Griechenland vom 16.07.1996
16.07.
Andi war so gut, und hat mich mitten in der Nacht zum Airport gefahren. Am check in hatte mein Rucksack 8.5 kg. So leicht war er noch nie. Im Charter der Aero Lloyd waren viele Griechen an Bord. Nach 2.5 Stunden Flug in der MD 83 bin ich bei 27°C und leicht bewölkten Himmel in Thessaloniki gelandet.
Der Taxifahrer am Airport war schwer davon zu überzeugen, mich nur zum Bus in die Stadt und nicht bis nach Katerini zu fahren. Thessaloniki, vom Taxi aus gesehen, ist eine große, moderne Stadt, mit viel Lärm, aber vielen grünen Bäumen am Straßenrand und großzügigen Parkanlagen.
Eine Stunde nach der Landung saß ich im Bus nach Katerini. Die Fahrt dauerte ca. eine Stunde auf einer autobahnähnlichen Strecke. In Katerini stand der Bus nach Litochoro schon bereit und eine gute Stunde später war ich im „Zermatt des Südens“. Litochoro ist ein kleines Städtchen am Fuße des Mt. Olympus, mit einem hübschen Markt, viel englischer Werbung für Restaurants, Bars, und Hotels und auch vielen Touristen. Die Sonne scheint, aber es ist leicht diesig und so kann ich die Gipfel des Olympus noch nicht erblicken. Ich ließ mich in einem Straßenlokal nieder, nahm einen Drink, es gab Kuchen. Durch den Ort laufend habe ich die Touristeninformation gefunden und den ersten Menschen getroffen, der halbwegs englisch sprechen kann. Er hat mir ein billiges Hotel empfohlen, eine Menge Info-Material gegeben und für mich die Übernachtung im Refugium für Donnerstag angemeldet. Heute ist es für mich zu spät, um aufzusteigen und morgen ist die Hütte angeblich voll. Am Nachmittag hat es stark geregnet. Ich habe mich für ein paar Stunden in mein Luxusbett gelegt. Am späten Nachmittag habe ich mir den Ort angesehen. Es ist sauber hier, viel Grün und eine ganze Menge kleiner, erstaunlich hübscher Häuser. Das Park-Hotel, wo ich residiere, scheint mit 3000 Dr. doch mit Abstand das Billigste in Litochoro zu sein. Ich habe Gyros mit Pitta gegessen (was sonst ?). Die Wirtsleute sprechen etwas deutsch und wollten mir gleich ein Zimmer vermieten. Mir ist aufgefallen, dass die griechischen Schriftzeichen teilweise mit den Russischen übereinstimmen. Außerdem werden Diese viel in der Physik als Formelzeichen verwendet. Zum Beispiel bei „ ΓYPOΣ ME ΠITTA „ habe ich gleich erkannt, dass es sich um etwas essbaren handelt. Am Abend erweckt die kleine Stadt zum Leben. Es gibt Straßenstände, die offenen Restaurants sind voll und es gibt einen kleinen Rummel für die Kinder. In der Dämmerung habe ich einen phantastischen Blick auf die Gipfel Myticas und Stefani.
17.07.
Gerade neben meinem Hotel vermietet eine junge Deutsche Fahrräder. Ich habe mir eine große Wasserflasche eingepackt und bin bei Sonne und Hitze Richtung Dion los geradelt. 10 km ging es bergab bis Dion. Der Ort erstickt förmlich im Grün. Überall in den kleinen Gassen niedrige, weidenartige Bäume. Manche davon blühen. Dazwischen kleine, verzierte Häuschen. Allerdings ist kaum ein Mensch zu sehen. Wahrscheinlich ist gerade Siesta. Vor dem Museum stehen zwei
Touristenbusse. Außerdem gibt es eine archäologische Ausgrabungsstätte, wo angeblich Zeus seine Sitzungen abgehalten hat. Überhaupt sind Zeus und seine Kumpel allgegenwärtig. Von Dion bin ich über die Hauptstraße, die nach Athen führt, zum Strand gefahren. Beim Anblick des Meeres ist mir doch eingefallen, dass ich tatsächlich ohne Badehose nach Griechenland geflogen bin. Natürlich bin ich trotzdem in die Wellen gesprungen. Meine neutrale Unterhose ist niemandem aufgefallen. Parallel zum Strand bin ich weiter auf der Hauptstraße nach Plaka geradelt. Hier ist ein Camping-Platz neben dem anderen. Allerdings auch nur steiniger Strand. Ich habe ein paar deutsche Camper getroffen, die mit dem Auto über Italien gekommen sind. An einem Kiosk habe ich mich lange mit einem alten Griechen unterhalten, der vor 20 Jahren ein Restaurant in München hatte. Er war sehr stolz, als ich bemerkte, er spreche gutes Deutsch. Von Plaka ging es dann 5 km bergauf nach Litochoro zurück. Ich war froh, als ich oben war. Ich habe das Bike zurückgebracht und mich noch mit der Vermieterin vom Hotel unterhalten.
18.07.
Um 9:00 Uhr bin ich von Litochoro losgelaufen. Der Fluss Enippeas hat einen tiefen Canyon ins Tal geschnitten. Bis zum Kloster Dionissies bin ich immer zu seiner Linken, auf einem gut ausgetretenen Pfad gelaufen. Die Landschaft ist felsig. Der Fels baut sich zu hohen Towers auf. Mir ist kaum ein Mensch begegnet. Im letzten Drittel bis zum Kloster musste ich öfters den Fluss queren. Zeus hat es mit dem Wetter gut gemeint. Es ist meist bewölkt und nicht so heiß. Nach vier Stunden war ich am Kloster. Dort habe ich den ansonsten gut markierten Weg verloren und fand mich auf einer Schotterstraße wieder. Nachdem ich eine Ziegenherde und ein paar verdammt große Hunde passiert hatte, zweigte die Straße nach Prionia ab. Ich fragte einen Deutschen, ob er noch einen Platz frei habe und fuhr die letzten 3 km in seinem Van mit. In Prionia endet die Straße. Auf etwa 1000 m gibt es hier nur einen Parkplatz und ein Lokal mit Bohnensuppe auf der Speisekarte. Nach einer ausgiebigen Rast machte ich mich auf den Weg zur letzten Etappe zur Hütte „A“. Es kamen mir massenweise Wanderer entgegen. Einige kamen von der Hütte oder vom Gipfel, die meisten allerdings sind nur vom Parkplatz etwas aufgestiegen, um nach ein paar Kilometern wieder umzukehren. Der Weg ist bedeutend steiler als der untere Teil, und führt meist durch Kiefernwald. Die Sonne scheint jetzt durchgängig, aber es ist jetzt auf über 1000 m angenehm kühl. Eine Stunde vor der Hütte ist der Wald erschreckend von einer Lawine mitgenommen. Wahrscheinlich eine Steinlavine. Nach insgesamt 8.5 Stunden Fußmarsch kam ich auf 2100 m an der Hütte an. Die Wolken sind jetzt unter mir und die Gipfel scheinen in der Sonne greifbar nah. Gebaut ist die Hütte auf einem Felsvorsprung, wie ein Adlerhorst . Man kann bei guten Wetter Litochoro und sogar das Meer sehen. Sie fasst 90 Leute und ist schätzungsweise zur Hälfte mit internationalen Hikern belegt. Es gibt warmes Essen, das Personal spricht deutsch und der Kamin in der Stube lässt so etwas wie Hüttenzauber aufkommen. Überhaupt ist die Behausung sehr komfortabel. Es gibt geflieste Duschen und richtige Betten.
19.07.
Auch heute haben mir die Götter wieder Sonnenschein gesandt. Um 7:00 Uhr bin ich zum Gipfelsturm aufgebrochen. Erst über weit gezogene Serpentinen über den Grat. Dann über die Rückseite stetig steigend. Ich bin einfach auf den mir am höchsten scheinenden Gipfel zugelaufen. Als ich oben war sind mir Zweifel gekommen, ob es wirklich der Myticas (der höchste Gipfel des Olympus-Massives) ist. Ein junger, etwas beleibter Tscheche ist mir natürlich den falschen Weg hinterher gelatscht. Als er auch oben ankam und ich zu der Überzeugung gekommen bin, auf dem Stefani zu sein, konnte ich Ihn überreden nach dem Myticas zu suchen. Wir sind ein Stück zurückgelaufen und haben über den Grad geschaut. Auf einmal war ich mir sicher. Da ist er. Der Berg der Berge. Über die Gipfel Stefani und Skala bin ich Richtung Myticas. Die letzte Stunde, vom Skala aus, ist eine reine Kletterstrecke. Durch so steile Wände bin ich noch nie gestiegen, und das alles ohne Kletterhilfen. Auf halben Weg habe ich einen sicher Mitte 50-jährigen Griechen mit seiner Enkeltochter überholt. Der Mann hatte Halbschuhe an und konnte sich meiner Bewunderung sicher sein. Oben (2917 m) wehte die griechische Flagge. Ich habe mich ins Gipfelbuch eingetragen und kann voller Stolz sagen: „Ich fühle mich den Göttern näher.“ Es ist 10:30 Uhr als ich oben war. 15 Minuten später kam auch der Tscheche schnaufend oben an. Ich habe mich derweil auf den Rückweg gemacht und war nach insgesamt 7 Stunden wieder an der Hütte „A“. Von den 50 Leuten die früh aufgestiegen sind erreichten etwa 15 den Myticas. Die meisten sind am Skala umgekehrt.
20.07.
Am frühen Morgen bin ich von der Hütte Richtung Prionia abgestiegen. Auf halben Weg kam mir eine Muliherde entgegen. Mit Hilfe der Mulis wird die Hütte versorgt. Es wird Proviant für die Küche, Diesel für den Generator und sogar das Brennholz heraufgeschafft. Die Karawane produzierte einen Heidenlärm. Es war nicht auszumachen wer lauter war, die Mulis oder die Treiber. Nach 90 Minuten war ich in Prionia. Von da habe ich mich von drei jungen Deutschen in ihrem Auto nach Litochoro mitnehmen lassen. Dort habe ich wieder im Parkhotel eingecheckt. Am frühen Abend, nachdem ich meine Klamotten gewaschen hatte, bin ich nach Plaka getramt. Als ich unten war fing es stark zu regnen an. Ich suchte mir ein trockenes Plätzchen und habe das Meer angestarrt. In einem Strandlokal habe ich mir ein Stück Olympiade, die heute begann, angeschaut. Dann habe ich noch die Stranddisco besucht, aber diese scheint erst später loszugehen. Als es halbwegs mit regnen aufgehört hatte, bin ich zurück nach Litochoro getramt.
21.07.
Heute am frühen Morgen habe ich mich in den Bus gesetzt und war 6 Stunden später in Athen. Die Fahrt nach Süden ging an der Küste entlang. Heute ist Sonntag und es sind an unzähligen Stellen Badende zu sehen. Gleich südlich von Makedonien schließt sich Thessalien an. Die Landschaft ist durch Hügelketten gekennzeichnet, auf denen überall Landwirtschaft betrieben wird. Weiter ging es durch Mittelgriechenland nach AΦHNA (Athen) . Der Busterminal liegt außerhalb der Stadt. Ich habe mich zur Metro durchgefragt und bin ins Zentrum gefahren. Im Altstadtteil Plaka habe ich ein Hotel gefunden. Ich habe meinen Rucksack zurückgelassen und bin auf die nicht weit entfernte Akropolis gestiegen. Auf dem Parkplatz davor standen etwa 183 Touristenbusse. Die Tempelanlage ist auf einen 156m hohen Felsblock erbaut. Das was heute zu sehen ist stammt aus dem 5. Jh.v.Chr.
Sie ist viel größer, als ich mir vorgestellt hatte. Von oben hat man einen guten Blick über die Stadt und man kann das Meer sehen. Anschließend bin ich, vorbei am Tempel des Olympischen Zeus, zum Plateia Omonoias gelaufen. Mit der Metro bin ich zurück nach Plaka. Der Stadtteil Plaka ist ein einziges Labyrinth von Gassen und Treppen. Überall Touristengeschäfte und man kann sich in unzähligen Tavernen niederlassen.
22.07.
Den ganzen gestrigen Abend und auch noch früh habe ich überlegt, ob ich weiter nach Süden, oder wieder nach Norden fahren soll. Ich habe mich für den Norden entschieden. Ich bin also mit dem Bus über Katerini nach Thessaloniki gefahren. In der Touristeninformation habe ich einen Stadtplan und eine sehr nützlichen Guide mit Karte bekommen. Ich habe ein Hotel im Zentrum der Neustadt bezogen und bin durch die Innenstadt und am Meer entlang gelaufen. Der Himmel ist bedeckt und es regnet leicht.
23.07.
Nachmittags bin ich mit dem Bus nach Sarti auf Sithonia gefahren. Sithonia ist der „Mittelfinger“ der Halbinsel Halkidiki. Der Bus hat jedes Nest mitgenommen und war 3.5 Stunden unterwegs. Die Landschaft ist gebirgig und von, mit Bäumen bewachsenen Felsformationen geprägt. An der Nord- und Westküste ist sehr viel Tourismus mit Zeltplätzen, Apartmenthäusern und Hotelburgen. Auch Sarti ist sehr touristisch. Allerdings ist es selbst ein Dorf mit kleinen Hotels und Privatzimmern. In den Reisebüros wird deutsch gesprochen, und überall die Auskunft: keine Zimmer frei. In einer Gasse hat mich dann eine Frau angesprochen und mir gestikuliert: ich könne bei ihr im Haus ein Zimmer haben. Es ist ganz einfach aber für 3000 Dr. auch günstig. Das Zimmer ist voll mit Plüschtieren und Bildern von Elvis und halbnackten Männern an den Wänden. Ihre Tochter wohnt angeblich nur in den Semesterferien hier, Ich habe Sie etwas herunterhandeln können, musste aber für zwei Nächte im voraus bezahlen. Einen Schlüssel gibt es nicht, aber man kann die Türklinke abziehen und mitnehmen.
24.07.
Ich war am Strand baden und bin durch die Klippen geklettert. Abends habe ich mich dem touristischen Treiben auf der Strandpromenade angeschlossen. Heute ist der erste Tag, abgesehen von den am Olymp, an dem ich keinen Gyros gegessen habe. Am Abend habe ich durch den sich auflösenden Dunst die Silhouette des Mt. Athos gesehen. Um in die Mönchsrepublik Athos einreisen zu können, muss man mindestens 21 Jahre alt sein, männlich sein, und eine Besuchserlaubnis vom griechischen Außenministerium haben.
25.07.
Nachmittags bin ich nach Tironi an der Westküste Sithonias gefahren. Auch Toroni ist ein am Strand langgezogener Ort, der meist aus Apartment- Häusern und einem Campingplatz besteht. Es ist nicht so groß wie Sarti und es sind meist griechische Touristen hier. Ich habe die Straßen nach einer Unterkunft abgeklappert und ein Apartment bezogen. Die Sonne werde ich heute meiden.
26.07.
Wieder bin ich mit dem Bus ein Stück die Westküste rauf nach Marmaras gefahren. Marmaras ist die typische Touristenhochburg. Ich bin zwei Stunden auf der Suche nach einem Zimmer im Ort umher geirrt. Es ist zwar reichlich Auswahl aber alles verdammt teuer. Schließlich habe ich nach langen Verhandlungen mit einer Wirtin ein Apartment für zwei Tage genommen. Nach Aussagen der Wirtin ist dies hier der schönste Urlaubsort in ganz Griechenland. An einem Imbiss habe ich in Erfahrung gebracht, dass es unweit in Porto Carras ein Casino gibt, deshalb ist es hier bedeutend teurer als auf der übrigen Halbinsel. Am Abend bin ich am Strand entlang gelaufen und fand mich mit einmal in Porto Carras wieder. Ich dachte nicht, dass es so nah ist. Es besteht aus zwei riesigen Hotelkomplexen mit Einkaufspassagen. Restaurants, usw. Es ist wie eine kleine Stadt. Das Casino habe ich mir nur von außen angesehen. Auf der Terrasse des einen Hotels lief ein lausiges Animationsprogramm.
27.07.
Gegen Mittag hat mich die Wirtin geweckt und gefragt, ob ich nicht schon heute abreisen könne. Sie möchte das Apartment für längere Zeit vermieten. Ich war verdammt froh über dieses Angebot und konnte den Preis noch etwas drücken. Meinen Rucksack habe ich bei ihr zurückgelassen und bin an den Strand (was sonst ?). Am frühen Abend bin ich mit dem Bus nach Nikiti gefahren. Von der Bushaltestelle bin ich die breite Straße Richtung Strand gelaufen. Überall waren alle Zimmer belegt. Das junge Mädchen in der Touristeninformation hat für mich telefoniert und etwas Günstiges gefunden. Ich wurde von einem älteren Mann abgeholt, der mich zu seinem neuen Haus fuhr. Der Raum ist ein Durchgangszimmer. Im hinteren Zimmer machen zwei griechische Brüder, von denen einer in Deutschland arbeitet Urlaub. Damit war ich überhaupt nicht einverstanden. Aber ich wurde überredet und ich bekam das hintere Zimmer. Auf der Terrasse wurde ich zu Kaffee und Obst eingeladen. Jetzt bin ich ganz zufrieden hier zu sein.
28.07.
Diese Nacht war ich eine Stunde auf Moskito-jagt. Ich habe bestimmt 20 Stück von den Mitviechern erlegt. Trotzdem habe ich anscheinend eines übersehen.
Beim Frühstück, so gegen 11.00 Uhr habe ich auf meine Karte geschaut und überlegt, wo ich heute aus dem Bus aussteige. Ich habe mich entschlossen gleich bis Thessaloniki zu fahren. Noch einen Tag am Strand ist wohl doch zu viel.
In Saloniki nahm ich dasselbe Hotel wie letzte Woche. Am späten Abend bin ich die ganze Uferpromenade (ca.4 km) abgelaufen. Ich glaube mit mir war die halbe Stadt unterwegs.
29.07.
Auf den Spuren von Aristoteles und Alexander des Großen habe ich mir die Stadt angesehen. Die bauwerklichen Zeugnisse reichen bis 300 n.Chr. In der Touristeninformation habe ich mich noch nach dem Bus morgen früh zum Airport erkundigt.
30.07.
Auf dem Airport herrschten chaotische Zustände. Vier Charter innerhalb einer Stunde ist wohl doch zu viel für den kleinen Flughafen. Im Flieger, einer MD11 sah ich die gleichen Gesichter wie beim Hinflug vor zwei Wochen. Mit einer halben Stunde Verspätung kam ich gut in FRA an.