sich im Folgenden ansehen, wie es im SAP-System dargestellt ist:
Das SAP-System schaut zuerst immer auf das Wunschlieferdatum und prüft, ob von diesem Datum rückwärts gerechnet die Zeit ausreicht, damit das Material beim Kunden ist. Liegt das ermittelte Datum vor dem Wunschlieferdatum ist das ja nicht möglich, dann wird ausgehend vom Wunschlieferdatum vorwärts gerechnet.
Am 19.01.2010 wurde ein Kundenauftrag angelegt. Das Wunschlieferdatum wurde zu Demonstrationszwecken auf denselben Tag gelegt. Damit rechnet das SAP-System vorwärts, vom 29. ausgehend.
Das SAP-System stellt fest, dass zum 29. die Menge nicht bestätigt werden kann (Bestät.Menge = 0).
Ein Neues Datum 09.02.2010 wird vom System vorgeschlagen.
Sie sehen die gesamte Planung im Terminauftrag. Die Terminrechnung können Sie oben in der Tabelle nachverfolgen. Die roten Datumsangaben finden Sie unten in der Grafik wieder.
Jetzt wird disponiert. Das System schlägt vor, eine Bestellanforderung anzulegen. Das ist ein Beleg, der einen Materialbedarf signalisiert und von der Abteilung Einkauf in eine Bestellung umgewandelt werden kann.
Die Bedarfs- und Bestandsliste sieht folgendermaßen aus:
Sie sehen, dass der aktuelle Bestand 0 ist, dass ein Kundenauftrag erfasst wurde und dass dieser Kundenauftrag mit der Bestellanforderung (und dann später der Bestellung) beliefert werden soll.
 einkauf_anl_dispositionl.pdf
einkauf_anl_dispositionl.pdf