Erweiterte Liste der Projektvorschläge

Insgesamt hatte die Bürgerinitiative bis zum Start des Mediationsverfahrens elf Projektideen gesammelt. Ein Versuch, sie durch die rund 200köpfige Interessentengruppe als Orientierungshilfe bewerten zu lassen, unterblieb schließlich aus Zeitmangel. Mit Mediationsbeginn war diese Liste zwangsläufig bis zum Ende des Verfahrens unter Verschluß, weil sie bei diesen Gesprächsrunden vertraulich behandelt werden sollte. Die Reihung ist somit rein zufällig. Gemeinsam ist freilich allen Vorschlägen, dass sie vom Tisch gewischt wurden. Ebenso könnte ihnen nach wie vor gemeinsam sein, dass jeder davon vielen Bürgerinnen und Bürgern lieber als noch eine Wohnblöcke-Siedlung auf den Schlössl-Gründen gewesen wäre.

1. Maria Theresien-Schlössl: Generalsanierung der Bausubstanz

Kurzbeschreibung:

Das um 1650 errichtete, im 18. Jahrhundert umgebaute, ebenerdige ehemalige Herrenhaus ist seit 2003 dem Verfall preisgegeben, nachdem der frühere Tennisclub und Pächter den Betrieb einstellte. Das kleine Barockschlössl ist inklusive Garten und Baumbestand sowie der (seit Juni 2008 verschwundenen) Nepomuk-Statue davor eine der wenigen, historischen Sehenswürdigkeiten im Bezirk sowie Teil der letzten Reste des Zentrums des einstigen Dorfes Jedlesee, des ältesten Bezirksteils in Floridsdorf.

Die Totalsanierung des Gebäudes ist von der Art der künftigen Nutzung völlig unabhängig und hat in jedem Fall zu erfolgen. Aufgrund des Denkmalschutzes sind bauliche Veränderungen am äußeren Erscheinungsbild ohnedies ausgeschlossen. In diesem Sinn gilt das Projekt „Maria Theresien-Schlössl“ übergreifend für alle hier gesammelten Vorschläge. Nur die Ausgestaltung der Innenräume kann je nach Projektidee variieren.

Zielgruppe:

Alle Bewohnerinnern und Bewohner des Floridsdorfer Bezirksteils Jedlesee und darüber hinaus, denen der Erhalt historischen Kulturguts wichtig ist

Standort (alle Projektvorschläge):

Lorettoplatz 5, 1210 Wien

Rechtliche Rahmenbedingungen (alle Projektvorschläge):

Eigentümer Stift Klosterneuburg, Denkmal- und Ensembleschutz, dahinter Flächenwidmung Grünland Esp

Partner:

Soweit kompetent, bevorzugt Unternehmen aus dem Bezirk

Umsetzungsschritte:

Trockenlegung des Kellers vom Grund auf, Sanierung der Mauern, Fenster, Türen und des Daches unabhängig von späterer Ausgestaltung der Innenräume je nach Verwendungszweck; Wiederaufstellung des Brückenheiligen Nepomuk im Vorgarten sowie Wiederherstellung des Garten- und Hofbereichs unmittelbar um das Schlössl im Einklang mit den Bestimmungen des Denkmalschutzes

Referenzprojekte:

Von Dimension und Aufwand ungleich größer: die Marchfeld-Schlösser Hof und Niederweiden; Dokumentations-Fotos zum Zustand des Schlössls in Jedlesee beim Landeskonservatorat für Wien des Bundesdenkmalamts

2. Schwarze Lacke neu in Alt-Jedlesee

Kurzbeschreibung:

Großer Bio-Schwimmteich (bis 9.000 m2) zum Wildbaden und Auwald-Dschungelspielplatz mit Fitness-Parcours im verbleibenden, mindestens ebenso großen Areal

Zielgruppe:

Neue Bewohnerinnen und Bewohner der in den vergangenen Jahren im Grätzl errichteten Wohnblöcke (rund 1.500 Wohnungen) sowie Alteingesessene von Kleinkindern über Kinder und Jugendliche bis zu Seniorinnen und Senioren (inklusive Hundehalterinnen und Hundehaltern in eigenem Badebereich)

Partner:

Gemeinde Wien

Umsetzungsschritte:

Definition und Aufteilung des Areals in die Bereiche für den Bio-Schwimmteich und für die Aufforstung; Ausbaggerung und Anlegen des Teichs durch nachweislich qualifiziertes Unternehmen; Pflanzen von Standort-typischen sowie möglichst schnell wachsenden Bäumen (Pappeln, Weiden, Ahorn u.ä.) und Sträuchern (Hartriegel, Haselnuss, Spindelstrauch, Wildrosen etc.); allenfalls Schottern (Donaukies) der zusätzlich entstehenden Fuß- und Radwege; Nutzung des Schlössls und des Hofs unmittelbar dahinter als Veranstaltungszentrum (wie in Projekt 10 „Atelier Jedlesee“)

3. Bio-Garteln auf „eigenen“ Mini-Feldern

Kurzbeschreibung:

Bei einer durchschnittlichen Größe von etwa 20 m2 könnten schätzungsweise 500 bis 700 Beete zum pestizid- und herbizidfreien Anbau von Kräutern, Gemüse, Obst und/oder Blumen sowie Sträuchern angelegt werden. Zugang wäre zu Fuß oder per Fahrrad auf unbefestigten, allenfalls mit Donaukies geschotterten Wegen möglich. Kleiner Teil der alten Tennishalle als von den Hobby-Gärtnerinnen und Gärtnern selbst einzurichtendes Werkzeug-Depot und als Aufenthaltsraum, größerer Teil für Kinder und Jugendliche zu Gestaltung und Nutzung in Eigenverantwortung. Dazu im Freien Spielbereich für Kinder abseits der Beete.

Zielgruppe:

Alle Bewohnerinnen und Bewohner des Grätzls ohne eigenen Garten, die Interesse an ihren „eigenen“ Mini-Feldern haben.

Partner:

Verein „Wirbel“? Gemeinde Wien

Umsetzungsschritte:

Parzellierung, Anlegen von Wegen und Kompostplatz, eventuell Einfriedung des Areals mit ausreichenden Durchlässen für Kleintiere (Igel), bevorzugt Naturholzzaun (wie Tirolerhof in Schönbrunn); Nutzung des Schlössls und des Hofs unmittelbar dahinter als Veranstaltungszentrum (wie in Projekt 10 „Atelier Jedlesee“)

Referenzprojekte:

In einigen Wiener Gemeindebauten und Parks wurden solche Beete von den Bewohnern mit großer Begeisterung angenommen, zuletzt im Bereich des Lainzer Tiergartens.

4. Biologischer „Stadtbauernhof“ mit Streichelzoo

Kurzbeschreibung:

Entspannung und/oder auch Mitarbeit auf einem Bio-Bauernhof gleich im Grätzl, Kontakt zu – einer begrenzten Auswahl von – Tieren etwa durch Streichelzoo und Ponyreiten; kleiner Naturlehrpfad; Bauerngolf; Fitnessparcours etc.

Zielgruppe:

Interessierte Anrainerinnen und Anrainer von Kindern bis Seniorinnen und Senioren

Partner:

Landgut Cobenzl, falls Dépendance in Floridsdorf-Jedlesse erwünscht; Gemeinde Wien

Umsetzungsschritte:

Anpassung des Angebots an die im Vergleich zum Cobenzl nur etwa halb so große Fläche; Bau der benötigten Stallungen und Freibereiche inklusive Schutz von Kleintieren gegen Greifvögel; Anlegen eines Natur- und evtl. Kräuter-Lehrpfads sowie Fitnessparcours; Adaptierung der Innenräume des Schlössls als Wohnung für die Bauernfamilie plus davon getrennter Raum bzw. Stube für Besucher

Referenzprojekte:

„Wiens erster Stadtbauernhof“/Landgut Cobenzl - http://www.landgutcobenzl.at/

5. Robinson-Spielplatz mit Bio-Teich

Kurzbeschreibung:

Fantasie, Kreativität und Geschicklichkeit von Kindern und Jugendlichen werden statt durch vorgefertigtes Spielgerät weitaus besser in möglichst naturbelassenen Räumen gefördert, was die moderne Psychologie klar bestätigt. Im Zuge der Errichtung immer weiterer, neuer Wohnblöcke im Grätzl schrumpfte ein ursprünglich versprochen gewesener Robinson-Spielplatz auf lächerliche rund 250 m2 mit drei Geräten und einer Sandkiste.

Zielgruppe:

Kinder, Jugendliche + Erwachsene, wenn Hilfe nötig

Partner:

Kinderfreunde ?, Gemeinde Wien, SOS-Kinderdorf Jedlesee ?

Umsetzungsschritte:

Partielle Aufforstung, Anlegen eines Bio-Teichs, Bereitstellung der Grundstrukturen für weitestgehend den Kindern und Jugendlichen überlassene Ausgestaltung, Nutzung der bestehenden Tennishalle für Indoor-Sportarten inklusive Kletterwänden; Nutzung des Schlössls und des Hofs unmittelbar dahinter als Veranstaltungszentrum (wie in Projekt 10 „Atelier Jedlesee“)

Referenzprojekte:

Robinson-Spielplätze der Wiener Kinderfreunde – http://wien.kinderfreunde.at/index.php?page_new=5471

6. Therapiezentrum für Kinder und Jugendliche

Kurzbeschreibung:

Verhaltensauffälligen und/oder behinderten Kindern und Jugendlichen im Grätzl (Jugend am Werk, SOS-Kinderdorf, FamilienRAThaus, Verein JUVIVO im Seitz-Hof) und darüber hinaus sowie deren Eltern könnten wesentliche Hilfestellungen in einem großzügig angelegten und naturnahen Zentrum inklusive Tieren (auch Lamas, die sich nach neuen Erkenntnissen sehr gut eignen) als Therapie geboten werden. Die Innenräume des Schlössls wären dabei als Begegnungs-, Aufenthalts- und Gesprächsbereiche auszustatten. Die Tore des Zentrums sollten im Sinne der Förderung des Miteinander auch für Personen jeden Alters ohne Handicaps offen stehen.

Zielgruppe:

Siehe oben

Partner:

Die oben genannten Einrichtungen und weitere kompetenten Interessenten

Umsetzungsschritte:

Adaptierung des Geländes und der Innenausstattung des Schlössls

Referenzprojekte:

Erfolgreiche Jugendarbeitsinitiativen unabhängig davon, ob politisch, religiös, öffentlich oder privat

7. Reitstall mit Hippotherapie

Kurzbeschreibung:

Vom Gelände und der Umgebung her wäre Jedlesee mit dem nahen Marchfeldkanal und der Donauinsel ein nahezu ideales Gebiet für den Reitsport – sichere Reitwege abseits von Radfahrern und Fußgängern vorausgesetzt. Ein Reitstall mit Reitschule inklusive Hippotherapie sowie Einstellmöglichkeiten für Pferde privater Halterinnen und Halter könnte ein attraktives Angebot sein.

Zielgruppe:

Reitbegeisterte und alle, die es noch bzw. vielleicht nach einiger Zeit wieder werden wollen; behinderte Menschen, denen Bewegungstraining auf dem Rücken der Pferde helfen kann

Partner:

Gemeinde Wien, Veterinärmedizinische Universität Wien, bestehende Hippotherapie-Einrichtungen, interessierte Reitstall-Betreiber

Umsetzungsschritte:

Anlegen von Koppeln mit Sonnenschutzdächern, idealerweise mittelbar zu ersetzen durch Pflanzen schnellwüchsiger Bäume und Sträucher; kleiner Teich als Pferdeschwemme und Tränke; Errichtung von beheizbaren Stallungen sowie Sattelkammern und Scheune (Stroh, Heu, Futtervorrat); Adaptierung der alten Tennishalle für Reitzwecke; Einrichten des Schlössls für Wohnzwecke von Reitstallbetreiber und Personal sowie evtl. Aufenthaltsraum für Reitkundschaft; sichere Einfriedung des Areals evtl. mit Video-/Alarm-Überwachung zum Schutz vor Übergriffen durch Unbefugte, Vandalen/Tierquäler

Referenzprojekte:

Reitschule mit Hippotherapie Essling

8. Obst- und Gemüsegärtnerei mit Biomarkt als Nahversorger

Kurzbeschreibung:

Lange, umweltbelastende und energieverschwendende Transportwege für Lebensmittel werden immer fragwürdiger. Im eigenen Grätzl gezogenes Biogemüse und –obst käme zudem frischer zur Konsumentin und zum Konsumenten. Mit einer Fläche von zwei Hektar könnte eine professionelle Gärtnerei einen kleinen, eigenen Biomarkt für die unmittelbaren Anrainerinnen und Anrainer ausreichend beliefern. Ein kleiner Kinderspielplatz könnte und sollte zudem als Begleiteffekt dem Nachwuchs gesunde Ernährung attraktiv machen.

Zielgruppe:

Alle Bewohnerinnen und Bewohner der näheren Umgebung, insbesondere auch die Küchen z.B. des Caritas-Heims in der Anton Bosch-Gasse und des nahen ersten Wiener SOS-Kinderdorfs

Partner:

Sozialeinrichtungen mit eigener Küche sowie Gastronomen im Grätzl ?

Umsetzungsschritte:

Ausgestaltung des Geländes für Zwecke des Gärtnereibetriebs inklusive Glashäusern und eines kleinen Marktbereichs; Einrichtung einer Wohnung für die Betreiber im Schlössl und eines davon getrennten Kunden-/Besucherraums; Nutzung der Tennishalle als Lager- und Geräteraum sowie evtl. als Markthalle bei Schlechtwetter

9. Jungbürgerwald und Schrebergärten wie einst

Kurzbeschreibung:

Steigender Bedarf an Wohnraum hat u.a. die traditionsreichen Schrebergärten Wiens zum Verschwinden gebracht und durch Wohnblöcke ersetzt oder diese Kleingärten als ganzjährig bewohnbar in Bauland umgewidmet. Hinter dem Schlössl wäre auf etwa der Hälfte des Areals ausreichend Platz für eine Wiederbelebung von (heute biologisch zu bewirtschaftenden) Schrebergärten in deren ursprünglicher Form. Die übrige Fläche könnte als Jungbürgerwald zusätzlichen Lebensraum für Fauna und Flora sichern und Platz für einen Fitnessparcours für Jung und Alt bieten.

Zielgruppe:

Anrainerinnen und Anrainer in den Wohnblöcken der Umgebung, die es in der schönen Jahreszeit auf ein kleines Stück eigenes Grün samt bescheidenem Sommerhäuschen zieht, die aber bei Schlechtwetter und im Winter den Komfort ihrer Wohnungen bevorzugen.

Partner:

Zentralverband der Kleingärtner Österreichs? Gemeinde Wien

Umsetzungsschritte:

Parzellierung für etwa 50 Schrebergärten zu jeweils 150 bis 200 m2; Wasser-, Strom- und Kanalanschlüsse; Maximal geschotterte Zugangswege für Fußgänger und Radfahrer; Holzbauweise für die ebenerdigen Sommerhäuschen auf 30 bis 50m2; Naturholzzäune wie Tirolerhof (Schönbrunn); Auspflanzung eines Jungbürgerwalds im nordöstlichen Teil zum Kammelweg; Anlegen eines Fitnessparcours; Nutzung des Schlössls und des Hofs unmittelbar dahinter als Veranstaltungszentrum (wie in Projekt 10 „Atelier Jedlesee“)

Referenzprojekte:

Einstige Schrebergärten Floridsdorfs, z.B. auf den Schlössl-Gründen im „Englischen Garten“/Schwarzlackenau; Jungbürgerwald an der Oberen Alte Donau/Drygalskiweg (Grenze zwischen Floridsdorf und Donaustadt)

10. „Atelier Jedlesee“ mit (Barock-)Gartenbereich

Kurzbeschreibung:

Großer Bedarf besteht im Grätzl an einem öffentlichen Veranstaltungszentrum, das im Freien und in Innenräumen für zeitlich beschränkte oder permanente Kunstausstellungen, Theateraufführungen auch von Laien, Freiluftkino-Vorführungen sowie für von Gruppen selbst zu organisierende Feste genützt werden könnte. Das Schlössl böte mit dem ehemaligen Garten dieses Herrschaftshauses einen nahezu idealen Ort für ein solches „Atelier Jedlesee“, das auch einen neuen, kleinen Barockgarten mit Teich umfassen sollte. Gemeinsam mit Kindern und für sie wäre ein Spielplatz künstlerisch zu gestalten – etwa mit Skulpturen zum Herumklettern.

Zielgruppe:

Im Grätzl und darüber hinaus lebende und tätige (auch Hobby-)Künstlerinnen und Künstler; Freundinnen und Freunde gesitteter Geselligkeit bei Festen im Freien wie in geschlossenen Räumen, wenn der Privatbereich für die Gästezahl zu klein wird.

Umsetzungsschritte:

Möglichst flexible Gestaltung der Innenräume des Schlössls zur Verwendung für unterschiedliche Ausstellungen und Aufführungen; Schaffung der strukturellen Voraussetzungen für kleinere Theater- und Kinovorführungen sowie Feste auch im Freien im Hof hinter dem Schlössl; Anlegen eines daran anschließenden Barockgartens inklusive Teich durch Experten für historische Gärten; Schaffung der Strukturen des Spielplatzes; Nutzung der Tennishalle als Atelier für etablierte und angehende sowie auch reine Hobbykünstlerinnen und -künstler etwa aus Malerei und Bildhauerei sowie für Theaterproben.

11. Golfplatz für Anfänger

Kurzbeschreibung:

Golfsport erfreut sich wachsender Beliebtheit bei Jung und Alt. Die zur Verfügung stehende Fläche von rund zwei Hektar wäre zwar zu gering für einen Platz von internationalem Standard, aber für Neulinge zum Schnuppern und Erlernen erster Fähigkeiten ausreichend. Für Abschlagtraining als Voraussetzung für das Erreichen der Platzreife etwa könnte das Areal weitgehend naturnah erhalten bleiben.

Zielgruppe:

Interessentinnen und Interessenten aller Altersgruppen aus der näheren und der weiteren Umgebung

Partner:

Golfclubs Süßenbrunn und/oder Langenzersdorf?

Umsetzungsschritte:

Golf-gerechte Ausgestaltung der Freiflächen zwischen Schlössl und Kammelweg; Adaptierung der Innenräume des Schlössls für Wohnzwecke der Betreiber und davon getrennte Aufenthaltsräume der Golfspielerinnen und -spieler