Schweizer Minarett- Abstimmung/ Dez. 2009

Leserbrief von mir, der am 5.12.09 auch in der www.die-tagespost.de erschien.

Wenn ich die Verlautbarungen der Bischöfe zur Schweizer Abstimmung über Minarette lese, packt mich das Entsetzen. Dabei bin ich kein Befürworter des Verbotes von Minaretten. Denn ein Verbot von Minaretten ändert nichts. Nirgendwo steht in dem Text für den Volksentscheid, dass der Bau von "würdigen Moscheen" verboten werden soll, nirgendwo steht, dass der Islam nicht "architektonisch auffallen" darf. In keiner Weise werden Muslime an ihren Gebetrieten behindert und an der Schaffung schöner Räume dafür. Aber die Abstimmung deutet eine Angst an. Und ich finde in keiner der Stellungnahmen den Hinweis, dass die Muslime darüber nachdenken sollten, was aus ihren Kreisen das Ergebnis der Abstimmung gefördert hat. Die Islamisierung findet einzig durch die Demographie statt. Wenn die Europäer immer weniger werden und die Muslime immer mehr, dann werden die auch irgendwann die Mehrheit haben, die Minarette wieder zuzulassen. Hier hätten die Bischöfe argumentieren müssen, das einzig eine gelebte Kultur des Lebens in der Lage sein wird, dem Islam standzuhalten. Christen müssen politisch aktiv werden, um eine familienfreundliche, ökologisch nachhaltige Gesellschaft zu schaffen. Ich bin gegen das Votum, weil das Minarettverbot lediglich eine Symptomfuscherei ist. Es kann sogar kontraproduktiv sein, weil die notwendige argumentative Auseinandersetzung mit dem Islam nicht stattfindet, während der Islam trotz Minarettverbot weiter an Boden gewinnt.

Wie verlogen manche Muslime sind, zeigt die Türkei. Wer dem Patriarchen seine Titel abstreitet, christliche Ferienlager nicht genehmigt und die Pauluskirche in Tarsus nicht den Christen zurück gibt, der hat kein Recht, die Entscheidung der Schweizer zu kritisieren. Aber leider wird so ein Abstimmungsergebnis es auch nicht erleichtern, die Rechte der christlichen Minderhieten umzusetzen. Wenn jedoch der Islam so unbedenklich wäre, wie es viele Verlautbarungen von Bischöfen indirekt nahelegen, dann dürfte es die bedrängte Situation der Christen in islamischen Ländern gar nicht geben. Trotz Minarettverbot haben die Muslime in der Schweiz mehr Rechte, als die Christen in vielen islamischen Ländern.

Was ich ganz vermisse, ist, dass es in jedem Bistum eine Seelsorgestelle für am Christentum interessierte Muslime gibt, dass es keine Glaubensschriften auf Türkisch, Albanisch, Bosnisch oder Arabisch in sehenswerten Kirchen gibt und das in den Caritasstellen nicht wenigstens ein Schriftenstand über den christlichen Glauben zum Standart gehört. Es ist diese Selbstvergessenheit der Christen und zahlreicher Bischöfe, die ebenso auf mein Entsetzen trifft, wie die Abstimmung der Schweizer.

Wie Muslime sich selbst sehen, kann man bei youtube.com im Internet sehen. Da gibt es zahlreiche Filme über die verfälschte Religion der Christen und die einzige wahre Religion Islam. Die Muslime verstehen es dabei sehr populistisch sich auf die Bibel zu beziehen und diese in ihrem Sinne zu deuten. Es gibt zwar auch christliche Videos, nicht jedes kann ich empfehlen, aber ich habe den Eindruck, das die Muslime aktiver sind. Im Rahmen eines Leserbriefes alle Details zum Islam zu behandeln, würde einen Leserbrief sprengen. Aber ich habe den Versuch einer eigenen Missionsseite gestartet, die neben zahlreichen verlinkten Videos und Texten auch Auszüge aus Koran und Hadith enthält, die uns Christen betreffen: http://sites.google.com/site/ichsollliebenallemuslime . Mein Ziel ist es, die Christen wachzurütteln und bei Muslimen Neugierde für das Christentum zu wecken. Die Videos können als alternatives Rundfunkprogramm genutzt werden.

Vielleicht hätte eine Kirche, die sich wirklich der Herausforderung Islam stellt, so viel Vertrauen in unsere eigene Stärke geschaffen, dass die Schweizer gegen das Minarettverbot gestimmt hätten. Aber wenn man alles nur rhetorisch weichspült, braucht man sich nicht wundern, wenn einem die Masse der Bevölkerung nicht zuhört. Standfestigkeit wird immer laute Kritiker hervorbringen, aber ebenso überzeugtere Anhänger. Beschwichtigung schreckt dagegen alle ab. Es wäre viel gewonnen, wenn das die Kirche aus dem Volksentscheid lernt. Wer sich intensiv um den notwendigen Schutz der Ungeborenen bemüht, darf das geborene Leben nicht neoliberalen ausbeuterischen Strukturen überlassen, die allen Prinzipien der katholischen Soziallehre widersprechen und unseren Lebensraum Erde ökologisch ruinieren. Von daher sind meine Lieblingskirchenlieder "Wachet auf, ruft uns die Stimme" und "Sonne der Gerechtigkeit".