Der große Hype um Künstliche Intelligenz hat mit ChatGPT angefangen. Das erste Mal dass ich etwas, das von ChatGPT erzeugt wurde, in der Praxis erlebt habe, war bei der 40 Jahr-Feier der Gutenberg-Schule in Sankt Augustin. Dort hielt ein ehemaliger Direktor eine mehrminütige Rede. Er schloß mit den Worten, dass genaugenommen nicht er, sondern ChatGPT diese Rede geschrieben habe und er der KI dazu nur 12 Worte vorgegeben hatte. Er nannte das "zumindest mal beeindruckend."
Da habe ich sofort Blut geleckt. Noch am gleichen Abend habe ich mich bei ChatGPT registriert und gleich mal ein paar Experimente gestartet. Ich war gerade damit beschäftigt, einen Film über die Tower-Bridge in London zu machen. Dazu hatte ich bereits jede Menge Daten über die Brücke zusammengetragen und hoffte so, die Ergebnisse mit denen von ChatGPT vergleichen zu können.
ChatGPT funktioniert nicht wie eine klassische Suchmaschine. Man muss dem Programm erst mal mitteilen, was überhaupt das Ziel der Anfrage ist. Also habe ich eingegeben: Ich bin ein Amateurfilmer und mache einen kurzen Film über die Tower-Bridge in London. Dazu benötige ich technische Angaben über die Brücke.
Zunächst einmal beglückwünschte mich das Programm dazu, dass ich einen Film machen wolle und wünschte mir viel Erfolg. Wenige Sekunden später wurden mir ca. 3 Seiten Text geliefert, die exzellent formuliert waren und hinsichtlich des Inhalts, zumindest aus meiner Sicht, keine Wünsche offen ließen. Da der Text etwas zu lang war, bat ich ChatGPT diesen auf etwa eine Seite zu kürzen. Das geschah innerhalb von Sekunden und stand der ersten Version in punkto Qualität nicht nach.
Das Ergebnis:
Die Tower Bridge in London ist eine der bekanntesten Brücken weltweit und bietet eine Vielzahl von beeindruckenden technischen Aspekten, die für einen Film interessant sein könnten. Hier sind einige wichtige technische Daten und interessante Fakten zur Tower Bridge, die Ihnen bei der Erstellung Ihres Films nützlich sein könnten:
Baujahr: Die Tower Bridge wurde zwischen 1886 und 1894 erbaut und am 30. Juni 1894 offiziell eröffnet.
Architekten: Sir Horace Jones (Stadtarchitekt von London) und John Wolfe Barry (Ingenieur).
Brückentyp: Die Tower Bridge ist eine kombinierte Klapp- und Hängebrücke (bascule and suspension bridge).
Gesamtlänge: 244 Meter (800 Fuß).
Hauptspannweite: 61 Meter (200 Fuß) zwischen den beiden Türmen.
Höhe der Türme: 65 Meter (213 Fuß).
Gewicht: Die beweglichen Teile der Brücke wiegen etwa 1.000 Tonnen.
Materialien: Die Brücke besteht hauptsächlich aus Stahl (über 11.000 Tonnen wurden verwendet), verkleidet mit Portland-Kalkstein und Granit, um eine ästhetische Anlehnung an die nahegelegene Tower of London zu schaffen.
Klappmechanismus: Die Klappbrücke wird von Hydraulikzylindern angehoben, die ursprünglich mit Wasserdruck betrieben wurden. Die ursprünglichen hydraulischen Maschinen wurden mit Dampf betrieben, heute wird das System elektrisch betrieben.
Öffnungsdauer: Die Brücke kann in etwa 1 Minute geöffnet werden.
Durchfahrthöhe bei geöffneten Klappen: 42,5 Meter über dem Wasser.
Verkehr: Die Tower Bridge wird täglich von etwa 40.000 Fahrzeugen genutzt.
Fußgängerweg: Es gibt zwei Fußgängerbrücken, die über den Türmen verlaufen und den Besuchern eine großartige Aussicht bieten.
Historische Bedeutung: Die Tower Bridge ist nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern auch ein Symbol Londons und eine bedeutende Sehenswürdigkeit.
Restaurierungen: Die Brücke wurde mehrfach restauriert, zuletzt umfassend zwischen 2008 und 2012, als das Äußere komplett renoviert und neu gestrichen wurde.
Lichtverhältnisse: Die Tower Bridge ist bei Nacht wunderschön beleuchtet. Ein Film, der sowohl Tag- als auch Nachtaufnahmen zeigt, könnte die Brücke in ihrer ganzen Pracht darstellen.
Perspektiven: Nutzen Sie verschiedene Perspektiven, um die Brücke zu zeigen – von der Themse aus, von oben (Drohnenaufnahmen, falls möglich), und von den Fußgängerbrücken in den Türmen.
Details: Fokussieren Sie auf die mechanischen Details der Klappbrücke und die Architektur der Türme.
Diese Daten und Fakten bieten eine solide Grundlage für Ihren Film über die Tower Bridge.
Dabei habe ich es nicht belassen. Ich habe nach Verbesserungen gefragt und erklärt, dass ich mit dem Film einen Wettbewerb gewinnen möchte. Der Text wurde in sekundenschnelle überarbeitet und ließ aus meiner Sicht keine Wünsche mehr offen.
Seitdem bereite ich mich bei Urlaubsreisen anders vor als früher. Ich lasse mir von ChatGPT für jede Sehenswürdigkeit, die wir wahrscheinlich besuchen werden, Texte ausarbeiten, die ich als PDF auf meinem Smartphone speichere. Dann kann ich sie vor Ort nochmal nachlesen. Oft sind in diesen Texten Hinweise auf Kleinigkeiten am besuchten Objekt, an denen man mangels Kenntnis, sonst vielleicht achtlos vorbeigehen würde.
Die Eingabe bei KI-Programmen nennt man prompten. Man schreibt also Prompts.
Dazu hätte ich ein paar Tipps:
1. Einfache Sätze formulieren. Keine komplizierten Verschachtelungen.
2. Man kann durchaus schrittweise vorgehen.
3. Immer positiv formulieren.
4. Was ist das Ziel? Z.B. ich möchte einen zehnminütigen Film über die Towerbridge in London machen.
5. Wenn vorhanden, kann man ChatGPT Informationen in Form von Texten, auch PDF`s, liefern
6. Teile ChatGPT mit, was seine Rolle ist, und erkläre ihm was die Zielgruppe ist.
7. Lege besondere Kriterien fest. Z.B. wenn ChatGPT aus Internetquellen zitiert, soll es unmittelbar darunter die Quelle nennen. Oder: Liste nur Sehenswürdigkeiten auf, die ich in maximal 30 Gehminuten erreichen kann.
8. Nutze verschiedene Prompts.
9. Lasse ChatGPT die Ausgabe strukturieren falls erforderlich. Z.B. Gib das Ergebnis in einer Tabelle aus. In der ersten Spalte steht..., in der zweiten Spalte steht... usw.
10. ChatGPT kann auch auf Dialoge reagieren.
11. Gib ChatGPT eine Texlänge vor, falls erforderlich.
12. Strukturiere Deine Prompts.
13. Wenn die Ergebnisse nicht zufriedenstellend sind, versuche es mal in Englisch.
14. Sporne ChatGPT an. Z.B. ich möchte mit meinem Film einen Wettbewerb gewinnen.
15. Frage ChatGPT wie es seine eigene Arbeit bewerten würde. Z.B. auf einer Skala von 1-6 nach Schulnoten. Fordere die Bestnote.
16. Ich habe zumindest gehört, dass ChatGPT auch auf Belohnungen positiv reagiert, habe es aber bisher nicht ausprobiert. Biete ChatGPT doch einfach mal an, wenn du den Filmpreis gewinnst, den Gewinn zu teilen.
Diese Art der Filmthemenrecherche ist eine enorme Zeitersparnis, bei gleichzeitiger Verbesserung der Recherchequalität.
Es gibt aber auch Dinge, die ChatGPT nicht gut kann. Ich habe für ein Filmwochenende in Würzburg eine Tabelle mit Restaurants erstellen lassen. Neben Namen und Adressen sollten auch die Internetseiten und die Speisekarten in einer Tabelle aufgelistet werden. Das mit den Internetadressen und Speisekarten entpuppte sich als Flop. ChatGPT ging ganz offensichtlich davon aus, dass das Restaurant eine Internetadresse hat: www.namedesrestaurants.de und das die Speisekarte dann unter: www.namedesrestaurants.de/speisekarte zu finden ist. Leider waren sämtliche Ergebnisse falsch. Aber immerhin haben sowohl Anschriften, wie auch Telefonnummern gestimmt.
Tipp: Bei ChatGPT werden deine Prompts zwar gespeichert aber nirgendwo steht zu lesen, wie viele und wie lange. Deshalb würde ich dazu raten, Prompts die sich bewährt haben, in eine Textverarbeitung zu kopieren und dort zu speichern. Warum? Wenn die Ergebnisse, z.B. zu Sehenswürdigkeiten in Würzburg, gut waren, brauche ich den Städtenamen nur gegen einen andern auszutauschen, kopiere das aus der Textverarbeitung wieder in die Eingabemaske von ChatGPT und kann erwarten, dass das Ergebnis ähnlich gut wird.
Noch ein Tipp: Schreibe die Prompts in einer Textverarbeitung vor. Erstens kann man sie dann direkt speichern und später wiederverwenden. Zweitens vermeidet man Rechtschreibfehler durch die Korrekturmöglichkeiten der Textverarbeitung. ChatGPT ist zwar recht fehlertolerant, hat aber natürlich auch seine Grenzen. Ich habe mal bei einem kurzen Prompt in zwei Wörtern Buchstabendreher gehabt. Das Ergebnis hatte nichts mit meiner gewollten Anfrage zu tun und war auch noch in Englisch.
ChatGPT gibt es als kostenlose und kostenpflichtige Variante. Das Programm wird regelmäßig , nicht ständig, auf aktuelles Geschehen trainiert. Dabei ist die kostenpflichtige Version, wie nicht anders zu erwarten, die Aktuellere. Außerdem ist in der kostenlosen Version die Ausgabemenge pro Anfrage limitiert.
In einem weiteren Artikel über ChatGPT zeige ich ein Beispiel für komplexe technische Problemlösungen. >>Hier klicken.<<