Lustgarten - Tennisclub - Wohnblöcke?
Ein Sonderdruck zum Jubiläum der 90jährigen Zugehörigkeit Floridsdorfs zu Wien widmete 1995 dem alten Ortskern von Jedlesee eine eigene Seite. Daraus geht u.a. hervor, dass sich hinter dem Maria Theresien-Schlössl dereinst ein Obst- und Lustgarten befand. Nach der Schließung des Tennisclubs im Jahr 2003 wurde dieses als Grünland gewidmete Areal nun Ende Juni 2010 auf Wunsch des Stifts Klosterneuburg von der Stadt Wien in Bauland umgewidmet und durch noch eine neue, 2013 bezogene Wohnblöcke-Siedlung im Grätzl zubetoniert.
Zum „Schlößl“ heißt es hier:
Das Herrschaftshaus von Jedlesee, auch „Schlößl“ genannt, ist das älteste Bauwerk des Ortes. An der einen Seite der Kirche, beschattet von mächtigen Lindenbäumen, gibt es dem Maria Loretto-Platz einen ruhigen, würdevollen Rahmen. Heute Lorettoplatz Nr. 5, war es früher Theresiengasse Nr. 1. Jedlesee war bis 1642 ein landesfürstliches Lehen. In diesem Jahre kaufte es der Stadtguardi-Fähnrich Andre Gurlandt um 200 Gulden als freies Erbgut.
Nach ihm finden wir noch achtzehn verschiedene Besitzer, von denen der letzte die Herrschaft im Jahre 1841 dem Stift Klosterneuburg verkauft hat, in dessen Besitz sich das Schlößl heute noch befindet.
Von den Besitzern wäre zu erwähnen: Albert Lonqueval Graf von Bouquoy, welcher das Dörfchen im Jahre 1696 erworben hat. Das Herrschaftshaus, 1683 von den Türken zerstört, wurde von seiner Gemahlin, Antonia Renata Gräfin von Bouquoy wieder aufgebaut., die 1712 auch eine Loretto-Kapelle errichten ließ.
Der langgestreckte Bau des Herrschaftshauses zeigt schöne Gliederung, welche noch durch Überhöhung des Daches an beiden Seiten gewinnt. Auffällig ist die durch einen Uferbruch der Schwarzen Lacke verursachte Verkürzung der Westseite. Ursprünglich dürfte das Herrenhaus, samt dem Meierhofe, um 1650 erbaut worden sein. Hinter dem Gebäude war ein großer Obst- und Lustgarten. Der Meierhof war an der Stelle, wo heute die Schule in der Wenhartgasse ist. 1945, nach dem Kriege, übersiedelten das Pfarramt und der Mesner in das Schlößl, weil der alte Pfarrhof durch Fliegerbomben zerstört worden war. Seit dem Frühjahr 1970 ist der „Floridsdorfer Tennisklub“ im alten Herrschaftshaus untergebracht.
Der Text unter dem Titel „Die Jedleseer Pfarrkriche“ lautet:
Schon im 17. Jahrhundert standen unter den mächtigen, turmhohen Pappeln am Ufer der Schwarzen Lacke, wo heute die Jedleseer Kirche steht, drei Kapellen. Sie waren dem heiligen Sebastian, dem heiligen Nikolaus (Patron der Schiffbrüchigen) und den heiligen drei Königen geweiht.
Fromme Stiftungen waren es, denn manche legten ein Gelübde ab, bevor sie sich den trügerischen Wassern der Donau anvertrauten, und erfüllten es dann, wenn sie glücklich dem Strome entronnen, hier ans Land gestiegen sind. Schon sieben Jahrhunderte früher soll eine Kapelle an dieser Stelle gewesen sein, doch ist über deren Schicksal nichts mehr bekannt.
Der eigentliche Grundstein zur Jedleseer Kirche, wenn auch nicht in ihrer heutigen Form, wurde 1712 (Pestjahr) gelegt. IN diesem Jahre erbaute die Witwe des vormaligen Herrschaftsbesitzers von Jedlesee, Antonia Renata Gräfin Bouquoy, neben diesen drei Kapellen eine vierte Kapelle, welche 1713 der heiligen Jungfrau Maria von Loretto geweiht wurde.
1729 stiftete Adam Aloisius von Thalheimb (Besitzer der Herrschaft von Jedlesee) noch eine Kapelle, die dem heiligen Johannes von Nepomuk geweiht war. Im Jahre 1779 hat Anton Freiherr von Störck, zu jener Zeit Besitzer der Herrschaft, die Maria Loretto-Kapelle zu einer Kirche umgebaut.