Reisetagebuch
19.10.
Da die GdL mit ihren Zugführern an diesem Wochenende streikte, hat uns Opa mit dem Auto zum Flughafen nach Frankfurt gefahren. Der Flug hatte etwas Verspätung. Nach knapp zwei Stunden Flugzeit und etwas Rückenwind hatte uns der A321 der Lufthansa aber doch noch halbwegs pünktlich um 18:30 Uhr am Aeropuerto in Barcelona abgeworfen. Außer meiner Tochter Fine hatte ich diesmal nur Handgepäck dabei. Ich war der Meinung, für vier Tage sind 8kg Gepäck pro Person völlig ausreichend. Entsprechend schnell ging das auschecken. Ich hatte mein Handy online eingerichtet und eine 10er Karte für den Nahverkehr gekauft. Mit der Bahn fuhren wir dann ins Zentrum. An der Estatione Passeig de Gracia sind wir in die Metro umgestiegen und vom Bahnhof Barceloneta zur "Pension Giudadela" gelaufen. 19:30 Uhr waren wir da. Die Pension befindet sich auf zwei Etagen eines Mietshauses, dessen Eingangsportal und das Treppenhaus wie aus der Kolonialzeit anmutet. Das Zimmer ist einfach und zweckmäßig eingerichtet und hat einen Balkon, auf dem zwei Personen gerade bequem stehen können. Das Bad ist sehr klein, mit Dusche und wenn man spülen will, muss man an der Kette ziehen. Es gibt eine Kaffeebar, eine Mikrowelle und einen Kühlschrank zur allgemeinen Benutzung. Alles in allem Okay. Nicht so schön ist, dass es keine Bettdecken gibt, sondern nur eine Wolldecke, welche in einem Bettlaken eingeschlagen ist. So etwas hatte ich das letzte Mal auf Mallorca. Das war 1991!
Auch war mir nach einiger Zeit aufgefallen, dass die Zimmerecken nicht rechtwinkelig sind. Das Haus ist ein Eckhaus wobei die Querstrasse spitz zur Hauptstrasse verläuft. Das Gebäude wurde einfach parallel zu den Straßen gebaut, weswegen im Zimmer alles so aussieht, als stände es schief da.
Wir wohnen in der 5. Etage. Es gibt einen Lift, wo man allerdings "2"wählen muss, um auf fünf zu gelangen. Bei der ersten Benutzung waren wir ein Stockwerk zu hoch, gingen aber doch die Treppe nach oben, um uns ganz oben die Grünpflanzen anzuschauen, weil der Efeu sich am Treppengeländer bis in die unteren Etagen rankte.
Nach dem einchecken sind wir Richtung Strand. Schon an den Bahnhöfen hatte ich realisiert, dass die Beschilderungen zum Großteil auf Katalanisch ist. Strand heißt hier nicht Playa, sondern "Platja". Ich hatte gehofft, heute den Strand noch bei Tageslicht zu sehen aber es war stockdunkel, als wir nach einem 15 Minuten dauernden Fußweg, welcher uns durch den Stadtteil Barceloneta führte am Sand standen. Es waren ein paar Leute im Meer baden. Wir hatten uns die Schuhe ausgezogen, die Hosenbeine hochgekrempelt und sind durch den Sand ins Wasser. Es dauerte nicht lange, da stand Fine bis zur Hüfte im Mittelmeer. Weil sie dachte, sie könne so ins Wasser laufen, wie wir das im Sommer an der Ostsee gemacht hatten. Nach 100 Metern stand man da gerade mal bis zu den Knien im Wasser, wenn an der Stelle nicht gerade eine Sandbank war. Hier ging es steiler ins Wasser und das hat Fine gemerkt, als sie nass war.
Also zum Umziehen wieder zurück zur Pension. Fine hatte beim gehen in der engen und nassen Jeans sichtlich Schwierigkeiten. Es dauerte aber fast den halben Weg, bis wir ein Taxi fanden. Es war schon kurz vor 23:00 Uhr, als wir zum Abendessen in eine Burgerbar einkehrten. Nach dem mäßigen Mahl fielen wir ziemlich geschafft ins Bett.
20.10.
Durch die zentrale Lage der Pension und den antiken Holzfenstern war der Verkehr von den Straßen um unsere Unterkunft die ganze Nacht sehr laut zu hören.
Nach einem spärlichen Frühstück, welches wir uns am Abend zuvor gekauft hatten, sind wir unweit von der Pension in einen Touristenbus zur Stadtrundfahrt eingestiegen. Der Preis ist mehr als doppelt so hoch wie z. B. In Hamburg oder Berlin. Die Busse fahren alle 5-10 Minuten, trotzdem sind an jeder Station, wo man ein und aussteigen kann, lange Schlangen und man muss warten. Am Placa de Catalunya, dem Herzen der Stadt waren wir zum ersten Mal ausgestiegen. Nach einen zweiten Frühstück wechselten wir die Linie und fuhren zur Sagrada Familia. Diese Kathedrale ist das Wahrzeichen der Stadt, wurde von Antinio Gaudi Ende des 19. Jahrhunderts angefangen und man geht davon aus, dass es noch 50 Jahre dauert, bis das Bauwerk vollendet sein wird. Es ist aber jetzt schon sehr beeindruckend anzuschauen, genauso wie die Schlange von Touristen, die sich vor den Kassenhäuschen gebildet hatte. Ich hatte vorsichtig 4-5 Stunden geschätzt, ehe wir drinnen wären. Auf die Türme zu steigen war für den Tag gar nicht mehr möglich. Wahrscheinlich muss man dazu schon morgens 6:00 Uhr da sein. Wir hatten uns das Teil außen von allen Seiten angeschaut und ca. 138 Fotos gemacht, bevor wir uns wieder anstellten um mit den Bus weiter zu kommen.
Die zweite Station war der Park Güell. Auch von Gaudi entworfen und gebaut ist er berühmt durch seine an die Natur angelegte Architektur und durch die Mosaike. Der Park ist öffentlich zugänglich und den kleinen Teil, wo man anstehen musste, hatten wir uns einfach gespart. Im Park kauften wir eine kleine Flasche Wasser, welche sich jedoch als Eisklumpen entpuppte. Fine nannte es: "Agua con Eiswürfel". Vom höchsten Punkt des Parks hat man einen guten Blick über die Stadt bis zum Meer. Außerhalb vom Park waren wir in einem Schnellrestaurant. Fine hatte Veggi-Pizza, ich meine erste Paella außerhalb Deutschlands. Weiter sind wir mit dem Touristenbus, vorbei man Camp Nou, dem größten Fußballstadion auf dem Kontinent, entlang der Av. Diagonal, bis zum Plaza Francesc Macia.
Fine war im Bus eingeschlafen. Es war 16:00 Uhr und bis dahin ein anstrengender Tag. Morgen, versprach ich, werden wir einen entspannten Tag an der Platja einlegen, bevor am Abend DAS Highlight auf uns wartet...
Ich hatte mit Fine in den letzten beiden Jahren einige große Städte besucht und sie äußerte sich mehrfach unverständlich, wie jemand freiwillig in solch großer Stadt leben möchte, wo es doch auf dem Lande so schön ist. Ich selbst lebe seit fast 25 Jahren auf dem Dorf und mir fehlt schon etwas und ich vermisse die Stadt oft. Allerdings muss für mich die Stadt auch nicht so groß wie BCN sein und ich habe eingesehen, dass das Landleben durchaus Vorzüge hat.
Bevor wir die Linie wechselten und unsere Stadtrundfahrt fortsetzten saßen wir eine halbe Stunde bei Starbucks und und genossen in Ruhe einen Cappuccino bzw. einen Fruchtjuice.
Weiter mit dem Bus bis zum Plaza Colom (Kolumbus). Von da sind wir zu Fuß die Rambla hoch gelaufen. Die "La Rambla" ist der berühmteste Boulevard der Stadt. Berühmt durch die Straßenkünstler!? Es gab auch Straßenrestaurants und hauptsächlich Ramsch-Stände. Das beeindruckendste für mich waren jedoch die Menschenmassen, die sich in beide Richtungen wälzten. Was wollen die nur alle hier? Wahrscheinlich sind sie hier, weil alle anderen auch hier sind.
Auf der Suche nach einem Restaurant waren wir wieder in einem Fastfoodladen gelandet. Von außen sehen die alle vornehm aus und wenn man am Tisch sitzt, merkt man, dass es wieder nur Sandwich oder Burger gibt. Egal... Wir waren satt geworden und liefen zu Fuß zur Pension, kauften aber unterwegs noch Getränke und etwas für das Frühstück am nächsten Tag.
Es war 20:30 Uhr, als wir auf dem Zimmer ankamen. Wir schrieben am Tagebuch und ein paar Postkarten, bevor wir zeitig das Licht löschten.
21.10.
Nachdem ich diese Nacht etwas besser geschlafen hatte, stand ich 8:00 Uhr auf und bin im nahe gelegenen Park Ciudadela joggen gewesen. Die Sonne schien und der Park war schön schattig. Es waren jede Menge Jogger unterwegs und noch mehr Hunde zu sehen. Außerdem gab es so grüne Vögel, die aussehen wie Kanarienvögel XL.
Auch vom Park aus kann man in den angrenzenden Zoo. Es gibt ein Castel und das Parlament von Catalunya hat hier seinen Sitz. Überall standen Statuen und Plastiken aus Stein und/oder Stahl der alten und neuen ART. Ich drehte zwei Runden im Park und war 40 Minuten später wieder in der Pension. Wir packten unsere Badesachen und gingen zum Strand von Barceloneta. Das Wasser war recht frisch, wir sind aber zwei Mal geschwommen und gingen ein Stück an der Platja entlang.
Parallel zum Strand gab es einen gut ausgebauten Weg, welcher vor dem Hafen auf einen großen Platz endete. Da waren viele Jogger, Inliner und Rollschuhfahrer unterwegs. Auch gab es Elektroroller und Cruiserbikes, welche man ausleihen konnte.
Auf dem Weg vom Strand zur Rambla waren wir in einem kleinem Restaurant, wo ich Tapas bestellte und Fine Pizza. War auch nix. Was leckeres zu Essen müssen wir unbedingt noch finden.
Auf der Rambla hatte Fine gehofft, einen Straßenkünstler wiederzutreffen, der Fantasy- Bilder mit Autolack-Sprühdosen malte. Fine hatte Spaß am zuschauen und wollte auch ein Bild kaufen. Ich hätte zwar einen Picasso bevorzugt, doch sie sollte eines haben, war ja auch günstiger, als ein Picasso. Der Maler hatte jedoch heute wahrscheinlich seinen freien Tag, so sind wir die Rambla bis zum Placa Catalunya gelaufen, um bis dahin nur eine Bola Eis zu kaufen. Auf dem Rückweg über den Via Laietana waren wir kurz bei Starbucks. Die Sonne knallte uns aufs Haupt und das Thermometer zeigte 27 Grad Celsius. Für die kurzen Hosen war kein Platz im Koffer, aber auf die Sonnencreme hätten wir nicht verzichten sollen. In der Pension angekommen hatte ich erst einmal eine kühle Dusche. Eine Stunde hatten wir noch Zeit, bevor wir uns auf den Weg zum Fußballstadion, dem Camp Nuo, von BCN machten. Es gab eine Begegnung der Chapions League zwischen FC Barcelona und Ajax Amsterdam. Lautstarke Anhäufungen von Ajax- Fans trafen wir schon am Mittag überall in der Innenstadt. Die Tickets hatte ich Wochen vorher bestellt, hätte aber am Tag der Begegnung hier auch noch welche bekommen. Wir aßen noch etwas an einem Imbiss.
Von außen sahen wir einen Amigo, der einem riesigen Teller Nudeln vor sich hatte. Mit Salat und Nachos. Alles wonach uns verlangte. Als wir saßen, stellte sich heraus, dass es wieder nur Sandwichs und Tapas gab. Die Nudeln gab es nur für Angestellte!!! Sehr abenteuerlich, unsere Verpflegung in Barcelona.
Und ich war ständig hungrig!
Mit der Metro fuhren wir zum Camp Nou. Wir waren zwei Stunden vorher da, aber ehe wir das richtige Gate fanden und uns durch die Menschenmassen gewühlt hatten waren wir gerade rechtzeitig da, als 90 Minuten vor Anstoß die Fans eingelassen wurden. Das Stadion ist riesig. Wir hatten Plätze ziemlich weit oben und mussten Treppen über Treppen steigen, bevor sich uns der beeindruckende Innenraum auftat. Vor Spielbeginn war ich erschüttert und enttäuscht, weil bis 10 Minuten vor Spielbeginn das Stadion gerade einmal zur Hälfte gefüllt war. 10 Minuten nach Spielbeginn war es voll. Die selbe Komik zum Ende, als die Hälfte der Leute 10 Minuten vor Abpfiff schon weg waren. Eigenartig diese Katalanen. Bezahlen vollen Preis und schauen nur das halbe Spiel, zudem zwei Tore in den letzten Minuten vielen. Die Zeit bis zum Anpfiff hielten wir small talk mit unseren Nachbarn. Da war ein Franzose, der uns über Bayern München ausfragte und uns erzählte, dass Paris Saint Germain in der laufenden Runde Barca schon geschlagen hatte. Ein alter Catalane wollte seine Brotzeit mit uns teilen und eine Senora hinter uns hatte Fine Schokolade angeboten, als ich mal kurz 20 Meter höher den Rang raufgeklettert war, um am höchsten Punkt des Stadions ein Selfi zu machen :) .
Im Stadion waren etwa 200 Hardcore- Fans von Barca und ca. 2000 Fans von Ajax, welche richtig Stimmung machten. Die anderen 98.000 waren auch zu Großteil Barca-Fans. Allerdings spürte man nichts von der Leidenschaft für den Club, welche doch eigentlich so berühmt ist. Die Massen hatten mal geklatscht und gesungen und Ooh und Aah, waren aber sonst sehr brav. Nichts zu spüren, vom südländischen Temperament. Das kenne ich von Dortmund anders, da bebte das ganze Stadion.
Das Spiel selbst war gut und hochklassig. Nach fünfundzwanzig Minuten hatte Messi, nach Neymar das 2:0 geschossen. Die Holländer waren nur "anwesen"
Mitte der zweiten Halbzeit waren die beiden Stürmerstars ausgewechselt und Ajax stürmte auch mal und schoss auch ein Tor. In der Nachspielzeit erzielte dann Ramirez den 3:1 Endstand.
Das Spiel von Barca war schon beeindruckend anzuschauen. Messi und Neymar "zauberten" auch schon mal und zeigten ihre Schnelligkeit.
Fine fand es auch toll. Lustig fand sie, dass die Fans unter anderem das Lied von Pipi Langstrumpf sangen.
Ich bin kein Fußballfan der sich regelmäßig Spiele im Stadion oder im TV anschaut, aber so Namen wie Klaasen und Andersen sagen mir schon etwas. Bei den Spielern von Barca ist es so, dass ich die Namen alle schon gehört hatte, weil sie irgendwie alle Superstars sind und in den großen Nationalteams spielen.
22.10.
Ich hatte lange geschlafen und Fine war so geschafft, dass sie bis 10:30 Uhr im Bett lag. Ich überlies Fine für heute die Entscheidung, ob wir eine Hafenrundfahrt machen, in das Picasso Museum oder ins Aquarium gehen. Sie hatte sich für das Aquarium entschieden. Das Aquarium ist sehenswert, jedoch nicht so umfangreich wie gedacht, deswegen waren wir gleich anschließend noch im Picasso Museum.
Wir hatten da etwas über das Leben Picassos erfahren und jede Menge seiner Werke gesehen und auf uns wirken lassen.
Weiter durch die Straßen und Gassen der City waren wir auf der Suche nach etwas essbaren. Als wir in einem echt urigen und romantischen Lokal saßen, meinte Fine: "Ich habe echt Vertrauen in dieses Restaurant" und bestellte Couscous. Ihrer Meinung war es das Beste Essen in der Stadt bisher, obwohl es eiskalt war. Mein Essen war...nicht der Rede wert... Dann doch lieber wieder Sandwich!
Am späten Nachmittag, als die Sonne schon ganz tief stand waren wir noch einmal am Strand, der ja in knapp 15 Minuten von der Pension aus für uns zu Fuß gut zu erreichen war. Da waren Wellen! Und was für welche! Ich hatte es im Sommer schon bedauert, dass ich Fine die stürmische See, wie ich sie aus Kindertagen oft auf Usedom erlebt hatte, weder an der Nordsee noch an der Ostsee hatte zeigen können. Es war zwar kein Sturm, jedoch war der Seegang so, dass es selbst mich ein paar Mal umgehauen hatte, als ich nur bis zu den Knien im Wasser stehend für zwei Sekunden unachtsam war als ich nach unseren Sachen im Sand schaute. An Deutschen Badestrände wäre sofort das Baden verboten worden, bzw. der Strand würde evakuiert. Hier hatte sich die gesamte Vereinigung ortsansässiger Surfvereine zusammengefunden. Fine meinte: "Die liegen wie Enten im Wasser" und warten auf DIE Welle. Auch die Badenden hatten ihren Spaß und für uns war es auch ein Highlight. Wir hatten richtig Spaß, obwohl mir bewusst war, dass es schon gefährlich war. Ich hatte versucht Fine immer an der Hand zu halten, trotzdem wurde sie mir ein Paar Mal fortgerissen. Ich hatten den Spaß dann auch beendet, als es am schönsten war. Fine hätte sich am liebsten noch Stundenlang von den Wellen hin und her spülen lassen.
Mit ihrer Erlaubnis darf ich hier zitieren, wie sie diese Momente in ihrem Tagebuch beschrieb: "Warten auf Welle...Welle kommt näher... Platsch... Schreien... 10 Meter weiter Augen aufmachen... Papa suchen... :) ."
Nach dem Abendessen ( fast food)
waren wir noch Lebensmittel einkaufen und sind zurück zur Pension.
23.10.
An dieser Stelle einmal vielen Dank an alle Piloten und Lockführer, welche an diesem, unseren Abreisetag nicht streikten. Unser Flug ging pünktlich und wir waren 18.00 Uhr zu Hause, wo ich als Erstes die Heizung anschalten musste und was gescheites gegessen habe.