Inspiriert von meinem vierjährigen Sohn, der immer wieder nach neuen Geschichten fragt, habe ich es vollbracht: Ich habe mein erstes Kinderbuch geschrieben. Es liegt jetzt zwar in der Schublade, aber das Erfinden und Schreiben hat mir so viel Freude gemacht, dass ich dieses Vergnügen unbedingt weitergeben wollte. Ich wollte eine Schreibwerkstatt anbieten: Den Mutmachkurs. (Ich bin übrigens Literaturwissenschaftlerin.) Da mein Kurs deutschsprachige Kinder ansprechen sollte, schien mir die Bücherei genau der richtige Ort für mein Vorhaben zu sein.
Seit Ende Januar gibt es uns jetzt. Wir sind momentan eine Gruppe bestehend aus sechs Kindern im Alter zwischen zehn und dreizehn Jahren und mir. Neue Teilnehmer sind uns jederzeit herzlich willkommen.
Der Mutmachkurs läuft unter dem Motto Geschichten schreiben macht Spaß. Und genau das ist es, was wir jeden Donnerstag immer wieder haben: unseren Spaß.
Im Vordergrund steht das Spiel mit der Sprache und ein Gefühl für dieselbe zu bekommen. Zu Beginn einer jeden Stunde starten wir mit einigen Schreib- oder Sprachspielen wie zum Beispiel dem Bilden von Begriffs-Assoziationsketten oder „Dalli, Dalli“ (welcher Gruppe fallen die meisten Assoziationen zu einem Begriff ein – eignet sich wunderbar zum Wachwerden nach einem langen Schultag). Besonderen Spaß bereitet uns das Schreiben von Zufallstexten (Fortschreibgeschichten bei denen der/die Schreibende einen Satz vollenden muss, wobei er/sie aber nicht weiß, wie der Anfang des Textes lautet). Ein Beispiel hierfür ist dieser Text:
Als ich auf die Straße ging, sah ich ein Monster.
Es sah so aus als ob er etwas auf mich drauf schreiben [wollte].
Plötzlich fällt ein Elefant.
Der pupst.
Laut singt die Amsel ihr Lied mit falschem Akzent.
So sagt er: "Lass mich in Ruhe."
Sie riefen: "Bleib hier!"
Ich rannte um mein[en] Schuh, denn er wurde gestohlen.
Das war alles nur ein Traum.
Dann geht es weiter mit der Textarbeit. Hierbei geht es um Kreativität. Zunächst steht die Frage im Vordergrund „Wie komme ich zu meiner Geschichte?“ Und da gibt es viele Möglichkeiten: Man kann unter anderem die Elemente von Stadt, Land, Fluss einfließen lassen, kann in Bilder eintauchen und mit einer Geschichte wieder auftauchen oder man kann die Dichtungsmaschine benutzen, die wir gebaut haben. Denn oft steht man am Anfang einer Geschichte und findet eben diesen nicht: den Anfang. Die Dichtungsmaschine hilft.
Die "Maschine" ist eigentlich nur ein großes Stück Pappe, das wir mit Zeitungsausschnitten beklebt haben, aber genau so bringt sie die Ideen: Wirf eine Büroklammer, ein Geldstück oder etwas ähnliches auf die Pappe. Es wird auf ein Bild fallen und genau hier ist der Anfang deiner Geschichte. Dadurch, dass sich alle Bilder überlappen, kannst du dir einen Weg bahnen, der dir die Elemente deiner Geschichte liefert.
Danach stellt sich die Frage nach dem Aufbau, der Perspektive und dem Protagonisten. Auch hierfür gibt es Tipps und Tricks mit denen wir arbeiten. Zum Beispiel die fünf W's. Beantwortet die Geschichte die Frage nach den fünf W's (Wer macht was, wann, wo, und warum?) ist alles drin.
Das Ziel des Kurses ist es, die Fantasie anzuregen und durch das Schreiben von Texten einen persönlichen Ausdruck zu entfalten. Es geht auf keinen Fall darum, eine bestimmte Norm zu erfüllen. Grundsätzlich ist bei uns (fast) alles erlaubt. Ich korrigiere auch keine Rechtschreibfehler (außer mich bittet jemand darum). Der Gedanke an möglich Fehler blockiert nur das Schreiben.
Bislang sind dabei sehr vielfältige und auch persönliche Texte entstanden, in einer Bandbreite von skurril (wie oben zitiert) über spannend, fantastisch bis zu poetisch.
Hier noch ein Farbelfchen als Kostprobe:
Grün
Die Wiese
So ein Erlebnis
Hier mach' ich Luftsprünge
Wunderbar!
Es gibt eine Webseite zum Kurs, die man über die Veranstaltungen der Bücherei erreicht. Diese halte ich wöchentlich mit den neuesten Texten auf dem Laufenden.
Iris Kersten