Drohender Flächen- und Raumverbrauch in Bildern und Skizzen

Der sogenannte Tausend Hektar-Plan sieht laut Beschluß des Wiener Gemeinderats (1995) in Jedlesee den Erwerb in "Fremdbesitz" stehender Grünflächen durch die Stadt zur Arrondierung des streng geschützten Wiener Wald- und Wiesen-Gürtels vor. Das betrifft im Bild unten die schraffierten Flächen, zu denen im Bereich Überfuhrstraße gleich links neben dem Schlössl auch der alte Parkplatz und die beiden unmittelbar dahinter liegenden alten Tennisplätze des 2003 geschlossenen Clubs gehören. Tatsächlich wurden diese Flächen Anfang der 1970er Jahre vom Wald- und Wiesengürtel abgetrennt und dem Tennisclub zugeschlagen. Der Rest des ehemaligen Gartens des Schlössls mit weiteren Tennisplätzen und der ehemaligen Tennishalle liegt jedoch außerhalb. (Die dunkelgrün markierten Bereiche stehen im Besitz der Stadt Wien, das Hellgrüne kennzeichnet Grund der Marchfeldkanal-Gesellschaft.)

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Vom Nordosten aus gesehen präsentieren sich die aufgelassenen Tennisplätze (im Herbst 2009) noch als von der Natur immer weiter zurückerobertes Grünland unmittelbar am Rand des Wald- und Wiesengürtels (mit der Wiese hinter der fast horizontal verlaufenden Buschzeile/roten Linie in der Mitte des Bildes). Sollte sich das Stift Klosterneuburg mit seinem Wunsch nach Umwidmung dieser zwei Hektar Grünland in Bauland bei der Gemeinde Wien durchsetzen, droht die mit den roten Linien grob nach Fläche und Kubatur skizzierte Verbauung durch acht Wohnblöcke mit bis zu fünf Geschoßen.

Deren Höhe würde mindestens das Dreifache jener des Schlössls (4,5 m Traufenhöhe) und der letzten, alten Einfamilienhäuser am Kammelweg (ganz rechts vorne im Bild) betragen. Der Gewerbebetrieb auf der linken Seite fügt sich mit seinen maximal zwei Geschoßen (Bauklasse I) immerhin von der Höhe her noch in die letzten Reste der vielgelobten, dörflichen Atmosphäre im Grätzl ein. (Das Objekt dahinter mitten auf dem umstrittenen Areal ist die alte Tennishalle, die im Juli 2008 durch einen Brand im Eingangsbereich beschädigt und im August 2010 geschleift wurde.) Kircherl und Schlössl im Herzen von Alt-Jedlesee würden durch die neue Wohnblöcke-Siedlung aus dem Blickfeld verschwinden.

Bis 30. Juni 2010 war der Bereich als Grünland gewidmet

Der rot angedeutete Bereich war bis Ende Juni 2010 als Grünland für Erholung und Sport (Esp) gewidmet. Das geht aus den Flächenwidmungsplänen für das Gebiet hervor. Das strittige Areal schließt direkt an den genannten Gewerbebetrieb (auf dem Plan unten als GB gekennzeichnet oberhalb der blau markierten, alten Denkmalschutz-Zone von Schlössl und desssen unmittelbarer Umgebung am Lorettoplatz), den Kammelweg und das Schutzgebiet des Wald- und Wiesengürtels (Sww) an.

Auf dem neuen Flächenwidmungsplan (siehe unten) ist die gesamte Esp-Fläche des ehemaligen Schlössl-Gartens nun Bauland. Bei bei genauerem Hinsehen ist zudem klar erkennbar, wie die frühere Schutzzone an der Ostseite des Schlössls (rechts daneben) verkleinert wurde. Der halbe Ostrakt verlor den Schutz. Es ist kein übertriebener Pessimismus anzunehmen, dass dadurch der ganze Seitentrakt von Abriss und Neubau bedroht wird. Auch die Schutzzone auf dem angrenzenden Grundstück Anton Bosch-Gasse 1 ist nun deutlich geschrumpft.

Die Pfarre hatte mit einer Umwidmung nicht vor der Wahl 2010 gerechnet

Ein interessantes Zitat fand sich im öffentlichen Protokoll der Sitzung des Pfarrgemeinderats von Maria Loretto im März 2009. Es war nachzulesen im Internet unter dem 2010 leider nicht mehr funktionierenden Link http://pfarre-jedlesee.org/pgr/prot/prot_24_03_09.pdf. Demnach würde eine Umwidmung "voraussichtlich nicht vor den Wahlen im Herbst 2010 erfolgen".

Weiter hieß es dort mit Bezug auf das seit Jahren bestandene Interesse der Pfarre, das Maria Theresien-Schlössl für eigene Zwecke zur Nutzung übernehmen zu können:

"Sollte nicht umgewidmet werden, gibt das Stift auch das Schlössl nicht her."

Diese Junktimierung war erfolgreich. Die Stadt Wien hatte dem nichts entgegenzusetzen. Am 30. Juni 2010 erfolgte die Umwidmung. Nur drei Monate später, Ende September, war es dann überraschenderweise auch aus mit dem Interesse der Pfarre. Sie wollte das Schlössl nicht mehr, unter anderem wegen zu hoher Renovierungskosten aufgrund des jahrelang fortgeschrittenen Verfalls der Bausubstanz (siehe Kopie aus dem "Lorettoboten" am Ende der Startseite unter "Home"). Der Verdacht ist nicht völlig unbegründet, dass die Pfarre mit ihrem Wunsch nach Schlössl-Nutzung nur der Forderung des Stifts Klosterneuburg nach Umwidmung zugunsten lukrativer Verbauung mehr Gewicht verleihen hatte sollen - und die Rechnung ging ja offenbar auch auf.