Gedicht
Vor lauter Dichtkunst werde ich langsam dicht.
So viele Worte kenne ich gar nicht.
So vieles habe ich kaum zu sagen.
Bestehen da noch Fragen?
Vor lauter Gedankenflechterei
habe ich im Schädelknochen
so etwas wie Kartoffelbrei.
Haben sie das schon gerochen?
Vor lauter guter Wortklauberei
wüsste ich nicht mehr ein noch aus.
Da bleibe ich hier und gehe doch raus,
so schnell ist dies Lied jedoch noch nicht aus.
Da gibt es noch mehr zu sagen.
Plagen einen Dichter solche Gedanken,
gerät er eben doch ins Wanken
und wird dabei auch gewisslich etwas schwanken.
Zwischen den Silben muss er sich finden,
er wird sich dabei auch sicherlich schinden.
Etwas Gutes zu sagen ist dann nicht leicht,
naja, das reicht.
Zumindest fürs Erste sei es jetzt genug.
Doch Vorsicht: Jetzt kommt erst der Betrug
dabei zum Vorschein,
und das hier sogar mit manchem Lichtschein.
Ich zeige das auf, was mich ums verrecken
nicht loslässt und mir sogar zum Schrecken
beim Dichten gereicht.
Es sind die Worte, wenn eines dem anderen so sehr gleicht.
Wie habe ich es da doch schwer mit dem a und dem e,
weil ich vom Konjunktiv nicht viel verstehe.
Und was ärgern mich doch zuweilen meine eigenen Worte,
bei so viel astreiner, sprachlicher Retorte.
Die aalglatten Sprüche aus meiner Feder
klingen zuweilen für mich ähnlich wie ein Gezeter.
Das schöne, rund geschliffene, kleine Glück
aus Worten bricht mir zuweilen mental das Genick.
Dann habe ich keine Lust mehr, etwas zu schaffen,
kann das Gewordene nicht mehr richtig raffen.
Dann soll ich es besser bleiben lassen.
Das ist doch wirklich nicht zu fassen.
Vor lauter Dichtkunst heißt es da nicht blöde zu werden,
schließlich hat man doch eh schon genügend Beschwerden.
Es will keiner lesen, was man selbst so erbricht,
darum sage ich es so anschaulich oder ist es das nicht?
Vor lauter schnöder Worte Glanz,
drehe ich mich nun im Kreis,
beiße wie die Katze mich in den eigenen Schwanz,
und zuletzt ist alles endlich ganz
daneben und würde nicht mehr zu gebrauchen sein.
Na, jetzt heißt es, das erst einmal zu merken,
was da bei mir wirklich geschehen ist.
Etwas anderes dabei zu entwerfen
und einmal wieder in sich zu gehen.
Dann heißt es, sich doch noch aufzuraffen und etwas zu schaffen,
das alles wieder gut zu machen.
Na, dann habe auch ich doch endlich einmal wieder etwas zu lachen.
07.11.2016