Schlössl-Vorgarten als Baucontainer-Halde

Aus den Augen, aus dem Sinn?

Das Schlössl könnte erst optisch und dann überhaupt verschwinden

Sinn und Zweck der Umzäunung auch der Schlössl-Gründe durch die auf dem Nebengrundstück Anton Bosch-Gasse 1 tätige Baufirma Porr eröffneten sich den Anrainern ab dem 27. Oktober 2009. Nach und nach wurden Baustellen-Container und Baugerüste im Vorgarten direkt vor der Fassade des kleinen, barocken Maria Theresien-Schlössls aufgestellt. Das ebenerdige und denkmalgeschützte Gebäude auf dem Lorettoplatz in Alt-Jedlesee verschwand dahinter nahezu völlig aus dem Blickfeld.

Rechts im Bild verborgen der Osttrakt, hinter den Holzlatten das Tor und durch die Baustellen-

Container fast völlig verdeckt die Vorderfront des Schlössls. Schwarz umrandet die Sockelreste

der im Juni 2008 angeblich zur Renovierung aus dem Vorgarten entfernten Nepomuk-Statue

In der ersten Jahreshälfte 2008 war das Ensemble von

Maria Theresien-Schlössl samt Heiligenstatue wenigstens

äußerlich noch intakt, wenngleich sanierungsbedürftig

Nur noch hoffnungslose Optimisten mochten im November 2009 annehmen, diese Maßnahmen hätten irgendetwas mit der seit Jahren überfälligen Generalsanierung des mutmaßlich ältesten Gebäudes in Floridsdorf, nämlich des um 1650 errichteten Schlössls, zu tun.

Realisten nahmen eher an, dass das Stift Klosterneuburg als Liegenschaftseigentümer durch die Öffnung der Schlössl-Gründe als Baustellen-Depotplatz für das Wohnblock-Projekt nebenan einen Akt der Nachbarschaftshilfe setzte - wohl nicht unentgeltlich, unbeabsichtigte Zerstörung des historischen Bauwerks möglicherweise inklusive.

Für Pessimisten waren die Vorgänge ein drastischer Hinweis auf eine gut durchdachte Strategie: Das weitgehend von Baucontainern verstellte Schlössl und der völlig verschandelte Vorgarten würden die Erinnerung der Anrainer an "ihr" liebenswürdiges Schlössl mit der Zeit verblassen lassen. Am Ende wäre es dann gar nicht mehr so schwierig, alles zugunsten der vom Stift gewünschten Errichtung einer Wohnblöcke-Siedlung mit bis zu fünf Geschoßen auf seinem Grundstück direkt am Rand des Wald- und Wiesengürtels zu schleifen.

Groteskerweise wurden und werden diese Fakten geschaffen, während nach wie vor das im Mai 2009 gestartete Mediationsverfahren um die vom Stift gewünschte und den Anrainern massiv abgelehnte Umwidmung der Schlössl-Gründe von Grünland zu Bauland läuft. Dabei ist laut "öffentlicher Information" aus diesen Gesprächsrunden vom Juli 2009 das Bauprojekt des Nachbarn in der Bosch-Gasse kein Thema. Hier heißt es:

Anmerkung: Die Wohnhausanlage in der Anton-Bosch-Gasse 1 ist ein bereits bewilligtes Bauvorhaben und steht in keinem Zusammenhang mit dem Mediationsverfahren "Runder Tisch Schlösslgründe". (www.publicmediation.at)

Dieser angeblich nicht existente Zusammenhang erwies sich im Herbst 2009 freilich als ziemlich eng. Er bestand und besteht ohne jeden Zweifel ganz konkret.