Mit langem Atem zum Judo-Glück

HEIZO TAKAMATSU Der gebürtige Japaner entdeckte erst beim TV 48 Erlangen die Liebe zum Kampfsport.

Erlanger Nachrichten 24.6.2023


VON MAX DANHAUSER


Im Gesicht von Heizo Takamatsu macht sich ein Grinsen breit. Etwas Schweiß steht ihm auf der Stirn. Er ist erschöpft, atmet schnell ein und aus. Und doch ist er glücklich. Er hat gerade einen Trainingskampf gegen seinen Coach Christian Emilius beendet, einen seiner Judo-Freunde, wie der 54-Jährige sagt.

„Ich bin nicht mehr so jung“, sagt Takamatsu über sich selbst und muss schmunzeln. Fit ist er trotzdem - und ziemlich erfolgreich im Breitensport-Judo. Geboren wurde Heizo Takamatsu 1969 der Stadt Nara im Süden Japans. Seine deutsche Ehefrau Andrea hat er in Kyoto, Japan, kennengelernt. 1996 heirateten die beiden. 2002 zogen sie in die Heimatstadt seiner Frau: nach Erlangen. Die beiden haben drei Kinder zusammen, einen Sohn und zwei Töchter.

2005 hat zuerst Takamatsus älteste Tochter Hanna mit dem Judo angefangen. Ein knappes Jahr später ging der Papa auch mit und probierte es aus. „Es war so locker und lustig“, sagt Takamatsu. Er blieb. Als die Kids noch kleiner waren, kamen sie gemeinsam mit Papa Heizo jeden Freitag zum Familienkurs.

Ende vergangenen Jahres hat er dann einen Meilenstein erreicht: Den schwarzen Gurt beziehungsweise ersten Dan. „Endlich“ sagt er und lacht. Denn Heizo Takamatsu hat lange warten müssen, bis er den begehrten Titel um die Hüften tragen durfte. Schon 2019 hat er begonnen, sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Doch dann kam die Pandemie - Corona verhinderte, dass sie sich im Dojo treffen konnten. An Prüfungen war ohnehin nicht zu denken.

Integration auf der Matte

Irgendwann hatte sich die pandemische Lage gebessert und es ging wieder los. Takamatsu trainierte fleißig weiter. Die erste von beiden Prüfungen bestand er schon im März 2022, die noch verbleibende im Dezember vergangenen Jahres. Er stellte sich der Herausforderung, in seiner Freizeit, als Breitensportler, wie er betont. „Besonders meinem Freund, Partner und Trainer Christian möchte ich tausend Dank sagen. Ohne ihn hätte ich das nicht erreicht.“ Da ist sich Takamatsu sicher. Über seine Sportart hat Takamatsu einmal gesagt: „Judo ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern eine Möglichkeit als ausländischer Bürger neue Freunde zu finden und an der städtischen Gesellschaft in Deutschland teilzunehmen.“

2016 haben sie beim TV 48 Takamatsu schon für seine Verdienste in der Abteilung geehrt. Unter anderem macht er auch die Fotos für die Erlanger Judoka. Und er schreibt darüber: „Mit seinen Artikeln in japanischen Fachzeitschriften fördert er zudem die Völkerverständigung“, schreibt der Verein auf der Homepage.

Denn Takamatsu ist nicht nur Judoka, sondern auch Journalist. Unter anderem hatte er 2011 bis 2021 in einer Kolumne in einem japanischen Judomagazin über den Sport berichtet. Seine Themen drehten sich nicht um das internationale Judo, sondern das in Deutschland. In Erlangen. Es sei sehr schwierig, japanischen Lesern etwas über die Kultur deutscher Sportvereine zu vermitteln. Doch er hat es geschafft. In Erlangen sind sie ihm immer noch dankbar. Und daher wird es sicherlich in Japan den ein oder anderen Judoka geben, der den TV 48 Erlangen kennt. „Die Artikel habe ich immer noch“, sagt Klau Lohrer, ehemaliger Abteilungsleiter des TV 48. Er hat sich auch den japanischen Text ins Deutsche übersetzen lassen.

Lob an die Vereinskultur

Lohrer hält große Stücke auf Takamatsu. Den traditionellen japanischen Sport hat Takamatsu als gebürtiger Japaner tatsächlich erst in Deutschland gelernt. „Das ist eine Seltenheit“, sagt Lohrer. „In Japan gibt es viele Sportler“, sagt Takamatsu. Doch er gehörte bewusst nicht dazu. „Ich mag die Sportkultur in Japan nicht“, sagt er. Denn dort gebe es kaum Breitensport. Fast alle, die dort Judo betrieben, wollen zur Spitze gehören, sind auf Leistungssport aus. Zudem sei alles sehr hierarchisch organisiert. In Deutschland sei das eben anders. In deutschen Sportvereinen, wie dem TV 48, könne er Judo aus Freude am Sport betreiben. Außerdem gebe es dort eine große Gemeinschaft, sagt Takamatsu. Als „Kreuzpunkt, wo deutsche und japanische Kultur aufeinandertreffen“, hat er das Judo einmal bezeichnet.