Die Wirklichkeit oder Grundeinkommen?

Es geht nicht um »den Glauben«, dass der Arbeitgeber ausbeutet. - Tausende Arbeitnehmer erleben das jeden Tag und können davon berichten. Sei es, dass Überstunden nicht ordentlich bezahlt, oder Arbeitszeiten nicht eingehalten werden, »weil der Betriebsablauf dies erfordert«, sodass die Menschen kaum noch ein Privatleben haben und sich als »Arbeitssklave« fühlen.


http://ef-magazin.de/2017/09/29/11655-bedingungsloses-grundeinkommen-der-volksglaube


Und auch bei dieser Autorin wieder die »Lebenskampf« Attitüde: die alten Kämpen, die »in die Schlacht« ziehen, wenn sie zu arbeiten anfangen. Das war ja auch der Gedanke nach dem Krieg, dieses kriegslüsterne Volk zu bändigen. Lassen wir sie sich austoben in Sport und Arbeit. Dann machen sie wenigstens etwas Sinnvolles.


Leistung und »Gegenseitigkeit« sind bei ihr die Orientierungspunkte. Wenn ich etwas tue, für jemanden, muss der mir etwas zurückgeben. - Echt? – Es gibt tausend Varianten, wie wir unsere Beziehungen handhaben. Wichtig dabei ist, dass wir »frei« dabei sind, und niemandem gegenüber verpflichtet.


Die Autorin erweckt den Eindruck, als ob wir nur »arbeiten« können, wenn wir auf »Nachfrage« stoßen.


Aber ist das so? Dazu müssen wir auf die Wirtschaft schauen. Haben Sie sich einmal eine Wirtschaftssendung im Radio angehört? Zum Beispiel eine halbe Stunde um 17 Uhr im Deutschlandfunk? Zeichnen Sie einmal eine solche Sendung auf und überprüfen dann im Anschluss, was die Mitteilungen in diesen Sendungen mit ihrem Leben, mit ihrem Privatleben zu tun haben.


So gut wie nichts.


Allein die Börsenkurse sind für niemanden wichtig. Und trotzdem werden sie einem stündlich um die Ohren gehauen. Zwei Prozent der Bevölkerung besitzen Aktien.


»Nachfrage« gibt es nach den Gütern, die das Grundeinkommen ausmachen. Nahrung, Kleidung, Wohnen und Energie. Diese Güter müssen tatsächliche beständig geschaffen werden. Darum müssen wir uns kümmern. – Aber in einer arbeitsteiligen Wirtschaft können sich diese Branchen genügend Mitarbeiter über den dann, in einer Grundeinkommens-Gesellschaft, besser funktionierenden Arbeitsmarkt besorgen.


Wohlgemerkt, die Grundeinkommens-Gesellschaft ist eine solche, zum »Mitdenken«. Wir fragen die Güter nach, die wir brauchen, wir arbeiten in den Bereichen, die wir für sinnvoll erachten. Das ist die Freiheit, die uns ein Grundeinkommen gibt.


Volksglaube und »Aberglaube« suggerieren, die Bürgerinnen und Bürger wüssten nicht, um was es sich beim »Grundeinkommen« handelt. Dabei entsteht diese Idee ausschließlich im Bewusstsein, wenn wir »darüber nachdenken«. Also das genaue Gegenteil von »Glauben«. Der Gläubige weiß nichts, aber glaubt. Die meisten Grundeinkommens-Gegner wissen auch kaum etwas über das Grundeinkommen, sind aber in ihren alten Traditionen und Denkweisen gefangen. Dann behaupten sie, wer nicht denkt wie ich, hat keinen Bezug zur Realität.


Das hört sich dann an, als ob jeder in seiner Denkblase feststeckt.


Genaugenommen geht es bei der Produktion einzig um die Güter und nie um die »Löhne«. Deutlich wird das in den täglichen Auseinandersetzungen zwischen Gewerkschaften und Unternehmern. Die Unternehmer wollen nur »produzieren«. Ihnen ist es egal, wie viele Bürger in ihrem Unternehmen arbeiten. Wenn sie ihre Produktion vollständig ohne Mitarbeiter realisieren könnten, würden sie es machen.


Der Ursprungsgedanke bei den Gewerkschaften war, dass sie für »bestehende« Arbeitsverhältnisse gute Rahmenbedingungen erkämpfen und für gute Löhne eintreten. Aber das ganze Unterfangen ist ein Selbstläufer geworden. Heute wollen sich die Gewerkschaften für den »Erhalt« der Arbeitsplätze einsetzen, was absurd ist, da sich die Anzahl der Arbeitsplätze einzig aus den Notwendigkeiten der Produktion ableitet. - Dann kommen wir zu dem Bild, das Götz Werner einst einbrachte, der Heizer fährt auf der Elektrolok mit, weil die Gewerkschaften es durchgesetzt haben.


Wir arbeiten somit nur »für die Güter«, die wir produzieren, und Diensten, die wir leisten. Der Lohn ist ein Zwischenschritt zwischen Produktion und Entnahme aus dem Warenkorb, den die Wertschöpfung repräsentiert.

Die Gewerkschaften existieren, wegen dieses Zwischenschrittes. Aber was ist, wenn dieser im Rahmen einer gesellschaftlichen Umstellung auf »Grundeinkommen« an Bedeutung verliert? Wie gesagt, die Menschen brauchen in erster Linie die Güter. Haben sie ein Zugriffsrecht auf diese, zum Beispiel über ein Grundeinkommen, ist das Wichtigste getan. – Welche Rolle der »Gewinn« in Zukunft noch spielen wird, werden wir sehen.


Einfache Arbeiten müssen nicht zwangsläufig in einer Grundeinkommens-Gesellschaft besser bezahlt werden. Die Gesellschaften müssen alles gemeinsam »organisieren«, sei es Müllabfuhr oder Kinderbetreuung. Es geht um die Frage, wie gehen wir miteinander um. Wollen wir uns gegenseitig »zwingen«, das zu arbeiten, was sich einige überlegen? Oder wollen wir dieses Arbeitszwangs-System, wie es heute existiert aufgeben und es durch eines ersetzen, das uns mehr Freiheit im Aushandeln von Zusammenarbeitsverträgen einräumt? Das ist der Punkt.


Wir sollten miteinander reden, uns aber nicht gegenseitig zu etwas »zwingen«. Genau das tut aber Frau Merkel und ihre »Begleitparteien« seit 12 Jahren, mit den Hartz4-Gesetzen.


»Schwarzarbeit« gibt es nicht in Grundeinkommens-Gesellschaften, wenn sie das Steuersystem auf Konsumsteuer umstellen. Ein Konsumsteuer-System würde das Arbeiten wieder attraktiv machen, da keine Einkommenssteuer mehr anfällt.


Es ist schon seltsam, wie sich Monika Hausammann, alias Frank Jordan in dem Blogbeitrag für die Unternehmer in schönfärberischer Weise einsetzt. Die Unternehmer sind »die Guten« und die Arbeitnehmer sollten dankbar sein, dass sie auch ein paar Krümel vom Kuchen abbekommen. – Dieses »Herr-und-Diener« Verhältnis wird sich sicher nicht durchhalten lassen. Wir Menschen haben zwar unterschiedliche Fähigkeiten, aber das Leben sollte für uns alle »in Würde« möglich sein. - Darum geht es, bei einem Bedingungslosen Grundeinkommen.


Aber ein Unternehmertum, das sich auf Profitgier gründet, wird zu einem Auslaufmodell. Auch beim Unternehmer wird sich die Einsicht durchsetzen müssen, dass er seine Projekte nur über die Zeit bringen kann, wenn er m i t den Projektbeteiligten arbeitet, und nicht gegen sie. – Wenn der Gewinn nicht zur Aufrechterhaltung des Betriebs eingesetzt, und stattdessen verkonsumiert wird, dann sollten alle fair am Gewinn beteiligt werden.


Auch bei der Sicht auf die Unternehmen, muss deutlich werden, dass es immer um die Produkte und Dienstleistungen geht, und nicht um den Unternehmer-Menschen als »kleinen Gott«. Auch Unternehmer sind ersetzbar. Wenn wir der Meinung sind, dass von einer Person ein gutes Projekt angestoßen wurde, dann können wir mit dieser Person das Projekt vorantreiben, oder die guten Ideen einfach übernehmen und etwas ähnliches selbst aufziehen. Das nennt man »Konkurrenz«. – Und dann besteht noch die Möglichkeit, dass wir Bereiche der Wirtschaft aus »dem Markt« herausnehmen und eine Gesellschaft in gemeinsamer Absprache »konkurrenzlos« Güter und Dienstleistungen den Menschen bereitstellt. - Es gibt also viele Möglichkeiten, die Wirtschaft zu gestalten. Wir sind nicht auf einzelne Unternehmer und deren Leistung angewiesen.


Die Autorin ist einer markt-radikalen Sichtweise verbunden, in der die Individuen und der Staat selbst schuld an ihrem Elend sind, und der »freie Unternehmer« der rechtschaffene und zurecht »reiche« Bürger ist. - Der Beitrag könnte von einer FDP-Wählerin sein.


Der Staat wird eher als »bequeme Wärmestube« angesehen, für Leute, die die Arbeit nicht erfunden haben. - Im Staatsdienst sein, um sich vor den Herausforderungen des Lebens zu drücken, und so weiter. Aber ist es nicht das Grundeinkommen, das genau diese sinnvolle Einschränkung staatlicher Zuständigkeiten verwirklicht? - Nur scheint es die Autorin nicht recht glauben zu wollen.


Wohlstand entsteht dadurch, dass jemand etwas herstellt. Was er herstellt, gehört ihm.


Ist das die Wahnwelt der Unternehmer?


Kaum jemand in der heutigen Zeit, kann etwas »alleine« herstellen. Vielleicht der Kunsthandwerker seine Einzelstücke. Aber darum geht es nicht. Alles, was die Massenproduktion betrifft, stellen Menschen gemeinsam her. Auch die Putzfrau ist wichtig, in einem Büro voller Schlipsträger. Und jeder ist jederzeit ersetzbar. Das Leben geht auch ohne jene weiter, die sich trotzig hinstellen und meinen, ohne sie liefe nichts.


Kurzum. Die Wertschöpfung einer Gesellschaft gehört in der Regel allen Personen, die zu einer Gemeinschaft gehören. In der Massenproduktion ist niemand Einzelnes so wichtig, dass alleine »ihm« das Geschaffene gehört.


Wohlstand, oder besser gesagt: Versorgung, ist nicht von einzelnen, arroganten Unternehmern abhängig. Die Wirtschaft gestalten wir gemeinsam. Anders geht es gar nicht.


Wenn der Staat also dazu übergeht, die Ware Geld ohne Gegenleistung (Arbeit) zu verschenken (und dass er das bei Bedarf gerne macht, beweisen die Zentralbanken ja seit Jahren), dann schwindet der Wert dieses Geldes.


Geld sollte keine Ware sein. Wenn dies doch der Fall ist, dann sind dies krankhafte Auswüchse unseres Geldsystems. Die Finanzwirtschaft hat keine Daseinsberechtigung. Die vorhandenen Spekulationskrisen der Vergangenheit und Gegenwart beweisen das. Ein Vollgeld-Geldsystem würde die Dinge wieder ins Lot bringen.


Grundeinkommen ist nicht »mehr Staat«, sondern weniger. Das Grundeinkommen wird durch die Bevölkerung eingeführt. Eine neue Verfassung, Direkte Demokratie und ein Vollgeld-System würden diesen Prozess begleiten. Hundertausende Behördenmitarbeiter, die heute die Bürger kontrollieren, könnten sich in einer Grundeinkommens-Gesellschaft sinnvolleren Beschäftigungen zuwenden.


Keiner kann für den anderen bestimmen, was ein Leben in Würde ist, was Glück ist, was Selbstverwirklichung.


Was ein Leben in Würde ist, können wir schon füreinander bestimmen. Zum Beispiel durch Empathie, Mitfühlen, sehen, in welchen Lebensumständen manche Menschen dahinvegetieren, und wenn wir der Meinung sind, solche Verhältnisse sollten in unserer Gemeinschaft nicht vorkommen.


Ein Leben in Würde bedeutet, gemeinsam festzustellen, welche Lebensumstände wir füreinander mindestens für notwendig erachten. Dies drückt sich in der Höhe des Grundeinkommens-Geldbetrags aus.


Was aber die Autorin meint, wäre, den Mitmenschen im Elend sehen und zu behaupten, ach, vielleicht empfindet der Arme das gar nicht so schlimm. Vielleicht macht ihm das gar nicht so viel aus. Dann kann uns das ja egal sein.


Es ist mithin der Unterschied zwischen Freiheit und Abhängigkeit. Wer zahlt, befiehlt.


Die Autorin beschreibt eine »kleine Welt«, in der das starke Individuum sich um den eigenen Wohlstand kümmern kann, aber ständig bedrängt wird, von Habenichtsen, die aber »haben wollen«.


Der »arme« Unternehmer ist umzingelt von Staatsbediensteten, die ihn mit Steuern traktieren und Mitarbeitern, die immer mehr Lohn wollen. Das Grundeinkommen würde den Tausendsassa »Unternehmer« auf sein normales Maß zurechtstutzen, was Monika Hausammann, alias Frank Jordan, gar nicht witzig findet. – Daher die Ablehnung gegenüber dem Grundeinkommen.


Trotz der beeindruckenden, sprachverspielten Darstellung ihrer Gedanken zum Bedingungslosen Grundeinkommen (bGE), bleiben die Zweifel der Autorin am bGE durchschaubar. - Es geht um Lobbyismus im philosophischen Gewand.