Irgendwie war er in eine seltsame Clique geraten. Begonnen hatte alles mit seinem Jobverlust und dem Frust über das Arbeitsmarktservice, dann kamen Alkohol und Kartenspiel, und eines Tages auch Haschisch.
Sein Instinkt warnte ihn genau zur richtigen Zeit – als die Razzia kam, war er schon weg. Doch er bekam rasch mit, was das für seine zwei „Freunde“ bedeutete. Der eine war als Dealer besonders schlimm dran und wanderte ins Gefängnis, der andere wurde von einer Psychostelle zur nächsten weitergereicht, musste einen Entzug durchführen und war für Monate mit Ämtern und Gerichten beschäftigt.
„Echt Glück gehabt“, dachte Wilfried, und er hatte das starke Bedürfnis, sein Leben nun neu und geordnet wieder aufzubauen.
Das Arbeitslosengeld ging schon zu Ende – also was nun?
Er studierte täglich die Inserate in der Zeitung und stolperte eines Tages über das des Erziehungsinstituts. Das hatte doch dieselbe Adresse wie ein neu übernommenes Restaurant – vielleicht gab es dort eine Job für ihn? Er suchte die angegebene Adresse auf und läutete am Institutseingang.
Melanie öffnete: „Ja, bitte?“
„Ich bin auf Arbeitssuche: Haben Sie vielleicht Bedarf in Ihrem Restaurant – ich habe Kellner gelernt und einiges an Praxis!“
„Bitte, kommen Sie doch weiter!“
Im Empfangssalon lud ihn Melanie ein: „Nehmen Sie doch bitte Platz!
Also, wir hätten schon Bedarf an qualifiziertem Personal – doch ich weiß natürlich nicht, ob die Arbeitsbedingungen Ihren Vorstellungen entsprechen. Die Kellner werden bei uns vom Erziehungsinstitut gestellt. Auch Sie müssten deshalb vom Institut im Internat aufgenommen werden, und Ihre Betreuung kostet dabei etwa ebenso viel, wie Sie verdienen. Das Trinkgeld dürfen Sie behalten, doch sonst gibt es eben nur freie Kost und Logis. Sie werden hier zur Arbeit angehalten, und die Erziehung im Internat ist streng!“
„Ich habe bisher keinen Job gefunden, und viel Arbeit stört mich überhaupt nicht. Wenn ich endlich einen Job habe, ist mir das Geld auch nicht so wichtig.
Ich würde gern erst einmal für drei Monate hier bleiben!“
„Ja, das geht. Wir werden Sie noch von unserem Arzt untersuchen lassen, dann sehen wir weiter.
Gleich vorweg: Wir haben strikte Vorschriften, wie: Kein Alkohol, keine Drogen, kein Rauchen im gesamten Areal. Und wir setzen unsere Vorschriften mit strengen Strafen – auch mit körperlichen Züchtigungen – durch! Dem müssten Sie vorher zustimmen.“
„Ich bin dabei, mein Leben neu zu ordnen, und könnte in nächster Zeit wohl ohnedies eine feste Hand gebrauchen. Es ist für mich wichtig, wieder in ein strukturiertes Leben zurückzufinden. Ja, ich möchte diesen Job haben!“
Auch wenn hier von Melanie bereits Vieles angedeutet oder sogar klar ausgesprochen wurde – mit dem, was ihn dann erwartete, hat Wilfried so doch nicht gerechnet.
Die Arbeit ist hart, denn 12 Stunden lang täglich mit hoher Aufmerksamkeit und Konzentration unter permanenter Beobachtung über die vielen Kameras wirklich perfekte Ergebnisse zu liefern, fordert ihn extrem.
Und die Überwachung ist total. Als er in den ersten Tagen bei Arbeiten im Park kurz hinter einem Baum eine Zigarette rauchte, wurde er sofort hinterher zum Direktor zitiert: „Zögling 17, du hast verbotenerweise bei der Arbeit eine Pause eingelegt und außerdem geraucht. Am Abend wirst du dafür streng bestraft werden! Jetzt geh wieder an die Arbeit!“
Abends waren alle Zöglinge, die ihre Schicht beendet hatten, im Strafraum versammelt und warteten bereits mit einem Schritt Abstand vor der Wand stehend auf ihn.
„Häftling 17 hat bei der Arbeit im Park eine Pause eingelegt und dabei geraucht. Dafür erhält er 20 Stockschläge auf den Hintern und wird eine Stunde lang hier stehen.
Wir glauben, dass es euch nicht entgangen sein kann, dass er Zigaretten mitgebracht hat. Da ihr das nicht gemeldet habt, erhaltet ihr ebenfalls eine einstündige Standstrafe!
17: Ausziehen!“
Ja, das wurde seine erste Erfahrung mit der Prügelstrafe, und diese unglaublich heftigen Schmerzen haben sich ihm deutlich ins Gedächtnis geschrieben. Ebenso begleitete ihn auch noch einige Zeit die Wut der Kollegen über die Gruppenstrafe nach einem anstrengenden Tag und auch die Angst vor grausamen Racheaktionen, falls sie nochmals durch seine Schuld bestraft würden.
Der gesamte Park-, Hotel- und Restaurantbereich wird ständig beobachtet – selbst in den Hotelzimmern sind kleine, kaum oder gar nicht sichtbare Kameras installiert, die allerdings nur aktiviert werden, sobald Bedienstete mit ihrer Zutrittskarte den Raum öffnen. Und jeder Zögling ist leicht identifizierbar, denn auf dem Gewand befindet sich die Sträflingsnummer in verborgener Form: Die Teilstriche der Buchstaben der Aufschriften „Hotel“ und „Service“ sind in zufälliger Art aus silbernen und goldenen Stücken zusammengesetzt, nur in den jeweils beiden ersten Buchstaben befindet sich die Häftlingsnummer durch den Ort der goldenen Teilstriche codiert.
Frauen tragen gerade Nummern und Männer ungerade, die Dienstkleidung ist in verschiedenen Größen für beide Geschlechter vorgefertigt. Jede(r) Bedienstete ist dadurch sofort von vorne und auch von hinten an der persönlichen Nummer erkennbar: Der Wärter braucht am Bildschirm nur die am Gewand goldenen Striche am Auswahlmuster anzuklicken, sofort werden ihm die jeweilige Häftlingsnummer samt allen Infos und bisherigen Strafen aufgeblendet. Den Zöglingen ist das System nicht genau bekannt, doch ist ihnen strikt untersagt, Gewand gegenseitig zu tauschen – somit ist ihnen klar, dass man sie daran identifizieren kann.
Im Restaurant fiel Wilfried letztens beim Abservieren des Geschirrs eine Gabel zu Boden. Die Hände voll Geschirr und völlig übermüdet dachte er, er würde sie eben später holen. Ha! Auf dem Weg zur Küche leuchtete auf dem Monitor bereits seine Zöglingsnummer auf: 'Nr. 17: Bitte melden Sie sich unverzüglich auf Zimmer 010!'
– Sofort zum Rapport!
Als Wilfried kurz danach am Nebenraum anklopfte und nach Aufforderung eintrat, sah ihn der Aufseher kurz an und sagte: „17 – dort warten!“, und zeigte in eine Ecke. Dann widmete er sich erst noch einer anderen Kellnerin: „Häftling 12, du hast die Tische 8 und 14 viel zu spät abgeräumt. Das gibt eine Ermahnung!“ Eine Ermahnung aber sind 2 Schläge mit einem nicht allzu dicken Paddel auf den nackten Hintern. „Zieh Rock und Höschen aus, bück dich und stütze dich auf den Knien ab!“
Dann trat er an die Frau heran und klatschte ihr 2 kräftige Hiebe mit dem Prügelpaddel auf die nackten Hinterbacken, was sie sofort zum Heulen brachte. „So, nun zieh dich wieder an, putze dir die Nase – und wieder ab an die Arbeit!
Jetzt zu dir, 17: Das gibt auch für dich eine Ermahnung. Erstens ist das kein erstklassiger Service, wenn du Besteck einfach auf dem Boden liegen lässt, zweitens wirkt das auf den Gast so, als ob wir auf unser Silber keinen besonderen Wert legten und er deshalb womöglich sogar unbemerkt ein Souvenir mitnehmen dürfte. 2 Hiebe – und dann schau, dass du die Gabel holst. Falls sie weg ist, wirst du sie aus deinem Trinkgeld ersetzen und nochmals zwei mit dem Paddel erhalten! Zieh deine Hosen hinunter und stell dich in Position!“
Da klopfte es.
„Herein!
Ah – 22, ja du musst noch ein bisschen dort drüben warten!“ Der Wärter quittiert die Nummer am PC, denn jeden Zögling, der sich nicht binnen zwei Minuten nach seinem Aufruf über den Monitor am Gang meldet, erwartet eine weitere Strafe für das Zuspätkommen.
Die dauernde Angst, wieder einen Fehler zu begehen, beherrscht den ganzen Tag über die Gedanken der Zöglinge. Da jede Kleinigkeit mit Prügel bestraft wird, hat Wilfried schon in den ersten zwei Wochen 8 Mal eine Züchtigung erhalten, doch nur 3 echte Prügelstrafen so wie die erste fürs Rauchen; der Rest waren Ermahnungen. Und außer der von ihm selbst verursachten kollektive Standstrafe hat er auch noch weitere miterlebt – für irgendeinen Fehler irgendeiner oder irgendeines anderen.
Eine der Kollektivstrafen war besonders schlimm: Eine ebenfalls Internierte fand beim Zusammenräumen und Reinigen der Bibliothek in einer Mauerspalte, die sonst von einer Vase verdeckt war, zwei Ecstasy-Tabletten, und – da sie annehmen musste, dabei ohnedies beobachtet worden zu sein – meldete sie diesen Fund umgehend.
Alle Zöglinge wurden versammelt und befragt. Drogen im Internat – da hörte sich jeglicher Spaß auf! Da der Eigentümer nicht zu ergründen war, wurde daraufhin über alle außer der Finderin eine Gruppenstrafe von zwei Stunden Stehen und je 5 Hieben auf den nackten Hintern verhängt und den ganzen Abend über vollstreckt. Alle waren höchst empört über diese Ungerechtigkeit – für den Urheber oder die Urheberin war es wohl ein Glück, dass er/sie nie entdeckt wurde.
[ ... Fortsetzung im Buch]