Grundeinkommen .. un-heimlich dargestellt

Eine Durchsicht.


https://alternativlos-aquarium.blogspot.de/2017/09/die-heimlichen-bedingungen-des.html


Es gehört eigentlich nicht zum Kernthema dieses Blogs, aber weil ich im vorigen Artikel darüber geschrieben habe, dass es nicht glücklich macht, etwas leistungslos geschenkt zu bekommen, möchte ich ein paar Gedanken zum Bedingungslosen Grundeinkommen loswerden, das ja in manchen Kreisen wie der Heilige Gral zum Glücklichsein gehandelt wird.


Wer sagt denn, dass die Grundeinkommens-Bezieher „leistungslos“ leben? Das ist eine pure Unterstellung. Außerdem geht es beim Grundeinkommen nicht „ums Glücklichsein“, sondern um eine sichere Existenz. Das ist etwas, nüchtern und sachlich betrachtet, sehr Wichtiges.


Oh, aber es seien ja keine Almosen, wenn einem das Geld zustünde, behaupten die Verfechter dieser Idee. Ändert die Bezeichnung etwas am Sachverhalt? Jeder Empfänger des Grundeinkommens weiß, dass er der Gesellschaft keinen Gegenwert dafür zurückgibt, sondern auf der Stufe eines Kindes verharrt, das von seinen Eltern ernährt werden muss, weil es noch nicht in der Lage ist, selbstständig zu überleben. Ein gerechter Lohn, der der geleisteten Arbeit entspricht, ist im Gegensatz dazu nicht zuletzt ein Ausdruck von Wertschätzung.


Almosen gibt es heute. - Auch dieser Autor verzichtet, wie die meisten Grundeinkommens-Kritiker, darauf hinzuweisen, dass die Hartz4-Sanktionen menschenunwürdig sind und Zwangsarbeit verursachen, und die ALGII-Leistungen einem Almosen gleichkommen, weil zeitlich befristet, jederzeit beendbar, in viel zu niedriger Höhe, gekoppelt an ein Sklavendasein, als „Hündchen“ des Jobcenter-Mitarbeiters, über dessen Stöckchen der Arbeitslose springen muss, um nicht die Geldzuwendungen zu verlieren.


Diese heutige Realität hat nichts mit Würde zu tun. Und die Existenz muss unabhängig von „Leistung und Wertschätzung“ jedem Menschen zustehen.


Es gibt keinen „Gegenwert“ für die eigene Existenz. Sie ist „bewertungs-los“, weil absolut. Der Mensch ist nicht in Frage zu stellen. Demnach auch nicht von irgendjemandem (von wem?) relativierbar. - Der Mensch kann nur „physisch“ auf der Erde überleben, wenn er die dafür notwendigen Güter zugänglich hat. Zum Beispiel als „freier Mensch“ in der Natur. Dann kann er jagen und fischen, Ackerbau betreiben und sich ein Haus irgendwo hinbauen. Da dies heute nicht mehr für alle Menschen möglich ist, kompensiert ein Grundeinkommen dieses „Naturrecht“, das dem Bürger verwehrt ist. - Nicht die Gesellschaft ist der Maßstab, sondern die Natur, die der Mensch braucht, um zu existieren. Verwehrt die Gesellschaft dem einzelnen Menschen den Zugriff auf die Natur, um sich selbst zu versorgen, dann muss sie dem Einzelnen eine Kompensation anbieten. Nichts anderes ist das Bedingungslose Grundeinkommen.


Zweifellos werden diejenigen, die alles für sozial konstruiert halten, an dieser Stelle einwenden, dass dafür nur die Einstellung der Gesellschaft verantwortlich ist, die Arbeitslose verachtet, dass sich ein Leistungsempfänger mit einer veränderten Einstellung der Gesellschaft zur Arbeit nicht minderwertig fühlen müsse. Das ist allerdings lediglich ein Glaubensbekenntnis. Mir scheint es im Gegenteil ein Grundbedürfnis von Menschen zu sein, sich nützlich zu machen und das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden, zumindest niemandem eine Last und vor allem: unabhängig zu sein. Auf eigenen Beinen zu stehen, macht stolz. Abhängig zu sein, ist mit Scham verbunden. Nicht zuletzt, weil man sich der Tatsache bewusst ist, dass derjenige, von dem man abhängig ist, jederzeit seine Großzügigkeit einstellen und einen hilflos zurücklassen kann.


Abhängig sind wir alle, voneinander. Und Gesellschaft funktioniert nur im Konsens. Grundlage dafür ist, dass allen Menschen in einem Einzugsgebiet, menschenwürdige Umstände gewährt werden. Diese Grundlage muss von allen geschaffen werden.


Natürlich trägt sich eine Grundeinkommens-Gesellschaft nicht von selbst. Wer ein Grundeinkommen will, muss sich damit anfreunden, mehr Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen, als bisher. Paternalistisches Bemuttern, bevormunden, das geschieht ja heute durch die Politiker gegen die Bevölkerung. Der Grundeinkommens-Befürworter sieht die Gesellschaft als eine, die er „mitdenkt“ und mitgestaltet. Die Zukunft braucht den „geistig aktiven“ Mitbürger. Das heißt aber nicht, das wir weiterhin kontrollieren müssen, wer was macht, und die Mitmenschen etikettieren mit absurden Bezeichnungen, wie „Arbeitsloser“ und dergleichen.


Die Verteidiger des Bedingungslosen Grundeinkommens behaupten außerdem, dass damit Kreativität entstünde, dass Menschen in die Lage versetzt würden zu tun, wozu sie Lust hätten und was vielleicht eher ihren Fähigkeiten entspräche. Wenn das so ist, dann frage ich mich, wer all diejenigen, die das aufgrund von Sozialleistungen bereits jetzt könnten, daran hindert. Schauen wir uns doch um: Sind die Sozialhilfeempfänger in diesem Land plötzlich alle zu Kreativen mutiert?


Wie weit will jemand noch mit seinem Zynismus gehen? Die heutigen „Sozialleistungen“ sind zu gering und von „Antragstellung“ und einer willkürlichen, kaum nachvollziehbaren Bearbeitung abhängig, der die meisten Betroffenen hilflos ausgeliefert sind. - Jederzeit können die Zahlungen eingestellt werden, wegen „Fehlverhaltens“ der Leistungsempfänger. Wird auch nur der unbedeutendste Job angenommen, werden die Zahlungen sofort reduziert oder ganz eingestellt. - Wie soll jemand auf dieser Grundlage „kreativ“ sein? Viele der Betroffenen leben in Angst und Sorge.


In Berlin kann ich jeden Tag beobachten, wie unglücklich, lethargisch oder gereizt viele von ihnen sind. Mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen wird genau das vermehrt geschehen, was man bereits jetzt schon überall erleben kann. Menschen, die existieren können, ohne sich anstrengen zu müssen, sind in der Regel eben nicht diszipliniert genug, ihrem Leben einen selbstgewählten Rahmen zu geben, sich eigene Ziele zu setzen, sich selbst zu fordern.


Automatisierung, Rationalisierung und Digitalisierung der Wirtschaftsvorgänge führt zu immer größeren Produktionssteigerungen. Wir werden erstickt von Konsumgütern, die mit immer weniger menschlicher Arbeitskraft hergestellt werden können. Ja, es ist tatsächlich möglich, ohne sich viel anstrengen zu müssen, die existenzsichernden Güter für alle Menschen bereitzustellen. Aber ist das schlimm? Es ist ein Segen.


Es sind vielmehr die überholten Moral- und Ordnungsvorstellungen, die uns heute zu schaffen machen. Eine Andrea Nahles, die von „Gerechtigkeit“ spricht, wenn die Leute ohne sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz zur Arbeit genötigt werden, durch die Jobcenter. - Die Politiker sind unser Problem, die nicht ankommen, in der heutigen Zeit, und noch immer den vergangenen Wertmaßstäben verbunden sind. - Wie auch der Autor des Blogbeitrags.


Kreativität braucht Herausforderung. Wer kreativ sein will und dabei scheitert, wird entweder aufgeben, und so jemand hat in der Kunst ohnehin nichts verloren. Oder er wird die Herausforderung annehmen und darum ringen, noch besser zu werden, um sich zu behaupten, neue Wege suchen, um sich durchzusetzen, über das Naheliegende hinausgehen und sich nicht mit Mittelmaß in der eigenen Arbeit zufriedengeben, mit anderen Worten: sich bis zum Äußersten fordern. Das und nur das sind die Menschen, die die Welt voranbringen, nicht nur in der Kunst, sondern ebenso in der Wissenschaft, der Politik, der Wirtschaft.


Ohne Druck und Widerstand leben zu wollen? Ohne Wettbewerb, Konkurrenz und Lebenskampf sein Dasein fristen? Das entspricht nicht der Vorstellung der Menschen, von gestern.


Alles muss erkämpft sein, und der Schwächere geht unter. Das ist reines Naturgesetz. So sehen es die Grundeinkommens-Gegner. Deswegen können sie sich nicht mit einem „leistungslosen“ Einkommen anfreunden. - Wo kämen wir da hin, wenn jeder einfach so, ein Lebensrecht hätte.


Wohlgemerkt: Ich rede hier nicht der Not das Wort, ich unterstütze keineswegs die konservative Ansicht, ein Künstler müsse arm sein, um Großes leisten zu können. Aus genau diesem Grund trete ich für einen Mindestlohn ein und würde beispielsweise das Prinzip des Urheberrechts mit Zähnen und Klauen verteidigen, denn dabei geht es um angemessenen Lohn für erbrachte Leistung. Aber Kreativität entsteht nicht im Schlaraffenland.


Klar. Im Wettbewerb gibt es Opfer. Deswegen soll die „Existenzsicherung im Wettbewerb“ erträglich gestaltet werden, mit einem Mindestlohn. Das ist lächerlich. - In den römischen Arenen gab man den Sklaven auch „eine Chance“, sich zu bewähren.


Dies ist nicht der Garten Eden, sondern die Erde. Im Garten Eden bleiben alle Kinder, weil sie in den Tag hineinleben wie die Eloi in H. G. Wells’ Zeitmaschine. Zum Erwachsenwerden gehört, die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen, was voraussetzt, für seine eigene Existenz zu sorgen. Es ist der Umgang mit Schwierigkeiten, der uns wachsen und unsere Persönlichkeit reifen lässt.


Mit dem Grundeinkommen wird eine kluge Lösung für die heutigen Herausforderungen vorangetrieben. Der Grundeinkommens-Gegner verschweigt, dass die Rationalisierungsgewinne zum Vorteil aller verwendet werden können, was tatsächlich kaum vorstellbare Chancen eröffnet, für uns Menschen, unser Leben zu gestalten. Statt also Angst zu haben, vor dem Paradies, sollten wir angemessen und ernsthaft die Möglichkeiten nutzen, die unsere geistigen und praktischen Leistungen erbringen. - Kinder können sich womöglich vorstellen, wie ein „tolles Leben“ aussieht. Und manche Erwachsene sind in ihrem Denken erstarrt, aus geistiger Unbeweglichkeit, oder wollen sich nicht ändern, weil sie fürchten, sie könnten Vorteile einbüßen, die sie aus den alten Ordnungen für sich ziehen.


Ein Bedingungsloses Grundeinkommen ist, so gesehen, ein Stück Realitätsverweigerung. Es setzt eine unselbstständige, infantile Geiz-ist-geil-Gesellschaft voraus, die den Zusammenhang zwischen Säen und Ernten nicht wahrhaben will.


Es kommt immer darauf an, aus welcher Perspektive wir auf unser Leben schauen. Unsere eigene Denkleistung besteht darin, zu erkennen, welche Sicht wir für hilfreich erachten, unser eigenes Leben und das von uns Menschen sinnvoll weiterzuentwickeln.