Landfahrer und Seegänger

Gedicht

Landfahrer und Seegänger

Nach all den langen Tagen

die sich mir da so offenbart haben

als ungeheure Vielfalt des Lebens,

erkenne ich, es ist vergebens.


Nicht mein ist alles das geworden,

und doch habe ich es versucht, mir etwas zu erhalten.

In mir ist es noch nicht abgestorben,

und doch spüre ich es, ein Erkalten von mir steht bevor.


Diese Sache möchte nicht wahr sein.

So denke ich da und bleibe ganz allein.

Bin nicht dabei noch mehr zu lachen,

weiß jetzt nichts mehr gut oder richtig zu machen.


Genug habe ich zuvor getan,

zumal das Pech auch kein Ende nimmt.

Nichts anderes ist es, was sich mir so sehr bestimmt,

wie dieses eine, mein liebes Kind.


Dabei ist manches noch davon ungeboren geblieben.

Was auch immer einmal kommen soll, es werde zuvor aufgeschrieben.

Man könnte es nicht anders erreichen.

Eine Vorsehung wird das ohne Gleichen sein.


Was auch immer einmal bei uns passieren wird,

es werde eher noch kapiert.

Was auch immer da einmal soll sein,

festgeschrieben soll es sein und ins Werden kommen.


So stehe ich da als kleiner Mann,

vor diesem meinen Leben und schaue es mir an.

Habe Achtung davor behalten

und bleibe doch derweil am Weben.


Welche Spinnereien ich doch zuweilen mache,

ach, was das manchmal für Hirngespinste bei mir sind.

Jetzt ist es so weit, dass ich endlich doch noch etwas lache.

Das ist es, was mir keiner nehmen soll.


Ich bestimme all mein Werden jetzt und hier auf dieser Erde.

Mit Stift und Papier geschieht das. Diesen Moment fürchte nicht.

Das sage ich zu Dir.

Du gehörst zu mir.


Ein Landfahrer bin ich gewesen

lange Zeit und viele Tage.

Habe die ganze Zeit in den Sternen gelesen,

weißt Du, das ist so bei mir, keine Frage.


Nun stehe ich davor es endlich zu wissen,

um mich selbst steht es gerade so beschissen.

Am Meeresstrand bin ich nun angekommen,

mit nichts in der Hand, alles Glück ist mir bereits zerronnen.


Landfahrer, das bin ich gerne gewesen,

doch habe ich dafür genug Geld gezahlt beim Wirt am Tresen.

Jede meiner Zechen fein haben abgegolten wollen sein.

Das ist es jetzt bereits so viel gewesen.


Endlich kann und möchte ich das Meer erkunden.

Will es erst einmal vom Lande aus umrunden.

Der Landfahrer, der ich selber bin,

sieht in der Seefahrt noch immer wenig Sinn.


Ein Seegänger möchte ich dagegen gerne werden.

Ich möchte umrunden dieses nasse Idyll,

was keiner mehr so, wie es jetzt geworden ist, wirklich gerne hat.

Mancher schaufelt derweil am eigenen Grab.


Will laufen an dem Strand,

meine Kippe halte ich dabei fest in der Hand.

Das ist ein Nichts mit Rauch und Feuersglut,

Wärme spüre ich an meinem eigenen Blut.


Seegänger zu sein,

das soll nun meine Sache werden.

Bin ich hier für mich allein?

Das Leben ist zuweilen doch so fein.



In Karlsbad-Langensteinbach, den 11.01.2016