Sonntag, 13.02.2022
Von Thailand aus flog ich nach Kambodscha, das Land der Khmer. Als ich in der Hauptstadt Phnom Penh ankam, war ich erst einmal geschockt. Es ist heiß, die Stadt ist laut, kaputte Straßen, und überall Müll. Plastikmüll wo man hinschaut. Die Leute lassen es einfach fallen. Alles wird in eine Plastiktüte eingepackt und diese kommt dann in eine Plastiktüte. Die Straßen sehen dementsprechend aus. Den Menschen scheint es egal zu sein.
Wenn man sich aber mit der Geschichte dieses Landes befasst, vor allem mit den schrecklichen Jahren der Herrschaft der Khmer Rouge, dann bekommt man Respekt und Anerkennung für das, was die Kambodschaner in den letzten Jahren geleistet haben.
Die Willkürherrschaft der Roten Khmer macht fassungslos. Sie brachten fast eine ganze Generation für die Erschaffung einer bizarren kommunistischen Gesellschaft um. Das Durchschnittsalter in Kambodscha liegt bei 25 Jahren. Es gibt kaum Männer älter als 50. Mit Ü50 ist man sehr oft der älteste Mann auf der Straße.
Die Menschen wirken distanziert. Wenn man aber höflich ist, Interesse zeigt und Komplimente verteilt, dann lächeln sie. Wenn ich von einem Taxifahrer angesprochen werde, dann frage ich, ob das Geschäft gut läuft, wenn ich mir einen Kaffe gönne, dann sage ich „Best coffee in town“.
So kommt man ins Gespräch in einem oft abenteuerlichen Englisch und die Menschen lächeln auf einmal.
Nach vier Wochen Linksverkehr muss ich mich wieder neu auf Rechtsverkehr einstellen. Das ist auch als Fußgänger nicht so einfach. Den Mofafahrern scheint allerdings die Fahrspur egal zu sein. Die fahren mal rechts, mal links. Wo gerade Platz ist.
Kambodscha hat zwei Währungen. US Dollar und den Riel. Am ATM bekommt man mit einer westlichen Kreditkarte Dollar. Bei einigen Banken kann man die Währung wählen. Die Preise sind in Riel ausgeschrieben, es sei denn es ist ein Ort an dem hauptsächlich Touristen verkehren. Man kann überall mit Dollar zahlen und bekommt Riel als Wechselgeld.
Die engen Gassen im Zentrum von Phnom Penh werden von Strassenhändlern belagert. Viele haben keine Stände, sondern sitzen auf dem Boden und haben ihre Ware auf dem Gehweg oder am unbefestigten Straßenrand ausgebreitet. Es wird alles Mögliche verkauft. Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch. Oft haben die Verkäufer eine Plastiktüte an eine Rute gebunden und versuchen so, die Fliegen von den frischen Lebensmitteln fernzuhalten.
Es werden aber auch Haushaltsgegenstände, Backwaren, Kleinelektronik und viele andere Dinge angeboten.
An der Uferpromenade, da wo der Fluss Tonle Sap in den Mekkong fließt und wo sich unweit der Königspalast befindet, ist alles aufgeräumt und es gibt einen sauberen, breiten Gehweg. Es wird Inliner gefahren, Familien gehen spazieren und die Kinder füttern und jagen die unzähligen Tauben.
Abends wird die Szene mit Musik von der Dachterrasse eines Nobelhotels beschallt und auf dem Fluss fahren bunt beleuchtete Boote, die zu einer Rundfahrt einladen.
Ich habe versucht mich in der Hauptstadt zu orientieren, damit ich vorbereitet bin, wenn ich in ein paar Wochen von hier aus weiterreise.
Am dritten Tag bin ich mit einem Minibus nach Siem Reap gefahren. Eine gute Straße führt durch langweiliges Flachland. Am Straßenrand: Müll. Ich wage zu behaupten, dass es an der Hauptstraße von Phnom Penh bis kurz vor Siem Reap (300km) keinen unbebauten Quadratmeter gibt, an dem kein Müll liegt.
Auf den Plastikverpackungen sind die Produzenten dieses Mülls gut zu lesen. Coca Cola, Nestle, Unilever, usw. Es sind die weltweit operierenden westlichen Großkonzerne, die den Müll in der ganzen Welt verteilen und sich einen Sch**ß um die Entsorgung kümmern.
Ich habe mal bei Nestle nachgelesen. Die feiern sich auf ihrer Webseite, weil es in Hamburg eine Fabrik gibt, die Smarties plastikfrei verpackt. WTF!!!
Weltweit werden jährlich etwa 480 Milliarden Plastikflaschen verkauft. Das sind nicht weniger als 1 Millionen pro Minute. (Quelle: https://de.whales.org)
Der allergrößte Teil davon sind Einwegflaschen.
Sicher wird in den Industrieländern auch Müll produziert. Wahrscheinlich pro Kopf viel mehr als in Kambodscha. Da sieht man den Müll nur nicht. Er wird gesammelt und verbrannt. Ein kleiner Teil wird recycelt.
Außer Müll sah ich auf der Busfahrt noch etliche Kühe auf der Straße. Sie überquerten die Straße oder liefen am Straßenrand.
Alle Tiere, die ich in Kambodscha sah, waren dünn und ausgemergelt. Kühe, Hunde, Katzen, Hühner. Alle dünn, wie kurz vorm Verhungern.
Nur die Affen in und um die Tempel nahe Siem Reap sind fett. Die werden von den Touristen gefüttert.
Jeder Tourist, der zum ersten Mal nach Kambodscha kommt, besucht erst einmal Siem Reap.
Unweit dieser Stadt liegen die großen Tempelanlagen, für die Kambodscha so berühmt ist.
Der größte Tempel ist der Angor Wat. Er hat es sogar bis auf die Nationalflagge Kambodschas geschafft.
Auf der Website visit-angkor.org/
fand ich folgende Aussage:
„Angor Wat … von König Suryavarman II. zwischen 1113 und 1150 erbaut – gilt als das berühmteste Bauwerk der Region, wenn nicht gar der ganzen Welt…“
Naja, soweit würde ich nicht gehen. Aber die Gesamtheit der Tempelanlagen nördlich von Siem Reap sind auf jeden Fall einmalig und faszinierend.
Ursprünglich ein hinduistisches Bauwerk, wurde Angor Wat im 13.Jahrhundert in ein buddhistisches Wat umgewandelt.
Der Angor Wat ist nur einer von vielen Tempelanlagen. Er ist der größte und am besten erhaltene Tempel, umgeben von einem breiten künstlichen Wassergraben, der wohl dazu beigetragen hat, dass der Wald den Tempel nach dem Verlassen nicht vereinnahmen konnte.
Anders als zu Beispiel der Ta Phrom Tempel. Der Wald ist über den Tempel gewachsen. Meterdicke Baumwurzeln schlingen sich um die aufeinander getürmten und zum Großteil eingestürzten Steinböcke der Tempelanlage.
Vor langer, langer Zeit fand hier Lara Croft den Tempels des tanzenden Lichtes, in dem die eine Hälfte des Dreieck des Lichts verborgen war... und rettete natürlich die Welt.
Ach nee… Das war die Geschichte, die sich Hollywood ausdachte und an diesem Ort Filmaufnahmen machte.
Auch die Erinnerung an einen Indiana Johns Film kann hier lebendig werden.
Ich hatte mir drei Tage Zeit für die Besichtigung der Tempel genommen. Am ersten Tag nahm ich mir ein TukTuk und lies mich von einem Tempel zum anderen kutschieren.
Der Eintrittspreis für ausländische Touristen ist so hoch, wie fünf Übernachtungen im Hostel. Kambodschaner zahlen gar nichts. Das finde ich gut.
Viele Khmer kommen aus religiösen Gründen hier her. Es scheint so eine Art Wallfahrtsort zu sein. Auch Hochzeitsgesellschaften kommen hier her und es werden Hochzeitsfotos vor der Kulisse des Angor Tempels gemacht. Die leuchtenden Farben der traditionellen Gewänder geben einen guten Kontrast zu den grauen Gemäuern.
Innerhalb der Tempelanlagen herrscht eine andächtige Stimmung. Alle verhalten sich ruhig. Kinder werden genötigt nicht herumzutoben. Oft hört man Glockenklänge oder die Musik einer Gruppe musizierender Mönche.
Nur die Affen jagen laut und respektlos durch die Anlage und die Gänge der Ruinen.
Die anderen beiden Tage bin ich mit dem Fahrrad abseits der Hauptroute unterwegs gewesen. Es gibt Radwege aber kaum jemand war außer mir mit dem Rad unterwegs.
Es ist alles sauber in den Anlagen. Hunderte Landschaftspfleger räumten auf und es wird sogar das Laub im Wald zusammengefegt, damit die Straßen zu den Tempelanlagen sauber bleiben. Es wird gebaut. Wege werden befestigt, zusammengefallene Ruinen werden wieder aufgebaut und es gibt an vielen Stellen Ausgrabungen, wo weitere Ruinen freigelegt werden.
Die Bauarbeiter haben Flipflops an den Füßen. Dafür aber manchmal einen Helm auf dem Kopf.
Unzählige Teiche und Seen befinden sich nördlich von Siem Reap, wo sich die Ruinen der Tempel befinden. Viele davon sind von Wassergräben umgeben und nur über Brücken erreichbar. Manche Teiche sind von purpurnen Wasserrosen bedeckt. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Schmetterlinge.
Wer den ersten Film „Tomb Raider“ gesehen hat: Ja, die tanzenden Schmetterlinge gibt es wirklich hier. Die sind allerdings gelb. Nicht weiß, wie im Film zu sehen.
An einem sehr abgelegenen Tempel, wo ich am zweiten Tag mit dem Fahrrad war, unterhielt ich mich lange mit einer Frau, die in Uniform aufpasst, dass niemand die Ruinen beschädigt, oder darauf klettert, oder was weiß ich. Außer uns beiden war kein Mensch da. Ich habe sie sehr schlecht verstanden, aber sie fragte nach meiner Nummer und am Tag darauf lud sie mich zum Abendessen ein.
Ich war gerade nach einer 40 km Fahrradtour im Hostel in Siem Reap angekommen und wollte nicht gleich wieder 10 km ohne Licht zurück zu den Tempeln radeln. Also habe ich mir ein TukTuk genommen, ohne zu wissen, wie ich wieder zurück komme.
Die Tempelanlagen schließen 17:30 Uhr und alle sind in Richtung SR gefahren, nur ich wollte kurz vor sechs zu den Tempeln. Der Fahrer reagierte mit Unverständnis.
Die Restaurants um Angor Wat waren voll. Die hunderten von Angestellten, die in den Anlagen arbeiten, trafen sich zum Dinner da und ich war mittendrin.
Es gab Hühnersuppe. Mit Hühnerbein, welches scary aus der Schale ragte. Es hat trotzdem geschmeckt und am nächsten Tag hatte ich erstmals Probleme mit der Verdauung. Aber nur kurz.
Ich wurde dann im Convoy von drei Mopeds nach SR ins Hostel gefahren.
Eine Sache sticht in Städten wie Phnom Penh und ganz besonders in Siem Reap ins Auge. Die Autos. Es gibt unzählige Mopeds. Die meisten Khmer fahren einen kleinen Motorroller. Aber es gibt auch Autos. Normale PKW und nicht wenige SUV und Pickups. Diese riesigen City-Panzer habe ich in Deutschland noch nicht gesehen. Die heißen Ford Everest oder Toyota Tundra. Es gibt welche, da reicht mir die Motorhaube bis zum Kinn. Mit diesen Autos wird zum Bäcker gefahren oder die Kinder zur Schule.
Dann gibt es Leute in Uniform. Ich weiß nicht, ob das Polizei oder Security ist. Die haben einen Leuchtstab in der Hand und immer, wenn eines dieser Monster vorfährt, am Supermarkt oder beim Restaurant o.ä., dann werden diese Autos eingewiesen. Beim Einparken, beim Ausparken. Andere müssen ihre Mopeds wegfahren damit so ein reicher SUV-Fahrer auf dem Gehweg parken kann, weil auf einen normalen Parkplatz passt der nicht. Beim Ausparken wird eine Fahrspur gesperrt und alle müssen warten.
Die Autolobby scheint hier noch mächtiger zu sein als in Deutschland.
Freitag, 18.02.2022
Auf dem Weg an die Küste, im Süden des Landes, wollte ich mir die lange Busfahrt aufteilen und hatte mehrere Stops eingelegt, sowie einen kleinen Umweg gemacht.
Ca. vier Stunden süd-westlich von Siem Reap liegt Battambang, die zweitgrößte Stadt in Kambodscha.
In dem Viertel, wo ich ein Zimmer fand, gibt es jede Menge Cellphone-Shops.
iPhones sind sehr beliebt, vor allem die mit dem großen Display. Ein neues iPhone kostet bis zu 5 Mio Riel. Ein Monatsverdienst im öffentlichen Dienst beträgt ab 1 Mio Riel. Trotzdem sehe ich viele iPhones. Die Khmer mit denen ich zu tun habe, Ladenbesitzer und deren Angestellten, TukTuk Fahrer, Hotelpersonal, auch die Reinigungskräfte haben alle ein Handy und kommen mit dem Moped zur Arbeit.
Bei den Menschen, die in der Landwirtschaft und in den großen Textilfabriken arbeiten, sieht das gewiss ganz anders aus.
Kambodscha zählt zu den ärmsten Ländern in Südost-Asien. Doch Elend wie in Afrika sehe ich hier nicht. Es gibt Bettler, meist sind es Kranke und/oder behinderte Menschen. Diese werden großzügig mit Almosen bedacht.
Ich sehe viele Menschen die arbeiten. In ganz vielen kleinen Geschäften. Auf Baustellen, als TukTuk Fahrer und dann gibt es ja noch die sehr wohlhabenden SUV Fahrer. Die sehe ich beim shoppen.
Die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft. Exportgüter sind in erster Linie Reis, Kautschuk, Mais, Tabak und Soja. Aber auch Obst wie Bananen und Ananas.
Das Land hat riesige, wasserreiche Flachebenen, die sehr fruchtbar sind.
Es gibt eine Holzindustrie.
Außerdem werden Bekleidung und Schuhe hauptsächlich für den Export produziert.
In vielen Städten gibt es Fabriken, wo meist Frauen für H&M und Co. als Näherinnen arbeiten.
Am Abend in Battambang gab es ein Fest. Am Himmel war Feuerwerk zu sehen und an die hundert brennende Ballons trieben am Himmel (hoffentlich brennt kein Affenhaus ab).
Ich lief zum Flussufer des Sangker-River und folgte der Musik. Der Gehweg zu einem Tempel war mit Kerzen wie eine Einflugschneise auf 200 Metern beleuchtet.
Der Park vor dem Tempel war von hunderten Menschen gefüllt. Es gab laute Musik, die aber nicht wie religiöse buddhistische Musik klang, sondern modern. Die Leute waren schick angezogen und hatten bunte LEDs an ihrer Kleidung. Es mutete wie ein Volksfest an.
Ich traute mich mit meiner kurzen Hose nicht hinein, unterhielt mich aber davor auf der Straße mit einem jungen Kerl aus Singapore. Wenn jemand von so etwas Fotos macht, hat er sich als Touristen geoutet und spricht englisch.
Ich hatte dann das Hotel gewechselt. Weil ich die Stadt irgendwie angenehm empfand, wollte ich noch etwas bleiben. Außerdem fand ich ein Hostel mit einem sehr schönen und großen Zimmer mit Balkon.
Die Hotels haben oft einen Zimmerschlüssel aus Metall und als Anhänger diese Karte, die man neben der Tür einsteckt, um den Stromkreislauf zu aktivieren. Auf dieser Karte steht auch die Zimmernummer. Der Raum war beim Einzug aufgeheizt und ich lies beim Verlassen die Karte eingesteckt, um die Klimaanlage am Laufen zu halten.
Als ich nach einer Stunde zurück kam, war das Zimmer verwüstet. Der Mülleimer war ausgekippt, überall lag Müll, auch auf dem Bett. Die Fenstervorhänge lagen am Boden. Ein Kissen war aufgerissen, von meine Sachen keine Spur.
Es hatte ein paar Sekunden gedauert, bis ich realisierte, dass ich im falschen Zimmer war. Ich hatte mich einfach in der Etage geirrt. Die Zimmer sehen alle gleich aus und scheinbar passt auch der Schlüssel überall.
Ich war schockiert, wie man als Gast ein Hotelzimmer so verlassen kann und hatte mir anschließend auf meinem richtigen Zimmer eine doppelte Dosis Blutdrucksenker gegönnt.
Wenn ich das Hotelzimmer verlasse, nehme ich immer Pass, Handy, Bargeld und Kreditkarten mit mir.
Wenn ich schwimmen gehe, habe ich eine wasserdichte Tasche zum Umschnallen. Die ist zwar nur bedingt wasserdicht, aber für Pass und Geldbeutel ist es ausreichend. Mit dem Handy im Wasser habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Das entscheide ich individuell. Entweder bleibt es im Hotel an der Rezeption oder ich lasse es am Strand auf dem Trockenen in Sichtweite.
Trotzdem wäre der Verlust meiner anderen Sachen schmerzhaft. Es sind nicht irgendwelche Klamotten. Es ist meine Ausrüstung die 8,4 kg wiegt und genau in meinen Rolli-Rucksack passt, der Airline-Kabinen-Maße hat.
Manche Fluggesellschaften erlauben nur 7 kg mit in die Kabine zu nehmen. Dann trickse ich mit einer zusätzlichen Stofftasche. Da kommen die schweren Sachen rein.
Samstag, 19.02. 2022
Von Battambang war ich nach Kompong Chhnang gefahren. Im Minibus waren nur drei Passagiere, dafür aber wieder jede Menge Pakete. Auch ein Mofa fuhr mit. Die Busunternehmen sind gleichzeitig Paketdienstleister. An den Busstationen türmen sich die Pakete und oft steht jemand irgendwo an der Strasse, winkt und gibt ein Paket mit. Adresse steht drauf, Porto ist ein angehefteter Geldschein. Genauso nehmen Leute die Pakete am Straßenrand in Empfang.
Kompong Chhnang ist eine Provinzhauptstadt und liegt am südlichen Zipfel des Tonle Sap See. Der Tonle Sap ist der größte See in Südostasien und eines der fischreichsten Binnengewässer der Welt. Im Norden wird er durch verschiedene Flüsse gespeist und im Süden fliest der gleichnamige Fluss ab, welcher im Zentrum von Phnom Penh in den Mekong mündet.
Am Tonle Sap, am See, sowie auch am Fluss gibt es jedes Jahr ein weltweit einzigartiges Naturschauspiel, welches im November mit dem Wasserfest gefeiert wird.
In Juni führt der Mekong durch den Monsun und das Schmelzwasser vom Himalaja bis zu vier Mal mehr Wasser als in der Trockenzeit. Daraufhin steigt
der Wasserspiegel so stark an, dass das Wasser in den Tonle Sap River zurück gedrückt wird und er daraufhin seine Flussrichtung ändert. Der See vergrößert seine Fläche dann bis November auf das 3,5-fache. Viele Einwohner von Kompong Chhnang leben während der Hochwasser- Monsunzeit in schwimmenden Fischerdörfern.
Wenn das Wasser dann beginnt abzufließen, ist die Saison für die Fischerei eröffnet, was gefeiert wird.
Heute ist kein Wasserfest, aber im Zentrum ist der übliche große Markttag wie in jeder Stadt.
Ich hatte zwei Mal das Erlebnis, dass sich ein Händler hinter seinem Marktstand abduckte und plötzlich als Bettler vor mir stand. Tja… was macht man da? Lächelnd ignorieren, oder?
Ich brauchte Bargeld und hatte am ATM ausschließlich 100 Dollar Scheine bekommen. Was jetzt? Ich kann mich an Länder erinnern, wo es fast unmöglich war, selbst einen 50 Dollar Schein unter die Leute zu bekommen.
Erstaunlicherweise war es aber hier an einer Wechselstube ganz einfach. Der Kurs war auch gut und für 100 USD hatte ich soviel Riel, dass mein Geldbeutel kaum in die Hosentasche passte.
Montag, 21.02.2022
Über Phnom Penh war ich dann mit dem Minibus nach Kampot gefahren. Da wo der berühmte Kampot Pfeffer wächst. Die kleine Stadt liegt am Fluss Preaek Tuek Chhu, unweit der Mündung in den Golf von Thailand.
Kulinarisch war das ein Erlebnis. An den Strassenständen gibt es nur gepökelten und getrockneten Fisch, aber in den Restaurants gibt es die leckersten Fischgerichte. Es leben viele Expats in Kampot. Die meisten sind Franzosen.
Am Fluss ist an vielen Stellen Sand aufgeschüttet und es werden große Hotels gebaut. Leider ist auch am Flussufer Müll zu finden und das Wasser stinkt. Trotzdem empfinde ich das Städtchen sehr angenehm. Es ist hier weit aufgeräumter als zum Beispiel in der Hauptstadt und die vielen Häuser aus der französischen Kolonialzeit geben der Stadt ein ganz besonderes Flair.
Mittwoch, 23.02.2022
Eine halbe Stunde östlich mit dem TukTuk liegt der Ort Kep. Während dieser Fahrt hatte ich Gelegenheit mich mit einem Australier zu unterhalten. WTF! Ich musste fast jeden Satz drei Mal wiederholen lassen, bis ich verstand. Wie kann man so sprechen und das Englisch nennen?
Kep besteht zum großen Teil aus Hotelanlagen und Bungalow- Siedlungen. Viele SUV Fahrer aus Phnom Penh scheinen hier ein Wochenendhaus zu besitzen. Kep hat einen kleinen Strand und man kann mit dem Boot zur „Rabbit Island“ fahren.
In Kep gibt es einen berühmten Krabbenmarkt. Es werden Krabben aller Art, Kalamaris, Austern und andere Schalentiere, die ich zum Teil nie zuvor gesehen hatte, gehandelt. Die Fischer legen die Krabben in Körben direkt vor dem Markt im Wasser aus und so wie der Bedarf beim Verkauf ist, werden sie an Land an die Verkaufsstände geholt. Es bildet sich jedes Mal eine Menschentraube um solch einen Korb. Jedes Exemplar wird von den Händlern begutachtet. Direkt im überdachten Teil des Marktes liegen die Schalentiere und die Kalamaris auf Grills und man kann für wenig Geld die exotischen Tierchen ganz frisch probieren.
Ich hatte schon am ersten Tag eine Vielzahl davon probiert. Die Krabben aß ich im nahegelegenen Restaurant mit grünen Kampot Pfeffer. Ein Gedicht.
In Kep hatte ich mir einen Motorroller gemietet und blieb ein paar Tage in einer schönen Bungalows Anlage, wo eine Gruppe von jungen Leuten aus Polen gastierte. Wir hatten viel Spaß zusammen.
Ich fuhr mit dem Roller die ganze Gegend ab. Es gibt einen Mangrovenwald, wo tausende Libellen über den Wipfeln der Bäume schwirrten. Es ist ein künstlicher Weg durch den Sumpf angelegt und man kann einige hundert Meter in die Mangroven abtauchen.
Ich wollte den Müll eigentlich nicht wieder und wieder erwähnen, doch er ist der erste und bleibende Eindruck. Müll, Ratten und Ungeziefer. Wenn der Vorgarten mal aufgeräumt ist, stapelt sich der Müll hinterm Haus.
Es wird mit Beton gebaut. Die Straßen sind meist aus Beton und wenn mal ein Weg gepflastert ist, dann sind die Pflastersteine in Beton gelegt. Es braucht ja keinen Frostschutz. Entsprechend wird überall gestemmt. Das Geräusch eines Presslufthammers ist allgegenwärtig. In den Restaurants laufen laute Videos auf den Handys der Gäste, wenn sich eine Gruppe Khmer in der Freizeit trifft ist meist eine Lautsprecherbox, groß sowie ein Kühlschrank, dabei.
Ich habe keinen Khmer jemals auf Dreck und Lärm angesprochen, doch wenn ich gefragt werde, wie es mir im Land gefällt, versuche ich darauf hinzuweisen. Es wird mit Unverständnis reagiert. Die Expats scheinen das auszublenden und verweisen auf die schönen Seiten des Landes. Man soll doch nicht immer nur das Negative sehen.
Ich versuche mir einen Reim daraus zu machen.
Die Khmer haben eine lange Zeit des Leides und des Verzichten hinter sich und auf einmal, vor 15-20 Jahren kamen Investoren ins Land. Sie holten Agrarprodukte, Fisch und billige Arbeitskräfte aus diesem Land heraus und brachten Blech und Plastik.
Für die Khmer war das ein riesiger Fortschritt. Sie hatten auf einmal Mopeds, Handys und Coca Cola. Nahrung konnte verpackt und gekühlt werden und war so auch noch nach Tagen genießbar. Alles was Dreck und Lärm machte war modern, war gut.
Um die Konsequenzen dieser Wegwerfkultur macht sich keiner Gedanken. Wie auch. Im Europa hat dieser Prozess sehr lange gedauert und steht erst am Anfang. Europa, Amerika und Australien haben Jahrzehntelang Müll nach Afrika und Südostasien gebracht. Das ist zum Großteil gestoppt.
Aber der Müll, der durch Konsumgüter und Verpackungen entsteht, kommt immer noch ins Land. Kambodscha ist damit überfordert und wird alleine gelassen.
Jetzt, kurz vor meiner Weiterreise kann ich sagen, dass ich mich nach einem holprigen Weg doch noch mit diesem Land angefreundet habe.
Es sind die Menschen, die es so besonders machen. Anfänglich auf Distanz öffnen sie sich, wenn man freundlich ist und auf sie zugeht. Ich durfte ganz viele Früchte auf den Märken probieren und eine Bezahlung wurde abgelehnt. Ein Khmer würde nie versuchen beim Wechselgeld zu betrügen. Trinkgeld wird meist nicht angenommen und um die Preise zu feilschen ist auch nicht üblich. Das finde ich sympathisch.
Vom Flughafen Phnom Penh aus bin ich dann zum nächsten Teil meiner Reise gestartet. Noch weiter Richtung Osten.
Unterstützen Sie mich mit dem Abschluss einer Versicherung über das Banner von Tarifcheck unten ⬇️ und sparen Sie auch noch Geld.
Hier ein paar Videos von mir (Ton an):
https://www.tiktok.com/@my.way.to.anywhere?
https://vm.tiktok.com/ZGJT311cj/
https://vm.tiktok.com/ZGJT3jby7/
https://vm.tiktok.com/ZGJT3SXs6/
https://vm.tiktok.com/ZGJT3NB52/
https://vm.tiktok.com/ZGJT32SQd/