17.07.2013
Opa hatte uns zum Bahnhof gebracht und wir fuhren von Dillenburg nach Frankfurt mit dem Zug. Eingecheckt hatte ich schon am Abend vorher vom heimischen PC aus und die Bordkarten wurden mir aufs Handy geschickt. Lufthansa macht's möglich. Flugzeit von FRA nach London City Airport (LCY) netto: 1.05 Stunden. Der kleine Flughafen in London liegt im Osten der Stadt. Der Flieger, eine Embraer E- 190 steuerte allerdings den Airport von Westen an, so dass wir direkt über die City flogen und den Sharf Tower und die Towerbridge schon mal aus der Vogelperspektive bewundern konnten. Nach der Landung fragte Fine den Immigrationen-Officer, ob sie einen Stempel in ihren Pass bekommen könne (natürlich auf englisch).
Am Airport besorgte ich mir eine Oyster-Card für die Tube. Das ist ein Fahrausweis, den man mit Guthaben aufladen muss und jeweils beim Betreten und Verlassen der Stationen an- bzw. abpiepsen muss. Als Tube bezeichnet man das gesamte Bahnstreckennetz in und um London, also nicht nur die Underground. Dann fuhren wir mit der Dockland London Railway (DLR) in die City. In Banks mussten wir die Linie wechseln, sind erst mal an die frische Luft, weil der Zug voll und heiß war. An einem Kiosk kauften wir etwas zu trinken, aßen einen Happen und merkten ganz nebenbei, dass um die Ecke die London Bridge ist, von welcher wir eine schöne Aussicht auf die Towerbridge hatten.
Von Banks dann weiter mit der Tube bis Earing Broardway. Die Bahn war brechend voll und mich hätte es nicht gewundert, wenn sich Schweißpfützen auf dem Boden gebildet hätten. Es waren gefühlte 45 Grad im Zug. Von der Tube Station sind wir mit so einem echt altertümlichen Taxi, wie es sie in London gibt und wo hinten zwei Sitzreihen sind an welchen man sich gegenüber sitzt, zum Hotel gefahren. Meine Tochter fand es crazy , dass die Autos hier auf der linken Seite der Straße fahren. Die Unterkunft, das Grange Lodge Hotel ist ein B&B Hotel in einer ruhigen Straße, in einem Viertel, wo hauptsächlich ältere zwei bis drei- stöckige Häuser stehen. Ein junges Mädchen hat uns aufgemacht, durch das verwinkelte Haus geführt und uns das Zimmer gezeigt. Es ist mit uralten Möbeln eingerichtet, geräumig und sauber. Ein 5-teiliges halbrundes Fenster zeigte zur Straße hin, welche jedoch am Abend kaum befahren wurde. Nach einer kurzen Toilette sind wir zum Dinner noch mal im Viertel unterwegs gewesen. Wir waren ca. 10 min unterwegs und hatten an die 30 Restaurants gesehen. Wir entschieden uns für ein französisches Restaurant und setzten uns an einen Tisch draußen an der Straße. Als genau vor dem Restaurant ein Pkw einparkte, klappte meiner Tochter der Unterkiefer runter, dann lachte sie laut los, weil ihr aufgefallen war, dass die Autos das Lenkrad hier auf der anderen Seite haben. Auf dem Rückweg zum Hotel kauften wir noch eine große Flasche Wasser. Es war am späten Abend immer noch sehr heiß. 10.00pm GMT lagen wir im Bett.
Fine meinte eben noch auf dem Weg hierher: „Ich kann's nicht fassen, heute Mittag waren wir noch in Simmersbach und jetzt mitten in London. Voll Crazy!“ Fine war sofort eingeschlafen. Im Hotel gibt es WiFi. Ich las noch etwas auf einer Nachrichtenseite und schlief gut in dem antik anmutenden Bett.
18.07.
Am Abend war mir noch aufgefallen, dass die Flugzeuge, die in Heathrow starten oder landen, ziemlich niedrig über unser Hotel fliegen. Ab 11.00pm war aber Ruhe. Wahrscheinlich gibt es ein Nachtflugverbot. Wir waren gut gelaunt und munter als es zum Frühstück ging. Von Jetlag nix zu merken ;-) . Das Frühstück war okay. Ham, eggs, hash browns, baked beans, toasts... Typisch englisch halt, nur den Kaffee konnte man nicht trinken. Nach dem Frühstück besorgte ich mir eine O2 Karte für UK, so dass wir ausgerüstet mit Google Maps und Navy auf Sightseeing gehen konnten. Fine bestimmt den Ablauf und die Richtung. Schließlich sollte das Ganze ja hauptsächlich eine Bildungsreise für meine Tochter sein.
Ich hatte bei früheren Reisen schon Tagebuch geführt, allerdings ausnahmslos bei Reisen, bei denen ich alleine unterwegs war. Jetzt war ich mit meiner Tochter unterwegs und schreibe täglich ein paar Zeilen, um sie zu motivieren es mir gleich zu tun. Das klappte auch ganz gut. Sie ist wie wild am tippen und sagt, sie wolle zu Hause aus dem Text und ihren Fotos einen Bildband machen.
Als Erstes stand Big Ben auf der Liste. Mit der Central Line und der Jubilee Line ging es nach Westminster. Nachdem wir jeder ca. 138 Fotos von Big Ben machten, ging es zu Fuß, vorbei an Westminster Abbey, der Krönungskirche der Royals, zum Buckingham Palace. Dass die Queen nicht im Hause war, zeigte ja die Beflaggung schon an, aber Fine hatte ein Gesicht hinter einem der vielen Fenster gesehen und war sich sicher, dass es Prinzessin Kate war. Ich war zwar der Meinung, es war eher die royale Putzfrau, doch hatte ich sie in ihren Glauben gelassen. Vor dem Palast befindet sich das Victoria Memorial. Das ist eine Statue mit jeweils einer Art Brunnen an den beiden Seiten. Die Touristen hatten sich das vom Trevibrunnen in Rom abgeschaut und eine Menge Münzen ins Wasser geworfen. Gebadet hatte zwar keiner, wie seinerzeit im Film "La Dolce Vita" in Rom, aber mit den Beinen waren auch wir im angenehm kühlen Wasser. Gegenüber vom Palast hatten die internationalen Journalisten mit ihren Übertragungswagen und Parabolantennen eine kleine Medienstadt aufgebaut, weil momentan das royale Baby von Kate und William erwartet wird.
Vom Buckingham Palast sind wir "The Mall" entlang gelaufen, welche vorbei am „Green Park“ zum Trafalger Square führt . Im Park tummelten sich jede Menge Leute, welche auf dem Rasen lagen, Picknick hielten oder in Gruppen spielten. Am Trafalger Square nahmen wir unseren Lunch. Fine wollte unbedingt in dieses eine Restaurant, weil davor Werbung mit "Fish and Chips" gemacht wurde. Sie dachte, es sei dieses „terrible food“, für welches die Engländer berühmt sind und musste es unbedingt probieren. Sie wurde allerdings enttäuscht, weil es doch ganz genießbar war. Nach dem Lunch dann zu Fuß zum Picadilly Circus. Von da ging es wieder mit der Tube zurück Richtung Ealing. Im Hotel angekommen, erst mal eine erfrischende Dusche. Heute waren es wieder um die 30 Grad in der City und wir waren ziemlich verschwitzt.
Bevor wir zum Abendessen aufbrachen, saßen wir noch eine halbe Stunde in der Lobby. Fine hatte Ansichtskarten geschrieben und ich am Tagebuch. Der Stadtteil Ealing ist ca. 25 min. mit der Tube vom Centrum entfernt. Die Zeit kann ich immer gut zum Schreiben nutzen.
Heute Abendessen beim Inder nebenan. Die Namen der Gerichte kann ich zwar nicht aussprechen aber es war lecker. Ealing ist echt für Feinschmecker gut geeignet. Nicht, dass ich wegen des Essens hier bin, aber ich hatte es bei meinen letzten Aufenthalt in London versäumt indisch zu essen und wollte es jetzt unbedingt nachholen.
Auf der Suche nach einem Briefkasten bat ich eine junge Frau um Hilfe. Sie nahm mein schlechtes Englisch zur Kenntnis und hat mich gefragt, ob ich polnisch spreche. Sie kommt aus Polen, lebt aber in London und war so nett, mit uns ein Stück zurück zu laufen, bis so eine verbeulte rote Tonne in Sichtweite war. Wenn ich nicht genau davorgestanden hätte, würde ich das nie als Postbox erkennen.
Die Standards in London sind meiner Meinung unter den deutschen. In vielen Dingen. Doch wenn man sich den Buckingham Palace anschaut, und dann das drumherum wie die Kaserne der Garde, den Reitplatz der Garde, den Park, die Mall, usw. UND sich dann bewusst macht, wie sich das British Empire auf der Welt ausgedehnt hatte und wie groß die Commonwealth heute noch ist, dann ist Deutschland winzig und unbedeutend dagegen.
19.07.
Wieder fange ich an zu tippen, während wir mit der Tube Richtung Zentrum fahren. Die Bahn ist kurz nach 10.00am nicht so voll, wie z.B. am Abend. Die meisten Mitfahrenden haben auch ihr Handy an und lesen oder tippen. Fast jeder hatte ein iPhone. Ich sah einen Teenager, der hielt zwei davon in den Händen. Deshalb habe ich manchmal das Gefühl, dass sich mehr iPhones als Fahrgäste im Zug befinden.
Heute sollen die Temperaturen wieder nahe 30 Grad werden, deswegen haben wir vor, das Britisch Museum zu besuchen, auch in der Hoffnung, dass die Ausstellungsräume klimatisiert sind. Ich informierte mich vorab nur ganz oberflächlich bei Wikipedia über das Museum. Es ist das Größte und Berühmteste Museum in ganz UK. Die berühmtesten Ausstellungsstücke sind wohl der "Rosetta Stone" und die Wandreliefs aus der „Acropolis of Xanthos“.
Das Museum ist riesig. So viel Gold auf einen Haufen habe ich noch nie gesehen. Drei Stunden waren wir durch die Ausstellung gelatscht und hatten nicht mal einen Bruchteil gesehen. Ich hatte darauf geachtet, dass wir die Highlights mitbekommen und im Guide, den wir am Eingang kauften, hatten wir uns etwas belesen. So übermäßig interessant finde ich Museen im allgemeinen nicht. Doch den Rosetta Stone wollte ich sehen, wenn ich schon mal da bin. Danach fuhren wir mit so einem hübschen roten Doppeldeckerbus in die Oxfordstreet. Bei Fine stand Shoppen auf der Liste. Ich selbst wollte nur zu Selfridges. Nicht, dass ich dort irgendetwas bestimmtes kaufen wollte, ich wollte einfach nur mal rein. Ich denke einmal im Leben sollte man bei Selfridges einkaufen. Anschliessend liefen wir fast die gesamte Oxfordstreet entlang. Fine hatte Handtasche und so Schnickschnack eingekauft.
Zum Mittagessen gab es Döner bzw. Fish and Chips vom Imbiss. Wir setzten uns auf eine Bank und aßen. Rings um uns tausende Menschen, die die Einkaufsmeile entlang hetzten, Baulärm, Verkehr und Tauben, welche sich über ein paar Chips freuten, die Fine mit ihnen teilte.
Dann zu Starbucks. Ich glaube, in Deutschland sind die Filialen des weltgrößten Coffeeshops dünn gesät. Der Kaffee ist super. Der erste Genießbare, den ich seit zwei Tagen hatte. Der Laden war ziemlich gefüllt, da kann man schon nachvollziehen, dass die Tische etwas schmuddelig sind. Allerdings, dass die Toilette "out of order" ist, war nicht akzeptabel. Wir sind schließlich in der "Famous Oxford Street". An solchen Beispielen sind die verminderten Standards zu Deutschland offensichtlich. Ich war so frei und hatte mir von einer der netten Ladys hinter der Theke eine leere Flaschen mit Wasser auffüllen lassen und wir wuschen uns vor der Tür damit ordentlich die Hände.
Es war 5.30pm, als wir uns mit der Tube auf den Weg zum Hotel machten. Von Oxford Circus fährt die Central Line direkt nach Ealing Broadway, so dass wir nicht umsteigen mussten. Die Bahn war wieder gut voll, aber meist hatten wir ab der ersten Station wo man die Line wechseln kann einen Sitzplatz. Die Züge fahren tagsüber alle 3-6 Minuten. Auf dem Weg zum Hotel gingen wir wieder in den kleinen Shop, wo wir auch gestern Wasser für den Abend und die Nacht gekauft hatten. Statt der reichhaltigen Auswahl an Mineralwasser war heute jedoch das Kühlregal mit Paletten von Bierdosen belagert. Die Verkäuferin, offensichtlich indischer Herkunft, erklärte uns: Dies sei für das Musikfestival, welches morgen gleich hier vor der Tür in dem kleinen Park beginnt und das ganze Wochenende andauert. Wir kamen ins Gespräch und Fine konnte mit ihren Englischkentnissen glänzen. Nicht nur wegen des Festivals bedauerte ich, dass wir morgen in ein anderes Hotel umziehen werden, welches am anderen Ende der Stadt, östlich in den Docklands liegt. Ich hatte die Hotels bei Booking.com gebucht und war mir nicht sicher über deren Qualität. Also hatte ich drei Tage Bed and Breakfest, hier im Grange Lodge Hotel in Ealing gebucht, was in Deutschland mit einer privaten Pension vergleichbar ist. Die zweite Hälfte des Aufenthaltes dann in einem Hotel einer großen Hotelkette. Wenn etwas schief gelaufen wäre, dann wenigstens nicht für alle Übernachtungen. Aber mein Gespür hatte mich nicht getäuscht. Das Kleine B&B Hotel ist für kleines Geld wirklich erstklassig. Ich hatte die Rezensionen auf der Website vom Vermittler gelesen und mir das Haus, natürlich nur von außen, bei Google Streetview angeschaut. Genau so fanden wir es auch vor. Nichtsdestotrotz werden wir morgen in die Docklands ziehen.
Im Hotel angekommen, erst einmal duschen. Das Klima war heute heiß, aber erträglich. Gut, dass ich eine große Flasche Deo eingepackt hatte.
Heute Dinner im mexikanischen Restaurant. Ich bestellte "hot and spicy", Fine ausdrücklich "herb". Das "herb" musste allerdings zurückgehen, weil es so scharf war... Die Wraps, die danach kamen waren für Sie gut essbar.
Im Hotel angekommen unterhielten wir uns in der Lobby zwei Stunden mit einem älteren Pärchen aus Australien, welche Badeurlaub in Kroatien gemacht hatten und vor dem Heimflug noch ein paar Tage durch England reiste.
20.07.
Heute nach dem Frühstück sind wir als Erstes ausgecheckt und bepackt mit unserem riesigen Koffer mit der Tube zum Ibis Excel London Hotel gefahren. Nach 90 Minuten mit der Tube, über Stratford, durch die ganze Stadt waren wir da und haben unseren Koffer zur Aufbewahrung abgegeben. Zum Einchecken waren wir zu früh. Eigentlich haben wir zwei Koffer dabei, der Kleinere befindet sich zur Zeit noch im Inneren des großen Koffers. Allerdings ist, bedingt durch das gestrige Shoppen, kaum noch Platz. Am Montag ist noch einmal Shoppen eingeplant. Danach werden wohl beide Koffer gut gefüllt sein (befürchte ich).
Die Docklands sind eine Anhäufung von modernen Gebäuden mit viel Glas. Hotels, Messe- und Kongresshallen, der kleine Cityairport und natürlich die Hafenanlagen. Unser Hotel, das Ibis Excel London Hotel, steht direkt an der Themse. Vor dem Hotel kann man Wasserski fahren und mit so einem Wasserjet wie Superman die Themse entlang düsen. Es gibt eine Cabel Car, mit der man in einer Gondel die Themse überqueren kann. Einen Supermarkt gibt es auch und etwas weiter stehen ein paar Imbissbuden. Ein Schnellrestaurant befindet sich genau vor unserem Hotel.
Mit der DLR kann man von hier direkt zum Tower Gateway fahren. Als Erstes waren wir im Tower of London. Vor der alten Burganlage, welche zum Teil fast eintausend Jahre alt ist, und auch im Inneren waren ein paar tausend Touristen, welche das selbe Ziel hatten wie wir. Die Geschichte über die Raben hatte ich von meinem letzten Besuch noch in guter Erinnerung. Sie besagt, dass, wenn die hier lebenden Raben einmal den Tower verlassen, würde das British Empire untergehen. Was musste ich heute sehen: Die Raben waren noch hier, aber in Käfigen!!! Okay, einen habe ich auch außerhalb der Käfige gesehen. Vielleicht sind die Käfige auch offen. So genau habe ich nicht geschaut. Dann eine gute Stunde Schlange stehen, um die Kronjuwelen zu bewundern. Ganz schön dicke Klunker, die die Kings und Queens im Laufe der Jahrhunderte gehortet haben.
Vom Tower zur Towerbridge. Oben auf dem Gateway ist eine Ausstellung mit Fotos und Grafiken von berühmten Brücken aus der ganzen Welt. Die Towerbridge in London ist natürlich die Berühmteste. Das meinen zumindest die Briten und das sollte bei der Ausstellung auch rüber kommen. Es war schon 5.30 pm, als wir nahe der Towerbridge in einer Pizzaria zum Lunch einkehrten. Anschließend zum Hotel. Die Strecke zu den Docklands ist nicht ganz so weit vom Zentrum und man ist mit der Bahn etwas schneller da als von Ealing. Ealing ist ein altes Viertel, mit Einkaufsstraßen, Parks, einer kleinen Kirche, Straßen mit Reihenhäusern, vielen kleinen Geschäften und vielen, vielen Restaurants. Die Docklands dagegen sind aus Glas und Beton gebaut. Und so ist auch das Ibis Hotel. Groß, steril und anonym. Positiv ist, dass wir nur ein paar Meter zur Tube zu laufen haben und, wenn wir nicht gerade in der fünften Etage residieren würden, direkt aus dem Fenster in die Themse springen könnten. Außerdem gibt es verschiedene Steckdosentypen im Zimmer. In eine davon passte auch mein Ladekabel vom Handy. Mit dem Adapter hatte ich kein gutes Gefühl beim bisherigen Aufladen, weil der Stecker dabei so heiß wurde, dass ich mich nur unter Aufsicht getraut hatte diesen zu benutzen.
Nach einer ausgiebigen Dusche sind wir am Abend noch einmal zu dem kleinen Supermarkt gegenüber vom Hotel gegangen. Auf dem Weg zum Fahrstuhl im Hotelflur standen zwei junge Mädchen vor ihrer Zimmertür und mühten sich vergebens mit dem Zimmerschlüssel. Fine fragte: "Can I help you?" Nahm die Karte und zog diese richtig herum durch den Scanner und schon war die Tür auf. Alle haben gelacht. Am lautesten war ich dabei. Im Supermarket gab es nur eine Art von Tageszeitung. Die war auf chinesisch. Zu den Messen und Kongressen, die hier stattfinden sind wohl nur Chinesen eingeladen. Auf der ersten Seite der Zeitung war Prinzessin Kate mit einem dicken Bauch abgebildet. Das sollte gefälligst auch die Chinesen interessieren. Wir kauften uns zum Abendessen etwas zum Knabbern.
21.07.
Die Nacht war sehr ruhig. Nichts zu hören von Flugzeug oder Bahn. Vielleicht lag es auch daran, dass heute Sonntag ist. Allerdings eine Kirchenglocke hatte ich auch nicht gehört, obwohl wir spät aufstanden. Heute ist der Himmel bedeckt. Fast ein bisschen foggy. Fine blieb im Bett liegen, während ich eine knappe Stunde an der Themse entlang joggte. Die Temperaturen sind angenehm. Es waren einige Jogger unterwegs. Ich bin bis zum Airport gelaufen und dann den selben Weg zurück.
Ich fand die grüne Seite der Docklands. Hinter dem Hotel befindet sich eine Wiese. Diese ist exakt quadratisch, von Randsteinen eingefasst mit einer Kantenlänge von 46,5 Metern so eben wie ein Golfplatz. Der Rasen ist gelb mit grünen Flecken. Ein paar Jugendliche spielten Cricket darauf. Ein Stück weiter befindet sich eine Ansammlung von jungen Buchen die aber schon fast vier Meter in die Höhe sprießen. Die Baumfläche ist dreieckig angelegt. Zwischen den Bäumen ist natürlich auch Beton. Das gleichschenklige Dreieck hat eine Kantenlänge von 48 Metern. Die Baumsetzlinge haben einen exakten Abstand von 2 yard (1.83m) zueinander. Ist wirklich schön anzusehen. Man könnte sagen: Unser Hotel steht direkt am Waldrand.
Der Schnellimbis vor dem Hotel hat 24 Stunden am Tag offen. Da holte ich unser Frühstück. Wenn man Kaffee haben möchte, muss man "filtered coffee" bestellen, sonst bekommt man Instant Kaffee.
Als nächstes stand eine Bootsfahrt an. Wir sahen das Boot, welches gerade zum ablegen fertig gemacht wurde und entschlossen uns spontan mitzufahren. Der Hochnebel hat sich aufgelöst und die Sonne brennt wieder mit der Intensität der vergangenen Tage. Der Kapitän des 17 Meter langen Touristenkahnes erklärte uns, dass dies ein Seitenarm der Themse ist und Royal Victoria Dock genannt wird. Wir waren ca. eine Stunde unterwegs. Vorbei am Excel Center, welches nach Auskunft des Kapitäns die größte Ausstellungs- bzw. Messehalle in Europa ist. Zwanzig Minuten der Bootsfahrt stand Fine am Steuer. Nicht, dass sie nur gerade aus fahren sollte. Nein!!! Sie musste um ein anderes Boot herum steuern, dann in einen Seitenarm des Seitenarmes, und noch darin umlenken. War echt eng da und von Fine ein Meisterwerk der nautischen Navigation. Das alles natürlich auf Kommando des ersten Offiziers. "Well done" hatte dieser abschließend gemeint. Von der Anlegestelle aus sind es nur ein paar hundert Meter zum "Royal Docks Beach". Es war zwar nicht so viel Sand, wie beispielsweise an karibischen Stränden, aber der Sand war mindestens genauso weiß und fein. Fine hat im Sand gebuddelt. Es waren Leute im Wasser schwimmen. Wir waren nur mit den Füssen baden.
Auf einer Terrasse angrenzend zum Beach standen Dattelpalmen, nicht besonders groß, aber drei bis vier Meter waren die Höchsten. Die Palmen wuchsen im Boden. Ich meine, kein Pflanzkübel, den man im Winter rein stellen konnte. Ich bin mir sicher, dass es in London im Winter frostig ist und kann mir nur vorstellen, dass die Bäume im Winter abgedeckt werden.
Unter diesen Palmen wurde ein Gottesdienst abgehalten. Der junger Redner in Bermudashorts war wahrscheinlich der Prediger. Drei Jugendliche mit Gitarre spielten und sangen zwischen den Worten des Geistlichen. Zum Abschluss der Predigt war der Chef der Truppe bis zur Brust in die Themse gelaufen, hat nacheinander zwei seiner Schäfchen zu sich gerufen und an diesen unter viel Beifall ein Ritual nach Art von John the Baptist (Johannes der Täufer) vollzogen.
Ich hatte es nicht für möglich gehalten, aber leider gehen meine vormals üppigen Barmittel zur Neige. Ein paar Pound muss ich als Reserve behalten, deswegen wird ab sofort auf Plastikgeld umgestellt. Auf dem Weg vom Beach zum Hotel waren wir einkaufen in einem Supermarkt. Das ist so ein Markt, wo man den Code der Waren selber schießen muss, zum Abgleich wird der Einkauf gewogen, man steckt seine Karte ein, fertig. An der Tür steht nur ein Security- Mann, fürs kassieren wird niemand gebraucht. Ein Stück weiter haben wir in einem Restaurant gegessen. Es ist schon halb fünf, doch für uns ist es der Lunch. MasterCard - no problem. Gegenüber vom Hotel noch schnell einen Coffee to go. MasterCard - no problem. Warum hatte ich überhaupt Bargeld dabei?
Gegen Abend setzten wir uns draußen, nahe des Hotels auf eine Bank und beobachteten die Leute, welche vorbeiliefen. Wir sahen auf dem Weg zum Beach einige Appartmenthäuser. Ich denke, es waren nicht nur Touristen, die abends unterwegs sind. Der Weg, oder besser ausgedrückt die Betonflächen zwischen den Gebäudekomplexen mutet, wenn man nur die Menschen betrachtet, an, wie eine Strandpromenade am Mittelmeer. Ausgerüstet mit Sonnenhut und Shorts, die Frauen meist oben nur mit Bikiniteil, wurde mit Kind und Kegel in Flip-Flops flaniert. Auf der Rasenfläche hinter unseren Hotel lagen die Leute in kleinen Grüppchen auf Decken zum Picknick. Wir liefen über die Wiese im den "Wald" hinein. Pilze gab es keine. Hier und da sichteten wir nur vereinzelt eine Steckdosen in den Baumkronen. Aufgefallen war mir, dass die Baumstämme mit so einer Art Baumschutz-Netz umspannt waren, wie es bekanntermaßen zum Schutz der Rinde gegen Damm- und Rotwild benutzt wird. Ich erklärte meiner Tochter, in rein pädagogischer Absicht, dass es wohl hier wahrscheinlicher ist einen Dinosaurier anzutreffen, als ein Reh.
Ein Stück weiter hinter dem "Wald" steht die riesige Konstruktion einer Hängebrücke. Es gibt keine Straße, deswegen war mir erst aufgefallen, dass man hinüber kann, als ich das Schild "Royal Victoria Bridge" las. Wir stiegen also etliche Stufen hoch, um in ca. 12 Metern auf der reinen Fußgängerbrücke das Dock zu überqueren. Von oben hat man eine gute Aussicht auf den Airport bzw. auf die Skyline der Docklands.
22.07.
Das Wochenende ist vorbei. Ab 7.00 Uhr lief der Airport auf Hochtouren und aller drei Minuten donnerte ein Jet im Landeanflug an unseren Zimmerfenster vorbei. Heute steht Shopping auf der Agenda. Wir aßen etwas Obst , was noch am Vortag übrig war und sind losgezogen. Zuerst ging es mit der "Emirates Airline", das ist die Seilbahn unweit unseres Hotels, welche Teil der Tube ist, in ca. 80 Metern Höhe über die Themse nach North Greenwich. Dort sind wir über den "Null-Meridian" geschritten, welcher im nahe gelegenen „Royal Greenwich Observatory“ 1884 als Standard eingeführt wurde.
Vor "The O2", eine riesige Kuppel-halle, gab es Frühstück für uns und mit der Jubilee Line sind wir zum Canada Squere, wo sich ein riesiges Shopping Mall befindet. Wir liefen etwas ziellos umher und beschlossen dann, lieber noch einmal zur Oxford Street zu fahren, um da mein letztes Monatsgehalt auszugeben. Also fuhren wir weiter mit der Junilee Line bis London Bridge, zu Fuß über die Brücke und auf der anderem Seite in die Station der Central Line und zum Oxford Circus. Nach ca. 100 Metern gab es Lunch bei McDonalds, da waren wir aber schon in 4 bis 5 Geschäften und hatten drei Tüten dabei. Im Apple Store, Ecke Regent Street hielten wir uns am längsten auf, hauptsächlich weil die da die Air Condition nicht bis zum Anschlag aufhatten. Nach weiteren ca. 10 Boutiquen musste ich einen Cut machen. Ich habe ja in Deutschland auch noch ein paar Tage Urlaub, welche noch nicht finanziert sind.
Nahe des Picadilly Circus kehrten wir in das "Rainforest Café" ein und nahmen in Regenwaldatmosphäre einen Drink. Vollgepackt zurück zum Hotel. Dinner im Imbiss vor dem Hotel. Dann schon mal Koffer packen. Die beiden Koffer waren zwar nicht ganz voll, aber doch gut gefüllt. Am Abend kam dann die Meldung über die News, dass der Thronfolger geboren wurde. „It's a prince!“ lautete die Schlagzeile der TIMES.
23.07.
Das Taxi hatten wir für 7.15am bestellt. Die Straßen waren nass. In der Nacht hatte es geregnet. Beim Landeanflug auf Frankfurt war mir aufgefallen, wie viel Wald es doch um die Stadt herum gibt. In London herum war mir nichts Grünes aufgefallen. Der Flug war pünktlich..