Kirche in der Kritik

Für viele Muslime ist Europa das christliche Abendland. Aber in den letzten Jahrzehnten haben sich immer mehr Menschen vom Christentum entfremdet und es scheint manchen ein vergnügen zu bereiten, Falschmeldungen zu verbreiten und die Kirche unbegründet schlecht zu reden. Viele empfinden die Werte, für die die Kirche eintritt, als störend. Vieles, was hier in Europa passiert ist daher nicht christlich. Der "offene Brief" an die Zeitschrift Focus zeigt ein Beispiel für unbegründete kirchenfeindliche Agitation, auf die man immer häufiger stößt:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich habe heute den Focus vom 16.2.09 erhalten, wegen einem in jeder Bedeutung des des Wortes 'einseitigen Artikel' , der über Kirchenaustritte anlässlich der aktuellen Diskussion über Papst Benedikt und Piusbruderschaft berichtet. Was Sie da groß herausstellen ist eine Binsenweisheit! Immer, wenn der Papst, warum auch immer, in die Kritik gerät steigen die Austrittszahlen, sogar in der Evangelischen Kirche. Insgesamt haben sie mit Thomas Röll (Redaktion Deutschland), Birte Siedenburg (Redaktion Hamburg), Marco Wisniewki (Redaktion Frankfurt), Thomas van Züphten (Redaktion Düsseldorf) und U. Plewnia fünf Autoren benötigt, um dieses Machwerk zu schreiben. Bei der Durchsicht aller Artikel muss ich feststellen, dass so eine Autorensammlung recht selten vorkommt. Sie behaupten im dick gedruckten Einleitungstext, "aktive Katholiken.... verlassen in Scharen die Kirche". Mir ist es nicht bekannt, das in den Pfarrgemeinderäten, bei Kolping, bei regelmäßigen Kirchgängern oder in unserem großen Kirchenchor "die Scharen" die Kirche verlassen. Was ich wohl erlebt habe, war eine Verunsicherung angesichts der Berichterstattung. Als einzigen Beleg für ihre Behauptung führen sie die Seite Kirchenaustritt.de an, wo Austretende ihre Gründe angeben können. Sie lassen ganz außen vor, das die Berichterstattung über den Papst solchen Aussagen Vorschub leistet. Und ein Austritt klingt einfach besser, wenn man sagt, ich trete wegen dem bösen Papst aus und nicht wegen des Geldes. Sie geben, ohne Datumsangabe Theodor Bolzenius vom Zentralkomitee der Katholiken wieder mit der Aussage "die Wiederaufnahme der (Pius-) Brüder nähre den Verdacht, der Papst wolle hinter das Konzil zurück". Ob Bozenius diese Aussage heute noch machen würde, weiß ich nicht, sie ist aber falsch und nur aufgrund der Medienberichterstattung erklärlich. Es genügt ein Blick in Lexika. Redakteure brauchen nur die Wörter Enzyklopädie und Exkommunikation in eine Internetsuchmaschine eingeben, um zu erfahren, was der Papst schlimmes getan hat. Mit einfachen Worten hat der Papst gesagt, ihr Piusbrüder dürft wieder bei uns Beichten gehen und die Krankensalbung erhalten. Und wir müssen das Gespräch führen über das, was uns trennt. Der Papst gehörte zu den aktiven Mitgestaltern des Konzil an der Seite von Kardinal Frings (Köln). Er hat viele Bücher geschrieben, auch mit Stellungnahmen zum Verhältnis Kirche und Juden, alles ist für den kritischen Journalisten nachprüfbar. Und es ist doch nicht anzunehmen, dass wegen weltweit 600.000 Piusbrüdern der Papst seine Schriften widerruft, die er an 1.000.000.000 Katholiken und weitere interessierte Personen gerichtet hat. Dass Sie, nachdem die Affäre Williamson schon so lange die Öffentlichkeit beschäftigt, immer noch diese falsche Darstellung der "Wiederaufnahme der Piusbrüder in die Kirche"verbreiten, macht mich sehr besorgt und erinnert eher an eine miese Kampagne als an Journalismus. Die Pius- Bischöfe sind nach wie vor suspendiert und dürfen in keiner katholischen Kirche die Messe feiern.

Viele Reden des Papstes sind bei http://www.kathtube.com als Video, Audio oder Text gespeichert oder auf den Seiten des Vatikan. Es mag ja sein, dass bei der Masse an Infos, die durch die Agenturen die Medien erreichen, es nicht möglich ist, jede Meldung zu verifizieren. Allerdings sollte es deutliche Richtigstellungen geben, wenn sich zeigt, das eine Berichterstattung nicht korrekt war. Wie soll den jemand wieder in die Kirche aufgenommen werden, wenn es gar nicht möglich ist, aus der Kirche ausgeschlossen zu werden? Die Kirche kann die Spendung der Sakramente verweigern, aber sie kann keinen Ausschließen. Es steht einzig jedem frei, durch eine Austrittsbekundung zu sagen, ich will mit der Kirche nichts mehr zu tun haben. Rausschmeißen kann die Kirche aber keinen. Und so sind auch die Mitglieder der Piusbruderschaft, auch wenn ich deren Ansichten nicht teile, immer ein Teil der Kirche gewesen. Und wer, wenn nicht unser gebildeter Papst (Teilnahme am Konzil, Professor in Regenburg, Bischof in München, Leiter der Glaubenskongregation, Autor zahlreicher Bücher und kirchlicher Dokumente ( http://www.laetarebuch.de - der "Theologie- Discont")) kann in der Lage sein, den Piusbrüdern die Inhalte des Konzils nahe zu bringen.

Kritik an Bischof Williamson ist berechtigt und notwendig. Allerdings dürfte sein Interview auch ein Attentat auf den Papst gewesen sein. Er wusste von den Kontakten seiner Gruppierung mit dem Vatikan, er wusste, dass er etwas sagte, das gerade einen deutschen Papst in ärgste Bedrängnis bringen kann, er lehnt das Konzil ab und wird alles tun, eine Versöhnung der Piusbrüder mit Rom, die nur bei einer Anerkennung des Konzils möglich ist - wie der Papst immer betont hat - zu verhindern. Viele Medien haben sich hier also zum Werkzeug des Konzilgegners und Holocaustleugners Bischof Richard Willamson gemacht, indem sie seine eigentliche Absicht, den Papst zu beschädigen, voll unterstützen.

Ist das die Rolle die der Focus spielen will? Ich wäre hier für eine Klarstellung im Focus sehr dankbar und fordere sie auf, sich für diesen falsche Infos verbreitenden Artikel bei allen Katholiken zu entschuldigen. Passiert das nicht, kann ich allen Katholiken nur empfehlen, aus dem Focus- Abo auszutreten. Das Geld wäre für ein Abo der http://www.die-tagespost.de besser ausgegeben. Würden sie diese Zeitung ebenfalls abonnieren, würden sie wahrscheinlich nicht alles gut finden, was bei der katholischen Kirche passiert. Das ist auch jedem im Rahmen der Meinungsfreiheit überlassen, welche Schlüsse man zu Glaubensaussagen zieht. Aber die Berichte sollten doch korrekt wiedergeben was passiert und keine Lügen oder Falschmeldungen verbreiten. Auch wenn Sie diese Falschmeldungen geschickt über Zitate liefern, müssten sie als gute Journalisten sich doch über die wahren Sachverhalte informieren und dann diese in den Artikeln auch deutlich klarstellen.

Ich betone noch einmal, das auch mich die Affäre Williamson/ Papst verunsichert hatte. Aber nach einigen Recherieren waren die schlimmsten Erwägungen entkräftigt. Ich bin einfacher kirchlicher Laie und kein Journalist. Wenn ich das kann, sollten das Journalisten, aktive Mitglieder kirchlicher Gruppen, Theologen und Geistliche auch schaffen. Auch die Seite http://www.domradio.de liefert gute Hintergrundberichte aus dem Raum der katholischen Kirche.

Mit freundlichem Gruß,