Grundeinkommens-Einführung .. praktisch

Ralph Boes beschreibt die Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommen.


https://www.youtube.com/watch?v=4YqZPk4PPyI


Er schlägt vor, in 200 Euro Schritten, die ein bzw. anderthalb Jahre dauern, das Grundeinkommen peu à peu einzuführen. Dabei wären bei jedem Schritt Konsequenzen für verschiedene gesellschaftliche Bereiche die Folge, die zu Einsparungen führen, sodass der Bundeshaushalt immer wieder ins Gleichgewicht gebracht wird, wenn er auf der einen Seite mit den Ausgaben für ein Grundeinkommen belastet wird.


Wenn das Kindergeld zum Beispiel vollständig durch »Grundeinkommen« ersetzt ist, braucht es keine Kindergeldberechnungen mehr und die diesbezügliche Behördenarbeit könnte wegfallen, was Kosten einspart. - Aber dies könnte auch neue Arbeitslose mit sich bringen. Was erst mal hingenommen werden müsste, oder die Behördenmitarbeiter übernehmen andere Aufgaben.


Die Ehegatten-Splitting Steuerregelung könnte wegfallen. - In dem Maße, wie das Grundeinkommen steigt, könnte der Steuerfreibetrag abgesenkt werden.


Staatliche Subventionen für Beschäftigung und Sicherung der Arbeitsplätze könnten eingespart werden, weil die Gemeinschaft nicht mehr Geld für »Arbeit« geben würde, sondern Geld für’s Leben.


Natürlich ist die Frage, ob das Grundeinkommen »kostenneutral« zu finanzieren ist, auch eine argumentative Falle. Denn in ihr steckt die Behauptung, das Leben der Menschen seien »Kosten«. Vielleicht sollte man sich gar nicht auf solche Gesprächsgestaltungen einlassen. Und die Begründung des Grundeinkommens aus den wirtschaftlichen Vorgängen selbst ableiten. Sonst besteht immer die Gefahr, dass der Reporter einen mit Absicht in Fettnäpfchen leitet.


Der Interviewer fragt dann nach »Gerechtigkeit«, wenn ein Milliardär ein Grundeinkommen bekäme. Ralph sagt jetzt, wenn es nicht »bedingungslos« ist, müsste wieder kontrolliert werden, ob die Leute die Bedingungen erfüllen. Es wäre also wieder ein Kontrollaufwand nötig.


Dieses Argument ist sehr wichtig. - Heute ist ein Hauptgrund, warum viele Menschen ihnen zustehende Sozialleistungen nicht in Anspruch nehmen, die Antragstellung, das »sich ausziehen« und seine Lebensumstände preisgeben müssen und allgemein die »Willkür« wie die Behörden mit den Menschen umgehen und ein kaum durchsetzbares »Recht« auf diese Sozialleistungen.


All diese Probleme für die Menschen, die ein würdiges Leben nicht haben, es aber brauchen, wären mit einem »bedingungslosen« Grundeinkommen hinfällig.


Es geht also darum, die Vorteile der Bedingungslosigkeit für die Armen in den Vordergrund zu stellen, und nicht die vermeintlich berechtigten Nachteile, die ein Milliardär hätte, wenn er kein Grundeinkommen erhalten würde, bei einem bedingten Grundeinkommen.


Außerdem ist das Grundeinkommen »ein Menschenrecht«. Auch dieser Aspekt des bGE ist sehr wichtig. – Alle Menschen sollen eine Grundlage haben, auf der sie ihr Leben aufbauen können. Und diese Grundlage muss natürlich allen in einer Gemeinschaft zustehen, egal, was sie in Zukunft aus ihrem Leben machen und wer sie sind.


Interessant ist an dem schrittweisen Einführen eines Grundeinkommens, wie es Ralph Boes sich vorstellt, dass im selben Maße bei den Menschen ein Umdenken einsetzen könnte. So, wie er es beschreibt, bei den McDonald’s-Mitarbeitern, die bei jeder Erhöhung des Grundeinkommens überlegen, wie wollen sie sich verhalten. Bleiben sie bei dem Arbeitgeber, verlangen sie mehr Geld, kündigen sie oder was auch immer. - Das könnte tatsächlich sehr hilfreich sein, für eine Gesellschaft, zu lernen und auszuprobieren, wie gehen wir mit der neu gewonnenen Freiheit durch ein Grundeinkommen um.


Je mehr Souveränität durch ein Grundeinkommen entsteht, umso mehr muss der Arbeitgeber Angebote machen. Heute schon würde der Unternehmer sich fragen, was muss ich machen, für den Kunden, damit der zufrieden ist. In einer Grundeinkommens-Gesellschaft würde zusätzlich noch die Frage auftauchen, was muss ich machen für den Mitarbeiter, damit der zufrieden ist.


Das Grundeinkommen führt dazu, dass die Wirtschaft komplett in eine Umgestaltung gerät, weil sie bis heute sich auf einem hierarchischen Modell aufbaute, und durch das bGE diese Beziehungsstrukturen obsolet oder infrage gestellt werden.


Unangenehme Arbeit gibt es nicht. Wenn Arbeit notwendig ist, dann wird sie deshalb gemacht. Aber die Bedingungen müssen stimmen. Außerdem werden unterschiedliche Arbeiten von Menschen unterschiedlich wahrgenommen.


Die Lebensgrundbedürfnisse der Menschen, muss nicht mehr der Arbeitgeber »bezahlen« und auch nicht mehr der Staat (als Arbeitgeber), weil sie durch ein Grundeinkommen abgedeckt sind. Dadurch wird die Finanzierung von Arbeit insgesamt preiswerter und viele Aufgaben, die heute kaum leistbar sind, werden in einer Grundeinkommens-Gesellschaft wieder möglich. Zum Beispiel mehr Sozialarbeit.


Führt nicht ein Grundeinkommen dazu, dass die meisten Leute faul werden und nichts mehr arbeiten?


Ralph sagt, es ist eher umgekehrt, weil mit dem Grundeinkommen die Fixkosten für die Existenzsicherung abgedeckt sind: Strom, Heizung, Nahrung, Miete, Nahverkehr, Internet, Kleidung.


Alles, was ich dann zusätzlich verdiene, zum Grundeinkommen dazu, steht mir frei zur Verfügung und ich kann damit machen was ich will. Das macht Arbeiten viel attraktiver, als es heute der Fall ist. Heute gehen im Niedriglohnsektor 80, 90% des Lohnes für Fixkosten weg und es bleibt für den freien Eigenverbrauch kaum etwas übrig. Das macht die Arbeit heute unattraktiv.


In einer Grundeinkommens-Gesellschaft ist es genau anders herum. Arbeiten lohnt sich.


Wenn die Unternehmer nicht mehr für die Existenzsicherung der Menschen verantwortlich sein müssen, also für den »Lohn«, um was geht es dann bei der Arbeit? Boes sagt, der Unternehmer kann seinen Gewinn mit den Mitarbeitern teilen. - Genau.


Und/oder es könnte die Mitarbeiter interessieren, dass die Güter und Dienstleistungen erbracht werden, für die das Unternehmen arbeitet.


Dann ging es noch in Details, zum Beispiel, wer das Grundeinkommen ausgeben soll. Ralph schlägt vor, das Einwohnermeldeamt.


Eine Zuteilung des Grundeinkommens über Chip-Karte (EC-Karte) lehnt er ab, weil es eine staatliche Kontrolle impliziere. Ich sehe das ehrlich gesagt, nicht so pessimistisch. Aber wir werden ja sehen, wenn in verschiedenen Ländern wirklich das Grundeinkommen vorhanden ist, wie überall diese Aufgabe praktisch unterschiedlich umgesetzt wird, und wir werden dann voneinander lernen und die effektivsten, pfiffigsten Lösungen werden sich womöglich nach und nach überall wiederfinden.